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VH^F<br />

M<br />

4^,


«i »<br />

Trauerspiel<br />

fünf<br />

ln<br />

Aufzüge»<br />

Von C. H.Spieß.<br />

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Aufgeführt w» t?ki»3Hi«


,^r<br />

^^^.!<br />

«Personen.<br />

Elisabeth, Könlglnn von Engelanb.<br />

Marie, Königin« von Schottland.<br />

Lord Herreis, )<br />

Graf Douglas,)<br />

Mariens Begleiter.<br />

Graf Murray,) Deputlrte des schottlönbikord<br />

Lindsey, ) schen Parlaments.<br />

Sir Wmter, Kanzl


Erster Aufzug.<br />

G<br />

( Sa«I im Schloße zu Carlisle.)<br />

Erster Auftritt-<br />

Marie, fitzt nachdenkend auf einem<br />

Stuhle, Lord Herreis tritt ein.<br />

ttlarie.<br />

nlen Morgen, lieber lordl warum so traurig,<br />

so niedergeschlagen?<br />

l.. Her. Well ich an dem Kummer melner<br />

Königi«n den innigsten Anthell nehme. Ich<br />

hoste Eure Majestät diesen Morgen ruhiger zu<br />

seben, und finde Sie in neuen Kummer »ersenkt.<br />

Mar. Guter lorb, muß ich nicht traurig<br />

seyn? Bin ich nicht vom Throne verstoßen?<br />

von meinen Unterthanen verlassen? Sitze ich<br />

nicht hier in einem fremden sande, und harre,<br />

einer Bettlerin gleich, der Nachricht entgegen,<br />

ob M«» n»lr Schutz und Hülfe ge.vähren wird?<br />

A 2<br />

Ltp


4 Marie Stuart,<br />

Ben nahe verz


ein Trauerspiel 5<br />

verbannen. O Lord, hstte ick den »eisen Rath<br />

«»einer wenigen Freunde ln Schottland nicht<br />

verachtet, wsre ich nicht so übereilt geflohen,<br />

weine Getreuen würden sich wieder gesamwlet<br />

und mich besl'stz«t liaben. Ab« meine Sündhaftigkeit<br />

verließ mich, und bringt Douglas<br />

nicht Trost, nicht Hülfe, fo wünschte ich, daß<br />

ter Kahn, auf dem ich nach diesen Ufern fleh,<br />

umgestürzt, «nd ich in den Wellen des Meers<br />

das Ende meines Unglücks aefunden dätte.<br />

K.. Her. Mein« Hofnnng kann m


s<br />

Marie Stuart,<br />

mlch, wenn lch »«in Unglück so ganz überdenken<br />

wüßte, lord, ich kann mlch nicht an den<br />

Gedanken gewöhnen: du blst »lcht mehr Könl^<br />

ginn, und wenn ich denn obendrein nach langen<br />

R»s»'ltat«n fände: du »llß nie mehr Koniglnn<br />

«erden, so fühle lch zu wenig Etandhaftiglelt,<br />

um dies ertragen zu können. Ungewißheit<br />

ln seinem Schicksal »st ein großer Trost.<br />

Wle viele Tage finb's, daß Graf Douglas abgereist<br />

ist?<br />

H. Her. Heute der vierte Tag?<br />

Mar. Schon vier Tage l Der Graf zaudert<br />

lang«! vor einigen Jahren, als ich »och<br />

Schottlands Königin« war, schickte lch einen<br />

Eilboten an die Königin« Elisabeth ab, er tan<br />

ln acht Tagen zurück, und Douglas hat nicht<br />

das Viertel des Weges zu machen, den dieser<br />

machte. Der Eifer für selne Königin» läßt<br />

nach.<br />

l. Her. Eigene Schuld «sts gewiß nlche, daß<br />

er so lange verweilt. Hlnbernlfft bey Hof —<br />

«he er vorgelassen, angehöret, «he der Vortrag<br />

überlegt, eh beschlossen wurde —<br />

Mar. Guter Alter, wle ihr mich doch selbst<br />

darauf föbrt, all euren vorigen Trostgründen zu<br />

widersprechen. Ist Elisabeth , die große erhabene<br />

Königin», wie ihr Sie schildert, sollte sie<br />

«lr dann nlcht — ich »lll nicht sagen, selbst<br />

entgegen eilen— aber doch wenigstens ihre Hofstaat<br />

entgegen schicken ? — Elisabeth wird de»<br />

armen Glasen nicht angehört, ihn mit leere»<br />

V«ft?rechnngen abgeschickt, oder ganz kahl ge-


ein Trauerspiel. 7<br />

sagt haben: Ich mag meine Armee nicht für<br />

Fremde aufopfern! Und den treuen Douglas<br />

drütt die H.obspost zu sebr, um eilen zu löhnen.<br />

WenNs nun so kommt, wie ich denn grosse<br />

Ursacke habe, zu glauben, daß es so kommen<br />

wird, wo dann hin mit der verlassenen Könlglnn?<br />

Frankreichs Hafen ist mir verschlussen,<br />

Spanien tann mich nicht unterstützen. Nun<br />

tord! Send sonst immer so erfindungsreich eure<br />

Mari« mit angenehmen Ausfichten zu trösten«<br />

und schweigt nun auf einmal?<br />

l. Her. Ich will die Zeit abwarten, wo ich<br />

thätlger reden kann. Wenige Taze kann lch<br />

noch zu leben hoffen, aber ehe sich meine Augen<br />

schliessen, werden sie Marien noch auf<br />

Schottlands Throne sehen.<br />

Zweyter Austritt.<br />

Ein Bedienter. Vorige.<br />

Ned. Wenn lch mlch nicht lrre, Eure Majestät<br />

, so kommt «ras Douglas, lch sah ihn<br />

und viele Reuter zum Burgthor herein sprengen.<br />

Mar. Doualas wsre da? und so «Ueno?<br />

Et muß gute Bothschaft bringen' Er soll kommen<br />

, selne Königin« erwartet ihn mit Sehnsucht!<br />

— Das Gesicht mit Staub bebeckt,<br />

ln den nnorbentllchsten Kleidern soll er mir willkommen<br />

seyn, denn dies alles beweist Eilfertigkeit<br />

und Treu«! (bedienter ab.) Wo er<br />

A4<br />

»nur


, Marie Stuart,<br />

nur so lange bleibt? Geht, zeigt ihm doch den<br />

Weg zu »einem Zimmer. ( L.ord »b.) Graf<br />

Douglas da, und «lt ihm der entscheidende Augenblick:<br />

Hülfe, ober Vernichtung.<br />

Bed. Eure Majestät! der Graf Douglas! —<br />

tNnr. Ist « wirklich d« ?<br />

Beb. Er bittet um die gnädige Erlaubnlß —<br />

Mar. Er soll lo nmen. Wie


ein Trauerspiel- 9<br />

len. Unter so vieltn Tausenten Hab' ich lhrer<br />

noch zwey, aber ich b«n stolzer auf sie, als<br />

andere auf ihre Millionen, denn ich habe sie<br />

bewährt gefunden; und nun, Graf, erzählt:<br />

wie «mpfieng euch Elisabeth?<br />

Doug. Mit der edelsten Herablassung, mit<br />

Zeichen wahrer Freu?«, als sie hörte, daß ich<br />

ein Abgesandter von Schottlands Königin« s»y.<br />

S«t einiger Zeit, sagte sie, bin «bs gewohnt,<br />

nichts als unangenehme Nachrichten von meiner<br />

Freundin zu hören.<br />

LNltr. Ihr erzählt den Anfang zu umständlich,<br />

guter Graf, um vielleicht mit der schlimmen<br />

Post noch zsgern zu können. Ich bin anf<br />

all«s gefaßt, und will euch darauf leiten, wie<br />

nahm sie die Nachricht auf, daß die Rebellen<br />

weine Armee zerstreut, mich gefangen gesetzt<br />

haben?<br />

Doug. Mit wahrer Thellnehmuna., mlt Erstaunen<br />

über die Kühnheit der Rebellen.<br />

Nl


10 Marie Stuart,<br />

Glauben verdienten, ssemeiner Freundstfaft unwürdig<br />

machten, so will ich sie doch schützen,<br />

und gegen ihre Rebcllen vertheidigen, denn ich<br />

bin meinen eigenen Unterthanen den Beweis<br />

schuldig, daß man seine Königin« nie ungestraft<br />

beleidige.<br />

L.. Her. Nun ist die Reihe zu reden an<br />

mir! Hab' ich zu viel gesagt? Hab ich den Karakcer<br />

Elisabeths zu übertrieben geschildert ?<br />

iN« Douglas, ihr hintergeht mich doch<br />

nickt?<br />

Douy. Nein meine Königin«! Ich könnte<br />

von Elisabeths Vüte noch weit mehr erzählen,<br />

und würde immer noch zu wenig erzählet ha»<br />

len.<br />

Mar. V.rzel5t mir Douglas, daß ich an<br />

eurer Aufrichtigkeit zweif-in konnte! Eben mit<br />

den traurigsten Aussichten in die Zukunft de«<br />

schHftigt, iffnet ihr mir so blendende, so reizende,<br />

das ich nicht drein zu blicken vermag.<br />

Ihr laut mir meinen zerfallenen Thron auf,<br />

und ich bat im verflossen«« Augenblicke den<br />

Lord, wir einen kleinen Wlnlel zu meiner Wohnun,<br />

zu verschaffen.<br />

donct. Bald wird ein neuer Beweis für<br />

»eine Nachricht bürgen. Herzog von Norfolk<br />

ist schon unterwegens lm Namen seiner Könlginn<br />

Eure Majestät zu bewillkommen.<br />

Mar. Herzog Norfolk? doch nicht der nämliche,<br />

welcher als Gesandt« an meinem Hofe<br />

war?<br />

Dang.


ein Trauerspiel.<br />

DouF. Ebendleser; wir nannten ihn nur den<br />

trockenin Engeländer, denn er sprach selten,<br />

und war ein Feind aller Komplimente.<br />

Mar. O mein Herz — Nicht — ( verwirrt.)<br />

Ich erinnere »ich selner noch recht<br />

wohl Er war ein sehr schöner Mann!<br />

Elisabeth schrieb mir damals : Ich schicke euch<br />

den schönsten Mann «eines Landes! Also dieser<br />

? Sein trockenes, redliches Wesen unterhielte<br />

mich oft in de» Stunden der Melancholie<br />

! Wird er bald kommen?<br />

doug. Nur e«. e Meile von bier verlies ich»<br />

ihn! Ich konnte mir das Glück nicht länger<br />

versagen, meine angebetete Königin» wieder zu<br />

sehen, und der «st: Ueb« bringer so angenehmer<br />

Nachrichten zu seyn. Ich beneide sie, sagte<br />

der Herzog, als er mich entließ, daß sie eher<br />

als ich, das reizend« Angesicht ihrer Königin«<br />

sehen sollen, aber sie haben ältere Vorrechte,<br />

und ich entlasse sie. Zur Dankbarkeit aber müssen<br />

fies ihr auslichten, baß ich vor Begierde<br />

brenne, sie wieder zn sehen, und baß ich gleich<br />

nach ihnen «lnzutltffen hoffe.<br />

Ntar. Ich freue mich recht auf die Ankunft<br />

dieses Mannes.' Wißt ihr es noch, Mylord,<br />

wie wir im Thiergarlen spazieren giengen, und<br />

als er so melancholisch daher wandelte, wir in<br />

ihn drungen zu sagen, was ihn quäle? Wie<br />

er gegen mich auffuhr und sagte: Wahlllch,<br />

wären Sie keine Königin», sie motten mein<br />

Weib werden. Er handelte die Zeit seines Aufenthalls<br />

bey uns eben so schön, als er aussah!<br />

L. Her.<br />

n


i2<br />

Marie Stuart,<br />

t. Her. Ich kann die Stunde lau» erwarten,<br />

lnihm einen Frennv »«armen zu tonnen!<br />

DouF. Sein Ansehen ist bey Hof« sehr glänzend.<br />

Ich erstaunte nicht wenig, als lch lhn<br />

Oroß-Admlral nennen hörte.<br />

Mar. Er war stets tapfer und tähn! «uthig<br />

in jeder Gefahr, turz man sah's dem Mann<br />

lm Gesichte an, daß er Schlachten gewinnen,<br />

und Feinde verjagcn ksnne. Hätte lch unter<br />

all meinen Generalen — lch trete euch nicht l«<br />

nahe, wenn ich das sage — nur Einen Norfolk<br />

gehabt, und ich fasse gewiß noch ruhig auf «einem<br />

Thron ( man hört Trompeten. )<br />

Doug. Ha! der Htljog timmt, er hat Wort<br />

gehalten!<br />

Mar. Eilt ihm entgegen ! ( K.ord und<br />

Douglas ab.)<br />

Mar. ( allein.) SM lchs dem Schicksal ><br />

oder der gütigen Elisabeth danken, ba< sie mir<br />

eben den Mann entgegen schickt, der schon ehemals<br />

meinem Herzen nickt glelchglltlg war?<br />

Wenn sieihm nun vollends das Kommando gegen<br />

die Rebellen anvertraut, denn isis nicht<br />

Schicksal, nicht Elisabeths Güte» denn ist« ein<br />

höherer Wink, lhn nie von meiner Seite z»<br />

lassen.<br />

Vier


ein Trauerspiel. ,3<br />

Vierter Auftritt-<br />

Marie, Herzog, Douglas, Herreis<br />

und Gefolge.<br />

Herz. Verzeihen Sle, gnädigste Königin« ?<br />

daß ich unangemeldet erscheine. Diele beyden<br />

lords versicherten mich, Eure Majestät erwarteten<br />

meiner mit Verlangen. Das zu hören und<br />

durch alle leere Gemächer durchzudringen, war<br />

«ins. Itzt erst erkenne ich meinen Fehler , und<br />

bitte demuthlgft um Vergebung.<br />

Nlar. Willkommen, mein lieber Herzog,<br />

willkommen, dleKönlginn hätte mir ihre freundschaftlichen<br />

Gesinnungen nicht thitiger beweise»<br />

können, als dadurch, daß sie mir einen alten<br />

Bekannten, und ich kann wohl sagen, einen<br />

Freund entgegen schickt,<br />

Herz. Immer noch die große, die erhabene<br />

Königin«! Immer noch die schöne Marie, die<br />

«it eine« Blicke belohnt, mit einem Winke<br />

hlnrelßt. Da Hab'ich den ganzen langen Weg<br />

nichts anders gedacht, als Schottlands Königin«<br />

ln unser« kande mit Anstand bewlllkommen<br />

zu können, h«b', so wahr ich Sie sehe, in mein m<br />

Gehirn «lue lange Anrede verfaßt, und nun,<br />

«lles weg, alles «ln vergessen. Aber ihr huldreicher<br />

Blick, ihre Stimme, der Name Freund —<br />

wen das nicht verwirrt, »er darüber nicht alles<br />

vergißt, der muß nicht fühlen, nicht empfinden<br />

^ muß Eure Majestät nicht gesehen haben!<br />

Da


i4<br />

Marie Stuart/<br />

Da steh ich, und ««de bald ganz schwelgen<br />

»äffen / schnaube Rache über die elenden Schottland«<br />

! Co eine Königin« zu haben! Sie so<br />

zu tränten, Sie zu verstoßen! Nun «areet,<br />

Rebellen, wartet, das Kompliment, daß ich von<br />

Vlelner Königin« an euch zu Überbringen h ibe,<br />

( schlägt nn sein Schwert. ) will ich gewiß<br />

nicht vergessen. — Warlich Cure Majestät, schon<br />

längst hätte ich gerne alle meine Aemter und<br />

Würden mit dem Titel eines Abgesandten an<br />

Schottlands Königin«, zu vertauschi« ge runfbt.<br />

Dle Zelt, die mir an Ihrem Hofe zuzubringen<br />

vergönnet war, halte ich für die glücklichste »ei«<br />

«es Lebens, sie stoß in Bewunderung der großen<br />

Königin« dahin.<br />

Ntnr. Herzog, eure Hossprache ist mit euren<br />

Aemtern gestiegen, ihr habt, was ich sonst so<br />

gern an euch vermißte— ihr habt schmeicheln<br />

gelernt. Ich bin nicht mehr Schottlands Ks«<br />

»tglnn, bin «in armes, verlassenes, aus seinem<br />

Vaterlonde verjagtes Weib.<br />

Herz. Verzeihen Eure Majestät, baß ich Ihnen<br />

lns Wort fallen muß. Ich hoffe dadurch<br />

am deutlichsten zu blwelsen, daß ich nlcht schmeicheln<br />

gelernt habe— Daß Sie nicht mehr<br />

Schottlands Königin« sind, daß sie ihre Unterthanen<br />

so tief herabgesetzt haben, bey Fremden<br />

Schutz zu suchen, kann Eure Majestät nicht Hill»<br />

so stark, wie mich schmerzen. Aber immer hat<br />

das «schlimmste auch feine gute Seite! Wäre das<br />

erster« nicht geschehen, so wäre dl« große Ma? ie<br />

nicht nach Engeland gekommen, so hätte der<br />

Her-


ein Trauerspiel. 15<br />

Herzog Nor'olk nie die größte Freude seines<br />

lelens gemessen tonnen , Euer Majestät noch einmal<br />

zu sehen, und — wenn nur schon die<br />

Ownde da wäre'. — sein leben und Blut für<br />

dieser Königin» Wohl aufzuopfern.<br />

Mar. Ich werfe mich ganz in Englands<br />

Schutz-<br />


16 Matte Stuart,<br />

Dies hatten wir nun eben so gut in Gegenwart<br />

meiner und Euer Majestät Getreuen beschlösse»»<br />

tonnen; aber gnadigste Königin« , Aufrichtigkeit<br />

war von jeher mein Fehler — ich konnt's<br />

nicht ertragen M wie die Hofschranzen da standen,<br />

und angaften die große Königin«, und sichnebenbei)<br />

an meiner Verlegenheit weideten. Und<br />

ich werde dock noch weit mehr zu ertragen habe»;<br />

d« hat die Königin« beschlossen, Sie erst in<br />

ihrer Hauptstadt zu sehen, und zu bewilltommen,<br />

da wcrds an ein Gaffen, an ein Bewundern<br />

gehen, ganz kondon wird die schöne Königin»<br />

zu sehen verlangen, und doch nicht sehen<br />

tonnen. Ich werde viel dabey leide»/ aber<br />

groß, gut will ich mirs auch seyn lassen, wen«<br />

ich Sie zur Armee fort führe.<br />

M»r. W,r gehen also nach London?<br />

Herz. Dem Himmel seys gedankt, nur auf<br />

«inen Tag. und dann gleich mit der bereitstehenden<br />

Flotte nach Schottland.<br />

tN»r. Wer wird sie tommandiren?<br />

Herz. Ick, Euer Majestät'.<br />

Mar. Dann ist mcm Sieg gewiß?<br />

Herz. Ja, das hoff ich, siegen wollen wir,<br />

herrlich siegen, denn meine Soldaten streuen<br />

für die große Marie, und da soll Sieg oder<br />

Tod ihr losungs - Wort seyn. Ich freue mich<br />

nicht wenig auf den Augenblick, wo ich den<br />

kriegerischen Reihen dies Gluck zu verkündigen<br />

anlange. Mit frohem Jauchzen werden sie mich<br />

bewilltommen, und wen» denn nun Sie selbst<br />

lie Bezwingen«« aller Herzen, auftrm, in ei-<br />

5 Vt«


ein Trauerspiel. i?<br />

nem Nu alles an sich zltht, und sagt: dort<br />

uberm Meer steht mein verwaister Thron. 3»<br />

Tausenden «erden sich dann die Kühnen herbey<br />

drangen und rufen: da sind «nsr« Schultern,<br />

setzen Sie sich drauf, und wir tragen Sie hinüber.<br />

Königin»: Nie war mir der Stand eines<br />

Kriegers so wertt, , wie Heu« , weil


,8 Marie Stuart,<br />

hen? Die aus Furcht für Norfolks Tapferkeit<br />

zurück gekehrten tords werden aufwachen, abwerfen<br />

das Joch/ aufs neue rebellircn, und<br />

mein Tod ist dann gewisser als itzt.<br />

Herz. So lange Herzog Norfolk lebt, so lange<br />

die große Marie ihm vergönnt/ für Sie zu<br />

streiten, sollen Euer Majestät nie an den Tod<br />

denken. Durch diese Klagen, gnädigste Königini,<br />

bringen Cie mich auf einen Verschlag,<br />

den mir meine Königin« Ihnen vorzutragen befallt.<br />

Ein Vorschlag, den ich so gern vergessen<br />

m öchte, aber leider nicht vergessen kann. Schottlands<br />

Königin« wird nie ruhig regieren, sagte<br />

die grausame Elisabeth zu mir, wenn sie nicht<br />

ihre Ehe mit Graf Bothwell zernichtet/ sich<br />

nicht zu einer andern und anständiger« Heurath<br />

entschließt, und wahrlich Euer Majestät haben<br />

unter allen Prinzen von ganz Europa die Wahl,<br />

welcher Hof wurde die Verbindung mit Ihnen<br />

wohl ausschlagen?<br />

Mar. Ich fühls. Elisabeth urtheilt billig.<br />

Die Last der Regierung fallt mir schwer: seit<br />

dem ich sie antrat, kenne ich keinen Tag, an<br />

dessen Ende ich sagen konnte: Ich Hab' ihn vergnügt<br />

zugebracht. Auck gesteh' ich gerne, daß<br />

jedes Reich eine Verbindung mit mir willig annehmen<br />

wurde; aber ich habe die last dieser<br />

Staats - Verbindung, an meinem ersten Gemahl<br />

in ganzer Starke, gefühlt. Sie kommen, die<br />

zum Herschen gewohnten Prinzen, und machen<br />

uns zu ihrer Sklavin , und wenn ich Umertban<br />

seyn muß < so will ich auch nicht Königin« hcissen.


ein Trauerspiel. »9<br />

s«,, so ist mir die erste beste Hütte, willkommner<br />

als mein Thron.<br />

Herz. Und sollte unter Schottlands ganzem<br />

Adel nicht einer zu finden seyn, der's mit seiner<br />

Königin« redlich menm, der — auch untern<br />

Nieder« giebts edle Herzen — dieser Gnade<br />

seiner Königin« würdig wäre?<br />

Mar, Ich Hab' alle die wenigen geprüft,<br />

von deren Eigenschaften ich glaubte, sie würden<br />

meinem Herzen nicht gleichgültig seyn. 3lber<br />

selbst Heinrich und Bochwell, die ich doch<br />

mit meinem Herzen und mit meiner Krone beglückte,<br />

hielten diese Probe nicht aus! Beyde<br />

schmeichelten mir, schmachteten nach der Königin«<br />

, nach ihrem Throne, aber nicht nach meinem<br />

Herzen. Wie übel Heinrich mir begegnete<br />

»ißt ihr selbst. Bothwell l> hme meine grau,<br />

zenlose liebe mit Undank, der Zaghafte verließ<br />

mich auf dem Schlachtfeld« zu Pm ie, seitdem<br />

ist er mein Gemahl nicht mehr. Was Elisabeth<br />

wünscht, ist wirtlich geschehen, wir sind förmlich<br />

geschieden. Doch brechen wir davon ab.<br />

Ihr habt noch Auftrage von Eurer Königin« 3<br />

Herz. Keine andere, als die Befehle Euer<br />

Majestät anzuhören, zu vernehmen, wie de»<br />

Rebellen am besten heyzukommen sey, und unterdessen<br />

die Verhaltungsbefehle an die Flotte<br />

abzuschicken.<br />

M«. (für sich) Der einzige Mann, dn,<br />

ich noch liebe» tonnte, (zum Herzog) Ich<br />

überlasse alles dem edlen Herzog von Nerfolt,<br />

«r führe seine Sachen gut, und ich werde so<br />

B 2<br />

dank-


»o Marie Stuart,<br />

dankbar sey«, als ich kann nnd vermag. Edingbürg<br />

scheint mir, wäre der bequemste Ort zur<br />

kandnng der Englander, das veste Schloß daselbst<br />

ist noch in Händen meiner Getreuen, die<br />

gewiß mit Hülfe und Unterstützung herben eilen<br />

werden — Herzog, Ihr wißt mir also keinen<br />

Rächi<br />

Herz. Gnadigste Königin«, noch ist mir der<br />

Mann unbekannt, und er hatts mir mit zu thu»<br />

— der sagen könne: Er verdiene Mariens Herz.<br />

LNar. Und ich fordre so wenig von diesem<br />

Manne. Muth und Tapferkeit, um mein unruhiges<br />

Volt im Zaum zu halten, und ein Herz<br />

voll Liebe für seine Marie!<br />

Herz. Wen« Euer Majestät nur liebe fordern<br />

, welcher Mann ist denn Ihrer unwürdig,<br />

und welches Herz bleibt denn bey den Reizen<br />

der Schönsten in Europa ungerührt? — W»<br />

wäre der Zaghafte, der, wenn er für diese Perle<br />

streitet, nicht töwenmuth bekäme?<br />

Mar. Wie schamroth tonnt' ich Euch itzt<br />

machen, wenn ich Cure Schmeicheleyen als<br />

Wahrheit annahmen, und sagen wollte: Unter<br />

allen Mannern, die ich geprüft habe, finde ich<br />

keinen meines Herzens würdiger, als den Herzog<br />

Norfolk! Aber dies nur zur Warnung,<br />

damit Ihr künftig dem sch'ne» Geschlechte nicht<br />

zu viel Unruhe verursacht. Ein solches Kompliment<br />

macht auf das Herz eines Frauenzimmers<br />

großen Eindruck, besonders in dem Munde<br />

des schönsten Mannes von England, denn so<br />

hat Euch Eure Königin» in einem Briefe an<br />

mich


ein Trauerspiel. 2»<br />

mich selbst genannt, und wir Gchottlanderiun Habens<br />

nur zu gut empfunden, daß siedie Wahrheit<br />

geschrieben hat. G<br />


2» Marie Stuart»<br />

machte mich der Gedanke kühn, und half mir siegen.<br />

Es ward Friede, ich kam zurück, man<br />

überhäufte mich mit Ehrenämter«, reiche Vater<br />

trugen mir ihre Tochter an, ich wollte zugreifen,<br />

aber ich fand nicht einen der göttlichen Zuge, nicht<br />

eine der erhabenen Tugenden in dem Herzen des<br />

Madchens.<br />

Mar. Herzog Ihr schwärmt , aber hat« ich<br />

solchen Schwärmer zum Gesellschafter in meinem<br />

Unglücke gehabt, — Sie wurden mir's um vieles<br />

«leichtert haben.<br />

Herz. F» gutig, zu gnadig, daß Sie mein<br />

Verbrechen eine Schwarmerey nennen, aber wie<br />

war's möglich bey dieser Aufforderung noch langer<br />

zu schweigen. Vergönnen mir Euer Majestät<br />

wenigstens, mein Leide» zu erzählen, und ich<br />

schätze mich glücklicher, als wenn ich auf Englands<br />

Throne säße, und über die ganze weite<br />

Welt Beherrscher wäre. Beyllllen meinen Thaten<br />

war mir das Bild von Schottlands Königin«<br />

gegenwärtig. Der letzte g^oße Sieg über Spanien<br />

brach« mir die Bewunderung all meiner<br />

landsleute zuwege, sie fragten und untersuchten<br />

: Wie ists möglich, daß der Mann ftetS<br />

schlagt, stets siegt? Thoren, dachte ich in meinem<br />

Harzen, nicht Vaterlandsliebe, nicht Begierde<br />

nach Rang und Wurden ist's, was mich<br />

so tapfer macht, nein ! der einzige Wonneoolle<br />

Gedanke: Marie wird deine» Sieg erfahren,<br />

«nd sichdabey deiner erinnern, belebte mich. Ich<br />

war eben mit diesen taglichen Gedanken beschäftigt,<br />

als Graf Douglas zu mir eintrat, und<br />

mich


ei» Trauerspiel.. »3<br />

«ich bath ihm Audienz «w Hofe zu verschaffe».<br />

Ich führte ihn zum Throne der Elisabeth, und<br />

stellen Sle sich nun meine Freude, meln Entzücken<br />

vor, als ich da hörte: Marie sey ln England.<br />

Ich tanmelte zu den Füssen «einer Königin»,<br />

und flehte um d


»4 Marie Stuart,<br />

lch noch w blesenA denn mich »erlangts nach<br />

der Vtunde der Rache über die SchändUchen,<br />

und je länger wlr hier verziehen, je steter<br />

wirb diese erfüllt.<br />

Mar. Macht als» Anstalten zur Abreise.<br />

Meine Hofstaat ist sehr klein, so wie sie sich<br />

für eine irrende Königin» schickt. Zwey Kammerfrauen<br />

und sechs Bediente Habens gewagt,<br />

«ein Unglück mit «ir zu theilen; aber d« mir<br />

ber tapfere Norfolk ergeben ist, so hoffe ich,<br />

es »erbe ihnen nie gereuen. Doch «ir »olle»<br />

abreisen.<br />

Her;, frvill ab.)<br />

Mar. Noch «ins mein lieber Herzog, wenn<br />

ihr mich nun glücklich nach Schottland zurück<br />

führt, mich mit Sieg unb Pracht in meine Residenz<br />

bllngt, unb ich nun euch gerne belohnen<br />

möchte, nichts fände, was an Kostbarkeit dem<br />

Wtlth des großen Dienstes gleich käme; und<br />

endlich fragte: Herzog wollt «hr bey mir bleiben?<br />

würbe «lsdenn Marie wohl im Stande<br />

seyn, euch den Hof ber Elisabeth, die scbsnen<br />

Töchter reicher Viter, eure Würden und Armier<br />

vergessen zu machen?<br />

Herz. Königin«! Als Thürhiltter an ihre»<br />

äußersten Thor wollte lch stehen, mit leinen»<br />

König tauschen, unb keiner sollte «eine Königin»<br />

antasten, lch müßte denn erst fallen.<br />

Mar. Macht nur s daß wlr dahin kommen,<br />

wo lch dies fragen will, und lch glaube, ich<br />

hoffe, wir »erben beysawmen bleiben.<br />

Herz.


ein Trauerspiel. ,5<br />

Her;. Wenn EmeMajefiät auch dlese Frage<br />

vergessen könnten, so will lch Sie zu feiner<br />

Zeit gtwiß daran erinnern. ( Fecht ab.)<br />

Sechster Austritt.<br />

Marie allem.<br />

Bin lch nicht recht undankbar, will der<br />

Königin», die mir ihre Macht leiht, ihre Grütze<br />

rauben, «lll vlellelcht e«ne noch grössere Thorbeit<br />

begehen; aber man sehe die Gestalt dieses<br />

Mannes, höre seine »arme klebe, und tadle<br />

«ich dann noch.<br />

Siebmter Auftritt.<br />

Marie, GrafDouglas.<br />

Mar. Wir reisen den Augenblick «ach lon«<br />

don. Meine Sache gewinnt die schönste Ausficht.<br />

Ich werbe glücklich styn, Graf, Ihr als<br />

»ein »reuest«, Un'erthan müßt dlese Wonne Mit«<br />

fühlen, ich werde glücklich seyn.<br />

Graf. Ich fühle fi« in ihrer ganzen Stiele,<br />

«ls treuer Unterthan, und als — Eure MajeftHt<br />

es sind nun ltzt jwey Monate, als Sie in »ei»<br />

«en Armen das schottlänblsche Gefängnis veri<br />

ließt«, damals gab mir Marie in einer Sache<br />

Hoffnung, von deren Erfüllunz mein leben ab-<br />

B 5 hingt.


25 Marie Stuart,<br />

hängt. Ich würbe noch länger geschwiegen h«5<br />

ben, aber ble leldenschaft de< Herzogs, die<br />

Furcht für «ln«m so mächtigen Nebenbuhler —<br />

Mar. Ich verstehe euch nicht Graf!<br />

Graf. Weh mir!<br />

Mar. Redet deutlicher.'<br />

Graf. Kann es Ihnen, «eine Kjnlglnn i<br />

wohl unbekannt seyn, oder, großer Gott l können<br />

Eure Majestät »ohl der Stunde vergessen<br />

haben, ««welcher mir vergönnt war, zu sagen:<br />

ich verehre, ich liebe Sie?<br />

Mar. Graf, ihr habt sehr unrecht / daß ihr<br />

mich wieder an einen Umstand erinnert, de»<br />

«ch so gerne um eurer selbst willen zu vergessen<br />

wünschte. Auch im Gefsngniß war ich enre Königin«,<br />

ihr ward mir die nänllch« Ehrfurcht<br />

schuldig, die ich auf dem Throne mitten unter<br />

den Grsllten meines Reichs von euch fordern<br />

konnte. Ihr vergaßt sie, spracht von lieb«,<br />

und ich mußte euch geduldig anhören, »eil<br />

lch eure Hälse nithig halte. Eure Pflicht «ars,<br />

wenn ihr anders ein treuer Unterthan sev»,<br />

eure K^nialnn zu retten, und glaubt ihr, baß<br />

man Pflichten so theuer belohnen «Hsse? —<br />

Ich werbe es aber deswegen nie vergessen, d«l<br />

Ihr mich aus de« Händen meiner Feinde «rret^<br />

tet habt. Besteige »ch wieder meinen Thron «<br />

so sollt ihr der nächste daran stehen, aber ihn<br />

mit euch thellen, euch lieben, das kann lch<br />

nicht.<br />

Graf. Ich b«« Hußerst strafbar, ich gestehe<br />

es. Aber was scheint der feurigsten llebe wohl<br />

NN-


ein Trauerspiel. 27<br />

unmöglich? Ich bin hü«« nnglücklich, und —<br />

lch wag' «s, zu sagen — durch mein« Königin«<br />

unglücklich. Vier Jahre trug ich fcho.i die<br />

hofnunaslose Liebe in meinem Busen hermn^<br />

Ich war vergnügt, wenn ich Tu« Majestät<br />

nur ?'tt<br />

angehört Hab'ich euer Bekenntnis, und öe/l'cht<br />

ist's für eure Königin«, daß sie es a.»')^e.,<br />

mußt«. Aber nennt mir den Ausdruck, der<br />

euch Hofnun« machte, gebt der Miene Worte,<br />

die euch hoffen ließ. Astes, was ich mich «rinne«,<br />

gesagt zu haben, ist: Graf, lch werde<br />

aufs lebhafteste dankbar seyn. Wenn ihr nun<br />

dies als ein Versprechen meiner Gegenliebe angesehen<br />

habt, so muß ich euch alle Hofaungauf<br />

dles« rauben, doch meine Dankbarkelt, mein«<br />

Gnade werde lch euch nie entziehen.<br />

Graf. Gnädigste Königin»! Göttliche Frau!<br />

( Knend.)<br />

Mar. Ich verzelh's euch gerne, und, war«<br />

Um soll


28 Marie Stuart,<br />

Graf- Nur nicht alle Hefnung raube»» nur<br />

«ich nicht ganz unglücklich «acht», sonst bin<br />

ich verlohren.' Muß den Tag verfluchen, an dem<br />

ich meine Königin« zu» erstenmal sch, die<br />

Stunde in der es mir gelang, das Gefängnis<br />

der Undankbaren zu eröffnen.<br />

Mar. Ah Graf, das geht zu weit. Schwelgt<br />

«uf ewig von diesem Vorfall, d«ß ich nie mehr<br />

ein Wort davon höre. Ihr habt mir zn wichtig«<br />

vienst« geleistet, als daß lch's nicht auch<br />

zu verglssen hoffen tonnte. Bittet «ich um die<br />

höchsten Ehrenstelltu, vulangt die schönsten GH«<br />

ter in Schottland, wählt unter «einen Schätzen,<br />

unt«r meinen Juwelen, und ihr werdet<br />

sehen, ob ich undankbar bin, ab« «ein Herz<br />

Mit,ich för ein Kleinod,.das, wenn ich es ver»<br />

schenken wollte, m»n nicht durch Vorwürfe ge«<br />

»innen, sondern durch Ehrfurcht, Harren, und<br />

Unterwürfigkeit verdienen muß. ( geht ab.)<br />

Achter Auftritt.<br />

Graf Douglas allein.<br />

Wie schändlich! wie schrecklich habe ich<br />

mich selbst betrogen! Und ich sollte mit nach<br />

London, sollte sehen, wie der glückliche Her«<br />

zog? — Ntln, ich kehre zurück nach Schottland,<br />

stelle «ich an der Rebellen Spitze, und<br />

meine blutigen Streiche in das Heer der Engländer<br />

, sollen Reue ln ihrem undankbaren Herzen


ein Trauerspiel. 23<br />

zen «»ecken, und wenn sie fliehen, die erlauften<br />

Krleger, so will ich's ihnen znruffen: das<br />

that der betrogene, der Hintergangene Douglas!<br />

— Ab«, wie ich nur denken tann, baß<br />

ohne Sie eine Welt für wich wäre! Sie entzie»<br />

he mir alleHofnung, sie verachte «ich, fie trete<br />

mich mit Füssen, und ich werde leiden, aber<br />

»ich doch glücklich schätzen. Harren will ich,<br />

unterwürfig seyn, aber ich fuhls — wenn fi«<br />

den Herzog wühlt— Ein Nebenbuhl«! —<br />

O Graf Douglas, er müßte von deinen HHnbe»<br />

sterben, und wenn er ein überirdisches Wesen<br />

»sr«.<br />

(seht ab)<br />

Ende des ersten Aufzugs.<br />

ZWey-


Z«,<br />

Marie Stuart,<br />

Zweyter Aufzug.<br />

( Königlicher pallasi zu t«ndon.)<br />

Sir Walter Mildmay, Graf Murray<br />

Lord Lindsey» (lelZtere treten eben ein.)<br />

Sir Walter, (ihnen entgegen.)<br />

Erster Auftritt-<br />

>^/le konnten nicht gelegener kommen, ich habe<br />

ihnen wichtige Neuigkeiten zu erzählen. Elisabeth<br />

will Marien schützen und vertheldlgen,<br />

diese ist bereits in london ««gekommen, und ich<br />

habe sie schon im Pallasi willkommen geheißen.<br />

Halten sie sich also mit ihrer Anklage ferllg;<br />

daß die Königin« sie hört, will ich schon veranstalten.<br />

G.VNur. Das kommt ungelegen! Ich bl»<br />

noch nicht vorbereitet, nicht genug unterrichtet<br />

Könnt« man nicht bis morgen warten?<br />

Oir walr. Wir verllehren alles, wenn wir<br />

lsgtln! Glauben sie doch nur, h«s ich Elisabethen


ein Trauerspiel.<br />

z i<br />

lethe« kerne, daß ich il-ren Karakttr studirt ha,<br />

be. Ist sie einmal für Marien eingenommen,<br />

hat sie ihr einmal Cchntz und Hülfe zugesagt,<br />

so ist sie zu sehr Sklavin ihres Worts, als daß<br />

s,« es brechen sollte. C ie müssen daher eher<br />

nech, oder — was noch besser — in Mariens<br />

Gegenwart ihre Teschnerden vorbringen. Und<br />

zu was brauchen Sie Vorbereitung? Wozu nähere<br />

Nachrichten? Sie haben doch die Akte m t<br />

sich in der, Marie sich der Regierung unfähig,<br />

und Sie zum Regenten des minderjährigen Kö,<br />

nigs erklärt?<br />

H..l,inds. Die haben wir.<br />

Gir.Walt. (lächelnd) Und das wichtige<br />

Kastchen mit den Briefen, welches man Bochlvells<br />

Boche« abgenommen haben soll?<br />

«br.Mur. EoN? Sir! soll?<br />

Gir W»le. Oder abnahm! Gleichviel! Sind<br />

die Briefe authentisch, u« so besser, sind sie<br />

falsch, auch gm! Sie beweisen docb, was sie<br />

beweisen sollen, und ich unterstütze desncgen<br />

doch Ihre Sache mit allen Kräften. Sie befördern<br />

meinen Plan, und ich den Ihrigen! Sey<br />

er gerecht oder nicht, gilt wohl beyden gleich.<br />

Mit engen Gewissen und offnen Herzen, mein<br />

lieber Graf! kommt man bey Hofe nicht weit.<br />

Wem sich ein Glück anbietet, der muß es annehmen,<br />

und ists nicht eins, ob man auf einen<br />

graben oder Seitenweg darnach ausgeht? der<br />

letztere führt oft geschwinder, und die den geraden<br />

giengen, kommen zu spät. Sehen Sie. lic»<br />

der Graf, das ist meine Dcnkungsan, nach der


3» Marie Stuart,<br />

Sie «ich/ ohne Gefahr zu lauf«», behandel»<br />

t. tinds Ihre Hand, Sir, Ihre Hand!<br />

Ein Mann wie Sie, ist »einer Freundschaft<br />

werch, mit der ich sonst sehr karg bin. So muß<br />

man denken, wenn «an empor steigen, so muß<br />

»an handeln, wenn m«n siegen will.<br />


ein Trauerspiet.<br />

zz<br />

tecktc Sache — doch, verzeihen Sie, daß der<br />

Schüler den Meister ««errichten will.<br />

Gr. iNur. Nein! Nein '. Graf! ich bin Ihnen vor<br />

diesen Unterricht den größten Dank schuldig, ich<br />

werde ihn benutzen. Uebrigens bleibts bey uns«»<br />

rer Abrede. Sie erhalten Bochwells Gütter,<br />

wenn mich Ihre Königin» in meiner Regentschaft<br />

bcstattigct.<br />

S»'r Walt. Das sey meine Sorge. Itzt<br />

entfernen Sie sich.<br />

(Gr. Murray und Lord Lindse? ab.)<br />

Zweytet Auftritt.<br />

Sir Walter allein.<br />

Much, Walter, Mutb! dein Plan geht trefs<br />

lich'. Mit Ebrenstellen hat mich Elisabeth stets<br />

überhäuft,, aber an Schätzen, am Gelde ließ sie<br />

mirs immer gebrechen. Bochwells Gmter tragen<br />

ein feines Sümchen, und so wäre ich auf alle»<br />

Seiten geborgen! — Wie aber, wenn Elisabeth<br />

Murrays Anklage nicht anhörte! Wenn sie, —<br />

denn Wcilxr sind wunderlich — Marien wieder<br />

auf ihren Thron setzte? wie denn? wie dann?<br />

(eine pause) Hm! dann nutze ich Murrays<br />

Bekenmniß, gestehe, was er mir gestand, und<br />

traun! wird Marie mich wobl weniger belohneni<br />

Mir nicht auch zur Vergeltung Bochwells G itcr<br />

schenken? — Wie? die Kömginn i Ihre Neu--<br />

C<br />

gicr.^


34 Marie Stuart,<br />

gictle konnte mich gewiß nicht erwarten! (ihr<br />

entgegen,)<br />

Dritter Auftritt.<br />

Elisabeth. Sir Walter.<br />

Vlis. Nun, Sir, muß ich mir die Antwort<br />

selbst holen?<br />

Sir. Walt. Eben war ich auf dem Wege zu<br />

Euer Majestät. Es ist nicht meine Schuld, daß<br />

ich so lange verweilte. Ich mußt« Wache brauchen<br />

um den ungestümen Pöbel zurück zu halten,<br />

der Schottlands Königin« nm lautem Jubel begleitete,<br />

und um sie desto langer zu sehen, die<br />

Thore des Patlasts besetzt hielt.<br />

slif. Ich war am Fenster, Zeugin« dieses Ungestüms:<br />

Neuheit ist des Pöbels Gott, dem er<br />

allemal Weyhrauch streut. — Ich bin dem Schicksal<br />

großen Dank schuldig, daß es mir Gelegenheit<br />

giebt, diese gcpricsne Schönheit Europens<br />

bewundern zu tonnen'. Ist sie denn wirklich so<br />

schön? Wag' ich nicht zu viel, wenn ich mich in<br />

Gegenwart meines Hofes mit ihr in Paralell setze?<br />

(*) ,<br />

Sir Walt.<br />

s*) Kenner der Geschickte werden mich nickt tadeln,<br />

we"n ich Elisabethen so fingen lasse. Ihr» Eitelkeit<br />

giens s« weil, baß sie einst ihren Gesand-<br />

^n fragte: Db Marie eben so schone Haar» da«<br />

l>e, n>>e sie? V» «ul Klavier spielt«? Go ar»ß<br />

se??»c.


ein Trauerspiel. 35<br />

Sir Walt. Schön, sagt man, sey sie?<br />

Wer taglich die beneidcnswürdige Gnade genützt,<br />

an dem Throne der schonen Elisabeth z» stehen,<br />

der kann unmöglich eine solche Schönheit bewundern.<br />

Mis. Wie ich nur fragen konnte! Ich mußte<br />

'« von euch diese Schmeichele« erwarten. Ich<br />

will «ich selbst überzeugen, begleitet sie Hieher'.<br />

Sir wa,lt. Erlauben mir Euer Majestatnoch<br />

etwas vorzutragen.<br />

Slis. Redet.<br />

Sir Walt. Als ich Hieher eilte, um Euer<br />

Majestät Schottlands Königin« zu melden, traf<br />

ich die Deputinen des Schottlandischen Parla?<br />

ments hier an. Graf Murray, den dies Parlament<br />

zum Regenten erwählt hat, ist selbst gekommen<br />

—<br />

Mis. Und was verlangt, was will er?<br />

Sir Walr. Euer Majestät um Hülfe, um<br />

Bestätigung seiner Regcrtsckafl bitten. Er w'.rds,<br />

unterftüzt durch die Klage des Parlaments, beweisen,<br />

daß Marie unwürdig des Thront, unfähig<br />

der Regierung sey Ihre Verbrechen —<br />

H'is Schweigt! Mariens Verbrechen, oder<br />

vielmehr ihre Ausschweifungen in der Liebe sind<br />

mir bekannt. Sie hat oft gefehlt, oft wie ein<br />

verliebtes Weib, selten wie eme Königin» gehandelt.<br />

Aber welcher Mensch ist ohne Fehler i<br />

Die Hem-ath mit BotKwcll war ihr größter, darüber<br />

könnte ibr Volt murren, aber sie ist zer-<br />

«lchtet; und lch werde einer Freundin«, einer<br />

C 2<br />

«Her-


Z6<br />

Marie Stuart.<br />

Verwandtin gewiß die Hülfe leiste«/ die ich ihr<br />

versprach.<br />

Sir Walt. In diesen Gesinnungen erkenne ich<br />

ganz die gerechte, die erhabne« menschenfreundliche<br />

Elisabeth, aber eben zu dieser Gerechtigkeit<br />

nehmen die Deputaten ihre Zuflucht, und sind<br />

beynahe überzeugt, daß Euer Majestät eine<br />

Mörderin« ihres Gemahls nicht schützen wcrden.<br />

Klis. Mörderin«? wer kann das sagen? wer<br />

kanns beweisen?<br />

Sir lvalc, Graf Murray! er hat die deutlichsten<br />

Beweise: Briefe von ihrer eignen Hand geschrieben.<br />

Bochwell war ihr Helfers - Helfer !<br />

Slis. Ich tanns, ich darfs nicht g'audrn.<br />

Wie oft Hab ich mich über diesen Vorfall bey<br />

meinem Gesandten in Schottland erkundigt, und<br />

was mir dieser schrieb , war Müthmassung, nicht<br />

Gewißheit. Briefe? Eigenhändige Briefe? wie<br />

t«m man z« diesen Briefen? Was enthalten<br />

siei<br />

Sir Walt. Ich will es Euer Majestät st<br />

erzählen, wie ich es aus der Gesandten Munde<br />

habe. Bochwell entfloh, wie Euer Majestät<br />

wissen, nach der Schlacht bey Pintie. Erst vor<br />

kurzem schickte er einen Bothen an seinen Freund,<br />

den Kommendamen des Schlosses zu Edinburg<br />

ab. Dieser Bvthe wurde im Ruckwege angehalten,<br />

und man fand ein Kästchen bey ihm, das,<br />

als man es eröfnete, eine Menge Liebesbriefe,<br />

Sonetten, unter andern auch Briefe enthielt, die<br />

Marie an Bochwell gesckrlctcn, wcnnn sie ihn


ein Trauerspiel. 3?<br />

zu Heurachen verspricht, wenn «den Tod Heinrichs<br />

beschleunigen wollte.<br />

Mis. Eure Erzählung setzt mich in Erstaunen.<br />

Wenns möglich wäre / dann — dann —<br />

Ich will sie hören, in Gegenwart ihrer Königin»<br />

höre«/ und dann erst meinen Entschluß fassen.<br />

Itzt erwart ich Marien. (Iir Walter ab.) .<br />

Vierter Austritt.<br />

Elisabeth alleilt.<br />

Ist Wahlheit in dieser Erzählung, so ist sie<br />

meines Schutzes unwerth. Ich war ohnehin z»<br />

sehr Sklavin meines Wons! und handle aller<br />

Vorsicht entgegen, daß ich mir die Nebenbuhlerin«<br />

meines Thrones, so nahekommen lasse. Ihre<br />

Ansprüche sind gegründet, und wenn die<br />

Roth sie zwang, diesem zu entsagen, so kann<br />

übereilte Hülfe sie aufs neue beleben. Ich will<br />

keine Schlange in meinen Busen nähren / und<br />

mich durch ein zu gutes Her; nicht irre fuhren<br />

lassen.<br />

C 3<br />

FÜNf«


z8<br />

Marie Stuart.<br />

Fünfter Auftritt.<br />

Versammlung des ganzen englischen<br />

Hofeb. Marie. Elisabeth. Herzog Nors<br />

folt. Eir Walter. Graf Douglas, korb<br />

Herreis. (Elisabeth geht der kommen«<br />

den Atarie entgegen: beyde<br />

»öniginncn umarmen sich.)<br />

Mar. Ich danke Gott, dqfi er mich des<br />

Glucks würdigt, die große Elisabeth sehen und<br />

umarmen zu können. (*)<br />

Klis. Ich vereinige meinen Dank mit dem<br />

Ihrigen, bedaure Ihr ungünstiges Schicksal,<br />

«bschon es mir die angenehme Ueberraschung oerschaft,<br />

Mariens weltbekannt« Schönheit bewun»<br />

der« zu können, (betrachtet sie sehr genau)<br />

Wissen Euer Liebden schon, daß Schottlands<br />

Parlament, Abgesandte an mich geschickt hat?<br />

iNar. Dies erfahr'ich erst itzt, aber ver,<br />

muthet Hab ich's schon lange. Man wird über<br />

dies nicht versäumt haben, meinen Karakter so<br />

schwarz als möglich zu schildern. Doch bin ich<br />

Hey allen diesen Anklagen gelassen, wenn ich an<br />

meine Unschuld denke, und ganz zufrieden, wenn<br />

ich überlege, datz Englands erhabne Königin«<br />

rebellische Unterchanen nicht anhören wird.<br />

«lis.<br />

- '»'» ' ' .> .». ' ' ^<br />

s') Nach der Geschichte komme« blel« bevds» Königinnen<br />

nie zvsairmen. Kenner mögen entscheiden, ob<br />

ich — indem ich diese» Fehler offenherzig gestehe >»<br />

tle Freyheit ci^.«« Dtchier« Zeinißblaucht habe?


ein Trauerspiel. 39<br />

Vlis. (für sich) Sie ist schön, sehr schön,<br />

ich fuhls, wie sie mich verdunkelt. Die Augen<br />

aller Höflinge sind auf sie gerichtet!<br />

Mar. Ohne Zweifel werden Euer kiebden die<br />

Geschichte meiner erlittenen Unglücksfalle, das<br />

Verbrechen meiner Unterchanen, die Verstoßung<br />

von meinem Throne gehört haben -— Von dieser<br />

Zeit an , ist alle meine Hoffnung auf Sie gerichtet,<br />

ich zweifle auch nicht an Ihrem Beystand,<br />

den Sie mir versprachen, und um welchen ich<br />

Sie nochmals dringend bitte.<br />

Wis Sie beschämen mich durch eine Bitte,<br />

die mich an meine Pflicht errinert, denn Pflicht<br />

ists von mir, Sie, wenn Sie unrechtmässig<br />

verstoßen worden, in Ihr Reich wieder einzusetzen.<br />

Ich versichre Sie aufs neue, daß ich<br />

diese Pflicht nie vergessen werde, aber Marie,<br />

Gerechtigkeit ist es, auch den andern Theil zuhören,<br />

und dann hangt es von Ihnen ab, mit<br />

meiner Armee zu schalten, wie Sie wollen.<br />

Herzog von Norfolk hat die gemessensten Befehle.<br />

Her;. Und brennt vor Begierde Euer Maiestat<br />

Ruhm zu verherrlichen, und Schottlands<br />

Königin» an ihren Rebellen zu rächen.<br />

Slis. Geben Sie als», daß ich nicht gesonnen<br />

bin, Sie mit leeren Versprechungen aufzuhalten,<br />

oder zu hintergehen. Nein, nur dl«<br />

Auflösung eines Zweifels, die Erklärung, vielleicht<br />

eines Mißverstandes, ist's, was ich verlange,<br />

und Sie gehen mit meinen Seegenswünschen<br />

begleitet nach Schottland zurück. Ist's<br />

C 4<br />

wärt-


4Q<br />

Marie Stuart«<br />

pürklich so, wie man mir vor einige« Monathey<br />

erzahlte, daß Marie durch eine eigenhändige unterschriebene<br />

Akte, Ihre Krone an Ihren Sohn«<br />

den jungen Jakob abgetreten, und sich der Regierung<br />

unfah'g erklärt hat?<br />

NT r Das Gerücht enthalt Wahrheit, ab«<br />

vernehmen Sie, gütige Elisabeth die Umstände ,<br />

und urtbeilen Sie, ob ein gezwungner Cid gültig<br />

seyn kann. Meine Armee, die ich selbst an,<br />

führte, war durch Verracherey geschlagen, man<br />

nahm mich gefangen, kerkerte mich eng ein, und<br />

mein natürlicher Bruder Graf Murray ängstigte<br />

mich mit Beschreibung der Gefahr, in welcher<br />

das leben meines jungen Prinzen schwebte. Ihm<br />

das leben zu retten, ihn bey mir zu haben, unterschrieb<br />

ich eine Akte, die man mich kaum lesen<br />

ließ, und.doch blieb ich gefangen, und mein<br />

Sohn ward nicht zu mir gebracht.<br />

M's. Wenn sich die Sache so verhalt, denn<br />

— Aber Euer kiebden werden mir nach dem<br />

allen, was ich gehört, was mir die Gesandten<br />

des Parlaments erzählen und beweisen wollen.<br />

nicht verargen, wenn i h erst nach geschehener<br />

Untersuchung meinen . issen Entschluß fasse.<br />

Diese Deputirten haben mich so dringend und<br />

mit so vieler Zuversicht auf die Gewißheit ihres<br />

Vertrags, um die Gnade gehört zu werden, an«<br />

gefleht, das ichs ihnen bewilligt habe. —<br />

lsslar. In meiner Gegenwart?<br />

Mis. So dachce ich, war's am besten. Zst<br />

ihr Anbringen falsch, ihre Anklage ungegnlnvet,<br />

so wird der Anblick ihrer rechiinäffigtn Königiny<br />

sie


ein Trauerspiel. 41<br />

sie im Zaum halten, erdicht«« Geschichte zu er,<br />

zählen, für die man sie bestrafen mußte. Sind<br />

sie aber doch so dreist, so kühn, das zu wieder-<br />

Holen, was ich nicht glauben tan«/ und meines<br />

gegebenen Worts wegen nicht glauben will , so ist<br />

itzt die bequemste Zeit < diese Anklager durch Gegenbeweise<br />

zu entlarven, und zu beschämen,<br />

Nl»r. Unangenehm, höchst herabwürdigend<br />

ist's für mich immer, große Königin«, wenn<br />

Rebellen an dem Hofe meiner Mimen sichern<br />

Schutz finde«, und «staunen muß ich drüber,<br />

daß diesen Bösewichtern vergönnt ist,, aufzutreten<br />

und ihre Königin« anzuklagen. Ich hoffte<br />

an Englands Hofe/ meine verweinten Augen aufzu<br />

heitern, aber ich fühls, es werden neue und<br />

mehrere Thranen fliesten.<br />

Herz. Norf. Nehmen Euer Majestät mir alle<br />

meine Wurden und Aemler, versagen Sie<br />

mir in Zukunft jede, auch die kleinste Gnade, nur<br />

gönnen Sie mir die einzige Wohlthat, und erlauben<br />

mir diese Depmirlm anzuhören, und abzufertigen.<br />

«lis. (;u 6ir Walter) Geht, seht! wie<br />

die Macht ihrer Schönheit, und ihrer Thränen<br />

würfen. Norfolk, der unempfindliche Norfolk<br />

huldigt schon ihren Reizen, was werden die andern<br />

nicht thun? Zwey Tage an meinem Hofe,<br />

und ich wäre nicht mehr Königin». Was sagt<br />

ihr Norfolk?<br />

Herz. Norf. Daß es für Schottlands Königin«<br />

höchst beleidigend, höchst schimpflich ist-,<br />

wenn diese Rebellen sich dem Throne Euer Ma-<br />

C 5<br />

je-


4» Marie Gwart,<br />

jesiät nahen dürfen. Sie find erkaufte Verrsther<br />

Nif Schweigt Herzog! Wie? wenn ich diesen,<br />

leuten die ich geehlt wissen will, mein Wort ge»<br />

geben; wenn ich's ober mich genommen habe,<br />

lhnen bey Schottlands Königin« «ine Audienz<br />

guszuwürken? Wie dann Herzog ?<br />


ein Trauerspiel. 43<br />

Sechster Auftritt.<br />

Elisabeth besteigt ihren Thron, sie nschig»<br />

^Narien auf einen 6iy ihr zur Rechten.<br />

Die andern stehen auf beyden<br />

Seiten.<br />

Der kommende Kanzler stellt<br />

sich hinter den Thron der Römginn.<br />

Graf Murray und Lord Andsey »re:<br />

ten ein.<br />

Mur. (kniend) Gnädigste Königin«, buldrelchfie<br />

Monarckln, wir danken unterthänigst vor die<br />

gnidlg erlangte Audienz, und bitten als Unterdrückte<br />

um Höchst Dero Schutz.<br />

Klis. Hier ist eure Königin», auf mein Zureden<br />

läßt sie sich herab, die Beschwerden ihres<br />

Volks anzuhören, und denkt so gnädig, »enn's<br />

in ihrer Macht steht, solche lindern zu wollen.<br />

Und ihr steht noch an, ihr vor diese Gnade zu<br />

danken!<br />

G.Mur.(kniend.)Wlr verehren Sie,gnädig,<br />

sie Königin», ob wir schon hier sind, zu beweisen<br />

: daß die sonst so gütige Regentln sich ihres<br />

Thrones unwurdl? gemacht hat, und hoffen<br />

Englands große Königin« werde diesen unsernGehorsam<br />

als «wen Beweis aufnehmen, wie seh,<br />

wir gute und ihres Thrones würdige Könige<br />

5« verehren wissen s;u Elisabeth.) Auf mel^<br />

nen Knien übergebe ich hier Eure Majestät die<br />

Bittschrift des Parlaments, der ganze Adel<br />

Gch ottlands hat sie unter schrieben. Dies Paket<br />

ent-


44 Marie Stuart,<br />

enthält die deutlichsten Beweist unsrer Beschwerden<br />

gegen Marien.<br />

H. Norf. (für sich.) Ein Schwert an der<br />

Seite, und dies alles so geduldig anhören zu<br />

Massen!<br />

Mar. Ha Rebellen, ihr erkühnt euch zu viel;<br />

ihr verfolgt mich mit euren Schmähungen so<br />

g« in «in fremdes Land. Aber Gott, der euch<br />

und mich richtet, wird mein Leiden mildern —<br />

und mich in Stand setzen, die Kühnheit zu bestrafen.<br />

Klis. ( welche unterdessen die Bittschrift<br />

gelesen.) Gemach, Königin«, gemach! Vorwürfe<br />

tonnen geschehene Tbaten nicht ungeschehen<br />

machen. Da! lesen Sie diese Bittschrift,<br />

sie enthält vielen Schein der Wahrheit, dem<br />

«ch ab« noch nickt trauen kann, bis ich Ihr«<br />

Ver,held»gur,g gehört habe.<br />

Mar, (liest.) Wo find die Briefe, von denen<br />

die Verlsumber so viel sprechen, auf die sie<br />

alle ihre Grunde bauen?<br />

Klis. (macht die Briefe auf.) Welch bleu»<br />

bende Aehnllchteit. Es ist ihre Hand, ich kenne<br />

sie zu gut<br />

Mar. Und der Innhalt?<br />

Klls. Für mich und die Menschlichkeit gleich<br />

schaudernd. Marie lisis möglich, Sie konnten<br />

Ibren Gemahl, den guten Heinrich ermorden<br />

lassen?<br />

Mar. Wer wagt dies zu sagen? wer kann<br />

es behaupten?<br />

L. tmd.


ein Trauerspiel. 45<br />


«6 Marie Stuart,<br />

Elis. Und ihre Hand?<br />


ein Trauerspiel. 47<br />

den Antrag, sich von lhm scheinen zu lassen,<br />

legtet ihr selbst die schon fertl,,e Entscheidung zur<br />

Unterschrift vor. Und diese Königin«, die euer<br />

Anerbieten großmäthig ausschlug, die lieber alles<br />

erdulden, als sich von ihm trennen »rollte,<br />

sollte ihn ermordet haben? Pfui! Graf; pfui.<br />

Ihr belohnt die vielen Wohlthaten, die Marie<br />

euch erzeigte, mit schwärzestem Undank, Verrätherey,<br />

und falschen schändlichen Verlaum»<br />

duegen. Glücklich für eure Königin« , daß sie<br />

nach England kam, wo die weiseste Monarch,»<br />

regiert, die eure Anschläge gewiß vernichten<br />

wird.<br />

Nis. Norfolk! Ich will Männern, mit denen<br />

ich mich zu reden nicht schäme, keine Beleioigunq<br />

anzethan wissen. Ihr seyd nicht i»<br />

ihrem Richter bestimmt.<br />

H Norf. Wer kann zusehen , und schwelgen,<br />

wenn hämische Bosheit daher schleicht, und «inen<br />

Plan vernichten w ll,von dessen Ausführung das<br />

Wohl eines gamen Reichs abhz^t? Wer möchte<br />

nicht mit de« Schwert in die tliuwphiltnben<br />

Gesichter dieser Rebellen drei« schlagen, damit<br />

blutige Thronen dies ausfodeind« Lächeln entstellten?<br />

Der Innhalt dies i Briefe »st -rdichtet,<br />

Uno die Bittschrift verfälscht. — Nicht Schott«<br />

lands ganzer Adel, nicht die Hälfte desselben<br />

ist von seiner so rlglnn abtrünnig. Man schicke<br />

Abgesandten dahin, unb hör«', ob Norfolk lösen<br />

tann?<br />

W«s.


43 Marie Stuart,<br />

Mis. Ihr mlsbiaucht meine Geduld, Her»<br />

zog» Ich verlange Stillschweigen l<br />

H. Norf.GnäolgsteKönlginn,bedenkenCle-»<br />

Nif. Schwelgt!<br />


ein Trauerspiel. 49<br />

dienen. Und wenn Tücke und Bosheit über<br />

mich tclumphllrn, wenn ich auch von einem lande<br />

zum andern irren muß, nirgends Ruhe und<br />

Hülfe finden kann, so sollen mein« lezten Worte,<br />

doch Worte einer Königin« seyn.<br />

Klis. ( sehr erbittert ) Dieser Stolz gehe<br />

zu weit. Ich bin hier Königin», ich habe zu<br />

bestimmen, «er nach meinem T»d« herrscheu<br />

soll. Die Untersuchung geht vor sich : so helschts<br />

Gerechtigkeit, so s«rb«rts Billigkeit, s zu den<br />

Abgesandten.) Folgt mir tn mein Kablnet,<br />

wo ich das weitere hören will. Weh euch,<br />

wenn ihr es wagt an meinem Hof mit tilgen<br />

zu erscheinen, aber auch alle meiner Gnade ver^<br />

sichert, wenn ihr mich überzeugt, daß ich die<br />

Mörderin« ihres Gemahls nicht beschützen kann.<br />

Ihr Herzog geht ohne neuen Befehl nicht zur<br />

Flott« ab Marie, Sie bleiben heute in meiner<br />

Burg / die Zimmer sind zu Ihrem Empfang<br />

bereitet. Aber morgen, ^enn Sie Ihre Sache<br />

nicht ganz verschlimmern wollen, reisen Sie unter<br />

meinem Geleite dahin, wo ich die Sache<br />

untersuchen lassen will. Ich hoffe Sie entweder<br />

gerechtfertigt, oder nie wieder zu sehen.<br />

(geht a.b.)<br />

(Alle übrigen folgen ihr, nur der Herzog<br />

bleibt stehen.<br />

D<br />

Sieben-


5c> Marie Stuart/<br />

Siebeuter Auftritt.<br />

Marie, Herzog Norfolk, Lord HerreiS<br />

und Douglas<br />

Mar. Ha diese Begegnung, dies« Verachtung<br />

dulden zu müssen, das ist hart, ist zu<br />

viel gefedert, (zum Herzog.) So ist doch noch<br />

einer, der Mitleiden mit meinem Zustande hat,<br />

alle verlafstn mich, und Ihr bleibet? Dank,<br />

groß« Herzog, Dank dafür!<br />

H. Norf. Reden Sie! reden Sie l Denn ich<br />

blns nicht im Stande! Schon fünfzehn Iah«<br />

bin ich an Englands Hof, lhat Pagen Dienste,<br />

und war stets der Bewunderer der Thaten unsrer<br />

Ksniginn, und nun auf einmal — Mags<br />

fassen, wer'« kann, ich nicht!<br />

Mar. Herzog, zweifelt ihr vielleicht auch an<br />

«einer Unschuld, haltet ihr mich «twann auch<br />

der That fähig, der mich die Gottlosen beschuldigen?<br />

Man hat meine Hand nachgemacht!<br />

Hler lieg ich vor Gott, und fleh ihn<br />

an, mich mit den entsetzlichsten Strafen heimzusuchen,<br />

mich in dielen» Augenblick zu v«rnlchten,<br />

wenn je nur der Gedanke eines Mords<br />

in meine Seele kam.<br />

H. ttorf. Hier kniet ich neben Ihnen, und<br />

schwöre bey meinem Wort, ich kenne nichts<br />

heiligeres als dies, Sie zu retten, zu rächen,<br />

und wenn ich darüber zu Grunde gehen sollte!<br />

(stehtauf.) Umsonst bemühe ich mich, ou«<br />

dl«-


ein 'Trauerspiel.<br />

diesem Traume zu erwachen, jede Minute überzeugt<br />

mich deutlicher, baß es kein Traum war,<br />

der mich täuschte. Elisabeth! Königin» von<br />

England! was denkst du? was thust du?<br />

Mar. lieber Herzog! die Königinn muß<br />

schon, ehe ich ankam, die Abgesandten der<br />

Schottland« gesprochen haben. Diese haben<br />

ihr Herz durch Schmeichele», und — ich bin j«<br />

mitten unter meinen Getreuen um so was sazen<br />

zu können— vielleicht gar durch Anblethung<br />

meines Thrones von mir abwendig gemacht. Um<br />

gl oß zu werden, um die Augen Emopens auf<br />

steh zu ziehen, nah« ße sich der bediänglen<br />

Marie an, nun erscheinen die Deputlrten Schottlands<br />

und sagen: Elisabeth sey unfre Königinn;<br />

und sie wird «eine Unterd'ückerin, um auf den<br />

Ruinen meines Thrones, sich «inen neuen erbauen<br />

zu können.<br />

Herz. Wir haben einen Gedanken, Königin«,<br />

de« ich aber m>tten in der Burg, wo stehts<br />

veriHtherlsche Ohren lauschen, nicht Worte zu<br />

geben getrauet«. Stolz ist die Hauptleldenschaft<br />

unsr« Königinn, aber die Pflicht eines Unterthans<br />

ist, sie dafür zv warnen. Ich «»ll hin<br />

zu ihr, wills ihr erzählen, was die Welt zu<br />

dieser Handlung sagen wirb, in nxlch großer<br />

Gefahr sie steht, ihrenglinjendenRuhm «übe»<br />

flecken, und «eine Zunge mußte melnem He zen<br />

ganz untreu seyn, wenn nicht hies« Elenden ab«<br />

gewlesen, und die gerechte Sache nicht den glücklichsten<br />

Ausgang gewänne.<br />

D » Mar.<br />

5 l


s» Marie Stuart,<br />

Mar. N«ln Herzog, waget es nicht, euch<br />

«einer Gach« öffentlich anzunehmen, denn wenn<br />

eilsabeth erfährt, daß ich mich des Herzen« ihres<br />

treuesten und tapfersten Dieners be nschfi^et<br />

habe, so wird gerechter Zorn sie nur noch mehr<br />

zu meiner Unterdrückung anreizen.<br />

Achter<br />

Auftritt.<br />

Vorige, ein Offizier.<br />

Offiz. Die Königin« verlangt die zween Kavaliers,<br />

welche mit Eurer Najlftät augelommen<br />

find, schleunig zu sprechen<br />

tNar. Graf Douglas, Lord Hereels geht zu<br />


ein Trauerspiel. 53<br />

Ihr« Fitundln, sie trachtet nicht nach Schottlands<br />

tyron, sie will sich nur auf ihrem eigenen<br />

befestigen, und dies lann sie a« besten, wenn fie^<br />

diejenige unterdrückt, die ihre Nebenbuhlerin ist,<br />

die so viel Recht darauf hat, dal) sie ihn gleich<br />

ltzt besteigen tonnte, wenn sie Macht hätte,<br />

ihre Rechte gültig zu machen; und wären die<br />

Beschuldigungen auch um die Hälfte unwahr«»<br />

schelnlicher, so würden sie dock als wahr, als<br />

scht angenommen »erden Der Kanzler, und<br />

andere niedrige Kreaturen werben morgen Ihre<br />

Richter seyn. Elisabeth giebt diesen Elenden,<br />

die sich durch Schmeichle». Eyrenstellen erioorben<br />

Haben, nur emen Wink, und ihr« Anklage<br />

wird als gerecht, und Sie als die Mörderin<br />

ihres Gemahls erklärt. Heut« und morgen,<br />

bis Sie in dem zur Untersuchung bestimmten<br />

Schlosse anlangen, stehts noch in meiner Macht<br />

Sie zu retten, tomiien Sie ab»r einmal dahin,<br />

so sind Sie verlohren, ein «wiges Gefängnis<br />

erwartet Sie, und Elisabeth besteigt dann vielleicht<br />

Ihren Thron.<br />

Ntar. Aber wie könnt, wie wollt Ihr mich<br />

retten?<br />

Herz. Wie? Mit meinen Getreuen laure ich<br />

Ihnen an einem bequemen Ort« auf der Reis«<br />

nach dem Schlosse auf, nehme jeden, der Sie<br />

begleitet, gefangen, und führe Sie zur bereitstehenden<br />

Flotte. Elisabeth hat's vergessen,<br />

mir den Befehl an solche abzufordern, diesen<br />

benutze ich. wir segeln nach Schottland, besiegen<br />

die Rebellen, ich habe das Vergnügen Sie<br />

D 3 auf


^4<br />

Marie Stuart,<br />

auf Ihren Thron zu setzen, kehre mit meinen<br />

Soldaten siegendzurück, laße mlr meinen Pro-?<br />

zeß machen, und halte die Stunde für die glücklichste<br />

mein-s Lebens, in der man mlr föt Valens<br />

Wohl den Kopf «bschlszt.<br />

Mar. Daß ihr «ein Retter werben wollt,<br />

dafür dank ich euch mit allem, und mit de» einzigen,<br />

was ich habe, m>t meinem Herzen;<br />

aber wenn das Ende mein« Rettung so seyn<br />

M, so seyn mllß, wie ihr mir saget, so verbiete<br />

ich euch Hey Verlust dieses Geschenks, je<br />

Mehr daran zu denken Ich will euren Plan<br />

ändern / und wen» ihr ihn so befolgen wollt,<br />

«ich eurer Leitung ganz überlassen. Ihr führet<br />

»ich nach Schottland, schicket eure Flotte ohne<br />

Herzog Norfolk zurück, denn dieser muß bey<br />

»lr bleiben. So wäre das Ende glücklicher für<br />

mich, und nicht so blutig, wie ihr's voraus<br />

sähet.<br />

Herz. Sie wollten, Sie könnten sich herablaßen<br />

?<br />

Mar. käkt man sich herab, wenn «an den<br />

Herjog Norfolk schätzt?<br />

Herz. Große, erhabene Königin»! Ich muß<br />

Sie wieder «ufschottlands Throne sehen, oder<br />

ich will aufhören zu seyn. In Carlisle sah' ich<br />

hie Aufmunterung, die Slemeiner hofnungslosen<br />

Liebe milchten, als M'tlelden Ihrer grossen<br />

Seele mit «einem Zustande


ein Trauerspiel. 55<br />

die meln Herz nicht zu fassen vermag. Immer<br />

wühlt's mir lm Gehirn, fährt mir durch jede<br />

einzelne N«ve der lebengebende Ausdruck: Du<br />

bist ihr nicht gleichgültig^) — (kmeend.)<br />

Ich huldige der Königin« von Schottland, ich<br />

breche den Eyd/ den ich Elisabethen geschworen,<br />

wenn er mich hindert/ Ihnen beyzuftehen.<br />

Mar Eure Freude entzückt mich, aber Ne<br />

macht euch ««behutsam. Nur ein Hofschranze<br />

dürfte euch vor mir knien sehen, und auch das<br />

einzig« Mittel meiner Rettung wäre verlohren.<br />

Benutzen wir die wenigen Minuten, da wir<br />

noch allein find, und all« übrigen meines Lebens<br />

sollen euch geweiht seyn. Ich habe vielleicht<br />

nie wieder. Gelegenheit, euch allein zu sehen.<br />

Her;. (Wie mschtlg doch die lieb« auf den<br />

Menschen wurtt! Sie verdrängt jede andere<br />

Leidenschaft und ȟrtt allein, herrscht allein.<br />

Ich habe nur einen Sinn, nur einen Gedanken!<br />

Der ganze Hof könnt« sichversammlen, und<br />

ich würde nichts sehen, nichts hören, nur<br />

»"im« hangen, und mich weiden an d-m Blicke<br />

der großen KönlginnH >- Eure Majestät wer«<br />

den den linken Flügel der Burg diese Nacht bewohnen.<br />

Ich will die schleunigsten Anstalten<br />

zu Ihrer Rettung treffen, und um Mitternacht<br />

bey Ihn«n erscheinen, um noch das Nsthlg«<br />

mit Ihnen zu verabreden.<br />

Nlar. Out Herzog, ich erwarte euch mlt<br />

«ehnsucht und lieb«.<br />

D 4<br />

Herz.


,6 Marie Stuart,<br />

Her;. Ich bin glücklich, Königin«, über alle<br />

Erwartung glucklich!<br />

Mar. lebt wohl, Herzog, man möchte uns<br />

überraschen, lebt wohl, und gedenkt eurer Marie,<br />

(stiebt ibm die Hand zu küssen, und<br />

blickt ihn voll Zärtlichkeit an.'<br />

Herz. So ein Blick könnte mich zum Mörder<br />

meiner Königin» machen. (seht ab.<br />

Zehnter Auftritt.<br />

Marie, Lord Herreis.<br />

tNar^ Nun kord hat man euch verhört?<br />

L. Her. Aufs schärfste. Ich fürchte Königin«,<br />

die Bosheit Ihrer Feinde wird siegen. E-<br />

lisabeth ist nicht mehr die gefallige, leutseelige<br />

Königin«, wie ich sie vor langen Jahren kannte.<br />

Ich habe die härtesten Schmähungen erdulden<br />

müssen, weil ich nicht bekennen wollte, was<br />

ich nicht wußte, und nicht zugab, daß man<br />

Schottlands Königin» eine Mörderin« ihres Gemahls<br />

, und mich ihren Mordgesellen nannte.<br />

Marl Wo ist Graf Douglas?<br />

t. Her. Es war uns beyden nicht vergönnt,<br />

zugleich zu erscheinen. Er ist itzt bey der Kö- ><br />

«iginn. Man hat uns aus keiner andern Absicht<br />

abgesondert, als, um zu sehen, ob unsre Ans,<br />

sage gleichlautend ist.<br />

N?ar. Wäre ich auch von der Treue, von<br />

der Hlmheilnehmung des Graf Douglas nicht so<br />

stark


ein Trauerspiel 57<br />

stark überzeugt > so habe ich doch nichts zufürchten,<br />

und er tan« nichts vorbringe«/ was mir<br />

schaden tonnte.<br />

i.. Her. Er wird die Unschuld seiner Königin»<br />

eben so stark/ eben so wahr/ wie ich verchndigen,<br />

aber es wird ihm eben so wenig gelingen.<br />

O Königin»! waren wir noch im Hafen'. Eine<br />

schleunige Flucht ist das einzige Mluel, Cure<br />

Majestät vom Untergange zu erretten.<br />

^Na-r. lord, ich kenne eure Treue, und kann<br />

mich also ganz auf solche verlassen. Herzog<br />

Norfolk will mich retten, sein Plan ist wichtig ,<br />

er kömmt um Mitternacht zu mir/ um das weite,<br />

re zu verabreden. Die Cnglandische Flotte steht<br />

unter seinem Befehl, denkt euch das übrige.<br />

6.. Her. Herzog von Norfolk? der höchste<br />

der angesehenste an diesem Hofe: Cr wollte alle<br />

seine Aemter »ufs Spiel setzen? Königin« vertrauen<br />

Sie sich diesem Manne nicht'. Vielleicht<br />

ist dies ein Anschlag der listigen Königin«, um<br />

Euer Majestät ganz zu stürzen! Bedenken Sie<br />

selbst; was sollte den Herzog zu so einer Thal<br />

vermögend Ebrgeitz vielleicht? Versprechen ibm<br />

auch Euer Majestät alle ersten Stellen Ihres<br />

Hofs, so besitzt er sie schon alle in England.<br />

Mar. Ihr habt Recht, wenn ihr zweifelt»<br />

doch laßt euch das Rachsel lösen. Herzog von<br />

Norfolt liebt mich. Schon zu Carlisle gestand<br />

er mir seine ganze Liebe, und saht ihr nicht,<br />

wie er von edlen Unwillen in Gegenwart der Königin«<br />

gegen die Deputaten entbrannte. Die<br />

ganze Zeit, daß ibr bey der Königin» war«,<br />

D 5<br />

hat


58 Marie Stuart,<br />

hat er mich seiner liebe, seiner Treue «ufs neue<br />

versichert. Der Herzog ist tapfer, kühn, liebenswert!),<br />

und stammt aus königlichem Geblute:<br />

Schottland selbst wird mirs nicht verdenken,<br />

wenn ich ihn liebe, wenn ich das — wa^ chm<br />

Elisabeth ni« geben wird — meltten Thron mit<br />

ihm cheile.<br />

Eilfter Auftritt.<br />

Vorige, Sir Walter, Graf Douglas.<br />

Sir Walt. Meine Königinn sah's gerne,<br />

wenn sich Euer Majestät nach den bereitstehenden<br />

Zimmern begeben wollten. Ihre ganze Hofstaat<br />

erwartet Sie da.<br />

Mar. Führen Sie mich hin, «ein lieber<br />

kord, und sagen Sie Ihrer Königinn, daß ich<br />

ihr die angenehmste Ruhe wü»fche. (Fehl mit<br />

S»'r Walter ab.)<br />

Zwölfter Austritt.<br />

kord Herreis' Graf Douglas.<br />


ein Trauerspiel. 59<br />

danke von mir, daß ich Marien riech/ an den<br />

englischen Hof zu gehen.<br />

L.: Her Bleiben Sie ruhig < Graf, uns ist<br />

nichts übrig als die Flucht, und diese werden<br />

wir noch d«ese Nacht nehmen.<br />

Gr. DouF. Kann Lord Herreis mit dem<br />

Unglück seiner Königin» noch scherzen? Bey ihrer<br />

Gefahr gleichgültig scyn?<br />

T. Her. So h?ren Sie denn, ob ich gleichgültig<br />

denke: Herzog Norfolk liebt unsere Königin«<br />

—<br />

Gr VouF. Herzog Norfolk liebt unsere Königin«<br />

?<br />

L. Her. Massigen Sie Ihre Stimme, Graf,<br />

und bedenken Sie, wo wir sind. Eine einzig«<br />

Sylbe tonnte uns verrathen. Ja, er liebt sie<br />

heftig. Um Mitternacht will er in unsre Jims<br />

,ner kommen, um den ganzen Plan zur Rettung<br />

ins Reine z» bringen. Er will die ganze Englische<br />

Flotte aufbieten, und ihr mit Macht gegen<br />

die Schottlander benstehen. Erfüllt er seine Zusage,<br />

so ist er auch der Gegenliebe unsrer Kö,<br />

niginn werth.<br />

Gr. DonF. Werth? das will ich nun «ich t<br />

untersuchen, aber daß seine liebe hofnungslos ist,<br />

will ich doch'gewiß vermuthen!<br />

t. Her. Nein Graf, aus der Königin« Munde<br />

Hab ichs, daß sie ihn wieder liebt, daß sie<br />

ihren Thron mit ihm theilen will.<br />

Gr. Doug. Ans der Königin« Munde haben<br />

Sie das ?<br />

l, Her.


sy<br />

Marie Stuart,<br />

t. Her. Ja guter Graf, ja! doch gehen wie<br />

zur Königin«: Sie möchte uns brauchen , denn<br />

allem Vermuthen nach, darf sie ihr Zimmer mcht<br />

mehr verlassen, (der Königin», nach ab.)<br />

Dreyzehenter Auftritt.<br />

Graf Douglas allein.<br />

(Mit lanFsaii


ein Trauerspiel. s.<br />

mehrere, um ihn ins Klare, ins Reine zu bringen<br />

/ den Plan , auf den ihr euch so viel emblld«.<br />

V<br />

Vierzehnter Auftritt.<br />

1 Graf Douglas, Sir Walter.<br />

IZir Wale. Wie Graf? So ganz allein hier?<br />

Verlangen Sie nicht zu ihrer K'niginn i<br />

Gr Doug. Rein! fuhren S«e mich zu Englands<br />

Königin». Ich habe ihr wichtige Dinge<br />

zu entdecken.<br />

G>r rvalr. Die Königin« halt Tafel! aber«<br />

Gr Dony. So fuhren S« mich zu den<br />

Sckottlandlschcn Lords!<br />


ß» Marie Stuart,<br />

So einsam, mein lieber Graf! (stehe sich um)<br />

Sagen Sie doch Ihrer Königin« — Sic wissen<br />

doch?<br />

Gr. Dsug. Ich weiß alles, »eiß daß Sie<br />

«ms retten wollen.<br />

Her;. Run wohl, so sagen Sie Marien,<br />

daß ich um Mitternacht ganz gewiß erscheinen<br />

werde. Die Anstalten sind schon meist getroffen,<br />

es wird alles gm, alles trestich gehen. Ich<br />

muß nur itzt — um mich nicht ^u verrmhen,<br />

bey der Tafel erscheinen. Aufs Wiedersehen,<br />

Graf! (gel)r ab.)<br />

Sechszehnter Auftritt<br />

Graf Douglas allein.<br />

Aufs Wiedersehen! (lacht bitter) Ja! ja!<br />

aufs Wiedersehen'. Ob euch aber das Wiederse«<br />

hen gefalle« wird, zweifle ich sehr stark. —<br />

Macht mich nur zu eurem Kuppler, ich will mein<br />

Amt getreu verwalten, und euch so zusammen<br />

kuppeln, daß ihr ewig daran denken sollt.<br />

(seht ab.)<br />

Ende des zweyten Aufzugs.<br />

Drit-


ein Trauerspiel.<br />

sZ<br />

Dritter Aufzug.<br />

(Vorjaat im königlichen Palast.)<br />

Erster Auftritt.<br />

Graf Douglas auf und abgehend. Graf.<br />

Murray und Lord Liudsey treten<br />

V<br />

ein.<br />

Graf Nlurray.<br />

erzeihen Sie Graf/ daß wir Sie solange<br />

warten Uessen. Das Gluck mit Englands Königin«<br />

speisen zu dürfen, war uns zu neu, um<br />

uns desscn sogleich be auben zu können. Sie ha,<br />

den uns «was zu entdecken.<br />

Gr. Doug (hastig) Ja Graf, ja! Marie<br />

will diese Nacht entfliehen.<br />

Gr. Mur. O dafür ist gesorgt. Die Wachen<br />

haben Befehl —<br />

Gr. Doug Sie lassen mich nicht ausreden.<br />

Herzog Norfolk steht ihr bey, er will sie entführen<br />

, die ganze Englische Flotte zu ihrer Hälft<br />

aufbiechen, und um den Roman nach dem ge­<br />

wöhn-


64 Marie Stuart,<br />

wohnlichen Schlag« zu enden, so will sie' ihn<br />

«,s Dankbarkeit heurmhen > und ihren Thron<br />

mit ihm cheilen. Wie gefallt Ihnen der An,<br />

schlag, Mylords? Ich überlas es Ihnen, dies<br />

alles der Königin« zu entdecken. Sie kann's<br />

noch hindern!<br />

Gr Mur. Wie ist dies möglich? Woher<br />

wissen Sie dies?<br />

Gr. Daug. Was kümmert Sie's, woher<br />

ich's weiß'. Genuz, daß es so ist, wenn Sie<br />

nv.r's aber nicht glauben wollen, so dringen Sie<br />

nur mit hinlänglicher Wache um Mitternacht in<br />

die Zimmer der Echottländlschen König««« ein,<br />

und Sie werden dort den Herzog, und wie ich<br />

sicher weiß, auch Beweise finden, die meine Aussage<br />

bestattigen.<br />

Gr. Mur. (zu L.. L.indscp heimlich) Berichten<br />

Sie sogleich der Königin« diesen Vorfall.<br />

(Lmdsey ab) Wo wollen Sie hm , Graf?<br />

Or. Doug. Ich habe meine Absicht erreicht,<br />

und hier weiter nichts zu erwarten.<br />

Gr. Mur. Verzeihen Sie Graf! Marie hat<br />

Sie gewiß beleidig« i<br />

Gr.DouF. Beleidigt? — Wenn Sie wissen,<br />

oder vielleicht gar schon erfahren Hab-..,<br />

was da< ist, sich in seiner klebe betrogen, einen<br />

andern vorgezogen zu sehen, dann nur tonnen<br />

Sie sich emen Begriff von der mir angeehanen<br />

Beleidigung, von meiner Begierde nach Rache »lachen.<br />

egr. Mur. (für sich) Wenn sich der fangen<br />

liesie, und in unfern Anschlag einwilligte,<br />

dann


ein Trauerspiel. 65<br />

dann waren wir geborgen. Vernunftig Murray,<br />

.vernunftig', (zum Donglas) Run gut, Graf,<br />

machen. Sie mit uns gemeinschaftlich« Sache,<br />

«nd Sie werden aufs schönste, aufs ^este gerochen<br />

werden. Es kost« Ihnen nur ein Wort,<br />

nur ein wenig Kühnheit, hinzutreten,' und z»<br />

der w den Herzog verliebten Marie z» sagen:<br />

Madam ich welß, und kanns beweisen, daß Sie<br />

an den Graf Bochwell diese Briefe geschrieben<br />

haben, und<br />

Gr. Von«. Nein Graf, das werde ich nie<br />

chun. Ich weiß zu gut, daß sie in diesem Punkte<br />

unschuldig ist, und Ihr seyd Unmenschen,<br />

daß ihr mit kaltem Blute, ohne beleidigt worden<br />

zu seyn, Eure Königinn anklagt, uud was<br />

das schandlichste ist, falsch anklagt. Rache ist<br />

jedem Mann eigen, aber Verbreche« erdichten,<br />

und falsche Beweise ersinnen, das können nur<br />

niedrige Seelen, nur Bösewichter, wie ihr Graf,<br />

und Eures gleichen.<br />

Gr. Mnr. (für sich) Eine bittre Pille,<br />

aber ich muß sie schon verschlucken, (zum Douglas)<br />

Nun gut, Graf! Ihre Gesinnungen sind<br />

rühmlich, sind lobenswerch, aber wenn Sie<br />

durch diese Entdeckung, die nun lord kindsey<br />

der Königin« Elisabeth hntcrbringt, gerochen<br />

zu werden glauben, s» betrügen S« sich sehr'.<br />

Ebm als ich zu Ihnen nergieng, sagte mir Elisabeth<br />

, der Herzog von Norfolk kann allem Marien<br />

retten, giebt sie ihm chre Hand, so will<br />

ich ihr Verbrechen vergessen, und nur auf die<br />

Vorcheile sehen, die mir dadurch zuwachsen.<br />

E<br />

Echt


«6 Marie Stuart,<br />

S«bt Ihr «nn nicht lieber Graf, daß diest«<br />

Vielleicht alleS auf der Königin« Anstiften geschicht,<br />

daß der Herzog listig genug ist, dnrch<br />

den Vorschlag einer Flucht/ Mariens Herz z« gewinnen.<br />

Gr< D"NU. Was sagen Sie da? Elisabeth<br />

könne, wolle dieser Verbindung nicht entgegen<br />

seyn'i<br />

Gr. Mur. Nein, billigen wird sie solche<br />

vielmehr. Unter unS gesagt, Elisabeth geitzt<br />

nach Manens Thron, sich selbst darauf zu sehe«,<br />

wäre nicht rathsam alle Europaische Mach,<br />

»e wurden wider sie aufstehen, aber ihrer Kreatur<br />

darauf zu helfen, kann ihr niemand «ehren,<br />

nnd regiert Herzog Norfolk in Schottland, so<br />

ist Elisabeth doch Königin« — Wenn aber auch<br />

Sie auftrete», und sagen: Die Briefe sind acht,<br />

wenn Sie es mündlich Vestattigcn, daß Marie<br />

die Mörderin« ihres Gemahls ist, so tan« Elisabeth<br />

Marien nicht begnadige«, kann keine<br />

Vermahlung mit dem Herzog stiften.<br />

Gr. DouF. Aber Graf, die Briefe sind<br />

falsch.<br />

Gr. Mur. Lassen Sie solche falsch seyn;<br />

«der Sie werden, wenn Sie solche für wahr<br />

erklären, gerochen. Denken Sie sich nur de»<br />

wonnevollen den seeligen Gedanken: du kannst<br />

dich rächen! — Zwar sich nicht rächen, ist auch<br />

großmüthig, und Marie heurach« durch ihren<br />

Beystand den Herzog Norfolk!<br />

Gr. Doug. Ehe ich dies zugebe, ehe verlangne<br />

ich nuch selbst — Führen Sie mich zur<br />

Kö-


ein Trauerspiel. e?<br />

Kvniginn, ich will, ich muß — so sehr ich<br />

auch diesen Gedanken verabscheue — dieft Briefe<br />

für wahr erklären. Weder Herzog von Norfolk»,<br />

noch ein anderer soll Marien Heuratben.<br />

Gr. Mur. Meine Erfindung hat gewürtt!<br />

(zum Grafen) Zu der Befriedigung Ihrer<br />

Rache finde ichs aber nochwendig, daß Cie alles<br />

mit anwenden, um Marien zu stürzen, Ihr<br />

Glück wird dadurch zugleich befördere, denn<br />

Elisabeth wird Ihnen das alles geben, was Ihnen<br />

Marie nur versprechen tan». Kommen Sie,<br />

Graf, komme« Sie.<br />

Zweyter Auftritt.<br />

Vorige. Sir Walter, «ord Andsey.<br />

Gr.Mnr. Ach, Sir, was bringen Sie<br />

für Nachrichten?<br />

Sir Walt. Meine gnadigste Kö.'iginn sendet<br />

mich, um zu hören, obs Wahrheit sey, was<br />

ihr lord kindfty hinterbrachte?<br />

Gr. Mur. Ja,


68 Marie Stuart,<br />

Gr. Voug. Graf Murray sagt die Wahrheit,<br />

(steht tiefsinnig da.)<br />

Sir Walt. Die Schandliche', (heimlich zu<br />

Gr. Murray) Ist Douglas unser Freund,<br />

Vertrauter, oder habe« Sie dies Bekenntnis<br />

von ihm erlistet?<br />

Gr. Mur. Das letztere, Freund, das letztere!<br />

Benutzen Sie uur die Zeit und fti« Bekennmiß.<br />

Gewalt. Sehr wohl! (zu Douglas)<br />

die Königin» will also, daß Sie Ihre Aussage<br />

in Gegenwart dreyer Zeuge« bestattigen und unterschreiden,<br />

und was Ihre weitere Anzeige von<br />

dem Herzog Norfolk betrift, so wird sie —<br />

Gr. Mur. (fällt ihm in die Rede) Nicht<br />

wahr, Sir, es war der Königin» Wille, Marien<br />

mit Herzog von Norfolk zu vermählen?<br />

(rvinkt ihm seine Frage zu bejahen.)<br />

Sir Walt. Ja, er war es, aber -—<br />

Gr. tNur. Sie wird wohl sehr aufgebracht<br />

seyn, daß fie ihre» lieblings Plan »nn nicht<br />

ausführen tan», da Graf Douglas »nsre Aussage<br />

bekräftigt? (wiederholt die ne>nlich< Pantomime.)<br />

Sir Walt. Freylich: freylich ist sie sehr<br />

zornig, und nur Ihre Aussage, mein lieber<br />

Graf Douglas, kann sie verhindern, diese Vermahlung<br />

zu vollziehen, (heimlich zu Graf<br />

Nturray) Wars so recht?<br />

Gr. Mur. (heimlich) Vortrefiich!<br />

Gr. Doug. (der immer tiefsinnig d»<br />

stand) Gut, ich will bezeugen, will unterschreiben.


ein Trauerspiel. 69<br />

ben. Will alles thuu, um dies Werk zu zerstören,<br />

um nur den Triumph über mich zu vernichten<br />

!<br />

Sir Walt. So kommen Sie mit mir zum<br />

Staatssekretair'.<br />

Gr. Mur. (heimlich zu Vir Walter) Ich<br />

muß sie zuvor allein sprechen! Schicken Me<br />

lord lindsey mit ihm.<br />

Sir Walt, (zu Douglas) Doch muß ich<br />

der Königin« erst Antwort bringen, lord lindsey<br />

wird Sie vorausfuhren, ich komme den Augenblick<br />

nach.<br />


?y Marie Swart,<br />

Dritter Auftritt-<br />

Graf Murray, Sir Walter.<br />

Gr. Mnr. Ha ha ha! das geht vortreflich,<br />

besser / als ich dach«'. die liebe muß uns teuten,<br />

deren Herz gestählt ist , manchmal aus der Roth<br />

helfen.<br />

S»'r Walt. Aber, lieber Graf, unterrichten<br />

Sie mich nur ein wenig —<br />

Gr.Mur. Gleich! Graf Douglas liebt<br />

Marien auf das ausserste, er war's, der ihre<br />

Flucht beforderte, itzt ließ er mich rufen, um<br />

mir aus Eifersucht die ganze Verschwörung Maciens<br />

mit dem Herzoge zu entdecken. Ich feuerte<br />

sei«e Eifersucht noch mehr an, gab vor,<br />

daß Elisabeth die liebe des Herzogs billige —<br />

Sir Wale. Ich begreife, ich begreife!<br />

Gr. Mur. Aber wie nahm denn die Koniginn<br />

die Nachricht auf?<br />

Oir Wale. Mit Erstaunen, mit Entsetzen.<br />

Sie tanns nicht begreifen, wie ihr getreuer Norfolk<br />

cl« Verracher seyn tany, sie will seine Zusammenkunft<br />

mit Marien belauschen, dann hervorbrechen,<br />

und sie beschämen. Der wachthabende<br />

Offizier hat bereits Befehl mit ihr zu erscheinen.<br />

Sie haben eine herrliche Entdeckung<br />

gemacht, die unser« Plan um vieles befördert.<br />

Doch ich muß zum staatssetrctair, geben Sie<br />

unterdessen zur Königin«, ich werde bald nachkommen,<br />

(will ab.)<br />

Gr. Mur.


5<br />

ein Trauerspiel. ?i<br />

Gr.Mur. Noch eins! Graf Douglas muZ<br />

so viel als möglich entfernt werden, denn erfahrt<br />

er die wahre Beschaffenheit der Sache,<br />

so ist ein gefahrlicher Ruckfall zu besorgen.<br />

Sir Wale, lassen Sie das meine Sorge<br />

sey«. Sobald er seine Rolle ausgespielt bat,<br />

will ich ihn mit Anstand vom Theater entfernen.<br />

Es w.rd sich schon eine Ursache finden,<br />

baß ich ihm auf ei «ige Zeit eine Wache geben<br />

kann, und trauen Sie mir so viel Geschicklichkeit<br />

zu, daß ich es dahin bring?« will , daß die<br />

Königin« ihn seiner eignen Sicherheit wegen<br />

nach Schottland abschickt. Doch, ich muß «-<br />

len, ich treff? Sie bcy der Königin«.<br />

(beide aus verschiedenen Seiten ab.)<br />

/ Vierter Auftritt. ^i<br />

(3immer der Marie.)<br />

Mar. (dem hereintretenden Herzog entgeFen)<br />

Schon bliebt Ihr meiner Ungeduld und<br />

liebe z» lange aus. Jeden leisen Tritt hielt ich<br />

für den Eurigen, und ward immer betröge«.<br />

Nun wie stehen unsere Sachen? Es ist doch teR<br />

ne Gefahr zu besorgen?<br />

Herz. Keine! verlassen Sie sichganz auf das<br />

Wo« eines Mannes, mein Plan ist sicher,und die<br />

ihn ausfuhren sollen, sindschon abgereist. Itzt noch<br />

«neAvredung mit Ihnen, einenStartungsblick von<br />

E 4<br />

Ih-


7» Marie Stuart,<br />

Ihr« schönen Augen auf den Weg/ und ich reise<br />

ihnen nach.<br />

Mar. Wird man euch aber nicht vermissen?<br />

dann muchmaffen, und Euren Hlan errathen?<br />

Herz. Dafür ist gesorgt. Die sonst so vorsichtige<br />

Elisabeth erleichtert mit alles. Ich soll<br />

morgen mit dem frühesten zur Flotte abgehen,<br />

und die Spanier in ihrem Hafen heimsuchen,<br />

denn man merkt meine Zuneigung gegen Sie,<br />

und will mich also aus dem Wege schaffen. Es<br />

ist gewiß, Elisabeth hat Ihren Untergang beschlossen,<br />

die Anklage der Deputitten als wahr<br />

««genommen, und dem Gerichte Hefeh^ gegeben,<br />

ihren Willen zu bestattigen. Ein ewiges Gesang-<br />

«iß für meine Marie, den Schouländischen<br />

Thron vielleicht für sich, oder für eine ihrer<br />

Kreaturen. Dies ist ihr Plan, aber der unsrige<br />

soll ihn zerreißen.<br />

^Nar. Stellet euch meinen Zustand vor, die<br />

Angst, mit der ich kämpfen wurde, wenn ich<br />

dieß alles hörte, und kein Herzog von Norfoll<br />

da wäre, der mir seine Hülfe böthe, mich aus<br />

diesem labrinch zu retten. Ihr thut viel für<br />

mich, Herzog, aber ich will sorgen, daß Euch<br />

nie die Reue ankommen soll, dieß alles gethan<br />

M haben.<br />

^erz. Ben aller Ihrer Gute sind Sie doch<br />

grausam'. Halten mir da stets die Aussicht auf<br />

Ocepter und Krone vor, und bedenken nicht,<br />

daß Sie dadurch meiner Unternehmung den Sinn<br />

der Eigennützigkeit geben. Ich ! ich erröthe über<br />

den bloßen Gedanke«: — Ich will durch die<br />

Auf-


ein Trauerspiel. 73<br />

Aufopferung meiner Wurden, meiner Ehre, mir<br />

Ihr Herz, Ihre Liebe erlaufen. Die letztere beseelt<br />

mich und meine Handlungen^ Hatte auch<br />

Marie keinen Scepter, um ihn mir anbiechen zu<br />

können, besäße auch Marie keinen Thron, um ihn<br />

mit mir cheHe« zu wollen, so würde ich doch<br />

eben so kühn, mich der Unternehmung der Elisabeth<br />

entgegen setzen, ich würde mit eben dieser<br />

Hitze den Plan ihrer Rettung befolgen, denn Mariens<br />

Herz, Mariens Reize waren die nämlichen,<br />

und jenes zu besitzen, diese zu bewundern, unternehm'<br />

ich allein ihre Rettung.<br />

Mar. Großmüthiger Man», empfangt auch<br />

von meiner Seit« die Versicherung, daß, wenn<br />

Marie »nf ihrem Throne mit größtem Glänze<br />

regiert«, mitten unter ihren treuen Untenhanen<br />

die glücklichsten Tage zahlte, und Herzog Notfall<br />

käme Verstössen aus stimm Vaterlande, getrandmartt<br />

an seiner Chre, nur begabt mit seinen<br />

liebenswürdigen Eigenschaften, so würde<br />

Marie ihn eben so zärtlich lieben, als wenn er vorher<br />

ihre Rebellen bekämpfet, und sie mit Gefahr<br />

seines theuren tebens auf ihren wankende» Thron<br />

gefttzt hatte. Doch sind wir hier auch sicher ? Kann<br />

niemand vermuchen, daß Ihr bey mir seyd?<br />

Herz. Niemand! Man sieht mich oft u» diese<br />

Zeit im Pallast herumgehen, und ich habe überdies<br />

meinen Weg »och so geheim genommen, daß<br />

mir kein lebendiges Geschöpf begegnet ist. Lassen<br />

Sie uns aber itzt die genaueste und sicherst«<br />

Abrede treffen. Sie werden, wie ich gewiß weiß,<br />

«uf das Schloß Tmbury in der Grafschaft Seaf-<br />

E 5<br />

fcrd


74 Marie Stuart,<br />

sord gebracht, auf be« Weg dahin, eine halbe<br />

Stunde vor diesen» Schloßt nimmt der Thierganen<br />

seinen Anfang, hier werde ich «it hinlänglicher<br />

Mannschaft versteckt liegen. Dem<br />

Offizier, welcher Sie hegleitet, werde ich sagen,<br />

es geschähe alles auf der Königin» Befehl, die<br />

«beigen werde ick so gefangen nehmen, daß kei-<br />

«er entkommen kann, denn es liegt alles daran',<br />

daß die Nachricht Ihrer Flucht nicht nach London<br />

komme. Wir eilen alsdenn nach Dower,<br />

die Flott« steht schon ganz fegelferng, und h«<br />

Befehl bey meiner Ankunft die Anker zu lichten.<br />

Anstatt die Spanier aufzusuchen, gehen wir nach<br />

Schottland, und nach verrichteter Sache schick'<br />

ich die Flotte unter eine« andern Befehlshaber<br />

zurück.<br />

M»r. O Herzog! wie klopft mein Herz bey<br />

dieser ganzen Unternehmung! Wenn doch alles<br />

schon vorüber war«! Die vielen Gefahren in<br />

der Euer so cheuresleben schwebt, angstigen und<br />

quälen mich — Doch zu was wichtigern! Als<br />

ich die ganze lange Zeit, so einsam da saß, fiel<br />

mir ein, Ihr könntet vielleicht an meiner Liebe<br />

zweifeln, könntet denken — Zweifel schleicht<br />

sich «uch in die Herzen der besten Menschen ein<br />

— daß ich Euch nicht Wo« halten, und saß" ch<br />

einmal auf meinem Thron, ihn nicht mit Euch<br />

»heilen wollte. Um Euch also diesen gefahrlichen<br />

?rr«fel zu benehmen, um Euch auch in Zukunft<br />

dafür zu bewahren, Hab ich diese Schrift<br />

aufgesetzt. Sie versichert Euch des Besitzes meiner<br />

Hand, die ich Euch itzt schon mit meinem<br />

Her-


ein Trauerspiel. 75<br />

Herzen fthenke, sie macht Euch zum Mitregenten<br />

meines Reichs, das aber Eure Tapferkeit erst<br />

erobern muß. Ich hatte diese Schrift gerne<br />

durch Zeugen bestattigen lassen, aber Elisabeth<br />

handelt schon itzt sehr ha« mit mir. Denn ich<br />

habe seit der Zeit ich in diesem Zimmer bin, kei,<br />

«en von meinen Lords gesehen. Nehmet, und<br />

wen» einer kam« und sagte: Marie wird nicht<br />

dein« Gemahlin«, du nicht der Theilnehmer ihres<br />

Throns, s« sey diese Schrift der Beweis meiner<br />

Worte/ der Bürge meiner liebe.<br />

(giebt ihm die Schrift.)<br />

Herz. Ich nehme diese Schrift mit innigster<br />

Verehrung auf meinen Knie« an. Da aber<br />

Marie mir solche bloß aus der Absicht giebt,<br />

«m mich für itzige und künftige Zweifel zu bewahre«,<br />

so kann ich Marien meine Zuversicht<br />

»uf ihre liebe und Vertrauen, auf ihre Worte<br />

nicht deutlicher beweisen, als wenn ich diese<br />

Schrift vernichte.<br />

(zerreißt solche)<br />

Mar. Rascher Mann'. Was thust du?<br />

Herz. Ich befreye mich von dem Verdacht,<br />

als zweifelte ich an Ihrer liebe, ich reue sie aus<br />

der Verlegenheit, vielleicht aus Zwang, das hat,<br />

ten zu muffen, was Sie nach der Veränderung<br />

der Sache und Zeit nicht halten können. Ich<br />

geize bloß »ach de« Besitz Ihres vonrefiiche«<br />

Herzens, ich erwarte solches, wenn alle G"<br />

fahren besiegt sind, als ein freywilliges, und<br />

nicht als ein verschriebenes Geschenk, welches<br />

mir auch ohne Thron willkommen ist. So wie<br />

«h diesem und selbst dem Herzen einer Marie<br />

ent-


76 Marie Stuart,<br />

entsagen kann / wenn nur der geringste Schein<br />

eines Zwanges vorhanden ist.<br />

tzNar. Edler! großer Mann! bald muß ich<br />

zweifeln/ ob ich deiner mit Krön, Reich und<br />

meine» Herzen — auf das ich so stolz war —<br />

würdig bin? Jede deiner Handlungen zeigt mir<br />

den erhabene« Mann, und stärkt mich in der<br />

Hoffnung, daß so ein Mann «ich glucklich retten<br />

werde. Freund einziger in der Noch, bewahrter<br />

Freund! nimm meinen ganzen Dank,<br />

«im« meine erste feurige Umarmung, und nun<br />

eile, hau« dich tapfer, rette deine Geliebte, und<br />

ahnliche Umarmungen in unzählbarer Menge erwarten<br />

deiner.<br />

Herz. Königin», ich fuhls mit ganzer Stärke,<br />

was Sie mir geben und verspreche«, aber<br />

danken kann ich nicht. —- So eine Umarmung<br />

erhebt, stärkt, und macht fähig zu großen Tha-<br />

«n. Es ist Zeit, ich will fort. (Wie lange<br />

werde» mir die Stunden dauren, ehe der Augenblick<br />

unseres Wiedersehens «aht. Wenn Sie<br />

so de» Hügel herunter fahren, den Wald vor<br />

sich sehen, und ihr Herz bey dem Anblick Ihrer<br />

Rettung doppelt schlägt, dann wird mein's noch<br />

stärker klopfen, aber nicht aus Zagheit, sonder«<br />

aus Begierde, Sie zu befreyen, und in meinen<br />

Armen davon zu führen?) Kommen Sie<br />

«ur glucklich nach, und ich rette Sie gewiß.<br />

(will ab.)<br />

^<br />

Fünf-


ein Trauerspiel. 77<br />

Fünfter Auftritt.<br />

Vorige, Elisabeth, hernach Sir Walter,<br />

Graf Murray, kindsey. Officiermit<br />

Wache.<br />

Klis. ( Tritt aus dem Gemach, nach<br />

welchem der Herzog geht, schnell ein. )<br />

Was macht Ihr hier, Herzog?<br />

Ntar, Wir sind verrachen!<br />

Wis (streng) Redet! was habt Ihr hier<br />

z« th«n? Ich Hab' alles mit angehört.<br />

Herz. Wenn meine Königin« alles gehört hat,<br />

so ist Herzog Norfolk der Mann nicht, der sei,<br />

n« Worte laugntt.<br />

Klis. Ha! Undankbarer! Ihr wollt, mit Marien<br />

entfiiehen!<br />

Herz, Es ist so, gnadige Königin«. Ja'. ich<br />

wollte mit dieser armen Verlassenen fluchten, sie<br />

von der Verfolgung ihrer Feinde erretten, und<br />

Eure Majestät hindern, eine That zu begehen,<br />

die den Glanz Ihrer vorige« verdunkeln mußte.<br />

tlis. Ihr untersteht Euch, mir das zu sagen?<br />

Herz. Mein Verbreche« ist so, daß ich es<br />

frey meiner Königin« entdecken, und von Ihrer<br />

Gnade, Verzeihung hoffen kann.<br />

Vlis. Eure Hofnung ist vergebens, Ihr send<br />

ein Rebell, den ich nach aller Strenge des Gesetzes<br />

strafen werde, (zu dem an der Chöre<br />

stehenden Offizier) Nehmt ihn gcfang:«.<br />

(die


73 Marie Stuart,<br />

(die übrigen treten mit diesem alle hervor)<br />

Dffiz. (zum Herzog!» Ihren Degen'.<br />

Herz. Gir '. Wenn ich den bey mir hat«, sie sollen<br />

mir ihn gewiß nicht zum zweytenmal abfedern.<br />

SKs. Und Ihr wolltet es wagen, ihn gegen<br />

meine Wache, gegen Eure Königin« zu ziehen.<br />

Herz. Nicht gegen meine Königin«, aber gewiß<br />

gegen diesen Kühnen, der nicht wissen muß,<br />

wie theuer einem Manne sein Schwert ist, weil<br />

er es ihm so dreust abfodert.<br />

Nis. Ihr werdet immer kühner! und macht<br />

Euer Verbrechen noch unverzeihlicher! fuhrt ihn<br />

in Tower!<br />

5er;. Ich brauche keinen Fuhrer. Der Weg<br />

dahin muß einem Manne, wie mir, selbst bekannt<br />

seyn. Wenn man sein Blut fürs Vaterland<br />

aufgeopfert, sich zur Vcrcheidigung dessen,<br />

Wunden erkämpft hat, so ist ja das in England<br />

der gewöhnliche L>«, wo man am Ende hingeschickt<br />

wird, sich solche heilen zu lassen. Man<br />

will meine Vertheidigung nicht hören. Erfüllt<br />

den Befehl eurer Königin«, (zum «Offizier»)<br />

Folgt mir in Tower'.<br />

Llis. Ihr könnt noch von Vertheldlgung sprechen?<br />

Habe ich euren schändlichen Anschlag nicht<br />

selbst mltangchöct i wäret nicht ihr's, Herzog,<br />

der das unumschränkte Vertrauen seiner Königin»,<br />

die Gewalt/ die sie ihm gab, ba^u anwenden<br />

wollt«, um aus blinder Leidenschaft<br />

«ein« Armee ins Verderben zu stürzen, sie g«5<br />

gen ihre rechtmäßige Gebietherin aufzulehnen?<br />

Herz. Wl«n ich dies gesagt, winn Eure<br />

Ma-


ein Trauerspiel. 79<br />

Majestät bjes selbst gehöret haben, so beug'ich<br />

meinen Nacken willig unter das Henkerbeil.<br />

Mar. (stürzt zu Klisabeths Füßen.) Große<br />

Elisabeth, sehen Sie eine Könlglnn zu Ihre»<br />

Füßen, ich bin an allem schuldig, ich Hab« den<br />

Herzog zu dieser That verleitet, und wenn er<br />

Strafe verdient, so falle sie auswich.<br />

Vlis. Sie wild euch und ihn ln vollem<br />

Maaße treffen. Die Beschuldigung der Grölen<br />

Eures Reichs sind wahr, denn Eure Handlungen<br />

beweisen es, ihr »acht mich, da ihr Rebellion<br />

ln «einem Lande zu erregen wagt, zu eurer Richterln,<br />

und wehe euch, ich ivlll es sireng seyn.<br />

Ihr send in diesem Augenblick nicht mehr Könlglnn,<br />

seyd «ine Missethäterin, die Strafe<br />

verdient^ und auch gewiß erhalten wird.<br />

M»A Ich unterwerfe wich willig meine«<br />

Schicksal, nur schone man des Herzogs.<br />


z


ein Trauerspiel.<br />

8l<br />

Mar. Glaubts nicht Herzog! glaubts. nicht!<br />

Ich Hab ihm nie geheuchelt, ich versprach ihm,<br />

dankbar zu seyn ; daß er meine Worte falsch auslegte,<br />

dafür kann ich nicht.<br />

Gr. Mur. Nun, Herzog, bereut ihr nun<br />

bald, daß ihr uns vorhin in euren Neben s«<br />

hart —<br />

Herz. Weg von mir / Elender! —- Böse«'<br />

wlchter euresgleichen mäßen einem ehrlichen<br />

Manne nie so nahe treten, denn sie laufen Gefahr<br />

von ihm anqesplen zu werden.<br />

Gr. Mar. Hören sie, Herzog, hören sie<br />

nur, und sie werden anders mthellen. Graf<br />

Douglas hat in Gegenwart dreyer Zeugen bekannt,<br />

daß Marie die Urheberin des Mords<br />

ihres Gemahls war. Seht ( zeiFt ihm eine<br />

Schrift.) Er hat es schriftlich bestittiget.<br />

Herz. Nicht möglich! Marie?<br />

Mar. Ich bin unschuldig! Gott, du kennst<br />

mein Herz! ich bin unschuldig!<br />

Herz. Verzeihen Sie, große Königin«, daß<br />

ich nur einen Augenblick zweifeln konnte. Sie<br />

sind unschuldig! Ich erkenne das Gewebe der<br />

Bosheit, aber ich bin unvermögend es zu zerreißen,<br />

(zu Murray.) Auch unter der karve<br />

der Verstellung «kenne ich dich, nimm eine Gestalt<br />

an, welche du wlllst, du bleibst doch ein<br />

Teufel.<br />

Llis. (zum Offizier.) Slr, befolgt eure<br />

Wicht, fuhrt den Herzog nach dem Tower!<br />

(zum Herzog.) Morgen soll das Parlament<br />

F<br />

tuet


,» Marie Stuart,<br />

euer Verbrechen untersuchen, und nach den Gesetzen<br />

richten.<br />

Herz. Mein Schicksal ist mir völlig gleichgültig.<br />

Nur haben S<br />

den. Sic Walter führt sie nach dem Tower.<br />

Mar. tine Königlnn lm Tower?<br />

iklis.


ein Trauerspiel 33<br />

Klls. Gut, daß ihr euch silbst so nennt, denn<br />

diesen Titel werdet ihr nie mehr von andern<br />

hören. Ihr send eine Uebelthäterln.<br />

Mar. Wenn ich diese bin, so fesselt meine<br />

Hände mic Ketten, führt mich in den finstersten<br />

Kerker. Ihr könnt mich auch vor Gericht schlep«<br />

pen, mir den Titel einer Königlnn rauben,<br />

von mir— was vermag Gewalt nicht— Red'<br />

und Antwort begehren; aber daß dies alles der<br />

Königin« von Schottland nicht zusteht, weiß ich,<br />

und ob ich den Fragen der Richter, Antwort geben<br />

will, hängt von «ir ab. (man führt sie<br />

fort, sie kehrt um) Elisabeth, wärm Sie an<br />

meinen Hof gekommen, und hätten mich um die<br />

Hälfte »eines Reichs gebeten, ich würde Ihnen<br />

nichts abgeschlagen haben, und V'e (mit Thronen)<br />

verfahren so hart, so grausam mit mir.<br />

laßen Sie sich mein Veysplel zur Warnung dienen<br />

, und bedenken Sie, baß noch ein König<br />

über Sie herrscht, der einst ihre Handlungen<br />

richten wird. (ab.)<br />

( Sir Walter folgt ihr. )<br />

Elis. ( zu den Deputaten.) Folgt mir,<br />

lch habe noch vieles mit euch zu reden.<br />

(Alle ab.)<br />

Ende des dritten Aufzugs.<br />

F'<br />

Wien


«4 Marie Stuart,<br />

Vierter Aufzug.<br />

( Zimmer im Tower.)<br />

Erster Auftritt.<br />

Sir Walter, Graf Murray, «ord Md5<br />

sey.<br />

( alle treten eben ein.)<br />

Oir Walter.<br />

^Ha Graf, es kostete Mübe, Elisabeth zu bewegen.<br />

Sie wollte nicht über Marie richten,<br />

wollte sie blos gefangen nach Schottland schicken.<br />

Hitte nicht das ganze Pailament ihr die<br />

Gefahren, die Folgen tiefes Entschlusses vorgestellt,<br />

unser ganzes Projekt wäre vereitelt Worten.<br />

Gr. Mur. Aber wie stehenitzt unsere Sachen.<br />

Welchen Ausgang hoffen Sie ?<br />

9. Walt. Den besten. Erst vor einer Stunde,<br />

wurden die Richter erwählt, und Marie sieht<br />

schon seit einer halben stunde mit Herzog Norfolk<br />

vor ihrem Rlchterfiuhle. Auf Befehl dies«<br />

Rlch-


ein Tranerspiel.<br />

8s<br />

Richter ließ ich sie rufen, damit sie ihre Anklage<br />

erneuern.<br />

Gr. Mur. Und wie wird Marieys Urtheil<br />

ausfallen? «erden nicht die Richter eben das<br />

sprechen, was Elisabeth zu thun willens war?<br />

S. N?Hlr. Nein Graf, neia l Ich sagte es<br />

ihnen ja schon gestern, daß wir alles gewonnen<br />

haben, wenn Marie vor Engelands Richterstuhl<br />

gezogen, nach Engelands Gesetzen gerichtet wird.<br />

Bauen sie auf mein Wort: Marie wird sie nun<br />

nicht mehr hindern, Schottlands Regent zu<br />

scyn.<br />

L. L^inds. Mein Herz wünscht es, aber mein<br />

Verstand wills nicht glauben.<br />

S. Walr. Nun dann, Ungläubiger, «n der<br />

Geschwindigkeit etwas zn ihrem Tröste: Seit<br />

einem Jahre hat das Parlament wegen der bau»<br />

figen Unruhen, mit denen Engeland heimgesucht<br />

wird, eine Akte errichtet, vermöge welcher, jeder<br />

Urheber einer Meiterey, ohne Ansehen der<br />

Person, selbst, wenn die Kiniglnn ihn begnadigen<br />

wollte, sterben muß. Nun wissen die<br />

Richter so gut als wir, daß Marie Meuterey<br />

g'qei, unsere Königin« angestiftet; und muffen<br />

nach dem Inhalt der Akte, die ich weislich auf<br />

die Tafel legen ließ, urthellen.<br />

L. L.inds. Wahrlich em glücklicher Umstand —<br />

aber —<br />

S. Valt. Hören sie weiter. Heute früh<br />

kam «in Ellbote aus den nördlichen Provinzen<br />

an. Der Gouverneur berichtet, daß die Katho»<br />

ltten sich dort zusammen rotten, und Marie»,<br />

F 3<br />

die


8s<br />

Marie Stuart,<br />

die ste ln Engeland wissen, zu ihrer Königin«<br />

ausluffen<br />

Gr. Mur. O nun läßt sich viel, nun litt<br />

sich mancherley hoffen.<br />

S. Wa-lr. Nich wahr? Erwägen Sie überdies<br />

noch, daß Maclens Richter alle meine<br />

Freund« sind/ daß ich Marlens Urthell un?> des<br />

Gouverneurs Bericht meiner Königin« zugleich<br />

übergeben «erde, und nun, lord Linbsey, zweifeln<br />

sie noch, wenn sie können.<br />

t. tinds. Wenn Tlr Waller uns ferner so<br />

beysteht, so werd' ich nicht an dem guten Ausgang<br />

unserer Sache, sondern an der Möglichtelt<br />

zweifeln, ihn so belohnen zu können, wie<br />


ein Trauerspiel. z?<br />

mußte sich mit einem sehr massigen Iahrgehal«<br />

begnügen.<br />

Gr. Mur. So bald ich Schottland wieder alS<br />

Regent betrete, so soll Sir Walter auch Herr<br />

dieser Güter werden.<br />

Sir. Walt. Zuviel, Graf! zu gutig! doch<br />

zu was wichtigerm: Graf Douglas ist fort!<br />

Gr. Mur Fort! fort! Um vielleicht alles<br />

zu verrathen — Sie versprachen doch — —<br />

Oir wcklt. Ja sehen S«e, ich verspracht<br />

zwar! aber ich fands besser/ ihn laufen j»<br />

lassen.<br />

Gr iNur. Wenn er nun MarienS Schickfall<br />

erfahrt — zur Königin« lauft/ alles bekennt/<br />

bereut—<br />

Sir. wa,lt. Hahaha! lieber Graf, Ihnen<br />

Furcht einzujagen, draachs wenig Kunst. Seyn<br />

Sie ruhig! Man brachte mir heute Rächt die<br />

Nachricht, daß Graf Douglas das Schicksal<br />

Mariens erfahren habe, daß er rase. Ich g:eng<br />

zu ihm, wollte ihn trösten, aber sein cmzlges<br />

Begehren war, die Königin« zu sprechen.<br />

Gr. Mur. Nun —<br />

Sir Wa,!t Dieß beschrieb ich ihm als eine<br />

Unmöglichkeit, stellte mich als ob mir Malens<br />

Schicksal sehr zu Herzen gienge, und beschwor<br />

ihn, nach Schottland zu eilen, um dort Zeugnisse<br />

wider Ihre Zeugnl.se aufzubringen, er floh<br />

mit zwey meiner vertrautesten Bedienten f n.<br />

Drey Stunden von hier ist ein schamchtes Haldchen,<br />

ei« rechter romantischer Ort, zum Grab"<br />

mahl eines betrogenen Liebhabers vonreftlch gc-<br />

F 4<br />

le.


58 Marie Stuart,<br />

legen. Er wird wohl schon begraben seyn, denn<br />

Mine Bedienten versprachen vor Mittagszeit wieder<br />

hier zu seyn.<br />

Gr. Mur. Aber wenn man nach ihm fragt?<br />

Ihn vermißt?<br />

Sir Walt. Oind wir zu seinen Hüttcrn bestellt?<br />

Er ist fort', entflohen! Gott weiß wohin?<br />

Sein schriftliches Zeugniß haben wir, seine Person<br />

mag der suchen / dem nach ihr gelüstet.<br />

Gr. iNur. Sir, mein Dank — mein —<br />

Zweyter Austritt.<br />

Vorige, ein Thürhütter.<br />

Churh. (zu Sir Walter) Eir! Man erwärm<br />

Sie, und die schottlandischen Deputirten,<br />

Sir Walt. Kommen Sie! Ihr Schicksal<br />

muß noch heute entschieden seyn.<br />

(alle in ein Seitenzimm» ab)<br />

Dritter Auftritt.<br />

(Rönicsliches Rabinet.)<br />

Elisabeth allein,<br />

(auf und nieder gehend^<br />

Was quäle, was martre ich mich denn! Bin<br />

ich die Schuldige? Hab ich Verbrechen zu bussen?<br />

— Ein weiches Herz dient seinem Besitzer<br />

nur


ein Trauerspiel. 89<br />

nur zur Marter! — Ich bin Königin» und<br />

muß Beleidigungen strafen — doch haue ich<br />

nicht so nachgebend styn; Nicht das Parlament,<br />

ich hatte richten sollen! doch kann es wohl anders<br />

sprechen, als ich sprechen wollte?<br />

Vierter Auftritt.<br />

Elisabeth, Lord Herreis.<br />

3. Her. (will sich zur Thure hineindrin»<br />

Zcn, ein Offizier halt ihn zurück)<br />

Slis. Was ists? laßt ihn, und bleibt hier!<br />


yo<br />

Marie Stuart,<br />

Wis. Ich versichere euch meines Mitleids,<br />

«öchte g.rne euren Worten glauben, aber könnt<br />

ihr «was zur Verminderung ihres Verbrechens<br />

sagen, so sprecht/ wo nicht, so geht, denn es<br />

thut meinem Herzen weh, wenn ich um Crbarmung<br />

sieben h^re, und nicht helfen kann.<br />

K. 6er. Ich komme nicht zu beweisen, ich<br />

komme, zu bitten! Man spricht vom ewigen Gefangniß'.<br />

das hat meine Kön.gmn nicht verdient!<br />

Sie ist unschu dig an dem Mord ihres Gemahls —<br />

wenn noch tauftnd niedrig denkende^ Douglasse<br />

svlchen bestauigen. — Sie hat Euer Majestät<br />

durch das Unternehmen mit Herzog Norfolk be,<br />

leidiget, aber die erhabene Elisabeth, deren Tage<br />

jeder Menschenfreund segnet, um deren langes<br />

leben der Hülflose, Gott anstehet, wird auch hier<br />

ihr vortrefiichcs Herz nicht verlaugnen, wird vergeben<br />

und vergessen, wird noch mehr thun, wird das<br />

schandliche Gewebe d.r rebcllischenBosheit zcrreisse«<br />

und die Unschuld retten. Ja Königin«, hell<br />

«virds in meinem Herzen, der Kummer verschwindet,<br />

wenn ich zurückdenke , auf alle die menschenfreundlichen<br />

Thaten der großen Königin», und<br />

meine Seele hat sich des Gedankens ganz bemächtigt<br />

: Elisabeth wird Reiterin und Rächerin seyn.<br />

EI's. Ihr spracht aus meiner Seele, kord,<br />

ich wünsche Marien zu retten. Das Parlament,<br />

dessen Wille auch der meinige seyn muß, hat<br />

Richter über sie versammlet, geht zu ihnen, beweist<br />

Marens Unschuld an chreb Gemahls Tode,<br />

und ich will dann die mir ziig''f!i^ce Beleidigung<br />

gen zn vergessen suchen.<br />

6.. Her.


ein Trauerspiel. 91<br />

t. Her. Wohin soll ich eilen? In ihren Richlern?<br />

Gm! Gut, Ich werde dort ihre Anklager<br />

treffen! Ha! sie sollen, sie müssen ihr Bubenstück<br />

dekennen'. O Gen schenke mir Kraft! gieb<br />

mir Worcc, die Verrather zu entlarven! Dank,<br />

große Königin«, Dank, für diese große Gnade!<br />

O, ich alter Mann! wenns mir gelange! O,<br />

der unüberschwenglichen Freude! Wenn ich meine<br />

Königin« rettete'. Ich — Ich — Sehen Euer<br />

Majestät meine Tbränen, es sind die ersten, die<br />

ich nach dem Tode meines einzigen Sohnes weine<br />

! Ich eile, ich fliehe! O Marie! Ich muß<br />

dich retten.<br />

(will ab)<br />

Fünfter Auftritt.<br />

Vorige, Sir Walter mit papieren in der<br />

Hand.<br />

Vis. Was bringt ihr? Ist das Unheil schon<br />

gesprochen?<br />

9ir Walt. Ja, Euer Majestät!<br />

t. Her. szu der Röni^inn Füssen Gnädigste<br />

Königinn! O ich zinre, nur AuffchuR!<br />

Nis. Geht! Ich werde eure Bitte nie verges,<br />

scn!<br />

L. Her Euer Majestät !<br />

Vis. Seyd ruhig! Ihr saht mich vorhin.»<br />

Ilir seht itzt diese Tbräne!<br />

L. Her. Ebrn fiel sieauf meine Hand '. O daß<br />

sie nie vertrocknete! Sie ist der kostbarste Btwciß


9» Marie Stuart,<br />

weiß ih»es edlen Herzens! mir Bürge für Wartens<br />

Gluck,<br />

(Zehr ab)<br />

Sechster Auftritt.<br />

Elisabeth, Sir Walter, ein Offizier..<br />

Vir Walt, (für sich) Sie ist ga^z verändert!<br />

Wer nur dem Alten den Eintritt verstau te i<br />

Hlis (gerühr») Maria hat an diesem Lord<br />

den treuesten Unterchan! — Wo ist da>< Urteil?<br />

Sir Walt. Hier! (ohne cs chr zi Feb«-n)<br />

Doch zuerst: Ein Erpresser brach e vor kurzem<br />

diese Deveschen! Lord Huni^ton, Gouverneur<br />

der nördlichen Provinzen schickt ihn!<br />

Vlis. Gut'. legt hin! was beschlossen die Richter?<br />

Sir Walt. Cie urlheilten zuerst über den Herzog<br />

von Norfolk. Sein Verbrechen macht ihn<br />

des Todes schuldig, Da aber Marie se bst bekannte/<br />

daß er nur der Verführte, nicht der Urheber<br />

sey, so war keiner/ der nicht semc Gna;<br />

de wmlschte.<br />

Klis. Und sein Unheil?<br />

Sir Walt. Das Ober-und Unterhaus, dem<br />

man beyde Urchelle vorgelegt hat, überlaßt cs<br />

Euer Majestät, nach dero bekannten Gerechtigke-.tsliebe<br />

mit seinem Leben zu schallen.<br />

Mis. Mir überläßt mans? Gut, Er sey be,<br />

gnadigt.<br />

Sic Walt. Begnadigt? G»nz begnadigt?<br />

Hlis.


ein Trauerspiel. 95<br />

Elis. Ganz! Elisabeth kann nicht halb begnadigen!<br />

Wem sie Gnade schenkt, der muß fühlen<br />

können, was sie ihm gcb. Cr sty frey!<br />

Sir w'lt. Frey? ,<br />

Nif. Ja ! (zum Offizier, welcher noch an<br />

der Thür stehet) Bri-gt mir den Herzog Norfolk!<br />

Auch seinen Degen! — (Offizier ab)<br />

Ihr staunc'. Ihr wrrdct nicht staunen, wenn<br />

ihr wußtet, welche Wollust es sey, begnadigen<br />

zu tonnen I Und zudem, war er ja, wie ihr<br />

selbst sagtet, nur der Verfuhr«! Er wird seine<br />

thörichte Liebe bereuen und sich bessern! Großmutb<br />

und meine erneuerte Gnade sollen seine Züchtigung<br />

seyn. Doch weiter: was hat Marie zu<br />

hoffen?<br />

Oi r Walt. Zu hoffen wenig, zu furchten alles<br />

! Doch muß ich zuvor Euer Majestät bitten,<br />

die Depeschen des Gouverneurs zu lesen, siehaben<br />

großen Bezug auf Maricns Unheil.<br />

Klis, Wißt ihr den Innhalr schon?<br />

Gir walr. Er hat auch gleichlautende an<br />

das Parlament abgeschickt!<br />

H is. Gebt! — (sie erbricht und liest)<br />

Mein? umcrtbanen rebelliren — man wird dem<br />

Gouverneur Hülfe senden muffen?<br />

Sir M^lr. Haben Eu.r Majestät nur die<br />

Gnade weiter zu lesen<br />

Slis, (lüst weiter) Wie? — (langsam)<br />

Sie rufen — Marien — zur englischen Koni,<br />

ginn aus? —<br />

Sir Walt. Ja! Ein Trupp von Tausende«<br />

h« des Gouverneurs Schloß gestürmt, und alle


94 Marie Stuart,<br />

verlangen einstimmig, die Akte geltend zu machen,<br />

die Marien zur Königin« von England<br />

bestimmt. .. ,., „ ^.<br />

Ms- (erzürnt) Schweigt', welche Akte i bm<br />

ich nicht Königin« i .«,...<br />

Sir Walt, (sich schmieytnd) Komgmn von<br />

Enacland'. — Und werdens noch lange Jahre<br />

senn und bleiben. Aber erlauben Euer Majestät<br />

ihrem treuestcn Knechte so zu reden, w»e es se^ne<br />

Pflicht und Treue fordert. W«e oft dach ich<br />

und das ganze Parlament vergebens, daß Euer<br />

Maiestat zugeben möchten, daß d.ese unstellge<br />

Akte vorgetragen und vernichtet werde. Nut<br />

durch Vorstellung der Gefahr, durch tausend<br />

wichtig« Beweise tonmen wir Euer Maiestat vorm<br />

Jahre dahin bewegen, eine neue Atte zu ernch.<br />

«n, vermög jeder, welcher Urheber e.ner Meuteren<br />

gegen Euer Majestät ist, ohne Gnade und<br />

Rücksicht auf seinen Stand, zu« Tode verurchellt<br />

"lklis. Gut! So schützt mich ja diese Akte'.<br />


ein Trauerspiel- 95<br />

Ms. (reißt «« auf) Wie? Raset mein Parlament!<br />

Marie zum Tode veru.theilt! Sir,<br />

ich zweifle, daß ihr alle wißt, wie heilig die<br />

Person eines Königs sey?<br />

Sir N?klt. Sie ist nicht mehr Königin«!<br />

denn sie erklärte selbst die Akte ihrer Entsagung<br />

für richtig.<br />

Slls Wc-.r doch, Kö«gmn! Zinre Vasall'.<br />

War K^nigirn'. Nein, nie wert»? ich das ;uge><br />

ben! Marie hat mich oft beleidigt, cft gekrankt,<br />

stets nach meinem Throne getrachtet, nur Schwach»<br />

heit und Unvermögen h^.l sie an der Ausführung<br />

ihres Vorhabens geh ndert! Aber fern seys vou<br />

mir, ihren Tod zu heischen'. Ewiges Gcfangniß<br />

in meinem Lande sey ih e Strafe, sey mir<br />

Bürge für meine Sicherheit! Da! Nehmt! —<br />

(w/rfc ihm da» Uitheil zu) Und meldet dem<br />

Parlamente meinen Mllen.<br />

Sir wall. Eu r Maiestck! —<br />

Klis. Gebt! N e werde ich dies Urtheil be,<br />

stangen. Ich schw'rc<br />

Sir Walt Schwören Euer Masestat nicht!<br />

Sie begehen >^'..en Meyncid! denn Sie schwur<br />

ren im Angesichte des Parlam.-ms, keinem Rebellen<br />

Gnade zu geben. Ich red? hier als ein<br />

Glied desselben. als ein Wächter der königlichen<br />

Sicherhe t. Ewiges Gefängnis wird der Rebellen<br />

Heer nur Haufen, stets wer en Verrather um<br />

den Ort ihres Aufemha ts herlimschwärmen, Burgerblm<br />

wird flieffen, und Rebellion das ganze<br />

Land Verbüßten.<br />

Mis.


96 Marie Stuart,<br />

Klls. Sir, starb euer Vater und Muttet<br />

natürlichen Todes?<br />

Sir lVa,lt. Ja, Euer Majestät.<br />

Mis. Nun so kann ich euer Betragen nicht<br />

entziffern. Nochwendig glaubte ich, Marie<br />

mäste Mörderinn von beyden seyn, weil ihr so<br />

nach chrem Mute dürstet.<br />

Sir Va,lt Davor bewahre mich Gott! aber<br />

Sorge für Euer Majestät Wohl und Sicherheit<br />

—<br />

KUs. Ich liebe treue Umerchanen, aber ich<br />

verehre auch gute und mitleidige Herzen, (auf<br />

und niedergehend) Oft wünschte ich diesen<br />

Stein des Anstoßes aus dem Wege, und itzt,<br />

da es mich nur einen F-dcrzug kostet, ihn auf<br />

immer zu vernichten, bin ichs nicht vermögend'.<br />

Sir rva.1t. Soll ich Euer Majestät Befehl<br />

dem Parlament hinterbringen?<br />

Llis. Sagt ihnen, daß sie nach ihrer Pflicht,<br />

aber auch als Menschen handeln sollen, daß ich<br />

streng« Rechenschaft von dem fordern werde,<br />

der Mariens Blut vergiessen kann, (will ab.)<br />

Siebenter Auftritt.<br />

Vorige. Herzog Northumberlaud.<br />

(im OsrlamcntüNcide.)<br />

Herz. North. Ich komme im Namen des Pac^<br />

lautents, Euer Ma,csräl von der ers "röcklichstcn


ein Trauerspiel. 97<br />

sie« Verschwörung wider höchst dero Perso»<br />

Nachricht zu geben'.<br />

Mis. Wider mich? Ist denn der Geist der<br />

Meuteren über meine treue Unterchanen gekommen?<br />

Redet!<br />

Gr. North. Ein Bedienter kam vor die<br />

Schranken des Parlaments, und verriech uns,<br />

daß sein Herr, Sir tutcon eine Verschwörung<br />

wider Cure Majestät unternähme. Ich wurde<br />

mit hinlänglicher Wache abgesandt, ihn gefangen<br />

zu nehmen. Ich fand ihn in seinem Hause<br />

mit einem Theile seiner Verschwornen versammlet/<br />

und führte alle vors Parlament — dort<br />

fand man in der Tasche des tutton einen blankgeschliffenen<br />

Dolch, womit er, nach seinem eigenen<br />

Geständniß, Euer Majestät ermorden wollte.<br />

Elis. Ermorden? Womit Hab ich den Frevler<br />

beleidiget?<br />

Gr. North. Cr ist ein eifriger Anhänger<br />

der Schottlandischen Königin«, und sagte aus,<br />

daß er gestern Nachts die Wachen des Towrs bestochen,<br />

und mit i^r gesprochen habe.<br />

Elis. Wi ? mit Marien? und sie hat seinen<br />

Plan gebilligt ?<br />

Gr. North. Man verhörte sogleich Marien<br />

über diesen Umstand, sie bekannte, daß er gestern<br />

Nachts bey ihr gewesen, ihr versprochen<br />

habe, sie zu befreyen, aber von —<br />

slis. (ihm ins wort fallend) Ha, daS<br />

»erhanet! daS stahlt! o daß ibr doch so ganz<br />

G<br />

recht


9« Marie Stuart,<br />

recht habt Kanzler! Ich «eine um die Elende,<br />

und sie trachtet nach meinem Leben'.<br />

Gr. North. Das Parlament ficht durch mich<br />

um die Beschleunigung ihres Unheils, denn so<br />

lange sie der Pöbel lebend wes, wird er sie zu<br />

bcfrcyen suchen! Schaarcnwcise steht er um den<br />

Tower herum / und ruft: Viv»r der schönen<br />

Marie!<br />

Mis. Undankbares, elendes Volk! Erst gestern<br />

lief es rech me.mm Waa.cn nach, und rann?<br />

te mich die Schönste meines Geschlechts, und itzt<br />

k^mmt Marie, hintergeht, betrügt mich, trachtet<br />

nach meinem Leben, und doch ist siedie Schönste!<br />

Größte'. Aber ihr Triumph soll nicht lange<br />

dauren. Ware ich noch barmherzig, so stunde<br />

morgen London in Flammen! Und Sterbende<br />

schrien: weh über mich, (zum Ranz ler) das<br />

Unheil!<br />

Sir Valt. (geschwind) Hier Euer Majestät!<br />

(für sich) Das kam zu gelegner Zeit!<br />

Alis. (an» Schreibtisch, überliest das<br />

Urcheil) Ist sie auch des Mordes ihres Gemahls<br />

überwiesen i<br />

Sir N?a.lr. Ja! Euer Majestät, drey Zeugen<br />

bcstattigen es — ihre eigne Briefe —<br />

Klis. Es war ihre Hand'. Und was zweifle<br />

ich noch! will sie mich doch auch ermorden!<br />

(setzt die Feder an, sehr gerührt) Sic ist<br />

Königin» — (weinend) Mir nabe verwandt,<br />

meine Blutsfrcundinn! (standhaft) über cinc<br />

Mvrderiun ! (unterschreibt) Nci nu'. (zum<br />

Kanzler) und wenn ihr das Unheil lbr vorleset<br />

,


ein Trauerspiel. 99<br />

leset, so erzählt ihr, welche Marter es mir gekostet/<br />

wie sehr mich ihr Undank geschmerzt,<br />

sagt ihr, daß ich es mit meinen Thränen benetzt<br />

habe. (will ab.)<br />

G r Walt. Euer Majestät, noch fehlt das<br />

Siegel.<br />

Alis Ihr seyd dessen Bewahrer! Ich bins<br />

nicht vermögend !<br />

S r Valt Wenn soll das Unheil vollstreckt<br />

werden?<br />

Mis. Wenn ihr mein Herz fragt: Nie! wenn<br />

ihr die Königin« fragt, so wird euch das Par,<br />

lamem antworten. Ich will bis dahin niemanden<br />

sehn. Verdoppelt die Wachen, denn Elisabeth<br />

ist vor ihren Untenhanen nicht sicher!<br />

Achter Auftritt.<br />

Vorige, ein Offizier.<br />

Gffi;. Der Herzog Norfolk, und hier sein<br />

Degen.<br />

Sir Walt. Die Kin ginn will niemanden<br />

sprechen!<br />

Klis. Raubt mir nicht den einzigen Trost,<br />

begnadigen zu können, (zun» Or dlorthum,<br />

berland) Er ist doch an der neuen Verschwörung<br />

unschuldig?<br />

Gr. North, Ganz unschuldig! Euer Majestät<br />

'.<br />

G 2<br />

Nif.


,oo<br />

Marie Stuart,<br />

Elif Nun also! er ist ein tapferer Mann,<br />

trachtete nicht nach meinem leben! und ich solls<br />

te ihm die Gewißheit meiner Gnade vorenthalten!<br />

kr soll kommen! soll kommen!<br />

(Offizier ab.)<br />

Sir Walt, (zum Gr. Nortbumberland)<br />

Kommen Sie zun» Parlamente. Es ist Eile<br />

nöthig. (will mit ihm ab.)<br />

Klis. Wartet! ich will den Herzog erst hören!<br />

Neunter Austritt.<br />

Vorige, Herzog Norfolk, Offizier.<br />

(In Elisabeths Betragen liest man die<br />

ganze Scene hindurch Traurigkeit,<br />

welche nur Norfolls Betragen in<br />

3srn verwandelt.)<br />

Klis. Herzog, ihr habt übel gehandelt, habt<br />

das Vertrauen eurer Königin« gemißbraucht,<br />

habt — doch weg mit den Vorwürfen! — ich<br />

ließ euch rufen, um euch Gnade und Verze ihung<br />

anzukündigen. Ich hoffe, ich wünscht/ daß<br />

ihr euer Verbrechen erkennt, wieder der Vorige<br />

send, und so ist alles vergessen!<br />

Herz, (fällt der Römginn ;u Füssen) Euer<br />

Majestät, ich vermag, ich kann nicht danken!<br />

Bin überrascht, beschämt, da göttliche Milde<br />

zu finden / wo ich bmre Vorwürfe zu hören<br />

glaub-


ein Trauerspiel.<br />

i°l<br />

glaubte. Nun erst erkenne ich, daß ich strafbar<br />

bin,nun erst fühle ich, daß ich unrecht handelte<br />

! — "Verzeihung, meine gnadigste Königin«!<br />

Verzeihung, daß ich nur einen Augenblick wähnen<br />

konnte, Elisabeth werde ihre Großmuth verläugnen^<br />

Gnade für den Unwürdigen, der zweifeln<br />

tonnte, die große Elisabeth werde nicht<br />

Freundin, nicht Rächerin der Unglücklichen seyn.<br />

Mis. Steht auf, Herzog, steht auf! Nur<br />

eure vorigen Dienste, nur die Aussicht auf<br />

künftige machen eure Verzeihung möglich l ,«H<br />

bins zu sehr gewohnt euch als die Stütze meines<br />

Throns zu betrachten, und hoffe, daß ihr mein<br />

neues Vertrauen nicht mißbrauchen werdet.<br />

Hier nehmt euren Degen aus meiner Hand. Ich<br />

geb ihn euch mit der vollen Zuversicht, daß ihr<br />

ihn noch lange zum Wohl eures Vaterlandes<br />

wider die Feinde eurer Königin» führen werdet.<br />

Und nun macht euch fertig, ihr mußt binnen einer<br />

Stunde in meinen Geschäften verreisen.<br />

Herz, (küßt den Degen) Nun bist du mir<br />

tlxeurer als mein leben — schätzbarer als meine<br />

Seele l<br />

Nif. Itzt geht, in einer Stunde werde ich<br />

euch rufen, und die Verhaltungsbefehle übergeben,<br />

(reicht ihm die Hand zum Ruß) Es<br />

ist alles vergessen.<br />

Herz. Gnädigste Königin« !<br />

«lis. Nun?<br />

G z<br />

Herz.


10» Marie Stuart,<br />

Herz. Ich bin ein überlastiger Bettler / a^er<br />

ich wage es/ Euer Majestät vor meiner Abreist<br />

noch um eine Gnade anzustehen.<br />

Slis. Redet!<br />

Herz. Darf ich Schottlands unglückliche<br />

Königin« noch einmal sehen, darf ich — es<br />

ist viel begehrt, aber Elisabeth kann nur viel<br />

gewähren —, darf ich der beneidenswerche Glückliche<br />

seyN/ der ihr zuerst die Nachricht hinterbringt,<br />

daß die erhabne Elisabeth mir meine<br />

Thorbett verzeiht? nun ganz ihre Freundin«,<br />

ihre Rerrerin seyn wird.<br />

Vis. Herzog'. ich bitte, schweigt von ihr.<br />

Herz. Dann, große Königin», dann will ich<br />

mit Flügeln an den Ort eilen, wobin ich bestimmt<br />

bm, dann soll die aufgehende Sonne m ch im<br />

Gebet für Euer Maicsiat Wohl, der spme Mond<br />

in Arbeit vor meiner Königlnn Nutzen finden.<br />

K':


ein Trauerspiel. 103<br />

Her;, (mit stärkstem Affekt) Ihr Todesurchcil?<br />

— Todes — Todesurcheil? Marie<br />

soll sterben'. Ihr Tod-surcheU? Schon um««<br />

schrieb?« ? — (;u Sir N?a.?tcr) Lügner<br />

haßlicher, garstiger Lügner, Feind deines Vaterlandes,<br />

Feind deiner Königin«, der du ihr,<br />

Grausamkeiten andichtest, die ihr Herz nie denken<br />

konnte! Wie? die H,^d der mitleidigsten,<br />

der gefühlvollsten Königin» kannte Maricns Todes«<br />

thcil unterschreiben? kannte —<br />

Sir lv^lt. Naff.gen Vn ihre?>n,ge. Es<br />

könnte ihnen theuer zu stehen kommen l<br />

Her;. Theuer! ha! ha! ha! theuer? w's<br />

tvare mir nun auf der Welt noch theuer i O<br />

Königin», haben Sle Mitleid m t meinem Her^><br />

zcn! sagen S e hier dcm frohlok n^en B''se,vlcht:<br />

Du hast gelogen, und ich will — ich w.ll —<br />

Tlis. (he.'rig) Unwürdiger meines Muleids'.<br />

Verahter me.ner Gaa^e! Er h« wahr gespro-»<br />

che«.<br />

Herz. Marie, die erste ihres Geschlechts,<br />

die Zierde der Vch'pfung, das Meisterstück des<br />

Allmächtigen muß sterben? Und Elisab.th spricht<br />

ihr Todesurthnl, Elisabeth! die sonst das Leben<br />

e «er Fliege schonte, die einst o.-y den Tode<br />

des schrecklichst.-« Mlisechaicrs. Tyranen vergoß,<br />

die, die kann Marien sterben ft^en! " l,c<br />

Begierde nach einem Throne, nur Nei' :i^ .' die<br />

größte Schönheit kann dies Mitleid crsti^.n,<br />

diese Thranen verirocküeu --<br />

6ir wa,lt. Herzog > bedenkc mit trem , und<br />

was ihr red«!<br />

G 4<br />

Her;.


io4<br />

Marie Stuart,<br />

Herz. Was hat der zu bedenken, der nichts<br />

mehr verlieren kann, dem der Tod eine Wohlthat<br />

ist!<br />

Slis. So sey er dir denn auch gewährt, Elender,<br />

und alle Schmach, aller Schimpf soll dich<br />

dahin begleiten- (zum Offizier) Nehmt ihm<br />

sein Schwerdt/ durch des HenkerS Hand soll<br />

es ihm vor seinen Augen zerbrochen werden.<br />

Herz. Ha! von dem Henker! durch alle Gebeine<br />

fahrt mir der entsetzliche Gedanke! Das<br />

kann, das wird nicht seyn! Mein Vater befahl<br />

mir diesen Degen nur im Tode von mir zu geben.<br />

Ich will seinem Befehl treu bleiben! Marie<br />

muß sterben, und ohne sie kenn ich kein leben,<br />

(er ersticht sich) Nun nehmt ihn hin! (er<br />

stirbt.<br />

Sir Walter, und


ein Trauerspiel. 105<br />

Fünfter Aufzug.<br />

(Zimmer im Tower.)<br />

Erster Auftritt.<br />

Marie schlafend auf ihrem Sessel. Betty,<br />

IeNNY/ welche gleich darauf hereintreten.<br />

D<br />

Vetty.<br />

er Morgen fangt schon an zu graue«. Jenny<br />

wolltest du sie nicht lieber wecken? der<br />

Kanzler ist schon das drittemal hier. Ich habe<br />

ihm immer gesagt, daß sie noch schliefe, nun<br />

will er sichnicht mehr abweisen lassen.<br />

Jen. O Gott! ich zittre, er bringt gewiß<br />

die Nachricht ihres Todes, mag er sie selbst<br />

wecken, ich kann ihr die letzten ruhigen Augen«<br />

blicke ihres Lebens nicht rauben.<br />

Zweyter Auftritt.<br />

Vorige und Sir Walter.<br />

Mar. (fahrt auf) Was wollt ihr, korb?<br />

Sir Walt. Erheitern Sit sich.' Ich habe<br />

«il Ihnen zu sprechen.<br />

G 5 Mar.


ins<br />

Marie Stuart,<br />

M-r. Redet! Ick bin auf alles gefaßt! Ihr<br />

s«yt» la der Mann, wo ich recht sebe, der mir<br />

gestern n ein Todesurtheil vorlas. Ich errathe<br />

euer zwentes Geschäft: ihr werdet kommen,<br />

mir die Stunde desselben zu bestimmen.<br />


ein Trauerspiel.<br />

l«?<br />

Sir Walt. Fordern Sie alles, lch wills ihnen<br />

gewähren, aber diese Bitte bis zum Throne<br />

der Monarchln zu bringen, vermag ich nicht.<br />

Der Zutritt zu ihr ist jedermann verschloss»«.<br />

Mar. So will ich denn in dir lezten Stunde<br />

meines Lebens so viel verrichten, als ich v«rmag,<br />

und bin ich roch nicht fertig, so mag<br />

dle's verantworten, die es ändern konnte aber<br />

nicht will. Oie Klnlginn handelt sehr übel mit<br />

mir, sie wird's sehr spät e.fahren, w e es ist,<br />

sterben zu inußen. Wenn einst Elisabeth, auf<br />

ihrem Sterbebette liegen, lmner nach Besserung<br />

hoffen wird, uid der Ar',t nun vortritt<br />

und sagt: Eure Majestät haben nur «oh eine<br />

Stunde zu leben, dann soUs Nr schwer aufs<br />

Her; fallen : Das Hab ich an Marien verschuldet.<br />

Was macht o-r Herzo, ? Werde ich ihn<br />

bey meinem legten Gange noch sehen?<br />

Sir Walt Nein<br />

Mar. Ist er schon todt? vor mir tobt? So<br />

maa ich auch nicht länger leben, so ist die ein»<br />

zige kurze Stunde zu lange, so bittcc die König<br />

nn, sie in eine halbe zu verwandeln. Ihr<br />

schweigt! Ah, gewiß ist er begnadigt! wenn ich<br />

das wußte, mit welcher Freude wurde ich das<br />

Schavott besteigen. Sprechts aus. er hat Gnade!<br />

daß ich noch die lezte Freude fühlen kann l<br />

D Gl'r Walt. Er fiel, als er vergebens um<br />

Gnade flehte, in sein eigen Schwert.<br />

NTar. Große Feele! Verlaßt mich Cir,<br />

und wenn die Zelt eurer Ordre aus ist, so<br />

kommt mich abzuhohlen, ich werde bereit seyn.<br />

K.hrt


i»8 Marie Smart,<br />

Kehrt euch an diese Thrsnen nicht, sie stießen<br />

für den Herzog. Könnte ich vor meinem Tode<br />

nicht noch den lorb Herreis sehen?<br />

Sir Walt. Ich will mehr thun, als mir<br />

meine Pflicht erlaubt. Vle sollen ihn sprechen.<br />

Mar. Noch eins Sir l die Königin« weiß<br />

doch: baß ich an der entdeckten Verschwör»«,<br />

»es Sir lutton ganz unschuldig bin? daß ich<br />

den Gedanken, ihrer geheiligten Person nachzustellen,<br />

verabscheue?<br />

Sir walr. Sie— »eis es!<br />

NT«. Weis es, und verurthellt mich doch<br />

zu« Tode. Doch der Wille des Ewigen gefches<br />

he. Sir lntton kam um Mitternacht in mein<br />

Zimmer, sagte, daß er mich und den Herzog<br />

retten und befteyen könne.' Ich bewies ihm die<br />

Unmöglichkeit seines Vorhabens, bath ihn ruhig<br />

zu seyn, und «ähnte nicht im geringsten<br />

seinen abscheulichen Anschlag.


,,o<br />

Marie Stuart,<br />

über meinen Tod ln euch aufsteigen, — eure<br />

zum Tode gehende Königin» blttet euch dar«<br />

um, — und verginnt mlr den beruhigenden Gedanken<br />

mit ins Grab zu nehmen: — Marie<br />

habe alle Unruhen Schottlands durch ihren Tob<br />

vertilgt! — Nehmt euch meines Sohnes<br />

an, — von dem ich, — um mlr die Stunde<br />

meines Todes nicht zu verbittern, alaube,—><br />

daß er in euren Händen ist. — S.tzt diesen<br />

auf den Thron seiner Väter, — wenn aber<br />

Elisabeth darauf Anspruch macht, — ui d neues<br />

Burgerblut filessen soll, — so vergeßt mel»<br />

nen Sohn, — und unterwerft euch willig ihrem<br />

Zepter! — Ich liebe und ehre sie, —<br />

denn sie befteyt mich von einer jammervollen<br />

Welt. Ist's meinem getreuen Lord Herrels<br />

vergönnt, meinen Körper nach Schottland zu<br />

führen— (mir Chrancn.) so beerdigt mich<br />

im Grabe meiner Väter, —» ich verdiene diese<br />

lezte Ehre, denn ihr wißt am besten, daß ich<br />

unschuldig sterbe.— Erinnert euch dann und<br />

wann an eure unglücklich: Königin«, und betet<br />

für sie. — Am Morgen meines Sterbetages,<br />

eine Stunde vor meinem Tode! — „ Gebt<br />

wirs, ich w^s ultershrelben.<br />

6.. Her. ( gebt ihr solches, sie unterschreibt<br />

c«.)<br />

Mar. Wenn man euch nach meinem Tode<br />

freyen Ab


ein Trauerspiel. ,n<br />

traurige Ende seiner Mutter, und beschwört ihn<br />

lieber den niedrigsten Stand zu wählen, als<br />

sich der Gefahr auf dem Cchavott zu sterben,<br />

auszusetzen. Das Bcysplel seiner Mutter diene<br />

ihm zur kehre, zur Warnung!<br />

L. Her. ( zu Füßen der Marie.) Gnädigste<br />

Königin«<br />

Mar. Nicht so Mylorb, nicht'so, lernt von<br />

mir standhaft feyn!<br />

L. Her. Geben Cie diesen Auftrag einem<br />

andern, denn ich kann, ich vermag meine Könl><br />

ginn nicht zu überleben. Ich sollte hinüber<br />

nach Schottland gehen, ihr Ende allen Getreuen<br />

sogar ihrem Prinzen erzählen. Wenn er nun<br />

»einte, der klein« Jakob, sagte: „ Du warst<br />

daben, uno sahst ruhig zu, wie man meii? Mutter<br />

tödlete, geh von mir, ich mag dich nicht<br />

mehr sehen. „ Was sollte, was tonnte ich ihm<br />

antworten? Ich müßte wlr meine grauen paare<br />

ausraufen, und mich selbst verflachen. Nein,<br />

Königin« , Cie sterben, und ich sterbe mit.<br />

Mar. Kränkt mich nicht durch eure Zagy.it.<br />

Denn ich verlange noch weit mehr von euch,<br />

lieber Lord, ihr müßt m,ch bis ans Schavott<br />

begleiten, ihr müßt mir eure Hand reichen,<br />

wenn ich ihn hinanfieige, ihr müßt jeden Zug,<br />

jede Miene meines Gesichts beobachten, wenn<br />

ich mein Haupt hlnbeuge unters Bell, damit<br />

ihr erzählen könnt: Sie starb freudig, und wie<br />

eine Königin» sterben muß, standhaft !<br />

L.


,,» Marie Stuart,<br />

ll. Her. Ich gehorche Ihrem Willen. Ich<br />

hoffe, dieser Anblick wird mich tödten; dann<br />

Hab ich meine Absicht erreicht.<br />

Mar. Ihr beyden Lieben (zu den Vammerfrauen)<br />

wüßt mich auch begleiten» mußt bey<br />

mir stehen, damit ich glaube: Ich sterbe in<br />

den Händen meiner Freunde. Ist die Stunde<br />

bald verflossen?<br />

H. Her. Noch nicht , Königinn, noch nicht!<br />

Mac. Ruft mir den wachthabenden Offizier<br />

herein. (der Offizier erscheine.)<br />

iNar. Sir, kann ich mein« Bedient« nicht<br />

sehen? Sie werden mich sehr verbinden, wenn<br />

sie solche hereinschicken.<br />

(der Offizier geht ab.)<br />

Vierter Auftritt.<br />

Vorige, und sechs Bedienten derKöniginn.<br />

(die Bedienten drangen sich herein, und<br />

bleiben hinten stehen, indem sie die<br />

Röniginn mit weinenden Augen an5<br />

sehen.)<br />

isstar. Kommt her, meine Kinder, ich will<br />

von euch Abschied nehmen! (alle knien z«m<br />

Marien herum , und weinen) Ich dank euch<br />

für alle die Dienste, die ihr mir erzeigt, und<br />

für die Treue, die ihr mir noch in meinem Tode<br />

erweist. Ich wollte euch gerne belohnen, aber<br />

«lle meine Sachen und Kostbarkeiten sind mir u>^<br />

:er


ein Trauerspiel.<br />

uz<br />

ttr dem Verwände alles zu durchsuchen, weggenommen<br />

worden. Hier übergebe ich euch also mein<br />

Testament/ ich habe jeden darinnen/ so viel<br />

mir möglich war / bedacht. Ich werde vor mei,<br />

nein Tode durch den Kanzler die Königin« bit?<br />

ten lassen, daß sie euch alles ungcbindert ausfolgen<br />

laßt. Ich bin versichert/ sie wird mir<br />

diese Bitte nicht abschlagen. Nun geht, und<br />

wenn euch nicht erlaubt ist / eure Königin« zum<br />

Tode zu begleiten, so betet unterdessen für sie.<br />

daß sie den Kampf ausringe, und glücklich sterben<br />

möge. Lebt wohl, meine Kinder, lebt wohl!<br />

Bed. (schluchzend) Wir wollen, wir können<br />

sie nicht verlassen.<br />

Mar. Ich fühls, ich habe meiner Eiandhaftigteit<br />

zuviel zugetraut. Ihr beugt m.ch<br />

zu sehr. Gebt, Kinder, gehl, ich werde euch<br />

noch vor meinem Tode sehen. (Bediente Fe?<br />

hen ab.)<br />

Fünfter Austritt.<br />

ohne Bediente.<br />

H^M Es ist barc, sich von Leu^n zu :ren<<br />

ncn, die einen so lieben, Betty, wieviel ist<br />

die Swnde?<br />

Bet. Ick fürchte, man wird jeden Augen»<br />

blick kommen.<br />

Ntar Wenn's nur schon vorüber wäre! Bel,<br />

W . führe imch ms anstoßende Ammer , ick w-u<br />

v<br />

m>ch


^4<br />

Marie Stuart,<br />

mich zu «einem letz«« Gange vorbereiten. (Fehl<br />

ms Nebenzimmer )<br />

Sechster Austritt.<br />

lors Herreis. Jenny.<br />

Jen. lord, reden Sie aufrichtig, ist denn<br />

gar keine Hoffnung zur Gnadc i Versuchen Sie's<br />

dock/ gehen Sie zur Königin«, flehen S«e um<br />

Gnade.<br />

t. ^er. Gutes Kind, wenn ich «ich» alles<br />

vntcrnommen, alles versucht, und alles vergebens<br />

gechan halte, wenn nur noch ein Funken<br />

Hcfnung in meiner Seele »rare: Du kommest<br />

sie retten', glauben Sie wobl, daß ich hier stünde?<br />

aber so ist jedem, auch dem ersten des Königsreichs<br />

der Zutritt zur Elisabeth versagt.<br />

Jen. Also gar kcme Hofnung, gar kein<br />

Trost? (man laut« eine Glocke) O Gott im<br />

Himmel, die Todesglocke!<br />

tzNar. (kömmt ans dem Gemach heraus)<br />

Habt ihr die Glocke gel,''rc, sie ruft nM^zum<br />

Tode. Betty, gicb mir meinen EchlMM ich<br />

will mein Gesicht dem fassenden Pöbel<br />

geben! Hon ihr, sie kommen'<br />

Sieb»


ein Trauerspiel. 115<br />

Siebenter Auftritt.<br />

Vorige, Sir Walter, Offizier mit<br />

Wache.<br />

tNar.Ihrkomtmich abzuholen. Ich bin bereit,<br />

nur noch einige Auftrag?. Ich habe über'meine<br />

Verlassenschaft ein Testament gemacht, und meine<br />

Bediente zu Erben eingesetzt, b tten Sie doch<br />

die Königen, daß sie solches bestattigt.<br />

Sir Walt. Ich stehe mit meiner Ehre daf^r,<br />

das wird sie.<br />

Mar. Ich danke ihr also. Sagen Sie auch<br />

Ihrer Königin», daß ich mir aller Ergebung in<br />

»en Willen des Höchsten sterbe, d.:ß ich ihr<br />

meinen Tod verzeihe, daß es mich unendlich<br />

rem , sie durch den Anschlag mit dem Herzog beleidigt<br />

zu haben. Sie soll sich meines ungliieklichen<br />

Sohnes erbarmen, ihm sein rechtmässig<br />

«es Erve nicht rauben o^er wenn es ^ock seyn mlH,<br />

inm wenigstens das leben und die FreyKeu ver«<br />

g'nnen.<br />

Sir'V^lt. Ich werde es i!r hinterbringen.<br />

Aber der Tag ist schon hell. IH !>abe bereits<br />

meine Ordre überschritten, wir muffen eilen!<br />

Mar. Betty! Jenny! Wo sey> ihr ^ fährt<br />

mich fort! Guter Lord, Ihr inüßi mich ni.bt<br />

verlassen — (zum Ranzler) Man wird doch<br />

diesem lord u"d allen meinen Bedienten verstai«<br />

«n, nach Schottland zu ^,:hen, und meine Leiche<br />

dahin ;» fähren i<br />

H ,<br />

S.W.


n5<br />

Marie Stuart,<br />

S:'r Wale. Ich werde eS der Königin« sagen,<br />

daß es Ihr Wille sey,<br />

Mar. Bittet, deschwört Ne darum / denn die<br />

emn:n Unglücklichen lieben mich zu sehr, und ihre<br />

Tage würden sehr verbittert seyn, wenn sle<br />

solche in einem Lande verleben müßte«/ dessen<br />

Kömginn an meinem Tode schuld ist.<br />

Sl'.iValt. (zum Offizier) Sir! befolgen<br />

sie ihre Pflicht.<br />

Mar. (sl»kt auf ihre Rnie, Betty und<br />

Jen»), unterstützen sie) Gerechter ewiger Richter,<br />

der du meine Unschuld kennst, sey mir in<br />

meinem letzten Gange gnadig, und verleihe mir<br />

ein glückliches Ende!<br />

( wird abgeführt. )<br />

Achter Auftritt.<br />

l^Ki'n Fan; schrvar; yemahlter Saal, rechts<br />

im dritten Flügel, eine drey Staffel hohe<br />

^ühne, rvclche sich bis hinaus erstreckt,<br />

ebeofalis sthnarf überzogen. Auf dieser<br />

Sübne an der Gccne zrvey 5hüren, wel<br />

che auf die Allane führen. Auf der Bühne<br />

steht ein Stuhl.)<br />

Graf Murrai und Lord lindftv.<br />

t. linds (vorne auf und abgebend) Wenn<br />

der Kanzler nicht bald e^t, so befürchte ich noch<br />

einen Aufruhr des Volks, eS vermehr» sich immer<br />

starker. Jede Minute um tausend mehr.<br />

Tr.


ein Trauerspiel. »»7<br />

O^. Mur. Es geschieht wohl mehr aus Neugierde:<br />

Eine Königin« sterben zu sehen. .Frey,<br />

lich wird auch der Anblick auf sie starker wirken!<br />

H..


,lS,<br />

Marie Stuart,<br />

^Nar. Ich bin nicht ungehalten übte euch,<br />

no^ üb r die Urheber meines Todes. Ich bitte<br />

silr s'e eben so aufrichtig, als ich Gott bitte<br />

, daß er »lur alle meine Fehler verzeihe!<br />

0« den Rammerfrancn) Erinnert euch doch»<br />

daß ich euch bloß darum zu meinen Begleitern<br />

erwabt, weil ich Rechnung auf eure Treue und<br />

Klughe.t machte, (umarmt solche) lebt wohl !<br />

Lord, vergeßt meine Auftrage nicht, (zu den<br />

Bedienten welche an demSchkvott stehen)<br />

Kinder lebt wohl, (zum Kanzler) Da draußen<br />

ist also die Stelle meines Todes — (zeigt a,uf<br />

die Altane)<br />

Hcrnz. Ja!<br />

N7arie. (ficht hiinau«, filhrt aber zurück)<br />

Welch' entsetzliche Menge Volks! Kanzler, ich<br />

sterbe unschuldig, so wahr Gott N»it mir ist»<br />

ich sterbeunsckulVig.<br />

Dfflz. (komme vom Altan herein) Das<br />

Volt ruft entsetzlich um Gnade. Wollen Sie<br />

cs nickt der Königin« hinterbringen?<br />

S»r Walt. Ich kann nicht, ich darf nicht!<br />

S« laßt niemanden vor sich.<br />

t.»bcr. O thun Sie es, thun Sie es, un,<br />

Gotteswillen, ihun Sit es '.<br />

Ra'iz. (zumOffizer.) Vollziehen Sie Ihre<br />

P'lichi!<br />

H^. Her, So ist-denn gar keine Gnade zu Hof«<br />

Sii.wa,lt. Keine!<br />

Mar.


ein Trauerspiel. l i?<br />

Mar. Ich bin bereit. ( Bediente wollen<br />

Mit Gewalt aufs Scharon, werden aber<br />

zurückgehalten)<br />

Mar. (zu den Rammcrfranen) Das Tuch !<br />

Kanzler bindet mir die Augen zu! die Äcrmsie»<br />

vermögen es nicht. (der <br />

laßt mich noch einmal das kickt des ?agcs sehen.<br />

Co! So! Freunde lebt ewig wohl '<br />

(wird hinausgeführt.)<br />

( 3ine traurige kleine Stille, man hört c«><br />

nen Schlag — und drey Schlage mit der<br />

Glocke.)<br />

(alles erschrickt aufs heftigste)<br />

( Die Bedienten drängen sich hinauf, un^<br />

weinen. )<br />

Graf Murray, und tord Lindsey treten<br />

hervor.<br />

Sir Walt, (welcher vom ScKavott hcr^<br />

unter stieg, nimmt den Graf M'n r.'.y bcy<br />

der Hand ) Freund! Wir haben gesieai. Kommen<br />

Sie zur Königin»! (mitchma?.»<br />

Ende des Stücks

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