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VH^F<br />
M<br />
4^,
«i »<br />
Trauerspiel<br />
fünf<br />
ln<br />
Aufzüge»<br />
Von C. H.Spieß.<br />
'W<br />
^«<br />
v i t » n M «l ll<br />
.5, «»,^ U<br />
Aufgeführt w» t?ki»3Hi«
,^r<br />
^^^.!<br />
«Personen.<br />
Elisabeth, Könlglnn von Engelanb.<br />
Marie, Königin« von Schottland.<br />
Lord Herreis, )<br />
Graf Douglas,)<br />
Mariens Begleiter.<br />
Graf Murray,) Deputlrte des schottlönbikord<br />
Lindsey, ) schen Parlaments.<br />
Sir Wmter, Kanzl
Erster Aufzug.<br />
G<br />
( Sa«I im Schloße zu Carlisle.)<br />
Erster Auftritt-<br />
Marie, fitzt nachdenkend auf einem<br />
Stuhle, Lord Herreis tritt ein.<br />
ttlarie.<br />
nlen Morgen, lieber lordl warum so traurig,<br />
so niedergeschlagen?<br />
l.. Her. Well ich an dem Kummer melner<br />
Königi«n den innigsten Anthell nehme. Ich<br />
hoste Eure Majestät diesen Morgen ruhiger zu<br />
seben, und finde Sie in neuen Kummer »ersenkt.<br />
Mar. Guter lorb, muß ich nicht traurig<br />
seyn? Bin ich nicht vom Throne verstoßen?<br />
von meinen Unterthanen verlassen? Sitze ich<br />
nicht hier in einem fremden sande, und harre,<br />
einer Bettlerin gleich, der Nachricht entgegen,<br />
ob M«» n»lr Schutz und Hülfe ge.vähren wird?<br />
A 2<br />
Ltp
4 Marie Stuart,<br />
Ben nahe verz
ein Trauerspiel 5<br />
verbannen. O Lord, hstte ick den »eisen Rath<br />
«»einer wenigen Freunde ln Schottland nicht<br />
verachtet, wsre ich nicht so übereilt geflohen,<br />
weine Getreuen würden sich wieder gesamwlet<br />
und mich besl'stz«t liaben. Ab« meine Sündhaftigkeit<br />
verließ mich, und bringt Douglas<br />
nicht Trost, nicht Hülfe, fo wünschte ich, daß<br />
ter Kahn, auf dem ich nach diesen Ufern fleh,<br />
umgestürzt, «nd ich in den Wellen des Meers<br />
das Ende meines Unglücks aefunden dätte.<br />
K.. Her. Mein« Hofnnng kann m
s<br />
Marie Stuart,<br />
mlch, wenn lch »«in Unglück so ganz überdenken<br />
wüßte, lord, ich kann mlch nicht an den<br />
Gedanken gewöhnen: du blst »lcht mehr Könl^<br />
ginn, und wenn ich denn obendrein nach langen<br />
R»s»'ltat«n fände: du »llß nie mehr Koniglnn<br />
«erden, so fühle lch zu wenig Etandhaftiglelt,<br />
um dies ertragen zu können. Ungewißheit<br />
ln seinem Schicksal »st ein großer Trost.<br />
Wle viele Tage finb's, daß Graf Douglas abgereist<br />
ist?<br />
H. Her. Heute der vierte Tag?<br />
Mar. Schon vier Tage l Der Graf zaudert<br />
lang«! vor einigen Jahren, als ich »och<br />
Schottlands Königin« war, schickte lch einen<br />
Eilboten an die Königin« Elisabeth ab, er tan<br />
ln acht Tagen zurück, und Douglas hat nicht<br />
das Viertel des Weges zu machen, den dieser<br />
machte. Der Eifer für selne Königin» läßt<br />
nach.<br />
l. Her. Eigene Schuld «sts gewiß nlche, daß<br />
er so lange verweilt. Hlnbernlfft bey Hof —<br />
«he er vorgelassen, angehöret, «he der Vortrag<br />
überlegt, eh beschlossen wurde —<br />
Mar. Guter Alter, wle ihr mich doch selbst<br />
darauf föbrt, all euren vorigen Trostgründen zu<br />
widersprechen. Ist Elisabeth , die große erhabene<br />
Königin», wie ihr Sie schildert, sollte sie<br />
«lr dann nlcht — ich »lll nicht sagen, selbst<br />
entgegen eilen— aber doch wenigstens ihre Hofstaat<br />
entgegen schicken ? — Elisabeth wird de»<br />
armen Glasen nicht angehört, ihn mit leere»<br />
V«ft?rechnngen abgeschickt, oder ganz kahl ge-
ein Trauerspiel. 7<br />
sagt haben: Ich mag meine Armee nicht für<br />
Fremde aufopfern! Und den treuen Douglas<br />
drütt die H.obspost zu sebr, um eilen zu löhnen.<br />
WenNs nun so kommt, wie ich denn grosse<br />
Ursacke habe, zu glauben, daß es so kommen<br />
wird, wo dann hin mit der verlassenen Könlglnn?<br />
Frankreichs Hafen ist mir verschlussen,<br />
Spanien tann mich nicht unterstützen. Nun<br />
tord! Send sonst immer so erfindungsreich eure<br />
Mari« mit angenehmen Ausfichten zu trösten«<br />
und schweigt nun auf einmal?<br />
l. Her. Ich will die Zeit abwarten, wo ich<br />
thätlger reden kann. Wenige Taze kann lch<br />
noch zu leben hoffen, aber ehe sich meine Augen<br />
schliessen, werden sie Marien noch auf<br />
Schottlands Throne sehen.<br />
Zweyter Austritt.<br />
Ein Bedienter. Vorige.<br />
Ned. Wenn lch mlch nicht lrre, Eure Majestät<br />
, so kommt «ras Douglas, lch sah ihn<br />
und viele Reuter zum Burgthor herein sprengen.<br />
Mar. Doualas wsre da? und so «Ueno?<br />
Et muß gute Bothschaft bringen' Er soll kommen<br />
, selne Königin« erwartet ihn mit Sehnsucht!<br />
— Das Gesicht mit Staub bebeckt,<br />
ln den nnorbentllchsten Kleidern soll er mir willkommen<br />
seyn, denn dies alles beweist Eilfertigkeit<br />
und Treu«! (bedienter ab.) Wo er<br />
A4<br />
»nur
, Marie Stuart,<br />
nur so lange bleibt? Geht, zeigt ihm doch den<br />
Weg zu »einem Zimmer. ( L.ord »b.) Graf<br />
Douglas da, und «lt ihm der entscheidende Augenblick:<br />
Hülfe, ober Vernichtung.<br />
Bed. Eure Majestät! der Graf Douglas! —<br />
tNnr. Ist « wirklich d« ?<br />
Beb. Er bittet um die gnädige Erlaubnlß —<br />
Mar. Er soll lo nmen. Wie
ein Trauerspiel- 9<br />
len. Unter so vieltn Tausenten Hab' ich lhrer<br />
noch zwey, aber ich b«n stolzer auf sie, als<br />
andere auf ihre Millionen, denn ich habe sie<br />
bewährt gefunden; und nun, Graf, erzählt:<br />
wie «mpfieng euch Elisabeth?<br />
Doug. Mit der edelsten Herablassung, mit<br />
Zeichen wahrer Freu?«, als sie hörte, daß ich<br />
ein Abgesandter von Schottlands Königin« s»y.<br />
S«t einiger Zeit, sagte sie, bin «bs gewohnt,<br />
nichts als unangenehme Nachrichten von meiner<br />
Freundin zu hören.<br />
LNltr. Ihr erzählt den Anfang zu umständlich,<br />
guter Graf, um vielleicht mit der schlimmen<br />
Post noch zsgern zu können. Ich bin anf<br />
all«s gefaßt, und will euch darauf leiten, wie<br />
nahm sie die Nachricht auf, daß die Rebellen<br />
weine Armee zerstreut, mich gefangen gesetzt<br />
haben?<br />
Doug. Mit wahrer Thellnehmuna., mlt Erstaunen<br />
über die Kühnheit der Rebellen.<br />
Nl
10 Marie Stuart,<br />
Glauben verdienten, ssemeiner Freundstfaft unwürdig<br />
machten, so will ich sie doch schützen,<br />
und gegen ihre Rebcllen vertheidigen, denn ich<br />
bin meinen eigenen Unterthanen den Beweis<br />
schuldig, daß man seine Königin« nie ungestraft<br />
beleidige.<br />
L.. Her. Nun ist die Reihe zu reden an<br />
mir! Hab' ich zu viel gesagt? Hab ich den Karakcer<br />
Elisabeths zu übertrieben geschildert ?<br />
iN« Douglas, ihr hintergeht mich doch<br />
nickt?<br />
Douy. Nein meine Königin«! Ich könnte<br />
von Elisabeths Vüte noch weit mehr erzählen,<br />
und würde immer noch zu wenig erzählet ha»<br />
len.<br />
Mar. V.rzel5t mir Douglas, daß ich an<br />
eurer Aufrichtigkeit zweif-in konnte! Eben mit<br />
den traurigsten Aussichten in die Zukunft de«<br />
schHftigt, iffnet ihr mir so blendende, so reizende,<br />
das ich nicht drein zu blicken vermag.<br />
Ihr laut mir meinen zerfallenen Thron auf,<br />
und ich bat im verflossen«« Augenblicke den<br />
Lord, wir einen kleinen Wlnlel zu meiner Wohnun,<br />
zu verschaffen.<br />
donct. Bald wird ein neuer Beweis für<br />
»eine Nachricht bürgen. Herzog von Norfolk<br />
ist schon unterwegens lm Namen seiner Könlginn<br />
Eure Majestät zu bewillkommen.<br />
Mar. Herzog Norfolk? doch nicht der nämliche,<br />
welcher als Gesandt« an meinem Hofe<br />
war?<br />
Dang.
ein Trauerspiel.<br />
DouF. Ebendleser; wir nannten ihn nur den<br />
trockenin Engeländer, denn er sprach selten,<br />
und war ein Feind aller Komplimente.<br />
Mar. O mein Herz — Nicht — ( verwirrt.)<br />
Ich erinnere »ich selner noch recht<br />
wohl Er war ein sehr schöner Mann!<br />
Elisabeth schrieb mir damals : Ich schicke euch<br />
den schönsten Mann «eines Landes! Also dieser<br />
? Sein trockenes, redliches Wesen unterhielte<br />
mich oft in de» Stunden der Melancholie<br />
! Wird er bald kommen?<br />
doug. Nur e«. e Meile von bier verlies ich»<br />
ihn! Ich konnte mir das Glück nicht länger<br />
versagen, meine angebetete Königin» wieder zu<br />
sehen, und der «st: Ueb« bringer so angenehmer<br />
Nachrichten zu seyn. Ich beneide sie, sagte<br />
der Herzog, als er mich entließ, daß sie eher<br />
als ich, das reizend« Angesicht ihrer Königin«<br />
sehen sollen, aber sie haben ältere Vorrechte,<br />
und ich entlasse sie. Zur Dankbarkeit aber müssen<br />
fies ihr auslichten, baß ich vor Begierde<br />
brenne, sie wieder zn sehen, und baß ich gleich<br />
nach ihnen «lnzutltffen hoffe.<br />
Ntar. Ich freue mich recht auf die Ankunft<br />
dieses Mannes.' Wißt ihr es noch, Mylord,<br />
wie wir im Thiergarlen spazieren giengen, und<br />
als er so melancholisch daher wandelte, wir in<br />
ihn drungen zu sagen, was ihn quäle? Wie<br />
er gegen mich auffuhr und sagte: Wahlllch,<br />
wären Sie keine Königin», sie motten mein<br />
Weib werden. Er handelte die Zeit seines Aufenthalls<br />
bey uns eben so schön, als er aussah!<br />
L. Her.<br />
n
i2<br />
Marie Stuart,<br />
t. Her. Ich kann die Stunde lau» erwarten,<br />
lnihm einen Frennv »«armen zu tonnen!<br />
DouF. Sein Ansehen ist bey Hof« sehr glänzend.<br />
Ich erstaunte nicht wenig, als lch lhn<br />
Oroß-Admlral nennen hörte.<br />
Mar. Er war stets tapfer und tähn! «uthig<br />
in jeder Gefahr, turz man sah's dem Mann<br />
lm Gesichte an, daß er Schlachten gewinnen,<br />
und Feinde verjagcn ksnne. Hätte lch unter<br />
all meinen Generalen — lch trete euch nicht l«<br />
nahe, wenn ich das sage — nur Einen Norfolk<br />
gehabt, und ich fasse gewiß noch ruhig auf «einem<br />
Thron ( man hört Trompeten. )<br />
Doug. Ha! der Htljog timmt, er hat Wort<br />
gehalten!<br />
Mar. Eilt ihm entgegen ! ( K.ord und<br />
Douglas ab.)<br />
Mar. ( allein.) SM lchs dem Schicksal ><br />
oder der gütigen Elisabeth danken, ba< sie mir<br />
eben den Mann entgegen schickt, der schon ehemals<br />
meinem Herzen nickt glelchglltlg war?<br />
Wenn sieihm nun vollends das Kommando gegen<br />
die Rebellen anvertraut, denn isis nicht<br />
Schicksal, nicht Elisabeths Güte» denn ist« ein<br />
höherer Wink, lhn nie von meiner Seite z»<br />
lassen.<br />
Vier
ein Trauerspiel. ,3<br />
Vierter Auftritt-<br />
Marie, Herzog, Douglas, Herreis<br />
und Gefolge.<br />
Herz. Verzeihen Sle, gnädigste Königin« ?<br />
daß ich unangemeldet erscheine. Diele beyden<br />
lords versicherten mich, Eure Majestät erwarteten<br />
meiner mit Verlangen. Das zu hören und<br />
durch alle leere Gemächer durchzudringen, war<br />
«ins. Itzt erst erkenne ich meinen Fehler , und<br />
bitte demuthlgft um Vergebung.<br />
Nlar. Willkommen, mein lieber Herzog,<br />
willkommen, dleKönlginn hätte mir ihre freundschaftlichen<br />
Gesinnungen nicht thitiger beweise»<br />
können, als dadurch, daß sie mir einen alten<br />
Bekannten, und ich kann wohl sagen, einen<br />
Freund entgegen schickt,<br />
Herz. Immer noch die große, die erhabene<br />
Königin«! Immer noch die schöne Marie, die<br />
«it eine« Blicke belohnt, mit einem Winke<br />
hlnrelßt. Da Hab'ich den ganzen langen Weg<br />
nichts anders gedacht, als Schottlands Königin«<br />
ln unser« kande mit Anstand bewlllkommen<br />
zu können, h«b', so wahr ich Sie sehe, in mein m<br />
Gehirn «lue lange Anrede verfaßt, und nun,<br />
«lles weg, alles «ln vergessen. Aber ihr huldreicher<br />
Blick, ihre Stimme, der Name Freund —<br />
wen das nicht verwirrt, »er darüber nicht alles<br />
vergißt, der muß nicht fühlen, nicht empfinden<br />
^ muß Eure Majestät nicht gesehen haben!<br />
Da
i4<br />
Marie Stuart/<br />
Da steh ich, und ««de bald ganz schwelgen<br />
»äffen / schnaube Rache über die elenden Schottland«<br />
! Co eine Königin« zu haben! Sie so<br />
zu tränten, Sie zu verstoßen! Nun «areet,<br />
Rebellen, wartet, das Kompliment, daß ich von<br />
Vlelner Königin« an euch zu Überbringen h ibe,<br />
( schlägt nn sein Schwert. ) will ich gewiß<br />
nicht vergessen. — Warlich Cure Majestät, schon<br />
längst hätte ich gerne alle meine Aemter und<br />
Würden mit dem Titel eines Abgesandten an<br />
Schottlands Königin«, zu vertauschi« ge runfbt.<br />
Dle Zelt, die mir an Ihrem Hofe zuzubringen<br />
vergönnet war, halte ich für die glücklichste »ei«<br />
«es Lebens, sie stoß in Bewunderung der großen<br />
Königin« dahin.<br />
Ntnr. Herzog, eure Hossprache ist mit euren<br />
Aemtern gestiegen, ihr habt, was ich sonst so<br />
gern an euch vermißte— ihr habt schmeicheln<br />
gelernt. Ich bin nicht mehr Schottlands Ks«<br />
»tglnn, bin «in armes, verlassenes, aus seinem<br />
Vaterlonde verjagtes Weib.<br />
Herz. Verzeihen Eure Majestät, baß ich Ihnen<br />
lns Wort fallen muß. Ich hoffe dadurch<br />
am deutlichsten zu blwelsen, daß ich nlcht schmeicheln<br />
gelernt habe— Daß Sie nicht mehr<br />
Schottlands Königin« sind, daß sie ihre Unterthanen<br />
so tief herabgesetzt haben, bey Fremden<br />
Schutz zu suchen, kann Eure Majestät nicht Hill»<br />
so stark, wie mich schmerzen. Aber immer hat<br />
das «schlimmste auch feine gute Seite! Wäre das<br />
erster« nicht geschehen, so wäre dl« große Ma? ie<br />
nicht nach Engeland gekommen, so hätte der<br />
Her-
ein Trauerspiel. 15<br />
Herzog Nor'olk nie die größte Freude seines<br />
lelens gemessen tonnen , Euer Majestät noch einmal<br />
zu sehen, und — wenn nur schon die<br />
Ownde da wäre'. — sein leben und Blut für<br />
dieser Königin» Wohl aufzuopfern.<br />
Mar. Ich werfe mich ganz in Englands<br />
Schutz-<br />
16 Matte Stuart,<br />
Dies hatten wir nun eben so gut in Gegenwart<br />
meiner und Euer Majestät Getreuen beschlösse»»<br />
tonnen; aber gnadigste Königin« , Aufrichtigkeit<br />
war von jeher mein Fehler — ich konnt's<br />
nicht ertragen M wie die Hofschranzen da standen,<br />
und angaften die große Königin«, und sichnebenbei)<br />
an meiner Verlegenheit weideten. Und<br />
ich werde dock noch weit mehr zu ertragen habe»;<br />
d« hat die Königin« beschlossen, Sie erst in<br />
ihrer Hauptstadt zu sehen, und zu bewilltommen,<br />
da wcrds an ein Gaffen, an ein Bewundern<br />
gehen, ganz kondon wird die schöne Königin»<br />
zu sehen verlangen, und doch nicht sehen<br />
tonnen. Ich werde viel dabey leide»/ aber<br />
groß, gut will ich mirs auch seyn lassen, wen«<br />
ich Sie zur Armee fort führe.<br />
M»r. W,r gehen also nach London?<br />
Herz. Dem Himmel seys gedankt, nur auf<br />
«inen Tag. und dann gleich mit der bereitstehenden<br />
Flotte nach Schottland.<br />
tN»r. Wer wird sie tommandiren?<br />
Herz. Ick, Euer Majestät'.<br />
Mar. Dann ist mcm Sieg gewiß?<br />
Herz. Ja, das hoff ich, siegen wollen wir,<br />
herrlich siegen, denn meine Soldaten streuen<br />
für die große Marie, und da soll Sieg oder<br />
Tod ihr losungs - Wort seyn. Ich freue mich<br />
nicht wenig auf den Augenblick, wo ich den<br />
kriegerischen Reihen dies Gluck zu verkündigen<br />
anlange. Mit frohem Jauchzen werden sie mich<br />
bewilltommen, und wen» denn nun Sie selbst<br />
lie Bezwingen«« aller Herzen, auftrm, in ei-<br />
5 Vt«
ein Trauerspiel. i?<br />
nem Nu alles an sich zltht, und sagt: dort<br />
uberm Meer steht mein verwaister Thron. 3»<br />
Tausenden «erden sich dann die Kühnen herbey<br />
drangen und rufen: da sind «nsr« Schultern,<br />
setzen Sie sich drauf, und wir tragen Sie hinüber.<br />
Königin»: Nie war mir der Stand eines<br />
Kriegers so wertt, , wie Heu« , weil
,8 Marie Stuart,<br />
hen? Die aus Furcht für Norfolks Tapferkeit<br />
zurück gekehrten tords werden aufwachen, abwerfen<br />
das Joch/ aufs neue rebellircn, und<br />
mein Tod ist dann gewisser als itzt.<br />
Herz. So lange Herzog Norfolk lebt, so lange<br />
die große Marie ihm vergönnt/ für Sie zu<br />
streiten, sollen Euer Majestät nie an den Tod<br />
denken. Durch diese Klagen, gnädigste Königini,<br />
bringen Cie mich auf einen Verschlag,<br />
den mir meine Königin« Ihnen vorzutragen befallt.<br />
Ein Vorschlag, den ich so gern vergessen<br />
m öchte, aber leider nicht vergessen kann. Schottlands<br />
Königin« wird nie ruhig regieren, sagte<br />
die grausame Elisabeth zu mir, wenn sie nicht<br />
ihre Ehe mit Graf Bothwell zernichtet/ sich<br />
nicht zu einer andern und anständiger« Heurath<br />
entschließt, und wahrlich Euer Majestät haben<br />
unter allen Prinzen von ganz Europa die Wahl,<br />
welcher Hof wurde die Verbindung mit Ihnen<br />
wohl ausschlagen?<br />
Mar. Ich fühls. Elisabeth urtheilt billig.<br />
Die Last der Regierung fallt mir schwer: seit<br />
dem ich sie antrat, kenne ich keinen Tag, an<br />
dessen Ende ich sagen konnte: Ich Hab' ihn vergnügt<br />
zugebracht. Auck gesteh' ich gerne, daß<br />
jedes Reich eine Verbindung mit mir willig annehmen<br />
wurde; aber ich habe die last dieser<br />
Staats - Verbindung, an meinem ersten Gemahl<br />
in ganzer Starke, gefühlt. Sie kommen, die<br />
zum Herschen gewohnten Prinzen, und machen<br />
uns zu ihrer Sklavin , und wenn ich Umertban<br />
seyn muß < so will ich auch nicht Königin« hcissen.
ein Trauerspiel. »9<br />
s«,, so ist mir die erste beste Hütte, willkommner<br />
als mein Thron.<br />
Herz. Und sollte unter Schottlands ganzem<br />
Adel nicht einer zu finden seyn, der's mit seiner<br />
Königin« redlich menm, der — auch untern<br />
Nieder« giebts edle Herzen — dieser Gnade<br />
seiner Königin« würdig wäre?<br />
Mar, Ich Hab' alle die wenigen geprüft,<br />
von deren Eigenschaften ich glaubte, sie würden<br />
meinem Herzen nicht gleichgültig seyn. 3lber<br />
selbst Heinrich und Bochwell, die ich doch<br />
mit meinem Herzen und mit meiner Krone beglückte,<br />
hielten diese Probe nicht aus! Beyde<br />
schmeichelten mir, schmachteten nach der Königin«<br />
, nach ihrem Throne, aber nicht nach meinem<br />
Herzen. Wie übel Heinrich mir begegnete<br />
»ißt ihr selbst. Bothwell l> hme meine grau,<br />
zenlose liebe mit Undank, der Zaghafte verließ<br />
mich auf dem Schlachtfeld« zu Pm ie, seitdem<br />
ist er mein Gemahl nicht mehr. Was Elisabeth<br />
wünscht, ist wirtlich geschehen, wir sind förmlich<br />
geschieden. Doch brechen wir davon ab.<br />
Ihr habt noch Auftrage von Eurer Königin« 3<br />
Herz. Keine andere, als die Befehle Euer<br />
Majestät anzuhören, zu vernehmen, wie de»<br />
Rebellen am besten heyzukommen sey, und unterdessen<br />
die Verhaltungsbefehle an die Flotte<br />
abzuschicken.<br />
M«. (für sich) Der einzige Mann, dn,<br />
ich noch liebe» tonnte, (zum Herzog) Ich<br />
überlasse alles dem edlen Herzog von Nerfolt,<br />
«r führe seine Sachen gut, und ich werde so<br />
B 2<br />
dank-
»o Marie Stuart,<br />
dankbar sey«, als ich kann nnd vermag. Edingbürg<br />
scheint mir, wäre der bequemste Ort zur<br />
kandnng der Englander, das veste Schloß daselbst<br />
ist noch in Händen meiner Getreuen, die<br />
gewiß mit Hülfe und Unterstützung herben eilen<br />
werden — Herzog, Ihr wißt mir also keinen<br />
Rächi<br />
Herz. Gnadigste Königin«, noch ist mir der<br />
Mann unbekannt, und er hatts mir mit zu thu»<br />
— der sagen könne: Er verdiene Mariens Herz.<br />
LNar. Und ich fordre so wenig von diesem<br />
Manne. Muth und Tapferkeit, um mein unruhiges<br />
Volt im Zaum zu halten, und ein Herz<br />
voll Liebe für seine Marie!<br />
Herz. Wen« Euer Majestät nur liebe fordern<br />
, welcher Mann ist denn Ihrer unwürdig,<br />
und welches Herz bleibt denn bey den Reizen<br />
der Schönsten in Europa ungerührt? — W»<br />
wäre der Zaghafte, der, wenn er für diese Perle<br />
streitet, nicht töwenmuth bekäme?<br />
Mar. Wie schamroth tonnt' ich Euch itzt<br />
machen, wenn ich Cure Schmeicheleyen als<br />
Wahrheit annahmen, und sagen wollte: Unter<br />
allen Mannern, die ich geprüft habe, finde ich<br />
keinen meines Herzens würdiger, als den Herzog<br />
Norfolk! Aber dies nur zur Warnung,<br />
damit Ihr künftig dem sch'ne» Geschlechte nicht<br />
zu viel Unruhe verursacht. Ein solches Kompliment<br />
macht auf das Herz eines Frauenzimmers<br />
großen Eindruck, besonders in dem Munde<br />
des schönsten Mannes von England, denn so<br />
hat Euch Eure Königin» in einem Briefe an<br />
mich
ein Trauerspiel. 2»<br />
mich selbst genannt, und wir Gchottlanderiun Habens<br />
nur zu gut empfunden, daß siedie Wahrheit<br />
geschrieben hat. G<br />
2» Marie Stuart»<br />
machte mich der Gedanke kühn, und half mir siegen.<br />
Es ward Friede, ich kam zurück, man<br />
überhäufte mich mit Ehrenämter«, reiche Vater<br />
trugen mir ihre Tochter an, ich wollte zugreifen,<br />
aber ich fand nicht einen der göttlichen Zuge, nicht<br />
eine der erhabenen Tugenden in dem Herzen des<br />
Madchens.<br />
Mar. Herzog Ihr schwärmt , aber hat« ich<br />
solchen Schwärmer zum Gesellschafter in meinem<br />
Unglücke gehabt, — Sie wurden mir's um vieles<br />
«leichtert haben.<br />
Herz. F» gutig, zu gnadig, daß Sie mein<br />
Verbrechen eine Schwarmerey nennen, aber wie<br />
war's möglich bey dieser Aufforderung noch langer<br />
zu schweigen. Vergönnen mir Euer Majestät<br />
wenigstens, mein Leide» zu erzählen, und ich<br />
schätze mich glücklicher, als wenn ich auf Englands<br />
Throne säße, und über die ganze weite<br />
Welt Beherrscher wäre. Beyllllen meinen Thaten<br />
war mir das Bild von Schottlands Königin«<br />
gegenwärtig. Der letzte g^oße Sieg über Spanien<br />
brach« mir die Bewunderung all meiner<br />
landsleute zuwege, sie fragten und untersuchten<br />
: Wie ists möglich, daß der Mann ftetS<br />
schlagt, stets siegt? Thoren, dachte ich in meinem<br />
Harzen, nicht Vaterlandsliebe, nicht Begierde<br />
nach Rang und Wurden ist's, was mich<br />
so tapfer macht, nein ! der einzige Wonneoolle<br />
Gedanke: Marie wird deine» Sieg erfahren,<br />
«nd sichdabey deiner erinnern, belebte mich. Ich<br />
war eben mit diesen taglichen Gedanken beschäftigt,<br />
als Graf Douglas zu mir eintrat, und<br />
mich
ei» Trauerspiel.. »3<br />
«ich bath ihm Audienz «w Hofe zu verschaffe».<br />
Ich führte ihn zum Throne der Elisabeth, und<br />
stellen Sle sich nun meine Freude, meln Entzücken<br />
vor, als ich da hörte: Marie sey ln England.<br />
Ich tanmelte zu den Füssen «einer Königin»,<br />
und flehte um d
»4 Marie Stuart,<br />
lch noch w blesenA denn mich »erlangts nach<br />
der Vtunde der Rache über die SchändUchen,<br />
und je länger wlr hier verziehen, je steter<br />
wirb diese erfüllt.<br />
Mar. Macht als» Anstalten zur Abreise.<br />
Meine Hofstaat ist sehr klein, so wie sie sich<br />
für eine irrende Königin» schickt. Zwey Kammerfrauen<br />
und sechs Bediente Habens gewagt,<br />
«ein Unglück mit «ir zu theilen; aber d« mir<br />
ber tapfere Norfolk ergeben ist, so hoffe ich,<br />
es »erbe ihnen nie gereuen. Doch «ir »olle»<br />
abreisen.<br />
Her;, frvill ab.)<br />
Mar. Noch «ins mein lieber Herzog, wenn<br />
ihr mich nun glücklich nach Schottland zurück<br />
führt, mich mit Sieg unb Pracht in meine Residenz<br />
bllngt, unb ich nun euch gerne belohnen<br />
möchte, nichts fände, was an Kostbarkeit dem<br />
Wtlth des großen Dienstes gleich käme; und<br />
endlich fragte: Herzog wollt «hr bey mir bleiben?<br />
würbe «lsdenn Marie wohl im Stande<br />
seyn, euch den Hof ber Elisabeth, die scbsnen<br />
Töchter reicher Viter, eure Würden und Armier<br />
vergessen zu machen?<br />
Herz. Königin«! Als Thürhiltter an ihre»<br />
äußersten Thor wollte lch stehen, mit leinen»<br />
König tauschen, unb keiner sollte «eine Königin»<br />
antasten, lch müßte denn erst fallen.<br />
Mar. Macht nur s daß wlr dahin kommen,<br />
wo lch dies fragen will, und lch glaube, ich<br />
hoffe, wir »erben beysawmen bleiben.<br />
Herz.
ein Trauerspiel. ,5<br />
Her;. Wenn EmeMajefiät auch dlese Frage<br />
vergessen könnten, so will lch Sie zu feiner<br />
Zeit gtwiß daran erinnern. ( Fecht ab.)<br />
Sechster Austritt.<br />
Marie allem.<br />
Bin lch nicht recht undankbar, will der<br />
Königin», die mir ihre Macht leiht, ihre Grütze<br />
rauben, «lll vlellelcht e«ne noch grössere Thorbeit<br />
begehen; aber man sehe die Gestalt dieses<br />
Mannes, höre seine »arme klebe, und tadle<br />
«ich dann noch.<br />
Siebmter Auftritt.<br />
Marie, GrafDouglas.<br />
Mar. Wir reisen den Augenblick «ach lon«<br />
don. Meine Sache gewinnt die schönste Ausficht.<br />
Ich werbe glücklich styn, Graf, Ihr als<br />
»ein »reuest«, Un'erthan müßt dlese Wonne Mit«<br />
fühlen, ich werde glücklich seyn.<br />
Graf. Ich fühle fi« in ihrer ganzen Stiele,<br />
«ls treuer Unterthan, und als — Eure MajeftHt<br />
es sind nun ltzt jwey Monate, als Sie in »ei»<br />
«en Armen das schottlänblsche Gefängnis veri<br />
ließt«, damals gab mir Marie in einer Sache<br />
Hoffnung, von deren Erfüllunz mein leben ab-<br />
B 5 hingt.
25 Marie Stuart,<br />
hängt. Ich würbe noch länger geschwiegen h«5<br />
ben, aber ble leldenschaft de< Herzogs, die<br />
Furcht für «ln«m so mächtigen Nebenbuhler —<br />
Mar. Ich verstehe euch nicht Graf!<br />
Graf. Weh mir!<br />
Mar. Redet deutlicher.'<br />
Graf. Kann es Ihnen, «eine Kjnlglnn i<br />
wohl unbekannt seyn, oder, großer Gott l können<br />
Eure Majestät »ohl der Stunde vergessen<br />
haben, ««welcher mir vergönnt war, zu sagen:<br />
ich verehre, ich liebe Sie?<br />
Mar. Graf, ihr habt sehr unrecht / daß ihr<br />
mich wieder an einen Umstand erinnert, de»<br />
«ch so gerne um eurer selbst willen zu vergessen<br />
wünschte. Auch im Gefsngniß war ich enre Königin«,<br />
ihr ward mir die nänllch« Ehrfurcht<br />
schuldig, die ich auf dem Throne mitten unter<br />
den Grsllten meines Reichs von euch fordern<br />
konnte. Ihr vergaßt sie, spracht von lieb«,<br />
und ich mußte euch geduldig anhören, »eil<br />
lch eure Hälse nithig halte. Eure Pflicht «ars,<br />
wenn ihr anders ein treuer Unterthan sev»,<br />
eure K^nialnn zu retten, und glaubt ihr, baß<br />
man Pflichten so theuer belohnen «Hsse? —<br />
Ich werbe es aber deswegen nie vergessen, d«l<br />
Ihr mich aus de« Händen meiner Feinde «rret^<br />
tet habt. Besteige »ch wieder meinen Thron «<br />
so sollt ihr der nächste daran stehen, aber ihn<br />
mit euch thellen, euch lieben, das kann lch<br />
nicht.<br />
Graf. Ich b«« Hußerst strafbar, ich gestehe<br />
es. Aber was scheint der feurigsten llebe wohl<br />
NN-
ein Trauerspiel. 27<br />
unmöglich? Ich bin hü«« nnglücklich, und —<br />
lch wag' «s, zu sagen — durch mein« Königin«<br />
unglücklich. Vier Jahre trug ich fcho.i die<br />
hofnunaslose Liebe in meinem Busen hermn^<br />
Ich war vergnügt, wenn ich Tu« Majestät<br />
nur ?'tt<br />
angehört Hab'ich euer Bekenntnis, und öe/l'cht<br />
ist's für eure Königin«, daß sie es a.»')^e.,<br />
mußt«. Aber nennt mir den Ausdruck, der<br />
euch Hofnun« machte, gebt der Miene Worte,<br />
die euch hoffen ließ. Astes, was ich mich «rinne«,<br />
gesagt zu haben, ist: Graf, lch werde<br />
aufs lebhafteste dankbar seyn. Wenn ihr nun<br />
dies als ein Versprechen meiner Gegenliebe angesehen<br />
habt, so muß ich euch alle Hofaungauf<br />
dles« rauben, doch meine Dankbarkelt, mein«<br />
Gnade werde lch euch nie entziehen.<br />
Graf. Gnädigste Königin»! Göttliche Frau!<br />
( Knend.)<br />
Mar. Ich verzelh's euch gerne, und, war«<br />
Um soll
28 Marie Stuart,<br />
Graf- Nur nicht alle Hefnung raube»» nur<br />
«ich nicht ganz unglücklich «acht», sonst bin<br />
ich verlohren.' Muß den Tag verfluchen, an dem<br />
ich meine Königin« zu» erstenmal sch, die<br />
Stunde in der es mir gelang, das Gefängnis<br />
der Undankbaren zu eröffnen.<br />
Mar. Ah Graf, das geht zu weit. Schwelgt<br />
«uf ewig von diesem Vorfall, d«ß ich nie mehr<br />
ein Wort davon höre. Ihr habt mir zn wichtig«<br />
vienst« geleistet, als daß lch's nicht auch<br />
zu verglssen hoffen tonnte. Bittet «ich um die<br />
höchsten Ehrenstelltu, vulangt die schönsten GH«<br />
ter in Schottland, wählt unter «einen Schätzen,<br />
unt«r meinen Juwelen, und ihr werdet<br />
sehen, ob ich undankbar bin, ab« «ein Herz<br />
Mit,ich för ein Kleinod,.das, wenn ich es ver»<br />
schenken wollte, m»n nicht durch Vorwürfe ge«<br />
»innen, sondern durch Ehrfurcht, Harren, und<br />
Unterwürfigkeit verdienen muß. ( geht ab.)<br />
Achter Auftritt.<br />
Graf Douglas allein.<br />
Wie schändlich! wie schrecklich habe ich<br />
mich selbst betrogen! Und ich sollte mit nach<br />
London, sollte sehen, wie der glückliche Her«<br />
zog? — Ntln, ich kehre zurück nach Schottland,<br />
stelle «ich an der Rebellen Spitze, und<br />
meine blutigen Streiche in das Heer der Engländer<br />
, sollen Reue ln ihrem undankbaren Herzen
ein Trauerspiel. 23<br />
zen «»ecken, und wenn sie fliehen, die erlauften<br />
Krleger, so will ich's ihnen znruffen: das<br />
that der betrogene, der Hintergangene Douglas!<br />
— Ab«, wie ich nur denken tann, baß<br />
ohne Sie eine Welt für wich wäre! Sie entzie»<br />
he mir alleHofnung, sie verachte «ich, fie trete<br />
mich mit Füssen, und ich werde leiden, aber<br />
»ich doch glücklich schätzen. Harren will ich,<br />
unterwürfig seyn, aber ich fuhls — wenn fi«<br />
den Herzog wühlt— Ein Nebenbuhl«! —<br />
O Graf Douglas, er müßte von deinen HHnbe»<br />
sterben, und wenn er ein überirdisches Wesen<br />
»sr«.<br />
(seht ab)<br />
Ende des ersten Aufzugs.<br />
ZWey-
Z«,<br />
Marie Stuart,<br />
Zweyter Aufzug.<br />
( Königlicher pallasi zu t«ndon.)<br />
Sir Walter Mildmay, Graf Murray<br />
Lord Lindsey» (lelZtere treten eben ein.)<br />
Sir Walter, (ihnen entgegen.)<br />
Erster Auftritt-<br />
>^/le konnten nicht gelegener kommen, ich habe<br />
ihnen wichtige Neuigkeiten zu erzählen. Elisabeth<br />
will Marien schützen und vertheldlgen,<br />
diese ist bereits in london ««gekommen, und ich<br />
habe sie schon im Pallasi willkommen geheißen.<br />
Halten sie sich also mit ihrer Anklage ferllg;<br />
daß die Königin« sie hört, will ich schon veranstalten.<br />
G.VNur. Das kommt ungelegen! Ich bl»<br />
noch nicht vorbereitet, nicht genug unterrichtet<br />
Könnt« man nicht bis morgen warten?<br />
Oir walr. Wir verllehren alles, wenn wir<br />
lsgtln! Glauben sie doch nur, h«s ich Elisabethen
ein Trauerspiel.<br />
z i<br />
lethe« kerne, daß ich il-ren Karakttr studirt ha,<br />
be. Ist sie einmal für Marien eingenommen,<br />
hat sie ihr einmal Cchntz und Hülfe zugesagt,<br />
so ist sie zu sehr Sklavin ihres Worts, als daß<br />
s,« es brechen sollte. C ie müssen daher eher<br />
nech, oder — was noch besser — in Mariens<br />
Gegenwart ihre Teschnerden vorbringen. Und<br />
zu was brauchen Sie Vorbereitung? Wozu nähere<br />
Nachrichten? Sie haben doch die Akte m t<br />
sich in der, Marie sich der Regierung unfähig,<br />
und Sie zum Regenten des minderjährigen Kö,<br />
nigs erklärt?<br />
H..l,inds. Die haben wir.<br />
Gir.Walt. (lächelnd) Und das wichtige<br />
Kastchen mit den Briefen, welches man Bochlvells<br />
Boche« abgenommen haben soll?<br />
«br.Mur. EoN? Sir! soll?<br />
Gir W»le. Oder abnahm! Gleichviel! Sind<br />
die Briefe authentisch, u« so besser, sind sie<br />
falsch, auch gm! Sie beweisen docb, was sie<br />
beweisen sollen, und ich unterstütze desncgen<br />
doch Ihre Sache mit allen Kräften. Sie befördern<br />
meinen Plan, und ich den Ihrigen! Sey<br />
er gerecht oder nicht, gilt wohl beyden gleich.<br />
Mit engen Gewissen und offnen Herzen, mein<br />
lieber Graf! kommt man bey Hofe nicht weit.<br />
Wem sich ein Glück anbietet, der muß es annehmen,<br />
und ists nicht eins, ob man auf einen<br />
graben oder Seitenweg darnach ausgeht? der<br />
letztere führt oft geschwinder, und die den geraden<br />
giengen, kommen zu spät. Sehen Sie. lic»<br />
der Graf, das ist meine Dcnkungsan, nach der
3» Marie Stuart,<br />
Sie «ich/ ohne Gefahr zu lauf«», behandel»<br />
t. tinds Ihre Hand, Sir, Ihre Hand!<br />
Ein Mann wie Sie, ist »einer Freundschaft<br />
werch, mit der ich sonst sehr karg bin. So muß<br />
man denken, wenn «an empor steigen, so muß<br />
»an handeln, wenn m«n siegen will.<br />
ein Trauerspiet.<br />
zz<br />
tecktc Sache — doch, verzeihen Sie, daß der<br />
Schüler den Meister ««errichten will.<br />
Gr. iNur. Nein! Nein '. Graf! ich bin Ihnen vor<br />
diesen Unterricht den größten Dank schuldig, ich<br />
werde ihn benutzen. Uebrigens bleibts bey uns«»<br />
rer Abrede. Sie erhalten Bochwells Gütter,<br />
wenn mich Ihre Königin» in meiner Regentschaft<br />
bcstattigct.<br />
S»'r Walt. Das sey meine Sorge. Itzt<br />
entfernen Sie sich.<br />
(Gr. Murray und Lord Lindse? ab.)<br />
Zweytet Auftritt.<br />
Sir Walter allein.<br />
Much, Walter, Mutb! dein Plan geht trefs<br />
lich'. Mit Ebrenstellen hat mich Elisabeth stets<br />
überhäuft,, aber an Schätzen, am Gelde ließ sie<br />
mirs immer gebrechen. Bochwells Gmter tragen<br />
ein feines Sümchen, und so wäre ich auf alle»<br />
Seiten geborgen! — Wie aber, wenn Elisabeth<br />
Murrays Anklage nicht anhörte! Wenn sie, —<br />
denn Wcilxr sind wunderlich — Marien wieder<br />
auf ihren Thron setzte? wie denn? wie dann?<br />
(eine pause) Hm! dann nutze ich Murrays<br />
Bekenmniß, gestehe, was er mir gestand, und<br />
traun! wird Marie mich wobl weniger belohneni<br />
Mir nicht auch zur Vergeltung Bochwells G itcr<br />
schenken? — Wie? die Kömginn i Ihre Neu--<br />
C<br />
gicr.^
34 Marie Stuart,<br />
gictle konnte mich gewiß nicht erwarten! (ihr<br />
entgegen,)<br />
Dritter Auftritt.<br />
Elisabeth. Sir Walter.<br />
Vlis. Nun, Sir, muß ich mir die Antwort<br />
selbst holen?<br />
Sir. Walt. Eben war ich auf dem Wege zu<br />
Euer Majestät. Es ist nicht meine Schuld, daß<br />
ich so lange verweilte. Ich mußt« Wache brauchen<br />
um den ungestümen Pöbel zurück zu halten,<br />
der Schottlands Königin« nm lautem Jubel begleitete,<br />
und um sie desto langer zu sehen, die<br />
Thore des Patlasts besetzt hielt.<br />
slif. Ich war am Fenster, Zeugin« dieses Ungestüms:<br />
Neuheit ist des Pöbels Gott, dem er<br />
allemal Weyhrauch streut. — Ich bin dem Schicksal<br />
großen Dank schuldig, daß es mir Gelegenheit<br />
giebt, diese gcpricsne Schönheit Europens<br />
bewundern zu tonnen'. Ist sie denn wirklich so<br />
schön? Wag' ich nicht zu viel, wenn ich mich in<br />
Gegenwart meines Hofes mit ihr in Paralell setze?<br />
(*) ,<br />
Sir Walt.<br />
s*) Kenner der Geschickte werden mich nickt tadeln,<br />
we"n ich Elisabethen so fingen lasse. Ihr» Eitelkeit<br />
giens s« weil, baß sie einst ihren Gesand-<br />
^n fragte: Db Marie eben so schone Haar» da«<br />
l>e, n>>e sie? V» «ul Klavier spielt«? Go ar»ß<br />
se??»c.
ein Trauerspiel. 35<br />
Sir Walt. Schön, sagt man, sey sie?<br />
Wer taglich die beneidcnswürdige Gnade genützt,<br />
an dem Throne der schonen Elisabeth z» stehen,<br />
der kann unmöglich eine solche Schönheit bewundern.<br />
Mis. Wie ich nur fragen konnte! Ich mußte<br />
'« von euch diese Schmeichele« erwarten. Ich<br />
will «ich selbst überzeugen, begleitet sie Hieher'.<br />
Sir wa,lt. Erlauben mir Euer Majestatnoch<br />
etwas vorzutragen.<br />
Slis. Redet.<br />
Sir Walt. Als ich Hieher eilte, um Euer<br />
Majestät Schottlands Königin« zu melden, traf<br />
ich die Deputinen des Schottlandischen Parla?<br />
ments hier an. Graf Murray, den dies Parlament<br />
zum Regenten erwählt hat, ist selbst gekommen<br />
—<br />
Mis. Und was verlangt, was will er?<br />
Sir Walr. Euer Majestät um Hülfe, um<br />
Bestätigung seiner Regcrtsckafl bitten. Er w'.rds,<br />
unterftüzt durch die Klage des Parlaments, beweisen,<br />
daß Marie unwürdig des Thront, unfähig<br />
der Regierung sey Ihre Verbrechen —<br />
H'is Schweigt! Mariens Verbrechen, oder<br />
vielmehr ihre Ausschweifungen in der Liebe sind<br />
mir bekannt. Sie hat oft gefehlt, oft wie ein<br />
verliebtes Weib, selten wie eme Königin» gehandelt.<br />
Aber welcher Mensch ist ohne Fehler i<br />
Die Hem-ath mit BotKwcll war ihr größter, darüber<br />
könnte ibr Volt murren, aber sie ist zer-<br />
«lchtet; und lch werde einer Freundin«, einer<br />
C 2<br />
«Her-
Z6<br />
Marie Stuart.<br />
Verwandtin gewiß die Hülfe leiste«/ die ich ihr<br />
versprach.<br />
Sir Walt. In diesen Gesinnungen erkenne ich<br />
ganz die gerechte, die erhabne« menschenfreundliche<br />
Elisabeth, aber eben zu dieser Gerechtigkeit<br />
nehmen die Deputaten ihre Zuflucht, und sind<br />
beynahe überzeugt, daß Euer Majestät eine<br />
Mörderin« ihres Gemahls nicht schützen wcrden.<br />
Klis. Mörderin«? wer kann das sagen? wer<br />
kanns beweisen?<br />
Sir lvalc, Graf Murray! er hat die deutlichsten<br />
Beweise: Briefe von ihrer eignen Hand geschrieben.<br />
Bochwell war ihr Helfers - Helfer !<br />
Slis. Ich tanns, ich darfs nicht g'audrn.<br />
Wie oft Hab ich mich über diesen Vorfall bey<br />
meinem Gesandten in Schottland erkundigt, und<br />
was mir dieser schrieb , war Müthmassung, nicht<br />
Gewißheit. Briefe? Eigenhändige Briefe? wie<br />
t«m man z« diesen Briefen? Was enthalten<br />
siei<br />
Sir Walt. Ich will es Euer Majestät st<br />
erzählen, wie ich es aus der Gesandten Munde<br />
habe. Bochwell entfloh, wie Euer Majestät<br />
wissen, nach der Schlacht bey Pintie. Erst vor<br />
kurzem schickte er einen Bothen an seinen Freund,<br />
den Kommendamen des Schlosses zu Edinburg<br />
ab. Dieser Bvthe wurde im Ruckwege angehalten,<br />
und man fand ein Kästchen bey ihm, das,<br />
als man es eröfnete, eine Menge Liebesbriefe,<br />
Sonetten, unter andern auch Briefe enthielt, die<br />
Marie an Bochwell gesckrlctcn, wcnnn sie ihn
ein Trauerspiel. 3?<br />
zu Heurachen verspricht, wenn «den Tod Heinrichs<br />
beschleunigen wollte.<br />
Mis. Eure Erzählung setzt mich in Erstaunen.<br />
Wenns möglich wäre / dann — dann —<br />
Ich will sie hören, in Gegenwart ihrer Königin»<br />
höre«/ und dann erst meinen Entschluß fassen.<br />
Itzt erwart ich Marien. (Iir Walter ab.) .<br />
Vierter Austritt.<br />
Elisabeth alleilt.<br />
Ist Wahlheit in dieser Erzählung, so ist sie<br />
meines Schutzes unwerth. Ich war ohnehin z»<br />
sehr Sklavin meines Wons! und handle aller<br />
Vorsicht entgegen, daß ich mir die Nebenbuhlerin«<br />
meines Thrones, so nahekommen lasse. Ihre<br />
Ansprüche sind gegründet, und wenn die<br />
Roth sie zwang, diesem zu entsagen, so kann<br />
übereilte Hülfe sie aufs neue beleben. Ich will<br />
keine Schlange in meinen Busen nähren / und<br />
mich durch ein zu gutes Her; nicht irre fuhren<br />
lassen.<br />
C 3<br />
FÜNf«
z8<br />
Marie Stuart.<br />
Fünfter Auftritt.<br />
Versammlung des ganzen englischen<br />
Hofeb. Marie. Elisabeth. Herzog Nors<br />
folt. Eir Walter. Graf Douglas, korb<br />
Herreis. (Elisabeth geht der kommen«<br />
den Atarie entgegen: beyde<br />
»öniginncn umarmen sich.)<br />
Mar. Ich danke Gott, dqfi er mich des<br />
Glucks würdigt, die große Elisabeth sehen und<br />
umarmen zu können. (*)<br />
Klis. Ich vereinige meinen Dank mit dem<br />
Ihrigen, bedaure Ihr ungünstiges Schicksal,<br />
«bschon es mir die angenehme Ueberraschung oerschaft,<br />
Mariens weltbekannt« Schönheit bewun»<br />
der« zu können, (betrachtet sie sehr genau)<br />
Wissen Euer Liebden schon, daß Schottlands<br />
Parlament, Abgesandte an mich geschickt hat?<br />
iNar. Dies erfahr'ich erst itzt, aber ver,<br />
muthet Hab ich's schon lange. Man wird über<br />
dies nicht versäumt haben, meinen Karakter so<br />
schwarz als möglich zu schildern. Doch bin ich<br />
Hey allen diesen Anklagen gelassen, wenn ich an<br />
meine Unschuld denke, und ganz zufrieden, wenn<br />
ich überlege, datz Englands erhabne Königin«<br />
rebellische Unterchanen nicht anhören wird.<br />
«lis.<br />
- '»'» ' ' .> .». ' ' ^<br />
s') Nach der Geschichte komme« blel« bevds» Königinnen<br />
nie zvsairmen. Kenner mögen entscheiden, ob<br />
ich — indem ich diese» Fehler offenherzig gestehe >»<br />
tle Freyheit ci^.«« Dtchier« Zeinißblaucht habe?
ein Trauerspiel. 39<br />
Vlis. (für sich) Sie ist schön, sehr schön,<br />
ich fuhls, wie sie mich verdunkelt. Die Augen<br />
aller Höflinge sind auf sie gerichtet!<br />
Mar. Ohne Zweifel werden Euer kiebden die<br />
Geschichte meiner erlittenen Unglücksfalle, das<br />
Verbrechen meiner Unterchanen, die Verstoßung<br />
von meinem Throne gehört haben -— Von dieser<br />
Zeit an , ist alle meine Hoffnung auf Sie gerichtet,<br />
ich zweifle auch nicht an Ihrem Beystand,<br />
den Sie mir versprachen, und um welchen ich<br />
Sie nochmals dringend bitte.<br />
Wis Sie beschämen mich durch eine Bitte,<br />
die mich an meine Pflicht errinert, denn Pflicht<br />
ists von mir, Sie, wenn Sie unrechtmässig<br />
verstoßen worden, in Ihr Reich wieder einzusetzen.<br />
Ich versichre Sie aufs neue, daß ich<br />
diese Pflicht nie vergessen werde, aber Marie,<br />
Gerechtigkeit ist es, auch den andern Theil zuhören,<br />
und dann hangt es von Ihnen ab, mit<br />
meiner Armee zu schalten, wie Sie wollen.<br />
Herzog von Norfolk hat die gemessensten Befehle.<br />
Her;. Und brennt vor Begierde Euer Maiestat<br />
Ruhm zu verherrlichen, und Schottlands<br />
Königin» an ihren Rebellen zu rächen.<br />
Slis. Geben Sie als», daß ich nicht gesonnen<br />
bin, Sie mit leeren Versprechungen aufzuhalten,<br />
oder zu hintergehen. Nein, nur dl«<br />
Auflösung eines Zweifels, die Erklärung, vielleicht<br />
eines Mißverstandes, ist's, was ich verlange,<br />
und Sie gehen mit meinen Seegenswünschen<br />
begleitet nach Schottland zurück. Ist's<br />
C 4<br />
wärt-
4Q<br />
Marie Stuart«<br />
pürklich so, wie man mir vor einige« Monathey<br />
erzahlte, daß Marie durch eine eigenhändige unterschriebene<br />
Akte, Ihre Krone an Ihren Sohn«<br />
den jungen Jakob abgetreten, und sich der Regierung<br />
unfah'g erklärt hat?<br />
NT r Das Gerücht enthalt Wahrheit, ab«<br />
vernehmen Sie, gütige Elisabeth die Umstände ,<br />
und urtbeilen Sie, ob ein gezwungner Cid gültig<br />
seyn kann. Meine Armee, die ich selbst an,<br />
führte, war durch Verracherey geschlagen, man<br />
nahm mich gefangen, kerkerte mich eng ein, und<br />
mein natürlicher Bruder Graf Murray ängstigte<br />
mich mit Beschreibung der Gefahr, in welcher<br />
das leben meines jungen Prinzen schwebte. Ihm<br />
das leben zu retten, ihn bey mir zu haben, unterschrieb<br />
ich eine Akte, die man mich kaum lesen<br />
ließ, und.doch blieb ich gefangen, und mein<br />
Sohn ward nicht zu mir gebracht.<br />
M's. Wenn sich die Sache so verhalt, denn<br />
— Aber Euer kiebden werden mir nach dem<br />
allen, was ich gehört, was mir die Gesandten<br />
des Parlaments erzählen und beweisen wollen.<br />
nicht verargen, wenn i h erst nach geschehener<br />
Untersuchung meinen . issen Entschluß fasse.<br />
Diese Deputirten haben mich so dringend und<br />
mit so vieler Zuversicht auf die Gewißheit ihres<br />
Vertrags, um die Gnade gehört zu werden, an«<br />
gefleht, das ichs ihnen bewilligt habe. —<br />
lsslar. In meiner Gegenwart?<br />
Mis. So dachce ich, war's am besten. Zst<br />
ihr Anbringen falsch, ihre Anklage ungegnlnvet,<br />
so wird der Anblick ihrer rechiinäffigtn Königiny<br />
sie
ein Trauerspiel. 41<br />
sie im Zaum halten, erdicht«« Geschichte zu er,<br />
zählen, für die man sie bestrafen mußte. Sind<br />
sie aber doch so dreist, so kühn, das zu wieder-<br />
Holen, was ich nicht glauben tan«/ und meines<br />
gegebenen Worts wegen nicht glauben will , so ist<br />
itzt die bequemste Zeit < diese Anklager durch Gegenbeweise<br />
zu entlarven, und zu beschämen,<br />
Nl»r. Unangenehm, höchst herabwürdigend<br />
ist's für mich immer, große Königin«, wenn<br />
Rebellen an dem Hofe meiner Mimen sichern<br />
Schutz finde«, und «staunen muß ich drüber,<br />
daß diesen Bösewichtern vergönnt ist,, aufzutreten<br />
und ihre Königin« anzuklagen. Ich hoffte<br />
an Englands Hofe/ meine verweinten Augen aufzu<br />
heitern, aber ich fühls, es werden neue und<br />
mehrere Thranen fliesten.<br />
Herz. Norf. Nehmen Euer Majestät mir alle<br />
meine Wurden und Aemler, versagen Sie<br />
mir in Zukunft jede, auch die kleinste Gnade, nur<br />
gönnen Sie mir die einzige Wohlthat, und erlauben<br />
mir diese Depmirlm anzuhören, und abzufertigen.<br />
«lis. (;u 6ir Walter) Geht, seht! wie<br />
die Macht ihrer Schönheit, und ihrer Thränen<br />
würfen. Norfolk, der unempfindliche Norfolk<br />
huldigt schon ihren Reizen, was werden die andern<br />
nicht thun? Zwey Tage an meinem Hofe,<br />
und ich wäre nicht mehr Königin». Was sagt<br />
ihr Norfolk?<br />
Herz. Norf. Daß es für Schottlands Königin«<br />
höchst beleidigend, höchst schimpflich ist-,<br />
wenn diese Rebellen sich dem Throne Euer Ma-<br />
C 5<br />
je-
4» Marie Gwart,<br />
jesiät nahen dürfen. Sie find erkaufte Verrsther<br />
Nif Schweigt Herzog! Wie? wenn ich diesen,<br />
leuten die ich geehlt wissen will, mein Wort ge»<br />
geben; wenn ich's ober mich genommen habe,<br />
lhnen bey Schottlands Königin« «ine Audienz<br />
guszuwürken? Wie dann Herzog ?<br />
ein Trauerspiel. 43<br />
Sechster Auftritt.<br />
Elisabeth besteigt ihren Thron, sie nschig»<br />
^Narien auf einen 6iy ihr zur Rechten.<br />
Die andern stehen auf beyden<br />
Seiten.<br />
Der kommende Kanzler stellt<br />
sich hinter den Thron der Römginn.<br />
Graf Murray und Lord Andsey »re:<br />
ten ein.<br />
Mur. (kniend) Gnädigste Königin«, buldrelchfie<br />
Monarckln, wir danken unterthänigst vor die<br />
gnidlg erlangte Audienz, und bitten als Unterdrückte<br />
um Höchst Dero Schutz.<br />
Klis. Hier ist eure Königin», auf mein Zureden<br />
läßt sie sich herab, die Beschwerden ihres<br />
Volks anzuhören, und denkt so gnädig, »enn's<br />
in ihrer Macht steht, solche lindern zu wollen.<br />
Und ihr steht noch an, ihr vor diese Gnade zu<br />
danken!<br />
G.Mur.(kniend.)Wlr verehren Sie,gnädig,<br />
sie Königin», ob wir schon hier sind, zu beweisen<br />
: daß die sonst so gütige Regentln sich ihres<br />
Thrones unwurdl? gemacht hat, und hoffen<br />
Englands große Königin« werde diesen unsernGehorsam<br />
als «wen Beweis aufnehmen, wie seh,<br />
wir gute und ihres Thrones würdige Könige<br />
5« verehren wissen s;u Elisabeth.) Auf mel^<br />
nen Knien übergebe ich hier Eure Majestät die<br />
Bittschrift des Parlaments, der ganze Adel<br />
Gch ottlands hat sie unter schrieben. Dies Paket<br />
ent-
44 Marie Stuart,<br />
enthält die deutlichsten Beweist unsrer Beschwerden<br />
gegen Marien.<br />
H. Norf. (für sich.) Ein Schwert an der<br />
Seite, und dies alles so geduldig anhören zu<br />
Massen!<br />
Mar. Ha Rebellen, ihr erkühnt euch zu viel;<br />
ihr verfolgt mich mit euren Schmähungen so<br />
g« in «in fremdes Land. Aber Gott, der euch<br />
und mich richtet, wird mein Leiden mildern —<br />
und mich in Stand setzen, die Kühnheit zu bestrafen.<br />
Klis. ( welche unterdessen die Bittschrift<br />
gelesen.) Gemach, Königin«, gemach! Vorwürfe<br />
tonnen geschehene Tbaten nicht ungeschehen<br />
machen. Da! lesen Sie diese Bittschrift,<br />
sie enthält vielen Schein der Wahrheit, dem<br />
«ch ab« noch nickt trauen kann, bis ich Ihr«<br />
Ver,held»gur,g gehört habe.<br />
Mar, (liest.) Wo find die Briefe, von denen<br />
die Verlsumber so viel sprechen, auf die sie<br />
alle ihre Grunde bauen?<br />
Klis. (macht die Briefe auf.) Welch bleu»<br />
bende Aehnllchteit. Es ist ihre Hand, ich kenne<br />
sie zu gut<br />
Mar. Und der Innhalt?<br />
Klls. Für mich und die Menschlichkeit gleich<br />
schaudernd. Marie lisis möglich, Sie konnten<br />
Ibren Gemahl, den guten Heinrich ermorden<br />
lassen?<br />
Mar. Wer wagt dies zu sagen? wer kann<br />
es behaupten?<br />
L. tmd.
ein Trauerspiel. 45<br />
«6 Marie Stuart,<br />
Elis. Und ihre Hand?<br />
ein Trauerspiel. 47<br />
den Antrag, sich von lhm scheinen zu lassen,<br />
legtet ihr selbst die schon fertl,,e Entscheidung zur<br />
Unterschrift vor. Und diese Königin«, die euer<br />
Anerbieten großmäthig ausschlug, die lieber alles<br />
erdulden, als sich von ihm trennen »rollte,<br />
sollte ihn ermordet haben? Pfui! Graf; pfui.<br />
Ihr belohnt die vielen Wohlthaten, die Marie<br />
euch erzeigte, mit schwärzestem Undank, Verrätherey,<br />
und falschen schändlichen Verlaum»<br />
duegen. Glücklich für eure Königin« , daß sie<br />
nach England kam, wo die weiseste Monarch,»<br />
regiert, die eure Anschläge gewiß vernichten<br />
wird.<br />
Nis. Norfolk! Ich will Männern, mit denen<br />
ich mich zu reden nicht schäme, keine Beleioigunq<br />
anzethan wissen. Ihr seyd nicht i»<br />
ihrem Richter bestimmt.<br />
H Norf. Wer kann zusehen , und schwelgen,<br />
wenn hämische Bosheit daher schleicht, und «inen<br />
Plan vernichten w ll,von dessen Ausführung das<br />
Wohl eines gamen Reichs abhz^t? Wer möchte<br />
nicht mit de« Schwert in die tliuwphiltnben<br />
Gesichter dieser Rebellen drei« schlagen, damit<br />
blutige Thronen dies ausfodeind« Lächeln entstellten?<br />
Der Innhalt dies i Briefe »st -rdichtet,<br />
Uno die Bittschrift verfälscht. — Nicht Schott«<br />
lands ganzer Adel, nicht die Hälfte desselben<br />
ist von seiner so rlglnn abtrünnig. Man schicke<br />
Abgesandten dahin, unb hör«', ob Norfolk lösen<br />
tann?<br />
W«s.
43 Marie Stuart,<br />
Mis. Ihr mlsbiaucht meine Geduld, Her»<br />
zog» Ich verlange Stillschweigen l<br />
H. Norf.GnäolgsteKönlginn,bedenkenCle-»<br />
Nif. Schwelgt!<br />
ein Trauerspiel. 49<br />
dienen. Und wenn Tücke und Bosheit über<br />
mich tclumphllrn, wenn ich auch von einem lande<br />
zum andern irren muß, nirgends Ruhe und<br />
Hülfe finden kann, so sollen mein« lezten Worte,<br />
doch Worte einer Königin« seyn.<br />
Klis. ( sehr erbittert ) Dieser Stolz gehe<br />
zu weit. Ich bin hier Königin», ich habe zu<br />
bestimmen, «er nach meinem T»d« herrscheu<br />
soll. Die Untersuchung geht vor sich : so helschts<br />
Gerechtigkeit, so s«rb«rts Billigkeit, s zu den<br />
Abgesandten.) Folgt mir tn mein Kablnet,<br />
wo ich das weitere hören will. Weh euch,<br />
wenn ihr es wagt an meinem Hof mit tilgen<br />
zu erscheinen, aber auch alle meiner Gnade ver^<br />
sichert, wenn ihr mich überzeugt, daß ich die<br />
Mörderin« ihres Gemahls nicht beschützen kann.<br />
Ihr Herzog geht ohne neuen Befehl nicht zur<br />
Flott« ab Marie, Sie bleiben heute in meiner<br />
Burg / die Zimmer sind zu Ihrem Empfang<br />
bereitet. Aber morgen, ^enn Sie Ihre Sache<br />
nicht ganz verschlimmern wollen, reisen Sie unter<br />
meinem Geleite dahin, wo ich die Sache<br />
untersuchen lassen will. Ich hoffe Sie entweder<br />
gerechtfertigt, oder nie wieder zu sehen.<br />
(geht a.b.)<br />
(Alle übrigen folgen ihr, nur der Herzog<br />
bleibt stehen.<br />
D<br />
Sieben-
5c> Marie Stuart/<br />
Siebeuter Auftritt.<br />
Marie, Herzog Norfolk, Lord HerreiS<br />
und Douglas<br />
Mar. Ha diese Begegnung, dies« Verachtung<br />
dulden zu müssen, das ist hart, ist zu<br />
viel gefedert, (zum Herzog.) So ist doch noch<br />
einer, der Mitleiden mit meinem Zustande hat,<br />
alle verlafstn mich, und Ihr bleibet? Dank,<br />
groß« Herzog, Dank dafür!<br />
H. Norf. Reden Sie! reden Sie l Denn ich<br />
blns nicht im Stande! Schon fünfzehn Iah«<br />
bin ich an Englands Hof, lhat Pagen Dienste,<br />
und war stets der Bewunderer der Thaten unsrer<br />
Ksniginn, und nun auf einmal — Mags<br />
fassen, wer'« kann, ich nicht!<br />
Mar. Herzog, zweifelt ihr vielleicht auch an<br />
«einer Unschuld, haltet ihr mich «twann auch<br />
der That fähig, der mich die Gottlosen beschuldigen?<br />
Man hat meine Hand nachgemacht!<br />
Hler lieg ich vor Gott, und fleh ihn<br />
an, mich mit den entsetzlichsten Strafen heimzusuchen,<br />
mich in dielen» Augenblick zu v«rnlchten,<br />
wenn je nur der Gedanke eines Mords<br />
in meine Seele kam.<br />
H. ttorf. Hier kniet ich neben Ihnen, und<br />
schwöre bey meinem Wort, ich kenne nichts<br />
heiligeres als dies, Sie zu retten, zu rächen,<br />
und wenn ich darüber zu Grunde gehen sollte!<br />
(stehtauf.) Umsonst bemühe ich mich, ou«<br />
dl«-
ein 'Trauerspiel.<br />
diesem Traume zu erwachen, jede Minute überzeugt<br />
mich deutlicher, baß es kein Traum war,<br />
der mich täuschte. Elisabeth! Königin» von<br />
England! was denkst du? was thust du?<br />
Mar. lieber Herzog! die Königinn muß<br />
schon, ehe ich ankam, die Abgesandten der<br />
Schottland« gesprochen haben. Diese haben<br />
ihr Herz durch Schmeichele», und — ich bin j«<br />
mitten unter meinen Getreuen um so was sazen<br />
zu können— vielleicht gar durch Anblethung<br />
meines Thrones von mir abwendig gemacht. Um<br />
gl oß zu werden, um die Augen Emopens auf<br />
steh zu ziehen, nah« ße sich der bediänglen<br />
Marie an, nun erscheinen die Deputlrten Schottlands<br />
und sagen: Elisabeth sey unfre Königinn;<br />
und sie wird «eine Unterd'ückerin, um auf den<br />
Ruinen meines Thrones, sich «inen neuen erbauen<br />
zu können.<br />
Herz. Wir haben einen Gedanken, Königin«,<br />
de« ich aber m>tten in der Burg, wo stehts<br />
veriHtherlsche Ohren lauschen, nicht Worte zu<br />
geben getrauet«. Stolz ist die Hauptleldenschaft<br />
unsr« Königinn, aber die Pflicht eines Unterthans<br />
ist, sie dafür zv warnen. Ich «»ll hin<br />
zu ihr, wills ihr erzählen, was die Welt zu<br />
dieser Handlung sagen wirb, in nxlch großer<br />
Gefahr sie steht, ihrenglinjendenRuhm «übe»<br />
flecken, und «eine Zunge mußte melnem He zen<br />
ganz untreu seyn, wenn nicht hies« Elenden ab«<br />
gewlesen, und die gerechte Sache nicht den glücklichsten<br />
Ausgang gewänne.<br />
D » Mar.<br />
5 l
s» Marie Stuart,<br />
Mar. N«ln Herzog, waget es nicht, euch<br />
«einer Gach« öffentlich anzunehmen, denn wenn<br />
eilsabeth erfährt, daß ich mich des Herzen« ihres<br />
treuesten und tapfersten Dieners be nschfi^et<br />
habe, so wird gerechter Zorn sie nur noch mehr<br />
zu meiner Unterdrückung anreizen.<br />
Achter<br />
Auftritt.<br />
Vorige, ein Offizier.<br />
Offiz. Die Königin« verlangt die zween Kavaliers,<br />
welche mit Eurer Najlftät augelommen<br />
find, schleunig zu sprechen<br />
tNar. Graf Douglas, Lord Hereels geht zu<br />
ein Trauerspiel. 53<br />
Ihr« Fitundln, sie trachtet nicht nach Schottlands<br />
tyron, sie will sich nur auf ihrem eigenen<br />
befestigen, und dies lann sie a« besten, wenn fie^<br />
diejenige unterdrückt, die ihre Nebenbuhlerin ist,<br />
die so viel Recht darauf hat, dal) sie ihn gleich<br />
ltzt besteigen tonnte, wenn sie Macht hätte,<br />
ihre Rechte gültig zu machen; und wären die<br />
Beschuldigungen auch um die Hälfte unwahr«»<br />
schelnlicher, so würden sie dock als wahr, als<br />
scht angenommen »erden Der Kanzler, und<br />
andere niedrige Kreaturen werben morgen Ihre<br />
Richter seyn. Elisabeth giebt diesen Elenden,<br />
die sich durch Schmeichle». Eyrenstellen erioorben<br />
Haben, nur emen Wink, und ihr« Anklage<br />
wird als gerecht, und Sie als die Mörderin<br />
ihres Gemahls erklärt. Heut« und morgen,<br />
bis Sie in dem zur Untersuchung bestimmten<br />
Schlosse anlangen, stehts noch in meiner Macht<br />
Sie zu retten, tomiien Sie ab»r einmal dahin,<br />
so sind Sie verlohren, ein «wiges Gefängnis<br />
erwartet Sie, und Elisabeth besteigt dann vielleicht<br />
Ihren Thron.<br />
Ntar. Aber wie könnt, wie wollt Ihr mich<br />
retten?<br />
Herz. Wie? Mit meinen Getreuen laure ich<br />
Ihnen an einem bequemen Ort« auf der Reis«<br />
nach dem Schlosse auf, nehme jeden, der Sie<br />
begleitet, gefangen, und führe Sie zur bereitstehenden<br />
Flotte. Elisabeth hat's vergessen,<br />
mir den Befehl an solche abzufordern, diesen<br />
benutze ich. wir segeln nach Schottland, besiegen<br />
die Rebellen, ich habe das Vergnügen Sie<br />
D 3 auf
^4<br />
Marie Stuart,<br />
auf Ihren Thron zu setzen, kehre mit meinen<br />
Soldaten siegendzurück, laße mlr meinen Pro-?<br />
zeß machen, und halte die Stunde für die glücklichste<br />
mein-s Lebens, in der man mlr föt Valens<br />
Wohl den Kopf «bschlszt.<br />
Mar. Daß ihr «ein Retter werben wollt,<br />
dafür dank ich euch mit allem, und mit de» einzigen,<br />
was ich habe, m>t meinem Herzen;<br />
aber wenn das Ende mein« Rettung so seyn<br />
M, so seyn mllß, wie ihr mir saget, so verbiete<br />
ich euch Hey Verlust dieses Geschenks, je<br />
Mehr daran zu denken Ich will euren Plan<br />
ändern / und wen» ihr ihn so befolgen wollt,<br />
«ich eurer Leitung ganz überlassen. Ihr führet<br />
»ich nach Schottland, schicket eure Flotte ohne<br />
Herzog Norfolk zurück, denn dieser muß bey<br />
»lr bleiben. So wäre das Ende glücklicher für<br />
mich, und nicht so blutig, wie ihr's voraus<br />
sähet.<br />
Herz. Sie wollten, Sie könnten sich herablaßen<br />
?<br />
Mar. käkt man sich herab, wenn «an den<br />
Herjog Norfolk schätzt?<br />
Herz. Große, erhabene Königin»! Ich muß<br />
Sie wieder «ufschottlands Throne sehen, oder<br />
ich will aufhören zu seyn. In Carlisle sah' ich<br />
hie Aufmunterung, die Slemeiner hofnungslosen<br />
Liebe milchten, als M'tlelden Ihrer grossen<br />
Seele mit «einem Zustande
ein Trauerspiel. 55<br />
die meln Herz nicht zu fassen vermag. Immer<br />
wühlt's mir lm Gehirn, fährt mir durch jede<br />
einzelne N«ve der lebengebende Ausdruck: Du<br />
bist ihr nicht gleichgültig^) — (kmeend.)<br />
Ich huldige der Königin« von Schottland, ich<br />
breche den Eyd/ den ich Elisabethen geschworen,<br />
wenn er mich hindert/ Ihnen beyzuftehen.<br />
Mar Eure Freude entzückt mich, aber Ne<br />
macht euch ««behutsam. Nur ein Hofschranze<br />
dürfte euch vor mir knien sehen, und auch das<br />
einzig« Mittel meiner Rettung wäre verlohren.<br />
Benutzen wir die wenigen Minuten, da wir<br />
noch allein find, und all« übrigen meines Lebens<br />
sollen euch geweiht seyn. Ich habe vielleicht<br />
nie wieder. Gelegenheit, euch allein zu sehen.<br />
Her;. (Wie mschtlg doch die lieb« auf den<br />
Menschen wurtt! Sie verdrängt jede andere<br />
Leidenschaft und ȟrtt allein, herrscht allein.<br />
Ich habe nur einen Sinn, nur einen Gedanken!<br />
Der ganze Hof könnt« sichversammlen, und<br />
ich würde nichts sehen, nichts hören, nur<br />
»"im« hangen, und mich weiden an d-m Blicke<br />
der großen KönlginnH >- Eure Majestät wer«<br />
den den linken Flügel der Burg diese Nacht bewohnen.<br />
Ich will die schleunigsten Anstalten<br />
zu Ihrer Rettung treffen, und um Mitternacht<br />
bey Ihn«n erscheinen, um noch das Nsthlg«<br />
mit Ihnen zu verabreden.<br />
Nlar. Out Herzog, ich erwarte euch mlt<br />
«ehnsucht und lieb«.<br />
D 4<br />
Herz.
,6 Marie Stuart,<br />
Her;. Ich bin glücklich, Königin«, über alle<br />
Erwartung glucklich!<br />
Mar. lebt wohl, Herzog, man möchte uns<br />
überraschen, lebt wohl, und gedenkt eurer Marie,<br />
(stiebt ibm die Hand zu küssen, und<br />
blickt ihn voll Zärtlichkeit an.'<br />
Herz. So ein Blick könnte mich zum Mörder<br />
meiner Königin» machen. (seht ab.<br />
Zehnter Auftritt.<br />
Marie, Lord Herreis.<br />
tNar^ Nun kord hat man euch verhört?<br />
L. Her. Aufs schärfste. Ich fürchte Königin«,<br />
die Bosheit Ihrer Feinde wird siegen. E-<br />
lisabeth ist nicht mehr die gefallige, leutseelige<br />
Königin«, wie ich sie vor langen Jahren kannte.<br />
Ich habe die härtesten Schmähungen erdulden<br />
müssen, weil ich nicht bekennen wollte, was<br />
ich nicht wußte, und nicht zugab, daß man<br />
Schottlands Königin» eine Mörderin« ihres Gemahls<br />
, und mich ihren Mordgesellen nannte.<br />
Marl Wo ist Graf Douglas?<br />
t. Her. Es war uns beyden nicht vergönnt,<br />
zugleich zu erscheinen. Er ist itzt bey der Kö- ><br />
«iginn. Man hat uns aus keiner andern Absicht<br />
abgesondert, als, um zu sehen, ob unsre Ans,<br />
sage gleichlautend ist.<br />
N?ar. Wäre ich auch von der Treue, von<br />
der Hlmheilnehmung des Graf Douglas nicht so<br />
stark
ein Trauerspiel 57<br />
stark überzeugt > so habe ich doch nichts zufürchten,<br />
und er tan« nichts vorbringe«/ was mir<br />
schaden tonnte.<br />
i.. Her. Er wird die Unschuld seiner Königin»<br />
eben so stark/ eben so wahr/ wie ich verchndigen,<br />
aber es wird ihm eben so wenig gelingen.<br />
O Königin»! waren wir noch im Hafen'. Eine<br />
schleunige Flucht ist das einzige Mluel, Cure<br />
Majestät vom Untergange zu erretten.<br />
^Na-r. lord, ich kenne eure Treue, und kann<br />
mich also ganz auf solche verlassen. Herzog<br />
Norfolk will mich retten, sein Plan ist wichtig ,<br />
er kömmt um Mitternacht zu mir/ um das weite,<br />
re zu verabreden. Die Cnglandische Flotte steht<br />
unter seinem Befehl, denkt euch das übrige.<br />
6.. Her. Herzog von Norfolk? der höchste<br />
der angesehenste an diesem Hofe: Cr wollte alle<br />
seine Aemter »ufs Spiel setzen? Königin« vertrauen<br />
Sie sich diesem Manne nicht'. Vielleicht<br />
ist dies ein Anschlag der listigen Königin«, um<br />
Euer Majestät ganz zu stürzen! Bedenken Sie<br />
selbst; was sollte den Herzog zu so einer Thal<br />
vermögend Ebrgeitz vielleicht? Versprechen ibm<br />
auch Euer Majestät alle ersten Stellen Ihres<br />
Hofs, so besitzt er sie schon alle in England.<br />
Mar. Ihr habt Recht, wenn ihr zweifelt»<br />
doch laßt euch das Rachsel lösen. Herzog von<br />
Norfolt liebt mich. Schon zu Carlisle gestand<br />
er mir seine ganze Liebe, und saht ihr nicht,<br />
wie er von edlen Unwillen in Gegenwart der Königin«<br />
gegen die Deputaten entbrannte. Die<br />
ganze Zeit, daß ibr bey der Königin» war«,<br />
D 5<br />
hat
58 Marie Stuart,<br />
hat er mich seiner liebe, seiner Treue «ufs neue<br />
versichert. Der Herzog ist tapfer, kühn, liebenswert!),<br />
und stammt aus königlichem Geblute:<br />
Schottland selbst wird mirs nicht verdenken,<br />
wenn ich ihn liebe, wenn ich das — wa^ chm<br />
Elisabeth ni« geben wird — meltten Thron mit<br />
ihm cheile.<br />
Eilfter Auftritt.<br />
Vorige, Sir Walter, Graf Douglas.<br />
Sir Walt. Meine Königinn sah's gerne,<br />
wenn sich Euer Majestät nach den bereitstehenden<br />
Zimmern begeben wollten. Ihre ganze Hofstaat<br />
erwartet Sie da.<br />
Mar. Führen Sie mich hin, «ein lieber<br />
kord, und sagen Sie Ihrer Königinn, daß ich<br />
ihr die angenehmste Ruhe wü»fche. (Fehl mit<br />
S»'r Walter ab.)<br />
Zwölfter Austritt.<br />
kord Herreis' Graf Douglas.<br />
ein Trauerspiel. 59<br />
danke von mir, daß ich Marien riech/ an den<br />
englischen Hof zu gehen.<br />
L.: Her Bleiben Sie ruhig < Graf, uns ist<br />
nichts übrig als die Flucht, und diese werden<br />
wir noch d«ese Nacht nehmen.<br />
Gr. DouF. Kann Lord Herreis mit dem<br />
Unglück seiner Königin» noch scherzen? Bey ihrer<br />
Gefahr gleichgültig scyn?<br />
T. Her. So h?ren Sie denn, ob ich gleichgültig<br />
denke: Herzog Norfolk liebt unsere Königin«<br />
—<br />
Gr VouF. Herzog Norfolk liebt unsere Königin«<br />
?<br />
L. Her. Massigen Sie Ihre Stimme, Graf,<br />
und bedenken Sie, wo wir sind. Eine einzig«<br />
Sylbe tonnte uns verrathen. Ja, er liebt sie<br />
heftig. Um Mitternacht will er in unsre Jims<br />
,ner kommen, um den ganzen Plan zur Rettung<br />
ins Reine z» bringen. Er will die ganze Englische<br />
Flotte aufbieten, und ihr mit Macht gegen<br />
die Schottlander benstehen. Erfüllt er seine Zusage,<br />
so ist er auch der Gegenliebe unsrer Kö,<br />
niginn werth.<br />
Gr. DonF. Werth? das will ich nun «ich t<br />
untersuchen, aber daß seine liebe hofnungslos ist,<br />
will ich doch'gewiß vermuthen!<br />
t. Her. Nein Graf, aus der Königin« Munde<br />
Hab ichs, daß sie ihn wieder liebt, daß sie<br />
ihren Thron mit ihm theilen will.<br />
Gr. Doug. Ans der Königin« Munde haben<br />
Sie das ?<br />
l, Her.
sy<br />
Marie Stuart,<br />
t. Her. Ja guter Graf, ja! doch gehen wie<br />
zur Königin«: Sie möchte uns brauchen , denn<br />
allem Vermuthen nach, darf sie ihr Zimmer mcht<br />
mehr verlassen, (der Königin», nach ab.)<br />
Dreyzehenter Auftritt.<br />
Graf Douglas allein.<br />
(Mit lanFsaii
ein Trauerspiel. s.<br />
mehrere, um ihn ins Klare, ins Reine zu bringen<br />
/ den Plan , auf den ihr euch so viel emblld«.<br />
V<br />
Vierzehnter Auftritt.<br />
1 Graf Douglas, Sir Walter.<br />
IZir Wale. Wie Graf? So ganz allein hier?<br />
Verlangen Sie nicht zu ihrer K'niginn i<br />
Gr Doug. Rein! fuhren S«e mich zu Englands<br />
Königin». Ich habe ihr wichtige Dinge<br />
zu entdecken.<br />
G>r rvalr. Die Königin« halt Tafel! aber«<br />
Gr Dony. So fuhren S« mich zu den<br />
Sckottlandlschcn Lords!<br />
ß» Marie Stuart,<br />
So einsam, mein lieber Graf! (stehe sich um)<br />
Sagen Sie doch Ihrer Königin« — Sic wissen<br />
doch?<br />
Gr. Dsug. Ich weiß alles, »eiß daß Sie<br />
«ms retten wollen.<br />
Her;. Run wohl, so sagen Sie Marien,<br />
daß ich um Mitternacht ganz gewiß erscheinen<br />
werde. Die Anstalten sind schon meist getroffen,<br />
es wird alles gm, alles trestich gehen. Ich<br />
muß nur itzt — um mich nicht ^u verrmhen,<br />
bey der Tafel erscheinen. Aufs Wiedersehen,<br />
Graf! (gel)r ab.)<br />
Sechszehnter Auftritt<br />
Graf Douglas allein.<br />
Aufs Wiedersehen! (lacht bitter) Ja! ja!<br />
aufs Wiedersehen'. Ob euch aber das Wiederse«<br />
hen gefalle« wird, zweifle ich sehr stark. —<br />
Macht mich nur zu eurem Kuppler, ich will mein<br />
Amt getreu verwalten, und euch so zusammen<br />
kuppeln, daß ihr ewig daran denken sollt.<br />
(seht ab.)<br />
Ende des zweyten Aufzugs.<br />
Drit-
ein Trauerspiel.<br />
sZ<br />
Dritter Aufzug.<br />
(Vorjaat im königlichen Palast.)<br />
Erster Auftritt.<br />
Graf Douglas auf und abgehend. Graf.<br />
Murray und Lord Liudsey treten<br />
V<br />
ein.<br />
Graf Nlurray.<br />
erzeihen Sie Graf/ daß wir Sie solange<br />
warten Uessen. Das Gluck mit Englands Königin«<br />
speisen zu dürfen, war uns zu neu, um<br />
uns desscn sogleich be auben zu können. Sie ha,<br />
den uns «was zu entdecken.<br />
Gr. Doug (hastig) Ja Graf, ja! Marie<br />
will diese Nacht entfliehen.<br />
Gr. Mur. O dafür ist gesorgt. Die Wachen<br />
haben Befehl —<br />
Gr. Doug Sie lassen mich nicht ausreden.<br />
Herzog Norfolk steht ihr bey, er will sie entführen<br />
, die ganze Englische Flotte zu ihrer Hälft<br />
aufbiechen, und um den Roman nach dem ge<br />
wöhn-
64 Marie Stuart,<br />
wohnlichen Schlag« zu enden, so will sie' ihn<br />
«,s Dankbarkeit heurmhen > und ihren Thron<br />
mit ihm cheilen. Wie gefallt Ihnen der An,<br />
schlag, Mylords? Ich überlas es Ihnen, dies<br />
alles der Königin« zu entdecken. Sie kann's<br />
noch hindern!<br />
Gr Mur. Wie ist dies möglich? Woher<br />
wissen Sie dies?<br />
Gr. Daug. Was kümmert Sie's, woher<br />
ich's weiß'. Genuz, daß es so ist, wenn Sie<br />
nv.r's aber nicht glauben wollen, so dringen Sie<br />
nur mit hinlänglicher Wache um Mitternacht in<br />
die Zimmer der Echottländlschen König««« ein,<br />
und Sie werden dort den Herzog, und wie ich<br />
sicher weiß, auch Beweise finden, die meine Aussage<br />
bestattigen.<br />
Gr. Mur. (zu L.. L.indscp heimlich) Berichten<br />
Sie sogleich der Königin« diesen Vorfall.<br />
(Lmdsey ab) Wo wollen Sie hm , Graf?<br />
Or. Doug. Ich habe meine Absicht erreicht,<br />
und hier weiter nichts zu erwarten.<br />
Gr. Mur. Verzeihen Sie Graf! Marie hat<br />
Sie gewiß beleidig« i<br />
Gr.DouF. Beleidigt? — Wenn Sie wissen,<br />
oder vielleicht gar schon erfahren Hab-..,<br />
was da< ist, sich in seiner klebe betrogen, einen<br />
andern vorgezogen zu sehen, dann nur tonnen<br />
Sie sich emen Begriff von der mir angeehanen<br />
Beleidigung, von meiner Begierde nach Rache »lachen.<br />
egr. Mur. (für sich) Wenn sich der fangen<br />
liesie, und in unfern Anschlag einwilligte,<br />
dann
ein Trauerspiel. 65<br />
dann waren wir geborgen. Vernunftig Murray,<br />
.vernunftig', (zum Donglas) Run gut, Graf,<br />
machen. Sie mit uns gemeinschaftlich« Sache,<br />
«nd Sie werden aufs schönste, aufs ^este gerochen<br />
werden. Es kost« Ihnen nur ein Wort,<br />
nur ein wenig Kühnheit, hinzutreten,' und z»<br />
der w den Herzog verliebten Marie z» sagen:<br />
Madam ich welß, und kanns beweisen, daß Sie<br />
an den Graf Bochwell diese Briefe geschrieben<br />
haben, und<br />
Gr. Von«. Nein Graf, das werde ich nie<br />
chun. Ich weiß zu gut, daß sie in diesem Punkte<br />
unschuldig ist, und Ihr seyd Unmenschen,<br />
daß ihr mit kaltem Blute, ohne beleidigt worden<br />
zu seyn, Eure Königinn anklagt, uud was<br />
das schandlichste ist, falsch anklagt. Rache ist<br />
jedem Mann eigen, aber Verbreche« erdichten,<br />
und falsche Beweise ersinnen, das können nur<br />
niedrige Seelen, nur Bösewichter, wie ihr Graf,<br />
und Eures gleichen.<br />
Gr. Mnr. (für sich) Eine bittre Pille,<br />
aber ich muß sie schon verschlucken, (zum Douglas)<br />
Nun gut, Graf! Ihre Gesinnungen sind<br />
rühmlich, sind lobenswerch, aber wenn Sie<br />
durch diese Entdeckung, die nun lord kindsey<br />
der Königin« Elisabeth hntcrbringt, gerochen<br />
zu werden glauben, s» betrügen S« sich sehr'.<br />
Ebm als ich zu Ihnen nergieng, sagte mir Elisabeth<br />
, der Herzog von Norfolk kann allem Marien<br />
retten, giebt sie ihm chre Hand, so will<br />
ich ihr Verbrechen vergessen, und nur auf die<br />
Vorcheile sehen, die mir dadurch zuwachsen.<br />
E<br />
Echt
«6 Marie Stuart,<br />
S«bt Ihr «nn nicht lieber Graf, daß diest«<br />
Vielleicht alleS auf der Königin« Anstiften geschicht,<br />
daß der Herzog listig genug ist, dnrch<br />
den Vorschlag einer Flucht/ Mariens Herz z« gewinnen.<br />
Gr< D"NU. Was sagen Sie da? Elisabeth<br />
könne, wolle dieser Verbindung nicht entgegen<br />
seyn'i<br />
Gr. Mur. Nein, billigen wird sie solche<br />
vielmehr. Unter unS gesagt, Elisabeth geitzt<br />
nach Manens Thron, sich selbst darauf zu sehe«,<br />
wäre nicht rathsam alle Europaische Mach,<br />
»e wurden wider sie aufstehen, aber ihrer Kreatur<br />
darauf zu helfen, kann ihr niemand «ehren,<br />
nnd regiert Herzog Norfolk in Schottland, so<br />
ist Elisabeth doch Königin« — Wenn aber auch<br />
Sie auftrete», und sagen: Die Briefe sind acht,<br />
wenn Sie es mündlich Vestattigcn, daß Marie<br />
die Mörderin« ihres Gemahls ist, so tan« Elisabeth<br />
Marien nicht begnadige«, kann keine<br />
Vermahlung mit dem Herzog stiften.<br />
Gr. DouF. Aber Graf, die Briefe sind<br />
falsch.<br />
Gr. Mur. Lassen Sie solche falsch seyn;<br />
«der Sie werden, wenn Sie solche für wahr<br />
erklären, gerochen. Denken Sie sich nur de»<br />
wonnevollen den seeligen Gedanken: du kannst<br />
dich rächen! — Zwar sich nicht rächen, ist auch<br />
großmüthig, und Marie heurach« durch ihren<br />
Beystand den Herzog Norfolk!<br />
Gr. Doug. Ehe ich dies zugebe, ehe verlangne<br />
ich nuch selbst — Führen Sie mich zur<br />
Kö-
ein Trauerspiel. e?<br />
Kvniginn, ich will, ich muß — so sehr ich<br />
auch diesen Gedanken verabscheue — dieft Briefe<br />
für wahr erklären. Weder Herzog von Norfolk»,<br />
noch ein anderer soll Marien Heuratben.<br />
Gr. Mur. Meine Erfindung hat gewürtt!<br />
(zum Grafen) Zu der Befriedigung Ihrer<br />
Rache finde ichs aber nochwendig, daß Cie alles<br />
mit anwenden, um Marien zu stürzen, Ihr<br />
Glück wird dadurch zugleich befördere, denn<br />
Elisabeth wird Ihnen das alles geben, was Ihnen<br />
Marie nur versprechen tan». Kommen Sie,<br />
Graf, komme« Sie.<br />
Zweyter Auftritt.<br />
Vorige. Sir Walter, «ord Andsey.<br />
Gr.Mnr. Ach, Sir, was bringen Sie<br />
für Nachrichten?<br />
Sir Walt. Meine gnadigste Kö.'iginn sendet<br />
mich, um zu hören, obs Wahrheit sey, was<br />
ihr lord kindfty hinterbrachte?<br />
Gr. Mur. Ja,
68 Marie Stuart,<br />
Gr. Voug. Graf Murray sagt die Wahrheit,<br />
(steht tiefsinnig da.)<br />
Sir Walt. Die Schandliche', (heimlich zu<br />
Gr. Murray) Ist Douglas unser Freund,<br />
Vertrauter, oder habe« Sie dies Bekenntnis<br />
von ihm erlistet?<br />
Gr. Mur. Das letztere, Freund, das letztere!<br />
Benutzen Sie uur die Zeit und fti« Bekennmiß.<br />
Gewalt. Sehr wohl! (zu Douglas)<br />
die Königin» will also, daß Sie Ihre Aussage<br />
in Gegenwart dreyer Zeuge« bestattigen und unterschreiden,<br />
und was Ihre weitere Anzeige von<br />
dem Herzog Norfolk betrift, so wird sie —<br />
Gr. Mur. (fällt ihm in die Rede) Nicht<br />
wahr, Sir, es war der Königin» Wille, Marien<br />
mit Herzog von Norfolk zu vermählen?<br />
(rvinkt ihm seine Frage zu bejahen.)<br />
Sir Walt. Ja, er war es, aber -—<br />
Gr. tNur. Sie wird wohl sehr aufgebracht<br />
seyn, daß fie ihre» lieblings Plan »nn nicht<br />
ausführen tan», da Graf Douglas »nsre Aussage<br />
bekräftigt? (wiederholt die ne>nlich< Pantomime.)<br />
Sir Walt. Freylich: freylich ist sie sehr<br />
zornig, und nur Ihre Aussage, mein lieber<br />
Graf Douglas, kann sie verhindern, diese Vermahlung<br />
zu vollziehen, (heimlich zu Graf<br />
Nturray) Wars so recht?<br />
Gr. Mur. (heimlich) Vortrefiich!<br />
Gr. Doug. (der immer tiefsinnig d»<br />
stand) Gut, ich will bezeugen, will unterschreiben.
ein Trauerspiel. 69<br />
ben. Will alles thuu, um dies Werk zu zerstören,<br />
um nur den Triumph über mich zu vernichten<br />
!<br />
Sir Walt. So kommen Sie mit mir zum<br />
Staatssekretair'.<br />
Gr. Mur. (heimlich zu Vir Walter) Ich<br />
muß sie zuvor allein sprechen! Schicken Me<br />
lord lindsey mit ihm.<br />
Sir Walt, (zu Douglas) Doch muß ich<br />
der Königin« erst Antwort bringen, lord lindsey<br />
wird Sie vorausfuhren, ich komme den Augenblick<br />
nach.<br />
?y Marie Swart,<br />
Dritter Auftritt-<br />
Graf Murray, Sir Walter.<br />
Gr. Mnr. Ha ha ha! das geht vortreflich,<br />
besser / als ich dach«'. die liebe muß uns teuten,<br />
deren Herz gestählt ist , manchmal aus der Roth<br />
helfen.<br />
S»'r Walt. Aber, lieber Graf, unterrichten<br />
Sie mich nur ein wenig —<br />
Gr.Mur. Gleich! Graf Douglas liebt<br />
Marien auf das ausserste, er war's, der ihre<br />
Flucht beforderte, itzt ließ er mich rufen, um<br />
mir aus Eifersucht die ganze Verschwörung Maciens<br />
mit dem Herzoge zu entdecken. Ich feuerte<br />
sei«e Eifersucht noch mehr an, gab vor,<br />
daß Elisabeth die liebe des Herzogs billige —<br />
Sir Wale. Ich begreife, ich begreife!<br />
Gr. Mur. Aber wie nahm denn die Koniginn<br />
die Nachricht auf?<br />
Oir Wale. Mit Erstaunen, mit Entsetzen.<br />
Sie tanns nicht begreifen, wie ihr getreuer Norfolk<br />
cl« Verracher seyn tany, sie will seine Zusammenkunft<br />
mit Marien belauschen, dann hervorbrechen,<br />
und sie beschämen. Der wachthabende<br />
Offizier hat bereits Befehl mit ihr zu erscheinen.<br />
Sie haben eine herrliche Entdeckung<br />
gemacht, die unser« Plan um vieles befördert.<br />
Doch ich muß zum staatssetrctair, geben Sie<br />
unterdessen zur Königin«, ich werde bald nachkommen,<br />
(will ab.)<br />
Gr. Mur.
5<br />
ein Trauerspiel. ?i<br />
Gr.Mur. Noch eins! Graf Douglas muZ<br />
so viel als möglich entfernt werden, denn erfahrt<br />
er die wahre Beschaffenheit der Sache,<br />
so ist ein gefahrlicher Ruckfall zu besorgen.<br />
Sir Wale, lassen Sie das meine Sorge<br />
sey«. Sobald er seine Rolle ausgespielt bat,<br />
will ich ihn mit Anstand vom Theater entfernen.<br />
Es w.rd sich schon eine Ursache finden,<br />
baß ich ihm auf ei «ige Zeit eine Wache geben<br />
kann, und trauen Sie mir so viel Geschicklichkeit<br />
zu, daß ich es dahin bring?« will , daß die<br />
Königin« ihn seiner eignen Sicherheit wegen<br />
nach Schottland abschickt. Doch, ich muß «-<br />
len, ich treff? Sie bcy der Königin«.<br />
(beide aus verschiedenen Seiten ab.)<br />
/ Vierter Auftritt. ^i<br />
(3immer der Marie.)<br />
Mar. (dem hereintretenden Herzog entgeFen)<br />
Schon bliebt Ihr meiner Ungeduld und<br />
liebe z» lange aus. Jeden leisen Tritt hielt ich<br />
für den Eurigen, und ward immer betröge«.<br />
Nun wie stehen unsere Sachen? Es ist doch teR<br />
ne Gefahr zu besorgen?<br />
Herz. Keine! verlassen Sie sichganz auf das<br />
Wo« eines Mannes, mein Plan ist sicher,und die<br />
ihn ausfuhren sollen, sindschon abgereist. Itzt noch<br />
«neAvredung mit Ihnen, einenStartungsblick von<br />
E 4<br />
Ih-
7» Marie Stuart,<br />
Ihr« schönen Augen auf den Weg/ und ich reise<br />
ihnen nach.<br />
Mar. Wird man euch aber nicht vermissen?<br />
dann muchmaffen, und Euren Hlan errathen?<br />
Herz. Dafür ist gesorgt. Die sonst so vorsichtige<br />
Elisabeth erleichtert mit alles. Ich soll<br />
morgen mit dem frühesten zur Flotte abgehen,<br />
und die Spanier in ihrem Hafen heimsuchen,<br />
denn man merkt meine Zuneigung gegen Sie,<br />
und will mich also aus dem Wege schaffen. Es<br />
ist gewiß, Elisabeth hat Ihren Untergang beschlossen,<br />
die Anklage der Deputitten als wahr<br />
««genommen, und dem Gerichte Hefeh^ gegeben,<br />
ihren Willen zu bestattigen. Ein ewiges Gesang-<br />
«iß für meine Marie, den Schouländischen<br />
Thron vielleicht für sich, oder für eine ihrer<br />
Kreaturen. Dies ist ihr Plan, aber der unsrige<br />
soll ihn zerreißen.<br />
^Nar. Stellet euch meinen Zustand vor, die<br />
Angst, mit der ich kämpfen wurde, wenn ich<br />
dieß alles hörte, und kein Herzog von Norfoll<br />
da wäre, der mir seine Hülfe böthe, mich aus<br />
diesem labrinch zu retten. Ihr thut viel für<br />
mich, Herzog, aber ich will sorgen, daß Euch<br />
nie die Reue ankommen soll, dieß alles gethan<br />
M haben.<br />
^erz. Ben aller Ihrer Gute sind Sie doch<br />
grausam'. Halten mir da stets die Aussicht auf<br />
Ocepter und Krone vor, und bedenken nicht,<br />
daß Sie dadurch meiner Unternehmung den Sinn<br />
der Eigennützigkeit geben. Ich ! ich erröthe über<br />
den bloßen Gedanke«: — Ich will durch die<br />
Auf-
ein Trauerspiel. 73<br />
Aufopferung meiner Wurden, meiner Ehre, mir<br />
Ihr Herz, Ihre Liebe erlaufen. Die letztere beseelt<br />
mich und meine Handlungen^ Hatte auch<br />
Marie keinen Scepter, um ihn mir anbiechen zu<br />
können, besäße auch Marie keinen Thron, um ihn<br />
mit mir cheHe« zu wollen, so würde ich doch<br />
eben so kühn, mich der Unternehmung der Elisabeth<br />
entgegen setzen, ich würde mit eben dieser<br />
Hitze den Plan ihrer Rettung befolgen, denn Mariens<br />
Herz, Mariens Reize waren die nämlichen,<br />
und jenes zu besitzen, diese zu bewundern, unternehm'<br />
ich allein ihre Rettung.<br />
Mar. Großmüthiger Man», empfangt auch<br />
von meiner Seit« die Versicherung, daß, wenn<br />
Marie »nf ihrem Throne mit größtem Glänze<br />
regiert«, mitten unter ihren treuen Untenhanen<br />
die glücklichsten Tage zahlte, und Herzog Notfall<br />
käme Verstössen aus stimm Vaterlande, getrandmartt<br />
an seiner Chre, nur begabt mit seinen<br />
liebenswürdigen Eigenschaften, so würde<br />
Marie ihn eben so zärtlich lieben, als wenn er vorher<br />
ihre Rebellen bekämpfet, und sie mit Gefahr<br />
seines theuren tebens auf ihren wankende» Thron<br />
gefttzt hatte. Doch sind wir hier auch sicher ? Kann<br />
niemand vermuchen, daß Ihr bey mir seyd?<br />
Herz. Niemand! Man sieht mich oft u» diese<br />
Zeit im Pallast herumgehen, und ich habe überdies<br />
meinen Weg »och so geheim genommen, daß<br />
mir kein lebendiges Geschöpf begegnet ist. Lassen<br />
Sie uns aber itzt die genaueste und sicherst«<br />
Abrede treffen. Sie werden, wie ich gewiß weiß,<br />
«uf das Schloß Tmbury in der Grafschaft Seaf-<br />
E 5<br />
fcrd
74 Marie Stuart,<br />
sord gebracht, auf be« Weg dahin, eine halbe<br />
Stunde vor diesen» Schloßt nimmt der Thierganen<br />
seinen Anfang, hier werde ich «it hinlänglicher<br />
Mannschaft versteckt liegen. Dem<br />
Offizier, welcher Sie hegleitet, werde ich sagen,<br />
es geschähe alles auf der Königin» Befehl, die<br />
«beigen werde ick so gefangen nehmen, daß kei-<br />
«er entkommen kann, denn es liegt alles daran',<br />
daß die Nachricht Ihrer Flucht nicht nach London<br />
komme. Wir eilen alsdenn nach Dower,<br />
die Flott« steht schon ganz fegelferng, und h«<br />
Befehl bey meiner Ankunft die Anker zu lichten.<br />
Anstatt die Spanier aufzusuchen, gehen wir nach<br />
Schottland, und nach verrichteter Sache schick'<br />
ich die Flotte unter eine« andern Befehlshaber<br />
zurück.<br />
M»r. O Herzog! wie klopft mein Herz bey<br />
dieser ganzen Unternehmung! Wenn doch alles<br />
schon vorüber war«! Die vielen Gefahren in<br />
der Euer so cheuresleben schwebt, angstigen und<br />
quälen mich — Doch zu was wichtigern! Als<br />
ich die ganze lange Zeit, so einsam da saß, fiel<br />
mir ein, Ihr könntet vielleicht an meiner Liebe<br />
zweifeln, könntet denken — Zweifel schleicht<br />
sich «uch in die Herzen der besten Menschen ein<br />
— daß ich Euch nicht Wo« halten, und saß" ch<br />
einmal auf meinem Thron, ihn nicht mit Euch<br />
»heilen wollte. Um Euch also diesen gefahrlichen<br />
?rr«fel zu benehmen, um Euch auch in Zukunft<br />
dafür zu bewahren, Hab ich diese Schrift<br />
aufgesetzt. Sie versichert Euch des Besitzes meiner<br />
Hand, die ich Euch itzt schon mit meinem<br />
Her-
ein Trauerspiel. 75<br />
Herzen fthenke, sie macht Euch zum Mitregenten<br />
meines Reichs, das aber Eure Tapferkeit erst<br />
erobern muß. Ich hatte diese Schrift gerne<br />
durch Zeugen bestattigen lassen, aber Elisabeth<br />
handelt schon itzt sehr ha« mit mir. Denn ich<br />
habe seit der Zeit ich in diesem Zimmer bin, kei,<br />
«en von meinen Lords gesehen. Nehmet, und<br />
wen» einer kam« und sagte: Marie wird nicht<br />
dein« Gemahlin«, du nicht der Theilnehmer ihres<br />
Throns, s« sey diese Schrift der Beweis meiner<br />
Worte/ der Bürge meiner liebe.<br />
(giebt ihm die Schrift.)<br />
Herz. Ich nehme diese Schrift mit innigster<br />
Verehrung auf meinen Knie« an. Da aber<br />
Marie mir solche bloß aus der Absicht giebt,<br />
«m mich für itzige und künftige Zweifel zu bewahre«,<br />
so kann ich Marien meine Zuversicht<br />
»uf ihre liebe und Vertrauen, auf ihre Worte<br />
nicht deutlicher beweisen, als wenn ich diese<br />
Schrift vernichte.<br />
(zerreißt solche)<br />
Mar. Rascher Mann'. Was thust du?<br />
Herz. Ich befreye mich von dem Verdacht,<br />
als zweifelte ich an Ihrer liebe, ich reue sie aus<br />
der Verlegenheit, vielleicht aus Zwang, das hat,<br />
ten zu muffen, was Sie nach der Veränderung<br />
der Sache und Zeit nicht halten können. Ich<br />
geize bloß »ach de« Besitz Ihres vonrefiiche«<br />
Herzens, ich erwarte solches, wenn alle G"<br />
fahren besiegt sind, als ein freywilliges, und<br />
nicht als ein verschriebenes Geschenk, welches<br />
mir auch ohne Thron willkommen ist. So wie<br />
«h diesem und selbst dem Herzen einer Marie<br />
ent-
76 Marie Stuart,<br />
entsagen kann / wenn nur der geringste Schein<br />
eines Zwanges vorhanden ist.<br />
tzNar. Edler! großer Mann! bald muß ich<br />
zweifeln/ ob ich deiner mit Krön, Reich und<br />
meine» Herzen — auf das ich so stolz war —<br />
würdig bin? Jede deiner Handlungen zeigt mir<br />
den erhabene« Mann, und stärkt mich in der<br />
Hoffnung, daß so ein Mann «ich glucklich retten<br />
werde. Freund einziger in der Noch, bewahrter<br />
Freund! nimm meinen ganzen Dank,<br />
«im« meine erste feurige Umarmung, und nun<br />
eile, hau« dich tapfer, rette deine Geliebte, und<br />
ahnliche Umarmungen in unzählbarer Menge erwarten<br />
deiner.<br />
Herz. Königin», ich fuhls mit ganzer Stärke,<br />
was Sie mir geben und verspreche«, aber<br />
danken kann ich nicht. —- So eine Umarmung<br />
erhebt, stärkt, und macht fähig zu großen Tha-<br />
«n. Es ist Zeit, ich will fort. (Wie lange<br />
werde» mir die Stunden dauren, ehe der Augenblick<br />
unseres Wiedersehens «aht. Wenn Sie<br />
so de» Hügel herunter fahren, den Wald vor<br />
sich sehen, und ihr Herz bey dem Anblick Ihrer<br />
Rettung doppelt schlägt, dann wird mein's noch<br />
stärker klopfen, aber nicht aus Zagheit, sonder«<br />
aus Begierde, Sie zu befreyen, und in meinen<br />
Armen davon zu führen?) Kommen Sie<br />
«ur glucklich nach, und ich rette Sie gewiß.<br />
(will ab.)<br />
^<br />
Fünf-
ein Trauerspiel. 77<br />
Fünfter Auftritt.<br />
Vorige, Elisabeth, hernach Sir Walter,<br />
Graf Murray, kindsey. Officiermit<br />
Wache.<br />
Klis. ( Tritt aus dem Gemach, nach<br />
welchem der Herzog geht, schnell ein. )<br />
Was macht Ihr hier, Herzog?<br />
Ntar, Wir sind verrachen!<br />
Wis (streng) Redet! was habt Ihr hier<br />
z« th«n? Ich Hab' alles mit angehört.<br />
Herz. Wenn meine Königin« alles gehört hat,<br />
so ist Herzog Norfolk der Mann nicht, der sei,<br />
n« Worte laugntt.<br />
Klis. Ha! Undankbarer! Ihr wollt, mit Marien<br />
entfiiehen!<br />
Herz, Es ist so, gnadige Königin«. Ja'. ich<br />
wollte mit dieser armen Verlassenen fluchten, sie<br />
von der Verfolgung ihrer Feinde erretten, und<br />
Eure Majestät hindern, eine That zu begehen,<br />
die den Glanz Ihrer vorige« verdunkeln mußte.<br />
tlis. Ihr untersteht Euch, mir das zu sagen?<br />
Herz. Mein Verbreche« ist so, daß ich es<br />
frey meiner Königin« entdecken, und von Ihrer<br />
Gnade, Verzeihung hoffen kann.<br />
Vlis. Eure Hofnung ist vergebens, Ihr send<br />
ein Rebell, den ich nach aller Strenge des Gesetzes<br />
strafen werde, (zu dem an der Chöre<br />
stehenden Offizier) Nehmt ihn gcfang:«.<br />
(die
73 Marie Stuart,<br />
(die übrigen treten mit diesem alle hervor)<br />
Dffiz. (zum Herzog!» Ihren Degen'.<br />
Herz. Gir '. Wenn ich den bey mir hat«, sie sollen<br />
mir ihn gewiß nicht zum zweytenmal abfedern.<br />
SKs. Und Ihr wolltet es wagen, ihn gegen<br />
meine Wache, gegen Eure Königin« zu ziehen.<br />
Herz. Nicht gegen meine Königin«, aber gewiß<br />
gegen diesen Kühnen, der nicht wissen muß,<br />
wie theuer einem Manne sein Schwert ist, weil<br />
er es ihm so dreust abfodert.<br />
Nis. Ihr werdet immer kühner! und macht<br />
Euer Verbrechen noch unverzeihlicher! fuhrt ihn<br />
in Tower!<br />
5er;. Ich brauche keinen Fuhrer. Der Weg<br />
dahin muß einem Manne, wie mir, selbst bekannt<br />
seyn. Wenn man sein Blut fürs Vaterland<br />
aufgeopfert, sich zur Vcrcheidigung dessen,<br />
Wunden erkämpft hat, so ist ja das in England<br />
der gewöhnliche L>«, wo man am Ende hingeschickt<br />
wird, sich solche heilen zu lassen. Man<br />
will meine Vertheidigung nicht hören. Erfüllt<br />
den Befehl eurer Königin«, (zum «Offizier»)<br />
Folgt mir in Tower'.<br />
Llis. Ihr könnt noch von Vertheldlgung sprechen?<br />
Habe ich euren schändlichen Anschlag nicht<br />
selbst mltangchöct i wäret nicht ihr's, Herzog,<br />
der das unumschränkte Vertrauen seiner Königin»,<br />
die Gewalt/ die sie ihm gab, ba^u anwenden<br />
wollt«, um aus blinder Leidenschaft<br />
«ein« Armee ins Verderben zu stürzen, sie g«5<br />
gen ihre rechtmäßige Gebietherin aufzulehnen?<br />
Herz. Wl«n ich dies gesagt, winn Eure<br />
Ma-
ein Trauerspiel. 79<br />
Majestät bjes selbst gehöret haben, so beug'ich<br />
meinen Nacken willig unter das Henkerbeil.<br />
Mar. (stürzt zu Klisabeths Füßen.) Große<br />
Elisabeth, sehen Sie eine Könlglnn zu Ihre»<br />
Füßen, ich bin an allem schuldig, ich Hab« den<br />
Herzog zu dieser That verleitet, und wenn er<br />
Strafe verdient, so falle sie auswich.<br />
Vlis. Sie wild euch und ihn ln vollem<br />
Maaße treffen. Die Beschuldigung der Grölen<br />
Eures Reichs sind wahr, denn Eure Handlungen<br />
beweisen es, ihr »acht mich, da ihr Rebellion<br />
ln «einem Lande zu erregen wagt, zu eurer Richterln,<br />
und wehe euch, ich ivlll es sireng seyn.<br />
Ihr send in diesem Augenblick nicht mehr Könlglnn,<br />
seyd «ine Missethäterin, die Strafe<br />
verdient^ und auch gewiß erhalten wird.<br />
M»A Ich unterwerfe wich willig meine«<br />
Schicksal, nur schone man des Herzogs.<br />
z
ein Trauerspiel.<br />
8l<br />
Mar. Glaubts nicht Herzog! glaubts. nicht!<br />
Ich Hab ihm nie geheuchelt, ich versprach ihm,<br />
dankbar zu seyn ; daß er meine Worte falsch auslegte,<br />
dafür kann ich nicht.<br />
Gr. Mur. Nun, Herzog, bereut ihr nun<br />
bald, daß ihr uns vorhin in euren Neben s«<br />
hart —<br />
Herz. Weg von mir / Elender! —- Böse«'<br />
wlchter euresgleichen mäßen einem ehrlichen<br />
Manne nie so nahe treten, denn sie laufen Gefahr<br />
von ihm anqesplen zu werden.<br />
Gr. Mar. Hören sie, Herzog, hören sie<br />
nur, und sie werden anders mthellen. Graf<br />
Douglas hat in Gegenwart dreyer Zeugen bekannt,<br />
daß Marie die Urheberin des Mords<br />
ihres Gemahls war. Seht ( zeiFt ihm eine<br />
Schrift.) Er hat es schriftlich bestittiget.<br />
Herz. Nicht möglich! Marie?<br />
Mar. Ich bin unschuldig! Gott, du kennst<br />
mein Herz! ich bin unschuldig!<br />
Herz. Verzeihen Sie, große Königin«, daß<br />
ich nur einen Augenblick zweifeln konnte. Sie<br />
sind unschuldig! Ich erkenne das Gewebe der<br />
Bosheit, aber ich bin unvermögend es zu zerreißen,<br />
(zu Murray.) Auch unter der karve<br />
der Verstellung «kenne ich dich, nimm eine Gestalt<br />
an, welche du wlllst, du bleibst doch ein<br />
Teufel.<br />
Llis. (zum Offizier.) Slr, befolgt eure<br />
Wicht, fuhrt den Herzog nach dem Tower!<br />
(zum Herzog.) Morgen soll das Parlament<br />
F<br />
tuet
,» Marie Stuart,<br />
euer Verbrechen untersuchen, und nach den Gesetzen<br />
richten.<br />
Herz. Mein Schicksal ist mir völlig gleichgültig.<br />
Nur haben S<br />
den. Sic Walter führt sie nach dem Tower.<br />
Mar. tine Königlnn lm Tower?<br />
iklis.
ein Trauerspiel 33<br />
Klls. Gut, daß ihr euch silbst so nennt, denn<br />
diesen Titel werdet ihr nie mehr von andern<br />
hören. Ihr send eine Uebelthäterln.<br />
Mar. Wenn ich diese bin, so fesselt meine<br />
Hände mic Ketten, führt mich in den finstersten<br />
Kerker. Ihr könnt mich auch vor Gericht schlep«<br />
pen, mir den Titel einer Königlnn rauben,<br />
von mir— was vermag Gewalt nicht— Red'<br />
und Antwort begehren; aber daß dies alles der<br />
Königin« von Schottland nicht zusteht, weiß ich,<br />
und ob ich den Fragen der Richter, Antwort geben<br />
will, hängt von «ir ab. (man führt sie<br />
fort, sie kehrt um) Elisabeth, wärm Sie an<br />
meinen Hof gekommen, und hätten mich um die<br />
Hälfte »eines Reichs gebeten, ich würde Ihnen<br />
nichts abgeschlagen haben, und V'e (mit Thronen)<br />
verfahren so hart, so grausam mit mir.<br />
laßen Sie sich mein Veysplel zur Warnung dienen<br />
, und bedenken Sie, baß noch ein König<br />
über Sie herrscht, der einst ihre Handlungen<br />
richten wird. (ab.)<br />
( Sir Walter folgt ihr. )<br />
Elis. ( zu den Deputaten.) Folgt mir,<br />
lch habe noch vieles mit euch zu reden.<br />
(Alle ab.)<br />
Ende des dritten Aufzugs.<br />
F'<br />
Wien
«4 Marie Stuart,<br />
Vierter Aufzug.<br />
( Zimmer im Tower.)<br />
Erster Auftritt.<br />
Sir Walter, Graf Murray, «ord Md5<br />
sey.<br />
( alle treten eben ein.)<br />
Oir Walter.<br />
^Ha Graf, es kostete Mübe, Elisabeth zu bewegen.<br />
Sie wollte nicht über Marie richten,<br />
wollte sie blos gefangen nach Schottland schicken.<br />
Hitte nicht das ganze Pailament ihr die<br />
Gefahren, die Folgen tiefes Entschlusses vorgestellt,<br />
unser ganzes Projekt wäre vereitelt Worten.<br />
Gr. Mur. Aber wie stehenitzt unsere Sachen.<br />
Welchen Ausgang hoffen Sie ?<br />
9. Walt. Den besten. Erst vor einer Stunde,<br />
wurden die Richter erwählt, und Marie sieht<br />
schon seit einer halben stunde mit Herzog Norfolk<br />
vor ihrem Rlchterfiuhle. Auf Befehl dies«<br />
Rlch-
ein Tranerspiel.<br />
8s<br />
Richter ließ ich sie rufen, damit sie ihre Anklage<br />
erneuern.<br />
Gr. Mur. Und wie wird Marieys Urtheil<br />
ausfallen? «erden nicht die Richter eben das<br />
sprechen, was Elisabeth zu thun willens war?<br />
S. N?Hlr. Nein Graf, neia l Ich sagte es<br />
ihnen ja schon gestern, daß wir alles gewonnen<br />
haben, wenn Marie vor Engelands Richterstuhl<br />
gezogen, nach Engelands Gesetzen gerichtet wird.<br />
Bauen sie auf mein Wort: Marie wird sie nun<br />
nicht mehr hindern, Schottlands Regent zu<br />
scyn.<br />
L. L^inds. Mein Herz wünscht es, aber mein<br />
Verstand wills nicht glauben.<br />
S. Walr. Nun dann, Ungläubiger, «n der<br />
Geschwindigkeit etwas zn ihrem Tröste: Seit<br />
einem Jahre hat das Parlament wegen der bau»<br />
figen Unruhen, mit denen Engeland heimgesucht<br />
wird, eine Akte errichtet, vermöge welcher, jeder<br />
Urheber einer Meiterey, ohne Ansehen der<br />
Person, selbst, wenn die Kiniglnn ihn begnadigen<br />
wollte, sterben muß. Nun wissen die<br />
Richter so gut als wir, daß Marie Meuterey<br />
g'qei, unsere Königin« angestiftet; und muffen<br />
nach dem Inhalt der Akte, die ich weislich auf<br />
die Tafel legen ließ, urthellen.<br />
L. L.inds. Wahrlich em glücklicher Umstand —<br />
aber —<br />
S. Valt. Hören sie weiter. Heute früh<br />
kam «in Ellbote aus den nördlichen Provinzen<br />
an. Der Gouverneur berichtet, daß die Katho»<br />
ltten sich dort zusammen rotten, und Marie»,<br />
F 3<br />
die
8s<br />
Marie Stuart,<br />
die ste ln Engeland wissen, zu ihrer Königin«<br />
ausluffen<br />
Gr. Mur. O nun läßt sich viel, nun litt<br />
sich mancherley hoffen.<br />
S. Wa-lr. Nich wahr? Erwägen Sie überdies<br />
noch, daß Maclens Richter alle meine<br />
Freund« sind/ daß ich Marlens Urthell un?> des<br />
Gouverneurs Bericht meiner Königin« zugleich<br />
übergeben «erde, und nun, lord Linbsey, zweifeln<br />
sie noch, wenn sie können.<br />
t. tinds. Wenn Tlr Waller uns ferner so<br />
beysteht, so werd' ich nicht an dem guten Ausgang<br />
unserer Sache, sondern an der Möglichtelt<br />
zweifeln, ihn so belohnen zu können, wie<br />
ein Trauerspiel. z?<br />
mußte sich mit einem sehr massigen Iahrgehal«<br />
begnügen.<br />
Gr. Mur. So bald ich Schottland wieder alS<br />
Regent betrete, so soll Sir Walter auch Herr<br />
dieser Güter werden.<br />
Sir. Walt. Zuviel, Graf! zu gutig! doch<br />
zu was wichtigerm: Graf Douglas ist fort!<br />
Gr. Mur Fort! fort! Um vielleicht alles<br />
zu verrathen — Sie versprachen doch — —<br />
Oir wcklt. Ja sehen S«e, ich verspracht<br />
zwar! aber ich fands besser/ ihn laufen j»<br />
lassen.<br />
Gr iNur. Wenn er nun MarienS Schickfall<br />
erfahrt — zur Königin« lauft/ alles bekennt/<br />
bereut—<br />
Sir. wa,lt. Hahaha! lieber Graf, Ihnen<br />
Furcht einzujagen, draachs wenig Kunst. Seyn<br />
Sie ruhig! Man brachte mir heute Rächt die<br />
Nachricht, daß Graf Douglas das Schicksal<br />
Mariens erfahren habe, daß er rase. Ich g:eng<br />
zu ihm, wollte ihn trösten, aber sein cmzlges<br />
Begehren war, die Königin« zu sprechen.<br />
Gr. Mur. Nun —<br />
Sir Wa,!t Dieß beschrieb ich ihm als eine<br />
Unmöglichkeit, stellte mich als ob mir Malens<br />
Schicksal sehr zu Herzen gienge, und beschwor<br />
ihn, nach Schottland zu eilen, um dort Zeugnisse<br />
wider Ihre Zeugnl.se aufzubringen, er floh<br />
mit zwey meiner vertrautesten Bedienten f n.<br />
Drey Stunden von hier ist ein schamchtes Haldchen,<br />
ei« rechter romantischer Ort, zum Grab"<br />
mahl eines betrogenen Liebhabers vonreftlch gc-<br />
F 4<br />
le.
58 Marie Stuart,<br />
legen. Er wird wohl schon begraben seyn, denn<br />
Mine Bedienten versprachen vor Mittagszeit wieder<br />
hier zu seyn.<br />
Gr. Mur. Aber wenn man nach ihm fragt?<br />
Ihn vermißt?<br />
Sir Walt. Oind wir zu seinen Hüttcrn bestellt?<br />
Er ist fort', entflohen! Gott weiß wohin?<br />
Sein schriftliches Zeugniß haben wir, seine Person<br />
mag der suchen / dem nach ihr gelüstet.<br />
Gr. iNur. Sir, mein Dank — mein —<br />
Zweyter Austritt.<br />
Vorige, ein Thürhütter.<br />
Churh. (zu Sir Walter) Eir! Man erwärm<br />
Sie, und die schottlandischen Deputirten,<br />
Sir Walt. Kommen Sie! Ihr Schicksal<br />
muß noch heute entschieden seyn.<br />
(alle in ein Seitenzimm» ab)<br />
Dritter Auftritt.<br />
(Rönicsliches Rabinet.)<br />
Elisabeth allein,<br />
(auf und nieder gehend^<br />
Was quäle, was martre ich mich denn! Bin<br />
ich die Schuldige? Hab ich Verbrechen zu bussen?<br />
— Ein weiches Herz dient seinem Besitzer<br />
nur
ein Trauerspiel. 89<br />
nur zur Marter! — Ich bin Königin» und<br />
muß Beleidigungen strafen — doch haue ich<br />
nicht so nachgebend styn; Nicht das Parlament,<br />
ich hatte richten sollen! doch kann es wohl anders<br />
sprechen, als ich sprechen wollte?<br />
Vierter Auftritt.<br />
Elisabeth, Lord Herreis.<br />
3. Her. (will sich zur Thure hineindrin»<br />
Zcn, ein Offizier halt ihn zurück)<br />
Slis. Was ists? laßt ihn, und bleibt hier!<br />
yo<br />
Marie Stuart,<br />
Wis. Ich versichere euch meines Mitleids,<br />
«öchte g.rne euren Worten glauben, aber könnt<br />
ihr «was zur Verminderung ihres Verbrechens<br />
sagen, so sprecht/ wo nicht, so geht, denn es<br />
thut meinem Herzen weh, wenn ich um Crbarmung<br />
sieben h^re, und nicht helfen kann.<br />
K. 6er. Ich komme nicht zu beweisen, ich<br />
komme, zu bitten! Man spricht vom ewigen Gefangniß'.<br />
das hat meine Kön.gmn nicht verdient!<br />
Sie ist unschu dig an dem Mord ihres Gemahls —<br />
wenn noch tauftnd niedrig denkende^ Douglasse<br />
svlchen bestauigen. — Sie hat Euer Majestät<br />
durch das Unternehmen mit Herzog Norfolk be,<br />
leidiget, aber die erhabene Elisabeth, deren Tage<br />
jeder Menschenfreund segnet, um deren langes<br />
leben der Hülflose, Gott anstehet, wird auch hier<br />
ihr vortrefiichcs Herz nicht verlaugnen, wird vergeben<br />
und vergessen, wird noch mehr thun, wird das<br />
schandliche Gewebe d.r rebcllischenBosheit zcrreisse«<br />
und die Unschuld retten. Ja Königin«, hell<br />
«virds in meinem Herzen, der Kummer verschwindet,<br />
wenn ich zurückdenke , auf alle die menschenfreundlichen<br />
Thaten der großen Königin», und<br />
meine Seele hat sich des Gedankens ganz bemächtigt<br />
: Elisabeth wird Reiterin und Rächerin seyn.<br />
EI's. Ihr spracht aus meiner Seele, kord,<br />
ich wünsche Marien zu retten. Das Parlament,<br />
dessen Wille auch der meinige seyn muß, hat<br />
Richter über sie versammlet, geht zu ihnen, beweist<br />
Marens Unschuld an chreb Gemahls Tode,<br />
und ich will dann die mir ziig''f!i^ce Beleidigung<br />
gen zn vergessen suchen.<br />
6.. Her.
ein Trauerspiel. 91<br />
t. Her. Wohin soll ich eilen? In ihren Richlern?<br />
Gm! Gut, Ich werde dort ihre Anklager<br />
treffen! Ha! sie sollen, sie müssen ihr Bubenstück<br />
dekennen'. O Gen schenke mir Kraft! gieb<br />
mir Worcc, die Verrather zu entlarven! Dank,<br />
große Königin«, Dank, für diese große Gnade!<br />
O, ich alter Mann! wenns mir gelange! O,<br />
der unüberschwenglichen Freude! Wenn ich meine<br />
Königin« rettete'. Ich — Ich — Sehen Euer<br />
Majestät meine Tbränen, es sind die ersten, die<br />
ich nach dem Tode meines einzigen Sohnes weine<br />
! Ich eile, ich fliehe! O Marie! Ich muß<br />
dich retten.<br />
(will ab)<br />
Fünfter Auftritt.<br />
Vorige, Sir Walter mit papieren in der<br />
Hand.<br />
Vis. Was bringt ihr? Ist das Unheil schon<br />
gesprochen?<br />
9ir Walt. Ja, Euer Majestät!<br />
t. Her. szu der Röni^inn Füssen Gnädigste<br />
Königinn! O ich zinre, nur AuffchuR!<br />
Nis. Geht! Ich werde eure Bitte nie verges,<br />
scn!<br />
L. Her Euer Majestät !<br />
Vis. Seyd ruhig! Ihr saht mich vorhin.»<br />
Ilir seht itzt diese Tbräne!<br />
L. Her. Ebrn fiel sieauf meine Hand '. O daß<br />
sie nie vertrocknete! Sie ist der kostbarste Btwciß
9» Marie Stuart,<br />
weiß ih»es edlen Herzens! mir Bürge für Wartens<br />
Gluck,<br />
(Zehr ab)<br />
Sechster Auftritt.<br />
Elisabeth, Sir Walter, ein Offizier..<br />
Vir Walt, (für sich) Sie ist ga^z verändert!<br />
Wer nur dem Alten den Eintritt verstau te i<br />
Hlis (gerühr») Maria hat an diesem Lord<br />
den treuesten Unterchan! — Wo ist da>< Urteil?<br />
Sir Walt. Hier! (ohne cs chr zi Feb«-n)<br />
Doch zuerst: Ein Erpresser brach e vor kurzem<br />
diese Deveschen! Lord Huni^ton, Gouverneur<br />
der nördlichen Provinzen schickt ihn!<br />
Vlis. Gut'. legt hin! was beschlossen die Richter?<br />
Sir Walt. Cie urlheilten zuerst über den Herzog<br />
von Norfolk. Sein Verbrechen macht ihn<br />
des Todes schuldig, Da aber Marie se bst bekannte/<br />
daß er nur der Verführte, nicht der Urheber<br />
sey, so war keiner/ der nicht semc Gna;<br />
de wmlschte.<br />
Klis. Und sein Unheil?<br />
Sir Walt. Das Ober-und Unterhaus, dem<br />
man beyde Urchelle vorgelegt hat, überlaßt cs<br />
Euer Majestät, nach dero bekannten Gerechtigke-.tsliebe<br />
mit seinem Leben zu schallen.<br />
Mis. Mir überläßt mans? Gut, Er sey be,<br />
gnadigt.<br />
Sic Walt. Begnadigt? G»nz begnadigt?<br />
Hlis.
ein Trauerspiel. 95<br />
Elis. Ganz! Elisabeth kann nicht halb begnadigen!<br />
Wem sie Gnade schenkt, der muß fühlen<br />
können, was sie ihm gcb. Cr sty frey!<br />
Sir w'lt. Frey? ,<br />
Nif. Ja ! (zum Offizier, welcher noch an<br />
der Thür stehet) Bri-gt mir den Herzog Norfolk!<br />
Auch seinen Degen! — (Offizier ab)<br />
Ihr staunc'. Ihr wrrdct nicht staunen, wenn<br />
ihr wußtet, welche Wollust es sey, begnadigen<br />
zu tonnen I Und zudem, war er ja, wie ihr<br />
selbst sagtet, nur der Verfuhr«! Er wird seine<br />
thörichte Liebe bereuen und sich bessern! Großmutb<br />
und meine erneuerte Gnade sollen seine Züchtigung<br />
seyn. Doch weiter: was hat Marie zu<br />
hoffen?<br />
Oi r Walt. Zu hoffen wenig, zu furchten alles<br />
! Doch muß ich zuvor Euer Majestät bitten,<br />
die Depeschen des Gouverneurs zu lesen, siehaben<br />
großen Bezug auf Maricns Unheil.<br />
Klis, Wißt ihr den Innhalr schon?<br />
Gir walr. Er hat auch gleichlautende an<br />
das Parlament abgeschickt!<br />
H is. Gebt! — (sie erbricht und liest)<br />
Mein? umcrtbanen rebelliren — man wird dem<br />
Gouverneur Hülfe senden muffen?<br />
Sir M^lr. Haben Eu.r Majestät nur die<br />
Gnade weiter zu lesen<br />
Slis, (lüst weiter) Wie? — (langsam)<br />
Sie rufen — Marien — zur englischen Koni,<br />
ginn aus? —<br />
Sir Walt. Ja! Ein Trupp von Tausende«<br />
h« des Gouverneurs Schloß gestürmt, und alle
94 Marie Stuart,<br />
verlangen einstimmig, die Akte geltend zu machen,<br />
die Marien zur Königin« von England<br />
bestimmt. .. ,., „ ^.<br />
Ms- (erzürnt) Schweigt', welche Akte i bm<br />
ich nicht Königin« i .«,...<br />
Sir Walt, (sich schmieytnd) Komgmn von<br />
Enacland'. — Und werdens noch lange Jahre<br />
senn und bleiben. Aber erlauben Euer Majestät<br />
ihrem treuestcn Knechte so zu reden, w»e es se^ne<br />
Pflicht und Treue fordert. W«e oft dach ich<br />
und das ganze Parlament vergebens, daß Euer<br />
Maiestat zugeben möchten, daß d.ese unstellge<br />
Akte vorgetragen und vernichtet werde. Nut<br />
durch Vorstellung der Gefahr, durch tausend<br />
wichtig« Beweise tonmen wir Euer Maiestat vorm<br />
Jahre dahin bewegen, eine neue Atte zu ernch.<br />
«n, vermög jeder, welcher Urheber e.ner Meuteren<br />
gegen Euer Majestät ist, ohne Gnade und<br />
Rücksicht auf seinen Stand, zu« Tode verurchellt<br />
"lklis. Gut! So schützt mich ja diese Akte'.<br />
ein Trauerspiel- 95<br />
Ms. (reißt «« auf) Wie? Raset mein Parlament!<br />
Marie zum Tode veru.theilt! Sir,<br />
ich zweifle, daß ihr alle wißt, wie heilig die<br />
Person eines Königs sey?<br />
Sir N?klt. Sie ist nicht mehr Königin«!<br />
denn sie erklärte selbst die Akte ihrer Entsagung<br />
für richtig.<br />
Slls Wc-.r doch, Kö«gmn! Zinre Vasall'.<br />
War K^nigirn'. Nein, nie wert»? ich das ;uge><br />
ben! Marie hat mich oft beleidigt, cft gekrankt,<br />
stets nach meinem Throne getrachtet, nur Schwach»<br />
heit und Unvermögen h^.l sie an der Ausführung<br />
ihres Vorhabens geh ndert! Aber fern seys vou<br />
mir, ihren Tod zu heischen'. Ewiges Gcfangniß<br />
in meinem Lande sey ih e Strafe, sey mir<br />
Bürge für meine Sicherheit! Da! Nehmt! —<br />
(w/rfc ihm da» Uitheil zu) Und meldet dem<br />
Parlamente meinen Mllen.<br />
Sir wall. Eu r Maiestck! —<br />
Klis. Gebt! N e werde ich dies Urtheil be,<br />
stangen. Ich schw'rc<br />
Sir Walt Schwören Euer Masestat nicht!<br />
Sie begehen >^'..en Meyncid! denn Sie schwur<br />
ren im Angesichte des Parlam.-ms, keinem Rebellen<br />
Gnade zu geben. Ich red? hier als ein<br />
Glied desselben. als ein Wächter der königlichen<br />
Sicherhe t. Ewiges Gefängnis wird der Rebellen<br />
Heer nur Haufen, stets wer en Verrather um<br />
den Ort ihres Aufemha ts herlimschwärmen, Burgerblm<br />
wird flieffen, und Rebellion das ganze<br />
Land Verbüßten.<br />
Mis.
96 Marie Stuart,<br />
Klls. Sir, starb euer Vater und Muttet<br />
natürlichen Todes?<br />
Sir lVa,lt. Ja, Euer Majestät.<br />
Mis. Nun so kann ich euer Betragen nicht<br />
entziffern. Nochwendig glaubte ich, Marie<br />
mäste Mörderinn von beyden seyn, weil ihr so<br />
nach chrem Mute dürstet.<br />
Sir Va,lt Davor bewahre mich Gott! aber<br />
Sorge für Euer Majestät Wohl und Sicherheit<br />
—<br />
KUs. Ich liebe treue Umerchanen, aber ich<br />
verehre auch gute und mitleidige Herzen, (auf<br />
und niedergehend) Oft wünschte ich diesen<br />
Stein des Anstoßes aus dem Wege, und itzt,<br />
da es mich nur einen F-dcrzug kostet, ihn auf<br />
immer zu vernichten, bin ichs nicht vermögend'.<br />
Sir rva.1t. Soll ich Euer Majestät Befehl<br />
dem Parlament hinterbringen?<br />
Llis. Sagt ihnen, daß sie nach ihrer Pflicht,<br />
aber auch als Menschen handeln sollen, daß ich<br />
streng« Rechenschaft von dem fordern werde,<br />
der Mariens Blut vergiessen kann, (will ab.)<br />
Siebenter Auftritt.<br />
Vorige. Herzog Northumberlaud.<br />
(im OsrlamcntüNcide.)<br />
Herz. North. Ich komme im Namen des Pac^<br />
lautents, Euer Ma,csräl von der ers "röcklichstcn
ein Trauerspiel. 97<br />
sie« Verschwörung wider höchst dero Perso»<br />
Nachricht zu geben'.<br />
Mis. Wider mich? Ist denn der Geist der<br />
Meuteren über meine treue Unterchanen gekommen?<br />
Redet!<br />
Gr. North. Ein Bedienter kam vor die<br />
Schranken des Parlaments, und verriech uns,<br />
daß sein Herr, Sir tutcon eine Verschwörung<br />
wider Cure Majestät unternähme. Ich wurde<br />
mit hinlänglicher Wache abgesandt, ihn gefangen<br />
zu nehmen. Ich fand ihn in seinem Hause<br />
mit einem Theile seiner Verschwornen versammlet/<br />
und führte alle vors Parlament — dort<br />
fand man in der Tasche des tutton einen blankgeschliffenen<br />
Dolch, womit er, nach seinem eigenen<br />
Geständniß, Euer Majestät ermorden wollte.<br />
Elis. Ermorden? Womit Hab ich den Frevler<br />
beleidiget?<br />
Gr. North. Cr ist ein eifriger Anhänger<br />
der Schottlandischen Königin«, und sagte aus,<br />
daß er gestern Nachts die Wachen des Towrs bestochen,<br />
und mit i^r gesprochen habe.<br />
Elis. Wi ? mit Marien? und sie hat seinen<br />
Plan gebilligt ?<br />
Gr. North. Man verhörte sogleich Marien<br />
über diesen Umstand, sie bekannte, daß er gestern<br />
Nachts bey ihr gewesen, ihr versprochen<br />
habe, sie zu befreyen, aber von —<br />
slis. (ihm ins wort fallend) Ha, daS<br />
»erhanet! daS stahlt! o daß ibr doch so ganz<br />
G<br />
recht
9« Marie Stuart,<br />
recht habt Kanzler! Ich «eine um die Elende,<br />
und sie trachtet nach meinem Leben'.<br />
Gr. North. Das Parlament ficht durch mich<br />
um die Beschleunigung ihres Unheils, denn so<br />
lange sie der Pöbel lebend wes, wird er sie zu<br />
bcfrcyen suchen! Schaarcnwcise steht er um den<br />
Tower herum / und ruft: Viv»r der schönen<br />
Marie!<br />
Mis. Undankbares, elendes Volk! Erst gestern<br />
lief es rech me.mm Waa.cn nach, und rann?<br />
te mich die Schönste meines Geschlechts, und itzt<br />
k^mmt Marie, hintergeht, betrügt mich, trachtet<br />
nach meinem Leben, und doch ist siedie Schönste!<br />
Größte'. Aber ihr Triumph soll nicht lange<br />
dauren. Ware ich noch barmherzig, so stunde<br />
morgen London in Flammen! Und Sterbende<br />
schrien: weh über mich, (zum Ranz ler) das<br />
Unheil!<br />
Sir Valt. (geschwind) Hier Euer Majestät!<br />
(für sich) Das kam zu gelegner Zeit!<br />
Alis. (an» Schreibtisch, überliest das<br />
Urcheil) Ist sie auch des Mordes ihres Gemahls<br />
überwiesen i<br />
Sir N?a.lr. Ja! Euer Majestät, drey Zeugen<br />
bcstattigen es — ihre eigne Briefe —<br />
Klis. Es war ihre Hand'. Und was zweifle<br />
ich noch! will sie mich doch auch ermorden!<br />
(setzt die Feder an, sehr gerührt) Sic ist<br />
Königin» — (weinend) Mir nabe verwandt,<br />
meine Blutsfrcundinn! (standhaft) über cinc<br />
Mvrderiun ! (unterschreibt) Nci nu'. (zum<br />
Kanzler) und wenn ihr das Unheil lbr vorleset<br />
,
ein Trauerspiel. 99<br />
leset, so erzählt ihr, welche Marter es mir gekostet/<br />
wie sehr mich ihr Undank geschmerzt,<br />
sagt ihr, daß ich es mit meinen Thränen benetzt<br />
habe. (will ab.)<br />
G r Walt. Euer Majestät, noch fehlt das<br />
Siegel.<br />
Alis Ihr seyd dessen Bewahrer! Ich bins<br />
nicht vermögend !<br />
S r Valt Wenn soll das Unheil vollstreckt<br />
werden?<br />
Mis. Wenn ihr mein Herz fragt: Nie! wenn<br />
ihr die Königin« fragt, so wird euch das Par,<br />
lamem antworten. Ich will bis dahin niemanden<br />
sehn. Verdoppelt die Wachen, denn Elisabeth<br />
ist vor ihren Untenhanen nicht sicher!<br />
Achter Auftritt.<br />
Vorige, ein Offizier.<br />
Gffi;. Der Herzog Norfolk, und hier sein<br />
Degen.<br />
Sir Walt. Die Kin ginn will niemanden<br />
sprechen!<br />
Klis. Raubt mir nicht den einzigen Trost,<br />
begnadigen zu können, (zun» Or dlorthum,<br />
berland) Er ist doch an der neuen Verschwörung<br />
unschuldig?<br />
Gr. North, Ganz unschuldig! Euer Majestät<br />
'.<br />
G 2<br />
Nif.
,oo<br />
Marie Stuart,<br />
Elif Nun also! er ist ein tapferer Mann,<br />
trachtete nicht nach meinem leben! und ich solls<br />
te ihm die Gewißheit meiner Gnade vorenthalten!<br />
kr soll kommen! soll kommen!<br />
(Offizier ab.)<br />
Sir Walt, (zum Gr. Nortbumberland)<br />
Kommen Sie zun» Parlamente. Es ist Eile<br />
nöthig. (will mit ihm ab.)<br />
Klis. Wartet! ich will den Herzog erst hören!<br />
Neunter Austritt.<br />
Vorige, Herzog Norfolk, Offizier.<br />
(In Elisabeths Betragen liest man die<br />
ganze Scene hindurch Traurigkeit,<br />
welche nur Norfolls Betragen in<br />
3srn verwandelt.)<br />
Klis. Herzog, ihr habt übel gehandelt, habt<br />
das Vertrauen eurer Königin« gemißbraucht,<br />
habt — doch weg mit den Vorwürfen! — ich<br />
ließ euch rufen, um euch Gnade und Verze ihung<br />
anzukündigen. Ich hoffe, ich wünscht/ daß<br />
ihr euer Verbrechen erkennt, wieder der Vorige<br />
send, und so ist alles vergessen!<br />
Herz, (fällt der Römginn ;u Füssen) Euer<br />
Majestät, ich vermag, ich kann nicht danken!<br />
Bin überrascht, beschämt, da göttliche Milde<br />
zu finden / wo ich bmre Vorwürfe zu hören<br />
glaub-
ein Trauerspiel.<br />
i°l<br />
glaubte. Nun erst erkenne ich, daß ich strafbar<br />
bin,nun erst fühle ich, daß ich unrecht handelte<br />
! — "Verzeihung, meine gnadigste Königin«!<br />
Verzeihung, daß ich nur einen Augenblick wähnen<br />
konnte, Elisabeth werde ihre Großmuth verläugnen^<br />
Gnade für den Unwürdigen, der zweifeln<br />
tonnte, die große Elisabeth werde nicht<br />
Freundin, nicht Rächerin der Unglücklichen seyn.<br />
Mis. Steht auf, Herzog, steht auf! Nur<br />
eure vorigen Dienste, nur die Aussicht auf<br />
künftige machen eure Verzeihung möglich l ,«H<br />
bins zu sehr gewohnt euch als die Stütze meines<br />
Throns zu betrachten, und hoffe, daß ihr mein<br />
neues Vertrauen nicht mißbrauchen werdet.<br />
Hier nehmt euren Degen aus meiner Hand. Ich<br />
geb ihn euch mit der vollen Zuversicht, daß ihr<br />
ihn noch lange zum Wohl eures Vaterlandes<br />
wider die Feinde eurer Königin» führen werdet.<br />
Und nun macht euch fertig, ihr mußt binnen einer<br />
Stunde in meinen Geschäften verreisen.<br />
Herz, (küßt den Degen) Nun bist du mir<br />
tlxeurer als mein leben — schätzbarer als meine<br />
Seele l<br />
Nif. Itzt geht, in einer Stunde werde ich<br />
euch rufen, und die Verhaltungsbefehle übergeben,<br />
(reicht ihm die Hand zum Ruß) Es<br />
ist alles vergessen.<br />
Herz. Gnädigste Königin« !<br />
«lis. Nun?<br />
G z<br />
Herz.
10» Marie Stuart,<br />
Herz. Ich bin ein überlastiger Bettler / a^er<br />
ich wage es/ Euer Majestät vor meiner Abreist<br />
noch um eine Gnade anzustehen.<br />
Slis. Redet!<br />
Herz. Darf ich Schottlands unglückliche<br />
Königin« noch einmal sehen, darf ich — es<br />
ist viel begehrt, aber Elisabeth kann nur viel<br />
gewähren —, darf ich der beneidenswerche Glückliche<br />
seyN/ der ihr zuerst die Nachricht hinterbringt,<br />
daß die erhabne Elisabeth mir meine<br />
Thorbett verzeiht? nun ganz ihre Freundin«,<br />
ihre Rerrerin seyn wird.<br />
Vis. Herzog'. ich bitte, schweigt von ihr.<br />
Herz. Dann, große Königin», dann will ich<br />
mit Flügeln an den Ort eilen, wobin ich bestimmt<br />
bm, dann soll die aufgehende Sonne m ch im<br />
Gebet für Euer Maicsiat Wohl, der spme Mond<br />
in Arbeit vor meiner Königlnn Nutzen finden.<br />
K':
ein Trauerspiel. 103<br />
Her;, (mit stärkstem Affekt) Ihr Todesurchcil?<br />
— Todes — Todesurcheil? Marie<br />
soll sterben'. Ihr Tod-surcheU? Schon um««<br />
schrieb?« ? — (;u Sir N?a.?tcr) Lügner<br />
haßlicher, garstiger Lügner, Feind deines Vaterlandes,<br />
Feind deiner Königin«, der du ihr,<br />
Grausamkeiten andichtest, die ihr Herz nie denken<br />
konnte! Wie? die H,^d der mitleidigsten,<br />
der gefühlvollsten Königin» kannte Maricns Todes«<br />
thcil unterschreiben? kannte —<br />
Sir lv^lt. Naff.gen Vn ihre?>n,ge. Es<br />
könnte ihnen theuer zu stehen kommen l<br />
Her;. Theuer! ha! ha! ha! theuer? w's<br />
tvare mir nun auf der Welt noch theuer i O<br />
Königin», haben Sle Mitleid m t meinem Her^><br />
zcn! sagen S e hier dcm frohlok n^en B''se,vlcht:<br />
Du hast gelogen, und ich will — ich w.ll —<br />
Tlis. (he.'rig) Unwürdiger meines Muleids'.<br />
Verahter me.ner Gaa^e! Er h« wahr gespro-»<br />
che«.<br />
Herz. Marie, die erste ihres Geschlechts,<br />
die Zierde der Vch'pfung, das Meisterstück des<br />
Allmächtigen muß sterben? Und Elisab.th spricht<br />
ihr Todesurthnl, Elisabeth! die sonst das Leben<br />
e «er Fliege schonte, die einst o.-y den Tode<br />
des schrecklichst.-« Mlisechaicrs. Tyranen vergoß,<br />
die, die kann Marien sterben ft^en! " l,c<br />
Begierde nach einem Throne, nur Nei' :i^ .' die<br />
größte Schönheit kann dies Mitleid crsti^.n,<br />
diese Thranen verirocküeu --<br />
6ir wa,lt. Herzog > bedenkc mit trem , und<br />
was ihr red«!<br />
G 4<br />
Her;.
io4<br />
Marie Stuart,<br />
Herz. Was hat der zu bedenken, der nichts<br />
mehr verlieren kann, dem der Tod eine Wohlthat<br />
ist!<br />
Slis. So sey er dir denn auch gewährt, Elender,<br />
und alle Schmach, aller Schimpf soll dich<br />
dahin begleiten- (zum Offizier) Nehmt ihm<br />
sein Schwerdt/ durch des HenkerS Hand soll<br />
es ihm vor seinen Augen zerbrochen werden.<br />
Herz. Ha! von dem Henker! durch alle Gebeine<br />
fahrt mir der entsetzliche Gedanke! Das<br />
kann, das wird nicht seyn! Mein Vater befahl<br />
mir diesen Degen nur im Tode von mir zu geben.<br />
Ich will seinem Befehl treu bleiben! Marie<br />
muß sterben, und ohne sie kenn ich kein leben,<br />
(er ersticht sich) Nun nehmt ihn hin! (er<br />
stirbt.<br />
Sir Walter, und
ein Trauerspiel. 105<br />
Fünfter Aufzug.<br />
(Zimmer im Tower.)<br />
Erster Auftritt.<br />
Marie schlafend auf ihrem Sessel. Betty,<br />
IeNNY/ welche gleich darauf hereintreten.<br />
D<br />
Vetty.<br />
er Morgen fangt schon an zu graue«. Jenny<br />
wolltest du sie nicht lieber wecken? der<br />
Kanzler ist schon das drittemal hier. Ich habe<br />
ihm immer gesagt, daß sie noch schliefe, nun<br />
will er sichnicht mehr abweisen lassen.<br />
Jen. O Gott! ich zittre, er bringt gewiß<br />
die Nachricht ihres Todes, mag er sie selbst<br />
wecken, ich kann ihr die letzten ruhigen Augen«<br />
blicke ihres Lebens nicht rauben.<br />
Zweyter Auftritt.<br />
Vorige und Sir Walter.<br />
Mar. (fahrt auf) Was wollt ihr, korb?<br />
Sir Walt. Erheitern Sit sich.' Ich habe<br />
«il Ihnen zu sprechen.<br />
G 5 Mar.
ins<br />
Marie Stuart,<br />
M-r. Redet! Ick bin auf alles gefaßt! Ihr<br />
s«yt» la der Mann, wo ich recht sebe, der mir<br />
gestern n ein Todesurtheil vorlas. Ich errathe<br />
euer zwentes Geschäft: ihr werdet kommen,<br />
mir die Stunde desselben zu bestimmen.<br />
ein Trauerspiel.<br />
l«?<br />
Sir Walt. Fordern Sie alles, lch wills ihnen<br />
gewähren, aber diese Bitte bis zum Throne<br />
der Monarchln zu bringen, vermag ich nicht.<br />
Der Zutritt zu ihr ist jedermann verschloss»«.<br />
Mar. So will ich denn in dir lezten Stunde<br />
meines Lebens so viel verrichten, als ich v«rmag,<br />
und bin ich roch nicht fertig, so mag<br />
dle's verantworten, die es ändern konnte aber<br />
nicht will. Oie Klnlginn handelt sehr übel mit<br />
mir, sie wird's sehr spät e.fahren, w e es ist,<br />
sterben zu inußen. Wenn einst Elisabeth, auf<br />
ihrem Sterbebette liegen, lmner nach Besserung<br />
hoffen wird, uid der Ar',t nun vortritt<br />
und sagt: Eure Majestät haben nur «oh eine<br />
Stunde zu leben, dann soUs Nr schwer aufs<br />
Her; fallen : Das Hab ich an Marien verschuldet.<br />
Was macht o-r Herzo, ? Werde ich ihn<br />
bey meinem legten Gange noch sehen?<br />
Sir Walt Nein<br />
Mar. Ist er schon todt? vor mir tobt? So<br />
maa ich auch nicht länger leben, so ist die ein»<br />
zige kurze Stunde zu lange, so bittcc die König<br />
nn, sie in eine halbe zu verwandeln. Ihr<br />
schweigt! Ah, gewiß ist er begnadigt! wenn ich<br />
das wußte, mit welcher Freude wurde ich das<br />
Schavott besteigen. Sprechts aus. er hat Gnade!<br />
daß ich noch die lezte Freude fühlen kann l<br />
D Gl'r Walt. Er fiel, als er vergebens um<br />
Gnade flehte, in sein eigen Schwert.<br />
NTar. Große Feele! Verlaßt mich Cir,<br />
und wenn die Zelt eurer Ordre aus ist, so<br />
kommt mich abzuhohlen, ich werde bereit seyn.<br />
K.hrt
i»8 Marie Smart,<br />
Kehrt euch an diese Thrsnen nicht, sie stießen<br />
für den Herzog. Könnte ich vor meinem Tode<br />
nicht noch den lorb Herreis sehen?<br />
Sir Walt. Ich will mehr thun, als mir<br />
meine Pflicht erlaubt. Vle sollen ihn sprechen.<br />
Mar. Noch eins Sir l die Königin« weiß<br />
doch: baß ich an der entdeckten Verschwör»«,<br />
»es Sir lutton ganz unschuldig bin? daß ich<br />
den Gedanken, ihrer geheiligten Person nachzustellen,<br />
verabscheue?<br />
Sir walr. Sie— »eis es!<br />
NT«. Weis es, und verurthellt mich doch<br />
zu« Tode. Doch der Wille des Ewigen gefches<br />
he. Sir lntton kam um Mitternacht in mein<br />
Zimmer, sagte, daß er mich und den Herzog<br />
retten und befteyen könne.' Ich bewies ihm die<br />
Unmöglichkeit seines Vorhabens, bath ihn ruhig<br />
zu seyn, und «ähnte nicht im geringsten<br />
seinen abscheulichen Anschlag.
,,o<br />
Marie Stuart,<br />
über meinen Tod ln euch aufsteigen, — eure<br />
zum Tode gehende Königin» blttet euch dar«<br />
um, — und verginnt mlr den beruhigenden Gedanken<br />
mit ins Grab zu nehmen: — Marie<br />
habe alle Unruhen Schottlands durch ihren Tob<br />
vertilgt! — Nehmt euch meines Sohnes<br />
an, — von dem ich, — um mlr die Stunde<br />
meines Todes nicht zu verbittern, alaube,—><br />
daß er in euren Händen ist. — S.tzt diesen<br />
auf den Thron seiner Väter, — wenn aber<br />
Elisabeth darauf Anspruch macht, — ui d neues<br />
Burgerblut filessen soll, — so vergeßt mel»<br />
nen Sohn, — und unterwerft euch willig ihrem<br />
Zepter! — Ich liebe und ehre sie, —<br />
denn sie befteyt mich von einer jammervollen<br />
Welt. Ist's meinem getreuen Lord Herrels<br />
vergönnt, meinen Körper nach Schottland zu<br />
führen— (mir Chrancn.) so beerdigt mich<br />
im Grabe meiner Väter, —» ich verdiene diese<br />
lezte Ehre, denn ihr wißt am besten, daß ich<br />
unschuldig sterbe.— Erinnert euch dann und<br />
wann an eure unglücklich: Königin«, und betet<br />
für sie. — Am Morgen meines Sterbetages,<br />
eine Stunde vor meinem Tode! — „ Gebt<br />
wirs, ich w^s ultershrelben.<br />
6.. Her. ( gebt ihr solches, sie unterschreibt<br />
c«.)<br />
Mar. Wenn man euch nach meinem Tode<br />
freyen Ab
ein Trauerspiel. ,n<br />
traurige Ende seiner Mutter, und beschwört ihn<br />
lieber den niedrigsten Stand zu wählen, als<br />
sich der Gefahr auf dem Cchavott zu sterben,<br />
auszusetzen. Das Bcysplel seiner Mutter diene<br />
ihm zur kehre, zur Warnung!<br />
L. Her. ( zu Füßen der Marie.) Gnädigste<br />
Königin«<br />
Mar. Nicht so Mylorb, nicht'so, lernt von<br />
mir standhaft feyn!<br />
L. Her. Geben Cie diesen Auftrag einem<br />
andern, denn ich kann, ich vermag meine Könl><br />
ginn nicht zu überleben. Ich sollte hinüber<br />
nach Schottland gehen, ihr Ende allen Getreuen<br />
sogar ihrem Prinzen erzählen. Wenn er nun<br />
»einte, der klein« Jakob, sagte: „ Du warst<br />
daben, uno sahst ruhig zu, wie man meii? Mutter<br />
tödlete, geh von mir, ich mag dich nicht<br />
mehr sehen. „ Was sollte, was tonnte ich ihm<br />
antworten? Ich müßte wlr meine grauen paare<br />
ausraufen, und mich selbst verflachen. Nein,<br />
Königin« , Cie sterben, und ich sterbe mit.<br />
Mar. Kränkt mich nicht durch eure Zagy.it.<br />
Denn ich verlange noch weit mehr von euch,<br />
lieber Lord, ihr müßt m,ch bis ans Schavott<br />
begleiten, ihr müßt mir eure Hand reichen,<br />
wenn ich ihn hinanfieige, ihr müßt jeden Zug,<br />
jede Miene meines Gesichts beobachten, wenn<br />
ich mein Haupt hlnbeuge unters Bell, damit<br />
ihr erzählen könnt: Sie starb freudig, und wie<br />
eine Königin» sterben muß, standhaft !<br />
L.
,,» Marie Stuart,<br />
ll. Her. Ich gehorche Ihrem Willen. Ich<br />
hoffe, dieser Anblick wird mich tödten; dann<br />
Hab ich meine Absicht erreicht.<br />
Mar. Ihr beyden Lieben (zu den Vammerfrauen)<br />
wüßt mich auch begleiten» mußt bey<br />
mir stehen, damit ich glaube: Ich sterbe in<br />
den Händen meiner Freunde. Ist die Stunde<br />
bald verflossen?<br />
H. Her. Noch nicht , Königinn, noch nicht!<br />
Mac. Ruft mir den wachthabenden Offizier<br />
herein. (der Offizier erscheine.)<br />
iNar. Sir, kann ich mein« Bedient« nicht<br />
sehen? Sie werden mich sehr verbinden, wenn<br />
sie solche hereinschicken.<br />
(der Offizier geht ab.)<br />
Vierter Auftritt.<br />
Vorige, und sechs Bedienten derKöniginn.<br />
(die Bedienten drangen sich herein, und<br />
bleiben hinten stehen, indem sie die<br />
Röniginn mit weinenden Augen an5<br />
sehen.)<br />
isstar. Kommt her, meine Kinder, ich will<br />
von euch Abschied nehmen! (alle knien z«m<br />
Marien herum , und weinen) Ich dank euch<br />
für alle die Dienste, die ihr mir erzeigt, und<br />
für die Treue, die ihr mir noch in meinem Tode<br />
erweist. Ich wollte euch gerne belohnen, aber<br />
«lle meine Sachen und Kostbarkeiten sind mir u>^<br />
:er
ein Trauerspiel.<br />
uz<br />
ttr dem Verwände alles zu durchsuchen, weggenommen<br />
worden. Hier übergebe ich euch also mein<br />
Testament/ ich habe jeden darinnen/ so viel<br />
mir möglich war / bedacht. Ich werde vor mei,<br />
nein Tode durch den Kanzler die Königin« bit?<br />
ten lassen, daß sie euch alles ungcbindert ausfolgen<br />
laßt. Ich bin versichert/ sie wird mir<br />
diese Bitte nicht abschlagen. Nun geht, und<br />
wenn euch nicht erlaubt ist / eure Königin« zum<br />
Tode zu begleiten, so betet unterdessen für sie.<br />
daß sie den Kampf ausringe, und glücklich sterben<br />
möge. Lebt wohl, meine Kinder, lebt wohl!<br />
Bed. (schluchzend) Wir wollen, wir können<br />
sie nicht verlassen.<br />
Mar. Ich fühls, ich habe meiner Eiandhaftigteit<br />
zuviel zugetraut. Ihr beugt m.ch<br />
zu sehr. Gebt, Kinder, gehl, ich werde euch<br />
noch vor meinem Tode sehen. (Bediente Fe?<br />
hen ab.)<br />
Fünfter Austritt.<br />
ohne Bediente.<br />
H^M Es ist barc, sich von Leu^n zu :ren<<br />
ncn, die einen so lieben, Betty, wieviel ist<br />
die Swnde?<br />
Bet. Ick fürchte, man wird jeden Augen»<br />
blick kommen.<br />
Ntar Wenn's nur schon vorüber wäre! Bel,<br />
W . führe imch ms anstoßende Ammer , ick w-u<br />
v<br />
m>ch
^4<br />
Marie Stuart,<br />
mich zu «einem letz«« Gange vorbereiten. (Fehl<br />
ms Nebenzimmer )<br />
Sechster Austritt.<br />
lors Herreis. Jenny.<br />
Jen. lord, reden Sie aufrichtig, ist denn<br />
gar keine Hoffnung zur Gnadc i Versuchen Sie's<br />
dock/ gehen Sie zur Königin«, flehen S«e um<br />
Gnade.<br />
t. ^er. Gutes Kind, wenn ich «ich» alles<br />
vntcrnommen, alles versucht, und alles vergebens<br />
gechan halte, wenn nur noch ein Funken<br />
Hcfnung in meiner Seele »rare: Du kommest<br />
sie retten', glauben Sie wobl, daß ich hier stünde?<br />
aber so ist jedem, auch dem ersten des Königsreichs<br />
der Zutritt zur Elisabeth versagt.<br />
Jen. Also gar kcme Hofnung, gar kein<br />
Trost? (man laut« eine Glocke) O Gott im<br />
Himmel, die Todesglocke!<br />
tzNar. (kömmt ans dem Gemach heraus)<br />
Habt ihr die Glocke gel,''rc, sie ruft nM^zum<br />
Tode. Betty, gicb mir meinen EchlMM ich<br />
will mein Gesicht dem fassenden Pöbel<br />
geben! Hon ihr, sie kommen'<br />
Sieb»
ein Trauerspiel. 115<br />
Siebenter Auftritt.<br />
Vorige, Sir Walter, Offizier mit<br />
Wache.<br />
tNar.Ihrkomtmich abzuholen. Ich bin bereit,<br />
nur noch einige Auftrag?. Ich habe über'meine<br />
Verlassenschaft ein Testament gemacht, und meine<br />
Bediente zu Erben eingesetzt, b tten Sie doch<br />
die Königen, daß sie solches bestattigt.<br />
Sir Walt. Ich stehe mit meiner Ehre daf^r,<br />
das wird sie.<br />
Mar. Ich danke ihr also. Sagen Sie auch<br />
Ihrer Königin», daß ich mir aller Ergebung in<br />
»en Willen des Höchsten sterbe, d.:ß ich ihr<br />
meinen Tod verzeihe, daß es mich unendlich<br />
rem , sie durch den Anschlag mit dem Herzog beleidigt<br />
zu haben. Sie soll sich meines ungliieklichen<br />
Sohnes erbarmen, ihm sein rechtmässig<br />
«es Erve nicht rauben o^er wenn es ^ock seyn mlH,<br />
inm wenigstens das leben und die FreyKeu ver«<br />
g'nnen.<br />
Sir'V^lt. Ich werde es i!r hinterbringen.<br />
Aber der Tag ist schon hell. IH !>abe bereits<br />
meine Ordre überschritten, wir muffen eilen!<br />
Mar. Betty! Jenny! Wo sey> ihr ^ fährt<br />
mich fort! Guter Lord, Ihr inüßi mich ni.bt<br />
verlassen — (zum Ranzler) Man wird doch<br />
diesem lord u"d allen meinen Bedienten verstai«<br />
«n, nach Schottland zu ^,:hen, und meine Leiche<br />
dahin ;» fähren i<br />
H ,<br />
S.W.
n5<br />
Marie Stuart,<br />
S:'r Wale. Ich werde eS der Königin« sagen,<br />
daß es Ihr Wille sey,<br />
Mar. Bittet, deschwört Ne darum / denn die<br />
emn:n Unglücklichen lieben mich zu sehr, und ihre<br />
Tage würden sehr verbittert seyn, wenn sle<br />
solche in einem Lande verleben müßte«/ dessen<br />
Kömginn an meinem Tode schuld ist.<br />
Sl'.iValt. (zum Offizier) Sir! befolgen<br />
sie ihre Pflicht.<br />
Mar. (sl»kt auf ihre Rnie, Betty und<br />
Jen»), unterstützen sie) Gerechter ewiger Richter,<br />
der du meine Unschuld kennst, sey mir in<br />
meinem letzten Gange gnadig, und verleihe mir<br />
ein glückliches Ende!<br />
( wird abgeführt. )<br />
Achter Auftritt.<br />
l^Ki'n Fan; schrvar; yemahlter Saal, rechts<br />
im dritten Flügel, eine drey Staffel hohe<br />
^ühne, rvclche sich bis hinaus erstreckt,<br />
ebeofalis sthnarf überzogen. Auf dieser<br />
Sübne an der Gccne zrvey 5hüren, wel<br />
che auf die Allane führen. Auf der Bühne<br />
steht ein Stuhl.)<br />
Graf Murrai und Lord lindftv.<br />
t. linds (vorne auf und abgebend) Wenn<br />
der Kanzler nicht bald e^t, so befürchte ich noch<br />
einen Aufruhr des Volks, eS vermehr» sich immer<br />
starker. Jede Minute um tausend mehr.<br />
Tr.
ein Trauerspiel. »»7<br />
O^. Mur. Es geschieht wohl mehr aus Neugierde:<br />
Eine Königin« sterben zu sehen. .Frey,<br />
lich wird auch der Anblick auf sie starker wirken!<br />
H..
,lS,<br />
Marie Stuart,<br />
^Nar. Ich bin nicht ungehalten übte euch,<br />
no^ üb r die Urheber meines Todes. Ich bitte<br />
silr s'e eben so aufrichtig, als ich Gott bitte<br />
, daß er »lur alle meine Fehler verzeihe!<br />
0« den Rammerfrancn) Erinnert euch doch»<br />
daß ich euch bloß darum zu meinen Begleitern<br />
erwabt, weil ich Rechnung auf eure Treue und<br />
Klughe.t machte, (umarmt solche) lebt wohl !<br />
Lord, vergeßt meine Auftrage nicht, (zu den<br />
Bedienten welche an demSchkvott stehen)<br />
Kinder lebt wohl, (zum Kanzler) Da draußen<br />
ist also die Stelle meines Todes — (zeigt a,uf<br />
die Altane)<br />
Hcrnz. Ja!<br />
N7arie. (ficht hiinau«, filhrt aber zurück)<br />
Welch' entsetzliche Menge Volks! Kanzler, ich<br />
sterbe unschuldig, so wahr Gott N»it mir ist»<br />
ich sterbeunsckulVig.<br />
Dfflz. (komme vom Altan herein) Das<br />
Volt ruft entsetzlich um Gnade. Wollen Sie<br />
cs nickt der Königin« hinterbringen?<br />
S»r Walt. Ich kann nicht, ich darf nicht!<br />
S« laßt niemanden vor sich.<br />
t.»bcr. O thun Sie es, thun Sie es, un,<br />
Gotteswillen, ihun Sit es '.<br />
Ra'iz. (zumOffizer.) Vollziehen Sie Ihre<br />
P'lichi!<br />
H^. Her, So ist-denn gar keine Gnade zu Hof«<br />
Sii.wa,lt. Keine!<br />
Mar.
ein Trauerspiel. l i?<br />
Mar. Ich bin bereit. ( Bediente wollen<br />
Mit Gewalt aufs Scharon, werden aber<br />
zurückgehalten)<br />
Mar. (zu den Rammcrfranen) Das Tuch !<br />
Kanzler bindet mir die Augen zu! die Äcrmsie»<br />
vermögen es nicht. (der <br />
laßt mich noch einmal das kickt des ?agcs sehen.<br />
Co! So! Freunde lebt ewig wohl '<br />
(wird hinausgeführt.)<br />
( 3ine traurige kleine Stille, man hört c«><br />
nen Schlag — und drey Schlage mit der<br />
Glocke.)<br />
(alles erschrickt aufs heftigste)<br />
( Die Bedienten drängen sich hinauf, un^<br />
weinen. )<br />
Graf Murray, und tord Lindsey treten<br />
hervor.<br />
Sir Walt, (welcher vom ScKavott hcr^<br />
unter stieg, nimmt den Graf M'n r.'.y bcy<br />
der Hand ) Freund! Wir haben gesieai. Kommen<br />
Sie zur Königin»! (mitchma?.»<br />
Ende des Stücks