Biotiere – Fakten, Wissenswertes, Vergleiche - Bioland
Biotiere – Fakten, Wissenswertes, Vergleiche - Bioland
Biotiere – Fakten, Wissenswertes, Vergleiche - Bioland
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<strong>Biotiere</strong><br />
<strong>Fakten</strong>,<br />
<strong>Wissenswertes</strong>,<br />
<strong>Vergleiche</strong><br />
3. Auflage www.biotiere.de
Inhaltsverzeichnis<br />
Prinzipien der Bio-Tierhaltung: Wo steht der Biobauer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1<br />
Leitbild: Arteigenes Verhalten der Tiere<br />
Mistmanagement: Flächengebundene Tierhaltung<br />
Tiergesundheit: Vorbeugen statt behandeln<br />
Vertrauen ist gut: Kontrolle ist besser<br />
Die <strong>Biotiere</strong> stellen sich vor:<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Bio-Milchkuh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2<br />
Bio-Mastrind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4<br />
Bio-Schwein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6<br />
Bio-Masthuhn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />
Bio-Legehenne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10<br />
Bio-Pute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
Bio-Ente & Bio-Gans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
Bio-Ziege & Bio-Schaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Bio-Damwild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />
Bio-Karpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20<br />
Bio-Kaninchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22<br />
Bio-Biene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
Nützlinge im <strong>Bioland</strong>bau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26<br />
Prinzipien der Bio-Tierhaltung: Wie geht es weiter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28<br />
Zukunft: Bio-Rassen<br />
Futter: 100% Bio<br />
Impressum<br />
Inhaltsverzeichnis
Prinzipien der Bio-Tierhaltung: Wo steht der Biobauer?<br />
Leitbild: Arteigenes Verhalten der<br />
Tiere<br />
Leitbild des <strong>Bioland</strong>baus ist eine artgemäße<br />
Tierhaltung. Die Bedürfnisse der Tiere werden<br />
insbesondere beim Stallbau, bei der<br />
Auslaufgestaltung und der Fütterung<br />
berücksichtigt.<br />
Foto: Ei.Q. GmbH<br />
Mistmanagement: Flächengebundene<br />
Tierhaltung<br />
Die EG-Öko-Verordnung und darüber hinaus<br />
die Richtlinien der Bioanbauverbände<br />
begrenzen den Tierbestand in Bezug auf die<br />
landwirtschaftliche Fläche eines Betriebes.<br />
Werden nämlich zu viele Tiere gehalten,<br />
kann der Boden den entstehenden organischen<br />
Dünger nicht mehr aufnehmen.<br />
Bestandteile des Düngers können ins Grundwasser<br />
oder in die Atmosphäre gelangen.<br />
Die EG-Verordnung und die Richtlinien sorgen<br />
für eine ausgewogene Nährstoffversorgung<br />
von Boden und Pflanzen, ohne die<br />
Umwelt zu belasten, sowie für transparente<br />
Betriebsstrukturen.<br />
Tiergesundheit: Vorbeugen statt<br />
behandeln<br />
Tiergesundheit lässt sich nicht allein durch<br />
Richtlinien und Verordnungen gewährleisten.<br />
Daher legt <strong>Bioland</strong> großen Wert auf ein<br />
umfassendes Tiergesundheitsmanagement.<br />
Wesentlicher Bestandteil ist ein Handbuch,<br />
das den Betriebsleitern und den Kontrolleuren<br />
hilft, potenzielle Schwachstellen in der<br />
Tierhaltung systematisch zu erkennen und<br />
abzustellen.<br />
Biobetriebe verabreichen mit Ausnahme<br />
von Impfungen keine Medikamente vorbeugend.<br />
Stattdessen stärken sie das Immunsystem<br />
ihrer Tiere durch Hygienemaßnahmen,<br />
artgerechte Haltung und Fütterung und<br />
fordern von ihren Tieren keine Höchstleistungen.<br />
Im Krankheitsfall oder bei starkem<br />
Parasitenbefall müssen jedoch auch Biobauern<br />
ihre Tiere behandeln. Einige gesundheitlich<br />
umstrittene und umweltschädliche<br />
Medikamente sind bei <strong>Bioland</strong> verboten<br />
oder in ihrer Anwendung eingeschränkt.<br />
Biobetriebe greifen bei gesicherter Wirksamkeit<br />
auch auf homöopathische Mittel<br />
und naturheilkundliche Methoden zurück,<br />
um Resistenzbildungen, Nebenwirkungen<br />
und Arzneimittelrückstände zu vermeiden.<br />
Nach Behandlungen mit herkömmlichen<br />
Medikamenten verdoppeln Biobetriebe die<br />
reguläre Wartezeit bis zur Vermarktung der<br />
tierischen Produkte. Das reduziert das Risiko<br />
von Arzneimittelrückständen.<br />
Vertrauen ist gut: Kontrolle ist besser<br />
Biobetriebe werden jährlich von staatlich<br />
zugelassenen Kontrollstellen auf die Einhaltung<br />
der EG-Öko-Verordnung hin kontrolliert.<br />
Mitgliedsbetriebe von Bioanbauverbänden<br />
werden zusätzlich auf die Einhaltung<br />
ihrer Verbandsrichtlinien überprüft. Die<br />
Kontrolle umfasst Stallanlagen, Acker- und<br />
Weideflächen, Fütterung, Behandlungen,<br />
Tierzukauf und die gesamte Buchhaltung<br />
mit allen Betriebsvorgängen. Dies gibt dem<br />
Kunden eine besondere Sicherheit.<br />
Prinzipien der Bio-Tierhaltung 1
Bio-Milchkuh<br />
Milchkühe: Mittelpunkt der Landwirtschaft<br />
Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen<br />
Wertschöpfung erzielen Biobauern<br />
Foto: O. Volling<br />
mit der Milcherzeugung. Der hohe Futterbedarf<br />
der Kühe wird neben Gras insbesondere<br />
durch Leguminosen wie Klee und<br />
Luzerne gedeckt. Sie sind für den Biobetrieb<br />
wichtig, weil sie Stickstoff aus der Luft binden<br />
und dem Boden zuführen. Sie gehören<br />
als Humus bildende Pflanzen stets zu der<br />
für den <strong>Bioland</strong>bau charakteristischen<br />
Fruchtfolge. Mit Leguminosen und Tiermist<br />
sichern Biobauern die Bodenfruchtbarkeit.<br />
Synthetische Stickstoffdünger und Pestizide<br />
sind überflüssig. Durch Weidenutzung<br />
erhalten Biokühe wertvolle Kulturflächen:<br />
Mit dem Kauf eines Liters Biomilch können<br />
pro Jahr 2,5 m 2 Wiesen und Weiden ökologisch<br />
bewirtschaftet werden.<br />
Wertebestimmung: Lebens- statt<br />
Höchstleistung<br />
Biokühe liefern, richtig versorgt, heute<br />
6.000 bis 9.000 Liter Milch jährlich, also<br />
dreimal so viel wie vor hundert Jahren.<br />
Dabei möchte der Biobauer die Leistung<br />
seiner Tiere lange erhalten, ohne sie zu<br />
überfordern. Das Grundfutter Gras, Klee,<br />
Mais und Ganzpflanzensilage ergänzt er<br />
mit Biokraftfutter, welches aus Getreide,<br />
Lupinen, Erbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen<br />
und/oder Ölkuchen sowie Mineralstoffen<br />
besteht. Die Kälber werden in den ersten<br />
zwölf Wochen mit Milch <strong>–</strong> ergänzend mit<br />
Heu, Gras und Kraftfutter <strong>–</strong> versorgt. Die<br />
artgerechte Haltung stärkt maßgeblich das<br />
Immunsystem des Tieres. Dazu gehört auch<br />
der Weidegang oder ein direkter Zugang zu<br />
einem Laufhof. Bei <strong>Bioland</strong> ist letzteres nur<br />
in bestimmten Fällen zulässig. Um Rangeleien<br />
zu vermeiden, hat jede Biokuh einen<br />
eigenen Fressplatz. Die Liegeflächen sind<br />
mit Stroh, Spelzen oder Sägemehl eingestreut.<br />
Milch: Wertvolle Fettsäuren<br />
inbegriffen<br />
Die Art des Futters hat einen großen Einfluss<br />
auf die Milchqualität, insbesondere<br />
auf die Zusammensetzung des Milchfettes.<br />
Wenn Kühe <strong>–</strong> anstelle von leistungsorientierter<br />
Stallfütterung mit einem hohen<br />
Kraftfutter- und Maisanteil <strong>–</strong> überwiegend<br />
Weidefutter fressen, erhöht sich im Milchfett<br />
der Gehalt an gesundheitsfördernden,<br />
für den Menschen essentiellen Omega-3-<br />
Fettsäuren.<br />
2 Bio-Milchkuh
Bio-Milchkuhhaltung<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Milchkuhhaltung<br />
Auslauf: Weidegang oder zumindest Auslauf<br />
im Laufhof vorgeschrieben.<br />
Auslauf: Weidegang oder Auslauf<br />
nicht vorgeschrieben.<br />
Weiden ist ein Grundbedürfnis der Kuh, das auch ihr<br />
Immunsystem stärkt.<br />
Liegeflächen: Einstreu grundsätzlich<br />
vorgeschrieben.<br />
Liegeflächen: Einstreu nicht vorgeschrieben,<br />
jedoch geringe Einstreu<br />
oder Gummimatte üblich.<br />
Weiche Liegeflächen schonen die Gelenke und Klauen<br />
und motivieren zum Hinlegen.<br />
Stallfläche: Mind. 6 m 2 pro Kuh.<br />
Stallfläche: Bei Neubauten vergleichbarer<br />
Platz.<br />
Überbelegung verursacht Stress und Rangkämpfe.<br />
Fressplatz: Pro Tier ein eigener.<br />
Fressplatz: Häufig Überbelegung am<br />
Fressplatz.<br />
Ein eigener Fressplatz ermöglicht eine stressfreie<br />
Futteraufnahme.<br />
Fütterung: Ganzjährige ausschließliche Grasund/oder<br />
Maissilage unzulässig. Im Sommer<br />
überwiegen Frischgras und Weide; im Winter<br />
Heu und Silage bei geringem Kraftfuttereinsatz.<br />
Fütterung: Ganzjährige Silagefütterung<br />
zulässig. Häufig hoher Kraftfuttereinsatz.<br />
Weidefutter wird ohne zusätzlichen Energieaufwand<br />
direkt von den Tieren verwertet. Fütterung mit geringem<br />
Kraftfuttereinsatz verhindert Stoffwechselstörungen.<br />
Züchtung: Auf angepasste Leistung und lange<br />
Nutzungsdauer.<br />
Züchtung: Auf hohe Leistung und<br />
lange Nutzungsdauer.<br />
Die angestrebte Milchleistung orientiert sich an der<br />
Futtergrundlage des Standortes. Für den Biobauern<br />
steht die Gesundheit gleichwertig neben der Leistung.<br />
Kälberaufzucht: Die ersten 12 Wochen mit<br />
Milch.<br />
Kälberaufzucht: Milchaustauscher<br />
oder Milch.<br />
Milch ist das natürlichste Futtermittel, Milchaustauscher<br />
enthalten Fremdbestandteile wie Pflanzenfett und werden<br />
energieintensiv hergestellt.<br />
Bio-Milchkuh 3
Bio-Mastrind<br />
Unersetzbar: Multitalent Rind<br />
Zur Rinderhaltung gehören die Fleisch- und<br />
die Milcherzeugung. Das Fleisch stammt von<br />
Kühen, Bullen, Färsen (weibliche Jungrinder)<br />
Foto: <strong>Bioland</strong>-Verlags GmbH<br />
und Ochsen. Kalbfleisch nimmt eine Sonderstellung<br />
ein. Die biologische Bullenmast<br />
unterscheidet sich deutlich von der konventionellen<br />
Mast. So bekommen konventionelle<br />
Bullen zum Fressen Maissilage und Sojaschrot,<br />
ihre biologischen „Kollegen“ Kleegras<br />
und Getreideschrot. Die Mutterkuhhaltung<br />
hingegen wird nicht nur im <strong>Bioland</strong>bau<br />
extensiv und naturnah praktiziert. Hierbei<br />
werden die Kälber von der Mutter aufgezogen<br />
und laufen in der Herde mit.<br />
Familienbande: Schonende<br />
Kälberaufzucht<br />
Biomutterkühe kalben meist im Frühling in<br />
der Herde. Bei der Mutterkuhhaltung bleibt<br />
das Kalb neun Monate bei der Kuh. Danach<br />
wird es entweder geschlachtet und als<br />
Kalbfleisch vermarktet oder als Bulle<br />
weitergemästet. Meist verbringen die Mutterkühe<br />
ab April den gesamten Sommer auf<br />
der Weide, den Winter hingegen in einem<br />
großzügig bemessenen Laufstall mit Stroheinstreu.<br />
Auch die männlichen Kälber der<br />
Milchkühe werden gemästet, während die<br />
meisten weiblichen Kälber in die „Fußstapfen“<br />
ihrer Mütter treten. In der Gruppe<br />
wachsen die Kälber im Stall oder draußen in<br />
Kälberhütten auf.<br />
Vollwerternährung: Weide und<br />
Kraftfutter<br />
Biorinder haben immer ausreichend Ruheund<br />
Bewegungsraum, Tageslicht im Stall,<br />
umfassenden Stallkomfort und auch bei<br />
Anbindehaltung (bis 2010 in Ausnahmen<br />
zulässig) regelmäßigen Auslauf. Den Sommer<br />
verbringen sie meist auf der Weide,<br />
einige haben direkt am Stall einen Auslauf.<br />
Bei <strong>Bioland</strong> hat Weidegang absoluten Vorrang.<br />
Ein Rind frisst im Sommer täglich 60<br />
bis 80 kg Gras, im Winter Heu und Silage.<br />
Die Kälber werden mit Milch und hofeigenem<br />
Grund- (Grassilage, Heu) und Kraftfutter<br />
(Getreide und Leguminosen) versorgt.<br />
Pro Tier und Tag verfüttern Biobauern an<br />
ihre Rinder bis zu 2 kg eines aus Getreide,<br />
Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen oder Ölkuchen<br />
gemischten Kraftfutters. <strong>Bioland</strong> hat<br />
als erster Bioanbauverband nur noch 100%<br />
Biofutter zugelassen.<br />
Biorindfleisch: Auch konventionell<br />
vermarket<br />
Entsprechend seiner Qualität wird Biorindfleisch<br />
als Frischfleisch vermarktet (v. a.<br />
Ochsen, Färsen, Jungkühe) oder zur Verarbeitung<br />
(Altkühe) genutzt. Allerdings gibt<br />
es kaum noch Schlachthöfe in den Regionen;<br />
nur wenige sind biozertifiziert. Dies<br />
zwingt viele Biobauern, ihre <strong>Biotiere</strong> konventionell<br />
zu vermarkten.<br />
4 Bio-Mastrind
Bio-Rindermast Konventionelle Rindermast Darum handelt der Biobauer so<br />
Auslauf: Weide oder ganzjährig zugänglicher<br />
Laufhof. Anbindehaltung per Ausnahmegenehmigung<br />
in alten Stallgebäuden bis 2010<br />
möglich, wenn Sommerweidegang erfolgt.<br />
Liegeflächen: Mit Stroh, Spelzen oder Sägemehl<br />
eingestreut.<br />
Stallfläche: Pro Mastrind (350 kg) mind. 5 m 2 .<br />
Gras- und Maissilage: Ganzjährige ausschließliche<br />
Fütterung verboten. Im Sommer überwiegen<br />
Frischgras und Weide, im Winter<br />
Gras- und Maissilage.<br />
Kraftfuttergabe: 1 bis 2 kg pro Tag und Rind,<br />
je nach Rasse große Unterschiede.<br />
Kälber werden die ersten 12 Wochen mit<br />
Milch gefüttert.<br />
Tierbesatz: Höchstens ca. 2 Rinder pro Hektar<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche.<br />
Enthornung: Nur mit Brennstab möglich.<br />
Auslauf: Weidegang oder ständiger<br />
Auslauf nur bei Mutterkuhhaltung<br />
üblich. In kleinen Betrieben oft<br />
Anbindehaltung, jedoch große<br />
regionale Unterschiede.<br />
Liegeflächen: Oft ohne Einstreu;<br />
Rinder stehen oder liegen meist auf<br />
Beton mit Vollspalten.<br />
Stallfläche: Pro Mastrind (ab 600 kg)<br />
mind. 3 m 2 Stallfläche als Richtwert.<br />
Gras- und Maissilage: Ganzjährige<br />
Fütterung der Mastrinder weit<br />
verbreitet.<br />
Kraftfuttergabe: Je nach Rasse 4 bis<br />
5 kg pro Tag und Rind.<br />
Kälber werden meist mit Milchaustauscher<br />
(enthält milchfremde<br />
Zutaten) gefüttert.<br />
Tierbesatz: Keine direkte Begrenzung,<br />
die ausgebrachte Gülle/Mistmenge<br />
pro Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche wird durch die Düngeverordnung<br />
begrenzt und damit indirekt<br />
die Tieranzahl.<br />
Enthornung: Mit Brennstab oder Ätzstift<br />
erlaubt, teilweise werden<br />
Schwänze kupiert.<br />
Die Tiere können sich artgemäß bewegen.<br />
Der Aufenthalt im Freien stärkt die Abwehrkräfte.<br />
Weiche Liegeflächen schonen Gelenke und Klauen.<br />
Ausreichende Stallfläche ermöglicht ein artgemäßes<br />
Sozialverhalten.<br />
Silageherstellung ist energieaufwendig. Frisches Weidegras<br />
ist das natürlichste Sommerfutter. Es kann ohne<br />
zusätzlichen Energieaufwand direkt von den Tieren verwertet<br />
werden.<br />
Natürliches, langsameres Wachstum der Tiere ist erwünscht,<br />
der tatsächliche Nährstoffbedarf wird durch<br />
angepasste Kraftfutterzugaben gedeckt.<br />
Milch ist das natürlichste Futter für die Kälber.<br />
Fütterung aus hofeigener Erzeugung ist gewährleistet.<br />
Mist ist ein wertvoller Dünger, solange das Verhältnis<br />
zwischen Mistaufkommen und Bedarf der angebauten<br />
Pflanzen ausgewogen ist.<br />
Aus Tierschutzgründen sollen langandauernde Schmerzen<br />
vermieden werden. Nach Brennstab-Enthornung verheilt<br />
die Wunde schneller.<br />
Bio-Mastrind 5
Bio-Schwein<br />
Komfort: Auslauf und Abwechslung<br />
Hausschweine haben, wie Wildschweine,<br />
einen großen Bewegungsdrang, sind reinlich<br />
und sehr neugierig. Eingestreutes Stroh<br />
Foto: C. Ziechaus<br />
können die Ferkel als Spielzeug und Muttersauen<br />
zum Nestbau und Wühlen nutzen.<br />
Liege- und Kotplätze sind in den Ställen<br />
getrennt. Spaltenböden dürfen nur im Kotbereich<br />
eingesetzt werden. Bioschweinen<br />
steht ein großzügiger Auslauf zu, in dem sie<br />
Regen, Sonne, Wind und Gerüche wahrnehmen<br />
können. Manche Biobauern halten ihre<br />
Sauen und Mastschweine ganzjährig auf<br />
der Weide (Freilandhaltung) und bieten<br />
zum Schutz vor Kälte und Regen sowie für<br />
die Zeit des Abferkelns Hütten an. Dort können<br />
die Schweine auch ihren Wühltrieb<br />
ausleben. Schmerzende Krampen im Rüssel<br />
der Tiere oder eingezogene Nasenringe, die<br />
ein zu starkes Wühlen verhindern sollen,<br />
sind bei <strong>Bioland</strong> verboten.<br />
Herausforderung: Biofutter und<br />
Tiergesundheit<br />
Bioschweine bekommen täglich ballaststoffreiches<br />
„Raufutter“ wie Stroh, Heu<br />
oder frisches Gras, das für das Sättigungsgefühl<br />
sorgt. Zusätzlich erhalten sie Kraftfutter<br />
aus Getreideschrot und eiweißreichen<br />
Leguminosen wie Erbsen, Bohnen und<br />
Lupinen. Säugende Muttersauen und Ferkel<br />
benötigen eine spezielle Eiweißzusammensetzung.<br />
Nach der EG-Öko-Verordnung darf<br />
das Futter bis 2011 geringe Anteile konventioneller<br />
Bestandteile enthalten. <strong>Bioland</strong><br />
lässt als konventionelle Komponente nur<br />
Kartoffeleiweiß zu. <strong>Bioland</strong>-Ziel: ab 2008<br />
nur noch reines Biofutter. Daher müssen<br />
entsprechende Futterrationen entwickelt<br />
und neue Eiweißquellen erschlossen werden.<br />
Zudem machen hohe Ferkelverluste<br />
und Gesundheitsprobleme manchen Betrieben<br />
zu schaffen. Weit verbreitet ist ein<br />
hoher Spulwurmbefall der Schweine, verbunden<br />
mit einem hohen Futterbedarf und<br />
geringen Körpergewichtszunahmen. Nur<br />
mit größter Sorgfalt bei der Hygiene ist hier<br />
Abhilfe möglich.<br />
Alte Rassen und neue Kreuzungen:<br />
Mehr als eine Modeerscheinung<br />
Früher wurden robuste, vitale und genügsame<br />
Schweinerassen mit schmackhaftem<br />
Fleisch wegen ihres Fettanteils durch magere,<br />
schnell wachsende Rassen ersetzt. Diese<br />
Schweine sind häufig kreislaufschwach, nervös<br />
und stressanfällig und liefern oft auch<br />
fade schmeckendes Fleisch mit geringem<br />
intramuskulären Fettanteil. Doch nach wie<br />
vor bevorzugen die Verbraucher mageres<br />
Schweinefleisch. Daher suchen Biobauern<br />
nach einem Kompromiss: Nach Schweinerassen<br />
und verschiedenen Kreuzungen, die<br />
die Vorzüge alter Rassen wie Geschmacksintensität,<br />
Farbstabilität und Wasserhaltevermögen<br />
mit einem geringen Fettanteil und<br />
besserem Leistungsvermögen verbinden und<br />
sich besonders für den <strong>Bioland</strong>bau eignen.<br />
6 Bio-Schwein
Bio-Schweinehaltung<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Schweinehaltung*<br />
Auslauf: Vorgeschrieben.<br />
Auslauf: Ausschließliche Stallhaltung<br />
üblich.<br />
Die Schweine werden robuster, bekommen ein stärkeres<br />
Immunsystem und können ihr arteigenes Verhalten und<br />
ihre Neugierde besser ausleben.<br />
Stallboden: Stroheinstreu, Vollspaltenböden<br />
nicht erlaubt (mind. 50 % der Fläche ohne<br />
Spalten).<br />
Stallboden: Vollspalten erlaubt (im<br />
Liegebereich bis höchstens 10 %).<br />
Vollspaltenböden sind strohlos, bergen eine erhöhte<br />
Verletzungsgefahr, sind extrem reizarm und verhindern<br />
jegliches Wühlen.<br />
Stallfläche: Pro Mastschwein 1,1 bis 1,3 m 2<br />
(gewichtsabhängig) vorgeschrieben, zusätzlich<br />
0,8 bzw. 1 m 2 Auslauffläche.<br />
Stallfläche: Für säugende Sauen mit Ferkeln<br />
sind 7,5 m 2 je Sau und zusätzlich 2,5 m 2<br />
Auslauffläche vorgeschrieben.<br />
Stallfläche: Pro Mastschwein 0,65 bis<br />
1 m 2 (gewichtsabhängig) vorgeschrieben.<br />
Stallfläche: Für Sauen im Abferkelbereich<br />
sind 4 m 2 vorgeschrieben.<br />
Ausreichender Platz ermöglicht natürliches Sozialverhalten.<br />
Getrennte Liege- und Aktivitätsbereiche bieten<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Die schwächeren Tiere können<br />
den stärkeren ausweichen.<br />
Anbindung der Sauen und Schwanzkupieren<br />
sind unzulässig. Abkneifen oder Abschleifen<br />
der Zähne bei Ferkeln nur im Notfall.<br />
Anbindung der Sauen z. T. erlaubt.<br />
Ebenfalls zulässig ist das Abschleifen<br />
der Zähne und Kupieren des hinteren<br />
Schwanzteils.<br />
Es soll eine Mutter-Kind-Beziehung ermöglicht werden.<br />
Amputationen werden generell abgelehnt und sind nur<br />
im Notfall zulässig, z. B. wenn die Ferkel aggressiv sind<br />
und das Gesäuge verbeißen.<br />
Raufutter: Für Mast- und Zuchtschweine<br />
vorgeschrieben.<br />
Raufutter: Für Mast- und Zuchtschweine<br />
nicht vorgeschrieben.<br />
Raufutter sättigt die Tiere, erfüllt deren Erkundungsdrang<br />
und führt zu einem langsameren Wachstum.<br />
Gruppenhaltung: Für Sauen vorgeschrieben.<br />
Gruppenhaltung: Einzelhaltung<br />
aggressiver Sauen möglich, wenn sie<br />
täglich freie Bewegung haben.<br />
Schweine sind Gruppentiere, die den Kontakt zu Artgenossen<br />
benötigen.<br />
Ferkel bekommen mind. 40 Tage natürliche<br />
Milch von der Muttersau.<br />
Ferkel dürfen bereits nach 21 Tagen<br />
von der Sau getrennt werden.<br />
Die Milch ist das natürlichste Futtermittel und erfüllt<br />
den Nährstoffbedarf der Ferkel am Besten.<br />
*(Beispiel Schweinehaltungs-Verordnung Schleswig-Holstein)<br />
Bio-Schwein 7
Bio-Masthuhn<br />
Frischluftkur: Sandbad als Standard<br />
Foto: robert´s<br />
Biomasthühner leben in abwechslungsreichen<br />
Stallanlagen mit Sitzstangen und<br />
Sandbad. Mindestens ein Drittel der Stallfläche<br />
muss eingestreut sein, um den Tieren<br />
das Scharren zu ermöglichen. Im Vergleich<br />
zu ihren konventionellen Artgenossen<br />
haben sie allein im Stall <strong>–</strong> ohne Berücksichtigung<br />
des Grünauslaufs <strong>–</strong> fast doppelt so<br />
viel Platz. Für <strong>Bioland</strong>-Hühner gibt es<br />
zusätzlich einen Wintergarten. Dort können<br />
sie im Sand nach Körnern picken, ihr Gefieder<br />
mit einem Staubbad pflegen oder in der<br />
Sonne baden. Selbst Schmuddelwetter hält<br />
die Tiere nicht davon ab, sich regelmäßig<br />
draußen zu beschäftigen und frische Luft zu<br />
schnappen. Dies stärkt ihre Abwehrkräfte.<br />
Biofutter: Engpass beim Eiweiß<br />
Die Biohuhnmast erfordert ein besonderes<br />
Know-how, denn die Tiere brauchen neben<br />
viel Betreuung in erster Linie Futter in Top-<br />
Qualität. Das Futter besteht vor allem aus<br />
Getreide, Eiweißpflanzen wie Erbsen und<br />
Raps oder Sonnenblumen in Bioqualität.<br />
Turbofutter mit Wachstumsförderern, gentechnisch<br />
veränderte Futtermittel, künstliche<br />
Aminosäuren, Fischmehl oder synthetische<br />
Eierdotterfarbstoffe (für Legehennen)<br />
sind verboten. Damit die Tiere ausreichend<br />
wachsen, benötigen sie hochwertiges<br />
Eiweiß, z. B. Kartoffeleiweiß oder Maiskleber.<br />
Aufgrund nicht ausreichender Mengen<br />
dieser Eiweißquellen in Bioqualität dürfen<br />
Biobetriebe bis zu 15 % (bis Ende 2007)<br />
bzw. 10 % (bis Ende 2009) konventionelle<br />
Eiweißfuttermittel verfüttern (bei <strong>Bioland</strong><br />
ausschließlich konventionelles Kartoffeleiweiß<br />
oder konventionellen Maiskleber). Es<br />
gilt für die Biobetriebe daher, weitere<br />
Eiweißquellen biologischer Herkunft zu finden<br />
bzw. zu entwickeln.<br />
Zuchtherausforderung: Mast ohne<br />
Hast<br />
Biomasthühner haben Zeit zum Wachsen.<br />
So währt ein durchschnittliches Biohühnerleben<br />
70 bis 90 Tage <strong>–</strong> in konventionellen<br />
Mastbetrieben hingegen nur 35 Tage. In der<br />
Geflügelzucht dominieren weltweit wenige<br />
Unternehmen, die fast ausschließlich<br />
schnell wachsende „Hochleistungstiere“<br />
anbieten. In der ökologischen Hähnchenmast<br />
werden langsam wachsende Tiere eingesetzt,<br />
deren Wachstum an die extensive<br />
Biofütterung angepasst ist. Die Biohuhnhalter<br />
haben erste eigene Zuchtansätze<br />
gestartet und setzen sich dafür ein, dass bei<br />
züchterischen Maßnahmen auch die für die<br />
ökologische Geflügelhaltung notwendigen<br />
Eigenschaften mehr Berücksichtigung finden.<br />
8 Bio-Masthuhn
Bio-Masthühnerhaltung<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Masthühnerhaltung*<br />
Tierbesatz: Max. 580 (<strong>Bioland</strong> 280) Masthühner<br />
pro Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche.<br />
Tierbesatz: Keine direkte Begrenzung,<br />
die ausgebrachte Gülle/Mistmenge<br />
pro Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche wird durch die Düngeverordnung<br />
begrenzt und damit indirekt<br />
die Tieranzahl.<br />
Mist ist ein wertvoller Dünger, solange das Verhältnis<br />
zwischen Mistaufkommen und Bedarf der angebauten<br />
Pflanzen ausgewogen ist.<br />
Herdenobergrenze: Max. 4.800 Tiere pro Stall<br />
zulässig.<br />
Keine Herdenobergrenze: 20.000 bis<br />
30.000 Tiere pro Stall üblich.<br />
Stallfläche: Max. 10 Tiere mit einem Höchstgewicht<br />
von 21 kg pro m 2 .<br />
Grünauslauf: 4 m 2 pro Tier<br />
(mit Übergangsfrist bis 2010).<br />
Stallfläche: Ca. 20 Tiere mit einem<br />
Höchstgewicht von 35 kg pro m 2 .<br />
Grünauslauf: Nicht vorgeschrieben.<br />
Überbesatz fördert Stress und Krankheiten. Der vorgeschriebene<br />
Grünauslauf und die Stallfläche begrenzen<br />
die Tieranzahl.<br />
Wintergarten: Bei <strong>Bioland</strong> überdachter<br />
Schlechtwetterauslauf von mind. 1/3 der<br />
Stallfläche vorgeschrieben.<br />
Wintergarten: Überdachter Schlechtwetterauslauf<br />
nicht vorgeschrieben.<br />
Wintergärten ermöglichen ganzjährigen Auslauf,<br />
stärken die Abwehrkraft und fördern die Vitamin-D-<br />
Bildung.<br />
Stallgestaltung: Mind. 1/3 der Stallfläche als<br />
eingestreuter Scharrraum; Sitzstangen vorgeschrieben.<br />
Stallgestaltung: Einstreu und Sitzstangen<br />
nicht vorgeschrieben.<br />
Hühner können sich arteigen verhalten und ranghöheren<br />
Tieren ausweichen. Mit Sitzstangen wird der Raum<br />
besser ausgenutzt und strukturiert.<br />
Schnäbel dürfen bei <strong>Bioland</strong> nicht beschnitten<br />
oder touchiert werden; bei sonstigen Biobetrieben<br />
nur mit Ausnahmegenehmigung.<br />
Schnäbel dürfen gekürzt oder<br />
touchiert werden.<br />
Haltungsbedingungen müssen an das Tier angepasst<br />
werden, nicht umgekehrt. Die Verletzung behindert<br />
Gefiederpflege und Futteraufnahme.<br />
Mastdauer: 70 bis 90 Tage.<br />
Mastdauer: 32 bis 56 Tage, oft nicht<br />
mehr als 35 Tage.<br />
Die Knochen können sich proportional zur Fleischzunahme<br />
entwickeln, Gelenkschäden werden vermieden.<br />
*(98% aller konventionellen Hähnchen stammen aus intensiver Bodenhaltung)<br />
Bio-Masthuhn 9
Bio-Legehenne<br />
Tiergerechtigkeit: Auslauf statt Käfig<br />
In einem mit Sitzstangen und Sandbad ausgestatteten<br />
Biolegehennenstall werden<br />
maximal 3.000 Legehennen gehalten.<br />
Foto: Ei.Q. GmbH<br />
Zudem ist ein überdachter Auslauf (Wintergarten<br />
oder Pavillon), den die Hennen ganzjährig<br />
<strong>–</strong> auch bei Schnee und Regen <strong>–</strong> nutzen<br />
können, bei <strong>Bioland</strong> Standard. In Stallnähe<br />
werden häufig Rindenmulch oder<br />
Holzhackschnitzel ausgeschüttet und regelmäßig<br />
ausgetauscht, damit der Boden dort<br />
nicht überstrapaziert und übermäßig mit<br />
Nährstoffen belastet wird. Anschließend<br />
werden Rindenmulch und Hackschnitzel auf<br />
den Feldern als Dünger ausgebracht.<br />
Bäume und Sträucher bieten Schatten und<br />
Sichtschutz vor Feinden. Sie motivieren die<br />
Tiere, den gesamten Auslauf möglichst<br />
gleichmäßig zu nutzen. Dadurch verteilt<br />
sich mit dem Kot anfallendes Nitrat besser<br />
auf die gesamte Fläche und kann von den<br />
Pflanzen als Nährstoff aufgenommen werden.<br />
Das Grundwasser wird deutlich weniger<br />
mit Nitrat belastet. Bei abwechselnder<br />
Nutzung mehrerer Ausläufe <strong>–</strong> häufig weit<br />
mehr als die geforderten 4 m 2 Auslauffläche<br />
pro Henne <strong>–</strong> können sich die Flächen immer<br />
wieder regenerieren.<br />
Herausforderung: Neue Hühnerrassen<br />
gesucht<br />
Für die Hähnchenmast und die Legehennenhaltung<br />
gibt es jeweils spezielle Zuchtlinien<br />
(Hennen, die genügend Eier legen,<br />
und Masthühner, die genug Fleisch ansetzen).<br />
Das bedeutet, dass männliche Tiere<br />
aus der Legehennenzüchtung aus wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht zur Mast geeignet<br />
sind und in den Brütereien getötet werden.<br />
Mit Unterstützung von Biobetrieben<br />
gibt es auf wissenschaftlicher Ebene verschiedene<br />
Ansätze, ein „Zweinutzungshuhn“<br />
für die Praxis zu entwickeln. Weiterhin<br />
bemühen sich einige Pioniere darum,<br />
für ihren Biobetrieb Lösungen mit alten<br />
Rassen oder Kreuzungen verschiedener<br />
Rassen zu finden. Es ist jetzt schon absehbar:<br />
Auch das gezüchtete „Zweinutzungshuhn“<br />
wird weniger Eier legen als die<br />
Hybridhenne und der Hahn wird weniger<br />
Fleisch ansetzen. Dies ist für den Bauern<br />
wirtschaftlich nur tragbar, wenn die Verbraucher<br />
den Mehraufwand und den<br />
Ertragsverlust mit deutlich höheren Preisen<br />
honorieren. Es erfordert ein Umdenken,<br />
auch bei den Biokunden.<br />
Klare Herkunft: Das Ei gibt Auskunft<br />
Die artgerechte Haltung von Hühnern liegt<br />
vielen Verbrauchern besonders am Herzen.<br />
Aus welcher Haltungsform das Ei stammt,<br />
lässt sich seit Januar 2004 EU-weit auf den<br />
ersten Blick erkennen: Die erste Ziffer, die<br />
auf jede Eierschale gedruckt wird, gibt Auskunft<br />
über die Haltungsform. Die Ziffer „0“<br />
steht für ökologischen Landbau, die „1“ für<br />
Freilandhaltung, die „2“ für Boden- und die<br />
„3“ für Käfighaltung.<br />
10 Bio-Legehenne
Bio-Legehennenhaltung<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Legehennenhaltung<br />
Tierbesatz: Max. 230 (<strong>Bioland</strong> 140) Legehennen<br />
pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.<br />
Herdenobergrenze: Max. 3.000 Tiere pro Stall<br />
zulässig.<br />
Stallfläche: Max. 6 Tiere pro m 2 Stallfläche<br />
zulässig. Zusätzlich bei <strong>Bioland</strong> ein überdachter<br />
Schlechtwetterauslauf/Wintergarten mit<br />
max. 12 Tieren pro m 2 vorgeschrieben, also<br />
insgesamt 2.500 cm 2 je Tier .<br />
Stallhaltung: Mind. 1/3 der Stallfläche als<br />
eingestreuter Scharrraum; Stall mit erhöhten<br />
Sitzstangen und Familien- oder Einzelnestern<br />
ausgestattet.<br />
Bio-Hühnerställe bieten 125 cm 2 Familiennest,<br />
555 cm 2 Einstreubereich und 18 cm Sitzstange<br />
je Tier.<br />
Tageslicht: Bei <strong>Bioland</strong> mind. 5 % der Stallgrundfläche<br />
als Fensterfläche vorgeschrieben.<br />
Grünauslauf: Mind. 4 m 2 pro Tier mit Pflanzen<br />
und Gehölzen vorgeschrieben.<br />
Schnäbel dürfen bei <strong>Bioland</strong> nicht beschnitten<br />
oder touchiert werden; bei sonstigen Biobetrieben<br />
nur mit Ausnahmegenehmigung.<br />
Synthetische Dotterfarbstoffe verboten.<br />
Tierbesatz: Max. 500 Legehennen pro<br />
Hektar bei landw. Betrieben und größere<br />
Bestände bei gewerblichen<br />
Legebatteriebetrieben.<br />
Keine Herdenobergrenze; bis zu<br />
20.000 Tiere pro Stall üblich.<br />
Stallfläche bei Kleingruppenkäfigen:<br />
Max. 12,5 Tiere je m 2 bzw. mind. 800<br />
cm 2 je Tier vorgeschrieben.<br />
Kleingruppenkäfige bieten 90 cm 2<br />
Familiennest, 90 cm 2 Einstreubereich<br />
und 15 cm Sitzstange je Tier.<br />
Tageslicht: Für Altställe nicht vorgeschrieben.<br />
Für Gebäude ab Baujahr<br />
2002 mind. 3% der Stallgrundfläche<br />
als Fensterfläche vorgeschrieben.<br />
Grünauslauf: Nicht vorgeschrieben.<br />
Bei Freilandhaltung mind. 4 m 2 pro<br />
Tier jedoch ohne Bepflanzung vorgeschrieben.<br />
Schnäbel: In der Regel beschnitten<br />
oder touchiert.<br />
Synthetische Dotterfarbstoffe zugelassen.<br />
Der Tierbesatz wird dem Futteraufkommen angepasst,<br />
die Flächen werden nicht überdüngt.<br />
Herdengröße bleibt übersichtlich; Tiere haben kurzen<br />
Weg zur Auslauffläche. Überbesatz erzeugt Stress und<br />
Krankheiten.<br />
Ruhebereiche und Ausweichmöglichkeiten vermindern<br />
Stress, die Rangordnung kann eingehalten werden.<br />
Mit dem Wintergarten bietet der <strong>Bioland</strong>-Bauer den<br />
Hennen die 3-fache überdachte Fläche gegenüber der<br />
Kleingruppenkäfighaltung.<br />
Dies ermöglicht Krallenpflege durch Scharren, Einhaltung<br />
der Rangordnung durch Sitzstangen sowie stressfreie<br />
Eiablage.<br />
Helle Ställe ermöglichen Beschäftigung der Tiere.<br />
Dies ermöglicht ganzjährigen Auslauf, fördert das<br />
Immunsystem und die Bildung von Vitamin-D.<br />
Pflanzen bieten Schatten sowie Sichtschutz vor Feinden.<br />
Keine Beeinträchtigung bei der Gefiederpflege, beim<br />
Picken nach Körnern und im Auslauf.<br />
Eine zwar hellere, aber natürliche Dotterfarbe wird<br />
durch das Karotin im Grünfutter und in Maisprodukten<br />
erreicht.<br />
Bio-Legehenne 11
Bio-Pute<br />
Haltung: Platz und viel Stange<br />
Puten regen sich schnell auf. Das zeigen<br />
Ausdrücke wie „rot wie ein Puter“ oder<br />
„puterrot“. Bioputenhalter sorgen durch viel<br />
Foto: robert´s<br />
Platz, Beschäftigung, überdachte Schlechtwetter-<br />
und Grünausläufe für Entspannung<br />
der Tiere. Sand- und Staubbäder sind möglich.<br />
Bei <strong>Bioland</strong> sind zudem Sitzstangen<br />
vorgeschrieben. Auf diesen können ranghöhere<br />
Tiere aufsitzen und die schwächeren<br />
können ausweichen. Beim Aufsitzen wird<br />
das Bauchgefieder belüftet und die Tiere<br />
leiden weniger unter Druckstellen und<br />
Feuchtigkeit an den Fußballen.<br />
Futter: Anspruchsvolle Esser<br />
Bioputen fressen biologischen Weizen, Erbsen<br />
und Ackerbohnen. Im Freien kommt<br />
noch Gras hinzu, das aufgrund seines Eisengehaltes<br />
dem Fleisch eine intensive Farbe<br />
gibt. Der hohe Bedarf am Eiweißbaustein<br />
Methionin macht Puten zu anspruchsvollen<br />
Futterverwertern. Biobetriebe dürfen kein<br />
synthetisch hergestelltes Methionin einsetzen.<br />
Bisher behelfen sie sich mit konventionellen<br />
Eiweißprodukten (bis zu 15 % bis<br />
Ende 2007 bzw. 10 % bis Ende 2009 zulässig,<br />
bei <strong>Bioland</strong> ausschließlich Maiskleber<br />
und Kartoffeleiweiß). Geeignete Futtermittelrezepturen<br />
mit reinen Biozutaten müssen<br />
weiter entwickelt werden, z. B. mit Biosoja.<br />
Rassen: Klein, aber oho<br />
Bioputenhalter bevorzugen langsam wachsende,<br />
leichte Tiere der Rassen T9 oder<br />
Bronce. Diese eignen sich für die Freilandhaltung<br />
und sind nicht auf Hochleistung<br />
gezüchtet. Dank ihres ausgewogenen Knochen-Fleisch-Verhältnisses<br />
können sie im<br />
Gegensatz zu vielen konventionellen Puten<br />
noch laufen und auf Sitzstangen auffliegen.<br />
Die Putenzüchtung liegt in der Hand von<br />
nur wenigen konventionellen Züchtern, die<br />
fast ausschließlich Mehrrassenkreuzungen<br />
(Hybridputen) erzeugen. Eine Nachzucht<br />
mit Hybridputen ist aufgrund ihrer Genetik<br />
nicht möglich. Für die Züchter zählt allein<br />
die Fleischleistung; die für Biohalter wichtigen<br />
Eigenschaften wie Auslauftauglichkeit<br />
oder Krankheitsresistenz werden vernachlässigt.<br />
Biobetriebe arbeiten daran, eigene<br />
Zuchtlinien zu entwickeln und ihr Knowhow<br />
in der Brut und Aufzucht zu vertiefen.<br />
Foto: R. Alsfeld<br />
12 Bio-Pute
Bio-Putenhaltung Konventionelle Putenhaltung* Darum handelt der Biobauer so<br />
Grünauslauf: Mind. 10 m 2 , bei <strong>Bioland</strong> zusätzlich<br />
überdachter Schlechtwetterauslauf/<br />
Wintergarten.<br />
Grünauslauf: Nicht vorgeschrieben.<br />
Mehr Bewegungsfläche ermöglicht arteigenes Verhalten,<br />
Stärkung des Immunsystems durch Witterungseinflüsse<br />
und Bildung von Vitamin-D.<br />
Fensterfläche: Mind. 5 % der Stallgrundfläche.<br />
Fensterfläche: Mind. 3 % der Stallgrundfläche.<br />
Tiere können sich in hellen Ställen beschäftigen. Dunkle<br />
Ställe halten die Tiere ruhig, sie finden lediglich Wasser<br />
und Futter.<br />
Herdenobergrenze: Max. 2.500 Puten pro<br />
Stall; Stallfläche: Höchstens 12 Hähne oder<br />
15 Hennen auf 10 m 2 .<br />
Gesamtstallfläche: Bis 1.600 m 2 in einem<br />
Betrieb.<br />
Keine Herdenobergrenze<br />
Stallfläche: Höchstens 29 Hähne<br />
oder 35 Hennen auf 10 m 2 .<br />
Gesamtstallfläche: Unbegrenzt.<br />
Eine zu hohe Tierdichte fördert Stress und Krankheiten.<br />
Der vorgeschriebene Grünauslauf und die Stallfläche<br />
begrenzen die Tieranzahl.<br />
Sitzstangen bei <strong>Bioland</strong> vorgeschrieben.<br />
Sitzstangen nicht vorgeschrieben.<br />
Sitzstangen tragen zu einer besseren Raumausnutzung<br />
und vielseitigen Struktur bei. Rangunterschiedliche<br />
Tiere können besser voreinander ausweichen.<br />
Künstliche Aminosäuren: Verboten.<br />
Künstliche Aminosäuren: Erlaubt.<br />
Der Biobauer setzt auf natürliches Eiweißfutter.<br />
Schlachtalter: Frühestens nach 20 Wochen.<br />
Schlachtgewicht: 9 bis12 kg (Henne) bzw.<br />
14 bis 18 kg (Hahn).<br />
Schlachtalter: Nicht vorgeschrieben,<br />
14 bis16 Wochen (Hennen) und<br />
18 bis 20 Wochen (Hähne) üblich.<br />
Schlachtgewicht: 10 bis 15 kg<br />
(Henne) und 20 bis 22 kg (Hahn).<br />
Gesunde, langsam wachsende Rassen haben bessere<br />
Fleischqualität und benötigen weniger Medikamente.<br />
Schnäbel: Dürfen bei <strong>Bioland</strong> nicht beschnitten<br />
oder touchiert werden; bei sonstigen Biobetrieben<br />
nur mit Ausnahmegenehmigung.<br />
Schnäbel: Dürfen beschnitten oder<br />
touchiert werden.<br />
Haltungsbedingungen müssen an das Tier angepasst<br />
werden, nicht umgekehrt. Keine Behinderung bei der<br />
Gefiederpflege und der Futteraufnahme.<br />
*(Orientierung an der „Freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ der Landwirtschaftsministerien, Geflügelwirtschaftsverbände und Tierschutzverbände)<br />
Bio-Pute 13
Bio-Ente & Bio-Gans<br />
Gut bebrütet: Ist wie gut behütet<br />
Küken von Enten und Gänsen (Gössel) werden<br />
rund 30 Tage im Brutschrank bebrütet.<br />
Hierbei werden die Eier zweimal täglich mit<br />
kaltem Wasser abgekühlt <strong>–</strong> dies ist für die<br />
Embryonen im Ei lebensnotwendig. In der<br />
freien Natur verlässt das brütende Tier<br />
schließlich auch mehrmals am Tag das Nest.<br />
Futter: Grünzeug samt Schnecke<br />
Foto: W. Wenzel<br />
Gänse sind Pflanzenfresser; sie suchen ihr<br />
Futter hauptsächlich an Land. Sie können<br />
täglich bis zu einem Kilogramm Gras fressen.<br />
In der Aufzuchtphase und wenn nicht<br />
genug „Grünzeug“ vorhanden ist, wird die<br />
tägliche Ration bei Gänsen und Enten mit<br />
Hafer, Erbsen und Bohnen in Bioqualität<br />
ergänzt, die überwiegend vom eigenen Hof<br />
kommen. Zugekaufte Futtermittel stammen<br />
bei <strong>Bioland</strong> immer von Futtermühlen, die<br />
ausschließlich Bioerzeugnisse verarbeiten.<br />
Im Gegensatz zu den „vegetarischen“ Gänsen<br />
suchen Enten ihre Umgebung nach<br />
Kaulquappen, Insekten, Käfern und Schnecken<br />
ab. Enten gehen bei ihrer Futtersuche<br />
auch gerne mal ins Wasser. Regelmäßiger<br />
Wechsel der Auslauffläche verhindert zu<br />
starke Nährstoffeinträge aus dem Kot der<br />
Tiere in den Boden sowie eine Belastung<br />
des Grundwassers.<br />
Haltung: Wohltuendes Nass und<br />
Bewegung<br />
Baden und Gründeln kostet Zeit, die sich<br />
Biogänse und Bioenten nehmen können.<br />
Denn schnelles Erreichen des Schlachtgewichtes<br />
ist nicht oberstes Ziel des Biobauern.<br />
So beträgt das Mindestschlachtalter<br />
bei Biogänsen 20 Wochen und bei Bioenten<br />
ca. 13 Wochen. Zum Vergleich: Enten und<br />
Gänse aus intensiver konventioneller Mast<br />
werden nach rund acht bis zehn Wochen<br />
geschlachtet.<br />
Foto: W. Wenzel<br />
„Auf dem Trockenen sitzen“ brauchen <strong>Bioland</strong>-Gänse<br />
und <strong>Bioland</strong>-Enten nicht. Bei<br />
<strong>Bioland</strong> haben sie stets Zugang zu einer<br />
Wasserstelle. Dabei besteht jedoch ein Konflikt<br />
zwischen Natur- und Umweltschutz<br />
und artgerechter Haltung auf der anderen<br />
Seite. Natürliche Gewässer sollten von<br />
Nutztieren wegen der möglichen Eutrophierungsgefahr<br />
nicht genutzt werden und<br />
künstliche Wasserstellen sind häufig mit<br />
Hygieneproblemen verbunden. Wichtig ist<br />
daher die regelmäßige Speisung dieser<br />
Wasserstellen mit Frischwasser.<br />
14 Bio-Ente & Bio-Gans
Bio-Enten- & Bio-Gänsehaltung<br />
Konventionelle Enten- &<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Gänsehaltung*<br />
Tierbesatz: Bei <strong>Bioland</strong> max. 210 Enten bzw.<br />
280 Gänse je Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche und Jahr.<br />
Tierbesatz: Keine direkte Begrenzung,<br />
die ausgebrachte Gülle/Mistmenge<br />
pro Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche wird durch die Düngeverordnung<br />
begrenzt und damit indirekt<br />
die Tieranzahl.<br />
Es werden nur so viele Tiere gehalten, dass die Flächen<br />
nicht überdüngt werden können. Bei geringem Tierbesatz<br />
ist Mist ein wertvoller Rohstoff und kein Entsorgungsproblem.<br />
Tierbegrenzung im Stall: Max. 4.000 weibliche<br />
Flug- oder Pekingenten, 3.200 männliche<br />
Flug- oder Pekingenten, 2.500 Gänse pro<br />
Stall.<br />
Tierbegrenzung im Stall:<br />
Keine Vorgaben.<br />
Hohe Besatzdichten erhöhen die Krankheitsanfälligkeit<br />
und verursachen Stress.<br />
Grünauslauf: 3,5 m 2 pro Ente (bei <strong>Bioland</strong>:<br />
4,5 m 2 ) und 15 m 2 pro Gans vorgeschrieben;<br />
bei <strong>Bioland</strong> ein überdachter Außenbereich<br />
empfohlen.<br />
Auslauf: Nicht vorgeschrieben.<br />
Die Tiere benötigen für ihre Entwicklung ausreichend<br />
Auslauf. Im Grünauslauf können sie auf natürliche<br />
Weise Futter suchen.<br />
Einstreu: Mind. 1/3 der Stallfläche ist<br />
eingestreut.<br />
Einstreu: Nicht vorgeschrieben.<br />
Einstreu ermöglicht Scharren, das zur natürlichen<br />
Lebensweise der Tiere gehört.<br />
Zugang zu einer Wasserstelle: Bei <strong>Bioland</strong><br />
vorgeschrieben, EG-Öko-Verordnung<br />
ermöglicht bis 2010 eine Übergangsfrist.<br />
Zugang zu einer Wasserstelle: Nicht<br />
vorgeschrieben.<br />
Gänse und Enten sind Wassergeflügel. In der Wasserstelle<br />
können die Tiere baden und sich abkühlen.<br />
Tageslicht im Stall: Mindestfensterflächen<br />
vorgeschrieben, Tageslänge darf auf max.<br />
16 Stunden mit Kunstlicht verlängert werden.<br />
Tageslicht im Stall: Keine Vorgaben.<br />
Niedersachsen und Brandenburg<br />
regeln den Tag- und Nachtrhythmus<br />
und den Tageslichteinfall.<br />
Für einen natürlichen Tag/ Nachtrhythmus sind mind.<br />
8 Stunden ohne Licht nötig, die die Tiere als Ruhezeit<br />
benötigen.<br />
*(intensive Bodenhaltung)<br />
Bio-Ente & Bio-Gans 15
Bio-Ziege & Bio-Schaf<br />
Lebensraum: Von satten Wiesen bis<br />
hin zu kargen Flächen<br />
Je nach Schafsrasse unterscheiden sich der<br />
Futterbedarf und die Haltungsform erheblich.<br />
Milchrassen werden im Gegensatz zu<br />
Landschaftsrassen intensiver gehalten.<br />
Foto: <strong>Bioland</strong>-Verlags GmbH<br />
Neben Schafen werden auch Ziegen gerne<br />
in der Landschaftspflege eingesetzt. Die<br />
kleinen Wiederkäuer schützen Trockenrasen,<br />
Moor- oder Heideflächen vor Verbuschung<br />
und erhalten so Orchideen und<br />
andere schützenswerte Pflanzen. Zudem<br />
lässt man Schafe auf Deichen weiden, um<br />
diese zu erhalten. Ziegen kommen nicht nur<br />
auf satten Wiesen, sondern auch auf kargen<br />
Flächen zurecht. Selbst verholzte Pflanzenteile<br />
wie Blätter, Baumrinden oder Zweige<br />
werden von ihnen nicht verschmäht. Im<br />
Gegensatz dazu ist für Milchziegen, die,<br />
bezogen auf ihre Körpergröße, eine enorme<br />
Leistung vollbringen, nur bestes energiereiches<br />
Futter gut genug.<br />
Auslauf: Toben erlaubt<br />
Biobetriebe halten Ziegen und Schafe ausnahmslos<br />
in Laufställen: Üppig mit Stroh<br />
eingestreute Liegeflächen, ein eigener Fressplatz<br />
für jedes Tier und ausreichend Platz<br />
verstehen sich von selbst. Daneben haben<br />
die Tiere Anspruch auf reichlich Bewegung<br />
in frischer Luft. Mit dem Beginn der Vegetationszeit<br />
im April erhalten sie täglich<br />
Weidegang. Befestigte Laufhöfe können<br />
fehlende oder zu weit entfernte Weiden<br />
ersetzen. Dort können die Tiere nach Belieben<br />
laufen und toben. Zum Klettern und<br />
Springen sind die Laufhöfe der Ziegen vielfach<br />
mit Steinen, Felsen, Baumstämmen<br />
oder Balken ausgestattet. Aufgrund ihres<br />
lebhaften Naturells rangeln die Ziegen<br />
gerne miteinander. Die Ziegenhalter sorgen<br />
daher für abwechslungsreiche Haltungsbedingungen<br />
mit viel Licht und Luft und<br />
abwechslungsreiches Futter. Die Neugierde<br />
der Ziegen wird durch gute Zäune<br />
gebremst.<br />
Foto: A. Stünke<br />
Besonderheiten: Käse und Fleisch<br />
Durch moderne Melktechniken ist der charakteristische<br />
„bockige“ Geschmack von<br />
Ziegenmilch längst überwunden. So werden<br />
Ziegen- und Schafmilchprodukte immer<br />
beliebter und gehören heute zu jeder Gourmetküche.<br />
Ein weiterer wirtschaftlicher<br />
Aspekt ist die Vermarktung des Ziegen- und<br />
Schaffleischs, welches jedoch mit Billigimporten,<br />
z. B. aus Neuseeland, konkurriert.<br />
Denn jedes zweite geborene Lamm oder<br />
Kitz ist männlich und somit Fleischlieferant.<br />
16 Bio-Ziege & Bio-Schaf
Bio-Ziegen- & Bio-Schafhaltung<br />
Konventionelle Ziegen- &<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Schafhaltung<br />
Futter: Bei <strong>Bioland</strong> mind. 50 % vom eigenen<br />
Betrieb und nur Biofutter zulässig. Wanderschäfer<br />
dürfen ihre Tiere jedoch zu 5 % auf<br />
konventionellen Flächen grasen lassen.<br />
Futter: Keine Vorgaben zur Herkunft.<br />
Ziel ist ein hofeigener Nährstoffkreislauf - vom Futteranbau<br />
bis zur Mistverwertung.<br />
Aufzucht: Ziegenkitze/Lämmer von Fleischrassen<br />
werden an der Mutter großgezogen, Lämmer/Kitze<br />
von Milchschafen/-ziegen werden<br />
mind. 45 Tage mit Biomilchpulver oder Biokuhmilch<br />
über Nuckeleimer getränkt.<br />
Aufzucht: Lämmer/Kitze von Milchschafen/-ziegen<br />
werden mit konventionellen<br />
Milchaustauschern<br />
getränkt, bereits nach 25 Tagen<br />
Futterumstellung auf Heu und Hafer.<br />
Die Aufzucht mit milchfremden Stoffen ist unnatürlich.<br />
Fütterung: Ganzjährig nur mit Grassilage<br />
unzulässig, im Sommer frisches Gras/<br />
Weidegang, im Winter Heu oder Silage.<br />
Fütterung: Ganzjährig nur mit Grassilage<br />
zulässig, Grünfutter ist nicht<br />
vorgeschrieben, jedoch meist üblich.<br />
Grünfutter ist die natürlichste Futterform, die von den<br />
Tieren direkt verwertet werden kann. Grassilage wird<br />
energieaufwändig erzeugt.<br />
Tierbesatz: 13,3 Mutterschafe/-ziegen je<br />
Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und<br />
Jahr.<br />
Tierbesatz: Keine direkte Begrenzung,<br />
die ausgebrachte Gülle/Mistmenge<br />
pro Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche wird durch die Düngeverordnung<br />
begrenzt und damit indirekt<br />
die Tieranzahl.<br />
Mist ist ein wertvoller Dünger, solange das Aufkommen<br />
im ausgewogenen Verhältnis zu den angebauten Pflanzen<br />
steht.<br />
Enthornung: Ausschließlich mit Brennstab.<br />
Enthornung: Mit Brennstab oder<br />
Ätzstift erlaubt.<br />
Nach Brennstab-Enthornung verheilt die Wunde<br />
schneller.<br />
Bio-Ziege & Bio-Schaf 17
Bio-Damwild<br />
Alternative: Gehege statt Treibjagden<br />
Wildfleisch wird meist energieaufwändig<br />
aus Neuseeland importiert und stammt aus<br />
intensiver Tierhaltung. Die Tiere wurden<br />
Foto: P. Meyer, aid<br />
unter ähnlich großem Stress auf Schlachthöfen<br />
getötet wie das auf Treibjagden<br />
erlegte Wild. Stress mindert die Fleischqualität.<br />
Die Aufzucht von Dam- und Rotwild<br />
auf landwirtschaftlichen Betrieben ist eine<br />
Alternative hierzu, bisher jedoch wenig<br />
geregelt. <strong>Bioland</strong> stellt mit eigenen Richtlinien<br />
für die Biowildhaltung Qualität und<br />
umfangreiche Biokontrollen sicher. Dies<br />
beinhaltet auch die stressfreie Tötung<br />
durch einen gezielten Schuss im Gehege,<br />
also in der gewohnten Umgebung. Die<br />
Fleischqualität ist zudem aufgrund des<br />
konstanten Futterangebotes besser als die<br />
der Wildgenossen. Aufgrund der ganzjährigen<br />
Freilandhaltung behält Biodamwild seinen<br />
typischen Wildgeschmack.<br />
Wild: Nicht immer wild<br />
Um die Wildtiere landwirtschaftlich halten<br />
zu können, ahmt der Bauer die Bedingungen<br />
der freien Wildbahn nach. Er nutzt<br />
brach liegende Wiesen und Weiden, ohne<br />
sie <strong>–</strong> wie bei intensiver Tierhaltung <strong>–</strong> zu<br />
schädigen. Ideal ist eine vielfältige Landschaft<br />
mit Freiflächen, Hecken und Baumgruppen.<br />
<strong>Bioland</strong>-Wildgehege bieten den<br />
Tieren zusätzlich Versteckplätze für ihre<br />
Kälber und Witterungsschutz. Wald suchen<br />
die Tiere nur bei Gefahr auf, er ist daher<br />
entbehrlich. Pro Hektar werden bei <strong>Bioland</strong><br />
nur sieben Muttertiere mit Hirsch und<br />
Nachwuchs gehalten. So kann das Damwild<br />
sein arteigenes (Flucht-)Verhalten ausleben.<br />
Zudem reicht ihr Kot zur Düngung der Weidefläche<br />
aus, ohne den Boden auszulaugen<br />
oder zu überdüngen.<br />
Biogehege: Auslauf und Futterfläche<br />
Damwild ernährt sich von April bis November<br />
nur von der Weide. Im Winter erhält es<br />
zusätzlich Heu oder Gras- und Maissilage<br />
aus ökologischer Erzeugung sowie Kastanien<br />
und Eicheln. Krankheitserreger haben<br />
bei Damwild schlechte Karten. Anfällig sind<br />
die Tiere lediglich für verschiedene Magen-<br />
Darm-Würmer, die insbesonders bei Jungtieren<br />
Stoffwechselstörungen auslösen<br />
können. Durch den niedrigen Tierbesatz im<br />
Biogehege und gezielten Wechsel der Weideflächen<br />
kontrolliert der Biobauer Parasiten.<br />
Zu den Herausforderungen gehört die<br />
Erforschung des Sozialverhaltens von Damund<br />
Rotwild im Großrudel, um die Haltungsbedingungen<br />
noch besser an die<br />
Bedürfnisse der Tiere anpassen zu können.<br />
18 Bio-Damwild
Bio-Damwildhaltung*<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Damwildhaltung<br />
Gehegegröße: Bei <strong>Bioland</strong> mind. 3 Hektar.<br />
Gehegegröße: In der Regel 1 Hektar.<br />
Er schafft für die Tiere Rückzugsmöglichkeiten mit<br />
einer angemessenen Fluchtdistanz zum Menschen<br />
(Wildtiere!).<br />
Mindestrudelgröße: Bei <strong>Bioland</strong> 5 Tiere<br />
(4 weibliche und 1 Hirsch).<br />
Mindestrudelgröße: Keine Anforderungen<br />
vorgeschrieben.<br />
Er stellt in Anlehnung an die Lebensgewohnheiten in<br />
freier Wildbahn ein Rudel zusammen.<br />
Bestandsdichte: Pro Hektar max. 7 Muttertiere<br />
(jeweils mit Kalb und Jährling). Auf<br />
einen Hirsch kommen bis zu 30 weibliche<br />
Tiere.<br />
Bestandsdichte: Je nach Bundesland<br />
pro Hektar bis zu 12 Muttertiere<br />
(jeweils mit Kalb und Jährling) zulässig.<br />
Auf einen Hirsch kommen bis<br />
zu 30 weibliche Tiere.<br />
Sozialstress durch Überbesatz soll vermieden werden,<br />
die Grasnarbe vor Überbelastung bewahrt und überhöhte<br />
Nährstoffeinträge in den Boden durch Ausscheidungen<br />
verhindert werden.<br />
Gehege: Müssen Versteckplätze für Kälber<br />
und Witterungsschutz bieten.<br />
Gehege: Versteckplätze sind Voraussetzung<br />
für die Zulassung von Gehegen.<br />
Die Tiere sollen sich durch Rückzugsmöglichkeiten<br />
sicher fühlen.<br />
Futter: Stammt überwiegend aus dem eigenen<br />
Betrieb (aus der ganzjährigen Weidehaltung).<br />
Es dürfen nur Biofutter sowie bis zu 10%<br />
Eicheln und Kastanien verfüttert werden.<br />
Futter: Keine eigene Futtererzeugung<br />
vorgeschrieben.<br />
Es wird ein geschlossener Nährstoffkreislauf angestrebt<br />
und ein Überbesatz vermieden, da nur so viele Tiere<br />
gehalten werden, wie die Fläche wirklich ernähren<br />
kann.<br />
*(Beispiel: <strong>Bioland</strong>-Richtlinien. EG-Öko-VO regelt die Damwildhaltung bisher nicht.)<br />
Bio-Damwild 19
Bio-Karpfen<br />
Foto: S. Zienert<br />
Selbstversorger: Der Teich als<br />
Futterproduzent<br />
Biofischwirte achten auf niedrige Besatzdichten,<br />
um Gesundheits- und Umweltprobleme<br />
durch die Ausscheidungen der Karpfen<br />
zu vermeiden. Andererseits bilden die<br />
Ausscheidungen der Fische die Grundlage<br />
für das Wachstum von Plankton, Algen und<br />
Wasserpflanzen, aber auch kleiner Fische,<br />
Krebse und Insektenlarven. Eine mineralische<br />
Düngung der Teiche ist nicht zugelassen.<br />
Der natürliche Bewuchs ist im Sommer<br />
die Futtergrundlage der Karpfen. Jungkarpfen<br />
haben einen erhöhten Eiweißbedarf und<br />
erhalten kurzfristig zusätzlich pflanzliche<br />
Futtermittel. Bei Bedarf ergänzen die Bioteichwirte<br />
das natürliche Futter mit Biofuttermitteln<br />
wie Roggen, Weizen oder Lupinen.<br />
Konventionelles Sojaschrot sowie synthetische<br />
Farb- und sonstige Zusatzstoffe<br />
lehnen sie ab; Fischmehl und Fischöl sind<br />
bei <strong>Bioland</strong> ohnehin verboten. Forellenhaltung,<br />
in der tierisches Eiweiß benötigt wird<br />
(Forellen sind Raubtiere), ist daher nach<br />
<strong>Bioland</strong>-Richtlinien nicht möglich.<br />
Biotope handgemacht: Schutzzone<br />
Karpfenteich<br />
Biokarpfen werden in natürlichen oder<br />
naturnah belassenen Teichen gehalten, die<br />
nicht mit Folien abgedichtet sind. So können<br />
die Tiere auf lockerem Bodengrund ungehindert<br />
wühlen und Futter suchen. Die Bioanbauverbände<br />
schreiben vor, dass mindestens<br />
20 % des Ufersaumes als Verlandungs-<br />
und Röhrichtzone erhalten bleiben.<br />
Diese Bereiche werden beispielsweise von<br />
Rohrsängern und Amphibien als Brut- und<br />
Rückzugsgebiete genutzt. Eisvögel und<br />
Adler gehen hier gerne auf die Jagd.<br />
Gute Aussichten: Marktnische<br />
Bio-Karpfen<br />
Bioaquakultur ist bisher nur durch die<br />
Richtlinien der Bioanbauverbände geregelt;<br />
ab 2009 sind Vorgaben im Zusammenhang<br />
mit der Novellierung der EG-Öko-Verordnung<br />
zu erwarten. Zur Nachzucht dürfen<br />
nur natürliche Verfahren angewendet werden;<br />
die Jungfische sollen möglichst von<br />
Biobetrieben stammen. Bislang fehlt es<br />
allerdings an spezialisierten Biozuchtbetrieben;<br />
das Angebot an Jungfischen ist<br />
noch gering. Zukünftig müssen daher weitere<br />
Zuchtbetriebe für eine Umstellung<br />
gewonnen, Futterrationen optimiert und<br />
neue ökologische Eiweißquellen für die<br />
Jungfische erschlossen werden. So kann die<br />
Bioaquakultur helfen, die überfischten<br />
Meere zu entlasten und ein ausreichendes<br />
Fischangebot zu erhalten.<br />
20 Bio-Karpfen
Bio-Karpfenhaltung*<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Karpfenhaltung<br />
Teichanlage: Die Karpfen werden in natürlichen<br />
oder naturnahen Erdteichen gehalten.<br />
Mind. 20 % des Ufersaumes müssen<br />
Verlandungs- und Röhrichtzone sein.<br />
Teichanlage: Künstliche Behälter wie<br />
Betonbecken und das Einziehen von<br />
Folien sind zulässig, überwiegend<br />
extensive Haltung mit Naturteichen.<br />
Damit schafft der Teichwirt Rückzugs- und Brutmöglichkeiten<br />
für seltene oder bedrohte Vogelarten und reduziert<br />
den Eingriff in den Naturhaushalt.<br />
Teichanlage: Ausschließlich organische<br />
Düngung zur Anregung der natürlichen<br />
Produktivität der Teiche.<br />
Teichanlage: Chemisch-synthetische<br />
Düngemittel sind zulässig.<br />
Vermeidung einseitiger Nährstoffeinträge. Die Nährstoffe<br />
werden bedarfsgerecht freigesetzt; das ökologische<br />
Gleichgewicht im Teich bleibt erhalten.<br />
Besatzdichte: Max. 3.000 einsömmerige bzw.<br />
600 zweisömmerige Karpfen dürfen pro<br />
Hektar Teichfläche gehalten werden.<br />
Besatzdichte: Keine Begrenzung. In<br />
intensiven Teichanlagen werden bis<br />
zu 50.000 einsömmerige bzw. 4.000<br />
zweisömmerige Karpfen pro Hektar<br />
Teichfläche gehalten.<br />
Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Karpfen<br />
aus. Der Parasitenbefall ist niedriger.<br />
Teichbelüftung nur in Ausnahmefällen.<br />
Teichbelüftung in Intensivteichen<br />
üblich.<br />
Ein niedriger Fischbesatz und der Verzicht auf Mineraldünger<br />
erhalten den Sauerstoff im Teich.<br />
Fütterung: Das Nahrungsaufkommen des<br />
Teiches ist Futtergrundlage. Pflanzliche Biofuttermittel<br />
werden lediglich ergänzend zugefüttert.<br />
Fütterung: Die Fütterung basiert in<br />
intensiven Systemen auf Alleinfutter<br />
mit Anteilen von Fischmehl, Fischöl<br />
oder Sojaschrot und -öl. Futtermittel<br />
aus GVO sind zulässig.<br />
Die Karpfen sollen naturgemäß gefüttert werden.<br />
Zucht/Jungfische: Jungfische werden <strong>–</strong> soweit<br />
verfügbar <strong>–</strong> aus Bioproduktion zugekauft.<br />
Hormoneinsatz ist unzulässig.<br />
Zucht/Jungfische: Spezialisierte<br />
Zuchtbetriebe arbeiten teilweise mit<br />
Hormoneinsatz.<br />
Der biologische Gedanke wird konsequent verfolgt und<br />
Jungfische werden vom ersten Tag an artgemäß gefüttert.<br />
*(Beispiel: <strong>Bioland</strong>-Richtlinien. EG-Öko-VO regelt die Aquakultur bisher nicht.)<br />
Bio-Karpfen 21
Bio-Kaninchen<br />
Kaninchen: Rechtlose Fellträger<br />
Foto: A. Last<br />
Kaninchen genießen wenig Schutz: Es gibt<br />
kaum rechtliche Vorgaben und bedeutende<br />
Forschungsprojekte zu ihrer Haltung. <strong>Bioland</strong><br />
hat mit seinen Richtlinien Grundlagen<br />
für die biologische Kaninchenhaltung<br />
geschaffen: Als Fluchttiere sind sie von<br />
Natur aus „Angsthasen“, die <strong>–</strong> sobald ein<br />
Feind auftaucht <strong>–</strong> die Flucht ergreifen und<br />
sich im Bau verstecken. In der heute<br />
üblichen Käfighaltung, die der Hühnerkäfighaltung<br />
ähnelt, wird jede Fluchtmöglichkeit<br />
vereitelt. Das verursacht den Tieren<br />
Dauerstress. Bei <strong>Bioland</strong> hingegen ist Käfighaltung<br />
tabu: <strong>Bioland</strong>-Kaninchen werden<br />
auf der Weide (Weide/Freilandhaltung), im<br />
Weidegehege oder im Stall gehalten.<br />
Komfort: Licht, Raum und<br />
Abwechslung<br />
Erwerbsmäßige <strong>Bioland</strong>-Kaninchenhalter<br />
sorgen für helle geräumige Ställe mit guter<br />
Belüftung. Die Rassenvielfalt bei den Kaninchen<br />
ist enorm. Hinsichtlich Größe, Gewicht<br />
und Platzbedarf gibt es daher große Unterschiede.<br />
Um dem gerecht zu werden, dürfen<br />
bei <strong>Bioland</strong> nur so viele Tiere pro Quadratmeter<br />
gehalten werden, dass sie ein<br />
Gesamtgewicht von 20 kg nicht überschreiten.<br />
Eine Stallhöhe von mindestens 60 cm<br />
erlaubt den Tieren Haken zu schlagen;<br />
unterschiedliche Bodenbeschaffenheit bietet<br />
Abwechslung, Röhren und erhöhte Liegeflächen<br />
bieten außerdem Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten.<br />
Die Tiere haben freien<br />
Zugang zum Futter und können sich draußen<br />
frei bewegen. Als Auslauffläche steht<br />
ihnen ein großzügig bemessener Wintergarten<br />
zur Verfügung. Bei <strong>Bioland</strong> werden die<br />
geselligen Kaninchen in Gruppen gehalten.<br />
Da eine zu hohe Besatzdichte Stress und<br />
Streit verursacht, dürfen die Gruppen<br />
jedoch 48 Tiere nicht überschreiten.<br />
Freilandhaltung: Gesundheit und<br />
Wohlergehen<br />
Kaninchen sind anfällig für Infektionskrankheiten,<br />
die meist seuchenartig verlaufen.<br />
Nur äußerste Sauberkeit und Hygiene<br />
in der Haltung, abwechslungsreiche und<br />
artgerechte Fütterung sowie der Einsatz<br />
robuster Kaninchenrassen gewähren<br />
Schutz. Die Freilandhaltung bietet die<br />
Chance, durch häufigen Weidewechsel und<br />
lange Weideruhe das Auftreten von Krankheiten<br />
einzudämmen. Durch die UV-Strahlung<br />
der Sonne im Freiland werden einige<br />
Krankheitserreger wie Pasteurellose abgetötet.<br />
Dies gilt auch für Offenfrontställe, die<br />
das Sonnenlicht ungehindert in das Stallinnere<br />
scheinen lassen.<br />
22 Bio-Kaninchen
Bio-Kaninchenhaltung*<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Biobauer so<br />
Kaninchenhaltung<br />
Fütterung: Abwechslungsreiches Biofutter wie<br />
Gras, Heu, Grünfuttersilage, Grünmehle,<br />
zusätzlich Holz als Nagefutter.<br />
Fütterung: Überwiegend Leistungsfutter.<br />
Die Tiere können ihren Nagetrieb ausleben. Heu regt die<br />
Darmtätigkeit an; Holzgerbstoffe erhalten die Darmflora.<br />
Stall: für Masttiere und Rammler max. 20 kg<br />
Lebendgewicht pro m 2 , für säugende Zibben<br />
incl. Nachwuchs max. 10 kg Lebendgewicht<br />
pro m 2 vorgeschrieben.<br />
Stall: Kaninchenhaltung ist in engen<br />
Käfigen üblich.<br />
Die Tiere können sich artgemäß bewegen; Haken<br />
schlagen etc.<br />
Außenbereich:<br />
Wintergarten (Stallhaltung): Max. 10 kg<br />
Lebendgewicht pro m 2<br />
Weidefläche (Freilandhaltung):<br />
Max. 3,3 kg Lebendgewicht pro m 2<br />
Weidefläche (Weidegehege):<br />
Max. 10 kg Lebendgewicht pro m 2<br />
Außenbereich: Kaninchen werden in<br />
der Regel nur im Stall gehalten, ohne<br />
Auslaufmöglichkeit.<br />
Die Tiere sind draußen der Witterung ausgesetzt, leben<br />
gesünder und sind robuster. Eine großzügige Auslauffläche<br />
ermöglicht ihnen, ihr Fluchtverhalten auszuleben.<br />
Umweltreize fördern eine natürliche Entwicklung.<br />
Nestbau: Zuchttiere verfügen über ein nach<br />
dem Vorbild der Natur gestaltetes Wurfnest.<br />
Nestbau: Offenes Wurfnest üblich.<br />
Das ist wichtig, da die Zibbe nur einmal am Tag säugt<br />
und ihr Nest sorgfältig mit Heu oder Stroh verschließen<br />
kann, um ihre Jungen vor Feinden zu schützen.<br />
Gruppenhaltung: Ist vorgeschrieben, max. 40<br />
Masttiere, 5 säugende Zibben sowie bis zu 3<br />
Nachzuchtzibben sind im Stall zulässig.<br />
Gruppenhaltung: Käfighaltung in<br />
Kleingruppen ist üblich.<br />
Dies entspricht weitgehend der Gruppengröße von<br />
Wildkaninchen.<br />
*(Beispiel: <strong>Bioland</strong>-Richtlinien. EG-Öko-VO regelt die Kaninchenhaltung bisher nicht.)<br />
Bio-Kaninchen 23
Bio-Biene<br />
Abhängigkeit: Ohne Biene keine<br />
Landwirtschaft<br />
Bienen bestäuben bei ihrer Nektarsuche die<br />
Blüten von Wild- und Kulturpflanzen. Erst<br />
Foto: P. Meyer, aid<br />
die Bestäubungsleistung der Bienen ermöglicht<br />
den Anbau von Obst und Feldfrüchten<br />
ohne Ernteausfälle in höherer Qualität und<br />
erhält viele Wildpflanzen. Hier setzt der<br />
<strong>Bioland</strong>bau an, der, mehr als der konventionelle<br />
Landbau, auf ein intaktes Gleichgewicht<br />
der Natur angewiesen ist.<br />
Standortwahl ja: Flugkontrolle nein<br />
Bioimker wählen die Bienenweide sorgfältig<br />
aus. Konventionelle Intensivobstkulturen<br />
mit ihren unkalkulierbaren Rückstandsgefahren<br />
dürfen sie nicht gezielt aufsuchen.<br />
Da ein Bienenvolk jedoch eine Fläche von<br />
30 bis 100 km 2 „beweidet“, kann der Imker<br />
nicht kontrollieren, wohin jede einzelne<br />
Biene fliegt. Ein Beschneiden der Flügel der<br />
Bienenkönigin ist bei <strong>Bioland</strong> tabu.<br />
Die Agro-Gentechnik verschärft diese Problematik.<br />
Daher begnügen sich die Bioimker<br />
nicht damit, ihren Honig ökologisch zu<br />
erzeugen und zu verarbeiten, sondern setzen<br />
sich auch auf politischer Ebene nachdrücklich<br />
für den Erhalt einer gentechnikfreien<br />
Landwirtschaft und Imkerei ein.<br />
Bio-Qualität: Wertbestimmende<br />
Arbeitsweise<br />
Das Bienenwachs ist der natürliche Baustoff<br />
zur Aufbewahrung des Honigs und für<br />
den Wohnraum der Bienen. Das Wachs<br />
wirkt auch wie ein Filter, indem es Rückstände<br />
und Umweltschadstoffe bindet. Bioimker<br />
fördern daher die Reinheit des Wachses<br />
und den natürlichen Wabenbau. In den<br />
<strong>Bioland</strong>-Richtlinien ist die kontinuierliche<br />
Erzeugung von frischem, sauberem Wachs<br />
im Naturwabenbau explizit geregelt.<br />
Waben aus Plastik sind tabu. Auch für den<br />
Bau der Beute (Bienenwohnung) verwendet<br />
der Bioimker statt Styropor oder Hartschaum<br />
den Naturstoff Holz, und zwar<br />
ohne pestizidhaltige Anstriche.<br />
Ganzheitlicher Ansatz: Nur natürliche<br />
Mittel<br />
Gegen den größten „Bienenfeind“, die aus<br />
Asien eingeschleppte Varroa-Milbe, dürfen<br />
keine chemischen Medikamente eingesetzt<br />
werden. Schließlich fallen die Honig-Billigimporte<br />
immer wieder durch Antibiotikarückstände<br />
und mindere Qualität auf. Bioimker<br />
setzen auf natürliche Methoden und<br />
Stoffe: Behandlung der Bienen mit organischen<br />
Säuren (natürliche Inhaltsstoffe vieler<br />
Nahrungsmittel) und Züchtung junger,<br />
vitaler Bienenvölker. Denn ohne wirksame<br />
Maßnahmen geht ein Bienenvolk innerhalb<br />
weniger Jahre ein. Sprays und chemische<br />
Mittel zum Beruhigen der Bienen und als<br />
Hilfsmittel zur Honigernte sind für Bioimker<br />
verboten.<br />
24 Bio-Biene
Bio-Bienenhaltung<br />
Konventionelle<br />
Darum handelt der Bioimker so<br />
Bienenhaltung<br />
Baumaterial: Nur natürliches wie Holz, Lehm<br />
und Wachs. Anstriche nur mit schadstofffreien<br />
Farben, kein Pestizidanstrich.<br />
Varroabekämpfung: Nur organische Säuren<br />
und ätherische Öle; letzteres bei <strong>Bioland</strong><br />
unzulässig (Risiko der Geschmacksverfälschung).<br />
Futter zur Überwinterung: Nur Biohonig oder<br />
Biozucker.<br />
Flügel beschneiden bei der Königin verboten.<br />
Trachtgebiete: Keine konventionellen Intensivobstkulturen,<br />
Bioflächen sind zu bevorzugen.<br />
Honigverarbeitung: Gemäß EG-Öko-Verordnung<br />
max. 40° C, keine weitergehenden<br />
Qualitätskriterien. Bei <strong>Bioland</strong>: Über das<br />
Gesetz hinausgehende Vorgaben hinsichtlich<br />
Frische, Überhitzung, Enzymaktivität.<br />
Wachsreinheit: Zentrales Anliegen, bei <strong>Bioland</strong><br />
regelmäßige Wachserneuerung vorgeschrieben,<br />
keine Bleichmittel und Wachszusätze<br />
Wachsmottenbekämpfung: Ausschließlich<br />
thermische Verfahren und Bacillus Thuringiensis-Präparate<br />
sowie Essigsäure.<br />
Baumaterial: Kunststoff verbreitet,<br />
Pestizidanstriche zulässig.<br />
Varroabekämpfung: Chemischsynthetische<br />
Mittel zugelassen.<br />
Futter zur Überwinterung: Nicht<br />
geregelt, alle Zucker zugelassen.<br />
Flügel beschneiden bei der Königin<br />
erlaubt.<br />
Trachtgebiete: Keine Einschränkung.<br />
Honigverarbeitung: Keine Temperaturbegrenzung,<br />
weit gefasste Grenzwerte.<br />
Die Qualitätskriterien des<br />
Deutschen Imkerbunds übertreffen<br />
die gesetzlichen Forderungen.<br />
Wachsreinheit: Keine Vorgaben,<br />
Bleichmittel zugelassen, Rückstände<br />
durch Varroabehandlung möglich.<br />
Bauhilfen auch aus belastetem Altwachs<br />
erlaubt.<br />
Wachsmottenbekämpfung: Keine<br />
Vorgaben oder Einschränkungen, z. B.<br />
Behandlung der Waben mit Schwefeldampf<br />
üblich.<br />
Bioerzeuger verwenden nachhaltige Rohstoffe und<br />
möchten Pestizidbelastungen für Bienen und Honig<br />
vermeiden.<br />
Herkömmliche Medikamente können Rückstände im<br />
Honig und Wachs hinterlassen. Dieses Risiko meiden<br />
Bioimker. Die Varroakontrolle ist auch mit organischen<br />
Stoffen (kommen natürlich in Nahrungsmitteln vor)<br />
möglich.<br />
Dies entspricht einem konsequent ökologischen<br />
Handeln.<br />
Eine Arbeitserleichterung rechtfertigt nicht, der Königin<br />
einen Teil ihres Flügels abzuschneiden.<br />
In Intensivobstplantagen werden in einem unüberschaubaren<br />
Ausmaß Spritzungen durchgeführt (Rückstandsrisiko).<br />
Strenge Vorgaben zur Verarbeitung und Kontrolle<br />
sichern eine hohe Qualität und Naturbelassenheit.<br />
Das Bienenwachs dient als Kinderstube der Bienen und<br />
zur Aufbewahrung des Honigs. Die Qualität des Bienenwachses<br />
wirkt sich direkt auch auf die Gesundheit der<br />
Bienen und die Reinheit des Honigs aus. Daher ist bei<br />
<strong>Bioland</strong>-Imkern die Bewahrung der natürlichen Reinheit<br />
des Bienenwachses die Grundlage der Imkerei.<br />
Bio-Biene 25
Nützlinge im <strong>Bioland</strong>bau<br />
Nützlinge: Kleine Tiere mit großer<br />
Wirkung<br />
Auf den Biohöfen werden oft unscheinbare<br />
Tiere gefördert, die Nützlinge. Sie unterstützen<br />
den Bioerzeuger dabei, auf dem<br />
Betrieb und den Flächen ein ökologisches<br />
Gleichgewicht zu erhalten. Entsprechend<br />
diesem ganzheitlichen Ansatz gilt nicht,<br />
alle Schädlinge vom Betrieb fern zu halten,<br />
sondern sie mit Hilfe der Nützlinge ohne<br />
Chemie zu kontrollieren. Die Nützlinge<br />
hinterlassen keine Rückstände an Pflanzen<br />
und Erntegut wie die im konventionellen<br />
Landbau üblichen Spritzmittel. Zudem müssen<br />
keine Wartezeiten vor dem Verzehr der<br />
Produkte eingehalten werden und ein Mindestabstand<br />
zu Gewässern ist nicht erforderlich.<br />
Biologischer Pflanzenschutz: Der<br />
sanfte Weg<br />
Grundsätzlich wird zwischen dem biologischen<br />
Pflanzenschutz im Gewächshaus und<br />
im Freiland unterschieden. Durch die Verwendung<br />
nützlingsschonender Mittel statt<br />
Insektiziden, Schaffung von Rückzugsräumen<br />
für Insekten und Brutrevieren für<br />
insektenfressende Vögel sowie Blühstreifen<br />
mit Wildpflanzen fördert der Bioerzeuger<br />
im Freiland vorhandene Nützlinge. So<br />
schafft der Biobauer ein sich natürlicherweise<br />
einstellendes Gleichgewicht zwischen<br />
Schädlingen und Nützlingen.<br />
Im Gewächshaus des nachhaltig wirtschaftenden<br />
Gärtners schwirren nicht selten<br />
extra freigesetzte Nützlinge umher, die von<br />
spezialisierten Nützlingsfirmen gezüchtet<br />
werden. Zusätzlich müssen die Pflanzen<br />
regelmäßig und sorgfältig kontrolliert werden,<br />
um bei Schädlingsbefall rechtzeitig<br />
Nützlinge einsetzen zu können. Schädlingsbekämpfung<br />
mit Nützlingen ist daher meist<br />
teurer als der Einsatz von Pestiziden.<br />
Bedeutende Nützlinge in der Landwirtschaft<br />
Marienkäfer<br />
Der beliebteste Nützling ist der Marienkäfer.<br />
Bei uns sind ca. 69 Arten heimisch.<br />
Marienkäfer ernähren sich vorwiegend von<br />
Foto: <strong>Bioland</strong><br />
Blattläusen und Blütenpollen. Bereits nach<br />
sieben Tagen schlüpfen die Marienkäferlarven<br />
aus den Eiern und können bis zur Verpuppung<br />
ca. 600 Blattläuse verschlingen.<br />
Nach ca. vier Wochen verpuppt sich die<br />
Larve, um nach zehn Tagen als Käfer zu<br />
schlüpfen.<br />
Florfliege<br />
Die durchscheinend zarte Florfliege hält<br />
sich gerne in Hecken und Weißdorngebüschen<br />
auf. In Europa sind etwa 56 Arten<br />
heimisch. Die Larve wird wegen ihrer Gefräßigkeit<br />
auch als „Blattlauslöwe“ bezeichnet.<br />
Neben den Blattläusen stehen Schild- und<br />
Schmierläuse auf ihrem Speisezettel. Mit<br />
mächtigem, zangenförmigem Mundwerk-<br />
26 Nützlinge im <strong>Bioland</strong>bau
Foto: W. Neudorff GmbH KG<br />
zeug ergreift sie die Läuse, lähmt sie mit<br />
einem Sekret und saugt sie aus. In einer<br />
Zeitspanne von zwei bis drei Wochen vertilgt<br />
sie so bis zu 500 Blattläuse.<br />
Schlupfwespe<br />
Die Schlupfwespenart Encarsia formosa<br />
gehört zu den Erzwespen und ist nur 0,7<br />
mm groß. Innerhalb ihrer 10 bis 14 tägigen<br />
Foto: F. Koechlin, Blauen Institut<br />
Lebensdauer legt die Schlupfwespe 50 bis<br />
100 Eier in die weiße Fliege, einen häufig<br />
vorkommenden Schädling. Nach 19 bis 24<br />
Tagen schlüpft die neue Generation der<br />
Schlupfwespen aus der weißen Fliege heraus.<br />
Gallmücke<br />
Weibliche Gallmücken leben etwa ein bis<br />
drei Wochen lang. In dieser Zeit legen sie<br />
bis zu 150 Eier in der Nähe von Blattläusen<br />
ab. Nach zwei Tagen schlüpfen die orangeroten<br />
Larven, die sich sofort über die Blattläuse<br />
hermachen. Eine Larve kann während<br />
ihrer fünf bis sieben Tage dauernden Entwicklungszeit<br />
bis zu 80 Blattläuse verspeisen.<br />
Im Boden verpuppen sich die Larven<br />
dann und nach zwei Wochen schlüpfen<br />
ausgewachsene Gallmücken.<br />
Vögel<br />
Unsere heimischen Singvögel, aber auch die<br />
Greifvögel helfen bei der Schädlingsbekämpfung.<br />
Während die Greifvögel Mäuse<br />
auf Wiese und Acker erbeuten, verfüttert<br />
zum Beispiel ein Meisenpärchen bei zweimaliger<br />
Brut in einem Sommer 75 kg Insekten<br />
an seine Jungen.<br />
Regenwurm<br />
Der Regenwurm trägt zwar nicht zur Verminderung<br />
des Schädlingsbefalls bei, ist<br />
aber dennoch für die Landwirtschaft unverzichtbar:<br />
Durch den Bau von Röhren durchlüftet<br />
er den Boden und reichert den Humus<br />
mit Pflanzennährstoffen an. Eine reichliche<br />
und stetige Zufuhr an Kompost oder Stallmist<br />
fördert den Regenwurmbesatz.<br />
Biene, Hummel & Co.<br />
Sehr hilfreich in der Landwirtschaft ist das<br />
„Bestäuberteam“ aus Bienen, Hummeln und<br />
einigen Schmetterlingen. Sie fliegen von<br />
Blüte zu Blüte und tragen so zur Befruchtung<br />
der Pflanzen bei.<br />
Nützlinge im <strong>Bioland</strong>bau 27
Prinzipien der Bio-Tierhaltung: Wie geht es weiter?<br />
Zukunft: Bio-Rassen<br />
Für die Entwicklung von Tierrassen bzw.<br />
Zuchtlinien ist jahrelange Züchtungsarbeit<br />
erforderlich. Viele der heutigen Zuchtlinien<br />
wurden fast ausschließlich auf Höchstleistung<br />
und auf die Bedingungen der konventionellen<br />
Landwirtschaft ausgerichtet.<br />
Daher entsprechen diese oft nicht den speziellen<br />
Anforderungen der ökologischen<br />
Tierhaltung.<br />
• Die heute auf hohe Magerfleischanteile<br />
gezüchteten Schweine sind stressanfällig<br />
und für eine Auslaufhaltung im <strong>Bioland</strong>bau<br />
wenig geeignet.<br />
• Die Geflügelzucht liegt weltweit in den<br />
Händen weniger marktbeherrschender<br />
Unternehmen, die fast nur Hybridrassen<br />
anbieten. Mit Hybridtieren können Geflügelhalter<br />
keine eigene Nachzucht aufbauen.<br />
Für die Legehennenhaltung und die Hühnermast<br />
gibt es jeweils spezielle Zuchtlinien.<br />
Eine solche Trennung ist aus tierschutzrechtlichen<br />
und ökologischen<br />
Gesichtspunkten für Biobetriebe auf Dauer<br />
nicht akzeptabel.<br />
• In der Milchviehhaltung orientieren sich<br />
Biobauern an den Standortbedingungen<br />
und dem gegebenen Futterangebot. Sie<br />
messen der Tiergesundheit die gleiche<br />
Bedeutung wie der Leistung zu. So halten<br />
Biobauern Milchvieh, das nicht auf Höchst-,<br />
sondern auf Lebensleistung gezüchtet wird.<br />
Eine der größten Herausforderungen des<br />
<strong>Bioland</strong>baus liegt darin, eigene gesunde<br />
und vitale Tierrassen zu züchten. Diese<br />
müssen einerseits zufriedenstellende Leistungen<br />
erbringen und anderseits mit den<br />
betriebseigenen Ressourcen zurechtkommen.<br />
Futter: 100% Bio<br />
Biobauern verfüttern überwiegend selbst<br />
erzeugtes Futter.<br />
Hat ein Betrieb<br />
nicht ausreichend<br />
Ackerfläche, kann er<br />
auch Futter von<br />
anderen Biobetrieben<br />
zukaufen oder<br />
über eine Futtermühle<br />
beziehen.<br />
Biobauern verwenden<br />
keine chemischsynthetischen<br />
Pflanzenschutz- und Stick-<br />
Foto: Ei.Q. GmbH<br />
stoffdüngemittel. Auch Futtermittel aus<br />
gentechnisch veränderten Organismen oder<br />
Bestandteile hieraus sind verboten. Gleiches<br />
gilt für Antibiotika als Futtermittelzusatzstoff<br />
zur Leistungsförderung, synthetische<br />
Aminosäuren und Fischmehl (bei <strong>Bioland</strong>).<br />
Noch stehen nicht alle Futtermittel in ausreichender<br />
Menge in Bioqualität zur Verfügung.<br />
Daher lässt die EG-Öko-Verordnung<br />
als Ausnahmeregelung in begrenzter Menge<br />
Futtermittel aus konventioneller Herkunft<br />
zu. Konventionelle Futtermittel sind jedoch<br />
für viele Lebensmittelskandale verantwortlich.<br />
<strong>Bioland</strong> hat daher frühzeitig Konsequenzen<br />
gezogen: Rinder, Schafe und Ziegen<br />
werden zu 100 % mit Biofutter gefüttert.<br />
Diese Vorgabe gilt auch in der übrigen Tierhaltung.<br />
Bei Engpässen lässt <strong>Bioland</strong> per<br />
Ausnahmegenehmigung nur noch bestimmte<br />
konventionelle Futterkomponenten -<br />
insbesondere für Geflügel <strong>–</strong> zu. Damit soll<br />
eine Mangelversorgung vermieden werden.<br />
<strong>Bioland</strong>-Futtermittelwerke stellen an ihrem<br />
Produktionsstandort ausschließlich ökologische<br />
Futtermittel her (100 %iger Biostandort).<br />
28 Prinzipien der Bio-Tierhaltung
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Bioland</strong> e.V.<br />
55116 Mainz, Kaiserstr. 18<br />
Tel.: 0 61 31/2 39 79-0, Fax: -27<br />
E-Mail: info@bioland.de<br />
Internet: www.biotiere.de und www.bioland.de<br />
Verantwortlich:<br />
Ralf Alsfeld<br />
Text:<br />
Ralf Alsfeld, Nina Weiler<br />
Gestaltung, Satz & Bildbearbeitung:<br />
TypoLitho Anke Kraemer, Wiesbaden<br />
Tel.: 0611/4 45 98 67<br />
E-Mail: kontakt@typolitho.de<br />
Internet: www.typolitho.de<br />
Druck:<br />
Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co.KG<br />
Postfach 7145, 59029 Hamm<br />
Tel.: 0 23 85/9 31-0, Fax -931213<br />
Juli 2007, 3. Auflage<br />
Impressum<br />
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bioland<br />
Fachmagazin für den ökologischen Landbau<br />
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ISSN 0173-9832<br />
Bio-Eier grenzenlos<br />
<strong>Bioland</strong>-Geflügeltagung blickte ins Nachbarland<br />
Raps für Könner<br />
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04/2007<br />
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Biobäuerinnen und -bauern zeigen ihre Werke<br />
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Das bioland Fachmagazin für den ökologischen Landbau<br />
erscheint 12-mal im Jahr<br />
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Praxis des Ackerbaus und der Tierhaltung,<br />
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Den meisten Verbrauchern ist das Wohl der Tiere - auch das der<br />
landwirtschaftlichen Nutztiere - ein wichtiges Anliegen. Die Broschüre<br />
vermittelt einen umfassenden Überblick über die Haltungsformen<br />
der verschiedenen Tierarten und ihre Chancen und Herausforderungen.<br />
Anhand vieler praktischer Beispiele werden die Besonderheiten<br />
des <strong>Bioland</strong>baus im Umgang mit den Tieren verdeutlicht. Es wird<br />
das Spannungsfeld des Biobauern als Tier- und Naturschützer und als<br />
Unternehmer, der von seinen Tieren leben muss, aufgezeigt.<br />
Die Broschüre ist eine Zusammenfassung der Informationsseiten<br />
www.biotiere.de. Dort finden Verbraucher und Multiplikatoren zu<br />
den einzelnen <strong>Biotiere</strong>n weitere Informationen mit Fotos sowie<br />
Rezeptvorschläge.