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„Weiße Flecken“ – „Schwarze Löcher“?

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht.<br />

1. Einleitung<br />

„Österreich 1945 bis 1975 ist ja wesentlich auch dies: eine<br />

Verdrängungsgemeinschaft, in der man die nahe Vergangenheit<br />

verdrängte, wie man in der Ersten Republik die<br />

Erinnerung an das alte Reich verdrängte. Für diese Verdrängung<br />

müssen heute und morgen unsere politischen<br />

Parteien bezahlen; und es bezahlen, ohne es zu wissen,<br />

unsere in den Schulen unaufgeklärten jungen Generationen:<br />

Ohne Wissensbildung keine Gewissensbildung. Bei uns<br />

in Österreich kommt es auch deshalb zu wenig politischer<br />

Gewissensbildung, weil Wissensbildung zu wenig stattfindet“<br />

1 , so der österreichische Historiker Friedrich Heer.<br />

Orientiert man sich am von Friedrich Heer apodiktisch<br />

behaupteten Zusammenhang von Wissen- und Gewissensbildung,<br />

so lohnt ein erster Blick auf das Interesse an<br />

der Wissensbildung auch <strong>–</strong> und gerade <strong>–</strong> vor dem Hintergrund,<br />

dass die Republik heuer 60 Jahre Kriegsende,<br />

50 Jahre Staatsvertrag (und Abzug der Alliierten) und<br />

10 Jahre Beitritt zur Europäischen Union feiert.<br />

Groß sind Gezeter und Aufgeregtheiten, wenn wenig<br />

schmeichelhafte Daten via PISA-Studie das Licht der<br />

Öffentlichkeit erblicken. Um das (Zeit)Geschichteinteresse<br />

und -wissen der Österreicherinnen und Österreicher<br />

und vor allem der österreichischen Jugend ist es<br />

nicht wirklich gut bestellt. Halten wir uns in einem ersten<br />

Schritt an die Empirie:<br />

Im August 2004 präsentierte das Linzer Meinungsforschungsinstitut<br />

IMAS eine Studie zum Thema „65 Jahre<br />

nach dem Beginn: Der Zweite Weltkrieg entrückt der<br />

Erinnerung und dem Wissen.“ Die 16- bis 29-Jährigen<br />

lagen mit ihrem Geschichtswissen markant unter den<br />

zwei übrigen Altersgruppen. Im selben Maße, wie sie<br />

markant schlechter historisch gebildet waren, sah sich<br />

diese Alterskohorte auch historisch weniger gut informiert.<br />

Dementsprechend weniger wichtig war es für sie,<br />

„über die Vorgänge um den Zweiten Weltkrieg möglichst<br />

gut Bescheid“ 2 zu wissen.<br />

In einer im Auftrag des Bildungsministeriums durchgeführten<br />

Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Fessel-GfK schafften es gerade einmal 64% der<br />

Jugendlichen, die bildhafte Darstellung der Unterzeichnung<br />

des Österreichischen Staatsvertrages auch<br />

richtig zuzuordnen. Bemerkenswerte 29 Prozent, also ein<br />

1 Heer, Friedrich: Auschwitz 1975. In: profil, 6/1975. S. 40<strong>–</strong>42 (hier S. 40).<br />

2 IMAS: 65 Jahre nach dem Beginn: Der Zweite Weltkrieg entrückt<br />

der Erinnerung und dem Wissen (= IMAS-Report, 15/2004). Im<br />

Internet: http://www.imas.at/institut_report.htm (eingesehen am<br />

4. Jänner 2005).<br />

knappes Drittel, wusste mit dem Bild nichts anzufangen.<br />

Was sowohl den Grad an Informiertheit als auch das<br />

selbst zugeordnete Interesse an der „jüngeren Geschichte<br />

Österreichs“ 3 betraf, liegen die Werte durchaus in Kontinuität<br />

zur eingangs zitierten IMAS-Studie.<br />

Überhaupt scheinen zu Jahresbeginn kollektives Interesse,<br />

Bewusstsein und Wissen über die anstehende Gedenktrias<br />

„1945 <strong>–</strong> 1955 <strong>–</strong> 1995“ begrenzt zu sein. Einer OGM-Umfrage<br />

zufolge haben 55 Prozent der Österreicherinnen und<br />

Österreicher keine Ahnung davon, „dass 50 Jahre Staatsvertrag,<br />

das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 60 Jahren und<br />

zehn Jahre EU-Beitritt gefeiert werden. (…) Besonders<br />

schlecht informiert sind die Unter-30-Jährigen, von denen<br />

72 Prozent keine Angaben machen konnten, welche historischen<br />

Ereignisse 2005 gefeiert werden.“ 4<br />

Weder Kriegsende <strong>–</strong> so die Institutsdiktion <strong>–</strong> noch Staatsvertrag<br />

wecken wirkliches Interesse unter den Österreicherinnen<br />

und Österreichern: 53% der Befragten, so eine<br />

Umfrage vom Februar 2005, verfolgen die Berichte und<br />

Diskussionen „mit eher geringer“ Aufmerksamkeit, wobei<br />

das historische Interesse eindeutig am Nachkriegsjahrzehnt<br />

liegt. Wenig verwunderlich, dass lediglich 47%<br />

der Befragten die Darstellung der „Kriegszeit“ als „sachlich<br />

und ausgewogen“ empfinden, 39% als „einseitig und<br />

verzerrt“ 5 . Hier ist zumindest ein Bewusstseinswandel zu<br />

konstatieren. 1988 bewerteten die einschlägige Berichterstattung<br />

22% der Befragten als „sachlich und ausgewogen“,<br />

1995 waren es 31%, wobei in beiden Fällen eine<br />

deutliche Mehrheit der Beurteilung „einseitig und<br />

verzerrt“ zustimmte. 6<br />

Dementsprechend bewertet ist auch der Terminus<br />

„Vergangenheitsbewältigung“. 1997 war der Begriff für<br />

16% positiv, für 29 negativ besetzt 7 ; fünf Jahre später<br />

bewerteten ihn 32% als „sympathisch“, 50 % als „wenig<br />

sympathisch“ 8 .<br />

3 Fessel-GfK: Jugend Online 2004. Wien 2004 (bei Herrn Dr. Clemens<br />

Hüffl vom bm:bwk darf sich der Autor an dieser Stelle für die<br />

Überlassung der Datensätze herzlich bedanken). Vgl. auch Lackner,<br />

Herbert:„Wie es früher einmal war“. In: profil, 48/2004. S. 32.<br />

4 N. N.: Unbekanntes Jubiläumsjahr. Im Internet: www.derstandard.at<br />

(eingesehen am 10. Jänner 2005).<br />

5 IMAS: Jubiläen ohne historische Neugier (= IMAS-Report, 2/2005).<br />

Im Internet: http://www.imas.at/institut_report.htm (eingesehen<br />

am 10. März 2005).<br />

6 Vgl. IMAS: 1938 im Rückspiele. Linz 1988 (= IMAS-Report, 7/1988)<br />

und Dass.: Die Meinungsfurchen des 2. Weltkrieges. Linz 1995<br />

(= IMAS-Report, 9/1995).<br />

7 Vgl. IMAS: Sprachmelodie ´97:„Heimat“ hat höchsten Sympathiewert.<br />

Linz 1997 (= IMAS-Report, 22/1997).<br />

8 IMAS: Die Minusworte der Österreicher: Kernenergie, Genforschung,<br />

Streiks (= IMAS- Report, 1/2002). Im Internet: http://www.imas.at/<br />

institut_report.htm (eingesehen am 10. März 2005).<br />

42<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005


Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

2. Der „Rückbruch“ <strong>–</strong> Die (Neu)Etablierung des<br />

österreichischen Schulwesens nach 1945 9<br />

In terminologischer Anlehnung an den Wiener Diplomaten<br />

Josef Schöner deutet der Salzburger Historiker Ernst<br />

Hanisch den politischen Systembruch von 1945 auch als<br />

„Rückbruch“ auf allen Ebenen, sei es die politische, die<br />

juristische oder die wirtschaftliche. „Die Parole hieß: Restauration<br />

der Institutionen der Demokratie der Ersten<br />

Republik. (…) Doch der ,Rückbruch‘ des Jahres 1945 war<br />

nicht nur eine Rückkehr, sondern auch ein Bruch. Es gab<br />

durchaus die Signale des Neubeginns“, wie zum Beispiel<br />

den Rückzug der Kirche aus der Politik, die „prinzipielle<br />

Konsensbereitschaft der Parteieliten“ oder die „Etablierung<br />

einer stabilen Sozialpartnerschaft.“ 10<br />

Die Zweidimensionalität des Terminus „Rückbruch“, nämlich<br />

Restauration und (Um)Bruch, lässt sich mühelos auf<br />

das österreichische Schulwesen der Nachkriegsjahre<br />

übertragen. Die ersten nachnazistischen Verordnungen<br />

zum Schulwesen waren sehr allgemein gehalten. 11 Konkreter<br />

und präziser waren die Anordnungen für die Fächer<br />

Geografie und Geschichte. Dort war die „besondere Rücksicht<br />

auf das Deutsche Reich (…) durch die Worte ,unter<br />

besonderer Berücksichtigung unserer Nachbarstaaten‘“ 12<br />

zu ersetzen. Dieser Änderung bezog sich allerdings nicht<br />

auf die nationalsozialistischen, sondern auf die republikanischen<br />

Lehrpläne, die wieder in Kraft gesetzt worden<br />

waren. 13<br />

Die StudienautorInnen merkten dazu an, der Begriff befinde sich in<br />

einer Liga mit Konsumverzicht, Globalisierung und Ausländer.<br />

9 Zu dieser Thematik siehe unter anderem Beer, Siegfried: Die Briten<br />

und das Schul- und Bildungswesen in der Steiermark 1945<strong>–</strong>1947. In:<br />

Die bevormundete Nation. Österreich und die Alliierten 1945<strong>–</strong>1949.<br />

Hg. v. Günter Bischof und Josef Leidenfrost. Innsbruck 1988 (= Innsbrucker<br />

Forschungen zur Zeitgeschichte, Bd. 4). S. 155<strong>–</strong>185.<br />

Engelbrecht, Helmut: Geschichte des österreichischen Bildungswesens.<br />

Erziehung und Unterricht auf dem Boden Österreichs, Bd. 5:<br />

Von 1918 bis zur Gegenwart. Wien 1988. Fiedler, Doris: Zur Situation<br />

der Schulen in Graz in der ersten Nachkriegszeit. In: Historisches<br />

Jahrbuch der Stadt Graz, Bd. 25 (1984). S. 349<strong>–</strong>360. Hiller, Alfred:<br />

Amerikanische Medien- u. Schulpolitik in Österreich. Wien 1974<br />

(phil. Diss.). Mende, Julius [u. a.]: Schule und Gesellschaft. Entwicklung<br />

und Problem des Österreichischen Bildungssystems. Wien<br />

1980 (= Schriftenreihe des Instituts für sozio-ökonomische Entwicklungsforschung<br />

der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,<br />

Bd. 1/1980). Neugebauer, Max: Schulwesen. In: Österreich. Die<br />

Zweite Republik. Hg. v. Erika Weinzierl und Kurt Skalnik, Bd. 2. Graz<br />

[u. a.] 1972. S. 323 <strong>–</strong> 345. Schermaier, Josef: Geschichte und Gegenwart<br />

des allgemeinbildenden Schulwesens in Österreich unter<br />

besonderer Berücksichtigung der Allgemeinbildenden Höheren<br />

Schulen (AHS). Wien 1990. Schnell, Hermann: Bildungspolitik in der<br />

Zweiten Republik. Wien, Zürich 1993 (= Veröffentlichung des Ludwig<br />

Bolzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung). Stacher,<br />

Astrid: Das Schulwesen, zwischen Demokratie und besonderem<br />

Gewaltverhältnis. Graz 1994 (Diplomarbeit). Steinbach, Günther:<br />

Unterrichtswesen zwischen Restauration und Demokratie. In:<br />

Bestandsaufnahme Österreich 1945<strong>–</strong>1963. Hg. v. Jacques Hannak.<br />

Wien [u. a.] 1963. S. 287<strong>–</strong>305.<br />

10 Hanisch, Ernst: Der lange Schatten des Staates. Österreichische<br />

Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. Wien 1994. S. 396f.<br />

11 Vgl. StGBl (Staatsgesetzblatt) 6 ex 1946 und VB/BMU (Verordnungsblatt<br />

des Bundesministeriums für Unterricht) 36 ex 1946.<br />

12 VB/BMU 41 ex 1946.<br />

Beim Aufbau eines neuen Österreichbildes nahm der<br />

Geschichtsunterricht eine zentrale Rolle ein. „Die Erkenntnis“,<br />

so hieß es in einem grundlegenden Erlass vom<br />

3. September 1945, „daß es die Aufgabe Österreichs nicht<br />

sein könne, in bloßer Abhängigkeit von den geistigen<br />

Bewegungen, der Kultur, der Wirtschaft usw. des übrigen<br />

deutschen Sprachgebietes zu leben, ohne eigene Aufgaben,<br />

ohne eigene Zielsetzung, ist durch die schmerzvollen<br />

Erlebnisse der letzten sieben Jahre Allgemeingut des<br />

österreichischen Volkes geworden. (...) Daß [Österreich] als<br />

Vermittler zwischen den Kulturvölkern des Westens und<br />

den vielen kleinen Völkern in Mittel- und Osteuropa“,<br />

denen man den Status als „Kulturvölker“ ganz salopp<br />

absprach,„seine besondere Aufgabe hat, hat sich nun zur<br />

vollen Klarheit durchgerungen.“ Der Geschichtsunterricht<br />

solle „den Willen der Jugend zur freudigen Mitarbeit an<br />

den Kulturaufgaben des österreichischen Volkes und der<br />

Menschheit innerhalb der naturgegebenen Lebensreife, in<br />

die sie eingegliedert ist, (…) wecken.“<br />

Die Zentralität Österreichs wurde in den Ausführungen<br />

zu den Lehraufgaben aus Geschichte konkretisiert: „Auf<br />

der Unter- und Mittelstufe bilden lebenerfüllende<br />

Geschichtsbilder aus der europäischen Kultur und ihren<br />

Ausstrahlungen und vor allem aus unserer österreichischen<br />

Heimat den Inhalt des Geschichtsunterrichtes.“ Für die<br />

Oberstufe galt unter anderem: „Hervorhebung der<br />

geschichtlichen Entwicklung des europäischen Kulturgebietes<br />

und besonders Österreichs“. Alles in allem galt:<br />

„Stofflich bildet auf der Mittel- und Oberstufe Österreich<br />

und seine Geschichte das Kernstück des Unterrichtes. (…)<br />

Österreich nicht als bloßer Annex des Deutschen Reiches<br />

dargestellt, sondern gerade das Eigenleben Österreichs, das<br />

sich bereits im Mittelalter aus dem Verband des Reiches<br />

löst“. In der Mittelstufe sollte Österreich in seinen „Beziehungen<br />

zur Welt“ dargestellt werden, „auf der Oberstufe<br />

dagegen eine Weltgeschichte (…), bei deren Darstellung die<br />

Stellung Österreichs im großen Weltgeschehen besonders<br />

herauszuarbeiten ist.“ Grundsätzlich galt: Der Unterricht<br />

habe sich davor zu hüten durch „Portraits einzelner<br />

geschichtlicher Persönlichkeiten einer billigen Legendenbildung<br />

und einer höchst fragwürdigen Heldenverehrung<br />

den Weg (zu) bereiten (…). Die Menschheit als die eigentlich<br />

aktiven wie passiven Träger geschichtlichen Geschehens<br />

darf über eine noch so interessante Einzelpersönlichkeit<br />

nicht vergessen werden.“ 14<br />

Die Unterrichtsgestaltung aus Geschichte solle sowohl<br />

auf praktischer als auch auf theoretischer 15 Ebene auf<br />

folgende Punkte abzuzielen:<br />

13 Vgl. Wassermann, Heinz P.: Verfälschte Geschichte im Unterricht.<br />

Nationalsozialismus und Österreich nach 1945. Innsbruck [u. a.]<br />

2004. S. 11<strong>–</strong>26.<br />

14 Wiederverlautbart als Erlass des Stadtschulrates für Wien, 15 ex<br />

1945 vom 1. November 1945 (diesen Erlass findet man übrigens nicht<br />

in den gebundenen Ausgaben des ministeriellen Verordnungsblattes).<br />

15 Vgl. Gassner, Heinrich: Die Schule im neuen Österreich. Aufgabe,<br />

Wege und Ziele. In: PM (Pädagogische Mitteilungen), 6/1946. S. 1<strong>–</strong>8.<br />

Gassner, Heinrich und Fadrus, Viktor: Grundlagen eines Erziehungsplanes<br />

für die österreichischen Schulen. In: PM, 11/1947. S. 1<strong>–</strong>8.<br />

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

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Österreich als selbständiger Staat <strong>–</strong> das Wort Nation<br />

wird in den zitierten Erlässen übrigens nicht ein<br />

einziges Mal erwähnt<br />

Ausgangspunkt war das Konstrukt des „Österreichischen<br />

Menschen“ 16<br />

Die europäische Dimension<br />

Demokratie und demokratisches Handeln als Erziehungsziele<br />

Wesentlich im Rahmen der Neugestaltung des österreichischen<br />

Schulwesens war die Obsoleterklärung der<br />

nationalsozialistischen Lehrpläne. Die Zentralstellen 17 verordneten<br />

einen inhaltlichen Rückgriff auf die Lehrpläne<br />

aus den späten zwanziger Jahren 18 , wobei die deutschnationalen<br />

Elemente eliminiert und durch Österreichund<br />

Europabezüge ersetzt wurden.<br />

„Rückbruch“ im Sinne Hanischs, nämlich Restauration auf<br />

institutioneller und (Um)Bruch auf inhaltlicher Ebene,<br />

lässt sich selbstredend auch für die Lehrpläne festhalten.<br />

19 Die Hauptschullehrpläne 20 betonten ab den<br />

16 Vgl. Reiterer, Albert F.: Die konservative Chance. Österreichbewußtsein<br />

im konservativen Lager nach 1945. In: Zeitgeschichte, 9,10/1987.<br />

S. 379<strong>–</strong>397 und Wassermann, Heinz P.: Naziland Österreich!? Studien<br />

zu Antisemitismus, Nation und Nationalsozialismus im öffentlichen<br />

Meinungsbild. Innsbruck [u. a.] 2000 (= Schriften des Centrum für<br />

Jüdische Studien, Bd. 2). S. 80<strong>–</strong>89.<br />

17 In diesem Zusammenhang ist freilich anzumerken und besonders<br />

gut nachzuweisen, dass das österreichische Schulwesen nach 1945<br />

keineswegs ein „Guss“ war. Einige Landesschulräte, und als ausführende<br />

Organe der Landespolitik von dieser wohl nicht als losgelöst<br />

zu sehen, hatten es mit der Umsetzung ministerieller Bestimmungen<br />

nicht unbedingt eilig. Die offensichtliche Hilf- und Machtlosigkeit<br />

des Ministeriums, österreichweit gültige Regelungen zu<br />

erlassen, die Abhängigkeiten vom good-will der zumeist konservativ<br />

regierten und dementsprechend besetzten Bundesländerorgane ist<br />

bemerkenswert. Ein repräsentatives Beispiel für die ersten Jahre<br />

nach 1945 sei an dieser Stelle angeführt. „Die Landesschulräte werden<br />

erinnert, daß auch weiterhin Abweichungen im Aufbau des<br />

Schulwesens (...) mit der Vorlage der Gründe beim Bundesministerium<br />

für Unterricht einzureichen sind. (...) Ferner wird nochmals<br />

darauf hingewiesen, daß das Lehrgut (...) auch an den Schulen zu<br />

vermitteln ist, deren Organisation in einigen Teilen von der in den<br />

Lehrplänen vorgezeichneten Form abweicht.“<br />

VB/BMU 55 ex 1947.<br />

Hermann Schnell kommentiert diesen eigenwillig interpretierten<br />

Föderalismus mit:„[E]inige Landesschulräte (...) griffen aus weltanschaulichen<br />

und bildungsideologischen Gründen auf die Lehrpläne<br />

und schulrechtlichen Vorschriften aus der Zeit des Ständestaates<br />

zurück. So wurde die Demarkationslinie zwischen der sowjetischen<br />

und der amerikanischen Zone an der Enns gleichzeitig auch eine<br />

Demarkationslinie im österreichischen Bildungswesen.“ Schnell,<br />

Bildungspolitik in der Zweiten Republik, a.a.O., S. 69.<br />

18 Für die allgemeinen Volksschulen waren es die Lehrpläne aus 1926<br />

bzw. aus 1930, für die Haupt- und Mittelschulen aus 1928 (vgl.<br />

VB/BMU 36 ex 1945).<br />

19 Vgl. ausführlich Wassermann, Verfälschte Geschichte im Unterricht,<br />

a.a.O., S. 37<strong>–</strong>49.<br />

20 Vgl. Lehrpläne für die Hauptschulen. Veröffentlicht auf Grund der<br />

Verordnung des Bundesministeriums für Unterricht am 18. Oktober<br />

1946, Zl. 28.520-IV/12. Mit einem Vorwort von Viktor Fadrus. Wien<br />

1947. [Provisorische] Lehrpläne für die Hauptschulen. Veröffentlicht<br />

auf Grund der Verordnung des Bundesministeriums für Unterricht<br />

Zl. 28.520-IV/12 vom 18. Oktober 1946. Wien 1948. Lehrplan der<br />

Hauptschule. Stand 1974. Wien 1974. Lehrplan der Hauptschule.<br />

Stand 1. September 1979. Wien 1979. Lehrplan der Hauptschule.<br />

Vollständige, mit Anmerkungen und Ergänzungen versehene<br />

Ausgabe 2. Stand 1. September 1987. Hg. v. Erich Benedikt [u. a.].<br />

Wien 1988.<br />

sechziger Jahren sehr stark den totalitären Charakter des<br />

NS-Staates, orientierten sich somit an der auch politisch<br />

brauch-, verwert- und instrumentalisierbaren Totalitarismustheorie.<br />

21 Zudem sollten, wenngleich vorsichtig und<br />

innerhalb eines eng gezogenen und vorgegebenen<br />

„Rahmens”, mündige und kritische StaatsbürgerInnen<br />

herangezogen werden <strong>–</strong> am Papier zumindest.<br />

Für die Lehrpläne der AHS-Oberstufe(n) 22 ist zusammenfassend<br />

festzuhalten, dass der Ansatz der Totalitarismustheorie<br />

über Jahrzehnte hinweg fortgeschrieben und erst<br />

in den späten achtziger Jahren zugunsten eines differenzierenden<br />

abgelöst wurde. Auffallend ist der durchgehende<br />

Österreichbezug, wobei die Betonung des Opferstatus<br />

<strong>–</strong> im Spiegel der Lehrpläne <strong>–</strong> des Landes als Kontinuität<br />

festzumachen ist. Schließlich soll noch darauf verwiesen<br />

werden, dass der „Mord an den europäischen Juden“<br />

(Eberhard Jäckel/Jürgen Rohwer) als expressis verbis<br />

formulierter Lehrinhalt über Jahrzehnte hinweg peinlich<br />

vermieden wurde.<br />

Generell kann festgehalten werden, dass Zeitgeschichte<br />

ganz allgemein (nicht nur auf Faschismus und Nationalsozialismus<br />

eingeschränkt), Sozialkunde und „Politische<br />

Bildung“ im Laufe der Jahrzehnte zentrale Themen, Kategorien<br />

und Vorgaben wurden. Sowohl in der Lehrplangestaltung,<br />

den zeitlichen Rahmenbedingungen als auch<br />

den pädagogischen Zielen wurde sie zunehmend wichtiger<br />

und ausführlicher zu behandeln.<br />

3. Das Schulbuch<br />

Nahtlos in die Reihe der Versuche, nach 1945 ein von den<br />

Wiener Zentralstellen aus dirigiertes Unterrichtswesen<br />

aufzubauen, fügt sich der Schulbucherlass vom 25. Oktober<br />

1945 ein. 23 Durch diesen sicherte sich (bzw. versuchte es)<br />

das Staatsamt für Volksaufklärung, für Unterricht und<br />

Erziehung und für Kultusangelegenheiten die Hoheit über<br />

die Lehr-, Lern- und Lesebücher, Klassenlesestoffe, Landkarten,<br />

Atlanten, Wandbilder und -tafeln sowie über Lehrbehelfe<br />

wie Filme, Stehbilder und Schallplatten. Auch dieser<br />

Erlass stieß auf Umsetzungsschwierigkeiten, wie sie für das<br />

Schulwesen nach 1945 teilweise nicht untypisch waren. 24<br />

Ein Schulbuch sollte <strong>–</strong> dem Erlass vom 25. Oktober 1945<br />

gemäß <strong>–</strong> „mit dem Lehrplan übereinstimmen, sachlich richtig<br />

sein, kinder-, jugend- und stufengerecht verfasst sein, die<br />

Selbsttätigkeit der Schüler anregen“ und „Österreichs Natur<br />

und Wirtschaft, Kultur und Staatsform“ breiten „Raum (…)<br />

gewähren.“ 25 Zwar wurden die Approbationen im Laufe der<br />

Jahre verändert, doch bezogen sich diese Änderungen<br />

zumeist auf das Procedere der Eignungserklärung und<br />

nicht auf die Anforderungen an die Schulbücher. 26<br />

21 Vgl. Bracher, Karl-Dietrich: Zeitgeschichtliche Kontroversen. Um<br />

Faschismus, Totalitarismus, Demokratie, 5., veränderte und erweitere<br />

Auflage. München 1984.<br />

22 Vgl. VB/BMU 36 ex 1946, BGBl. 87 ex 1955, BGBl. 295 ex 1967, BGBl.<br />

275 ex 1970 und BGBl. 63 ex 1989.<br />

23 Vgl. VB/BMU 45 ex 1946.<br />

24 Vgl. VB/BMU 82 ex 1950 und VB/BMU 110 ex 1950.<br />

25 VB/BMU 45 ex 1946.<br />

26 Vgl. BGBl. 139 ex 1974 und BGBl. 370 ex 1974.<br />

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

Im Zusammenhang mit der Schulbuchdiskussion und<br />

-analyse stellt sich die Frage, wie dessen Stellenwert zu<br />

verankern ist. Ist es das heimliche bzw. wesentliche<br />

Medium der Unterrichtsgestaltung oder ein Unterrichtsmedium<br />

wie alle anderen auch ist?<br />

Die Forschung ist sich darüber alles andere als einig. Prinzipiell<br />

scheint es so zu sein, dass Nicht-Sozialwissenschafter<br />

(bzw. ForscherInnen, die nicht mit diesen Forschungsinstrumentarien<br />

arbeiten) dem Schulbuch eine (wesentlich)<br />

zentrale(re) Stellung in der Wissens- und Geschichtsbildvermittlung<br />

zuschreiben als sozial-wissenschaftlich<br />

ausgerichtete Forschungen. 27 Besieht man sich die wissenschaftliche<br />

Literatur (und Kritik) zu den Lehrbüchern<br />

aus Geschichte und Sozialkunde, so fällt diese <strong>–</strong> abgesehen<br />

von Sretenovic 28 <strong>–</strong> alles in allem vernichtend aus. 29<br />

Entdramatisierend kann festgehalten werden, dass es<br />

kaum empirisch haltbare Befunde über den tatsächlichen<br />

Stellenwert und die tatsächliche(n) <strong>–</strong> in diesem Fall negative(n)<br />

<strong>–</strong> Wirkung(en) des Schulbuchs als kommunikative<br />

Quelle gibt. Nicht auszuschließen ist, dass ein großer Teil<br />

der in den Untersuchungen formulierten Aufgeregtheiten<br />

zwar inhaltlich berechtigt, grosso modo aber, sofern<br />

es die Wirkung(en) betrifft, überzogen sind.<br />

Die Schulbuchanalyse sieht sich <strong>–</strong> betrachtet man auch<br />

die Methode(n) der oben referierten Forschungsergebnisse<br />

<strong>–</strong> mit nicht zu unterschätzenden methodischen<br />

Schwierigkeiten konfrontiert. Peter Meyers bemerkt treffend,<br />

das Schulbuch sei „in der Tat so verwirrend in seiner<br />

Stofffülle, dass man bei nur etwas willkürlichem Vorgehen<br />

damit fast alles beweisen kann.“ 30 Die von Joachim<br />

Rohfels darüber hinaus geäußerten Bedenken gelten freilich<br />

nicht nur für die Schulbuchanalyse, sondern thematisieren<br />

ein grundsätzliches (geschichts)wissenschaftliches<br />

Problem. „Die früher allgemein übliche Vorgangsweise<br />

einer teils deskriptiven Erfassung, teils wertenden<br />

Beurteilung entspricht ziemlich genau der Praxis des allgemeinen<br />

Rezensionswesens und teilt dessen Vor- und<br />

27 Vgl. Rüsen, Jörn: Das ideale Schulbuch. Überlegungen zum Leitmedium<br />

des Geschichtsunterrichts. In: Internationale Schulbuchforschung,<br />

3/1992. S. 237<strong>–</strong>250.<br />

28 Vgl. Sretenovic, Karl: Geschichtsverständnis, Geschichtslehrplan und<br />

Schulbücher für „Geschichte und Sozialkunde“. In: Zeitgeschichte,<br />

11,12/1990. S. 45<strong>–</strong>462.<br />

29 Zum Teil sehr pointiert zu den heimischen Schulbüchern Haas, Karl<br />

[u. a.]: Österreichische Schulbuchwirklichkeit. Zeitgeschichtliche<br />

Aspekte im österreichischen Geschichtsbuch. In: Die Republik, 3/1977.<br />

S. 16<strong>–</strong>51. Fuchs, Eduard: Schule und Zeitgeschichte. Oder wie kommen<br />

Jugendliche zu politischen Klischeevorstellungen. Wien und Salzburg<br />

1986 (= Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte, Bd. 5). Malina, Peter<br />

und Spann, Gustav: Faschismus in Österreich: Hilflose Schulbücher.<br />

In:„Austrofaschismus“. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur<br />

1934<strong>–</strong>1938, 4. ergänzte Auflage. Hg. v. Emmerich Tálos und Wolfgang<br />

Neugebauer. Wien 1988 (= Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik,<br />

Bd. 18). S. 247<strong>–</strong>266. Dies.: Der Nationalsozialismus im österreichischen<br />

Geschichtslehrbuch. In: NS-Herrschaft in Österreich<br />

1938<strong>–</strong>1945. Hg. v. Emmerich Tálos [u. a.]. Wien 1988 (= Österreichische<br />

Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 36). S. 577<strong>–</strong>599. Hoffmann, Cornelia:<br />

Kritische Analyse von Gratisschulbüchern in Geschichte. In: Die<br />

Österreichische Nation, Neue Reihe, 5/1990. S. 16<strong>–</strong>38.<br />

30 Meyers, Peter: Zur Problematik der Analyse von Schulgeschichtsbüchern.<br />

In: GWU, 12/1973. S. 722<strong>–</strong>739 (hier 736).<br />

Nachteile. Sie zielt auf eine freie Gesamtwürdigung, deren<br />

Plausibilität und Niveau ausschließlich vom persönlichen<br />

Format des Rezensenten, seiner fachlichen Kennerschaft,<br />

seinem analytischen Blick, seinem Urteilsvermögen, nicht<br />

zuletzt seiner Sorgfalt und Gründlichkeit abhängt.“ 31<br />

Schließlich sei noch auf die andere Seite, auf die der Schulbuchautoren<br />

und deren Rahmenbedingungen, verwiesen.<br />

Sie stehen vor dem Dilemma, den Stoff zwischen zwei<br />

Buchdeckeln unterbringen zu müssen, wobei der Umfang<br />

zumeist von Seiten des Ministeriums und der Verlage aus<br />

nicht zuletzt ökonomischen Gründen vorgegeben ist.<br />

Weiters ist zu bedenken, dass sie nicht nur inhaltlichen<br />

(der Fachwissenschaft verpflichtet), sondern auch pädagogisch-didaktischen<br />

Kriterien Genüge tun müssen. „Wo<br />

die Fachwissenschaft (relative) Vollständigkeit und (absolute)<br />

Genauigkeit verlangt, erinnert die Didaktik an die<br />

begrenzte Fassenskraft des jungen Lesers. (…) Das zwingt<br />

den Schulbuchverfasser zu manchen Spagaten, und fast<br />

immer handelt er sich von der ,Gegenseite‘ Vorwürfe ein:<br />

dem Fachwissenschaftler ist vieles zu oberflächlich oder zu<br />

simpel; dem Schulpraktiker graut vor der Trockenheit oder<br />

der Umständlichkeit. (…) Kritiker pflegen dies besonders<br />

hartherzig zu ignorieren, wenn sie <strong>–</strong> in spürbarer Erregung<br />

und mit zumeist guten, sachlichen Gründen <strong>–</strong> auflisten, was<br />

alles in den Büchern fehlt.“ 32<br />

Folgt man einer pointierten Feststellung Bernd Marins, so<br />

erfährt man über eine Gesellschaft „vor allem auch dadurch,<br />

was in ihr alles möglich ist, was tatsächlich vorkommt“<br />

33 <strong>–</strong> Schulbücher, nicht zuletzt solche mit hohem<br />

weltanschaulichen, ideologischen und politischen (Konflikt)Potential,<br />

sind diesem Ansatz zufolge hervorragende<br />

Indikatoren dafür, was zum einem „möglich“, zum anderen<br />

aber auch was erwünscht ist.<br />

Im Rahmen der Analyse von insgesamt 34 für die Hauptschulen<br />

(bzw. die AHS-Unterstufe) und die Oberstufe der<br />

AHS zwischen 1952 und 1996 approbierten und erschienen<br />

Geschichtslehrbüchern 34 sollen drei Leitfragen<br />

beantwortet werden:<br />

31 Rohfels, Joachim: In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht<br />

(GWU), 9/1983. S. 537<strong>–</strong>551 (hier S. 538).<br />

32 Rohfels, Joachim: Schulgeschichtsbücher. In: GWU, 7/1994.<br />

S. 460<strong>–</strong>465 (hier S. 461f.).<br />

33 Marin, Bernd:„Die Juden“ in der Kronen-Zeitung. Textanalytisches<br />

Fragment zur Mythenproduktion 1974. In: Bunzl, John und Marin,<br />

Bernd: Antisemitismus in Österreich. Sozialhistorische und soziologische<br />

Studien. Innsbruck 1983 (= Vergleichende Gesellschaftsgeschichte<br />

und politische Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 3).<br />

S. 89<strong>–</strong> 169 (hier S. 93).<br />

34 Heilsberg, Franz und Korger, Friedrich: Allgemeine Geschichte der<br />

Neuzeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien<br />

1953. Zeiten, Völker und Kulturen 4. Teil. Das Zeitalter der Weltpolitik<br />

und der Technik. Hg. v. Franz Berger [u. a.]. Wien 1957. Ebner und<br />

Partick: Lehrbuch der Geschichte und Sozialkunde. Band IV: Textband.<br />

Salzburg 1984 (Erstauflage 1966). Menschen und Völker im<br />

Wandel der Zeit. Hg. v. Alexander Novotny. Eisenstadt 1972. Göbhart,<br />

Franz und Chvojka, Erwin: Geschichte und Sozialkunde. Vom Ersten<br />

Weltkrieg bis zur Gegenwart. Lern- und Arbeitsbuch. Wien und<br />

Heidelberg 1975. Geyer [u. a.]: Geschichte und Sozialkunde für die<br />

8. Klasse der allgemeinbildenden höheren Schulen. Wien 1974. Geyer<br />

[u. a.]: Geschichte und Sozialkunde für die 8. Klasse der allgemein-<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005<br />

45


Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

1. Wer macht Geschichte?<br />

2. Wie wird Geschichte gemacht<br />

3. Mit wem wird Geschichte gemacht?<br />

Um diese Fragen zu beantworten, werden die Schulbücher<br />

an folgenden „Ellen“ ver- und gemessen:<br />

a) Faschismus und Nationalsozialismus: monokratischintentionalistische<br />

oder polykratisch-funktionalistische<br />

Herrschaftssysteme 35<br />

b) Nazifizierungslogik(en)<br />

c) Alle(s) Opfer <strong>–</strong> Differenzierungen und Konjunkturen<br />

des Opferbegriffes<br />

d) Österreichbezüge<br />

a) Faschismus und Nationalsozialismus:<br />

monokratisch/intentionalistische oder polykratisch/<br />

funktionalistische Herrschaftssysteme<br />

Wäre es möglich, vom Faschismus Mussolini und vom<br />

Nationalsozialismus Hitler zu subtrahieren, beide historischen<br />

Phänomene wären, folgt man Schulbüchern,<br />

bildenden höheren Schulen, 2. überarbeitete Auflage. Wien 1987.<br />

Rettinger, Leopold: Geschichte und Sozialkunde. Vom Wiener<br />

Kongreß bis zur Gegenwart. Wien 1975. Göhring, Walter und<br />

Hasensteiner, Herbert: Zeitgeschichte. Ein approbiertes Lehr- und<br />

Arbeitsbuch für Geschichte und Sozialkunde. Wien 1979. Tscherne,<br />

Werner [u. a.]:Weg durch die Zeiten 4. Das 20. Jahrhundert. Graz<br />

1983. Rettinger, Leopold: Zeitbilder. Geschichte und Sozialkunde 4.<br />

Wien 1983. Riccabona, Felix [u. a.]: Geschichte und Sozialkunde.<br />

Politische Bildung. Linz 1984. Göbhart und Chvojka: Zeitbilder.<br />

Geschichte und Sozialkunde 8. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart.<br />

Wien 1984. Göhring, Walter und Hasensteiner, Herbert: Zeitgeschichte.<br />

Ein Arbeits- und Lehrbuch für Geschichte und Sozialkunde.<br />

Wien 1988. Aigner, Manfred und Bachl, Irmgard: Geschichte, Sozialkunde,<br />

Politische Bildung. Linz 1990. Schausberger, Norbert [u. a.]:<br />

Wie? Woher? Warum? Geschichte und Sozialkunde 4. Klasse. Wien<br />

1988. Schimpfer, Arnold [u. a.]: Geschichte miterlebt. Ein Lehr- und<br />

Arbeitsbuch für Geschichte und Sozialkunde. Wien 1989. Achs, Oskar<br />

[u. a.]: Zeiten, Völker, Kulturen 3. Wien 1992. Kriechbaumer und Watzl:<br />

Geschichte 3. Die Geschichte unserer Zeit. O.O. 1991. Tscherne und<br />

Krampl: Spuren der Zeit 4. Wien 1991. Tscherne, Werner und Gartler,<br />

Manfred:Weg durch die Zeiten 3. Arbeits- und Lehrbuch für<br />

Geschichte und Sozialkunde. Graz 1991. Scheucher [u. a.]: Zeitbilder.<br />

Geschichte und Sozialkunde 7. Wien 1991. Achs, Oskar [u. a.]: Aus<br />

Geschichte lernen. 7. Klasse. Wien 1993. Floiger, Michael [u. a.]: Stationen<br />

3. Spuren der Vergangenheit <strong>–</strong> Bausteine der Zukunft. Wien<br />

1993. Rettinger und Weissensteiner: Zeitbilder. Geschichte und Sozialkunde<br />

4. Wien 1992. Wald [u. a.]: Zeitbilder. Geschichte und Sozialkunde<br />

8. Wien 1992. Schröckenfuchs und Lobner: Spuren der Zeit 8.<br />

Wien 1992. Tscherne [u. a.]: Geschichte und Sozialkunde. 4. Klasse.<br />

Wien 1992. Hammerschmid, Helmut und Pramper, Wolfgang: Meilensteine<br />

der Geschichte. Geschichtsbuch für die 4. Klasse der HS und<br />

AHS. Linz 1993. Achs, Oskar [u. a.]: Aus Geschichte lernen. 8. Klasse.<br />

Wien 1994. Ferschmann, Friedrich [u. a.]: Geschichte kompakt. Wien<br />

1996. Achs, Oskar [u. a.]: Zeiten, Völker, Kulturen 3. Wien 1996.<br />

Rettinger und Weissensteiner: Zeitbilder 4. Geschichte und Sozialkunde.<br />

Wien 1996. Sturm, Klaus [u. a.]: Entdeckungsreise 4. Von der<br />

Zwischenkriegszeit bis zur Gegenwart. Wien 1996.<br />

35 Eine monokratisch/intentionalistische NS-Deutung konzentriert<br />

sich vor allem auf die Person Hitlers. Im Gegensatz dazu betont der<br />

polykratisch/funktionalistische Ansatz verschiedene, mit einander<br />

rivalisierende Machtzentren.<br />

Vgl. für den ersten Ansatz Jäckel, Eberhard: Hitlers Herrschaft. Vollzug<br />

einer Weltanschauung. Stuttgart 1986. Der Mord an den Juden<br />

im Zweiten Weltkrieg. Entschlussbildung und Verwirklichung. Hg. v.<br />

Eberhard Jäckel und Jürgen Rohwer. Stuttgart 1985. Pointiert vertreten<br />

wird das polykratisch/funktionalistische Konzept von<br />

Mommsen, Hans: Der Nationalsozialismus und die deutsche<br />

Gesellschaft. Ausgewählte Aufsätze. Reinbek bei Hamburg 1991.<br />

nie und nimmer historisch schlagend geworden. Es war<br />

Hitler, der zielstrebig auf die Diktatur hinsteuerte, hatte<br />

„er doch in einer Besprechung mit den Spitzen der Reichswehr<br />

vor dem Reichstagsbrand und vor der Wahl vom<br />

5. März die Beseitigung der Demokratie als wichtigstes<br />

innenpolitisches Ziel“ genannt . Durch „List und Täuschung“<br />

gelang es <strong>–</strong> wiederum <strong>–</strong> Hitler, „sämtliche Parteien,<br />

die SPD ausgenommen, für das Ermächtigungsgesetz<br />

zu gewinnen (…). Damit war die Entwicklung zum totalen<br />

,Führerstaat‘ praktisch abgeschlossen.“ 36<br />

Diese auf den/die „Führer“ fokussierte Geschichtsdeutung<br />

korrespondiert wenig überraschend mit Personifizierung<br />

und Personalisierung als historisch gestaltende Kräfte. Die<br />

Friedensschlüsse von 1919, eine Anzahl von Streiks sowie<br />

die Hinwendung eines Teils „des italienischen Volkes“ zum<br />

Kommunismus, wohingegen „ein anderer Teil (…) Angst vor<br />

ihm“ hatte, waren die Triebfedern des italienischen<br />

Faschismus. „Diesen Zweispalt nutzt Benito Mussolini (…),<br />

um seine faschistischen Staatsideen zu verwirklichen.“ 37<br />

Mussolini versprach allen „Unzufriedenen ein starkes<br />

Italien, in dem es wieder Ordnung wie im alten Rom geben<br />

sollte.“ Nachdem er mit der Regierung betraut worden<br />

war, entwickelte er sich „zu einem Diktator, der keine<br />

demokratischen Spielregeln mehr zuließ.“ 38 Folgt man dem<br />

von Geyer, Fink und Luger 1974 herausgegebenen<br />

Lehrbuch, so gingen die deutschen Bombenopfer<br />

ausschließlich auf Hitlers persönliches Konto, denn er<br />

zwang „die Bevölkerung zum Durchhalten“ 39 . Im Zuge des<br />

Russlandfeldzuges „beging Hitler einen entscheidenden<br />

Fehler, der für Stalin zum Vorteil wurde und den dieser<br />

sofort ausnützte.“ Hitler „betrachtete entsprechend der<br />

Rassenlehre alle Slawen als ,inferiore Sumpfbewohner‘ und<br />

verweigerte ihnen nicht nur die Selbständigkeit, sondern<br />

beutete sie auch schamlos aus. Millionen wurden als ,Ostarbeiter‘<br />

zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschickt.“<br />

Dieses Vorgehen führte schließlich dazu, dass „Hitler (…)<br />

dem Angriff der Russen nicht standhalten“ 40 konnte.<br />

Am unverblümtesten formulierten Kriechbaumer und<br />

Watzl das Modell, Faschismus ohne den/die jeweiligen<br />

„Führer“ = historische Nullexistenz. Ohne „den Beitritt<br />

Adolf Hitlers“ hätte die NSDAP „nie geschichtliche Bedeutung<br />

erlangt.“ 41 In einem 1988 approbierten Lehrbuch<br />

heißt es, den Nationalsozialismus verbinde man heute,<br />

mehr „als 40 Jahre nach dem Tod Hitlers“,mit„der Vorstellung<br />

von Diktatur, Konzentrationslagern, Verfolgung<br />

36 Göhring, Walter und Hasensteiner, Herbert: Zeitgeschichte. Ein<br />

approbiertes Lehr- und Arbeitsbuch für Geschichte und Sozialkunde.<br />

Wien 1979. S. 66.<br />

37 Menschen und Völker im Wandel der Zeit. Hg. v. Alexander Novotny.<br />

Eisenstadt 1972. S. 141.<br />

38 Hammerschmid, Helmut und Pramper, Wolfgang: Meilensteine der<br />

Geschichte. Geschichtsbuch für die 4. Klasse der HS und AHS. Linz<br />

1993. S. 48.<br />

39 Geyer [u. a.]: Geschichte und Sozialkunde für die 8. Klasse der allgemeinbildenden<br />

höheren Schulen. Wien 1974. S. 81.<br />

40 Ebda, S. 78<strong>–</strong>80.<br />

41 Kriechbaumer und Watzl: Geschichte 3. Die Geschichte unserer Zeit.<br />

O.O. 1991. S. 35.<br />

46<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005


Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

der Juden und Krieg.“ 42 Selbstredend war es in dieser<br />

personenzentrierten Logik von historischen Prozessen<br />

wiederum der „Führer“, der dem Ziel der alliierten Bomberangriffe,<br />

nämlich „die Widerstandskraft Deutschlands<br />

zu zermürben“, einen Riegel vorschob. Er zwang „die<br />

Bevölkerung zum Durchhalten. (…) Also mußte bis zum<br />

grausamen Ende weitergekämpft werden.“ 43 Hitler, folgt<br />

man Leopold Rettinger, griff Polen an, er ließ Großbritannien<br />

bombardieren, wobei es ihm aber nicht<br />

gelang, „Großbritannien in die Knie zu zwingen.“ Hitler<br />

musste „den Verlust von nicht weniger als 900 Flugzeugen<br />

einsehen“ 44 und er war es, der „den schon lange geplanten<br />

Krieg gegen die Sowjetunion“ 45 begann.<br />

Mit „Hilfe des Ermächtigungsgesetzes“ etablierte Hitler<br />

„seine Diktatur“, wobei sein Erfolg „auf den Beifall der<br />

Massen“, aus der er „neue Energie“ 46 schöpfte, und der<br />

Propaganda, die dazu führte, dass „Menschen, die wieder<br />

Arbeit hatten, (…) anfangs von ihm begeistert“ 47 waren,<br />

beruhte. Nach und neben dem „Ermächtigungsgesetz“<br />

war es der Tod Hindenburgs, der Hitler zur totalen Macht<br />

führte. „Alle Macht des Staates waren in seiner Hand<br />

vereinigt.“ Auch <strong>–</strong> und <strong>–</strong> sogar „die Opposition in den<br />

eigenen Reihen wurde ausgeschaltet.“ 48 Die Notverordnung<br />

vom 28. Februar 1933 „bedeutete den ersten<br />

Schritt zur Vernichtung der deutschen Demokratie“, das<br />

„Ermächtigungsgesetz“ kam der „Selbstausschaltung“<br />

des Reichstages gleich und danach begann Hitler „alle<br />

anderen Parteien zu vernichten.“ 49 Das<br />

„Ermächtigungsgesetz“ setzte Hitler durch, um<br />

„unumschränkt regieren zu können“. In der Folge schaltete<br />

er „innenpolitische Gegner aus, ließ die führenden Männer<br />

der Weimarer Republik verhaften und verbot nunmehr<br />

neben der KPD (…) im Sommer 1933 die übrigen Parteien.“<br />

Nach dem Tod Hindenburgs hatte er „als ,Führer und<br />

Reichskanzler‘ alle Macht in einer Person vereint.“ 50<br />

Mussolini und <strong>–</strong> im noch stärkeren Maße <strong>–</strong> Hitler waren<br />

somit, folgte man den Schulbüchern, die alleinigen<br />

Dominatoren der innenpolitischen Arena, in deren Person<br />

jede Art der (politischen) Macht kumulierte und die von<br />

ihnen auch monopolisiert wurde.<br />

In demselben Kontext deuten die Schulbücher auch den<br />

Holocaust. Alles in allem zeichnen beinahe alle<br />

Schulbücher ein antisemitisches Eskalationsmodell nach,<br />

welches man mit Von der Ausgrenzung zur Ausmordung<br />

42 Achs, Oskar [u. a.]: Zeiten, Völker, Kulturen 3. Wien 1996. S. 32.<br />

43 Wie Anm. 39, S. 81.<br />

44 Rettinger, Leopold: Geschichte und Sozialkunde. Vom Wiener<br />

Kongreß bis zur Gegenwart. Wien 1975. S. 100.<br />

45 Ebda, S. 102.<br />

46 Aigner, Manfred und Bachl, Irmgard: Geschichte, Sozialkunde,<br />

Politische Bildung. Linz 1990. S. 43.<br />

47 Ebda, S. 53.<br />

48 Tscherne und Krampl: Spuren der Zeit 4. Wien 1991. S. 47.<br />

49 Scheucher [u. a.]: Zeitbilder. Geschichte und Sozialkunde 7. Wien<br />

1991. S. 126.<br />

50 Floiger, Michael [u. a.]: Stationen 3. Spuren der Vergangenheit <strong>–</strong> Bausteine<br />

der Zukunft. Wien 1993. S. 155.<br />

pointiert zusammenfassen kann. Exemplarisch dafür sei<br />

aus einem Geschichtelehrbuch aus dem Jahre 1974 zitiert.<br />

Nach einer Phase der systematischen Entrechtung<br />

vernichteten in der „Reichskristallnacht (…) gedungene<br />

Banden jüdische Geschäfte, Wohn- und Gotteshäuser. (…)<br />

Nach Kriegsbeginn ging Hitler offen gegen die Juden vor.<br />

Vor allem die SS unter Himmler, Heydrich und Eichmann<br />

wurde mit der ,Endlösung der Judenfrage‘ beauftragt.<br />

Zuerst verhinderte man die Flucht der Juden ins Ausland,<br />

dann sperrte man sie in Ghettos und schließlich tötete<br />

man grausam alle, deren man in Europa habhaft werden<br />

konnte, durch Vergasung, Erschießung oder Hunger. (…)<br />

Nahezu sechs Millionen Menschen wurden ermordet.“ 51<br />

Zwei Dinge sollen darüber hinaus noch betont werden.<br />

Abgesehen von einem Schulbuch 52 werden Juden hier<br />

tatsächlich als Opfer dargestellt, ein Umstand, der bei<br />

anderen medial-historischen Kommunikatoren in<br />

Österreich so selbstverständlich nicht ist. 53 Zweitens <strong>–</strong><br />

wenn man die quantitativen Relationen betrachtet <strong>–</strong><br />

wurde dem Holocaust (auf dem Niveau von Absolut- und<br />

Relativwerten) im Laufe der Jahrzehnte signifikant<br />

zunehmend Platz in den Schulbüchern eingeräumt. 54<br />

Das eben angeführte Beispiel aus dem Jahre 1974 bleibt<br />

aber auch für eine zweite Ebene über Jahrzehnte hinweg<br />

gültig. Der Holocaust <strong>–</strong> wenn man nun die Täterebene<br />

betrachtet <strong>–</strong> wurde vor allem auf zwei argumentativen<br />

Ebenen abgehandelt. Zum einen durch Personifizierung<br />

und zum anderen durch Anonymisierung.<br />

Auf der Ebene der Personifizierung wird Hitler als der<br />

Täter festgemacht. „Hitler“, so steht es in einem unveränderten<br />

Nachdruck (Originalausgabe aus 1966) aus 1984<br />

zu lesen, „hatte in seinem Rassenwahn die Ausrottung der<br />

Juden befohlen.“ 55 Das ist zugegeben in dieser Verkürzung<br />

ein etwas krasses Beispiel (weniger vom Autor dieses<br />

Beitrages als von den Buchautoren). Kein Zweifel kann<br />

aber daran bestehen, dass Hitler ad personam und auf<br />

Grund seiner nicht zuletzt in Wien erworbenen antisemitischen<br />

Sozialisation (darüber besteht ab den späten<br />

achtziger Jahren unter den Buchautoren Konsens) als die<br />

Zentralfigur durchgehend an- und vorgeführt wurde und<br />

wird. Der Holocaust, oder „die planmäßige Ausrottung des<br />

jüdischen Volkes“ 56 , basierte auf Hitlers „Weltanschauung<br />

(…) auf rassistischen Grundlagen“, in der „die Juden eine<br />

besondere Rolle ein[nahmen]. Sie waren für ihn keine<br />

Religionsgemeinschaft, sondern eine gefährliche Rasse. (…)<br />

Hitlers Stellung zum Judentum war von unbegründeten<br />

Ängsten und Vorurteilen geprägt.“ 57 Das andere Extrem in<br />

51 Wie Anm. 39, S. 52.<br />

52 Vgl. Riccabona, Felix [u. a.]: Geschichte und Sozialkunde. Politische<br />

Bildung. Linz 1984. S. 68f.<br />

53 Vgl. Wassermann, Heinz P.:„Zuviel Vergangenheit tut nicht gut!“<br />

Nationalsozialismus im Spiegel der Tagespresse der Zweiten Republik.<br />

Innsbruck [u. a.] 2000.<br />

54 Vgl.Wassermann, Verfälschte Geschichte im Unterricht, a.a.O., S. 195f.<br />

55 Ebner und Partick: Lehrbuch der Geschichte und Sozialkunde. Band<br />

IV: Textband. Salzburg 1984 (Erstauflage 1966). S. 15.<br />

56 Wie Anm. 41, S. 69.<br />

57 Ebda, S. 37.<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005<br />

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

der Täterzuschreibung ist die Anonymisierung. Der Antisemitismus<br />

wurde durch die „Rassenlehre [!] des Nationalsozialismus<br />

(…) zu einer tödlichen Gefahr“ für die Juden.<br />

Nach den verschiedenen (von den Autoren beschriebenen)<br />

Etappen der Diskriminierung und der „Reichskristallnacht“,<br />

ging man während des Kriegs „daran, die Juden in den von<br />

Hitler [!] beherrschten Teilen Europas planmäßig auszurotten.<br />

Man [!] vertrieb sie aus ihren Wohnungen, riss die Familien<br />

auseinander, pferchte die Unglücklichen in Viehwaggons<br />

und brachte sie in eines der vielen Konzentrationslager“,<br />

von denen Auschwitz das „berüchtigtste war.“ 58<br />

Die „man“-Anonymisierung erfährt gelegentlich<br />

institutionelle Konkretisierungen, wie zum Beispiel „Die<br />

SS“. Persönlich angeführt werden Himmler, Heydrich und<br />

Eichmann (wie bereits weiter oben quellenmäßig belegt),<br />

Aufnahme in diese short-list nationalsozialistischer Täter<br />

fand auch noch der Österreicher Ernst Kaltenbrunner 59 .<br />

An anderer Stelle spielte die SS, „die Himmler zu einer<br />

militärischen Einheit ausgebaut“ hatte, „eine führende<br />

Rolle.“ 60 Ein anderes Schulbuch verweist auf das Wüten<br />

der „NS-Einsatzgruppen“, die „hinter den deutschen Linien<br />

mindestens eine Mio. russische Zivilisten“ 61 ermordeten. In<br />

der „Reichskristallnacht“ zerstörten „SA-Männer in<br />

Deutschland und in dem bereits angeschlossenen<br />

Österreich (…) jüdische Geschäfte und setzten Synagogen in<br />

Brand.“ 62 Dass „Hitler und die NSDAP die Juden vernichten<br />

wollten“, das war „sogar (…) einfache[n] NSDAP-<br />

Mitglieder[n] (…) nicht klar. (…) Zu schlau und abwartend<br />

ging die Partei vor, so daß die Steigerungen des<br />

Judenhasses nicht sofort auffielen.“ 63<br />

b) Nazifizierungslogik(en)<br />

58 Rettinger und Weissensteiner: Zeitbilder. Geschichte und Sozialkunde<br />

4. Wien 1992. S. 45.<br />

59 Vgl. ebda, S. 65.<br />

60 Schausberger, Norbert [u. a.]: Wie? Woher? Warum? Geschichte und<br />

Sozialkunde 4. Klasse. Wien 1988. S. 34.<br />

61 Wie Anm. 46, S. 46.<br />

62 Wie Anm. 42, S. 41.<br />

63 Schimpfer, Arnold [u. a.]: Geschichte miterlebt. Ein Lehr- und<br />

Arbeitsbuch für Geschichte und Sozialkunde. Wien 1989. S. 71.<br />

Folgt man den ausgewerteten Schulbüchern, so hatte die<br />

Nazifizierung einer Gesellschaft einen stringent-logischen<br />

Ab- und Verlauf. An (quantitativ) erster Stelle<br />

führen die Autoren (und die wenigen Autorinnen) den<br />

Themenbereich soziales Elend und die Begleiterscheinungen<br />

einer pauperisierten Gesellschaft an. Die in diesem<br />

Zusammenhang genannte (quasi)logische Konsequenz<br />

der materiellen Misere ist die gesellschaftlich-politische<br />

Radikalisierung der gesamten Gesellschaft. (Neben)Ursachen<br />

des Faschismus italienischer und deutscher Prägung<br />

waren die Friedensverträge von 1919 und das nicht<br />

konsequent durchgehaltene Selbstbestimmungsrecht,<br />

wie es in Wilsons „14 Punkten“ proklamiert worden war.<br />

Primär aber ließen wirtschaftliche Not und Verarmung<br />

die Menschen verzweifeln, worauf sich „viele (…) radikalen<br />

Parteien (…), die Abhilfe versprachen“, zuwandten. Die „allgemeine<br />

Unzufriedenheit, die nationale Enttäuschung und<br />

sehr viel Unordnung im ganzen Land riefen förmlich nach<br />

einem ,starken Mann‘ <strong>–</strong> und er kam in Gestalt von Benito<br />

Mussolini, mit seinen Faschisten“ 64 Die Arbeitslosigkeit als<br />

Folge der Weltwirtschaftskrise, die „bittere Not und verzweifelte<br />

Hoffnung auf eine Besserung der Lage“ trieben<br />

die Wähler in Deutschland den „radikalen Parteien“ 65 auf<br />

der extremen Linken und der extremen Rechten zu. Hinzu<br />

kamen Propaganda und <strong>–</strong> für die renitenten Teile der<br />

Gesellschaft <strong>–</strong> der scheinbar allgegenwärtige Terror des<br />

Regimes. So heißt es in einem 1992 erschienenen Buch<br />

lapidar, die nationalsozialistische Propaganda „war dazu<br />

angetan, auch bisher Unentschlossenen in ihren Bann zu<br />

ziehen. Die Gegner des Nationalsozialismus aber wurden<br />

eingeschüchtert.“ 66 An anderer Stelle werden Hitlers und<br />

Goebbels „Meisterschaft der Massenbeeinflussung“ 67 und<br />

der Umstand, dass, wer „sich von der allgegenwärtigen<br />

Propaganda nicht beeindrucken ließ, (…) auch härter angefaßt<br />

werden“ 68 konnte, angeführt.<br />

Dieses Argumentationsensemble hat nicht wenig kollektivapologetisches<br />

Potential in sich. Es argumentiert nicht<br />

nur auf der Ebene einer vorgeblich ausschließlich von<br />

oben vorgegebenen und gesteuerten Logik und Stringenz,<br />

die die breite Masse zu willenlosen, von den<br />

Ver„Führern“ verführten Opfern werden lässt. In Staaten<br />

(konkret meinten die Autoren damit das Deutsche Reich<br />

und Österreich), „wo man es nicht verstand, die Menschen<br />

mit Mut und Hoffnung zu erfüllen, kam es zur Errichtung<br />

von Diktaturen.“ 69 Links- und rechtsradikale Parteien, die<br />

„Unruhen“ stifteten, fanden in der Nachkriegszeit großen<br />

Anhang, weil <strong>–</strong> oder auch wenn (das lassen die Verfasser<br />

offen) <strong>–</strong> sie eine „rasche Besserung“ der Lage „auf Kosten<br />

der Demokratie“ 70 versprachen. „Die Demokratie verlor in<br />

Zeiten der Not an Wert, weil sie sich als unfähig erwies, das<br />

Blatt zu wenden“. Die vorgeblich logische Konsequenz<br />

war der Zulauf zu jenen „nationalradikalen Parteien“ und<br />

„extrem konservativen Gruppierungen (…), die Arbeit und<br />

Brot versprachen.“ 71<br />

Neben diesen fast schon teleologisch anmutenden<br />

Argumentationssträngen weisen die Autoren aber auch<br />

auf ein weiteres, diese Zwangsläufigkeit doch<br />

relativierendes Argument hin, nämlich auf die geringe<br />

Verankerung demokratisch-parlamentarischer<br />

Traditionen. Franz Göbhart und Erwin Chvojka deuten<br />

den Faschismus als Produkt der Krisenzeiten nach dem<br />

Ersten Weltkrieg, der die „bestehenden Verhältnisse, vor<br />

allem das Privateigentum an den Produktionsmitteln <strong>–</strong><br />

64 Wie Anm. 52, S. 53f.<br />

65 Ebda, S. 110.<br />

66 Wie Anm. 58, S. 40.<br />

67 Sturm, Klaus [u. a.]: Entdeckungsreise 4. Von der Zwischenkriegszeit<br />

bis zur Gegenwart. Wien 1996. S. 22.<br />

68 Ebda, S. 29.<br />

69 Tscherne, Werner und Gartler, Manfred:Weg durch die Zeiten 3. Arbeits-<br />

und Lehrbuch für Geschichte und Sozialkunde. Graz 1991. S. 100.<br />

70 Ebda, S. 95.<br />

71 Ebda, S. 99.<br />

48<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005


Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

wenn nötig durch Gewaltanwendung <strong>–</strong> erhalten wollte.“ 72<br />

Am Beispiel der deutschen Gesellschaft nach 1918 weisen<br />

sie darauf hin, dass schon „von Schule und Elternhaus her<br />

(…) die Deutschen eher zu Gehorsam und Zucht als zu<br />

Kritikfähigkeit und Problembewusstsein erzogen worden“ 73<br />

waren. Im Gegensatz dazu „erwies sich die demokratische<br />

Staatsform“ in Großbritannien, Frankreich, Norwegen,<br />

den Niederlanden. Dänemark, der Schweiz, Schweden<br />

oder Belgien „den Stürmen der Weltwirtschaftskrise<br />

gewachsen.“ 74<br />

Befragt man die Schulbücher nach den Profiteuren, pointiert<br />

formuliert nach den geheimen „Führern“ der faschistischen<br />

Ver„Führer“, so stößt man auf einen bemerkenswerten<br />

antikapitalistischen Impetus. In Italien suchten<br />

Großgrundbesitzer und Industrielle „nach einer politischen<br />

Kraft, die sie gegen das bäuerliche und industrielle<br />

Proletariat in Nord- und Mittelitalien schützen sollte. Sie<br />

fanden den gewünschten Schutz in der Person Benito<br />

Mussolinis und seiner faschistischen Partei.“ Diese und<br />

dieser konnten sich „der stillschweigenden Duldung des<br />

bürgerlichen Staatsapparates erfreuen“, hatten doch „die<br />

konservativen Kräfte mehr Angst vor dem Sozialismus als<br />

vor Mussolini.“ 75 Im Deutschen Reich erhoffte sich besonders<br />

„der Mittelstand (…) von der NSDAP die Lösung wirtschaftlicher<br />

Probleme.“ 76 Ein vom Kommunismus verängstigtes<br />

Bürgertum, „die verschuldeten Bauern, die<br />

Großindustriellen, die mit Rüstung und neuen Absatzmärkten<br />

das Geschäft beleben wollten, aber auch viele Arbeitslose<br />

sahen im ,starken Mann‘ Hitler den Retter und gaben<br />

zunehmend seiner NSDAP“ 77 ihre Stimmen. Zum einem<br />

waren am Aufstieg der Hitlers und der NSDAP „auch die<br />

Gelder der Schwerindustrie beteiligt“ 78 , zum anderen setzten<br />

konservative Politiker, Industrielle, führende Bankiers<br />

und Großindustrielle nach dem Scheitern der Regierung<br />

Schleicher „auf die NSDASP“. Hinzu kamen die Interessen<br />

von Großgrundbesitzern und Schwerindustriellen, weshalb<br />

Hindenburg sein „zunächst sehr zurückhaltend[es]“<br />

Verhalten dem „böhmischen Gefreiten“ 79 gegenüber<br />

aufgab.<br />

c) Alle(s) Opfer <strong>–</strong> Differenzierungen und Konjunkturen des<br />

Opferbegriffes<br />

72 Göbhart, Franz und Chvojka, Erwin: Geschichte und Sozialkunde.<br />

Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Lern- und Arbeitsbuch.<br />

Wien und Heidelberg 1975. S. 94.<br />

73 Ebda, S. 54.<br />

74 Tscherne, Werner [u. a.]: Weg durch die Zeiten 4.<br />

Das 20. Jahrhundert. Graz 1983. S. 66.<br />

75 Wie Anm. 49, S. 120f.<br />

76 Wie Anm. 60, S. 32.<br />

77 Achs, Oskar [u. a.]: Aus Geschichte lernen. 7. Klasse. Wien 1993. S. 101.<br />

78 Wie Anm. 58, S. 14.<br />

79 Wie Anm. 49, S. 124.<br />

„Hitlers totaler Krieg hatte Deutschland die totale Niederlage<br />

gebracht. Der Gefreite des Ersten Weltkrieges stand als<br />

,Größter Feldherr aller Zeiten‘ im Zweiten Weltkrieg an der<br />

Spitze des Volkes, das er ins Verderben führte.“ 80 Kontextualisiert<br />

man diese Opferbilanz aus den späten siebziger<br />

Jahren um den Umstand, dass nichtdeutsche Opfer in<br />

diesem Schulbuch gerade einmal peripher ab- und behandelt<br />

werden, so liegt mit diesen Ausführungen zwar<br />

ein extremes, aber ein nicht völlig unrepräsentatives Beispiel<br />

für die in den Büchern veröffentlichten Opferbilanzen<br />

und Opfergruppen vor. Sieht man von den Juden als<br />

genuin nazistische Opfergruppe ab, so verbleiben vorerst<br />

die Deutschen als Hitlers primäre(s) Opfer.<br />

Gerade am Opferbegriff zeigt sich, wie groß der<br />

inhaltliche Spielraum für die einzelnen Autorinnen und<br />

Autoren bei der Schulbuchgestaltung ist. Die vom nationalsozialistischen<br />

Eroberungskrieg betroffenen Völker<br />

„hatten Fürchterliches zu erleiden; sie wurden versklavt,<br />

ausgesiedelt oder planmäßig umgebracht.“ 81 Die Schulbücher<br />

rücken ab Ende der achtziger Jahre zunehmend<br />

den Aspekt der genozidalen Kriegsführung (teilweise<br />

auch durch die Wehrmacht) im Osten Europas ins Blickfeld<br />

und somit ins Bewusstsein der Schülerinnen und<br />

Schüler. Der „Krieg gegen die Sowjetunion“ war mit einem<br />

herkömmlichen Krieg nicht vergleichbar. „Hinter den vorrückenden<br />

Truppen der Wehrmacht begannen SS- und<br />

Polizeieinheiten (teilweise auch Wehrmachtseinheiten)<br />

Juden auszurotten, die Bevölkerung zu versklaven und<br />

wirtschaftlich auszubeuten. (…) Sowjetische Kriegsgefangene<br />

ließ man verhungern, Teile der Sowjetunion wurden<br />

wirtschaftlich ausgebeutet und Teile der Zivilbevölkerung<br />

wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Massenerschießungen,<br />

Massaker an der Zivilbevölkerung (…) gehörten zum<br />

Alltag der grausamen Kriegsführung.“ 82<br />

Konsequent wird eine Opfergruppe des italienischen<br />

Faschismus betont <strong>–</strong> die Südtiroler, präziser: die dortige<br />

deutsche Sprachgruppe. Einig sind sich die Verfasserinnen<br />

und Verfasser von Schulbüchern darin, dass der übersteigerte<br />

Nationalismus ein wesentliches Kriterium des<br />

Faschismus war. Anhand der deutschsprachigen Volksgruppe<br />

wird dieser Aspekt exemplarisch abgehandelt. 83<br />

d) Österreichbezüge<br />

Sofern es den März 1938, den „Anschluss“ Österreichs an<br />

Nazideutschland, betrifft, lässt sich in fast allen Schulbüchern<br />

folgendes Szenario nachzeichnen: Österreich<br />

war in den dreißiger Jahren Spielball der internationalen<br />

Politik, vor allem der Annäherung zwischen Mussolinis<br />

Italien und Hitlers Deutschland sowie der britischen Haltung,<br />

die „gegenüber Hitler (…) nachgiebig“ war. Die im<br />

Juli-Abkommen 1936 „wiedergewonnene Freiheit nutzten<br />

die österreichischen Nationalsozialisten, um ihre Partei<br />

auszubauen.“ Auf deutschen Druck hin und um „Blutvergießen<br />

zu vermeiden“, trat Schuschnigg als Bundeskanzler<br />

zurück und überließ Seyß-Inquart „am 11. März die<br />

80 Wie Anm. 36, S. 98.<br />

81 Wie Anm. 63, S. 96.<br />

82 Wie Anm. 41, S. 66f.<br />

83 Beispielsweise Tscherne, Anm. 74, S. 34. Riccabona, Anm. 52, S. 47. Aigner<br />

und Bachl, Anm. 46, S. 41. Floiger, [u. a.], Anm. 50, S. 149 und Tscherne<br />

[u. a.]: Geschichte und Sozialkunde. 4. Klasse. Wien 1992. S. 38.<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005<br />

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

Regierung (…). Dennoch rückten am 12. März 1938 deutsche<br />

Truppen in Österreich ein. Österreich als selbständiger<br />

Staat und als Republik [!] hatte ein gewaltsames Ende<br />

gefunden.“ 84 Die österreichische Bevölkerung selbst war<br />

eine Opfermischung aus Ahnungslosen und einsetzendem<br />

Gestapo-Terror. „Nun begriffen viele, worum es ging.<br />

(…) Es war ein ungleicher Kampf, den diese patriotischen<br />

Österreicher wagten. (…) Im Jahre 1944 begann der offene<br />

Widerstand.“ 85 Als österreichische Opfer werden politische<br />

Häftlinge, verhaftete und hingerichtete Widerstandskämpfer<br />

und 51.560 Juden angeführt. Doch mit<br />

dem nationalsozialistischen Terror hatte das Leid noch<br />

kein Ende gefunden. „Auf die deutschen Truppen folgten<br />

die alliierten Soldaten. Besonders in Österreich rächte sich<br />

die Rote Armee mit Plünderungen, Vergewaltigungen und<br />

Mord für die Kriegsgreuel der Deutschen.“ 86<br />

Folgte man den Dimensionen des „Anschlusses“ von<br />

Gerhard Botz und Albert Müller, nämlich den „Anschluß<br />

von außen“ (als außenpolitische Aggression Hitler-<br />

Deutschlands, um Intention und Duktus der Schulbücher<br />

beizubehalten), von „innen“ (die Machtübernahme durch<br />

heimische Nationalsozialisten auf Bundesebene) und von<br />

„unten“ (regionale Machtübernahmen durch österreichische<br />

Nationalsozialisten wie sie beispielsweise in Graz<br />

oder in Linz erfolgt waren) 87 , so werden die letzteren<br />

Aspekte wesentlich seltener und dementsprechend<br />

wenig nachhaltig ins Bewusstsein gerückt.<br />

In Berchtesgaden kam es „zum Diktat Hitlers, dem sich der<br />

Bundeskanzler beugte. Der Nationalsozialist Seyss-Inquart<br />

wurde als Innenminister in die Regierung aufgenommen.“<br />

Der von Schuschnigg angesetzten Volksabstimmung<br />

folgte ein Ultimatum Deutschlands und diesem der<br />

Rücktritt des österreichischen Kanzlers. „Der Innenminister<br />

Seyß-Inquart übernahm die Regierung und ersuchte um<br />

den Einmarsch deutscher Truppen.“ 88<br />

Die Aufnahme Seyß-Inquarts in die Regierung führte<br />

„sofort zu Freudenkundgebungen der Nationalsozialisten,<br />

die sich nun aus der Illegalität befreit sahen.“ Schuschnigg<br />

kündigte die Volksabstimmung an, weil seine „Nachgiebigkeit“<br />

Hitler gegenüber „bei vielen in der Vaterländischen<br />

Front, bei den Monarchisten (…), aber auch bei der<br />

Arbeiterschaft auf Unverständnis“ stieß. „Die Nationalsozialisten,<br />

die damit rechnen mussten, dass Schuschnigg<br />

eine Mehrheit bekommen würde (…), empörten sich. Sie<br />

hatten in Graz und in einigen anderen Städten bereits das<br />

Übergewicht.“ 89<br />

84 Wie Anm. 37, S. 156.<br />

85 Ebda, S. 204.<br />

86 Ebda, S. 206.<br />

87 Vgl. Botz, Gerhard und Müller, Albert: Differenz/Identität in Österreich.<br />

Zu Gesellschafts-, Politik- und Kulturgeschichte vor und nach<br />

1945. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft,<br />

1/1995. S. 7<strong>–</strong>40.<br />

88 Wie Anm. 74, S. 71.<br />

89 Wie Anm. 77, S. 129.<br />

Der vor allem als außenpolitisches Faktum gedeuteten<br />

„Anschluss“ wurde von der Bevölkerung bejubelt, ansonsten<br />

geschah all das, was bereits weiter oben unter dem<br />

Terminus Nazifizierungslogik(en) abgehandelt wurde.<br />

Während der österreichische Widerstand und namentlich<br />

genannte österreichische Widerstandskämpferinnen und<br />

-kämpfer prominent, häufig und ausführlich genannt<br />

werden, agieren die Schulbücher bei österreichischen<br />

Tätern wesentlich zurückhaltender. Rund 600.000 Österreicherinnen<br />

und Österreicher waren Mitglieder der<br />

NSDAP gewesen. Zahlreiche Österreicher bekleideten<br />

„führende Positionen in Partei, Wehrmacht und SS“,<br />

namentlich Kaltenbrunner und Eichmann, die „in führenden<br />

Stellungen an der ,Endlösung‘ beteiligt“ waren. (...)<br />

Tausende Österreicher waren unter den Wachmannschaften<br />

der Konzentrationslager.“ 90 Hitler, so ein anderes<br />

Schulbuch, fand „bis zuletzt auch Österreicher“ als<br />

„Helfershelfer. (…) Einige von ihnen“, namentlich<br />

Kaltenbrunner, „mussten sich nach dem Kriege in Kriegsverbrecherprozessen<br />

für ihre Greueltaten während der NS-<br />

Zeit verantworten.“ 91 Dieser kaum quantifizierte und<br />

zumeist eher nebulos anonymisierte Anteil von<br />

Österreichern an den nazistischen Untaten kann freilich<br />

auch euphemistisch deklariert werden. „In den<br />

Niederlanden (…) wurde der Österreicher Seyß-Inquart als<br />

,Reichskommissar‘ eingesetzt“ 92 , was sich in dieser<br />

unverfänglichen Lesart eher wie eine ganz normale<br />

Arbeit eines ganz normalen Mannes und nicht wie die<br />

eines zum Tode verurteilten Kriegsverbrechers liest.<br />

4. Zusammenfassung<br />

Faschismus und Nationalsozialismus als historische<br />

Prozesse wurden (und werden) in den Schulbüchern<br />

(fast) ausschließlich personenbezogen gedeutet. Die<br />

zentralen Akteure sind Mussolini und Hitler,<br />

gelegentlich Göring, Goebbels oder Himmler. Nicht<br />

selten wird das Modell „Große Männer machen<br />

Geschichte“, noch um den Hinweis auf Defekte und<br />

Defizite im moralischen und psychosozialen Bereich<br />

ergänzt. 93<br />

Diese auf Personen reduzierte Engführung historischer<br />

Prozesse macht nicht selten auch die Faschisten zu<br />

Opfern des von ihnen mitgetragenen und gestützten<br />

Faschismus, deren Protagonisten und Ver„Führer“ sehr<br />

tot gewusst werden. Als primäres Erklärungsmodell für<br />

den Erfolg von Faschismus und Nationalsozialismus<br />

dient die Arbeitslosigkeit-NS Anhänger(schein)korrelation.<br />

Folgt man der in den Büchern ausgebreiteten<br />

Nazifizierungslogik, so bedingen Arbeitslosigkeit, soziale<br />

Verelendung, Not, Armut und Verzweiflung notwendig<br />

und hinreichend die gesamtgesellschaftliche Radikali-<br />

90 Wie Anm. 41, S. 92.<br />

91 Wie Anm. 58, S. 65.<br />

92 Wie Anm. 36, S. 89.<br />

93 Vgl. Göbhart und Chvojka, Anm. 72, S. 98, S. 102 und S. 104. Göhring<br />

und Hasensteiner, Anm. 36, S. 68. Tscherne, [u. a.], Anm. 74, S. 42.<br />

Zeiten, Völker und Kulturen 4. Teil. Das Zeitalter der Weltpolitik und<br />

der Technik. Hg. v. Franz Berger [u. a.]. Wien 1957. S. 168f. Achs, Oskar<br />

[u. a.]: Zeiten, Völker, Kulturen 3. Wien 1992. S 32.<br />

50<br />

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

sierung, die geradewegs zur Hinwendung zum Nationalsozialismus<br />

führen muß. Verstärkt wurde diese Zwanghaftigkeit<br />

durch die Propaganda, auf die die Menschen<br />

hereinfallen mussten. Wenn diese nicht ausreichte(n),<br />

dann besorgte der anonymisierte, gleichwohl aber<br />

allgegenwärtige Terror den Rest, um ein Volk umzudrehen<br />

und (neu) auszurichten. Hinzu gesellen sich Aspekte<br />

und Erklärungsmuster wie die Pariser Vorortverträge<br />

von 1919, wenig ausgeprägte demokratische<br />

Traditionen und Kulturen sowie die Unterstützung<br />

durch finanziell potente und dementsprechend interessierte<br />

Kreise. Gerade was letzteren Aspekt betrifft,<br />

stellt sich die Frage nach der Stichhaltigkeit der suggerierten<br />

Logik, nämlich warum finanzielle Zuwendungen<br />

automatisch zu entsprechenden Wahlerfolgen<br />

führen müssen.<br />

Lässt man Hitler und dessen nächste Umgebung außer<br />

Acht, so schweigen sich die Schulbücher bei der Benennung<br />

der oder von Täter(n) beharrlich aus, sieht man von<br />

Anonymisierungen wie die SA oder die SS ab. Dieser Zug<br />

zum Namenlosen findet sich auch in den Opferkategorien<br />

wieder. Nur wenigen wie den Geschwistern<br />

Scholl, den Attentätern um Stauffenberg oder den<br />

Österreichern Roman Karl Scholz und Franz Jägerstätter<br />

gelingt der Schritt aus der Anonymität. Allerdings ist im<br />

Bereich der Benennung der Opfer ein mehrfacher Wandel<br />

konstatierbar. Vermitteln die Schulbücher der ersten<br />

Jahrzehnte ein fast schon penetrant gepflegtes und<br />

kultiviertes Bild der Deutschen als das und die Opfer des<br />

Nationalsozialismus (mit Dresden als Metapher), so<br />

erfolgt schrittweise eine Ausweitung auf Geisteskranke,<br />

Homosexuelle, Mitglieder von Sekten, die ins Exil Vertriebenen,<br />

Polen und „Russen“. In diesem Zusammenhang<br />

setzt sich bei der Opferkategorie „slawische Völker“<br />

partiell der Topos des Versklavungs- und Vernichtungskrieges<br />

durch.<br />

Einer unübersehbaren Veränderung unterlag auch die<br />

Bewertung des Attentates vom 20. Juli 1944. War dieses<br />

über Jahrzehnte hinweg die Ikone des deutschen Widerstandes<br />

schlechthin, so wird zunehmend die Involvierung<br />

der Militärs und der Wehrmacht in das Herrschaftssystem<br />

des Nationalsozialismus kritisch hinterfragt<br />

und wird die (konservative) Monopolisierung des<br />

Widerstandes zunehmend brüchig. Am Beispiel des<br />

20. Juli lässt sich aber auch exemplarisch vorführen, wie<br />

wenig der jeweils aktuelle Forschungsstand in die Schulbuchliteratur<br />

einging. 94 Ein weiteres Beispiel dafür, wie<br />

sehr die SchulbuchautorInnen hinter dem aktuellen<br />

Forschungsstand hinterherhinken, ist der Themenkomplex<br />

„Vernichtungskrieg der Wehrmacht“. Eine bahnbrechende<br />

Studie wie die Christian Streits 95 , findet <strong>–</strong><br />

94 Die von Hanns Mommsen (Der Widerstand gegen Hitler und die<br />

deutsche Gesellschaft. In: Historische Zeitschrift, 241 (1985).<br />

S. 81<strong>–</strong>104) zitierte Literatur aus den späten sechziger Jahren bildet<br />

den Fundus, aus dem die Schulbuchautoren bis in die späten achtziger<br />

Jahre schöpften. In der Folge wurden die Zukunftspläne der<br />

Verschwörer aber nicht kritisch hinterfragt, sondern verschwiegen.<br />

wenn überhaupt <strong>–</strong> mit einer Verspätung von Jahrzehnten<br />

Eingang in die Schulbücher.<br />

Nicht zu negieren ist der Umstand, dass die Schulbücher<br />

durchgehend auf die österreichische Herkunft Hitlers<br />

verweisen. Anfangs werden diese Zuordnung und dieser<br />

Hinweis eher regional gedeutet, aber vor allem Hitlers<br />

wird zunehmend geistesgeschichtlich und als historisch-politische<br />

Sozialisation interpretiert. Der März 1938<br />

lässt Österreich im „braunen Sumpf“ versinken (oder<br />

wird von Hitler versenkt), worauf Land und Leute nach<br />

siebenjähriger historischer Ohnmacht als einig Volk von<br />

Patrioten und Demokraten wie aus dem Nichts erwachen.<br />

Die sieben Jahre der „braunen“ Herrschaft in<br />

der „Ostmark“ bedeuteten Terror und Propaganda, an<br />

den Fronten gefallene oder verwundete Soldaten, Bombennächte,<br />

einige tausend Opfer politischer Verfolgung<br />

und gelegentlich einige Juden. Österreichische Täter,<br />

sieht man von den gelegentlichen Nennungen von<br />

Seyß-Inquart, Kaltenbrunner oder Eichmann ab, sucht<br />

man in diesem Ensemble vergeblich, hingegen wird der<br />

alles in allem wenig effektive Widerstand ausführlich<br />

gewürdigt und überdimensioniert.<br />

Ursache und Letztbegründung des Holocaust lauten<br />

wiederum Hitler, so als sei die „Endlösung der Judenfrage“<br />

dessen Privatangelegenheit gewesen. Sieht man<br />

von der SS einmal ab, so bleibt die Involvierung von<br />

Bürokratie oder Wehrmacht über weite Strecken ausgeblendet.<br />

Auf die Metapher Auschwitz verkürzt, reduziert<br />

sich der Holocaust auf einen Ort des jüdischen Leidens<br />

ohne (greifbare) Täter. Auch in diesem Zusammenhang<br />

wird aus den Schulbüchern nicht wirklich ersichtlich,<br />

was am Nationalsozialismus (beziehungsweise am<br />

Hitlerismus), so schlimm gewesen sein soll, außer dass<br />

Österreich auslöscht, der Weltkrieg anzettelt (und verloren)<br />

wurde und man zu den Juden nicht sehr freundlich<br />

war.<br />

5. Anregungen für den Unterricht<br />

Aufbauend auf das oben Analysierte sollen in diesem<br />

letzten Abschnitt noch einige inhaltliche Überlegungen<br />

für die Umsetzung im Unterricht bzw. die Umsetzung<br />

der Schulbuchanalyse angestellt werden:<br />

1. Der Topos „Große Männer machen Geschichte“:<br />

Inwiefern ist dieser Ansatz apologetisch, wo<br />

bestanden und bestehen für das Individuum auch<br />

unter autoritären bzw. unter totalitären<br />

Bedingungen „Handlungsspielräume“? 96<br />

2. Inwiefern gilt dasselbe für die massive Betonung von<br />

allgegenwärtiger Propaganda und Terror?<br />

95 Vgl. Streit, Christian: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die<br />

sowjetischen Kriegsgefangenen 1941<strong>–</strong>1945. Berlin [u. a.] 1991 (Erstauflage<br />

1978).<br />

96 Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskriegs<br />

1941<strong>–</strong>1944. Hamburg 2002.<br />

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Heinz P. Wassermann<br />

<strong>„Weiße</strong> <strong>Flecken“</strong> <strong>–</strong> <strong>„Schwarze</strong> <strong>Löcher“</strong>?<br />

Notizen zur „Vergangenheitsbewältigung“ im Geschichtsunterricht<br />

3. Was bedeuten überzeugt sein, Begeisterung, Anpassung<br />

und Opportunismus, Resistenz und Widerstand<br />

unter den Lebensbedingungen autoritärer/<br />

totalitärer Systeme?<br />

4. Welche Konzessionen gehen autoritäre/totalitäre<br />

Regime für die oben erwähnten Aspekte ein im Sinne<br />

von Leistung und Gegenleistung (überzeugt sein,<br />

Begeisterung, Anpassung und Opportunismus,<br />

Resistenz und Widerstand) der Bevölkerung? 97<br />

5. Das auf Hitler und Mussolini fokussierte Geschichtsbild<br />

und das mit den Namen Hitler und Mussolini<br />

verknüpfte „namedropping“ <strong>–</strong> inwiefern ist ein<br />

solches bei der medialen Kommunikation politischer<br />

Prozesse in der Publizistik auch heute vorherrschend?<br />

6. Inwiefern werden dadurch personalisierte politische<br />

Prozesse entkontextualisiert?<br />

7. Diskutieren Sie den explizit formulierten Zusammenhang<br />

zwischen Arbeitslosigkeit und gesellschaftlicher<br />

Radikalisierung an den Beispielen Großbritannien,<br />

USA, Tschechoslowakei, Skandinavien und<br />

Frankreich.<br />

8. Diskutieren Sie die Konjunkturen des (der) Opferbegriffs(e)<br />

vor dem Hintergrund der österreichischen<br />

Gedenktrias „1945<strong>–</strong>1955<strong>–</strong>1995“<br />

9. Wer wird als österreichischer Täter, wer wird als<br />

österreichisches Opfer öffentlich (zum Beispiel<br />

Gedenktafeln, Straßenbezeichungen) memoriert<br />

bzw. aus dem Gedächtnis gelöscht? 98<br />

97 Vgl. als rezente Publikation Aly, Götz: Hitlers Volksstaat. Raub,<br />

Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt a.M. 2005.<br />

98 Vgl. Gärntner, Reinhold und Rosenberger, Sieglinde: Kriegerdenkmäler.<br />

Vergangenheit in der Gegenwart. Mit einem Vorwort von<br />

Anton Pelinka. Innsbruck 1991. Menkovic, Biljana: Politische Gedenkkultur.<br />

Denkmäler <strong>–</strong> Die Visualisierung politischer Macht im öffentlichen<br />

Raum. Wien 1999 (= Vergleichende Gesellschaftsgeschichte<br />

und politische Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 12). Todeszeichen.<br />

Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark<br />

vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Hg. v. Stefan<br />

Riesenfellner und Heidemarie Uhl. Wien [u. a.] 1994 (= Kulturstudien.<br />

Bibliothek der Kulturgeschichte, Sonderband 19). Gedenken<br />

und Mahnen in Wien 1934<strong>–</strong>1945. Gedenkstätten zu Widerstand und<br />

Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Hg. v. Dokumentationsarchiv<br />

des Österreichischen Widerstandes. Wien 1998.<br />

Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung.<br />

Ergänzungen I. Hg. v. Dokumentationsarchiv des Österreichischen<br />

Widerstandes. Wien 1998.<br />

Bücher des Autors zum Thema unter<br />

http://www.studienverlag.at/titel.php3?TITNR<br />

http://www.studienverlag.at/titel.php3?nr=110870&bl=110870,-1<br />

Verfälschte Geschichte im Unterricht<br />

(siehe: MEDIENIMPULSE, Heft Nr. 50, Seite 77)<br />

http://www.studienverlag.at/titel.php3?TITNR=1661<br />

Naziland Österreich!?<br />

http://www.studienverlag.at/titel.php3?TITNR=1421<br />

Antisemitismus in Österreich nach 1945<br />

Mag. Dr. Heinz P. Wassermann, Lehrbeauftragter am<br />

Studiengang Journalismus und Unternehmenskommunikation<br />

an der FH-Joanneum in Graz.<br />

hwassermann@hotmail.com<br />

http://www.studienverlag.at/titel.php3?nr=365<br />

Zuviel Vergangenheit tut nicht gut!<br />

52<br />

| heft nummer 52 | Juni 2005

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