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Spitze des Eisbergs Auf moralisch-ethische Grundlagen besinnen

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B R I E F E<br />

(E. Girth) oder „der offenbar<br />

Suizid gefährdeten Tunesierin<br />

Reisefähigkeit bescheinigte“,<br />

die als eine „skandalöse Entführung“<br />

beurteilt wird. Wer<br />

bürgt für „offenbar“, und wie<br />

definiert sich im Duden „Entführung“<br />

im Zusammenhang<br />

mit dem Real-Ereignis, das in<br />

seiner Anamnese – auch individuellen<br />

Anamnese – im Artikel<br />

nicht einmal angedeutet<br />

ist. Nirgendwo in dem Artikel<br />

ist ein konkreter Vorschlag,<br />

wie alle dort benannten Einzelfälle<br />

konkret unter dem<br />

Gesichtspunkt <strong>des</strong> illegalen<br />

<strong>Auf</strong>enthalts in Deutschland<br />

und bei gegebenem juristischen<br />

Sachverhalt aufgrund<br />

einer deutschen Gesetzeslage<br />

anders oder sogar besser behandelt<br />

hätten sein können<br />

oder müssen. Keiner der im<br />

Artikel benannten Personen<br />

und auch nicht die Autoren<br />

haben ein konkretes Hilfeangebot<br />

zu einer einzigen im<br />

Bericht beschriebenen Situation<br />

vorgetragen, geschweige<br />

denn persönliche Hilfe anzubieten.<br />

Ich lese nur Forderungen,<br />

„die Ärzteschaft sollte,<br />

die Ärzteschaft dürfte nicht,<br />

der Staat muss“, und dies auf<br />

die Tränendrüse drückend.<br />

„Die Hoffnung, dass die<br />

Politik spürt, dass es so nicht<br />

weitergehen kann“ – das alles<br />

ist nicht konstruktiv, sondern<br />

<strong>des</strong>truktiv, unredlich, vernebelnd<br />

und lamentierend.<br />

Denn Abschiebung ist und<br />

bleibt Realität und im überwiegenden<br />

Teil der Fälle<br />

erforderliche Realität, wenn<br />

wir nicht am staatlichen<br />

Helfersyndrom weiterleiden<br />

wollen und alle, die da mit<br />

Ansprüchen der <strong>Auf</strong>nahme<br />

in unser Sozialsystem ins<br />

Land kommen/kamen, auf<br />

unsere geldwerten Kosten bei<br />

uns leben lassen wollen –<br />

aus Mitleid und mit Helfersyndrom!<br />

. . .<br />

Dr. med. Richard Barabasch,<br />

Friedenstraße 26, 76461 Muggensturm<br />

<strong>Auf</strong> <strong>moralisch</strong>-<strong>ethische</strong><br />

<strong>Grundlagen</strong> <strong>besinnen</strong><br />

Obschon Ihr Beitrag mehr<br />

kursorisch etwas beschreibt,<br />

womit schon viele niedergelassene<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

zu tun hatten, macht er<br />

darauf aufmerksam, dass wir<br />

Ärzte und Ärztinnen uns wieder<br />

mehr auf die <strong>moralisch</strong><strong>ethische</strong>n<br />

<strong>Grundlagen</strong> unseres<br />

Tuns <strong>besinnen</strong> müssen, um<br />

danach (politisch) Stellung zu<br />

beziehen. Es ist primär nicht<br />

Sinn der ärztlichen Tätigkeit,<br />

hoheitliche <strong>Auf</strong>gaben zu verrichten,<br />

das heißt staatlichen<br />

Zwängen oder Gesetzesgegebenheiten<br />

zur Anwendung zu<br />

verhelfen. Der gesetzliche<br />

(und <strong>moralisch</strong>e) <strong>Auf</strong>trag ist<br />

klar im § 27 StGB V formuliert<br />

und bezeichnet das Lindern<br />

und Heilen <strong>des</strong> Patienten.<br />

Jede hoheitliche ärztliche<br />

Maßgabe überschreitet das<br />

ursprüngliche Gebot <strong>des</strong> Heilens<br />

bzw. Linderns, und diese<br />

Überschreitung muss widerspruchsfähig<br />

begründet werden.<br />

Darüber hinaus besteht<br />

die Verpflichtung für jeden<br />

Bürger, hier, die zum Beispiel<br />

aus den Zehn Geboten abgeleitete<br />

Verpflichtung, Schaden<br />

von sich und vom anderen abzuhalten,<br />

zu leben. Selbstverständlich<br />

beinhaltet menschliches<br />

und ärztliches Tun Parteinahme.<br />

Die ist nicht verwerflich,<br />

sondern Menschsein-immanent.<br />

Parteinahme<br />

bedeutet zugleich Abgrenzung<br />

und persönliche Verantwortung<br />

für diese Abgrenzung.<br />

Es gibt keine Institution,<br />

die diese Verantwortung<br />

abnehmen kann. Staatliche<br />

Bedürfnisse, also hoheitliche<br />

Verfahren, unterstehen dem<br />

Gesetz, das die ausführenden<br />

Organe, also Menschen und<br />

deren Qualifikation, benennen<br />

muss. Somit wäre es hohe<br />

Zeit, nicht die „fahrenden<br />

Gesellen“, die es auch unter<br />

den Sesshaften gibt, anzuprangern,<br />

sondern darzustellen,<br />

dass uns der Staat zugleich<br />

eine Büttelfunktion<br />

auferlegt, die Willfährigkeit –<br />

aus welchen Motiven auch –<br />

Raum lässt. Das halte ich für<br />

unerträglich.<br />

Jürgen Schlee, Bahnhofstraße 9,<br />

31675 Bückeburg<br />

Am Thema vorbei<br />

Der Beitrag geht am Thema<br />

vorbei und betreibt zudem<br />

Hatz gegen die Gutachter, die<br />

zum Lügen aufgefordert werden<br />

– ein Trend, der sich durch<br />

das gesamte ärztliche Handeln<br />

zieht. Die Gutachter können<br />

doch nicht jemandem, der frei<br />

herumlaufen, essen, trinken<br />

usw. kann, Reiseunfähigkeit<br />

bescheinigen. Die Abschiebung<br />

zu verhindern obliegt<br />

anderen Gutachten und nicht<br />

dem der Flugfähigkeit.Wir<br />

sollten uns ganz persönlich engagieren,<br />

um den Asylsuchenden<br />

zu helfen, und nicht über<br />

eine solche bösartige Schiene,<br />

die einmal mehr beweist, wie<br />

sich Ärzte gegen Ärzte verhalten.<br />

Dr. med. Christian Stornowski,<br />

W. Stahl-Straße 7, 79822 Titisee-Neustadt<br />

Danke!<br />

Dem DÄ sei es gedankt, dass<br />

gerade kurz vor Weihnachten<br />

das Thema Abschiebung bzw.<br />

diesbezügliche Gutachten bedacht<br />

wird. Der, <strong>des</strong>sen Geburtstag<br />

wir feiern, war<br />

schließlich auch Flüchtling.<br />

Hoffen wir, dass nach und<br />

nach alle angefragten Kolleginnen<br />

und Kollegen zu der<br />

Überzeugung kommen, angesichts<br />

drohender Abschiebung<br />

wäre eine reine Flugtauglichkeitsbescheinigung<br />

ein unärztliches<br />

Konstrukt und nicht<br />

mit unserem Berufsethos zu<br />

vereinbaren.<br />

Dr. med. Wieland Walther, Albert-<br />

Schweitzer-Straße 7 A, 79199 Kirchzarten<br />

<strong>Spitze</strong> <strong>des</strong> <strong>Eisbergs</strong><br />

Das „alte Jahr“ darf nicht zu<br />

Ende gehen, ohne dass ich<br />

meine Fassungslosigkeit über<br />

die nicht nur diesem Artikel<br />

zu entnehmende tragische<br />

Entwicklung „unseres“ Bun<strong>des</strong>innenministers<br />

Schily zum<br />

Ausdruck bringe, der vom<br />

Anwalt für eine schwer straffällig<br />

gewordene Minderheit<br />

(RAF-Terroristen), die mit<br />

seiner Mithilfe dennoch zu<br />

Recht nicht nur die Strafe,<br />

sondern auch den Schutz unserer<br />

viel zitierten „freiheitlich-demokratischen<br />

Grundordnung“<br />

erfahren hat, zum<br />

amtlichen „Grenzverschieber“<br />

auf eben diesem Terrain<br />

wird: Offenbar immer gnadenloser<br />

versucht er, den<br />

Ärmsten der Armen – und<br />

das sind Flüchtlinge, ganz<br />

gleich ob aus wirtschaftlicher<br />

oder noch schlimmerer existenzieller<br />

Not – ihre verbrieften<br />

Rechte sogar über<br />

das juristisch Vertretbare hinaus<br />

zu beschneiden . . .<br />

Die Erschwerung der Bedingungen<br />

für die ärztliche<br />

Begutachtung von Abschiebekandidaten<br />

bzw. deren Delegation<br />

auf „linientreue medizinische<br />

Söldner“ beim Bun<strong>des</strong>grenzschutz<br />

ist nur die<br />

<strong>Spitze</strong> <strong>des</strong> <strong>Eisbergs</strong> einer unheilvollen,<br />

menschenverachtenden<br />

Entwicklung. Dass die<br />

Frage nach den Kriterien <strong>des</strong><br />

BGS für die Rekrutierung<br />

seiner „freien“ Gutachter<br />

aufgrund eines Maulkorberlasses<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>innenministeriums<br />

quittiert wurde mit:<br />

„Es werden auf keiner Ebene<br />

Gespräche gewünscht“, ist<br />

A 126 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 102⏐Heft 3⏐21. Januar 2005


B R I E F E<br />

schlicht ein Skandal in unserer<br />

„offenen“ Gesellschaft.<br />

Ich bin nicht gewillt, sprachlos<br />

hinzunehmen, dass die<br />

mühe- und hingebungsvolle<br />

Arbeit vieler Mitmenschen<br />

(auch und gerade von Kolleginnen<br />

und Kollegen, z. B. bei<br />

amnesty international und in<br />

Anlaufstellen für Flüchtlinge)<br />

und meine wie zahlreicher<br />

ähnlich Gesinnter große<br />

Spendenfreudigkeit (zu wenigstens<br />

kleiner Linderung<br />

unvorstellbaren Leids) von<br />

Amts wegen konterkariert<br />

werden durch Funktionäre,<br />

die von uns gewählt, min<strong>des</strong>tens<br />

aber (mit-)finanziert<br />

werden. Traumatisierung geschieht<br />

leider leicht, schnell<br />

und billig – die Folgen, auch<br />

die Rehabilitation, sind schwer,<br />

langwierig und teuer. Gerade<br />

in Deutschland sollte, wer ein<br />

Arzt sein will, solchen Protest<br />

unterstützen: Hier muss<br />

„Stan<strong>des</strong>politik“ sich in die<br />

Politik einmischen.<br />

Dr. med. Georg Fischer,<br />

Wilhelm-Düll-Straße 30, 80638 München<br />

Ein Reizthema<br />

Die Überbetreuung von Migranten<br />

ist mir ein Reizthema.<br />

Wer Gutachter „reisende<br />

Ärztetruppe <strong>des</strong> BSG“ oder<br />

„Gefälligkeitsgutachter“<br />

nennt, wird wohl selbst Asylbleibeatteste<br />

ausstellen. Fakt<br />

ist: Für Schlepper und Flugreisen<br />

haben Asylbewerber<br />

Geld, waren also nicht die<br />

Ärmsten. An der Asylantenbetreuung<br />

verdienen Juristen<br />

Geld, einige recht viel. Wer<br />

seinen Pass zerrissen ins<br />

Bord-WC wirft, will betrügen.<br />

Er ist sofort abzuschieben,<br />

und verschweigt er (mithilfe<br />

der Eiferer?) seine Herkunft,<br />

ist er zu inhaftieren.<br />

Posttraumatisches Belastungssyndrom<br />

(PTBS) ist eine<br />

zum Missbrauch einladende<br />

Gummidiagnose . . .<br />

Eine nicht lebensbedrohliche<br />

Erkrankung darf eine therapeutische<br />

Abschiebungsblokkade<br />

nicht rechtfertigen, auch<br />

in Herkunftsländern wird<br />

behandelt . . .<br />

Dr. med. Ewald Behne, Mittlere Trift 8,<br />

33175 Bad Lippspringe<br />

Stereotaxie<br />

Zu dem Beitrag „Rückkehr der Psychochirurgie“<br />

von Dr. med. Bernhard<br />

Albrecht in Heft 39/2004:<br />

Forderung der Stunde!<br />

. . . Bereits 1978 trug eine<br />

Kommission beim Bun<strong>des</strong>gesundheitsamt<br />

über „Stereotaktische<br />

Hirnoperationen<br />

bei abweichendem Sexualverhalten“<br />

dazu bei, dass die<br />

verstümmelnden „Ausschaltungsoperationen“,<br />

die die<br />

damalige Generation der<br />

Hirnchirurgen vornahm,<br />

zum Erliegen kamen. Die<br />

chirurgischen Eingriffe jener<br />

Zeit freilich sind mit „Tiefenhirnstimulation“<br />

der Kölner<br />

Hirnchirurgen heute nicht<br />

vergleichbar, weshalb der Titel<br />

<strong>des</strong> Berichts im DÄ irreführend<br />

ist. In meinem Vortrag<br />

über „Abweichen<strong>des</strong> Sexualverhalten<br />

in psychoanalytischer<br />

Sicht“ äußerte ich<br />

eine Reihe von Bedenken,<br />

die durch die Lektüre <strong>des</strong><br />

Berichts über die „Rückkehr<br />

der Psychochirurgie“ wieder<br />

geweckt wurden. Mein<br />

Haupteinwand 1978 betraf<br />

den Zugriff der Hirnchirurgen<br />

auf das Gebiet der neurotischen<br />

Erkrankungen. Es<br />

hatte sich damals herausgestellt,<br />

dass „in aller Stille“<br />

auch solche Erkrankungen<br />

„stereotaktisch“ hirnoperiert<br />

wurden. Ich zitiere die zentrale<br />

Kritik: „Ich warne mit<br />

allem Nachdruck und Ernst<br />

vor psychochirurgischen Eingriffen<br />

am menschlichen Gehirn<br />

mit dem Ziel, bestehenden<br />

psychopathologischen<br />

Phänomenen, die lebensgeschichtlich<br />

entstanden sind,<br />

die neurophysiologische<br />

Grundlage im Zentralnervensystem<br />

zu entziehen! Solche<br />

Operationen können nur bei<br />

ganz verzweifelten Fällen in<br />

Betracht gezogen werden im<br />

Sinne einer „Method of last<br />

resort“ (Miller 1976). Im<br />

oben genannten Bericht wird<br />

auffallenderweise nur von<br />

schweren seelischen Störungen<br />

gesprochen, als fürchte<br />

der Verfasser wie der Teufel<br />

das Weihwasser, den Hinweis<br />

auf den Krankheitsbegriff der<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 102⏐Heft 3⏐21. Januar 2005 A 127


B R I E F E<br />

Schizophrenie<br />

Zu dem Beitrag „Ein kostenträchtiges<br />

Krankheitsbild“ von Dr. rer. pol.<br />

Harald Clade in Heft 47/2004:<br />

Ringüberweisung<br />

nie erlebt<br />

Neurosenlehre. So findet sich<br />

auch heute wie damals, 1978,<br />

der verräterische Satz: „Denn<br />

während die Studien an Patienten<br />

mit Zwangsstörungen<br />

laufen, denken manche schon<br />

an andere psychische Erkrankungen,<br />

für die die Tiefenhirnstimulation<br />

in schwersten<br />

Fällen eine Alternative darstellen<br />

könnte“. Das Wort<br />

„Störungen“ reduziert die<br />

Dimension, um die es sich<br />

hier handelt, und so wird<br />

unmerklich der ganz klare<br />

Übergriff auf das Fachgebiet<br />

der Neurosenlehre, von dem<br />

ein Psychochirurg in der Tat<br />

nichts wissen kann, verschleiert.<br />

Das kann nicht hingenommen<br />

werden! Hier ist<br />

vielmehr klare einvernehmliche<br />

Diagnostik und Indikation<br />

vorrangig zu verlangen.<br />

Das ist die Forderung der<br />

Stunde! Es kann so in der Tat<br />

„schnell passieren, dass aus<br />

der Tiefenhirnstimulation nur<br />

ein weiteres Kapitel in der<br />

unrühmlichen Geschichte der<br />

psychiatrischen Chirurgie<br />

werden könnte“, wie Dr. Albrecht,<br />

der Verfasser <strong>des</strong><br />

Ärzteblattartikels, gewiss zu<br />

Recht fürchtet.<br />

Dr. med. Ulrich Ehebald,<br />

Sanderskoppel 9,<br />

22391 Hamburg<br />

Wie kommt Herr Dr. rer. pol.<br />

Clade dazu, eine so ungeheuerliche<br />

Behauptung aufzustellen,<br />

durch den Einsatz von<br />

atypischen Neuroleptika in<br />

der Therapie schizophrener<br />

Patienten und damit verbundener<br />

Überziehung <strong>des</strong> Arzneimittelbudgets<br />

bei niedergelassenen<br />

Psychiatern erfolge<br />

„oftmals eine kollegiale<br />

Ringüberweisung“ oder eine<br />

Ingangsetzung <strong>des</strong> Drehtüreffekts<br />

zwischen Klinik<br />

und niedergelassener Facharztpraxis?<br />

In meinem gesamten<br />

Umfeld der niedergelassenen<br />

Kollegen für Psychiatrie<br />

und Nervenheilkunde<br />

kenne ich keinen einzelnen<br />

Fall, in dem nach diesem<br />

Sankt-Florians-Prinzip praktiziert<br />

wird. Auch als Berufspolitikerin<br />

mit Kontakten zu<br />

Kollegen im gesamten Bun<strong>des</strong>gebiet<br />

weiß ich, dass solch<br />

ein hanebüchener Unsinn<br />

Foto: ddp<br />

nicht praktiziert wird. Wir<br />

wissen vielmehr nur zu gut,<br />

wie wichtig eine tragfähige<br />

und oft jahrzehntelange Arzt-<br />

Patienten-Beziehung gerade<br />

in der Behandlung schizophren<br />

erkrankter Menschen<br />

ist.<br />

Dr. med. Sigrid Planz-Kuhlendahl,<br />

Vorsitzende <strong>des</strong> hessischen Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />

im BVDN e.V., Aliceplatz 7,<br />

63065 Offenbach<br />

Sprachliches<br />

Zu dem Leserbrief „Blödsinnsdeutsch“<br />

von Dr. med. Klaus<br />

Pillhatsch in Heft 44/2004:<br />

Sinnfreie Polemik<br />

Was das DÄ bewegt hat, diese<br />

sinnfreie Polemik zu veröffentlichen,<br />

bleibt mir ein Rätsel,<br />

trägt doch jener Brief nicht<br />

im Min<strong>des</strong>ten zur sachlichen<br />

Bearbeitung <strong>des</strong> Themas bei<br />

und zeigt dabei bestenfalls ein<br />

mäßig interessantes Beispiel<br />

für den Umgangston an Regensburger<br />

Stammtischen<br />

nach dem dritten Liter Weißbier.<br />

Der Beitrag der Kollegin<br />

Beckermann (DÄ, Heft 34–<br />

35/2004) ist meines Erachtens<br />

inhaltlich ausgesprochen interessant,<br />

da er einen Modellversuch<br />

beschreibt, der Qualitätsmanagement<br />

im Arbeitsalltag<br />

versucht und wertvolle<br />

Erkenntnisse über die Frage<br />

verspricht, inwieweit dieser<br />

Ansatz eben alltagstauglich<br />

und damit auch nachahmenswert<br />

ist. Es ist sehr zu hoffen,<br />

dass sich dies im Ergebnis<br />

positiv belegen lässt.<br />

Jan Schäfer, Kronprinzenstraße 139,<br />

44135 Dortmund<br />

TÜV-geprüfte Fonds<br />

Zu dem „Börsebius“-Beitrag „<strong>Auf</strong><br />

Brief und Siegel“ in Heft 45/2004:<br />

Pflichten vernachlässigt<br />

Seit Beginn der Werbung mit<br />

dem „Banken-TÜV“ frage ich<br />

mich nach dem Sinn der Sache,<br />

da mir gegenüber genau<br />

diese Bank ihre Pflichten grob<br />

vernachlässigt hat: 1998 habe<br />

ich in einem schriftlich dokumentierten<br />

Beratungsgespräch<br />

eine sicherheitsorientierte<br />

Anlagenpolitik ohne<br />

Aktien/Aktienfonds erbeten<br />

und CB-Opti-Rent erworben.<br />

Anfang 2004 erhielt ich die lapidare<br />

Mitteilung, dass „die<br />

Anlagepolitik <strong>des</strong> Fonds . . .<br />

um die Möglichkeit, . . . auch<br />

direkt in Aktien- und Rentenwerte<br />

. . . investieren zu dürfen“,<br />

erweitert wird. Ohne einen<br />

Hinweis auf meine eigene<br />

Anlagepolitik wies das Schreiben<br />

auf der zweiten Seite auf<br />

ein Verkaufsrecht hin. Unter<br />

diesem Aspekt ist das TÜV-<br />

Siegel wohl nicht das Papier<br />

wert, auf dem es gedruckt wurde.<br />

Reinhard Walder, Buchweizenland 19,<br />

21423 Winsen/Luhe<br />

Jüdische Ärzte<br />

Zu dem Beitrag „Schicksale jüdischer<br />

Ärzte nach 1933: Die KV Berlin arbeitet<br />

ihre Geschichte auf“ von Norbert<br />

Jachertz in Heft 47/2004:<br />

Die Guten müssen<br />

Feigheit überwinden<br />

Wann endlich arbeiten wir als<br />

Ärzteschaft die Gegenwart<br />

auf? Sehen wir nicht die Parallelen<br />

zu damals und ziehen die<br />

Konsequenzen? Sind die heutzutage<br />

Entrechteten nicht die<br />

noch nicht geborenen Kinder,<br />

deren Menschenwürde angezweifelt<br />

und denen der strafrechtliche<br />

Schutz versagt<br />

bleibt? Entfernung aus dem<br />

Leben ohne jede Gerichtsverhandlung,<br />

damals wie heute.<br />

Nur heute sind ein paar wenige<br />

von uns Ärzten die praktischen<br />

Alleinausüber der außergerichtlich<br />

entschiedenen Exekutionen.Alles<br />

per demokratischem<br />

Gesetz. Nur:Auch eine<br />

Demokratie kann Verbrechen<br />

legalisieren. Der aktuelle institutionalisierte<br />

Massenmord an<br />

noch nicht geborenen Menschen<br />

ist ohne Ärzte undenkbar,<br />

<strong>des</strong>halb sind wir als Ärzteschaft<br />

zur Stellungnahme gegenüber<br />

dem Tun dieser „Kollegen“<br />

gefordert. Hier ist das<br />

Selbstverständnis unseres Berufs<br />

in diametraler <strong>Auf</strong>spaltung.<br />

Sind wir Ärzte nicht der<br />

Ehrfurcht vor dem Menschenleben<br />

von der Empfängnis bis<br />

zum Tode verpflichtet? Müssen<br />

wir hier nicht aufstehen? Im<br />

Sinne der Würde Alter, Kinder,<br />

Mütter und Väter, der beteiligten<br />

„Ärzte“, aber auch der gesamten<br />

Ärzteschaft, wenn über<br />

unsere Zeit und uns gerichtet<br />

wird, wie in obigem Artikel<br />

beispielhaft zu lesen. Ich hoffe,<br />

dass die Guten ihre Feigheit<br />

überwinden.<br />

Robert Hampel, Roßbacher Straße 8,<br />

84323 Massing<br />

A 128 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 102⏐Heft 3⏐21. Januar 2005

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