Deutsches Ärzteblatt 1994: A-1068
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VARIA<br />
PERSONALIEN<br />
Geburtstag<br />
Prof. Dr. med. Benno K. F.<br />
Kummer, em. Direktor des<br />
Anatomischen Institutes der<br />
Universität zu Köln, vollendet<br />
am 19. April sein 70. Lebensjahr.<br />
Benno K. F. Kummer<br />
wurde in Rüdigheim/Flessen<br />
geboren; er studierte Medizin<br />
an den Universitäten Königsberg,<br />
Jena und Frankfurt. Bereits<br />
in Königsberg erhielt er<br />
durch Wolfgang Bargmann<br />
anatomische Anregungen. Im<br />
Jena der Nachkriegszeit engagierte<br />
er sich in der studentischen<br />
Selbstverwaltung bis<br />
zur Machtübernahme durch<br />
kommunistische Gruppierungen<br />
auch in diesen Gremien.<br />
Sein Staatsexamen legte er in<br />
Frankfurt/Main ab; hier wurde<br />
er mit einer Arbeit über<br />
die Erythrozyten-Sedimentation<br />
zum Dr. med. promoviert.<br />
Kummer ging dann an<br />
die Senckenbergische Anatomie<br />
zu Dietrich Starck, bei<br />
dem er sich 1959 mit einer<br />
Schrift „Über die Bauprinzipien<br />
des Säugetierskelettes"<br />
habilitierte.<br />
Seit einem Forschungsaufenthalt<br />
im Jahr 1952/53 bei<br />
Friedrich Pauwels in Aachen<br />
wurde die Biomechnik das<br />
Benno K. F. Kummer<br />
Foto: Dr. B. Oberlän der, Köln<br />
Hauptarbeitsgebiet Kummers.<br />
Er wurde 1962 auf ein<br />
Extraordinariat nach Köln<br />
berufen, wurde hier 1967 Ordinarius<br />
und Institutsdirektor.<br />
Als Biomechaniker<br />
knüpfte Kummer enge Kontakte<br />
zur Orthopädie und zu<br />
Orthopäden in aller Welt.<br />
Zahlreiche Einladungen führten<br />
ihn in die USA und nach<br />
Japan. Aus diesem Land ka-<br />
men auch zahlreiche Gastassistenten<br />
an das Kölner Universitätsinstitut.<br />
Auch nach<br />
der Emeritierung ruht sein<br />
Arbeitseifer nicht; er entwikkelte<br />
zahlreiche Computermodelle<br />
zur Lösung von Fragestellungen<br />
aus der<br />
Orthopädie. Auf ihrer Tagung<br />
<strong>1994</strong> in Köln, die Kummer<br />
ausgerichtet hatte, verlieh<br />
ihm die Deutsche Gesellschaft<br />
für Osteologie die „Erwin<br />
Uehlinger-Medaille".<br />
WOB<br />
Gewählt<br />
Prof. Dr. med. Hans Rüdiger<br />
Vogel (58), seit 1981<br />
Hans Rüdiger Vogel<br />
Hauptgeschäftsführer des<br />
Bundesverbandes der Pharmazeutischen<br />
Industrie e. V.<br />
(BPI), Frankfurt/Main, wurde<br />
anläßlich einer außerordentlichen<br />
Hauptversammlung<br />
des BPI am 23. März in<br />
Köln zum neuen Vorsitzenden<br />
dieses Verbandes gewählt.<br />
Vogel wird künftig in<br />
Personalunion beide Funktionen<br />
auf sich vereinen. Dies<br />
ermöglicht die neue Satzung.<br />
Zu stellvertretenden Vorsitzenden<br />
des BPI wurden gewählt:<br />
Dr. med. Joachim A.<br />
Moormann (Jahrgang 1937),<br />
Geschäftsführer der Firmen<br />
Sanavita GmbH & Co. KG,<br />
HEFA Pharma Vertrieb und<br />
HF-Arzneimittelforschung,<br />
Werne, sowie Dr. med. vet.<br />
Bernd Wegener (Jahrgang<br />
1947), seit 1984 Geschäftsführer<br />
der Marion Merrell<br />
Dow GmbH, Rüsselsheim,<br />
und seit 1992 zugleich Geschäftsführer<br />
der Firma Henning<br />
Berlin. EB<br />
Gestorben<br />
Prof. Dr. med. Jürgen R.<br />
Bierich, em. Professor für<br />
Kinderheilkunde an der Universität<br />
Tübingen, starb am<br />
15. Januar im Alter von 73<br />
Jahren.<br />
Jürgen R. Bierich wurde<br />
in Hamburg geboren. 1939<br />
begann er das Medizinstudium<br />
in Halle, das er nach Unterbrechung<br />
durch Militärdienst<br />
in Rußland 1946 an der<br />
Universität Hamburg abschloß.<br />
Nach dem Staatsexamen<br />
durchlief er seine pädiatrische<br />
Weiterbildung an<br />
der Universitäts-Kinderklinik<br />
in Hamburg bei den Professoren<br />
Dres. Rudolf Degkwitz,<br />
Albert Eckstein und Karlheinz<br />
Schäfer. Angeregt<br />
durch Arthur Jores entwikkelte<br />
Jürgen Bierich das Interesse<br />
für die Endokrinologie,<br />
welches sein weiteres berufliches<br />
Leben bestimmen<br />
sollte. 1956 habilitierte sich<br />
Bierich mit dem Thema<br />
„Funktion der Nebenniere in<br />
der Kindheit und Pubertät",<br />
eine Arbeit, für die er den<br />
Martini-Preis der Universität<br />
erhielt.<br />
Als Stipendiat hielt er sich<br />
1959 bei Lawson Wilkins,<br />
dem Begründer der modernen<br />
pädiatrischen Endokrinologie,<br />
auf. Jürgen Bierich<br />
Jürgen R. Bierich<br />
wurde 1962 zum apl. Professor<br />
ernannt; er folgte 1968<br />
dem Ruf auf den Lehrstuhl<br />
für Kinderheilkunde an der<br />
Universität Tübingen, wo er<br />
bis zu seiner Emeritierung<br />
1989 tätig war.<br />
Jürgen Bierich war in seinem<br />
Selbstverständnis immer<br />
zuerst Kinderarzt, wenngleich<br />
die Endokrinologie seine Leidenschaft<br />
war, der er seine<br />
Kraft widmete. Er war 1962<br />
Mitbegründer der European<br />
Society for Pediatric Endocrinology<br />
(ESPE) und aktives<br />
Mitglied der Deutschen Gesellschaft<br />
für Endokrinologie<br />
(DGE), deren Tagungspräsident<br />
er 1964 und 1974 war.<br />
Sein Engagement über die<br />
Endokrinologie hinaus entsprach<br />
der Vorstellung von<br />
der Endokrinologie als einem<br />
unbegrenztem Kommunikationssystem.<br />
Das wissenschaftliche<br />
Werk von Bierich war umfangreich<br />
und vielfältig — mit<br />
Schwerpunkten auf den Gebieten<br />
der Nebenniere, der<br />
Pubertät und des Wachstums.<br />
Die Entwicklung der Endokrinologie<br />
von einem klinisch<br />
orientierten Fach hin zu einer<br />
durch naturwissenschaftliche<br />
Grundlagenforschung geprägten<br />
Disziplin hat Bierich<br />
40 Jahre lang prägend begleitet.<br />
Durch seine intellektuelle<br />
Kraft und seine direkte Art,<br />
Probleme zu analysieren und<br />
Lösungen zu finden, war Jürgen<br />
Bierich ein stets gesuchter<br />
Ratgeber, was auch in seinem<br />
Wirken im Wissenschaftsrat<br />
(1983 bis 1986) und in der Mitarbeit<br />
in einer Vielzahl von<br />
Gremien Ausdruck fand, so<br />
auch als Mitglied der Deutschen<br />
Akademie der Naturforscher<br />
Leopoldina. Die Breite<br />
seiner auf Menschlichkeit ausgerichteten<br />
Sicht vom Arztsein<br />
fand ihren Ausdruck aber auch<br />
in der Beschäftigung mit Fragen<br />
der Medizin in der Dritten<br />
Welt und der medizinischen<br />
Ethik. Mit Prof. Jürgen R. Bierich<br />
haben die deutsche Medizin<br />
einen ihrer hervorragendsten<br />
Vertreter der Nachkriegsgeneration<br />
und die deutsche<br />
Pädiatrische Endokrinologie<br />
ihren Nestor verloren.<br />
Helmuth Remschmidt,<br />
Marburg<br />
Dr. med. Heinz-Werner<br />
Voigt, Facharzt für Chirurgie<br />
und Allgemeinmedizin i R.,<br />
starb am 4. November 1993<br />
im Alter von 86 Jahren.<br />
Voigt, in Labes/Pommern<br />
geboren, absolvierte das me-<br />
A-<strong>1068</strong> (66) <strong>Deutsches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 91, Heft 15, 15. April <strong>1994</strong>
VARIA<br />
PERSONALIEN<br />
dizinische Staatsexamen<br />
1936, wurde im gleichen Jahr<br />
zum Dr. med. promoviert und<br />
erhielt 1936 die Approbation<br />
als Arzt. Danach arbeitete er<br />
als Assistent am Pharmakologischen<br />
Institut der Universität<br />
Kiel, anschließend an der<br />
Chirurgischen Klinik unter<br />
Prof. Dr. med. A. W. Fischer.<br />
Er war zeitweilig kommissarischer<br />
Chefarzt der damals<br />
ausgelagerten Chirurgischen<br />
Universitätsklinik in Schleswig.<br />
Danach baute er in Nisgrau<br />
seine eigene ärztliche<br />
Praxis auf. Er war in Ostangeln<br />
Gründer der Ortsgruppe<br />
des DRK sowie der Deutschen<br />
Lebensrettungsgesellschaft.<br />
Im Oktober 1983 erhielt<br />
er für seinen Einsatz<br />
und seine Verdienste als Arzt<br />
und Wissenschaftler das Verdienstkreuz<br />
am Bande des<br />
Verdienstordens der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Prof. Dr. med. Hans-Nikolaus<br />
Herden, Chefarzt der<br />
Abteilung für Anästhesiologie<br />
und operative Intensivmedizin<br />
des Allgemeinen Krankenhauses<br />
Hamburg-Altona,<br />
starb am 2. März.<br />
Als einer der Anästhesisten<br />
der ersten Stunde hat<br />
Herden seit 1962 ununterbrochen<br />
an der Weiterentwicklung<br />
seines Fachgebietes mitgewirkt.<br />
Wichtige krankenhauspolitische<br />
Entscheidungen<br />
der letzten Jahre wären<br />
ohne seine Mitwirkung undenkbar.<br />
Zum Beispiel war er<br />
maßgeblich an der Entwicklung<br />
von Konzepten der Qualitätssicherung<br />
in der Anästhesiologie<br />
beteiligt. Durch<br />
die von ihm gesetzten ärztlichen<br />
und wissenschaftlichen<br />
Maßstäbe erlangte er Anerkennung<br />
weit über die Grenzen<br />
Hamburgs hinaus. So war<br />
er unter anderem langjähriger<br />
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft<br />
in Norddeutschland<br />
tätiger Notärzte,<br />
des Landesverbandes Hamburg<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin (DGAI)<br />
und des Berufsverbandes<br />
Deutscher Anästhesisten, der<br />
Wilhelm Warner-Stiftung sowie<br />
Delegierter der DGAI in<br />
der Sektion Rettungswesen<br />
der Deutschen Interdisziplinären<br />
Vereinigung für Intensiv-<br />
und Notfallmedizin (DI-<br />
VI). In besonderer Anerkennung<br />
seiner Verdienste wurde<br />
ihm am 4. Februar <strong>1994</strong><br />
vom Ersten Bürgermeister<br />
der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg der Titel „Professor"<br />
verliehen. EB<br />
Verleihungen<br />
E. K. Frey-Preis 1993 — gestiftet<br />
von der Firma Bayer<br />
AG, Leverkusen, Dotation:<br />
insgesamt 20 000 DM, „zur<br />
Förderung wissenschaftlicher<br />
Arbeiten auf dem Gebiet der<br />
Intensivmedizin". Der Preis<br />
für 1993 ging an Dr. med.<br />
Rolf Rossaint (35), seit Juni<br />
1988 Leitender Oberarzt der<br />
Operativen Intensivstation<br />
des Universitätsklinikums<br />
Rudolf Virchow der FU Berlin.<br />
Preisgekrönt wurden dessen<br />
wissenschaftlichen Arbeiten<br />
im Bereich Stickstoffmonoxid-Inhalation<br />
beim akuten<br />
Lungenversagen. Zur Zeit arbeitet<br />
Dr. Rossaint an seiner<br />
Habilitationsschrift mit dem<br />
Titel „Auswirkungen der maschinellen<br />
Beatmung mit positiv<br />
endexspiratorischem<br />
Druck auf den Natrium-Wasser-Haushalt"<br />
(vgl. <strong>Deutsches</strong><br />
<strong>Ärzteblatt</strong>, Heft 9/<strong>1994</strong>, Rubrik<br />
„Personalia").<br />
Hufeland-Preis 1993<br />
Stephan Becher<br />
lonia Lebensversicherung<br />
AG, Deutsche Ärzteversicherung,<br />
Köln, Dotation: 30 000<br />
DM, zur Auszeichnung einer<br />
—verliehen von der Firma Co-<br />
wissenschaftlichen Arbeit auf<br />
dem Gebiet der Präventivmedizin,<br />
in Köln am 23. März<br />
verliehen, und zwar an Dr.<br />
med. Stephan Becher und Dr.<br />
med. Claudia Schwenzer, beide<br />
wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
am Institut für Arbeitsmedizin<br />
an der Universität<br />
Düsseldorf. Ziel der Arbeit<br />
der Wissenschaftler war es,<br />
Erkenntnisse über Hörgewohnheiten<br />
von 16- bis 25jährigen<br />
Walkman-Benutzern zu<br />
gewinnen und präventive<br />
Maßnahmen durchzuführen,<br />
um auf die Gefahren einer<br />
Claudia Schwenzer<br />
Hörschädigung durch überlauten<br />
Musikgenuß hinzuweisen.<br />
Die Autoren der Studie<br />
führten in einer Berufsfachschule<br />
bei 392 Schülerinnen<br />
und Schülern im Alter von 16<br />
bis 25 Jahren nach einer einschlägigen<br />
Schulung eine Fragenaktion<br />
durch. Außerdem<br />
wurden audiometrische Untersuchungen<br />
bei 89 Schülern<br />
und Lautstärkemessungen bei<br />
17 Teilnehmern vorgenommen.<br />
Die mittlere Schalldruckpegelmessung<br />
betrug<br />
104,5 dB (A). Aus den Untersuchungen<br />
läßt sich schließen,<br />
daß rund acht Prozent<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
ihr Hörvermögen durch überlauten<br />
Gebrauch eines Walkman<br />
gefährden.<br />
Kinderschutzpreis 1993<br />
—gestiftet von der Hanse-Merkur-Versicherungsgruppe<br />
Hamburg, Dotation: 25 000<br />
DM als Fördermittel, je<br />
10 000 DM als Anerkennungspreise,<br />
an die Hamburger<br />
Initiative „Iglu — Hilfe<br />
für Kinder drogenabhängiger<br />
Eltern". Iglu arbeitet seit<br />
1988 und betreut zur Zeit 40<br />
Kinder aus 25 Familien.<br />
Hanse-Merkur schreibt<br />
den Kinderschutzpreis <strong>1994</strong><br />
erneut aus. Information und<br />
Kontakt: Hanse-Merkur-Versicherungsgruppe,<br />
Frank Hadamczik,<br />
Neue Rabenstraße<br />
28, 20352 Hamburg.<br />
Johann-Wolfgang-Goethe-<br />
Wanderpreis 1993 — an die<br />
Universität Loma Linda/Kalifornien<br />
(USA). Die Auszeichnung,<br />
die vom Nordhorner<br />
Arzt und Chemiker Prof. Dr.<br />
Friedrich Portheine überreicht<br />
wurde, wurde der kalifornischen<br />
Universität zuteil,<br />
weil sie als wissenschaftliches<br />
Zentrum der Siebenten-Tags-<br />
Adventisten auch gesundheitspolitische<br />
Programme<br />
„beackert". In den mehr als<br />
55 Ausbildungsprogrammen<br />
werden jährlich 2 500 Studentinnen<br />
und Studenten aus 80<br />
Staaten fort- und weitergebildet.<br />
Promotionspreis Epilepsieforschung<br />
— ausgeschrieben<br />
von der Gesellschaft für<br />
Epilepsieforschung e. V., Bielefeld,<br />
Dotation: 1 200 DM,<br />
an Dr. med. Ralf-Siegbert<br />
Hauck, Berlin, in Anerkennung<br />
seiner Arbeit „Die Antiepileptikum<br />
Valproinsäure<br />
und strukturverwandte Carbonsäuren:<br />
Stereoselektivität<br />
der teratogenen Wirkung im<br />
Gegensatz zur antikonvulsiven<br />
und sedierenden Wirkung<br />
— Asymmetrische Synthesen<br />
und Untersuchungen<br />
in der Maus". EB<br />
Ausschreibungen<br />
Forschungsstipendium<br />
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />
— ausgeschrieben<br />
von der Firma<br />
Janssen GmbH, Neuss, Dotation:<br />
20 000 DM, ausgeschrieben<br />
von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Verdauungs-<br />
und Stoffwechselkrankheiten<br />
e. V.. Bewerbung<br />
beim Sekretär der Gesellschaft<br />
oder bei Firma<br />
Janssen GmbH, Raiffeisenstraße<br />
8, 41470 Neuss. EB<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 91, Heft 15 , 15. April <strong>1994</strong> (69) A-1069