Haupteinwände gegen die Typ-Identitätstheorie (1 ... - Commonweb
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Transparente, 6. Vorlesung, M.Nida-Rümelin, Winter 04-05<br />
<strong>Haupteinwände</strong> <strong>gegen</strong> <strong>die</strong> <strong>Typ</strong>-<strong>Identitätstheorie</strong><br />
(1) Die Identitätsthese ist genau besehen nicht verständlich<br />
(2) Qualia-basierte Einwände<br />
(3) Das Argument der multiplen Realisierung <strong>gegen</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Typ</strong>identitätstheorie<br />
Behauptung : Es gibt keinen physikalischen Zustand der bei<br />
allen schmerzfähigen Individuen regelmässig mit z.B.<br />
Schmerzen korreliert ist.<br />
Zur Stützung der entsprechenden allgemeinen These wird<br />
angeführt<br />
(a)Plastizität des Gehirns<br />
(b)Unterschiedliche physiologische Grundlage bei<br />
verschiedenen Arten biologischer Organismen<br />
(c)Andere physikalische Grundlage bei Wesen aus anderem<br />
Material<br />
(d) Unterschiedliche physiologische Korrelate bei mentalen<br />
Zuständen wie etwa propositionalen Einstellungen<br />
(4) Kripke's essentialistisches Argument <strong>gegen</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Identitätstheorie</strong> vgl. bei Kim, Einwand 5, S. 76ff in dtsch<br />
Fassung, S. 68ff in engl. Fassung]
Token-<strong>Identitätstheorie</strong><br />
These 1: Es gibt keine strenge Korrelation zwischen mentalen<br />
und physikalischen Zuständen.<br />
Bemerkung: Die <strong>Typ</strong>-<strong>Identitätstheorie</strong> setzt <strong>die</strong>s voraus.<br />
Begründung der These 1: Die Begriffs-Schemata, welche zur<br />
Bildung physikalischer <strong>Typ</strong>en führen und jene, <strong>die</strong> zur Bildung<br />
mentaler <strong>Typ</strong>en führen, sind grundverschieden. Bei der<br />
Zuschreibung mentaler Prädikate sind Prinzipien der<br />
Rationalität zu beachten. Bei der Zuschreibung physikalischer<br />
Prädikate da<strong>gegen</strong> nicht. Dies führt zu ganz unterschiedlichen<br />
Kategorisierungen von Einzelereignissen.<br />
These 2: Jedes mentale Einzelereignis ist dennoch identisch<br />
mit einem physikalischen Einzelereignis.<br />
Ein Hauptproblem <strong>die</strong>ser Position:<br />
Sie setzt eine problematische Ontologie von Einzelereignissen<br />
voraus. Einzelereignisse sind nach <strong>die</strong>ser Ontologie individuelle<br />
Dinge (“particulars“).<br />
Alternative Auffassung von Einzelereignissen:<br />
Einzelereignisse sind Realisierungen von Eigenschaften und<br />
Relationen an Dingen zu Zeitpunkten.<br />
Nach <strong>die</strong>ser Auffassung impliziert aber <strong>die</strong> token-<br />
<strong>Identitätstheorie</strong> <strong>die</strong> <strong>Typ</strong>-<strong>Identitätstheorie</strong>.
Davidson’s Auffassung mentaler Verursachung<br />
Drei scheinbar unverträgliche Annahmen:<br />
(1) Im Bereich des Mentalen gibt es keine strengen<br />
Kausalgesetze. Das heisst: Ist M ein mentales Prädikat, so<br />
erscheint M in keinem wahren strengen Kausalgesetz.<br />
(Anomalie des Mentalen)<br />
(2) Ein Einzelereignis E verursacht ein Einzelereignis E’ genau<br />
dann, wenn es Prädikate P und P’ gibt, sodass gilt:<br />
(a) E fällt unter P<br />
(b) E’ fällt unter P’ und<br />
Es gibt ein strenges Kausalgesetz, nach welchem P-Ereignisse<br />
P’-Ereignisse hervorbringen.<br />
(3) Mentale Ereignisse verursachen physikalische Ereignisse.<br />
Davidson’s Auflösung des scheinbaren Widerspruchs:<br />
Token-Identitätsthese:<br />
Jedes mentale Ereignis ist ein physikalisches Ereignis.<br />
D.h. nach Davidson:<br />
Jedes Einzelereignis, das unter ein mentales Prädikat fällt, fällt<br />
auch unter ein physikalisches Prädikat.<br />
(Bemerkung:<br />
Hier wird vorausgesetzt, dass ein Ereignis genau dann ein<br />
mentales ist, wenn es unter ein mentales Prädikat fällt (und<br />
analog für „physikalische“)
Nachweis der Verträglichkeit von (1), (2) und (3):<br />
Annahmen:<br />
(A1) E sei ein mentales Einzelereignis und E’ ein physikalisches<br />
Einzelereignis, sodass E unter das physikalische Prädikat P fällt<br />
und E’ unter das physikalische Prädikat P’. (Dies ist möglich<br />
nach der Token-Identitätsthese)<br />
(A2) Es gibt ein striktes Kausalgesetz, nach welchem P-<br />
Ereignisse P’-Ereignisse hervorbringen.<br />
Diese Annahmen sind mit (1) und (2) verträglich und<br />
gemeinsam mit (2) implizieren sie (3).<br />
Also sind (1), (2) und (3) miteinander verträglich.