24.12.2013 Aufrufe

Palliativmedizin - Ärztekammer Niederösterreich

Palliativmedizin - Ärztekammer Niederösterreich

Palliativmedizin - Ärztekammer Niederösterreich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

palliativmedizin<br />

Dr. in Martina<br />

Hasenhündl<br />

Weihnachten steht vor der Tür und darum möchte ich<br />

mich an dieser Stelle mit einem Thema auseinandersetzen,<br />

das nachdenklich stimmt - mit dem Leben und Sterben von<br />

alten und schwerstkranken Menschen.<br />

Die Gesellschaften Europas werden immer älter, das liegt zum<br />

großen Teil am Rückgang der Fertilität, gekoppelt mit einer gestiegenen<br />

Lebenserwartung. Die europäische Bevölkerung wird<br />

im Laufe des 21. Jahrhunderts eine „alte“ Gesellschaft werden,<br />

schon jetzt leben in Europa ca. 116 Millionen Menschen, die 65<br />

Jahre und älter sind, das entspricht einem Anteil von 16 % und<br />

damit ist Europa schon jetzt „doppelt so alt“ wie die Weltbevölkerung,<br />

deren Altenanteil bei 7 % liegt. Laut Prognosen der UN<br />

werden bis 2050 180 Millionen Menschen in Europa 65 Jahre<br />

und älter sein, gleichzeitig wird die Einwohnerzahl von aktuell<br />

728 auf 653 Millionen zurückgehen, der Altenanteil wird dann<br />

sogar auf geschätzte 28 % steigen.<br />

Das bedeutet Zweierlei:<br />

Zum einen muss die ökonomische Entwicklung des Kontinents<br />

trotz sinkender Bevölkerungszahlen gewährleistet werden und<br />

<strong>Palliativmedizin</strong><br />

Leben und Sterben in Würde<br />

zum anderen stellt die alternde Gesellschaft die jahrzehntelang<br />

gewachsenen, sozialen Versorgungssysteme und hier vor allem<br />

auch die Medizin vor große Herausforderungen. Die qualitativ<br />

gute Versorgung von alten, multimorbiden Menschen wird zunehmend<br />

im Zentrum der medizinischen Behandlung stehen.<br />

Die geänderten gesellschaftlichen Verhältnisse und die damit<br />

verbundene Instabilität der familiären Bindungen haben die<br />

Familie als Ort des Sterbens zunehmend verdrängt, vor allem<br />

hochbetagte Menschen haben häufig ein sehr dünnes soziales<br />

Netz – gestorben wird nicht mehr zuhause. Der Großteil der<br />

alten Menschen wird in Pflegeheimen versorgt, palliativmedizinisches<br />

und -pflegerisches Wissen sind hier von zentraler Bedeutung,<br />

die Themen Schmerzbehandlung und Demenz stehen im<br />

Fokus. Vor allem die Demenz fordert zu einem besonderen Umgang<br />

im Bereich des Erkennens und Linderns von körperlichen<br />

und psychischen Schmerzen der Betroffenen. Demenzkranke<br />

Menschen erleiden eine Persönlichkeitsveränderung, alltägliche<br />

Dinge wie selbständiges Essen und Trinken sind vielfach nicht<br />

mehr möglich, zudem verlieren diese Menschen ihre Fähigkeit<br />

zu kommunizieren, sie können also nicht mehr sagen, ob sie<br />

Die Gesundheitsberufe-Konferenz lädt ein:<br />

3. Tag der Gesundheitsberufe<br />

TAG DER GESUNDHEITSBERUFEGBK<br />

gesetzlich I berechtigt I kompetent<br />

Kapital Gesundheitskompetenz 17. Jänner 2013<br />

Gesundheitsministerium/Festsaal, Radetzkystr. 2, Wien<br />

Vorsitz: Präs. Ingrid Reitstätter-Haberl, MSc,<br />

logopädieaustria<br />

09:00 Begrüßung<br />

Ingrid Reitstätter-Haberl, MSc<br />

Vorsitzende der Gesundheitsberufe-Konferenz<br />

Alois Stöger, diplômé<br />

Bundesminister für Gesundheit<br />

Rudolf Hundstorfer<br />

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz<br />

09:15 Gesundheitskompetenz im Spannungsfeld<br />

von Eigenverantwortung und Solidarität<br />

Univ. Prof. Dr. med. Giovanni Maio<br />

Direktor des Instituts für Ethik in der Medizin, Freiburg<br />

10:00 Diskussion<br />

Rudolf Hundstorfer<br />

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz<br />

Univ. Prof. Dr. Gottfried Haber<br />

Leiter des Zentrums für Management im Gesundheitswesen<br />

Donau-Universität Krems<br />

Univ. Prof. Dr. Giovanni Maio<br />

Direktor des Instituts für Ethik in der Medizin, Freiburg<br />

Alois Stöger, diplômé<br />

Bundesminister für Gesundheit<br />

Ingrid Reitstätter-Haberl, MSc<br />

Vorsitzende der Gesundheitsberufe-Konferenz<br />

Dr. Hans Jörg Schelling<br />

Vorstandsvorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger<br />

11:30 Pause<br />

12:00 Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich<br />

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc<br />

Leiterin der Sektion Öffentlicher Gesundheitsdienst und<br />

Medizinische Angelegenheiten im Gesundheitsministerium<br />

12:30 Preisverleihung<br />

13:00 Betriebliche Gesundheitskompetenz in der Praxis<br />

Dr. Eva Höltl<br />

Leiterin des Gesundheitszentrums der „Erste Bank“<br />

13:30 Gelebte Gesundheitskompetenz im Alltag<br />

Betroffene berichten<br />

14:00 Buffet<br />

Moderation: Gerald Groß<br />

Die Teilnahme am Kongress ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen<br />

wird jedoch um Anmeldung ersucht:<br />

entweder unter www.gesundheitsberufekonferenz.at<br />

unter Kongress/Anmeldung oder per Fax: 01/514 06/3042<br />

Während des Kongresses besteht die Möglichkeit, sich über die verschiedensten<br />

Gesundheitsberufe zu informieren.<br />

18<br />

CONSILIUM 12/12


palliativmedizin<br />

Schmerzen haben, ein Umstand der die betreuenden MedizinerInnen<br />

und PflegerInnen vor große Probleme stellt. Eine adäquate<br />

Ausbildung im Umgang mit betagten demenzkranken<br />

Menschen und eine Sensibilisierung für die besonderen Bedürfnisse<br />

dieser Patientengruppe sind somit essentiell. Diese Ausbildungen<br />

existieren bereits in Form von Zusatzausbildungen<br />

und Spezialisierungen und umfassen Themen wie beispielsweise<br />

Schmerztherapie, Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, aber auch<br />

Kommunikation, Ethik und vor allem auch rechtliche Aspekte.<br />

Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung wird es aber notwendig<br />

sein, diese Inhalte bereits in die medizinische Grundausbildung<br />

zu integrieren, da in den nächsten Jahren und Jahrzehnten<br />

vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte noch<br />

stärker als jetzt schon, die Betreuung von alten und multimorbiden<br />

Menschen übernehmen werden. Die stetig steigende Anzahl<br />

an Hochbetagten wird die Kapazitäten von Hospiz- und<br />

Palliativstationen, Alten- und Pflegeheimen in den nächsten Jahren<br />

bald an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen und somit<br />

wird eine fundierte Basisausbildung im Bereich der Betreuung<br />

betagter Patienten eine der Grundvoraussetzungen jeder ärztlichen<br />

Tätigkeit sein. Darum ist es auch besonders wichtig, die<br />

Niederlassung zu stärken und gerade auch junge Kolleginnen<br />

und Kollegen wieder für die Tätigkeit als Hausärztin und Hausarzt<br />

zu interessieren, denn den Hausärzten wird in Zukunft eine<br />

tragende Rolle in der palliativmedizinischen Versorgung zukommen.<br />

Sie sind es, die ihre Patienten jahrelang betreuen, damit<br />

auch deren Bedürfnisse kennen und sie somit auch im letzten<br />

Lebensabschnitt am besten begleiten und behandeln können.<br />

Um aber die Niederlassung für junge Ärztinnen und Ärzte wieder<br />

attraktiv zu machen, müssen auch die Rahmenbedingungen<br />

stimmen, das beginnt bei flexiblen Arbeitszeitmodellen für<br />

Ärztinnen, die neben dem Beruf auch noch eine Familie versorgen<br />

müssen und endet bei der adäquaten Honorierung der<br />

ärztlichen Tätigkeit. Also durchwegs Themen, die auch in der<br />

aktuellen Debatte um die Gesundheitsreform am Tapet stehen<br />

und die gelöst werden müssen, soll die qualitativ hochwertige<br />

medizinische Versorgung in unserem Land auch noch in Zukunft<br />

existieren!<br />

Die Erhaltung von Lebensqualität und das Sterben in Würde<br />

verlangen gerade von Ärztinnen und Ärzten, abgesehen von einer<br />

fundierten Ausbildung, aber noch etwas anderes, etwas, das<br />

in der Medizin und in den modernen Gesellschaften in den letzten<br />

Jahren immer mehr verdrängt wurde. Das Wieder-Bewusstmachen<br />

der Tatsache, dass der Mensch sterblich ist, gegen den<br />

Tod gibt es keine erfolgreiche Therapie. Am Ende des Lebens<br />

hat die Medizin darum vor allem eine Aufgabe, das Sterben in<br />

Würde zu ermöglichen.<br />

Im Namen der Kurie der Niedergelassenen Ärzte und des Fortbildungsreferates<br />

wünsche ich Ihnen ein besinnliches und friedvolles<br />

Weihnachtsfest und alles Gute für 2013.<br />

Dr. in Martina Hasenhündl<br />

Leiterin der Fortbildungsakademie<br />

der <strong>Ärztekammer</strong> für <strong>Niederösterreich</strong><br />

1.Kurienobmann-Stv. Niedergelassene Ärzte<br />

Quellen:<br />

Josef Kytir: „Demografische Entwicklung“ (S. 41 ff) in: „Hochaltrigkeit in Österreich.<br />

Eine Bestandsaufnahme“, BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, 2. Auflage<br />

November 2009<br />

Sabine Pleschberger: „Leben und Sterben in Würde“ (S. 465 ff) in: „Hochaltrigkeit<br />

in Österreich. Eine Bestandsaufnahme“, BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz,<br />

2. Auflage November 2009<br />

VORANKÜNDIGUNG<br />

„Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim –<br />

Schmerzerkennung und Therapie bei Dementen“<br />

8. Juni 2013, 09.00 – 12.00 Uhr, <strong>Ärztekammer</strong> für <strong>Niederösterreich</strong><br />

Referentinnen:<br />

Dr. Doris Stangelberger-Frosch, Ärztin für Allgemein- und <strong>Palliativmedizin</strong>;<br />

Dr. Brigitte Riss, Vorsitzende Landesverband Hospiz NÖ<br />

Inhalt:<br />

Es wird speziell auf zwei für niedergelassenen ÄrztInnen relevante<br />

Themen eingegangen: Das Erkennen und die Therapie von Schmerzen<br />

beim hochbetagten, mulitmorbiden, dementen Patienten und die Flüssigkeitszufuhr<br />

am Lebensende. Fallbeispiele, auch aus der Praxis der<br />

SeminarteilnehmerInnen, sollen den Themenschwerpunkt abrunden.<br />

Anrechenbar für das DFP im Ausmaß von 4 Fortbildungspunkten.<br />

Anmeldung/Information:<br />

Fortbildungsakademie der ÄK NÖ, Mag. a Assam, Tel: 01/53 751 270,<br />

Fax: 01/53 751 285, E-mail: fortbildung@arztnoe.at<br />

CONSILIUM 12/12<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!