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credo ut inteïligam - CatholicaPedia

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3. Fortsetzung:<br />

Auf den Höhen des Geistes<br />

Gespräche eines russischen Mönches über das Jesus-Gebet<br />

S. N. Bolsakov<br />

übers, von P. Bonifaz Tittel OSB<br />

Wien 1976<br />

4. Archimandrit Arkadij, Höhlenkloster in Pskov<br />

Vater Arkadij stand auf dem Balkon seines Zimmers und fütterte Tauben. Er war ein schöner, hochgewachsener<br />

Mann von ungefähr 50 Jahren. Vater Arkadij befand sich immer im Zustand der Milde<br />

und Herzensgüte. "Sagen Sie, Vater Arkadij, wieso bleiben Sie immer so unverändert in einem<br />

solchen Zustand der Güte?"<br />

Leise lächelnd antwortete Vater Arkadij: "Worüber soll ich mich kränken? Ich bin satt, gesund,<br />

bekleidet, arbeite in der Tischlerei in meinem Handwerk, ich lese nützliche geistliche Bücher und<br />

lebe im Gebet. Was brauche ich noch. Die immer mehr wünschen, setzen sich, nach dem Apostel<br />

Paulus, vielerlei Mühen und Leiden aus. Habsucht, Ehrsucht, Rachsucht oder Gier bemächtigen sich<br />

ihrer. Wenn sie das, was sie wünschen, nicht erreichen können, dann werden sie wütend und zornig.<br />

Haben sie es aber erreicht, dann verfallen sie in Unruhe, wie sie nur ja nicht verlieren könnten,<br />

was sie besitzen. Daher leben sie immer in Sorge und Zweifel. Sie, Sergej Nikolaevic, wenn Sie in<br />

der Güte des Herzens leben wollen, dann leben Sie schlicht, grübeln Sie nicht in böser Absicht<br />

herum, und alles wird g<strong>ut</strong> sein. Sagt doch auch der Starez Amvrosij aus Optina: 'Lebe bescheiden<br />

und hundert Jahre wirst Du leben.'"<br />

"Das geht im Kloster, Vater Arkadij, aber wie ist's in der Welt?" - "Derselbe Starez Amvrosij fügt<br />

auch sofort hinzu: 'Genauso kann man in der Welt leben, nur nicht in aller Öffentlichkeit, sondern<br />

verborgen.'" - "Aber wenn nun jemand Sünden hat, was ist dann?"<br />

"Auch das ist einfach, Sergej Nikolaevic. Es gibt da eine Erzählung von den Wüstenvätern: 'Eines<br />

Tages kam ein junger Mönch zum alten Abba und sagte: Was soll ich tun, Abba, ich falle immer<br />

wieder in dieselbe Sünde? Der Starez antwortet ihm: Nun, wenn Du einmal gefallen bist, dann steh<br />

auf und bereue. - Und wenn ich wieder gefallen bin? - Dann steh wieder auf und bereue wieder. -<br />

Ja, aber wie lange? - Bis zum Tod!' Hierin liegt das Geheimnis, Sergej Nikolaevic, wie man in der<br />

Güte des Herzens verbleiben kann. Es gibt keinen Menschen in der Welt, der nicht sündigt. Das<br />

schreibt auch der heilige Apostel Johannes der Evangelist. Aber in jeglicher Sünde gibt es auch eine<br />

Umkehr und Reue. Und eben diese Reue rettet uns einerseits vor dem Stolz und Hochm<strong>ut</strong>,<br />

andererseits läßt sie uns nicht in Verzweiflung fallen."<br />

"Hierher würde sehr g<strong>ut</strong> das Jesus-Gebet passen, Vater Arkadij. Da wird doch die ganze Zeit gerufen:<br />

Herr, erbarme dich, ich bin ein Sünder!"<br />

"Genau so ist es, Bruder Sergej. Wir sündigen nicht nur stündlich, sondern jede Min<strong>ut</strong>e in Worten,<br />

Taten, Gedanken - wir ergehen uns mit Vergnügen in Gedankenspielen, das sind unanständige, mißtrauische,<br />

gotteslästerliche oder lüsterne Gedanken, betrachten sie von allen Seiten und stimmen<br />

ihnen zu. Sogar wenn wir dann nicht fallen, so oft nur, weil uns die passende Gelegenheit fehlt.<br />

Hier ist der Platz für das Jesus-Gebet. Es ist Dir zum Beispiel ein lästerlicher Gedanke in das Hirn<br />

gedrungen oder die Begier nach Frauen ist in Dir entbrannt oder es drängt Dich, jemand zu beleidigen<br />

oder gar zu schlagen, dann wende Dich dem Jesus-Gebet zu, flüstere oder sage im Geiste:<br />

'Herr, Jesus Christus, Sohn Gottes, habe mit mir Sünder Erbarmen' - langsam, aufmerksam und<br />

mit Trauer. Dann werden die Gedanken aufhören. Wenn Du aber auf sie hörst und fällst, dann verzweifle<br />

nicht und bete trotzdem das Gebet. Und in Deine Seele wird Friede einziehen. Die Dämonen<br />

haben ja die Gewohnheit, vor dem Fall uns Gott barmherzig und alles verzeihend vor Augen zu stellen.<br />

Sie flüstern uns ein, daß der Herr weiß, wie sehr ein junger und kräftiger Mann zur Unreinheit<br />

neigt, und daß er es nicht so streng bestraft. Aber nach der Sünde stellen uns die Dämonen den<br />

Herrn als harten und unbarmherzigen Richter vor, damit sie uns zur Verzweiflung treiben. Manche<br />

treiben sie bis zum Selbstmord, um nicht vom Wahnsinn zu reden. Aber wer den Herrn um Barmherzigkeit<br />

anfleht, bleibt immer in der Dem<strong>ut</strong>. Der heilige und große Antonius sah einmal die ganze<br />

Erde und wie auf ihr überall die Fallen des Teufels verstre<strong>ut</strong> sind. Voll Entsetzen rief er aus: 'Wie<br />

XXXII - 231 -

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