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credo ut inteïligam - CatholicaPedia

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Der Träger der kirchlichen Gewalten (potestates ecclesiasticae) 8 ) ist nicht "die Hierarchie" als<br />

eine für sich bestehende Macht, die im luftleeren Raum oder 'über den Wolken' schwebt, sondern<br />

die Hierarchie in der Kirche, weil die Kirche eine "societas religiosa", ein religiöses Gesellschafts-<br />

Gebilde ist, das im übrigen immer aus Klerikern und Laien besteht. Unmündige Kinder und Jugendliche<br />

sind keine Laien, sondern Angehörige einer Religionsgemeinschaft (communitas religionis)<br />

familiären Charakters. Wer dies nicht mehr unterscheidet, der verfällt entweder dem Klerikalismus<br />

oder dem Laizismus, wie aus der Kirchengeschichte bekannt sein sollte, insbesondere aus der des<br />

19. Jahrhunderts, wo diese Übel nicht mehr übersehen werden konnten. Es ist auch bekannt, daß<br />

alle nachkonziliaren Traditionalisten, die sich manchmal auch als Fundamentalisten bezeichnen, zum<br />

Klerikalismus neigen, ja 'alte Klerikalisten 1 sind, wie z.B. die Le<strong>ut</strong>e von der sog. "Priesterbruderschaft<br />

St. Pius X." 9) Die ihnen nachlaufenden Laien, die ebenfalls ihren Gründer sogar für einen<br />

Heiligen halten, kann man nur noch bedauern.<br />

Das Vatikanum I hat gelehrt, daß die oberste Jurisdiktionsgewalt oder der "primatus iurisdictionis"<br />

oder die eigentliche Regierungsgewalt des Papstes als des Stellvertreters Christi aus der<br />

Primatialgewalt mit Notwendigkeit folgt. Das war keine neue Lehre, sondern nur die<br />

Bekräftigung einer uralten, die in Vergessenheit zu fallen drohte. Diese "potestas spiritualis orinaría"<br />

ist jedoch, worauf schon hingewiesen wurde, eine von Christus dem Herrn der Person des Simon-<br />

Petrus sowohl verliehene als auch an dessen Apostolat geknüpfte. Indes beinhaltet diese<br />

einzigartige Sache bei allen Nachfolgern Petri im Primat ein Problem, das nie so recht gewürdigt<br />

wurde, ja nicht selten sogar völlig übersehen worden ist. Denn ein wirklich souveräner Verleiher<br />

kann in seiner absol<strong>ut</strong>en Herrenmacht (maiestas) das Verliehene ja wieder zurücknehmen oder das<br />

als möglich zu Verleihende erst gar nicht einer bestimmten Einzelperson verleihen, weil es mitnichten<br />

empfangen kann (wie z.B. ein Häretiker oder ein Apostat oder ein Wahnsinniger das Papsttum).<br />

Außerdem ist das Papsttum, obwohl es eine große Gnaden-Gabe zum Wohle der Kirche ist, dennoch<br />

kein Sakrament; es vermittelt keine heiligmachende Gnade (gratia gratum faciens). Unter den<br />

Trägern des Papstums gab es heilige und verbrecherische, imposante und auch lächerliche Personen.<br />

Wen wundert denn das, wenn man bedenkt, daß bereits unter 12 erwählten Aposteln 'ein<br />

Judas' war? Diesem hat man es auch nicht gleich angesehen, was er war! Es hat aber auch niemand<br />

von den Aposteln die dreimalige Verleugnung Christi durch Simon-Petrus für möglich<br />

erhalten, nicht einmal dieser selbst. Also vermeide man in Sachen des Papsttums der Römischen<br />

Bischöfe phantasievolle Meinungen und rührselige Legenden; denn dadurch wird doch nur die<br />

übernatürliche Hoheit des Papsttums in Mißkredit gebracht; das gleiche gilt für seine Verteufelung,<br />

mit der nicht erst Martin L<strong>ut</strong>her angefangen hat<br />

Was jedoch die kirchliche Regierungsform betrifft, so ist sie keineswegs eine monarchische,<br />

weder einfachhin noch erblich, sondern eine eigenartige Mischform aus monarchischen und aristokratischen,<br />

ja sogar demokratischen Elementen. Denn jeder männliche Christgläubige kann als<br />

lebendiges Glied der Kirche "im Vollalter Christi" (wie der hl. Paulus sagt) zum Träger des Papsttums<br />

werden. Und auch nur so lassen sich die heißen und bl<strong>ut</strong>igen Kämpfe um den 'Stuhl Petri' viel<br />

leichter verstehen, die sogar bis hin zur Lächerlichkeit reichten. Es gab sogar machtbesessene Kardinale,<br />

die sich nicht bloß im geheimen über den Träger des Papsttums stellten und die Primatialgewalt<br />

ruinierten oder diese zu usurpieren versuchten. Dies war in Wahrheit viel schlimmer als die<br />

Unterdrückung von Päpsten durch 'christliche Kaiser 1 . (NB: der Korse Napoleon I (1804-1814/15)<br />

war kein 'christlicher Kaiser 1 , sondern ein rücksichtsloser und selbstherrlicher Gewaltherrscher, der<br />

dem Absud der Französischen Revol<strong>ut</strong>ion entsprungen war und dessen Hände voller Bl<strong>ut</strong> waren; es<br />

ist nicht glaubwürdig, daß dies Pius VII (1800-1823) nicht gewußt haben soll.) Es gibt aber auch<br />

keinen 'monarchischen Episkopat 1 , da die Mitglieder einer Diözese, die Diözesanen, als gläubige<br />

Christen keine Untertanen eines Bischofs sind, auch wenn dieser sich früher einmal sogar 'Fürsterzbischof<br />

nannte. Diese Zeit ist schon lange vorbei und wird auch nicht mehr wiederkommen.<br />

Indessen gab es schon vor dem Vatikanum 2 sog. "Volksbischöfe", die sich der christ-katholischen<br />

'Gesellschaftsmasse' anpaßten und sich ihr geradezu anbiederten. Einer von diesen hatte den 'Gläu-<br />

8 ) Es ist völlig unbegründet und schlechthin falsch, zu behaupten, die Kirche habe vom Staate die Dreiteilung der Regierungsgewalt<br />

in eine 'p. legislative', 'p. iudiciaria' und 'p. coactiva' adoptiert. Denn schon beim Fehlen der 'P. coactiva'<br />

(Zwangsgewalt) wird die ganze hierarchische "potestas iurisdictionis" im konkreten Leben einer religiösen Gesellschaft<br />

offensichtlich illusorisch. Es kommt immer zu falschen Analogien, wenn das 'analogatum primum' fehlt, nämlich<br />

die Primatialgewalt, die zudem noch eine nur verliehen ist. Im übrigen sind souveräne Macht-Verleihung und<br />

Übertragung eines Amtes nicht dasselbe.<br />

') Von dort wurde erst unlängst wieder die 'traditionalistische' Häresie verbreitet (F. Schmidberger): "Unser Priestertum<br />

wurzelt im Herzen der allerseligsten Jungfrau Maria"; obwohl doch bekanntlich das sakramentale Priesertum des Neuen<br />

Testamentes 'im Herzen Jesu-Christi wurzelt', wie schon der hl. Paulus gelehrt hat. Diese Le<strong>ut</strong>e waren auch von Anfang<br />

an unfähig, die immer noch andauernde Vakanz des Apostolischen Stuhles zu erfassen.<br />

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