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credo ut inteïligam - CatholicaPedia

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Über das Papsttum der Römischen Bischöfe, die Eigenart<br />

des Apostolischen Stuhles und eine Kirche ohne Papst<br />

VI. Fortsetzung<br />

von<br />

Prof. Dr. Diether Wendland<br />

7. Kapitel: Die Eigenart des Apostolischen Stuhles und die Vakanz desselben in<br />

der 'una Ecclesia'<br />

Der Apostolische Stuhl (Sedes Apostolica) bezieht sich auf die Machtfülle (plena potestas) der<br />

übernatürlichen apostolischen Gewalt Petri und ist durch den "römischen Petrus" in seinem<br />

perennierenden (fortdauernden) Apostolat und Primat der Ecclesia Romana einverleibt (eingebunden)<br />

und überantwortet (ausgehändigt) worden. Dieser Stuhl oder Thron ist mit der übernatürlichen<br />

Hoheit (excellentia supernaturalis) des Papsttums, in dem er 'fortlebt', der Sache nach identisch -<br />

nicht jedoch mit seinem Inhaber, dem Römischen Bischof (Romanus Pontifex), dem er nur anverbunden<br />

(iniungit) ist (Thomas v. Aquin). In diesem Zusammenhang lehrte das Vatikanum I (Sess.<br />

IV, Cap. 2): "Wer auch immer" dem Apostel Petrus rechtmäßig "auf diesem Lehrstuhl nachfolgt (in<br />

haec Cathedra succedit), der besitzt gemäß der Einrichtung durch Christus selbst den Primat Petri<br />

über die gesamte Kirche (in universam Ecclesiam)". Zudem würden nur "in diesem Stuhle (in ea<br />

Sede)" der Ecclesia Romana und durch ihn alle wahrhaft Christgläubigen "zu einem körperschaftlichen<br />

Gefüge zusammenwachsen (in unam corporis compaginem coalescerent). Dies hängt aber<br />

auch zusammen mit der von Petrus und Paulus gegründeten Ecclesia Romana "wegen ihrer mächtigeren<br />

Vorrangigkeit (propter potentiorem principalitatem)" gegenüber allen anderen Apostelkirchen,<br />

worauf schon der griechisch-römische Kirchenvater Irenäus von Lyon (gest. um 202) ausdrücklich<br />

hingewiesen hatte, weil diesbezüglich Häresien im Umlauf waren.<br />

Wenn hinsichtlich der Nachfolger des Apostels Petrus von Bischöfen "des heiligen Römischen Stuhles<br />

(sanctae Romanae Sedis)" gesprochen wird, dann sind die Römischen Bischöfe als Träger des<br />

Primats und Inhaber des Apostolischen Stuhles gemeint, den Christus geschaffen hat. Deshalb<br />

sprach auch der leider zu früh verstorbene Papst Leo H. (682-683), der die Beschlüsse des 6. Konzils<br />

von Konstantinopel bestätigte, nicht bloß von einem zu ehrenden, sondern "zu verehrenden<br />

Apostolischen Stuhl", was weder dem Kaiser in Byzanz noch dem Exarchen in Ravenna gefallen<br />

haben wird. Nicht ohne schwere Kämpfe gegen weltlich und geistliche Widersacher entfaltete sich<br />

das Papsttum der Römischen Bischöfe zu seiner Vollgestalt, um dem Auftrag Christi nachzukommen,<br />

und wobei zuerst die a<strong>ut</strong>oritative und infallible Lehrgewalt (potestas magisterii)<br />

hervortritt, um Häresien abzuwehren und zu vernichten, weil diese den heilsnotwendigen<br />

"göttlichen und katholischen Glauben" (fides divina et catholica) zerstören und zum Unglauben<br />

führen. He<strong>ut</strong>z<strong>ut</strong>age läßt sich letzteres im gesamten kirchlichen Bereich ganz leicht feststellen, einschließlich<br />

der Tatsache, daß keine kirchliche Instanz dagegen einschreitet; einen demokratischen<br />

Staat jedoch interessiert das nicht; es ist ihm gleichgültig.<br />

Es ist nicht allein ein fundamentaler Irrtum von Protestanten jeglicher Schattierung, 'standhaft zu<br />

meinen': "Jede Gemeinschaft (!) bedarf der Leitung durch eine einzelne Person. Auch die Kirche<br />

ist an dieselben Gesetze gebunden wie alle anderen menschlichen Lebenskreise(!)." 1) Nun ist<br />

aber doch die Kirche, wie Christus der HERR der Kirche gelehrt hat, nicht 'von dieser Welt' und<br />

ganz anders 'aufgeba<strong>ut</strong>' und somit auch an ganze andere Gesetze gebunden, als dies bei natürlichen<br />

Gemeinschaften und profanen Gesellschaften der Fall ist, und in denen es auch kein 'Glaubensgesetz'<br />

(Dogma) gibt. Keine christlich-religiöse Gemeinschaft und Gesellschaft hat das Recht, von<br />

einer von ihr an ihre Spitze gestellten Person zu fordern: "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!".<br />

Dies wäre sowohl gänzlich absurd als auch einde<strong>ut</strong>ig größenwahnsinnig! Schon Christus hatte<br />

solchen Tendenzen einen Riegel vorgeschoben, wie auch aus den üblen Rangstreitigkeiten der Apostel<br />

hervorgeht, ganz abgesehen von seinem, besonders für Hierarchen nachahmenswerten Wort:<br />

"Ich nehme nicht Ehre von Menschen an!" (Joh 5,41). Auch der Apostel Paulus schreibt an die ihn<br />

')<br />

Offensichtlich kennt man nicht einmal den Wesenunterschied zwischen einer natürlichen Gemeinschaft (commumtas)<br />

und natürlichen Gesellschaft (societas), geschweige denn zwischen einer religiösen Gemeinschaft und einer religiösen<br />

Gesellschaft eigener Art, wie dies die Kirche ist. Und warum gibt es wohl eine christlichen "Glaubensgemeinschaft",<br />

aber keine christliche 'Glaubensgesellschaft'?!<br />

XXXn - 209 -

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