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drought.ch – auf dem Weg zu einer Trockenheits ... - WSL

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<strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> <strong>–</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>Trockenheits</strong>-Informationsplattform<br />

für die S<strong>ch</strong>weiz<br />

Manfred Stähli, Sylvia Kruse, Felix Fundel, Massimiliano Zappa, Kerstin Stahl, Luzi Bernhard, Irmi Seidl<br />

Zusammenfassung<br />

Zukünftige Situationen mit lokaler, temporärer Wasserknappheit erfordern eine integrale<br />

Information der Wassernutzer bezügli<strong>ch</strong> aktueller und bevorstehender Trockenheit.<br />

Weltweit gibt es hierfür s<strong>ch</strong>on einige Beispiele und Finanzierungsmodelle, aber in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz ist erst vor Kurzem eine entspre<strong>ch</strong>ende Informationsplattform <strong>–</strong> <strong>drought</strong>.<br />

<strong>ch</strong> <strong>–</strong> entwickelt worden. Der ganze Planungs- und Entwicklungsprozess, wel<strong>ch</strong>er eine<br />

umfassende Diskussion zwis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>enden und Vertretern der Bundesämter und<br />

Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren beinhaltet hat, wird in diesem Artikel dargelegt. Ein Testbetrieb<br />

von <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> ist ab diesem Sommer geplant.<br />

1. Einleitung<br />

Trotz unserer günstigen Lage im «Wassers<strong>ch</strong>loss<br />

Europas» (Weingartner et al., 2007)<br />

kommt es in der S<strong>ch</strong>weiz immer wieder <strong>zu</strong><br />

Situationen mit temporärer Wasserknappheit.<br />

Diese betreffen in der Regel unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren und<br />

treten oft regional oder lokal <strong>auf</strong>. Mit <strong>dem</strong><br />

Klimawandel dürften Trockenheiten in Zukunft<br />

au<strong>ch</strong> bei uns <strong>zu</strong>nehmen. Vor diesem<br />

Hintergrund sind in letzter Zeit politis<strong>ch</strong>e und<br />

fors<strong>ch</strong>ungsspezifis<strong>ch</strong>e Initiativen für einen<br />

verbesserten Umgang mit Wasserknappheit<br />

lanciert worden.<br />

Das Postulat 10.353 von Nationalrat<br />

Hansjörg Walter forderte den Bundesrat<br />

<strong>auf</strong>, eine Strategie <strong>zu</strong>r Bewältigung von<br />

Trockenheiten in der S<strong>ch</strong>weiz <strong>zu</strong> entwickeln.<br />

In der Beantwortung des Postulats s<strong>ch</strong>lägt<br />

der Bundesrat vers<strong>ch</strong>iedene Massnahmen<br />

vor, so <strong>zu</strong>m Beispiel die Bereitstellung eines<br />

Frühwarnsystems für Trockenheit (BAFU,<br />

2012).<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig untersu<strong>ch</strong>en zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsgruppen im Rahmen des Nationalen<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsprogramms 61 (2010<strong>–</strong><br />

2014) offene Fragen des integralen Wasserressourcen-Managements.<br />

Eines der NFP-<br />

61-Projekte, Drought-CH, bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong><br />

mit Eigens<strong>ch</strong>aften von Trockenheit in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz und geht insbesondere der Frage<br />

na<strong>ch</strong>, wie man sol<strong>ch</strong>e frühzeitig erkennen<br />

kann. Als konkretes Ergebnis dieses Projekts<br />

ist eine Pilotversion <strong>einer</strong> Internetbasierten<br />

Informationsplattform <strong>–</strong> <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong><br />

<strong>–</strong> entstanden, wel<strong>ch</strong>e den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren umfassende Informationen<br />

<strong>zu</strong> aktueller und bevorstehender<br />

Trockenheit liefern soll.<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz werden aktuelle Informationen<br />

<strong>zu</strong> den Wasserressourcen momentan<br />

von vers<strong>ch</strong>iedenen Seiten im Internet<br />

angeboten. So können die Abflüsse in<br />

den mittleren und grossen Fliessgewässern,<br />

die See- und Grundwasserpegelstände des<br />

Bundesamts für Umwelt in E<strong>ch</strong>tzeit abgerufen<br />

werden, und das Bundesamt für Energie<br />

informiert wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> über die Füllgrade der<br />

Spei<strong>ch</strong>erseen. MeteoS<strong>ch</strong>weiz liefert aktuelle<br />

Nieders<strong>ch</strong>lagsmesswerte, und das <strong>WSL</strong><br />

Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut SLF publiziert Karten<br />

<strong>zu</strong>m aktuellen S<strong>ch</strong>neevorkommen. Eine integrierende<br />

Informationsplattform <strong>zu</strong>r Früherkennung<br />

von Trockenheit hat es jedo<strong>ch</strong><br />

bisher in der S<strong>ch</strong>weiz no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gegeben.<br />

Auf internationaler Ebene jedo<strong>ch</strong><br />

existieren bereits zahlrei<strong>ch</strong>e Warn-, resp.<br />

Informationssysteme <strong>zu</strong> Trockenheit. Einen<br />

Überblick, wie existierende Systeme weltweit<br />

über ein übergreifendes Webportal <strong>zu</strong><br />

einem globalen <strong>Trockenheits</strong>informationsund<br />

Frühwarnsystem verbunden werden<br />

können, geben Pozzi et al. (2013). Die meisten<br />

Informationssysteme stellen die aktuelle<br />

Situation dar (E<strong>ch</strong>tzeit-Monitoring), da eine<br />

Langfristvorhersage momentan no<strong>ch</strong> sehr<br />

s<strong>ch</strong>wierig ist, si<strong>ch</strong> aber die Auswirkungen<br />

<strong>auf</strong> die Wasserverfügbarkeit während <strong>einer</strong><br />

Trockenperiode meist langsam entwickeln.<br />

Globale Monitoring-Systeme zeigen des-<br />

halb oft Karten mit flä<strong>ch</strong>enhaft interpolierten,<br />

<strong>auf</strong> Nieders<strong>ch</strong>lagsanomalien beruhenden<br />

<strong>Trockenheits</strong>indizes wie <strong>zu</strong>m Beispiel den<br />

standartisierten Nieders<strong>ch</strong>lagsindex (SPI),<br />

den <strong>auf</strong> Wasserhaushaltsbere<strong>ch</strong>nungen beruhenden<br />

Palmer-Drought-Severity-Index<br />

(PDSI) oder Bodenfeu<strong>ch</strong>teanomalien aus<br />

Landoberflä<strong>ch</strong>enmodellierung. Beispiele<br />

hierfür sind die globalen Plattformen des<br />

University College London (<strong>drought</strong>.mssl.<br />

ucl.ac.uk) und der Princeton University (hydrology.princeton.edu/~justin/resear<strong>ch</strong>/<br />

project_global_monitor). Neuerdings wird<br />

versu<strong>ch</strong>t, <strong>Trockenheits</strong>karten stärker in<br />

Ri<strong>ch</strong>tung ihrer Einflüsse <strong>auf</strong> die Wasserverfügbarkeit<br />

<strong>zu</strong> interpretieren, <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

dur<strong>ch</strong> kombinierte Indizes, abgeleitete Modelldaten<br />

oder dur<strong>ch</strong> die Integration von Satellitendaten.<br />

Die meisten Indizes integriert<br />

der US Drought Monitor (<strong>drought</strong>monitor.<br />

unl.edu/monitor.html), das System mit der<br />

längsten Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

<strong>dem</strong> grössten Nutzerkreis (Svoboda et al.,<br />

2002). Das Europäis<strong>ch</strong>e <strong>Trockenheits</strong>observatorium<br />

(EDO) am Joint Resear<strong>ch</strong> Centre<br />

der Europäis<strong>ch</strong>en Kommission in Ispra<br />

zeigt die momentane <strong>Trockenheits</strong>situation<br />

an Hand eines kombinierten Indizes aus<br />

SPI und Vegetations<strong>zu</strong>stand (http://edo.jrc.<br />

ec.europa.eu/). Viele der internationalen Informationssysteme<br />

decken also grosse Gebiete<br />

ab und zeigen Karten mit wenigen Stufen<br />

von <strong>Trockenheits</strong>intensität. Somit bieten<br />

sie stark generalisierte Informationen an.<br />

Viele der momentan existierenden<br />

Systeme entstanden <strong>zu</strong>erst aus Fors<strong>ch</strong>ungsprojekten.<br />

Die erfolgrei<strong>ch</strong> operationell<br />

arbeitenden Systeme wurden jedo<strong>ch</strong><br />

über viele Jahre hinweg mittels Konsultation<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Akteure verändert und verbessert.<br />

Pionierarbeit bezügli<strong>ch</strong> interpretierter<br />

Information und Bürgerbeteiligung<br />

haben die USA mit ihrem «Drought Monitor»<br />

geleistet. Die einmal pro Wo<strong>ch</strong>e im Internet<br />

veröffentli<strong>ch</strong>te Karte zeigt von Trockenheit<br />

betroffene Regionen au<strong>ch</strong> mit farbcodierten<br />

Intensitätsstufen, ma<strong>ch</strong>t aber <strong>zu</strong>sätzli<strong>ch</strong><br />

«Wasser Energie Luft» <strong>–</strong> 105. Jahrgang, 2013, Heft 2, CH-5401 Baden 117


au<strong>ch</strong> Angaben <strong>zu</strong>r Art der Auswirkung: eher<br />

langfristige Angaben bezügli<strong>ch</strong> Hydrologie<br />

und Ökologie und eher kurzfristige Angaben<br />

<strong>zu</strong> Gras- und Landwirts<strong>ch</strong>aft. Eine Gruppe<br />

von über 350 Experten und Nutzern trägt<br />

hierfür <strong>zu</strong>r Validierung und Konvergenz der<br />

datenbasierten Indikatoren und den aktuell<br />

erfahrenen Einflüssen bei. Au<strong>ch</strong> das Europäis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Trockenheits</strong>observatorium wird momentan<br />

erweitert. Die Mitgliedsinstitutionen<br />

erstellen eine Liste als sinnvoll era<strong>ch</strong>teter Indikatoren,<br />

die dann sukzessive in das EDO<br />

implementiert werden sollen.<br />

«Drought Monitor» ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass <strong>zu</strong>r Entwicklung <strong>einer</strong> sol<strong>ch</strong>en<br />

Informationsplattform eine partizipative<br />

Vorgehensweise zielführender ist als ein<br />

reines Fertigprodukt aus der Wissens<strong>ch</strong>aft.<br />

Darum wurde bereits <strong>zu</strong> Beginn des Projekts<br />

Drought-CH ein Workshop mit Vertretern<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Wir konnten dabei feststellen,<br />

dass Trockenheit si<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz sehr<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> <strong>auf</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren<br />

auswirkt. Sie kann beispielsweise<br />

bei der Wasserkraftproduktion<br />

oder in der Landwirts<strong>ch</strong>aft <strong>zu</strong> Ertragsverlusten<br />

führen oder einen Mehr<strong>auf</strong>wand verursa<strong>ch</strong>en<br />

(Sti<strong>ch</strong>wort «Bewässerung»). Sie kann<br />

ein erhöhtes Risiko bedeuten, <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

in Be<strong>zu</strong>g <strong>auf</strong> Waldbrand oder Ökologie. Und<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> kann sie den Betrieb verhindern,<br />

beispielsweise bei der S<strong>ch</strong>ifffahrt. Diese vielfältigen<br />

mögli<strong>ch</strong>en Auswirkungen bedeuten<br />

aber au<strong>ch</strong>, dass der Informationsbedarf<br />

der vers<strong>ch</strong>iedenen Sektoren und die damit<br />

verbundenen Anforderungen an eine Informationsplattform<br />

sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> sind<br />

(Kruse et al., 2010).<br />

Mit Hilfe der Erkenntnisse und Bedarfsabklärungen<br />

dieses Workshops entstand<br />

in den letzten zwei Jahren <strong>drought</strong>.<br />

<strong>ch</strong>, der erste Prototyp <strong>einer</strong> sol<strong>ch</strong>en integralen<br />

Informationsplattform (Bild 1). In diesem<br />

Artikel mö<strong>ch</strong>ten wir die wi<strong>ch</strong>tigsten Überlegungen<br />

und den Prozess darlegen, wel<strong>ch</strong>e<br />

<strong>zu</strong>m aktuellen Produkt geführt haben.<br />

Ebenso werden hier ein paar Hinweise <strong>zu</strong>m<br />

mögli<strong>ch</strong>en Nutzen <strong>einer</strong> sol<strong>ch</strong>en Informationsplattform<br />

geliefert. Abs<strong>ch</strong>liessend werden<br />

ein paar Hinweise <strong>zu</strong>m anstehenden<br />

Testbetrieb geliefert.<br />

2. Grundsätzli<strong>ch</strong>e Merkmale/<br />

Ziele der Infoplattform<br />

Inhalte, Gliederung und Design der Informationsplattform<br />

orientieren si<strong>ch</strong> an übergeordneten<br />

Grundsätzen, wel<strong>ch</strong>e uns <strong>zu</strong>m Teil<br />

s<strong>ch</strong>on von Projektanfang an wi<strong>ch</strong>tig waren<br />

oder si<strong>ch</strong> im L<strong>auf</strong>e der Diskussionen herauskristallisierten.<br />

Diese Grundsätze seien<br />

im Folgenden vorgestellt:<br />

Bild 1. Einstiegsseite der Informationsplattform <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> (Stand: April 2013).<br />

Bild 2. Klimatologie (Zeitraum: 1904<strong>–</strong>2008; farbige Flä<strong>ch</strong>en im Hintergrund, dargestellt<br />

in 10% Perzentils<strong>ch</strong>ritten) und aktuelle Messung (ausgezogene Linie) des mittleren<br />

tägli<strong>ch</strong>en Abflusses des Rheins bei Neuhausen.<br />

2.1 Informationen für wen?<br />

Das ursprüngli<strong>ch</strong>e Ziel von <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> war<br />

es, mögli<strong>ch</strong>st vielen, wenn ni<strong>ch</strong>t sogar allen<br />

Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren eine nützli<strong>ch</strong>e<br />

Informationsquelle <strong>zu</strong>r Trockenheit in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Entspre<strong>ch</strong>end<br />

breit war die Beteiligung am ersten<br />

Workshop im Mai 2010 mit Vertretern aus<br />

insgesamt 8 Sektoren (Kruse et al. 2010). An<br />

diesem Grundsatz wird weiterhin festgehalten,<br />

obs<strong>ch</strong>on es si<strong>ch</strong> im L<strong>auf</strong>e des Projekts<br />

gezeigt hat, dass die Interessen und der<br />

potentielle Nutzen <strong>einer</strong> sol<strong>ch</strong>en Plattform<br />

ni<strong>ch</strong>t für alle Sektoren glei<strong>ch</strong> ist (siehe da<strong>zu</strong><br />

Abs<strong>ch</strong>nitt 3).<br />

Dabei wurde diskutiert, ob <strong>drought</strong>.<br />

<strong>ch</strong> (ähnli<strong>ch</strong> wie die Naturgefahren-Infoplattform<br />

GIN) nur für einen einges<strong>ch</strong>ränkten<br />

Kreis von Fa<strong>ch</strong>leuten und Ents<strong>ch</strong>eidungsträgern<br />

oder ohne Eins<strong>ch</strong>ränkung für die<br />

breite Öffentli<strong>ch</strong>keit <strong>zu</strong>gängli<strong>ch</strong> sein soll. Die<br />

Antwort <strong>auf</strong> diese Frage hängt davon ab, wie<br />

stark die <strong>auf</strong>gezeigten Informationen <strong>auf</strong> der<br />

Internetseite interpretiert werden. Wenn die<br />

Informationen (<strong>zu</strong>m Beispiel aktuelle Messungen<br />

oder Prognosen von ausgewählten<br />

Wasserressourcen) frei verfügbar sind und<br />

interpretationslos dargestellt werden, können<br />

sie ohne Bedenken öffentli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t<br />

werden. Die Teilnehmer an einem zweiten<br />

Projekt-Workshop im Sept. 2012 regten jedo<strong>ch</strong><br />

an, dass eine Interpretation respektive<br />

Einordnung der dargestellten Information<br />

118 «Wasser Energie Luft» <strong>–</strong> 105. Jahrgang, 2013, Heft 2, CH-5401 Baden


wi<strong>ch</strong>tig wäre. Damit aus automatisierten<br />

Interpretationen keine fals<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lüsse<br />

bei fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> unkundigen Personen entstehen<br />

und da ni<strong>ch</strong>t alle gezeigten Daten frei<br />

verfügbar sind, wird der Nutzerkreis für den<br />

Testbetrieb einges<strong>ch</strong>ränkt.<br />

2.2 Klimatologien: Ben<strong>ch</strong>mark für<br />

die Intensität/den Grad der<br />

Trockenheit<br />

Wie kritis<strong>ch</strong> respektive wie aussergewöhnli<strong>ch</strong><br />

bezügli<strong>ch</strong> Trockenheit ist eine aktuelle<br />

oder bevorstehende Situation? Das<br />

ist wohl die Kernfrage jedes potentiellen<br />

Nutzers <strong>einer</strong> sol<strong>ch</strong>en Informationsplattform.<br />

Drought.<strong>ch</strong> hat ni<strong>ch</strong>t den Anspru<strong>ch</strong>,<br />

für jeden einzelnen Wassernut<strong>zu</strong>ngssektor<br />

Aussagen über das Ausmass oder die mögli<strong>ch</strong>en<br />

Auswirkungen <strong>einer</strong> bestimmten Situation<br />

<strong>zu</strong> ma<strong>ch</strong>en. Die Interpretation <strong>einer</strong><br />

gewissen Situation obliegt je<strong>dem</strong> einzelnen<br />

Betroffenen, sei er/sie Gemüsebauer, Kapitän<br />

oder Wasserkraftproduzent. Dies ist im<br />

ersten Workshop sehr deutli<strong>ch</strong> geäussert<br />

worden. Was <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> sehr wohl<br />

darstellen kann, ist die statistis<strong>ch</strong>e Einordnung<br />

<strong>einer</strong> gewissen Situation. Es ist also<br />

ein wi<strong>ch</strong>tiges Ziel der Infoplattform, anhand<br />

von langjährigen Klimatologien <strong>auf</strong><strong>zu</strong>zeigen,<br />

wie selten ein aktueller Wasserstand oder<br />

eine aktuelle S<strong>ch</strong>neesituation ist. Wenn es<br />

langjährige Messdaten gibt, wie <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

beim Abfluss in den Fliessgewässern<br />

(BAFU) oder Nieders<strong>ch</strong>lag (MeteoS<strong>ch</strong>weiz),<br />

werden die daraus abgeleiteten Klimatologien<br />

für das Ben<strong>ch</strong>marking der Trockenheit<br />

verwendet. Wir zeigen dies hier am Beispiel<br />

des Rheins in Neuhausen (Bild 2): Man sieht,<br />

dass in der Zeit von März bis April 2011 der<br />

gemessene Abfluss na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> von der<br />

klimatologis<strong>ch</strong>en Norm abwei<strong>ch</strong>t. Im Mai<br />

und Juni wurden dann gar die für diese Jahreszeit<br />

tiefsten Messwerte der letzten hundert<br />

Jahre unterboten. Eine Nassperiode im<br />

Juli korrigiert die Abflussspende wieder <strong>zu</strong>rück<br />

in den dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>.<br />

Für viele trockenheitsrelevante Informationen,<br />

wie <strong>zu</strong>m Beispiel Bodenfeu<strong>ch</strong>te<br />

oder Trockenheit im Wald, gibt es aber keine<br />

langjährige Messreihe. Hier stützt si<strong>ch</strong> die<br />

Informationsplattform <strong>auf</strong> modellierte Klimatologien<br />

(Zappa et al., 2012). Bild 3 verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t<br />

den modellierten Verl<strong>auf</strong> des<br />

Bodenfeu<strong>ch</strong>tespei<strong>ch</strong>ers und der gesamten<br />

Wassermenge im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet der Thur<br />

vom März 2011 bis Juli 2012. Die Modellsimulation<br />

für den Zeitraum 1980 bis 2009<br />

liefert die Grundlage für die Ableitung <strong>einer</strong><br />

mittleren Klimatologie der dargestellten Variablen.<br />

Dur<strong>ch</strong> eine Gegenüberstellung der<br />

E<strong>ch</strong>tzeitsimulation mit der Klimatologie kann<br />

eine Abwei<strong>ch</strong>ung von der Norm ras<strong>ch</strong> identi-<br />

fiziert werden. Im abgebildeten Beispiel wird<br />

es ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass die Bodenfeu<strong>ch</strong>te- und<br />

Wasserressourcendefizite im Mai und November<br />

2011 neue saisonale Tiefstwerte<br />

gegenüber der Klimatologie gewesen sind.<br />

Beide Defizite sind mehrheitli<strong>ch</strong> <strong>auf</strong> das Ausbleiben<br />

von bedeutenden Nieders<strong>ch</strong>lägen<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. Der grosse Übers<strong>ch</strong>uss<br />

an Wasserressourcen im Winter 2011/2012<br />

entstand dur<strong>ch</strong> ergiebige S<strong>ch</strong>neefälle.<br />

2.3 Räumli<strong>ch</strong>e Skala: für die<br />

S<strong>ch</strong>weiz<br />

Wasserknappheit äussert si<strong>ch</strong> häufig nur<br />

<strong>auf</strong> lokaler oder regionaler Skala. Wie vers<strong>ch</strong>iedene<br />

NFP-61-Projekte <strong>auf</strong>zeigen<br />

(Leibundgut, 2010), können Wassernut<strong>zu</strong>ngsengpässe<br />

dort entstehen, wo si<strong>ch</strong><br />

<strong>auf</strong> kleinem Raum Wasseransprü<strong>ch</strong>e von<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel Tourismus, Wasserkraft und<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft sowie S<strong>ch</strong>utzbedürfnisse<br />

der Ökologie überlagern. Drought.<strong>ch</strong> hat<br />

ni<strong>ch</strong>t den Anspru<strong>ch</strong>, Trockenheit <strong>auf</strong> lokaler<br />

Skala dar<strong>zu</strong>stellen. Viel mehr will die Plattform<br />

eine s<strong>ch</strong>weizweite Übersi<strong>ch</strong>t liefern.<br />

Eine regionale Differenzierung soll trotz<strong>dem</strong><br />

vorgenommen werden. Als Lösungsansatz<br />

dafür wird die S<strong>ch</strong>weiz in neun Teilregionen<br />

unterteilt (Bild 1). Für ausgewählte Referenzstationen<br />

des BAFU, der <strong>WSL</strong> oder der<br />

MeteoS<strong>ch</strong>weiz werden <strong>zu</strong><strong>dem</strong> au<strong>ch</strong> lokale<br />

Informationen dargestellt, beispielsweise<br />

<strong>Trockenheits</strong>indizes, aktuelle Abflüsse oder<br />

Bodenfeu<strong>ch</strong>temessungen.<br />

2.4 Keine Warnplattform!<br />

Bereits von Anfang des Fors<strong>ch</strong>ungsprojekts<br />

an war es das klare Ziel, dass <strong>drought</strong>.<br />

<strong>ch</strong> Informationen <strong>zu</strong> Trockenheit, aber keine<br />

Warnungen bereitstellen soll. Dieser Punkt<br />

Bild 3. Modellierte Klimatologie (Zeitraum: 1980<strong>–</strong>2009; farbige Flä<strong>ch</strong>en im Hintergrund)<br />

und operationelle Simulation respektive Vorhersage (ausgezogene Linie) der Bodenfeu<strong>ch</strong>te<br />

(a) sowie der gesamten mobilisierbaren Wasserressourcen (b) im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />

der Thur für den Zeitraum März 2011 bis Juli 2012.<br />

«Wasser Energie Luft» <strong>–</strong> 105. Jahrgang, 2013, Heft 2, CH-5401 Baden 119


wurde au<strong>ch</strong> im Verl<strong>auf</strong> der Diskussionen im<br />

letzten Jahr immer wieder deutli<strong>ch</strong> gefordert.<br />

Damit diesbezügli<strong>ch</strong> keine Missverständnisse<br />

<strong>auf</strong>kommen können, wird der Darstellung<br />

der Informationen (Farbwahl) und den<br />

Formulierungen (Moderation) besondere<br />

Aufmerksamkeit ges<strong>ch</strong>enkt. Ob <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt als Warninstrument<br />

in Frage kommt, muss si<strong>ch</strong> erst no<strong>ch</strong><br />

weisen. Dafür sind praktis<strong>ch</strong>e Erfahrungen<br />

mit der Plattform im Rahmen eines Testbetriebs<br />

si<strong>ch</strong>er hilfrei<strong>ch</strong>.<br />

2.5 Fors<strong>ch</strong>ungsbasiert, und do<strong>ch</strong><br />

einfa<strong>ch</strong> verständli<strong>ch</strong><br />

Drought.<strong>ch</strong> ist aus einem Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt<br />

heraus entwickelt worden. Dies birgt<br />

Chancen und Risiken <strong>zu</strong>glei<strong>ch</strong>. Als wi<strong>ch</strong>tige<br />

Chance sehen wir, dass neue Modelle oder<br />

Methoden <strong>zu</strong>r Darstellung von Trockenheit<br />

(<strong>zu</strong>m Beispiel neue Indices) jederzeit in die<br />

Plattform eingebaut werden können und<br />

deren Nutzen unmittelbar von den Anwendern<br />

beurteilt werden kann. Anderseits besteht<br />

das Risiko, dass die Komplexität der<br />

gezeigten Informationen und somit die Anforderungen<br />

an die Nutzer re<strong>ch</strong>t gross sind.<br />

Wir sind uns dieser Gefahr bewusst und<br />

legen Wert <strong>auf</strong> einen einfa<strong>ch</strong>en, intuitiven<br />

Zugang <strong>zu</strong> den Informationen, <strong>auf</strong> eine einfa<strong>ch</strong>e<br />

Darstellung und <strong>auf</strong> unmissverständli<strong>ch</strong>e<br />

Informationen. Dies si<strong>ch</strong>er<strong>zu</strong>stellen, war<br />

ein Ziel der beiden Workshops im Verl<strong>auf</strong> des<br />

Projektes.<br />

3. Nutzen von Früherkennung<br />

von Trockenheit und Finanzierungswege<br />

für eine Informationsplattform<br />

3.1 Nutzen von Früherkennung für<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Sektoren<br />

Eine zentrale und bisher no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vollständig<br />

beantwortete Frage im Zusammenhang<br />

mit der Informationsplattform ist die des effektiven<br />

Nutzens für die Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren.<br />

Das NFP-61-Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt<br />

Drought-CH hat diesbezügli<strong>ch</strong> erste Abklärungen<br />

gema<strong>ch</strong>t, hat aber sehr ras<strong>ch</strong> festgestellt,<br />

dass dieser Nutzen s<strong>ch</strong>wer <strong>zu</strong> quantifizieren<br />

ist.<br />

In <strong>einer</strong> Interviewstudie mit Vertretern<br />

aus den Berei<strong>ch</strong>en Obstbau, Wasserkraftproduktion<br />

und Waldbrandprävention<br />

haben wir den Nutzen von frühzeitiger Information<br />

erfragt (Kruse und Seidl, 2013). Informationen<br />

<strong>zu</strong>r Früherkennung führen bei den<br />

Akteuren nur dann <strong>zu</strong> einem ökonomis<strong>ch</strong>en<br />

Nutzen, wenn sie in der Folge Massnahmen<br />

realisieren können, die S<strong>ch</strong>äden verhindern<br />

oder vermindern. So kann frühzeitige Information<br />

eine gezielte Bewässerung im Obst-<br />

bau ermögli<strong>ch</strong>en und damit effektiv Ernteverluste<br />

reduzieren. Dies setzt voraus, dass<br />

mobile oder fest installierte Bewässerungsanlagen<br />

vorhanden sind, wobei Letztere eine<br />

langfris -tige Investition erfordert.<br />

Die Interviews mit Vertretern der<br />

Wasserkraft ergaben, dass insbesondere<br />

bei L<strong>auf</strong>kraftwerken nur geringe Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

bestehen, Produktionsverluste dur<strong>ch</strong><br />

Trockenheit <strong>zu</strong> reduzieren, au<strong>ch</strong> wenn frühzeitig<br />

Informationen vorliegen. Bei Spei<strong>ch</strong>erkraftwerken<br />

lässt si<strong>ch</strong> über den Zeitraum der<br />

Turbinierung der Produktionszeitpunkt steuern<br />

und damit die Gewinneinbussen je na<strong>ch</strong><br />

aktuellem Strompreis in geringem Mass<br />

abdämpfen. Bei der Waldbrandprävention<br />

stellt si<strong>ch</strong> die Situation anders dar. Dank<br />

Früherkennung kann ein komplexes Set an<br />

Gegenmassnahmen <strong>zu</strong>m Einsatz kommen:<br />

Bereits<strong>ch</strong>aftsdienste können mobilisiert und<br />

eine s<strong>ch</strong>nelle Reaktion <strong>auf</strong> Waldbrände ausgelöst<br />

werden, womit si<strong>ch</strong> Notfall- und Folgenkosten<br />

deutli<strong>ch</strong> reduzieren lassen.<br />

Damit Früherkennung einen Nutzen<br />

erbringt, muss neben der bes<strong>ch</strong>riebenen<br />

materiellen Handlungsmögli<strong>ch</strong>keit au<strong>ch</strong><br />

Wissen vorhanden sein, was getan werden<br />

kann bzw. wie vorhandene Instrumente<br />

zweckmässig eingesetzt werden können.<br />

Dies kann den ri<strong>ch</strong>tigen Einsatz von Bewässerungsanlagen<br />

umfassen oder aber au<strong>ch</strong><br />

das Wissen, wie Boden gemul<strong>ch</strong>t werden<br />

kann, damit er weniger s<strong>ch</strong>nell austrocknet.<br />

Weiter kann Früherkennung mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

derzeit einen anderen Nutzen entfalten als<br />

künftig: Jetzt sind mögli<strong>ch</strong>erwiese Handlungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

begrenzt, aber längerfristig<br />

könnten neue Handlungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

entstehen (<strong>zu</strong>m Beispiel Bewässerung,<br />

neue Handlungsstrategien), sodass Früherkennung<br />

nutzbringend(er) werden könnte.<br />

Eine S<strong>ch</strong>wierigkeit bei <strong>einer</strong> Beurteilung<br />

des ökonomis<strong>ch</strong>en Nutzens von<br />

Früherkennung sind die Opportunitätskosten,<br />

hier also die Kosten dur<strong>ch</strong> Verluste. Die<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeit liegt darin, dass unbekannt<br />

ist, wie ho<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>aden gewesen wäre,<br />

hätten keine Gegenmassnahmen <strong>auf</strong> Grund<br />

von Früherkennung von Trockenheit stattgefunden.<br />

Unbekannt sind Preise, Produktionsreduktionen<br />

und sonstige S<strong>ch</strong>äden,<br />

die si<strong>ch</strong> in <strong>einer</strong> S<strong>ch</strong>adenssituation ergeben<br />

hätten. Hin<strong>zu</strong> kommt, dass in man<strong>ch</strong>en Sektoren<br />

wie <strong>dem</strong> Strommarkt der Marktpreis<br />

ras<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wankt, sodass unklar ist, wel<strong>ch</strong>er<br />

Preis in <strong>einer</strong> S<strong>ch</strong>adenssituation angesetzt<br />

werden sollte. Vor <strong>dem</strong> Hintergrund dieser<br />

Argumente ers<strong>ch</strong>eint eine Abs<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng des<br />

Nutzens von Früherkennung (und damit<br />

<strong>einer</strong> Informationsplattform) <strong>zu</strong> spekulativ,<br />

um glaubwürdige quantitative Aussagen <strong>zu</strong><br />

generieren.<br />

3.2 Finanzierungsmodelle von<br />

<strong>Trockenheits</strong>-Informationsplattformen<br />

Eine Befragung bei bestehenden <strong>Trockenheits</strong>informations-<br />

und Frühwarnplattformen<br />

weltweit hat gezeigt, dass fast alle<br />

Plattformen hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Geldern <strong>auf</strong>gebaut und unterhalten werden.<br />

Die Finanzierung erfolgt entweder direkt<br />

über feste Budgets staatli<strong>ch</strong>er Dienststellen<br />

(<strong>zu</strong>m Beispiel den meteorologis<strong>ch</strong>en Diensten),<br />

indirekt über die Finanzierung von Fors<strong>ch</strong>ungsprojekten<br />

oder über den Unterhalt<br />

der Plattformen dur<strong>ch</strong> Universitäten oder<br />

öffentli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungseinri<strong>ch</strong>tungen. Nur<br />

vereinzelt decken Einnahmen einen geringen<br />

Teil des Budgets für den Unterhalt, <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel dur<strong>ch</strong> Datenverk<strong>auf</strong> (dies ist <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel der Fall bei der Informationsplattform<br />

des Umweltamtes in Grossbritannien).<br />

Die wesentli<strong>ch</strong>en Kostenblöcke<br />

<strong>einer</strong> Informationsplattform sind der Aufbau<br />

und die Inbetriebnahme, der Unterhalt und<br />

die Weiterentwicklung. Die Höhe der Kosten<br />

ab<strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>ätzen, fiel den befragten Dienststellen<br />

der bestehenden <strong>Trockenheits</strong>plattformen<br />

überwiegend s<strong>ch</strong>wer, sodass nur<br />

wenig detaillierte Angaben über die Höhe<br />

der Budgets und Ausgaben vorliegen. Die<br />

Befragung ergab, dass die Kosten für den<br />

Aufbau und die Inbetriebnahmen sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

ho<strong>ch</strong> ausfallen können, je na<strong>ch</strong><br />

räumli<strong>ch</strong>er Abdeckung, na<strong>ch</strong> Umfang und<br />

Ausri<strong>ch</strong>tung der Informationen sowie na<strong>ch</strong><br />

vorhandenen Vorarbeiten. Man<strong>ch</strong>e Plattformen<br />

wurden graduell <strong>auf</strong>gebaut oder konnten<br />

in bestehende Informationsdienste integriert<br />

werden; andere wiederum mussten<br />

neu, <strong>zu</strong>sammen mit Messstellen ges<strong>ch</strong>affen<br />

werden. Für den operationellen Betrieb und<br />

den Unterhalt der Plattformen s<strong>ch</strong>eint in vielen<br />

Fällen ein Betrag notwendig <strong>zu</strong> sein, der<br />

<strong>einer</strong> halben Personenstelle entspri<strong>ch</strong>t (0.5<br />

full-time equivalent). Dies rei<strong>ch</strong>t allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>t, wenn die Plattform weiterentwickelt<br />

und die dargestellten Daten interpretiert<br />

werden sollen.<br />

4. Stakeholder-Feedback<br />

und Ausblick<br />

Na<strong>ch</strong> der Fertigstellung des Prototyps<br />

<strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> fand im September 2012 ein<br />

zweiter Workshop mit Vertretern vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren und Bundesämter<br />

statt. Dabei ging es darum, konkrete<br />

Rückmeldungen <strong>zu</strong>m Aufbau (Layout,<br />

Struktur) der Plattform, <strong>zu</strong> ihren Inhalten und<br />

<strong>zu</strong>r Darstellung der Informationen <strong>zu</strong> erhalten.<br />

Insgesamt s<strong>ch</strong>ien den Teilnehmenden<br />

das Produkt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> ri<strong>ch</strong>tigen <strong>Weg</strong>. Ges<strong>ch</strong>ätzt<br />

wurde das Zusammenführen der<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en trockenheitsrelevanten<br />

120 «Wasser Energie Luft» <strong>–</strong> 105. Jahrgang, 2013, Heft 2, CH-5401 Baden


trockenheitsspezifis<strong>ch</strong>en Produkten <strong>zu</strong>r Informationsplattform<br />

bei.<br />

Ein Grossteil der Entwicklungsarbeit wurde dur<strong>ch</strong><br />

den S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en National Fonds (SNF) im<br />

Rahmen des NFP-61 finanziert. Der Testbetrieb<br />

der Plattform bis <strong>zu</strong>m Abs<strong>ch</strong>luss des NFP61 Ende<br />

2014 wird dur<strong>ch</strong> das BAFU mitfinanziert.<br />

Bild 4. Kritis<strong>ch</strong>e Beguta<strong>ch</strong>tung des Prototyps <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> anlässli<strong>ch</strong> eines Workshops<br />

im September 2012. (Foto: Sabine Rock).<br />

Informationen und der Einbe<strong>zu</strong>g der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

involvierten Institutionen bzw.<br />

Nutzergruppen.<br />

Eingehend diskutiert wurde, wie Nutzer<br />

Zugang <strong>zu</strong> den vers<strong>ch</strong>iedenen Informationen<br />

haben sollen. Insbesondere gab es<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Auffassungen, ob für spezifis<strong>ch</strong>e<br />

Nutzergruppen (<strong>zu</strong>m Beispiel Wasserkraft<br />

oder Landwirts<strong>ch</strong>aft) ein S<strong>ch</strong>nell<strong>zu</strong>gang<br />

mit <strong>einer</strong> vorgegebenen Auswahl an<br />

Informationen eingeri<strong>ch</strong>tet werden soll oder<br />

ni<strong>ch</strong>t. Mehrheitli<strong>ch</strong> wurde eine sol<strong>ch</strong>e Hilfestellung<br />

als <strong>zu</strong> eins<strong>ch</strong>ränkend empfunden<br />

und deshalb ni<strong>ch</strong>t empfohlen. Ein anderer<br />

Punkt, wel<strong>ch</strong>er eingehend diskutiert wurde,<br />

betraf die typisierte Darstellung einzelner<br />

Variablen (<strong>zu</strong>m Beispiel Bodenfeu<strong>ch</strong>te oder<br />

Trockenheit im Wald) für die ganze S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> wurden sol<strong>ch</strong>e Darstellungen<br />

mehrheitli<strong>ch</strong> begrüsst. Glei<strong>ch</strong>zeitig kamen<br />

aber au<strong>ch</strong> Bedenken <strong>zu</strong>m Ausdruck, dass<br />

entspre<strong>ch</strong>ende Darstellungen als Warnungen<br />

missverstanden werden könnten.<br />

Ebenfalls diskutiert wurde die Gefahr<br />

von Doppelspurigkeiten mit anderen<br />

ähnli<strong>ch</strong>en Informationskanälen des BAFU<br />

und der MeteoS<strong>ch</strong>weiz. Das Projektteam<br />

ist si<strong>ch</strong> dieser Problematik bewusst. Ausser<strong>dem</strong><br />

s<strong>ch</strong>liesst es eine langfristige Integration<br />

(<strong>zu</strong>m Beispiel mit GIN) ni<strong>ch</strong>t aus.<br />

Für eine kurzfristige Betriebs<strong>auf</strong>nahme ist<br />

jedo<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Integration (mit den vorhandenen<br />

Mitteln) ni<strong>ch</strong>t realisierbar.<br />

Als Fazit des Workshops wurde das<br />

Projektteam <strong>auf</strong>gefordert, den einges<strong>ch</strong>lagenen<br />

<strong>Weg</strong> weiter<strong>zu</strong>verfolgen und mögli<strong>ch</strong>st<br />

bald mit <strong>einer</strong> einfa<strong>ch</strong>en, automatisierten<br />

Version einen Testbetrieb <strong>auf</strong><strong>zu</strong>nehmen.<br />

Erst die konkreten Erfahrungen mit der Plattform<br />

während <strong>einer</strong> <strong>Trockenheits</strong>ituation<br />

würden es erlauben, ri<strong>ch</strong>tige S<strong>ch</strong>lussfolgerungen<br />

bezügli<strong>ch</strong> ihres Nutzens <strong>zu</strong> ziehen.<br />

Das Projektteam hat in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit<br />

die zahlrei<strong>ch</strong>en Anregungen<br />

grösstenteils <strong>auf</strong>genommen und eine neue<br />

Version von <strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> erarbeitet, wel<strong>ch</strong>e<br />

ab Sommer 2013 für einen Testbetrieb bereitsteht.<br />

Erfreuli<strong>ch</strong>erweise konnten neu<br />

au<strong>ch</strong> trockenheitsspezifis<strong>ch</strong>e Produkte der<br />

MeteoS<strong>ch</strong>weiz und bereits verfügbare Informationen<br />

des BAFU in die Plattform eingebunden<br />

werden. Diese werden einmal pro<br />

Tag aktualisiert und automatis<strong>ch</strong> an <strong>drought</strong>.<br />

<strong>ch</strong> weitergeleitet. Die Plattform steht interessierten<br />

Nutzern <strong>zu</strong>r Verfügung. Notwendig<br />

da<strong>zu</strong> ist eine einmalige Registrierung <strong>auf</strong> der<br />

Einstiegsseite.<br />

Mit <strong>dem</strong> Testbetrieb der Informationsplattform<br />

geht das Fors<strong>ch</strong>ungsprojekt<br />

Drought-CH 2014 <strong>zu</strong> Ende. Die Fors<strong>ch</strong>ung<br />

im Hinblick <strong>auf</strong> eine verbesserte Früherkennung<br />

von Trockenheit ist jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> lange<br />

ni<strong>ch</strong>t abges<strong>ch</strong>lossen. Es gibt immer no<strong>ch</strong><br />

zahlrei<strong>ch</strong>e offene Fragen bezügli<strong>ch</strong> der Modellierung<br />

von Wasserressourcen oder hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

neuer Mess- und Beoba<strong>ch</strong>tungste<strong>ch</strong>nologien.<br />

Diese werden au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

<strong>dem</strong> NFP 61 weiterverfolgt. Die Informationsplattform<br />

<strong>drought</strong>.<strong>ch</strong> wird es erlauben,<br />

neue Erkenntnisse und Messmethoden den<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Wassernut<strong>zu</strong>ngssektoren<br />

mögli<strong>ch</strong>st ras<strong>ch</strong> nutzbar <strong>zu</strong> ma<strong>ch</strong>en.<br />

Verdankung<br />

Bei der Konzeption und Umset<strong>zu</strong>ng der Informationsplattform<br />

war das ganze Projektteam<br />

Drought-CH beteiligt, bestehend aus Fors<strong>ch</strong>enden<br />

des Instituts für Atmosphäre und Klima der<br />

ETH Züri<strong>ch</strong>, des Geographis<strong>ch</strong>en Instituts der<br />

Universität Züri<strong>ch</strong>, des Instituts für Hydrologie der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Eidg.<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Wald, S<strong>ch</strong>nee und Lands<strong>ch</strong>aft<br />

(<strong>WSL</strong>). Das Bundesamt für Meteorologie<br />

und Klimatologie MeteoS<strong>ch</strong>weiz trägt mit eigenen<br />

Literatur<br />

BAFU (Bundesamt für Umwelt) 2012. Umgang<br />

mit lokaler Wasserknappheit in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates <strong>zu</strong>m Postulat «Wasser<br />

und Landwirts<strong>ch</strong>aft. Zukünftige Herausforderungen»,<br />

Bern.<br />

Kruse, S., Seidl, I., Stähli, M. 2010. Informationsbedarf<br />

für die Früherkennung von Trockenheit<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz. Die Si<strong>ch</strong>t potentiell betroffener<br />

Nutzergruppen. Wasser Energie Luft, 102,<br />

301<strong>–</strong>304.<br />

Kruse, S., Seidl, I. 2013. Social capacities for<br />

<strong>drought</strong> risk management in Switzerland. Natural<br />

Hazards and Earth System Siences Disussions<br />

2013(1) 1355-81.<br />

Leibundgut, C. 2010. Na<strong>ch</strong>haltige Si<strong>ch</strong>erung<br />

von Wasserressourcen <strong>–</strong> das NFP 61 im Spiegel<br />

globaler und nationaler Herausforderungen.<br />

«Wasser Energie Luft», 102 (3): 222<strong>–</strong>228.<br />

Pozzi, W. et al. 2013. Towards Global Drought<br />

Early Warning Capability: Expanding international<br />

cooperation for the development of a<br />

framework for global <strong>drought</strong> monitoring and<br />

forecasting. Bulletin of the American Meteorological<br />

Society. In press. doi: http://dx.doi.<br />

org/10.1175/BAMS-D-11-00176.<br />

Svoboda, M., LeComte, D., Hayes, M., Heim,<br />

R., Gleason, K., Angel, J., Rippey, B., Tinker,<br />

R., Palecki, M., Stooksbury, D., Miskus, D.,<br />

Stephens, S. 2002. The Drought Monitor. Bulletin<br />

of the American Meteorological Society,<br />

83(8):1181<strong>–</strong>1190.<br />

Weingartner, R. Viviroli, D., S<strong>ch</strong>ädeler, B. 2007.<br />

Water resources in mountain regions: a methodological<br />

approa<strong>ch</strong> to assess the water balance<br />

in a highland-lowland-system. Hydrol. Process.<br />

21, 578<strong>–</strong>585. DOI: 10.1002/hyp.6268.<br />

Zappa, M., Bernhard, L., Fundel, F., Jörg-Hess,<br />

S. 2012. Vorhersage und Szenarien von S<strong>ch</strong>neeund<br />

Wasserressourcen im Alpenraum. Forum<br />

für Wissen 2012, pp. 19-27. ISSN 1021-2256.<br />

Ans<strong>ch</strong>rift der Verfasser<br />

Manfred Stähli, Sylvia Kruse, Felix Fundel, Massimiliano<br />

Zappa, Luzi Bernhard, Irmi Seidl<br />

Eidgenössis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsanstalt für Wald,<br />

S<strong>ch</strong>nee und Lands<strong>ch</strong>aft (<strong>WSL</strong>)<br />

Zür<strong>ch</strong>erstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf<br />

Tel. +41 44 739 24 72, manfred.staehli@wsl.<strong>ch</strong><br />

Kerstin Stahl<br />

Institut für Hydrologie<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Fahnenbergplatz, DE-79098 Freiburg<br />

«Wasser Energie Luft» <strong>–</strong> 105. Jahrgang, 2013, Heft 2, CH-5401 Baden 121

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