Die aeltesten Urkunden fur St. Stephan in Strassburg

Die aeltesten Urkunden fur St. Stephan in Strassburg Die aeltesten Urkunden fur St. Stephan in Strassburg

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44 Wiegand. veranlassen konnte, gegen die. Grafen von Egisheim-Dagsburg oder die Herren von lTorburg alte Ansprüche geltend zu machen, angeblich verloren gegangene Güter von St. Stephan wieder einziehen zu wollen. Da bietet sich uns ganz von selbst jene Nachricht der Marbacher Annalen dar, dii, wie Schulte richtig hervorhebt'), in der Ode der fünfziger und sechziger Jahre des zwölften Jahrhunderts, wie wir sie in jenen Aufzeichnungen finden, und wir dürfen hinzusetzen in der elsässischen Annalistik überhaupt, auffällt, jener Bericht über die Belagerung Horburgs durch den Dagsburger und über dessen Be&trafung durch Kaiser Friedrich 1. im Jahre 1162: „Eodem anno Horburch a cornite ilugone de Tagesburch destruitur. ipso annofactum est, ut eversa Horbureh et captivatis his, quiin castro obsessifuerant, imperator Fridericus destructoMediolano reversus de Ytalia veniret in Alsaciam. qui bellum inferre cepit coiniti llugoni, utpote ei quiiinperiale preceptum contempserat, quod videlicet ab obsidione predicti castri non recesserat; eos quoque, quos comes captivaverat, expugnato et destructo Castro Girbaden liberavit. deinde post menses aliquot imperator civili bello, quod totam Alsatiain jam devastaverat, finem .imposuit hostibus inter so pacificatis. eodem anno .Burchardus Argentinensis episcopus obiit, cci Itudolfus successit." 2) l\'ia.g dieser Bericht nun in Marbach oder wahrscheinlicher in Neuburg entstanden sein 8), an seiner Glaubwürdigkeit ist nicht zu zweifeln und er giebt uns meines Erachtens den Schlüssel für die Lösung unserer Frage. Es ist dabei noch der Anfangspassus einer Neuburger Notitia aus den 80er Jahren des zwölften Jahrhunderts heranzuziehen: notum sit tam presentibus quam futuris, quo(1 teinpore venerabilis Burchardi Argentinensis episcopi, scilicet cum comes Hugo castrum Horburch obsederat auxiliante sibi Stephano Metensi episcopo et duce de Geringen etc. 4) Wir können die Zeitfolge dieser Begebenheiten ziemlich ') S. Mitt. des Inst. £ österr. Geschichtsforschung VII, 468. - 2) S. Mon, Germ. 55. XVII, 161. Die Annales Ärgentinenses haben nur die kurze Notiz „ I-3orburg a comite Hugone - de Dagesburg destruitur s. 55. XVII, 89, desgleichen die Annales Maurimonasterienses s. 85. XVIII, 131. - ') Vgl. Schulte, Die elsassische Annalistik ii' Staufischer Zeit in den Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung V, 532ff. - tj Vgl. Würdtwein, Nova subs. dipl. IX, 381 Na. 194.

Die ältesten Urkunden für St. Stephan in Strassburg. 45 genau feststellen. Kaiser Friedrich I. erscheint, nachdem er aus Italien durch Burgund und Oberlothringen heimgekehrt war, im Oktober 1162 im Elsass. 1) In den Monaten vorher muss sich die Fehde um Horburg abgespielt haben, wie auch die Übereinstimmung jener Neuburger Notiz mit dem Todestage des Bischofs Burchard von Strassburg, der auf den 21. August 1162 fällt), beweist. Die Bezwingung der Feste Girbaden muss rasch erfolgt sein, denn schon am 24. Oktober sehen wir den Kaiser in Selz urkunden 8), im November dann einen Landtag zu Ulm halten und sich schliesslich Ende dieses Monats nach Konstanz wenden. 4) In den ersten Monaten des Jahres 1163 ist der Kaiser in den fränkischen Landen, dann tritt er am Osterfest zu Worms auf, im April hält er einen Reichstag zu Mainz und noch bis in den August hinein ist ei am Oberrhein beschäftigt, so urkundet er am 8. Juli zu Selz für Maursmünster. ) In jenen Frühlings- und Sommermonaten scheint er den elsässischen Bürgerkrieg endgiltig geschlichtet zu haben. Der als Bundesgenosse des Dagsburger Grafen bezeichnete Zähringer Herzog Berthold IV., damals ein erbitterter Gegner Friedrichs, findt sich wieder am kaiserlichen Hoflager ein, er steht unter den Zeugen jener Selzer Urkunde vorn 5. Juli 1163.') Eben in jene Zeit möchte ich nun den Versuch verlegen, Güter in jenen sieben elsässischen Ortschaften einziehen zu wollen, •einen Versuch, den man auf den Bischof von Strassburg wird zurückführen müssen, da er als Verwalter der Abtei St. Stephan unmittelbaren Nutzen daraus auch für sich und sein Bistum ziehen konnte. Wenn je, so war damals die Gelegenheit günstig, alte Ansprüche geltend zu machen. Die grossen Geschlechter des Landes standen in Fehde, Horburger und Dagsburger Gut war verwüstet und verbrannt, das ganze Elsass war durcheinander geworfen, die Grenze von Besitz und Recht fliessend. 7) Welch tiefhaftenden Eindruck die da- 9 Vgl. Gi es ebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit V, 1 2 3469. 2) Vgl. das von, mir herausgegebene Melker Seelhuch in dieser Zeitschrift N. F. III, 194. 3) S. Stumpf Ne. 3971. - Ebenda No. 3972. _8) Ebenda No. 3982. - ) Vgl. Heyck, Gesch. d. ilerzoge v. Zähringen 8. 381. - ') Im Jahre 1162 war auch das Mömpelgarter Erbe durch das Erlöschen des Hauses Mousson-IV1ontbliard frei geworden, es ging au das Geschlecht Montfaucon-Montbliard über.

44 Wiegand.<br />

veranlassen konnte, gegen die. Grafen von Egisheim-Dagsburg<br />

oder die Herren von lTorburg alte Ansprüche geltend zu<br />

machen, angeblich verloren gegangene Güter von <strong>St</strong>. <strong>St</strong>ephan<br />

wieder e<strong>in</strong>ziehen zu wollen. Da bietet sich uns ganz von<br />

selbst jene Nachricht der Marbacher Annalen dar, dii, wie<br />

Schulte richtig hervorhebt'), <strong>in</strong> der Ode der fünfziger und<br />

sechziger Jahre des zwölften Jahrhunderts, wie wir sie <strong>in</strong> jenen<br />

Aufzeichnungen f<strong>in</strong>den, und wir dürfen h<strong>in</strong>zusetzen <strong>in</strong> der elsässischen<br />

Annalistik überhaupt, auffällt, jener Bericht über die<br />

Belagerung Horburgs durch den Dagsburger und über dessen<br />

Be&trafung durch Kaiser Friedrich 1. im Jahre 1162: „Eodem<br />

anno Horburch a cornite ilugone de Tagesburch destruitur. ipso<br />

annofactum est, ut eversa Horbureh et captivatis his, qui<strong>in</strong> castro<br />

obsessifuerant, imperator Fridericus destructoMediolano reversus<br />

de Ytalia veniret <strong>in</strong> Alsaciam. qui bellum <strong>in</strong>ferre cepit co<strong>in</strong>iti llugoni,<br />

utpote ei quii<strong>in</strong>periale preceptum contempserat, quod videlicet<br />

ab obsidione predicti castri non recesserat; eos quoque, quos<br />

comes captivaverat, expugnato et destructo Castro Girbaden<br />

liberavit. de<strong>in</strong>de post menses aliquot imperator civili bello,<br />

quod totam Alsatia<strong>in</strong> jam devastaverat, f<strong>in</strong>em .imposuit hostibus<br />

<strong>in</strong>ter so pacificatis. eodem anno .Burchardus Argent<strong>in</strong>ensis<br />

episcopus obiit, cci Itudolfus successit." 2) l\'ia.g dieser Bericht<br />

nun <strong>in</strong> Marbach oder wahrsche<strong>in</strong>licher <strong>in</strong> Neuburg entstanden<br />

se<strong>in</strong> 8), an se<strong>in</strong>er Glaubwürdigkeit ist nicht zu zweifeln<br />

und er giebt uns me<strong>in</strong>es Erachtens den Schlüssel für die<br />

Lösung unserer Frage. Es ist dabei noch der Anfangspassus<br />

e<strong>in</strong>er Neuburger Notitia aus den 80er Jahren des zwölften<br />

Jahrhunderts heranzuziehen: notum sit tam presentibus quam<br />

futuris, quo(1 te<strong>in</strong>pore venerabilis Burchardi Argent<strong>in</strong>ensis episcopi,<br />

scilicet cum comes Hugo castrum Horburch obsederat<br />

auxiliante sibi <strong>St</strong>ephano Metensi episcopo et duce de Ger<strong>in</strong>gen<br />

etc. 4)<br />

Wir können die Zeitfolge dieser Begebenheiten ziemlich<br />

') S. Mitt. des Inst. £ österr. Geschichtsforschung VII, 468. -<br />

2) S.<br />

Mon, Germ. 55. XVII, 161. <strong>Die</strong> Annales Ärgent<strong>in</strong>enses haben nur<br />

die kurze Notiz „ I-3orburg a comite Hugone - de Dagesburg destruitur<br />

s. 55. XVII, 89, desgleichen die Annales Maurimonasterienses s. 85. XVIII,<br />

131. - ') Vgl. Schulte, <strong>Die</strong> elsassische Annalistik ii' <strong>St</strong>aufischer Zeit<br />

<strong>in</strong> den Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung V, 532ff. - tj Vgl.<br />

Würdtwe<strong>in</strong>, Nova subs. dipl. IX, 381 Na. 194.

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