Die aeltesten Urkunden fur St. Stephan in Strassburg

Die aeltesten Urkunden fur St. Stephan in Strassburg Die aeltesten Urkunden fur St. Stephan in Strassburg

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28 Wiegand. titulatio als nicht kanzlei- und zeitgemäss zu bezeichnen, wie es für die letztere Obrecht gethan hat, um so weniger, als die Benennung Argentine civitatis episcopus statt des gebräuchlicheren Argentinensis ecclesie für jene Zeit wohl zu belegen ist. ') Anders dagegen steht es mit der sich anschliessenden Salutatio, die nach dem Muster der Papsturkunden geformt für jene Zeit noch nicht nachzuweisen ist. Zum Vergleich habe ich hier (las urkundliche Material aus den Erzbistümern Köln und Trier sowie aus den Diöcesen Worms, Speier und Base] mit herangezogen. Da ergiebt sich nun, dass Erzbischof Anno Il. von Köln die Sautatio zuerst und ganz vereinzelt 1067 gebraucht und dass sie dann erst wieder 1110 erscheint.2) In Trier wird sie von 1138 ab verwandt'), in Worms von 1137 ab'); in Speier unter Bischof Günther von llenneberg von der Mitte des zwölften Jahrhunderts ab') und in Basel seit 1136 6) ist überhaupt zunächst nur die Formel in perpetuum nachzuweisen, die ebenfalls den päpstlichen Privilegien entlehnt ist und die, wie Mühlbacher neuerdings gezeigt hat 7), ungefähr zur gleichen Zeit sich einbürgert. In Strassburg sind erst in einer Urkunde Bischof Cunos von 1109 die Anfänge der Salutatin sichtbar') und erst unter Bischof Burchard wird sie von der Mitte des zwölften Jahrhunderts ab landhiufig. 9) Jedenfalls wird man behaupten dürfen, dass sie in In einer Urkunde K. Konrads II. für Murhach von 1025 wird Werenharius Argentine civitatis presul genannt, Stumpf No, 1892. Bischof Wilhelm von Strassburg nennt sieh in einer Urkunde von 1035 Asgentine civitatis episeopus, vgl. Urk.-Buch d. Abtei St. Gallen III, 692. In einer Urkunde Ottos 1. für Speier heisst Otkarius Spire eivitatis episcopus, vgl. Hilgard, Urk.-Buch d. Stadt Speier 1, 5. ) Laconblet, Urk.-Buch d. Niederrheins 1, 135 u. 190. - 3) Beyer, Urk.-Buch d. Mittelrheins 1, 558. Die Formel in perpetuum wird schon 1097 verwandt, ibi(lem p. 448. 4) Schnnnat, Bist. episeop. Wormat. Cod. prob. p. 68. - 5) Vgl. Rem] ing Urk,-Buch d. Bischöfe v. Speier 1, 110 ff. - 6) Vgl. Tronillat, Mon. de l'hist. de ]'ancien 4vcli4 de Btle 1, 262, 290. - Mühlbacher 1111 Ergänzungsband IV, 509, Anm. 3 d. Mitt. d. Inst, f. österr. Geschichtsforschung. - ) Vgl. Grand idier, list. d'A]sace II. Eo. 554 mit der Formel benedictionem et vitam. - 9) Zuerst in einer Urkunde von 1153 für Baumgarten, s. Würdtwein, Nova stibs. dipl. VII, 367, No. 65. Die Formel in Christo sa]utem in einer Urkunde Bischof Heinrielis von 1183, s. Würdtwcin, Nova subs. dipl. X, 131, No. 42. Vgl. ausserdem die Wendung in Wo: uni versis Christiani nominis cultoribus mit der entsprechenden; omnibus Christianae fidei cultoribus in einer

Die ältesten Urkunden für St. Stephan in Strassburg. 29 der Urkunde Bischof Wernhers um mindestens ein Jahrhundert verfrüht und nur geeignet ist, dieselbe zu verdächtigen. Ganz ähnlich steht es mit der Datierung, die Incarnationsjahr, Indiction, Epacte und Concurrente angiebt. Sie ist in Strassburger Urkunden wiederum nur im zwölften Jahrhundert nachzuweisen, in zwei Perioden, von 1116-1118') und dann von 1143 ab bis in die 90er Jahre 2' gerade in diesein letzten Zeitraum in der oben gegebenen Aufeinanderfolge, während vorher die Concurrente sich an die Stelle der Indictio schiebt. Wenn wir uns nun zum Context wenden, so entzieht sich die Arenga wiederum unserer Kontrolle, während die Narratio wenigstens auf ihren materiellen Inhalt sich prüfen lässt. Dass gleich im Beginn derselben die Wendung: ecclesie, cui deo auctore presidere visus sum, sich fast genau so in einer Urkunde Bischof Burchards von 1156 wiederholt'), das sei nur nebenbei vermerkt. Der Bericht von der Überlassung der Abtei zum Ersatz für die bei den Wahlstreitigkeiten erlittenen Schäden des Bistums Strassburg ist im ganzen eine etwas weitere Umschreibung der bezüglichen Stelle in der Urkunde Heinrichs II., nicht ohne einige kleine wörtliche Anklänge4), mit der Ausnahme, dass hier neben dein auch dort erscheinenden Herzog Hermann noch drei weitere Mittelspersonen genannt werden. Dass der Name des Mainzer Erzbischofs Barto chronologisch anticipiert ist, ist bereits bekannt, Berenger defensor kann sonst nicht nachgewiesen werden und Ernestus palatinus ist auch nicht recht vertrauenswürdig, da ein Pfalzgraf dieses Namens um jene Zeit nirgends belegt ist. Es würde sonst der erste nachweisbare schwäbische Pfalzgraf sein, der im übrigen zunächst im Jahre 1053, dann wieder 1070 und 1075 erscheint, wahrscheinlich der Oettinger dann der Dillinger Familie angehörig'), in der aber der Name Ernst nicht vorkommt. Es folgt die Aufzählung der Abteigüter und der königlichen Urkunde Bischof Burchards von 1155, s. Urk.-Buch d. Stadt Strasst,. 1, 55, Ne. 105. ') Urk.-Buch d; Stadt Strassh. 1, No. 69, 71, 72. - 3) Ebenda 1, No. 92, 95, 98, 102, 104, 115, 120 u. Würdtwei,,, Nova subs. dipl. X, 169, No. 59. - 3) Urk.-Buch d. Stadt Strasab. 1, 89, Ne. 105. - ') Z. B. dissensio prineipum, subjugatis u. A. - 5) Vgl. Stälin, Gesch. Württem bergs 12, 1, 227 u. 428.

28 Wiegand.<br />

titulatio als nicht kanzlei- und zeitgemäss zu bezeichnen, wie<br />

es für die letztere Obrecht gethan hat, um so weniger, als<br />

die Benennung Argent<strong>in</strong>e civitatis episcopus statt des gebräuchlicheren<br />

Argent<strong>in</strong>ensis ecclesie für jene Zeit wohl zu belegen<br />

ist. ') Anders dagegen steht es mit der sich anschliessenden<br />

Salutatio, die nach dem Muster der Papsturkunden geformt<br />

für jene Zeit noch nicht nachzuweisen ist. Zum Vergleich<br />

habe ich hier (las urkundliche Material aus den Erzbistümern<br />

Köln und Trier sowie aus den Diöcesen Worms, Speier und<br />

Base] mit herangezogen. Da ergiebt sich nun, dass Erzbischof<br />

Anno Il. von Köln die Sautatio zuerst und ganz vere<strong>in</strong>zelt<br />

1067 gebraucht und dass sie dann erst wieder 1110 ersche<strong>in</strong>t.2)<br />

In Trier wird sie von 1138 ab verwandt'), <strong>in</strong> Worms von<br />

1137 ab'); <strong>in</strong> Speier unter Bischof Günther von llenneberg<br />

von der Mitte des zwölften Jahrhunderts ab') und <strong>in</strong> Basel<br />

seit 1136 6) ist überhaupt zunächst nur die Formel <strong>in</strong> perpetuum<br />

nachzuweisen, die ebenfalls den päpstlichen Privilegien<br />

entlehnt ist und die, wie Mühlbacher neuerd<strong>in</strong>gs gezeigt hat 7),<br />

ungefähr zur gleichen Zeit sich e<strong>in</strong>bürgert. In <strong>St</strong>rassburg<br />

s<strong>in</strong>d erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde Bischof Cunos von 1109 die Anfänge<br />

der Salutat<strong>in</strong> sichtbar') und erst unter Bischof Burchard<br />

wird sie von der Mitte des zwölften Jahrhunderts ab landhiufig.<br />

9) Jedenfalls wird man behaupten dürfen, dass sie <strong>in</strong><br />

In e<strong>in</strong>er Urkunde K. Konrads II. für Murhach von 1025 wird<br />

Werenharius Argent<strong>in</strong>e civitatis presul genannt, <strong>St</strong>umpf No, 1892. Bischof<br />

Wilhelm von <strong>St</strong>rassburg nennt sieh <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde von 1035 Asgent<strong>in</strong>e<br />

civitatis episeopus, vgl. Urk.-Buch d. Abtei <strong>St</strong>. Gallen III, 692.<br />

In e<strong>in</strong>er Urkunde Ottos 1. für Speier heisst Otkarius Spire eivitatis episcopus,<br />

vgl. Hilgard, Urk.-Buch d. <strong>St</strong>adt Speier 1, 5. ) Laconblet,<br />

Urk.-Buch d. Niederrhe<strong>in</strong>s 1, 135 u. 190. - 3) Beyer, Urk.-Buch d. Mittelrhe<strong>in</strong>s<br />

1, 558. <strong>Die</strong> Formel <strong>in</strong> perpetuum wird schon 1097 verwandt,<br />

ibi(lem p. 448. 4) Schnnnat, Bist. episeop. Wormat. Cod. prob. p. 68.<br />

- 5) Vgl. Rem] <strong>in</strong>g Urk,-Buch d. Bischöfe v. Speier 1, 110 ff. - 6) Vgl.<br />

Tronillat, Mon. de l'hist. de ]'ancien 4vcli4 de Btle 1, 262, 290. -<br />

Mühlbacher 1111 Ergänzungsband IV, 509, Anm. 3 d. Mitt. d. Inst,<br />

f. österr. Geschichtsforschung. - ) Vgl. Grand idier, list. d'A]sace II.<br />

Eo. 554 mit der Formel benedictionem et vitam. - 9) Zuerst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Urkunde von 1153 für Baumgarten, s. Würdtwe<strong>in</strong>, Nova stibs. dipl.<br />

VII, 367, No. 65. <strong>Die</strong> Formel <strong>in</strong> Christo sa]utem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Urkunde Bischof<br />

He<strong>in</strong>rielis von 1183, s. Würdtwc<strong>in</strong>, Nova subs. dipl. X, 131, No. 42.<br />

Vgl. ausserdem die Wendung <strong>in</strong> Wo: uni versis Christiani nom<strong>in</strong>is cultoribus<br />

mit der entsprechenden; omnibus Christianae fidei cultoribus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er

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