Franz von Sickingens Fehde gegen Trier und ein Gutachten ...

Franz von Sickingens Fehde gegen Trier und ein Gutachten ... Franz von Sickingens Fehde gegen Trier und ein Gutachten ...

23.12.2013 Aufrufe

- XI) - ihm seine Freunde aus Rom immer noch gute Hoffnung; aber er fürchtete aufs Neue den Einfluss des Sophislengoldes, da er die Geldgier und Bestechlichkeit der römischen 1-löflinge kannte. 4519 im August. war Hatten in Stuttgart. bei Reuchlin und erschien dem guten Alten, der mehr moralischen als physischen Mutti hatte, in dem bevorstehenden Kriege als Helfer. Als das feindliche Heer sich der Stadt näherte, setzte Hatten es mit Siekingens Vermittlung hei den Anführern durch, dass im Fall einer gewaltsamen Eroberung der Stadt Reuchlins Haus durch öffentlichen Ausruf im Heer sicher gestellt werde. Später ging Sickingen selhst mit HutI.eti zu Reuchlin, bezeugte ihm seine Ehrfurcht und versprach ihm in Bezug auf seinen alten Streithandel alle Hülfe. Die aufgelaufenen Prozesskosten schlug Reuclilin schon 1515auf- mehr als 400 Goldgulden an. Arh Freitag nach St. Jakobstag erliess Sickingen eine Erforderung und Verkündigung an Provinzial, Prioren und Convente des Prediger- Ordens deutscher Nation, und sonderlich an den Bruder Jakob Hochstrafen, von wegen des iioelige]ebrlen und weltberühmten Herrn Johann Reuchlin, beider Rechte Doctors. Da er, Franz, als Liebhaber von Recht und Billigkeit, in Betracht ferner, dass Reuclilin seinen Ettern oftmals gefällige Dienste erzeigt, auch, so viel au ihm gewesen, sich helleissigt habe, ihn, Franz, in seiner Jugend zu sittlicher Tugend zu unterweisen, oh solchem ihrem Fürnehmen nicht unbillig Missfallen trage, so stehe an Bruder Hochstrat.en und dessen Ordensobere sein Begehr, gemeldeten Doetor Reuchlin fortan ruhig zu lassen, auf den Grund des speierschen Urtheils ihm Genugthuung zu geben und insbesondere die ihnen auferlegten Prozesskosten im Betrage von 111 Gulden an ihn zu entrichten, und zwar binnen Monatsfrist, nach Ueherantwortung dieses Briefes, Bald nachdem der in seinen Mhteln ganz erschöpfte Beuchl:in von Pirkheimer ein Darlehen von 30 Goldgulden erhalten hatte, fing der Fehdehrief an zu wirken. Uni Weihnachten kam der Dominikanerprovincial zu dem Ritter nach Landstuhl und auf sein Bedeuten machl.en sich bald darauf zwei Abgesandte des Ordens zu ieuclilin auf den Weg. Dieser war klug genug, sie an Sickingen als seinen Beschützer zurückzuweisen. Erst versuchten sie allerhand Winkelzüge und verlangten Fristen, aber Sickingen zeigte ihnen vollen Ernst. Um die Unterhandlung mit diesem zu erleichtern, veranassten sie nun J-Joct,straten, seine Aemter als Prior und Jnquisitoi nieder zu legen, und Ende Mai 1520 hatte Reuchlin die ihnen in Speier auferlegten Prozesskosten in gutem Gold in Händen. Iieberdies erliessen die Dominikaner ein Schreiben an den Papst, in welchem unter ehrenvoller Erwähnung l :teuchlins um gänztkhe

- - Hinlegung des Handels auf ewige Zeiten gebeten war. Aber als fichte MatTen hatten sie das mit dem stillen Vorbehalt getharf, es unmittelbar darauf als erzwungen zu widerrufen, in diesem Sinne schickten sie dem ersten Schreiben eilig andere nach. Am 23. Juni 1520 erfolgte ein päpstliches Breve, das die speiersche Sentenz förmlich kassirte, Beuchlins Buch verdammte und den Verfasser in die. gesammten Prozesskosten verurtheiltö. .Fiochstrat.en, in seine nur zum Schein verlorenen Stellen alsbald wieder eingesetzt, und seine wür Brüder schlugen das Breve in Köln mit Jubel an. Siekingen musste sich noch einmal in den Handel legen. Er liess sich durch Holten ein Schreiben au den Kaiser aufsetzen, auch die Kurfürsten von Mainz und. Sachsen um ihre Verwendung in der Sache bitten. Reuchlin selbst hul er auf die Ebernburg ein. Aber der schwach gewordene Gelehrte hatte schau zu Anfang desselben Jahres einen Lehrstuhl des Griechischen und Hebrfiiscben an der Universität Ingolstadt angenommen, um im Frühling 1521 sein altes Hauswesen in Stuttgart wieder aufzusuchen und im folgenden Winter nach Tübingen überzusiedeln. Am 30. Juni 1522 starb der hochverdiente, vielgeärgerte alte Mann an der Gelbsucht. Wie es, mit der Beitreibung der Kosten des langjährigen Prozesses, die ihm schliesslich auferlegt worden, gehalten ward, erfahren wir, nicht. - Im Januar 152 0 warHutten hei Sickingen auf Landstuhl nnd suchte ihn ebenso für Luther, wie kurz vorher für Reuchlin zu stimmen. Sickingen hatte es damals besonders auf Ferdinand abgesehen. Ihm widmete Hatten die Schrift aus den Zeiten Heinrichs IV, zu dessen Gunsten und wider Gregor VII. verfasst, die er das Jahr vorher irr der Bibliothek zu Fulda gefunden hatte. Sie Karl selbst zu widmen, davon hielt dci' Umstand ab, dass dieser noch in Spanien war; aber auch an ihn wandte sieh Hutten in der Zueignung Einen grössern Dienst könne beiden jungen Fürsten Niemand erweisen, als wer sie nicht länger Knechte sein lasse. Knechte der römischen Bischöfe aber seien alle diejenigen deutschen Kaiser gewesen, welche sich •die Demüthigung hei der Krönung, die Eingriffe in die Regierung, die Plünderung Deutschlands, wie sie seit langem herkömmlich geworden, habegefallen lassen. Die beiden erlauchten Brüder sollten dein Bevoi'thiilungssystem, welches die Päpste in Deutschland in Anwendung bringen, ein Ende machen, ihr Regiment damit eröffnen, dass sie den Deutschen die Freiheit wiedergäben und jenen ihr Rauhen, Plündern und Trügen legen.» Im Lauf des Juni, als man in Born die Verdammungsbulle gegen Luther zu Stande brachte, schrieb dieser seit) Buch an den christ-

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ihm s<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e aus Rom immer noch gute Hoffnung; aber er<br />

fürchtete aufs Neue den Einfluss des Sophislengoldes, da er die<br />

Geldgier <strong>und</strong> Bestechlichkeit der römischen 1-löflinge kannte.<br />

4519 im August. war Hatten in Stuttgart. bei Reuchlin <strong>und</strong><br />

erschien dem guten Alten, der mehr moralischen als physischen Mutti<br />

hatte, in dem bevorstehenden Kriege als Helfer. Als das f<strong>ein</strong>dliche<br />

Heer sich der Stadt näherte, setzte Hatten es mit Siekingens Vermittlung<br />

hei den Anführern durch, dass im Fall <strong>ein</strong>er gewaltsamen Eroberung<br />

der Stadt Reuchlins Haus durch öffentlichen Ausruf im<br />

Heer sicher gestellt werde. Später ging Sickingen selhst mit HutI.eti<br />

zu Reuchlin, bezeugte ihm s<strong>ein</strong>e Ehrfurcht <strong>und</strong> versprach ihm in<br />

Bezug auf s<strong>ein</strong>en alten Streithandel alle Hülfe. Die aufgelaufenen<br />

Prozesskosten schlug Reuclilin schon 1515auf- mehr als 400 Goldgulden<br />

an.<br />

Arh Freitag nach St. Jakobstag erliess Sickingen <strong>ein</strong>e Erforderung<br />

<strong>und</strong> Verkündigung an Provinzial, Prioren <strong>und</strong> Convente des Prediger-<br />

Ordens deutscher Nation, <strong>und</strong> sonderlich an den Bruder Jakob Hochstrafen,<br />

<strong>von</strong> wegen des iioelige]ebrlen <strong>und</strong> weltberühmten Herrn Johann<br />

Reuchlin, beider Rechte Doctors. Da er, <strong>Franz</strong>, als Liebhaber <strong>von</strong><br />

Recht <strong>und</strong> Billigkeit, in Betracht ferner, dass Reuclilin s<strong>ein</strong>en Ettern<br />

oftmals gefällige Dienste erzeigt, auch, so viel au ihm gewesen, sich<br />

helleissigt habe, ihn, <strong>Franz</strong>, in s<strong>ein</strong>er Jugend zu sittlicher Tugend<br />

zu unterweisen, oh solchem ihrem Fürnehmen nicht unbillig Missfallen<br />

trage, so stehe an Bruder Hochstrat.en <strong>und</strong> dessen Ordensobere<br />

s<strong>ein</strong> Begehr, gemeldeten Doetor Reuchlin fortan ruhig zu<br />

lassen, auf den Gr<strong>und</strong> des speierschen Urtheils ihm Genugthuung zu<br />

geben <strong>und</strong> insbesondere die ihnen auferlegten Prozesskosten im Betrage<br />

<strong>von</strong> 111 Gulden an ihn zu entrichten, <strong>und</strong> zwar binnen Monatsfrist,<br />

nach Ueherantwortung dieses Briefes,<br />

Bald nachdem der in s<strong>ein</strong>en Mhteln ganz erschöpfte Beuchl:in<br />

<strong>von</strong> Pirkheimer <strong>ein</strong> Darlehen <strong>von</strong> 30 Goldgulden erhalten hatte,<br />

fing der <strong>Fehde</strong>hrief an zu wirken. Uni Weihnachten kam der Dominikanerprovincial<br />

zu dem Ritter nach Landstuhl <strong>und</strong> auf s<strong>ein</strong><br />

Bedeuten machl.en sich bald darauf zwei Abgesandte des Ordens zu<br />

ieuclilin auf den Weg. Dieser war klug genug, sie an Sickingen als<br />

s<strong>ein</strong>en Beschützer zurückzuweisen. Erst versuchten sie allerhand<br />

Winkelzüge <strong>und</strong> verlangten Fristen, aber Sickingen zeigte ihnen vollen<br />

Ernst. Um die Unterhandlung mit diesem zu erleichtern, veranassten<br />

sie nun J-Joct,straten, s<strong>ein</strong>e Aemter als Prior <strong>und</strong> Jnquisitoi<br />

nieder zu legen, <strong>und</strong> Ende Mai 1520 hatte Reuchlin die ihnen<br />

in Speier auferlegten Prozesskosten in gutem Gold in Händen.<br />

Iieberdies erliessen die Dominikaner <strong>ein</strong> Schreiben an den Papst,<br />

in welchem unter ehrenvoller Erwähnung l :teuchlins um gänztkhe

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