HS Gesellschaftsmodelle – Ungleichheitsmodelle
HS Gesellschaftsmodelle – Ungleichheitsmodelle
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<strong>HS</strong> <strong>Gesellschaftsmodelle</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Ungleichheitsmodelle</strong><br />
Herrschaft und Ungleichheit in<br />
hochkapitalistischen Gesellschaften:<br />
Max Weber
Die asketische protestantische Ethik<br />
●<br />
Weg der Durchsetzung und historischen Wirksamkeit einer Idee<br />
●<br />
zentral: Entstehen der Lebensführung, die dem Kapitalismus entspricht<br />
●<br />
“kapitalistischer Geist” war vor der “kapitalistischen Entwicklung” (Weber<br />
1993: 17): versus Marx<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Bewußtsein bestimmt das Sein<br />
“ethisch gefärbte Maxime der Lebensführung” (1993, S. 13. f.)<br />
Einzelner wurde Normen des Marktes unterworfen<br />
●<br />
Ziel: Herausarbeiten der “Wahlverwandtschaft” zwischen<br />
●<br />
●<br />
kapitalistischem Geist und<br />
der religiöser Basis der modernen, rationalen, berufsethischen Lebensführung
Die asketische protestantische Ethik<br />
●<br />
Träger der kapitalistischen Gesinnung:<br />
●<br />
●<br />
kapitalistische Unternehmer (Patrizier)<br />
vor allem: aufsteigende Teile des Mittelstandes<br />
●<br />
Wichtig: Durchsetzen gegen den “Traditionalismus”<br />
●<br />
●<br />
gegen Maxime: nur so viel Gelderwerb, wie zur eingelebten Lebensführung<br />
notwendig<br />
nötige Gesinnung bei Arbeitnehmern: “Arbeit ist Selbstzweck”<br />
●<br />
“rücksichtslose Hingabe an den Beruf des Geldverdienens” (Weber 1993:<br />
29)<br />
●<br />
aber: pessimistische Zukunftsperspektive bei Weber<br />
●<br />
Berufsarbeit wird zum Zwang, zum „stahlharten Gehäuse“ (Weber 1973: 379)<br />
●<br />
Ergebnis: „Fachmenschen ohne Geist, Genussmenschen ohne Herz“ (1973:<br />
380)
Die asketische protestantische Ethik<br />
●<br />
Protestantismusstudie: „kanonischer Text“ für moderne Soziologie<br />
(Lichtblau/Weiß 1993, S. VIII)<br />
●<br />
Kritik<br />
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keine klare Unterscheidung vormoderner Formen kapitalistischen Wirtschaftens<br />
keine Trennung: Geist - Form(en) des modernen industriellen Kapitalismus
Klassen bei Max Weber<br />
●<br />
mögliche/häufige Basis des Gemeinschaftshandelns<br />
●<br />
●<br />
Gemeinschaftshandeln: soziales Handeln, Erwartbarkeit von Verhalten<br />
aber: Klassen sind keine Gemeinschaften!<br />
●<br />
Gruppe von Menschen in gleicher Klassenlage:<br />
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●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
ähnliche Chancen der eigenen Verwertung von Gütern auf dem Markt<br />
Grundlage: (Nicht-)Verfügung über Güter/Dienstleistungen<br />
darüber: Einkommen erwerben<br />
typische äußere Lebensstellung<br />
ähnliche Bedingung für die Einzelschicksale der Gruppenmitglieder<br />
●<br />
‘Klassenlage’ ist ‘Marktlage’ (Weber 1985: 532)<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Klassen: in der ökonomischen Sphäre verortet<br />
Einschränkung: durch den “Stand”<br />
Klassenlage: am wirksamsten, wenn “die Verwertung der Macht des Besitzes<br />
auf dem Markt möglichst souverän zur Geltung gelangt” (Weber 1985: 534)
Klassen bei Max Weber<br />
●<br />
Klassenlagen: entstehen auf der Basis von “Vergemeinschaftung”<br />
●<br />
●<br />
Grundkategorie: Besitz <strong>–</strong> Besitzlosigkeit<br />
Differenzierung: nach Art des Besitzes, nach Art der anzubietenden Leistungen<br />
●<br />
für die Klassenlage von Arbeitern und Unternehmern relevant: Arbeitsmarkt,<br />
Gütermarkt, kapitalistischer Betrieb<br />
●<br />
Klassenlage: typisch und überwiegend in Moderne (1985: 537)<br />
●<br />
Arten von Klassen<br />
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●<br />
●<br />
Besitzklassen (positiv/negativ privilegiert)<br />
Erwerbsklassen (positiv/negativ privilegiert)<br />
Soziale Klassen (typisches Bündel von Klassenlagen)
Klassen bei Max Weber<br />
●<br />
Besitzklassen<br />
●<br />
●<br />
Klassenlage von Besitzunterschieden bestimmt<br />
Positiv privilegiert: Chancenmonopolisierung (Güterein-/verkauf,<br />
Vermögensbildung, Überschüsse)<br />
●<br />
Erwerbsklassen<br />
●<br />
●<br />
Klassenlage von Verwertung von Gütern/Leistungen auf dem Markt bestimmt<br />
Klassenlage = Marktlage<br />
●<br />
Soziale Klassen<br />
●<br />
Klassenlagen, zwischen denen eine Person/ihre Nachkommen problemlos und<br />
typischerweise wechseln
Klassen bei Max Weber<br />
Besitzklassen<br />
Positiv privilegiert<br />
Renter<br />
Sklaven, Boden, Bergwerk,<br />
Arbeitsanlage, Schiffe<br />
Erwerbsklassen: kleine<br />
Unternehmer, Proletarier,<br />
dazu: Beamte, Bauern,<br />
Handwerker<br />
Lebensunterhalt:<br />
Besitz, Ausbildung<br />
Negativ privilegiert<br />
Erwerbsklassen<br />
Positiv privilegiert<br />
Unternehmer, Händler,<br />
Reeder, Bankiers, evtl:<br />
freie Berufe, hoch<br />
qualifizierte Arbeiter<br />
Selbständige Bauern,<br />
Handwerker, Beamte,<br />
freie Berufe, hoch<br />
qualifizierte Arbeiter<br />
Soziale Klassen<br />
Besitzende,<br />
Bildungsprivilegierte<br />
Besitzlose Intelligenz,<br />
Fachgeschultheit<br />
(Techniker, Angestellte,<br />
Beamte)<br />
Kleinbürgertum<br />
Arbeiter
Stände bei Max Weber<br />
●<br />
(amorphe) Gemeinschaften<br />
●<br />
Ziel: Gliederung der “sozialen Ordnung”<br />
●<br />
Verteilung sozialer Ehre zwischen typischen Gruppen<br />
●<br />
Personen in gleicher ständische Lage<br />
●<br />
“eine spezifische, positive oder negative soziale Einschätzung der<br />
‘Ehre’(...), die sich an irgendeine gemeinsame Eigenschaft vieler knüpft”<br />
(Weber 1985, S. 534)<br />
Usurpation des Merkmals durch eine bestimmte Gruppe<br />
●<br />
ständische Sonderschätzung und Sondermonopole (1985: 180)<br />
●<br />
Kriterien für die Ständebildung:<br />
●<br />
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persönliche Auslese<br />
politische Zugehörigkeit
Stände bei Max Weber<br />
Stand<br />
Lebensführungsstand<br />
Berufsstand<br />
Geburtsstand<br />
politischer oder<br />
hierokratischer Stand<br />
Grundlage<br />
ständische Lebensführung<br />
Art des Berufes<br />
Prestigeansprüche durch ständische<br />
Abstammung<br />
Appropriation und Monopolisierung von<br />
Herrengewalten<br />
Quelle: Weber 1985
Stände bei Max Weber<br />
●<br />
“ständische Gleichheit”<br />
●<br />
erwartet: spezifische Art der Lebensführung<br />
“alle Stilisierung des Lebens (...) ist entweder ständischen Ursprungs oder<br />
wird doch ständisch konserviert” (Weber 1985, S. 537).<br />
●<br />
Gliederung nach der spezifischen Art des Güterkonsums<br />
●<br />
gesellschaftlicher Verkehr: auf ständischen Kreis beschränkt<br />
●<br />
spezifisches Würdegefühl<br />
●<br />
●<br />
●<br />
positiv privilegierte Stände: gegenwartsbezogen<br />
negativ privilegierte Stände: auf diesseitige/jenseitige Zukunft bezogen<br />
Steigerung der ständischen Trennung: Kasten (Trennung wird rituell garantiert)
Stände bei Max Weber<br />
●<br />
bei eingelebter Gliederung der sozialen Ordnung: rechtliche Privilegierungen<br />
möglich<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Bsp.: nur Adlige durften Offiziere werden<br />
Monopolisierung ideeller/materieller Güter (Waffentragen, Kleidung, Nicht-Arbeit)<br />
Disqualifizierung der Erwerbsarbeit<br />
●<br />
Erwerbsklasse - Stand: am weitesten voneinander entfernt<br />
●<br />
Stände: “monopolistische Appropriation von Herrengewalten” (Weber 1985:<br />
180)<br />
●<br />
Bürokratie: Tendenz zur Nivellierung “ständischer Ehre”<br />
●<br />
dadurch: “Universalherrschaft der Klassenlage” (1985: 562)
Herrschaft und Ungleichheit<br />
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„Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei<br />
angebbaren Personen Gehorsam zu finden“ (Weber 1980: 16).<br />
●<br />
Beherrschter anerkennt Asymmetrie, sieht Anspruch des Herrschenden als<br />
legitim<br />
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Hegel (1844): „anerkennende Selbstbewusstsein“<br />
gibt Anerkanntsein als freies Selbst auf, anerkennt Anderen als überlegen<br />
●<br />
„das Verhältnis der Herrschaft und Knechtschaft“ (1844: 391)<br />
●<br />
Legitimitätsglaube: Grundlage für Anerkennung eine Herrschaftsanspruches<br />
●<br />
Quellen des Legitimitätsglaubens<br />
●<br />
●<br />
affektuell: Beherrschter glaubt an außerordentliche Qualitäten des Herrschenden<br />
(Charisma)<br />
●<br />
traditional: Beherrschter ist von Geltung/Unverbrüchlichkeit überliefertern Normen<br />
überzeugt,<br />
●<br />
wertrational: Beherrschter glaubt an Heiligkeit der Regel,<br />
●<br />
rational: beim Befragten besteht Legalitätsglaube (positive Normsetzung)
Herrschaft und Ungleichheit<br />
●<br />
Herrschaft(sausübung): bewirkt oft erst rationale Vergesellschaftung (Weber<br />
1980: 541)<br />
●<br />
wechselseitiges Verhältnis von Herrschaft und Verwaltung<br />
●<br />
„jede Herrschaft äußert sich und funktioniert als Verwaltung“ bzw.<br />
●<br />
„jede Verwaltung bedarf (..) der Herrschaft (...) zu ihrer Führung“ (1980:545)<br />
●<br />
so ist „die ganze Entwicklungsgeschichte des modernen Staates (…)<br />
identisch mit der Geschichte des modernen Beamtentums und<br />
bürokratischen Betriebs“ (1973: 153 f.).<br />
●<br />
drei Formen der Herrschaft<br />
●<br />
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charismatisch<br />
traditional<br />
rational
Herrschaft und Ungleichheit<br />
●<br />
charismatisch<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Quelle: persönliche Qualität, „Gnadengabe“, persönlicher Erfolg<br />
anti-rational: gegen gesatzte Regeln, gegen rationales Wirtschaften<br />
Verwaltungsstab: nach Hingabe an Person/Sache ausgewählt<br />
Versachlichung mit Nachfolgefrage<br />
●<br />
traditionale Herrschaft<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Quelle: Glaube „an die Heiligkeit der von jeher vorhandenen Ordnungen<br />
und Herrengewalten“ (Weber 1973: 154).<br />
Verhalten des Herrn: durch Tradition, als Akte freier Willkür/Gnade<br />
Verwaltungsstab: persönliches Treueverhältnis<br />
●<br />
legale Herrschaft<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Basis: rationale Normen, allgemein verbindlich<br />
Quelle: Legalitätsglaube (Rechtspositivismus, formal korrekte Satzung)<br />
Gültig für „Herrn“/Vorgesetzten und „Herrschaftsunterworfenen“<br />
Verwaltungsform: Bürokratie, bürokratische Herrschaft<br />
Beamtenauswahl: freie Auslese, fachliche Qualifikation
Voraussetzungen für die<br />
Entfaltung der Bürokratie<br />
●<br />
Entwickelte Geldwirtschaft<br />
●<br />
●<br />
●<br />
gegen Besitzrecht am Amt<br />
gegen Naturalentlohnung: Aneignung der Quelle möglich<br />
Basis: festes Steuersystem<br />
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Großstaat und Massenpartei<br />
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●<br />
●<br />
●<br />
fördern quantitative Entfaltung der Bürokratie<br />
Großstaat: Gewaltstaat, Territorialkontrolle<br />
wichtiger Schritt: Kontinentalstaat mit stehendem Heer<br />
weitere Folge: Finanzverwaltung<br />
●<br />
wichtig: qualitative Erweiterung, innere Entfaltung der Bürokratie<br />
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●<br />
●<br />
●<br />
Ausweitung der Aufgaben, neue Bereiche werden rationalisiert<br />
mehr konsumptive Kulturansprüche bewirkten mehr Bürokratisierung<br />
neue Infrastruktur: förderte Bürokratisierung<br />
Bedürfnis nach Befriedung bewirkte mehr Polizei/Justiz
Voraussetzungen für die<br />
Entfaltung der Bürokratie<br />
●<br />
technische Überlegenheit, Effizienz, Dauerhaftigkeit, Präzision<br />
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●<br />
entspricht Forderung der kapitalistischen Wirtschaft<br />
Handeln ohne Ansehen der Person (anti-ständisch)<br />
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dadurch: entfaltete Bürokratie stärkt Bedeutung der Klassenlage (1980: 562)<br />
●<br />
benötigt/produziert „Fachmenschen“<br />
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„Konzentration der sachlichen Betriebsmittel in der Hand des Herrn“ (1980: 566)<br />
●<br />
●<br />
Staat: stattet mit „Betriebsmitteln“ aus<br />
Aufstellung stehender Berufsheere („Maschinenkrieg“), Bürokratisierung der<br />
Verwaltung, Bürokratisierung von (Aus-)Bildung und Wissenschaft<br />
●<br />
relative Nivellierung ökonomischer/sozialer Unterschiede<br />
●<br />
●<br />
gegenüber der Bürokratie<br />
Bürokratie: überführt Gemeinschafts- in Gesellschaftshandeln