Leiter Alexander Käberich verlässt die Musikschule | 21.09.12

H O L Z M I N D E N SEIT 1777
Nr. 222/1,00 € Freitag, 21. September 2012 www.tah.de
Leiter Alexander Käberich verlässt die Musikschule
Holzminden (spe). Diese
Nachricht schlägt ein wie eine
Bombe: Alexander Käberich
(Zweiter von links), seit zwölf
Jahren Leiter der Musikschule
Holzminden, verlässt zum Ende
des Jahres die Musikschule und
ein halbes Jahr später Holzminden.
Der 46-Jährige übernimmt
zum 1. Januar die Leitung der
Städtischen Musikschule Braunschweig.
Vorstand und Kollegium
der Musikschule Holzminden
haben eine Interimslösung
ausgearbeitet. Demnach wird
ein Team aus dem Vorstandsvorsitzenden
Reinhold Nowak
(Dritter von links), der Verwaltungsmitarbeiterin
Alexandra
Mau (rechts) und den beiden
Dozenten Tom Dyba (Vierter
von links) und Tilman Wittkopf
(Fünfter von links) bis Sommer
nächsten Jahres die Schulleitungsaufgaben
übernehmen.
Links zweite Vorsitzende Marion
Voß. Foto: spe ^ Seite: 13

Alexander Käberich verlässt Holzminden
Der 46-Jährige übernimmt zum l Januar die Leitung der Musikschule Braunschweig
Holzminden (spe). Wenige
Wochen, bevor die Musikschule
Holzminden ihr neues Domizil
in der Neuen Straße bezieht,
wird sie von einer Hiobsbotschaft
durchgeschüttelt: Ihr Leiter
Alexander Käberich wird die
Musikschule Holzminden nach
zwölf Jahren Leitung zum Ende
des Jahres verlassen. Der
46-Jährige ist in einem Headhunting-Verfahren
abgeworben
worden und wird zum l. Januar
2013 die Leitimg der Städtischen
Musikschule Braunschweig
übernehmen.
Die Nachricht vom Weggang
schlug in der Moltkestraße ein
wie eine Bombe. Käberich selbst
hat die Zusage erst vor elf Tagen
erhalten. Sodann hatte er den
Vorstand informiert, und der
wollte mit den Neuigkeiten
schnell an die Öffentlichkeit, um
der Gerüchtebildung vorzubeugen.
Sponsoren und Ratsfraktionen
sind bereits informiert, gestern
Abend erfuhren die Mitglieder
der Big Band Holzminden
vom Weggang ihres Leiters.
„Es fällt uns allen nicht leicht",
bestätigt Vorstandsvorsitzender
Reinhard Nowak, der, wie seine
Kollegen, keinen Groll hegt. Allen
sei wichtig „in Harmonie,
nicht in Dissonanz" zu scheiden
und den Übergang gemeinsam
vorzubereiten. Er weiß: „Alexander
Käberich hat die Musikschule
zu dem gemacht, was sie
heute ist. Dafür sind alle in
Holzminden sehr dankbar."
Die gesamten Sommerferien
über habe er über die Entscheidung
gegrübelt, so Alexander
Käberich. „Es ist ein wahnsinnig
schwerer Schritt, es hängt viel
dran - auch privat", sagt er.
Noch nie habe er zwölf Jahre an
einem Stück an einem Ort verbracht.
Doch der Schritt sei für
ihn eine „Chance", "die nicht wie-"
derkommt". Er sei „unglaublich
dankbar" dafür, wie Vorstand
und Kollegen reagiert hätten.
Für seine Entscheidung zu
Gunsten der Städtischen Musikschule
Braunschweig seien mehrere
Faktoren ausschlaggebend
gewesen. Den größten Reiz habe
die Andersartigkeit, das Alleinstellungsmerkmal
dieser
Musikschule, die mit dem
Braunschweiger Musikinstitut
komplett in den städtischen Ablauf
eingegliedert sei.
Die Städtische Musikschule
Braunschweig, eine der ältesten
Sehen die Musikschule trotz allem auf einem guten Weg: Leiter Alexander Käberich, Tilman Wittkopf, Vorstand
Alexandra Mau, Tom Dyba, 2. Vorsitzende Marion Voß und Vorsitzender Reinhard Nowak. Foto: spe
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Freitag, 21. September 2012 •
17:30 Uhr
Deutschlands, arbeitet eng mit
der Musikhochschule Hannover
zusammen, hat 65 Kollegen und
über 2.000 Musikschüler. Sie
orientiert sich sehr an Spitzenleistungen
und bringt jährlich
rund 130 Jugend-musiziert-
Preisträger hervor. Für Käberich,
der künftig neben seiner
Leitungsfunktion nur noch
sechs Stunden die Woche unterrichten
und in einer Jugendstilvilla
direkt an der Oker arbeiten
wird, alles in allem „eine große
Herausforderung". Der S.tarttermin
1. Januar 2013 sei nicht
sein Wunsch, sondern verpflichtend
gewesen.
Nach einer kurzen Zeit tiefen
Duchatmens und der Besinnung
heißt es für Vorstand und Kollegium,
aber auch für die von Käberich
geleiteten Ensembles wie
Big Band Holzminden und Müsikschul-Orchester,
für die Zukunft
zu planen. Und hier gibt
es für die nächsten Monate
schon ganz konkrete Pläne, um
einen möglichst reibungslosen
Ühergang in die Nach-Käberich-Ara
zu gewährleisten. Der
Vorstand der Musikschule hat
zusammen mit Alexander Käberich
eine Interimslösung entwickelt,
„die eine Fortsetzung der
erfolgreichen Arbeit gewährleistet
und die Nachbesetzung der
Schulleiterstelle auf eine solide
Grundlage stellt", wie Vorstand
und Leiter unisono erklären.
Die Schulleitungsaufgaben
werden bis zum Sommer 2013
von einem Team übernommen.
Dieses besteht aus dem Vorstandsvorsitzenden
Reinhard
Nowak, der Verwaltungsmitarbeiterin
und Vorstandsmitglied
Alexandra Mau und den Dozenten
Tom Dyba und Tilman
Wittkopf. „Mit dieser Aufgabenverteilung
ist die Fortsetzung
der laufenden Arbeit gewährleistet",
sagt Reinhard Nowak.
„Das umfangreiche Unterrichtsangebot
wird ebenso fortgeführt
wie die bestehende Ensemblearbelt
und "die Veranstärtungsaktivi
täten."
Im Frühjahr 2013 soll die
Ausschreibung der Stelle vorbereitet
werden, sodass eine Neubesetzung
im Sommer 2013
stattfinden kann. Für den zukünftigen
Leiter oder die zukünftige
Leiterin sind ein abgeschlossenes
Musikstudium, Erfahrungen
in der Leitungsebene
einer Musikschule, Fortsetzung
und Ausbau der bestehenden
Projekte und Kooperationen sowie
der Wohnsitz in Holzminden
die Hauptkriterien. Alexander
Käberich wird diesen Prozess
aktiv begleiten und bei der
Nachbesetzung von seinem Vorschlagsrecht
Gebrauch machen.
Kathrin Käberich, Ehefrau
des Leiters, wird bis zum Sommer
2013 weiter an der Musikschule
Holzminden arbeiten, die
Musikalische Früherziehung leiten
und Flötenunterricht geben.
Ihr Mann will in dieser Zeit zwischen
Braunschweig und Holzminden
pendeln und für Rückfragen
zur Verfügung stehen.
Auch die bereits geplanten Veranstaltungen
im ersten Halbjahr
2013 will er persönlich begleiten
und anwesend sein. Das gilt für
„Vocal Hero" am 15. März und
das Dozentenkonzert am 12.
April.
Für die Nachfolge des Big
Band Leaders sehen sowohl Käberich
als auch der Vorstand nur
einen geeigneten Kandidaten:
Tom Dyba, Schlagzeuger und
Sänger der Band, der als studierter
Musiker und Dozent der
Musikschule die notwendige
Kompetenz mitbringt.
Unterdessen laufen die Vorbereitungen
für den bevorstehenden
Umzug in das Gebäude
der Telekom in der Neuen Straße
10 auf Hochtouren. Am 1.
November will die Musikschule
in die neuen Räume umziehen,
zum 5. November hier den Unterrichtsbetrieb
aufnehmen. Eine
Eröffnungsfeier ist für den
17. November ab 11 Uhr geplant.
Die Finanzierung ist über
Sponsoren so gut wie in trockenen
Tüchern (Symrise engagiert
sich langfristig), die Unterzeich-

Der Kommentar im TAH
Danken und nach vorn blicken
VON THOMAS SPECHT
Alexander Käberich geht, die
Musikschule Holzminden
muss fortan ohne ihn zurecht
kommen. Im ersten'Moment
kaum vorstellbar. Es ist ein
Schlag ins Kontor - für Vorstand,
Kollegen, Schüler, Eltern
und für die Stadt und das
Kulturleben der ganzen Region
ein herber Verlust. Wer ihn
kennt, weiß, dass er vor dieser
Entscheidung hart gerungen
hat. Und jeder muss sie akzeptieren.
Holzminden, die Musikschule,
die Musik haben ihm
viel zu verdanken. Seine Leitung
ist so fachlich versiert,
wie gleichermaßen pragmatisch
und visionär, dabei stets
menschlich und warm und nie
von oben herab. Käberich ist
ein Teamplayer, der weiß was
er will, was er kann, eine Autorität
durch Persönlichkeit
und Kompetenz. Diese Gabe
zu führen, zu formen und zu
gestalten, andere mitzureißen,
teilen nicht viele. Dass sein
Weggang auch menschlich ein
großer Verlust darstellt für alle,
die mit ihm zu tun haben,
ist unbestritten.
• Was Alexander Käberich für
Entwicklung und Reputation
der Musikschule in den vergangenen
zwölf Jahren geleistet
hat, was er angeschoben
und geordnet hat, das ist im
Grunde gar nicht in Worte zu
fassen. Doch nach dem
Schock dieser Nachricht können
sich die Musikschule und
die Ensembles, die er leitete,
genau auf dieses Fundament
stützen. Das Feld ist hier wie
da bestellt, die Strukturen sind
bewährt, die Schülerzahlen
steigen noch immer, die Musikschule
steht besser da denn
je. Wer immer in die großen
Fußstapfen treten wird, kann
auf diesem Status quo aufbauen.
Und noch etwas stimmt
optimistisch: Die Musikschule
war und ist kein Ein-Mann-
Betrieb. Kollegium, Vorstand,
Elternvertretung stehen zusammen,
sind ein gutes Team,
und das hat allen Grund, optimistisch
in die Zukunft zu blicken.
Es gilt, den Bück nach vorn
zu richten, und es wird weitergehen.
Vielen Dank, Alexander
Käberich, alles Gute für
die Zukunft. Und: herzlichen
Glückwunsch, Braunschweig!
nung des Mietvertrages steht
unmittelbar bevor, die Genehmigung
des Schulbetriebs mit
Brandschutzauflagen ist auf dem
Weg. „Wir werden im laufenden
Haushalt mit dem neuen Gebäude
nicht wesentlich belastet",
so Vorsitzender Nowak. Im
ehemaligen Telekom-Gebäude
stehen - der Musikschule 450
Quadratmeter Nutzungsfläche
zur Verfügung (in der Moltkestraße
400). Für Alexander Käberich
stellt das neue, „sehr
freundliche und großzügige"
Schulgebäude „in fantastischer
Lage" eine Verbesserung dar.
Die zentrale Lage sei ein „Riesenvorteil"
für die Musikschule.
Überhaupt nichts habe der Umzug
mit seinem Weggang zu tun.
„Die Musikschule Holzminden
ist gut aufgestellt und bleibt
in ihrer prozessorientierten Arbeit
ein Aktivposten unserer Region.
Diese Eigenschaften werden
auch während der Interimsphase
die Arbeit der Musikschule
ausmachen und die Zukunft
dieser kulturellen Bildungseinrichtung
prägen", verspricht
Vorsitzender Reinhard Nowak.