23.12.2013 Aufrufe

Tennis-Lehrplan Band 2.pdf - WTV

Tennis-Lehrplan Band 2.pdf - WTV

Tennis-Lehrplan Band 2.pdf - WTV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TENNIS-LEHRPLAN<br />

Deutscher /S^<br />

<strong>Tennis</strong> Bund ISP BAND 2


TENNIS-LEHRPLÄIi<br />

Deutscher<br />

BAND 2<br />

<strong>Tennis</strong> Bund<br />

Unterricht & Training


Bibliografische Information<br />

Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet<br />

diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />

Daten sind im Internet<br />

über http://dnb.ddb.de abrufbar<br />

Bearbeitet von<br />

Rüdiger Bornemann<br />

Hartmut Gabler<br />

Gerhard Gläsbrenner<br />

Jock Reetz<br />

Richard Schönborn<br />

Peter Scholl<br />

Karl Weber<br />

Bildnachweis<br />

Archiv Deutsche <strong>Tennis</strong> Zeitung: S. 213<br />

Baader: S. 9, 92, 95, 102, 182, 197 re., 216<br />

Collmann: S. 64<br />

Exler: S. 2/3, 21, 22 (2x), 41, 49, 52, 53 (2x), 108, 111, 122, 123 (2x), 125, 127, 128,<br />

129, 130, 151, 160/161, 191, 192, 197 li., 198, 200, 208, 220, 247, 249<br />

Jakobs: S. 172 (3x), 173 (2x), 174, 175 (3x), 176 (3x), 177 (3x), 178 (3x), 179 (3x),<br />

180 (8x)<br />

Reetz: S. 12, 31, 56, 57, 68, 69, 74, 75, 115<br />

Weber: S. 232<br />

Zeichnungen: Jörg Mair<br />

Umschlagfoto: Thomas Exler<br />

Umschlaggestaltung: Werbeagentur Sander & Krause<br />

Layout: Bücherwerkstatt A. v. Ertzdorff<br />

BLV Verlagsgesellschaft mbH<br />

München Wien Zürich<br />

80797 München<br />

8., durchgesehene Auflage<br />

© BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 2004<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist<br />

urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes<br />

ist ohne Zustimmung des Verlages<br />

unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen.<br />

Druck und Bindung: Stalling GmbH, Oldenburg<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Printed in Germany • ISBN 3-405-16833-3


Vorwort<br />

Der Deutsche <strong>Tennis</strong> Bund (DTB)<br />

umfaßt zur Zeit ca. 2,3 Millionen<br />

Mitglieder. Von diesen Mitgliedern<br />

betreiben fast alle ihren Sport aktiv<br />

und mit Begeisterung, denn der<br />

<strong>Tennis</strong>sport ist eine faszinierende<br />

Sportart. Doch für viele ist er zugleich<br />

auch unerwartet schwierig.<br />

Auf allen Leistungsebenen - von<br />

der einfachen Übungsstunde über<br />

die Clubmeisterschaften und Verbandsspiele<br />

bis hin zum Spitzentennis<br />

- besteht deshalb ein<br />

großes Interesse daran, diese<br />

schwierige Sportart zu verbessern,<br />

um noch erfolgreicher spielen zu<br />

können und dadurch mehr Freude<br />

am <strong>Tennis</strong> zu haben. Der Deutsche<br />

<strong>Tennis</strong> Bund hat daher seine Lehrarbeit<br />

in den letzten Jahren stark<br />

intensiviert und auf eine breite<br />

Basis gestellt. In diesem Rahmen<br />

ist auch diese Ausgabe des auf den<br />

neuesten Erkenntnissen beruhenden<br />

<strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong>s »Unterricht<br />

& Training« zu sehen. Er ergänzt<br />

den <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong> 1<br />

»Technik & Taktik«. Diese beiden<br />

Bände sollen jedoch nicht nur die<br />

Grundlage für die Lehrarbeit der<br />

C-, B- und A-Trainer darstellen,<br />

sondern auch allen Interessierten -<br />

vom Anfänger über den Fortgeschrittenen<br />

bis zum Turnierspieler-,<br />

helfen, mehr vom <strong>Tennis</strong> zu verstehen<br />

und ihr Spiel zu verbessern.<br />

Der <strong>Lehrplan</strong> wurde von Autoren<br />

erstellt, die nicht nur den Ausschuß<br />

für Lehrarbeit und den<br />

Ausschuß für Sportwissenschaft<br />

des Deutschen <strong>Tennis</strong> Bundes vertreten,<br />

sondern auch in der <strong>Tennis</strong>lehrer-<br />

und Trainer-A-Ausbildung<br />

mitwirken und somit Praxis<br />

und Theorie gut miteinander<br />

verbinden.<br />

Der erste Teil dieses neu konzipierten<br />

<strong>Band</strong>es, der den Unterricht<br />

thematisiert, beantwortet die<br />

Frage, wie die im <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong><br />

<strong>Band</strong> 1 »Technik & Taktik« dargestellte<br />

Technik gelehrt und gelernt<br />

werden kann. Deshalb soll dieser<br />

<strong>Lehrplan</strong> Hilfe und Anregung für<br />

die Unterrichtspraxis, aber auch<br />

für die Ausbildung im Bereich<br />

des Deutschen <strong>Tennis</strong> Bundes<br />

darstellen.<br />

Im Hinblick auf den zweiten Teil<br />

des <strong>Band</strong>es, der das Training thematisiert,<br />

sollten wir uns immer<br />

wieder vergegenwärtigen, daß das<br />

hohe Niveau des deutschen <strong>Tennis</strong>sports<br />

auf der Grundlage einer<br />

jahrelangen soliden Arbeit der<br />

Trainer beruht. Ein zentrales Ziel<br />

des Deutschen <strong>Tennis</strong> Bundes besteht<br />

deshalb darin, die Nachwuchsförderung<br />

so zu intensivieren,<br />

daß die derzeitigen Erfolge bis<br />

zum Jahr 2000 und darüber hinaus<br />

fortgesetzt werden können.<br />

Ich wünsche deshalb gerade auch<br />

diesem Buch eine gute Resonanz,<br />

hoffe, daß es zur Fortsetzung des<br />

derzeitigen hohen Leistungsstandards<br />

beiträgt und danke dem<br />

Verlag sowie insbesondere den<br />

Autoren für das große Engagement,<br />

das sie bei der vorliegenden<br />

völligen Neubearbeitung aufgebracht<br />

haben.<br />

Dr. Claus Stauder<br />

Präsident des<br />

Deutschen <strong>Tennis</strong> Bundes


Inhalt<br />

5 Vorwort<br />

8 Einleitung<br />

10 Merkmale des<br />

<strong>Tennis</strong>spiels als<br />

Grundlage für<br />

Unterricht und<br />

Training<br />

13 Grundlagen des<br />

<strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Faktoren des<br />

Unterrichtsgeschehens 14<br />

Lernen 16<br />

Lehren 25<br />

Methodische Konzeptionen 27<br />

Unterrichtsmaßnahmen 30<br />

Planung und Durchführung<br />

des <strong>Tennis</strong>unterrichts 41<br />

Lernen und trainieren in<br />

Gruppen 46<br />

50 <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

mit verschiedenen<br />

Zielgruppen<br />

Anfängertennis - Kleinfeldtennis -<br />

Kindertennis 50<br />

Allgemeines zum <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

mit Anfängern 51<br />

Elementarschule 56<br />

Fortgeschrittene Erwachsene<br />

im Freizeittennis 60<br />

Schultennis 64<br />

<strong>Tennis</strong> mit Behinderten 66<br />

70 Konzept der<br />

trefforientierten<br />

Methode<br />

Das Konzept der funktionalen<br />

Bewegungsanalyse 70<br />

75 Anwendung<br />

der methodischen<br />

Reihen<br />

Grundschlag -<br />

Vorhand und Rückhand 76<br />

Aufschlag 78<br />

Aufschlag mit Drall 79<br />

Schmetterball 80<br />

Schmetterball<br />

aus dem Sprung 82<br />

Flugball -<br />

Vorhand und Rückhand 83<br />

Lob-<br />

Vorhand und Rückhand 84<br />

Topspin -<br />

Vorhand und Rückhand 86<br />

Slice -<br />

Vorhand und Rückhand 87<br />

Stop-<br />

Vorhand und Rückhand 89<br />

Halbflugball -<br />

Vorhand und Rückhand 90<br />

93 Leistungsanforderungen<br />

als Grundlage<br />

des Trainings<br />

Physikalische und biomechanische<br />

Analyse der <strong>Tennis</strong>technik 94<br />

Leistungsphysiologische Aspekte 96<br />

Psychische Anforderungen 97<br />

Analysen von Weltklassespielern<br />

99<br />

103 Leistungsentwicklung<br />

und Leistungsprognose<br />

Talentbestimmung 103<br />

Talentsuche 105<br />

Talentförderung 106<br />

112 Allgemeine<br />

Trainingsgrundlagen<br />

Belastung und Anpassung 112<br />

Belastung und Erholung 114<br />

Überbelastung und Übertraining<br />

115<br />

117 Koordinationstraining<br />

Definition und Systematik 117<br />

Koordinative Fähigkeiten 117<br />

Prinzipien des<br />

Koordinationstrainings 120<br />

Qualitätsmerkmale des<br />

Koordinationstrainings 121


131 Techniktraining<br />

Bedeutung der Technik 131<br />

Technikarten 131<br />

<strong>Tennis</strong>technische<br />

Entwicklung 131<br />

Individuelle<br />

Voraussetzungen 133<br />

Einführung in die<br />

Trainingspraxis 133<br />

Dosierung der Belastung 134<br />

Methodische Hinweise<br />

zum Techniktraining 135<br />

145 Taktiktraining<br />

Taktik erlernen 145<br />

Taktik trainieren 146<br />

Aufschlagtraining 148<br />

Returntraining 149<br />

Grundlinienspiel 149<br />

Netzspiel 150<br />

152 Konditionstraining<br />

Ausdauer 153<br />

Kraft 159<br />

Schnelligkeit 164<br />

Beweglichkeit 170<br />

Heimprogramm 173<br />

181 Psychologische<br />

Grundlagen/<br />

Psychologisch<br />

orientiertes Training<br />

Auffallende<br />

psychologische Phänomene<br />

und Probleme 181<br />

Psychologische<br />

Trainingsformen 182<br />

Psychologisches oder psychologisch<br />

orientiertes Training? 193<br />

Abschließende Bemerkungen 198<br />

201 Trainingsund<br />

Wettkampfplanung<br />

Periodisierung 201<br />

Steuerung des Trainings 203<br />

Trainingseinheit 203<br />

Training mit verschiedenen<br />

Zielgruppen 205<br />

Talentierte Kinder und<br />

Jugendliche 206<br />

Training mit Frauen 211<br />

Training im Senioren-Wettkampftennis<br />

212<br />

214 Wettkampfbetreuung<br />

Einführung 214<br />

Betreuung im Wertkampf 216<br />

Betreuung<br />

nach dem Wettkampf 219<br />

Betreuung bei mehreren<br />

Wettkämpfen an einem Tag 221<br />

Weiterführende Betreuung 221<br />

222 Sportmedizinische<br />

Aspekte<br />

Sportmedizinische<br />

Betreuung 222<br />

Verletzungen im <strong>Tennis</strong> 223<br />

Leistungskontrolle und<br />

Leistungstest 232<br />

<strong>Tennis</strong> unter extremen<br />

Bedingungen 238<br />

Ernährung<br />

des <strong>Tennis</strong>spielers 243<br />

250 Zur pädagogischen<br />

Verantwortung des<br />

Trainers


Einleitung<br />

Der vorliegende <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong><br />

<strong>Band</strong> 2 »Unterricht & Training«<br />

stellt eine Überarbeitung und<br />

Zusammenfassung der beiden bisherigen<br />

Bände »Methodik« (1993)<br />

sowie »Training und Wettkampf«<br />

(1993) dar. Er ergänzt den <strong>Lehrplan</strong><br />

<strong>Band</strong> 1 »Technik & Taktik«,<br />

der 1995 neu überarbeitet<br />

erschien.<br />

Hauptziel des ersten Teils dieses<br />

<strong>Band</strong>es, der den Unterricht im<br />

<strong>Tennis</strong> thematisiert, ist, nützliche<br />

Hilfen, Empfehlungen und<br />

Informationen für die Praxis des<br />

<strong>Tennis</strong>unterrichts zu geben. Die<br />

methodischen Aussagen zu den<br />

einzelnen Problemen und Fragen<br />

des Lernens und Lehrens basieren<br />

auf praktischen pädagogischen<br />

und methodischen Erfahrungen<br />

sowie auf sportwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen.<br />

Adressaten sind alle diejenigen,<br />

die sich in irgendeiner Weise direkt<br />

oder indirekt mit dem Lehren und<br />

Lernen von <strong>Tennis</strong> befassen. Das<br />

können <strong>Tennis</strong>lehrer und Trainer in<br />

den Vereinen, Verbänden oder<br />

<strong>Tennis</strong>schulen sein, aber auch<br />

Lehrkräfte und Studenten an<br />

Schulen und Hochschulen sowie<br />

schließlich <strong>Tennis</strong>anfänger oder<br />

Fortgeschrittene, die sich selbst<br />

oder anderen im <strong>Tennis</strong> weiterhelfen<br />

wollen. Nicht zuletzt ist auch<br />

an die Eltern gedacht, die ihren<br />

Kindern beim Erlernen des <strong>Tennis</strong>spiels<br />

konkrete Hilfen geben wollen.<br />

Das <strong>Lehrplan</strong>werk des Deutschen<br />

<strong>Tennis</strong> Bundes ist so konzipiert,<br />

daß die einzelnen Bände einerseits<br />

spezielle Aspekte des <strong>Tennis</strong><br />

behandeln, andererseits aber auch<br />

aufeinander aufbauen und sich<br />

ergänzen. So bildet der <strong>Lehrplan</strong><br />

<strong>Band</strong> 1 »Technik & Taktik« eine<br />

Grundlage für diesen <strong>Band</strong>, in ihm<br />

werden die <strong>Tennis</strong>techniken in<br />

Wort und Bild dargestellt und<br />

begründet. Mit Hilfe des ersten<br />

Teils dieses <strong>Band</strong>es können diese<br />

Techniken nun im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

gelehrt und gelernt werden.<br />

Dieser methodische Teil kann und<br />

will keine Patentrezepte anbieten,<br />

dafür sind die Situationen im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

aufgrund sich ständig<br />

ändernder Bedingungen zu vielfältig<br />

und verschieden. Er skizziert<br />

aber Methoden und Verfahren,<br />

die sich bewährt haben und gibt<br />

praktische Beispiele.<br />

In der Praxis des <strong>Tennis</strong>sports wird<br />

noch vielfach die Auffassung vertreten,<br />

das beste Training zur Vorbereitung<br />

auf Wettkämpfe bestehe<br />

darin, Trainingsspiele durchzuführen<br />

und an möglichst vielen<br />

Wettkämpfen teilzunehmen.<br />

Demgegenüber zeigt die Entwicklung<br />

der Spitzenleistungen im <strong>Tennis</strong><br />

und in anderen Sportarten, die<br />

in starkem Maße auch von der<br />

Entwicklung der Trainingswissenschaft<br />

beeinflußt wird, daß ein<br />

gezieltes und systematisches Training<br />

von Technik und Koordination,<br />

Taktik, Kondition und Psyche,<br />

verbunden mit einer langfristigen<br />

Trainingsplanung, regelmäßiger<br />

sportmedizinischer Betreuung und<br />

einer intensiven Wettkampfbetreuung,<br />

zu einer wesentlichen<br />

Steigerung der allgemeinen und<br />

individuellen Leistungsfähigkeit<br />

führt.<br />

Diese Themen werden im zweiten<br />

Teil dieses <strong>Band</strong>es hauptsächlich<br />

behandelt. Die Auswahl der Themen<br />

und ihr Umfang orientieren<br />

sich vor allem an den praktischen<br />

Erfordernissen und am Stand des<br />

Wissens.<br />

Aus Platzgründen konnte einiges,<br />

was den einen oder anderen sicher<br />

interessiert hätte, nicht aufgenommen<br />

oder erschöpfend behandelt<br />

werden; hier wird auf die Buchreihe<br />

»DTB-Trainerbibliothek« verwiesen.<br />

Lehrpläne dieser Art sind vor allem<br />

durch das Problem gekennzeichnet,<br />

Theorie und Praxis angemessen<br />

zu verbinden. Im folgenden<br />

wird versucht, die theoretischen<br />

Zusammenhänge nur so weit darzustellen,<br />

daß die praktischen Beispiele<br />

begründet werden können<br />

und somit auch eine Basis dafür<br />

gegeben ist, daß jeder Trainer<br />

eigene Übungsformen entwickeln<br />

kann. Die angeführten Beispiele<br />

stellen deshalb keine Rezepte dar,<br />

sie sollen vielmehr als exemplarische<br />

Anregungen aufgefaßt werden,<br />

die in der Praxis des Trainings


mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen<br />

unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Leistungsniveaus<br />

und geschlechtsspezifischer<br />

Gesichtspunkte flexibel umgesetzt<br />

werden sollen. Eine weitere<br />

Schwierigkeit eines solchen <strong>Lehrplan</strong>s<br />

besteht auch darin, daß<br />

nicht alle Erkenntnisse der allgemeinen<br />

Trainingslehre ohne weiteres<br />

auf den <strong>Tennis</strong>sport übertragen<br />

werden können. Deshalb wird im<br />

folgenden versucht, so weit wie<br />

möglich von einer spezifischen<br />

Analyse der Struktur der Sportart<br />

<strong>Tennis</strong> auszugehen.<br />

Hauptadressaten des zweiten Teils<br />

dieses <strong>Band</strong>es sind Trainer und<br />

Sportlehrer. Aber auch für jeden<br />

am Training und Wettkampf Interessierten<br />

soll dieser <strong>Band</strong> Informationen<br />

und Anregungen vermitteln.<br />

Die Anregungen sollen auch<br />

so verstanden werden, daß sie kritisch<br />

überprüft und in der Praxis<br />

weiterentwickelt werden können.<br />

Denn nicht nur das Spiel unterliegt<br />

ständigen Veränderungen, das<br />

gleiche gilt auch für die allgemeine<br />

und sportartspezifische Trainingslehre.<br />

Schließlich soll noch darauf hingewiesen<br />

werden, daß dieser <strong>Lehrplan</strong><br />

als Handbuch im Sinne eines<br />

Nachschlagewerkes gedacht ist.<br />

Man kann ihn zu bestimmten<br />

Themenbereichen und Einzelfragen<br />

von Unterricht und Training<br />

gezielt zu Rate ziehen, ohne ihn<br />

von vorne bis hinten studieren zu<br />

müssen.<br />

Rüdiger Bornemann<br />

Hartmut Gabler<br />

Gerhard Glasbrenner<br />

Jock Reetz<br />

Richard Schönborn<br />

Peter Scholl<br />

Karl Weber<br />

9


Merkmale des <strong>Tennis</strong>spiels<br />

als Grundlage für Unterricht<br />

und Training<br />

Gruppierung von<br />

Sportarten<br />

nach Leistungsanforderungen<br />

Die einzelnen Sportarten unterscheiden<br />

sich u.a. durch die unterschiedliche<br />

Ausprägung der leistungsbeeinflussenden<br />

Faktoren.<br />

Betrachtet man die Sportarten<br />

unter diesem Aspekt, lassen sie<br />

sich in Gruppen zusammenfassen.<br />

So kann man z. B. fünf Gruppen<br />

voneinander unterscheiden:<br />

• Kampfsportarten (z.B. Boxen,<br />

Ringen)<br />

• Kraft- und Schnellkraftsportarten<br />

(z.B. Gewichtheben,<br />

Sprünge, Sprint)<br />

• Ausdauersportarten (z. B.<br />

Langstreckenlauf, Rudern)<br />

• Kompositorische Sportarten<br />

(z.B. Geräteturnen, Eiskunstlaufen)<br />

• Sportspiele (z.B. Fußball,<br />

<strong>Tennis</strong>)<br />

D. h., in jeder dieser Gruppen sind<br />

bestimmte Faktoren (z. B. Ausdauer<br />

oder Schnelligkeit) in besonderem<br />

Maße notwendig, um hohe<br />

Leistungen erzielen zu können.<br />

Trotzdem gibt es innerhalb jeder<br />

Gruppe noch viele Besonderheiten,<br />

wie unterschiedliche Ausprägungen<br />

einzelner Faktoren und<br />

deren Zusammenhänge untereinander.<br />

Um internationales Spitzenniveau<br />

zu erreichen, benötigt ein Spieler<br />

ca. 8 bis 10 Jahre. Ist dieses Niveau<br />

erreicht, was nur wenigen<br />

gelingen kann, dauert es noch ca.<br />

2 bis 4 Jahre, bis der Spieler seine<br />

individuelle Höchstleistung erreicht.<br />

Diese relativ lange Zeitspanne<br />

(ca. 10 bis 14 Jahre) macht<br />

deutlich, daß die Entwicklung der<br />

leistungsbestimmenden Faktoren<br />

im <strong>Tennis</strong> insgesamt viel Zeit in<br />

Anspruch nimmt.<br />

Bedenkt man, daß im <strong>Tennis</strong> eine<br />

Vielzahl von leistungsbestimmenden<br />

Faktoren von Bedeutung ist,<br />

was später im einzelnen noch ausgeführt<br />

wird, dann wird deutlich,<br />

wie schwierig diese Sportart auch<br />

auf niedrigeren Leistungsstufen ist.<br />

Spezifische<br />

Kennzeichen<br />

des <strong>Tennis</strong>spiels<br />

Ball und Schläger<br />

Beim <strong>Tennis</strong> muß man nicht nur<br />

ein, sondern zwei Objekte beherrschen<br />

- den Ball und den Schläger.<br />

Dabei muß über das eine (Schläger)<br />

das zweite Objekt (Ball) gesteuert<br />

werden. Hinzu kommen<br />

spezifische Besonderheiten wie<br />

enorme Ballgeschwindigkeiten (bis<br />

über 200 km/h) und Schlägergeschwindigkeiten<br />

(bis 150 km/h)<br />

sowie das Schlägergewicht.<br />

Rückschlagspiel<br />

Die Besonderheit dieses Rückschlagspiels<br />

besteht darin, daß die<br />

Spielpartner/Gegner durch ein<br />

Netz voneinander getrennt sind<br />

und daß es dadurch zu keinem<br />

Körperkontakt kommen kann, wie<br />

dies z.B. bei Mannschaftssportspielen<br />

der Fall ist. Wie auch bei<br />

anderen Schläger-Rückschlagspielen<br />

ist beim <strong>Tennis</strong> im Vergleich zu<br />

Mannschaftsspielen wie Fußball<br />

o.a. (auch Volleyball) ein wesentlicher<br />

Unterschied darin zu sehen,<br />

daß der Ball jeweils hin- und hergespielt<br />

wird.<br />

Unterschiedliche Zählweise<br />

und Regeln<br />

Die traditionelle Zählweise des<br />

<strong>Tennis</strong>sports findet man in keiner<br />

anderen Sportart wieder. Die Besonderheit<br />

der Zählweise und der<br />

Regeln besteht vor allem darin,<br />

daß jedes Spiel in jedem Satz von<br />

neuem beginnt und daß deshalb<br />

ein Spieler auch bei sehr hoher<br />

Führung im Satz oder Match seines<br />

Sieges noch keineswegs sicher<br />

sein kann.<br />

10


Merkmale des <strong>Tennis</strong>spiels<br />

Keine Zeitbegrenzung eines<br />

Matches<br />

Die meisten Sportarten haben eine<br />

festgelegte oder zumindest eine<br />

ziemlich genau absehbare Zeitabgrenzung.<br />

Ein <strong>Tennis</strong>match kann<br />

beim Spiel über zwei Gewinnsätze<br />

zwischen ca. 30 Minuten und 3 1 / 2<br />

Stunden dauern; ein Match über<br />

fünf Sätze überschreitet u. U. die 5<br />

Stunden. Schon diese unterschiedliche<br />

Matchdauer fordert von den<br />

Spielern eine Reihe von Eigenarten,<br />

die bei anderen Sportarten<br />

gar nicht oder nur begrenzt in dieser<br />

Qualität und in diesem Umfang<br />

auftreten.<br />

Intervallartige Belastung<br />

Die Ballwechsel erstrecken sich<br />

über 20 bis 25% der Spieldauer<br />

(auf Sand). Der Rest des Matches<br />

besteht aus Pausen.<br />

Turniercharakter und<br />

ganzjährige Saison<br />

Das Wettkampftennis besteht aus<br />

Turnieren und aus Mannschaftswettkämpfen.<br />

Die Turniere werden in der Regel<br />

in Form von Ausscheidungswettbewerben<br />

(K.-o.-System) gespielt.<br />

Der Spieler muß hierbei im allgemeinen<br />

pro Tag mindestens ein<br />

Match absolvieren. Die internationalen<br />

Turniere dauern meistens<br />

eine Woche, die »Grand-Slam-<br />

Turniere« sogar zwei Wochen. Es<br />

gibt aber auch dreitägige Veranstaltungen<br />

(Freitag bis Sonntag),<br />

bei denen ein Spieler sogar mehrere<br />

Spiele am Tag spielen muß.<br />

Bei fast allen Turnieren kommen<br />

noch Doppelkonkurrenzen hinzu.<br />

Das hat besondere Anforderungen<br />

an die Spieler zur Folge. Oft werden<br />

ganze Turnierserien gespielt,<br />

bei denen für die einzelnen Veranstaltungen<br />

sogar von Kontinent zu<br />

Kontinent gewechselt wird oder<br />

bei denen sich Turniere im Freien<br />

und in der Halle abwechseln.<br />

Die zunehmende Professionalisierung<br />

des Turniertennis und die<br />

damit verbundene Abhängigkeit<br />

der Spieler von Ranglistenergebnissen<br />

führt zu einer nahezu<br />

ganzjährigen Spielsaison für die<br />

Besten.<br />

Spiel- und Wettkampftätigkeit<br />

auf verschiedenen Alters- und<br />

Leistungsstufen<br />

Im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Sportarten kann man organisiertes<br />

Wettkampftennis in<br />

nahezu jedem Alter und auf jeder<br />

Leistungsebene ausüben. Viele<br />

ehemalige Spitzensportler aus anderen<br />

Sportarten steigen nach der<br />

Beendigung ihrer Karriere auf <strong>Tennis</strong><br />

um und versuchen sogar bis ins<br />

hohe Alter, <strong>Tennis</strong> wettkampfmäßigzu<br />

spielen. In kaum einer<br />

anderen Sportart gibt es so viele<br />

aktive Sportler jeden Alters wie im<br />

<strong>Tennis</strong>.<br />

Der <strong>Tennis</strong>sport<br />

aus breitensportlicher<br />

Perspektive<br />

Der <strong>Tennis</strong>sport ist in erster Linie<br />

Breitensport. <strong>Tennis</strong> kann man mit<br />

Freunden, Bekannten, Familienangehörigen,<br />

mit Jungen, mit Älteren,<br />

zu zweit, zu viert und beim<br />

Unterricht in der Gruppe spielen.<br />

<strong>Tennis</strong> kommt vielfältigen Motiven<br />

entgegen, z.B. dem<br />

• Geselligkeits- und Kommunikationsbedürfnis,<br />

• Leistungsmotiv,<br />

• Bedürfnis nach sozialer Anerkennung,<br />

• Gesundheits- und Fitneßmotiv,<br />

• Bedürfnis nach Spannung und<br />

Entspannung,<br />

• Bedürfnis nach sportlichem<br />

Ausgleich,<br />

• Wunsch nach Selbsterfahrung.<br />

<strong>Tennis</strong> kann im Freien und in der<br />

Halle als Ganzjahressport gespielt<br />

werden - und dies ein Leben lang.<br />

<strong>Tennis</strong> ist in diesem Sinne eine<br />

sog. Lifetime-Sportart: Dies hängt<br />

auch damit zusammen, daß der<br />

persönliche Aufwand im Spiel<br />

leicht dosierbar ist. <strong>Tennis</strong> kann<br />

man mit geringer Anstrengung<br />

spielen, man kann es mit einem<br />

weit schwächeren Partner aufrechterhalten,<br />

und man kann das<br />

Spiel zeitlich stark verkürzen. Man<br />

kann sich aber auch mit totalem<br />

Engagement in einem Hitzematch<br />

gegen einen etwa gleich starken<br />

Gegner völlig verausgaben.<br />

Schließlich bietet der <strong>Tennis</strong>sport<br />

auch deshalb günstige Bedingungen,<br />

weil er einen geringen Organisationsgrad<br />

aufweist. Im Vergleich<br />

zu manch anderen Sportarten<br />

kann man dem <strong>Tennis</strong>sport als<br />

Hobbysport terminlich relativ flexibel<br />

nachgehen, zumal nur ein<br />

Spielpartner notwendig ist.<br />

Diese Merkmale des <strong>Tennis</strong>spiels -<br />

seine spezifischen Leistungsanforderungen,<br />

seine strukturimmanenten<br />

Kennzeichen (Ball und Schläger,<br />

Rückschlagspiel, Regeln u.a.)<br />

und seine breitensportlichen<br />

Merkmale - beeinflussen im übergeordneten<br />

Sinne den Unterricht<br />

und das Training im <strong>Tennis</strong>.<br />

11


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

12


Grundlagen<br />

des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

<strong>Tennis</strong>unterricht ist (wie jeder Unterricht)<br />

eine Veranstaltung geplanten<br />

und organisierten Lernens,<br />

die mit pädagogischen Zielen verbunden<br />

ist.<br />

Die Pädagogik befaßt sich mit der<br />

Frage, wie vor allem die Entwicklung<br />

heranwachsender Menschen<br />

(Kinder und Jugendliche) durch Erziehung<br />

sinnvoll beeinflußt werden<br />

kann. In zunehmendem Maße<br />

befaßt sie sich aber auch mit der<br />

Lebensgestaltung erwachsener, älterer<br />

und behinderter Menschen.<br />

Die Sportpädagogik ist ein Teilgebiet<br />

dieser allgemeinen Erziehungswissenschaft<br />

und ein Teilgebiet<br />

der Sportwissenschaft. Sie<br />

bemüht sich um die Zusammenhänge<br />

von Sport und Erziehung.<br />

Auf den <strong>Tennis</strong>unterricht bezogen,<br />

liefert sie zum einen die theoretische<br />

und möglichst wissenschaftlich<br />

abgesicherte Grundlage für<br />

die Praxis des Unterrichts und gibt<br />

zum anderen dem Unterrichtenden<br />

(also dem Lehrer) Hilfen<br />

dafür, sein Unterrichtsverhalten<br />

pädagogisch verantworten zu<br />

können. Die pädagogische Verantwortung<br />

des Lehrers besteht<br />

darin, daß er all seine unterrichtlichen<br />

Maßnahmen vorwiegend an<br />

der Entwicklung seines Schülers<br />

ausrichtet, und nicht etwa, wie<br />

man es im <strong>Tennis</strong> leider immer<br />

wieder erlebt, z. B. am Ehrgeiz von<br />

Funktionären und Eltern. Pädagogische<br />

Verantwortung zu tragen<br />

heißt auch, sich um die Gesamtentwicklung<br />

des Schülers zu sorgen<br />

und nicht nur den Erfolg im<br />

<strong>Tennis</strong> im Auge zu haben. Dieses<br />

Problem stellt sich für den Trainer<br />

besonders, wenn es z.B. um die<br />

Entscheidung geht, ob sein Schüler<br />

frühzeitig die Schullaufbahn<br />

zugunsten einer Profitenniskarriere<br />

aufgeben soll.<br />

Einleitend wurde schon gesagt,<br />

daß der <strong>Tennis</strong>unterricht eine Veranstaltung<br />

geplanten und organisierten<br />

Lernens ist, die mit pädagogischen<br />

Zielen verbunden ist.<br />

Von diesem Ansatz lassen sich drei<br />

Merkmale ableiten, die den<br />

<strong>Tennis</strong>unterricht kennzeichnen:<br />

• Lernziele und Inhalte des<br />

Unterrichts (Didaktik)<br />

• Bedingungen des Unterrichts<br />

• Planen, Organisieren und<br />

Durchführen des Unterrichts<br />

(Methodik)<br />

Die Didaktik befaßt sich vor allem<br />

mit den Zielen und Inhalten des<br />

Unterrichts. Lernziele sind technische,<br />

taktische, konditionelle und<br />

psychische Fertigkeiten, aber auch<br />

Kenntnisse über Regeln und Strukturen<br />

des <strong>Tennis</strong>sports sowie soziale<br />

Kompetenzen wie z.B. Fairneß<br />

und Kameradschaftlichkeit.<br />

Die Inhalte des Unterrichts bestehen<br />

dementsprechend aus Übungen<br />

im Technik-, Taktik-, Konditionsbereich<br />

usw. Es können aber<br />

auch Gespräche sein, um bestimmte<br />

Einstellungen des Schülers<br />

kennenzulernen und zu entwickeln.<br />

Im Zentrum der Inhalte<br />

des Unterrichts steht die <strong>Tennis</strong>technik<br />

(Schlagtechniken, Beinarbeit)<br />

mit ihren verschiedenen<br />

Lösungsmöglichkeiten für taktische<br />

Aufgaben - unabhängig davon,<br />

in welchem Rahmen der <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

(ob im Verein, in der<br />

Schule oder in einer kommerziellen<br />

Einrichtung) stattfindet. Denn<br />

das oberste didaktische Ziel ist<br />

stets, die Spielfähigkeit zu erreichen<br />

und zu verbessern, sowohl<br />

im Sinne des Miteinander- als<br />

auch des Gegeneinanderspielens.<br />

Es ist deshalb wichtig, daß der<br />

Lehrer die <strong>Tennis</strong>technik gemäß<br />

ihrer Struktur angemessen vermittelt,<br />

d.h. beispielsweise besonderen<br />

Wert auf das richtige Treffen<br />

des Balles (im Zusammenhang mit<br />

Beinarbeit, Ausholen, Gewichtsverlagerung<br />

und Ausschwung)<br />

legt.<br />

Die Bewegungslehre als wichtiges<br />

Teilgebiet der Sportwissenschaft<br />

liefert hierzu die Grundlage (siehe<br />

<strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong> 1, Technik &<br />

Taktik). Je mehr die Ziele im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

nicht nur am Erlernen<br />

des <strong>Tennis</strong>spiels, sondern auch an<br />

Leistungssteigerungen ausgerichtet<br />

werden, desto mehr ergeben<br />

sich Überschneidungen mit dem<br />

Bereich der Trainingslehre, die<br />

hierfür die Grundlage liefert.<br />

In jedem Unterricht muß berücksichtigt<br />

werden, welche Bedingun-<br />

13


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

gen dem Unterricht zugrunde<br />

liegen. So macht es einen Unterschied,<br />

ob der Unterricht unter<br />

schlechten oder unter günstigen<br />

institutionellen (räumlichen, personellen<br />

und finanziellen) Bedingungen<br />

stattfindet. Unterschiede ergeben<br />

sich z. B. auch beim Vergleich<br />

des Unterrichts in einem<br />

Verein oder in einer kommerziellen<br />

<strong>Tennis</strong>anlage bzw. im Rahmen<br />

eines <strong>Tennis</strong>kurses im Urlaub. Aktuelle<br />

Unterrichtsbedingungen ergeben<br />

sich durch die Person des<br />

Schülers und des Lehrers sowie<br />

durch die Beziehungen zwischen<br />

Lehrer und Schüler bzw. Schüler<br />

und Schüler: Wie sind die Schüler<br />

motiviert? Wie lernfähig sind sie?<br />

Ist die Gruppe homogen? Welchen<br />

Führungsstil bevorzugt der<br />

Lehrer? Wie können die Lerneffekte<br />

kontrolliert werden? Mit solchen<br />

und anderen Fragen befaßt<br />

sich die Sportpsychologie.<br />

Die Methodik des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

stellt nun die Lehre von den<br />

Vermittlungs- und Aneignungsverfahren<br />

(Methoden) dar, das »Wie«<br />

der Gestaltung der unterrichtlichen<br />

Lehr- und Lernprozesse.<br />

Während die allgemeine Methodik<br />

das behandelt, was für alle Sportarten<br />

gültig ist, z.B. das Prinzip<br />

»vom Leichten zum Schweren«,<br />

versucht die spezielle Methodik,<br />

die Erkenntnisse der allgemeinen<br />

Methodik auf einzelne Sportarten,<br />

in diesem Fall auf das <strong>Tennis</strong>spiel,<br />

zu übertragen.<br />

Nach den bisherigen Ausführungen<br />

wird deutlich, daß sich die<br />

Methodik des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

vor allem auf die Sportpädagogik,<br />

Bewegungslehre, Sportdidaktik,<br />

Trainingslehre und Sportpsychologie<br />

stützt. Sie befaßt sich also mit<br />

der Frage, wie einzelne konkrete<br />

Lernschritte schnell erreichbar<br />

sind, wie übergreifende Fähigkeiten<br />

langfristig zu entwickeln sind,<br />

wie Unterrichtsstunden aufgebaut<br />

werden können, wie der Unterricht<br />

zu organisieren und der Ablauf<br />

zu optimieren ist und wie die<br />

Lernkontrolle durchgeführt werden<br />

kann. Als Grundlage des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

werden behandelt:<br />

• Faktoren des Unterrichtsgeschehens<br />

(im Sinne eines<br />

Überblicks)<br />

• Lernen (des Schülers)<br />

• Lehren (durch den Unterrichtenden)<br />

• Unterschiede von Einzel- und<br />

Gruppenunterricht<br />

• Methodische Konzeptionen (als<br />

grundlegende Konzepte des<br />

methodischen Vorgehens)<br />

• Einzelne Unterrichtsmaßnahmen<br />

(wie z.B. Korrigieren, Vormachen,<br />

Zuspielen)<br />

• Planung und Durchführung des<br />

<strong>Tennis</strong>unterrichts (auf der<br />

Grundlage der vorangegangenen<br />

Punkte)<br />

Faktoren des<br />

Unterrichtsgeschehens<br />

Nach diesen einführenden begrifflichen<br />

Erläuterungen läßt sich der<br />

<strong>Tennis</strong>unterricht als ein Geschehen<br />

auffassen, in dem der Lehrer auf<br />

der Grundlage didaktischer Zielvorstellungen<br />

versucht, dem<br />

Schüler (den Schülern) bestimmte<br />

Inhalte mit entsprechenden Methoden<br />

zu vermitteln, wobei der<br />

Schüler im Zentrum der pädagogischen<br />

Bemühungen des Lehrers<br />

steht. Anders formuliert: Der Unterricht<br />

ist auch als ein interaktives<br />

Geschehen zwischen Lehrer und<br />

Schüler(n) zu verstehen, in dem<br />

sich beide mit den weiteren Faktoren<br />

des Unterrichtsgeschehens,<br />

den Zielen, Inhalten und Methoden<br />

auseinandersetzen, wobei sich<br />

alle diese Faktoren gegenseitig bedingen.<br />

Die Faktoren können zur<br />

Verdeutlichung noch weiter differenziert<br />

werden. Zu den einzelnen<br />

wesentlichen Faktoren werden im<br />

folgenden verschiedene Bedingungen<br />

und Eigenschaften aufgeführt.<br />

Der (die) Schüler<br />

• Allgemein-sportliche Voraussetzungen<br />

• <strong>Tennis</strong>spezifisches Können<br />

• Lernbereitschaft<br />

• Lernfähigkeit<br />

• Interessen<br />

Jeweils in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand<br />

Die Ziele<br />

• Fertigkeiten wie Aufschlag,<br />

Vorhand, Lob erwerben und<br />

verbessern<br />

• Taktische Kenntnisse und Verhaltensregeln<br />

erwerben und<br />

verbessern<br />

• Fähigkeiten wie Kraft, Schnelligkeit,<br />

Ausdauer verbessern<br />

• Wissen z. B. über Regeln, Wettspielordnung<br />

aneignen<br />

• Einstellungen, Motivationen<br />

entwickeln<br />

• Wettkämpfe auf bestimmtem<br />

Niveau spielen können u.a.<br />

Inhalt/Stoff<br />

Übungs-, Spiel- und Trainingsformen<br />

• Technischer Aspekt<br />

• Taktischer Aspekt<br />

• Konditioneller Aspekt<br />

• Psychologischer Aspekt<br />

Lehrer<br />

• Äußere Erscheinung<br />

• Auftreten<br />

• Pädagogisches Geschick<br />

• <strong>Tennis</strong>spezifisches Wissen und<br />

Können<br />

• Motivations- und Begeisterungsfähigkeit<br />

14


Faktoren des Unterrichtsgeschehens<br />

Abb. 1 Erleichterte Aufschlagbewegung:<br />

Hochnehmen des Schlägers vor<br />

dem Körper (links), Schlagen nach vorne<br />

oben (rechts)<br />

Der konkrete Ablauf des Unterrichts<br />

hängt von all diesen Bedingungen<br />

ab, also vom Schüler, den<br />

Zielen, den Inhalten und dem Lehrer.<br />

Daß sich diese Bedingungen<br />

gegenseitig beeinflussen, soll an<br />

zwei Beispielen deutlich gemacht<br />

werden:<br />

Beispiel 1: Ein erwachsener Anfänger<br />

möchte gerne das <strong>Tennis</strong>spiel<br />

so schnell und gut erlernen, daß er<br />

mit seinen Bekannten spielen<br />

kann. Zunächst paßt der Lehrer<br />

die Lernziele den Interessen und<br />

Lernvoraussetzungen des Schülers<br />

an. Dann wird der Stoff so strukturiert,<br />

daß er den Lernzielen angemessen<br />

ist. Beim Aufschlag z.B.<br />

könnte das Lernziel vor allem auf<br />

Sicherheit ausgerichtet werden.<br />

Dies führt dazu, daß Hauptaktion<br />

und Hilfsaktionen des Aufschlages<br />

(vgl. <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong> 1) wesentlich<br />

vereinfacht werden, indem<br />

der Schüler den Schläger mit<br />

dem Vorhandgriff faßt, ihn vor<br />

dem Körper aufwärts führt und<br />

ihn schließlich kontrolliert gegen<br />

den Ball beschleunigt (Abb. 1).<br />

Diese Technik ist schnell zu erlernen<br />

und bietet eine relativ große<br />

Sicherheit. Sie ermöglicht allerdings<br />

kaum schnelle und mit Drall<br />

geschlagene Bälle, was im Wettkampf<br />

auf mittlerer und höherer<br />

Leistungsstufe jedoch erforderlich<br />

wäre, und ist deshalb keine allgemein<br />

(sondern nur ganz speziell)<br />

zu empfehlende Technik.<br />

An der Strukturierung dieses Stoffes<br />

richtet sich der Lehrer auch<br />

aus, wenn er seine Methoden der<br />

Stoffvermittlung wählt. So entscheidet<br />

er sich in diesem Falle<br />

z. B. für die Ganzheitsmethode<br />

und bevorzugt die methodischen<br />

Maßnahmen des Anweisens, Erklärens<br />

und Korrigierens.<br />

Beispiel 2: Ein 9jähriger talentierter<br />

Junge möchte das <strong>Tennis</strong>spiel so<br />

gut erlernen, daß er gegebenenfalls<br />

einmal ein guter Turnierspieler<br />

werden kann. Somit ergeben sich<br />

spezifische Ziele, die vor allem an<br />

den Strukturen des Wettkampftennis<br />

orientiert sind. Der Lehrer<br />

berücksichtigt in besonderem<br />

Maße den körperlichen und psychischen<br />

Entwicklungsstand seines<br />

Schülers, um ihn angemessen zu<br />

fordern (allerdings auch nicht zu<br />

überfordern). Er strukturiert den<br />

Stoff so, daß ihn der Schüler (Jahre<br />

später) optimal im Wettkampf einsetzen<br />

kann, d.h., daß er beispielsweise<br />

einen Aufschlag lehrt,<br />

bei dem der Schläger mit Rückhandgriff<br />

in der Hauptaktion steil<br />

aufwärts-vorwärts bis zum Treffpunkt<br />

des Balles optimal beschleunigt<br />

wird (Abb. 2). Dies ermöglicht<br />

schnelle und mit Drall geschlagene<br />

Bälle. Dazu sind allerdings bestimmte<br />

Hilfsaktionen zweckmäßig,<br />

wie Schwingen des Schlägers<br />

in einen tiefen Punkt der<br />

Schleife hinter dem Rücken, Bo-<br />

Abb. 2 Optimale Aufschlagbewegung:<br />

Beschleunigen des Schlägers aus einer<br />

tiefen Schleife (links) steil aufwärts-vorwärts<br />

zum Treffpunkt in größtmöglicher<br />

Reichhöhe (rechts)<br />

genspannung u.a. Eine solche<br />

Technik ist schwerer zu erlernen<br />

und bedarf ausgeprägter motorischer<br />

Grundeigenschaften. Der<br />

Lehrer wird also diesen Stoff im<br />

Sinne einer langfristigen Planung<br />

vermitteln und dementsprechend<br />

Übungsreihen anbieten, Bewegungsaufgaben<br />

stellen usw. Die<br />

Ziele und Voraussetzungen des<br />

Schülers sowie die gewählten Methoden<br />

der Stoffvermittlung wirken<br />

sich schließlich wiederum auf<br />

seinen Unterrichtsstil aus.<br />

An diesen beiden Beispielen zeigt<br />

sich also, daß für den konkreten<br />

Unterricht keine Patentrezepte gegeben<br />

werden können. Vielmehr<br />

muß der Lehrer die verschiedenen<br />

Faktoren in ihrer prinzipiellen Wirkung<br />

kennen und auf die konkrete<br />

Unterrichtssituation anwenden.<br />

An dieser Stelle muß deshalb auch<br />

darauf hingewiesen werden, daß<br />

sich die im <strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong> 1 behandelten<br />

Techniken nur auf allgemeine<br />

Grundsituationen beziehen.<br />

Individuelle Bedingungen und spe-<br />

15


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

•^v-'^fl«a<br />

zielle Zielsetzungen konnten nur<br />

vereinzelt berücksichtigt werden,<br />

denn die Vielfalt der möglichen<br />

Techniken, die sich ergeben, wenn<br />

man Ziele, Situationen und individuelle<br />

Bedingungen stark variiert,<br />

hätte nicht in übersichtlicher Form<br />

dargestellt werden können.<br />

Da der Ablauf des Unterrichts<br />

von den verschiedenen Faktoren<br />

des Unterrichtsgeschehens<br />

(Schüler, Lehrer, Ziele u.a.) abhängt,<br />

werden diese Faktoren im<br />

nächsten Kapitel im einzelnen<br />

behandelt. Zunächst wird auf das<br />

Lernen der Schüler und auf ihre<br />

individuellen Lernvoraussetzungen<br />

eingegangen. Dann folgt eine Beschreibung<br />

allgemeiner Anforderungen<br />

an den <strong>Tennis</strong>lehrer.<br />

Der nächste Abschnitt ist je nach<br />

den Unterrichtszielen den unterschiedlichen<br />

methodischen Konzeptionen<br />

(spielorientierte oder<br />

technikorientierte Konzeption,<br />

Ganzheits- oder Teilmethode, deduktives<br />

oder induktives Vorgehen)<br />

gewidmet. Dann folgt eine<br />

Beschreibung der konkreten Unterrichtsmaßnahmen,<br />

wie z.B.<br />

Vormachen, Zuspielen, Korrigieren<br />

.und Organisieren. Zum Abschluß<br />

dieser Grundlagen werden<br />

Gesichtspunkte der Planung<br />

und Durchführung des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

beschrieben. Dieser<br />

Abschnitt beginnt mit der Gegenüberstellung<br />

der Vor- und Nachteile<br />

des Einzel- bzw. Gruppenunterrichts.<br />

Lernen<br />

Ein <strong>Tennis</strong>lehrer, der mit einer<br />

Gruppe von Kindern, Jugendlichen<br />

oder Erwachsenen einen <strong>Tennis</strong>kurs<br />

durchführt, wird nach einiger<br />

Zeit Änderungen im Verhalten seiner<br />

Schüler erkennen können. Eine<br />

ursprünglich nicht gekonnte Bewegung<br />

(z.B. ein Topspinschlag<br />

mit Vorhand), ein angemessenes<br />

taktisches Verhalten (z.B. Angriffsschlag<br />

mit der Rückhand) oder<br />

aber das Verlieren-Können werden<br />

sichtbar. Man sagt in diesem Falle<br />

dann: Die Schüler haben etwas<br />

gelernt.<br />

Lernen stellt ein zentrales Ziel des<br />

Unterrichts dar. Dabei ist zunächst<br />

zu klären, was unter Lernen verstanden<br />

wird und welche Formen<br />

des Lernens sich unterscheiden<br />

lassen. Anschließend wird versucht,<br />

den Vorgang des Lernens<br />

zu erklären und Phasen des Lemvorgangs<br />

zu beschreiben. Im letzten<br />

Teil dieses Kapitels werden individuelle<br />

Voraussetzungen des<br />

Lernens behandelt.<br />

Was heißt Lernen?<br />

Unter Lernen versteht man einen<br />

Vorgang, der aufgrund der Aufnahme<br />

und Verarbeitung von Informationen<br />

zu relativ dauerhaften<br />

Veränderungen des Verhaltens,<br />

der Einstellungen, der Gewohnheiten<br />

und des Könnens<br />

führt.<br />

Kurzfristige Verhaltensänderungen,<br />

die durch Ermüdung, Verletzung,<br />

Alkoholkonsum, Drogeneinwirkung<br />

oder Motivationsschwankungen<br />

zustande kommen, werden<br />

nicht als Lernen bezeichnet.<br />

Lernen ist ebenfalls zu unterscheiden<br />

von Verhaltensänderungen,<br />

die durch Vorgänge wie Reifen,<br />

Wachsen und Altern bedingt sind.<br />

Während es sich bei Reifungs-,<br />

Wachstums- oder Alterungsprozessen<br />

vorwiegend um endogen<br />

(von innen) gesteuerte Vorgänge<br />

handelt, werden Verhaltensänderungen<br />

im Rahmen von Lernvorgängen<br />

primär durch äußere Informationen<br />

bzw. durch Erfahrungen<br />

hervorgerufen.<br />

Was ist der Unterschied<br />

zwischen Lernen<br />

und Trainieren?<br />

Den Unterschied von Lernen und<br />

Trainieren kann man sich wie folgt<br />

klarmachen:<br />

Lernen bezieht sich vor allem auf<br />

den (Neu-)Erwerb von Kenntnissen,<br />

Einstellungen, motorischen<br />

Fähigkeiten oder taktischen<br />

Grundmustern.<br />

Training bezieht sich auf die planmäßige<br />

und systematische Erhaltung,<br />

Förderung oder Wiederherstellung<br />

der sportlichen Leistungsfähigkeit.<br />

Technik lernen<br />

Einen Vorhand-Topspin zu erlernen<br />

bedeutet z. B., die Grundform<br />

dieser Technik neu zu lernen und<br />

anzuwenden. Anwenden heißt,<br />

mit dieser neuen Technik eine taktische<br />

Aufgabe (z. B. den Ball so zu<br />

schlagen, daß er schnell und hoch<br />

vom Boden abspringt) lösen zu<br />

können und sie im »Spiel miteinander«<br />

einzusetzen.<br />

Taktik lernen<br />

Analog zu den einzelnen Techniken,<br />

die als Grundmuster zur Lösung<br />

von Bewegungsaufgaben zu<br />

betrachten sind, heißt Taktik erlernen,<br />

taktische Grundmuster erlernen<br />

und durchspielen. Taktische<br />

Grundmuster sind typische und erfolgversprechende<br />

Lösungen für<br />

bestimmte Situationen, wie z. B.<br />

ein Angriffsschlag longline mit<br />

Rückhand-Slice und abschließendem<br />

Flugball cross. Voraussetzung<br />

für diesen taktischen Spielzug ist<br />

allerdings, daß die Gelegenheiten<br />

(mögliche Position für den Angriffsschlag<br />

longline und Treffpunkthöhe<br />

für den Flugball cross)<br />

gegeben sind. Der Spieler muß<br />

also die Situation wahrnehmen,<br />

16


Lernen<br />

beurteilen und entscheiden, ob die<br />

Voraussetzungen gegeben sind,<br />

und dann entsprechend handeln.<br />

Beim Erlernen der Taktik (Durchspielen<br />

und Festigen taktischer<br />

Grundmuster) spielt das Gegnerverhalten<br />

noch keine Rolle.<br />

Technik trainieren<br />

Technik trainieren bedeutet nun,<br />

die erlernte Technik unter erschwerten<br />

Bedingungen anzuwenden<br />

und im »Spiel gegeneinander«<br />

einzusetzen. Dies bedeutet<br />

nicht, daß kein Lernen mehr stattfindet;<br />

denn Lernen bedeutet immer<br />

auch Änderung des Verhaltens<br />

im Sinne der Anpassung an<br />

neue Situationen. Allerdings steht<br />

beim Trainieren das Lernen als Ziel<br />

nicht im Vordergrund, vielmehr die<br />

Anwendung der Technik unter erschwerten<br />

Bedingungen.<br />

Techniktraining Vorhand-Topspin<br />

• Auf die Rückhand zugespielte<br />

Bälle werden umlaufen und mit<br />

Vorhand-Topspin in unterschiedliche<br />

Zielfelder (longline,<br />

cross) gespielt.<br />

• Relativ hoch zugespielte Bälle<br />

sollen nach dem Aufsprung<br />

zunächst im abfallenden, dann<br />

im aufsteigenden Ast getroffen<br />

werden.<br />

Bei diesen Formen des Techniktrainings<br />

ist die Situation (Schlagart,<br />

Schlagrichtung etc.) weitgehend<br />

vorgegeben. Obwohl immer eine<br />

taktische Zielsetzung gegeben ist,<br />

konzentrieren sich Spieler und<br />

Trainer hauptsächlich auf die Technik.<br />

Korrekturen beziehen sich auf<br />

die zweckmäßige und »richtige«<br />

Ausführung der Bewegungen.<br />

Taktik trainieren<br />

Taktik trainieren heißt, die erlernten<br />

taktischen Grundmuster unter<br />

erschwerten Bedingungen in<br />

matchähnlichen Situationen anzuwenden.<br />

Das Können und die Position<br />

des Gegners werden in die<br />

Wahmehmungs-, Beurteilungsund<br />

Entscheidungsprozesse mit<br />

einbezogen. Der Spieler kann auch<br />

aus verschiedenen Möglichkeiten<br />

(Richtung, Schlagtechnik etc.) auswählen,<br />

je nachdem, welche Lösung<br />

für die Situation günstig erscheint<br />

und dem Können des Spielers<br />

entspricht. Analog zum »Technik<br />

trainieren« geht es nunmehr<br />

auch hier um das »Spiel gegeneinander«.<br />

Taktiktraining des Angriffsschlages<br />

mit abschließendem Flugball<br />

• Spieler B erhält die Aufgabe, A<br />

so unter Druck zu setzen, daß<br />

er selbst mit einem Rückhandschlag<br />

angreifen kann. Nunmehr<br />

ist er allerdings in seiner<br />

Entscheidung frei, cross oder<br />

longline anzugreifen und den<br />

Flugball cross, longline oder als<br />

Flugballstop zu spielen. Dies<br />

hängt vor allem auch von der<br />

angemessenen Wahrnehmung<br />

und Beurteilung des Verhaltens<br />

des Gegners im Blick auf seine<br />

eigenen Möglichkeiten, also<br />

von der Interaktionssituation,<br />

ab.<br />

Die bisherigen Formen des Erlernens<br />

und Trainierens haben<br />

sich auf den einzelnen Ballwechsel<br />

bezogen. Im <strong>Tennis</strong> erfolgreich<br />

zu sein bedeutet jedoch,<br />

viele Ballwechsel in ein<br />

übergeordnetes taktisches Konzept<br />

und in eine Matchstrategie<br />

einzuordnen. Taktik trainieren<br />

heißt also auch, solche Strategien<br />

im Matchtraining oder in<br />

matchähnlichen Trainingsformen<br />

zu trainieren.<br />

Was heißt Üben?<br />

Von Üben spricht man, wenn bereits<br />

Gelerntes durch wiederholte<br />

Ausführung oder durch Anwendung<br />

unter verschiedenen äußeren<br />

Bedingungen (z.B. Variation<br />

von Höhe und Geschwindigkeit<br />

des ankommenden Balles) stabilisiert<br />

wird. Üben erfolgt sowohl im<br />

Rahmen von Lern- als auch von<br />

Trainingsprozessen; demnach sind<br />

Übungsformen sowohl dem Lernen<br />

als auch dem Trainieren zuzuordnen.<br />

Einerseits sollten die Unterschiede<br />

zwischen Lernen und Trainieren<br />

sowie die gleichzeitige Zuordnung<br />

des Übens zu Lernen und Trainieren<br />

beachtet werden; andererseits<br />

ist aber auch noch einmal darauf<br />

hinzuweisen, daß die Übergänge<br />

zwischen Lernen und Trainieren<br />

fließend sind. Die aufgezeigten<br />

Unterschiede sollen dazu helfen,<br />

in der Praxis von Unterricht und<br />

Training die mit den einzelnen<br />

Übungen verfolgten Ziele deutlich<br />

zu machen, damit die Schüler<br />

auch bewußter lernen können. Da<br />

es in der Praxis z. B. auch zwischen<br />

dem Technik- und dem Taktiktraining<br />

fließende Übergänge gibt,<br />

empfiehlt es sich, den Schülern<br />

klarzumachen, welcher Schwerpunkt<br />

in der Trainingseinheit (eher<br />

Technik oder eher Taktik) angestrebt<br />

wird.<br />

Formen des Lernens<br />

Lernvorgänge im <strong>Tennis</strong> beziehen<br />

sich häufig auf das Erlernen von<br />

Bewegungsfertigkeiten (motorischen<br />

Fertigkeiten), wie z.B. auf<br />

das Erlernen des Aufschlags. Motorische<br />

Lernformen stellen ein<br />

zentrales Ziel des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

dar. Zum Erwerb einer umfassenden<br />

Spielfähigkeit im <strong>Tennis</strong> sind<br />

jedoch neben motorischen Fertigkeiten<br />

weitere Fähigkeiten zu erlernen<br />

(vgl. Tab. 1, S. 18): Das<br />

Entwickeln einer erfolgversprechenden<br />

Taktik ist nur dann möglich,<br />

wenn der Spieler gelernt hat,<br />

17


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Allgemein<br />

Motorische<br />

Lernformen<br />

Gehen,<br />

Laufen,<br />

Radfahren<br />

Kognitive<br />

Lernformen<br />

Rechnen,<br />

Lesen<br />

Emotionale<br />

Lernformen<br />

sich beherrschen<br />

Soziale<br />

Lernformen<br />

Toleranz<br />

<strong>Tennis</strong>spezifisch<br />

(bzw. sportartspezifisch)<br />

Schlagtechniken,<br />

Beinarbeit<br />

Regeln, taktisches<br />

Verhalten<br />

Niederlagen<br />

verarbeiten<br />

mit Partner<br />

kooperieren<br />

Fairneß<br />

Tab. 1 Beispiele für Lemformen<br />

wie er sich in bestimmten Spielsituationen<br />

zu verhalten hat, d.h.,<br />

wie er sich zwischen verschiedenen<br />

Spielmöglichkeiten zu entscheiden<br />

hat und welche strategischen<br />

Pläne angemessen sind. Solche<br />

Lernvorgänge beziehen sich<br />

auf Wahmehmungs-, Vorstellungs-,<br />

und Denkleistungen und<br />

werden als kognitive Lernformen<br />

bezeichnet.<br />

Die richtige Taktik führt erst dann<br />

zum Erfolg, wenn der Spieler - neben<br />

den entsprechenden motorischen<br />

Voraussetzungen - über<br />

emotionale/motivationale Fähigkeiten<br />

verfügt. Der Spieler muß<br />

z.B. lernen, sich beharrlich anzustrengen,<br />

sich bei Ärger zu beherrschen<br />

und gegenüber äußeren<br />

Einflüssen stabil zu sein.<br />

Solche Formen des Lernens werden<br />

als emotionales Lernen bezeichnet.<br />

Ein Spiel gegen- oder miteinander<br />

ist nur dann sinnvoll, wenn gewisse<br />

soziale Umgangsformen eingehalten<br />

werden. Hierzu zählen<br />

das Einhalten von Spiel- und<br />

Wettkampfregeln, von informellen<br />

Regeln (Fairneß), von Kameradschaftlichkeit<br />

u.a.<br />

Die aufgeführten Lernformen lassen<br />

sich nur theoretisch voneinander<br />

trennen. In der Unterrichtspraxis<br />

sind sie eng miteinander verbunden.<br />

So kann das Erlernen<br />

einer bestimmten Schlagtechnik<br />

auch an emotionales, kognitives<br />

und soziales Lernen geknüpft sein.<br />

Der Schüler versucht während des<br />

Lernprozesses, sich ein Bild von<br />

der Struktur der betreffenden<br />

Schlagtechnik zu machen, er benötigt<br />

die Fähigkeit, sich zu konzentrieren<br />

und ausdauernd zu<br />

üben, und er sollte in der Lage<br />

sein, sich innerhalb einer Gruppe<br />

zurechtzufinden. Schließlich sei<br />

darauf hingewiesen, daß Lernen<br />

nicht immer geplant und in einer<br />

gezielt herbeigeführten Lernsituation<br />

stattfindet (sondern auch so<br />

nebenbei erfolgen kann), und daß<br />

Lernergebnisse nicht immer positiv<br />

sein müssen. So werden häufig<br />

unökonomische Bewegungen<br />

erlernt und stabilisiert, oder es<br />

werden negative emotionale<br />

Reaktionen (z.B. Schläger wegwerfen)<br />

von Spitzenspielern nachgeahmt.<br />

Wie kommt Lernen<br />

zustande?<br />

Die Vielfalt der Lernformen, der<br />

Lernsituationen und der individuellen<br />

Voraussetzungen der Lernenden<br />

deutet an, daß Lernen auf<br />

vielfältige Art und Weise zustande<br />

kommt. Deshalb verwundert es<br />

nicht, daß es derzeit keine allgemeine<br />

Lerntheorie gibt, aus der erkennbar<br />

wäre, was sich während<br />

des Lernprozesses abspielt.<br />

Statt dessen gibt es zahlreiche<br />

Lernmodelle mit einem mehr oder<br />

weniger engen Erklärungswert. Im<br />

folgenden werden vier der bekanntesten<br />

Lernmodelle kurz beschrieben<br />

und ihre Bedeutung für<br />

die <strong>Tennis</strong>praxis aufgezeigt.<br />

Lernen am Erfolg<br />

Beim Lernen am Erfolg (das auch<br />

mit Lernen nach Versuch und Irrtum,<br />

Verstärkungslernen oder Lernen<br />

durch operantes Konditionieren<br />

bezeichnet wird) wird von folgender<br />

Annahme ausgegangen:<br />

Folgt einer Reaktion (einem Verhalten)<br />

ein verstärkender Reiz (Erfolg),<br />

so resultiert daraus eine Erhöhung<br />

der Wahrscheinlichkeit,<br />

daß diese Reaktion später unter<br />

ähnlichen Umständen wieder auftritt.<br />

Gelingt es z. B. einem <strong>Tennis</strong>spieler,<br />

mit einer bestimmten Griffhaltung<br />

den Topspinschlag mit der<br />

Vorhand häufig nach seinen Vorstellungen<br />

erfolgreich zu spielen,<br />

so wird er wahrscheinlich diese<br />

Griffhaltung beibehalten. Hat er<br />

dagegen mit einer bestimmten Bewegungsausführung<br />

häufig keinen<br />

Erfolg, so wird er Versuchen, seine<br />

Technik zu verändern. In der Unterrichtspraxis<br />

liegt Lernen am Erfolg<br />

beispielsweise auch dann vor,<br />

wenn der <strong>Tennis</strong>lehrer bestimmte<br />

Schlagausführungen oder soziale<br />

Verhaltensweisen (Reaktionen)<br />

seiner Schüler lobt oder tadelt<br />

(verstärkender Reiz).<br />

Eine erweiterte Form des Lernens<br />

am Erfolg stellt das sogenannte<br />

Shaping dar. Beim Shaping wird<br />

jede Verhaltensweise verstärkt, die<br />

in die Richtung des gewünschten<br />

Zielverhaltens weist; es wird also<br />

nicht gewartet, bis das gesamte<br />

Zielverhalten auftritt. Damit ist es<br />

möglich, auch komplexere Verhaltensweisen,<br />

die in der Regel nicht<br />

spontan gelernt werden, durch<br />

18


schrittweise Annäherung zu erlernen.<br />

Allerdings beschränkt sich der<br />

Anwendungsbereich des Shaping<br />

(und erst recht der des »einfachen«<br />

Lernens am Erfolg) auf eher<br />

einfache Lernvorgänge. Es kann<br />

kaum erwartet werden, daß die<br />

komplexen Anforderungen im<br />

<strong>Tennis</strong> und hierbei insbesondere<br />

die Gesamtheit aller Schlagtechniken<br />

nur über das Lernen am Erfolg<br />

entwickelt werden könnten. Zur<br />

Erklärung solcher Lernvorgänge<br />

bedarf es deshalb weiterer Theorien<br />

des Lernens.<br />

Lernen am Modell<br />

Hinter der Theorie des Lernens am<br />

Modell (Beobachtungslernen)<br />

steht die Annahme, daß neue Verhaltensweisen<br />

durch Beobachtung<br />

des Verhaltens anderer entstehen.<br />

Diese im Zusammenhang mit dem<br />

Phänomen des sozialen Lernens<br />

entwickelte Modellvorstellung<br />

wird häufig auch in der Praxis des<br />

Lernens von Bewegungen sichtbar.<br />

Insbesondere Kinder sind in der<br />

Lage, allein durch das Beobachten<br />

fremden Verhaltens (z.B. einer<br />

sportlichen Bewegung) relativ<br />

schnell zu lernen (man spricht in<br />

diesem Zusammenhang auch<br />

von »Lernen auf Anhieb«). Dabei<br />

wird ein beobachtetes Verhalten<br />

nicht einfach kopiert, sondern vielmehr<br />

bewertet und anschließend<br />

nachgeahmt oder nicht. So werden<br />

im Bereich des motorischen<br />

Lernens in der Regel nur Bewegungen<br />

von erfolgreichen Sportlern<br />

oder anerkannten Trainern<br />

nachgemacht.<br />

Im Unterricht wird versucht, der<br />

Theorie des Lernens am Modell<br />

dadurch gerecht zu werden, daß<br />

der Lehrer die gewünschten Verhaltensweisen<br />

(z.B. richtige Technik)<br />

selbst demonstriert oder mit<br />

Hilfe von Medien (Filme, Reihenbilder)<br />

zeigt.<br />

Kognitives Lernen<br />

Bei den kognitiven Lerntheorien<br />

(z.B. Lernen durch Einsicht) überwiegen<br />

Wahrnehmungs-, Vorstellung-,<br />

Gedächtnis- und Denkprozesse.<br />

Während des Lernprozesses<br />

wird versucht, durch die Verknüpfung<br />

vorliegender Erfahrungen<br />

und Kenntnisse mit aktuellen Gegebenheiten<br />

ein bestehendes Problem<br />

zu lösen, d.h., das Problem<br />

wird vor allem auf gedanklicher<br />

Ebene angegangen. Setzt sich z.B.<br />

ein <strong>Tennis</strong>spieler zum Ziel, einen<br />

Ball mit starkem Vorwärtsdrall zu<br />

spielen, und orientiert sich nicht<br />

wesentlich an Vorbildern, dann<br />

kann er sich, sofern er über die<br />

nötigen Erfahrungen und Kenntnisse<br />

verfügt, klarmachen, daß<br />

eine steile vorwärts-aufwärts gerichtete<br />

Bewegung des Schlägerkopfes<br />

nötig ist. Dies wiederum<br />

ermöglicht ihm, einen geeigneten<br />

(an taktischen Konzepten/Strategien<br />

orientierten) Handlungsplan<br />

zu entwerfen und diesen gezielt<br />

auszuführen. Da zur Strukturierung<br />

von Problemsituationen<br />

mehr oder weniger umfangreiche<br />

Vorerfahrungen notwendig sind,<br />

sind kognitive Lerntheorien insbesondere<br />

für ältere Jugendliche und<br />

Erwachsene von Bedeutung. Dies<br />

wirkt sich auch auf den Unterricht<br />

aus, in dem häufig Bewegungserklärungen<br />

gezielteres und schnelleres<br />

Lernen ermöglichen.<br />

Lernen als »inneres Spiel«<br />

Neuerdings wird vor allem empfohlen,<br />

das Lernen nicht so sehr<br />

am Erfolg, über Vorbilder und mit<br />

Hilfe von kognitiven Prozessen<br />

aufzubauen, sondern mehr Prozesse<br />

des Erlebens, des Erfühlens,<br />

des Spielen-Lassens zu betonen.<br />

Dabei wird davon ausgegangen,<br />

daß Gedanken z. B. an die einzelnen<br />

Teile der Bewegung oder an<br />

Dinge, die mit der Aufgabe nichts<br />

zu tun haben, den Bewegungsablauf<br />

stören und demnach auszuschalten<br />

sind. Man sollte sich vielmehr<br />

auf das »Hier und Jetzt« in<br />

entspanntem Zustand konzentrieren.<br />

Es wird angenommen, daß<br />

die Verbindung von Wahrnehmung<br />

und Handlung als Einheit zu<br />

erleben ist, welche durch keine<br />

willentlichen Eingriffe in einzelne<br />

Abschnitte des Bewegungsablaufs<br />

gestört werden sollte, vielmehr soll<br />

der gesamte Bewegungsablauf als<br />

in sich stimmig erlebt werden. Ein<br />

wichtiges Merkmal dieser Lern-,<br />

Übungs- und Spielform ist das<br />

»Geschehen-Lassen«.<br />

Phasen des Lernens<br />

sportlicher<br />

Bewegungen<br />

Der Prozeß der Aneignung sportlicher<br />

Bewegungen wird häufig in<br />

charakteristische Phasen unterteilt.<br />

So wird im Verlaufe des Lernprozesses<br />

zwischen drei Lernphasen<br />

unterschieden:<br />

- Erste Lernphase - Entwicklung<br />

der Grobkoordination (Grobform)<br />

- Zweite Lernphase - Entwicklung<br />

der Feinkoordination<br />

(Feinform)<br />

- Dritte Lernphase - Stabilisierung<br />

der Feinkoordination<br />

(Stabilisierung)<br />

Der Lernende durchläuft diese<br />

Phasen in der angegebenen Reihenfolge.<br />

Andererseits stellen<br />

diese Phasen kein starres Schema<br />

dar. Die Übergänge sind fließend,<br />

der zeitliche Umfang der einzelnen<br />

Phasen ist individuell und dem<br />

Schwierigkeitsgrad der Aufgabe<br />

gemäß recht unterschiedlich.<br />

Erste Lernphase - Grobform<br />

Die erste Lernphase umfaßt den<br />

Lernverlauf vom ersten näheren<br />

19


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Bekanntwerden mit der neuen Bewegung<br />

bis zu einem Stadium, in<br />

dem der Lernende die Bewegung<br />

bei günstigen Bedingungen in der<br />

Grobform ausführen kann. In dieser<br />

Phase besteht noch kein oder<br />

nur ein undeutliches Bewegungsgefühl.<br />

Die Verbesserung des<br />

Bewegungsablaufs bei den wiederholten<br />

Bewegungsversuchen<br />

erfolgt vorwiegend über die Orientierung<br />

am Ergebnis der Bewegungshandlung<br />

und selbstverständlich<br />

auch über neue Informationen<br />

des Lehrers.<br />

Kennzeichen der Grobform<br />

• Grundtechnik ist sichtbar<br />

• Überflüssige Mitbewegungen<br />

• Hastige Ausführung<br />

• Verkrampfte Ausführung<br />

• Mangelhafte Verbindung der<br />

Teilbewegungen<br />

• Hoher Konzentrationsaufwand<br />

• Hoher Energieaufwand (Ermüdung)<br />

Konsequenzen für die Lehrpraxis<br />

• Häufiges und deutliches Demonstrieren<br />

• Kurze erläuternde Informationen,<br />

damit der erste Versuch<br />

gelingt<br />

• Anknüpfen an bekannte Bewegungen<br />

(z.B. Aufschlagbewegung<br />

vom Wurf ableiten)<br />

• Hauptaugenmerk liegt auf der<br />

Hauptaktion<br />

• Konzentriertes, aber zeitlich begrenztes<br />

Üben der vereinfachten<br />

Gesamtbewegung<br />

• Erste Versuche unter erleichterten<br />

Bedingungen (z.B. Schlagen<br />

eines ruhenden Balles)<br />

Zweite Lernphase - Feinform<br />

Die zweite Lernphase umfaßt den<br />

Lernverlauf von der Grobform bis<br />

zu einem Stadium, in dem der Lernende<br />

die Bewegung unter günstigen<br />

Bedingungen annähernd fehlerfrei<br />

(Feinform) ausführen kann.<br />

In dieser Phase wird allmählich ein<br />

besseres Bewegungsgefühl aufgebaut.<br />

Dadurch verbessert sich die<br />

Selbstkontrolle während des Bewegungsablaufs.<br />

Das verbesserte<br />

Bewegungsgefühl ist außerdem<br />

mit der eigenen bildlichen Vorstellung<br />

von der Bewegung verbunden.<br />

Durch neue Informationen<br />

und Korrekturen des Lehrers wird<br />

diese bildliche Vorstellung umfassender<br />

und genauer. Dies hat zur<br />

Folge, daß der Bewegungsablauf<br />

in seiner räumlich-zeitlichen Abstimmung<br />

ständig genauer wird.<br />

In zunehmendem Maße soll in<br />

dieser Phase dem Übenden die<br />

Bedeutung des Bewegungsablaufs<br />

als Teil einer übergreifenden Spielhandlung<br />

klarwerden. Das bedeutet,<br />

daß seine Aufmerksamkeit<br />

vermehrt auf die Beobachtung<br />

von Partner und Ball gelenkt wird<br />

und die Bereitschaft zur flexibleren,<br />

situationsangepaßten Anwendung<br />

der gelernten Bewegungsabläufe<br />

größer wird. Das Verständnis<br />

für die taktische Bedeutung der<br />

neuen Techniken kann dadurch<br />

gefördert werden. Da das Üben<br />

zeitlich weiter ausgedehnt wird<br />

und ungewohnte Bewegungsabläufe<br />

mit den gegebenen körperlichen<br />

Voraussetzungen nicht immer<br />

bewältigt werden können, ist<br />

im Übergang vom Üben zum Trainieren<br />

für eine angemessene<br />

Berücksichtigung von Kraft-,<br />

Schnelligkeits-, Ausdauer-, Beweglichkeits-<br />

und Koordinationsübungen<br />

zu sorgen.<br />

Kennzeichen der Feinform<br />

• Genaue Ausführung<br />

• Sichere Ausführung<br />

• Gute Verbindung von Teilbewegungen<br />

• Angemessener Konzentrationsaufwand<br />

• Angemessener Energieaufwand<br />

• Allerdings noch Unsicherheit<br />

und Ungenauigkeit bei extremen<br />

Änderungen äußerer Bedingungen<br />

Konsequenzen für die Lehrpraxis<br />

• Intensive und vielseitige Bildinformationen<br />

über den Bewegungsablauf<br />

(Vormachen,<br />

Video, Bildreihe)<br />

• Genaue Beschreibung<br />

• Intensives Üben unter weitgehend<br />

konstanten Bedingungen<br />

• Systematische Korrekturen (von<br />

groben zu feinen Fehlern)<br />

• Mentales Üben<br />

• Bei Beschreibung von Teilbewegungen<br />

auf das Bewegungsgefühl<br />

hinweisen (Muskelspannung,<br />

Schwunggefühl usw.)<br />

• Teilbewegungen beim Schlagen<br />

bewußt beobachten lassen (z.B.<br />

Kontrollieren des Winkels zwischen<br />

Hand und Schläger beim<br />

Ausschwingen!)<br />

• Teilbewegungen, die normalerweise<br />

nicht im Gesichtsfeld liegen,<br />

beim Üben ohne Ball<br />

wahrnehmen lassen (Absenken<br />

des Schlägerkopfes beim Übergang<br />

von der Aushol- zur<br />

Schlagphase beobachten)<br />

• Überprüfung der gespeicherten<br />

Bewegung, d. h. gezieltes Abfragen<br />

von Einzelheiten<br />

• Verabredete Variationen des<br />

Zuspiels hinsichtlich Ballflughöhe,<br />

-richtung, -länge und<br />

-geschwindigkeit in Verbindung<br />

mit genauer Beobachtung der<br />

Bewegungen des Zuspielers,<br />

Beobachtung des Ballfluges und<br />

seines Auf- und Absprunges<br />

• Üben in spielnahen Situationen<br />

(Taktik)<br />

• Taktikunterricht<br />

• Arbeit mit Film- und Videomaterial<br />

(Strukturierung der Wahrnehmung<br />

von Spielsituationen)<br />

• Techniknahe Konditions- und<br />

Koordinationsübungen<br />

20


Lernen<br />

Dritte Lernphase -<br />

Stabilisierung<br />

Die Spielhandlung stabilisiert sich,<br />

wenn es dem Übenden gelingt,<br />

die ßewegungsfertigkeit immer<br />

besser an die sich ständig ändernde<br />

Spielsituation anzupassen.<br />

Das bedeutet, daß er schließlich<br />

• seine Fertigkeiten taktisch bewußt<br />

zur Bewältigung der<br />

Spielsituation einsetzen kann,<br />

also die Aktion erfolgreich wie<br />

zuvor durchführen oder völlig<br />

neu planen kann,<br />

• den ankommenden Ball genau<br />

berechnen kann,<br />

• die automatisierte Fertigkeit in<br />

ihrem zeitlich-dynamischen Ablauf<br />

an den Ballflug und<br />

-absprung anpassen kann.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf<br />

es nur noch punktueller,<br />

selbstverständlich funktionaler Informationen<br />

und Korrekturen des<br />

Lehrers.<br />

Kontrolle und Berichtigung des<br />

Bewegungsablaufes erfolgen jetzt<br />

überwiegend über den inneren<br />

Rückmeldekreis (»Bewegungsgefühl«).<br />

Die so verbesserte Stabilisierung<br />

erlaubt, die Aufmerksamkeit<br />

auf die Veränderung der<br />

Spielsituation und nur noch auf<br />

persönlich wichtige Knotenpunkte<br />

der Bewegung zu richten. Damit<br />

sind zunehmend schnellere und<br />

genauere Reaktionen auf wechselnde<br />

äußere Bedingungen und<br />

plötzliche Störungen möglich.<br />

Wenn in gleicherweise die motorischen<br />

Grundeigenschaften<br />

(Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und<br />

Beweglichkeit) verbessert werden,<br />

ist der Bewegungsablauf nun auch<br />

mit optimaler Bewegungsdynamik<br />

und über längere Zeiträume ausführbar.<br />

Kennzeichen der Stabilisierung<br />

• Sichere und genaue Ausführung<br />

(auch bei sehr schnellem<br />

Ablauf)<br />

• Optimale Verbindung von Teilbewegungen<br />

• Stabile Ausführung bei wechselnden<br />

äußeren Bedingungen<br />

• Stabile Ausführung bei plötzlichen<br />

Störungen<br />

• Geringer Konzentrationsaufwand<br />

Konsequenzen für die Lehrpraxis<br />

• Erklären von Einzelheiten<br />

• Feinkorrektur von Einzelheiten<br />

• Üben unter wechselnden Bedingungen<br />

(z.B. Returnübungen<br />

bei ständig variierten Aufschlägen)<br />

• Mentales Üben von Knotenpunkten<br />

der Bewegung (z. B.<br />

gedankliches Training des oberen<br />

Bogens beim Ausholen zum<br />

Topspin mit Vorhand)<br />

• Hinweise auf das Bewegungsgefühl<br />

(Beispiele: siehe Feinform)<br />

• Beobachtungstraining<br />

(Video/Film)<br />

Abb. 3<br />

Kinder sind mit Eifer bei der Sache<br />

• Taktiktraining (Theorie und<br />

Praxis)<br />

• Spezielle Konditions- und Koordinationsübungen<br />

Individuelle Voraussetzungen<br />

des<br />

Lernens, Übens und<br />

Train ierens<br />

Die beschriebenen Lernvorgänge<br />

verlaufen nicht bei jedem Schüler<br />

gleich schnell. Auch ergeben sich<br />

auf dem Weg zu den verschiedenen<br />

Zielen individuell unterschiedliche<br />

Lernergebnisse. Dies liegt<br />

auch an den unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen, die die einzelnen<br />

Schüler mitbringen. Die wichtigsten<br />

individuellen Voraussetzungen,<br />

die der Lehrer im Unterricht<br />

berücksichtigen sollte, sind:<br />

• Konstitutionelle Merkmale (wie<br />

Größe, Gewicht und Körperproportionen)<br />

• Konditionelle Merkmale (wie<br />

Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit<br />

und Beweglichkeit)<br />

21


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

• Koordinative Fähigkeiten (s. Kapitel<br />

Koordinationstraining)<br />

• Motorische Lernfähigkeit<br />

• Intellektuelle Fähigkeiten (z.B.<br />

Antizipationsfähigkeit und<br />

Spielintelligenz)<br />

• Motivationale Merkmale (wie<br />

Leistungsmotivation und Bedürfnis<br />

nach sozialer Anerkennung)<br />

• Vorerfahrungen, die der einzelne<br />

Schüler im Hinblick auf<br />

den Unterrichtsstoff bereits erworben<br />

hat<br />

Diese individuellen Voraussetzungen<br />

sind in den verschiedenen<br />

Entwicklungsabschnitten unterschiedlich<br />

ausgeprägt.<br />

Abb. 4<br />

Ein Vorhand-Flugball wird auf Anhieb gelernt<br />

Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen<br />

in verschiedenen<br />

Entwicklungsabschnitten<br />

Im folgenden werden einzelne<br />

Merkmale, eingeschränkt auf konstitutionelle<br />

und konditionelle<br />

Merkmale sowie auf motorische<br />

Lernfähigkeit, je nach besonderer<br />

Ausprägung, in sieben Entwicklungsabschnitten<br />

(beginnend im<br />

Alter von 6 bis 7 Jahren bis zum<br />

späten Erwachsenenalter mit 60<br />

bis 70 Jahren) kurz beschrieben.<br />

Es sollte allerdings berücksichtigt<br />

werden, daß das kalendarische<br />

Alter nicht stets mit dem biologischen<br />

Alter gleichzusetzen ist.<br />

Vielmehr ist von einer relativ großen<br />

Streubreite des Entwicklungsgeschehens<br />

auszugehen, d.h. beispielsweise,<br />

daß die einen Kinder<br />

im Vergleich zum Durchschnitt<br />

eher akzeleriert sind (ihre Entwicklung<br />

ist beschleunigt), die anderen<br />

dagegen eher retardiert (ihre Entwicklung<br />

ist verlangsamt).<br />

Jüngere Schulkinder<br />

(etwa von 6 bis 10 Jahren)<br />

Während des Grundschulalters<br />

kommt es sowohl bei den Jungen<br />

als auch bei den Mädchen zu ei-<br />

nem verstärkten Breitenwachstum<br />

und damit zu einer günstigen Veränderung<br />

der Körperproportionen,<br />

insbesondere zu einer Verbesserung<br />

des Last-Kraft-Verhältnisses.<br />

Diese Veränderungen bewirken in<br />

Verbindung mit einer deutlichen<br />

Erhöhung des Lerneifers eine<br />

schnelle Zunahme der motorischen<br />

Lernfähigkeit. Die Kinder<br />

lernen eher ganzheitlich und in<br />

spielerischer Form. Ausführliche<br />

Bewegungserklärungen sind wentg<br />

zweckmäßig, eher dagegen<br />

vielfältige Bewegungsaufgaben<br />

und häufiges Vormachen, da die<br />

Kinder Bewegungsabläufe zumeist<br />

durch Beobachten (Lernen am<br />

Modell) bzw. Ausprobieren (im<br />

Sinne von Lernen am Erfolg) erlernen.<br />

Hinsichtlich der Leistungsfaktoren<br />

Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit,<br />

Beweglichkeit und Koordination<br />

sind die Kinder in diesem<br />

Alter unterschiedlich belastbar. So<br />

sollten Maximalkraft und anaerobe<br />

Ausdauerbeanspruchungen<br />

vermieden werden, während aerobe<br />

Ausdauerbelastungen sowie<br />

Anforderungen an Schnelligkeit,<br />

Beweglichkeit und Koordination in<br />

der Regel unbedenklich sind.<br />

Im Hinblick auf die Trainierbarkeit<br />

kann von besonders günstigen<br />

Voraussetzungen bezüglich Beweglichkeit<br />

und vor allem Koordination<br />

ausgegangen werden,<br />

während Kraft und Ausdauer noch<br />

nicht optimal gefördert werden<br />

können.<br />

Abb. 5 Gleiches Alter, aber unterschiedliche<br />

körperliche Entwicklung<br />

22


Lernen<br />

Dies hat zur Folge, daß vorrangig<br />

(aber nicht ausschließlich) vielfältige<br />

koordinative Bewegungsaufgaben<br />

gestellt werden sollten, so<br />

daß sowohl im tennisspezifischen<br />

als auch im allgemeinen sportmotorischen<br />

Bereich eine breite<br />

Grundlage an Bewegungsfertigkeiten<br />

gelegt werden kann.<br />

Ältere Schulkinder (etwa von 10<br />

bis 12/13 Jahren)<br />

Etwa bis zum 10. Lebensjahr haben<br />

sich die konstitutionellen<br />

Merkmale soweit verändert, daß<br />

von harmonischen Körperproportionen<br />

und einem sehr guten Last-<br />

Kraft-Verhältnis ausgegangen<br />

werden kann. Die Kinder zeichnen<br />

sich durch einen hohen Bewegungsdrang<br />

und hohen Lerneifer<br />

aus. Die motorische Lernfähigkeit<br />

ist in diesem Alter ausgezeichnet.<br />

Man spricht von der Phase der besten<br />

motorischen Lernfähigkeit.<br />

Einfachere Bewegungen werden in<br />

diesem Alter ganzheitlich und<br />

häufig auf Anhieb gelernt (Lernen<br />

am Modell). Darüber hinaus kann<br />

auch zunehmend - und dies ist<br />

besonders für das Erlernen schwieriger<br />

Bewegungsabläufe wichtig -<br />

von kognitiven Lernprozessen ausgegangen<br />

werden. Das späte<br />

Schulkindalter ist demnach sowohl<br />

dafür geeignet, neue Bewegungsabläufe<br />

zu erlernen, als auch bereits<br />

in der Grobform gekonnte<br />

Bewegungen zu verfeinern. Die<br />

für die jüngeren Kinder im Blick<br />

auf die Belastbarkeit und Trainierbarkeit<br />

gemachten Aussagen gelten<br />

im wesentlichen auch für die<br />

10- bis 12-/13jährigen. Es empfiehlt<br />

sich daher, auch im späten<br />

Schulkindalter schwerpunktmäßig<br />

koordinative Fähigkeiten in vielfältiger<br />

Weise (allgemeiner und tennisspezifischer)<br />

zu fördern. Ziel<br />

von Unterricht und Training in diesem<br />

Alter sollte also der Ausbau<br />

der allgemeinen Motorik und die<br />

Verfeinerung der vielseitigen (tennisspezifischen)<br />

technischen und<br />

taktischen Grundlagen sein. Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der<br />

physischen Leistungsfaktoren<br />

Kraft und Ausdauer vervollständigen<br />

den Unterricht, sie sollten allerdings<br />

überwiegend in spielerischer<br />

Form durchgeführt werden.<br />

Jüngere Jugendliche (Mädchen<br />

etwa von 12 bis 14 Jahren, Jungen<br />

etwa von 13 bis 15 Jahren)<br />

In dieser ersten puberalen Phase,<br />

deren Beginn, Verlauf und Ende<br />

erheblichen geschlechtsspezifischen<br />

und auch individuellen Unterschieden<br />

unterliegen, ist ein<br />

deutlich verstärktes Längenwachstum<br />

zu beobachten; unharmonische<br />

Größenverhältnisse zwischen<br />

Rumpf und Extremitäten sind die<br />

Folge. Die Bewegungskoordination<br />

von Schülern, die im Kindesalter<br />

nur geringe, insbesondere<br />

noch nicht stabilisierte Vorerfahrungen<br />

im motorischen Bereich<br />

sammeln konnten, wird in dieser<br />

Phase der Pubertät labil. Die besonders<br />

günstigen Lernvoraussetzungen<br />

der vorangegangenen<br />

Phase sind nicht mehr gegeben.<br />

Das Erlernen neuer Bewegungsabläufe<br />

bereitet größere Probleme.<br />

Ganzheitliches Lernen tritt weniger<br />

häufig auf. Ziel des Unterrichts<br />

sollte deshalb vor allem sein, die<br />

im Kindesalter erlernten Bewegungsfertigkeiten<br />

zu wiederholen<br />

und zu festigen. Trotz dieser mehr<br />

oder weniger großen Einschränkungen<br />

im koordinativen Bereich<br />

sollte nicht von einer Krisen- oder<br />

Schonzeit gesprochen werden.<br />

Vielmehr nimmt die Trainier- und<br />

Belastbarkeit im konditionellen Bereich<br />

zum Teil erheblich zu. Hormonelle<br />

Veränderungen bewirken<br />

in diesem Alter eine bessere Trainierbarkeit<br />

der Ausdauer und der<br />

Kraft, wobei aufgrund noch nicht<br />

verknöcherter Wachstumsfugen<br />

auf ein Maximalkrafttraining verzichtet<br />

werden sollte. Berücksichtigt<br />

man die Entwicklungsvoraussetzungen<br />

der jüngeren, pubertierenden<br />

Jugendlichen, dann könnte<br />

man folgende Leitlinie für den Unterricht<br />

ableiten: Stabilisierung und<br />

Verfeinerung von bereits Gelerntem<br />

im koordinativen Bereich und<br />

vermehrtes Training konditioneller<br />

Merkmale, insbesondere Kraft und<br />

Ausdauer.<br />

Ältere Jugendliche (Mädchen<br />

etwa von 14 bis 17 Jahren, Jungen<br />

etwa von 15 bis 18 Jahren)<br />

In der zweiten Phase der sogenannten<br />

Reifezeit (Adoleszenz)<br />

verlangsamt sich das Längenwachstum,<br />

und es setzt ein verstärktes<br />

Breitenwachstum ein.<br />

Diese Veränderungen wirken sich<br />

positiv auf die Körperproportionen<br />

(insbesondere auf das Verhältnis<br />

von Rumpf und Extremitäten) und<br />

auf das Last-Kraft-Verhältnis aus,<br />

womit wieder günstigere Voraussetzungen<br />

für neue koordinative<br />

Anforderungen und motorische<br />

Lernprozesse vorliegen.<br />

Es wird zwar seltener als im späten<br />

Schulkindalter ganzheitlich und<br />

auf Anhieb gelernt, andererseits<br />

sind die Jugendlichen nun eher in<br />

der Lage, Lernvorgänge auch auf<br />

gedanklicher Ebene zu unterstützen<br />

(kognitives Lernen), wodurch<br />

das Erlernen komplexerer Bewegungsabläufe<br />

begünstigt wird.<br />

Die Belastbarkeit für physische Beanspruchungen<br />

jeder Art ist in hohem<br />

Maße gegeben, wobei allerdings<br />

bei der Anwendung intensiver<br />

Trainingsbelastungen (z.B. für<br />

anaerobe Ausdauer und Maximalkraft)<br />

darauf zu achten ist, daß ein<br />

entsprechend guter Trainingszustand<br />

bereits vorliegt. Die Trainierbarkeit<br />

aller konditioneller Merk-


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

male ist gut ausgeprägt (allerdings werden in diesem Alter die höchbei<br />

den Jungen vor allem im Be- sten Leistungen erzielt. Dies gilt<br />

reich von Kraft und Schnelligkeit sowohl für den koordinativen als<br />

deutlich besser als bei den Mäd- auch für den konditionellen Bechen),<br />

so daß ein hohes physi- reich. Bei Ungeübten bzw. Untraisches<br />

Leistungsniveau erreicht nierten kann in diesem Alter zwar<br />

werden kann. Diese Voraussetzun- von einer stabilen Alltags- und Argen<br />

wirken sich positiv auf das Er- beitsmotorik ausgegangen werlernen<br />

bestimmter schwieriger Be- den, im sportmotorischen Bereich<br />

wegungsabläufe aus (z. B. Rück- sind aber bereits um das 30. Lehand-Schmetterball),<br />

die nicht nur bensjahr nicht unerhebliche Leiein<br />

hohes Maß an koordinativen stungseinbußen, insbesondere<br />

Fähigkeiten, sondern auch an kon- durch ßewegungsmangel im Allditionellen<br />

Fähigkeiten erfordern, tag hervorgerufen, zu verzeichund<br />

somit im Kindesalter nur be- nen. Dennoch kann durch intensidingt<br />

erlernt werden können. ves Üben auch von Anfängern<br />

(insbesondere von sog. Spätein-<br />

Junge Erwachsene (etwa von steigern, die von anderen Sportar-<br />

17/18 bis 30/35 Jahren) ten kommen) noch ein relativ ho-<br />

Bei Erwachsenen ist noch stärker hes technisches Niveau erreicht<br />

zwischen Geübten bzw. Trainier- werden, wobei kognitive Lernproten<br />

und Personen, die keinen zesse im Vordergrund stehen. Das-<br />

(<strong>Tennis</strong>-)Sport betreiben oder erst selbe gilt für den konditionellen<br />

damit beginnen wollen, zu diffe- Bereich, wo in allen Bereichen<br />

renzieren als bei Kindern und Ju- (insbesondere bei der Ausdauer)<br />

gendlichen.<br />

von einer sehr guten Trainierbar-<br />

Im Leistungssport kann das frühe keit und Belastbarkeit ausgegan-<br />

Erwachsenenalter als Phase der gen werden kann,<br />

vollen Ausprägung der motorischen<br />

Leistungsfähigkeit angesehen<br />

werden. In den meisten<br />

Sportarten, so auch im <strong>Tennis</strong>,<br />

Erwachsene im mittleren Alter<br />

(etwa von 30/35 bis 45/50<br />

Jahren)<br />

In diesem Entwicklungsabschnitt<br />

treten noch stärkere Unterschiede<br />

im sportmotorischen Bereich zwischen<br />

sportlich aktiven und sportlich<br />

inaktiven Personen auf.<br />

Bei Geübten bzw. Trainierten kann<br />

das mittlere Erwachsenenalter als<br />

ein Zeitraum der Erhaltung noch<br />

relativ hoher motorischer Leistungen<br />

angesehen werden. Die Leistungen<br />

liegen sowohl im koordinativen<br />

als auch im konditionellen<br />

Bereich im allgemeinen nicht wesentlich<br />

unter denen im Höchstleistungsalter.<br />

Dabei ist allerdings zu<br />

beachten, daß nicht alle Leistungsfaktoren<br />

im gleichen Maße altersstabil<br />

sind (besonders altersstabil<br />

ist die Ausdauer), so daß das absolute<br />

Leistungsniveau entsprechend<br />

sinkt.<br />

Zwar kann auch bei Ungeübten<br />

bzw. Untrainierten im Bereich der<br />

Alltagsmotorik von einem Altersabschnitt<br />

der relativen Erhaltung<br />

ausgegangen werden, bei sportmotorischen<br />

Anforderungen zeigen<br />

sich jedoch zunehmend deutlichere<br />

Leistungseinbußen, sowohl<br />

Tab. 2<br />

Charakteristische Entwicklungsabschnitte (in modifizierter Anlehnung an WINTER)<br />

Entwicklungsabschnitt Charakterisierung Altersspanne<br />

Jüngere Schulkinder<br />

Ältere Schulkinder<br />

Jüngere Jugendliche<br />

Ältere Jugendliche<br />

Junge Erwachsene<br />

Erwachsene im mittleren Alter<br />

Ältere Erwachsene<br />

Die Phase schneller Fortschritte in der<br />

motorischen Lernfähigkeit<br />

Die Phase der besten motorischen Lernfähigkeit<br />

in der Kindheit<br />

Die Phase der Umstrukturierung von<br />

motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

Die Phase der sich ausprägenden geschlechtsspezifischen<br />

Differenzierung, der fortschreitenden<br />

Individualisierung und der zunehmenden<br />

Stabilisierung<br />

Die Jahre der relativen Erhaltung der<br />

motorischen Leistungsfähigkeit<br />

Die Jahre der allmählichen motorischen<br />

Leistungsminderung<br />

Die Jahre der verstärkten motorischen<br />

Leistungsminderung<br />

etwa von 6 bis 10<br />

etwa von 10 bis 12/13<br />

Mädchen - etwa von 12 bis 14<br />

Jungen - etwa von 13 bis 15<br />

Mädchen - etwa von 14 bis 17<br />

Jungen -etwa von 15 bis 18<br />

etwa von 17/18 bis 30/35<br />

etwa von 30/35 bis 45/50<br />

etwa ab 45/50<br />

24


Lehren<br />

in koordinativer als auch in konditioneller<br />

Hinsicht. Die motorische<br />

Lernfähigkeit nimmt deutlich ab,<br />

so daß das Neu-Erlernen vielfältiger<br />

Bewegungsformen zunehmend<br />

schwieriger wird. Bevorzugt<br />

werden bereits automatisierte<br />

Handlungen. Die motorische Aktivität<br />

läßt ebenfalls nach. Eine zunehmende<br />

Tendenz zur Sparsamkeit,<br />

Zweckmäßigkeit und Ökonomie<br />

der Motorik ist zu beobachten.<br />

Dennoch ist auch in diesem<br />

Alter, trotz stärker eingeschränkter<br />

Lernfähigkeit, durch entsprechendes<br />

Üben für den Anfänger noch<br />

ein mittleres Niveau in technischer<br />

und konditioneller Hinsicht erreichbar.<br />

Ältere Erwachsene (etwa von<br />

45/50 bis 60/70 Jahren)<br />

Mit zunehmendem Alter treten<br />

immer größere Unterschiede zwischen<br />

regelmäßig sportlich aktiven<br />

und sportlich inaktiven Personen<br />

auf.<br />

Sowohl im koordinativen als auch<br />

im konditionellen Bereich gelingt<br />

es regelmäßig trainierenden Personen<br />

dieses Alters, ein zwar allmählich<br />

immer mehr abnehmendes,<br />

aber im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung<br />

und zu nicht<br />

mehr regelmäßig trainierenden<br />

Personen hohes Leistungsniveau<br />

zu halten. Defizite in der Alltagsmotorik<br />

sind bei diesem Personenkreis<br />

kaum festzustellen.<br />

Dagegen wird der motorische Leistungsrückgang<br />

bei sportlich inaktiven<br />

Personen nun auch im Bereich<br />

der Alltagsmotorik spürbar.<br />

Charakteristisch ist eine starke Beschränkung<br />

auf bereits automatisierte<br />

Handlungen, während das<br />

Erlernen neuer Bewegungen<br />

größere Schwierigkeiten bereitet.<br />

Dennoch können auch in diesem<br />

Alter durch entsprechendes Üben<br />

tennisspezifische Bewegungsfertigkeiten<br />

noch über die Grobform<br />

hinaus erlernt werden, wenngleich<br />

dies längerfristige Übungsprozesse<br />

erfordert. Ebenso kann durch ein<br />

geeignetes Training der altersbedingte<br />

konditionelle Leistungsabfall<br />

erheblich verlangsamt werden.<br />

Hinsichtlich der Belastbarkeit im<br />

physischen Bereich sollte besonders<br />

in diesem Alter berücksichtigt<br />

werden, daß häufig bereits bestehende<br />

Erkrankungen ein erhöhtes<br />

Risiko bei sportlichen Aktivitäten<br />

bedingen und daß die Belastungen<br />

sowohl in qualitativer als auch in<br />

quantitativer Hinsicht altersangepaßt<br />

sein sollten. Deshalb sollte<br />

der <strong>Tennis</strong>lehrer darauf achten,<br />

daß sich seine »Schüler«, vor allem<br />

in diesem Altersabschnitt, regelmäßig<br />

sportmedizinisch untersuchen<br />

lassen.<br />

Lehren<br />

Was macht einen guten <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

aus? Diese Frage ist sehr<br />

schwierig zu beantworten, weil<br />

Beobachtungen zeigen, daß sich<br />

viele <strong>Tennis</strong>lehrer recht unterschiedlich<br />

verhalten und doch<br />

ähnliche Erfolge aufweisen, wobei<br />

sich der Erfolg vor allem darin<br />

zeigt, ob die Unterrichtsziele erreicht<br />

werden und der Unterricht<br />

den Schülern mehr oder weniger<br />

gefällt.<br />

Fragt man Schüler nach Merkmalen<br />

eines guten <strong>Tennis</strong>lehrers,<br />

dann erhält man z.B. folgende<br />

Antworten:<br />

- »Er kann gut erklären.«<br />

- »Er spielt gut zu.«<br />

- »Er kann gut korrigieren.«<br />

- »Er versteht es, mich zu motivieren.«<br />

- »Er ist geduldig.«<br />

- »Ich kann ihm vertrauen.«<br />

- »Er kümmert sich um alle<br />

gleich.«<br />

Eher negative Urteile der Schüler<br />

lauten z.B.:<br />

- »Er kritisiert nur.«<br />

- »Er ist launisch.«<br />

- »Er strengt sich kaum an.«<br />

- »Er überfordert mich.«<br />

- »Er sagt überhaupt nichts.«<br />

- »Er ist ungerecht.«<br />

- »Er kommt oft zu spät.«<br />

- »Er hat keinen Plan.«<br />

Anforderungen an den<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer<br />

Solche eher positiven und eher<br />

negativen Urteile zeigen, daß<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer verschiedene Aufgaben<br />

haben, d.h. auch, verschiedenen<br />

Erwartungen entsprechen<br />

sollten. Solche Verhaltenserwartungen<br />

werden als soziale Rollen<br />

bezeichnet.<br />

Unter einer sozialen Rolle wird die<br />

Gesamtheit der Verhaltenserwartungen<br />

verstanden, die an Inhaber<br />

bestimmter Positionen (z.B. Positionen<br />

in einem Verein wie Vorsitzender,<br />

Geschäftsführer, Wirt,<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer) innerhalb eines gegebenen<br />

sozialen Systems (wie in<br />

unserem Beispiel im Vereinswesen)<br />

herangetragen werden. Demnach<br />

wird nicht davon ausgegangen,<br />

daß es dje Persönlichkeit des <strong>Tennis</strong>lehrers<br />

gibt, genauso wenig,<br />

wie es dje Persönlichkeit des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

gibt. Vielmehr ist es<br />

sinnvoller, die soziale Rolle des<br />

<strong>Tennis</strong>lehrers zu beschreiben. Von<br />

diesem Ansatz aus kann man auch<br />

nach Rollenkonflikten fragen, also<br />

nach Unterschieden zwischen den<br />

an den <strong>Tennis</strong>lehrer herangetragenen<br />

Erwartungen und seinen<br />

eigenen Erwartungen bzw. Fähigkeiten.<br />

Welches sind nun solche<br />

Rollenerwartungen? Faßt man die<br />

wichtigsten Erwartungen zusammen,<br />

dann ergeben sich vor allem<br />

vier Rollen.


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer als<br />

Fachmann<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer sollte nicht nur<br />

über fachliches Wissen, sondern<br />

auch über praktisches Können verfügen.<br />

Das fachliche Wissen bezieht<br />

sich vor allem auf die Bewegungslehre,<br />

Methodik und Trainingslehre.<br />

Das praktische Können<br />

und die eigenen Erfahrungen ermöglichen<br />

es, schülergemäß zu<br />

demonstrieren, angemessen zuzuspielen,<br />

ab und zu mitzuspielen<br />

und sich in die Situation seiner<br />

Schüler hineinzuversetzen. Nicht<br />

zuletzt wird er vom Schüler vor<br />

allem auch aufgrund seines praktischen<br />

Könnens akzeptiert.<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer als<br />

Pädagoge<br />

Vor allem im Kinder- und Jugendtraining<br />

hat der <strong>Tennis</strong>lehrer nicht<br />

nur die Aufgabe, <strong>Tennis</strong> zu vermitteln,<br />

sondern auch erzieherisch zu<br />

wirken. Auf das <strong>Tennis</strong>spiel bezogen<br />

muß er motivieren können<br />

und dazu beitragen, daß Siege<br />

und Niederlagen angemessen verarbeitet<br />

werden sowie Selbstbeherrschung,<br />

Verantwortung für die<br />

Gesundheit, Fairneß und kameradschaftliches<br />

Verhalten hoch bewertet<br />

werden. Über das <strong>Tennis</strong>spiel<br />

hinaus erstreckt sich die<br />

pädagogische Verantwortung auf<br />

die Gesamtentwicklung des jungen<br />

Menschen. Dabei sind all jene<br />

Erwartungen und Anforderungen<br />

zu berücksichtigen, mit denen sich<br />

junge <strong>Tennis</strong>spieler in Training und<br />

Wettkampf sowie außerhalb des<br />

Sports auseinandersetzen müssen.<br />

Solche Erwartungen und Anforderungen<br />

kommen vor allem von Eltern,<br />

anderen <strong>Tennis</strong>lehrern und<br />

Trainern, Vereins- und Verbandsfunktionären,<br />

gegebenenfalls von<br />

Sponsoren und Medienvertretern<br />

und schließlich von der Schule. Sie<br />

treffen auf Kinder und Jugendliche,<br />

die ganz allgemeine Bedürfnisse<br />

haben: z.B. das Bedürfnis<br />

• nach vielfältigen Erfahrungen<br />

und Erlebnissen,<br />

• nach angemessenem Lob und<br />

Anerkennung,<br />

• nach emotionaler Wärme,<br />

• nach eigener Verantwortung<br />

(mit zunehmendem Alter).<br />

Neben den Beziehungen zwischen<br />

Lehrer und Schüler ist auch zu berücksichtigen,<br />

daß sich - vor allem<br />

im Verlauf des Gruppenunterrichts<br />

- relativ stabile Beziehungen zwischen<br />

den Schülern herausbilden.<br />

Die Schüler lernen sich nicht nur<br />

kennen, sondern entwickeln auch<br />

emotionale Beziehungen untereinander.<br />

Solche Beziehungen machen<br />

die Struktur der Gruppe aus.<br />

In dieser Struktur hat der einzelne<br />

Schüler seine Position, z. B. als<br />

»Star«, »Außenseiter« oder »Mitläufer«.<br />

Manche Gruppenmitglieder<br />

nehmen besondere Rollen ein,<br />

z.B. der »Sprecher«, »Führer«<br />

oder »Spaßmacher«. Zur Frage<br />

der Gruppenstruktur gehört auch,<br />

ob die Gruppe insgesamt eher homogen<br />

(gleiches Leistungsniveau)<br />

oder heterogen (deutliche Leistungsunterschiede)<br />

ist, ob es Cliquen<br />

und Konflikte u.a. gibt. Alle<br />

diese Gesichtspunkte machen die<br />

Gruppendynamik aus. Für den<br />

Lehrer ist es also nicht nur wichtig<br />

zu wissen, welche Beziehungen<br />

die Schüler zu ihm haben (und<br />

umgekehrt), sondern auch welche<br />

Beziehungen die Schüler untereinander<br />

haben, damit er dies in seinen<br />

Unterrichtsplanungen berücksichtigen<br />

kann.<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer als<br />

Betreuer<br />

Oft kommt auf den <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

auch die Aufgabe zu, bei Turnieren,<br />

Reisen oder im Trainingslager<br />

Betreuungsfunktionen für seine<br />

Schüler zu übernehmen.<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer als<br />

Organisator<br />

Schließlich wird vom <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

auch erwartet, daß er z. B. ein Gesamtkonzept<br />

für das Jugendtraining<br />

entwirft und realisiert, ein<br />

Turnier vorbereitet und durchführt<br />

sowie ein Trainingslager organisiert<br />

und leitet.<br />

Führungsstile (Lehrer-<br />

Schüler-Verhältnis)<br />

Aus der Pädagogik werden häufig<br />

auch für den <strong>Tennis</strong>unterricht drei<br />

verschiedene Führungsstile, der<br />

autokratische, der Laissez-faireund<br />

der demokratische Führungsstil<br />

theoretisch abgeleitet.<br />

Je mehr der <strong>Tennis</strong>lehrer in der<br />

Gruppe unterrichtet, desto mehr<br />

kann sein Verhalten im Unterricht<br />

auch unter dem Gesichtspunkt des<br />

Führungsstils betrachtet werden.<br />

Beim autokratischen Führungsstil<br />

dominiert der Lehrer. Er bestimmt<br />

das Unterrichtsgeschehen, erklärt,<br />

demonstriert, beurteilt, gibt Anweisungen<br />

und Befehle, tadelt<br />

und lobt vor allem jene, die sich<br />

voll dem Unterricht anpassen.<br />

Beim Laissez-faire-Führungsstil<br />

wird das Geschehen vorwiegend<br />

den Schülern überlassen. Dieses<br />

Lehrerverhalten ist im engen Sinne<br />

nicht als »Führungs«-Stil zu bezeichnen<br />

und ist in der Praxis des<br />

<strong>Tennis</strong>unterrichts unbedeutend.<br />

Beim demokratischen Führungsstil<br />

wird das Unterrichtsgeschehen<br />

partnerschaftlich zwischen Lehrer<br />

und Schülern gemeinsam diskutiert<br />

und entschieden. Der Lehrer<br />

regt an, die Schüler sollen jedoch<br />

so weit wie möglich selbst die Lösungen<br />

für ihre Aufgaben finden.<br />

Dieser Unterrichtsstil ist also ge-<br />

26


:>Mrdth-*im><<br />

Methodische Konzeptionen<br />

kennzeichnet durch offene Aufgabenstellungen<br />

und verständnisvolles<br />

Eingehen des Lehrers auf die<br />

einzelnen Schüler.<br />

In der Praxis ist es nicht sinnvoll,<br />

sich zwischen dem autokratischen<br />

und dem demokratischen Führungsstil<br />

zu entscheiden. Vielmehr<br />

kommt es auf die jeweilige Situation<br />

an. So kann es im Verlauf des<br />

Unterrichts (vor allem mit Kindern<br />

oder beim Training mit Jugendlichen)<br />

durchaus angemessen sein,<br />

einen relativ strengen Unterricht<br />

(autokratisch) zu praktizieren. Der<br />

demokratische Führungsstil dagegen<br />

ist vor allem dann zweckmäßig,<br />

wenn der Unterricht gemeinsam<br />

geplant wird und am<br />

Rande des Unterrichts Probleme<br />

erörtert werden.<br />

Das Verhalten des Lehrers im Unterricht<br />

sollte auch nicht allein<br />

nach der Wahl des Führungsstils<br />

beurteilt werden. Vielmehr kommt<br />

es auch darauf an, daß er durch<br />

sein eigenes, vorbildliches Auftreten<br />

und Verhalten die Kriterien erfüllt,<br />

die vor allem bei der Funktion<br />

des <strong>Tennis</strong>lehrers als Pädagoge<br />

beschrieben wurden. Dazu<br />

gehören:<br />

• Äußeres Erscheinungsbild (Kleidung,<br />

Körperpflege)<br />

• Verhalten beim eigenen <strong>Tennis</strong>spiel<br />

(gegenüber sich selbst,<br />

dem Partner/Gegner, dem<br />

Schiedsrichter)<br />

• Verhalten (Sprache, Mimik und<br />

Gestik) gegenüber seinen<br />

Schülern, das im Prinzip wohlwollend<br />

sein sollte, d.h. im Detail<br />

hilfsbereit, gerecht, zuverlässig<br />

und vor allem auch engagiert<br />

Methodische<br />

Konzeptionen<br />

Ist sich der <strong>Tennis</strong>lehrer über Lernziele<br />

und Lerninhalte seines Unterrichts<br />

klargeworden, dann muß er<br />

sich die Frage nach dem methodischen<br />

Vorgehen stellen. Insbesondere<br />

gilt es zu entscheiden,<br />

• in welcher Reihenfolge und in<br />

welchem Umfang die Inhalte<br />

(Technik, Spiel usw.) angeboten<br />

werden,<br />

• welche Unterrichtsmaßnahmen<br />

(Vormachen, Erklären, Hilfsmittel,<br />

Organisationsformen) geeignet<br />

sind, die angestrebten<br />

Ziele zu erreichen.<br />

Wahl des richtigen<br />

methodischen Vorgehens<br />

Unabhängig von möglichen ergänzenden<br />

pädagogischen oder<br />

sozialen Lernzielen des Unterrichts<br />

soll immer Spielfähigkeit vermittelt<br />

werden. Für die Vermittlung gibt<br />

Abb. 6 Methodische Konzeptionen und Verfahren<br />

es zwei grundsätzliche Konzeptionen:<br />

sie sind eher spielorientiert<br />

oder eher technikorientiert<br />

(Abb. 6).<br />

Wie stark der Schwerpunkt der<br />

einen oder anderen Konzeption<br />

ausgeprägt ist, hängt von der Person<br />

des <strong>Tennis</strong>lehrers, den Schülern<br />

und den äußeren Bedingungen<br />

und Umständen ab. Ein einseitiges<br />

Vorgehen entsprechend<br />

der spiel- oder technikorientierten<br />

Konzeption ist nicht zu empfehlen<br />

(s. auch S. 28).<br />

Spielorientierte<br />

Konzeption<br />

Im Mittelpunkt steht die Verwirklichung<br />

des Spielgedankens. Es wird<br />

von Anfang an gespielt. Dabei<br />

kann das Spielgeschehen zunächst<br />

sehr vereinfacht werden. Diese<br />

Vereinfachungen beziehen sich<br />

auf das Spielfeld (Kleinfeld), die<br />

Geräte (Kurzschläger, Schaumstoffball)<br />

und die Regeln (Ball<br />

springt zu Anfang zweimal, kein<br />

Aufschlagfeld usw.). Durch den<br />

schrittweisen Verzicht auf die ge-


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

nannten Vereinfachungen im Rahmen<br />

eines angemessenen<br />

Übungsprozesses wird die Spielfähigkeit<br />

zunehmend besser. Technik<br />

und Taktik entwickeln sich im<br />

Spiel. Die vereinfachten Spiele<br />

nähern sich immer mehr dem regelgerechten<br />

<strong>Tennis</strong>spiel an. Sie<br />

stellen in ihrer Gesamtheit eine<br />

Spielreihe dar. Der Lehrer kann dabei<br />

eher deduktiv oder eher induktiv<br />

vorgehen.<br />

Deduktiv bedeutet im Rahmen der<br />

spielorientierten Konzeption, daß<br />

der Lehrer Spiele und Spielformen<br />

genau vorschreibt, induktiv dagegen,<br />

daß er die Schüler im Rahmen<br />

der vorgegebenen äußeren<br />

Gegebenheiten Spiele ausprobieren<br />

und selbst finden und variieren<br />

läßt.<br />

Technikorientierte<br />

Konzeption<br />

Im Mittelpunkt steht hier die<br />

schrittweise Vermittlung von Teilen<br />

des Spiels, also vor allem von<br />

technischen Fertigkeiten (diese jedoch<br />

auch unter taktischen Gesichtspunkten).<br />

Es wird davon ausgegangen, daß<br />

sich durch die schrittweise Einführung,<br />

Verbesserung und Erweiterung<br />

der einzelnen Techniken<br />

auch die Qualität des Spiels verbessert.<br />

Die Vermittlung der notwendigen<br />

Fertigkeiten kann ganzheitlich<br />

oder teilorientiert erfolgen (vgl.<br />

Abb. 6, S. 27).<br />

Von einer Ganzheitsmethode<br />

spricht man dann, wenn eine<br />

Technik ohne Zwischenschritte als<br />

Ganzes erlernt wird. Das bedeutet<br />

für den <strong>Tennis</strong>lehrer, daß er entweder<br />

- die zu erlernende Technik als<br />

Ganzes vormacht und sie danach<br />

vom Schüler in einer angemessenen<br />

Übungsphase<br />

nachvollziehen läßt und ggf.<br />

korrigiert,<br />

- die Technik wiederholt vormacht<br />

und jeweils in kürzeren<br />

Abständen (10-20 Sek.) vom<br />

Schüler nachmachen läßt<br />

(Imitationslernen, Lernen auf<br />

Anhieb, s.S. 18/19) oder<br />

- ohne vorherige Demonstration<br />

eine Aufgabenstellung vorgibt<br />

und den Schüler die Technik<br />

ganzheitlich in einer angemessenen<br />

Übungsphase herausfinden<br />

läßt.<br />

Unter Teilmethode versteht man<br />

ein Verfahren, bei dem der <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

das Erlernen einer Fertigkeit<br />

über eine Reihe von Zwischenschritten<br />

organisiert und vermittelt.<br />

Es werden zunächst Einzelteile<br />

der Zielform erlernt und diese<br />

anschließend zusammengesetzt.<br />

Idealtypisches methodisches Mittel<br />

eines solchen Verfahrens stellt die<br />

Übungsreihe dar.<br />

Sowohl die ganzheitliche Fertigkeit<br />

als auch Teilbewegungen können<br />

den Schülern vorschreibend (deduktiv)<br />

oder ausprobierend (induktiv)<br />

angeboten werden.<br />

Am Beispiel einer Übungsreihe<br />

zum Erlernen des Aufschlags ist<br />

das Vorgehen nach der Teilmethode<br />

dargestellt:<br />

1. Hochwerfen des Balles mit der<br />

linken Hand:<br />

Mit der linken Hüfte nahe an<br />

eine Wand oder einen Zaun<br />

stellen. Die Wurfhöhe ist durch<br />

eine Markierung angedeutet.<br />

Der Ball soll mit der linken<br />

Hand bis zur Markierung steil<br />

nach oben geworfen werden.<br />

Vor der linken Fußspitze ist im<br />

Abstand von ca. 30 cm eine<br />

kleine Zielfläche markiert (Zeitung,<br />

Reifen, <strong>Tennis</strong>schläger,<br />

Schlägerhülle). Auf diese Fläche<br />

soll der Ball nach dem Hochwerfen<br />

auftreffen.<br />

2. Bewegungsablauf des rechten<br />

Armes ohne Schläger:<br />

Den Ball aus der Ausgangsstellung<br />

mit der rechten Hand über<br />

das Netz bzw. in das gegenüberliegende<br />

Aufschlagfeld<br />

werfen.<br />

3. Bewegungsablauf des rechten<br />

Armes mit Schläger:<br />

Der Schüler steht in Ausgangsstellung<br />

hinter einer Linie<br />

(T-Linie oder Grundlinie)<br />

und übt in flüssiger und<br />

rhythmischer Folge mit dem<br />

Schläger in der rechten Hand<br />

die Aushol-, Schlag- und<br />

Ausschwungbewegung.<br />

4. Koordination von Wurf- und<br />

Schlagbewegung:<br />

Den Ball mit der linken Hand<br />

hochwerfen und ihn in der<br />

oben beschriebenen Form mit<br />

dem Schläger nach vorne-oben<br />

wegschlagen.<br />

Spielorientierte oder<br />

technikorientierte<br />

Konzeption<br />

In der Regel sollten die gegensätzlichen<br />

Konzeptionen miteinander<br />

kombiniert werden, sich also gegenseitig<br />

ergänzen. Für die konkrete<br />

Unterrichtssituation müssen<br />

diese Kombinationen in Abhängigkeit<br />

von Gruppe, Zielstellung und<br />

Leminhalt festgelegt werden. Da<br />

jeder <strong>Tennis</strong>unterricht am Ende<br />

Spielfähigkeit anstrebt, ob wettkampforientiert<br />

oder nicht, sollten<br />

immer wieder tennisähnliche<br />

Spiele angeboten werden. Diese<br />

Spiele müssen dem Niveau der<br />

Schüler angepaßt sein, d. h., sich<br />

folgerichtig an den vorher erlernten<br />

Techniken ausrichten. Die zunehmend<br />

komplexer werdenden<br />

tennisähnlichen Spiele stellen also<br />

die Spielreihe dar, bilden aus der<br />

28


Methodische Konzeptionen<br />

• Die zu erlernende Technik ist<br />

für einen einzelnen Schüler zu<br />

schwierig (z. B. Aufschlag).<br />

• Der <strong>Tennis</strong>lehrer hat Schüler mit<br />

Lernschwierigkeiten, denen ein<br />

ganzheitliches Lernen auch im<br />

Kleinfeld und mit Lerngeräten<br />

nicht gelingt.<br />

• In ganzheitlich probierten Techniken<br />

gelingen dem Schüler<br />

Teilbewegungen nicht, so daß<br />

diese in besonderem Maße geschult<br />

und verbessert werden<br />

müssen (z.B. Schlinge hinter<br />

dem Rücken beim Aufschlag).<br />

Deduktives oder<br />

induktives Vorgehen<br />

Abb. 7 Möglichkeit für eine kombinierte Spielkonzeption für die Einführung von<br />

<strong>Tennis</strong> mit Kindern<br />

Sicht der spielorientierten Konzeption<br />

gleichsam die »Hauptstraße«<br />

des Unterrichts. In diesem Fall<br />

müssen jedoch auf »Nebenstraßen«<br />

stets auch technische und<br />

taktische Fertigkeiten vermittelt<br />

werden (Abb. 7). Andererseits<br />

sollte der Lehrer, der eher technikorientiert<br />

vorgeht, auch daran<br />

denken, die erlernten Techniken in<br />

Spielformen anwenden zu lassen.<br />

Nur in den folgenden Ausnahmefällen<br />

sollte sich der <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

für eine rein spiel- oder rein technikorientierte<br />

Konzeption entscheiden:<br />

• Ein Schüler wünscht ausdrücklich,<br />

daß ihm der Lehrer nur bestimmte<br />

Techniken vermittelt<br />

oder verbessert (technikorientiert).<br />

• Ein Schüler wünscht, daß der<br />

Lehrer ausschließlich mit ihm<br />

spielt (spielorientiert).<br />

• Lernschwache Schüler sind über<br />

längere Zeit noch nicht in der<br />

Lage, Erlerntes im Spiel anzuwenden<br />

(technikorientiert).<br />

• Schüler haben stabile Techniken,<br />

deren taktische Anwendung<br />

im Spiel verbessert werden<br />

soll (spielorientiert).<br />

Ganzheits- oder<br />

Teilmethode<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer sollte bei der Vermittlung<br />

von Techniken vorrangig<br />

ganzheitlich vorgehen. Allerdings<br />

bietet sich in folgenden Fällen eine<br />

Teilmethode an:<br />

Die Entscheidung für die eine oder<br />

die andere Verfahrensform (s. Tab.<br />

3) ist abhängig von<br />

• der zur Verfügung stehenden<br />

Übungszeit,<br />

• dem Alter der Schüler,<br />

• dem Schwierigkeitsgrad der zu<br />

erlernenden Fertigkeit,<br />

• der Wichtigkeit übergeordneter<br />

(nichtmotorischer) Lernziele.<br />

Es ist offenkundig, daß ein induktives<br />

Darbieten und Erlernen länger<br />

dauert und nicht immer zum<br />

gewünschten Ziel führt. Es ist daher<br />

normalerweise ein deduktives<br />

Vorgehen vorzuziehen.<br />

Trotzdem sollte der <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

in seinem Unterricht gelegentlich<br />

induktiv vorgehen, um Selbständigkeit,<br />

Kreativität und Einsicht<br />

seiner Schüler zu entwickeln und<br />

zu fördern:<br />

• Insbesondere Kinder könnte<br />

man hin und wieder induktiv<br />

lernen lassen. Selbständiges<br />

Ausprobieren regt die Phantasie<br />

an und motiviert besonders<br />

zum Üben.<br />

• Bei der Einführung von neuen<br />

Techniken könnte man induktiv<br />

beginnen und nach angemesse-<br />

29


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Arbeitsschritte<br />

Kennzeichen<br />

Beispiel:<br />

Einführung des Schmetterballs<br />

Deduktives Verfahren: Lehrergibt vor<br />

1. Bewegungsbeschreibung und<br />

Demonstration<br />

2. Bewegungsanweisung (Übungsorganisation<br />

3. Ggf. Bewegungshilfe<br />

4. Bewegungskorrektur<br />

5. Ggf. weitere Bewegungsanweisungen<br />

6. Situative Anwendung<br />

- Ziel im Vordergrund<br />

- Lenkendes Vorgehen des Lehrers<br />

- Konkrete Bewegungsvorstellung<br />

- schnelles Erreichen des Zieles durch<br />

ökonomisches Vorgehen<br />

- Motivation oft nur von außen durch<br />

den Lehrer möglich<br />

1. Erläuterung von Situation und<br />

Absicht<br />

2. Demonstration<br />

3. Bestimmung des Treffpunkts<br />

(Ballangel)<br />

4. Strecken des Schlagarms zum Treffpunkt<br />

5. Einnehmen der seitlichen Schlagstellung<br />

6. Anwerfen des Balles durch den Lehrer<br />

- Wegschlagen über das Netz mit<br />

einer sehr kurzen Schlagbewegung<br />

(nur Hauptaktion)<br />

7. Ggf. Korrekturen<br />

Tab. 3 Gegenüberstellung von deduktivem und induktivem Verfahren<br />

Induktives Verfahren: Schüler probiert aus<br />

1. Bewegungsaufgabe<br />

2. Lenken der Versuche und des Erprobens<br />

3. Herausstellen günstiger Lösungsmöglichkeiten<br />

4. Demonstration günstiger Lösungen<br />

und Bewegungserklärung<br />

- Lernprozeß im Vordergrund<br />

- Selbständiges Erproben<br />

- Konkrete Aufgabenstellung<br />

- Zielerreichung auf Umwegen<br />

- Schüler meistens durch die Aufgabe<br />

motiviert<br />

1. Schüler am Netz aufstellen. Lob zuspielen,<br />

Aufgabenstellung: »Ball ins<br />

Feld spielen«<br />

2. »Versuch, den Ball schnell und seitlich<br />

herauszuspielen«<br />

3. »Schaut, wie Monika den Ball spielt -<br />

versucht das nachzumachen«<br />

4. »Ich zeige und erkläre euch nochmals,<br />

wie Monika den Ball geschmettert<br />

hat«<br />

5. »Dieter, du hast Probleme, den Ball<br />

gut zu treffen, wir machen nochmals<br />

folgende Vorübungen ...«<br />

ner Zeit deduktiv weiterarbeiten.<br />

Bei vereinfachten Aufgabenstellungen<br />

erkennen die<br />

Lernenden die taktische Notwendigkeit<br />

der Technik und<br />

den möglichen Fortschritt.<br />

Zusammenfassung<br />

Es lassen sich insgesamt folgende<br />

Empfehlungen geben:<br />

1. Spiel- und technikorientiertes<br />

Vorgehen im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

sollte möglichst miteinander<br />

kombiniert, d.h. erlernte Techniken<br />

anschließend immer in<br />

Spielformen erprobt und angewendet<br />

werden.<br />

2. Unterrichtet der <strong>Tennis</strong>lehrer im<br />

Kleinfeld und verwendet Lernschläger<br />

und -balle, sollte spielorientiertes<br />

Vorgehen Vorrang<br />

haben, d.h., es sollte überwiegend<br />

gespielt und Techniken<br />

und Taktik oft im Spiel erarbeitet<br />

werden.<br />

3. Schlagtechniken sollten vorwiegend<br />

ganzheitlich vermittelt<br />

werden.<br />

4. Induktives Vorgehen ist insbesondere<br />

bei Kindern vorzuziehen.<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer könnte<br />

oft induktiv beginnen und bei<br />

Lernschwierigkeiten deduktiv<br />

weiterarbeiten.<br />

Diese Hinweise sind selbstverständlich<br />

nur Empfehlungen. Auch<br />

hier führen viele Wege nach Rom.<br />

Das bedeutet, es wird manche Situation<br />

geben, wo ein anderes<br />

Vorgehen sinnvoll ist. Das wurde<br />

zuvor im Text in einer Reihe von<br />

Ausnahmen deutlich gemacht.<br />

Entscheidend ist, daß die Schüler<br />

vom Unterricht begeistert sind.<br />

Unterrichtsmaßnahmen<br />

Die konkreten Maßnahmen des<br />

<strong>Tennis</strong>lehrers im Unterricht sind:<br />

• Vormachen<br />

• Bewegungen beschreiben<br />

• Bewegungen erklären<br />

• Bewegungen anweisen<br />

• Bewegungsaufgaben stellen<br />

• Bewegungen korrigieren<br />

• Zuspielen<br />

• Organisieren<br />

• Verwenden von Medien und<br />

Hilfsmitteln<br />

Vormachen<br />

Das Vormachen (Demonstration)<br />

durch den Lehrer ist zunächst die<br />

wichtigste und in der Regel immer<br />

die erste Informationsquelle für<br />

30


Unterrichtsmaßnahmen<br />

Grundsatz Begründung Beispiel<br />

Auf optimale Stellung zum Schüler<br />

achten<br />

Technisch richtig vormachen<br />

Der zu beobachtende Teil der Bewegung<br />

muß deutlich zu sehen sein<br />

Schaffen einer optimalen Bewegungsvorstellung<br />

für den Schüler<br />

Mit dem Rücken zum Schüler stehen,<br />

um die Schlägerbewegung in<br />

der Schleife beim Aufschlag demonstrieren<br />

zu können<br />

Deutliches Beibehalten der seitlichen<br />

Schlagstellung beim Rückhand-Flugball<br />

Schwerpunkt für die Beobachtung<br />

angeben<br />

Unmittelbaren Nachvollzug der<br />

Demonstration ermöglichen<br />

Demonstration häufig wiederholen<br />

Schülergerecht demonstrieren<br />

Demonstration als begleitende<br />

Information zum taktischen<br />

Zusammenhang geben<br />

Auch ohne Ball demonstrieren<br />

(Trockendemonstration)<br />

Erforderlichenfalls Teilbewegungen<br />

angemessen vormachen<br />

Lenkung der Aufmerksamkeit auf<br />

bestimmte Bewegungsteile<br />

Information bleibt innerhalb von<br />

etwa 20 Sekunden gegenwärtig und<br />

kann sofort umgesetzt werden<br />

Schaffung einer vollständigen und<br />

genaueren ßewegungsvorstellung<br />

Anpassen der räumlichen und zeitlichen<br />

Struktur an den Leistungsstand<br />

der Schüler<br />

Bewußtmachen von Situationen und<br />

Zielen für die Anwendung der<br />

Schlagarten<br />

Ablenkung des Schülers durch den<br />

Ballflug vermeiden<br />

Herausstellen wesentlicher Bewegungsdetails<br />

Beobachten der linken Hand beim<br />

Rückhand-Grundschlag<br />

Technik des Flugballs auf Zuspiel<br />

durch die Ballmaschine sofort nachvollziehen<br />

lassen<br />

Schlagbewegung beim Vorhand-<br />

Flugball mehrfach hintereinander<br />

und mehrfach zwischendurch zeigen<br />

Räumlich: starkes Kniebeugen zum<br />

Halbflugball. Zeitlich: verlangsamte<br />

Aufschlagbewegung<br />

Wann und wohin spielt man einen<br />

Stop?<br />

Vorhand-Grundschlag als Gesamtbewegung<br />

vormachen<br />

Ausholbewegung zum Schmetterball<br />

vormachen<br />

Tab. 4<br />

Grundsätze und Formen für eine optimale Demonstration<br />

den Schüler. Sie erfüllt folgende<br />

wichtige Funktionen:<br />

• Die Lernenden bekommen auf<br />

schnelle und zugleich genaue<br />

Weise eine erste Information<br />

über das, was sie lernen sollen<br />

und wollen.<br />

• Der Lehrer zeigt mit seiner Demonstration,<br />

daß er das, was er<br />

vermitteln will, ernst nimmt und<br />

selbst beherrscht.<br />

• Der Lehrer motiviert die Lernenden<br />

durch sein persönliches<br />

Vorbild.<br />

• Die Schüler können unter Umständen<br />

ganzheitlich lernen.<br />

• Durch gleichzeitiges Mitvollziehen<br />

der gezeigten Bewegung<br />

(Imitation) ist ein direktes Lernen<br />

möglich.<br />

Einordnung des Vormachens<br />

in den Lernprozeß<br />

Die zu erlernende Technik sollte<br />

zunächst in ihrem taktischen Zusammenhang<br />

erläutert und ggf.<br />

gezeigt werden. Dadurch können<br />

die Lernenden die entsprechende<br />

Fertigkeit in ihrer Bedeutung für<br />

das Spiel einordnen und deren<br />

Stellenwert für ihre eigene Spielfähigkeit<br />

abschätzen.<br />

Anschließend erfolgt die eigentliche,<br />

schülergerechte Demonstration,<br />

um eine erste räumliche,<br />

ggf. auch zeitlich-dynamische Bewegungsvorstellung<br />

als bildlichen<br />

Eindruck zu erreichen. Tabelle 4<br />

faßt die wichtigsten Grundsätze<br />

und Formen für eine optimale<br />

Demonstration zusammen.<br />

Abb. 8<br />

Lehrerdemonstration<br />

31


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

—•••••—••B—Bwamtai^ ••,. u ; ,;.'<br />

Sprache und Sprechen<br />

im Unterricht<br />

Die Sprache im Unterricht umfaßt<br />

alle Äußerungen des Lehrers, mit<br />

denen er das Lernen anleitet und<br />

organisiert. Es umfaßt aber auch<br />

die Äußerungen der Schüler sowie<br />

das Gespräch zwischen Lehrer und<br />

Schüler.<br />

Mit Sprechen kann der Lehrer<br />

• Bewegungen beschreiben<br />

• Bewegungen erklären<br />

• Bewegungen anweisen<br />

• Bewegungsaufgaben stellen<br />

• Bewegungen korrigieren<br />

Wesentliche Anforderungen an die<br />

Sprache des Lehrers sind in Tabelle<br />

5 zusammengefaßt.<br />

Anpassung der Sprache<br />

an die Schüler<br />

Benutzt der <strong>Tennis</strong>lehrer die Sprache<br />

der Lehrpläne, dann ist sicher<br />

die sachliche Richtigkeit gegeben.<br />

Allerdings wird diese Sprache den<br />

Schülern oft nicht verständlich<br />

sein. Nun sind die Lehrpläne in erster<br />

Linie für den Lehrer geschrieben<br />

worden. Für ihn haben sie<br />

eine Wissensfunktion.<br />

Demgegenüber soll die Sprache im<br />

Unterricht für die Schüler eine<br />

handlungsanregende Funktion besitzen.<br />

Sie soll die Bewegungsvorstellungen<br />

und Handlungspläne<br />

der Schüler entwickeln und verbessern<br />

helfen sowie motivierend<br />

wirken. Insofern muß sich Unterrichtssprache<br />

sehr oft von <strong>Lehrplan</strong>ssprache<br />

unterscheiden. So<br />

kann man z.B. den Schülern beim<br />

Üben des Grundschlages mit der<br />

Vorhand sagen, sie mögen den<br />

Ball mit dem Schläger lange in<br />

Schlagrichtung »führen«, obwohl<br />

der Kontakt zwischen Ball und Besaitung<br />

nur wenige Tausendstel<br />

Sekunden beträgt. Trotzdem wird<br />

diese Information in vielen Fällen<br />

den Schülern helfen, genauer zu<br />

treffen, weil sie während der<br />

Schlagphase das Gewicht nach<br />

vorne verlagern und den Oberkörper<br />

mitdrehen.<br />

Die Sprache im Unterricht muß<br />

sich also ausrichten:<br />

• an der Struktur des zu vermittelnden<br />

Stoffes,<br />

• am Auffassungs- und Vorstellungsvermögen<br />

der Schüler, das<br />

durch deren Alter, Intelligenz<br />

und bisherige Ausbildung bestimmt<br />

wird.<br />

Insbesondere ist es wichtig zu<br />

wissen, daß der Lehrer zumeist die<br />

Bewegung anspricht, die er als<br />

Betrachter sieht, also die Außenperspektive<br />

der Bewegung. Er orientiert<br />

sich vornehmlich am räumlich-zeitlichen<br />

Ablauf der Bewegung.<br />

Seine Sprache ist deshalb an<br />

der visuellen Wahrnehmung orientiert.<br />

Die Schüler dagegen nehmen<br />

die Bewegung eher über die Innenperspektive<br />

(sog. kinästhetische<br />

Wahrnehmung) wahr. Sie<br />

»fühlen«, daß der Ball zu spät getroffen<br />

wurde und »spüren«, daß<br />

sie sich in Rücklage befanden und<br />

den Schläger zu wenig geschwungen<br />

hatten usw. Sie brauchen deshalb<br />

vom Lehrer auch Informationen,<br />

die diese Innenperspektive<br />

ansprechen. Dies ist nicht immer<br />

leicht, da sich manche Phänomene<br />

der Innenperspektive der Bewegungshandlungen<br />

sprachlich nur<br />

teilweise fassen lassen, was sich<br />

auch darin äußert, daß die Schüler<br />

ihre inneren Erlebnisse häufig<br />

sprachlich nicht konkretisieren<br />

können.<br />

Der Lehrer muß bei seinen Äußerungen<br />

auch berücksichtigen, ob<br />

er die Schüler vor, während oder<br />

nach der Handlung anspricht.<br />

• Vor der Handlung sollte der<br />

Lehrer sich hauptsächlich fragen,<br />

wie er den Schülern beim<br />

Aufbau ihres Handlungsplanes<br />

helfen kann; dabei sollte er<br />

nicht zu viele Informationen<br />

geben, um die Schüler nicht zu<br />

überfordern.<br />

• Während die Schüler handeln,<br />

können sie kaum ausführliche<br />

Informationen aufnehmen und<br />

verarbeiten; deshalb müssen<br />

sich die sprachlichen Äußerungen<br />

auf Akzentuierungen des<br />

Bewegungsablaufs oder auf<br />

Rhythmisierung beschränken.<br />

Tab. 5 Anforderungen an die Sprache (verbale Information) des Lehrers<br />

• Nach der Handlung muß der<br />

Lehrer berücksichtigen, daß<br />

auch die Schüler ihre Bewegung<br />

wahrgenommen haben und<br />

verarbeiten. Es kommt also darauf<br />

an, diese Verarbeitung so<br />

zu unterstützen oder zu korrigieren,<br />

daß sie den Aufbau der<br />

nächsten Handlungspläne verbessert.<br />

Sachliche Günstiger Verständlichkeit Akustisches Klang Übereinstimmung<br />

Richtigkeit<br />

Informationsfluß<br />

Verstehen<br />

mit<br />

Körpersprache<br />

- Übereinstimmung - Sprech­ - Gliederung/Ordnung, - Anpassung - Lautstärke - Modulierung - Freundlichkeit<br />

mit <strong>Lehrplan</strong>­ tempo - Einfachheit an Alter und - Deutlichkeit - Tonhöhe - angemessene<br />

technik (biomecha­ - Sprech­ - Kürze/Prägnanz Vorkenntnisse - Klangfülle Gestik<br />

nisch und situativ pausen - Stimulanz/Anregung der Schüler - Sympathie<br />

ermittelt)<br />

der Sprache<br />

- methodisch richtig<br />

32


Unterrichtsmaßnahmen<br />

Bewegungen<br />

beschreiben<br />

Die Bewegungsbeschreibung dient<br />

zur Vorbereitung und Ergänzung<br />

der visuellen Informationen und<br />

damit zur Verbesserung der Bewegungsvorstellung<br />

des Lernenden.<br />

Sie ist eine geordnete Darstellung<br />

des räumlichen, zeitlichen und<br />

dynamischen Ablaufs der entsprechenden<br />

Fertigkeit.<br />

Die Bewegungsbeschreibung hat<br />

folgende Funktionen:<br />

• Sie präzisiert die Zielangabe<br />

(z.B. beim Aufschlag: »Der<br />

Schläger wird hinter dem<br />

Rücken zunehmend beschleunigt«),<br />

• Sie kann die Aufmerksamkeit<br />

der Lernenden auf Wesentliches<br />

lenken (z.B. beim Topspin:<br />

»Achtet auf die steile und<br />

schnelle Aufwärtsbewegung<br />

des Schlägers«).<br />

• Sie kann an Bekanntem anknüpfen<br />

(»Nehmt den Schläger<br />

so zurück wie beim Ausholen<br />

zum Flugball« als Beschreibung<br />

der Ausholbewegung beim<br />

Rückhandreturn auf einen<br />

Twist-Aufschlag).<br />

Die Bewegungsbeschreibung dient<br />

zur Begleitung und Ergänzung des<br />

Vormachens. Das bedeutet:<br />

• Sie kann Ordnung in die Bewegungsvorstellung<br />

der Lernenden<br />

bringen (z.B. beim Aufschlag:<br />

»Das linke Knie streckt<br />

sich bereits, wenn der Schlägerkopf<br />

noch nach unten zum<br />

Wendepunkt hinter dem<br />

Rücken schwingt«).<br />

• Sie kann Wesentliches deutlich<br />

von Unwesentlichem trennen<br />

(z. B. beim Topspin mit der Vorhand:<br />

»Es ist wichtig, daß der<br />

Schläger schnell und steil nach<br />

oben geschwungen wird, egal<br />

dagegen wohin und wie weit<br />

ihr ausschwingt«).<br />

Bewegungen<br />

erklären<br />

Die Bewegungserklärung kann der<br />

Ergänzung und Begründung der<br />

Bewegungsbeschreibung dienen,<br />

soweit sie für nötig erachtet oder<br />

von den Schülern verlangt wird.<br />

Mit der Bewegungserklärung sollen<br />

vor allem funktionale Zusammenhänge<br />

vermittelt werden. So<br />

kann den Schülern deutlich gemacht<br />

werden, welche Funktion<br />

die Hauptaktion einer Technik bei<br />

der Lösung einer taktischen Aufgabe<br />

hat, inwieweit bestimmte<br />

Ausprägungen der Hilfsaktionen<br />

vorbereitend, unterstützend oder<br />

behindernd wirken. Damit hilft die<br />

Bewegungserklärung, Einsicht und<br />

Überzeugung für das Gelernte zu<br />

vermitteln.<br />

Die gegebenen Bewegungserklärungen<br />

sollten<br />

• kurz und bündig sein, wenn sie<br />

unmittelbar am <strong>Tennis</strong>platz<br />

erfolgen,<br />

• in Gespräch und Diskussion<br />

nach dem Unterricht münden,<br />

wenn die Lernenden dies wünschen<br />

oder der Lehrende es für<br />

erforderlich hält,<br />

• gegebenenfalls durch eine<br />

gleichzeitige Demonstration<br />

unterstützt werden.<br />

Bewegungen<br />

anweisen<br />

Mit einer Bewegungsanweisung<br />

organisiert der Lehrer das Üben<br />

und leitet die Lernenden an. Er<br />

gibt in der gebotenen Kürze, aber<br />

so genau wie möglich an, wie der<br />

jeweils nächste Lernschritt und die<br />

entsprechende Organisationsform<br />

aussehen sollten. Damit ist die Bewegungsanweisung<br />

vor allem ein<br />

Merkmal des deduktiven Unterrichts<br />

(s. S. 29).<br />

Bewegungsaufgaben<br />

stellen<br />

Die Bewegungsaufgabe stellt im<br />

Gegensatz dazu den wesentlichen<br />

Teil eines induktiven Vorgehens<br />

dar (s. S. 29). Wird dabei der Lösungsspielraum<br />

der Übenden nicht<br />

eingeschränkt, spricht man von einer<br />

»freien Bewegungsaufgabe«.<br />

Wird, um ein Ziel schneller zu<br />

erreichen oder um die Einsicht der<br />

Lernenden zu fördern, vorher eine<br />

Information zur Orientierung<br />

gegeben, so handelt es sich um<br />

eine »gebundene Bewegungsaufgabe«.<br />

Bewegungen<br />

korrigieren<br />

Beim Erlernen von neuen Fertigkeiten<br />

entstehen zwangsläufig<br />

auch Fehler. Bewegungen werden<br />

korrigiert, wenn sie<br />

• direkt zu Fehlern (Ball nicht<br />

getroffen, im Netz oder Aus)<br />

führen,<br />

• zu taktisch ungünstigen Situationen<br />

(z.B. Ball zu kurz)<br />

führen,<br />

• langfristig die Weiterentwicklung<br />

des Lernenden<br />

(z. B. Mittelgriff verhindert<br />

extremen Vorwärtsdrall)<br />

behindern.<br />

Feststellen des Fehlers<br />

Entsprechend der funktionalen Bewegungsanalyse<br />

(s. <strong>Band</strong> 1, Seite<br />

20ff.) sollte der <strong>Tennis</strong>lehrer seine<br />

Korrektur an der Erreichung des<br />

taktischen (Bewegungs-)Ziels<br />

orientieren. Das bedeutet, daß er<br />

beurteilt, inwieweit die entsprechende<br />

Technik geeignet und der<br />

Spieler in der Lage ist, die taktische<br />

Aufgabe zu erfüllen.<br />

Insofern empfiehlt sich für den<br />

Lehrer beim Feststellen von Feh-


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

lern grundsätzlich folgendes Vorgehen:<br />

• Beobachten der betreffenden<br />

Technik möglichst im Spiel oder<br />

unter bei spielnahen Bedingungen<br />

oder entsprechendem Zuspiel<br />

• Feststellen, ob<br />

- der Ball nicht getroffen<br />

wurde<br />

- der Ball im Netz oder Aus<br />

landete<br />

- die taktische Aufgabe nicht<br />

erfüllt wurde<br />

• Beurteilen der Hauptaktion der<br />

Technik in bezug auf die genannten<br />

Fehlerarten<br />

• Beurteilen der Hilfsaktionen -<br />

ggf. als Ursache für eine fehlerhafte<br />

Hauptaktion (Fehler/<br />

Folgefehler)<br />

• Beurteilen der Spielräume der<br />

Hilfsaktionen in Abgrenzung zu<br />

Fehlern und Mängeln<br />

• Beurteilen der Bewegungen des<br />

Kopfes, des linken Armes oder<br />

der Beinarbeit als Komponenten,<br />

die häufig nicht als Hilfsaktionen<br />

beschrieben werden<br />

Ursachen für Fehler<br />

Fehler entstehen zunächst aufgrund<br />

von Koordinationsproblemen<br />

beim Erlernen neuer Techniken.<br />

Weil Gesehenes und Gehörtes<br />

in unterschiedlicher Weise in<br />

Bewegung umgesetzt wird, können<br />

bei verschiedenen Schülern<br />

ganz unterschiedliche Fehler entstehen.<br />

Ist der Lehrer geduldig,<br />

das heißt, wiederholt er seine<br />

Informationen und gibt ausreichend<br />

Zeit zum Erproben, verschwinden<br />

manche Fehler von<br />

selbst. Darüber hinaus gibt es eine<br />

Reihe von weiteren Ursachen:<br />

• Fehler als Folge von Fehlern in<br />

der Ballberechnung (Timing,<br />

Abstand)<br />

• Fehler als Folge unangemessener<br />

Absichten (z.B. Ball wird<br />

viel zu schnell gespielt) und taktischer<br />

Fehleinschätzungen<br />

• Konditionelle Schwächen<br />

• Allgemeine koordinative<br />

Schwächen (auch Mangel an<br />

sportlichen Vorerfahrungen)<br />

• Mangelndes Ballgefühl<br />

• Fehlende Motivation<br />

Bevor der Lehrer diese Mängel<br />

nicht durch geeignete Vorübungen,<br />

ergänzende Übungsprogramme<br />

und spezifische Maßnahmen<br />

ausgeglichen hat, werden<br />

seine Bewegungskorrekturen relativ<br />

unwirksam bleiben.<br />

Grundsätze für Bewegungskorrekturen<br />

Bei den Korrekturen sind folgende<br />

Grundsätze zu beachten:<br />

• Fehlerursache ergründen.<br />

• Der Lehrer soll zunächst einmal<br />

abwarten, bevor er korrigiert;<br />

der Schüler muß Zeit „haben, '<br />

sich mit der Bewegung vertraut<br />

zu machen, so daß falsche Bewegungen<br />

beim Üben unter<br />

Umständen von selbst abgestellt<br />

werden oder der Schüler<br />

sich bewußt selbst korrigiert.<br />

• Erfolgt diese Selbstkorrektur<br />

nicht, dann soll die Korrektur<br />

möglichst sofort nach der<br />

falschen Bewegungsausführung<br />

erfolgen.<br />

• Zuerst Korrekturen, die helfen,<br />

den Ball zu treffen und ins<br />

Spielfeld zu schlagen; d.h. in<br />

der Regel, Fehler in der Hauptaktion<br />

oder in den Hilfsaktionen,<br />

die die Hauptaktion negativ<br />

beeinflussen, korrigieren.<br />

• Die Notwendigkeit einer Korrektur<br />

sollte sich zunächst an<br />

der taktischen Aufgabe, und<br />

nicht am Bewegungsablauf<br />

orientieren, d.h., sie sollte erst<br />

einsetzen, wenn die Funktion<br />

der entsprechenden Technik in<br />

der Spielsituation nicht erfüllt<br />

werden kann.<br />

• Nur einen Fehler und nicht<br />

mehrere gleichzeitig ansprechen.<br />

• Korrekturen selten mit Kritik,<br />

sondern eher mit Ermunterung<br />

verbinden.<br />

• Korrekturen nicht negativ formulieren<br />

(z.B. »zu später Treffpunkt«),<br />

sondern möglichst als<br />

Hilfestellung anbieten (z.B.<br />

»früher vorschwingen«).<br />

• Schülergerecht, d.h. dem Leistungsstand<br />

entsprechend korrigieren<br />

(keine Feinkorrektur im<br />

Stadium der Grobform).<br />

• Kein Beharren auf Korrekturhilfen,<br />

wenn diese nicht zum<br />

Erfolg führen; andere Hilfe anbieten,<br />

sonst wird der Schüler<br />

entmutigt.<br />

• Teilbewegungen gegebenenfalls<br />

auch isoliert bearbeiten<br />

und dann die richtige Teilbewegung<br />

in die Gesamtbewegung<br />

einbauen (z.B. nur Ausholbewegung<br />

zum Flugball schulen).<br />

• Vorsicht mit der Demonstration<br />

von Fehlerbildern (Störung der<br />

richtigen Bewegungsvorstellung).<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

Um auftretende Fehler zu korrigieren,<br />

bieten sich die folgenden<br />

Maßnahmen an:<br />

• Bewegungs-Anweisung; z. B.<br />

»Strecke deinen Arm beim<br />

Zuschlagen« oder »Spiele länger<br />

an die Grundlinie«<br />

• Erneute Demonstration von<br />

Teilen der Technik oder der<br />

Gesamtbewegung, auch durch<br />

Video, Bildreihe u.a.<br />

• Aufgabenstellung:<br />

- Günstige taktische Lösung<br />

durch entsprechende Aufgabenstellung<br />

erreichen (z.B.:<br />

»Spiele höher« und damit<br />

länger)<br />

- Vereinfachte Aufgaben; z.B.<br />

mit weniger Schwung über<br />

34


kürzere Entfernung spielen<br />

- Aufgaben mit bildhafter Vorstellung;<br />

z.B. Gewichtsverlagerung<br />

beim Flugball, so als<br />

ob man eine Stufe hinuntersteigen<br />

wollte<br />

- Aufgaben, die das Gefühl<br />

ansprechen; z.B. Ausführung<br />

der Schlagbewegung mit<br />

einem schweren <strong>Tennis</strong>schläger,<br />

so daß der<br />

Schwung beim Aufschlag<br />

verspürt wird<br />

- Aufgaben mit einem Vergleich;<br />

z.B. Aufschlagbewegung<br />

wie eine Wurfbewegung<br />

durchführen<br />

- Aufgaben mit bewußter<br />

»Übertreibung«; z.B. bei zu<br />

großer Schleife beim Grundschlag-Vorhand<br />

die Ausholbewegung<br />

geradlinig nach<br />

hinten-unten beginnen<br />

• Korrektur durch Zuspiel; z. B.<br />

kann ein kurzes Zuspiel einen<br />

frühen Treffpunkt erzwingen<br />

• Korrektur durch Lernhilfen<br />

(s. S. 38)<br />

• Korrektur durch rhythmische<br />

Zurufe zur Unterstützung der<br />

Bewegung<br />

Zuspielen<br />

Ein genaues Zuspiel erleichtert es<br />

den Lernenden,<br />

• den Ball unter konstanten oder<br />

systematisch variierten Bedingungen<br />

und<br />

• im idealen Treffpunkt zu<br />

schlagen.<br />

Dieses Zuspiel des Balles kann<br />

durch einen Lehrer, einen Partner<br />

oder auch durch eine Ballmaschine<br />

erfolgen.<br />

Gegenüber dem Zuspiel der Ballmaschine<br />

hat das Lehrerzuspiel<br />

den Vorteil, daß es schneller an<br />

den (die) Schüler angepaßt werden<br />

kann und so ein besseres Eingehen<br />

auf das unterschiedliche<br />

Leistungsniveau der Teilnehmer<br />

möglich ist. Außerdem ermöglicht<br />

die Ballmaschine für den Schüler<br />

keine spieltypische Vorausberechnung<br />

des Ballfluges. Allerdings<br />

kann die Ballmaschine den Lehrer<br />

stark entlasten.<br />

Abb. 10 Zuwurf von oben<br />

Abb. 9 Zuwurf von unten und leicht diagonal zum Treffpunkt, Lehrer steht dem Schüler genau gegenüber


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Das Zuspiel des Lehrers (auch Zuwurf)<br />

soll in der Regel von unten<br />

erfolgen (Abb. 9, S. 35), damit<br />

sich der Schüler besser auf seinen<br />

Schlag vorbereiten kann.<br />

Verfolgt man jedoch die Absicht,<br />

daß der Schüler den Ball im Aufsteigen<br />

schlagen soll (Slice, Stop),<br />

kann auch von oben zugeworfen<br />

werden (Abb. 10, S. 35).<br />

Folgende Punkte sind beim Zuspiel<br />

zu beachten:<br />

• Richtung<br />

• Länge<br />

• Höhe<br />

• Geschwindigkeit<br />

• Frequenz<br />

• Drallart<br />

Richtung des Zuspiels<br />

Der »stehende« Ball<br />

Der Ball wird genau senkrecht<br />

über dem beabsichtigten Treffpunkt<br />

fallengelassen (Abb. 11)<br />

bzw. angeworfen (Abb. 12); er<br />

springt dann vom Boden so hoch,<br />

daß sein Umkehrpunkt (Kulminationspunkt)<br />

genau in Treffpunkthöhe<br />

liegt; der Ball »steht« also im<br />

Treffpunkt.<br />

Das Anwerfen des Balles durch<br />

den Lehrer schult beim Schüler das<br />

Erkennen des Ballflugrhythmus<br />

und fördert das Gefühl für einen<br />

entsprechenden Schlagrhythmus.<br />

Ein bloßes Fallenlassen des Balles<br />

stellt erhöhte Anforderungen an<br />

die Reaktion und Koordination des<br />

Schülers, ist also nicht so günstig.<br />

Der Ball kann auch vom Schüler<br />

selbst angeworfen werden. Beim<br />

Anwurf zum Grundschlag Rückhand<br />

wird in der Schlagstellung<br />

der Schläger mit der linken Hand<br />

am Schlägerhals gehalten, mit der<br />

rechten Hand (Schlaghand) wird<br />

der Ball angeworfen und anschließend<br />

der Schläger mit der rechten<br />

Hand mit Rückhandgriff gefaßt<br />

und der Schlag ausgeführt.<br />

Zuspiel genau aus Schlagrichtung<br />

des Schülers<br />

Der Zuspieler steht genau gegenüber<br />

dem Treffpunkt, der Schüler<br />

darf aber aus Sicherheitsgründen<br />

den Ball nur so weich zurückspielen,<br />

daß ihn der Zuspieler ohne<br />

Schwierigkeiten fangen kann<br />

(Abb. 13). Bei diesem Zuspiel haben<br />

Anfänger den größten Erfolg.<br />

Zuspiel aus seitlich leicht<br />

versetzter Richtung<br />

Der Schüler soll schlagen können,<br />

ohne Angst haben zu müssen, den<br />

Zuspieler mit dem Ball zu treffen<br />

(Abb. 14, S. 37). Es muß gewährleistet<br />

sein, daß der Schüler keine<br />

Schwierigkeiten bekommt, den<br />

seitlichen Abstand zum Treffpunkt<br />

einzuhalten; der Ball darf also weder<br />

auf den Körper des Spielers<br />

zufliegen noch aus zu diagonaler<br />

Richtung zugespielt werden.<br />

Zuspiel von hinten<br />

Der Zuspieler steht hinter dem<br />

Schüler (Abb. 15, S. 37) und wirft<br />

den Ball in Schlagrichtung. Beim<br />

<strong>Tennis</strong>spielen kommt diese Situation<br />

zwar nicht vor, man kann<br />

aber einen deutlich vor dem Körper<br />

liegenden Treffpunkt und eine<br />

gute Gewichtsverlagerung in<br />

Schlagrichtung schulen.<br />

Abb. 11 Ball wird über dem geplanten Treffpunkt<br />

fallengelassen<br />

Abb. 12 Ball wird über dem geplanten Treffpunkt senkrecht<br />

nach oben geworfen<br />

36


Unterrichtsmaßnahmen<br />

Abb. 13 Zuwurf erfolgt genau aus der<br />

Schlagrichtung des Schülers<br />

Abb. 14 Zuwurf erfolgt aus zur<br />

Schlagrichtung seitlich versetzten<br />

Position, Ball springt nach dem Aufsprung<br />

auf dem Boden vom Schüler<br />

weg<br />

Abb. 15<br />

Zuwurf von hinten<br />

Länge des Zuspiels<br />

Es soll so zugespielt werden, daß<br />

der Schüler den Ball möglichst<br />

leicht im idealen (gewünschten)<br />

Treffpunkt schlagen kann. Das bedeutet,<br />

daß der Ball weder zu lang<br />

noch zu kurz zugespielt werden<br />

darf.<br />

Höhe des Zuspiels<br />

Je nach Schlagart bzw. entsprechender<br />

Situation liegt der Treffpunkt<br />

unterschiedlich hoch, z.B.:<br />

• in Kniehöhe beim tiefen Flugball,<br />

• in Brusthöhe beim Topspin-Lob,<br />

• über Kopfhöhe beim Schmetterball.<br />

Der Ball muß so zugespielt werden<br />

(direkt oder indirekt), daß er in der<br />

gewünschten Höhe geschlagen<br />

werden kann.<br />

Bei unterschiedlichen Körpergrößen<br />

in einer Gruppe hat das<br />

Zuspiel mit der Ballmaschine hier<br />

Nachteile, weil keine individuelle<br />

Anpassung möglich ist.<br />

Geschwindigkeit und Frequenz<br />

des Zuspiels<br />

Sowohl Geschwindigkeit als auch<br />

Frequenz müssen so gewählt werden,<br />

daß die Schüler ihrem Leistungsniveau<br />

entsprechend ausreichend<br />

Zeit für die Schlagvorbereitung<br />

und -durchführung<br />

haben.<br />

Drall des Zuspiels<br />

Beim Zuspiel des Balles mit Vorwärts-<br />

oder mit Rückwärtsdrall<br />

müssen Flugkurve sowie Absprungverhalten<br />

einkalkuliert und<br />

den Schülern bewußt gemacht<br />

werden, um sie nicht zu überfordern.<br />

Die Bälle sollten nicht nur einzeln<br />

zugespielt, sondern, sobald<br />

methodisch sinnvoll, auch vom<br />

Lehrer zurückgespielt werden<br />

(Ballwechsel).<br />

Der Erfolg im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

hängt weitgehend von einem<br />

guten, schülerangepaßten Zuspiel<br />

ab.<br />

Organisieren<br />

Die Planung der einzelnen Unterrichtseinheiten<br />

muß unter der<br />

gegebenen Zielstellung auch<br />

jeweils die Auswahl sinnvoller und<br />

geeigneter Organisationsformen<br />

einschließen.<br />

Vom <strong>Tennis</strong>lehrer muß vorher festgelegt<br />

werden,<br />

• wo die Lernenden stehen und<br />

üben sollen (etwa dicht am<br />

Netz, hinter der T-Linie, hinter<br />

der Grundlinie, eventuell vor<br />

einer Wand usw.) - abhängig<br />

von der jeweiligen Aufgabenstellung<br />

und vom Könnensstand<br />

der Schüler,<br />

• wie sich die Lernenden aufstellen<br />

sollen (Aufstellungsformen)<br />

- abhängig von dem zur Verfügung<br />

stehenden Platz und dem<br />

geplanten Ablauf,<br />

• in welcher Reihenfolge die geforderten<br />

Aufgaben erfüllt werden<br />

sollen (Verfahren des<br />

Übungsablaufs).


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Übliche Aufstellungsformen für größere Gruppen<br />

Freie Aufstellung mit jeweils entsprechend großem<br />

Abstand zwischen den Partnern<br />

Kreisaufstellung mit entsprechendem Abstand zu den<br />

Nebenleuten<br />

Halbkreisaufstellung<br />

Linienaufstellung, auch zwei Linien hintereinander,<br />

ggf. versetzt<br />

Rundlaufaufstellung; Spieler verteilen sich gleichmäßig<br />

auf beiden Seiten des Netzes<br />

Spieler verteilen sich gleichmäßig auf beiden Seiten des<br />

Netzes und bilden dort zwei oder drei Untergruppen, die<br />

hinter zugeordneten Positionen (Linien, Markierungen) stehen<br />

Gassenaufstellung<br />

Reihenaufstellung (nur bei zwei bis höchstens vier Teilnehmern)<br />

Anwendungsmöglichkeiten<br />

Übungen zur Gewöhnung an Ball und Schläger,<br />

Gymnastik, Stretching<br />

Übungen zur Gewöhnung an Ball und Schläger, einfache<br />

Spielformen wie Nummernspiel, Wanderball, etc.<br />

Gymnastik, Stretching, Ansagen, Erklärungen für alle<br />

Gymnastik, Stretching, Laufen, Sprints, Schlagbewegungen<br />

ohne Ball, Beinarbeit (Schrittkombinationen, Laufrhythmus)<br />

Rundlauf; bei ungerader Teilnehmerzahl bringt die<br />

Gruppe den Ball ins Spiel, die einen Teilnehmer mehr<br />

hat; Schlagrichtung vorgegeben<br />

Rundlauf mit zwei oder drei Bällen gleichzeitig, bei vorgegebener<br />

Schlagrichtung<br />

Zuwurf und Zuspiel partnerweise<br />

Spiel gegen die Wand, Schläge auf Zuspiel durch den<br />

Lehrer oder die Ballmaschine; nach einem oder mehreren<br />

Schlägen, auch von verschiedenen Positionen aus, stellt sich<br />

der Spieler wieder am Ende der Reihe an<br />

Tab. 6 Aufstellungsformen und Verfahren für den Übungsablauf<br />

Aufstellungsform und Verfahren<br />

des Übungsablaufs (Tab. 6) müssen<br />

gewährleisten, daß<br />

• der Lehrer alle Schüler gut<br />

beobachten kann,<br />

• alle Schüler sinnvoll beschäftigt<br />

sind,<br />

• keine längeren Pausen entstehen,<br />

• die Sicherheit der Schüler<br />

garantiert wird.<br />

Verwenden von<br />

Medien und<br />

Bewegungshilfen<br />

Wenn Ziele und Methoden des<br />

Unterrichts festliegen, wenn der<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer weiß, wo sein Unterricht<br />

stattfindet (Freiplatz oder<br />

Halle), dann kann er entscheiden,<br />

ob der Einsatz von Medien und<br />

Lernhilfen sinnvoll ist. Das bedeutet,<br />

daß er abwägen muß, ob der<br />

Nutzen für den Lernfortschritt den<br />

notwendigen Aufwand für den<br />

Einsatz sowie gegebenenfalls für<br />

Auf- und Abbau der Geräte lohnt.<br />

Medien<br />

Darunter versteht man:<br />

• Bildmedien:<br />

- Einzel- und Reihenbilder,<br />

- Film, Video,<br />

• gedruckte Medien:<br />

- Lernkarten und Lernprogramme.<br />

Die wichtigsten Vorteile von<br />

Medien (s. Tab. 7) sind:<br />

• Bestmögliche Information<br />

• Besondere Motivierung<br />

• Verstärkte selbständige Arbeit<br />

der Lernenden<br />

• Entlastung des Lehrers für individuelle<br />

Betreuung<br />

Bewegungshilfen<br />

Bewegungshilfen dienen der Erleichterung<br />

und Unterstützung des<br />

Lernens sowie zur Motivierung der<br />

Schüler. Man unterscheidet Gerätehilfen<br />

(Tab. 8, S. 39) und personale<br />

Hilfen ( Tab. 9, S. 39).<br />

Bewegungshilfen, die nur eine gewünschte<br />

Lösung zulassen, führen<br />

zu einerzwingenden Situation:<br />

z.B. Einschränken der Ausholweite<br />

beim Flugball durch Hinhalten<br />

eines Schlägers (Abb. 18, S. 40).<br />

Im einzelnen verfolgt der Einsatz<br />

von Bewegungshilfen folgende<br />

Ziele:<br />

• Bewußtmachen des Bewegungsablaufs<br />

• Erleichterung der Unterrichtsorganisation<br />

• Gewährleistung von Sicherheit<br />

und Genauigkeit<br />

• Unterstützung der Konstanz der<br />

Bedingungen<br />

• Unterstützung der Motivation<br />

Bewegungshilfen zum Bewußtmachen<br />

der Bewegung<br />

Der räumliche Verlauf der Bewegung<br />

und das Bewegungsgefühl<br />

sollen bewußt gemacht werden,<br />

insbesondere sollen Hauptaktion<br />

und Lage des Treffpunkts herausgestellt<br />

werden.<br />

Beispiele:<br />

Hauptaktion Flugball:<br />

• Erzwingen der Schlagrichtung<br />

mit Hilfe einer am Netz befestigten,<br />

durch die Besaitung des<br />

Schlägers geführten und gespannten<br />

Schnur<br />

Treffpunkt bei allen Schlagarten:<br />

• Ball an einer Angel wird in den<br />

idealen Treffpunkt gehalten<br />

38


Unterrichtsmaßnahmen<br />

Stehende Bilder<br />

Bewegte Bilder<br />

Tab. 7<br />

Technische Möglichkeiten Vorteile Nachteile<br />

Gezeichnete Bildreihe<br />

Fotografierte Bildreihe<br />

Einzelbilder<br />

(Foto/Zeichnung)<br />

Video<br />

(Normalgeschwindigkeit)<br />

Video<br />

(Zeitlupe)<br />

Bildmedien<br />

- Beschränkung auf wesentliche<br />

Informationen<br />

- beliebig langes und häufiges Hinschauen<br />

möglich<br />

- geeignete methodische Übertreibungen<br />

möglich<br />

- Wie oben, Motivierung durch<br />

Vorbild<br />

- Konzentration auf wesentliche<br />

Schwerpunkte (hervorgehoben)<br />

möglich<br />

- Optimaler Gesamteindruck mit genauem<br />

zeitlich-dynamischem Ablauf<br />

(Sollwert)<br />

- Möglichkeit der Analyse der aufgezeichneten<br />

Schülerleistung<br />

(Istwert)<br />

- Geringe Informationsdichte, Detailinformationen<br />

- Unpersönlich (Motivierung durch<br />

Vorbild fehlt)<br />

- zeitlich-dynamischer Ablauf fehlt<br />

- Methodische Übertreibungen kaum<br />

möglich<br />

- zeitlich-dynamischer Ablauf fehlt<br />

- Bedeutung des Einzelbilds für die<br />

Ganzheit des Bewegungsablaufs<br />

wird nicht deutlich<br />

- Viele Informationen in kurzer Zeit<br />

(hohe Informationsdichte)<br />

- organisatorischer und zeitlicher Aufwand<br />

- Schüler-Fehlerbilder stören den<br />

Lernprozeß<br />

- Zeitlich-dynamischer Ablauf verzerrt<br />

Geräte<br />

Schläger:<br />

Bälle:<br />

Ballwurfmaschine:<br />

Ballwand:<br />

»Schlagentwickler«:<br />

Zielstangen, Reifen,<br />

Hütchen, Schnüre, Leinen<br />

Holzbrett, Kobaschläger, Lernschläger,<br />

Lochschläger, Kescher<br />

Softbälle, Lernbälle<br />

Parabolwände aus Stein oder<br />

Holz, gerade Steinwände, schräge<br />

Steinwände, Schaumstoff-, Netz-,<br />

Trampolinwände<br />

Ballangel, Ballpendel, fest fixierte<br />

Bälle<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

Lern- und Spielgeräte zur Technikschulung (besonders<br />

»Treffpunktschulung« in Anpassung an Lernstadium,<br />

Körpergröße und Kraft der Schüler<br />

Genaues Zuspielen des Balles mit der Möglichkeit,<br />

Frequenz, Geschwindigkeit, Flughöhe, Flugweite,<br />

Richtung und Drall einzustellen<br />

Technikschulung, Zielgenauigkeits- und Reaktionstraining<br />

Technikschulung<br />

Training von Ballflughöhe und Zielgenauigkeit,<br />

Orientierungshilfen für Laufwege<br />

Tab. 8 Die wichtigsten Gerätehiifen für den <strong>Tennis</strong>unterricht (s. auch Abb. 20, S. 41)<br />

Tab. 9<br />

Taktile<br />

Hilfe<br />

Akustische<br />

Hilfe<br />

Optische<br />

Hilfe<br />

Beispiele für personale Hilfen im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

Beschreibung der Hilfe<br />

Vorschleudern des Oberarmes durch Stoßen<br />

am Ellenbogen beim Einschwung des Schlägers<br />

in die Kehre des Aufschlags<br />

Festhalten und leicht nach hinten ziehen des linken Armes<br />

beim Rückhandschlag<br />

Führen der Schlaghand des Lernenden durch den Lehrer<br />

beim Halbflugball (Abb. 17, S. 40)<br />

Zuruf: »Beug - und - hopp« (»Beug« für Kniebeugen<br />

bei Pendel, Kniestrecken bei »und«,<br />

Ellenbogenstrecken bei »hopp«)<br />

Zuruf: »und jetzt«<br />

Beinarbeit gleichzeitig mitmachen lassen<br />

Schüler beginnt mit der Ausholbewegung,<br />

wenn der Schläger des Lehrers beim Zuspiel vorschwingt<br />

Funktion der Hilfe<br />

Vermittlung der beschleunigen den Dynamik beim Aufschlag,<br />

Abbau möglicher Pausen oder Verzögerungen<br />

Fixierung der seitlichen Stellung<br />

Bewußtmachen und Erfühlen<br />

der Bewegung<br />

Verbesserung der aufeinanderfolgenden Bewegungskopplung<br />

von Knie- und Armstreckung beim Aufschlag<br />

Unterstützung des Beginns des Vorschwungs, um den Ball<br />

rechtzeitig zu treffen<br />

Imitation des Lehrervorbilds (»Schattenübung«)<br />

Unterstützung des richtigen Timings


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Abb. 16<br />

Lehrer führt den linken Arm des Schülers beim Rückhandschlag zur Beibehaltung der seitlichen Schlagstellung<br />

Abb. 18<br />

Ausholbewegung zum Vorhand-Flugball endet am Schläger des Lehrers<br />

Abb. 17<br />

Lehrer führt den Schlagarm<br />

40


Planung und Durchführung<br />

Schwunggefühl Aufschlag:<br />

• Erzwingen einer schwunghafter<br />

Aufschlagbewegung mit Ballpendel<br />

am Schläger (Abb. 19,<br />

S. 40) - Ball darf den Schläger<br />

nicht berühren<br />

Hilfen zur Erleichterung<br />

der Organisation<br />

Hütchen, Schlägerhüllen, Sprungseile<br />

usw. dienen zur Markierung<br />

von Ausgangspositionen und<br />

Laufwegen und unterstützen so<br />

den organisatorischen Ablauf des<br />

Unterrichts.<br />

Hilfen für Sicherheit und<br />

Genauigkeit<br />

Gerätehilfen werden zur Zielorientierung<br />

eingesetzt.<br />

Beispiele:<br />

• Erhöhtes Netz (Sicherheit von<br />

Schlägen; Flugkurve von Topspin<br />

und Twistaufschlag)<br />

• Über das Netz gehängtes<br />

Handtuch (Kontrolle der<br />

Schlagrichtung)<br />

• Reifen, Schlägerhüllen, Seile als<br />

Hilfslinien usw. (Markierung<br />

von Treffzonen)<br />

Hilfen zur Konstanz der<br />

Bedingungen<br />

Mit Hilfe von Ballwurfmaschinen<br />

oder <strong>Tennis</strong>wänden können vorübergehend<br />

nahezu konstante<br />

Ballflugkurven geschaffen werden.<br />

Damit können Lernen von neuen<br />

Techniken und Umlernen erleichtert<br />

werden.<br />

Hilfen zur Motivierung<br />

Gerätehilfen, Ballwurfmaschinen<br />

usw. schaffen Abwechslung und<br />

lockern damit das Unterrichtsgeschehen<br />

auf. Dadurch kann der<br />

Lehrer seine Schüler erforderlichenfalls<br />

zusätzlich motivieren.<br />

Allerdings ist darauf zu achten,<br />

daß der Einsatz von Gerätehilfen<br />

nicht übertrieben wird.<br />

Abb. 20<br />

Gerätehilfen für <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

Planung und<br />

Durchführung<br />

des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Im vorangegangenen Kapitel sind<br />

die Bedingungen des Lehrens und<br />

die möglichen Unterrichtsmaßnahmen<br />

für den <strong>Tennis</strong>unterricht dargestellt<br />

worden. Im folgenden sollen<br />

auf der Grundlage dieser Darstellung<br />

die notwendigen Arbeitsschritte<br />

für die Planung konkreten<br />

Unterrichts zusammengefaßt<br />

werden.<br />

Die Planung von Unterricht, also<br />

die Vorbereitung auf die jeweilige<br />

Unterrichtssituation, soll sicherstellen,<br />

daß die Schüler am Schluß<br />

tatsächlich etwas gelernt haben<br />

und daß schließlich jene Ziele angesteuert<br />

und möglichst erreicht<br />

worden sind, die sich Schüler und<br />

Lehrer zu Anfang gesetzt haben.<br />

Einzel- und Gruppenunterricht<br />

Neben dem traditionellen Einzelunterricht<br />

(der früher die häufigste<br />

Unterrichtsform war) hat sich in<br />

zunehmendem Maße auch der<br />

Gruppenunterricht etabliert. An<br />

Schulen und Hochschulen wurde<br />

aus personellen und räumlichen<br />

Gründen immer schon vorwiegend<br />

in Gruppen unterrichtet. Die meisten<br />

in diesem <strong>Band</strong> beschriebenen<br />

Spiel-, Übungs- und Wettkampfformen<br />

eignen sich besonders<br />

für den Gruppenunterricht.<br />

Die Erfahrung hat gezeigt, daß<br />

sowohl Einzel- wie auch Gruppenunterricht<br />

Vor- und Nachteile<br />

haben, deren wichtigste im Anschluß<br />

an diesen Abschnitt aufgezählt<br />

werden.<br />

Insgesamt gesehen, hat der Gruppenunterricht<br />

jedoch mehr Vor- als<br />

Nachteile. Er hat sich auch deshalb<br />

in der Praxis bewährt und durch-<br />

41


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

gesetzt, weil alle Lerngruppen -<br />

Anfänger, Fortgeschrittene, Turnierspieler,<br />

Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene - ihn gerne praktizieren<br />

und davon profitieren. Es<br />

muß jedoch darauf hingewiesen<br />

werden, daß dem Gruppenunterricht<br />

Grenzen gesetzt sind, wenn<br />

die Teilnehmerzahl zu groß oder<br />

die Gruppe in der Leistung zu<br />

unterschiedlich ist (Heterogenität).<br />

Das wichtigste Ziel aller Unterrichtsmaßnahmen<br />

ist die Vermittlung<br />

und Optimierung von Spielfähigkeit.<br />

Für den Gruppenunterricht<br />

kommen dabei selten technikorientierte,<br />

sondern vorrangig<br />

spielorientierte Konzepte zum<br />

Tragen.<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer muß so organisieren<br />

können, daß alle beteiligten<br />

Schüler ihrem individuellen<br />

Könnensstand entsprechend das<br />

<strong>Tennis</strong>spielen partnerschaftlich<br />

erlernen können. Die Schüler übernehmen<br />

gegenseitig Verantwortung<br />

für das Vorankommen und<br />

erwerben mit Hilfe des <strong>Tennis</strong>lehrers<br />

Kontroll- und Korrekturkompetenz.<br />

Der Lehrer hat für optimale Unterrichtsbedingungen<br />

zu sorgen<br />

(Spielfelder, Lernhilfen und Organisation)<br />

und fördert die Eigeninitiative<br />

der Schüler. Der Gruppenunterricht<br />

stellt an den <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

in organisatorischer und<br />

methodischer Hinsicht hohe<br />

Ansprüche.<br />

Im Vergleich zum Einzelunterricht<br />

muß der Lehrer bei seiner Unterrichtsplanung<br />

und -durchführung<br />

zusätzlich folgende<br />

Voraussetzungen berücksichtigen:<br />

• Anzahl der Schüler und Plätze<br />

• Homogenität bzw. Heterogenität<br />

der Gruppe<br />

• Struktur der Gruppe (Alter,<br />

Geschlecht usw.)<br />

• Unterschiedliche Interessen<br />

innerhalb der Gruppe<br />

Um auch im Gruppenunterricht<br />

die Lernziele zu erreichen und den<br />

Lernerfolg jedes einzelnen Schülers<br />

zu sichern, sollten folgende<br />

Prinzipien beachtet werden bzw.<br />

gewährleistet sein:<br />

• Effektivität: optimale Platzausnutzung,<br />

ausreichende Anzahl<br />

von Bällen, individuelle Betreuung<br />

und Korrektur<br />

• Intensität: häufigen Ballkontakt<br />

und angemessene Belastung<br />

• Sicherheit: geeignete Organisationsformen,<br />

Orientierungshilfen<br />

und Kontrolle des<br />

Lehrers<br />

• Variabilität: Partner- und Aufgabenwechsel<br />

• Funktionalität: Übertragung<br />

bestimmter Aufgaben wie Zuspieler,<br />

»Balljunge«, Schiedsrichter<br />

o.a.<br />

• Schülergemäßheit: schülergerechte<br />

Spiel- und Übungsformen<br />

sowie differenzierte Maßnahmen<br />

Vorteile des Einzelunterrichts<br />

• Der Lehrer kann intensiv auf die<br />

Individualität des Schülers eingehen<br />

• Der Schüler hat einen Partner,<br />

Zuspieler bzw. Gegner, mit dem<br />

er auch alle taktischen Situationen<br />

des Einzels durchspielen<br />

und trainieren kann<br />

• Der Schüler hat in der Person<br />

des Lehrers ein Vorbild<br />

Nachteile des Einzelunterrichts<br />

• Der direkte Leistungsvergleich<br />

mit Gleichaltrigen und Gleichstarken<br />

fehlt<br />

• Einige wichtige Lernziele können<br />

nicht realisiert werden (z.B.<br />

Gruppenarbeit, Fairneß, Toleranz,<br />

Hilfsbereitschaft)<br />

• Das Lernen, Spielen und Üben<br />

mit demselben Lehrer bzw.<br />

Partner kann auf die Dauer einseitig<br />

und monoton werden, so<br />

daß die Lernmotivation nachläßt<br />

• Das Doppelspiel wird nicht<br />

geübt<br />

• Die Unterstützung und Bestärkung<br />

durch andere Mitglieder<br />

einer Gruppe entfällt<br />

• Der Einzelunterricht ist in der<br />

Regel teurer als der Gruppenunterricht<br />

• Besonders für Anfänger und<br />

Neulinge wird die soziale Integration<br />

in den Verein erschwert<br />

Vorteile des Gruppenunterrichts<br />

• Durch Partnerwechsel und<br />

differenzierte Aufgaben entsteht<br />

mehr Abwechslung und<br />

neue Lernmotivation<br />

• Der Schüler gewöhnt sich von<br />

vornherein an verschiedenartige<br />

Partner, Technik- und Spielarten<br />

• Der direkte Leistungsvergleich<br />

mit Gleichaltrigen und Gleichstarken<br />

ist gegeben<br />

• Viele tennisspezifische Spiel-,<br />

Übungs- und Wettkampfformen<br />

lassen sich nur in kleinen<br />

Gruppen durchführen (z.B. das<br />

sog. »Drilltraining« oder Aufstellungsformen<br />

und Schlagkombinationen<br />

für das Doppelspiel)<br />

• In der Gruppe lernt sich häufig<br />

leichter, weil man sich mit<br />

seinen Mitspielern identifizieren<br />

kann und immer einen<br />

passenden Partner oder Gegner<br />

findet<br />

• Der einzelne Schüler steht nicht<br />

ständig unter der Kontrolle und<br />

Beobachtung des Lehrers<br />

• Die <strong>Tennis</strong>anlage kann bezüglich<br />

des Platzbedarfs intensiver<br />

genutzt werden<br />

• Es entwickeln sich positive soziale<br />

Eigenschaften, wie Teamgeist,<br />

Kameradschaft, Toleranz,<br />

Hilfsbereitschaft und Selbständigkeit<br />

42


Planung und Durchführung<br />

• Für Anfänger und Neulinge<br />

wird die Integration in den Verein<br />

erleichtert<br />

• Der Gruppenunterricht ist in der<br />

Regel preiswerter als der Einzelunterricht<br />

Nachteile des Gruppenunterrichts<br />

• Die individuelle und intensive<br />

Betreuung durch den Lehrer ist<br />

selten möglich<br />

• Ein guter Zuspieler fehlt manchmal<br />

• Das Matchspiel kommt teilweise<br />

zu kurz<br />

Stufen der<br />

Unterrichtsplanung<br />

Es ist sinnvoll, jede einzelne Unterrichtseinheit<br />

innerhalb eines größeren<br />

Zeitraums unter Berücksichtigung<br />

der festen äußeren Vorgaben<br />

zu planen. Daraus ergeben<br />

sich folgende Stufen der Unterrichtsplanung<br />

(Abb. 21).<br />

• Erhebung der allgemeinen<br />

Vorbedingungen<br />

• Gesamtplanung<br />

• Planung der einzelnen Unterrichtseinheiten<br />

Abb. 21<br />

Stufen der Planung von <strong>Tennis</strong>unterricht, modifiziert nach HEYMEN/LEUE<br />

Erhebung der Vorbedingungen<br />

In der Regel ist die einzelne Unterrichtseinheit<br />

Teil eines Gesamtkonzepts.<br />

Das bedeutet, daß zunächst<br />

die für eine Gesamtplanung zutreffenden<br />

Vorbedingungen erhoben<br />

werden sollten. Es geht dabei<br />

um Voraussetzungen der Schüler<br />

und äußere Gegebenheiten.<br />

Die Analyse des Lerngegenstandes<br />

muß bei der Konzeption einer Gesamtplanung<br />

nicht immer wieder<br />

vorgenommen werden.<br />

Kenntnis der leistungsbestimmenden<br />

Faktoren im Zusammenhang<br />

mit den technischen und taktischen<br />

Anforderungen des <strong>Tennis</strong><br />

und ihrer sachgerechten Vermittlung<br />

im Unterricht ist sozusagen<br />

»stillschweigende« Voraussetzung<br />

jeder Unterrichtsplanung.<br />

Voraussetzungen der Schüler<br />

Aufgrund dieser Voraussetzungen<br />

können sowohl die Lernziele den<br />

<strong>Tennis</strong>schülern angepaßt als auch<br />

die Belastung und die möglichen<br />

Reaktionen der Schüler besser vorausgeschätzt<br />

werden.<br />

Allgemeine Voraussetzungen<br />

• Alter<br />

• Körpergröße<br />

• Motorische Lernfähigkeit<br />

• Motorische Grundeigenschaften<br />

• Motivation, Interessen<br />

• Soziales Verhalten (Kooperationsfähigkeit,<br />

Selbständigkeit)<br />

<strong>Tennis</strong>spezifische<br />

Voraussetzungen<br />

• Analyse des tennisspezifischen<br />

Könnens<br />

Äußere Voraussetzungen<br />

Äußere Voraussetzungen beeinflussen<br />

insbesondere die Organisa-<br />

43


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

tionsformen, aber auch den Einsatz<br />

von Lernhilfen. Sie können<br />

unter Umständen auch die Zielfestsetzung<br />

einschränken. Es geht<br />

im einzelnen um die Berücksichtigung<br />

folgender Voraussetzungen:<br />

Räumliche Gegebenheiten<br />

• Hallen- oder Freiplätze<br />

• Anzahl, Größe, Lage der Plätze<br />

• Medienraum, Stromanschluß<br />

Gerätepark<br />

• Anzahl der Bälle, Ballkörbe<br />

• Leih,- Lern-, Ersatzschläger<br />

• Hilfsgeräte, Medien<br />

Organisatorische<br />

Voraussetzungen<br />

• Gesamtzahl und Verteilung der<br />

Unterrichtseinheiten<br />

• Länge der einzelnen Einheit<br />

• Anzahl der Schüler<br />

Gesamtplanung<br />

Nach Feststellung der Vorbedingungen<br />

kann eine Gesamtplanung<br />

erfolgen.<br />

Es geht auf der Grundlage der<br />

Analyse des Lerngegenstandes<br />

<strong>Tennis</strong> um die Formulierung einer<br />

umfassenden Zielstellung, der<br />

Festlegung einer methodischen<br />

Konzeption und entsprechender<br />

Teilziele und Inhalte.<br />

Festlegung der Lernziele<br />

Da der Unterricht über einen längeren<br />

Zeitraum läuft, müssen<br />

Lernziele für die Gesamtplanung<br />

festgelegt werden. Sie sind auf der<br />

Grundlage der äußeren Bedingungen<br />

abhängig von den Voraussetzungen<br />

der Lernenden und deren<br />

Interessen und Wünschen auszusuchen.<br />

Ausgehend von der umfassenden<br />

Zielstellung sowie den<br />

zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen,<br />

muß die Entscheidung<br />

für eine eher spiel- oder eher technikorientierte<br />

Konzeption erfolgen.<br />

Damit können dann für die<br />

einzelnen Unterrichtseinheiten in<br />

der entsprechenden Reihenfolge<br />

sowohl Teilziele (Elemente von<br />

Spielfähigkeit und übergeordnete<br />

Lernziele) als auch Inhalte (Techniken,<br />

Spielreihe) festgelegt werden.<br />

Planung der einzelnen<br />

Unterrichtseinheit<br />

Kern der Unterrichtsplanung stellt<br />

die Vorbereitung der jeweiligen<br />

Unterrichtsstunde dar, an deren<br />

Ende ein schriftlich oder gedanklich<br />

festgehaltener Unterrichtsentwurf<br />

stehen sollte.<br />

Festlegung der Lernschritte<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer entscheidet, ob<br />

Fertigkeiten und Spielformen<br />

ganzheitlich oder teilorientiert,<br />

deduktiv oder induktiv dargeboten<br />

werden.<br />

Davon abhängig müssen dann die<br />

für die Erreichung der festgelegten<br />

Teil-Lernziele notwendigen Lernschritte<br />

festgelegt werden. Das<br />

können sein:<br />

• Stufen einer methodischen<br />

Reihe<br />

• Informationen zu einer ganzheitlich<br />

darzubietenden Fertigkeit<br />

• Spielformen im Wechsel mit<br />

Übungsformen<br />

Lehrerinformationen<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer sollte sich auf das<br />

Verhältnis zwischen Vormachen<br />

und Sprechen sowie auf die Korrekturen<br />

zu erwartender typischer<br />

Fehler vorbereiten.<br />

Das muß geschehen unter Berücksichtigung<br />

• der geplanten methodischen<br />

Verfahren,<br />

• der Schwierigkeiten der zu vermittelnden<br />

Fertigkeiten bzw.<br />

Fähigkeiten,<br />

• des Alters und der Lernstufe der<br />

Lernenden.<br />

Medien und Lernhilfen<br />

Die Notwendigkeit einer Ergänzung<br />

durch Lernhilfen oder<br />

Medien hängt im wesentlichen<br />

ab von<br />

• der Schwierigkeit des Lerngegenstands,<br />

• dem Motivationsbedürfnis der<br />

Lernenden,<br />

• der verfügbaren Zeit.<br />

Zuspiel<br />

Überlegungen zum Zuspiel oder<br />

Zuwurf durch Lehrer oder Schüler<br />

als methodische Hilfe sind abhängig<br />

von<br />

• der Größe der Gruppe,<br />

• der zu lernenden Technik bzw.<br />

Taktik,<br />

• der Lernstufe der Schüler.<br />

Organisationsformen<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer muß Aufstellung,<br />

Wechsel, Lauf- und Ballwege festlegen<br />

in Abhängigkeit von<br />

• der Größe der Gruppe,<br />

• dem vorhandenen Raum,<br />

• den Leistungsschwankungen in<br />

der Gruppe (gleiche oder unterschiedliche<br />

Aufgaben),<br />

• der Selbständigkeit der<br />

Lernenden,<br />

• den Sicherheitsüberlegungen<br />

(fliegende Bälle usw.).<br />

Lernzielkontrollen<br />

Lemzielkontrollen sollten unter<br />

zeitökonomischen Überlegungen<br />

immer dann eingeplant werden,<br />

• wenn ein neuer Lernschritt<br />

stark von der Qualität des vorangegangenen<br />

abhängt,<br />

• wenn die Lernenden eine Rückmeldung<br />

über ihren Lernfortschritt,<br />

auch zur neuen Motivierung<br />

benötigen,<br />

• wenn der Erfolg der gesamten<br />

Lerneinheit festgestellt werden<br />

soll, um die Planung zu bestätigen<br />

oder gegebenenfalls zu<br />

verändern.<br />

44


Planung und Durchführung<br />

Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:<br />

• Kontrolle durch Ziele: über<br />

Markierungen, in Treffzonen<br />

usw. spielen (ggf. normiertes<br />

Zuspiel durch Ballwurfmaschine)<br />

• Kontrolle der Bewegungsausführung<br />

(ggf. auch mit Video)<br />

• Überprüfung im Wettkampf:<br />

Spielbeobachtung und Matchanalyse<br />

• Bewertung durch Konditionstests:<br />

Überprüfung der motorischen<br />

Grundeigenschaften<br />

• Durchführung eines Unterrichtsgesprächs:<br />

feststellen, ob<br />

die Schüler alles verstanden<br />

haben, Wünsche erfüllt<br />

wurden, sie sich angemessen<br />

gefordert fühlten usw.<br />

Unterrichtsentwurf<br />

Der geplante Ablauf des Unterrichts<br />

sollte in der Reihenfolge der<br />

Lernschritte möglichst schriftlich in<br />

einem Unterrichtsentwurf festgehalten<br />

werden. Dies kann eine<br />

umfassende Ausarbeitung, aber<br />

auch eine kurze Ablaufskizze sein.<br />

Mögliche Alternativen zur Planung<br />

könnten in den Entwurf eingeschlossen<br />

werden.<br />

In Abhängigkeit von Zeitvorgaben<br />

werden die Lernschritte geordnet<br />

und gegebenenfalls didaktischmethodisch<br />

begründet. Ergänzend<br />

können Angaben zum Zuspiel, zu<br />

Medien und Lernhilfen, Organisationsformen,<br />

möglichen Hauptfehlern<br />

und deren Korrekturen sowie<br />

zu Lernkontrollen festgehalten<br />

werden (vgl. Tab. 10).<br />

Durchführung des<br />

<strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer hat seine Unterrichtseinheit<br />

gewissenhaft geplant,<br />

eventuell skizziert und nochmals in<br />

Gedanken durchgespielt. Es geht<br />

nun darum, diese Planung in die<br />

Tat umzusetzen. Dabei gilt es, folgende<br />

Punkte zu beachten:<br />

Vor Unterrichtsbeginn:<br />

• Anwesenheit des Lehrers rechtzeitig<br />

vor Beginn<br />

• Kontrolle von Platz, Geräten<br />

usw.<br />

• Gegebenenfalls Beschäftigung<br />

zu früh erscheinender Schüler<br />

Bei Unterrichtsbeginn:<br />

• Begrüßung, gegebenenfalls<br />

Vorstellung (Lehrer-Schüler,<br />

Schüler-Schüler)<br />

• Gegebenenfalls Anwesenheit<br />

feststellen<br />

• Unterrichtsziele vorstellen<br />

• Eventuelle Wünsche der Schüler<br />

feststellen, deren Fragen beantworten<br />

(u.U. Plan ändern)<br />

• Aufbau von Geräten/Einrichtungen<br />

organisieren<br />

• Eindringlich auf Sicherheitsgewährleistung<br />

hinweisen (Bälle,<br />

Geräte, Ballmaschine usw.)<br />

Unterrichtsverlauf:<br />

• Realisierung des geplanten<br />

Ablaufs<br />

• Aufmerksame Kontrolle des<br />

Ablaufs, um erforderlichenfalls<br />

- Veränderungen vorzunehmen<br />

(etwa bei Über- oder<br />

Unterforderung, Lernproblemen,<br />

Konzentrationsschwächen,<br />

Wetteränderungen),<br />

- unterschiedliche Aufgaben in<br />

Gruppen zu stellen (Differenzierung),<br />

- bei Sicherheitsproblemen<br />

schnell reagieren zu können.<br />

• Ansagen und Demonstrationen<br />

in der Regel für alle gemeinsam<br />

geben<br />

• Organisationsformen nicht nur<br />

erklären, sondern mit einer Teilgruppe<br />

zeigen<br />

• Wenn nötig, immer wieder zum<br />

konzentrierten Mitmachen motivieren<br />

• Schwache Schüler ermutigen,<br />

ihnen gegebenenfalls besondere<br />

Hilfe geben<br />

Unterrichtsende:<br />

• Pünktlich schließen, möglichst<br />

letzte Übungsform oder Gespräch<br />

nicht abrupt abbrechen<br />

• Gegebenenfalls »Hausaufgaben«<br />

stellen: Was sollte bis zur<br />

nächsten Stunde geübt werden?<br />

• Am Ende sollte möglichst ein<br />

positives Erlebnis stehen<br />

• Verabschiedung mit kurzem<br />

Resümee und Ausblick auf die<br />

nächste Stunde<br />

Tab. 10 Ausschnitt aus einen -<br />

ausführlichen Unterrichtsentwurf zum Thema »Einführung des Vorhand-Grundschlages«<br />

Zeit Lernschritt Did.-meth.<br />

Anmerkung<br />

Medien/<br />

Lernhilfen<br />

Mögl. Fehler/<br />

Korrektur<br />

Organisationsform<br />

Lernkontrolle<br />

15' Wegspielen<br />

eines »stehenden«<br />

Balles<br />

TOM, ganzheitlich-deduktiv<br />

Zeitung als<br />

Ziel<br />

Zweiergruppen<br />

Schläger<br />

nicht vorwärts<br />

- aufwärts:<br />

hinten absenken<br />

T-Bereich<br />

hinter Netz<br />

treffen<br />

45


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Nachbereitung<br />

Die Nachbereitung des Unterrichts,<br />

also die weitgehend subjektive<br />

Einschätzung von Verlauf und<br />

Erfolg des Unterrichts, dient dazu,<br />

• die längerfristige Unterrichtsplanung<br />

zu bestätigen oder zu<br />

verändern,<br />

• die eigene Unterrichtsfähigkeit<br />

zu verbessern.<br />

Seine eigenen Beobachtungen<br />

sollte der <strong>Tennis</strong>lehrer gelegentlich<br />

durch gezielte Befragung seiner<br />

Schüler überprüfen oder auch<br />

Kollegen bitten, den Unterricht zu<br />

beobachten und zu kommentieren.<br />

Zur Beurteilung seines Unterrichts<br />

könnte sich der Lehrer folgende<br />

Fragen stellen:<br />

• Sind die Ziele erreicht worden?<br />

• War die Inhaltswahl angemessen?<br />

• Waren die Schüler motorisch<br />

bzw. physisch über- oder auch<br />

unterfordert?<br />

• Sind die Demonstrationen<br />

gelungen?<br />

• Sind die sprachlichen Äußerungen<br />

verstanden worden?<br />

• Waren Standorte für Anweisungen<br />

und Demonstrationen<br />

immer günstig?<br />

• Waren Korrekturen überwiegend<br />

erfolglos/erfolgreich?<br />

• Haben Bewegungshilfen funktioniert?<br />

• Sind die Medien angenommen<br />

worden, haben sie nicht zu Verzögerungen<br />

des Unterrichts<br />

geführt?<br />

• Ist das Zuspiel gelungen?<br />

• Haben die Schüler gut zugespielt/zugeworfen?<br />

• Ermöglichten die Organisationsformen<br />

einen reibungslosen<br />

Ablauf?<br />

• Wurde der Raum gut ausgenutzt?<br />

• Ist ausreichend, zu wenig oder<br />

zu viel gespielt worden?<br />

• Konnten Leistungsunterschiede<br />

gut aufgefangen werden?<br />

• Konnten unerwartete Probleme<br />

aufgefangen werden?<br />

• Konnten Wünsche der Schüler<br />

berücksichtigt werden?<br />

• Haben Lernzielkontrollen<br />

gemessen, was sie messen<br />

sollten?<br />

• Waren die Schüler motiviert,<br />

gerne mitzumachen?<br />

Lernen und<br />

trainieren<br />

in Gruppen<br />

An früherer Stelle (s. S. 41) wurden<br />

die wesentlichen Voraussetzungen,<br />

Vor- und Nachteile des<br />

Gruppenunterrichts gegenüber<br />

dem Einzelunterricht beschrieben.<br />

Im folgenden werden Lern-,<br />

Übungs- und Trainingsformen<br />

vorgestellt, die in Gruppen mit<br />

unterschiedlicher Schülerzahl sinnvoll<br />

anwendbar sind und die<br />

Freude am Lernen, Üben und<br />

Trainieren erhöhen.<br />

Gruppenunterricht<br />

mit großen Gruppen<br />

Gruppenstärke<br />

8 bis 24 Schüler auf einem <strong>Tennis</strong>platz.<br />

Die Gruppengröße orientiert<br />

sich immer am Könnensstand der<br />

Schüler und den geplanten Unterrichtsinhalten.<br />

In der Großgruppe<br />

werden die Grundlagen für die<br />

Spielfähigkeit gelegt, was sich<br />

normalerweise im Kleinfeld erschöpft.<br />

Anwendungsbereiche<br />

Schultennis, Anfängerbereich.<br />

Voraussetzungen<br />

Die Schüler haben bereits Erfahrungen<br />

im Umgang mit Ball und<br />

Schläger gemacht, durch Übungen<br />

zur Ballgewöhnung und zur Verbesserung<br />

der Koordination und<br />

der Geschicklichkeit.<br />

Zielsetzung des Gruppenunterrichts<br />

Die Schüler sollen (und wollen)<br />

auf einfache Weise mit der Grobform<br />

der <strong>Tennis</strong>technik vertraut<br />

gemacht werden. Da der Lehrer<br />

nicht alle Schüler im Auge behalten<br />

kann, findet die Erfolgskontrolle<br />

stets über die jeweilige eindeutige<br />

Aufgabenstellung statt,<br />

deren Erfolg vom Schüler selbst<br />

oder gegebenenfalls von seinem<br />

Partner bewertet werden kann.<br />

Die Möglichkeiten günstiger Aufstellungsformen<br />

werden im entsprechenden<br />

Kapitel dieses <strong>Band</strong>es<br />

ausführlich beschrieben (s. S. 38).<br />

Von Übungen mit Ballwänden,<br />

Ballmaschinen und anderen Hilfsgeräten<br />

wird an dieser Stelle abgesehen,<br />

weil nur von Voraussetzungen<br />

ausgegangen wird, die überall<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Erlernen einfacher Schlagtechniken<br />

für Vorhand,<br />

Rückhand und Flugball<br />

Die Reihenfolge zum Erlernen<br />

dieser drei Grundschlagarten ist<br />

völlig beliebig, da sie eine elementare<br />

Grundeinheit in der Anfängerschulung<br />

darstellt.<br />

Organisatorisch sollte das »Teamteaching«<br />

stark in den Vordergrund<br />

gerückt werden, bei dem<br />

die Schüler jeweils auch als Hilfslehrer,<br />

Ballanbieter und Bewerter<br />

eingesetzt werden. Als Aufstellungsform<br />

empfiehlt sich zuerst<br />

die Gassenaufstellung, bei der sich<br />

die Partner gegenüberstehen und<br />

dazwischen gegebenenfalls Hindernisse<br />

stehen, über die gespielt<br />

wird (Linien, gespannte Schnüre,<br />

Netze ...). Die trefforientierte<br />

Methode kommt voll zum Tragen,<br />

da zuerst immer nur die Haupt-<br />

46


Lernen und trainieren in Gruppen<br />

aktion erlernt wird und der Umfang<br />

der Schlagbewegung mit der<br />

Schlagdistanz wächst. Die Ballberechnung<br />

aus der Bewegung<br />

und die entsprechende Beinarbeit<br />

zu unterschiedlichen Treffpunkten<br />

sollten als wichtigstes Kernstück<br />

zur Erlangung von Spielfähigkeit<br />

im Mittelpunkt des Gruppenunterrichts<br />

stehen.<br />

Methodisches Vorgehen<br />

1. Die Hauptaktion wird vom Lehrer<br />

gezeigt und von den<br />

Schülern zuerst als Trockenbewegung,<br />

später mit Ball nachvollzogen.<br />

Zuerst wird aus seitlicher<br />

Stellung auf den stehenden<br />

Ball (Selbstanwurf) gespielt,<br />

später wirft der Partner von<br />

unten frontal auf den idealen<br />

Treffpunkt zu. In beiden Fällen<br />

ist die Aufgabe erfüllt, wenn<br />

der Ball dem Partner in Brusthöhe<br />

zugespielt wird und dieser<br />

den Ball auffangen kann. Wird<br />

der ankommende Ball vom<br />

Schüler mit dem Schläger zuerst<br />

leicht nach oben gespielt<br />

(Selbstzuspiel) und erst anschließend<br />

zum Partner zurückgespielt,<br />

so sprechen wir von<br />

einem »Kontrollschlag« zur<br />

Ballberechnung. Das Miteinanderspielen<br />

steht anfangs im<br />

Vordergrund, die Anzahl der<br />

gelungenen Versuche oder der<br />

einwandfreien Ballkontakte<br />

wird gezählt und verglichen.<br />

2. Wenn aus Schlag- und Ausgangsstellung<br />

mit einer hohen<br />

Erfolgsquote gespielt wird, gilt<br />

es, die Schlagstellung aus verschiedenen<br />

Platzpositionen und<br />

auf unterschiedliche Zuspiele zu<br />

erreichen. Das gelingt in Partnerarbeit<br />

sehr gut, wenn die<br />

Variation des Zuwurfs systematisch<br />

erweitert wird (bezüglich<br />

Richtung, Länge, Höhe und Geschwindigkeit).<br />

Wenn die Schüler darüber hinaus<br />

auch noch aus verschiedenen<br />

Platzpositionen die Zuwurfbzw.<br />

Zuspielvariationen bewältigen<br />

und in verschiedene Zielmarkierungen<br />

zurückspielen<br />

können, ist der Grundstein für<br />

das <strong>Tennis</strong>spielen gelegt, was in<br />

entsprechenden Anwendungsformen<br />

überprüft werden kann.<br />

Anwendungsbeispiele:<br />

Beim Rundlauf mit einem Ball ist<br />

die Laufrichtung im bzw. gegen<br />

den Uhrzeigersinn, um ein Netz<br />

herum, nahe beim Netz mit Entfernungsvergrößerungen<br />

bis zur<br />

T-Linie, je nach Leistungsvermögen<br />

der Gruppe. Ein Aufteilen der<br />

Großgruppe auf mehrere Kleinfelder<br />

(bis zu acht Kleinfeldnetze<br />

pro Platz) kommt dem Lerneffekt<br />

besonders zugute.<br />

Variationsmöglichkeiten durch<br />

Vorgabe verschiedener vorgeschriebener<br />

Ballwege (gerade,<br />

diagonal, über Hindernisse).<br />

Bei Rundläufen mit zwei oder drei<br />

gleichzeitig im Spiel befindlichen<br />

Bällen wird im T-Feld je ein Ball<br />

über die zwei äußeren Seitenlinien<br />

und ein Ball über die Mittellinie<br />

gespielt (ggf. auch zweimal cross<br />

und über die Mitte gerade).<br />

Nach jedem Ballkontakt wird um<br />

eine Position im oder gegen den<br />

Uhrzeigersinn gewechselt. Mögliche<br />

Erleichterungen für Anfänger<br />

durch leichtere und langsamere<br />

Bälle, kurze und leichte Schläger<br />

und individuelle Aufgabenstellungen,<br />

wie z.B. Kontrollschlag bei<br />

jedem Ballkontakt. Bei Rundlaufformen<br />

sollte ein Ausscheiden<br />

von Schülern vermieden werden,<br />

denn es trifft meist die schwachen<br />

Schüler zuerst, für die das Üben<br />

besonders wichtig ist. Es ist günstiger,<br />

Punkte zu zählen und alle<br />

Schüler im Wettbewerb zu belassen.<br />

Man kann auch Partnerschafts-<br />

und Teamwertungen<br />

durchführen, in denen die Punkte<br />

von Besseren und Schwächeren<br />

addiert werden. Weiterhin ist es<br />

oft sinnvoll, für bessere Schüler<br />

Handicaps einzuführen (linke<br />

Hand in der Hosentasche, Rucksack<br />

oder Tasche tragen, oder<br />

ähnliches).<br />

Bei Ziehharmonikaformen findet<br />

ein ständiger Wechsel statt von<br />

kurzen zu größeren Entfernungen<br />

und wieder zurück, mit und ohne<br />

Kontrollschlag. Nach erfolgreichem<br />

Miteinanderspielen einer<br />

vorgegebenen Zahl von Ballkontakten<br />

wird der Abstand jeweils<br />

um eine bestimmte Entfernung<br />

(z. B. 1 m) vergrößert. Welches<br />

Paar erreicht zuerst die Grundlinie?<br />

Die Partner können gewechselt<br />

werden, bis jeder mit jedem<br />

gespielt hat und sich am Ende der<br />

beste Zuspieler herausgestellt hat.<br />

Die Schläge Vorhand, Rückhand<br />

und Flugball können variabel<br />

kombiniert werden. Alle aufgeführten<br />

Anwendungsformen beinhalten<br />

die Grundbausteine des<br />

<strong>Tennis</strong>spiels, zu denen dann nur<br />

noch der Aufschlag fehlt.<br />

Erlernen des Aufschlags<br />

In der Partnerarbeit einer <strong>Tennis</strong>gruppe<br />

ist der Aufschlag nach folgendem<br />

Vorschlag leicht und effizient<br />

erlernbar. Das Hauptproblem<br />

beim Aufschlag liegt in der Koordination<br />

der Bewegung von<br />

Schlagarm und Wurfarm. Die<br />

Schlagbewegung wird vom Lehrer<br />

zuerst langsam, anschließend mit<br />

richtigem Timing vorgezeigt und<br />

kann von allen Schülern fast auf<br />

Anhieb als Trockenbewegung gut<br />

nachvollzogen werden. Manche<br />

Schüler sind sofort in der Lage, die<br />

Schlagbewegung mit der Bewegung<br />

der ballführenden Hand zu<br />

kombinieren, vor allem dann,<br />

wenn Vorerfahrungen aus anderen<br />

Sportarten vorhanden sind (z.B.


Grundlagen des <strong>Tennis</strong>unterrichts<br />

Volleyball). Wenn das nicht der<br />

Fall ist, kann Partnerhilfe zu überraschenden<br />

Erfolgen führen. Der<br />

Ball wird vom Partner zum richtigen<br />

Zeitpunkt in den idealen Treffpunkt<br />

senkrecht hochgeworfen<br />

und vom Lernenden diagonal in<br />

die Aufschlagfelder gespielt. Dabei<br />

steht der Partner seitlich vor dem<br />

Lernenden und wirft den Ball zuerst<br />

mit seiner Wurfhand, später<br />

mit der anderen Hand hoch und<br />

übt somit schon das Anwerfen des<br />

Balles mit der Nichtschlaghand für<br />

seine nachfolgenden eigenen Aufschlagversuche.<br />

Der Schüler kann<br />

sehr bald den Ball zuerst von der<br />

T-Linie, später von der Grundlinie<br />

in das gegenüberliegende Aufschlagfeld<br />

spielen. Die Schlagbewegung<br />

des Lernenden und das<br />

Hochwerfen des Balles durch den<br />

Partner beginnen gleichzeitig nach<br />

einem akustischen Signal (Auftakt)<br />

mit anschließender Bewegungsbegleitung,<br />

z.B. »und rück und vor«<br />

oder »und eins und zwei«. Nach<br />

mehreren erfolgreichen Versuchen<br />

mit Partnerhilfe wird dem Schüler<br />

ein Ball zum Selbsthochwerfen so<br />

übergeben, daß er (ohne ans<br />

Hochwerfen zu denken) im vorher<br />

geübten Rhythmus aufschlagen<br />

kann. Im Wechsel von geglückten<br />

Versuchen mit Partnerhilfe und<br />

direkt nachfolgenden Selbstversuchen<br />

läßt der Erfolg nicht lange<br />

auf sich warten. Die Begeisterung<br />

über den ersten gelungenen Aufschlag<br />

gibt dem Schüler dann so<br />

viel Selbstvertrauen, daß der richtig<br />

koordinierte Aufschlag bald<br />

beherrscht wird.<br />

Als Übungs- und Spielform eignet<br />

sich Prellball, wobei sich die Partner<br />

in Gegenüberstellung Bälle mit<br />

dem Schläger zuprellen, die jeweils<br />

über dem Kopf (Aufschlagtreffpunkt)<br />

getroffen werden sollen<br />

und zwischen den beiden Partnern<br />

aufspringen (Ballwechsel zählen).<br />

Bei Übungs- und Spielformen zum<br />

Aufschlag und Überkopfschlägen<br />

sind in besonderer Weise Sicherheitsvorkehrungen<br />

zu treffen, und<br />

große Aufmerksamkeit der Schüler<br />

ist auf fliegende Bälle zu richten.<br />

Das bedeutet, daß entweder<br />

• alle Übenden auf gleicher Höhe<br />

in nur eine Richtung schlagen,<br />

oder<br />

• bei Partnerübungen, wo beide<br />

gegenüberstehen, die seitlichen<br />

Abstände groß genug sein<br />

müssen.<br />

Spielfähigkeit<br />

Mit der Grobform der Schlagbewegungen<br />

von Vor- und Rückhand,<br />

Flugball und Aufschlag und<br />

der jeweils zuzuordnenden Ballberechnung<br />

und Beinarbeit sind alle<br />

grundlegenden Voraussetzungen<br />

für die Spielfähigkeit gelegt. Über<br />

das Spiel auf Kleinfeldern (s. Kap.<br />

Kleinfeldtennis, S. 53), halben und<br />

ganzen T-Feldern und ein schrittweise<br />

Zurückgehen von der T-Linie<br />

bis zur Grundlinie erfolgt eine<br />

methodische und systematische<br />

Entwicklung des individuellen<br />

Spielvermögens bis zum normalen<br />

<strong>Tennis</strong>wettspiel.<br />

Der Übergang zum Großfeld kann<br />

in Gruppengrößen bis zu 6<br />

Schülern stattfinden.<br />

Gruppenunterricht<br />

mit kleinen Gruppen<br />

(3 bis 6 Schüler)<br />

In der kleineren Gruppe kommt<br />

auf den Lehrer in verstärktem<br />

Maße die Aufgabe des Zuspielers<br />

zu. Mit Geschick und Fingerspitzengefühl<br />

muß es dem Lehrer<br />

auch gelingen, kleine Unterschiede<br />

in der Leistungsfähigkeit<br />

der Schüler auszugleichen und individuell<br />

angepaßte Aufgaben zu<br />

stellen.<br />

Da anfangs die Präzision und der<br />

Rhythmus des Lehrerzuspiels viel<br />

zum Erfolg und zur Motivation des<br />

Schülers beitragen, kommt zunächst<br />

dem Zuspiel aus der Hand<br />

größere Bedeutung zu. Oberstes<br />

Ziel für Lehrer und Schüler ist aber<br />

immer der Ballwechsel, den es zu<br />

erarbeiten gilt. Das kann mit einzelnen<br />

Schlagarten geschehen,<br />

aber auch mit vielfältigen Variationen<br />

verschiedener Schlagarten bis<br />

hin zu taktischen Spielzügen. Die<br />

Auswahl der einzelnen Lern- und<br />

Übungsformen läßt der Lehrerphantasie<br />

freien Lauf und ergibt<br />

eine große Auswahl an Möglichkeiten.<br />

Variiert werden können<br />

• Schülerlaufwege (nach beiden<br />

Seiten, nach vorne und hinten,<br />

schräg vor und zurück in zwei<br />

Richtungen und aneinandergereiht<br />

und kombiniert)<br />

• Lehrerzuspiel (Geschwindigkeit,<br />

Richtung, Drall, Frequenz und<br />

Abwechslung)<br />

• Schlagarten (einfach, in regelmäßigem<br />

und unregelmäßigem<br />

Wechsel, kombiniert unter dem<br />

Aspekt von Sicherheit, Genauigkeit,<br />

Geschwindigkeit, Drall<br />

und Rhythmus)<br />

• Individuell verschiedene Aufgabenstellungen<br />

innerhalb<br />

einer Gruppe<br />

Der gut vorbereitete Gruppenunterricht<br />

kann bezüglich der Belastung<br />

des einzelnen Schülers dem<br />

Einzelunterricht nahekommen,<br />

weist aber deutliche Vorteile auf<br />

durch die Wirkung der Gruppendynamik,<br />

der Motivation und des<br />

Wetteifers der Schüler untereinander.<br />

Aus Kosten- und Platzgründen<br />

wird dem Unterricht in der<br />

Gruppe sicherlich die Zukunft<br />

gehören. Das Lernen und Üben<br />

der Elemente des <strong>Tennis</strong>spiels<br />

stehen hier eindeutig im Vordergrund.<br />

48


Lernen und trainieren in Gruppen<br />

Gruppentraining<br />

(3 bis 4 Spieler)<br />

Das Gruppentraining auf dem<br />

Großfeld macht letztendlich nur<br />

mit 3 oder 4 Spielern einen Sinn,<br />

was auf die doppelte Anzahl von<br />

Trainierenden (z. B. Mannschaft<br />

und Ersatzspieler) erhöht werden<br />

kann, wenn 2 <strong>Tennis</strong>felder zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Der Übergang zum Gruppentraining<br />

vollzieht sich fließend, wobei<br />

es hier vorrangig um die Anwendung<br />

von Technik und Taktik unter<br />

Belastungsgesichtspunkten<br />

geht. Gruppentraining ist besonders<br />

sinnvoll und effektiv in Vierergruppen<br />

oder in Dreiergruppen,<br />

bei denen sich dann der Lehrer<br />

oder Trainer als 4. Spieler ggf. in<br />

die Gruppe integrieren kann.<br />

Abb. 22<br />

Gruppenunterricht mit Anfängern<br />

49


<strong>Tennis</strong>unterricht mit<br />

verschiedenen Zielgruppen<br />

Hier werden methodische Gesichtspunkte<br />

behandelt, die sich<br />

konkret auf verschiedene Gruppen<br />

im <strong>Tennis</strong> beziehen, d. h. auch,<br />

daß Themen, die im vorangegangenen<br />

Teil eher in allgemeiner<br />

Weise erörtert wurden, nun an<br />

unterschiedlichen Adressatengruppen<br />

konkret dargestellt werden<br />

sollen.<br />

Die Auswahl von Adressaten kann<br />

erfolgen aufgrund der Kriterien<br />

Alter, Können, Zielvorstellungen<br />

und Rahmenbedingungen. Danach<br />

ergeben sich folgende Kapitel:<br />

• Anfängertennis: Kleinfeld- und<br />

Kindertennis.<br />

• Elementarschule: Sie richtet sich<br />

an <strong>Tennis</strong>anfänger vom Kindesalter<br />

bis ins Alter.<br />

• <strong>Tennis</strong>unterricht mit fortgeschrittenen<br />

Erwachsenen im<br />

Freizeittennis: Hier sind Erwachsene<br />

gemeint, die über mehr<br />

oder weniger umfangreiche<br />

<strong>Tennis</strong>erfahrungen verfügen.<br />

Sie wollen zwar ihr <strong>Tennis</strong>spiel<br />

verbessern, haben jedoch keine<br />

leistungssportlichen Ambitionen<br />

im organisierten Wettkampfsystem.<br />

• <strong>Tennis</strong>unterricht mit talentierten<br />

Kindern und Jugendlichen: Methodische<br />

Hinweise orientieren<br />

sich hier an dem Ziel, ein hohes<br />

Leistungsniveau im Turniertennis<br />

zu erreichen.<br />

• Schultennis: Um <strong>Tennis</strong> in der<br />

Schule zu unterrichten, müssen<br />

im besonderen didaktische und<br />

organisatorische Gegebenheiten<br />

berücksichtigt werden.<br />

• <strong>Tennis</strong>unterricht mit Behinderten:<br />

Dieses abschließende Kapitel<br />

betrifft sicherlich nur einen<br />

kleinen Adressatenkreis, allerdings<br />

einen bislang vernachlässigten,<br />

aber aus sozialen Gründen<br />

sehr wichtigen.<br />

Anfängertennis -<br />

Kleinfeldtennis -<br />

Kindertennis<br />

Die Zielgruppe <strong>Tennis</strong>-Anfänger<br />

(Einsteiger, Beginner) erstreckt sich<br />

heute auf jedes Lebensalter. Es<br />

gibt 3- bis 4jährige Kinder, aber<br />

auch ältere Menschen, die schon<br />

bzw. noch mit <strong>Tennis</strong> beginnen;<br />

trotz unterschiedlicher individueller<br />

Lernvoraussetzungen können<br />

sie aufgrund günstiger äußerer<br />

Voraussetzungen (Schläger, Bälle,<br />

Spielfeldgröße, Netzhöhe u.a.)<br />

bald in der Lage sein, einfache<br />

Ballwechsel durchzuführen.<br />

So kann man heute fast ohne<br />

Einschränkung sagen, daß <strong>Tennis</strong>spielen<br />

in jedem Alter erlernbar<br />

ist. Entscheidend für den Start<br />

sind Lust am Umgang mit Schläger<br />

und Bällen sowie Spaß und<br />

Freude am Erlernen des <strong>Tennis</strong>spiels.<br />

Dabei wird der <strong>Tennis</strong>lehrer bei<br />

seinen Schülern nicht nur Bewegungsabläufe<br />

der Techniken, sondern<br />

insbesondere auch die Spielfähigkeit<br />

zu entwickeln haben.<br />

Dabei kommt der Schulung von<br />

Wahrnehmungsfähigkeit eine<br />

besondere Bedeutung zu. Das<br />

bedeutet, daß seine Schüler<br />

lernen müssen,<br />

• zunächst die Geschwindigkeit,<br />

die Flugkurve und das Absprungverhalten<br />

des Balles zu<br />

berechnen,<br />

• ihre Beinarbeit und Schlagbewegungen<br />

daran anzupassen<br />

(Timing),<br />

• später aber auch die Schlagbewegung<br />

ihrer Spielpartner zu<br />

beobachten und in ihren Wirkungen<br />

vorauszuschätzen (Antizipation).<br />

Die Verschiedenartigkeit der Gruppen<br />

der <strong>Tennis</strong>anfänger war noch<br />

nie so groß wie heute. Es stellt sich<br />

die Frage, ob man in allen Gruppen<br />

beiderlei Geschlechts (Kinder,<br />

Jugendliche, jüngere Erwachsene<br />

und Senioren) nach ähnlichen<br />

Lehr- und Lernmustern verfahren<br />

kann oder ob spezifische Differenzierungen<br />

notwendig sind.<br />

Noch vor wenigen Jahren spielten<br />

z. B. <strong>Tennis</strong>lehrer mit erwachsenen<br />

Schülern fast ausschließlich im Einzelunterricht.<br />

Gruppenunterricht<br />

50


wurde hauptsächlich aus Kostenersparnisgründen<br />

für Kinder und<br />

Jugendliche in Schule und Verein<br />

sowie in kommerziellen <strong>Tennis</strong>anlagen<br />

angeboten.<br />

Inzwischen haben sich die Auffassungen<br />

geändert, und <strong>Tennis</strong> wird<br />

heute in allen aufgeführten Zielgruppen<br />

vorwiegend in der Gruppe<br />

gelehrt und gelernt. Unbestritten<br />

ist die Tatsache, daß sich der<br />

gut organisierte Gruppenunterricht<br />

für ajje <strong>Tennis</strong>-Anfänger bewährt<br />

hat, vor allem deshalb, weil Lernen<br />

in der Gruppe mehr Spaß<br />

macht und sich die Beteiligten gegenseitig<br />

motivieren.<br />

Allgemeines<br />

zum<br />

<strong>Tennis</strong>unterricht<br />

mit Anfängern<br />

Zielsetzungen<br />

vermitteln<br />

Jeder Teilnehmer will wissen,<br />

warum er was machen soll. Der<br />

Sinn bzw. die Absicht, die mit der<br />

Aufgabe verfolgt wird (taktischer<br />

Hintergrund), muß immer bewußt<br />

gemacht werden. Es gibt unterschiedliche<br />

technische Lösungen<br />

für gleiche Situationen. Der Unterrichtende<br />

sollte in der Lage sein,<br />

Situation und Lösung der Aufgabe<br />

jeweils aus dem Blickwinkel der<br />

Teilnehmer zu sehen.<br />

Sicherheit<br />

Bei allen Übungen, besonders in<br />

größeren Gruppen, ist auf die<br />

Sicherheit der Teilnehmer zu<br />

achten (Position und Einsatz von<br />

Hilfsgeräten, herumliegende Bälle,<br />

Laufwege und Schlagrichtungen,<br />

Abstand zu anderen Spielern). Im<br />

Zweifelsfall muß die Übung immer<br />

unterbrochen werden.<br />

Unterricht bei<br />

unterschiedlichem<br />

Leistungsniveau<br />

Bei größeren Gruppen findet man<br />

meistens ein unterschiedliches Leistungsniveau.<br />

Da jeder Teilnehmer<br />

vom Unterricht profitieren will,<br />

wird es oft notwendig sein, unterschiedliche<br />

Aufgaben, Ziele oder<br />

Zählweisen anzubieten, um sich<br />

der jeweiligen Könnensstufe der<br />

Teilnehmer anzupassen. Besonderes<br />

Augenmerk ist auf das entsprechende<br />

Zuspiel zu legen.<br />

Der Unterricht ist für den Lehrer in<br />

diesen Fällen besonders schwer,<br />

aber um so befriedigender, wenn<br />

er die Situation gemeistert hat.<br />

Organisation<br />

Die Teilnehmer müssen den Ablauf<br />

der Aufgabe verstehen.<br />

Bei jeder neuen Übung muß eine<br />

gewisse Zeit eingerechnet werden,<br />

die die Teilnehmer brauchen, um<br />

ihre persönliche Aufgabe (zuspielen,<br />

schlagen, zurückspielen, Bälle<br />

fangen) zu verstehen.<br />

Bei der Einführung von neuen Regeln<br />

oder anderer Zählweise muß<br />

man sicher sein, daß die Teilnehmer<br />

alles verstanden haben,<br />

bevor die Übung beginnt.<br />

Nachfragen der Teilnehmer sind<br />

immer ein Zeichen dafür, daß die<br />

Erklärungen unklar oder unvollständig<br />

waren.<br />

Für den Unterricht mit Anfängern<br />

gilt grundsätzlich:<br />

1. Die Reihenfolge der zu lösenden<br />

Aufgaben ist bei jeder<br />

Schlagtechnik:<br />

- Ball treffen<br />

- Ball über das Netz spielen<br />

(relativ hoch)<br />

- Ball plazieren (links-rechts,<br />

lang)<br />

- Ball mit Geschwindigkeit<br />

spielen<br />

2. Am Anfang stehen Bewegungen<br />

mit geringem Bewegungsumfang<br />

beim Ausholen und<br />

Schlagen:<br />

- Variation des Treffpunktes<br />

bezogen auf den Abstand<br />

zum Körper (nah-weit)<br />

- Variation des Treffpunktes<br />

bezogen auf den Abstand<br />

zum Boden (tief-hoch)<br />

- Variation des Treffpunktes<br />

bezogen auf die Schlagrichtung<br />

(vorne-hinten)<br />

Hinweis: - Bei allen Bewegungen<br />

ist immer der gesamte<br />

Körper beteiligt.<br />

3. Die Entfernung und die Richtung,<br />

aus der der Ball angeworfen/zugespielt<br />

wird, wird<br />

vergrößert:<br />

- Variation der Zuspielrichtung<br />

bei festgelegter Schlagposition<br />

- Variation des Beginns der<br />

Vorbereitung/des Ausholens<br />

(früh-spät) auf die Länge<br />

des Ballflugs abgestimmt) bei<br />

festgelegter Schlagposition<br />

- Variation der Schlagposition<br />

(Beinarbeit)<br />

- Variation der Geschwindigkeit<br />

bei der Schlagbewegung<br />

Hinweis: - Wenig mit dem »stehenden«<br />

Ball arbeiten.<br />

- Kleiner Bewegungsumfang<br />

beim Ausholen<br />

und Schlagen bleibt.<br />

- Ausschwungrichtung<br />

(und -weite) kann angesprochen<br />

werden.<br />

51


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

4. Erst wenn von T-Linie zu T-Linie<br />

gespielt wird, sollte der Abstand<br />

zwischen den Spielern<br />

(Lehrer/Schüler) vergrößert<br />

werden.<br />

Hinweis: - Wenn bei gewünschtem<br />

kleinem Bewegungsumfang<br />

der Ball<br />

nicht über das Netz<br />

gespielt werden kann,<br />

dann muß zunächst<br />

die Zuspielgeschwindigkeit<br />

und dann die<br />

Geschwindigkeit der<br />

Schlagbewegung gesteigert<br />

werden.<br />

5. Die Vergrößerung des Umfangs<br />

der Aushol- und Schlagbewegung<br />

erfolgt auf langsam<br />

(weich) zugespielte Bälle.<br />

Hinweis: - Die Vergrößerung des<br />

Bewegu ngsu mf angs<br />

ist<br />

sinnvoll bei:<br />

Vorhand, Rückhand,<br />

Lob, Schmetterball,<br />

Aufschlag<br />

nicht sinnvoll bei:<br />

Flugball, Halbflugball,<br />

Stop.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für<br />

den Erfolg im Anfängertennis ist<br />

auch, daß Spielgeräte (Schläger,<br />

Bälle), Spielfeldgröße und Netzhöhe<br />

individuell angepaßt werden<br />

und mit dem Spielvermögen der<br />

Lernenden wachsen. Einem ausgebildeten<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer sollte es<br />

dann nicht schwerfallen, Anfänger<br />

in allen Altersgruppierungen individuell<br />

richtig zu fördern und entsprechend<br />

zu motivieren. Die<br />

nachfolgenden konkreten Empfehlungen<br />

beziehen sich auf alle<br />

<strong>Tennis</strong>-Anfänger.<br />

<strong>Tennis</strong>schläger<br />

(Lernschläger)<br />

Die Größe des besaiteten Schlägerkopfes<br />

entspricht dem Normalschläger,<br />

das Schlägergewicht ist<br />

jedoch bedeutend geringer. Die<br />

Schlägerschäfte sind kürzer und<br />

die Schlägerlänge ist somit insgesamt<br />

geringer. Die Schläger sind<br />

handlicher und mit weniger Anstrengung<br />

(Kraftaufwand) zu spielen;<br />

trotzdem erlauben sie eine<br />

sichere Ballkontrolle. Schlägergewicht<br />

und Schlägerlänge wachsen<br />

mit dem Lernfortschritt und sind<br />

immer mit den körperlichen Voraussetzungen<br />

der Lernenden in<br />

Einklang zu bringen. Stehen nur<br />

normale Schläger zur Verfügung,<br />

so kann man diese notfalls entsprechend<br />

kürzer greifen.<br />

<strong>Tennis</strong>bälle<br />

Günstige Lern-<strong>Tennis</strong>bälle sind<br />

leichter als Normalbälle und fliegen<br />

langsamer. Bei gleicher Größe<br />

sehen die Spezialbälle wie Normalbälle<br />

aus und werden von den<br />

Abb. 23<br />

Kinder spielen mit entsprechend kleineren Schlägern<br />

Lernenden eher akzeptiert als<br />

optisch deutlich unterschiedliche<br />

Lern balle.<br />

Der langsame Flug der empfohlenen<br />

Lernbälle erlaubt den Anfängern<br />

eine bessere Ballberechnung<br />

und gibt ihnen mehr Zeit zur<br />

Schlagvorbereitung und -durchführung.<br />

Stehen allerdings keine Lernbälle<br />

zur Verfügung, so sind auch<br />

weiche, abgespielte Normalbälle<br />

geeignet.<br />

<strong>Tennis</strong>feld -<br />

Größe und Netzhöhe<br />

Jeder Anfänger möchte so schnell<br />

wie möglich zum <strong>Tennis</strong>spielen,<br />

d.h., zu regelmäßigen Ballwechseln<br />

kommen. Dies gelingt ihm am<br />

besten in einem kleineren <strong>Tennis</strong>feld<br />

mit niedrigerem Netz. Man<br />

kann solche Felder auf allen ebenen<br />

Flächen einzeichnen und über<br />

gespannte Zauberschnüre, Leinenoder<br />

Behelfsnetze spielen (s. Schultennis,<br />

S. 64). Sobald aber einfachste<br />

Zähl- und Spielformen<br />

52


Kleinfeldtennis -<br />

Spielfelder und Netzanlagen<br />

Abb. 24<br />

Kleinfeld für Kinder unter Einbezug vorhandener Spielfeldmarkierungen<br />

sowie Wettkämpfe durchgeführt<br />

werden, ist es vorteilhaft, nach<br />

festen Spielregeln auf gleichgroßen,<br />

deutlich markierten Spielfeldern<br />

mit gleichhohen und festgespannten<br />

<strong>Tennis</strong>netzen zu spielen.<br />

Deshalb sollte dann ein Kleinfeld<br />

von der Optik und den Abmessungen<br />

her eine echte Kleinausgabe<br />

des normalen <strong>Tennis</strong>feldes<br />

darstellen.<br />

Das auf jedem <strong>Tennis</strong>platz vorhandene<br />

Kleinfeld zwischen Einzel-<br />

Seitenlinie, T-Linie und Mittellinie<br />

entspricht diesen Vorstellungen<br />

nur teilweise und kann deshalb<br />

nur als Behelf gelten. Besonders<br />

empfehlenswert und praktikabel<br />

ist eine mobile <strong>Tennis</strong>-Kleinfeldanlage,<br />

die einen normalen <strong>Tennis</strong>platz<br />

unter Einbezug der vorhandenen<br />

Spielfeldmarkierungen in<br />

zwei Kleinfelder teilt.<br />

Die zusätzlich anzubringenden<br />

seitlichen Begrenzungslinien der<br />

Kleinfelder können nach dem Spiel<br />

problemlos entfernt und wiederverwendet<br />

werden. Höhenverstellbare<br />

Netzanlagen sind in kürzester<br />

Zeit auf- und abgebaut und können<br />

auch nach dem Gebrauch zur<br />

Seite gerollt werden.<br />

Auf den so entstehenden Kleinfeldern<br />

kommen die Lernenden sehr<br />

schnell zum <strong>Tennis</strong>spielen und zu<br />

einfachen Wettkampfformen. Wer<br />

im Kleinfeld die <strong>Tennis</strong>-Spielidee<br />

richtig erfahren und begriffen hat,<br />

kann ohne Schwierigkeiten leicht<br />

zum Spiel auf dem großen Feld<br />

geführt werden.<br />

Abb. 25 Aufbau mehrerer Kleinfelder<br />

Entsprechend den Vorstellungen<br />

des DTB wird eine Netzanlage<br />

von 6,10 m Breite und einer Netzhöhe<br />

von 80 bis 85 cm empfohlen.<br />

Durch Zusammenstellen von<br />

2 Mininetzen mit je 3,05 m Breite<br />

kann die geforderte Spielfeldbreite<br />

von 6,10 m ebenfalls erreicht werden.<br />

Solche Mininetze werden<br />

vorwiegend zu Hause (Garage,<br />

Hof, Garten ...) verwendet und<br />

dienen dem Hometraining von<br />

allen Lernenden in jedem Alter.<br />

Sie gewinnen aber auch immer<br />

mehr Bedeutung im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

mit Großgruppen (Schule,<br />

Breitensport ...), weil hierdurch<br />

die Spielidee <strong>Tennis</strong> von der ersten<br />

<strong>Tennis</strong>stunde an zum Tragen<br />

kommt.<br />

Kleinfelder können auf allen<br />

<strong>Tennis</strong>plätzen, aber auch auf allen<br />

halbwegs ebenen Hartplätzen<br />

(Schulhöfe, Parkplätze) installiert<br />

werden. Stellt man die Netze quer


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

zum Normaltennisfeld auf, so<br />

können die vorhandenen Spielfeldmarkierungen<br />

sinnvoll genutzt<br />

werden, und man muß nur noch<br />

wenige Zusatzlinien ziehen. Auf<br />

einem <strong>Tennis</strong>feld kann man 4<br />

große oder 8 kleine Netze aufstellen<br />

und somit 4 x 6 = 24 Schüler<br />

oder 8 x 4 = 32 Schüler sinnvoll in<br />

das <strong>Tennis</strong>spiel einführen. Soll auf<br />

anderen Sand-, Hart- oder Kunststoffplätzen<br />

(also auf Plätzen, die<br />

nicht für <strong>Tennis</strong> eingerichtet sind)<br />

<strong>Tennis</strong> gespielt werden, so braucht<br />

man pro Minifeld eine Fläche von<br />

3,05 x 10 m und für ein Wettkampfkleinfeld<br />

6,10x11 m.<br />

Die Spielfeldmarkierungen können<br />

dann je nach Belag mit Kreide,<br />

Klebebändern, Seilen oder »mobilen«<br />

Linien gekennzeichnet<br />

werden.<br />

Grundüberlegungen zum<br />

Kleinfeldtennis<br />

Die <strong>Tennis</strong>technik entwickelt sich<br />

spielerisch mit dem Erfolgserlebnis<br />

beim Erfüllen der verschiedenen<br />

gezielten, aber spielerischen Aufgabenstellungen.<br />

Dies entspricht<br />

der spielorientierten Konzeption.<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer achtet darauf,<br />

daß die Grobform einer akzeptablen<br />

<strong>Tennis</strong>technik durch alle<br />

Spieleinheiten erhalten bleibt und<br />

sich zunehmend zur Feinform entwickelt.<br />

Es gibt kein »Falsch« und<br />

kein »Richtig«, sondern nur Vorschläge<br />

zur Lösung der gestellten<br />

Aufgaben und Erfolgskontrollen,<br />

die der Lernende in den meisten<br />

Fällen auch selbst durchführen<br />

kann.<br />

Der schnelle Schlag spielt im Kleinfeldtennis<br />

eine völlig untergeordnete<br />

Rolle gegenüber dem gefühlvollen,<br />

gezielten und sicheren<br />

Schlag. Deshalb kommt zuerst<br />

auch dem Miteinanderspielen die<br />

wichtigste Bedeutung zu, verbunden<br />

mit dem Ziel, häufige Ballkontakte<br />

innerhalb der verschiedenen<br />

Ballwechsel zu haben. Das übergeordnete<br />

Motto lautet dann immer:<br />

Wer schafft mit wem die<br />

meisten Ballkontakte innerhalb der<br />

Ballwechsel?<br />

Wenn mit den Schlagtechniken,<br />

Vorhand, Rückhand, Flugball und<br />

Aufschlag genügend Ballsicherheit<br />

erreicht worden ist, macht auch<br />

das Gegeneinanderspielen richtig<br />

Spaß. Erst dann ist es möglich,<br />

technische und taktische Finessen<br />

zum Einsatz zu bringen und spielerisch<br />

zu nutzen. Auf dem Kleinfeld<br />

wird lebendiges, vielseitiges <strong>Tennis</strong><br />

gespielt. Der <strong>Tennis</strong>lehrer kann<br />

sich bei allen Spielformen als Mitspieler<br />

integrieren, er kann aber<br />

auch von außen gut beobachten<br />

und Tips geben, wenn die Kinder<br />

schon untereinander spielen können.<br />

Als Pädagoge wird der <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

immer den Schwächeren<br />

helfen und die Besseren fordern.<br />

Das kann er durch entsprechend<br />

variiertes Zuspiel bewerkstelligen.<br />

Nachfolgender Aufbau von<br />

Spielreihen wird für Kleinfeldtennis<br />

empfohlen<br />

Miteinanderspielen<br />

1. Der Lehrer spielt mit der<br />

Gruppe die Grundschläge Vorhand,<br />

Rückhand und Flugball<br />

mit Tips für die Schlägerhaltung,<br />

Schlagstellung, Treffpunkt,<br />

Timing.<br />

Die Schüler spielen aus dem<br />

Stand und aus der Bewegung<br />

zum Lehrer zurück und kommen<br />

schnell zu einem regelmäßigen<br />

Ballwechsel (z.B.<br />

Rundläufe). Die Aufgaben können<br />

vielfältig variiert und kombiniert<br />

werden (Laufwege, Art<br />

und Zahl der Ballkontakte, Zuspiel,<br />

Zielräume etc.).<br />

2. Der Lehrer spielt nacheinander<br />

• mit jedem Schüler der Gruppe<br />

frontal im halben Kleinfeld<br />

möglichst lange Ballfolgen mit<br />

Vorhand, Rückhand und Flugball.<br />

Er lernt dabei jeden Schüler<br />

kennen, mit dessen Stärken,<br />

Schwächen und Eigenheiten.<br />

Wenn die Ballwechsel mit dem<br />

Lehrer klappen, wird es nicht<br />

lange dauern, bis die Schüler<br />

untereinander spielen können<br />

und möglichst lange Ballwechsel<br />

zustande bringen wollen.<br />

3. Der Lehrer spielt nacheinander<br />

mit jedem Schüler diagonal von<br />

der linken in die rechte (oder<br />

von der rechten in die linke)<br />

Kleinfeldhälfte. Dabei werden<br />

die Schlagarten Lob, Schmetterball<br />

und Stop sowie das taktisch<br />

wichtige Winkelspielen eingeführt<br />

und geübt. Die Aufgabe<br />

für den Schüler könnte dann<br />

zum Beispiel lauten, es darf nur<br />

mit Vorhand, oder nur mit<br />

Rückhand gespielt werden.<br />

Dabei bleibt der längstmögliche<br />

Ballwechsel aber immer oberstes<br />

Gebot.<br />

Gegeneinanderspielen<br />

Wenn genügend lange Ballwechsel<br />

in den verschiedenen Schlagarten<br />

und Schlagkombinationen zustande<br />

gebracht werden (Ziel: 10<br />

Ballkontakte), sind die erforderlichen<br />

Grundkenntnisse für das<br />

Gegeneinanderspielen gelegt. Eine<br />

Einführung über ein Doppel Lehrer/Schüler<br />

gegen Schüler/Schüler<br />

hat sich beim Kleinfeldtennis als<br />

sehr vorteilhaft erwiesen.<br />

In der einfachsten Form ist jeder<br />

Spieler nur für seine Spielfeldhälfte<br />

verantwortlich, darf seine Bälle<br />

aber beliebig in die gegnerische<br />

Hälfte spielen. Der Ball wird diagonal<br />

von unten ins Spiel gebracht<br />

und es wird numerisch gezählt.<br />

Der Lehrer spielt zuerst mit dem<br />

schwächsten Schüler, um diesen<br />

zu motivieren.<br />

54


Anfängertennis<br />

<strong>Tennis</strong>-Doppel<br />

Der Lehrer spielt anfangs wieder<br />

mit, vor allem als Unterstützung<br />

der schwächeren Spieler. Später<br />

spielen die Schüler untereinander,<br />

und der Lehrer gibt nur Tips von<br />

außen. Es wird ein normales <strong>Tennis</strong>-Doppel<br />

mit Aufschlag von unten<br />

gespielt. Die Ballkontakte der<br />

Beteiligten sind jetzt beliebig, und<br />

dementsprechend entwickeln sich<br />

schon bald spielerische Standardsituationen<br />

und verschiedenartig<br />

taktische Lösungsmöglichkeiten.<br />

Alle zuvor erprobten Schlagarten<br />

können jetzt situationsangepaßt<br />

eingesetzt werden. Das vielseitige,<br />

variable Spiel gewinnt sehr an Bedeutung.<br />

Tischtennis-Doppel<br />

Als Vorbereitung für das Einzelspiel<br />

kommt dieser Form eine<br />

wichtige Bedeutung zu. Gespielt<br />

wird zuerst mit dem Lehrer - später<br />

nur mit Schülerbeteiligung.<br />

Die Ballkontakte der Doppelpartner<br />

wechseln regelmäßig nach<br />

jedem Schlag, wie beim Tischtennis;<br />

jeder Spieler muß sich jetzt in<br />

der ganzen Spielfeldhälfte zurechtfinden.<br />

Die Raumaufteilung<br />

und die Spielübersicht werden<br />

geschult.<br />

Doppel mit Schlägerwechsel<br />

Jeder Spieler muß jetzt unter Zeitdruck<br />

(Schlägerwechsel) konzentriert<br />

den Ball verfolgen und wird<br />

von seinem Mitspieler kaum mehr<br />

entlastet. Auf beiden Seiten wird<br />

jeweils nur mehr mit einem<br />

Schläger gespielt, der nach jedem<br />

Ballkontakt vom Mitspieler übernommen<br />

wird (s. Abb. 24, S. 53).<br />

Jeder Spieler übernimmt innerhalb<br />

des Doppels auch den Part eines<br />

Einzelspielers. Diese Spielform<br />

eignet sich hervorragend zur<br />

Schulung von Reaktion und Koordination.<br />

Vom Doppel- zum Einzelspiel<br />

Im Einzel ist jeder Spieler nur noch<br />

auf sich alleine angewiesen, und<br />

es gilt, die eigenen Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten behutsam zu<br />

erproben.<br />

Deshalb sollte das erste Einzel immer<br />

zwischen Lehrer und Schüler<br />

stattfinden. Der Lehrer kann den<br />

Schwächeren aufbauen und den<br />

Vorwitzigen in den richtigen<br />

Schranken halten.<br />

Von der numerischen Zählweise<br />

kann zu den normalen <strong>Tennis</strong>regeln<br />

übergegangen werden,<br />

wobei im Kleinfeld vielfach Tiebreak-Regeln<br />

und Zeitspiele sinnvoll<br />

angewendet werden können.<br />

Der Aufschlag kann weiterhin von<br />

unten ausgeführt werden. Wenn<br />

Aufschläge von oben erlaubt<br />

werden, so darf nur ein Versuch<br />

gewährt werden, damit keine Aufschlagdominanz<br />

entsteht. Im<br />

Kleinfeldtennis sollen möglichst<br />

lange Ballwechsel stattfinden, und<br />

nicht schnell (Bum-Bum-<strong>Tennis</strong>),<br />

sondern gefühlsbetont gespielt<br />

werden.<br />

Kleinfeldtennis-Turniere<br />

Wenn <strong>Tennis</strong>schüler Spaß an <strong>Tennis</strong>wettkämpfen<br />

gefunden haben,<br />

sollte es auch Möglichkeiten für<br />

sie geben, an Kleinfeldtennis-Turnieren<br />

teilzunehmen. Dabei sollte<br />

darauf geachtet werden, daß alle<br />

Beteiligten oft zum Zuge kommen<br />

und lieber die Spieleinsätze der<br />

Beteiligten kurz ausfallen. Sehr<br />

vorteilhaft wäre ein Spielplan nach<br />

Zeit, wie etwa bei einem Gong-<br />

Turnier mit Spielzeiten von 10 bis<br />

15 Minuten.<br />

Wenn anfangs in kleine Gruppen<br />

eingeteilt wird, in denen jeder<br />

gegen jeden (4er-Gruppen) spielt<br />

und je nach Gruppenplatz weiter<br />

eingeteilt wird, haben alle Beteiligten<br />

ein gleiches Maß an Spielzeit,<br />

Anstrengung und Spaß gehabt.<br />

Darauf sollte die Absicht des<br />

Wettkampfs im Kleinfeld vorrangig<br />

abzielen und eine gute Voraussetzung<br />

bieten für eine erstrebenswerte<br />

Einstellung für den<br />

Übergang zum <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

auf dem großen <strong>Tennis</strong>feld. Ballund<br />

Körperbeherrschung bringen<br />

Spaß und Freude beim <strong>Tennis</strong>spiel.<br />

Auf dem Kleinfeld lernt man beides<br />

am leichtesten.<br />

Übergang zum<br />

Normaltennis auf dem<br />

Großfeld<br />

Je nach Spielvermögen und Ambitionen<br />

der Lernenden erfolgt eine<br />

allmähliche Steigerung zum normalen<br />

Großfeldtennis durch stufenweisen<br />

Abbau aller zuvor gewährten<br />

Erleichterungen. Die<br />

Anforderungen in bezug auf<br />

Schläger, Bälle, Netzhöhe und Spielfeldgröße<br />

werden entsprechend<br />

der sich verbessernden Spielfähigkeit<br />

in individuell angepaßten<br />

Dosierungen erhöht. Die persönlichen<br />

Ambitionen der Lernenden<br />

sollten dabei in jedem Falle berücksichtigt<br />

werden. So könnte<br />

es durchaus sein, daß ein Teil der<br />

Anfänger (z.B. ältere Menschen)<br />

gar nicht bis zum »Normaltennis«<br />

kommen und mehr Spaß beim<br />

Spiel mit Erleichterungen durch<br />

Gerät und Spielfeld findet. So gibt<br />

es heute im Zuge des Breiten- und<br />

Freizeitsports auch schon Veranstaltungen,<br />

die <strong>Tennis</strong> nur im<br />

Kleinfeld vorsehen, als Selbstzweck<br />

und ohne weitere Steigerung.<br />

Anders ist es im <strong>Tennis</strong> mit<br />

Kindern von 4 bis 6 Jahren; hier<br />

dient Kleinfeldtennis als wichtige<br />

Vorstufe zur Talentsichtung und<br />

als spielerische Grundlage zur<br />

sinnvollen Entwicklung des Großfeldtennis.


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

Die Entwicklung des Spielgedankens<br />

und eine frühzeitige taktische<br />

Schulung und Ausbildung stehen<br />

hier im Vordergrund aller Überlegungen.<br />

<strong>Tennis</strong>lernen im Anfängerbereich<br />

findet in vielfältigerweise und<br />

unter sehr unterschiedlichen äußeren<br />

Gegebenheiten statt: im Verein,<br />

in derSchule, auf Mietplatzanlagen,<br />

in Ferien-Camps oder in speziellen<br />

<strong>Tennis</strong>schulen. In allen Fällen<br />

bietet der Unterricht in einer<br />

Gruppe Vorteile gegenüber dem<br />

traditionellen Einzelunterricht.<br />

Im Gruppenunterricht spornen<br />

sich die Lernenden gegenseitig an,<br />

unterstützen und motivieren sich<br />

untereinander und erleben <strong>Tennis</strong><br />

in einer entspannten Atmosphäre.<br />

Kindertennis sollte vorrangig induktiv<br />

über Aufgabenstellungen<br />

und Spielreihen in Kleinfeldern<br />

eingeführt und entwickelt werden.<br />

Ball indirekt diagonal über das Netz spielen<br />

Elementarschule<br />

Unter dem Leitgedanken »vom<br />

Kleinfeld (kurze Entfernung) zum<br />

Großfeld (große Entfernung)«<br />

stellt die Elementarschule einen<br />

möglichen Weg für das Anfängertennis<br />

dar.<br />

Nach Abschluß eines systematisch<br />

aufgebauten 10-Stunden-Programms<br />

sollen die Teilnehmer<br />

(relativ unabhängig vom Alter)<br />

folgendes können:<br />

- miteinander im Kleinfeld<br />

spielen,<br />

- auf Zuspiel des Lehrers von der<br />

Grundlinie und vom Netz<br />

zurückspielen,<br />

- aufschlagen und schmettern.<br />

Die Konzeption dieser Elementarschule<br />

hat folgende Schwerpunkte:<br />

• Gruppenunterricht von vorzugsweise<br />

4 Personen auf<br />

einem Platz.<br />

• Sowohl technik- als auch spielorientierte<br />

Vorgehensweise<br />

kommen zur Anwendung.<br />

• Als methodische Maßnahmen<br />

stehen Demonstration und<br />

geschickte Aufgabenstellung<br />

im Vordergrund.<br />

• Bilaterales <strong>Tennis</strong> hat eine hohe<br />

Bedeutung, d.h. das Spielen sowohl<br />

mit der rechten als auch<br />

mit der linken Hand ebenso wie<br />

das beidhändige Spielen auf<br />

beiden Seiten. Die allgemeine<br />

Koordination wird besser<br />

geschult, die Körperausbildung<br />

erfolgt auf beiden Seiten gleichmäßig,<br />

und es kommt nicht so<br />

leicht zu Überlastungsschäden.<br />

Ein gewisser positiver Lerntransfer<br />

in der <strong>Tennis</strong>technik ist<br />

sicherlich vorhanden, d.h., das<br />

Üben eines Schlages mit der linken<br />

Hand kann die Schlagausführung<br />

mit der rechten Hand<br />

verbessern. Schließlich macht<br />

gerade Kindern der vielseitige<br />

Umgang mit dem Schläger<br />

Spaß, so daß Bewegungsaufgaben<br />

im <strong>Tennis</strong>unterricht im<br />

Sinne des bilateralen <strong>Tennis</strong><br />

auch zur Auflockerung des<br />

Unterrichts beitragen.<br />

• Die Aufgaben können zunächst<br />

mit kürzeren und leichteren<br />

<strong>Tennis</strong>schlägern (gegebenenfalls<br />

mit kurzgefaßten Normalschlägern)<br />

und mit langsam<br />

fliegenden Spezial-Lernbällen<br />

durchgeführt werden.<br />

• Geübt wird weitgehend mit<br />

Partnerhilfe. Der Partner übernimmt<br />

die Aufgabe des Ballanbietens,<br />

und anschließend<br />

erfolgt ein Rollentausch.<br />

• Beim Spielen über größere Entfernungen<br />

übernimmt zunächst<br />

der Lehrer die Aufgabe des<br />

Zuspiels.<br />

56


Elementarschule<br />

Das 10-Stunden-Programm im Überblick<br />

1. Stunde Indirektes, senkrechtes<br />

Hochspielen<br />

des Balles<br />

2. Stunde"| Indirektes Hochspielen<br />

des Balles<br />

über größer werdende<br />

Entfernungen<br />

3. Stunde") Anwenden von<br />

Vorhand und Rückhand<br />

im T-Feld<br />

| 4. Stunde"! 1. Schwerpunkt:<br />

Flugball-Vorhand<br />

und -Rückhand<br />

2. Schwerpunkt:<br />

Vorhand und<br />

Rückhand im<br />

T-Feld als<br />

Wiederholung<br />

Ball indirekt knapp über das Netz spielen<br />

| 5. Stunde"] Anwenden von<br />

Vorhand, Rückhand<br />

und Flugball im<br />

T-Feld<br />

| 6. Stunde" 1. Schwerpunkt:<br />

Schmetterball<br />

2. Schwerpunkt:<br />

Vorhand und Rückhand<br />

bei variabler<br />

Distanzvergrößerung<br />

in Richtung<br />

Grundlinie<br />

| 7. StundeH 1 • Schwerpunkt:<br />

Aufschlag<br />

2. Schwerpunkt:<br />

Vorhand und Rückhand<br />

bei variabler<br />

Distanzvergrößerung<br />

in Richtung<br />

Grundlinie, Flugball<br />

auf Zuspiel aus<br />

unterschiedlichen<br />

Entfernungen<br />

| 8. Stunde Kombination der<br />

bekannten Schlagtechniken<br />

| 9. Stunde 7 ] Wiederholung aller<br />

Techniken und Vorbereitung<br />

auf den<br />

Abschlußtest<br />

|10. Stunde | Abschlußtest<br />

57


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

^^^<br />

fcf^jfosfefr*<br />

^ Ifetu ricl^<br />

Aufgaben sollen sowohl mit der rechten<br />

und der linken Hand als auch<br />

beidhändig und jeweils mit der Vorhand-<br />

und Rückhandseite gelöst werden;<br />

alle Übungen beginnen mit dem<br />

Anwerfen des Balles.<br />

1. Alleine (Spiel mit sich selbst) den<br />

Ball indirekt senkrecht hochspielen<br />

2. Partnerweise abwechselndes,<br />

indirektes und senkrechtes Hochspielen<br />

des Balles<br />

- Ball springt im Korridor auf<br />

- Spieler stehen außerhalb des<br />

Korridors<br />

3. Ball indirekt über das Netz<br />

zuspielen<br />

- Ball soll hoch über das Netz<br />

fliegen<br />

- Ball soll knapp hinter dem Netz<br />

aufspringen<br />

- Ball soll in bedrängten Situationen<br />

zunächst sich selbst hochgespielt<br />

werden (Kontrollschlag)<br />

und dann erst über das<br />

Netz zum Partner<br />

a) Spieler stehen jrn Korridor<br />

(frontale Position zum<br />

Netz)<br />

b) Spieler stehen außerhalb<br />

der Einzel- bzw. Doppellinien<br />

(seitliche Position<br />

zum Netz)<br />

4. Spielerstehen im Kreis und spielen<br />

sich den Ball abwechselnd indirekt<br />

5. Spiel 2 gegen 2, abwechselnd<br />

schlagen<br />

Aufgaben sollen sowohl mit der rechten<br />

und der linken Hand als auch<br />

beidhändig und jeweils mit der Vorhand-<br />

und Rückhandseite gelöst<br />

werden; Ball kommt durch Zuwurf<br />

zum Partner oder Anwurf für sich<br />

selbst ins Spiel.<br />

1. Ball indirekt über das Netz zuspielen<br />

- Position nah am Netz, seitliche<br />

Schlagstellung zum Netz<br />

- Ball soll im Korridor aufspringen<br />

2. Ball indirekt diagonal über das<br />

Netz zuspielen (s.S. 56)<br />

- Position nah am Netz, frontale<br />

Stellung zum Netz<br />

- Ball soll innerhalb bzw. außerhalb<br />

der Einzellinie aufspringen<br />

(Empfehlung für Griffhaltungen)<br />

3. Partner bewegen sich parallel zum<br />

Netz, einer spielt diagonal, der andere<br />

longline<br />

4. Partner spielen diagonal über<br />

größere Entfernungen<br />

- Position nah am Netz, frontale<br />

Stellung zum Netz (in bezug<br />

auf die Schlagrichtung des Balles<br />

steht der Spieler in einer<br />

seitlichen Schlagstellung)<br />

- Ball auch sich selbst hochspielen<br />

(Kontrollschlag)<br />

5. Ball longline im Korridor über das<br />

Netz spielen<br />

- Spieler stehen außerhalb der<br />

Seitenlinien in seitlicher Schlagstellung<br />

- Abstand vergrößern und verkleinern<br />

6. Spiel 2 gegen 2, abwechselnd<br />

schlagen<br />

::ÄH^<br />

Aufgaben sollen vorrangig mit der<br />

gewohnten Schlaghand oder beidhändig<br />

gelöst werden; Ball durch Anwurf<br />

für sich selbst ins Spiel bringen.<br />

1. Im Aufschlagfeld miteinander über<br />

das Netz spielen (longline und<br />

cross)<br />

2. Schulung des seitlichen Abstands<br />

zum Treffpunkt<br />

- Partner steht auf der gleichen<br />

Seite des Netzes wie der Spieler<br />

und wirft den Ball auf einer<br />

Seitenlinie an<br />

a) Spieler schlägt aus vorgegebener<br />

Platzposition<br />

b) Schulung der Beinarbeit zur<br />

Seite zur Schlagposition<br />

(Cha-Cha-Cha-<br />

Rhythmus)<br />

3. Ballwechsel im Aufschlagfeld<br />

- Schulung des seitlichen Abstands<br />

(auch mit Kontrollschlag);<br />

nach dem Schlag zwei<br />

bis drei Seitstepschritte in Richtung<br />

Mitte des Aufschlagfeldes<br />

- nur cross oder nur longline<br />

spielen<br />

4. Ballwechsel im Aufschlagfeld<br />

- Schlagrichtung ändern<br />

- Ball auffangen und neu anspielen<br />

oder Ballwechsel mit bzw.<br />

ohne Kontrollschlag spielen<br />

5. Spiel 2 gegen 2, mit- oder gegeneinander<br />

6. Rundlauf um den Lehrer<br />

| • -grer/. -4 -Stunde- >>^~^f-S\<br />

Aufgaben 1 bis 6 sollen sowohl mit<br />

der rechten als auch mit der linken<br />

Hand und jeweils mit der Vorhandund<br />

Rückhandseite gelöst werden.<br />

1. Ball partnerweise direkt über das<br />

Netz spielen<br />

- Naher Abstand zum Netz<br />

- Abstand variieren<br />

2. Ball partnerweise über das Netz<br />

werfen und fangen<br />

3. Zugeworfenen Ball vom Schläger<br />

abprallen lassen<br />

- Erfahrung mit verschiedener<br />

Schlagflächenstellung<br />

4. Zugeworfenen Ball weich nach<br />

oben zurückspielen<br />

5. Zugeworfenen Ball sich selbst<br />

2-3mal hochspielen, dann über<br />

das Netz nach vorne-oben<br />

zurückschlagen (Partner soll den<br />

Ball fangen)<br />

6. Von der T-Linie aus zugespielten<br />

Ball als Flugball zurückspielen<br />

- Zuspieler: Ball auffangen und<br />

neu anspielen oder Ballwechsel<br />

mit bzw. ohne Kontrollschlag<br />

weiterführen<br />

7. Flugball miteinander im Aufschlagfeld<br />

8. Spielen von Vorhand und Rückhand<br />

im T-Feld als Wiederholung<br />

der letzten Stunde<br />

58


Elementarschule<br />

| ' - r-^M^v-StiTna^ • EB> -' '•"* I<br />

Aufgaben sollen mit der gewohnten<br />

Schlaghand oder beidhändig gelöst<br />

werden; als Spielfeld gelten die Aufschlagfelder.<br />

1. Wiederholung von Vorhand, Rückhand<br />

und Flugball<br />

2. Kombination dieser drei Techniken<br />

3. Lösen taktischer Aufgaben<br />

bezüglich<br />

- Schlagrichtung .<br />

- Schlaglänge<br />

- Ballflughöhe<br />

4. Spiel gegeneinander<br />

jglStüncIg^tgg^<br />

Aufgaben sollen mit der gewohnten<br />

Schlaghand gelöst werden.<br />

1. Ball mit dem Schläger auf den<br />

Boden prellen<br />

2. Hoch zugeworfenen Ball über<br />

Kopfhöhe fangen (vorrangig mit<br />

der nicht gewohnten Hand)<br />

3. Hoch über das Netz zugeworfenen<br />

Ball über Kopfhöhe nach vorne<br />

über das Netz wegspielen<br />

4. Hoch zugeworfenen Ball zunächst<br />

in, dann über Kopfhöhe über das<br />

Netz nach unten spielen<br />

- Ausholen vor dem Körper,<br />

Griffhaltung, seitliche Schlagstellung<br />

5. Laufen unter den späteren Treffpunkt<br />

und zugeworfenen/zugespielten<br />

Ball<br />

a) mit Nichtschlaghand fangen<br />

b) schmettern<br />

c) schmettern in Zielfelder<br />

6. Vorhand und Rückhand mit variabler<br />

Abstandsvergrößerung in<br />

Richtung Grundlinie auf Zuspiel<br />

durch den Lehrer, später auch<br />

partnerweise, spielen; zu weit<br />

gespielte Bälle auffangen und neu<br />

anspielen, nach einem Kontrollschlag<br />

oder als Flugball zurückspielen<br />

E<br />

7. Stünde<br />

Aufgaben sollen mit der gewohnten<br />

Schlaghand gelöst werden.<br />

1. Ball von der T-Linie aus im<br />

hohen Bogen über das Netz<br />

werfen<br />

2. Ball auf Partnerzuwurf nach vorne<br />

wegspielen<br />

3. Ball sich selbst anwerfen und nach<br />

vorne wegspielen<br />

4. Abstand vom Netz zunehmend<br />

vergrößern (bis zur Grundlinie)<br />

und Ball<br />

a) in höherem Bogen<br />

b) in flacherem Bogen über das<br />

Netz ins Aufschlagfeld spielen<br />

5. Vorhand und Rückhand mit variabler<br />

Abstandsvergrößerung in<br />

Richtung Grundlinie spielen<br />

6. Flugball auf Zuspiel aus zunehmender<br />

Entfernung spielen<br />

L_ 8. Stunde |<br />

Aufgaben sollen mit der gewohnten<br />

Schlaghand oder beidhändig gelöst<br />

werden.<br />

1. Vorhand und Rückhand von der<br />

Grundlinie auf Lehrerzuspiel vom<br />

Netz<br />

2. Flugball-Vorhand und -Rückhand<br />

auf Lehrerzuspiel von der Grundlinie<br />

3. Partnerweises Spiel mit Vorhand<br />

und Rückhand von der Grundlinie<br />

und Spiel am Netz<br />

4. Aufschlag und Return<br />

5. Spiel 2 gegen 2 von der Grundlinie,<br />

jeweils abwechselnd schlagen<br />

a) miteinander spielen<br />

b) gegeneinander spielen<br />

[ 9. Stünde<br />

Aufgaben sollen mit der gewohnten<br />

Schlaghand oder beidhändig gelöst<br />

werden.<br />

1. Wiederholung aller Schlagtechniken<br />

mit individueller Schwerpunktsetzung<br />

2. Durchspielen der Testübungen<br />

3. Regelkunde/»Etikette« (Verhaltensnormen)<br />

: 10. Stunde ]<br />

Abschlußtest:<br />

Aufgaben sollen mit der gewohnten<br />

Hand oder beidhändig gelöst werden.<br />

1. Miteinander spielen<br />

- Spielfeld: zwei gegenüberliegende<br />

Aufschlagfelder<br />

- Beginn: beide Partner hinter der<br />

T-Linie<br />

- Modus: jeder Spieler hat 9 Versuche,<br />

der Ball muß bei einem<br />

Versuch 10mal über das Netz<br />

fliegen<br />

2. Aufschlag<br />

- Von 10 Versuchen müssen 3 im<br />

Aufschlagfeld landen<br />

3. Vom Lehrer zugespielte Bälle mit<br />

Vorhand und Rückhand von der<br />

Grundlinie aus zurückschlagen<br />

- Lehrer in Netzposition spielt<br />

abwechselnd 10mal auf Vorhand<br />

und 10mal auf Rückhand<br />

zu; Schüler muß 5 Vorhandund<br />

5 Rückhandschläge ins<br />

Einzelfeld spielen<br />

4. Vom Lehrer zugespielte Bälle als<br />

Flugball und Schmetterball zurückschlagen<br />

- Lehrer spielt von der T-Linie<br />

nacheinander 6mal zum Flugball-Vorhand,<br />

6mal zum Flugball-Rückhand<br />

und 10mal zum<br />

Schmetterball zu; Schüler muß<br />

3 Flugbälle Vorhand, 3 Flugbälle<br />

Rückhand und 5 Schmetterbälle<br />

ins Einzelfeld spielen<br />

Alle Anforderungen müssen erfüllt<br />

werden


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

Fortgeschrittene<br />

Erwachsene im<br />

Freizeittennis<br />

Zielgruppenbeschreibung<br />

Neben Anfängern aller Altersgruppen<br />

stellen Erwachsene, die über<br />

mehr oder weniger umfangreiche<br />

Spielerfahrungen, also auch über<br />

entsprechende Techniken verfügen,<br />

sicherlich eine der größten<br />

Schülergruppen des <strong>Tennis</strong>lehrers<br />

dar. Gemeint sind hier sogenannte<br />

Freizeitspieler, also Erwachsene,<br />

die keine besonderen leistungssportlichen<br />

Ambitionen haben.<br />

Das sind vor allem <strong>Tennis</strong>spieler,<br />

die zwar schon seit längerer Zeit<br />

<strong>Tennis</strong> spielen, sich allerdings nicht<br />

am organisierten Wettkampfsystem<br />

beteiligen, und oft sind es<br />

<strong>Tennis</strong>spieler, die <strong>Tennis</strong> erst sehr<br />

spät gelernt oder sehr lange nicht<br />

mehr gespielt haben. Erwachsene<br />

Freizeitspieler können ganz unterschiedliche<br />

Motive haben, <strong>Tennis</strong><br />

zu spielen und ihr Spiel zu verbessern.<br />

Insofern sind auch ihre Erwartungen<br />

und Wünsche an den<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer recht verschieden.<br />

Die Unterschiede in dieser Adressatengruppe<br />

ergeben sich aus<br />

• der Altersspanne (vom Übergang<br />

des Jugendalters über das<br />

Erwachsenenalter bis zum<br />

Seniorenalter),<br />

• dem grundsätzlichen Stellenwert<br />

sportlicher Betätigung<br />

(Geselligkeit, Fitneß, soziale<br />

Anerkennung),<br />

• dem Stellenwert von <strong>Tennis</strong> in<br />

der Freizeit und die dafür zur<br />

Verfügung stehende Zeit (täglich<br />

oder selten spielen),<br />

• dem jeweiligen Freizeitumfeld<br />

(Verein, <strong>Tennis</strong>schule, Urlaub),<br />

• den sozialen Beziehungen im<br />

Freizeitbereich (<strong>Tennis</strong> mit<br />

Familie, Freunden, Geschäftspartnern,<br />

neuen Bekannten).<br />

Der <strong>Tennis</strong>lehrer muß versuchen,<br />

die Erwartungen seiner Schüler im<br />

Gespräch zu erfahren, um<br />

• seinen Unterricht zu planen,<br />

• sich auf die speziellen Bedürfnisse<br />

seiner Schüler einzustellen,<br />

• die Vorstellungen der Schüler<br />

nötigenfalls auf ein realistisches<br />

Maß zu reduzieren oder zu<br />

erweitern,<br />

• seine Schüler gegebenenfalls in<br />

eine passende Gruppe einteilen<br />

zu können.<br />

Trotz unterschiedlicher Erwartungen<br />

und Voraussetzungen von<br />

Freizeitspielern gibt es durch den<br />

gemeinsamen Wunsch, <strong>Tennis</strong><br />

besser spielen zu wollen, noch<br />

genug Übereinstimmungen. Insofern<br />

lassen sich die verschiedenartigen<br />

Motive in zwei allgemeine<br />

Zielstellungen zusammenfassen:<br />

• Miteinander paarweise oder in<br />

Gruppen <strong>Tennis</strong> spielen<br />

• Gegeneinander im Einzel und<br />

Doppel <strong>Tennis</strong> spielen<br />

Dabei kann für einzelne das <strong>Tennis</strong>spielen<br />

durchaus noch andere<br />

Zielaspekte, wie die oben beschriebenen,<br />

einschließen.<br />

Konzeption<br />

»Miteinander<br />

spielen«<br />

Ausgehend von einer übergeordneten<br />

Konzeption, ergeben sich<br />

inhaltliche Folgerungen.<br />

Die Partner wollen paarweise,<br />

möglicherweise in Gruppen miteinander<br />

<strong>Tennis</strong> spielen. Das geschieht<br />

im allgemeinen ohne<br />

Wettkampf, aber im Rahmen des<br />

Spielgedankens (unter Umständen<br />

mit veränderten Regeln).<br />

Spezielle Zielstellungen<br />

• Längere Ballwechsel im Grundlinienspiel<br />

• Spielformen: Entwicklung einer<br />

individuell realistischen Spielvorstellung,<br />

Ballwechsel mit<br />

einer mittleren Höhe und<br />

Geschwindigkeit zu spielen<br />

• Haupttechniken: Grundschläge<br />

Vor- und Rückhand, zur Abwechslung<br />

und als Koordinationsschulung<br />

auch Aufschlag<br />

und andere Techniken<br />

• Beweglichkeit und Ausdauer<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

• Gelegentlich Übungen zur Entwicklung<br />

der Stützmuskulatur<br />

(Rumpf)<br />

Konzeption<br />

»Gegeneinander<br />

spielen«<br />

Die Partner wollen wettkampfmäßig,<br />

im Einzel oder Doppel,<br />

gegeneinander spielen. Sie spielen<br />

dabei im Einzel vorwiegend von<br />

der Grundlinie aus.<br />

Spezielle Zielstellungen<br />

• Taktik: Entwicklungeines individuell<br />

realistischen Spielkonzepts,<br />

d. h. Anwendung der<br />

Techniken vorwiegend unter<br />

dem Aspekt ihrer Sicherheit und<br />

Plazierung (Fehler vermeiden),<br />

Doppeltraining<br />

• Grundschläge verbessern und<br />

zunehmend durch Drall sicherer<br />

machen<br />

• Individuelle Aufschläge mit<br />

Drall entwickeln<br />

• Entwicklung von Topspin-Vorhand<br />

und Slice-Rückhand<br />

• Returnschulung im Zusammenhang<br />

mit Wahrnehmungsschulung<br />

• Im Zusammenhang mit Doppeltraining<br />

Flugbälle und<br />

Schmetterball verbessern, an-<br />

60


n<br />

Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis<br />

dere Techniken auf Wunsch<br />

und zur Koordinationsschulung<br />

anbieten<br />

• Aufwärm- und Beweglichkeitsprogramm<br />

quasi als Ritual entwickeln<br />

• Spielnahes Ausdauertraining<br />

anbieten<br />

• Tips zum ergänzenden Krafttraining<br />

geben<br />

Allgemeine<br />

methodische Hinweise<br />

Umlernen<br />

Bei der Verbesserung der oft über<br />

sehr lange Zeiträume automatisierten<br />

Technik sollte der Lehrer -<br />

bevor er das sehr schwierige Umlernen<br />

empfiehlt - versuchen,<br />

durch geeignete Bewegungsaufgaben<br />

taktische Grundhaltungen<br />

zu verändern. Bevor also festgefahrene<br />

Bewegungsabläufe oder<br />

gar Griffhaltungen korrigiert werden,<br />

könnte man seine Schüler<br />

z.B. davon überzeugen, langsamer<br />

oder höher zu spielen. Erst wenn<br />

solche Aufgabenstellungen nicht<br />

zum Ziel führen, sollten gezielte<br />

Korrekturen von Bewegungsabläufen<br />

einsetzen.<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

Dabei empfiehlt es sich, durch<br />

geeignete Maßnahmen (s. Vorschläge<br />

zur Bewegungskorrektur<br />

S. 34) vor allem die Hauptaktionen<br />

im Auge zu haben.<br />

Spielräume in den Hilfsaktionen<br />

sollten weitgehend belassen und<br />

sogar weiter ausgeschöpft, leichte<br />

Mängel so weit wie möglich akzeptiert<br />

werden. Es ist Wert zu<br />

legen auf angemessenen Bewegungsrhythmus<br />

und Bewegungsfluß.<br />

»Zwingende« Bewegungshilfen,<br />

Ballmaschine und Video<br />

können die empfohlenen Lernprozesse<br />

unterstützen.<br />

Organisationsformen<br />

Als Organisationsform bietet sich<br />

der Gruppenunterricht mit drei bis<br />

vier Erwachsenen an. Das gilt um<br />

so mehr, als Spielformen zur Entwicklung<br />

der Spielfähigkeit bzw.<br />

des taktischen Denkens im Mittelpunkt<br />

des Unterrichts erwachsener<br />

Fortgeschrittener stehen sollten.<br />

Einzelunterricht empfiehlt sich dagegen<br />

vor allem bei der Korrektur<br />

spezifischer individueller Probleme.<br />

Spezifische<br />

methodische Probleme<br />

und Maßnahmen<br />

Bei erwachsenen Fortgeschrittenen<br />

im Freizeittennis liegen oft<br />

verfestigte Fehler und Probleme<br />

vor. Das ergibt sich aus ihrer Lerngeschichte.<br />

Sie spielen in der Regel<br />

schon lange, aber nicht immer regelmäßig<br />

<strong>Tennis</strong>, haben sich vieles<br />

selbst angeeignet und eventuell<br />

bei unterschiedlichen Lehrern Unterricht<br />

gehabt. Wie bereits angemerkt,<br />

sind eine Reihe von Problemen<br />

durchaus über die einsichtige<br />

Veränderung von taktischen<br />

Grundhaltungen zum Spiel lösbar.<br />

Dadurch kann zeitaufwendiges,<br />

wenig motivierendes und nicht<br />

immer erfolgreiches Umlernen<br />

vermieden werden.<br />

Folgende Probleme tauchen bei<br />

erwachsenen Fortgeschrittenen<br />

häufig auf:<br />

Hohe Fehlerquote<br />

Ursachen hierfür finden sich oft in<br />

einer falschen Spielvorstellung, die<br />

auch durch eine unangemessene<br />

Orientierung am Spitzentennis<br />

provoziert wird. Zu hohe Schlaggeschwindigkeit,<br />

zu knapp über<br />

das Netz geschlagene Bälle und zu<br />

»schöne« Bewegungen führen zu<br />

vielen unnötigen Fehlern.<br />

Maßnahmen<br />

• Spielerinnen und Spieler überzeugen,<br />

ihre eigenen Ansprüche<br />

auf ein realistisches<br />

Maß zu begrenzen; Erwachsene<br />

brauchen oft einsichtige Begründungen<br />

als Motivation und<br />

viel Geduld zu Veränderungen<br />

• Lernhilfen verwenden: Netz<br />

erhöhen, im T-Feld und halben<br />

Feld spielen, verstärkt mit Vorwärts-,<br />

aber auch mit Rückwärtsdrall<br />

spielen<br />

Schlechte Stellung zum Ball<br />

Ursachen hierfür liegen in unzureichender<br />

Ballberechnung und mangelhafter<br />

(häufig »bequemer«)<br />

Beinarbeit.<br />

Maßnahmen<br />

• Systematisch variiert (und verabredet)<br />

zuspielen (Länge,<br />

Richtung, Höhe, Geschwindigkeit,<br />

Drall), verbunden mit<br />

Beobachtungsaufgaben von<br />

gegnerischem Schlägerschwung<br />

und Ballflug<br />

• Gezielt ständige Bewegung der<br />

Beine erzwingen, auch in<br />

Erwartung des Balles<br />

• Fuß- und Beinarbeit betonen,<br />

mit gymnastischer Aufwärmung<br />

schulen<br />

• Technik ständig aus der Bewegung<br />

heraus trainieren<br />

• Schläge aus Notsituationen<br />

üben<br />

Mangelhafte Griffhaltungen<br />

Ursachen hierfür liegen in der<br />

Lerngeschichte. In der Regel wird<br />

bei mangelhaften Griffhaltungen<br />

die Schlagflächenstellung durch<br />

automatisierte Drehung des<br />

Unterarms korrigiert.<br />

Maßnahmen<br />

Umlernen ist aufgrund der automatisierten<br />

Bewegung sehr langwierig<br />

oder gar unmöglich. Dies<br />

61


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

sollte deshalb nur dann versucht<br />

werden,<br />

- wenn mangelhafte Griffhaltungen<br />

das Neulernen von Techniken<br />

wesentlich erschweren<br />

(z.B. erschwert ein Rückhandgriff<br />

das Erlernen eines Topspin-<br />

Vorhand) und<br />

- wenn der Lernende sehr motiviert<br />

ist, etwas zu verbessern.<br />

Als Alternativen bieten sich an,<br />

- besser mit dem gegebenen<br />

Griff umzugehen, also in<br />

schwierigen Situationen langsamer<br />

zu spielen und<br />

- Techniken zu benutzen, zu<br />

denen die Griffe passen (z.B.<br />

Slice spielen, wenn Vorhandgriff<br />

auf der Rückhandseite<br />

benutzt wird).<br />

Später Treffpunkt<br />

Die Ursache hierfür kann ebenfalls<br />

in einer mangelhaften Griffhaltung<br />

liegen. Häufig ist die Ursache aber<br />

auch bei der Verfestigung falschen<br />

Timings aufgrund mangelhafter<br />

Ballberechnung zu suchen, wobei<br />

die Kompensation mit Handgelenkseinsatz,<br />

verbunden mit unökonomischem<br />

Kraftaufwand,<br />

ständig zu einer zu hohen Fehlerquote<br />

führt.<br />

Maßnahmen<br />

Versuchen, die Ballberechnung des<br />

Schülers zu verbessern; andererseits<br />

gilt es jedoch, das Timing wie<br />

folgt zu verändern:<br />

• Schlagen unter verabredeten,<br />

erleichterten Bedingungen<br />

(Treffpunkt festlegen)<br />

• Zwingende Situation schaffen,<br />

z. B. Bälle besonders kurz zuspielen;<br />

erzwingen, daß die<br />

Füße hinter einer Hilfslinie bleiben;<br />

fordern, daß der Schläger<br />

weit über den Treffpunkt hinaus<br />

schwingt<br />

• Den Rhythmus zwischen Ausholen<br />

und Schlagen verändern;<br />

Ausholen während der ersten<br />

Flugphase des Balles - Übergang<br />

zum Vorschwung beim<br />

Auftreffen des Balles am Boden<br />

(Auftreffpunkt großflächig<br />

markieren)<br />

Aufschlagprobleme<br />

Die Ursachen der Aufschlagprobleme<br />

liegen vor allem in der<br />

Ungenauigkeit des Ballanwurfs,<br />

Koordinationsschwierigkeiten<br />

zwischen Ballanwurf und Schlagbewegung<br />

sowie deutlich ausgeprägter<br />

Pause in der Schlinge<br />

hinter dem Rücken. Sie sind in<br />

der langen Lerngeschichte der<br />

Erwachsenen begründet und in<br />

der Regel sehr verfestigt. Grundsätzliche<br />

Veränderungen des<br />

Bewegungsablaufs empfehlen<br />

sich deshalb nur äußerst selten.<br />

Maßnahmen<br />

• Schlaggeschwindigkeiten im<br />

Training und Wettkampf reduzieren,<br />

auch bei ersten Aufschlägen,<br />

denn die Koordinationsprobleme<br />

treten vor allem<br />

bei hohen Bewegungsgeschwindigkeiten<br />

auf<br />

• Wurfgenauigkeit verbessern<br />

• Situation zeitweilig vereinfachen<br />

(z. B. von T-Linie aus<br />

aufschlagen)<br />

• Pause in der Ausholbewegung<br />

akzeptieren, aber an das Ende<br />

des Rückwärtspendels verschieben<br />

(»absichtliche« Pause vor<br />

dem Einschwung in die Kehre,<br />

auch zur Konzentration auf das<br />

Werfen)<br />

Flugballschwäche<br />

Die Ursache hierfür liegt häufig im<br />

späten Erlernen des Flugballs und<br />

dadurch begründetem negativem<br />

Transfer von den Grundschlägen<br />

(zu große Ausholbewegung, kein<br />

vorwärts-abwärts gerichtetes<br />

Schlagen).<br />

Abb. 26 Beim »Lenkradvolley« wird<br />

der Schlägerkopf mit beiden Händen<br />

gehalten<br />

Maßnahmen<br />

• Zwingende Situation: Flugball<br />

mit dem Rücken zur Wand oder<br />

»Lenkrad-Volley« (Schlägerkopf<br />

mit beiden Händen wie ein<br />

Lenkrad fassen und so den Ball<br />

als Flugball spielen, s. Abb. 26)<br />

• »Überkorrekturen« verwenden:<br />

geblockte Flugbälle ohne Ausholen<br />

und Schlagen spielen<br />

• Vorwärts-abwärts gerichtete<br />

Bewegung von der Slice-Bewegung<br />

ableiten, ggf. über den<br />

Slice einführen<br />

• Übungsmatches mit »Pflicht-<br />

Angriffen« spielen lassen<br />

<strong>Tennis</strong>spielen außerhalb<br />

von Vereinen<br />

Bis vor etwa 40 Jahren war <strong>Tennis</strong><br />

ausschließlich in speziellen <strong>Tennis</strong>vereinen<br />

und in Abteilungen von<br />

Turn- und Sportvereinen angesiedelt.<br />

Ein großes Münchner Sportgeschäft<br />

leitete dann mit seinen<br />

kommerziell betriebenen <strong>Tennis</strong>plätzen<br />

und -hallen eine neue<br />

62


Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis<br />

<strong>Tennis</strong>ära ein, die in den letzten<br />

4 Jahrzehnten zahlreiche ähnlich<br />

aufgebaute Nachfolger gefunden<br />

hat. In fast allen mittleren und<br />

größeren Städten findet man<br />

heute kommerziell betriebene<br />

<strong>Tennis</strong>anlagen, die ein ganz eigenes<br />

Publikum haben. Was treibt die<br />

Leute dorthin, und wo liegen die<br />

Unterschiede im <strong>Tennis</strong>angebot<br />

dieser Anlagen zu dem der <strong>Tennis</strong>vereine?<br />

Vorrangig sind es <strong>Tennis</strong>späteinsteiger<br />

und sog. Freizeitspieler, die<br />

ihren <strong>Tennis</strong>spaß in der kommerziellen<br />

Anlage suchen. Sie haben<br />

kaum Interesse am Leistungsoder<br />

am Mannschaftstennis. Sie<br />

wollen ihre festen Stunden<br />

buchen und nicht auf einen freiwerdenden<br />

Platz oder gar auf einen<br />

Partner warten. Sie suchen aber<br />

auch den persönlichen Erfolg und<br />

nehmen gerne das Angebot der<br />

<strong>Tennis</strong>schulen wahr, ohne die<br />

kommerzielle <strong>Tennis</strong>anlagen normalerweise<br />

nicht auskommen.<br />

Das Ziel heißt dann, möglichst<br />

rasch spielfähig zu werden, damit<br />

man sich schon bald mit anderen<br />

Gleichgesinnten verabreden kann.<br />

Da eine Spielpartnervermittlung<br />

auf der kommerziellen Anlage im<br />

Gegensatz zu den Vereinen fast<br />

ausnahmslos angeboten wird, ist<br />

dieses Ziel schnell realisierbar. Die<br />

<strong>Tennis</strong>schulprogramme sehen<br />

dafür meist fest umrissene Kursprogramme<br />

vor, die im untersten<br />

Fall nach 10 Unterrichtsstunden<br />

mit einem ersten Spielfähigkeitstest<br />

enden (vgl. Kapitel »Elementarschule«).<br />

Der Spaß an der Bewegung und<br />

am Spiel steht absolut im Vordergrund,<br />

und der gute Animateur ist<br />

für diese Zielgruppe ein wichtigerer<br />

Ansprechpartner als ein Lehrer,<br />

dem Systematik und Methodik<br />

über alles geht. Die spezifischen<br />

methodischen Probleme und<br />

Maßnahmen in dieser Zielgruppe<br />

sind im Kapitel »Fortgeschrittene<br />

Erwachsene im Freizeittennis«<br />

ausführlich beschrieben und bedürfen<br />

keiner weiteren Erläuterung.<br />

Die Zeichen unserer Zeit weisen<br />

aber eindeutig darauf hin, daß sich<br />

zukünftig die Positionen von <strong>Tennis</strong>verein<br />

und kommerzieller <strong>Tennis</strong>anlage<br />

immer stärker überlagern,<br />

denn der Breiten- und Freizeitsport<br />

gewinnt im <strong>Tennis</strong>verein<br />

immer mehr an Bedeutung und<br />

läßt den Vereinen langfristig nur<br />

dann eine Überlebenschance,<br />

wenn sie auch dem Hobbyspieler<br />

adäquate Möglichkeiten und Anreize<br />

offerieren. Für die kommerziellen<br />

Anlagen gibt es umgekehrt<br />

auch die Möglichkeit, durch die<br />

Konstruktion eines Clubs in ihrer<br />

Anlage gewisse Vorteile der Vereinsstrukturen<br />

nachzuvollziehen<br />

und für die Minderheit ihrer Kunden<br />

eine Möglichkeit zu schaffen,<br />

sich an Mannschaftswettbewerben<br />

zu beteiligen.<br />

<strong>Tennis</strong> in Ferienclubs und<br />

Camps, <strong>Tennis</strong>wochen und<br />

-weekends<br />

In den letzten Jahren hat sich die<br />

Anzahl derjenigen stark vermehrt,<br />

die ihre ersten <strong>Tennis</strong>schritte in<br />

Ferienclubs getan haben, oder in<br />

Reisetennisschulen in Wochenoder<br />

Weekendkursen erstmals mit<br />

<strong>Tennis</strong> konfrontiert wurden.<br />

In entspannter Urlaubsatmosphäre<br />

und in netter Gesellschaft von anderen<br />

<strong>Tennis</strong>interessierten herrscht<br />

in den dort angebotenen Gruppenkursen<br />

ein ausgesprochen<br />

günstiges Lernklima. Weiterhin<br />

wirkt es sich sehr vorteilhaft aus,<br />

daß der <strong>Tennis</strong>unterricht in sehr<br />

komprimierter Form stattfindet<br />

und der Lernerfolg bei 2 bis 6<br />

Stunden <strong>Tennis</strong> pro Tag viel deutlicher<br />

und schneller sichtbar wird,<br />

als zu Hause bei einer Unterrichtsstunde<br />

pro Woche. Diese Vorteile<br />

haben inzwischen auch viele <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

dazu bewogen, mit ihren<br />

eigenen Schülern <strong>Tennis</strong>camps<br />

und <strong>Tennis</strong>-Weekends im sonnigen<br />

Süden, zumindest aber in<br />

außerhalb ihrer Vereine gelegenen<br />

<strong>Tennis</strong>anlagen abzuhalten. Die damit<br />

verzeichneten Erfolge und Anerkennungen<br />

für die <strong>Tennis</strong>schule<br />

sind zum Teil überragend und weisen<br />

neue Wege für die Zukunft.<br />

Besonders effizient wirken sich<br />

dabei mannigfaltige Programme<br />

mit unterschiedlichen Anziehungspunkten<br />

aus, die in multifunktional<br />

ausgerichteten Anlagen möglich<br />

sind. Das reicht dann vom<br />

<strong>Tennis</strong> über Squash, Badminton,<br />

Golf, Fitneß, Billard, Sauna und<br />

Solarium usw. bis zu kulinarischen<br />

Genüssen und gesellschaftlichen<br />

Anbindungen, wie Tanz, Disko<br />

und anderen Vergnügungen.<br />

Diese Tendenzen sind für kommerzielle<br />

Überlegungen unverzichtbar<br />

und werden auch bald für<br />

Vereine eine wichtige Rolle<br />

spielen, vor allem dann, wenn der<br />

fast überall feststellbaren Mitgliederstagnation<br />

entgegengewirkt<br />

werden soll.<br />

Sport treiben und speziell auch<br />

<strong>Tennis</strong> spielen ist heutzutage so<br />

vielfältig möglich, daß es nur in<br />

den seltensten Fällen noch<br />

genügt, die dazu erforderlichen<br />

Sportanlagen zur Verfügung zu<br />

stellen. Es muß schon auch etwas<br />

»losgemacht« werden, wobei der<br />

gesellschaftliche Anspruch jedweder<br />

Art heute schon längst den<br />

leistungsbezogenen, sportlichen<br />

Ambitionen den Rang abgelaufen<br />

hat. Spaß muß es machen, und<br />

rühren muß sich was, sonst läuft<br />

nicht mehr viel. Das gilt für Vereine<br />

ebenso wie für alle Unternehmungen<br />

und Veranstalter, die mit<br />

<strong>Tennis</strong> zu tun haben.


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

Schultennis<br />

Schülerumfragen gemäß gehört<br />

<strong>Tennis</strong> zu den beliebtesten Sportarten<br />

des Schulsportangebots.<br />

Leider steht der praktischen Umsetzung<br />

dieser Interessen eine Vielzahl<br />

von Problemen gegenüber.<br />

Gibt es fachkompetente Lehrer<br />

(<strong>Tennis</strong>lehrer, Sportlehrer mit tennisspezifischer<br />

Ausbildung)? Wo<br />

ist Schultennis möglich (Turnhalle,<br />

Hartplatz, Pausenhof, Verein)?<br />

Sind brauchbare Materialien vorhanden<br />

(Schläger, Bälle, Kindertennisnetze)?<br />

Ist eine Einführung<br />

des <strong>Tennis</strong>spiels im Klassenverband<br />

gewünscht und möglich,<br />

oder besteht eher die Tendenz,<br />

<strong>Tennis</strong> im differenzierten Sport für<br />

Interessengruppen anzubieten?<br />

Darüber hinaus sind Fragen bezüglich<br />

Genehmigungen bzw.<br />

Haftung bei einer Kooperation mit<br />

einem Verein sowie Zielsetzungen,<br />

Unterrichtsgestaltung, Ergiebigkeit<br />

usw. zu lösen.<br />

Die Einführung des <strong>Tennis</strong>spiels in<br />

der Schule als sog. Rückschlagspiel,<br />

dem Hin- und Herspielen<br />

eines Balles über ein Netz mit Hilfe<br />

von Schlägern, ist in fast allen<br />

Schulen realisierbar, wenn Schulleitung,<br />

Kollegium, Eltern und<br />

Schüler ein solches Angebot<br />

wünschen und unterstützen.<br />

Bei der Einführung von <strong>Tennis</strong> im<br />

regulären Sportunterricht geht es<br />

in erster Linie um die Vermittlung<br />

von Grundlagen im Sinne einer<br />

Hinführung zum richtigen <strong>Tennis</strong>,<br />

das dann möglichst im Verein,<br />

aber auch in der kommerziellen<br />

<strong>Tennis</strong>anlage oder auf dem kommunalen<br />

<strong>Tennis</strong>platz weiterentwickelt<br />

werden kann. Diese Hinführung<br />

zum <strong>Tennis</strong> ist verbunden<br />

mit dem Ziel, daß die Schüler die<br />

Sportart <strong>Tennis</strong> im Rahmen des<br />

Schulsportunterrichts kennenlernen,<br />

insbesondere im Hinblick<br />

Abb. 27<br />

Schultennisset des DTB<br />

auf das Sporttreiben in ihrem späteren<br />

Leben. Gerade dem Lifetime-Sport<br />

<strong>Tennis</strong> kommt hier<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Beim Schultennis geht es also zunächst<br />

um Erwerb und Verbesserung<br />

der Geschicklichkeit im Umgang<br />

mit Schläger und Ball sowie<br />

um die direkte Erfahrung der Spielidee.<br />

Aus der Gewöhnung an Ball<br />

und Schläger entwickelt sich das<br />

Miteinanderspielen im Sinne des<br />

Sich-Zuspielens. Erst bei ausreichender<br />

Ballsicherheit, die ein<br />

regelmäßiges Hin- und Herspielen<br />

ermöglicht, kann man an einfache<br />

Formen des Gegeneinanderspielens<br />

und des Wettspiels herangehen,<br />

bei dem es dem Gegner<br />

schwergemacht wird, den Ball zu<br />

erreichen.<br />

Dort wo die institutionellen, räumlichen,<br />

materiellen und personellen<br />

Bedingungen gegeben sind - und<br />

in zunehmendem Maße sehen die<br />

Lehrpläne der einzelnen Bundesländer<br />

dies vor -, kann <strong>Tennis</strong> aber<br />

auch im Rahmen des Neigungsgruppenangebots,<br />

von Projektwochen,<br />

Schnupperkursen, freiwilligen<br />

Schülersportgemeinschaften,<br />

Talentgruppen zwischen<br />

Schule und Verein und schließlich<br />

im Rahmen des Schulsportwettbewerbs<br />

»Jugend trainiert für<br />

Olympia« angeboten werden.<br />

Für solche Fälle brauchen keine<br />

besonderen methodisch-didaktische<br />

Hinweise gegeben werden.<br />

Die folgenden Hinweise geben in<br />

erster Linie methodisch-didaktische<br />

Hinweise zur Einführung des<br />

<strong>Tennis</strong>spiels im Klassenverband<br />

unter schulischen Bedingungen.<br />

Organisatorische<br />

Überlegungen<br />

Schülerzahl<br />

Eine Gruppenstärke von 20 bis 25<br />

Schülern sollte bei der Einführung<br />

des <strong>Tennis</strong>spiels im Arbeitsgemeinschaftsbereich<br />

möglichst nicht<br />

überschritten werden. Für eine<br />

längerfristig angelegte Ausbildung<br />

über ein oder mehrere Schuljahre<br />

ist eine Teilnehmerzahl von 12 bis<br />

16 Schülern günstig, wenn mindestens<br />

zwei <strong>Tennis</strong>plätze oder eine<br />

Doppel- bzw. Dreifach-Sporthalle<br />

zur Verfügung stehen.<br />

64


Schultennis<br />

Spielgeräte (Bälle, Schläger)<br />

Wenn zur Beschaffung von speziellen<br />

Lernbällen und Schlägern<br />

keine Mittel vorhanden sind, so<br />

kann man sich auch mit abgespielten<br />

<strong>Tennis</strong>bällen und alten <strong>Tennis</strong>schlägern<br />

(kurz fassen) behelfen,<br />

die man über den örtlichen <strong>Tennis</strong>verein<br />

erhalten kann. Durch Zuwendungen<br />

von Schulämtern,<br />

Sportämtern, Elternbeirat oder<br />

Sponsoren können vielfach auch<br />

Grundausrüstungen angeschafft<br />

werden. Hier kann das vom Deutschen<br />

<strong>Tennis</strong> Bund angebotene<br />

Schultennisset (Abb. 27, S. 64)<br />

mit verschiedenen Kinderschlägern<br />

und unterschiedlichem Ballmaterial<br />

empfohlen werden, welches über<br />

das Referat Schultennis auch in<br />

den einzelnen Landesverbänden<br />

des Deutschen <strong>Tennis</strong> Bundes<br />

leihweise zur Verfügung gestellt<br />

werden kann.<br />

Für Schultennis am besten geeignet<br />

sind besaitete Schläger mit<br />

normaler Schlägerkopfgröße,<br />

geringem Schlägergewicht (ca.<br />

300 g) und einer Gesamtlänge<br />

zwischen 55 und 65 cm in den<br />

Griffstärken von 1 bis 3. Neben<br />

den bekannten Schaumstoffbällen<br />

mit den Durchmessern 70 und<br />

90 mm sind die neu entwickelten<br />

Lerntennisbälle zu nennen, die<br />

sich äußerlich nicht von normalen<br />

<strong>Tennis</strong>bällen unterscheiden; sie<br />

sind jedoch leichter, weicher und<br />

sie fliegen langsamer bzw. werden<br />

beim Aufsprung auf den Boden<br />

stark abgebremst.<br />

Aufgrund des leichten Gewichts<br />

stellen diese Bälle auch ein geringes<br />

Sicherheitsrisiko dar und helfen<br />

damit, Unfälle, Verletzungen<br />

oder Sachschäden zu vermeiden.<br />

Spielfelder und Netze<br />

In allen Schulsporthallen und auf<br />

Außenspielplätzen sind zum <strong>Tennis</strong>feld<br />

zusätzlich Spielfeldmarkierungen<br />

anderer Sportspiele aufgetragen<br />

(Basketball, Badminton,<br />

Handball, Volleyball), die als Grenzen<br />

von <strong>Tennis</strong>-Kleinfeldern genutzt<br />

werden können oder mit<br />

Klebebändern, Linienbändern oder<br />

anderen Markierungen zu <strong>Tennis</strong>-<br />

Kleinfeldern ergänzbar sind.<br />

Die Spielfelder bzw. -zonen sind<br />

zuerst so klein wie möglich zu<br />

halten; sie wachsen mit dem fortschreitenden<br />

Spielvermögen der<br />

Schüler.<br />

Als Netzersatz dienen anfangs<br />

gespannte Zauberschnüre oder<br />

Leinen, erhöhte Langbänke bzw.<br />

aneinandergereihte Kastenteile<br />

und sogar Hürden.<br />

Turnhallenwände können nutzbringend<br />

in den <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

einbezogen werden und stellen<br />

mit variabel angebrachten Zielmarkierungen<br />

(z.B. Klebeband,<br />

Zeitungen, Gymnastikreifen) einen<br />

besonderen Reiz für viele Aufgaben<br />

dar.<br />

Schulhöfe und alle größeren<br />

ebenen Flächen im Schulbereich<br />

bieten gute Voraussetzungen für<br />

eine <strong>Tennis</strong>einführung, wenn<br />

Kleinfelder eingezeichnet werden<br />

dürfen und Schnüre, Leinen oder<br />

Netze gespannt werden können.<br />

Ideal sind mobile <strong>Tennis</strong>-Übungsanlagen,<br />

deren Auf- und Abbau<br />

schnell und problemlos erfolgen<br />

kann.<br />

Die Markierung dieser Kleinfelder<br />

bezieht die Linien des normalen<br />

Feldes mit ein und wird nur durch<br />

zusätzliche Seitenlinien ergänzt. In<br />

Turnhallen und Pausenhöfen kann<br />

aber auch in kürzester Zeit eine<br />

Neumarkierung der Kleinfelder mit<br />

mobilen Speziallinien vorgenommen<br />

werden.<br />

Auf Normaltennisplätzen wird<br />

dann quer gespielt, und dabei<br />

können bis zu drei Kleinfelder auf<br />

jeder Spielfeldhälfte genutzt werden.<br />

Das »Netz« sollte ca. 80 bis<br />

90 cm hoch sein. Mobile Kindertennisnetze<br />

in verschiedenen Ausführungen<br />

bereichern das Schultennis<br />

insbesondere im Wettkampfbereich,<br />

wenn es um gleiche<br />

Voraussetzungen von Spielfeld,<br />

Netz und Regeln geht. Die Größe<br />

der Kleinfelder ergibt sich ebenfalls<br />

aus den Bedingungen in der<br />

Schule. Hier empfehlen sich Vorgaben<br />

von 9 bis 13 m Länge und<br />

5 bis 6 m Breite.<br />

Empfehlungen zum<br />

Lehren und Lernen im<br />

Schultennis<br />

• Das vorhandene Platzangebot<br />

muß jeweils optimal ausgenutzt<br />

werden. Die vom Sportunterricht<br />

bekannten Aufstellungsformen<br />

wie Linien, Reihen,<br />

Gassen, Blöcke und Kreise können<br />

je nach Gruppenstärke und<br />

Übungsform vielseitig angewendet<br />

und entsprechend<br />

kombiniert werden.<br />

• Klare Übungsansagen und eine<br />

zweckmäßige Übungsauswahl<br />

garantieren die notwendige<br />

Sicherheit im Unterricht.<br />

• Der Lehrer muß sich auch am<br />

Leistungsvermögen der<br />

schwächsten Schüler orientieren.<br />

Die besten Schüler können<br />

auch einmal als »Assistenten«<br />

eingesetzt und somit zum eigenen<br />

Nutzen ganz speziell gefordert<br />

werden.<br />

• Anfangs muß den Schülern eine<br />

ausreichende Zeitspanne zum<br />

Ausprobieren der neuen Spielgeräte<br />

- Schläger und Ball -<br />

eingeräumt werden.<br />

• Alle Übungsaufgaben sollten<br />

mehrfach wiederholt und auch


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

immer in einfachen Wettbewerbsformen<br />

durchgeführt<br />

werden.<br />

• Die Partner sollten oft gewechselt<br />

werden, wobei schwächere<br />

und stärkere Schüler unterschiedliche<br />

Spielerfahrungen<br />

vermitteln.<br />

• Von Anfang an müssen alle<br />

Bewegungs- und Übungsaufgaben<br />

gleichmäßig auf der<br />

Vorhand- und Rückhandseite<br />

versucht werden, damit insbesondere<br />

die Rückhandseite<br />

nicht vernachlässigt wird.<br />

• Ballsicherheit geht immer vor<br />

Ballgeschwindigkeit. Die Flugbahn<br />

des gespielten Balles sollte<br />

anfangs stark gekrümmt sein;<br />

mit steigender Ballsicherheit soll<br />

sie flacher werden.<br />

• Die Anforderungen durch Bälle,<br />

Schläger und Spielfeld wachsen<br />

mit steigendem Spielvermögen<br />

der Schüler.<br />

• Der Lehrer sollte im Unterricht<br />

durchaus selbst mitspielen,<br />

wenn es der Unterricht im Rahmen<br />

der Gesamtorganisation<br />

zuläßt.<br />

• Alle Schüler können mit verantwortlichen<br />

Aufgaben betraut<br />

werden, wie Ausgabe und Einsammeln<br />

von Leihschlägern,<br />

Bällen, Hilfsgeräten u.a.<br />

• Circuitformen mit verschiedenen<br />

Aufgaben an mehreren<br />

Stationen sind für eine <strong>Tennis</strong>einführung<br />

in der Schule sehr<br />

gut geeignet; auf wenig Raum<br />

kann man intensiv arbeiten.<br />

• Eine <strong>Tennis</strong>einführung in der<br />

Schule behandelt sicherlich vorrangig<br />

die Grundschläge Vorhand<br />

und Rückhand, aber auch<br />

Flugball und Aufschlag sowie<br />

einfachste Formen des Schmetterballs<br />

und Lobs können<br />

berücksichtigt werden.<br />

• Einfache taktische Überlegungen<br />

und Aufgaben sind von<br />

Anfang an in den Unterricht<br />

einzubauen, insbesondere<br />

wenn die Schüler ihre ersten<br />

<strong>Tennis</strong>wettkämpfe schon bald<br />

auf dem Kleinfeld austragen.<br />

• Eine Unterrichtsdokumentation,<br />

bei der auch mit Video gearbeitet<br />

werden kann, sichert die<br />

Unterrichtserfahrungen für alle<br />

Beteiligten.<br />

Schultennis mit fortgeschrittenen<br />

Schülern<br />

An manchen Schulen wird <strong>Tennis</strong><br />

auch für Schüler angeboten, die<br />

Vorerfahrungen aus dem Verein<br />

oder dem Spielen auf kommerziellen<br />

Anlagen mitbringen. Das ist<br />

meist dann der Fall, wenn sich die<br />

Schule an Wettkämpfen der Aktion<br />

»Jugend trainiert für Olympia«<br />

beteiligt. Wie in allen ähnlich<br />

gearteten Schulsportwettbewerben<br />

anderer Sportarten spiegelt<br />

eine solche differenzierte Sportgruppe<br />

selten eine echte Schulsport-Lehrarbeit<br />

wider, da sie sich<br />

weitgehend auf Vereinsspieler<br />

stützt. Bei guten äußeren Bedingungen<br />

und einer geeigneten<br />

Lehrkraft kann jedoch auch hier<br />

(ebenso wie in anderen Sportarten)<br />

der Grundstein für eine engere<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Verein gelegt werden,<br />

die letztlich allen Beteiligten zugute<br />

kommt. Außerdem zeigt die<br />

Schule ihren Schülern damit, daß<br />

sie auch spezielle (»außerschulische«)<br />

Fähigkeiten fördert.<br />

Wenn allerdings bei der Verteilung<br />

von Sportstunden die Wahl zwischen<br />

<strong>Tennis</strong>-Einführung und <strong>Tennis</strong>-Weiterbildung<br />

von Schülern zu<br />

treffen ist, so sollte sich die verantwortliche<br />

<strong>Tennis</strong>lehrkraft eher für<br />

eine Einführung stark machen, um<br />

möglichst vielen Schülern dieses<br />

Erlebnis zu vermitteln.<br />

<strong>Tennis</strong> mit<br />

Behinderten<br />

Die bislang vorliegenden <strong>Tennis</strong>-<br />

Lehrbücher richten sich an Kinder,<br />

Jugendliche und Erwachsene, die<br />

entweder über »normale« körperliche<br />

und geistig-psychische oder<br />

(im Hinblick auf das Erbringen hoher<br />

Leistungen) außergewöhnlich<br />

günstige Voraussetzungen (Talente)<br />

verfügen. Nicht behandelt<br />

wird dagegen die Frage, ob (und<br />

wenn ja, wie) Personen, deren<br />

Spielräume im wahrsten Sinne des<br />

Wortes beim Erlernen und Ausüben<br />

sportlicher Bewegungen aufgrund<br />

körperlicher und geistigpsychischer<br />

Behinderungen eingeschränkt<br />

sind, das <strong>Tennis</strong>spiel<br />

erlernen sollen und können.<br />

Das betrifft folgende Personengruppen:<br />

• Körperbehinderte<br />

• Personen mit Behinderungen im<br />

Bereich der inneren Organe<br />

(z.B. Herzinfarktpatienten)<br />

• Sehbehinderte<br />

• Hörbehinderte und Taubstumme<br />

• Geistig Behinderte<br />

• Personen mit Beeinträchtigungen<br />

durch psychische<br />

Probleme<br />

Auch für sie gelten zunächst<br />

didaktische Überlegungen, d.h.,<br />

auch für sie kann Sporttreiben<br />

positive gesundheitliche Wirkungen<br />

haben, Erfahrungen der eigenen<br />

Leistungsfähigkeit vermitteln,<br />

zu mehr Selbstvertrauen beitragen,<br />

soziale Kontakte ermöglichen<br />

und Stunden voller Freude und<br />

Glück bringen. Vielfach wird noch<br />

gar nicht erkannt, daß auch das<br />

<strong>Tennis</strong>spiel für behinderte Menschen<br />

von besonderer Bedeutung<br />

sein kann. Dabei soll es nicht<br />

darum gehen, <strong>Tennis</strong> in Konkurrenz<br />

zu anderen Sportarten zu<br />

66


<strong>Tennis</strong> mit Behinderten<br />

sehen und zu bewerten. Vielmehr<br />

soll (bei vorliegendem Interesse<br />

und günstigen äußeren Bedingungen,<br />

die für das <strong>Tennis</strong>spiel notwendig<br />

sind) danach gefragt werden,<br />

welche spezifischen methodischen<br />

Gesichtspunkte im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

mit Behinderten zu<br />

berücksichtigen sind.<br />

Ganz allgemein gilt für Behinderte,<br />

daß mit Einschränkungen im<br />

Bereich der körperlichen Belastbarkeit,<br />

des Koordinationsvermögens,<br />

der motorischen Lernfähigkeit und<br />

der psychischen Belastbarkeit<br />

gerechnet werden muß. Deshalb<br />

müssen Behinderte in besonderem<br />

Maße vor Überforderungen geschützt<br />

werden. Darüber hinaus ist<br />

das Prinzip der Behinderungsgemäßheit<br />

zu berücksichtigen,<br />

d.h., die funktionellen Fähigkeiten<br />

des Behinderten sind einerseits voll<br />

auszuschöpfen, andererseits müssen<br />

aber auch die durch die Behinderung<br />

gegebenen Grenzen<br />

erkannt werden. Methodische<br />

Maßnahmen sind an diesem Prinzip<br />

(häufig in Form von Kompromissen)<br />

auszurichten. Dies bedeutet<br />

z. B. bei Sehbehinderten, daß -<br />

sofern die Sehbehinderung nicht<br />

zu groß ist - spezielle fluoreszierende<br />

Bälle verwendet werden<br />

sollten. Für Körperbehinderte, die<br />

z.B. einen Arm verloren haben,<br />

bedeutet dies, daß sie lernen müssen,<br />

beim Aufschlag den Ball, der<br />

auf der Schlagfläche liegt, mit dem<br />

Schläger anzuwerfen oder den Ball<br />

auch mit der Schlaghand hochzuwerfen.<br />

Grundsätzlich gilt für Behinderte<br />

sicherlich, daß beim Erlernen<br />

des <strong>Tennis</strong>spiels das Spielen<br />

im kleineren Feld von besonderer<br />

Bedeutung ist und von vielen das<br />

Spielen im Kleinfeld und mit langsam<br />

fliegenden Bällen beibehalten<br />

wird, also nicht als Vorstufe zu betrachten<br />

ist. Im folgenden wird<br />

das Rollstuhltennis exemplarisch<br />

behandelt. Dies hat zwei Gründe:<br />

Zum einen läßt sich hier das Prinzip<br />

der Behinderungsgemäßheit<br />

deutlich aufzeigen. Zum anderen<br />

hat das Interesse am Rollstuhltennis<br />

in den letzten Jahren stark zugenommen.<br />

Rollstuhltennis<br />

Das Prinzip der Behindertengemäßheit<br />

bezieht sich im Rollstuhltennis<br />

vor allem auf zwei augenscheinliche<br />

Gesichtspunkte:<br />

Der Rollstuhlfahrer schlägt im<br />

Sitzen, und bei der Fortbewegung<br />

ist er auf die Möglichkeiten (und<br />

Grenzen) des Rollstuhls angewiesen.<br />

Darüber hinaus gibt es noch<br />

zwischen den Rollstuhlfahrern wesentliche<br />

Unterschiede. Sie beziehen<br />

sich vor allem auf den Umfang<br />

der Lähmung, insbesondere<br />

auf die Funktion der Bauchmuskulatur.<br />

Je weniger die Bauchmuskeln<br />

eingesetzt werden können,<br />

desto instabiler ist der Oberkörper<br />

und desto mehr muß er, insbesondere<br />

beim Schlagen, von der<br />

Nicht-Schlaghand abgestützt<br />

werden. In solchen Fällen empfiehlt<br />

es sich, daß der Rollstuhlfahrer<br />

mit einem Gurt an der<br />

Rückenlehne des Rollstuhls fixiert<br />

wird, um sich im Rollstuhl schneller<br />

und geschickter fortbewegen<br />

zu können und um bei der Schlagbewegung<br />

größere Sicherheit und<br />

Genauigkeit zu erreichen.<br />

So grundlegend im <strong>Tennis</strong> der<br />

»Fußgänger« die Beinarbeit ist, so<br />

wichtig ist das Erlernen und ständige<br />

Trainieren der Fahrtechnik zur<br />

angemessenen Benutzung des<br />

Rollstuhls. Im Rollstuhl-Wettkampftennis<br />

darf der Ball zweimal<br />

aufspringen, damit der Rollstuhlfahrer<br />

viele Bälle erreichen kann.<br />

Das Schlagen aus dem Rollstuhl im<br />

Blick auf die Hauptaktion, nämlich<br />

das Treffen, unterscheidet sich<br />

prinzipiell nicht vom allgemeinen<br />

<strong>Tennis</strong>. Allerdings kann der Rollstuhlfahrer<br />

aufgrund seiner Behinderung<br />

eine Reihe von Hilfsaktionen<br />

nicht einsetzen, die dem<br />

Nicht-Behinderten zur Verfügung<br />

stehen: So ist z. B. die Ausholbewegung<br />

eingeschränkt; Gewichtsverlagerung<br />

und Körpereinsatz<br />

beim Schlagen sind kaum möglich;<br />

beim Rückhandschlag kann die<br />

linke Hand bei der Ausholbewegung<br />

nicht hilfreich sein; insgesamt<br />

ist die richtige Position zum<br />

Treffpunkt aufgrund der nicht<br />

gegebenen Beinarbeit sehr schwer<br />

zu erreichen. Ausgehend von den<br />

Prinzipien der trefforientierten<br />

Methode, empfiehlt es sich bei der<br />

Einführung des <strong>Tennis</strong>spiels bei<br />

Rollstuhlfahrern (in Ergänzung zu<br />

den Empfehlungen beim Anfängertennis),<br />

die Situation so zu<br />

vereinfachen, daß die ersten<br />

Bewegungsaufgaben von Anfang<br />

an gelöst werden und somit frühe<br />

Erfolgserlebnisse vermittelt werden<br />

können. Eine solche Bewegungsaufgabe<br />

besteht darin, den zugespielten<br />

Ball als Flugball abblocken<br />

zu lassen, wobei sich der Rollstuhl<br />

frontal oder leicht diagonal und<br />

dicht am Netz befindet und der<br />

Übende den Schläger zunächst<br />

kürzer faßt. Kleinere Auftakt- und<br />

Schlagbewegungen bestimmen<br />

die frühe Konzentration auf die<br />

Hauptaktion. Danach werden<br />

Situationen und Aufgaben zunehmend<br />

komplexer: Der Schläger<br />

wird zunehmend weiter hinten<br />

gefaßt; der Abstand zum Netz<br />

vergrößert sich; mit zunehmender<br />

Entfernung vom Netz erhält der<br />

Spieler die Aufgabe, den Ball erst<br />

nach dem Aufspringen zurückzuschlagen,<br />

d.h., nach dem Flugball<br />

erlernt der Spieler den Grundschlag<br />

mit Vorhand und Rückhand,<br />

wobei immer mehr Hilfsaktionen<br />

(Griffwechsel, Ausholbewe-


<strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen Zielgruppen<br />

gung, Ausschwungbewegung)<br />

hinzukommen. Solche Hilfsaktionen<br />

sollten an den spezifischen<br />

Behinderungen ausgerichtet werden.<br />

So empfiehlt sich z. B. der<br />

Rückhandgriff bei tiefen und der<br />

extreme Vorhandgriff bei hohen<br />

Vorhandschlägen; beim Aufschlag<br />

wird vor allem der Vorhandgriff<br />

angewandt, würde der Rückhandgriff<br />

verwandt, dann müßte sich<br />

der Spieler so weit strecken, daß<br />

er in Gefahr gerät, seine Balance<br />

zu verlieren. Frühzeitig sollte gelernt<br />

werden, mit dem Rollstuhl<br />

vor dem Schlag eine Achtel-Drehung<br />

auszuführen; danach wird<br />

der Ball so zugespielt, daß der<br />

Schüler zunächst fahren und<br />

bremsen muß, um den Ball treffen<br />

zu können. Bei Vorhandschlägen<br />

empfiehlt es sich, mit dem Stuhl in<br />

einer ca. 45°-Stellung zur gewünschten<br />

Flugbahn des Balles zu<br />

stehen; bei Rückhandschlägen ist<br />

eine 90 C -Stellung optimal, wobei<br />

beim Slice auch eine mehr frontale<br />

Stellung möglich ist. Daß die verschiedenen<br />

Aufgaben mit dem<br />

Schaumstoffball oder langsam fliegenden<br />

Lernbällen leichter zu lösen<br />

sind, ist selbstverständlich.<br />

Ein schwieriger Übergang besteht<br />

vom Spiel auf Zuspiel durch den<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer bzw. durch den nicht<br />

behinderten <strong>Tennis</strong>partner zum<br />

freien Spiel von Rollstuhlfahrern<br />

untereinander. Deshalb sollte versucht<br />

werden, sich den Ball zunächst<br />

drei- oder viermal zuzuspielen,<br />

bevor ein direkter Punkt<br />

erzielt werden darf. Es ist nicht<br />

möglich, und von Rollstuhlfahrern<br />

auch unerwünscht, ein höheres<br />

Netz einzurichten, damit die Spielidee<br />

besser umgesetzt werden<br />

kann.<br />

Unabhängig von den verschiedenen<br />

Aufgabenstellungen und Trainingsformen<br />

sollte jedoch stets im<br />

Vordergrund stehen, daß die Rollstuhlfahrer<br />

Freude an diesem Spiel<br />

haben, ihr Selbstgefühl gesteigert<br />

wird und sie vielleicht die Möglichkeit<br />

erhalten, regelmäßig auch<br />

mit Nichtbehinderten spielen zu<br />

können.<br />

68


<strong>Tennis</strong> mit Behinderten<br />

69


Konzept<br />

der trefforientierten<br />

Methode<br />

Im folgenden wird die trefforientierte<br />

Methode angesprochen. Sie<br />

ist der auf Seite 28 vorgestellten<br />

technikorientierten Konzeption zuzuordnen.<br />

Vor allem für den Unterricht<br />

mit Anfängern soll aufgezeigt<br />

werden, welche Aufgaben<br />

sich im Rahmen der einzelnen<br />

Lehrstufen anbieten. Aber auch<br />

für den Unterricht mit Fortgeschrittenen<br />

gibt die trefforientierte<br />

Methode praktische Hinweise, insbesondere<br />

für die Fehlerkorrektur.<br />

Da die trefforientierte Methode<br />

auf dem Konzept der »funktionalen<br />

Bewegungsanalyse« beruht,<br />

wird dieses Konzept zunächst<br />

nochmals behandelt, so daß dann<br />

der Bezug der trefforientierten<br />

Methode zum Konzept der funktionalen<br />

Bewegungsanalyse deutlich<br />

werden kann. Anschließend<br />

werden auf der Grundlage der<br />

trefforientierten Methode die methodischen<br />

Schritte zum Erlernen<br />

der wichtigsten Schlagtechniken<br />

beschrieben.<br />

Das Konzept der<br />

funktionalen Bewegungsanalyse<br />

Der aktuelle <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong><br />

1 (Technik & Taktik) basiert auf<br />

dem Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse.<br />

Es hat das<br />

frühere Konzept der Ablaufanalyse<br />

abgelöst. Bei der Ablaufanalyse<br />

wurden die drei aufeinanderfolgenden<br />

Phasen:<br />

• Ausholbewegung (im Sinne einer<br />

Vorbereitungsphase),<br />

• Schlagbewegung (mit dem Ziel<br />

des Treffens des Balles),<br />

• Ausschwungbewegung (zum<br />

Ausklingen der Schlagbewegung),<br />

ohne besondere Gewichtung<br />

nacheinander beschrieben.<br />

Die Schwierigkeit dieses am zeitlichen<br />

Bewegungsablauf orientierten<br />

Konzepts bestand darin, daß<br />

die Bedeutung der einzelnen Bestandteile<br />

(Elemente) der Bewegung<br />

im Hinblick auf die Bewegungsaufgabe<br />

nicht gewichtet<br />

waren. Fragen, wie wichtig eine<br />

bestimmte Form der sogenannten<br />

Schleife in der Ausholphase ist,<br />

was das Strecken der Beine und<br />

die Gewichtsverlagerung in der<br />

Schlagphase erbringen oder wie<br />

bedeutsam das ausgeprägte Ausschwingen<br />

in Schlagrichtung in<br />

der Ausschwungphase für das optimale<br />

Treffen des Balles ist, konnten<br />

nicht klar beantwortet werden.<br />

Auch Experten konnten sich<br />

häufig über die Bedeutung einzelner<br />

Technikelemente nicht einigen<br />

und verwiesen auf die Schlagtechniken<br />

der aktuellen Spitzenspieler.<br />

Ein Vergleich dieser Spitzenspieler<br />

bringt jedoch ebenfalls keine Klarheit.<br />

Andererseits ist jedoch in der<br />

Praxis bei der Bewegungsanweisung<br />

und Bewegungskorrektur zu<br />

beobachten, daß bestimmte Elemente<br />

des Ablaufs, z. B. die Stellung<br />

der Schlagfläche beim Treffen<br />

des Balles, als wichtige Elemente,<br />

andere, wie z. B. die Höhe der<br />

Ausholbewegung und die Position<br />

des linken Armes, als weniger<br />

wichtige Elemente bezeichnet<br />

werden. Will man die Bedeutung<br />

einzelner Phasen berücksichtigen,<br />

dann darf man nicht nur am Ablauf<br />

entlang beschreiben. Dann ist<br />

es vielmehr von Vorteil, ein Analysekonzept<br />

zu wählen, das die<br />

Funktion der Elemente in den Vordergrund<br />

stellt. Man muß also ein<br />

Konzept benutzen, mit dem es gelingt,<br />

den einzelnen Elementen des<br />

Bewegungsablaufes eine Funktion,<br />

d.h. einen Sinn im Hinblick auf die<br />

70


Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse<br />

zentrale Bewegungsaufgabe, zuzuordnen.<br />

Dieses Konzept wird<br />

nach GÖHNER funktionale Bewegungsanalyse<br />

genannt.<br />

Am Beispiel des Flugballstop läßt<br />

sich das funktionsanalytische Konzept<br />

gut verdeutlichen:<br />

Das Ziel des Flugballstop besteht<br />

darin, daß der Ball knapp hinter<br />

dem Netz aufspringt (möglichst<br />

mit Rückwärtsdrall), damit (dies<br />

wäre die dahinter stehende Absicht)<br />

der Gegner den Ball nicht<br />

mehr erreichen kann. Dieses Ziel<br />

erreicht man durch eine Schlägerbewegung,<br />

die innerhalb<br />

der Schlagphase mit geringer<br />

Geschwindigkeit kurz und flach<br />

vorwärts und abwärts erfolgt.<br />

Diese Aktion wird als Hauptaktion<br />

bezeichnet. Sie erfüllt die unmittelbar<br />

zum Ziel führenden zwei<br />

Funktionen, d.h., die beschriebene<br />

vorwärts-abwärts gerichtete<br />

Schlägerbewegung hat den<br />

Zweck, den Rückwärtsdrall zu erzeugen,<br />

die langsame Schlägerbewegung<br />

und das Nachgeben vor<br />

allem des Handgelenks beim Treffen<br />

des Balles bewirken, daß der<br />

Ball abgestoppt wird.<br />

Weitere Aktionen, wie z. B. kurze<br />

Ausholbewegung, Beugen des<br />

netznäheren Beines, Gewichtsverlagerung,<br />

Beugen des Armes sind<br />

Hilfsaktionen: Sie sind zur Vorbereitung<br />

und zur Unterstützung der<br />

Hauptaktion zweckmäßig, allerdings<br />

in ihrer Form nicht exakt<br />

vorgeschrieben.<br />

Nach diesen beispielhaften Ausführungen<br />

kann eine Antwort auf<br />

die Frage gegeben werden, was<br />

bei der Bewegungsausführung als<br />

richtig und was als falsch zu beurteilen<br />

ist: Die zur Lösung einer bestimmten<br />

Bewegungsaufgabe notwendige<br />

Hauptaktion ist festgelegt.<br />

Ein Abweichen von dieser<br />

festgelegten Bewegungsform ist<br />

fehlerhaft und muß im Unterricht<br />

korrigiert werden. Im Rahmen der<br />

Hilfsaktionen - vor allem innerhalb<br />

der Aushol- und Ausschwungphase,<br />

weniger dagegen innerhalb<br />

der Schlagphase - sind jedoch<br />

zum Teil solch große Bewegungsspielräume<br />

mit ihren jeweiligen<br />

Vor- und Nachteilen gegeben, daß<br />

es schwierig ist, ihre Grenzen zu<br />

markieren.<br />

Hilfsaktionen sind erst dann als<br />

fehlerhaft zu bezeichnen und auf<br />

jeden Fall im <strong>Tennis</strong>unterricht zu<br />

korrigieren, wenn durch sie die<br />

Hauptaktion nicht zweckmäßig<br />

unterstützt, sondern gegebenenfalls<br />

geradezu negativ beeinflußt<br />

und behindert wird. Es empfiehlt<br />

sich deshalb, nicht nur von Fehlern,<br />

sondern auch von Mängeln<br />

zu sprechen, wenngleich der<br />

Übergang zwischen Mängeln und<br />

Fehlern fließend ist. Unter Mangel<br />

wird hierbei verstanden, wenn die<br />

Hilfsaktionen die Hauptaktion<br />

nicht optimal unterstützen. Der<br />

Mangel wird dann zum Fehler,<br />

wenn die Nachteile der Hilfsaktionen<br />

gegenüber den Vorteilen<br />

überwiegen.<br />

Da die Hilfsaktionen relativ große<br />

Spielräume zulassen, kann in ihnen<br />

die individuelle Ausprägung<br />

der Bewegungen am besten zur<br />

Geltung und sichtbar zum Ausdruck<br />

kommen, zumal die Ausholund<br />

Ausschwungphase auch zeitlich<br />

gesehen den größten Spielraum<br />

ermöglichen. Diese individuelle<br />

Bewegungsausprägung wird<br />

als Bewegungsstil bezeichnet und<br />

kommt vor allem in der räumlichen<br />

und zeitlichen Gestaltung der<br />

Gesamtbewegung zum Ausdruck.<br />

Merkmale dieser individuellen<br />

Bewegungsdynamik und Bewegungsform<br />

sind z.B. Bewegungsumfang<br />

und Bewegungsrhythmus.<br />

Inwieweit ein Mangel korrigiert<br />

wird, hängt also davon ab, wie<br />

bedeutsam die Nachteile der<br />

Hilfsaktion gegenüber ihren Vorteilen<br />

sind und inwieweit durch<br />

eine Korrektur der individuelle Stil<br />

negativ beeinflußt wird.<br />

Bezug des Konzepts<br />

der trefforientierten<br />

Methode zum Konzept<br />

der funktionalen<br />

Bewegungsanalyse<br />

Dieser Bezug soll mit der Diskussion<br />

von fünf Themen verdeutlicht<br />

werden:<br />

• Bedeutung eines methodischen<br />

Konzeptes<br />

• Grundsätze der trefforientierten<br />

Methode auf der Grundlage<br />

des funktionalen Bewegungsverständnisses<br />

• Lehrstufen der trefforientierten<br />

Methode<br />

• Unterschied zwischen dem<br />

Konzept der trefforientierten<br />

Methode und früheren<br />

Konzepten<br />

• Allgemeine methodische<br />

Grundlagen, Konzeptionen und<br />

Maßnahmen, die auch bei der<br />

trefforientierten Methode angewandt<br />

werden<br />

Bedeutung eines<br />

methodischen Konzeptes<br />

Zunächst sei herausgestellt, daß<br />

ein methodisches Konzept keine<br />

garantierten Rezepte für das Lehren<br />

der <strong>Tennis</strong>techniken liefern<br />

will. Ein methodisches Konzept<br />

will lediglich Grundsätze (Prinzipien)<br />

anbieten, die dem Lehrer in<br />

der Praxis des Unterrichts helfen<br />

können,andere Lehrwege zu<br />

überprüfen, eigene zu entwickeln,<br />

insbesondere aber auch spontan<br />

im Unterricht auftretende Probleme<br />

so zu behandeln, daß auch<br />

die individuellen Eigenarten der


Konzept der trefforientierten Methode<br />

Schüler berücksichtigt werden<br />

können. Entscheidend ist, die Prinzipien<br />

zu verstehen, die hinter der<br />

trefforientierten Methode stehen,<br />

um eigenständig den Unterricht<br />

planen und Bewegungskorrekturen<br />

im Rahmen von Lehrwegen<br />

vornehmen zu können.<br />

Grundsätze der<br />

trefforientierten Methode<br />

auf der Grundlage<br />

des funktionalen<br />

Bewegungsverständnisses<br />

• Von Anfang an steht die<br />

Hauptaktion im Vordergrund.<br />

Es werden Aufgaben gestellt,<br />

die allein mit dem Ausführen<br />

der Hauptaktion gelöst werden<br />

können (mit wenig Schwung<br />

über kurze Entfernungen spielen).<br />

Erst im Anschluß an das<br />

Erlernen der Hauptaktion<br />

folgen die Hilfsaktionen.<br />

• Innerhalb der Hilfsaktionen<br />

werden zunächst diejenigen<br />

geschult, die nah an der Hauptaktion<br />

liegen und dann diejenigen,<br />

die selbst als Vorbereitung<br />

und Unterstützung der<br />

gelernten Hilfsaktionen dienen.<br />

• Die Hinzunahme der Hilfsaktionen<br />

ergibt sich aus den<br />

Veränderungen der Situation<br />

(z. B. größere Entfernung zum<br />

Netz erfordert mehr Schwung<br />

und somit ein ausgeprägtes<br />

Ausholen).<br />

• Bewegungsabläufe sind häufig<br />

durch funktionale Überlagerungen<br />

gekennzeichnet; z.B. ist<br />

beim Vorhand-Grundschlag in<br />

der Ausholphase auf folgendes<br />

zu achten: Bogenförmiges<br />

Zurückführen des Schlägers,<br />

Drehen des Oberkörpers, Senken<br />

des Körperschwerpunktes<br />

u.a. Lehrmaßnahmen sollten<br />

anfangs solche Überlagerungen<br />

trennen. D.h., beispielsweise<br />

auf das Ausholen bezogen, daß<br />

zunächst aus der Schlagstellung<br />

und später aus der Ausgangsstellung<br />

mit Oberkörperdrehung<br />

ausgeholt wird.<br />

• Beim Aufbau der einzelnen<br />

Übungen kommt es oft zu<br />

Mißerfolgen bei den Schülern,<br />

bereits Gekonntes kann wieder<br />

»verlernt« werden. Es müssen<br />

»Rück«-Verzweigungen eingeplant<br />

werden, d. h., bei mehrfachem<br />

Mißerfolg, dessen Ursache<br />

in fehlerhafter Bewegungsausführung<br />

liegt, kann auf vorausgegangene<br />

Lehrstufen<br />

zurückgegangen werden.<br />

Hilfsaktionen sollten nicht isoliert<br />

für sich eingeübt werden,<br />

damit einzelne Bewegungsteile<br />

nicht aus ihrem funktionalen<br />

Zusammenhang gerissen<br />

werden.<br />

• Bewegungsaufgaben stehen im<br />

Vordergrund. Der Lehrer muß<br />

prüfen, ob sie aus funktionaler<br />

Sicht sinnvoll sind, und muß sie<br />

so formulieren, daß den Schülern<br />

klar ist, welche Aufgaben<br />

zu erfüllen sind.<br />

• Die Schüler sollen die funktionale<br />

Bedeutung der Lehrmaßnahmen<br />

selbst erfahren und<br />

erkennen.<br />

Lehrstufen der<br />

trefforientierten<br />

Methode<br />

Das Lehren der einzelnen Schlagarten<br />

im <strong>Tennis</strong> findet nach einem<br />

systematisch und methodisch entwickelten<br />

Grundmuster auf mehreren<br />

Lehrstufen statt.<br />

Die zeitliche Verweildauer auf den<br />

einzelnen Stufen kann dabei sehr<br />

unterschiedlich ausfallen und richtet<br />

sich am jeweiligen Schülererfolg<br />

aus.<br />

Von entscheidender Bedeutung ist<br />

die Zielsetzung für den Schüler,<br />

»<strong>Tennis</strong>spielen« mit und gegen<br />

unterschiedliche Partner zu lernen.<br />

Es ist zu wenig und kann höchstens<br />

eine Zwischenstufe sein,<br />

wenn man sich damit zufriedengibt,<br />

nur mit dem <strong>Tennis</strong>lehrer und<br />

seinem idealen Zuspiel zu spielen.<br />

Deshalb bekommt das der Situation<br />

entsprechende Ballanbieten<br />

innerhalb der verschiedenen Lehrstufen<br />

(stehender Ball, Zuwurf,<br />

Zuspiel) eine entscheidende<br />

Bedeutung.<br />

Im Sinne einer Vorstufe erfolgt<br />

beim Lehren aller Schlagtechniken<br />

zunächst eine Einstimmung auf<br />

das jeweilige Thema, durch Information<br />

über das Lernziel, durch<br />

Aufwärmen und Ballgewöhnungsübungen<br />

oder Einspielen mit<br />

bekannten Schlagtechniken.<br />

Nun folgen jeweils vier Lehrstufen:<br />

• Erlernen der Hauptaktion aus<br />

der Schlagstellung.<br />

Kleine Auftakt- und Ausschwungbewegungen<br />

sind<br />

erlaubt, weil sie natürlich sind.<br />

Die Hauptaktion darf dabei<br />

aber nicht negativ beeinflußt<br />

werden.<br />

• Variation der Hauptaktion<br />

durch unterschiedliche Zielvorgaben,<br />

durch Spielen über Hindernisse,<br />

in verschiedene Richtungen<br />

mit unterschiedlichen<br />

Treffpunkten.<br />

• Erlernen der günstigsten Griffhaltungen<br />

und Treffpunkte in<br />

bezug auf den Körper (Höhe,<br />

Abstand ...).<br />

• Wegspielen des jeweils stehenden<br />

Balles, ggf. auch des über<br />

sehr kurze Entfernungen zugeworfenen<br />

Balles.<br />

72


Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse<br />

älkÄMk<br />

Erlernen von Hilfsaktionen, die<br />

nahe an und in der Hauptaktion<br />

liegen.<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der<br />

Schlagstellung.<br />

Zurückspielen eines entgegenkommenden,<br />

zugeworfenen<br />

Balles, zunächst nur aus der<br />

Schlagstellung, dann nach<br />

Übergang aus der Frontalstellung<br />

in die Schlagstellung.<br />

Verdeutlichen der Gewichtsverlagerung<br />

beim Schlagen.<br />

Variation der Ausholbewegung<br />

in allen zulässigen Variablen<br />

(auch geradlinig).<br />

Schläge mit geringem Tempo<br />

auf genauen Zuwurf des Partners<br />

oder Lehrers im T-Feld.<br />

äiaüB&afe<br />

(Wichtigste Lehrstufe auf dem<br />

Weg zur Spielfähigkeit)<br />

• Fließender Übergang aus der<br />

Bereitschaftsstellung in die<br />

Schlagstellung (Ausnahme Aufschlag).<br />

• Lehrer steht (mit Ausnahme<br />

beim Flugball und Schmetterball)<br />

zunächst noch auf der<br />

Platzfeldhälfte des Schülers und<br />

bietet den stehenden und zugeworfenen<br />

Ball variabel an.<br />

• Schulung der Wahrnehmung<br />

und des Distanzverhaltens vom<br />

angesagten oder angezeigten<br />

Ballanbieten (durch den Lehrer)<br />

bis zum selbst berechneten Ball<br />

durch den Schüler.<br />

• Schulung der Beinarbeit und<br />

der Bewegungskoordination<br />

des Schülers.<br />

• Schulung von Schlagrhythmus<br />

und Timing durch Bewegungsanpassung<br />

an die Flugkurve des<br />

variabel zugeworfenen Balles.<br />

• Steigerung des Ballanbietens<br />

durch Übergang von der verabredeten<br />

zur völlig freien, unbekannten<br />

Situation und durch<br />

Zuspiel über das Netz.<br />

Wann der Lehrer vom Zuwurf<br />

zum Zuspiel über das Netz<br />

übergeht, hängt von den Fähigkeiten<br />

der Schüler und seinem<br />

eigenen Geschick ab.<br />

Diese 3. Lehrstufe kommt im <strong>Tennis</strong>unterricht<br />

leider oft zu kurz,<br />

weil der <strong>Tennis</strong>lehrer die Defizite<br />

des Schülers beim Ballberechnen,<br />

in der Bewegungskoordination<br />

und im Timing meistens durch<br />

jeweils der Situation angepaßtes,<br />

ideales Ballanbieten ausgleicht. So<br />

kommt auch meist ein Ballwechsel<br />

über das Netz zustande, leider<br />

aber nur mit dem Lehrer. Beim<br />

Spiel mit Partnern oder Freunden<br />

kommt der Ball nicht mehr so genau<br />

und dosiert an, die laufenden<br />

erfolgreichen Ballkontakte gehen<br />

erheblich zurück. Die Spielfähigkeit<br />

des Schülers wird nur unzureichend<br />

entwickelt.<br />


Konzept der trefforientierten Methode<br />

Partnerin wirft Ball zum Aufschlag an<br />

nen) sind Beispiele für solche vereinfachten<br />

und doch ganzheitlich<br />

erfahrbaren Hauptaktionen.<br />

Allgemeine methodische<br />

Grundlagen, Konzeptionen<br />

und Maßnahmen und ihr<br />

Bezug zur trefforientierten<br />

Methode<br />

Wichtige allgemeine methodische<br />

Gesichtspunkte, wie sie bislang in<br />

diesem <strong>Lehrplan</strong> vorgestellt wurden,<br />

sind selbstverständlich auch<br />

bei der trefforientierten Methode<br />

gültig:<br />

• Alle verschiedenen Formen des<br />

Lernens können berücksichtigt<br />

werden. Wenngleich sich insbesondere<br />

das »kognitive Lernen«<br />

anbietet, damit die Schüler die<br />

Bedeutung der Lehrmaßnahmen<br />

selbst erfahren können,<br />

sind »Lernen am Erfolg«, »Lernen<br />

am Modell«, und »Lernen<br />

als inneres Spiel« unverzichtbar.<br />

Die Gewichtung der einzelnen<br />

Lemformen hängt vor allem<br />

vom Alter der Schüler, ihrer<br />

Individualität und vom Unterricht<br />

des Lehrers ab.<br />

• Der Verlauf des Lernprozesses<br />

in drei Lernphasen (Grobkoordination,<br />

Feinkoordination,<br />

Stabilisierung der Feinkoordination<br />

gegen Störeinflüsse) gilt<br />

auch für die trefforientierte<br />

Methode.<br />

• Wie bereits angesprochen, werden<br />

auch bei der trefforientierten<br />

Methode ganzheitliche Vorstellungen<br />

bevorzugt; dabei<br />

wird vor allem bei jüngeren<br />

Schülern das induktive Verfahren<br />

im Zusammenhang mit<br />

Bewegungsaufgaben empfohlen,<br />

auch wenn der Lernfortschritt<br />

langsamer verläuft. Aber<br />

auch Demonstrationen und Bewegungsanweisungen<br />

können<br />

den gleichen Zweck erfüllen.<br />

• Grundsätzlich gilt, daß die trefforientierte<br />

Methode eher der<br />

technikorientierten methodischen<br />

Konzeption und weniger<br />

der spielorientierten Konzeption<br />

zuzuordnen ist. Der Lehrer<br />

sollte jedoch im Unterricht nicht<br />

nur einseitig eine dieser übergeordneten<br />

Konzeptionen bevorzugen.<br />

74


Anwendung der<br />

methodischen Reihen<br />

Die Reihenfolge, in der die Erarbeitung<br />

der einzelnen Schlagtechniken<br />

nach der trefforientierten<br />

Methode vorgestellt wird, kann<br />

selbstverständlich verändert werden;<br />

sie stellt keine verbindliche<br />

Reihenfolge dar.<br />

Es gibt z. B. gute Gründe dafür,<br />

den Schmetterball vor dem Aufschlag,<br />

den Flugball-Stop vor dem<br />

Flugball, den Flugball vor den<br />

Grundschlägen oder den Rückhand-Slice<br />

vor dem Rückhand-<br />

Grundschlag zu erlernen.<br />

Die einzelnen Schlagtechniken<br />

sind auf den nächsten Seiten nach<br />

folgendem Prinzip dargestellt:<br />

In der linken Spalte werden die<br />

Aktionen beschrieben, die der<br />

Zuwurf zum Erlernen des Flugballs<br />

Spieler ausführen sollte, um die<br />

gestellte Aufgabe lösen zu können.<br />

In den beiden rechten Spalten<br />

werden Erläuterungen (Beschreibungen,<br />

Tips, methodische<br />

Hilfen, Grafiken) zur Durchführung<br />

der Aktion gegeben. Die<br />

dazugehörigen Abbildungen dienen<br />

der Verdeutlichung einzelner<br />

Erläuterungen, sie stellen also<br />

keine lückenlose Bebilderung des<br />

methodischen Vorgehens bzw.<br />

aller Erläuterungen dar. Die einzelnen<br />

Aktionen sind kleine, aufeinander<br />

aufbauende Schritte, die<br />

beim Lehren und Lernen einer<br />

Schlagtechnik aber nicht unbedingt<br />

in der angegebenen Reihenfolge<br />

vermittelt werden müssen.<br />

Es können auch Aktionen übersprungen<br />

werden, wenn es die<br />

Situation erlaubt. Die Kenntnis<br />

methodischer Schritte bietet dem .<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer die Möglichkeit, den<br />

Leistungsstand der Schüler einzuordnen,<br />

so daß er sie weder unternoch'überfordert.<br />

Schafft ein<br />

Schüler eine gestellte Anforderung<br />

nicht, so muß er wieder an der<br />

Stelle weiterarbeiten, an der er<br />

zuletzt Erfolg hatte. Er muß von<br />

dort aus in kleineren Schritten<br />

weitermachen, um voranzukommen.<br />

Der individuelle Erfolg des<br />

Schülers bestimmt stets den<br />

methodischen Weg, auf dem er<br />

sich mit Hilfe des Lehrers vorwärts<br />

bewegt.<br />

75


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Grundschlag - Vorhand und Rückhand<br />

Aktionen<br />

Schläger mit locker gestrecktem<br />

Arm vorwärts-aufwärts zum Treffpunkt<br />

schwingen (Hauptaktion)<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in Schlagstellung, bei Vorhand<br />

seitlich oder leicht offen, bei Rückhand seitlich,<br />

hinter der T-Linie (Spielrichtung Netz);<br />

Durchführung der Hauptaktion mit Ballpendel,<br />

stehendem Ball oder leicht zugeworfenem<br />

Ball;<br />

es wird mit Vorhand- und Rückhandgriffen<br />

gespielt, die mit der Stäbchenmethode kontrolliert<br />

werden können;<br />

der Ball wird seitlich vor der Hüfte mit fester<br />

Griffhaltung und offener Schlagfläche getroffen.<br />

Abb. 28 Stäbchen zeigt beim Vorhandgriff<br />

nach unten (li.)<br />

Abb. 29 Stäbchen zeigt beim Rückhandgriff<br />

nach vorne (re.)<br />

Schläger vorwärts-aufwärts zum<br />

Treffpunkt schwingen<br />

(Variation der Hauptaktion)<br />

Die Vorwärts-aufwärts-Bewegung erfolgt<br />

flacher oder steiler; sie wird durch Spielen<br />

über verschieden hohe Hindernisse oder Zielmarkierungen<br />

(Leinen) verdeutlicht.<br />

Lehrer kann den Arm des Schülers führen<br />

oder spiegelbildlich mit ihm arbeiten (Timing);<br />

der Schläger bewegt sich nach dem Treffen in<br />

Richtung des wegfliegenden Balles.<br />

Abb. 30 Lehrer führt den Arm des Schülers Abb. 31 Lehrer und Schüler führen die<br />

Bewegung spiegelbildlich aus<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Unterarm des Schlagarmes anheben und<br />

Rückführen des Schlägers nach oben in<br />

einem Bogen, mit fließendem Übergang den<br />

Schläger in einem Bogen nach unten absenken,<br />

die Schlagbewegung nach vorne-oben<br />

einleiten.<br />

Erfühlen des oberen und unteren Bogens<br />

(Schleife) durch Schwingen um einen vom<br />

Lehrer seitwärts hingehaltenen Schläger;<br />

Variationen der Ausholbewegung anbieten,<br />

wenn es die Situation (Schüler) erfordert. Verdeutlichung<br />

der Gewichtsverlagerung durch<br />

einen Schritt vom hinteren auf das vordere<br />

Bein, (Rückhand früher, Vorhand später) oder<br />

durch zwei Schritte aus der seitlichen Schlagstellung<br />

in dieselbe Schlagstellung seitlich versetzt,<br />

Schrittkombination bei Vorhand rechtslinks,<br />

bei Rückhand links-rechts. Übergang<br />

aus der frontalen Stellung zum Netz in die<br />

Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und<br />

ausschwingen.<br />

Abb. 32 Schüler führt die Aushol- und<br />

Schlagbewegung um den Schläger des<br />

Lehrers durch<br />

76


Grundschlag - Vorhand und Rückhand<br />

Aktionen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung 1 bis<br />

2 m hinter der Mitte der T-Linie; die weich<br />

zugeworfenen Bälle sollen über der T-Linie<br />

getroffen werden; die Ausholbewegung wird<br />

aus der Bereitschaftsstellung durch eine<br />

Oberkörperdrehung mit gleichzeitigem Drehschritt<br />

des treffpunktnäheren Beines eingeleitet,<br />

der Körperschwerpunkt wird durch Beugen<br />

der Knie nach unten verlagert. Trockenbewegung<br />

nach Lehrervorbild oder mit dem<br />

Lehrer zusammen (Tanzkurs!);<br />

gleichzeitiger Beginn von Lehrerzuwurf und<br />

Ausholbewegung des Schülers; Anpassen der<br />

Bewegungsausführung an den Ballflug des<br />

zugeworfenen Balles: der Schläger zeichnet<br />

die Flugkurve des zugeworfenen Balles nach,<br />

wenn der Ball aufspringt, ist auch der Schläger<br />

hinten unten.<br />

Schulung des richtigen Timings der Schlagbewegung<br />

durch akustische Unterstützung des<br />

Lehrers (»Ausholen und Schlagen«, »Schritt<br />

rechts und Schwung«, »Schulter drehen und<br />

vor...«).<br />

Abb. 33 Schüler macht die Bewegung des<br />

Lehrers gleichzeitig mit<br />

Beinarbeit zum Erreichen der<br />

entsprechenden Schlagposition aus<br />

verschiedenen Richtungen sowie<br />

unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Schüler steht hinter der T-Linie. Das Ballanbieten<br />

durch den Lehrer erfolgt von<br />

verschiedenen Positionen auf der gleichen<br />

Platzfeldhälfte, auf der der Schüler steht.<br />

Zunächst wird die Anwurfrichtung und -länge<br />

angesagt, später muß der Schüler den Ballflug<br />

selbst berechnen. Es wird die Wahrnehmung<br />

und das Distanzverhalten, der richtige<br />

Abstand zum Treffpunkt, geschult.<br />

Die Beinarbeit mit entsprechenden Schrittkombinationen<br />

und die Koordination von<br />

Beinarbeit und Schlagtechnik werden<br />

geschult.<br />

Mit dem Zuspiel über das Netz, zunächst<br />

genau und angesagt, später variabel, kommt<br />

es zum Ballwechsel über das Netz.<br />

Spielen aus der Bereitschaftsstellung<br />

in verschiedene Ziele und von<br />

verschiedenen Platzpositionen aus;<br />

Abstandsvergrößerung und Treffen<br />

des Balles in unterschiedlichen<br />

Treffpunkthöhen<br />

Schüler steht hinter der T-Linie. Der Abstand<br />

zwischen Lehrer und Schüler wird dadurch<br />

vergrößert, daß zunächst der Lehrer schrittweise<br />

in Richtung Grundlinie zurückgeht,<br />

dann erst geht auch der Schüler in Richtung<br />

Grundlinie zurück. Das Zuspiel wird variiert in<br />

Geschwindigkeit, Höhe und Drall; die vom<br />

Schüler anzuspielenden Zielräume führen ihm<br />

die jeweils günstigsten taktischen Lösungen<br />

der einzelnen Spielsituationen vor Augen und<br />

lassen seine Stärken und Schwächen deutlich<br />

werden; aus den so gewonnenen Erkenntnissen<br />

lassen sich taktische Grundkonzepte je<br />

nach Schüler- und Spielertyp entwickeln.<br />

Der Lehrer wird vom Zuspieler zum Gegner<br />

und erprobt in spielnahen Trainingsformen Sicherheit,<br />

Genauigkeit und Wirksamkeit der<br />

Grundschläge seiner Schüler, auch bei Schlägen<br />

mit unterschiedlichen Treffpunkthöhen.


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Aufschlag<br />

Aktionen<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

nach oben zum Treffpunkt<br />

(Hauptaktion)<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht hinter der T-Linie (kurzer<br />

Abstand vom Ziel), der Schläger hängt bei<br />

gebeugtem Schlagarm (Oberarm in Verlängerung<br />

zur Schulterachse, Winkel im Ellbogen<br />

kleiner als 90°, Schlaghand in Kopfhöhe) hinter<br />

dem Rücken;<br />

der Ball wird vom Schüler selbst angeworfen,<br />

bei unkontrolliertem Wurf kann der Ball vom<br />

Lehrer angeworfen werden; der Schlagarm<br />

wird zum Treffpunkt gestreckt, als Auftaktbewegung<br />

für die Hauptaktion wird der Schlagarm<br />

zunächst etwas stärker gebeugt;<br />

der Ball soll in einem deutlichen Bogen über<br />

das Netz ins gegnerische Aufschlagfeld geschlagen<br />

werden; die Griffhaltung muß so<br />

gewählt werden, daß die Schlagfläche im<br />

Treffpunkt senkrecht zur Abflugrichtung des<br />

Balles stehen kann.<br />

Die Stellung hinter der T-Linie kann variiert<br />

werden, je seitlicher sie ist, desto eher muß<br />

der Rückhandgriff gewählt werden; die zum<br />

Treffen des Balles mit Rückhandgriff notwendige<br />

Drehung des Unterarmes kann gesondert<br />

geschult werden: Treffen des Balles einmal<br />

mit der Schlägerkante, dann mit der<br />

Schlägerkante in Richtung Treffpunkt schwingen<br />

und trotzdem mit der Schlagfläche treffen<br />

(Drehen des Unterarmes kurz vor dem<br />

Treffpunkt);<br />

Ballanwurf durch den Schüler selbst oder<br />

durch den Lehrer.<br />

Abb. 34 Lehrer wirft dem Schüler den Ball<br />

zum Aufschlag an<br />

Abb. 35<br />

getroffen<br />

Ball wird mit der Schlägerkante<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung;<br />

Anwerfen des Balles<br />

Abb. 36 Schlagarm wird kurz vor dem<br />

Treffpunkt nach außen gedreht (Pronation)<br />

Hinweis auf die Ähnlichkeit der Aufschlagbewegung<br />

mit einer Wurf bewegung;<br />

die Bewegung des Schlagarmes kann auch<br />

gesondert (ohne Ballanwurf) geübt werden,<br />

wobei es günstig ist, daß sich der linke Arm<br />

nach oben bewegt, wenn der rechte Arm die<br />

Ausholbewegung beginnt; die Länge der<br />

Ausholbewegung (langes Pendel nach hinten<br />

oder eher seitliches Hochnehmen des Schlägers)<br />

wird den Fähigkeiten des Schülers angepaßt;<br />

ebenso kann der Ballwurf gesondert geübt<br />

werden, der rechte Arm sollte dabei die Pendelbewegung<br />

(Beginn des Ausholens) ausführen.<br />

Abb. 37 Lehrer und Schüler üben spiegelbildlich<br />

den Ballwurf mit Pendelbewegung<br />

des Schlagarmes<br />

78


•iwJii itan<br />

Aufschlag<br />

Aktionen<br />

Erläuterungen<br />

Orientierungshilfen für Höhe und Richtung<br />

des Ballwurfs angeben; spiegelbildliches<br />

Arbeiten mit dem Lehrer;<br />

bei der Schlagbewegung kann der Lehrer den<br />

Arm des Schülers führen, der Schwerpunkt<br />

liegt auf der Schulung der Koordination von<br />

linkem und rechtem Arm.<br />

Die Schlagposition wird von der T-Linie<br />

zunehmend nach hinten bis hinter die Grundlinie<br />

verlegt, der Ball soll sicher in das entsprechende<br />

Aufschlagfeld geschlagen werden;<br />

die Zuschlagbewegung wird zunehmend<br />

schneller ausgeführt;<br />

zum Erfühlen einer lockeren Schlagbewegung<br />

kann der Schläger am Griffende mit drei Fingern<br />

gehalten werden.<br />

Abb. 38<br />

Lehrer führt den Arm des Schülers<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung,<br />

Anwerfen des Balles;<br />

Gewichtsverlagerung, Bein- und<br />

Körperstreckung<br />

Aufschlagen in verschiedene Ziele,<br />

auch von unterschiedlichen<br />

Positionen aus<br />

Spätestens wenn der Ball die linke Hand in<br />

Kopfhöhe verläßt, muß das Körpergewicht<br />

auf dem linken Bein sein;<br />

Anbieten verschiedener Variationen für die<br />

Ausgangsstellung: Gewicht auf dem rechten,<br />

auf beiden oder auf dem linken Bein; das<br />

linke Bein ist am Ende der Ausholbewegung<br />

stark gebeugt und wird zur Einleitung der<br />

Schlagbewegung gestreckt. Wenn das linke<br />

Der Aufschlag soll lang und links und rechts<br />

ins Aufschlagfeld geschlagen werden; die<br />

Stellung hinter der Grundlinie kann zwischen<br />

Bein vollkommen gestreckt ist, befindet sich<br />

der Schläger noch im tiefsten Punkt der<br />

Schleife hinter dem Rücken. Das rechte Bein<br />

fängt nach dem Treffen das Körpergewicht<br />

ab. Wenn die Beinstreckung sehr dynamisch<br />

erfolgt, dann kommt es zum Absprung vom<br />

linken Bein; in diesem Fall fangen ca. 90%<br />

aller Spieler das Körpergewicht auf dem linken<br />

Bein ab.<br />

Mittelzeichen und Seitenlinie variiert werden;<br />

die Schlaggeschwindigkeit soll zunehmend<br />

gesteigert werden.<br />

Aufschlag mit Drall<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

nach oben zum Treffpunkt<br />

(Hauptaktion)<br />

Schüler steht hinter der T-Linie, Schlägerkopf<br />

hängt bei gebeugtem Schlagarm hinter dem<br />

Rücken; der Schläger muß mit Rückhandgriff<br />

gehalten werden; der Treffpunkt für den<br />

Slice-Aufschlag liegt rechts oben vor dem<br />

Körper, für den Twist-Aufschlag oben hinter<br />

dem Kopf. Zum Bewußtmachen der Lage des<br />

Treffpunkts wird eine Ballangel verwendet;<br />

der Ball hängt an der Ballangel im angenommenen<br />

Treffpunkt; Strecken des Armes zum<br />

Treffpunkt; die Auftaktbewegung für die<br />

Hauptaktion (Beugen des Schlagarmes) wird<br />

eingeleitet durch Beugen der Knie und Rückneigen<br />

des Oberkörpers (besonders beim<br />

Twist-Aufschlag);<br />

zum Erreichen des Seitwärtsdralls beim Slice-<br />

Aufschlag zielt man bei der Schlagbewegung<br />

mit der Schlägerkante in Richtung rechter<br />

Netzpfosten;<br />

zum Erreichen des Vorwärtsdralls beim Twist-<br />

Aufschlag schwingt der Schläger annähernd<br />

parallel zum Netz nach rechts oben;<br />

die Aufschläge werden mit geringer<br />

Geschwindigkeit, aber mit deutlichem Drall<br />

gespielt.<br />

Beim Twist-Aufschlag sollte die Flugkurve des<br />

Balles besonders hoch über dem Netz sein.<br />

Abb. 39 Treffpunkt für den Slice-Aufschlag<br />

liegt rechts oben vor dem Körper (li.)<br />

Abb. 40 Treffpunkt für den Twist-Aufschlag<br />

liegt oben hinter dem Kopf, etwas tiefer als<br />

beim Slice (re.)


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Aktionen<br />

Erläuterungen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung,<br />

Anwerfen des Balles;<br />

Gewichtsverlagerung, Bein- und<br />

Körperstreckung<br />

Aufschlagen in verschiedene Ziele,<br />

auch von unterschiedlichen<br />

Positionen aus<br />

Aufschlag über eine in entsprechender Höhe<br />

über dem Netz gespannte Leine;<br />

die Schlagposition wird von der T-Linie zunehmend<br />

nach hinten bis hinter die Grundlinie<br />

verlegt.<br />

Beim Twist-Aufschlag ist die seitliche Schlagstellung<br />

besonders deutlich ausgeprägt; hier<br />

ist es auch hilfreich, den Schlagarm beim<br />

Ausholen höher anzuschwingen als beim<br />

geraden Aufschlag und beim Slice-Aufschlag<br />

(über Schulterhöhe), weil es leichter fällt, die<br />

geforderte deutlichere ßogenspannung einzunehmen<br />

und die Schlagrichtung vorzubereiten;<br />

nach dem Treffen des Balles wird das<br />

rechte Bein aus Gleichgewichtsgründen seitwärts-rückwärts<br />

abgespreizt;<br />

besonders sollte die Unterstützung der<br />

Schlagbewegung durch Auflösen der ßogenspannung<br />

(Twist) und Drehen des Oberkörpers<br />

in Schlagrichtung (Slice) beachtet<br />

werden.<br />

Der Twist-Aufschlag sollte vorwiegend von<br />

links auf die Rückhandseite des Gegners gespielt<br />

werden, die Flugkurve sollte relativ<br />

hoch sein;<br />

Abb. 41 Auftaktbewegung mit Zurückneigen<br />

des Oberkörpers und Beugen der Knie (li.)<br />

Abb. 42 Nach dem Treffen des Balles wird<br />

das rechte Bein nach hinten abgespreizt (re.)<br />

der Slice-Aufschlag sollte von rechts auf die<br />

Vorhandseite des Gegners gespielt werden;<br />

die Position hinter der Grundlinie wird zwischen<br />

Mittelzeichen und Seitenlinie variiert.<br />

Schmetterball<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

zum Treffpunkt (Hauptaktion)<br />

Schüler steht dicht am Netz, Schlagarm<br />

gebeugt (Oberarm parallel zum Boden, Unterarm<br />

senkrecht nach oben), Schlägerspitze<br />

zeigt nach hinten; Hinweis auf die Griffhaltung;<br />

Lehrer wirft den Ball aus kurzer Entfernung<br />

zu; der Schlagarm wird zum Treffpunkt<br />

gestreckt, als Auftaktbewegung zur Hauptaktion<br />

wird der Schlagarm etwas stärker<br />

gebeugt; der Ball soll mit gestrecktem Arm<br />

getroffen und deutlich vor die T-Linie gespielt<br />

werden.<br />

Abb. 43 Schlagstellung zum Schmetterball<br />

dicht am Netz<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

zu unterschiedlichen Treffpunkten<br />

(Variation der Hauptaktion)<br />

Der mit unterschiedlichen Höhen angeworfene<br />

Ball soll mit gestrecktem Arm getroffen<br />

werden, die Schlagbewegung erfolgt zunehmend<br />

steiler vorwärts-aufwärts;<br />

der Ball soll in unterschiedlicher Höhe und<br />

verschieden weit vor dem Körper getroffen<br />

werden.<br />

Abb. 44 Im Treffpunkt (tief und weit vor<br />

dem Körper) ist der Schlagarm gestreckt<br />

80


Schmetterball<br />

Aktionen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Aus der Bereitschaftsstellung<br />

Beinarbeit zum Erreichen der<br />

optimalen Stellung unter dem<br />

späteren Treffpunkt mit Aushol-,<br />

Schlag- und Ausschwungbewegung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schlagen aus der Bereitschaftsstellung<br />

in verschiedene Ziele,<br />

auch auf Zuspiel aus größerer<br />

Entfernung<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in seitlicher Schlagstellung in<br />

Netznähe und hält den Schläger vor dem<br />

Körper;<br />

in der Ausgangsposition kann der Schläger<br />

anfangs auch hochkant auf die Netzkante gelegt<br />

werden, um die im Vergleich zum Aufschlag<br />

unterschiedliche Ausholbewegung<br />

(Hochführen des Schlägers vor der rechten<br />

Körperseite nach hinten-oben) zu schulen.<br />

Das gleichzeitige Heben des linken Armes<br />

beim Ausholen führt zu einer Schulterkippe,<br />

die als Vorbereitung für die Schlagbewegung<br />

wichtig ist; das Körpergewicht wird während<br />

der Schlagbewegung vom rechten auf das<br />

linke Bein verlagert;<br />

Bewegungsfluß und zeitlich-dynamische Gliederung<br />

beachten;<br />

Treffen verschiedener Ziele (links, rechts)<br />

durch Ausrichten der seitlichen Schlagstellung<br />

entsprechend der Zielrichtung; Übergang aus<br />

der frontalen Stellung zum Netz in die seitliche<br />

Schlagstellung, dann ausholen, schlagen<br />

und ausschwingen.<br />

Zuwurf bzw. Zuspiel des Balles wird variiert<br />

(links, rechts, kürzer, länger);<br />

Schüler dreht sich aus der Bereitschaftsstellung<br />

in die Schlagstellung und paßt sich<br />

mit entsprechender Beinarbeit unter Beibehaltung<br />

der seitlichen Position zum Netz an<br />

den Ballflug an;<br />

mit kleinen Schritten vorwärts bzw, rückwärts<br />

(in Richtung Einzellinien) und Nachstellschritten<br />

vom Netz weg und zum Netz hin läuft er<br />

zu den verschiedenen Platzpositionen und<br />

schmettert von dort, auch mit unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeit, in verschiedene Ziele;<br />

zur Kontrolle der richtigen Stellung unter dem<br />

Treffpunkt kann der Ball auch mit gestrecktem<br />

linken Arm gefangen werden.<br />

Schüler steht ca. 2 m vom Netz entfernt in<br />

Bereitschaftsstellung; Lehrer variiert das<br />

Zuspiel in Länge, Richtung und Höhe und<br />

spielt auch aus zunehmend größerer Entfernung<br />

zu;<br />

Schüler paßt sich mit entsprechender Beinarbeit<br />

(Seit-Steps, Kreuzschritte usw.) an die<br />

unterschiedlichen Anflugkurven des Balles an,<br />

schmettert in verschiedene Ziele und mit<br />

wechselnder Geschwindigkeit;<br />

bei sehr hohem Zuspiel ist der Ball schwer zu<br />

schmettern, weil er annähernd senkrecht fällt<br />

und die Berechnung des Treffpunkts viel Erfahrung<br />

voraussetzt; in diesem Fall kann der<br />

Ball auch erst nach dem Aufsprung auf dem<br />

Boden geschmettert werden;<br />

beim Laufen zur Schlagposition werden linker<br />

Arm und Schläger frühzeitig nach oben genommen;<br />

Geschwindigkeit und Richtung des<br />

Schmetterschlages nach taktischen Gesichtspunkten<br />

fordern und später nach Schülerentscheidung<br />

spielen lassen.<br />

Abb. 45 Schläger liegt auf der Netzkante<br />

auf (li.)<br />

Abb. 46 Schlägerspitze und linker Arm zeigen<br />

auf den angestrebten Treffpunkt (re.)<br />

Abb. 47 Einnehmen der Schlagstellung (li.)<br />

Abb. 48 Ball wird mit senkrecht nach oben<br />

gestrecktem Arm gefangen (re.)<br />

Abb. 49 Ball wird nicht direkt, sondern nach<br />

dem Aufsprung auf dem Boden geschmettert


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Schmetterball aus dem Sprung<br />

Aktionen<br />

Absprung vom rechten Bein und<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

zum Treffpunkt (Hauptaktion),<br />

Landen auf dem linken Bein<br />

Ausholbewegung, Sprung, Schlagund<br />

Ausschwungbewegung aus der<br />

Schlagstellung<br />

Aus der Bereitschaftsstellung<br />

Beinarbeit zum Erreichen der<br />

entsprechenden Schlagposition<br />

und Schmettern aus dem Sprung<br />

Erläuterungen<br />

Schiller steht ca. 1 m vom Netz entfernt in<br />

seitlicher Schlagstellung, gestreckter linker<br />

Arm zeigt zum geplanten Treffpunkt, Schlagarm<br />

ist gebeugt, Schlägerspitze zeigt nach<br />

hinten; der zugeworfene Ball soll im Sprung<br />

getroffen werden;<br />

der Ball muß so zugeworfen werden, daß der<br />

Schüler nach hinten-oben zum geplanten<br />

Treffpunkt springen muß, weil sonst die<br />

»Beinschere« nicht geschult werden kann;<br />

bei der Landung auf dem linken Bein zeigt<br />

das rechte Bein nach rechts vorne;<br />

die Beinarbeit kann auch ohne Schlagbewegung<br />

oder mit Trockenschlagbewegung<br />

(ohne Ball) geübt werden.<br />

Schüler steht in seitlicher Schlagstellung in<br />

Netznähe und hält den Schläger vor dem<br />

Körper;<br />

die Ausholbewegung kann variiert werden:<br />

einigen Schülern fällt es leichter, zur Unterstützung<br />

des Absprungs die Ausholbewegung<br />

mit einem unteren Pendel (wie beim Aufschlag)<br />

auszuführen, andere tun sich leichter<br />

Lehrer variiert das Zuspiel; zum Ausholen<br />

erfolgen gleichzeitig: rechtes Bein nach hinten<br />

setzen, Körper nach rechts in die seitliche<br />

Stellung zum Netz drehen, Heben beider<br />

Arme; Schulung der entsprechenden Beinarbeit<br />

zur gewünschten Schlagposition: Nachstellschritte<br />

oder vorwärts übersetzen in Richtung<br />

Grundlinie;<br />

Schmettern in verschiedene Ziele und Anpassen<br />

der Schlaggeschwindigkeit an die Lage<br />

des Treffpunkts (sehr weit hinten liegender<br />

Treffpunkt verlangt eine langsame Schlagbewegung).<br />

Abb. 50 Schüler springt nach hinten oben<br />

ab (li.)<br />

Abb. 51 Bei der Landung auf dem linken<br />

Bein zeigt das rechte Bein nach vorne (re.)<br />

beim Ausholen vor dem Körper; Übergang<br />

aus der frontalen Stellung zum Netz in die<br />

seitliche Schlagstellung, dann ausholen, springen,<br />

schlagen, ausschwingen und landen;<br />

der Schwerpunkt liegt auf der Schulung der<br />

Koordination von Absprung und Schlagbewegung.<br />

Abb. 52 Vorbereitung (Ausholen) zum<br />

Schmettern aus dem Sprung<br />

Abb. 53 Beinarbeit (linker Fuß vor rechten<br />

Fuß: vorwärts übersetzen) zur entsprechenden<br />

Schlagposition<br />

82


Flugball<br />

Flugball - Vorhand und Rückhand<br />

Aktionen<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

vorwärts und leicht abwärts zum<br />

Treffpunkt (Hauptaktion)<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht zum Flugball mit Vorhand in<br />

leicht offener Schlagstellung, zum Flugball<br />

mit Rückhand in seitlicher Schlagstellung<br />

dicht am Netz, der Lehrer wirft den Ball aus<br />

kurzer Entfernung zu;<br />

Vorhandgriff für Flugball mit Vorhand, Rückhandgriff<br />

für Flugball mit Rückhand;<br />

der Ball soll deutlich vor dem Körper getroffen<br />

und weich zum Lehrer zurückgespielt<br />

werden; beim Strecken des Armes sollte der<br />

Oberarm möglichst ruhig gehalten werden;<br />

die Schlagfläche ist etwas geöffnet.<br />

Abb. 54 Lehrer wirft den Ball zum Vorhand-<br />

Flugball zu<br />

Strecken des gebeugten Schlagarmes<br />

zum Treffpunkt<br />

(Variation der Hauptaktion)<br />

Der Schüler soll den Zusammenhang zwischen<br />

der Variation der Hauptaktion und der<br />

Abflughöhe und -weite des Balles sowie der<br />

Stärke des Dralls erfahren:<br />

der Schlägerkopf kann unterschiedlich steil<br />

vorwärts-abwärts oder auch parallel zum Boden<br />

zum Treffpunkt gebracht werden; die<br />

Stellung der Schlagfläche im Treffpunkt kann<br />

von senkrecht bis stark geöffnet variiert<br />

werden.<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schüler steht in seitlicher Schlagstellung<br />

ca. 2 m vom Netz entfernt und hält den<br />

Schläger .vor den Körper (Schlägerkopf in<br />

Kopfhöhe);<br />

Lehrer wirft den Ball aus unterschiedlichen<br />

Entfernungen zu, der Schüler paßt seine Aushol-<br />

und Schlagbewegung zeitlich und räumlich<br />

an den Ballflug und sein Ziel an;<br />

die Schlagbewegung wird durch eine<br />

Gewichtsverlagerung nach vorne-unten<br />

unterstützt.<br />

Zur Koordination von Gewichtsverlagerung<br />

und Schlagbewegung wird gleichzeitig mit<br />

der Ausholbewegung des Armes das netznähere<br />

Bein angehoben, mit dem Treffen des<br />

Balles wird es wieder in Richtung Netz bei<br />

Beugung im Kniegelenk aufgesetzt;<br />

zur Kontrolle der Schlagrichtung erfolgt der<br />

Ausschwung nur kurz über den Treffpunkt<br />

hinaus, der Schläger steht nach dem Schlag<br />

annähernd parallel zum Netz.<br />

Abb. 55 Mit der Ausholbewegung wird das<br />

netznähere Bein angehoben (li.)<br />

Abb. 56 Mit dem Treffen des Balles wird<br />

das netznähere Bein aufgesetzt (Schritt)<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung<br />

ca. 2 m vom Netz entfernt; bei Zuwurf<br />

(Zuspiel) des Balles erfolgen: Drehschritt mit<br />

dem zum Treffpunkt näheren Bein (Standbein),<br />

das andere Bein bleibt in der ursprünglichen<br />

Position, Oberkörperdrehung und Anheben<br />

des Unterarmes (Schlagarm) nach hinten-oben;<br />

die Schlagbewegung wird durch<br />

Gewichtsverlagerung (Schritt in Richtung<br />

Treffpunkt) unterstützt.<br />

Mögliche Hilfen: akustische Unterstützung<br />

für den zeitlich-dynamischen Ablauf der<br />

Bewegung;


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Aktionen<br />

Erläuterungen<br />

optische Orientierung für die Richtung der<br />

Schlagbewegung (z. B. Netzkante);<br />

Lehrerführt den Arm des Schülers;<br />

Schüler hält mit dem linken Handrücken den<br />

Oberarm des Schlagarmes beim Ausholen<br />

zum Flugball mit Vorhand vor dem Körper,<br />

um die Ausholbewegung zu kontrollieren;<br />

beim Ausholen zum Flugball mit Rückhand<br />

zieht die linke Hand den Schläger nah an den<br />

Körper;<br />

Ballmaschine dient dem genauen Zuspiel.<br />

Abb. 57 Kontrolle der Weite der Ausholbewegung<br />

mit linker Hand unter dem rechten<br />

Oberarm<br />

Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden<br />

Schlagposition aus<br />

verschiedenen Richtungen sowie<br />

unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Spielen des Flugballs aus der Vorwärtsbewegung<br />

nach einem Angriffsschlag oder<br />

nach dem Aufschlag;<br />

Spielen des Flugballs aus der Bewegung zur<br />

Seite, Schlagen des Balles im Sprung.<br />

Spielen aus der Bereitschaftsstellung<br />

in verschiedene Ziele und von<br />

verschiedenen Platzpositionen aus;<br />

Treffen des Balles in unterschiedlichen<br />

Treffpunkthöhen<br />

Zuspiel des Balles aus unterschiedlichen<br />

Entfernungen und Richtungen und mit<br />

Variation der Höhe und der Geschwindigkeit;<br />

der Ball wird über bzw. unter Netzhöhe<br />

getroffen;<br />

der Ball wird in verschiedene Ziele gespielt,<br />

entsprechend der Schlagposition und gemäß<br />

der richtigen Lösung der taktischen Aufgabe.<br />

1 ,-<br />

^<br />

s "Sä's<br />

f?U<br />

i <<br />

N<br />

/ \<br />

V<br />

/ V<br />

h / A ¥<br />

\ \<br />

Abb. 58 Treffen des Vorhand-Flugballes<br />

unter Netzhöhe<br />

Lob - Vorhand und Rückhand<br />

Schwingen des Schlägers steil<br />

vorwärts-aufwärts zum Treffpunkt<br />

mit geöffneter Schlagfläche<br />

(Hauptaktion)<br />

Schüler steht in Schlagstellung hinter dem<br />

T-Kreuz, der Schläger ist neben dem hinteren<br />

Bein zum Boden abgesenkt;<br />

Lehrer steht am Netz und wirft die Bälle<br />

weich auf Vorhand und Rückhand des<br />

Schülers zu;<br />

Schüler spielt hoch über den vom Lehrer<br />

senkrecht nach oben gehaltenen Schläger;<br />

Verwendung von Vorhand- und Rückhandgriff<br />

auf den jeweils entsprechenden Seiten.<br />

Schüler steht hinter dem T-Kreuz und schlägt<br />

die vom Lehrer weich zugeworfenen Bälle<br />

hoch zurück;<br />

als Orientierungshilfen können Zauberschnüre<br />

oder Leinen in verschiedenen Höhen<br />

oberhalb der Netzkante gespannt werden;<br />

je höher der Lob gespielt wird, desto stärker<br />

muß die Schlägerfläche durch Unterarmdrehung<br />

geöffnet werden;<br />

häufiger Wechsel zwischen Crundschlag und<br />

Lob (Erfühlen des Unterschieds und Entwickeln<br />

der Lob-Bewegung).<br />

84


Lob<br />

Aktionen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in Schlagstellung hinter dem<br />

T-Kreuz; Rückführen des Schlägers in einer<br />

Schleife mit fließendem Übergang in die<br />

Schlagbewegung nach vorne-oben; der obere<br />

Bogen der Ausholbewegung kann flacher<br />

oder steiler sein, entscheidend beim Lob ist<br />

ein ausgeprägter unterer Bogen in der<br />

Schleife mit starkem Kniebeugen; als Variation<br />

kann auch geradliniges Ausholen nach<br />

hinten-unten angeboten werden, wenn der<br />

Schüler Probleme hat, mit der bogenförmigen<br />

Ausholbewegung unter den späteren Treffpunkt<br />

zu kommen;<br />

beim Zuschlagen erfolgt ein deutliches Kniestrecken<br />

nach vorne-oben mit anschließendem<br />

betont langem Ausschwung in Richtung<br />

des abfliegenden Balles;<br />

um den Körperschwerpunkt des Schülers weit<br />

nach unten zu bringen, muß der Lehrer mitunter<br />

kurz und flach zuwerfen; Übergang aus<br />

der frontalen Stellung zum Netz in die<br />

Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und<br />

ausschwingen.<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung in der<br />

Mitte hinter der T-Linie. Lehrer spielt die Bälle<br />

aus netznaher Position zu;<br />

der Übergang von der Bereitschaftsstellung in<br />

die Schlagstellung wird durch eine Oberkörperdrehung<br />

mit gleichzeitigem Drehschritt<br />

des treffpunktnäheren Beines eingeleitet und<br />

einem nachfolgenden Schritt des anderen<br />

Beines vollzogen.<br />

Trockenbewegung nach Lehrervorbild und<br />

Bewußtmachen der typischen Lob-Ausholbewegung<br />

durch Schwingen des Schlägers um<br />

einen großen, leichten Ball (Wasserball).<br />

Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden<br />

Schlagposition aus<br />

verschiedenen Richtungen sowie<br />

unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Von der T-Linie aus spielt der Schüler die vom<br />

Lehrer variabel zugespielten Bälle als Lob<br />

zurück;<br />

der Lehrer kann zunächst alle auftretenden<br />

Fehler im Distanzverhalten und Timing des<br />

Schülers durch ausgleichendes Zuspiel kompensieren;<br />

bei zu geringem Schlagabstand erfolgt<br />

das Zuspiel weiter weg vom Schüler und<br />

umgekehrt; bei zu hastiger Schlagbewegung<br />

versucht der Lehrer durch langsames, weiches<br />

Zuspiel mehr Ruhe bei der Schlagbewegung<br />

zu erreichen;<br />

in allen Fällen kann eine akustische Unterstützung<br />

des Lehrers verlangsamende oder beschleunigende<br />

Wirkung für die Bewegungen<br />

des Schülers bedeuten; bei variablem Zuspiel<br />

versucht der Schüler selbst, sein Distanzverhalten<br />

und sein Timing der Situation entsprechend<br />

anzupassen.<br />

Spielen aus der Bereitschaftsstellung<br />

in verschiedene Ziele und von<br />

verschiedenen Platzpositionen aus;<br />

Spielen des Lobs aus wettkampfnahen<br />

Spielsituationen<br />

Zuspiel des Balles erfolgt aus unterschiedlichen<br />

Entfernungen und Richtungen mit<br />

Variation von Höhe, Geschwindigkeit und<br />

Drall; Schüler spielt Lobs von verschiedenen<br />

Platzpositionen, auch von der Grundlinie;<br />

Schüler spielt die Bälle in verschiedene Ziele,<br />

entsprechend seiner Schlagposition und<br />

gemäß der richtigen Lösung der jeweiligen<br />

taktischen Aufgabe;<br />

aus Notsituationen werden hohe Lobs an die<br />

gegnerische Grundlinie gespielt, um Zeit für<br />

die Einnahme der nächsten günstigen Platzposition<br />

zu bekommen;<br />

bei zu kurzem Spiel des Gegners kann ein Lob<br />

auch offensiv, relativ flach gespielt werden,<br />

damit der Gegner den Ball aus der Netzposition<br />

nicht mehr erlaufen kann;<br />

der Lob kann auch als Return gegen einen<br />

ans Netz stürmenden gegnerischen Aufschläger<br />

genutzt werden;<br />

der Lehrer simuliert den Gegner und spielt<br />

mit dem Schüler alle Spielsituationen durch,<br />

in denen der Lob sinnvoll verwendet werden<br />

kann.<br />

85


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Topspin - Vorhand und Rückhand<br />

Aktionen<br />

Schläger schnell und steil vorwärtsaufwärts<br />

zum Treffpunkt schwingen<br />

(Hauptaktion)<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden<br />

Schlagpositionen<br />

aus verschiedenen Richtungen<br />

sowie unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in offener (Vorhand) bzw.<br />

seitlicher Schlagstellung (Rückhand) hinter<br />

der T-Linie, der Lehrer wirft den Ball aus kurzer<br />

Entfernung mit hoher Flugkurve zu;<br />

Vorhandgriff für Topspin mit Vorhand, Rückhandgriff<br />

für Topspin mit Rückhand; die<br />

Schlagfläche bleibt während der Vorwärtsaufwärts-Bewegung<br />

senkrecht.<br />

Einklemmen eines <strong>Tennis</strong>balles zwischen<br />

Schlägerfläche und Netzkante, <strong>Tennis</strong>ball<br />

durch Aufwärtsbewegung des Schlägers über<br />

das Netz rollen (Bewußtmachen der Richtung<br />

der Hauptaktion);<br />

die gespielten Bälle sollen anfangs mindestens<br />

2 m über Netzhöhe fliegen (Leine oder Zauberschnur<br />

oberhalb der Netzkante spannen).<br />

Schüler steht hinter der T-Linie und trifft<br />

die weich zugeworfenen Bälle im<br />

»abfallenden Ast« der Ballflugkurve nach<br />

dem Aufsprung;<br />

Spielen in markierte Zielräume vor der gegenüberliegenden<br />

T-Linie und Feststellen der<br />

Absprungweiten der Bälle (Wirkung des<br />

Dralls), d.h., wer schafft den größten<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter<br />

der Mitte der T-Linie und trifft die weich<br />

zugespielten Bälle zwischen Knie- und Hüfthöhe;<br />

mit dem Zuspiel des Balles erfolgen: Drehschritt<br />

mit dem zum Treffpunkt näheren Bein,<br />

Oberkörperdrehung und Anheben des<br />

Schlagarmes; vielen Spielern fällt es leichter,<br />

beim Topspin mit Vorhand die Ausholbewegung<br />

mit Heben des Ellbogens nach hinten<br />

oben einzuleiten;<br />

Spielen der Topspin-Schläge aus Bewegungen<br />

entlang der T-Linie links und rechts,<br />

nach vorne oder nach hinten.<br />

Abb. 59 Ball ist zwischen Schlagfläche und<br />

Netzkante eingeklemmt<br />

Abstand zwischen dem ersten und zweiten<br />

Aufsprung des Balles?<br />

Die Gewichtsverlagerung vom hinteren auf<br />

das vordere Bein erfolgt auf der Rückhandseite<br />

beim Ausholen, auf der Vorhandseite<br />

beim Durchschwingen zu den Topspin-Schlägen;<br />

Übergang aus der frontalen Stellung<br />

zum Netz in die Schlagstellung, dann ausholen,<br />

schlagen und ausschwingen.<br />

die Ausholbewegung beginnt verzögert, etwa<br />

mit dem Aufspringen des zugespielten Balles;<br />

die Schlagbewegung wird durch ein starkes<br />

Kniestrecken eingeleitet und unterstützt, das<br />

bis zu einem Abheben der Beine vom Boden<br />

beim Ausschwung des Schlages führen kann<br />

und darf;<br />

Kontrolle der Endstellungen nach den Topspin-Schlägen:<br />

Vorhandstellung offen, Rückhandstellung<br />

seitlich, Schläger über Kopfhöhe.<br />

Anwenden der Topspin-Schläge bei tieferen<br />

und höheren Treffpunkten; Schulung des<br />

Distanzverhaltens bei variablem Zuspiel des<br />

Balles.<br />

Treffpunkt des Topspins in Hüft­<br />

Abb. 60<br />

höhe<br />

Treffpunkt des Topspins in Schul­<br />

Abb. 61<br />

terhöhe<br />

86


Topspin, Slice<br />

Aktionen<br />

Spiele in verschiedene Ziele<br />

und von verschiedenen<br />

Platzpositionen aus;<br />

Treffen des Balles in unterschiedlichen<br />

Treffpunkten<br />

(hoch, tief, vorne, hinten)<br />

Erläuterungen<br />

Aufgabe: Welche regelrecht vor der Grundlinie<br />

aufkommenden Topspin-Schläge haben<br />

die höchstliegenden Auftreffpunkte am<br />

eingrenzenden Spielfeldzaun (Wand)? Erkennen<br />

der optimalen Dosierung von Drall- und<br />

Druck bei den Topspin-Schlägen.<br />

Zuspiel des Balles erfolgt aus entsprechenden<br />

Entfernungen und Richtungen mit Variation<br />

von Höhe, Geschwindigkeit und Drall; die jeweils<br />

anzuspielenden Zielräume entsprechen<br />

den taktischen Aufgabenstellungen;<br />

Schüler spielt Topspinschläge aus unterschiedlichen<br />

Entfernungen vom Netz, auch nach<br />

entsprechender Laufarbeit; alle Topspin-<br />

Schläge werden auf ihre Anwendungsmöglichkeiten<br />

in der Offensive und der Defensive<br />

des Wettspiels durchgespielt;<br />

Erproben taktischer Variationsmöglichkeiten<br />

entsprechend dem Gegnerverhalten wie z. B.<br />

Aufrücken zum Netz (Topspin kurz cross oder<br />

Topspin Lob usw.).<br />

Aus den so ersichtlichen Stärken und<br />

Schwächen der Schüler lassen sich dann taktische<br />

Grundkonzepte für deren Wettspiel entwickeln;<br />

der Lehrer übernimmt die Rolle des Gegners<br />

und testet und kontrolliert die Wirksamkeit<br />

der Topspin-Schläge seiner Schüler im Wettspiel<br />

und in spielnahen Wettspielformen.<br />

Slice - Vorhand und Rückhand<br />

Schläger von hinten-oben flach<br />

nach vorne-unten zum Treffpunkt<br />

schwingen (Hauptaktion)<br />

Schüler steht in seitlicher Schlagstellung<br />

hinter der T-Linie, der Lehrer wirft den Ball<br />

vom Netz aus zu; Vorhandgriff für Slice mit<br />

Vorhand, Rückhandgriff für Slice mit Rückhand;<br />

der Ball soll in leichtem Bogen zum Lehrer<br />

zurückgespielt werden.<br />

Vor Beginn der Hauptaktion zeigt das Griffende<br />

beim Slice mit Vorhand in Richtung<br />

Netz, beim Slice mit Rückhand zum linken<br />

Netzpfosten.<br />

Abb. 62 Beim Vorhand-Slice zeigt zu<br />

Beginn der Hauptaktion das Griffende zum<br />

Netz bzw. in Schlagrichtung<br />

Abb. 63 Beim Rückhand-Slice zeigt zu<br />

Beginn der Hauptaktion das Griffende zum<br />

linken Netzpfosten bzw. deutlich links zur<br />

Schlagrichtung<br />

Schläger von hinten-oben nach<br />

vorne-unten zu unterschiedlich<br />

hohen und unterschiedlich weit<br />

vor dem Körper liegenden Treffpunkten<br />

schwingen<br />

(Variation der Hauptaktion)<br />

Der Schüler soll den Zusammenhang zwischen<br />

Variation der Hauptaktion und Abflughöhen<br />

und -weiten sowie der Stärke des<br />

Dralls des Balles erfahren:<br />

die Hauptaktion erfolgt einmal flacher, einmal<br />

steiler vorwärts-abwärts, die Stellung der<br />

Schlagfläche im Treffpunkt wird von nahezu<br />

senkrecht bis stark geöffnet variiert;<br />

ein weit vor dem Körper liegender, tiefer<br />

Treffpunkt erfordert eine breite Schlagstellung<br />

und ist besonders günstig zum Erlernen des<br />

Slice.<br />

Abb. 64 Breite Schlagstellung zum Slice mit<br />

einem tiefen Treffpunkt


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Aktionen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in Schlagstellung hinter der<br />

T-Linie oder in größerem Abstand vom Netz<br />

(Hilfslinie zwischen T- und Grundlinie) und<br />

hält den Schläger vor den Körper;<br />

Lehrer wirft vom Netz aus zu;<br />

Schüler paßt seine Aushol- und Schlagbewegung<br />

dem ankommenden Ball an. Zuwurfvarianten:<br />

Der Ball wird von oben indirekt zugeworfen,<br />

so daß der Schüler den Ball im aufsteigenden<br />

Ast treffen kann.<br />

Bewegung akustisch unterstützen (Taktieren);<br />

die Schlagbewegung wird durch eine deutliche<br />

Gewichtsverlagerung nach vorne-unten<br />

unterstützt;<br />

optische Orientierung für die Richtung der<br />

Schlagbewegung (Markierung auf dem Boden)<br />

und das Ende der Ausschwungbewegung<br />

(Kopf des Zuspielers) geben; Übergang<br />

aus der frontalen Stellung zum Netz in die<br />

Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und<br />

ausschwingen.<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter<br />

der T-Linie, Lehrer wirft vom Netz aus zu;<br />

zum Ausholen erfolgen Oberkörperdrehung,<br />

Drehschritt und Zurücknehmen des Schlägers<br />

nach hinten-oben gleichzeitig;<br />

Unterstützung für die Kontrolle der Ausholweite<br />

beim Slice mit Rückhand: der Schlägerkopf<br />

berührt den Hals;<br />

zum Ausführen einer guten Gewichtsverlagerung<br />

wird beim Schlag eine breite Schlagstellung<br />

eingenommen und weit nach vorne ausgeschwungen.<br />

Abb. 65 Oberkörperdrehung und Ausholen<br />

zum Rückhand-Slice<br />

Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden<br />

Schlagposition aus<br />

verschiedenen Richtungen sowie<br />

unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter<br />

der T-Linie; Lehrer bietet den Ball variabel<br />

an, Schüler läuft zur entsprechenden Position<br />

und schlägt den Ball mit Slice im richtigen<br />

Abstand zum Treffpunkt;<br />

Schulung der Koordination von Beinarbeit<br />

und Schlagbewegung;<br />

Schlagen des Slice in unterschiedlichen Treffpunkthöhen.<br />

Spielen aus der Bereitschaftsstellung<br />

in verschiedene Ziele<br />

und von verschiedenen Platzpositionen<br />

aus; Treffen des Balles<br />

in unterschiedlichen Treffpunkthöhen<br />

Zuspiel des Balles erfolgt aus unterschiedlichen<br />

Richtungen und Entfernungen mit<br />

Variation in Höhe, Länge, seitlichen<br />

Abweichungen und Geschwindigkeit; Schüler<br />

spielt den Slice von unterschiedlichen Platzpositionen,<br />

auch aus größerer Entfernung;<br />

der Ball soll im aufsteigenden wie auch im<br />

absteigenden Ast getroffen werden und<br />

entsprechend der Situation (Platzposition,<br />

ankommender Ball, Stellung des Gegners)<br />

taktisch richtig gespielt werden.<br />

88


Stop<br />

Aktionen<br />

Erläuterungen<br />

Schläger von hinten-oben nach<br />

vorne-unten zum Treffpunkt<br />

bewegen (Hauptaktion)<br />

Schüler steht ca. 3 m vom Netz entfernt in<br />

seitlicher Schlagstellung;<br />

Lehrer wirft den Ball vom Netz aus zu;<br />

der Ball kann auch von oben zugeworfen<br />

werden (siehe Zuspiel S. 35), so daß ihn der<br />

Schüler leichter im aufsteigenden Ast treffen<br />

kann;<br />

die Schlagbewegung ist relativ kurz, der Ball<br />

wird mit offener Schlagfläche getroffen und<br />

soll mit Rückwärtsdrall nach hoher Flugkurve<br />

knapp hinter dem Netz aufkommen;<br />

der Ball kann longline oder cross über das<br />

Netz gespielt werden, die Crossrichtung ermöglicht<br />

es dem Schüler eher, den Ball knapp<br />

hinter das Netz zu spielen.<br />

Abb. 66<br />

Ball wird von oben zugeworfen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schüler steht ca. 4 m vom Netz entfernt in<br />

Schlagstellung und hält den Schläger vor<br />

den Körper;<br />

bei Zuwurf (Zuspiel) des Balles erfolgt die<br />

Ausholbewegung in einem flachen oberen<br />

bei der Schlagbewegung erfolgt mit dem linken<br />

Bein (Stop mit Vorhand) ein Schritt in<br />

Richtung Treffpunkt;<br />

die Bewegung des Armes (erst abwärts und<br />

dann aufwärts) wird durch die Körperarbeit<br />

(linkes Knie beugen und strecken,<br />

»Knicks«) unterstützt; der Schüler soll das<br />

Gefühl haben, die Schlagfläche um den Ball<br />

zu drehen;<br />

zum Bewußtmachen des geringen Bewegungsumfangs<br />

kann die Bewegung dicht am<br />

Zaun stehend geübt werden;<br />

Schüler spielt den Stop knapp über einen<br />

Schläger, den ein Partner in ca. 1,70 m Höhe<br />

und ungefähr 1,50 m vom Netz entfernt hält,<br />

um zu verdeutlichen, wo der Kulminationspunkt<br />

der Flugkurve beim Stop liegen muß,<br />

damit der Ball knapp hinter dem Netz aufspringt.<br />

Abb. 67 Verdeutlichung des geringen<br />

Bewegungsumfanges durch Ausführen der<br />

Bewegung dicht vor einem Zaun<br />

Abb. 68 Der Stop fliegt knapp über einen<br />

vom Partner gehaltenen Schläger (bewußtmachen,<br />

daß der Kulminationspunkt der<br />

Flugkurve deutlich vor dem Netz liegt)


Anwendung der methodischen Reihen<br />

Aktionen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter<br />

der T-Linie;<br />

eine geschlossene Schlagfläche beim Ausholen<br />

erleichtert es dem Schüler, die Schlagund<br />

Ausschwungbewegung entsprechend<br />

gefühlvoll auszuführen;<br />

Lehrer spielt zunächst vom Netz aus zu und<br />

geht dann immer weiter bis zur Grundlinie<br />

zurück;<br />

Schüler muß den Schwung seiner Bewegung<br />

an die schneller ankommenden Bälle anpassen<br />

(Schwung wird geringer).<br />

Schüler steht hinter der T-Linie und hält den<br />

Schläger mit leicht geöffneter Schlagfläche in<br />

den angestrebten Treffpunkt; Lehrer spielt<br />

von der Grundlinie aus zu; Schüler läßt den<br />

Ball im aufsteigenden Ast vom Schläger abprallen<br />

und kontrolliert, wie weit der Ball in<br />

Richtung Netz fliegt; es ist leicht herauszufinden,<br />

mit wie viel (wie wenig) Bewegung<br />

(Schwung) der Schläger zum Treffpunkt kommen<br />

muß, damit der Ball knapp über das<br />

Netz fliegt.<br />

Beinarbeit zum Erreichen der<br />

entsprechenden Schlagposition<br />

aus verschiedenen Richtungen<br />

sowie unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter<br />

der T-Linie, Lehrer spielt zunächst vom Netz<br />

aus zu, später von der Grundlinie; Variation<br />

des Zuspiels (links, rechts, kurz, flach, hoch,<br />

Drall);<br />

Schüler versucht, durch Hinlaufen bzw.<br />

Ausweichen den richtigen Abstand zum<br />

Treffpunkt einzunehmen und den Ball im<br />

aufsteigenden Ast zu treffen; der Schwung<br />

der Schlagbewegung muß an die Entfernung<br />

zum Ziel angepaßt werden.<br />

Halbflugball - Vorhand und Rückhand<br />

Schläger mit locker gestrecktem<br />

Arm flach über den Boden<br />

zum Treffpunkt schwingen<br />

(Hauptaktion)<br />

Schüler steht am T-Kreuz in Schlagstellung;<br />

der Schlägerkopf des Schülers befindet sich<br />

knapp über dem Boden ca. 10 cm hinter dem<br />

Treffpunkt zum Halbflugball;<br />

durch ein Ballpendel wird der Treffpunkt<br />

knapp über dem T-Kreuz festgelegt;<br />

der Schläger wird aus der Ruhestellung<br />

(Schlägerunterkante am Boden) zum Treffpunkt<br />

nach vorne geführt; Griffe wie bei den<br />

Grundschlägen-Vorhand und -Rückhand.<br />

Hilfen für das richtige Timing: Üben des Fußball-Drop-Kicks<br />

mit <strong>Tennis</strong>bällen (auch<br />

Mädchen), nach Gelingen des Drop-Kicks mit<br />

der Hand oder einem kurzgefaßten <strong>Tennis</strong>schläger<br />

versuchen, einen Halbflugball zu<br />

spielen; Aufsprung des Balles auf dem Boden<br />

und Treffen des Balles mit dem Schläger sollten<br />

möglichst gleichzeitig erfolgen.<br />

Bewegungsführung (Schlaghand) durch den<br />

Lehrer, der den Ball anwirft oder vom Schüler<br />

anwerfen läßt; zum Erkennen des Rhythmus<br />

(Ballaufsprung/Treffpunkt) stellt der Schüler<br />

den Schläger in den Treffpunkt; der Zuwurf<br />

des Balles erfolgt indirekt gegen die Schlägerfläche.<br />

Abb. 69 Schlagfläche ist im Treffpunkt<br />

leicht geöffnet<br />

Abb. 70 Lehrer wirft den Ball indirekt gegen<br />

die senkrecht auf dem Boden stehende<br />

Schlagfläche<br />

Schläger vorwärts-aufwärts<br />

zum Treffpunktschwingen<br />

(Variation der Hauptaktion)<br />

Halbflugbälle auf leichten, frontalen Ballzuwurf<br />

mit Ballaufsprung an einer markierten<br />

Stelle (T-Kreuz, Linie usw.);<br />

Spiel über das Netz in verschiedene Richtungen<br />

(Ziele, Hindernisse, Hütchen usw.);<br />

Erkennen der Zusammenhänge von Schlagstellung<br />

und Abflugrichtung des Balles.<br />

90


Halbflugball<br />

Aktionen<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Schlagstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Erläuterungen<br />

Schüler steht in Schlagstellung hinter dem<br />

T-Kreuz, Lehrer wirft die Bälle so zu,<br />

daß sie auf der T-Linie ca. 1 m von der Mitte<br />

entfernt getroffen werden können;<br />

die Ausholbewegung erfolgt in einem verkürzten<br />

flachen oberen Bogen;<br />

das Hauptaugenmerk ist auf die Beschleunigung<br />

der flachen Schlagbewegung und das<br />

frühe Treffen des Balles nach dem Aufsprung<br />

zu legen;<br />

es findet immer eine Gewichtsverlagerung<br />

auf das stark gebeugte vordere Bein statt,<br />

weil der Ball bei tiefbleibendem Körperschwerpunkt<br />

in Höhe des vorderen Beines<br />

getroffen werden soll;<br />

Übergang aus der frontalen Stellung zum<br />

Netz in die Schlagstellung, dann ausholen,<br />

schlagen und ausschwingen.<br />

Abb. 71 Schlagbewegung verläuft knapp<br />

über dem Boden zum Treffpunkt<br />

Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung<br />

aus der Bereitschaftsstellung;<br />

Gewichtsverlagerung<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung ca. 1 m<br />

hinter dem T-Kreuz; bei Zuwurf des Balles<br />

erfolgen; Drehschritt mit dem treffpunktnäheren<br />

Bein, Oberkörperdrehung und<br />

flacher oberer Bogen des Schlagarms nach<br />

hinten.<br />

Akustische Unterstützung des zeitlich dynamischen<br />

Bewegungsablaufes;<br />

optische Orientierungshilfen für die Lage des<br />

Treffpunktes und für die Richtung der Schlagbewegung<br />

(Linien des Spielfeldes und zusätzliche<br />

Markierungspunkte bzw. -linien);<br />

Ballmaschine für zielgenaues Zuspiel;<br />

Zuwurf kann in hohem Bogen (mehr Zeit)<br />

oder flach (Ballabsprung nicht so hoch) erfolgen<br />

- entscheidend ist, womit der Schüler<br />

besser zurechtkommt.<br />

Beinarbeit zum Erreichen der<br />

entsprechenden Schlagposition<br />

aus verschiedenen Richtungen<br />

sowie unterschiedlichen Entfernungen<br />

und Schlagen des Balles<br />

Ausgangsposition des Schülers ca. 1 m hinter<br />

dem T-Kreuz;<br />

Lehrer spielt langsam und hoch in<br />

verschiedene Zielräume zu, um dem Schüler<br />

genug Vorbereitungszeit für die Halbflugbälle<br />

zu geben;<br />

bei ausreichender Sicherheit des Schülers<br />

werden Halbflugbälle aus normalen Ballwechseln<br />

heraus gespielt, der Schüler trifft die Entscheidung,<br />

welche Bälle er als Grundschläge<br />

und welche er als Halbflugbälle spielt.<br />

Spielen in verschiedene Ziele<br />

und von verschiedenen<br />

Platzpositionen aus;<br />

Spielen des Halbflugballs<br />

aus spielnahen Situationen<br />

Schüler steht in Bereitschaftsstellung zunächst<br />

hinter der T-Linie, später hinter der Grundlinienmitte;<br />

variables Lehrerzuspiel in bezug<br />

auf Höhe, Geschwindigkeit und Drall des Balles;<br />

Spielen der Halbflugbälle longlinie und cross<br />

zur gegnerischen Grundlinie und auch kurz<br />

cross (Topspin) als Passierball;<br />

Schüler muß erkennen und einsehen, daß<br />

Halbflugbälle nicht nur aus Notsituationen,<br />

sondern auch bewußt als Überraschungsschläge<br />

für die Offensive (bei kurzen Bällen<br />

des Gegners) und als Passierbälle eingesetzt<br />

werden können.<br />

91


Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings<br />

92


Leistungsanforderungen<br />

als Grundlage des<br />

Trainings<br />

Die einzelnen Sportarten unterscheiden<br />

sich nicht nur darin, daß<br />

sie verschiedene leistungsbeeinflussende<br />

Faktoren aufweisen,<br />

sondern auch darin, daß dort, wo<br />

sie von gleichen Faktoren beeinflußt<br />

werden, die Ausprägung unterschiedlich<br />

ist. So sind z.B. beim<br />

Rudern andere Faktoren als beim<br />

Bodenturnen von Bedeutung, und<br />

die Anforderungen z.B. an die<br />

Ausdauer sind beim <strong>Tennis</strong> nicht<br />

die gleichen wie beim Tischtennis.<br />

Nur durch gründliche Analysen<br />

der jeweiligen Sportart ist es möglich,<br />

die Bedeutung und hierarchische<br />

Einstufung einzelner Faktoren<br />

festzulegen, um daraus Rückschlüsse<br />

für die Talentsichtung und<br />

Talentförderung sowie für die Planung<br />

und Periodisierung des Trainings<br />

zu ziehen.<br />

Bei der Analyse des <strong>Tennis</strong>spiels<br />

interessieren diejenigen Leistungsvoraussetzungen<br />

und ihre Zusammenhänge,<br />

die für die optimale<br />

Bewältigung der Bewegungsaufgaben<br />

und für das Erreichen der<br />

individuellen Leistungsmöglichkeiten<br />

von Bedeutung sind (Abb. 72).<br />

Abb. 72<br />

Übersicht zu Faktoren der sportlichen Leistungsfähigkeit<br />

Faktoren sportlicher Leistungsfähigkeit<br />

(personinterne Faktoren)<br />

\ Leistungslimitierende Faktoren |^<br />

I (sehr wichtig und wenig kompensierbar)<br />

*•- Leistungsbeeinflussende Faktoren<br />

•(wichtig und mehr oder,,weniger kompensierbar)<br />

- • J 4 • J<br />

><br />

Allgemeine <strong>Tennis</strong>­ <strong>Tennis</strong>­ Psychische<br />

koordinative spezifische spezifische Faktoren<br />

Faktoren , koordinative (konditioneile i<br />

! ; Faktoren 1 | Faktoren<br />

JLL. - J •»•"-" •-' * t •;;, ,,<br />

/ *<br />

J y<br />

Rhythmi- Schlag­ Aktions­ Motivation<br />

sierungs- techniken schnelligkeit Selbst­<br />

* fähigkeit<br />

Reaktions­<br />

Beinarbeit ! Schnellkraft •<br />

u.a.<br />

bewußtsein i<br />

Selbstkontrolle<br />

/* - • —<br />

!<br />

1<br />

Psychische<br />

Faktoren<br />

Allgemeine<br />

Intelligenz<br />

u. a.<br />

j -<br />

Allgemeine<br />

konditioneile<br />

Faktoren<br />

><br />

j<br />

Ausdauer<br />

Beweglichkeit<br />

Kraft '<br />

u. a.<br />

fähigkeit<br />

Konzentrations­<br />

Orientierungs-<br />

fähigkeit<br />

- fähigkeit \ j Spielintelligenz i<br />

t u. a. ' ! \ [ (Taktik) J<br />

i „„<br />

i<br />

j<br />

Konstitutionelle<br />

Faktoren<br />

Körperproportionen<br />

Größe<br />

Gewicht<br />

u. a.<br />

* -..-.. :. / . ... ...<br />

93


Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings<br />

Es sind konstitutionelle (anthropometrische<br />

und funktionelle) Voraussetzungen<br />

wie Körpergröße,<br />

Gewicht, Körperproportionen, Hebelverhältnisse<br />

und Muskelmasse,<br />

die eine immer bedeutendere<br />

Rolle im Hochleistungstennis spielen.<br />

Dazu kommen koordinative<br />

Voraussetzungen wie allgemeine<br />

Koordinationsfähigkeit als auch<br />

tennisspezifische Voraussetzungen<br />

wie Schlagtechnik und Beinarbeit,<br />

konditioneile Voraussetzungen wie<br />

Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit,<br />

psychische Voraussetzungen wie<br />

Wille, Anspruchsniveau, Härte,<br />

Konzentrationsfähigkeit, Selbstdisziplin,<br />

Antizipation, Spielwitz usw.<br />

Einige dieser Voraussetzungen<br />

sind auch sehr eng mit dem Begriff<br />

der Taktik verbunden. Neben<br />

diesen der Person zukommenden<br />

Voraussetzungen sind auch äußere<br />

Voraussetzungen von Bedeutung,<br />

d.h. der Einfluß der Umwelt, wie<br />

Elternhaus, Freundeskreis, Schule,<br />

Beruf, Trainer, Trainingsmöglichkeiten,<br />

Anfahrtswege usw. All<br />

diese Faktoren zusammen bestimmen,<br />

allerdings in unterschiedlichem<br />

Maße, die sportliche Leistung<br />

des Spielers.<br />

Die folgende tennisspezifische<br />

Bestimmung und Einstufung einzelner<br />

Faktoren wurde aufgrund<br />

umfangreicher Analysen des <strong>Tennis</strong>sports<br />

vorgenommen. Sie wurden<br />

bei Untersuchungen in drei Bereichen<br />

gewonnen:<br />

• Funktionell anatomische und<br />

biomechanische sowie konditioneile<br />

und koordinative Daten<br />

durch allgemeine Untersuchungen<br />

der <strong>Tennis</strong>technik<br />

• Konditionelle und koordinative<br />

Daten durch genaue Analysen<br />

des Wettkampfgeschehens<br />

• Bewegungstechnische und anthropometrische<br />

Daten durch<br />

die Analyse von Weltklassespielern<br />

Im folgenden werden aus diesen<br />

Untersuchungen beispielhaft einige<br />

konditioneile und motorische<br />

Faktoren abgeleitet. Die psychischen<br />

Grundlagen werden ab<br />

Seite 181 näher behandelt.<br />

Physikalische und<br />

biomechanische<br />

Analyse der<br />

<strong>Tennis</strong>technik<br />

Ein besonders hohes Maß an<br />

Koordinationsfähigkeit und<br />

Gewandtheit ist aus folgenden<br />

Gründen erforderlich:<br />

• Die Schlagablaufzeit bis zum<br />

Treffpunkt beträgt ca. 0,5 bis<br />

0,9 Sekunden, wobei sich bei<br />

einzelnen Schlagarten Unterschiede<br />

ergeben.<br />

• Die Kontaktzeit des Balles auf<br />

der Bespannung des Schlägers<br />

beträgt zwischen 0,005 und<br />

0,003 Sekunden, die Kontaktstrecke<br />

dabei max. 12 cm.<br />

• Die Schlägergeschwindigkeit<br />

beim Schlag schwankt von 0 bis<br />

etwa 150 km/h.<br />

• Die Ballgeschwindigkeit erreicht<br />

bei Grundlinienschlägen bis zu<br />

110 km/h und bei Aufschlägen<br />

teilweise über 200 km/h.<br />

• Die Zahl der Ballumdrehungen<br />

ist mit maximal ca. 150 Umdrehungen<br />

pro Sekunde sehr hoch.<br />

Koordinationsfähigkeit ist vor<br />

allem im Kindes- und frühen Jugendalter<br />

optimal trainierbar und<br />

muß deswegen in das Jugendtraining<br />

einbezogen werden.<br />

Die beabsichtigte hohe Ballgeschwindigkeit<br />

vor allem bei Aufschlägen<br />

und harten Schlägen erfordert<br />

die Fähigkeit, eine situationsbedingte<br />

Schlägerbeschleunigung<br />

bis zur optimalen Schlägergeschwindigkeit<br />

zu erzielen, was<br />

neben guter Koordinationsfähigkeit<br />

vor allem Aktionsschnelligkeit<br />

und Schnellkraft verlangt.<br />

Die hohe Aufprallkraft des Balles<br />

auf dem Schläger und die sehr<br />

kurze Gesamtkontaktzeit Ball-<br />

Schläger verursachen große Belastungen<br />

im Unterarm; deshalb<br />

sind Schnellkraft und Schnellkraftausdauer<br />

erforderlich.<br />

Dem speziellen und altersspezifischen<br />

Krafttraining muß daher im<br />

Trainingsprozeß ein hoher Stellenwert<br />

eingeräumt werden.<br />

Die durchschnittlichen Flugzeiten<br />

des Balles bei Grundlinienschlägen<br />

von 1 bis 1,5 Sekunden und die<br />

mittleren Ballgeschwindigkeiten<br />

zeigen, daß ausreichend Zeit für<br />

die Vorbereitung des Schlages<br />

gegeben ist und daß die eigentliche<br />

Ausholbewegung mit dem<br />

Arm erst in Zusammenhang mit<br />

der Schlagablaufzeit relativ spät<br />

(beim Aufsprung des Balles)<br />

beginnen kann.<br />

Die Geschwindigkeit des Balles<br />

beim Aufschlag (über 200 km/h)<br />

und beim Passierball (bis 110<br />

km/h) erfordern ein gutes Antizipationsvermögen<br />

sowie sehr gute<br />

Reaktionszeit und große Aktionsschnelligkeit<br />

und Schnellkraft.<br />

Auch diese Erkenntnisse führen zu<br />

der Feststellung, daß situationsbedingte<br />

Koordinationsfähigkeit regelmäßig<br />

trainiert werden muß.<br />

Analyse des Wettkampfgeschehens<br />

Die Belastung in einem <strong>Tennis</strong>match<br />

ist intervallartig:<br />

• Das Verhältnis von durchschnittlicher<br />

Spielzeit (Zeitdauer,<br />

in der Ballwechsel stattfinden)<br />

zur Gesamtzeit des<br />

Matches ist je nach Platzoberfläche<br />

ca. 1:2 bis 1:5.<br />

94


Physikalische und biomechanische Analyse der <strong>Tennis</strong>technik<br />

• Ein Ballwechsel auf Sandplätzen<br />

dauert im Durchschnitt<br />

8 Sekunden, auf Rasen und<br />

schnellen Hartplätzen ist er wesentlich<br />

kürzer, teilweise sogar<br />

nur noch 2 bis 3 Sekunden, die<br />

darauffolgende Pause beträgt<br />

im Mittel ca. 20 Sekunden.<br />

Das ermöglicht in der Regel genug<br />

Regenerationszeit, auch zwischen<br />

den Ballwechseln. Der durchschnittliche<br />

Laufweg von 1500 m<br />

pro Match bei zwei Gewinnsätzen<br />

läßt auf eine mittlere Beanspruchung<br />

im Ausdauerbereich<br />

schließen. Die anaerobe alaktazide<br />

Arbeitsweise während der Ballwechsel<br />

überwiegt.<br />

Die längste Sprintstrecke geradeaus<br />

beim <strong>Tennis</strong>match übersteigt<br />

praktisch kaum 14 m. Die durchschnittliche<br />

Strecke liegt bei 4 m.<br />

Das bedeutet, daß der <strong>Tennis</strong>spieler<br />

eine andere Schnelligkeitsart<br />

benötigt als z. B. ein 100-m- oder<br />

200-m-Sprinter.<br />

Die tennisspezifische Schnelligkeit<br />

setzt sich zusammen aus:<br />

• Antrittsvermögen, Startkraft,<br />

Schnellkraft (Explösionskraft,<br />

konzentrische Muskelarbeit)<br />

• Beschleunigungsvermögen,<br />

beschleunigende Muskelkraft,<br />

Schnellkraft (Kraftschnelligkeit)<br />

• Bewegungsausführung, Bewegungsschnelligkeit,<br />

Aktionsschnelligkeit<br />

• Bremskraft vor einem Richtungswechsel<br />

(exzentrische<br />

Muskelarbeit)<br />

Die wichtigste Schnelligkeitsart ist<br />

die Kraftschnelligkeit. Mit ihrer<br />

Hilfe werden kurze Entfernungen<br />

überwunden. Die Startkraft kann<br />

durch ein optimales Antizipationsvermögen<br />

und eine ausgezeichnete<br />

Reaktionszeit teilweise kompensiert<br />

werden, und für die<br />

Durchführung des Schlages ist in<br />

der Regel genug Zeit vorhanden.<br />

Im Hinblick auf die Verteilung der<br />

60<br />

50 -\<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10 H<br />

A Häufigkeit/Match<br />

in%<br />

243<br />

II<br />

340<br />

408<br />

• 4<br />

i<br />

j \<br />

\<br />

\<br />

i<br />

f<br />

j<br />

1<br />

^<br />

Becker<br />

_J Sand t ,^d Halle ) Rasen<br />

252<br />

232 i<br />

fA<br />

156<br />

140<br />

«I<br />

66 f~A<br />

505<br />

309<br />

( A<br />

Ü157<br />

Aufschlag Return Volley Grundlinienschlag<br />

Abb. 73 Durchschnittliche Häufigkeit der verschiedenen Schlagkategorien in<br />

Abhängigkeit vom Bodenbelag bei Boris Becker (der statistische Mittelwertvergleich<br />

bezieht sich jeweils auf die Sandplatz-Ergebnisse)<br />

angewendeten Schläge ergeben<br />

die Matchanalysen (Weltklasse -<br />

Herren) auf Sandplätzen durchschnittlich:<br />

Grundschläge ca. 55%<br />

Return ca. 15%<br />

Aufschlag ca. 23%<br />

Flugball ca. 4%<br />

sonstige Schläge ca. 3%<br />

Auf Hartplätzen, Teppichböden<br />

und vor allem auf Rasen ändert<br />

sich die prozentuelle Aufteilung,<br />

wobei Aufschlag, Return und<br />

Flugball an Dominanz gewinnen.<br />

Als Beispiel hierfür kann man die<br />

unterschiedliche Prozentaufteilung<br />

bei Boris Becker aufführen<br />

(Abb. 73).


Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings<br />

Leistungsphysiologische<br />

Aspekte<br />

Effektive<br />

Belastungszeit<br />

Die effektive (reale) Spielzeit beträgt<br />

bei <strong>Tennis</strong>wettkämpfen im<br />

Durchschnitt ca. 20 bis 25% der<br />

Gesamtspielzeit. Die Spielzeit pro<br />

Ballwechsel dauert auf Sandplätzen<br />

im Mittel 7 bis 10 Sekunden<br />

mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen<br />

3 bis 7 Sekunden.<br />

Die Ballwechsel sind um so kürzer,<br />

je schneller und je flacher der Ball<br />

vom Untergrund abspringt: Auf<br />

Rasenplätzen und schnellen Hallenböden<br />

liegt die durchschnittliche<br />

Spielzeit pro Ballwechsel ca.<br />

30 bis 50% niedriger als auf Sandplätzen.<br />

In Einzelfällen werden -<br />

vor allem beim Aufeinandertreffen<br />

spezieller Spielertypen - Extremwerte<br />

erreicht, wie sie im Jahr<br />

1991 bei den beiden Finalspielen<br />

in Wimbledon zwischen Stich und<br />

Becker einerseits und in Paris zwischen<br />

Agassi und Courier andererseits<br />

erzielt wurden: Im Wimbledon<br />

auf Rasen betrug die reale<br />

Spielzeit 3:42 Minuten pro Stunde<br />

und ein Ballwechsel dauerte im<br />

Mittel 2,65 Sekunden; auf Sand in<br />

Paris betrug die effektive Spielzeit<br />

14:56 Minuten pro Stunde und<br />

ein Ballwechsel war im Durchschnitt<br />

erst nach 10 Sekunden zu<br />

Ende.<br />

Wegen der Kürze der Ballwechseldauer<br />

und aufgrund vorwiegend<br />

submaximaler, muskulärer<br />

Beanspruchungen bei längeren<br />

Ballwechseln wird der anaerobe,<br />

laktazide Stoffwechselweg (über<br />

die Glykolyse) wenig in Anspruch<br />

genommen, so daß der Milchsäuregehalt<br />

bzw. -anstieg in der Arbeitsmuskulatur<br />

im Normalfall gering<br />

bleibt. Der Milchsäurespiegel<br />

(Laktat) im arterialisierten Blut beträgt<br />

in der Regel 2 bis 3 mmol/l<br />

und überschreitet nur in Ausnahmesituationen<br />

kurzfristig 4 mmol/l.<br />

Die Länge der einzelnen Spielpausen<br />

zwischen den Ballwechseln<br />

(maximal 25 Sekunden nach der<br />

Wettspielordnung) reicht normalerweise<br />

aus, um über aerobe<br />

Stoffwechselprozesse das zur kurzfristigen<br />

Energiebereitstellung notwendige<br />

Potential der energiereichen<br />

Phosphate (Adenosintriphosphat<br />

und Kreatinphosphat) nahezu<br />

vollständig in der Arbeitsmuskulatur<br />

wieder aufzubauen.<br />

Wegen der langen Gesamtspielzeitdauer,<br />

die auch beim Spiel auf<br />

zwei Gewinnsätze mehr als drei<br />

Stunden betragen kann, und zur<br />

effektiven Steigerung des Belastungsumfanges<br />

im <strong>Tennis</strong>training<br />

bedarf es der Entwicklung einer<br />

soliden Grundlagenausdauer. Eine<br />

hohe spezifische Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

hat ferner den<br />

Vorteil, daß in Belastungsphasen<br />

hoher Intensität (Reizhöhe und<br />

Reizdichte) die Laktatproduktion<br />

(Milchsäurebildung) begrenzt<br />

bleibt und in der Ballwechselpause<br />

eine rasche Regeneration der<br />

energiereichen Phosphate erfolgen<br />

kann. Hiermit wird eine Milchsäureanhäufung<br />

in der Arbeitsmuskulatur<br />

verhindert, so daß das Optimum<br />

der koordinativen Leistungsfähigkeit<br />

und der Schnellkraft über<br />

die gesamte Wettkampfzeit erhalten<br />

bleibt. Letzteres gilt in gleicher<br />

Weise für das Training, dessen<br />

Qualität und Quantität einen<br />

bedeutsamen Einfluß auf die<br />

Leistungsfähigkeit im Wettkampf<br />

ausübt.<br />

Herzfrequenz<br />

Die durchschnittliche Herzfrequenz<br />

beträgt im Verlauf von <strong>Tennis</strong>wettkämpfen<br />

bei <strong>Tennis</strong>spielern<br />

unterschiedlicher Leistungskategorien<br />

und Altersklassen im Mittel<br />

zwischen 140 bis 150 Schlägen<br />

pro Minute. Beim weiblichen Geschlecht<br />

liegt die durchschnittliche<br />

Pulsfrequenz um 5 bis 10 Schläge<br />

höher. Die unregelmäßigen<br />

Schwankungen der Herzfrequenz<br />

dokumentieren die stetig wechselnde<br />

Reizhöhe, Reizdauer und<br />

Reizdichte der Belastung beim<br />

<strong>Tennis</strong>spiel. Ähnlich wie bei intensiver<br />

Intervallarbeit werden auch<br />

im <strong>Tennis</strong> Herzfrequenzen erreicht,<br />

die teilweise das individuelle Maximum<br />

(z.B. 170 bis 190 Schläge<br />

bei Erwachsenen und über 200<br />

Schläge pro Minute bei Kindern)<br />

erreichen. Der Herzfrequenzanstieg<br />

ist teilweise auch Ausdruck<br />

einer erhöhten psychischen Beanspruchung:<br />

Unmittelbar vor dem<br />

Aufschlag oder vor einer spielentscheidenden<br />

Phase (Breakball/<br />

Satzball) stellen wir kurzfristige<br />

Herzfrequenzsteigerungen um<br />

10 bis 30 Schläge fest.<br />

Herz-Kreislauf-System<br />

Durchschnittswerte von Herzfrequenz,<br />

Blutdruck, Blutlaktat und<br />

Nettospielzeit sprechen für eine<br />

Belastungsintensität von ca. 45<br />

bis 60% der maximalen Leistungsfähigkeit<br />

des Herz-Kreislauf-<br />

Systems während eines <strong>Tennis</strong>wettkampfes.<br />

Leistungsstarke<br />

Grundlinienspielerwerden im<br />

Mittel höher beansprucht, so daß<br />

sie den für ein wirksames Gesundheitstraining<br />

wünschenswerten<br />

Intensitätsbereich, der bei ca. 60<br />

bis 75% der maximalen Kreislaufleistungsfähigkeit<br />

liegt, eher<br />

erreichen.<br />

96


Leistungsphysiologische Aspekte<br />

Eine Erhöhung der Reizsetzung<br />

auf das Herz-Kreislauf-System hat<br />

zur Folge, daß der optimale Intensitätsbereich<br />

für eine Verbesserung<br />

der Ausdauerleistungsfähigkeit erreicht<br />

wird. Hiermitsind allerdings<br />

auch Belastungsüberforderungen<br />

möglich, deren Ausmaß speziell im<br />

Sportspiel <strong>Tennis</strong> nur schwer vorhersehbar<br />

und steuerbar ist. Diese<br />

Gratwanderung zwischen positiven<br />

Effekten auf Gesundheit und<br />

Leistung einerseits sowie Schädigungsmöglichkeiten<br />

insbesondere<br />

für Herz und Gefäßsystem andererseits<br />

wird besonders schwierig<br />

bei älteren Spielern mit geringem<br />

Trainingszustand sowie bei allen<br />

Personen mit (teilweise noch unerkannten)<br />

Stoffwechsel- und Herz-<br />

Kreislauf-Krankheiten (z. B.<br />

Zuckerkrankheit, Bluthochdruck,<br />

fortgeschrittene Arteriosklerose).<br />

Steigerungen des systolischen<br />

Blutdrucks auf Werte über 250<br />

mm Hg unter Wettkampfbedingungen<br />

sowie unvermeidliche Verschiebungen<br />

im Elektrolythaushalt<br />

(z.B. Magnesium im Serum unter<br />

0,70 mmol/1) bei längerdauernden<br />

Wettkämpfen unter Hitzebedingungen<br />

können speziell für letztgenannten<br />

Personenkreis ernsthafte<br />

akute Gefahren für die Gesundheit<br />

(z. B. Herztod auf dem<br />

<strong>Tennis</strong>platz) provozieren.<br />

Energiestoffwechsel<br />

Je intensiver die Beanspruchungsqualität<br />

der einzelnen Ballwechsel<br />

ist, um so stärker wird der Kohlenhydratstoffwechsel<br />

aktiviert. Je<br />

länger Reizdauer und je geringer<br />

Reizhöhe und -dichte der einzelnen<br />

Ballwechsel bzw. des ganzen<br />

Wettkampfes sind, desto mehr<br />

tritt der Fettstoffwechsel in den<br />

Vordergrund. Die Analyse entsprechender<br />

Stoffwechsel-Zwischenprodukte<br />

während eines<br />

<strong>Tennis</strong>wettkampfes weist darauf<br />

hin, daß bei einem <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

auf Sandplätzen die Energie<br />

vorrangig über den Abbau von<br />

Kohlenhydraten (ca. 50 bis 75%)<br />

und erst in zweiter Linie über den<br />

Abbau von Fetten (ca. 25 bis<br />

50%) bereitgestellt wird.<br />

Mit einem Abfall des Blutzuckerspiegels<br />

im Verlauf eines <strong>Tennis</strong>wettkampfes<br />

oder <strong>Tennis</strong>trainings<br />

üblicher Zeitdauer (1 bis 2 Stunden)<br />

ist nur zu rechnen, wenn die<br />

Kohlenhydratspeicher (in Arbeitsmuskulatur<br />

und Leber) vor Wettkampfbeginn<br />

nicht entsprechend<br />

angefüllt waren oder durch unmittelbar<br />

vorhergehende intensive<br />

Trainings- bzw. Wettkam pfbelastungen<br />

entleert wurden. Folglich<br />

müssen nach intensivem <strong>Tennis</strong>träining<br />

sowie im Verlauf eines<br />

<strong>Tennis</strong>turniers die Glykogendepots<br />

(Speicherform der Kohlenhydrate<br />

als Stärke in Leber und Arbeitsmuskulatur)<br />

durch kohlenhydratbetonte<br />

Kost zügig und umfangreich<br />

aufgefüllt werden. Bei rascher<br />

Trainings- und Wettkampffolge<br />

sind für die Erhaltung der<br />

Leistungsfähigkeit leicht verdauliche,<br />

kohlenhydratreiche Zwischenmahlzeiten<br />

empfehlenswert.<br />

Spieler und Spielerinnen mit Neigung<br />

zur Unterzuckerung sollten<br />

im Rahmen der üblichen Mannschaftswettkämpfe<br />

im unmittelbaren<br />

Anschluß an ihr Einzel eine<br />

kaliumreiche Kohlenhydratzufuhr<br />

in Verbindung mit Flüssigkeit<br />

aufnehmen, damit im folgenden<br />

Doppel kein unerwünschter<br />

Leistungsabfall eintreten kann.<br />

Flüssigkeitsund<br />

Elektrolytverluste<br />

Vornehmlich aufgrund der<br />

Schweißsekretion führen <strong>Tennis</strong>training<br />

und vor allem <strong>Tennis</strong>wettkämpfe<br />

(wegen erhöhter psychischer<br />

Beanspruchung) zu teilweise<br />

erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten.<br />

Die Gewichtsabnahme<br />

bei einem <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

von 90 Minuten Dauer beträgt<br />

bei Männern im Durchschnitt<br />

zwischen 1,5 und 2,5 kg, obwohl<br />

im Durchschnitt ca. 0,5 I Flüssigkeit<br />

aufgenommen wird; Frauen<br />

verlieren etwa 50 bis 70% dieser<br />

Menge.<br />

Im Blut stellen wir im Verlauf eines<br />

<strong>Tennis</strong>wettkampfes einen hoch<br />

signifikanten Abfall von Kalium<br />

und Magnesium bei gleichzeitigem<br />

Anstieg von Natrium und<br />

Kalzium ohne wesentliche Veränderungen<br />

des Plasmavolumens<br />

fest. Folglich ist in erster Linie eine<br />

reichliche Wasserzufuhr in Kombination<br />

mit speziellen Elektrolyten<br />

und gegebenenfalls unter Anreicherung<br />

von Kohlenhydraten (5<br />

bis 20%) besonders empfehlenswert.<br />

Aufgrund der Schweißverluste,<br />

der häufig mangelhaften<br />

Zufuhr in der Nahrung (Magnesium)<br />

und vor allem aufgrund<br />

ihrer Bedeutung im Stoffwechsel<br />

und für die Funktion sowie Regeneration<br />

der Arbeitsmuskulatur<br />

ist die Zufuhr von Magnesium<br />

und Kalium besonders wichtig.<br />

Entsprechende Hinweise zur<br />

gezielten Aufnahme solcher leistungsbegrenzenden<br />

Stoffe aus<br />

dem Salz-Wasser-Haushalt werden<br />

im Kapitel »Ernährung« näher<br />

erläutert.<br />

Psychische<br />

Anforderungen<br />

Verhaltensformen (und somit auch<br />

Leistungen) entstehen aus der<br />

Wechselwirkung zwischen den<br />

Bedingungen des Individuums<br />

(des Spielers) und seiner Umwelt,


Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings<br />

d. h. r sie beruhen auf der Wechselwirkung<br />

zwischen den sachgegebenen<br />

Anforderungen (des <strong>Tennis</strong>spiels)<br />

und den Möglichkeiten des<br />

Individuums, sich mit diesen Anforderungen<br />

auseinandersetzen zu<br />

können. Psychische Anforderungen<br />

im <strong>Tennis</strong> ergeben sich also<br />

aus den sachstrukturellen Bedingungen,<br />

die im <strong>Tennis</strong> gegeben<br />

sind. Solche sachstrukturellen<br />

Bedingungen sind beispielsweise<br />

die vielfältigen Interaktionen mit<br />

dem Gegner oder auch die Regelbedingungen.<br />

Interaktionen<br />

Interaktionen mit dem Gegner<br />

sind in ihrem Verlauf nicht festlegbar,<br />

vielmehr werden sie vor allem<br />

durch die wechselseitig sich beeinflussenden<br />

Spielintentionen der<br />

beiden Spieler (aber auch durch<br />

ihre Körpersprache) bestimmt. Im<br />

<strong>Tennis</strong> ist es deshalb wichtig, das<br />

Verhalten des Gegners, die Stärken<br />

und Schwächen seiner Technik<br />

und Taktik, aber auch seiner Kondition<br />

und Psyche, angemessen<br />

wahrnehmen und einsichtig<br />

(intelligent) deuten zu können; es<br />

ist aber auch wichtig, den Gegner<br />

durch die eigene Taktik und Körpersprache<br />

so zu beeinflussen<br />

(Dominanzverhalten), daß die<br />

eigenen Ziele erreicht werden<br />

können.<br />

Spielregeln<br />

Die Spielintentionen sind eingerahmt<br />

durch die konstanten Bedingungen<br />

der Spielregeln. Hier<br />

sind vor allem die Zählweise und<br />

die Spielpausen zu nennen.<br />

Psychologisch besonders interessant<br />

ist im <strong>Tennis</strong>, daß jedes einzelne<br />

Spiel in jedem Satz mit mindestens<br />

zwei Punkten gewonnen<br />

werden muß und daß das Zählen<br />

nach jedem abgeschlossenen Satz,<br />

unabhängig davon, wie er endete,<br />

von neuem beginnt. Besonders die<br />

Zähleinheit »Spiel« gibt dem Ablauf<br />

eines Matches eine eigene<br />

Charakteristik. Im Unterschied zu<br />

Tischtennis, wo z.B. ein 8:20-<br />

Rückstand kaum mehr aufzuholen<br />

ist, weil sich für den führenden<br />

Spieler ein Punkt fast zwangsläufig<br />

noch ergeben wird, kann dies im<br />

<strong>Tennis</strong> vergleichsweise bei einem<br />

1:6, 2:5-Rückstand sehr wohl<br />

noch der Fall sein. Dadurch<br />

kommt dem jeweiligen Spielstand<br />

und der Frage, ob man mehr auf<br />

Risiko oder mehr auf Sicherheit<br />

spielen soll, ob noch Hoffnung<br />

trotz Rückstand bzw. Skepsis trotz<br />

Vorsprung angebracht ist usw., erhöhte<br />

psychologische Bedeutung<br />

zu, obwohl im Blick auf das Endergebnis<br />

prinzipiell jeder Punkt<br />

gleich bedeutend ist.<br />

Optimismus (Zuversicht) und<br />

Selbstvertrauen spielen deshalb im<br />

<strong>Tennis</strong> eine große Rolle.<br />

Von großer psychologischer Bedeutung<br />

ist auch, daß nach jedem<br />

Ballwechsel eine Pause gegeben<br />

ist (bis zu 25 bzw. 30 Sek.) und<br />

daß (mit Ausnahme nach dem ersten<br />

Spiel im Satz und nach dem<br />

Tie-Break) nach zwei Spielen die<br />

Seiten gewechselt werden, was<br />

mit maximal 90 Sekunden Pause<br />

verbunden ist. Denn jede Pause<br />

bietet zwar einerseits die Möglichkeit,<br />

sich von der vorherigen Anstrengung<br />

und Anspannung zu erholen;<br />

andererseits bedeutet jede<br />

Pause aber auch, daß der Wettkampf<br />

immer wieder von neuem<br />

aufgenommen werden muß, so<br />

daß jede Pause zu einem neuen<br />

Vorstartzustand führen kann, auf<br />

den sich die Spieler psychisch einstellen<br />

müssen.<br />

Im <strong>Tennis</strong> muß deshalb nicht nur<br />

grundsätzlich eine hohe Leistungsbereitschaft<br />

gegeben sein; diese<br />

Leistungsbereitschaft (Leistungsmotivation)<br />

muß auch immer<br />

wieder von neuem aufgebracht<br />

werden, d. h., die Spieler müssen<br />

sich nach jeder Pause von neuem<br />

motivieren und diese Motivation<br />

während des Ballwechsels aufrechterhalten.<br />

Je größer die Belastung<br />

über das gesamte Match ist<br />

(z.B. in einem langandauernden<br />

und ermüdenden Match), desto<br />

mehr muß auch der Wille eingesetzt<br />

werden, um mit inneren Widerständen<br />

fertig werden zu können<br />

und um somit die Leistungsbereitschaft<br />

nicht erlahmen zu<br />

lassen. Da jeder Ballwechsel entweder<br />

mit einem Punktgewinn<br />

oder mit einem Punktverlust endet<br />

und viele Ballwechsel dramatisch<br />

enden, ergeben sich im <strong>Tennis</strong><br />

besonders häufig Streß-Situationen.<br />

Die Spielpausen stellen also<br />

nicht nur Vorstartzustände dar, sie<br />

dienen zugleich (bzw. zuvor) auch<br />

der Streß-Verarbeitung.<br />

Dies bedeutet, daß im <strong>Tennis</strong> ein<br />

großes Maß an Streß-Toleranz,<br />

psychischer Stabilität. Selbstkontrolle<br />

und Streß-Verarbeitungsfähigkeit<br />

gefordert sind.<br />

Variable<br />

äußere Bedingungen<br />

Die Spielintentionen sind auch<br />

eingerahmt durch variable Bedingungen<br />

wie Witterung, Zuschauer<br />

und Bodenbeschaffenheit, auf die<br />

sich die Spieler ebenfalls psychisch<br />

einstellen müssen.<br />

Häufig ergeben sich hierbei gravierende<br />

Streß-Zustände.<br />

<strong>Tennis</strong>technik<br />

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen,<br />

daß es im <strong>Tennis</strong> besonders<br />

schwierig ist (aufgrund des<br />

relativ schnell fliegenden Balles,<br />

98


Analysen von Weltklassespielern<br />

des Treffens des Balles außerhalb<br />

der Hand mit Hilfe eines Schlägers<br />

und der Spielfeldmaße), den Ball<br />

so zu treffen, daß der gewünschte<br />

Ballflug bezüglich Richtung, Höhe,<br />

Länge und Rotation erreicht werden<br />

kann. Die Treffschwierigkeit<br />

wird im Match um so größer, je<br />

schneller der Ball auf den Spieler<br />

zufliegt, je anspruchsvoller die mit<br />

dem Treffen des Balles verbundenen<br />

Ziele des Spielers sind und je<br />

mehr der Spieler physisch und<br />

psychisch belastet ist. Diese<br />

Schwierigkeit und die Interaktion<br />

mit dem Gegner bringen große<br />

kognitive Anforderungen mit sich.<br />

D. h., es ist die Fähigkeit gefordert,<br />

den Ball, den Gegner und die<br />

eigene Position richtig wahrzunehmen<br />

und sich auf das Treffen des<br />

Balles konzentrieren zu können<br />

sowie die Fähigkeit, durch taktisch<br />

richtiges Handeln (Spielintelligenz)<br />

die eigenen Spielintentionen<br />

durchzusetzen.<br />

Analysen<br />

von Weltklassespielern<br />

Weltklassespielerinnen und<br />

-Spieler können in vier Spielertypen<br />

eingeteilt werden.<br />

& aaH©= anti) ^fflte-sjMa?<br />

Sie zeichnen sich durch folgende<br />

Merkmale aus:<br />

• Sehr starker erster Aufschlag,<br />

mit welchem Returnfehler erzwungen<br />

oder direkte Punkte<br />

gemacht werden können.<br />

• Sowohl der erste als auch der<br />

zweite Aufschlag stellen den<br />

Retournierenden unter permanenten<br />

Druck, so daß der Aufschläger<br />

die Mehrzahl der ersten<br />

Flugbälle in relativ optimaler<br />

Position spielen kann.<br />

• Hohe Prozentzahl erfolgreicher<br />

erster Flugbälle.<br />

• Sehr gute Wahrnehmung und<br />

Antizipation vergrößern erheblich<br />

die Chancen zum Abfangen<br />

der gegnerischen Passierschläge<br />

am Netz. Dadurch wird der<br />

Gegner derart unter Druck gesetzt,<br />

daß sich auch seine Fehlerquote<br />

zwangsläufig deutlich<br />

erhöht.<br />

• Starker Schmetterball aus allen<br />

Lagen.<br />

• Sehr gut ausgeprägte Sprungkraft,<br />

gepaart mit hervorragender<br />

Gleichgewichtsfähigkeit.<br />

Im Weltklassebereich wird diese<br />

Spielergruppe (zur Zeit vor allem<br />

durch Edberg repräsentiert), die<br />

auf allen Belägen (auch auf Sand)<br />

Serve und Volley spielt, allerdings<br />

immer kleiner.<br />

%> (foffröttterttate?<br />

Sie zeichnen sich durch folgende<br />

Merkmale aus:<br />

• Fähigkeit, je nach Platzbelag<br />

Serve und Volley oder auch von<br />

der Grundlinie aus zu spielen.<br />

• Hohe Sicherheit und Präzision<br />

in den Grundlinienschlägen und<br />

beim Return.<br />

• Fähigkeit, ständig aus unmittelbarer<br />

Grundliniennähe zu spielen<br />

und die Bälle regelmäßig im<br />

Kulminationspunkt oder davor<br />

zu treffen.<br />

• Fähigkeit, vom Gegner kürzer<br />

gespielte Bälle zu attackieren,<br />

d.h., daraus direkte Punkte<br />

(Winner) zu machen oder<br />

Angriffsschläge zu spielen und<br />

ans Netz vorzurücken.<br />

• Sehr gute koordinative Fähigkeiten<br />

und ausgezeichnete konditionelle<br />

Voraussetzungen.<br />

Die Gruppe dieser Spielerinnen<br />

und Spieler ist im heutigen <strong>Tennis</strong><br />

relativ stark vertreten und gehört<br />

zu der erfolgreichsten im Welttennis.<br />

Namen wie Becker, Ivanisevic,<br />

Krajicek, Sampras, Stich oder<br />

Novotna, Sabatini, Sukova und<br />

viele mehr beweisen dies. Es ist<br />

sehr interessant, daß in dieser<br />

Kategorie fast ausschließlich Spielerinnen<br />

und Spieler sind, die die<br />

Rückhand einhändig spielen.<br />

äQxuBÄö^iäm?<br />

Sie zeichnen sich durch folgende<br />

Merkmale aus:<br />

• Sichere und aggressive Grundlinienschläge<br />

mit Vorhand und<br />

Rückhand.<br />

• Fähigkeit, das Spiel von der<br />

Grundlinie aus zu kontrollieren<br />

und den Gegner permanent<br />

unter Druck zu setzen.<br />

• Fähigkeit, in Grundliniennähe<br />

und davor zu spielen und die<br />

Bälle möglichst oft im Kulminationspunkt<br />

oder davor (auch als<br />

Halbflugball) zu treffen.<br />

• Hohe Präzision auch bei hoher<br />

Ballgeschwindigkeit.<br />

• Sehr gutes Winkelspiel.<br />

• Fähigkeit, aggressive und trotzdem<br />

sichere Returns zu<br />

schlagen.<br />

• Fähigkeit, sehr gute Passierschläge<br />

zu schlagen.<br />

• Hohe Schnelligkeit und sehr<br />

gute Gleichgewichtsfähigkeit.<br />

Diese Gruppe wird immer größer,<br />

und vor allem die jüngste Generation<br />

tendiert zu dieser Spielweise.<br />

Spielerinnen und Spieler wie Graf,<br />

Hingis, Huber, Pierce, Sanchez-<br />

Vicario bei den Damen bzw.<br />

Agassi, Chang, Courier, Kafelnikov,<br />

Medvedev bei den Herren<br />

dokumentieren diese Behauptung.<br />

Im Gegensatz zu der Gruppe der<br />

Ganzplatzspieler dominieren hier<br />

mit wenigen Ausnahmen (z. B.<br />

Graf) diejenigen, die die Rückhand<br />

beidhändig spielen.


Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings<br />


Analysen von Weltklassespielern<br />

Spielern ist unverkennbar. Denn<br />

ein guter Flugball ist immer noch<br />

die beste Möglichkeit, zu einem<br />

sicheren Punktgewinn zu kommen.<br />

Daß heutzutage jeder gute <strong>Tennis</strong>spieler<br />

über einen ausgezeichneten<br />

Aufschlag verfügen muß, steht<br />

außer Zweifel. Um so mehr<br />

wächst die-Bedeutung eines guten<br />

Returns. Der Return ist sicher der<br />

wichtigste Schlag. Vor allem bei<br />

Spielern mit gleichwertigen Aufschlägen,<br />

was heute immer häufiger<br />

vorkommt, ist er matchentscheidend.<br />

Um diese Techniken des modernen<br />

<strong>Tennis</strong> perfekt zu beherrschen,<br />

sind Koordinationsfähigkeiten<br />

und das Beachten von biomechanischen<br />

Prinzipien und Regeln<br />

von enormer Wichtigkeit. Mängel<br />

in diesen Bereichen verursachen<br />

verringerte Ballgeschwindigkeit,<br />

Präzision und Sicherheit.<br />

Auch die anthropometrischen Voraussetzungen<br />

spielen eine bedeutendere<br />

Rolle als früher. Die<br />

durchschnittliche Größe der ersten<br />

15 der ATP-Rangliste bei den<br />

Männern ist derzeit ca. 187,5 cm,<br />

der ersten 15 der Damenweltrangliste<br />

ca. 172,5 cm. Es fällt auf, daß<br />

unter den ersten 15 Herren nur<br />

ein Spieler unter 180 cm Größe zu<br />

finden ist (Michael Chang). Der<br />

Durchschnitt der ersten zehn ist<br />

dagegen etwa 187 cm, und der<br />

Durchschnitt der ersten fünf liegt<br />

sogar bei 188 cm.<br />

Bei den Damen ist der Durchschnitt<br />

der ersten fünf 174 cm.<br />

Daraus läßt sich ableiten, daß die<br />

durchschnittliche Körpergröße in<br />

Richtung Spitze steigt und daß die<br />

großen Spieler und Spielerinnen in<br />

der Weltklasse dominieren.<br />

Es liegt also der Schluß nahe, daß<br />

schon bei der Talentsuche die<br />

zukünftige Körpergröße der<br />

Spieler und Spielerinnen berücksichtigt<br />

werden sollte.<br />

Auch der Periodisierung, d.h. der<br />

richtigen Planung von Training,<br />

Wettkampf und Regeneration<br />

muß immer mehr Aufmerksamkeit<br />

gewidmet werden. Es ist unmöglich,<br />

daß der Leistungs- und Hochleistungssportler<br />

eine maximale<br />

Leistung über das ganze Jahr hinweg<br />

erbringt. Deshalb ist es wichtig,<br />

daß in allen Kategorien und<br />

Spielstärken gewisse Schwerpunkte<br />

innerhalb der Sommerund<br />

Wintersaison gesetzt werden,<br />

in denen Spieler und Spielerin das<br />

größte individuelle Leistungspotential<br />

anstreben. Erfahrungsgemäß<br />

kann man drei Jahreshöhepunkte<br />

erreichen. Vor diesen Jahreshöhepunkten<br />

müssen dann<br />

Etappen für den Turnieraufbau<br />

eingeplant werden, denen wiederum<br />

Vorbereitungsperioden vorausgehen.<br />

Auch für die psychische<br />

und physische Regeneration muß<br />

mindestens zweimal im Jahr ausgiebig<br />

gesorgt werden.<br />

Die steigende Zahl der Verletzungen<br />

bei den heutigen Spitzenspielern<br />

zeugt davon, daß diese ohne<br />

Rücksicht auf die Gesundheit<br />

mehr oder weniger planlos die Saison<br />

angehen. Er herrscht noch zuviel<br />

Improvisation in der Jahresplanung,<br />

so daß die Spieler wegen<br />

Verletzungen, Erkrankungen<br />

oder Übertraining den möglichen<br />

Leistungsstand nicht erreichen<br />

können.<br />

Selbstverständlich ist der <strong>Tennis</strong>sport<br />

nicht nur aus der Sicht des<br />

Hochleistungssports zu betrachten.<br />

<strong>Tennis</strong> ist vor allem auch Massensport<br />

für jedermann, Hobby<br />

und Freizeitbeschäftigung. <strong>Tennis</strong><br />

ist eine ideale Sportart für jedes<br />

Alter, solange sie vernünftig<br />

betrieben wird und solange die<br />

altersspezifischen Anforderungen<br />

respektiert werden. Falscher Ehrgeiz,<br />

besonders im höheren Seniorenalter,<br />

kann zu gesundheitlichen<br />

Problemen führen, ebenso wie<br />

falsche Technik oder mangelhafter<br />

physischer Zustand. Wenn der<br />

Hobbyspieler an dieser Sportart<br />

tatsächlich seinen Spaß finden will,<br />

soll er darauf achten, daß sein<br />

Gesundheitszustand und seine<br />

Kondition der Intensität seines Einsatzes<br />

beim <strong>Tennis</strong> entsprechen.<br />

In der Regel stellt <strong>Tennis</strong> eine<br />

Intervallbelastung dar. Das Verhältnis<br />

von Belastung zu Pause<br />

beträgt zwischen 1:2 und 1:4. Der<br />

Durchschnitt der Belastungszeit<br />

auf Sandplätzen liegt bei 8 Sekunden,<br />

auf schnellen Plätzen (Teppich,<br />

Hartplatz, Rasen) bei 2,8<br />

Sekunden. Schnelle Starts und<br />

Sprünge erfordern eine gute Startkraft<br />

in Kombination mit Antizipationsfähigkeit<br />

und Reaktionsschnelligkeit.<br />

Das schnelle Überwinden<br />

kurzer Entfernungen verlangt<br />

in hohem Maße Schnellkraft<br />

(Kraftschnelligkeit).<br />

Für die Durchführung der Schlagund<br />

Lauftechniken in ständig<br />

wechselnden Spielsituationen<br />

braucht der Spieler eine optimale<br />

Koordinationsfähigkeit und Aktionsschnelligkeit.<br />

Grundschnelligkeit und Beweglichkeit<br />

werden im <strong>Tennis</strong> im Vergleich<br />

zu anderen Sportarten nicht maximal<br />

benötigt. Auch Kraftausdauer<br />

muß keine besonders hohen<br />

Werte erreichen; allerdings sollte<br />

sie in der Form von Schnellkraftausdauer<br />

im Schlagarm und<br />

in der Beinmuskulatur in stärkerem<br />

Maße vorhanden sein. Im Bereich<br />

der motorischen Merkmale sind<br />

ausgeprägte Koordinationsfähigkeit<br />

sowie Kraftschnelligkeit als<br />

leistungslimitierende Faktoren zu<br />

bezeichnen, die kaum kompensiert<br />

werden können. Auch an Reaktionsschnelligkeit<br />

und Startkraft<br />

sowie an Aktionsschnelligkeit werden<br />

hohe Anforderungen gestellt.<br />

Alle anderen Faktoren sind zwar<br />

101


Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings<br />

auch wichtig, jedoch mehr oder<br />

weniger kompensierbar.<br />

Obwohl die aerobe Ausdauer und<br />

die Beweglichkeit im <strong>Tennis</strong>match<br />

nicht leistungslimitierend sind, ist<br />

die Ausbildung in beiden Bereichen<br />

sehr wichtig. Eine ausgezeichnete<br />

aerobe Ausdauer<br />

(Grundlagenausdauer) ist vor<br />

allem für die Qualität eines täglichen,<br />

mehrstündigen Trainings<br />

unabdingbar. Darüber hinaus<br />

garantiert sie eine schnelle Regenerationsfähigkeit<br />

des gesamten<br />

Organismus sowie während als<br />

auch nach anspruchsvollen Trainingseinheiten.<br />

Eine sehr gute Dehnfähigkeit der<br />

Muskulatur und Schwingungsweite<br />

der Gelenke ist sowohl für<br />

<strong>Tennis</strong>technik, Schnelligkeit, Koordinationsfähigkeit<br />

als auch zur<br />

Verletzungsprophylaxe von großer<br />

Wichtigkeit.<br />

Im Hinblick auf die bewegungstechnischen<br />

Faktoren ist vor allem<br />

auf die Beinarbeit hinzuweisen.<br />

Selbstverständlich ist eine gute<br />

<strong>Tennis</strong>technik grundlegende Voraussetzung<br />

für hohe Leistungen.<br />

102


Leistungsentwicklung<br />

und Leistungsprognose<br />

In jedem Training versucht man,<br />

seine Leistungsmöglichkeiten für<br />

den Wettkampf zu verbessern (zumindest<br />

zu erhalten). Je mehr die<br />

Verbesserung der Leistungsmöglichkeiten<br />

unter der Perspektive<br />

einer langfristigen Leistungsentwicklung<br />

betrachtet wird, desto<br />

mehr tritt die Talentthematik in<br />

den Vordergrund. Hierbei handelt<br />

es sich zunächst um eine<br />

Eignungsdiagnose, denn junge<br />

<strong>Tennis</strong>spielerinnen und -Spieler<br />

werden danach beurteilt, ob sie für<br />

den <strong>Tennis</strong>leistungssport geeignet<br />

sind, d. h., ob sie später hohe<br />

Leistungen erbringen können.<br />

Insofern ist eine Eignungsdiagnose<br />

keine Leistungsdiagnose (im Sinne<br />

der Diagnose aktueller Leistungen),<br />

sondern eine Leistungsprognose,<br />

d.h., man versucht beispielsweise<br />

vorherzusagen, ob ein<br />

12jährigerzu den Nachwuchshoffnungen<br />

gehören könnte und in<br />

6 bis 8 Jahren Anschluß an die<br />

Leistungsspitze finden werde.<br />

Es hat sich als sinnvoll erwiesen,<br />

die Talentthematik in drei eng<br />

aufeinander bezogene Problembereiche<br />

zu gliedern und dementsprechend<br />

in drei Schritten zu<br />

behandeln:<br />

• Talentbestimmung: Darunter ist<br />

die begriffliche und theoretische<br />

Bestimmung der Bedingungen<br />

und Merkmale zu verstehen,<br />

die Personen als »<strong>Tennis</strong>talente«<br />

charakterisieren.<br />

• Talentsuche und Talentauswahl:<br />

Ziel der Talentsuche besteht<br />

darin, mit Hilfe von Untersuchungsverfahren<br />

und organisatorischen<br />

Maßnahmen jene<br />

Personen zu finden, auf welche<br />

die bei der Talentbestimmung<br />

ermittelten Merkmale zutreffen.<br />

Sind diese Personen gefunden,<br />

dann stellt sich bei der Talentauswahl<br />

die Frage, wie viele<br />

ausgewählt, ob sie bestimmten<br />

sportlichen Fördermaßnahmen<br />

zugeführt und ob die »Nicht­<br />

Talente« von dieser Förderung<br />

ausgeschlossen werden<br />

sollen.<br />

• Talentförderung: Darunter ist<br />

der Einsatz aller Maßnahmen zu<br />

verstehen, mit deren Hilfe die<br />

ausgewählten Talente die erwarteten<br />

späteren hohen Leistungen<br />

auch tatsächlich erreichen<br />

können.<br />

Talentbestimmung<br />

Fragt man zunächst, wie der<br />

Begriff »Talent« näher bestimmt<br />

werden kann, dann wird dieser<br />

Begriff häufig mit Angeborenem,<br />

Vererbtem und somit relativ Trainingsunabhängigem<br />

verbunden.<br />

Diese Begriffsbestimmung beinhaltet<br />

jedoch ein zentrales Problem.<br />

Es besteht darin, daß - wie<br />

die Entwicklungspsychologie zeigt<br />

- Erbfaktoren (Anlagefaktoren)<br />

und Umwelteinflüsse, die über<br />

Lernprozesse wirksam werden,<br />

unmittelbar miteinander verbunden<br />

sind. Hohe Leistungen entstehen<br />

also nur dann, wenn sich<br />

Anlagebedingungen und Lerneinflüsse<br />

(z. B. über den Trainer)<br />

gegenseitig positiv beeinflussen.<br />

Im Talentbegriff müssen also nicht<br />

nur personbezogene, sondern<br />

auch umweltbezogene Bedingungen<br />

zum Ausdruck kommen. Da<br />

es sich bei der Talentbestimmung<br />

um eine Leistungsprognose handelt,<br />

geht es nunmehr darum,<br />

junge <strong>Tennis</strong>spielerinnen und<br />

-spieler in einem bestimmten Entwicklungsabschnitt<br />

danach zu prüfen,<br />

ob sie die Bedingungen zu<br />

späteren hohen Leistungen aufweisen.<br />

Daraus ergibt sich folgende allgemeine<br />

Talentdefinition:<br />

Als sportliches Talent kann<br />

eine Person in einem bestimmten<br />

Entwicklungsabschnitt<br />

bezeichnet werden,<br />

die bestimmte körperliche<br />

und psychische Bedingungen<br />

aufweist, die bei günstigen<br />

Umweltbedingungen mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit zu<br />

späteren hohen Leistungen<br />

führen.<br />

103


Leistungsentwicklung und Leistungsprognose<br />

Dieser offene Ansatz legt es nahe,<br />

nunmehr vier Teilstücke der Definition<br />

in Form von Fragen näher<br />

zu bestimmen.<br />

?<br />

ln welchem Entwicklungsabschnitt<br />

soll das Talent<br />

• gesucht und zur Förderung<br />

ausgewählt werden?<br />

Zur Antwort werden zwei wichtige<br />

Erkenntnisse herangezogen:<br />

Zum einen zeigt die Erfahrung,<br />

daß die Zeitspanne vom Beginn<br />

eines systematischen Leistungstrainings<br />

bis zum Erreichen der<br />

Hochleistungsphase etwa 8 bis 10<br />

Jahre umfaßt.<br />

Zum zweiten wird in der allgemeinen<br />

Bewegungslehre immer<br />

wieder nachgewiesen, daß die Zeit<br />

der Vorpubertät einen bedeutenden<br />

Entwicklungsabschnitt für den<br />

Erwerb motorischer Fertigkeiten<br />

darstellt.<br />

Geht man demnach davon aus,<br />

daß die wichtigsten <strong>Tennis</strong>techniken<br />

in diesem Altersabschnitt<br />

erlernt werden sollen, dann heißt<br />

dies zugleich auch, daß die Talentsuche<br />

etwa im 8. bis 10. Lebensjahr<br />

ansetzen muß.<br />

?<br />

Welche körperlichen und<br />

psychischen Bedingungen,<br />

• die als personinterne Faktoren,<br />

und welche Umweltbedingungen,<br />

die als personexterne<br />

Faktoren zu bezeichnen<br />

sind, bestimmen die<br />

Leistungsentwicklung im<br />

<strong>Tennis</strong>?<br />

Hierzu sei bezüglich der personinternen<br />

Faktoren auf die körperlichen<br />

Merkmale (Schnelligkeit, Koordination,<br />

Kraft, Beweglichkeit<br />

u.a.), motorischen Merkmale<br />

(Schlagtechnik, Lauftechnik, Ballgefühl<br />

u.a.), kognitiven Fähigkeiten<br />

(Spielintelligenz, Konzentrationsfähigkeit<br />

u.a.) und motivationalen<br />

Merkmale (Leistungsmotiva-<br />

tion, psychische Stabilität u.a.)<br />

verwiesen. Bezüglich der personexternen<br />

Faktoren sind vor allem<br />

die Fähigkeiten des Trainers, die<br />

gegebenen Trainingsbedingungen,<br />

familiäre Unterstützung, Freunde,<br />

aber auch die Unterstützung<br />

durch den Verein, den Verband, ja<br />

die Gesellschaft u.a. zu beachten.<br />

?<br />

Wie hoch sollen die zu prognostizierenden<br />

Leistungen<br />

• sein und zu welchem Zeitpunkt<br />

sollen diese hohen<br />

Leistungen erreicht sein?<br />

Bei der Frage nach dem Prognosekriterium<br />

ist es wichtig festzustellen,<br />

welches Leistungsniveau angestrebt<br />

werden soll. Ist es die<br />

Verbandsebene oder die Ebene<br />

der nationalen Spitze oder gar der<br />

internationalen Spitze?<br />

Denn es ist leicht einsehbar, daß<br />

mitzunehmenden Leistungsanforderungen<br />

nicht nur höhere Anforderungen<br />

im Hinblick auf die einzelnen<br />

leistungsbestimmenden<br />

Faktoren gegeben sind, sondern<br />

daß auch im Rahmen dieser Faktoren<br />

immer weniger Ausgleich<br />

möglich ist. Es geht ja mit zunehmendem<br />

Leistungsniveau nicht<br />

nur darum, ein bestimmtes Fertigkeitsniveau<br />

zu erreichen, sondern<br />

es müssen auf diesem Niveau, das<br />

bei der heutigen Breite des nationalen<br />

und internationalen 'Wettkampftennis<br />

relativ viele Spieler<br />

erreichen, im Rahmen eines Selektionsprozesses<br />

viele nahezu gleichwertige<br />

Konkurrenten ausgeschaltet<br />

werden. Dies zeigt auch, daß<br />

mit zunehmendem Leistungsniveau<br />

die unabwägbaren Einflußfaktoren<br />

an Bedeutung zunehmen<br />

und die Leistungsprognose im<br />

<strong>Tennis</strong> deshalb besonders schwierig<br />

ist, weil es nicht darum geht,<br />

wie z.B. in der Leichtathletik, eine<br />

bestimmte meßbare Größe (z.B.<br />

7,50 m im Weitsprung) zu erreichen,<br />

sondern sich in der Auseinandersetzung<br />

mit Konkurrenten<br />

durchzusetzen, deren Anzahl und<br />

Stärke zum Zeitpunkt der Leistungsprognose<br />

noch nicht abgeschätzt<br />

werden kann.<br />

Bei der Frage, zu welchem Zeitpunkt<br />

die zu prognostizierenden<br />

Leistungen erreicht sein sollen, ist<br />

es deshalb sinnvoll, zunächst von<br />

einem etwas niedrigeren Niveau<br />

auszugehen (z.B. im Blick auf das<br />

internationale <strong>Tennis</strong> von einem<br />

Weltranglistenplatz um 100 und<br />

im Blick auf das nationale <strong>Tennis</strong><br />

von einem mittleren Platz der<br />

deutschen Rangliste) und dieses<br />

Niveau als Basis für den letzten<br />

Selektionsprozeß anzusehen.<br />

Erfahrungen zeigen, daß noch einige<br />

Jahre an Training und insbesondere<br />

an Wettkampferfahrung<br />

notwendig sind, um im Rahmen<br />

dieses Selektionsprozesses die Leistungsphase<br />

erreichen und stabilisieren<br />

zu können.<br />

Geht man im Blick auf männliche<br />

<strong>Tennis</strong>spieler davon aus, daß spätestens<br />

in der Vorpubertät mit<br />

dem systematischen Training zu<br />

beginnen ist, daß das günstigste<br />

Leistungsalter im allgemeinen<br />

etwa zwischen dem 22. und 28.<br />

Lebensjahr liegt, daß davon etwa<br />

3 bis 4 Jahre für die letzte Phase<br />

des Selektionsprozesses anzusetzen<br />

sind, dann ergibt sich für die<br />

zentrale Phase der Leistungsentwicklung<br />

etwa eine Spanne von<br />

8 bis 10 Jahren, so daß die zu prognostizierende<br />

Leistung etwa in<br />

den Zeitraum des 18. bis 21. Lebensjahres<br />

fallen sollte. Anders<br />

formuliert: In diesem Alter sollte<br />

(im Hinblick auf unser Beispiel) der<br />

Weltranglistenplatz in Richtung<br />

100 bzw. ein mittlerer Platz auf<br />

der deutschen Rangliste erreicht<br />

werden. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

läuft somit auch die zentrale Phase<br />

der Talentförderung.<br />

104


Talentbestimmung, Talentsuche<br />

Wie kann man die Merkmale<br />

bestimmen, die das Talent<br />

B zum Zeitpunkt der Talentsuche<br />

aufweisen sollte?<br />

Nach diesen Vorüberlegungen<br />

kann man (vor allem im Blick auf<br />

die personinternen leistungsbeeinflussenden<br />

Faktoren) prüfen, über<br />

welche Merkmale ein etwa 8 bis<br />

10 Jahre altes Kind verfügen<br />

sollte, um als <strong>Tennis</strong>talent bestimmt<br />

zu werden. Bei dieser<br />

Prüfung, die sich in vier Schritten<br />

vornehmen läßt, ist davon auszugehen,<br />

daß die leistungsbestimmenden<br />

Faktoren zu unterschiedlichen<br />

Zeiten der Leistungsentwicklung<br />

von unterschiedlicher<br />

Bedeutung sind.<br />

Schritt 1: Bei jeder Talentbestimmung<br />

in irgendeiner Sportart sollte<br />

man sich zuerst den idealen Athleten<br />

zum Zeitpunkt der Hochleistungsphase<br />

vorstellen, d.h., man<br />

prüft, welches Anforderungsprofil<br />

in der Sportart gegeben ist und<br />

welche Spitzenathleten diesem<br />

Anforderungsprofil am ehesten<br />

entsprechen. Man gewichtet also<br />

alle bedeutsamen personinternen<br />

und personexternen Merkmale<br />

zum Zeitpunkt der zu prognostizierenden<br />

Spitzenleistung. Dabei<br />

sollte man gleichzeitig prüfen,<br />

welche Faktoren kompensierbar<br />

(d. h. ausgleichbar) sind. So ist z. B.<br />

etwas zu wenig an Schlagarmkraft<br />

durch eine bessere Koordinationsfähigkeit<br />

(mehr Schwung) kompensierbar.<br />

Schritt 2: Dann sollte man sich<br />

fragen, ob diese Merkmale bereits<br />

zum Zeitpunkt der Talentsuche<br />

und der Talentauswahl in günstigem<br />

Maße ausgeprägt sein müssen.<br />

Dabei läßt sich feststellen,<br />

daß z. B. Kraft vor der Pubertät<br />

noch wenig ausgeprägt und vor<br />

allem im Jugendalter gut trainierbar<br />

ist, so daß diesem Faktor bei<br />

der Talentsuche keine besondere<br />

Aufmerksamkeit geschenkt<br />

werden sollte.<br />

Schritt 3: Andererseits stellt man<br />

aber auch fest, daß z. B. die motorische<br />

Lernfähigkeit als Voraussetzung<br />

für das Lernen in der Phase<br />

der Talentförderung und eine<br />

familiär positiv wirksame Unterstützung<br />

in der Phase der Talentförderung<br />

von weit größerer Bedeutung<br />

sind, als dies zum Zeitpunkt<br />

der Hochleistungsphase der<br />

Fall ist. Man sollte also stets auch<br />

berücksichtigen, wie gewichtig<br />

einzelne Bedingungen für die Entwicklung<br />

der Leistung in der Phase<br />

der Talentförderung sind. Dabei<br />

kann es sein, daß man Faktoren<br />

findet, die zu allen Zeiten der Leistungsentwicklung<br />

gleichermaßen<br />

von hoher Bedeutung und nicht<br />

ausgleichbar sind, so z. B. die<br />

Leistungsmotivation, d.h. die<br />

Motivation für ein intensives Training<br />

sowie für höchsten Einsatz<br />

im Wettkampf.<br />

Schritt 4: Schließlich sollte man<br />

überprüfen, ob die Entwicklung<br />

dieser Bedingungen vorhersagbar<br />

ist. Je klarer sich die Entwicklung<br />

eines Merkmals vorhersagen läßt,<br />

z.B. die durch Vererbung mitbestimmte<br />

Körpergröße oder - was<br />

für <strong>Tennis</strong> noch bedeutsamer ist -<br />

die durch frühe Lernerfahrungen<br />

erworbene und in ihrer weiteren<br />

Entwicklung relativ stabile allgemeine<br />

Fähigkeit, geschickt mit Bällen<br />

umgehen zu können (Ballgefühl),<br />

desto wichtiger ist es, ein<br />

solches Merkmal bei der Talentsuche<br />

heranzuziehen.<br />

Welches sind nun die Konsequenzen<br />

für die Talentsuche und Talentförderung<br />

nach diesen theoretischen<br />

Überlegungen?<br />

Talentsuche<br />

Für die Talentsuche kann gefolgert<br />

werden, daß folgende personinternen<br />

Merkmale besonders<br />

bedeutsam sind:<br />

• Merkmale, die nicht nur zum<br />

Zeitpunkt der Hochleistungsphase<br />

von hoher Bedeutung<br />

sind<br />

• Merkmale, die während der<br />

Hochleistungsphase kaum auszugleichen<br />

sind<br />

• Merkmale, die für die Leistungsentwicklung<br />

in der Phase<br />

der Talentförderung von großer<br />

• Bedeutung sind<br />

• Merkmale, die in ihrer Entwicklung<br />

gut vorhersagbar sind<br />

Solche Merkmale sind vor<br />

allem Schnelligkeit, Beweglichkeit,<br />

allgemeine Koordinationsfähigkeit,<br />

motorische<br />

Lernfähigkeit, Ballgefühl,<br />

Leistungsmotivation und<br />

psychische Stabilität.<br />

Diese Merkmale können in unterschiedlicher<br />

Weise getestet werden.<br />

Während Lernfähigkeit, Leistungsmotivation<br />

und psychische<br />

Stabilität eher über Verhaltensbeobachtungen<br />

erschlossen werden<br />

sollten (weil keine angemessenen<br />

Testverfahren vorliegen), stehen im<br />

DTB zur Erfassung der motorischen<br />

Merkmale in diesem Alter entsprechende<br />

Tests zur Verfügung.<br />

Für die Talentförderung kann gefolgert<br />

werden, daß jene Bedingungen<br />

in besonderem Maße zu<br />

optimieren sind, die variabel sind,<br />

d. h. auf der personinternen Seite:<br />

Kraft, Ausdauer, tennisspezifische<br />

koordinative und taktische Fähigkeiten<br />

sowie auf der personexternen<br />

Seite: alle mit der Trainingsund<br />

Wettkampfplanung zusammenhängenden<br />

Bedingungen.<br />

105


Leistungsentwicklung und Leistungsprognose<br />

Talentförderung<br />

Die genannten, durch Training gut<br />

beeinflußbaren Bedingungen dürfen<br />

jedoch nicht so sehr verbessert<br />

werden, daß bei einer zu frühen<br />

Spezialisierung auf bestimmte<br />

Fertigkeiten die Entwicklung der<br />

sportlichen Leistungen allzu sehr<br />

beschleunigt wird.<br />

Denn nach neueren Erkenntnissen<br />

in der allgemeinen Trainingslehre<br />

kann einem solchen raschen Anstieg<br />

der Leistung eine spätere<br />

Stagnation folgen, d.h., unter<br />

Umständen ist bei einer allmählicheren<br />

Leistungsentwicklung<br />

eine höhere Endleistung zu erreichen.<br />

Es kommt also auf einen<br />

entwicklungsgemäßen Leistungsaufbau<br />

an.<br />

Die physische Trainierbarkeit<br />

und die psychische Belastbarkeit<br />

sind im Laufe der Entwicklung<br />

im Kindes-, Jugendund<br />

Nachwuchsalter so zu<br />

dosieren, daß die physischen<br />

und psychischen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

optimal<br />

im Sinne eines höchstmöglichen<br />

Endniveaus der sportlichen<br />

Leistung ausgeschöpft<br />

werden, ohne daß es zu<br />

physischen und psychischen<br />

Überforderungen kommt.<br />

Alter<br />

Mädchen:<br />

7/8 bis<br />

11/12<br />

Jungen:<br />

7/8 bis<br />

12/13<br />

Mädchen:<br />

11/12 bis<br />

12/13<br />

Jungen:<br />

12/13 bis<br />

14/15<br />

Mädchen:<br />

12/13 bis<br />

16/17<br />

Jungen:<br />

14/15 bis<br />

18/19<br />

Mädchen:<br />

etwa ab<br />

16/17<br />

Jungen:<br />

etwa ab<br />

18/19<br />

1. puberale<br />

Phase<br />

2. puberale<br />

Phase<br />

Entwicklungsabschnitt<br />

Trainingsabschnitt<br />

4 bis 7 Vorschulalter<br />

Sportartübergreifende<br />

motorische<br />

Grundlagenausbildung<br />

- Erwerb möglichst vielfältiger<br />

elementarer sportmotorischer<br />

Fertigkeiten (Einzelbewegungen<br />

und Bewegungskombinationen)<br />

Schulkindalter<br />

Sportartspezifisches,<br />

aber vielseitiges<br />

Grundlagentraining<br />

- Erlernen einer vielseitigen<br />

<strong>Tennis</strong>technik (vom Grundschlag<br />

bis z. B. zum Flugballstop)<br />

- Erwerb vielfältiger sportartübergreifender<br />

8ewegungsmuster<br />

- Schaffung konditioneller<br />

Grundlagen<br />

- Sammeln erster Wettkampferfahrungen<br />

Aufbautraining<br />

Leistungstraining<br />

Frühes Erwachsenenalter<br />

Hochleistungstraining<br />

Zielsetzungen<br />

- Systematischer Aufbau der<br />

konditionellen Leistungsfaktoren<br />

(v.a. Kraft, Ausdauer)<br />

- Stabilisierung und individuelle<br />

Ausprägung der<br />

Technik<br />

- Verbesserung der taktischen<br />

Fähigkeiten im Hinblick<br />

auf die individuelle<br />

Spielanlage<br />

- Verbesserung psychischer<br />

Faktoren (Wettkampf- bzw.<br />

Trainingseinstellungen)<br />

- Verbesserung und Stabilisierung<br />

sämtlicher Leistungsfaktoren<br />

- Allmählicher Übergang von<br />

Jugend- zu Erwachsenenturnieren<br />

- Durchbruch zur Spitzenklasse<br />

- Stabilisierung physischer<br />

und psychischer Leistungsfaktoren<br />

- Erwachsenenturniere<br />

- Anstreben des persönlichen<br />

Leistungsmaximums<br />

Bei der Dosierung der physischen<br />

Trainierbarkeit und der psychischen<br />

Belastbarkeit im Rahmen eines<br />

langfristigen Trainingsaufbaus,<br />

der vier Abschnitte umfaßt - das<br />

Grundlagentraining, das Aufbautraining,<br />

das Leistungstraining und<br />

das Hochleistungstraining-, müssen<br />

also unterschiedliche Schwerpunkte<br />

bezüglich Training, Wettkampf<br />

und Betreuung gesetzt<br />

werden (s. Tab. 11).<br />

Tab. 11<br />

Modell des langfristigen Trainingsaufbaus im <strong>Tennis</strong><br />

Grundlagentraining<br />

Es ist unbestritten, daß die Zeit der<br />

Vorpubertät eine wichtige Phase<br />

für den Erwerb motorischer Fertigkeiten<br />

darstellt. Kinder dieses<br />

Alters haben günstige Hebelverhältnisse<br />

und ein gutes Last-Kraft-<br />

Verhältnis; sie sind geschickt und<br />

lernen »auf Anhieb«.<br />

Wenn die Zeit der Vorpubertät ein<br />

günstiges motorisches Lernalter<br />

darstellt, dann sollte diese Entwicklungsphase<br />

vor allem dazu<br />

genutzt werden, daß in ihr eher<br />

vielseitige und allgemeine (also<br />

über das <strong>Tennis</strong> hinausgehende)<br />

Bewegungsmuster erworben<br />

werden. Solche allgemeinen<br />

Bewegungsmuster führen mit<br />

106


Talentförderung<br />

Abb. 74<br />

Langfristiger Trainingsauf bau für männliche und weibliche <strong>Tennis</strong>spieler und die Anteile von Training und Wettkampf<br />

hoher Wahrscheinlichkeit zu späterer<br />

höherer sportartspezifischer<br />

Leistungsfähigkeit in den einzelnen<br />

Wettkampfsituationen. Denn<br />

solche Wettkampfsituationen sind<br />

ja immer wieder »neu«, auch<br />

schon deshalb, weil Spielart der<br />

Gegner, <strong>Tennis</strong>platzbeläge, Bälle,<br />

Witterungverhältnisse usw. variabel<br />

sind.<br />

Empfehlungen für das Training<br />

im Schulkindalter<br />

Für das Grundlagentraining im<br />

Schulkindalter gelten (nicht nur für<br />

<strong>Tennis</strong>) folgende allgemeine Empfehlungen:<br />

Ausdauer (s. auch Kapitel Konditionstraining,<br />

S. 153)<br />

Die aerobe Ausdauer ist bereits<br />

vor der Pubertät lohnend trainierbar,<br />

wobei (abgesehen von intensiven<br />

und einseitigen Belastungen)<br />

beim gesunden Kind keine Einschränkungen<br />

bzgl. der Belastbarkeit<br />

gegeben sind.<br />

Eine gute aerobe Kapazität sollte<br />

im Hinblick auf die im weiteren<br />

Trainingsprozeß zu erwartenden<br />

hohen Belastungen bereits früh-<br />

107


Leistungsentwicklung und Leistungsprognose<br />

zeitig aufgebaut werden. Intensive<br />

anaerob-laktazide Belastungen<br />

sind grundsätzlich zu vermeiden,<br />

da sie nicht dem Anforderungsprofil<br />

entsprechen, das Kind eine<br />

geringere Fähigkeit zur anaeroblaktaziden<br />

Energiefreisetzung besitzt,<br />

anaerob-laktazide Belastungen<br />

nicht kindgemäß sind und zudem<br />

eine gute aerobe Kapazität<br />

voraussetzen, die aufgrund des<br />

niedrigen Trainingsalters noch<br />

nicht entwickelt ist.<br />

Kraft (s. auch Kapitel Konditionstraining,<br />

S. 159)<br />

Im Kindesalter sollte ein Krafttraining<br />

nur im Sinne einer allgemeinen<br />

Kräftigung durchgeführt<br />

werden, da eine allgemeine, ganzkörperliche<br />

Schulung der Kraft<br />

notwendige Voraussetzung zur<br />

Vermeidung von Sportverletzungen<br />

und -schaden und Grundlage<br />

für das spätere Training der Maximal-<br />

und Schnellkraft ist.<br />

Maximalkraftbelastungen sind wegen<br />

der noch nicht verknöcherten<br />

Wachstumsfugen und einer noch<br />

mäßig entwickelten Muskulatur zu<br />

vermeiden.<br />

Schnelligkeit (s. auch Kapitel Konditionstraining,<br />

S. 164)<br />

Wenn zur Lösung einer Aufgabe<br />

die Leistungsfähigkeit des Nervensystems<br />

(wie z. B. bei der Reaktionsschnelligkeit)<br />

eine zentrale<br />

Rolle spielt, dann kann bereits im<br />

Vorschul- und im Schulkindalter<br />

eine intensive Förderung empfohlen<br />

werden, da das Zentralnervensystem<br />

bereits weit entwickelt<br />

ist und hinsichtlich der Belastbarkeit<br />

keine Einschränkungen bestehen.<br />

Mit zunehmender Bedeutung<br />

der Kraft (insbesondere der<br />

Schnellkraft) verschiebt sich der<br />

effektivste Ausbildungszeitraum in<br />

das späte Schulkind- und Jugendalter.<br />

Abb. 75<br />

Hockey als Mannschaftsspiel im Rahmen des Grundlagentrainings<br />

Beweglichkeit (s. auch Kapitel<br />

Konditionstraining, S. 170)<br />

Kinder sind wesentlich beweglicher<br />

als Erwachsene. Daher ist<br />

eine ausdrückliche, d.h. intensive<br />

und gezielte Beweglichkeitsschulung<br />

(Stretching) erst am Ende des<br />

Schulkindalters notwendig. Zur<br />

Vorbeugung der durch einseitige<br />

Belastungen auftretenden<br />

orthopädischen Probleme ist eine<br />

allgemeine, spielerische Beweglichkeitsschulung<br />

mit aktiven<br />

Dehnübungen zu empfehlen, bei<br />

der gleichzeitig die Muskulatur<br />

gekräftigt wird.<br />

Koordination (s. auch Kapitel<br />

Koordinationstraining, S. 117)<br />

Die Schulung koordinativer Fähigkeiten<br />

steht im Mittelpunkt des<br />

Trainings im Kindesalter. Dabei<br />

sollten möglichst vielfältige Bewegungsmuster<br />

vermittelt werden.<br />

Zu Beginn des langfristigen<br />

Trainingsprozesses nimmt die<br />

Schulung sportartübergreifender<br />

Bewegungsgrundmuster einen<br />

breiten Raum ein. Im Grundlagentraining<br />

kommt es zu einer tennisspezifischen<br />

Ausbildung koordinativer<br />

Fähigkeiten, wobei darauf<br />

geachtet werden sollte, daß diese<br />

möglichst »breit« (alle Schlagtechniken<br />

und Formen der Beinarbeit)<br />

und immer in Verbindung mit<br />

einer allgemeinen Koordinationsschulung<br />

erfolgt.<br />

Was heißt nun allgemeines und<br />

vielseitiges Grundlagentraining im<br />

<strong>Tennis</strong> konkret?<br />

Die Verbesserung koordinativer<br />

Fähigkeiten steht im Mittelpunkt.<br />

Dabei lassen sich eine sportartspezifische<br />

und eine allgemeine Koordinationsschulung<br />

voneinander<br />

unterscheiden.<br />

• Die sportartspezifische Koordinationsschulung<br />

bezieht sich<br />

auf das Erlernen einer vielseitigen<br />

<strong>Tennis</strong>technik (vgl. hierzu<br />

<strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong>, <strong>Band</strong> 1 -<br />

Technik & Taktik), d.h., daß bis<br />

zur Vorpubertät alle Bewe-<br />

108


Talentförderung<br />

gungsmuster, die für spätere<br />

Wettkampftechnik grundlegend<br />

sind, in der Grobform geübt<br />

werden sollten.<br />

• Die allgemeine Koordinationsschulung<br />

orientiert sich einerseits<br />

an den Anforderungen im<br />

<strong>Tennis</strong>; andererseits erfolgt<br />

diese allgemeine Koordinationsschulung<br />

im Rahmen benachbarter<br />

Sportarten, so daß sich<br />

die spätere Spezialisierung im<br />

<strong>Tennis</strong> auf der Grundlage breiter<br />

Bewegungserfahrungen<br />

ergibt.<br />

Neben dem Erlernen der <strong>Tennis</strong>technik<br />

müssen die Auge-Hand-<br />

Koordination, die Fuß-Treffpunkt-<br />

Koordination, die Antizipationsfähigkeit<br />

und die Gewandtheit in<br />

tennisvergleichbaren, komplexen<br />

sportlichen Situationen geschult<br />

werden. Hierzu bieten sich aus<br />

dem Bereich der Ballspiele vor<br />

allem Basketball, Fußball und<br />

Hockey an (s. Abb. 76). Dabei<br />

geht es nicht darum, solche Spiele<br />

im Sinn eines spaßhaften Ausgleichs<br />

anzubieten. Vielmehr ist es<br />

das Ziel, die entsprechenden motorischen<br />

Fertigkeiten (wie z.B.<br />

mit der linken und rechten Hand<br />

dribbeln) systematisch zu verbessern,<br />

d. h., besonders auf die Qualität<br />

der Bewegungsausführung<br />

Wert zu legen. Dabei sollte auch<br />

auf die beidseitige (bilaterale) Ausbildung<br />

geachtet werden.<br />

Schnelligkeit kann nicht nur in den<br />

Sportspielen, sondern auch im<br />

Abb. 76 Erwerb allgemeiner koordinativer Fähigkeiten in tennisübergreifenden<br />

(aber benachbarten) komplexen sportlichen Situationen<br />

klassischen leichtathletischen Training<br />

(Startübungen, Koordinationsläufe<br />

usw.) verbessert werden.<br />

Für die Verbesserung der Grundlagenausdauer<br />

bieten sich Dauerläufe,<br />

insbesondere Waldläufe<br />

über 20 bis 40 Minuten an.<br />

Kraft und Beweglichkeit lassen<br />

sich im Rahmen einer allgemeinen,<br />

sportartübergreifenden Gymnastik<br />

verbessern.<br />

Für die Verbesserung der Beinarbeit<br />

im <strong>Tennis</strong> sind spezifische Koordinationsläufe<br />

zweckmäßig:<br />

Variationen des Hopserlaufs, des<br />

Skippings, der Sidesteps usw.<br />

Hier gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Nicht zuletzt<br />

ist hier auch das Seilspringen zu<br />

empfehlen.<br />

Bei der Frage, welche praktischen<br />

Konsequenzen für die Praxis sich<br />

aus solchen Vorstellungen ergeben,<br />

wird im Blick auf den Aufbau<br />

einer durchschnittlichen Trainingswoche<br />

folgendes empfohlen:<br />

Für Zehn- bis Zwölfjährige sollte<br />

der Trainingsumfang zwischen<br />

einem unteren Limit von 6<br />

Stunden und einem oberen Limit<br />

von 12 Stunden wöchentlich<br />

liegen. Dabei ergibt sich folgende<br />

Aufteilung am Beispiel von<br />

10 Stunden wöchentlich:<br />

• 4mal 2 Stunden (»60-Minuten-<br />

Stunde«) <strong>Tennis</strong>training; innerhalb<br />

dieser 8 Stunden sollten<br />

jedoch 3 Stunden konditionell<br />

orientiert sein.<br />

• 2 Stunden allgemeines Koordinations-<br />

und Konditionstraining.<br />

Dies bedeutet, daß insgesamt<br />

etwa 50% eher auf die allgemeinen<br />

Grundlagen (2 Stunden<br />

allgemeines Koordinations- und<br />

Konditionstraining und 3 Stunden<br />

konditionell orientiertes <strong>Tennis</strong>training)<br />

und 50% eher auf die<br />

<strong>Tennis</strong>technik im engeren Sinne<br />

ausgerichtet sind.<br />

109


Leistungsentwicklung und Leistungsprognose<br />

Diese Empfehlungen gelten für<br />

das übergeordnete Ziel, später nationale<br />

und internationale Leistungen<br />

zu erreichen. Es ist selbstverständlich,<br />

daß diese Empfehlungen<br />

nicht immer realisierbar sind; indes<br />

sollte auch berücksichtigt werden,<br />

daß in späteren Altersstufen<br />

durchaus von einer gewissen Aufholbarkeit<br />

ausgegangen werden<br />

kann. Die Empfehlungen zeigen<br />

jedoch ebenfalls, wie je nach Zielsetzung<br />

(z. B. in einem Verein, der<br />

eher mittlere Ziele verfolgt und<br />

weniger Training anbieten kann)<br />

der jeweils mögliche Trainingsumfang<br />

aufgeteilt werden kann.<br />

Es soll nun nicht der Eindruck entstehen,<br />

diese Sichtweise des<br />

Crundlagentrainings habe sich im<br />

DTB bereits auf allen Ebenen<br />

durchgesetzt.<br />

Die zentralen Probleme der Realisierung<br />

des Grundlagentrainings<br />

im <strong>Tennis</strong> sind folgende:<br />

• Viele Trainer und Jugendwarte<br />

in den Vereinen und Bezirken<br />

verfügen noch nicht über genügende<br />

Kenntnisse zum Grundlagentraining.<br />

• Vor allem die Eltern sind aufzuklären.<br />

Denn viele Eltern können<br />

es überhaupt nicht verstehen,<br />

wenn der Trainer auch<br />

noch etwas anderes als das<br />

<strong>Tennis</strong>spiel anbietet, ja fordert.<br />

• Bei der Organisation des allgemeinen<br />

Trainings außerhalb des<br />

<strong>Tennis</strong>platzes gibt es häufig<br />

Schwierigkeiten; vor allem im<br />

Winter fehlt es an Hallenkapazitäten;<br />

um so mehr müssen<br />

auch Formen des allgemeinen<br />

Koordinations- und Konditionstrainings<br />

auf den <strong>Tennis</strong>platz<br />

übertragen werden.<br />

• Ein besonderes Problem besteht<br />

darin, daß das Grundlagentraining<br />

zunächst einmal einen<br />

geringeren Leistungsanstieg im<br />

<strong>Tennis</strong> nach sich zieht, d.h. also<br />

auch, daß andere, die sich sehr<br />

früh spezialisieren, vorübergehend<br />

»vorbeiziehen«. Hier sind<br />

Geduld und Weitsicht notwendig.<br />

Was den DTB betrifft, so<br />

wird versucht, die Bedeutung<br />

von Ranglisten und überregionalen<br />

Meisterschaften in<br />

diesem Entwicklungsabschnitt<br />

zu reduzieren.<br />

Deshalb finden für Kinder unter<br />

10 Jahren nur regionale Sichtungsturniere<br />

statt. Für 11- bis 12jährige<br />

wurde vor einigen Jahren der<br />

Titel »Deutsche Jugendmeisterschaften«<br />

abgeschafft; auf dieser<br />

Ebene bestehen auch keine internationalen<br />

Wettkämpfe, und<br />

schließlich wurde vor wenigen<br />

Jahren ein neuer Wettbewerb für<br />

diese Altersklasse IV der 11- bis<br />

12jährigen ins Leben gerufen,<br />

nämlich der Mannschaftsmehrkampf<br />

»DTB-Talent-Cup«, der<br />

dem Grundlagentraining in besonderem<br />

Maße Rechnung trägt.<br />

Dieser gesamte Ansatz des Grundlagentrainings<br />

in der Vorpubertät<br />

ist zu kennzeichnen mit dem<br />

Stichwort Vielseitigkeit gegenüber<br />

Spezialisierung - wobei die Wettkämpfe<br />

in diesem Altersabschnitt<br />

keinen hohen Stellenwert besitzen<br />

sollten.<br />

Aufbautraining<br />

Während man die Pubertät vor einigen<br />

Jahren noch als »Schonzeit«<br />

betrachtete, hat sich inzwischen<br />

vor allem aufgrund sportmedizinischer<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

die Erkenntnis durchgesetzt, daß<br />

Kinder bzw. Jugendliche in dieser<br />

Phase der Entwicklung sehr gut<br />

trainierbar sind. Deshalb muß das<br />

Konditionstraining im engen<br />

Sinne, also die Optimierung der<br />

leistungsbestimmenden physischen<br />

Faktoren, insbesondere<br />

Kraft und Ausdauer, den Abschnitt<br />

des Aufbautrainings als weiteren<br />

Schwerpunkt kennzeichnen.<br />

Gleichzeitig beginnt jetzt die eigentliche<br />

Spezialisierung. Sie zielt<br />

nicht nur auf die Ausprägung der<br />

Technik hin zum individuellen Stil,<br />

sondern sie zielt auch auf eine systematische<br />

Wettkampfplanung.<br />

Was die Ausprägung des individuellen<br />

Stils betrifft, so gilt es, in der<br />

Zeit der Pubertät und der Nachpubertät<br />

verschiedene Faktoren angemessen<br />

zu verbinden: die neu<br />

hinzukommende Kraftkomponente<br />

mit der bereits vorhandenen<br />

Schwungkomponente, aber auch<br />

die körperliche Entwicklung sowie<br />

die Entwicklung von Motivationen<br />

und Einstellungen als Grundlage<br />

der Herausbildung der individuellen<br />

taktischen Spielanlage. Wenngleich<br />

die Pubertät keine Schonzeit<br />

mehr darstellt, so muß doch<br />

berücksichtigt werden, daß die<br />

Entwicklung in der Pubertät und in<br />

der Nachpubertät häufig eher ungleichmäßig<br />

als kontinuierlich verläuft.<br />

Deshalb sollte die Phase des<br />

Aufbautrainings trotz vorübergehender<br />

Leistungsschwankungen<br />

mit dem Prinzip kontinuierlicher<br />

Förderung verbunden sein.<br />

Leistungstraining<br />

Das Leistungstraining kann mit<br />

dem Prinzip Stabilisierung von<br />

Entwicklungsfaktoren charakterisiert<br />

werden. Diese allmähliche<br />

Stabilisierung zeichnet sich vor<br />

allem dadurch aus, daß ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen<br />

verschiedenen leistungsbestimmenden<br />

Bereichen anzustreben<br />

ist, wobei insbesondere die folgenden<br />

drei Beziehungen hervorzuheben<br />

sind:<br />

• Zunächst gilt es, im Sinne von<br />

Periodisierungsmaßnahmen ein<br />

ausgewogenes Verhältnis von<br />

Trainings- und Wettkampfan-<br />

110


Talentförderung<br />

teilen herzustellen. Zumindest<br />

Halbjahrespläne mit Wettkampfhöhepunkten,<br />

gezielten<br />

Trainingsschwerpunkten und<br />

Regenerationsphasen sollten<br />

aufgestellt werden.<br />

• Im Training selbst bedeutet<br />

Ausgewogenheit, daß Technik-,<br />

Taktik- und Konditionstraining<br />

gleichermaßen von Bedeutung<br />

sind.<br />

• Was die Wettkämpfe betrifft,<br />

so ist ein allmählicher Übergang<br />

von der Teilnahme an Jugendturnieren<br />

zur Teilnahme an Erwachsenenturnieren<br />

sinnvoll.<br />

Etwa mit 15 Jahren als Richtzahl<br />

könnte sich dieses Verhältnis<br />

zugunsten der Erwachsenenturniere<br />

langsam verändern.<br />

Bei Jugendmeisterschaften sollten<br />

die Talente lernen, gegen<br />

vermeintlich und tatsächlich<br />

schwächere Konkurrenten<br />

durch Eigeninitiative zu gewinnen<br />

und mit dem Erfolgszwang<br />

fertig zu werden. Bei Erwachsenenturnieren<br />

sammeln sie wichtige<br />

Erfahrungen und lernen,<br />

sich durchzubeißen und sich<br />

gegenüber dem stärkeren und<br />

häufig druckvolleren Spiel<br />

Älterer zu verteidigen.<br />

Hochleistungstraining<br />

Im Hochleistungstraining steht das<br />

Ziel, den Durchbruch zur Spitze zu<br />

erreichen, im Vordergrund, d.h.,<br />

sich im Rahmen eines abschließenden<br />

Selektionsprozesses in der<br />

absoluten Spitze durchzusetzen.<br />

Nach dem Prinzip des allmählichen<br />

Übergangs sind neue Schwerpunkte<br />

zu setzen:<br />

• Das Training ist zunehmend als<br />

Wettkampfvorbereitung im<br />

engen Sinne zu sehen.<br />

• Besonderes Gewicht ist auf die<br />

Ausgewogenheit der Wettkampfplanung<br />

zu legen. Dies<br />

Abb. 77<br />

Beispiel für eine Übungsform im Hochleistungstraining<br />

bedeutet, daß ein vernünftiges<br />

Verhältnis zwischen inländischen<br />

und ausländischen, zwischen<br />

kleineren und größeren<br />

Turnieren sowie zwischen den<br />

verschiedenen Repräsentationsspielen<br />

für den DTB, für die<br />

Landesverbände und für die<br />

Vereine zu suchen ist.<br />

• Deshalb ist in dieser Phase auch<br />

die Periodisierung von besonderem<br />

Gewicht.<br />

• Schließlich - und dies ist eine<br />

Folge dieser Schwerpunktsetzungen<br />

- gewinnt der Coach im<br />

Vergleich zum Trainer, d.h. also,<br />

gewinnt das Betreutwerden<br />

(entweder allein oder in Kleingruppen)<br />

zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Der Weg vom Kind bis zum Profi<br />

ist ein sehr langer und dornenreicher<br />

Weg. Für diejenigen, die ihn<br />

begleiten, ist er mit sehr viel Verantwortung<br />

verbunden. Daß es<br />

auf diesem Wege noch viele<br />

offene Fragen gibt, liegt auf der<br />

Hand. Und daß es zu einzelnen<br />

Überforderungen kommen kann,<br />

d.h., daß das Scheitern bei manchen,<br />

die sich vor allem zu hohe<br />

Ziele stecken, teilweise zwangsläufig<br />

ist, sollte als systemimmanente<br />

Konsequenz verstanden werden.<br />

Trotzdem ist die sog. Talentbewahrung<br />

im <strong>Tennis</strong> kaum ein Problem.<br />

Denn es gibt so viele Wettkampfmöglichkeiten<br />

auf unterschiedlichen<br />

Ebenen, und das<br />

Belohnungssystem für Erfolge<br />

auch auf mittleren und unteren<br />

Leistungsebenen ist so ausgeprägt,<br />

daß das soziale Auffangnetz<br />

als sehr eng bewertet werden<br />

kann, so daß es kaum echte Aussteiger<br />

gibt. Trotz dieses engen<br />

Fördernetzes kann ein solch langfristiger<br />

Trainings- und Wettkampfaufbau<br />

vom Kind bis zum<br />

Profi über ca. 15 Jahre nur dann<br />

gelingen, wenn das ihn tragende<br />

Förderungssystem in sich geschlossen<br />

und in das dieses Förderungssystem<br />

umgebende gesellschaftliche<br />

und sportpolitische<br />

System eingebettet ist. Dies bedeutet<br />

in unserem föderalen System<br />

vor allem, daß auf und zwischen<br />

den zwei Ebenen Bund und Land<br />

auf der Basis eines Gesamtkonzepts<br />

systematisch koordiniert und<br />

kooperiert wird, zwischen den Jugendwarten<br />

und Sportwarten<br />

einerseits und den Vereinstrainern,<br />

Bezirkstrainern, Landestrainern/<br />

Bundestrainern andererseits.<br />

111


Allgemeine Trainingsgrundlagen<br />

Struktur und Leistungsfähigkeit<br />

eines Organsystems werden vom<br />

Erbgut sowie von Qualität und<br />

Quantität seiner Beanspruchung<br />

durch die Umwelt und vor allem<br />

des Trainings bestimmt. Der gesamte<br />

Trainingsprozeß beruht auf<br />

der Fähigkeit des Organismus zur<br />

Anpassung (Adaptation) an Umwelt-<br />

bzw. Trainingsreize. Die trainingsbedingten<br />

Anpassungsvorgänge<br />

werden über eine Vielzahl<br />

von Meßfühlern überwacht, von<br />

Reglermechanismen gesteuert und<br />

unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten.<br />

Training bedeutet<br />

aber auch Belastung, welche zu<br />

einem Abbau der Energiereserven<br />

und ggf. der morphologischen<br />

Struktur von Organen führt und<br />

folglich einen Rückgang der Leistungsfähigkeit<br />

bewirkt. Dieser<br />

Rückgang kann nur aufgehalten<br />

werden, wenn der Organismus<br />

Zeit zur Erholung und für den<br />

Wiederaufbau hat. Systematisches<br />

Training konzentriert sich daher<br />

nicht nur auf die Belastung,<br />

sondern berücksichtigt auch<br />

die Erholung. Belastung und<br />

Erholung bilden eine Einheit und<br />

sind folglich von gleicher Bedeutung.<br />

Im Crenzbereich der Leistungsfähigkeit<br />

bewegt sich der Sportler<br />

auf einer sehr schmalen Gratwanderung:<br />

Einerseits muß er zum Erhalt<br />

eines hohen Leistungsstandes<br />

hohe und umfangreiche Belastungen<br />

wählen und andererseits besteht<br />

gerade hierdurch die Gefahr<br />

der Überbeanspruchung, die bei<br />

mehrfacher Aufeinanderfolge zum<br />

Übertraining und zur Leistungsabnahme<br />

führt.<br />

Insbesondere aus den Erfahrungen<br />

in Individualsportarten wie Leichtathletik<br />

und Schwimmen hat die<br />

Trainingspraxis allgemeine Trainingsprinzipien<br />

entwickelt, die in<br />

Abstimmung mit den biologisch<br />

begründbaren Anpassungsvorgängen<br />

des Organismus systematisch<br />

und sinnvoll eingesetzt werden<br />

und zur weiteren Leistungssteigerung<br />

beitragen.<br />

Abb. 78 Phasen der Veränderung der<br />

Leistungsfähigkeit nach einem Belastungsreiz:<br />

1 = Phase der Abnahme der<br />

sportlichen Leistungsfähigkeit, 2 = Phase<br />

des Wiederanstiegs der sportlichen Leistungsfähigkeit,<br />

3 = Phase der Superkompensation<br />

bzw. der erhöhten sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Obwohl die genannten Aspekte<br />

stetig ineinandergreifen und<br />

fließende Übergänge bilden, wird<br />

aus Gründen der Systematik und<br />

der Übersichtlichkeit in folgende<br />

Abschnitte eingeteilt:<br />

• Belastung und Anpassung<br />

• Belastung und Erholung<br />

• Überbelastung bzw. Übertraining<br />

Belastung und<br />

Anpassung<br />

Körperliche Belastungen im Training<br />

bewirken aus biologischer<br />

Sicht funktionelle Anpassungen,<br />

die je nach Art und Dauer der<br />

Trainingsreize im energetischen<br />

und morphologischen Bereich<br />

nachweisbar sind. Je nach Art,<br />

Dauer und Häufigkeit des <strong>Tennis</strong>trainings<br />

kommt es daher auch<br />

beim <strong>Tennis</strong>spieler zu charakteristischen<br />

Adaptationswirkungen seiner<br />

koordinativen und konditionellen<br />

Fähigkeiten. Für das Kinderund<br />

Jugendtraining ist von Bedeutung,<br />

daß sich koordinative Fähigkeiten<br />

schneller und früher entwickeln<br />

lassen als konditionelle<br />

Fähigkeiten.<br />

Zur Verbesserung der sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit sind entsprechende<br />

spezifische Belastungen<br />

bzw. Trainingsreize notwendig. Im<br />

biologischen Modell läuft dies<br />

112


Belastung und Anpassung<br />

schematisch in folgender Reihenfolge<br />

ab: Belastung -> Störung der<br />

Homöostase (fließender Gleichgewichtszustand<br />

der Zelle bzw. des<br />

Organsystems) -> Anpassung -+<br />

Superkompensation (erhöhter<br />

Funktionszustand).<br />

Nach der Belastung kommt es zu<br />

einer vorübergehenden Abnahme<br />

der sportlichen Leistungsfähigkeit<br />

und einem anschließenden Wiederanstieg<br />

über das Ausgangsniveau<br />

(Superkompensation). Erfolgen<br />

keine weiteren Trainingsbelastungen<br />

mehr, kehrt die Leistungsfähigkeit<br />

allmählich zum Aus-'<br />

gangsniveau zurück (s. Abb. 78).<br />

Beispielsweise führt eine länger<br />

dauernde Ausdauerbeanspruchung<br />

zu einem Abbau der Glykogenreserven<br />

im Muskel. In der Erholungsphase<br />

reagiert der Organismus<br />

nicht nur mit einer Wiederauffüllung<br />

der Glykogendepots,<br />

sondern er versucht, seine Glykogenreserven<br />

über den ursprünglichen<br />

Ausgangswert hinaus zu vergrößern<br />

(Superkompensation).<br />

Hierbei handelt es sich um einen<br />

Schutzmechanismus, der im Falle<br />

einer gleichen Belastungswiederholung<br />

einer erneuten Depotentleerung<br />

vorbeugen soll. Auf dieser<br />

Reaktionsweise des Organismus<br />

beruht das gesamte Konzept des<br />

körperlichen Trainings und läßt<br />

sich bei <strong>Tennis</strong>spielern auch auf<br />

die Kraft- und Schnelligkeitsentwicklung<br />

übertragen.<br />

In der Sportpraxis läßt sich die<br />

Superkompensation lediglich bei<br />

Anfängern durch einen stetigen<br />

Anstieg der sportlichen Leistungsfähigkeit<br />

schnell erkennen. Bei<br />

Fortgeschrittenen dauert der Umsetzungsprozeß<br />

teilweise erheblich<br />

länger, und erst die Summierung<br />

nicht unmittelbar nachweisbarer<br />

(isolierter) Trainingseffekte ermöglicht<br />

eine meist sprunghafte Leistungssteigerung,<br />

die auch als ver-<br />

Abb. 79 Verbesserung der sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit durch optimal gesetzte<br />

Trainingsreize<br />

spätete Transformation bezeichnet<br />

wird (Abb. 79).<br />

Leistungsfortschritte (höheres<br />

Niveau der Adaptation) erfolgen<br />

bei Trainingsbeginn sehr rasch und<br />

werden dann immer langsamer<br />

und schwieriger. Auch hierfür wird<br />

der Grad der Veränderung bei der<br />

Homöostasestörung verantwortlich<br />

gemacht: Die angewandten<br />

Belastungen bewirken mit der Verbesserung<br />

des Trainingszustandes<br />

immer geringere Störungen des<br />

inneren Milieus der Zelle (z. B. biochemisches<br />

Gleichgewicht) und<br />

damit immer geringere Anpassungserscheinungen.<br />

Der Trainingszustand<br />

verändert folglich<br />

die Antwortreaktion des Organismus<br />

auf einen gegebenen Trainingsreiz.<br />

Dies gilt um so mehr für<br />

einseitige Trainingsbelastungen,<br />

die bereits nach kurzer Zeit zu<br />

einer Stagnation des Leistungsanstieges<br />

führen; erst die Hinzunahme<br />

zusätzlicher, teilweise<br />

neuer Trainingsreize (z.B. Training<br />

auf ungewohnten Bodenbelägen<br />

sowie systematischer Einbau von<br />

Doppelwettkämpfen bei <strong>Tennis</strong>spielern)<br />

ermöglicht weitere Adaptationsprozesse<br />

im Sinne einer<br />

Leistungssteigerung.<br />

Nur überschwellige Reize lösen<br />

eine Reaktion im Körper aus, und<br />

erst die mehrfache Wiederholung<br />

von überschwelligen Reizen führt<br />

zu Trainingseffekten. Der Schwellenwert<br />

des Trainingsreizes richtet<br />

sich nicht nur nach Reizstärke und<br />

Reizumfang, sondern auch nach<br />

dem Leistungszustand der betreffenden<br />

Person. Beispielsweise<br />

kann bei einer untrainierten Person<br />

bereits eine Reizstärke von<br />

40% der Maximalkraft eine Leistungssteigerung<br />

hervorrufen,<br />

während bei hochtrainierten Kraft-<br />

Athleten ggf. nur Reize jenseits<br />

von 80 bis 90% der Maximalkraft<br />

wirksam werden. Im <strong>Tennis</strong> werden<br />

Anfänger und Fortgeschrittene<br />

bereits mit einem zweimaligen<br />

Training pro Woche ihre tennisspezifische<br />

Koordination verbessern<br />

können, während für die<br />

Mehrzahl der Spieler der internationalen<br />

Klasse ein zweimaliges<br />

Training pro Tag das notwendige<br />

Minimum zur Leistungsverbesserung<br />

darstellt.<br />

Zwecks Optimierung der Belastung<br />

in den einzelnen Trainingseinheiten<br />

bedarf es tieferer Kenntnisse<br />

der einzelnen Belastungskomponenten<br />

und ihrer komplexen<br />

Interaktion. Allgemein werden<br />

für die Charakterisierung des Trainings<br />

folgende Belastungsnormative<br />

unterschieden:<br />

• Reizintensität (als präziseren<br />

Ausdruck empfehlen wir Reizhöhe<br />

oder Reizstärke, allerdings<br />

ist der Begriff Reizintensität in<br />

der Trainingspraxis üblich):<br />

Höhe (Stärke) des einzelnen<br />

Reizes<br />

• Reizdichte: zeitliches Verhältnis<br />

von Belastungs- und Erholungsphase<br />

• Reizdauer: Einwirkungsdauer des<br />

Einzelreizes bzw. der Reizserie<br />

• Reizumfang: Gesamtdauer der<br />

Reize pro Trainingseinheit<br />

113


Allgemeine Trainingsgrundlagen<br />

Im <strong>Tennis</strong> wird ein Training vorrangig<br />

durch Reizumfang (Gesamtdauer<br />

der Trainingsreize) und<br />

Reizintensität (Summe aus Reizstärke<br />

und -dichte sowie Pausendauer)<br />

charakterisiert, da die Intensität<br />

des Einzelreizes dort nur<br />

schwer bestimmbar ist und komplexe<br />

Trainings- und Spielformen<br />

jeweils eine (riesige) Summe von<br />

(unterschiedlichen) Einzelreizen<br />

darstellen. Demgegenüber werden<br />

Quantität und Qualität eines<br />

Schnelligkeitstrainings in ausgeprägtem<br />

Maß von Reizstärke,<br />

Reizdichte, Reizdauer, Reizumfang<br />

und Pausengestaltung bestimmt.<br />

Werden die einzelnen Trainingsreize<br />

zu schnell hintereinander gesetzt<br />

(zu hohe Reizdichte) oder die<br />

Streckenlängen zu lang gewählt<br />

(zu hohe Reizdauer) oder die Zahl<br />

der Wiederholungen pro Trainingseinheit<br />

zu hoch angesetzt (zu<br />

hoher Reizumfang), dann geht<br />

dies zu Lasten der Reizintensität<br />

(besser Reizstärke): Die spezifische<br />

Wirkung eines solchen Trainings<br />

wird sich demnach von dem Ziel<br />

einer maximalen Schnelligkeitsentwicklung<br />

entfernen und eher zu<br />

einer Verbesserung der Schnelligkeitsausdauer<br />

führen.<br />

Belastung und<br />

Erholung<br />

Ziel der Belastungen im Training<br />

ist die Superkompensation jener<br />

Organstrukturen, die für den Leistungsfortschritt<br />

verantwortlich<br />

sind. Voraussetzung ist, daß der<br />

Wiederaufbau nicht zu früh durch<br />

vorzeitigen Neuverbrauch, d.h.<br />

durch eine zu früh einsetzende<br />

Belastung zerstört wird. Wird dagegen<br />

die Erholung zu stark betont,<br />

so werden die Spuren der vorangehenden<br />

Trainingseinheit verwischt,<br />

und die Voraussetzungen<br />

für eine Leistungssteigerung entfallen.<br />

Folglich spielt für die Effektivität<br />

eines Trainings neben Trainingsspezifität,<br />

-intensität und<br />

-umfang auch die Erholung eine<br />

bedeutende Rolle. Das auf JAKOW-<br />

LEW zurückzuführende Schema der<br />

drei Varianten des Wechsels von<br />

Belastung und Erholung verdeutlicht<br />

einerseits die Unwirksamkeit<br />

des Trainings bei zu großen und<br />

andererseits bei zu kleinen Erholungspausen<br />

(Abb. 80).<br />

Die Erholungszeit hängt ab von<br />

Inhalt, Intensität und Umfang des<br />

Trainings sowie von verschiedenen<br />

exogenen (z.B. Temperatur und<br />

Luftfeuchtigkeit) und endogenen<br />

(z. B. individueller Leistungszustand,<br />

Alter und Geschlecht)<br />

Bedingungen. Ferner differiert sie<br />

bei den verschiedenen Organsystemen.<br />

So erfolgt beispielsweise die<br />

Erholung nach Kurzzeitbelastungen<br />

sehr schnell (ca. 2 bis 5 Stunden),<br />

während die Resynthese-<br />

Rate für den Energiestoffwechsel<br />

bei langdauernden Belastungen<br />

(z. B. Glykogenaufbau) und vor<br />

allem die Regeneration von Struktureiweiß<br />

(z. B. Muskulatur oder<br />

Enzyme für den Energiestoffwechsel)<br />

sehr langsam (mehr als 24<br />

Stunden) ablaufen. Dies bedeutet<br />

für die Trainingspraxis, daß ein<br />

schnelligkeitsorientiert.es Konditionstraining<br />

oder ein hochintensives,<br />

kurz dauerndes <strong>Tennis</strong>training<br />

bei entsprechendem Trainingszustand<br />

am gleichen Tag ohne Effizienzverlust<br />

einen zweiten Trainingsabschnitt<br />

erlaubt. Demgegenüber<br />

sollte ein intensives, umfangreiches<br />

<strong>Tennis</strong>training oder ein<br />

harter und langdauernder <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

am gleichen und ggf.<br />

auch am darauffolgenden Tag<br />

nicht in gleicherweise wiederholt<br />

werden.<br />

Die Trainingspraxis hat allerdings<br />

gezeigt, daß es nicht sinnvoll sein<br />

kann, jede neue Trainingsbelastung<br />

erst bei völliger Wiederherstellung<br />

aller Leistungsfaktoren<br />

anzusetzen. Allzu lange Erholungspausen<br />

sind nämlich aus<br />

zeitökonomischen Gründen im<br />

Trainingsprozeß nicht durchführbar,<br />

und außerdem kann der für<br />

Spitzenleistungen notwendige<br />

Trainingsumfang nicht erreicht<br />

werden. Im Leistungstraining muß<br />

daher auch schon vor Abschluß<br />

der Herstellungsprozesse trainiert<br />

werden. Dies erfolgt entweder<br />

durch eine Akzentverschiebung<br />

der spezifischen Trainingsreize<br />

oder aber auch durch Summation<br />

gleicher oder veränderter Reize<br />

(z.B. nach dem Serienprinzip).<br />

Diese zusätzliche Aufstockung der<br />

Ermüdung ist eine im Hochleistungstraining<br />

durchaus übliche<br />

Variante der Belastungsfolge. Sie<br />

führt zu einer noch tieferen Ausschöpfung<br />

der Reserven (z. B.<br />

energetisches Potential) und provoziert<br />

eine noch umfangreichere<br />

Anpassung. Allerdings müssen<br />

anschließend entsprechend<br />

größere Erholungsintervalle eingelegt<br />

werden. Zusammenfassend ist<br />

114


Belastung und Erholung<br />

für die <strong>Tennis</strong>praxis die Einhaltung<br />

folgender Regeln wichtig:<br />

• Für die Wiederherstellung und<br />

Superkompensation der Leistungsfähigkeit<br />

ist ein optimaler<br />

Wechsel von Belastung und<br />

Erholung anzustreben.<br />

• Wegen der unterschiedlich<br />

schnellen Erholungsfähigkeit<br />

verschiedener Organsysteme<br />

sind Variationen der Trainingsinhalte<br />

und -methoden erforderlich.<br />

• Auch ein zwei- bis dreimaliges<br />

tägliches Training nach dem<br />

Serienprinzip ist möglich, wenn<br />

die Trainingsbelastungen insgesamt<br />

wellenförmig verlaufen.<br />

Werden die Trainingsreize zu häufig<br />

und sehr frühzeitig in der<br />

Phase der unvollständigen Erholung<br />

gesetzt, kann dies zum Übertrainingssyndrom<br />

und zur Abnahme<br />

der sportlichen Leistungsfähigkeit<br />

führen (s. Abb. 80, S. 114).<br />

Deshalb wird in der Sportpraxis<br />

versucht, die Regeneration durch<br />

unterstützende Maßnahmen<br />

pädagogischer Art (z. B. Individualisierung,<br />

Variabilität des Trainings<br />

usw.), psychologischer Art (Entspannungstechniken,<br />

Psychohygiene<br />

usw.) sowie mit medizinischphysiotherapeutischen<br />

Mitteln<br />

(Verabreichung von Vitaminen,<br />

Mineralien und Kohlenhydraten,<br />

Massage usw.) zu beschleunigen.<br />

Günstige Voraussetzungen für<br />

einen Erfolg dieser Maßnahmen<br />

bieten grundsätzlich eine präzise<br />

Trainingsplanung (einschließlich<br />

Trainingsbuch) sowie regelmäßige<br />

trainings- und wettkampfbegleitende<br />

Untersuchungen zur Leistung<br />

und Gesundheit des Athleten.<br />

In dieser Hinsicht bestehen<br />

speziell im <strong>Tennis</strong> noch erhebliche<br />

Defizite, so daß die Leistungsreserven<br />

auch bei Spitzenspielern<br />

auch nicht vollständig ausgeschöpft<br />

werden.<br />

Überbelastung<br />

und Übertraining<br />

Übertraining kann allgemein definiert<br />

werden als ein Nachlassen<br />

der Leistungsfähigkeit trotz unveränderter<br />

Trainingsbeanspruchungen;<br />

häufig wird die Leistungseinbuße<br />

auch von verschiedenen Zeichen<br />

subjektiver und objektiver<br />

Natur begleitet. Allgemein wird<br />

das Übertraining mit sympathikotonen<br />

Symptomen (basedowoider<br />

Typ) von jenem mit vorrangig pa^<br />

rasympathikotonen Symptomen<br />

Eine Schülerin spielt, die andere pausiert<br />

115


Allgemeine Trainingsgrundlagen<br />

(addisonoider Typ) unterschieden.<br />

Der Sportler klagt beim basedowoiden<br />

Übertrainingszustand<br />

(charakterisiert durch gesteigerte<br />

Erregungsprozesse) vor allem über<br />

leichte Ermüdbarkeit, innere Unruhe,<br />

Schlafstörungen, Abnahme<br />

des Körpergewichts und Neigung<br />

zum Schwitzen (ggf. mit Nachtschweiß),<br />

während beim selteneren<br />

addisonoiden Übertrainingszustand<br />

phlegmatische Haltung und<br />

eher gehemmte Erregungen vorherrschen.<br />

Im Labor können teilweise hohe<br />

Werte von CPK (Creatin-Phospho-<br />

Kinase), Serumharnstoff und Ammoniak<br />

sowie erniedrigte Werte<br />

von Eisen, Magnesium und Kalium<br />

nachgewiesen werden. Auch ein<br />

Anstieg des Quotienten<br />

Kortisol/Testosteron als Maß für<br />

ein unausgewogenes Gleichgewicht<br />

eiweißaufbauender und<br />

-abbauender Prozesse wird als objektivierendes<br />

Mittel angegeben.<br />

Wenn in der sportmedizinischen<br />

Leistungsdiagnostik die maximale<br />

Leistungsfähigkeit herabgesetzt ist<br />

und zugleich eine niedrigere maximale<br />

Laktatbildungsrate vorliegt,<br />

liegt ein weiterer Hinweis für einen<br />

Übertrainingszustand vor. In der<br />

Trainingspraxis fällt auf, daß die<br />

Sportler insbesondere bei Teilleistungen<br />

wie Schnelligkeit, Kraft<br />

und im Ausdauerbereich Leistungseinbußen<br />

erleiden.<br />

Die im folgenden aufgeführten<br />

Punkte gelten als wesentliche<br />

Ursachen für das Übertraining<br />

und sind deshalb möglichst zu<br />

vermeiden:<br />

• Unangemessen hohe Trainingsumfänge<br />

und -intensitäten<br />

• Hohe Summierung oder Dichte<br />

technisch schwieriger Bewegungsabläufe<br />

im Training und<br />

Wettkampf<br />

• Einseitigkeit und Eintönigkeit<br />

der Trainingsinhalte und<br />

-methoden<br />

• Einseitige Ernährung<br />

• Enge Wettkampffolge mit<br />

unzureichenden Erholungsintervallen<br />

• Vorausgehender Infekt (auch<br />

leichter Art) sowie zusätzlicher<br />

beruflicher und/oder privater<br />

Streß<br />

• Vorgabe unrealistischer<br />

Leistungsziele<br />

Da es sich beim Übertraining bzw.<br />

beim Übertrainingssyndrom ursächlich<br />

häufig um eine Summation<br />

von physischen und psychischen<br />

Belastungen handelt, wäre<br />

der Begriff Ȇberbelastung bzw.<br />

Überbelastungssyndrom« zutreffender.<br />

Nach ISRAEL läßt sich das basedowoide<br />

Übertraining bei entsprechender<br />

Behandlung meist innerhalb<br />

von 1 bis 2 Wochen vollständig<br />

beseitigen. Neben der Ausschaltung<br />

aller sozialen und biologischen<br />

Störfaktoren werden als<br />

therapeutische Maßnahmen<br />

genannt: Erhebliche Reduktion des<br />

(intensiven) Spezialtrainings,<br />

Übergang auf aktive Erholung,<br />

leichte Massage und unter Umständen<br />

Milieuwechsel. Ferner ist<br />

auf vollwertige und reichhaltige<br />

Ernährung zu achten. In schweren<br />

Fällen müssen auch Einschlafmittel,<br />

Beruhigungsmittel und Psychotherapie<br />

(dämpfend und entspannend)<br />

in Betracht gezogen<br />

werden.<br />

Das addisonoide Übertraining läßt<br />

sich innerhalb von Wochen, unter<br />

Umständen allerdings erst nach<br />

Monaten, beheben. Auch hier<br />

erfolgt eine Reduktion des Trainingsumfanges,<br />

eventuell verbunden<br />

mit einem Milieuwechsel.<br />

Wichtig sind Maßnahmen der<br />

Physiotherapie und der Balneotherapie;<br />

auch eine Intensivierung der<br />

individuellen psychischen Betreuung<br />

ist erfolgversprechend.<br />

116


Koordinationstraining<br />

<strong>Tennis</strong> ist eine hochkoordinative<br />

Sportart. Die Koordinationsfähigkeit<br />

gehört zu den wichtigsten<br />

leistungslimitierenden Faktoren<br />

im <strong>Tennis</strong>sport.<br />

Ohne gute Koordinationsfähigkeit<br />

ist das Erlernen der <strong>Tennis</strong>technik<br />

nachweislich erschwert. Die<br />

Summe der gut ausgeprägten<br />

koordinativen Fähigkeiten entscheidet<br />

über den Lernerfolg beim<br />

Neulernen und Ausformen von<br />

Bewegungen.<br />

Je besser die Qualität der Koordination<br />

ist, desto geradliniger,<br />

müheloser und präziser wird das<br />

Bewegungsziel erreicht. Die Bewegungsabläufe<br />

werden geschmeidiger<br />

und ökonomischer, der Ermüdungsgrad<br />

sinkt.<br />

Definition und<br />

Systematik<br />

Physiologisch versteht man<br />

unter Koordination das Zusammenwirken<br />

von zentralem<br />

Nervensystem (ZNS) und Skelettmuskulatur<br />

innerhalb eines<br />

gezielten Bewegungsablaufes.<br />

Die Qualität der Koordination wird<br />

von der Bewegungsgeschwindigkeit<br />

und vom Informationsgehalt<br />

bei einer gezielten Bewegung beeinflußt.<br />

Indikatoren für die Koordination<br />

sind besonders Bewegungspräzision<br />

und Bewegungsökonomie.<br />

Man unterscheidet zwischen intramuskulärer<br />

und intermuskulärer<br />

Koordination.<br />

Intramuskuläre Koordination<br />

bezieht sich auf das Zusammenwirken<br />

von Nervenfasern und<br />

Muskelfasern innerhalb eines"<br />

Muskels. Ein hoher Ausprägungsgrad<br />

garantiert eine optimale Zusammenarbeit<br />

bzw. rechtzeitige,<br />

ökonomische und wirkungsvolle<br />

Innervation aller benötigten Muskelfasern<br />

eines Muskels bei einer<br />

gezielten Kontraktion.<br />

Intermuskuläre Koordination bezieht<br />

sich auf das Zusammenwirken<br />

verschiedener Muskeln. Sie<br />

garantiert die optimale Impulsübertragung<br />

in der kinematischen<br />

Kette innerhalb eines ganzkörperlichen<br />

Bewegungsablaufes.<br />

Unter dem Begriff Koordinationsfähigkeit<br />

wurden früher in der Literatur<br />

vor allem die Begriffe Gewandtheit<br />

und Geschicklichkeit<br />

verstanden. Mit diesen zwei Begriffen<br />

kann man aber den gesamten<br />

Bereich der Koordinationsfähigkeit<br />

nicht umfassend beschreiben.<br />

Im Verlaufe der Zeit hat<br />

man deshalb versucht, die Komponenten<br />

der koordinativen<br />

Fähigkeiten zu präzisieren und zu<br />

ordnen, wie aus Abb. 81 hervorgeht.<br />

Man darf allerdings einzelne Teile<br />

der Koordination nicht als selbständige<br />

Komponenten betrachten.<br />

Vielmehr ergeben sich eine<br />

Vielzahl an Kombinationen und<br />

Überschneidungen, und vor allem<br />

sich gegenseitig beeinflussende<br />

Zusammenhänge.<br />

Koordinative<br />

Fähigkeiten<br />

Somit kann man innerhalb des<br />

Koordinationstrainings zwar nach<br />

Bedarf gewisse Schwerpunkte herausgreifen,<br />

im Prinzip muß man<br />

aber die Koordination stets im<br />

Sinne eines komplexen Verfahrens<br />

zur Entwicklung von mehreren nebeneinander<br />

laufenden koordinativen<br />

Fähigkeiten schulen.<br />

Kopplungsfähigkeit<br />

Die erste koordinative Fähigkeit,<br />

die ganz besonders mit anderen<br />

Teilkomponenten der Koordinationsfähigkeit<br />

verbunden ist, ist die<br />

Kopplungsfähigkeit. Darunter versteht<br />

man die Fähigkeit, Teilkörperbewegungen<br />

untereinander<br />

und in Beziehung zu der auf ein<br />

bestimmtes Handlungsziel gerichteten<br />

Gesamtkörperbewegung<br />

117


Koordinationstraining<br />

Abb. 81 Koordinative Fähigkeiten nach BLUME (1978). Die im folgenden aufgeführten<br />

Definitionen der einzelnen koordinativen Fähigkeiten stammen ebenfalls von<br />

BLUME (1978)<br />

zweckmäßig zu koordinieren. So<br />

ist z. B. bei der Ausführung eines<br />

erfolgreichen <strong>Tennis</strong>schlages eine<br />

optimale und präzise Kopplung<br />

verschiedener schlag- und situationsabhängiger<br />

Teilkörperbewegungen<br />

der unteren Extremitäten,<br />

des Rumpfes, des Kopfes und der<br />

oberen Extremitäten untereinander<br />

notwendig.<br />

Man spricht in diesem Zusammenhang<br />

von einer Kettenreaktion<br />

einzelner Muskelglieder dieser<br />

Kette bzw. in biomechanischem<br />

Sinne von einer feinmotorischen<br />

Koordination von Teilimpulsen.<br />

Dies beinhaltet nicht nur die richtige<br />

Reihenfolge des Einsatzes einzelner<br />

Glieder, sondern auch die<br />

Kopplung einer ganzen Reihe von<br />

verschiedenartigen Bewegungsformen<br />

innerhalb eines Bewegungsablaufes<br />

wie z. B. das Strecken<br />

(der Beine), die Verwringung und<br />

Rotation (der Hüften und des<br />

Oberkörpers), die Bogenspannung<br />

und vieles mehr.<br />

Für das tennisspezifische Training<br />

dieser Fähigkeit sind neben einer<br />

großen Variation an tennistechnischen<br />

Bewegungsabläufen<br />

während des Lern- und Übungsvorganges<br />

praktisch alle Ballsportarten,<br />

Wurfbewegungen, Laufund<br />

Sprungformen sowie Bewegungskombinationen<br />

dieser und<br />

anderer Bewegungen, die beispielsweise<br />

in verschiedenen Hindernisparcours<br />

usw. eingebaut sein<br />

können, empfehlenswert.<br />

Differenzierungsfähigkeit<br />

Solche Empfehlungen gelten auch<br />

für die nächste Form der koordinativen<br />

Fähigkeiten: die Differenzierungsfähigkeit.<br />

Hier handelt es<br />

sich um die Fähigkeit zum Erreichen<br />

einer hohen Feinabstimmung<br />

einzelner Bewegungsphasen und<br />

Teilkörperbewegungen, die in<br />

großer Bewegungsgenauigkeit<br />

und Bewegungsökonomie zum<br />

Ausdruck kommt. Eine solche<br />

Fähigkeit ist z. B. dann notwendig,<br />

wenn je nach Position, Lage und<br />

Ziel ein kurzer, flacher Passierball<br />

cross in vollem Lauf außerhalb der<br />

Seitenlinien oder ein harter Cross-<br />

Schlag in die gegnerische Ecke aus<br />

der gleichen Lage und Position geschlagen<br />

werden soll. Ein Sich-Anpassen<br />

an die Situation aufgrund<br />

vielfacher Wahrnehmungen (visueller,<br />

akustischer, kinästhetischer)<br />

über unterschiedliche Muskelspannungen<br />

und Muskelinnervationen<br />

ist eine Voraussetzung der situativen<br />

Technikbewältigung, die in<br />

der Praxis auch mit dem Begriff<br />

»Ballgefühl« beschrieben wird.<br />

Man kann davon ausgehen, daß<br />

die Qualität der Differenzierungsfähigkeit<br />

stark von der Qualität<br />

der Kopplungsfähigkeit abhängt,<br />

d.h., eine Feinabstimmung der Bewegung<br />

ist nur durch eine richtige<br />

Reihenfolge einzelner Innervationsimpulse<br />

zu erreichen. Beide<br />

Fähigkeiten hängen allerdings<br />

wiederum mit einer dritten Fähigkeit<br />

- der Gleichgewichtsfähigkeit<br />

-zusammen.<br />

Gleichgewichtsfähigkeit<br />

Unter Gleichgewichtsfähigkeit<br />

versteht man die Fähigkeit, den<br />

gesamten Körper im Gleichgewichtszustand<br />

zu halten oder<br />

während und nach umfangreichen<br />

Körperverlagerungen diesen<br />

Zustand beizubehalten bzw.<br />

wiederherzustellen.<br />

Optimale Gleichgewichtsfähigkeit<br />

bedeutet z. B. das Gleichgewicht<br />

während des Schlages zu halten,<br />

118


Koordinative Fähigkeiten<br />

was eine Voraussetzung jedes<br />

guten Schlages ist, oder aber das<br />

eventuell verlorene Gleichgewicht<br />

nach einem Schlag im vollen Lauf,<br />

im Sprung usw. sehr schnell<br />

wieder zu erreichen. Hierzu sind<br />

Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit<br />

sowie Orientierungsfähigkeit<br />

eine wesentliche<br />

Grundlage.<br />

Im <strong>Tennis</strong> ist sowohl die statische<br />

(Aufschlag, Schlag aus dem Stand)<br />

als auch die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit<br />

(Schlag im vollen<br />

Lauf, im Sprung, beim Ausweichen<br />

usw.) von großer Bedeutung.<br />

Das Gleichgewicht wird vor allem<br />

über die Haltung des Kopfes mit<br />

seinem vestibulären Apparat sowie<br />

des Oberkörpers gesteuert.<br />

Sowohl perfekte Beinarbeit, durch<br />

die man die Position des Körperschwerpunktes<br />

im Verhältnis zur<br />

Stützfläche korrigiert bzw. anpaßt,<br />

als auch das Senken des Körperschwerpunktes<br />

in die Nähe der<br />

Bodenfläche sind dabei von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Orientierungsfähigkeit<br />

Auch die Orientierungsfähigkeit ist<br />

in engem Zusammenhang mit den<br />

drei obengenannten Fähigkeiten<br />

zu sehen. Unter Orientierungsfähigkeit<br />

versteht man die Fähigkeit<br />

zur Bestimmung und Veränderung<br />

von Lage und Bewegungen<br />

des Körpers in Raum und Zeit,<br />

bezogen auf ein definiertes Aktionsfeld<br />

(Spielfeld) und/oder ein<br />

sich bewegendes Objekt (Ball,<br />

Gegner, Partner). Da sich der <strong>Tennis</strong>spieler<br />

während des Ballwechsels<br />

in der Regel andauernd in<br />

Bewegung befindet und sich die<br />

Position des Körpers auf dem Platz<br />

dadurch ständig verändert, kommt<br />

im <strong>Tennis</strong> die raumorientierte,<br />

dynamische Steuerung der eigenen<br />

Bewegungshaltung besonders zur<br />

Geltung. Hinzu kommt die Beobachtung<br />

des Gegners und des Balles<br />

(sowie im Doppel des Mit- und<br />

zweiten Gegenspielers).<br />

Rhythmisierungsfähigkeit<br />

Eine weitere koordinative Fähigkeit<br />

ist die Rhythmisierungsfähigkeit.<br />

Darunter versteht man die<br />

Fähigkeit, einen von außen vorgegebenen<br />

Rhythmus zu erfassen<br />

und motorisch zu reproduzieren<br />

sowie den »verinnerlichten«, in<br />

der eigenen Vorstellung existierenden<br />

Rhythmus einer Bewegung in<br />

der eigenen Bewegungsfähigkeit<br />

zu realisieren. Im <strong>Tennis</strong> steht die<br />

auf der Grundlage kinästhetischer<br />

Informationen »verinnerlichte«,<br />

zeitliche, räumliche und dynamische<br />

Gliederung des Bewegungsablaufes<br />

im Vordergrund. Diese<br />

kann relativ stabil sein, wie z.B.<br />

beim Aufschlag oder einem Schlag<br />

in einer standardisierten Position<br />

oder Situation, sie kann aber auch<br />

im Spiel von der jeweiligen Situation<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz abhängig<br />

sein. Der Spieler muß aufgrund<br />

der Wahrnehmung der speziellen<br />

Situation seinen eigenen individuellen<br />

Schlagrhythmus dieser Situation<br />

anpassen, d. h., er muß den<br />

situativen Schlagrhythmus immer<br />

wieder neu gestalten bzw. der<br />

Situation angepaßt übernehmen.<br />

Dies ist von seiner Stellung auf<br />

dem Platz (weit hinter der Grundlinie,<br />

vor dieser, auf der T-Linie<br />

usw.), von der Art und Geschwindigkeit<br />

des ankommenden Balles<br />

(schnell, langsam, hoch, flach<br />

usw.), von der beabsichtigten<br />

Schlagart (Topspin, Slice usw.), der<br />

beabsichtigten Ballgeschwindigkeit<br />

(Winner, Angriffsschlag), der Richtung<br />

und der Länge (lang zur<br />

Grundlinie, kurz cross zur Seitenlinie<br />

usw.) abhängig. Die Rhythmisierungsfähigkeit<br />

spielt aber auch<br />

beim Lernen eine wichtige Rolle.<br />

Dabei kommt dem Lehrer eine bedeutende<br />

Rolle zu, indem er durch<br />

Vormachen oder durch akustische<br />

Hinweise während der Lauf- und<br />

Schlagbewegungen des Schülers<br />

dessen Rhythmus reguliert.<br />

Reaktionsfähigkeit<br />

Die Reaktionsfähigkeit ist ein weiterer<br />

Bestandteil der Bewältigung<br />

der koordinativen Aufgaben.<br />

Unter Reaktionsfähigkeit wird die<br />

Fähigkeit zur schnellen Einleitung<br />

und Ausführung zweckmäßiger,<br />

kurzzeitiger, motorischer Aktionen<br />

als Antwort auf ein Signal verstanden.<br />

Im <strong>Tennis</strong> handelt es sich um<br />

eine komplexe Reaktionsfähigkeit,<br />

d.h. um eine situationsbezogene<br />

Anpassungsfähigkeit mit einer<br />

schnellen und zweckmäßigen Einleitung<br />

und Ausführung ganzkörperlicher<br />

Bewegungshandlungen.<br />

Aus einer Auswahl von Signalen<br />

muß der <strong>Tennis</strong>spieler eine bestimmte,<br />

zweckmäßige Entscheidung<br />

schnell treffen und den entsprechenden<br />

Bewegungsvollzug<br />

einleiten. Hierfür braucht er eine<br />

gespeicherte Verfügbarkeit alternativer<br />

oder verschiedener<br />

Lösungsmöglichkeiten. Die entsprechenden<br />

Gedankenprozesse<br />

müssen blitzschnell und intuitiv<br />

ablaufen, damit sie aufgrund des<br />

hohen Zeitdrucks in zweckmäßige<br />

Bewegungen umgesetzt werden<br />

können. So muß z.B. eine blitzschnelle<br />

Entscheidung, ob der<br />

Passierball cross oder longline<br />

geschlagen werden soll, ob ein<br />

Passierball oder Lob in Frage<br />

kommt, ob ein langer Flugball<br />

oder ein Flugballstop die richtige<br />

Lösung ist, mit der unmittelbaren<br />

motorischen Ausführung gekoppelt<br />

werden.<br />

119


Koordinationstraining<br />

Umstellungsfähigkeit<br />

Die Qualität der reaktiven Handlung<br />

hängt wiederum von der<br />

Qualität der bisher erwähnten<br />

koordinativen Fähigkeiten sowie<br />

schließlich von der Umstellungsfähigkeit<br />

ab. Unter Umstellungsfähigkeit<br />

versteht man die Fähigkeit,<br />

während des Handlungsvollzugs<br />

aufgrund wahrgenommener<br />

oder vorausgenommener Situationsveränderungen<br />

das Handlungsprogramm<br />

den neuen Gegebenheiten<br />

anzupassen.<br />

Diese Fähigkeit ist stark von der<br />

Orientierungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit<br />

abhängig. Sie spielt<br />

vor allem im Turniertennis eine<br />

wichtige Rolle. Denn hier wird der<br />

Spieler oft mit Situationen konfrontiert,<br />

in denen diese Fähigkeit<br />

von besonderer Bedeutung ist: bei<br />

versprungenen Bällen, Netzrollern,<br />

bei zwingenden Situationen durch<br />

fehlerhafte Antizipation (z.B. wird<br />

der erste Aufschlag des Gegners<br />

auf der Vorhandseite erwartet, er<br />

aber serviert auf die Rückhand),<br />

bei Flugballduellen im Doppel,<br />

beim »Erwischt-Werden« auf dem<br />

falschen Fuß usw.<br />

Für das erfolgreiche Meistern dieser<br />

Situationen ist sowohl die<br />

Schnelligkeit und Genauigkeit der<br />

Wahrnehmung der Situationsveränderung<br />

als auch ein großer<br />

Erfahrungsschatz aus ähnlichen<br />

Situationen erforderlich.<br />

Zusammenfassend kann man sagen,<br />

daß alle erwähnten koordinativen<br />

Fähigkeiten eine Einheit bilden<br />

und daß sie für das Erlernen<br />

und vor allem das spätere Meistern<br />

der situativen Technik im<br />

Match eine unabdingbare Voraussetzung<br />

sind.<br />

In der Literatur finden sich noch<br />

andere Begriffe für koordinative<br />

Fähigkeiten, so die Auge-Hand-<br />

Koordinationsfähigkeit, die der<br />

Kopplungsfähigkeit zuzuordnen<br />

sind, außerdem die beiden Begriffe<br />

Gewandtheit und Timing.<br />

Gewandtheit umfaßt die Differenzierungsfähigkeit,<br />

Kopplungsfähigkeit<br />

und Orientierungsfähigkeit,<br />

während Timing die Differenzierungsfähigkeit<br />

und Kopplungsfähigkeit<br />

einschließt.<br />

Prinzipien des<br />

Koordinationstrainings<br />

Je komplizierter eine Bewegung<br />

abläuft, desto größer wird die<br />

Bedeutung der Koordinationsfähigkeit.<br />

Ferner bietet eine gute<br />

Koordinationsfähigkeit einen<br />

wirksamen Schutz gegen Sportverletzungen<br />

verschiedenster<br />

Ursachen (z.B. Stürze, Überlastungsschäden<br />

usw.).<br />

Die Grundlage einer hohen<br />

Qualität dieser koordinativen<br />

Vorgänge ist ein vielfältiger<br />

Bewegungsschatz. Je mehr dieser<br />

Bewegungsschatz automatisiert<br />

ist, um so mehr wird das zentrale<br />

Nervensystem entlastet.<br />

Das Ziel des Koordinationstrainings<br />

ist folglich sowohl das Einschleifen<br />

von optimalen motorisch-dynamischen<br />

Stereotypen als<br />

auch die Fähigkeit zur Anpassung<br />

an die ständig wechselnden Situationen<br />

im Wettkampf. Für die<br />

Schulung der koordinativen Fähigkeiten<br />

gelten folgende Prinzipien:<br />

• Eine vielseitige sportliche Ausbildung<br />

mit gezielter Erweiterung<br />

des Bewegungsschatzes<br />

verkürzt die Lernzeiten bzw.<br />

macht den Trainingsprozeß bei<br />

der Herausbildung neuer Bewegungsfertigkeiten<br />

und der Vertiefung<br />

der <strong>Tennis</strong>techniken<br />

effektiver.<br />

m<br />

• Verstärktes Erlernen tennisspezifischer<br />

Techniken sowohl in<br />

normalen als auch in schwierigen<br />

Lagen erweitert die Einsatzvoraussetzungen<br />

aller Techniken<br />

in jeder Situation.<br />

• Variable Gestaltung der<br />

Übungsformen steigert die Motivation<br />

der Lernenden und beschleunigt<br />

die Anpassungsleistungen.<br />

• <strong>Tennis</strong>spezifische Koordinationsübungen<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

ergänzen das allgemeine<br />

Koordinationstraining.<br />

• Die Phase zwischen dem 8. und<br />

12. Lebensjahr muß besonders<br />

für die allgemeine Koordinationsschulung<br />

genutzt werden.<br />

• Das Koordinationstraining darf<br />

in keiner Phase der Ausbildung<br />

vom Anfänger bis zum Spitzenspieler<br />

unterschätzt werden.<br />

Es ist also notwendig, vor allem<br />

die allgemeine koordinative Schulung<br />

im Kindesalter mehr zu betonen<br />

als bisher. Sie soll breit angelegt<br />

werden und die Ausübung<br />

mehrerer Sportarten umfassen,<br />

wie z.B. verschiedene Ballspiele,<br />

altersspezifische leichtathletische<br />

Disziplinen (Läufe, Sprünge,<br />

Würfe), Gymnastik, aber auch z. B.<br />

Skifahren, Surfen oder Radfahren.<br />

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt<br />

beim koordinativen Training<br />

ist die Beidseitigkeit. Es ist darauf<br />

zu achten, daß bei jeglichem koordinativem<br />

Training nicht nur die<br />

starke Hand, der starke Fuß und<br />

die starke Körperseite, sondern<br />

beide Arme, beide Beine und<br />

beide Körperseiten regelmäßig<br />

berücksichtigt werden. Dadurch<br />

wird in besonderem Maße die allgemeine<br />

Koordinationsfähigkeit<br />

gefördert, die für die Bewältigung<br />

komplizierter, tennisspezifischer<br />

Bewegungsabläufe in allen möglichen<br />

schwierigen Lagen und<br />

Positionen die Grundlage darstellt.<br />

120


Qualitätsmerkmale des Koordinationstrainings<br />

Qualitätsmerkmale<br />

des<br />

Koordinationstrainings<br />

Das koordinative Training muß<br />

systematisch aufgebaut werden.<br />

In einem ersten Schritt kommt es<br />

auf die Qualität der Koordination<br />

an. Es reicht nicht aus, z. B. »nur<br />

zum Spaß« Fußball, Basketball<br />

und Hockey spielen zu lassen, verschiedene<br />

Gewandtheitsparcours<br />

zu absolvieren oder spezifische<br />

Koordinationsübungen durchzuführen,<br />

vielmehr sollte auf die<br />

Qualität der Technikausführung<br />

bei den ausgewählten Programmen<br />

geachtet werden. Je höher<br />

die Qualität der allgemeinen Koordinationsleistungen<br />

ist, desto eher<br />

können positive Effekte beim<br />

Erlernen und Vertiefen der <strong>Tennis</strong>technik<br />

erwartet werden.<br />

Nach dem Erlernen einzelner koordinativer<br />

Fertigkeiten müssen sie<br />

im zweiten Schritt weiter verbessert<br />

werden, wobei eine hohe Bewegungsgeschwindigkeit<br />

einzelner<br />

Übungen anzustreben ist. Das Erreichen<br />

einer hohen Bewegungsgeschwindigkeit<br />

bei Einhaltung der<br />

Präzision ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal<br />

gelungener Bewegungen.<br />

Im dritten Schritt sollen einfache<br />

oder einzelne koordinative Vorgänge<br />

mit anderen gekoppelt<br />

werden, z. B. Torschuß mit gleichzeitigem<br />

Basketballprellen oder<br />

Ballprellen mit Schläger bei gleichzeitigem<br />

Slalomlauf mit einem<br />

Fußball am Fuß durch Stangen<br />

oder Trampolinspringen mit Ballfangen<br />

und anschließendem Korbschuß<br />

usw.<br />

Weil auf der einen Seite nur durch<br />

zahlreiches Wiederholen ausgewählter<br />

Übungen eine Optimierung<br />

der Koordinationsfähigkeit<br />

erreicht werden kann und weil auf<br />

der anderen Seite aufgrund der Ermüdungsgefahr<br />

das Koordinationstraining<br />

nicht mit großem Umfang<br />

praktiziert werden kann,<br />

sollte es möglichst oft (im Idealfall<br />

praktisch täglich) durchgeführt<br />

werden. Deshalb bietet es sich<br />

auch an, jedes <strong>Tennis</strong>training<br />

durch kurzzeitige koordinative<br />

Übungen von einer Dauer von ca.<br />

3 bis 5 Minuten und ca. drei Serien<br />

zu ergänzen und ca. zweimal<br />

pro Woche zusätzlich eine koordinative<br />

Trainingseinheit von ca. 20<br />

bis 30 Minuten einzubauen.<br />

Dabei ist darauf zu achten, daß<br />

nicht wahllos zu viele und immer<br />

wieder neue verschiedenartige<br />

Übungsformen zur selben Zeit angeboten<br />

werden und daß diese<br />

nicht von Training zu Training immer<br />

wieder komplett wechseln,<br />

sondern daß aus Gründen der<br />

Übertragbarkeit nur so viele<br />

Übungsarten praktiziert werden,<br />

daß diese auch qualitätsmäßig<br />

bewältigt werden können. Erst<br />

dann soll man nach und nach das<br />

Repertoire ausweiten und kombinieren.<br />

Grundsätzlich kann man<br />

das allgemeine und tennisspezifische<br />

Koordinationstraining,<br />

wie in Abbildung 82 dargestellt,<br />

aufteilen.<br />

Abb. 82<br />

Formen des Koordinationstrainings<br />

121


Koordinationstraining<br />

Trainingsbeispiele<br />

Bevor für die einzelnen Bereiche<br />

Übungsformen dargestellt werden,<br />

ist es notwendig, einige trainingsmethodische<br />

Hinweise zu betonen.<br />

Mit Ausnahme der Kleinen und<br />

Großen Spiele soll bei den folgenden<br />

Übungen nach der Wiederholungs-<br />

bzw. Kurzzeitintervallmethode<br />

gearbeitet werden. Die<br />

Reizdauer bewegt sich zwischen<br />

20 und 60 Sekunden bzw. vier bis<br />

zwölf Wiederholungen. Der Reizumfang<br />

beträgt etwa drei bis<br />

zwölf Serien; die Reizdichte soll so<br />

gestaltet werden, daß es vor allem<br />

bei anspruchsvollen Übungsformen<br />

oder Übungsformen, bei<br />

denen die Reizdauer länger ist, zu<br />

einer vollständigen Erholung<br />

kommt.<br />

Die Bewegungsgeschwindigkeit<br />

soll etwa entsprechend der Wettkampfübung<br />

ausgeführt werden.<br />

Abb. 83<br />

Ball gefühlvoll auffangen<br />

<strong>Tennis</strong>spezifisches<br />

Koordinationstraining<br />

Spezielle Übungsformen auf<br />

dem <strong>Tennis</strong>platz mit Ball und<br />

Schläger<br />

| Beispiel 1<br />

Ball abfangen und werfen<br />

• Beide Spieler stehen hinter<br />

Linien (einer hinter der Grundlinie,<br />

der zweite vor der T-Linie,<br />

mit dem Gesicht zueinander);<br />

sie werfen sich den auf dem<br />

Schläger liegenden Ball zu und<br />

versuchen, ihn gefühlvoll mit<br />

dem Schläger aufzufangen,<br />

ohne daß er auf dem Schläger<br />

springt (Abb. 83).<br />

• Nach dem Auffangen wird der<br />

Schläger mit dem Ball um den<br />

Körper herumgeführt und der<br />

Ball anschließend zum Partner<br />

geworfen.<br />

• Nach dem Auffangen wird der<br />

Schläger hinten herum durch<br />

die Beine geführt, und zwischen<br />

den Beinen wird der Ball zum<br />

Partner geworfen.<br />

| Beispiel 2 ^!t|<br />

Doppelkontakt<br />

Zwei Spieler stehen sich am Netz<br />

gegenüber und spielen sich den<br />

Ball übers Netz mit Flugball zu.<br />

• Der Ball wird beim ersten Kontakt<br />

kurz hochgespielt und mit<br />

der zweiten Berührung zum<br />

Partner gespielt.<br />

• Der Ball wird so hochgespielt,<br />

daß er aus einer schwierigen<br />

Lage (links am Körper, zwischen<br />

den Beinen, mit einer Körperdrehung,<br />

hinter dem Rücken,<br />

mit anderer Schlägerseite usw.)<br />

zum Partner zurückgespielt<br />

werden muß.<br />

• Der Ball wird absichtlich in einer<br />

schwierigen Lage angenommen<br />

(links am Körper, zwischen den<br />

Beinen, hinter dem Körper, mit<br />

anderer Schlägerseite usw.) und<br />

aus einer anderen schwierigen<br />

Lage zurückgespielt.<br />

• Alle drei bisherigen Übungen<br />

werden auch mit der »ungeschickten«<br />

Hand durchgeführt.<br />

• Der Ball wird mit der einen<br />

Hand hochgespielt, der Schläger<br />

wechselt in die andere<br />

Hand, und mit dieser wird der<br />

Ball zurückgespielt.<br />

• Alle Übungsformen können<br />

auch als Wettspiel (bis 11 bzw.<br />

21 Punkte) in einem Aufschlagfeld<br />

ausgespielt werden, wobei<br />

Bodenberührung des Balles<br />

bzw. Ball im Netz oder im Aus<br />

als Minuspunkte bewertet<br />

werden.<br />

| Beispiel 3 |<br />

Halbflugball und Flugball<br />

Der Spieler steht auf der T-Linie<br />

und versucht, den vom Trainer<br />

zugespielten Ball immer nur mit<br />

Halbflügball (oder Flugball) zuerst<br />

zu berühren und später zurückzuspielen.<br />

122


Trainingsbeispiele<br />

Abb. 84 Ball als Halbflugball zwischen<br />

den Beinen zurückspielen<br />

• Der Trainer spielt regelmäßig<br />

den Ball auf die Vor- und Rückhandseite<br />

des Spielers zu. Dieser<br />

versucht mit Halbflugball<br />

bzw. Flugball den Ball zurückzuspielen.<br />

• Der Ball wird nun unregelmäßig<br />

und vor allem abwechselnd<br />

kürzer, länger, mehr zur Seite<br />

usw. zugespielt. Der Spieler<br />

muß sich nun der jeweiligen<br />

Situation schnell anpassen.<br />

• Der Ball wird wie bei der vorherigen<br />

Übung zugeworfen, er<br />

darf allerdings ausschließlich<br />

immer nur mit Vorhand- bzw.<br />

nur mit Rückhandhalbflugball<br />

(bzw. Flugball) zurückgespielt<br />

werden.<br />

• Der Ball darf nun ausschließlich<br />

als Halbflugball zwischen den<br />

Beinen zurückgespielt werden,<br />

indem der Arm mit dem Schläger<br />

hinter dem Körper zum Ball<br />

geführt wird (Abb. 84).<br />

• Der Ball darf nun ausschließlich<br />

links am Körper (beim Rechtshänder)<br />

mit der Vorhandseite<br />

des Schlägers als Flugball getroffen<br />

werden, indem der<br />

Schläger beim Schlag hinter den<br />

Körper geführt wird.<br />

• Die bisherigen Schläge können<br />

in festgelegter Reihenfolge<br />

wechseln (z. B. rechts am Körper,<br />

zwischen den Beinen, links<br />

am Körper usw.).<br />

• Alle bisher genannten Übungen<br />

können auch mit der »ungeschickten«<br />

Hand durchgeführt<br />

werden.<br />

E<br />

Beispiel 4<br />

]<br />

Flugball in der Rückenlage<br />

Der Spieler liegt hinter dem Netz<br />

auf dem Rücken und versucht,<br />

zugespielte Bälle zurückzuspielen.<br />

• Der Spieler hält in jeder Hand<br />

einen Schläger. Der Trainer<br />

spielt ihm unregelmäßig in noch<br />

erreichbarer Reichweite Bälle<br />

zu. Der Spieler muß versuchen,<br />

jeden Ball zurückzuspielen<br />

(Abb. 85).<br />

• Der Spieler spielt nun nur mit<br />

einem Schläger.<br />

Abb. 85 Ball aus Rückenlage zurückspielen;<br />

der Spieler hält in jeder Hand<br />

einen Schläger<br />

: Beispiel 5 ]<br />

Hinter einem Lob zurücklaufen<br />

und diesen zurückspielen<br />

Der Spieler steht vor der T-Linie.<br />

Der Trainer spielt einen Lob über<br />

ihn. Der Spieler muß zurücklaufen<br />

und den Lob verschiedenartig als<br />

Passierball zurückspielen.<br />

• Der Spieler läuft und läßt den<br />

Ball vor sich aufspringen. Dann<br />

versucht er, ihn kurz vor dem<br />

zweiten Bodenkontakt mit Hilfe<br />

einer Pendelbewegung mit der<br />

Vorhandseite des Schlägers an<br />

der rechten Körperseite mit<br />

zum Netz zugewandtem<br />

Rücken zurückzuspielen.<br />

• Der Ball soll nun zwischen den<br />

Beinen über das Netz zurückgespielt<br />

werden.<br />

c Beispiel 6 ]<br />

Schlägerwechsel<br />

2 bis 6 Spieler stehen hinter der<br />

Grundlinie. Alle zusammen haben<br />

nur einen Schläger zur Verfügung.<br />

Der Trainer spielt Bälle zu (lang,<br />

kurz, links, rechts usw.). Die Spieler<br />

müssen abwechselnd versuchen,<br />

den Ball zurückzuspielen.<br />

Dabei wird der Schläger nach dem<br />

durchgeführten Schlag immer an<br />

den nächsten Spieler weitergegeben.<br />

Der Spieler, der den Ball nicht<br />

zurückschlägt, scheidet aus. Zum<br />

Schluß gibt es einen Sieger.<br />

Schlagtechnische Übungen in<br />

spezifischen Situationen<br />

[ Beispiel 1<br />

H<br />

Schläge in vollem Lauf<br />

Der Spieler steht unmittelbar hinter<br />

der Grundlinie. Der Trainer<br />

spielt ihm regelmäßig oder verschiedentlich<br />

die Bälle so zu, daß<br />

der Spieler diese im vollen Sprint<br />

gerade noch zurückspielen kann.<br />

123


Koordinationstraining<br />

• Der Spieler steht unmittelbar<br />

hinter der Seitenlinie. Der Ball<br />

wird in die offene Ecke zugespielt.<br />

Der Spieler muß über<br />

6 bis 8 m sprinten und den Ball<br />

zurückspielen.<br />

• Nach dem ersten Schlag aus der<br />

gleichen Grundposition wird ein<br />

zweiter Ball in die andere<br />

Grundlinienhälfte zugespielt.<br />

Der Spieler muß nach dem<br />

ersten Schlag stoppen, von<br />

neuem starten, zurücklaufen<br />

und den zweiten Ball im vollen<br />

Lauf zurückspielen.<br />

• Der Spieler steht in der Mitte<br />

der Grundlinie. Es werden 5<br />

bis 10 Bälle in verschiedene<br />

Richtungen hintereinander<br />

schnell zugespielt. Der Spieler<br />

muß versuchen, alle Bälle<br />

zurückzuspielen.<br />

HSB3HJ3<br />

Maschinengewehr<br />

Der Spieler steht hinter dem Netz.<br />

Der Trainer spielt unregelmäßig in<br />

sehr schneller Reihenfolge 8 bis<br />

12 Bälle in unterschiedlicher<br />

Reichweite und Höhe zu. Der<br />

Spieler muß versuchen, alle Bälle<br />

zurückzuspielen.<br />

öä&jrtäis<br />

Flugball und Schmetterball<br />

Der Spieler steht hinter dem Netz.<br />

Der Trainer spielt ihm abwechselnd<br />

und schnell jeweils einen Ball<br />

zum Flugball und einen auf die<br />

andere Körperseite zum Schmetterball<br />

zu.<br />

• Der Spieler muß abwechselnd<br />

einen tiefen Vorhand-Flugball<br />

und einen Rückhand-Schmetterball<br />

spielen.<br />

• Der Spieler muß abwechselnd<br />

einen tiefen Rückhand-Flugball<br />

und einen Vorhand-Schmetterball<br />

spielen.<br />

Allgemeines<br />

Koordinationstraining<br />

Partnerspiele<br />

c<br />

Betspiel 1"<br />

Wandball<br />

Spielidee: Der gegen die Wand<br />

geworfene und von der Wand<br />

zurückspringende Ball muß vom<br />

Gegenspieler gefangen und unmittelbar<br />

wieder an die Wand<br />

geworfen werden.<br />

Spielgerät: Gymnastikball oder<br />

auch <strong>Tennis</strong>ball.<br />

Spielfeld: 6 m breit (bei 4er-Spiel<br />

8 m breit), 8 m lang (bei Geübten<br />

10 m lang), geteilt durch eine<br />

Trennlinie, die parallel zur Wand<br />

3 m (bei Geübten 1,50 m) entfernt<br />

verläuft. Wandhöhe: mindestens<br />

3,50 m.<br />

Spieler: 1 gegen 1, 2 gegen 2.<br />

Spieldauer: 3 Sätze zu je 10 Punkten;<br />

entsprechende Pause nach jedem<br />

Satz; bis zum Gewinn von 30<br />

Punkten.<br />

Spielregeln: Aufgabe erfolgt in<br />

einer der von Trennlinie und<br />

Seitenlinie gebildeten Ecken. Der<br />

Ball muß von der Wand in das<br />

Feld hinter der Trennlinie zurückspringen.<br />

Er darf nur einmal auf<br />

den Boden aufprallen, bevor ihn<br />

der Gegenspieler fängt. Rückspiel<br />

muß unmittelbar (bis 1 Sekunde)<br />

und von der Stelle des Fangens<br />

aus erfolgen.<br />

Variationen<br />

Position: Spieler steht ca. 1,5 bis<br />

2 m von einer Wand entfernt<br />

(auch <strong>Tennis</strong>wand) mit Blickrichtung<br />

zur Wand.<br />

Aufgabe: Abwehren (berühren<br />

oder fangen) von vom Trainer/<br />

Partner an die Wand geworfenen<br />

und von der Wand zurückprallenden<br />

Bällen:<br />

• Zunächst nur mit den Händen<br />

• Dann mit den Beinen (auf<br />

Qualität des Zuwurfes achten)<br />

• Grundaufgabe mit verschiedenen<br />

Bällen (Softball usw.)<br />

• Variationen der Ballgeschwindigkeit<br />

• Bälle werden indirekt (z. B.<br />

Fußboden/Wand oder Wand/<br />

Fußboden oder Wand/Wand)<br />

übereck gespielt<br />

• Es werden <strong>Tennis</strong>bälle in 2 Farben<br />

benutzt; Bälle mit der einen<br />

Farbe dürfen nur mit den Händen,<br />

die anderen nur mit den<br />

Füßen abgewehrt werden<br />

[ Beispiel 2| na<br />

Prelltennis (s. Abb. 86, S. 125)<br />

Spielidee: Spiel zu zweit; Ball wird<br />

bei jedem Abspiel im Spielkreis so<br />

aufgeprellt, daß der Gegner den<br />

Ball nicht erreicht.<br />

Spielgerät: Gymnastikball, Hohlball<br />

oder auch <strong>Tennis</strong>ball.<br />

Spielfeld: Kreis oder Reifen (Gymnastikreifen)<br />

von 1 m Durchmesser.<br />

Spieler: 1 gegen 1.<br />

Spieldauer: Bis zum Gewinn von<br />

21 Punkten.<br />

Spielregeln: Der Ball muß bei<br />

jedem Prellen im Kreisinnern aufschlagen.<br />

Er darf dabei nur einmal<br />

aufspringen und je nur einmal<br />

vom Spieler berührt werden.<br />

Ungültig sind Bälle, die geworfen<br />

werden, über Reichhöhe aufspringen,<br />

genau in Richtung des<br />

Abspielenden geprellt werden.<br />

124


Trainingsbeispiele<br />

Spielregeln: Das Spielfeld darf<br />

nicht betreten werden (auch die<br />

begrenzenden Linien nicht). Der<br />

Medizinball darf nur durch Treffer<br />

von Würfen ins Rollen kommen.<br />

Als Tor gilt, wenn der Medizinball<br />

eine Seitenlinie des Gegners überschreitet<br />

bzw. berührt. Nicht alle<br />

Bälle sollten zugleich geschossen<br />

werden; einigen Spielern sollte die<br />

Aufgabe des Rückholens von verschossenen<br />

Bällen übertragen<br />

werden.<br />

Abb. 86<br />

Ball im Reifen aufprellen<br />

M'i3 , »SS.Awin<br />

Fußballtennis<br />

Spielidee: Ball mit Fuß, Kopf oder<br />

Brust über eine Linie oder über ein<br />

Netz in das gegnerische Feld befördern.<br />

Kleine Spiele mit Ball<br />

IP'uk 1^'-- Beispiel 1<br />

Stab- oder Bierdeckelhockey<br />

Spielidee: Hallenspiel, bei dem mit<br />

kurzen Stäben oder mit normalen<br />

Bierdeckeln aus Pappe ein <strong>Tennis</strong>ball<br />

in das gegnerische Tor getrieben<br />

wird.<br />

Spielgerät: <strong>Tennis</strong>ball. Staffelstäbe<br />

oder Bierdeckel.<br />

Spielfeld: Entsprechend Hallengröße;<br />

als Tor gelten Bodenmatten<br />

oder Stangen bzw. Kästen.<br />

Spieler: 3 bis 6 Spieler auf jeder<br />

Seite.<br />

Spieldauer: Nach Vereinbarung; es<br />

werden 2 Halbzeiten mit Seitenwechsel<br />

gespielt.<br />

Spielregeln: Der Ball darf nur<br />

durch Schläge mit dem Stab bzw.<br />

Bierdeckel getrieben werden. Nur<br />

dem Torwart ist auch Fußabwehr<br />

gestattet. Falls es keine Außenlinien<br />

gibt, kann auch gegen die<br />

Wand gespielt werden (Spiel mit<br />

der <strong>Band</strong>e).<br />

L<br />

Beispiel -2>^,<br />

Trefferball<br />

Spielidee: Medizinball (Fußball)<br />

mit Zielwürfen aus dem markierten<br />

Feld über die gegnerischen<br />

Linien treiben.<br />

Spielgerät: Ein Medizinball, Gymnastikbälle<br />

entsprechend der Anzahl<br />

der Spieler.<br />

Spieler: 10 gegen 10 (je nach Teilnehmerzahl).<br />

Spielfeld: Quadratisch, z.B. 10 x<br />

10 m oder kleiner; Medizinball<br />

liegt in der Mitte. Die Parteien<br />

besetzen je 2 angrenzende Seitenlinien<br />

übereck.<br />

Spielgerät: Fußball, Handball oder<br />

Faustball.<br />

Spielfeld: Je nach Spielerzahl 10<br />

bis 16 m lang, 4 bis 8 m breit, in<br />

der Mitte geteilt durch Schnur in<br />

80 bis 100 cm Höhe.<br />

Spieler: 4 gegen 4; auch 1 gegen<br />

1, 2 gegen 2 usw.<br />

Spieldauer: Bis zu 21 Punkten.<br />

Spielregeln: Ball kann mit Füßen,<br />

Brust oder Kopf gespielt werden;<br />

zwischen jedem Abspiel darf er<br />

einmal den Boden berühren; im<br />

eigenen Feld kann er dreimal<br />

gespielt werden. Ausnahme beim<br />

Spiel 1 gegen 1: nur einmalige<br />

Ballberührung im eigenen Feld.<br />

Annehmen des Balles im Fluge mit<br />

Kopf, Fuß, Oberschenkel, Brust<br />

berechtigt zu einem zweiten<br />

Schlag des Balles.<br />

Dieser Doppelvorgang zählt als ein<br />

Abspiel. Fehler: Hand-, Armberührung,<br />

Berührung der Leine,<br />

Bodenberührung im Aus.<br />

125


Koordinationstraining<br />

E<br />

^eispiejM^j<br />

Prellball<br />

Spielidee: Der Ball wird durch Prellen<br />

auf den Boden über eine niedrige<br />

Leine in das Feld der Gegenpartei<br />

geschlagen.<br />

Spielgerät: Faustball, Handball<br />

oder Fußball.<br />

Spielfeld: 16 x 8 m, geteilt durch<br />

eine 40 cm hohe Schnur oder 2<br />

Langbänke.<br />

Spieler: 4 gegen 4; auch 2 gegen<br />

2, oder 3 gegen 3 usw.<br />

Spieldauer: 2 x 10 Minuten; auch<br />

Spiel bis 21 Punkte und Feldwechsel<br />

bei 10 Punkten ist möglich.<br />

Spielregeln: Der Ball muß mit geschlossener<br />

Faust geprellt werden.<br />

Er muß bei jedem Zuspiel einmal<br />

aufprellen. Im eigenen Feld darf<br />

er dreimal aufgeschlagen werden,<br />

wobei jeder Spieler den Ball einmal<br />

berühren darf. Die Angabe erfolgt<br />

von der hinteren Begrenzungslinie<br />

auf beiden Füßen stehend außerhalb<br />

des Spielfeldes (auf Vereinbarung<br />

auch Spiel mit offener Hand).<br />

mm*miäm^<br />

Ball über die Schnur<br />

Spielidee: Der von der Gegenpartei<br />

über die Leine geworfene Ball<br />

darf im eigenen Feld nicht zu<br />

Boden fallen und umgekehrt.<br />

Spielgerät: Medizinball, Faustball,<br />

Volleyball, Fußball usw.<br />

Spielfeld: 15 x 7 m bzw. je nach<br />

Raumverhältnissen; Mittelleine<br />

hängt 2,20 bis 2,50 m hoch.<br />

Spieler: 5 gegen 5, 4 gegen 4, 6<br />

gegen 6 usw.<br />

Spielregeln: Der geworfene Ball<br />

darf Boden und Leine nicht berühren.<br />

Er darf im eigenen Feld dreimal<br />

von verschiedenen Spielern<br />

geworfen werden. Es wird z.B. bis<br />

zu 21 Fehlerpunkten gespielt.<br />

Seitenfußball<br />

Spielidee: Fußballspiel mit 3 Spielgruppen:<br />

Torwarte, Innenspielern,<br />

Außenspielern.<br />

Spielgerät: Fußball oder Handball.<br />

Spielfeld: 20 x 40 m bzw. nach<br />

Raumverhältnissen oder Spielerzahl<br />

größer oder kleiner. Tore sind<br />

die hinteren Begrenzungslinien in<br />

ganzer Länge.<br />

Spieler: 8 bis 30 (im Freien auf<br />

jeder Seite).<br />

Spieldauer: 2 x 20 (15) Minuten.<br />

Spielregeln: 6 (2, 4) Spieler jeder<br />

Partei bewachen ihre Torlinie<br />

(Fuß- und Handspiel). Als Tor gilt,<br />

wenn der Ball die Linie bis zur<br />

Reichhöhe der Arme überquert.<br />

6 (2, 4) Außenspieler besetzen<br />

die Seitenlinien (beide Parteien<br />

gemischt). Sie spielen nur außerhalb<br />

des Feldes.<br />

Sie schießen und werfen (Handspiel<br />

ist für sie erlaubt) ihren<br />

Innenspielern den Ball zu oder<br />

geben ihn untereinander ab. Die<br />

restlichen Spieler sind Innenspieler.<br />

Ihnen ist nur Fußspiel gestattet.<br />

Die Innenspieler allein können<br />

Tore erzielen.<br />

Rollball<br />

Spielidee: Medizinball durch<br />

Rollen über Zuspiel in das gegnerische<br />

Tor treiben.<br />

Spielgerät: Medizinball.<br />

Spielfeld: 20 x 10 m oder je nach<br />

Raumverhältnissen. Tore sind die<br />

rückwärtigen Begrenzungslinien in<br />

ganzer Länge.<br />

Spieler: 3 bis 6 auf jeder Seite.<br />

Spieldauer: Nach Vereinbarung.<br />

Spielregeln: Der Ball darf nur gerollt<br />

oder bis Hüfthöhe zugespielt<br />

werden. Der Spieler darf bis zu<br />

3 Schritten mit dem Ball laufen,<br />

muß ihn dabei aber rollen. Der<br />

Ballbesitzer kann nur angegriffen<br />

werden, wenn der Ball in Bewegung<br />

ist (bei zu langem Halten:<br />

Schiedsrichterwurf). Tore können<br />

nur über den rollenden, nicht über<br />

den geworfenen Ball erzielt werden.<br />

Fußspiel ist nicht erlaubt,<br />

Spiel erfolgt vom Feldmittelpunkt<br />

durch Los bzw. nach Torverlust.<br />

Kleine Spiele ohne Ball<br />

Tag und Nacht<br />

Die Parteien sitzen sich an der<br />

Mittellinie gegenüber; es können<br />

zwischen 2 und jeweils 6 bis 8<br />

Spieler pro Partei teilnehmen. Auf<br />

Zuruf »Tag« fängt die vorher als<br />

»Tag« bestimmte Partei die<br />

»Nacht« bis zum Feldrand und<br />

umgekehrt. Anstatt aus dem Sitz<br />

kann man dies auch aus dem<br />

Stand, aus der Rückenlage, aus<br />

der Bauchlage usw. durchführen.<br />

fe^:-"l[E»UO<br />

Ausbrechen<br />

2 Mannschaften bilden 2 Kreise,<br />

einen Innen- und einen Außenkreis,<br />

die nebeneinander in Gegenrichtung<br />

im Kreis laufen. Auf<br />

126


Trainingsbeispiele<br />

ein Zeichen brechen die Glieder<br />

des Innenkreises zum Feldrand<br />

(Wand) aus; der Außenkreis versucht,<br />

abzuschlagen. Es kann auch<br />

umgekehrt verfahren werden, so<br />

daß der Innenkreis den Außenkreis<br />

fängt.<br />

Große Spiele<br />

Bei den Großen Spielen werden<br />

vor allem Fußball, Hockey, Basketball,<br />

Volleyball, Handball, Korbball<br />

und im Winter auch Eishockey<br />

empfohlen.<br />

Diese Sportspiele sollen nach den<br />

regulären Wettkampfregeln gespielt<br />

werden. Und es ist darauf zu<br />

achten, daß der technischen Qualität<br />

bzw. Ballbehandlung der Vorrang<br />

gegeben wird. Mit anderen<br />

Worten: Es soll nicht nur »gespielt«<br />

werden; vielmehr soll die<br />

spezifische Schulung der unterschiedlichen<br />

Ballbehandlung<br />

(Technik der einzelnen Sportarten)<br />

im Vordergrund stehen.<br />

Übungsformen:<br />

Einzelübungen mit Gerät<br />

| | : Beispiel 1<br />

Slalomlauf<br />

Der Spieler läuft mit dem Ball am<br />

Fuß durch eine Slalomstrecke aus<br />

mindestens 6 Toren (Stangen).<br />

Dabei kann hin- und zurückgelaufen<br />

und Zeit genommen werden.<br />

Variationen<br />

Wie Grundübung,<br />

• nur mit dem rechten Fuß,<br />

• nur mit dem linken Fuß,<br />

• mit beiden Füßen,<br />

• jeweils im Vorwärtslauf,<br />

• jeweils im Rückwärtslauf,<br />

• aber gleichzeitig dabei einen<br />

Basketball prellen mit rechter,<br />

linker oder mit beiden Händen,<br />

• aber gleichzeitig dabei einen<br />

Abb. 87 Slalomlauf mit Prellen eines <strong>Tennis</strong>balles und eines Basket- oder<br />

Volleyballes<br />

<strong>Tennis</strong>ball mit einem <strong>Tennis</strong>schläger<br />

prellen (Abb. 87),<br />

• aber anstatt einen Fußball zu<br />

treiben, den Slalomlauf mit<br />

Hockeyschläger und Ball absolvieren.<br />

| Beispiel 2<br />

Matten lauf<br />

In der Halle werden verschiedentlich<br />

(links und rechts versetzt)<br />

Matten hingelegt (mindestens 6).<br />

Der Spieler soll die links liegenden<br />

Matten mit Vorwärts-, die rechts<br />

liegenden Matten mit Rückwärtsrollen<br />

überbrücken. Beim Zickzacklauf<br />

in einer bzw. in beiden<br />

Richtungen (hin und zurück) wird<br />

Zeit genommen. Die gleiche<br />

Übung kann dadurch variiert werden,<br />

daß dabei ein Basketball geprellt<br />

werden soll. Während der<br />

Rolle muß er sehr stark geprellt<br />

werden, damit er hoch abspringt.<br />

Er darf während der Rolle nur einmal<br />

den Boden berühren.<br />

| Beispiel 3 |<br />

Hindernislauf<br />

Der Spieler muß durch schnelle<br />

Aktionen Hindernisse (Stangendreieck/Autoreifen)<br />

von geringer<br />

Höhe überspringen bzw. überlaufen.<br />

Variationen<br />

• Es werden unterschiedliche<br />

Bewegungsrichtungen (z.B. nur<br />

rückwärts) festgelegt.<br />

• Alle Stangen werden erhöht.<br />

• Nur 1 oder 2 Stangen werden<br />

erhöht.<br />

• Der Spieler darf sich nur mit<br />

einem Bein fortbewegen.<br />

• Der Spieler muß zusätzlich mit<br />

den Händen Bälle, die ihm zugeworfen<br />

werden, abwehren.<br />

| Beispiel 4<br />

Markierungslauf<br />

Die Spieler überlaufen Markierungen,<br />

z.B. Seile.<br />

127


Koordinationstraining<br />

Variationen<br />

• Schnelles Überlaufen mit jeweils<br />

einem Bodenkontakt zwischen<br />

2 Seilen<br />

• Schnelles Überlaufen mit jeweils<br />

2 Bodenkontakten zwischen 2<br />

Seilen<br />

• Schnelles Überlaufen mit abwechselnd<br />

1 bzw. 2 Bodenkontakten<br />

zwischen 2 Seilen<br />

• Vorwärts- und Rückwärtslaufen<br />

sowie unterschiedliche Zahl der<br />

Bodenkontakte miteinander<br />

kombinieren<br />

a&rafcj©<br />

Gemischter Parcours<br />

Es kann ein beliebig ausgewählter<br />

Parcours aus verschiedenartigen<br />

Hindernissen und Aufgaben zusammengestellt<br />

werden.<br />

Es können Stangen, Kästen, Bock,<br />

Matten, Medizinbälle u.a. aneinandergereiht<br />

werden, um eine<br />

vielseitige koordinative Beanspruchung<br />

des gesamten Körpers zu<br />

erreichen. Das Laufen soll mit<br />

verschiedenartigen Sprüngen,<br />

Würfen, Kletterformen, Rollen<br />

usw. kombiniert werden.<br />

Als Erschwernis kann dabei ein Ball<br />

geprellt, ein Stock auf dem Finger<br />

balanciert, ein <strong>Tennis</strong>ball mit<br />

Schläger geprellt werden usw.<br />

a^sMJ©<br />

Medizinball-Golf<br />

Es werden 9 Kreise (Durchmesser<br />

0,5 m) als »Löcher« aufgezeichnet.<br />

Durch Hindernisse (Geräte,<br />

Matten, Bänke, Schnüre usw.)<br />

wird ein Zickzack-Weg gebildet.<br />

Der Medizinball wird vom Start<br />

aus mit dem Fuß in Bewegung gebracht.<br />

Der Ball soll immer in den<br />

aufgezeichneten Kreisen enden.<br />

Jeder Stoß mit dem Fuß zählt.<br />

Sieger ist, wer die wenigsten<br />

Stöße benötigt.<br />

Abb. 88<br />

Ball in der Luft halten<br />

:• ' : ;#^^^^BeLspleJ.^7 -• •.<br />

Ball in der Luft halten (Abb. 88)<br />

Der Spieler hält durch kurzfristiges<br />

Berühren mit verschiedenen Körperteilen<br />

Bälle in der Luft.<br />

Variationen<br />

• Zunächst nur mit den Füßen<br />

(mit den Beinen)<br />

• Dann mit den Händen (mit den<br />

Armen/Schultern)<br />

• Wiederholungen der »starken«<br />

und der »schwachen« Seite<br />

• Kombination nach festgelegtem<br />

Muster, z. B. Ballwandern von<br />

unten nach oben (von den Beinen<br />

über die Arme) usw.<br />

• Übungsausführung mit verschiedenen<br />

Bällen (z.B. Fußball,<br />

Handball, Volleyball, <strong>Tennis</strong>ball,<br />

Rugbyball, Luftballon)<br />

• Kombination der Grundaufgaben<br />

mit verschiedenen Bällen<br />

nacheinander (z.B. <strong>Tennis</strong>ball,<br />

Softball, Rugbyball) '<br />

j<br />

Beispjel8l 1<br />

Springen auf Minitrampolin<br />

Der Spieler federt/springt mit beiden<br />

Beinen auf einem Klein- oder<br />

Minitrampolin und führt gleichzeitig<br />

Wurfbewegungen aus.<br />

Variationen<br />

• Basketballkorbwurf<br />

• Handballzielwurf<br />

• Sprungvariationen, z.B. halbe<br />

Drehung<br />

• Würfe auch über die<br />

»ungeübte« Seite<br />

Bejspiel 9"<br />

Rollschuhlaufen<br />

Der Spieler lernt Grundstrukturen<br />

des Rollschuhlaufens (Seitabstoßtechnik,<br />

Frontalabstoßtechnik,<br />

Stoppen, Richtungsänderungen/<br />

Übersetzen, Kurvenfahren,<br />

Rückwärtsfahren).<br />

Variationen<br />

• Hindernisse umfahren und Tore<br />

unterqueren<br />

• Im Rollen Kleingeräte (z.B.<br />

Bälle) balancieren<br />

Einzelübungen ohne Gerät<br />

L<br />

Beispiel 1<br />

Karusselldrehen<br />

Der Übende sitzt im Schwebesitz<br />

und versucht (entweder gehockt<br />

oder mit gestreckten Beinen), sich<br />

seitlich zu drehen, ohne dabei das<br />

Gleichgewicht zu verlieren. Den<br />

Drehschwung erreicht man durch<br />

Abstoßen mit den Händen.<br />

L<br />

Beispiel 2~<br />

Bauch- und Rückenschaukel<br />

Der Übende liegt entweder auf<br />

dem Bauch oder auf dem Rücken<br />

und versucht, ohne Hilfe der<br />

Hände bei gestreckten Beinen ins<br />

Schaukeln zu kommen.<br />

128


Trainingsbeispiele<br />

[ Beispiel 3<br />

Schwebesitzrollen<br />

Aus dem Schwebesitz versucht der<br />

Übende, ohne den Gebrauch der<br />

Hände über die Seit- zur Bauchlage<br />

zu rollen und weiter zum Sitz<br />

zurückzudrehen usw.<br />

: :<br />

Beispiel 4 ]<br />

Keule umstoßen<br />

2 Partner fassen sich mit beiden<br />

Händen. Die Keule steht zwischen<br />

Hohe Anforderung an die Koordinationsfähigkeit<br />

den Partnern. Durch Ziehen und<br />

Schieben versucht man, den Partner<br />

zum Umstoßen der Keule zu<br />

bringen. Es kann bis 10 gezählt<br />

werden.<br />

Partnerübungen<br />

Beispiel T<br />

Fußtreten<br />

2 Partner stehen sich gegenüber,<br />

Hände auf dem Rücken. Idee: Wer<br />

kann dem Partner auf die Füße<br />

treten? Es wird z.B. bis 10 gezählt.<br />

1<br />

[ Beispiel 2<br />

Sohlenkampf<br />

2 Partner sitzen sich gegenüber im<br />

Schwebesitz; die Fußsohlen sind<br />

leicht geöffnet, so daß man sich<br />

mit den Fußsohlen gegenseitig<br />

berühren kann. Man versucht<br />

nun, durch Stöße (Sohlen gegen<br />

Sohlen) und Täuschen den Partner<br />

aus dem Schwebesitz zu bringen.<br />

Es kann bis 10 gezählt werden.<br />

[ Beispier3<br />

Hinkkampf<br />

2 Partner stehen sich gegenüber<br />

auf einem Bein, Hände auf dem<br />

Rücken. Jeder versucht, den anderen<br />

durch Stoß mit der Brust bzw.<br />

Schulter aus dem Gleichgewicht<br />

zu bringen, so daß dieser mit beiden<br />

Füßen den Boden berühren<br />

muß. Es kann bis 10 gezählt werden.<br />

129


Techniktraining<br />

130


Techniktraining<br />

Bedeutung der<br />

Technik<br />

Der Stellenwert der Technik ist in<br />

den einzelnen Sportarten sehr unterschiedlich.<br />

Es gibt Sportarten, in<br />

denen die Technik relativ einfach<br />

zu erlernen und zu bewältigen ist,<br />

bei denen aber gewisse konditioneile<br />

oder psychische Elemente<br />

dominieren. Im <strong>Tennis</strong>sport ist die<br />

Technik einer der bedeutendsten<br />

leistungslimitierenden Faktoren;<br />

denn nur über die Technik können<br />

konditioneile, taktische und psychische<br />

Fähigkeiten in das Spiel<br />

umgesetzt werden. Dementsprechend<br />

muß der tennistechnischen<br />

Schulung und dem Techniktraining<br />

ein besonderer Stellenwert in der<br />

Gesamtausbildung des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

eingeräumt werden.<br />

Es ist allerdings zu betonen, daß<br />

sowohl die qualitative und quantitative<br />

Entwicklung der Technik als<br />

auch die Lerngeschwindigkeit sehr<br />

stark von dem Ausprägungsgrad<br />

der allgemeinen Koordinationsfähigkeit<br />

sowie von den konditionellen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

jedes einzelnen abhängig ist.<br />

Damit ist gemeint, daß Schwächen<br />

sowohl im allgemeinen koordinativen<br />

Bereich als auch im Bereich<br />

der Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit<br />

bzw. deren Kombinationen sich<br />

zwangsläufig negativ auf das<br />

Techniktraining auswirken müssen.<br />

Deshalb darf man Technikschulung<br />

und Techniktraining nicht als<br />

einen getrennten Faktor betrachten,<br />

sondern man muß das Techniktraining<br />

immer als einen Teil<br />

eines unfassenden Gesamttrainings<br />

sehen.<br />

Technikarten<br />

<strong>Tennis</strong>technik ist die individuelle<br />

Realisierung einer angestrebten<br />

Idealbewegung, die als optimale<br />

Bewegungshandlung des Sportlers<br />

durch anatomische, biomechanische<br />

und physikalische Gesetze<br />

und Prinzipien eingeschränkt bzw.<br />

vorgegeben ist. Es gibt zwei Ausprägungsformen:<br />

• Mittlere oder auch elementare<br />

Bewegungsausführung, die<br />

sog. Grundform der Technik,<br />

die den Anfängern vermittelt<br />

wird<br />

• Bewegungsfertigkeit des<br />

Spitzenspielers, die aus der<br />

Grundform entstanden ist, in<br />

der aber der individuelle Stil<br />

integriert ist<br />

Es gibt keine unterschiedliche<br />

Technik für Anfänger oder für<br />

weniger begabte Spieler auf der<br />

einen und für Spitzenspieler auf<br />

der anderen Seite. Es gibt aber<br />

gewisse Qualitätsstufen und<br />

Qualitätsunterschiede.<br />

Je nach Begabung, Fleiß, Motivation<br />

und Zielsetzung erreichen einzelne<br />

Spieler unterschiedliche Stufen<br />

und somit auch eine differenziertere<br />

Ausprägung der Technik<br />

mit entsprechender Spielstärke.<br />

Auch die meisten Spitzenspieler<br />

beherrschen nicht alle Techniken<br />

optimal.<br />

<strong>Tennis</strong>technische<br />

Entwicklung<br />

Die tennistechnische Schulung ist<br />

ein fortlaufender, nie endender<br />

Prozeß, der sich darüber hinaus im<br />

Laufe der Zeit immer wieder den<br />

neuesten sportwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen sowohl im methodischen<br />

als auch im Bereich der Trainingslehre<br />

anpassen muß.<br />

Das Ziel des Techniklernens,<br />

-übens und -trainings ist<br />

• der Erwerb von stabilen technischen<br />

Grundmustern sowie von<br />

automatisierten, überdauernden<br />

und gespeicherten technischen<br />

Fertigkeiten,<br />

• die Einsatzfähigkeit dieser technischen<br />

Fertigkeiten in allen<br />

möglichen instabilen, schwierigen<br />

und ungewohnten Situationen<br />

und Lagen,<br />

bei Einhaltung einer optimalen<br />

Funktionalität in allen matchtypischen<br />

Bedingungen.<br />

Auf diesem Weg kann man die<br />

technische Schulung in 2 Stufen<br />

aufteilen:<br />

131


Techniktraining<br />

1. Stufe: Technik erlernen<br />

2. Stufe: Technik trainieren<br />

Es ist wichtig, diese beiden Stufen<br />

zu betonen und auseinanderzuhalten,<br />

denn sie unterscheiden sich in<br />

der Praxis sowohl inhaltlich als<br />

auch im Umfang und in der Intensität<br />

der Ausführung. Allerdings ist<br />

der Übergang der Stufen nicht<br />

scharf getrennt, sondern fließend.<br />

Technik erlernen<br />

In den ersten Teil dieser Stufe fällt<br />

der Erwerb der Grobform (Grobkoordination)<br />

und des ersten Teils<br />

der Feinform (Feinkoordination).<br />

Neuerwerb, die Erweiterung koordinativer<br />

Fertigkeiten, der Erwerb<br />

eines großen Bewegungsschatzes<br />

und Erfahrungen bis zum Erlangen<br />

einer tennistechnischen Feinkoordination<br />

sind der Inhalt dieser<br />

Phase.<br />

Im zweiten Teil dieser Stufe wird<br />

die Feinform (Feinkoordination)<br />

vervollständigt und die Feinstform<br />

(Feinstkoordination) erreicht. Es<br />

bilden und festigen sich individuelle<br />

Anwendungen der einzelnen<br />

Schlagtechniken, die schließlich in<br />

allen möglichen Situationen und<br />

Lagen anwendbar sein sollen. Das<br />

Üben erfolgt allerdings unter<br />

vereinfachten Bedingungen.<br />

Methodischer Grundsatz beim<br />

Technik erlernen<br />

Es soll so geübt werden, daß die<br />

zu lernenden tennistechnischen<br />

Fertigkeiten möglichst störungsfrei<br />

- unter guten oder gleichbleibenden<br />

Bedingungen,<br />

- unter Berücksichtigung physiologischer<br />

Prozesse, vor allem<br />

was den Energiebedarf und die<br />

Relation von Arbeit und Pausen<br />

betrifft,<br />

- und unter Einhaltung koordinativer<br />

Gesetzmäßigkeiten<br />

regelmäßig und in ausreichender<br />

Zahl wiederholt werden können.<br />

Technik trainieren<br />

Beim Techniktraining steht der<br />

Einsatz erworbener Techniken in<br />

spielähnlichen Situationen im<br />

Vordergrund. Die Technik soll zur<br />

Lösung aller nur denkbaren Situationen<br />

dienen. Das Ziel dieser<br />

Stufe ist die Perfektionierung der<br />

Feinstkoordination und das Erreichen<br />

einer optimalen praktischen<br />

Anwendbarkeit der tennistechnischen<br />

Fertigkeiten unter wechselnden,<br />

insbesondere unter<br />

erschwerten Bedingungen.<br />

In der Endphase dieser Stufe erreicht<br />

die <strong>Tennis</strong>technik eine funktionelle<br />

Vollkommenheit, die die<br />

individuellen Möglichkeiten weitgehend<br />

ausschöpft. Es wird<br />

schließlich die individuelle Grenze<br />

erreicht; das bedeutet, daß sich<br />

der Inhalt dieser Stufe aus wettkampfnahen<br />

Trainingsformen unter<br />

matchähnlichen Bedingungen<br />

und Belastungen zusammensetzt.<br />

Methodischer Grundsatz beim<br />

Technik trainieren<br />

Die zu trainierenden tennistechnischen<br />

Fertigkeiten<br />

- unter sich verändernden Bedingungen,<br />

- in schwierigen Lagen und Situationen,<br />

- mit Variation der Bewegungsausführung,<br />

- unter realen bzw. erschwerten<br />

Wettkampfbedingungen,<br />

- mit zeitweiliger Akzeptanz kleinerer<br />

oder größerer physiologischer<br />

Überbeanspruchung<br />

systematisch zu wiederholen.<br />

Allgemeine Hinweise<br />

zum Lernen und Trainieren<br />

der Technik<br />

Eine sportliche Bewegung versteht<br />

man als einen dynamischen, zielgerichteten<br />

Prozeß, der u.a. von<br />

dem Niveau der koordinativen<br />

Fertigkeiten und konditionellen Eigenschaften<br />

des Spielers abhängig<br />

ist. Darüber hinaus handelt es sich<br />

beim <strong>Tennis</strong> um azyklische Bewegungsabläufe.<br />

Im <strong>Tennis</strong> ist der Bewegungsablauf<br />

der Schlagausführung im Prinzip<br />

einfach und unkompliziert (mit<br />

Ausnahme des Aufschlages). Nicht<br />

der Bewegungsablauf als solcher<br />

ist schwierig, sondern die Auseinandersetzung<br />

mit zwei Geräten<br />

(dem Schläger und dem Ball), was<br />

hohe Ansprüche an die gesamtkörperliche<br />

Koordinationsfähigkeit<br />

stellt. Hinzu kommt noch, daß das<br />

eine Gerät (Ball) über das andere<br />

(Schläger) beherrscht werden<br />

muß. Am Anfang muß bewußt auf<br />

die Qualität der Bewegungsausführung<br />

geachtet werden. Deshalb<br />

besteht eine wichtige Aufgabe<br />

darin, eine möglichst umfassende<br />

(Bewegungs-)Vorstellung<br />

beim Schüler zu schaffen sowie<br />

vielfältige sensorische und<br />

kinästhetische Erfahrungen bei<br />

ihrer Ausführung zu vermitteln und<br />

bewußt zu machen. Das bedeutet,<br />

daß der Schüler Schritt für Schritt<br />

mit dem theoretischen Wissen,<br />

das seinem derzeitigen technischen<br />

Niveau entspricht, konfrontiert<br />

werden soll, um die Bewegungsabläufe<br />

bewußt ausführen zu<br />

können. Das bezieht sich vor allem<br />

auf die Periode der Grobform.<br />

Später, in der Phase der Feinform,<br />

richtet sich die Aufmerksamkeit<br />

immer mehr auf die wichtigsten<br />

Details, d.h., daß die Rückmeldungen<br />

während des Bewegungsablaufes<br />

vor allem die Störfaktoren<br />

betreffen, der Bewegungs-<br />

132


Einführung in die Trainingspraxis<br />

ablauf wird immer mehr<br />

automatisiert.<br />

Ein Bewegungsablauf im <strong>Tennis</strong><br />

gilt dann als automatisiert, wenn<br />

er praktisch »von selbst« abläuft,<br />

so daß der Spieler seine Aufmerksamkeit<br />

voll auf die Taktik richten<br />

kann, dies passiert in der Phase<br />

des Erwerbs der Feinstform. Die<br />

Steuerung und Regulierung der<br />

Bewegung geschieht dabei ohne<br />

Beteiligung des Bewußtseins.<br />

Individuelle Voraussetzungen<br />

Kalendarisches Alter<br />

Grundsätzlich gilt: Je jünger der<br />

Schüler ist, desto vielseitiger muß<br />

das Training gestaltet werden.<br />

Damit ist nicht nur das sportliche<br />

Training in seiner Gesamtheit<br />

gemeint, sondern auch speziell die<br />

tennistechnische Schulung. Im<br />

besonders günstigen Lern- und<br />

Geschicklichkeitsalter, das etwa zwischen<br />

dem 8. bis 12. Lebensjahr<br />

liegt, lernen vor allem begabte<br />

Kinder das gesamte Schlagrepertoire<br />

sehr schnell. Das Lernangebot<br />

sollte dementsprechend breit,<br />

und nicht nur auf die Grundschlagarten<br />

eingeschränkt sein.<br />

Vor allem am Anfang soll das spielerische<br />

Element im Unterricht<br />

dominieren.<br />

Trainingsalter<br />

Die allgemeine Belastungsfähigkeit<br />

im motorischen und kognitiven<br />

Bereich steigt mit zunehmendem<br />

Trainingsalter.<br />

Biologisches Alter<br />

Der Trainer muß das individuelle<br />

Entwicklungsstadium im Vergleich<br />

zum Durchschnitt im tennistechnischen<br />

Unterricht akzeptieren; besonders<br />

im Gruppenunterricht bei<br />

der Zusammenstellung der einzelnen<br />

Gruppen ist darauf zu achten.<br />

Individuelle<br />

Leistungs- und<br />

Belastungsfähigkeit<br />

Diese zwei Faktoren können sich<br />

unter Umständen sehr schnell<br />

ändern, d.h., daß man die allgemeine<br />

und spezielle Entwicklung<br />

bei dem beabsichtigten Vorgehen<br />

im <strong>Tennis</strong>training berücksichtigen<br />

und die Inhalte dem aktuellen<br />

Leistungsstand immer wieder neu<br />

anpassen muß.<br />

Trainings- und<br />

Gesundheitszustand<br />

Nicht nur das unterschiedliche Niveau<br />

der Muskelkraft, Ausdauer,<br />

Schnelligkeit, Technik usw. ist<br />

beim <strong>Tennis</strong> zu respektieren, sondern<br />

auch die Motivation, die derzeitige<br />

Einstellung, die Stimmung<br />

sowie der momentane Gesundheitszustand.<br />

Gesamtbelastungsund<br />

Erholungsfähigkeit<br />

Dabei spielen vor allem äußere<br />

Einflüsse wie Schule, Beruf, Prüfungen,<br />

Familie, Anreisewege usw.<br />

eine große Rolle. Besonders das<br />

tennistechnische Training soll, von<br />

Ausnahmen abgesehen, nicht im<br />

ermüdeten oder erschöpften Zustand<br />

stattfinden.<br />

Psychische<br />

Individualität<br />

Jeder einzelne Schüler ist unterschiedlich<br />

belastbar, und dementsprechend<br />

reagiert er unterschiedlich<br />

auf gesetzte Trainingsreize,<br />

-inhalte, -intensitäten.<br />

Geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede<br />

Vor allem in und nach der Pubertät<br />

müssen die Anforderungen geschlechtsspezifisch<br />

unterschiedlich<br />

sein. Demgegenüber sind in der<br />

Vorpubertät keine wesentlichen<br />

Unterschiede in der Belastbarkeit<br />

bzw. Lernfähigkeit festzustellen.<br />

Einführung in die<br />

Trainingspraxis<br />

Wie in allen anderen Sportarten<br />

auch, kommt es im <strong>Tennis</strong> nicht<br />

nur auf den praktischen Inhalt des<br />

Trainings an, sondern es müssen<br />

auch weitere Aspekte berücksichtigt<br />

werden, um das Training sinnvoll<br />

zu gestalten: Die Belastungsintensität,<br />

die Dauer einzelner<br />

Übungen, die Gestaltung der Pausen,<br />

die Reihenfolge der einzelnen<br />

Übungen im Hinblick auf den<br />

Inhalt und vieles mehr ist im modernen<br />

<strong>Tennis</strong>training von großer<br />

Bedeutung.<br />

Erst die Systematik und Planung<br />

ermöglichen einen optimalen Trainingserfolg<br />

und eine steile Leistungssteigerung.<br />

Ein wähl- und<br />

zielloses Aneinanderreihen von<br />

Übungen kann sogar negative<br />

Auswirkungen auf die Leistungssteigerung<br />

haben, mindestens<br />

aber eine Verzögerung und sogar<br />

Stagnation der Entwicklung hervorrufen.<br />

133


Es ist darauf zu achten, daß alle<br />

Schlagarten und Techniken regelmäßig<br />

und systematisch geübt<br />

werden. Für das Üben einer<br />

Schlagart können aus Motivationsgründen<br />

sowie vor allem aus<br />

praktischen Gründen mehrere<br />

Übungsformen gewählt werden.<br />

Eintönigkeit im Training muß vermieden<br />

werden.<br />

Dosierung der<br />

Belastung<br />

Dauer einzelner<br />

Übungen<br />

Die einzelnen Übungen haben nur<br />

dann einen Sinn, wenn sie über<br />

eine gewisse Zeitspanne mit der<br />

entsprechenden Intensität durchgeführt<br />

werden. Aus Gründen der<br />

optimalen Wiederholungszahl und<br />

der Relation von Belastung und<br />

Erholung sollten einzelne Technikübungen<br />

in der Regel 20 Minuten<br />

dauern. Kürzere Trainingsreize<br />

bringen entweder nur einen verminderten<br />

oder gar keinen Lernerfolg.<br />

Andererseits dürfen Übungen<br />

mit hohen Anforderungen an<br />

koordinative Qualitäten - und das<br />

sind fast alle tennistechnischen<br />

Trainingsformen - beim Technik<br />

lernen und einem Teil des Techniktrainings<br />

nicht einen Ermüdungsgrad<br />

überschreiten, bei dem es zu<br />

Störungen der feinmotorischen<br />

Koordination kommen kann.<br />

Sobald es zu Störungen der Feinkoordination<br />

bzw. der Konzentrationsfähigkeit<br />

kommt, muß das<br />

Techniktraining abgebrochen werden.<br />

Durch eine gezielte Verbesserung<br />

des allgemeinen konditionellen<br />

Zustandes werden die möglichen<br />

Belastungszeiten auch im<br />

feinmotorischen Bereich verlängert.<br />

Erfahrungsgemäß dauert<br />

dann eine Übung ohne Gegenspieler<br />

(der Trainer spielt zu, und<br />

der Ball wird vom Schüler nur einmal<br />

geschlagen) ca. 15 bis 30<br />

Minuten.<br />

Eine Übung mit Gegenspieler<br />

(Trainer gibt den Ball ins Spiel, und<br />

die Spieler spielen 2 oder mehrere<br />

Schläge) dauert ca. 20 bis 30<br />

Minuten.<br />

Spezifische koordinative Übungen,<br />

Kraftschnelligkeits- oder Schnellkraft-<br />

bzw. Sprungkraftübungen<br />

innerhalb des Techniktrainings<br />

dauern ca. 1 bis 5 Minuten pro<br />

Übung mit jeweils 2 bis 5 Serien<br />

mit je ca. 6 bis 10 Schlägen pro<br />

Serie und entsprechender Pause<br />

zwischen einzelnen Serien.<br />

Auf diese Weise kann man den<br />

Trainingsumfang sowie die Trainingsintensität<br />

der einzelnen<br />

Übungsarten nach Bedarf optimal<br />

steuern.<br />

Intensität einzelner<br />

Übungen<br />

Die Intensität der Übungen, d. h.<br />

die Schlagzahl pro Serie und/oder<br />

die Geschwindigkeit und der<br />

Krafteinsatz bei der Ausführung<br />

des Schlages, müssen sich nach<br />

dem Fertigkeitsgrad des Spielers<br />

und je nachdem, ob es sich um<br />

Technik erlernen oder um Technik<br />

trainieren handelt oder ob es sich<br />

um rein technisches Training oder<br />

Techniktraining unter Einbeziehung<br />

konditioneller Elemente handelt,<br />

richten.<br />

Grundsätzlich gilt, daß beim Technik<br />

erlernen die Serien ca. 5 bis<br />

15 Schläge pro Spieler pro Serie<br />

beinhalten. Danach soll eine Pause<br />

von ca. 15 bis 25 Sekunden folgen.<br />

Auf diese Weise kommt es zu<br />

keiner nennenswerten Laktatbildung<br />

und Laktatanhäufung. Diese<br />

soll unter 2 mmol/l bleiben. Es soll<br />

im anaeroben alaktaziden Bereich<br />

gearbeitet werden, um eine maximale<br />

Koordinationsfähigkeit, Lernintensität<br />

und Lernschnelligkeit zu<br />

erreichen.<br />

Beim Technik trainieren sollten die<br />

Serien variieren, so wie es auch im<br />

Match der Fall ist. So sollen kurze<br />

Serien von 2 bis ca. 10 bzw. 15<br />

Schlägen überwiegen, es sollen<br />

aber auch dazwischen längere<br />

Serien von 15 bis 25 Schlägen<br />

oder mehr pro Serie eingestreut<br />

werden. Die Gesamtwiederholungszahl<br />

pro Schlag und/oder<br />

Übungsform soll zwischen ca. 150<br />

(Technik erlernen: Grobform, Feinform)<br />

und 200 (Technik trainieren:<br />

Feinstform, Stabilisierung) liegen.<br />

Diese Wiederholungszahl ist nötig,<br />

um ausreichende und tiefe Reizeinwirkung<br />

zu erzielen. Durch eine<br />

niedrigere Zahl erreicht man diese<br />

nicht, bei einer höheren Wiederholungszahl<br />

(über 200 bis weit<br />

über 200) ermüdet vor allem das<br />

zentrale Nervensystem (was die<br />

Koordinationsqualität und Konzentrationsfähigkeit<br />

beeinflußt).<br />

Dies passiert auch, wenn man<br />

lange Serien von 30 bis 70 Schlägen<br />

und mehr fortlaufend wiederholt.<br />

Wie schon gesagt, dauert eine<br />

solche Übungsform ca. 20 bis 30<br />

Minuten. Danach soll eine 2- bis<br />

5minütige Regenerationspause<br />

vor der nächsten Trainingseinheit<br />

erfolgen.<br />

Auch bei der Gruppenarbeit sind<br />

Schlagübungen in Serien, Einzelschlägen<br />

pro Spieler vorzuziehen.<br />

Bei einer gewissen Wiederholungszahl<br />

(5 bis 15 Schläge) in<br />

Reihe ist der Spieler fähig, Hinweise<br />

oder Korrekturen wesentlich<br />

besser und schneller in die Tat<br />

umzusetzen.<br />

Die Schlaggeschwindigkeit soll fertigkeits-<br />

und situationsgemäß in<br />

134


Methodische Hinweise zum Techniktraining<br />

der Regel immer maximal sein.<br />

Das Qualitätsmerkmal hierfür ist<br />

die Erfolgsquote. Am Anfang des<br />

Trainings beurteilt man die Abweichungen<br />

in der Bewegungsausführung<br />

des Spielers, im späteren<br />

Verlauf die Streuung der geschlagenen<br />

Bälle. Der Erfolgsquotient<br />

bei derartigen Beurteilungskriterien<br />

soll bei schwierigeren<br />

Übungsformen wenigstens 60%,<br />

bei einfacheren Übungsformen 70<br />

bis 80% betragen. Falls die angegebene<br />

Zielsicherheit unterhalb<br />

von 50% liegt, ist die Schlaggeschwindigkeit<br />

für das Erreichen<br />

eines optimalen Lern- oder Trainingserfolges<br />

in der Regel zu<br />

hoch, der Spieler ist überfordert.<br />

Falls die Genauigkeit bei 90 bis<br />

100% liegt, ist der Spieler in der<br />

Regel unterfordert, die gestellten<br />

Aufgaben sind zu leicht, die Reizintensität<br />

und Reizqualität sind zu<br />

niedrig.<br />

Methodische<br />

Hinweise zum<br />

Techniktraining<br />

Um einen optimalen Übungsablauf<br />

über 20 Minuten und mehr<br />

bei hoher Schlagfrequenz und in<br />

der richtigen Seriengröße ohne zu<br />

lange Pausen und Unterbrechungen<br />

verwirklichen zu können, ist<br />

es notwendig, eine ausreichende<br />

Anzahl von <strong>Tennis</strong>bällen zur Verfügung<br />

zu haben. Empfehlenswert<br />

ist ein Einkaufswagen mit ca. 100<br />

bis 200 Bällen. Einzelne Übungsreihen<br />

innerhalb einer Trainingseinheit<br />

sollen nach folgenden<br />

methodischen Prinzipien gestaltet<br />

werden:<br />

• Vom Leichten zum Schweren<br />

• Vom langsamen zum schnellen<br />

Tempo<br />

• Reihenfolge der Inhalte: Technik,<br />

Koordinationsschnelligkeit,<br />

Reaktionsfähigkeit, Kraftschnelligkeit<br />

Diese Bereiche müssen im ausgeruhten<br />

Zustand trainiert werden.<br />

Dann folgen Übungen mit dem<br />

Ziel der Verbesserung anaerober<br />

Ausdauer.<br />

Den Abschluß bilden Übungen<br />

für die aerobe Ausdauer.<br />

Die richtige Organisation der Trainingseinheit<br />

ist von großer Bedeutung.<br />

Übungsformen für tennisspezifische<br />

Koordination, für<br />

Kraftschnelligkeit oder Explosivkraft<br />

(Startkraft, Sprungkraft)<br />

müssen relativ kurz sein (6 bis 10<br />

Wiederholungen pro Serie und<br />

2 bis 3 Serien mit 1 bis 2 Min.<br />

Pause dazwischen) und müssen im<br />

ausgeruhten Zustand erfolgen.<br />

Deshalb empfiehlt es sich, zwischen<br />

einzelnen technischen Teilen<br />

einer Trainingseinheit nach der<br />

oben erwähnten Pause die nächste<br />

Übungsform mit einer koordinativen<br />

oder Kraftschnelligkeitsübung<br />

zu beginnen, und/oder die<br />

ganze Trainingseinheit mit diesem<br />

Training anzufangen.<br />

Somit kann man innerhalb jeder<br />

Trainingseinheit von 1V 2 bis 2<br />

Stunden ca. dreimal Koordination<br />

oder/und Kraftschnelligkeit trainieren,<br />

ohne die Gefahr einzugehen,<br />

daß der Organismus für diese<br />

Trainingsbereiche ermüdet ist.<br />

Jegliche Art des tennisspezifischen<br />

Ausdauertrainings auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

muß allerdings ans Ende der<br />

Trainingseinheit gelegt werden.<br />

Einige wichtige Hinweise für das<br />

Training:<br />

• Jede Trainingseinheit soll mit<br />

ausgiebiger Aufwärmarbeit<br />

beginnen: Lauf, Lockerungsübungen,<br />

Dehnungsübungen,<br />

Sprints, Ballspiel (10 bis 30 Min.<br />

Dauer).<br />

• Auf dem <strong>Tennis</strong>platz selbst mindestens<br />

10 Minuten einschlagen,<br />

wobei am Anfang die Bälle<br />

langsam und hoch geschlagen<br />

werden sollen, um die Muskulatur<br />

und den Organismus tennisspezifisch<br />

vorzubereiten und<br />

Rhythmus und Ballgefühl zu<br />

bekommen. Vor dem Matchtraining<br />

soll die Einschlagdauer<br />

15 bis 20 Minuten dauern.<br />

• Nach jedem Training 10 bis 15<br />

Minuten auslaufen oder lockerschlagen<br />

im langsamen Tempo<br />

(Puls ca. 110 bis 140 Schläge/<br />

Min.), um die Regenerationsvorgänge<br />

einzuleiten und zu<br />

beschleunigen.<br />

Um die Spieler zur richtigen<br />

Körpergewichtsverlagerung<br />

sowie Körperbewegung in<br />

Schlagrichtung zu führen, empfiehlt<br />

es sich, Markierungen<br />

anzubringen, die die Spieler<br />

während des Schlages sowie<br />

nach dem Schlag zu einer Vorwärtsbewegung<br />

in die Schlagrichtung<br />

zwingen, indem sie<br />

diese berühren oder umlaufen<br />

müssen.<br />

Beim Flugball- oder Schmetterballtraining<br />

empfiehlt es sich,<br />

nach dem durchgeführten<br />

Schlag mit dem Schläger das<br />

Netz zu berühren, um den<br />

gleichen Effekt zu erzielen.<br />

• Bei der Mehrzahl der Gruppenübungen<br />

ohne Gegenspieler<br />

sollen die Übenden nach dem<br />

durchgeführten Schlag nach<br />

vorne und vor die Gruppe ausweichen,<br />

bevor sie sich wieder<br />

einreihen. Dadurch wird eine<br />

vorzeitige Rückwärtsbewegung<br />

noch während des Schlages<br />

sowie eine Rücklage im Schlag<br />

- wie es bei dem üblichen Einreihen<br />

nach hinten der Fall ist —<br />

verhindert.<br />

• Bei einer größeren Gruppe<br />

(6 bis 8 Spieler) empfiehlt sich<br />

135


Techniktraining<br />

bei vielen Übungen, daß die<br />

Spieler nach der durchgeführten<br />

Schlagserie einige Bälle aufheben<br />

und in den Wagen<br />

legen. Auf diese Weise kommt es<br />

zu keinem Stau, zu keiner Langeweile<br />

unter den Wartenden.<br />

• Wenn der Spieler zu oft den<br />

Ball ins Netz spielt, hilft folgende<br />

Maßnahme: Jeder Spieler<br />

muß seinen ins Netz gespielten<br />

Ball sofort aufheben und in<br />

den Trainerwagen oder Korb<br />

legen. Dadurch fällt er mindestens<br />

für eine Runde aus. Seine<br />

Konzentration und Genauigkeit<br />

steigen danach beträchtlich.<br />

Trainingsbeispiele<br />

Mit praktischen Trainingsformen<br />

könnte man allein ein komplettes<br />

Buch füllen, denn fast jeder Trainer<br />

hat im Laufe der Zeit eigene<br />

Trainingsformen kreiert oder aber<br />

bekannte Übungen modifiziert.<br />

Hier können nicht alle möglichen<br />

Übungsformen angeboten werden.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

wird auf BORN/SCHÖNBORN (1990)<br />

verwiesen.<br />

Die ausgewählten Übungen gelten<br />

stellvertretend für eine Vielzahl<br />

von Variationen und Kombinationen.<br />

Es geht vor allem darum, anhand<br />

einiger Beispiele die zuvor<br />

angeführten Grundsätze praktisch<br />

zu erläutern. Viele Übungen können<br />

auch im Zweiertraining oder<br />

Einzelunterricht angewandt werden.<br />

Der Trainer kann als Zuspieler<br />

des ersten Balles oder als Sparringspartner<br />

fungieren. Wie bereits<br />

erwähnt, ist ein Einkaufswagen<br />

mit 100 bis 200 Bällen notwendig,<br />

um den Umfang und die Intensität<br />

richtig steuern zu können.<br />

Darüber hinaus ist ein perfektes<br />

Zuspiel des Trainers die Voraussetzung<br />

für den Erfolg der jeweiligen<br />

Übung. Nicht nur die Schnelligkeit,<br />

sondern auch Höhe, Länge<br />

und Richtung des zugespielten<br />

Balles, aber auch die richtige Zeitspanne<br />

zwischen zwei zugespielten<br />

Bällen, muß sich nach der<br />

Übungsform, dem Ziel der Übung<br />

sowie dem Alter und der Spielstärke<br />

der Spieler richten.<br />

Grundsätzlich gilt, daß der Spieler<br />

beim Technik-Erlernen nicht durch<br />

zu hohes, zu langes, zu schnelles<br />

oder zu ungenaues Zuspiel unter<br />

Druck gesetzt werden soll. Im Gegenteil,<br />

die Schlagausführung soll<br />

in dieser Phase erleichtert werden,<br />

wodurch die Lernschnelligkeit unterstützt<br />

wird.<br />

Vor allem im Techniktraining werden<br />

dann absichtlich schwierige<br />

Situationen modelliert, um die<br />

Matchähnlichkeit zu erzielen.<br />

Bei einfacheren Übungsarten sowie<br />

im Anfängerbereich können<br />

auch Ballwurfmaschinen eingesetzt<br />

werden.<br />

Die einzelnen Übungen werden<br />

erst dann effektiv ablaufen, wenn<br />

das Prinzip von den Schülern verstanden<br />

wurde. Eine präzise verbale<br />

Beschreibung jeder Übung,<br />

evtl. Eigendemonstration des Trainers<br />

oder eine Durchführung der<br />

Übung im langsamen Tempo<br />

gleich zu Beginn des Trainings sowie<br />

eine Aufklärung der Schüler<br />

über den Sinn der Übung sind<br />

deshalb erforderlich.<br />

Die folgenden Übungsformen sind<br />

in 2 Schwierigkeitsstufen gegliedert.<br />

Die Stufe 1 verfolgt stets<br />

das Ziel der Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung der<br />

einzelnen Schlagtechniken. Die<br />

Beispiele 1 bis 11 sind Übungen<br />

der Schwierigkeitsstufe 1. In Stufe<br />

2 werden die Rahmenbedingungen<br />

bei der Schlagausführung in<br />

spieltypischer Weise verändert<br />

(z.B. Treffhöhe, Schlagposition)<br />

und der Schwierigkeitsgrad dadurch<br />

erhöht. Ab Beispiel 12<br />

gehören die Übungen der Stufe 2<br />

an.<br />

Zur optimalen Reizsetzung können<br />

für die meisten Übungsformen folgende<br />

Belastungsnormative empfohlen<br />

werden:<br />

• Dauer der Übung: 15 bis 25<br />

Minuten<br />

• Schläge pro Serie: 7 bis 20<br />

• Serienpause: 15 bis 30 Sekunden<br />

Bei allen übrigen Übungsformen<br />

gelten die in den Beispielen unter<br />

den Abschnitten »Durchführung«<br />

angegebenen Hinweise.<br />

Die grafischen Darstellungen der<br />

im folgenden beschriebenen<br />

Übungsbeispiele sind ab Seite 141<br />

bis Seite 144 zu finden.<br />

| Beispiel 1 |<br />

Grundlinienschlag<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung der Grundlinienschläge.<br />

Durchführung: Die Schüler lernen<br />

Grundlinienschläge von Anfang an<br />

aus der Bewegung. Sie müssen<br />

sich zum Schlag mindestens 1 bis<br />

2 m bewegen. Nach 7 bis 10<br />

durchgeführten Schlägen müssen<br />

sie sich nach vorne und seitlich<br />

bewegen - wirklichkeitsgetreue<br />

Bewegungsform zur Mitte mit<br />

richtiger Gewichtsverlagerung.<br />

136


Trainingsbeispiele<br />

l-^s»wte»aM!IH<br />

Flugball<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung des Flugballs.<br />

Durchführung: Die Schüler spielen<br />

den Flugball in der Vorwärtsbewegung.<br />

Nach dem Schlag müssen<br />

sie weiter vorrücken und das Netz<br />

berühren, bevor sie den nächsten<br />

Ball spielen. Durch die Netzberührung<br />

werden sie indirekt geleitet,<br />

in der Vorwärtsbewegung<br />

zu schlagen.<br />

-Beispiel^;<br />

Schmetterball<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung des Schmetterballs.<br />

Durchführung: 2 Spieler schmettern,<br />

2 warten. Nach jedem<br />

Schmetterball müssen die Spieler<br />

das Netz berühren. Dadurch sind<br />

sie gezwungen, jeden Schmetterball<br />

in der Rückwärtsbewegung zu<br />

spielen. Nach einer Serie wechseln<br />

die Paare.<br />

Lob<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung des Lobs.<br />

Durchführung: Der Lob soll gleich<br />

von Anfang an aus der Ecke geübt<br />

werden. Der Trainer muß so überlobbt<br />

werden, daß er auch bei<br />

maximaler Streckung des Armes<br />

den Ball nicht erreichen kann. Die<br />

Grundlinie soll dabei als Ziel<br />

anvisiert werden.<br />

(M&C§<br />

Halbflugball<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung des Halbflugballs.<br />

Durchführung: Der Halbflugball<br />

soll aus dem Mittelfeld geübt<br />

werden. Der Spieler muß zum Ball<br />

immer wieder vorwärts laufen.<br />

«•tätäti<br />

Passierschlag<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung des Topspin-<br />

Passierballes.<br />

Durchführung: Der Topspin ist der<br />

beste Passierschlag. Er soll von<br />

Anfang an von der Seitenlinie<br />

geübt werden, von woher er<br />

später am häufigsten angewandt<br />

wird.<br />

«töi?<br />

Angriffsschlag<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung des Slice-Angriffsballs.<br />

Durchführung: Der Slice soll aus<br />

dem Mittelfeld geübt werden.<br />

Erstens wird dadurch die ideale<br />

Körpergewichtsverlagerung<br />

erreicht, und zweitens wird situationsgemäß<br />

der Slice als Angriffsball<br />

geübt.<br />

I33ft3&t©<br />

Stop<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung.<br />

Durchführung: Ähnlich wie der<br />

Slice wird auch der Stop in wirklichkeitsgetreuer<br />

Situation im Mittelfeld<br />

geübt. Dadurch wird er<br />

auch zwangsweise in der Vorwärtsbewegung<br />

und als Alternative<br />

zum Slice gespielt.<br />

©tiöäjMsf<br />

zjm<br />

Flugballstop<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung.<br />

Durchführung: Auch der Flugballstop<br />

muß in der Bewegung vorwärts<br />

und in der Nähe der Seitenlinie<br />

geübt werden. Wie beim<br />

Flugballtraining soll der Spieler<br />

nach dem Schlag das Netz<br />

berühren, bevor er sich wieder<br />

einreiht.<br />

HJsö-fiaÄat<br />

Aufschlag<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung.<br />

Durchführung: Der Aufschlag wird<br />

sowohl von rechts als auch von<br />

links geübt. Nach entsprechender<br />

Sicherheit wird zunächst die Länge<br />

und dann die seitliche Plazierung<br />

trainiert.<br />

'(Dä&sräHKFÜ<br />

Return<br />

Ziel: Grobformung, Feinformung<br />

und Stabilisierung.<br />

Durchführung: Weil vor allem in<br />

der Anfängerphase die Spieler<br />

nicht aufschlagen können, muß<br />

der Trainer selbst aufschlagen. Es<br />

empfiehlt sich die Aufschlagstellung<br />

hinter der Aufschlaglinie. Von<br />

dort aus kann man das Tempo<br />

sehr gut steuern.<br />

137


Techniktraining<br />

EtetesOäQflS<br />

Grundlinienschlag<br />

Ziel: Schläge weit hinter der<br />

Grundlinie.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

hohe und lange Bälle. Der Spieler<br />

muß zuerst nach hinten ausweichen,<br />

dann den Ball in der Vorwärtsbewegung<br />

schlagen, vor der<br />

Gruppe vorbeilaufen und sich<br />

wieder einreihen.<br />

rafeffilfljl<br />

Grundlinienschlag<br />

Ziel: Schläge mit hohem Treffpunkt.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

etwas kürzere, aber sehr hohe<br />

Bälle zu. Der Spieler muß den Ball<br />

in oder über Schulterhöhe in der<br />

Vorwärtsbewegung schlagen.<br />

(»flgJtta-<br />

Grundlinienschlag<br />

Ziel: Schläge auf schnelle Bälle.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

sehr schnelle Bälle zu. Der Spieler<br />

muß trotzdem die Bälle in der Vorwärtsbewegung<br />

des Körpers<br />

schlagen.<br />


Trainingsbeispiele<br />

WffiWW,<br />

Angriffsschlag<br />

Ziel: Angriffsschlag mit hohem<br />

Treffpunkt.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle hoch ca. 2 m vor die<br />

Grundlinie. Der Spieler muß diese<br />

im Vorwärtslaufen in Schulterhöhe<br />

als Slice oder Drive (Vorhand) schlagen<br />

und danach weiter vorrücken.<br />

liEHjnaJg^<br />

Angriffsschlag<br />

Ziel: Angriffsschlag von den<br />

Seitenlinien.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle unmittelbar zu den Seitenlinien.<br />

Der Spieler muß diese<br />

als Angriffsball spielen und danach<br />

schräg vorwärts zur Mitte laufen.<br />

^mmim<br />

Schmetterball<br />

Ziel: Schmetterball aus dem<br />

Sprung.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle so hoch über den Spieler,<br />

daß dieser sie nur im maximalen<br />

Sprung erreichen kann. Danach<br />

muß er das Netz berühren, bevor<br />

der nächste Ball angespielt wird.<br />

•jjrjffigtgia^:;<br />

Schmetterball<br />

Ziel: Schmetterball nach Lobs über<br />

der linken Körperseite.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

den Ball über die linke Schulter des<br />

Spielers.<br />

Dieser muß sich fast mit dem<br />

ganzen Rücken zum Netz drehen,<br />

nach links rücken und von dort<br />

schmettern.<br />

>®mMm<br />

Schmetterball<br />

Ziel: Rückhand-Schmetterball auf<br />

der linken Platzhälfte.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle über die linke Schulter<br />

des Spielers. Dieser muß sie als<br />

Rückhand-Schmetterball longline<br />

(oder cross) schlagen.<br />

Schmetterball<br />

Ziel: Schmetterball nach dem Aufsprung<br />

des Lobs.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle über den am Netz stehenden<br />

Spieler. Dieser muß<br />

zurücklaufen, den Ball umlaufen<br />

und nach dem Absprung schmettern.<br />

jlfe Beispiel 30:<br />

Lob<br />

Ziel: Lob aus dem Rückwärtslauf<br />

und aus der Drehung.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle über den am Netz stehenden<br />

Spieler. Dieser muß<br />

zurücklaufen und die Bälle als Lob<br />

zurückspielen.<br />

ÜSBfÖäiötl<br />

Passierschlag<br />

Ziel: Passierschlag mit Vorhand<br />

aus dem Rückwärtslauf über die<br />

linke Schulter.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle über den am Netz stehenden<br />

Spieler. Dieser muß<br />

zurücklaufen und den Ball mit<br />

dem Rücken zum Netz gedreht<br />

über die linke Schulter zurückschlagen.<br />

•§eaMi&<br />

Passierschlag<br />

Ziel: Passierschlag aus dem Rückwärtslauf.<br />

Durchführung: Der Trainer spielt<br />

die Bälle über den am Netz stehenden<br />

Spieler. Dieser muß<br />

zurücklaufen, den Ball überholen,<br />

ihn an seiner rechten Körperseite<br />

tief fallen lassen und als Passierball<br />

zurückschlagen.<br />

Techniktraining defensiv<br />

Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration,<br />

Genauigkeit, Rhythmus,<br />

eigene Fehler vermeiden.<br />

Durchführung: 2 Spieler führen<br />

jeden Schlag in gleicher Form aus.<br />

Sie spielen cross-cross oder longline-longline<br />

und versuchen,<br />

wenig Fehler zu machen.<br />

Variation: Zu den Richtungen gibt<br />

der Trainer zusätzlich die Schlagtechnik<br />

vor (z. B. Spieler A Rückhand-Slice<br />

und Spieler B Vorhand-<br />

Topspin).<br />

Techniktraining defensiv<br />

Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration,<br />

Rhythmus, eigene Fehler<br />

vermeiden durch Höhe und Länge<br />

der Schläge.<br />

Durchführung: 2 Spieler schlagen<br />

Vorhand und Rückhand von<br />

Grundlinie zu Grundlinie. Sie versuchen<br />

jeden Ball zwischen T-Linie<br />

und Grundlinie zu spielen.<br />

Variation: In ca. 1 m Höhe wird<br />

eine Schnur oder ein Bauband<br />

gespannt. Es soll jeder Schlag über<br />

die Schnur gespielt werden.<br />

139


Techniktraining<br />

\r Beispiel 35 |<br />

Techniktraining defensiv<br />

Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration,<br />

Rhythmus, eigene Fehler<br />

vermeiden trotz Schlagen unter<br />

Zeitdruck.<br />

Durchführung: 1 Spieler schlägt<br />

aus der Vorhandecke abwechselnd<br />

longline und cross. Der Partner<br />

läuft an der Grundlinie und spielt<br />

Vorhand und Rückhand abwechselnd<br />

in die Vorhandecke des<br />

Gegners zurück.<br />

Variation: Zuspieler in der Rückhandecke.<br />

T v Beispiel 36 "|<br />

Techniktraining defensiv<br />

Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration,<br />

eigene Fehlertrotz intensiver<br />

Laufarbeit vermeiden, Genauigkeit,<br />

Rhythmus.<br />

Durchführung: 1 Spieler spielt<br />

stets cross, während sein Partner<br />

stets longline spielt.<br />

Variation: 3 Spieler spielen 2 gegen<br />

1, wobei 1 Spieler läuft und<br />

cross spielt, und seine Partner ihm<br />

longline die Bälle zuspielen.<br />

| Beispiel 37 "|<br />

Techniktraining offensiv<br />

von der Grundlinie<br />

Ziel: Druckvolles, offensives Spiel,<br />

risikofreudiges, schnelles und aggressives<br />

Spiel, Bälle früh spielen.<br />

Durchführung: 2 Spieler schlagen<br />

Bälle von Grundlinie zu Grundlinie.<br />

Sie stehen dabei im Spielfeld und<br />

sollen dadurch die Bälle früh spielen.<br />

Variation: Der Trainer spielt die<br />

Bälle vom Netz zu.<br />

| Beispiel 38 |<br />

Techniktraining Angriff longline<br />

Ziel: Angriffsball longline in der<br />

Vorwärtsbewegung, Passierschläge<br />

üben.<br />

Durchführung: Auf einen ins Mittelfeld<br />

gespielten Ball greift der<br />

Spieler longline an. Sein Gegner<br />

spielt den Ball longline. Anschließend<br />

versuchen beide, den Punkt<br />

zu erzielen.<br />

Variation: Angriff longline mit der<br />

Rückhand, Angriff longline mit der<br />

Vorhand.<br />

| Beispiel 39 1<br />

Techniktraining Angriff cross<br />

Ziel: Angriffsball cross in der Vorwärtsbewegung,<br />

Passierschläge<br />

üben.<br />

Durchführung: Auf einen ins Mittelfeld<br />

gespielten Ball greift der<br />

Spieler cross an. Sein Gegner spielt<br />

den Ball cross. Anschließend<br />

versuchen beide, den Punkt zu<br />

machen.<br />

Variation: Angriff cross mit der<br />

Vorhand, Angriff cross mit der<br />

Rückhand.<br />

| Beispiel 40 "|<br />

Flugballduelle 2 gegen 1<br />

Zieh Flugball in schneller Reihenfolge.<br />

Durchführung: 1 Spieler spielt<br />

gegen 2 Gegner Flugbälle in verschiedene<br />

Richtungen. Der Trainer<br />

bringt den Ball ins Spiel oder spielt<br />

selbst mit.<br />

Variation: Einzelspieler in der<br />

Mitte, Einzelspieler im linken Aufschlagfeld,<br />

Einzelspieler im rechten<br />

Aufschlagfeld.<br />

Beispiel 41<br />

Flugball-Lob<br />

Ziel: Flugball und Flugball-Lob.<br />

Durchführung: 2 Spieler spielen<br />

Flugbälle gegeneinander. Nach<br />

einem Flugball-Lob wird der<br />

Punkt ausgespielt.<br />

| Beispiel 42<br />

Flugball ausspielen<br />

Ziel: Flugball unter Wettkampfbedingungen,<br />

Reaktionsfähigkeit,<br />

Antizipation, Doppelspiel vorbereiten.<br />

Durchführung: 2 Spieler spielen<br />

von der Aufschlaglinie Flugbälle<br />

gegeneinander. Sie versuchen<br />

nach dem zweiten Schlag den<br />

Gegner auszuspielen. Der Sieger<br />

des Flugballduells spielt gegen den<br />

nächsten Gegner weiter.<br />

Variation: Cross-cross Flugballduelle,<br />

longline-longline in einer<br />

Platzhälfte.<br />

| Beispiel 43<br />

Flugballrhythmus<br />

Ziel: Flugballrhythmus finden.<br />

Durchführung: 2 Doppelpaare<br />

stehen sich in den Aufschlagfeldern<br />

gegenüber. Es darf nur Flugball<br />

gespielt werden, wobei 1 Paar<br />

stets longline und 1 Paar stets<br />

cross spielen soll.<br />

Variation: Wettkampfspezifisch<br />

einen Satz ausspielen (Zählweise<br />

wie beim Tisch-<strong>Tennis</strong>).<br />

| Beispiel 44 1<br />

Aufschläge in Zielbereiche<br />

Ziel: Aufschläge in bestimmte Zielbereiche<br />

spielen können.<br />

140


Durchführung: 2 Spieler schlagen<br />

gleichzeitig auf. Sie versuchen in<br />

markierte Zielbereiche aufzuschlagen,<br />

wobei die Schlagtechnik vorgegeben<br />

ist (z.B. von rechts Slice-<br />

Aufschlag nach außen, von links<br />

Twist-Aufschlag nach außen usw.)<br />

Variation: 2 Spieler retournieren<br />

gleichzeitig.<br />

[ Beispiel 45<br />

Twist-Aufschläge<br />

Ziel: Hoch wegspringende Twist-<br />

Aufschläge üben.<br />

Sein Partner retourniert durch die<br />

Mitte. Der Aufschläger versucht,<br />

den Flugball zu plazieren, und<br />

rückt weiter ans Netz auf. Der<br />

Retournierende versucht, den<br />

Netzspieler zu passieren.<br />

Variation: Erste Aufschläge ins<br />

linke Aufschlagfeld, zweite Aufschläge<br />

auf den Körper des<br />

Gegners.<br />

[ Beispiel 47"<br />

Return<br />

Ziel: Reaktion, Antizipation.<br />

Beispiel;49^<br />

Return auf zweite Aufschläge<br />

Ziel: Aggressive und riskante<br />

Returns üben, Umlaufen der<br />

Rückhand.<br />

Durchführung: Ein Spieler spielt<br />

zweite Aufschläge auf die Rückhandseite<br />

des Gegners. Der<br />

Returnspieler umläuft die Rückhand<br />

und schlägt aggressive<br />

Returns mit der Vorhand.<br />

Variation: Returns von der linken<br />

und rechten Seite.<br />

Durchführung: Die Spieler schlagen<br />

stets Twist-Aufschläge. Sie<br />

versuchen dabei dem Ball soviel<br />

Drall zu geben, daß er durch ein<br />

in entsprechender Entfernung aufgestelltes<br />

Tor fliegt.<br />

Durchführung: 1 Spieler schlägt<br />

auf. Ein anderer Spieler trainiert<br />

Returns. Der Returnspieler versucht<br />

die Returns sehr früh zu<br />

spielen und verringert den Abstand<br />

zur Aufschlaglinie.<br />

[ Beispiel 50<br />

Return mit Angriff<br />

Ziel: Schwache Aufschläge des<br />

Gegners zum sofortigen Angriff<br />

nutzen.<br />

Variation: Anstelle des Tors wird<br />

eine Zauberschnur (oder Bauband)<br />

über dem Netz gespannt.<br />

[ Beispiel 46 1<br />

Aufschlag und Netzangriff<br />

Zieh Aufschlag plazieren, Erreichen<br />

einer günstigen Netzposition,<br />

Flugball, Return.<br />

Durchführung: Der Aufschläger<br />

schlägt von rechts in die Mitte auf<br />

und folgt dem Aufschlag ans Netz.<br />

: Beispiellos<br />

Return<br />

Ziel: Reaktions- und Antizipationszeit<br />

verkürzen, kurze Ausholbewegung,<br />

dem Ball entgegengehen.<br />

Durchführung: Der Trainer (oder<br />

ein Spieler) schlägt auf. Er steht<br />

knapp hinter der Aufschlaglinie.<br />

Der Übende spielt Returns.<br />

Variation: Returns von der linken<br />

und von der rechten Seite.<br />

Durchführung: Ein Spieler (oder<br />

Trainer) spielt zweite Aufschläge.<br />

Der Returnspieler geht sofort aus<br />

dem Return in den Angriff über.<br />

Die bevorzugte Schlagtechnik<br />

hierfür sollte Slice sein, der lang<br />

und relativ flach gespielt wird.<br />

Nach dem Return wird der Punkt<br />

ausgespielt.<br />

Variation: Returns von der linken<br />

und rechten Seite, Return-Stop als<br />

Überraschungsmoment einstreuen.<br />

Für die Erläuterung der Übungsformen<br />

werden die folgenden Zeichen verwendet:<br />

Beispiel 1<br />

Beispiel 2<br />

O<br />

Schüler<br />

~^~Z~ Ballweg vom Schüler<br />

© Trainer<br />

A S<br />

Laufweg<br />

«*- Ballweg vom Trainer<br />

r~1 Markierung<br />

--— #»hart<br />

''""-< hoch<br />

o<br />

Ballkorb<br />

141


Techniktraining<br />

142


Trainingsbeispiele<br />

143


Techniktraining<br />

144


Taktiktraining<br />

Ausgehend von den vier elementaren<br />

taktischen Zielen im Wettkampf,<br />

• eigene Fehler vermeiden,<br />

• dem Gegner zu Fehlern verleiten/zwingen,<br />

• den Gegner keine Gelegenheit<br />

geben, direkte Punkte zu<br />

machen,<br />

• selbst direkte Punkte vorbereiten<br />

und erzielen,<br />

sollten beim Taktik-Training die eigenen<br />

technischen, konditionellen<br />

und mentalen Fähigkeiten unter<br />

Berücksichtigung tatsächlicher (der<br />

Gegner ist bekannt) bzw. fiktiver<br />

(der Gegner ist unbekannt) Fähigkeiten<br />

des Kontrahenten so trainiert<br />

werden, daß diesen taktischen<br />

Zielen entsprochen werden<br />

kann.<br />

Dazu sind vier Prozesse von zentraler<br />

Bedeutung:<br />

1. Man muß wahrnehmen, was<br />

geschieht.<br />

- Was für einen Schlag<br />

(lang/kurz, hoch/flach,<br />

cross/longline, glatt/geschnitten)<br />

hat der Gegner<br />

ausgeführt?<br />

- Wo befindet er sich? Wohin<br />

bewegt er sich? Wo ist die<br />

eigene Position?<br />

2. Man muß beurteilen, was man<br />

wahrnimmt.<br />

- Welche Möglichkeiten hat<br />

man?<br />

- Wie sieht die theoretisch<br />

optimale Lösung aus?<br />

- Ist sie unter Berücksichtigung<br />

der eigenen Fähigkeiten und<br />

der des Gegners durchführbar?<br />

3. Man muß sich für eine Handlung<br />

(ggf. aus mehreren Möglichkeiten)<br />

entscheiden.<br />

- Wie kann man die Situation<br />

entsprechend der Beurteilung<br />

unter den gegebenen<br />

Umständen (die äußeren<br />

Verhältnisse wie Sonne,<br />

Wind, Bodenbelag etc. sind<br />

mit einzubeziehen) optimal<br />

lösen?<br />

4. Man muß handeln.<br />

- Die notwendigen technischen,<br />

konditionellen und<br />

mentalen Fähigkeiten müssen,<br />

entsprechend der getroffenen<br />

Entscheidung, konsequent<br />

eingesetzt werden.<br />

Die ersten drei Prozesse spielen<br />

sich im Kopf ab: wahrnehmen,<br />

beurteilen, entscheiden. Nur diese<br />

drei Stufen betreffen die eigentliche<br />

Taktik. Sie münden in den<br />

vierten Prozeß, das Handeln, was<br />

gleichbedeutend ist mit der technischen<br />

Durchführung der taktischen<br />

Entscheidung.<br />

Taktik muß genauso erlernt und<br />

trainiert werden wie die technischen<br />

Bewegungsabläufe, bevor<br />

sie unter erschwerten Bedingungen<br />

im Wettkampf optimal angewandt<br />

werden kann. Deshalb wird<br />

unterschieden zwischen<br />

• Taktik erlernen und<br />

• Taktik trainieren.<br />

Taktik erlernen<br />

Analog zu den einzelnen Techniken,<br />

die.wir als Grundmuster zur<br />

Lösung von Bewegungsaufgaben<br />

betrachten können, versteht man<br />

unter Taktik erlernen: taktische<br />

Grundmuster erlernen und durchspielen.<br />

Taktische Grundmuster sind typische<br />

und erfolgversprechende<br />

Lösungen für einzelne Spielsituationen.<br />

Unter Taktik erlernen versteht man<br />

also das Üben bestimmter taktischer,<br />

konsequent durchzuführender<br />

Spielzüge, die sich aus Spielsituationen<br />

ergeben. Sie werden<br />

geübt, ohne daß das Verhalten<br />

des Gegners dabei berücksichtigt<br />

wird. Dabei wird nicht gegeneinander,<br />

sondern miteinander<br />

gespielt.<br />

Drei Punkte sind dabei zu beachten:<br />

1. Der Lernende hat für jede<br />

Übung die freie Entscheidung<br />

darüber, ob die sich ihm bietende<br />

Situation den Beginn<br />

einer taktischen Aktion (Grundmuster)<br />

rechtfertigt.<br />

145


Taktiktraining<br />

Er muß z.B. entscheiden, nachdem<br />

er die Situation wahrgenommen<br />

und beurteilt hat, ob<br />

der etwas kürzere Ball des Gegners<br />

sich tatsächlich zum Netzangriff<br />

anbietet oder (noch)<br />

nicht, weil er doch zu lang erscheint.<br />

2. Falls er angreift, entscheidet er<br />

bei diesem Beispiel, ob er longline<br />

oder cross angreift, d.h.,<br />

der Ort des Aufsprunges des<br />

ankommenden Balles »zwingt«<br />

den Übenden, analog der ihm<br />

bekannten optimalen theoretischen<br />

Lösung der entsprechenden<br />

Situation, sich »richtig« zu<br />

entscheiden.<br />

3. Nach der Entscheidung zum<br />

Angriff muß das ausgewählte<br />

taktische Grundmuster konsequent<br />

durchgezogen werden.<br />

Voraussetzung für das richtige<br />

taktische Lernen ist die exakte<br />

Kenntnis des theoretischen Ablaufes<br />

der entsprechenden Aktion.<br />

Der Übende muß bei diesem Beispiel<br />

wissen, warum er wohin<br />

läuft, wo er wann in die optimale<br />

Schlag- oder Drehscheiben-Position<br />

springen muß und wie er<br />

nach dem ersten Flugball reagieren<br />

soll.<br />

Aus methodischer Sicht sollten die<br />

taktischen Muster in zunehmendem<br />

Maße erschwert werden, insbesondere<br />

auch im Blick auf die zu<br />

treffenden Entscheidungen. Allerdings<br />

ist beim »Taktik lernen« der<br />

taktische Plan weitgehend vorgegeben.<br />

Das Verhalten des Gegners<br />

bei den Wahrnehmungs-, Beurteilungs-<br />

und Entscheidungs-Prozessen<br />

spielt noch keine Rolle.<br />

Übungsbeispiele<br />

• Die Spieler A und B spielen sich<br />

von Grundlinie zu Grundlinie<br />

zu; B soll auf die kurzen Bälle<br />

von A mit Rückhand Slice angreifen.<br />

A darf nur passieren<br />

(kein Lob). Der Angriffsschlag<br />

soll lang sein, damit A in Bedrängnis<br />

gerät und B eine günstige<br />

Netzposition einnehmen<br />

kann. Die Richtung des Angriff<br />

sschlages (cross oder longline)<br />

hängt alleine vom Aufsprung<br />

des Balles (Drei-Zonen-<br />

Theorie) ab, unabhängig von<br />

des Gegners Stärke oder<br />

Schwäche. Es geht in erster<br />

Linie darum, ein taktisch günstiges<br />

Grundmuster zu erlernen,<br />

durchzuspielen und zu stabilisieren.<br />

Den anschließenden<br />

Flugball schlägt B cross, unabhängig<br />

davon, ob es sich um<br />

einen Vorhand- oder Rückhand-<br />

Flugball handelt. Dabei entscheidet<br />

er auch, abhängig von<br />

seiner Position und dem Treffpunkt,<br />

ob er den Flugball lang,<br />

als Winner oder als Volley-Stop<br />

spielt.<br />

B muß also wahrnehmen, ob<br />

der Ball relativ kurz ist, d.h. im<br />

T-Linien-Bereich aufspringt,<br />

und ob er aufgrund der Flugbahn,<br />

Geschwindigkeit und<br />

Rotation eher leicht oder eher<br />

schwer als Angriffsschlag zu<br />

spielen ist, sowie ob er cross<br />

(eher aus der Mitte des Spielfeldes)<br />

oder longline (eher aus der<br />

Nähe der Einzel-Seitenlinie) zu<br />

schlagen ist (Drei-Zonen-Theorie).<br />

Danach muß er beurteilen<br />

und sich alternativ entscheiden,<br />

ob er angreift oder noch abwartet,<br />

um dann entsprechend<br />

dem taktischen Grundmuster<br />

vorzugehen.<br />

• Spieler B greift, entsprechend<br />

der Drei-Zonen-Theorie, longline<br />

oder cross an; allerdings<br />

schlägt er jetzt den Flugball<br />

longline oder cross. In diesem<br />

Fall muß B zwei alternative Entscheidungen<br />

nacheinander treffen:<br />

einmal, ob er angreift, zum<br />

anderen, wohin und wie er volliert.<br />

Ob er longline oder cross<br />

angreift, ist vom taktischen<br />

Grundmuster vorgegeben.<br />

• Spieler B geht auf den kurzen<br />

Ball von A vor; jetzt soll er nicht<br />

nur cross bzw. longline angreifen,<br />

sondern kann alternativ<br />

auch einen Stopball spielen,<br />

dem er ans Netz folgt.<br />

Taktik erlernen heißt also, taktische<br />

Grundmuster einzuüben,<br />

damit es später gelingt, die verschiedenen<br />

Möglichkeiten wie z.B.<br />

Slice-Angriff cross oder longline<br />

oder Stopball und Flugball cross<br />

oder longline in eine Wettkampfsituation<br />

einzubetten.<br />

Taktik trainieren<br />

Unter Taktik trainieren versteht<br />

man, die erlernten taktischen<br />

Grundmuster unter erschwerten<br />

Bedingungen in matchähnlichen<br />

Situationen anzuwenden, d.h.,<br />

unter verschiedenen Möglichkeiten<br />

(Grundmustern), bei gleichzeitiger<br />

Berücksichtigung des Verhaltens<br />

des Gegners, entscheiden zu<br />

müssen. Es geht dabei um Aktionen<br />

innerhalb des Spieles gegeneinander.<br />

Übungsbeispiele<br />

• Spieler A und B agieren an der<br />

Grundlinie. A soll jede passende<br />

Möglichkeit wahrnehmen, mit<br />

einem Angriffsball zum Netz zu<br />

kommen. B kann longline oder<br />

cross, schnell oder weich passieren<br />

oder einen Lob spielen.<br />

B muß also wahrnehmen, daß<br />

A angreift, wo dessen Angriffsball<br />

aufspringt und wo sich A<br />

postiert. Dann muß er beurteilen,<br />

welcher Schlag in Frage<br />

kommt, bezogen auf seine<br />

technischen Fähigkeiten, aber<br />

146


Taktik trainieren<br />

auch auf seine Position, sowie<br />

die Position von A und auf dessen<br />

Stärken bzw. Schwächen.<br />

Dann muß er sich für die beste<br />

Möglichkeit entscheiden und<br />

schließlich den entsprechenden<br />

Passierball oder Lob ausführen.<br />

• Spieler B erhält die Aufgabe, A<br />

so unter Druck zu setzen, daß<br />

dessen Schläge kürzer werden,<br />

so daß B mit einem Rückhand-<br />

Slice angreifen kann. Jetzt ist er<br />

allerdings nicht nur in seiner<br />

Entscheidung frei, cross oder<br />

longline, entsprechend dem<br />

taktischen Crundmuster anzugreifen<br />

und den Flugball cross<br />

oder longline, kurz oder lang zu<br />

spielen. Auch Richtung von<br />

Angriffsball und Volley hängen<br />

nun weitgehend von dem Verhalten<br />

(der Position) und den<br />

Fähigkeiten des Gegners ab,<br />

d. h. z. B., ob dieser besser<br />

Rückhand oder Vorhand passieren<br />

kann und ob er eher cross<br />

oder longline bevorzugt.<br />

Die bisher vorgestellten Formen<br />

des Erlernens und Trainierens von<br />

Taktik haben sich auf den einzelnen,<br />

sich wiederholenden Ballwechsel<br />

bezogen. Da diese Ballwechsel<br />

im Match in ein übergeordnetes<br />

Konzept einer Match-<br />

Strategie eingebettet werden müssen,<br />

heißt Taktik trainieren auch<br />

das Üben bestimmter Strategien in<br />

Form von Match-Training.<br />

Übungsbeispiele<br />

Bei den folgenden Beispielen wird,<br />

wie beim Tischtennis, nach Punkten<br />

gezählt.<br />

• Spieler A greift nur mit dem<br />

zweiten Aufschlag, den er<br />

bezüglich Drall, Tempo und<br />

Schlagrichtung frei wählt, an<br />

und läuft ans Netz vor. Der<br />

Punkt wird ausgespielt. Spieler<br />

A schlägt so lange auf, bis einer<br />

der beiden Spieler die ausgemachte<br />

Anzahl an Punkten<br />

erzielt hat. Taktisches Ziel für A:<br />

den Return- und Passierballschwachen<br />

Gegner sofort<br />

attackieren.<br />

• Spieler A hat nur einen Aufschlag.<br />

Spieler B soll diesen<br />

Aufschlag, wenn irgend möglich,<br />

attackieren, d.h. mit dem<br />

Return, dessen Drall und<br />

Tempo er frei wählt, die schwache<br />

Seite von A angreifen. Der<br />

Punkt wird ausgespielt. Taktisches<br />

Ziel für B: die eigene<br />

Flug- und Schmetterballstärke<br />

einsetzen.<br />

• Die Spieler A und B spielen an<br />

der Grundlinie. Der Ball wird<br />

von unten ins Spiel gebracht.<br />

Der Punkt soll nur von der<br />

Grundlinie aus gemacht werden<br />

(kein Stop). Bei diesem Spiel<br />

geht es um die taktischen<br />

Dimensionen Sicherheit bzw.<br />

kontrolliertes Risiko, Plazierung<br />

und Rhythmuswechsel im<br />

Rahmen des Grundlinienspieles.<br />

Taktisches Training kann aber auch<br />

darin bestehen, daß Spieler A bestimmte<br />

taktische Aufgaben erhält,<br />

z.B. nur cross zu spielen oder<br />

Drall und Geschwindigkeit gezielt<br />

zu wechseln. Spieler B muß dies<br />

jeweils erkennen und entsprechend<br />

darauf reagieren.<br />

Bei Taktik erlernen und bei Taktik<br />

trainieren stehen die Prozesse der<br />

Wahrnehmung, Beurteilung und<br />

Entscheidung im Vordergrund. Die<br />

Technik wird benötigt, um über<br />

das Handeln die taktischen Ziele<br />

erreichen zu können. Wird die<br />

Technik fehlerhaft eingesetzt, können<br />

selbstverständlich auch beim<br />

Taktik erlernen oder Taktik trainieren<br />

technische Hinweise und Korrekturen<br />

gegeben werden. Diese<br />

dürfen aber nicht den Schwerpunkt<br />

von Unterricht und Training<br />

ausmachen.<br />

Individuelle<br />

Voraussetzungen<br />

Wahmehmungs-, Beurteilungsund<br />

EntScheidungsprozesse erfordern<br />

in konkreten Spielsituationen,<br />

insbesondere wenn es gilt, die<br />

Stärken und Schwächen des Gegners<br />

und den Spielstand zu<br />

berücksichtigen, psychische Voraussetzungen<br />

wie Geduld und<br />

Konzentration, Mut und Risikobereitschaft<br />

sowie Disziplin. Spielerinnen<br />

und Spieler verfügen über<br />

diese Voraussetzungen jedoch in<br />

individuell unterschiedlicher<br />

Weise. Deshalb soll im folgenden<br />

auf diese individuellen Voraussetzungen<br />

eingegangen werden.<br />

Obwohl diese Voraussetzungen<br />

relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale<br />

darstellen, können sie doch<br />

durch gezieltes und kontinuierliches<br />

Training beeinflußt werden.<br />

Dies bezieht sich insbesondere auf<br />

das Üben mit Jugendlichen.<br />

Im folgenden werden zum Teil<br />

Technik-Übungen zum Training<br />

der individuellen Voraussetzungen<br />

herangezogen. Die Korrekturen<br />

und Hinweise sollten sich jedoch<br />

ausschließlich auf die entsprechenden<br />

taktischen Ziele der einzelnen<br />

Übungsbeispiele beschränken.<br />

Geduld und<br />

Konzentration<br />

Häufig ist es notwendig, den Ball<br />

sicher im Spiel zu halten oder einen<br />

bestimmten, dem Gegner unangenehmen<br />

Schlag regelmäßig<br />

zu wiederholen. Hierzu sind<br />

äußerste Konzentration und vor<br />

allem Geduld notwendig. Ungeduldiges<br />

Spiel zerstört den Schlagrhythmus<br />

und führt zu Flüchtigkeitsfehlern.<br />

147


Taktiktraining<br />

Übungsbeispiele<br />

• Ca. 20 Minuten (10 x 1,5 Min.,<br />

d.h. ca. 25 bis 30 Schläge;<br />

Pause jeweils ca. 25 Sek.) in<br />

gleichmäßigem, ruhigem<br />

Rhythmus Bälle schlagen, ohne<br />

Schlagtempo und Rhythmus<br />

wesentlich zu verändern. Taktisches<br />

Ziel: Fehler vermeiden.<br />

• Ca. 10 Minuten in Serien von<br />

15 bis 25 Schlägen mit anschließender<br />

Pause von ca. 20<br />

Sekunden immer nur den gleichen<br />

Schlag (z.B. Vorhand-Topspin,<br />

Rückhand-Slice o.a.) spielen.<br />

Taktisches Ziel: abwarten.<br />

• Alle Bälle möglichst in das von<br />

der Grundlinie und Aufschlaglinie<br />

begrenzte Feld spielen.<br />

Taktisches Ziel: Schlaglänge.<br />

• Das Aufschlagfeld in 2 oder 3<br />

Längsfelder einteilen. Den Aufschlag<br />

in eines dieser Längsfelder<br />

spielen (Aufschlagart, d.h.<br />

Twist, gerade oder Slice, kann<br />

frei gewählt werden). Aufschläge,<br />

die in die anderen Felder<br />

treffen, gelten als Fehler.<br />

Diese Übungsform zwingt zur<br />

besonderen Konzentration und<br />

verleiht dem Spieler jene Schlagsicherheit,<br />

die Voraussetzung dafür<br />

ist, im Match den gewünschten<br />

Aufschlag taktisch einzusetzen.<br />

• Als Match spielen 4 bzw. 6<br />

Spieler auf 2 bzw. 3 Plätzen<br />

Einzel mit Partnerwechsel. Jeweils<br />

nach 20 Minuten (unabhängig<br />

vom Spielstand) werden<br />

die Partner gewechselt, so daß<br />

jeder Übende nach 3 x 20 Minuten<br />

gegen 3 verschiedene<br />

Partner gespielt hat.<br />

Die Schwierigkeit besteht darin,<br />

daß sich die Partner zum einen immer<br />

wieder auf einen neuen Gegner<br />

einstellen müssen, was ein hohes<br />

Maß an Konzentrationsfähigkeit<br />

erfordert, zum anderen nicht<br />

von einem eventuell erzielten Vorsprung<br />

zehren können.<br />

Mut und<br />

Risikobereitschaft<br />

Mut und Risikobereitschaft müssen<br />

in einem vernünftigen Verhältnis<br />

zur dadurch bedingten Fehlerquote<br />

stehen. Um unnötige, hastige<br />

Fehler zu vermeiden, sollte<br />

im Zweifel eher so lange der gleiche<br />

sichere Ball zurückgespielt<br />

werden, bis sich die Chance z. B.<br />

zum Angriffsschlag bietet.<br />

Das kann nach dem ersten oder<br />

erst nach dem zwanzigsten Ballkontakt<br />

sein.<br />

Übungsbeispiele<br />

• Es werden lange Bälle geschlagen.<br />

Auf jeden kürzeren Ball,<br />

der etwa in Höhe der T-Linie<br />

aufspringt, greift der Spieler an.<br />

Die Punkte werden ausgespielt.<br />

• Spieler A schlägt nur sichere<br />

zweite Aufschläge. Mit dem<br />

Return soll Spieler B Druck<br />

machen, d.h. der Return soll<br />

als harter Risikoball zurückgeschlagen<br />

werden oder als<br />

Angriffsball, dem der Retournierende<br />

ggf. ans Netz folgt.<br />

Die Punkte werden ausgespielt.<br />

• Um den zweiten Aufschlag unter<br />

Druck (Matchbedingung) zu<br />

üben, kann der Spieler für die<br />

Dauer eines Satzes nur einen<br />

Aufschlag zur Verfügung haben.<br />

Nur mutig durchgezogene<br />

zweite Aufschläge führen zum<br />

Erfolg. Die Punkte werden ausgespielt.<br />

Disziplin<br />

Disziplin als Selbstdisziplin ist wohl<br />

die wichtigste Grundvoraussetzung<br />

für konsequentes, taktisches<br />

Spiel, insbesondere bei innerer Anspannung<br />

(Nervosität) und äußerem,<br />

nicht zuletzt vom Gegner<br />

ausgehenden Druck. Dies bezieht<br />

sich sowohl auf die Ausführung<br />

eines einzelnen Schlages, eines<br />

Spielzuges (Grundmuster) oder<br />

auf das exakte Einhalten des taktischen<br />

Planes (Match-Strategie).<br />

Übungsbeispiele<br />

• Beide Spieler befinden sich<br />

an der Grundlinie. Auf einen<br />

bestimmten Signalschlag (z. B.<br />

kurzer, halbhoher Ball ins Mittelfeld<br />

auf die Vorhandseite)<br />

werden verabredete Spielzüge<br />

geübt, z.B. abwechselnd Stop-<br />

Bälle und »Winners«. Wichtig<br />

ist, daß die vorgegebene Reihenfolge<br />

zunächst exakt eingehalten<br />

wird (Disziplin), so daß<br />

sich auch der »Zuspieler« (kurzer,<br />

halbhoher Ball ins Mittelfeld)<br />

dem Grundmuster anpassen<br />

kann. Nach einer bestimmten<br />

Zeit sollte variabel gespielt<br />

werden. Die Punkte werden<br />

ausgespielt.<br />

• Beide Spieler befinden sich an<br />

der Grundlinie. Spieler A spielt<br />

jeden Ball z. B. auf die Rückhand<br />

von B, wobei er Schlagart<br />

und Tempo ebenso frei wählen<br />

darf wie darüber befinden, ob<br />

er zum Netz vorgeht oder nur<br />

von hinten agiert. Die Punkte<br />

werden ausgespielt.<br />

Bei den folgenden Beispielen steht<br />

jeweils ein bestimmter Schlag oder<br />

ein bestimmtes taktisches Grundmuster<br />

im Vordergrund.<br />

Aufschlagtraining<br />

Wenn der taktische Plan einen<br />

speziellen Aufschlag in eine<br />

bestimmte Ecke voraussetzt, sollte<br />

zunächst dieser Aufschlag systematisch<br />

ca. 20 Minuten trainiert<br />

werden (Technik-Training). Dann<br />

erfolgt entsprechend das Training<br />

ganzer Spielzüge (Taktik erlernen).<br />

148


Grundlinienspiel<br />

Übungsbeispiele<br />

• Slice-Aufschlag von rechts auf<br />

die Vorhandseite und vorrücken<br />

ans Netz (Platz abdecken);<br />

Rückschlag- und Flugball-Richtung<br />

können frei gewählt<br />

werden. Die Punkte werden<br />

ausgespielt.<br />

• Twist-Aufschlag von links auf<br />

die Rückhand; Rückschlag- und<br />

Flugball-Richtung können frei<br />

gewählt werden. Die Punkte<br />

werden ausgespielt.<br />

• Frei aufschlagen, vorrücken.<br />

Rückschlag auf Vorhand-<br />

Volley-Seite oder Rückhand-<br />

Volley-Seite oder, abhängig von<br />

der Netznähe des Aufschlägers,<br />

den Lob einsetzen. Alternativ<br />

kann der Flugball lang oder<br />

kurz (Volley-Stop) ausgeführt<br />

werden. Die Punkte werden<br />

ausgespielt.<br />

Diese Trainingsbeispiele können<br />

auch von mehreren Spielern<br />

gleichzeitig absolviert werden. Ein<br />

Spieler retourniert, die anderen<br />

schlagen der Reihe nach auf. Haben<br />

alle serviert, nimmt der nächste<br />

Spieler die Returnposition ein.<br />

Dabei können Punkte vergeben<br />

und nach einer bestimmten<br />

Anzahl von Durchgängen kann<br />

ein Sieger ermittelt werden.<br />

Returntraining<br />

Gelegentlich erfordert der strategische<br />

Plan einen bestimmten<br />

Rückschlag, was dessen Richtung,<br />

Tempo oder Schlagart (z. B. Slice,<br />

Topspin) betrifft.<br />

Übungsbeispiele<br />

• Spieler A schlägt wahlweise auf<br />

Vor- oder Rückhand auf. Spieler<br />

B versucht, jeden Return entsprechend<br />

des taktischen Planes<br />

(Schlagrichtung, Schlaglänge,<br />

Tempo oder Drall betreffend)<br />

ins gegnerische Feld zu spielen.<br />

Die Aufgabe könnte z. B. lauten:<br />

entweder mit einem hohen<br />

Topspin zur Grundlinie oder<br />

einem Stopball zu antworten,<br />

um den sich schlecht vor- bzw.<br />

zurückbewegenden Gegner in<br />

Bewegung zu halten.<br />

• Spieler A folgt seinem Aufschlag<br />

zum Netz. Spieler B trainiert<br />

wahlweise den flachen<br />

Cross- oder Longline-Retum<br />

sowie den Rückschlag auf die<br />

Füße des Aufschlägers. Der<br />

Punkt wird ausgespielt.<br />

• Spieler A serviert sichere zweite<br />

Aufschläge. Diese Bälle werden<br />

von Spieler B entweder offensiv<br />

als »Winner-Schlag« in die<br />

Ecken des Aufschlägers retourniert<br />

(dabei kann die Rückhand<br />

umlaufen werden) oder sie<br />

werden als Vorbereitungsschläge,<br />

denen man ans Netz<br />

folgt, langsamer zur Grundlinie<br />

zurückgegeben. Der Punkt wird<br />

ausgespielt.<br />

Grundsätzlich soll jener Return<br />

geübt werden, den der taktische<br />

Plan für ein bevorstehendes<br />

Match erfordert. 15 Minuten<br />

sollte dieses Return-Training<br />

wenigstens dauern.<br />

Grundlinienspiel<br />

Nur durch Training läßt sich herausfinden,<br />

wie man am geschicktesten<br />

gegen den nächsten Gegner<br />

operiert. Ein Partner sollte die<br />

Rolle des künftigen Gegners übernehmen.<br />

So lassen sich dann die<br />

verschiedenen Möglichkeiten zielbewußt<br />

und systematisch je nach<br />

taktischem Plan durchspielen.<br />

Training des sicheren<br />

Grundlinienspiels<br />

Übungsbeispiele<br />

• Das Üben dieses Grundlinienspiels<br />

sollte wenigstens 15 bis<br />

20 Minuten pro Einheit dauern.<br />

Die beiden Partner spielen sich<br />

Bälle, was Schlagrichtung und<br />

Schlagart betrifft, frei zu. Taktisches<br />

Ziel für Spieler A: Fehler<br />

vermeiden; für Spieler B: durch<br />

ständigen Rhythmuswechsel<br />

Fehler provozieren.<br />

• Spieler A zieht sein Spiel völlig<br />

frei auf. Spieler B versucht, den<br />

Ball z. B. vorwiegend auf Rückhand<br />

von A zurückzuschlagen.<br />

Taktisches Ziel: nur eine Ecke<br />

(Schwäche des Gegners) anspielen.<br />

• Spieler A spielt nur cross, Spieler<br />

B wählt die Schlagrichtung<br />

frei. Taktisches Ziel: durch<br />

eintöniges, aber sicheres Spiel<br />

Spieler B zu den technisch<br />

schwierigeren, richtungsändernden<br />

Schlägen verleiten,<br />

d.h. ihn zu Fehlern zwingen.<br />

Bei den letzten beiden Übungen<br />

wird ein Spieler deutlich<br />

mehr belastet als der andere.<br />

Gerade der Gejagte hat es<br />

schwer, fehlerlos zu bleiben. Er<br />

muß daher »taktisch« handeln,<br />

d. h. das Schlagtempo der Aufgabe<br />

anpassen, z. B. (um Zeit zu<br />

gewinnen), den Ball gelegentlich<br />

höher zurückspielen.<br />

Training des offensiven<br />

Grundlinienspiels<br />

Übungsbeispiele<br />

• Spieler A spielt frei, Spieler B<br />

versucht, von hinten Druck zu<br />

machen. Darüber hinaus kann<br />

er alle zu kurz geratenen Bälle<br />

149


Taktiktraining<br />

von A mit Vor- bzw. Rückhand<br />

in eine Ecke schlagen (Winner-<br />

Schläge versuchen). Die Punkte<br />

werden ausgespielt.<br />

• Spieler A spielt frei, Spieler B<br />

agiert wie obiges Beispiel. Darüber<br />

hinaus kann er die Bälle<br />

auch als Vorbereitungsschlag,<br />

dem er ans Netz folgt, zurückspielen.<br />

Die Punkte werden<br />

ausgespielt.<br />

• Spieler A spielt frei, Spieler B<br />

spielt wie obiges Beispiel. Darüber<br />

hinaus kann er die zu kurz<br />

geratenen Bälle auch als Stop<br />

zurückgeben. Die Punkte werden<br />

ausgespielt.<br />

• Die Partner spielen einen Satz.<br />

Spieler A soll den Ball sicher ins<br />

Feld spielen. Spieler B dagegen<br />

soll etwas riskieren, d.h., wenn<br />

sich die Chance innerhalb des<br />

Ballwechsels dazu bietet, von<br />

hinten Druck machen (evtl.<br />

auch Rückhand umlaufen)<br />

und/oder ans Netz vorrücken.<br />

Netzspiel<br />

Aufschlag - Netzspiel<br />

Zunächst sollte der Spieler nur<br />

einem langsameren Aufschlag ans<br />

Netz folgen. Dadurch kommt er<br />

näher ans Netz, hat so günstigere<br />

Winkel und kann als Folge den<br />

Platz optimal abdecken. Aufschlag-<br />

und Retum-Richtung<br />

können vorgegeben werden.<br />

Übungsbeispiele<br />

• A serviert cross von rechts, läuft<br />

vor, nimmt die entsprechende<br />

Drehscheiben-Position ein.<br />

B retourniert frei. A schlägt den<br />

ersten Flugball lang als Vorbereitungsschlag,<br />

B spielt diesen<br />

Flugball als Passierball zurück.<br />

A rückt weiter zum Netz auf,<br />

um den Spielzug mit einem offensiven,<br />

langen Volley oder einem<br />

Volley-Stop zu beenden.<br />

Eventuell kann B noch versuchen,<br />

auch diesen Ball zu erreichen<br />

und an A vorbeizuspielen.<br />

• Aufschlag von links, Return als<br />

Passierschlag oder Lob; Flugball<br />

(in T-Linien-Höhe) lang oder<br />

Schmetterball. Die Punkte werden<br />

ausgespielt.<br />

• Aufschlag zur Mitte, Return<br />

beliebig; Flugball beliebig; Passierball<br />

beliebig. Die Punkte<br />

werden ausgespielt.<br />

• Aufschlag auf den Körper, Return<br />

mit Vor- oder Rückhand<br />

(Passierball oder Lob), Flugball<br />

beliebig; passieren oder lobben.<br />

Die Punkte werden ausgespielt.<br />

Generell bestimmt grundsätzlich<br />

der strategische Plan, wohin der<br />

Aufschlag überwiegend gerichtet<br />

sein soll und welchen Return der<br />

Partner zurückschlägt.<br />

All diese Beispiele können in Wettkampfform<br />

absolviert werden.<br />

Auch dabei hat sich die Tischtennis-Zählweise<br />

bis 21 bewährt.<br />

Bei dieser Art zu trainieren ist es<br />

wichtig, daß sich das Schlagtempo<br />

dem Übungsverlauf anpaßt bzw.<br />

unterordnet. So sollte zunächst<br />

nicht versucht werden, Asse zu<br />

schlagen oder direkte Return-<br />

Punkte zu machen. Dem nach<br />

vorne kommenden Aufschläger<br />

muß die Gelegenheit gegeben<br />

werden, den Spielzug durchzuführen.<br />

Als Erschwerung dieser<br />

Übung und um sie dann vollkommen<br />

matchkonform zu gestalten,<br />

kann natürlich jede Einschränkung<br />

jederzeit variiert bzw. zurückgenommen<br />

werden.<br />

Da viel Zeit vergeht, bis man nach<br />

dem Flug- oder Schmetterball zur<br />

Ausgangsposition zurückgekehrt<br />

ist, wäre für diese Art von Aufschlag-Flugball<br />

bzw. Vorbereitungsschlag<br />

und Flugballtraining<br />

(s. u.) ein dritter oder vierter Mitspieler<br />

ideal, der dann für den<br />

nächsten Spielzug bereitstehen<br />

könnte.<br />

Vorbereitungsschlag<br />

(Angriffsball) -<br />

Netzspiel<br />

• Zwei Spieler schlagen sich Bälle<br />

zu. Der eine nimmt die sich bietende<br />

Gelegenheit wahr, um<br />

mit einem Angriffsball ans Netz<br />

zu gehen. Er volliert oder<br />

schmettert, während sein Partner/Gegner<br />

passiert oder lobbt.<br />

Die Richtung des Angriffsballes<br />

ergibt sich aus der Drei-Zonen-<br />

Theorie, während das Ziel<br />

des Passierschlages oder Lobs<br />

zunächst festgelegt werden<br />

kann, später aber auch offenbleibt.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten<br />

werden, daß es viele komplexe<br />

Trainingsformen gibt, die sich sowohl<br />

für das Technik-Training, das<br />

Taktik-Training, das Konditions-<br />

Training als auch für das psychologisch<br />

orientierte Training eignen.<br />

Trainer und Spieler sollten sich<br />

deshalb stets darüber im klaren<br />

sein, welchen Schwerpunkt des<br />

Trainings sie jeweils im Auge<br />

haben.<br />

Jede Art von Training, bei der die<br />

Taktik im Mittelpunkt steht, sollte<br />

aber nach dem mehrfach angesprochenen<br />

Schema ablaufen:<br />

1. Die Situation wahrnehmen<br />

2. Die Situation beurteilen<br />

3. Eine Entscheidung treffen<br />

4. Die Entscheidung in die Tat<br />

umsetzen<br />

Hinweise und Korrekturen sollten<br />

beim Taktik Lernen und Taktik<br />

Trainieren deshalb in erster Linie<br />

auf diese Prozesse ausgerichtet<br />

sein.<br />

150


Netzspiei<br />

151


Konditionstraining<br />

Im modernen Leistungstennis sind<br />

ohne überdurchschnittliche Kondition<br />

keine nennenswerten Erfolge<br />

mehr möglich. Im <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

werden durch gute konditionelle<br />

Voraussetzungen Laufarbeit<br />

und Stellung zum Ball verbessert<br />

(z.B. durch Laufschnelligkeit<br />

und Laufausdauer) und die Wirkung<br />

einzelner Schläge erhöht<br />

(z.B. durch Schlagschnelligkeit<br />

und Beweglichkeit). Im <strong>Tennis</strong>training<br />

können Belastungsumfang<br />

und/oder Belastungsintensität<br />

nur auf der Basis einer guten konditionellen<br />

Verfassung gesteigert<br />

werden.<br />

Die Literatur kennt verschiedene<br />

Begriffe für die Kondition (z. B.<br />

körperliche Verfassung, motorische<br />

Hauptbeanspruchungsformen<br />

oder motorisch-konditionelle<br />

Eigenschaften). Einige Autoren<br />

unterscheiden auch konditionelle<br />

Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit<br />

und Ausdauer) und koordinative<br />

Fähigkeiten (Koordination und Beweglichkeit).<br />

Im folgenden geben<br />

wir dem (weiten) Begriff »Kondition«<br />

den Vorzug, da er in der<br />

Sportpraxis weit verbreitet und bei<br />

<strong>Tennis</strong>spielern bekannt ist.<br />

Aus systematischen Gründen<br />

differenzieren wir die Kondition in<br />

folgende vier Faktoren (Abb. 89):<br />

• Ausdauer<br />

• Kraft<br />

• Schnelligkeit<br />

• Beweglichkeit<br />

Abb. 89 Grundschema der Kondition<br />

tennisspezifische Kondition<br />

Laufausdauer Sprintkraft Antizipation/<br />

Reaktion<br />

Schlagausdauer<br />

Schlagkraft<br />

Beschleunigungsweg<br />

Konzentrationsausdauer<br />

(Verletzungsprophylaxe)<br />

Lauf-<br />

Schnelligkeit<br />

Schlag-<br />

Schnelligkeit<br />

Bewegungsökonomie<br />

(Verletzungsprophylaxe)<br />

Mittelzeit- *<br />

ausdauer<br />

Maximalkraft' •<br />

Schnellkraft<br />

Ausdauerkraft<br />

Kurzzeitausdauer<br />

Langzeitausdauer<br />

Reaktionsschnelligkeit<br />

zyklische<br />

Schnelligkeit<br />

azyklische<br />

Schnelligkeit<br />

statische<br />

Beweglichkeit<br />

dynamische<br />

Beweglichkeit<br />

Ausdauer S ?ä Kraft ' '"* Schnelligkeit * Beweglichkeit<br />

^allgem eine Kon dition ^ v. ss . *<br />

152


Ausdauer<br />

Zwischen den genannten Faktoren<br />

bestehen enge Wechselbeziehungen,<br />

die sich teilweise positiv (z. B.<br />

Kraft und Schnelligkeit) oder negativ<br />

(z.B. Kraft und Ausdauer<br />

oder Kraft und Beweglichkeit)<br />

beeinflussen können.<br />

Die Kraft bedarf einer differenzierten<br />

Betrachtungsweise. Einerseits<br />

können trainingsbedingte Kraftzuwächse<br />

sowie hoher Kraftaufwand<br />

die Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

negativ beeinflussen oder eine<br />

bereits automatisierte Schlagtechnik<br />

verändern, andererseits können<br />

Kraftdefizite die Entwicklung der<br />

Schnelligkeit (Lauf- und Schlagschnelligkeit)<br />

leistungslimitierend<br />

beeinflussen. Diese Überlegungen<br />

haben dazu geführt, daß das Unterkapitel<br />

»Kraft« vorrangig auf<br />

die Entwicklung der Schnelligkeit<br />

ausgelegt wird. Darüber hinaus<br />

wird eine mangelhaft ausgebildete<br />

Muskulatur häufig als wesentliche<br />

Ursache für die in jüngster Zeit<br />

stetig ansteigenden, verletzungsbedingten<br />

Ausfälle von Nachwuchsspielern<br />

und international<br />

bekannten Spitzenspielern angesehen.<br />

Entsprechend den Bedürfnissen<br />

vieler <strong>Tennis</strong>begeisterter haben wir<br />

ein »Heimprogramm« geschaffen,<br />

welches speziell die Stabilisierung<br />

und Kräftigung des gesamten<br />

Bewegungsapparates sowie den<br />

Ausgleich muskulärer Ungleichgewichte<br />

(Dysbalancen) zum Ziel<br />

hat. Hiermit soll vor allen Dingen<br />

ein besserer Schutz vor <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

geschaffen werden. Da<br />

dieses zusätzliche Trainingsprogramm<br />

möglichst wenig Trainingszeit<br />

beanspruchen soll und entsprechende<br />

Kraftgeräte nur mit<br />

hohem Zeit- und Kostenaufwand<br />

einsetzbar sind, müssen sämtliche<br />

Kraftübungen am Arbeitsplatz<br />

oder zu Hause (Heimprogramm)<br />

durchführbar sein.<br />

Die genannten Gründe führen zu<br />

folgender Gliederung:<br />

• Ausdauer<br />

• Kraft<br />

• Schnelligkeit<br />

• Beweglichkeit<br />

• Heimprogramm<br />

Ausdauer<br />

Definition und<br />

Bedeutung<br />

Ausdauer wird allgemein als<br />

Ermüdungswiderstandsfähigkeit<br />

gegenüber einer (sportlichen)<br />

Belastung bezeichnet.<br />

Für <strong>Tennis</strong>spieler beinhaltet<br />

die Ausdauer körperliche und<br />

geistige Ermüdungswiderstandsfähigkeit<br />

im <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

sowie Belastungsverträglichkeit<br />

und Regenerationsfähigkeit<br />

im Training.<br />

Die tennisspezifische Ausdauer ist<br />

folglich eine komplexe Fähigkeit,<br />

bei der auf der Grundlage optimaler<br />

energetischer Voraussetzungen<br />

in der Arbeitsmuskulatur auch Bewegungsökonomie<br />

und Schnelligkeit<br />

sowie Konzentrationsfähigkeit<br />

und Willensqualität zusammenwirken.<br />

Im Wettkampf soll der <strong>Tennis</strong>spieler<br />

möglichst ermüdungsfrei auch<br />

noch im 3. (5.) Satz explosiv (Erhalt<br />

der Startschnelligkeit) in die<br />

richtige Schlagposition (Erhalt der<br />

Koordinationsfähigkeit) laufen<br />

und den Ball mit höchstmöglicher<br />

Energie (Erhalt der Schlagschnelligkeit<br />

in Verbindung mit Koordination)<br />

an den richtigen Ort (Erhalt<br />

der mentalen Frische) spielen<br />

können.<br />

Voraussetzung hierfür ist eine gute<br />

körperliche und geistige Erholungsfähigkeit<br />

auf stetig wiederkehrende<br />

Schnellkraftbelastungen,<br />

damit jedes vorgegebene Spieltempo<br />

über die gesamte Spielzeit<br />

ohne Verlust der körperlichen und<br />

mentalen Leistungsfähigkeit (insbesondere<br />

Schnelligkeit, Koordination<br />

und Konzentration) absolviert<br />

werden kann.<br />

Im Training soll der <strong>Tennis</strong>spieler<br />

hohe Trainingsumfänge und -intensitäten<br />

ertragen können und<br />

möglichst schnell erholt sein. Folglich<br />

benötigen <strong>Tennis</strong>spieler eine<br />

hohe Belastungsverträglichkeit sowie<br />

eine schnelle Regenerationsfähigkeit.<br />

Die wichtigste Grundlage hierfür<br />

ist eine gut ausgebildete tennisspezifische<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

auf der Basis einer hohen<br />

Grundlagenausdauer. Anderenfalls<br />

besteht stets die Gefahr für einen<br />

Übertrainingszustand mit drohendem<br />

Leistungseinbruch.<br />

Die Bedeutung der Ausdauer für<br />

eine gesteigerte Leistungsfähigkeit<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz kann auch<br />

durch experimentelle Befunde an<br />

Leistungstennisspielern im Labor<br />

und auf dem <strong>Tennis</strong>platz belegt<br />

werden.<br />

Leistungsdiagnostik<br />

und -kontrolle<br />

Eine zutreffende Beurteilung der<br />

tennisspezifischen Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

ist nur bei einer<br />

Belastung möglich, die qualitativ<br />

und quantitativ ähnlich der im<br />

Wettkampf auftretenden Belastung<br />

ist. Der Vorteil entsprechender<br />

Kontrollverfahren liegt in einer<br />

möglichst trennscharfen Beurteilung<br />

der tennisspezifischen Ausdauerleistungsfähigkeit;<br />

hiermit<br />

soll zugleich eine gezielte, individuelle<br />

Trainingssteuerung eröffnet<br />

werden.<br />

153<br />

i


Konditionstraining<br />

Zur Ermittlung der Grundlagenausdauer<br />

von <strong>Tennis</strong>spielern ist im<br />

Labor derzeitig die Laufbandergometrie<br />

die geeignetste Methode.<br />

Sie erlaubt eine motivationsabhängige,<br />

trennscharfe Leistungsdiagnostik<br />

und produziert gleichzeitig<br />

Trainingshinweise, die je nach Trainingszeit<br />

(z.B. Grundlagenausdauer,<br />

Schnelligkeitsausdauer,<br />

Regeneration) präzise angesteuert<br />

werden kann. Hiermit ist nicht nur<br />

ein objektiver Vergleich der Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

zwischen<br />

Spielern derselben Leistungskategorie<br />

(Querschnitt), sondern auch<br />

eine exakte Kontrolle spezieller<br />

Trainings- oder Wettkampfmaßnahmen<br />

(Längsschnitt) möglich.<br />

Sie schließt auch eine Überprüfung<br />

von Eigeninitiativen ein, welche<br />

im Leistungstraining für Jugendliche<br />

sowie beim Aufbautraining<br />

(z. B. nach Verletzungen) von<br />

erhöhter Bedeutung sind. Aus motivationalen<br />

und zeitökonomischen<br />

Gründen empfiehlt es sich,<br />

diese Untersuchungsmethode als<br />

Feldtest (z. B. 400-m-Rundbahn)<br />

in der Kleingruppe (z. B. 4 bis 8<br />

Spieler gleichzeitig) mit wesentlich<br />

höherer Akzeptanz der Teilnehmer<br />

durchzuführen.<br />

Die alleinige Verwendung dieses<br />

Tests zur Diagnostik der Grundlagenausdauer<br />

befriedigt jedoch<br />

nicht, da beim <strong>Tennis</strong> die Laufbelastungen<br />

nicht einförmig und<br />

kontinuierlich sind, sondern azyklische<br />

Bewegungsabläufe mit<br />

stetigen konzentrischen und exzentrischen<br />

Beanspruchungen in<br />

unregelmäßigen Intervallen abwechseln.<br />

Auch differiert der Energieaufwand<br />

bei gegebener tennisspezifischer<br />

Belastung entsprechend<br />

einer individuell unterschiedlichen,<br />

technisch-taktischen<br />

Spielanlage (z.B. Sampras und<br />

Courier, Becker und Chang oder<br />

Graf und Sanchez-Vicario).<br />

Ergebnisse zur Grundlagenausdauer<br />

müssen daher mit dem<br />

fachmännischen Urteil des erfahrenen<br />

Trainers kombiniert oder<br />

durch einen standardisierten<br />

tennisspezifischen Ausdauertest<br />

ergänzt werden. Letzteres ist<br />

derzeitig nur durch einen stufenförmig<br />

ansteigenden Ballmaschinentest<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

möglich.<br />

Für den <strong>Tennis</strong>trainer, der vorrangig<br />

mit Spielern niedriger Leistungsstärke<br />

arbeitet, ist der Gesamtaufwand<br />

für die genannten<br />

Verfahren allerdings zu hoch. Einfachere<br />

Testverfahren wie Cooper-<br />

Test oder Conconi-Test enthalten<br />

jedoch teilweise erhebliche Fehlerquellen<br />

für eine zutreffende Diagnostik<br />

der aeroben Kapazität, so<br />

daß die aus diesen Tests resultierenden<br />

Empfehlungen für die Trainingsdosierung<br />

zwangsläufig nur<br />

grobe Richtwerte erlauben.<br />

Verläßlichere Werte für die aktuelle<br />

tennisspezifische Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

seiner Spielerinnen<br />

und Spieler erhält der <strong>Tennis</strong>trainer<br />

durch die Verwendung eines vereinfachten<br />

Ballmaschinentests<br />

(ggf. auch durch Zuspiel aus dem<br />

Ballwagen möglich) unter standardisierten<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Hierbei werden z.B. Vorhand und<br />

Rückhand im Wechsel an der<br />

Grundlinie gespielt (Schlagort an<br />

der jeweiligen Einzelseitenlinie)<br />

und nach einer jeweils 2minütigen<br />

Ballfolge von 18, 21, 24 und 27<br />

Bälle pro Minute erhöht. Für den<br />

erfahrenen <strong>Tennis</strong>lehrer werden<br />

spätestens bei 24 (27) Bällen pro<br />

Minute Unterschiede bezüglich<br />

Laufökonomie, Schlagtechnik und<br />

Schlagerfolg deutlich feststellbar,<br />

so daß relativ verläßliche Aussagen<br />

über das individuelle Niveau<br />

der tennisspezifischen Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

getroffen werden<br />

können.<br />

Ziele des<br />

Ausdauertrainings<br />

Ein Ausdauertraining für <strong>Tennis</strong>spieler<br />

verfolgt vorrangig folgende<br />

Trainingsziele:<br />

• Steigerung der Ermüdungswiderstandsfähigkeit<br />

in der tennisspezifischen<br />

Arbeitsmuskulatur<br />

(Ausdauer, Schnelligkeit und<br />

Koordination) und im mentalpsychischen<br />

Bereich (Konzentration,<br />

Wille) für Wettkampf<br />

und Training. Hierfür bedarf es<br />

vor allem eines Trainings der<br />

tennisspezifischen Ausdauer.<br />

• Verbesserung der Belastungsverträglichkeit<br />

und der Regenerationsfähigkeit<br />

im Training und<br />

Wettkampf. Hierfür ist eine<br />

Kombination des Trainings der<br />

Grundlagenausdauer und der<br />

tennisspezifischen Ausdauer<br />

besonders geeignet.<br />

• Steigerung der allgemeinen<br />

Fitneß für Wettkampf und Training<br />

sowie Verbesserung des<br />

allgemeinen Wohlbefindens;<br />

dies dient gleichzeitig der Vorsorge<br />

gegenüber gesundheitlichen<br />

Schädigungen (z.B. Arteriosklerose,<br />

Fettsucht), die<br />

größtenteils auf Bewegungsmangel<br />

und/oder falsche<br />

Ernährung zurückzuführen sind:<br />

Dieses Ziel ist vor allem für fitneß-<br />

und gesundheitsorientierte<br />

<strong>Tennis</strong>spieler im mittleren und<br />

höheren Lebensalter von<br />

besonderem Interesse. Hiefür<br />

eignet sich vor allem ein Training<br />

der Grundlagenausdauer.<br />

154


Ausdauer<br />

Methoden im Ausdauertraining<br />

und<br />

praktische Hinweise<br />

Optimales Ausdauertraining erfordert<br />

detaillierte Kenntnisse über<br />

das Anforderungsprofil der tennisspezifischen<br />

Ausdauer und die<br />

physiologische Wirkung der jeweiligen<br />

Trainingsmethoden und<br />

-inhalte. Die Ausdauertrainingsmethoden<br />

lassen sich prinzipiell in<br />

4 Hauptgruppen einteilen:<br />

• Dauermethode<br />

• Intervallmethode<br />

• Wiederholungsmethode<br />

• Wettkampfmethode<br />

Dauermethode<br />

Bei der Dauermethode steht die<br />

Verbesserung der aeroben Stoffwechselvorgänge<br />

im Vordergrund.<br />

Die Dauermethode mit konstanter<br />

Geschwindigkeit dient vorwiegend<br />

der Entwicklung der Grundlagenausdauer.<br />

Hierbei wird eine<br />

definierte Strecke in einer festgesetzten<br />

Zeit (z.B. 12-km-Lauf in<br />

60 Min.) oder eine vorgegebene<br />

Zeitdauer in bestimmter Herzfrequenz<br />

(z. B. 40-Min.-Lauf mit 140<br />

bis 150 Schlägen pro Min.) absolviert.<br />

Bei der Dauermethode mit<br />

wechselnder Geschwindigkeit<br />

werden aerober und anaerober<br />

Stoffwechsel und ein kurzfristiges<br />

Umschalten auf hohe Belastungsintensität<br />

trainiert, wodurch das<br />

Spektrum der ausdauerorientierten<br />

Organfunktionen erweitert wird.<br />

Besonders empfehlenswert für<br />

<strong>Tennis</strong>spieler ist das Fahrtspiel, bei<br />

welchem dem natürlichen Gelände<br />

entsprechend (z.B. Wiese, Hügel,<br />

Sand- und Waldwege) Tempowechsel<br />

eingebaut werden. Das<br />

Fahrtspiel sollte auf das Beanspruchungsprofil<br />

im <strong>Tennis</strong> abgestimmt<br />

werden und vorgegebene Trainingsziele<br />

(z. B. als Regenerationslauf)<br />

und das aktuelle Befinden<br />

berücksichtigen. Die verschiedenen<br />

Dauermethoden dienen der<br />

Entwicklung der Grundlagenausdauer<br />

und bilden die Basis für eine<br />

Hinführung zur tennisspezifischen<br />

Ausdauer.<br />

Intervallmethode<br />

Das Ziel des Intervalltrainings liegt<br />

vornehmlich in der Steigerung von<br />

Schnelligkeitsausdauerleistungen,<br />

wie sie vorrangig in den Kürzte.<br />

B. 400/800-m-Lauf) und Mittelzeitausdauerdisziplinen<br />

(z.B.<br />

1500/3000-m-Lauf) erforderlich<br />

sind. Charakteristisch für die Intervalltrainingsmethode<br />

ist das Prinzip<br />

der lohnenden Pause, die je<br />

nach Trainingsziel, Länge der<br />

Strecke und individuellem Trainingszustand<br />

regenerative Phasen<br />

(z. B. Trabpausen) zwischen 30 bis<br />

180 Sekunden beinhaltet und zu<br />

einer Senkung der Herzfrequenz<br />

auf 100 bis 120 Schläge pro<br />

Minute führt.<br />

Für <strong>Tennis</strong>spieler ist diese Trainingsmethode<br />

in der Regel von<br />

untergeordneter Bedeutung, da sie<br />

die tennisspezifischen Anforderungen<br />

an Ausdauer und Schnelligkeit<br />

nicht trifft, durch hohe Übersäuerung<br />

der Arbeitsmuskulatur die<br />

folgenden Trainingsinhalte behindern<br />

und die Symptome eines<br />

Übertrainings hervorrufen kann.<br />

In Einzelfällen soll diese Form des<br />

Intervalltrainings jedoch zur Schulung<br />

besonderer Willensqualitäten<br />

(z.B. Ertragen von hoher Übersäuerung,<br />

Steigerung des Durchhaltevermögens)<br />

dienen.<br />

Wiederholungsmethode<br />

Die Wiederholungsmethode beabsichtigt,<br />

wettkampfspezifische Teilanforderungen<br />

der Ausdauer innerhalb<br />

einer Trainingseinheit<br />

mehrfach zu wiederholen. Hier<br />

wird eine gewählte Laufstrecke<br />

(bzw. spezielle Ballwechselfolge)<br />

mit der im Wettkampf üblichen<br />

Belastungshöhe oder mit maximal<br />

möglicher Geschwindigkeit nach<br />

jeweils vollständiger Erholung<br />

bzw. Regeneration bis zur endgültigen<br />

Leistungsgrenze durchlaufen<br />

(bzw. gespielt).<br />

Beim Lauftraining für <strong>Tennis</strong>spieler<br />

hat diese Methode eine nur untergeordnete<br />

Bedeutung, da diese<br />

Art der Laufausdauer im <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

nicht notwendig ist. Im<br />

<strong>Tennis</strong>training bietet diese Belastungsform<br />

jedoch eine interessante<br />

Variante zur Verbesserung<br />

der tennisspezifischen Ausdauer<br />

speziell gegen Ende der Vorbereitungsperiode<br />

sowie in der Wettkampfperiode<br />

(z.B. 1 bis 2 Wochen<br />

vordem Saisonhöhepunkt).<br />

Wettkampfmethode<br />

Die Wettkampfmethode dient der<br />

Entwicklung der wettkampfspezifischen<br />

Ausdauer, der Sammlung<br />

technisch-taktischer Erfahrungen<br />

sowie der Kontrolle der Wettkampfhärte<br />

und des gegenwärtigen<br />

Leistungsstandes. Hiermit ist<br />

die Wettkampfmethode die komplexeste<br />

Methode, da sie alle für<br />

das Wettkampftennis speziellen<br />

Fähigkeiten zugleich schult; nach<br />

dieser Methode kann folglich nur<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz trainiert werden.<br />

Hierbei werden Wettkämpfe<br />

(teilweise unter erschwerten Bedingungen,<br />

wie Verkürzung der<br />

Pausen o.a.) als Trainingsinhalte<br />

verwendet. Sie dienen einer vertieften<br />

Ausschöpfung der verschiedenen<br />

Reserven und sollen<br />

über eine nachfolgende verlängerte<br />

Erholungsphase zu einer<br />

erhöhten Superkompensation<br />

führen. Die Wettkampfmethode<br />

wird ausschließlich als Vorbereitung<br />

auf unmittelbar bevorstehende<br />

saisonale Höhepunkte<br />

verwendet.<br />

155


Konditionstraining<br />

Prinzipien für das<br />

Training von Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

Ausdauertraining im Kindes- und<br />

Jugendalter dient vor allem der<br />

Ausbildung einer guten Grundlagenausdauer<br />

bzw. Verbesserung<br />

der aeroben Kapazität. Das Ausdauertraining<br />

sollte folglich vor<br />

allem umfangs- und keinesfalls<br />

intensitätsbetont sein. Hierbei ist<br />

darauf zu achten, daß das Ausdauertraining<br />

abwechslungsreich,<br />

interessant und kindgemäß gestaltet<br />

wird. Mit der aeroben Ausdauerschulung<br />

kann bereits im frühen<br />

Schulkindalter (z.B. Grundschule<br />

bzw. Primarstufe) begonnen<br />

werden, und sie scheint bei den<br />

Mädchen im 12./13. Lebensjahr<br />

und bei den Jungen im 13./14.<br />

Lebensjahr besonders wirksam<br />

trainierbar zu sein.<br />

Haupttrainingsmethode im Kindes-<br />

und Jugendalter ist die Dauermethode.<br />

Ungeeignet sind hingegen<br />

Wiederholungsmethode<br />

und Intervallmethode mit solcher<br />

Belastungshöhe und -dichte, die<br />

eine starke Beanspruchung des<br />

anaeroben Stoffwechsels erfordern.<br />

Wegen der Einförmigkeit des<br />

Dauerlauftrainings und der Gefahr<br />

einer Umwandlung von schnellen<br />

(weißen) in langsame, aber ausdauernde<br />

(rote) Muskelfasern ist<br />

durch komplexe und variable Auswahl<br />

von Trainingsinhalten und<br />

-methoden für stetige Abwechslung<br />

zu sorgen.<br />

Steuerung des<br />

Ausdauertrainings<br />

Zur Steuerung des Ausdauertrainings<br />

ist eine gegenseitige Feinabstimmung<br />

folgender Komponen-<br />

Abb. 90 Ermittlung der Steuergrößen Herzfrequenz und Laufgeschwindigkeit für<br />

das extensive und das intensive Ausdauertraining am Beispiel zweier Spieler der internationalen<br />

Spitzenklassen<br />

ten (Belastungsnormative) notwendig:<br />

• Belastungshöhe<br />

• Belastungsdauer<br />

• Belastungshäufigkeit<br />

Der in der allgemeinen Trainingslehre<br />

und Sportpraxis benutzte<br />

Begriff Belastungsintensität ist ungenau,<br />

da er die Belastungshöhe<br />

(Reizstärke) nicht isoliert fixiert,<br />

sondern häufig eine Mischung<br />

bzw. Summation verschiedener<br />

Belastungsnormative bzw. Begriffe<br />

darstellt.<br />

Die Belastungshöhe im Ausdauertraining<br />

wird üblicherweise in extensive<br />

und intensive Belastung<br />

eingeteilt. Bei der extensiven Belastung<br />

wird vorwiegend im rein aeroben<br />

Bereich trainiert, der am exaktesten<br />

über den Milchsäurespiegel<br />

im Blut (Blutlaktat) kontrolliert<br />

wird. Hierfür sind inzwischen spezielle<br />

Laktat-Meßgeräte für jedermann<br />

im Handel erhältlich.<br />

<strong>Tennis</strong>spieler mit einem in der<br />

Regel niedrigen/mittleren Ausdauer-Trainingszustand<br />

befinden<br />

sich vorrangig im aeroben Bereich,<br />

wenn ihre Blutlaktatkonzentration<br />

ca. 3 mmol/l nicht übersteigt<br />

(Abb. 90). Beim Lauftraining entspricht<br />

dies im Normalfall einer<br />

Herzfrequenz von 130 bis 150<br />

Schlägen pro Minute oder 6 bis 8<br />

Laufschritten (Atem-Schritt-Frequenz)<br />

auf einen Atmungszyklus<br />

(Ein- und Ausatmung). Dies bedeutet<br />

für die Praxis, daß während des<br />

Lauftrainings eine Unterhaltung<br />

jederzeit problemlos möglich ist.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen liegt<br />

die Herzfrequenz um ca. 10 bzw.<br />

20 Schläge höher; auch beim<br />

weiblichen Geschlecht ist häufig<br />

eine höhere Herzfrequenz (ca.<br />

5 bis 10 Schläge) erlaubt.<br />

Der am leichtesten zu bestimmende<br />

Richtwert für die Belastungshöhe<br />

(Reizstärke) ist die<br />

156


Ausdauer<br />

Herzfrequenz. Die individuelle<br />

Trainingspulsfrequenz für das<br />

Grundlagenausdauertraining sollte<br />

beim Breitensportler etwa zwei<br />

Drittel und beim Leistungssportler<br />

etwa drei Viertel der Belastungsfrequenz<br />

betragen, die jeweils zur<br />

Ruhefrequenz hinzugezählt<br />

werden müssen. Hierzu wird vorab<br />

die Belastungsfrequenz ermittelt,<br />

in dem die Ruheherzfrequenz<br />

(Messung unmittelbar vor dem<br />

Aufstehen) von der maximalen<br />

Herzfrequenz (220 minus Alter)<br />

abgezogen wird.<br />

Beispiel:<br />

30jähriger Leistungsspieler (Ruheherzfrequenz<br />

65)<br />

(Laufanfänger)<br />

220-30 = 190<br />

(maximale Frequenz)<br />

190-65 = 125<br />

(Belastungsfrequenz)<br />

125x2/3 = 83<br />

83 + 65 = 148 (Trainingsfrequenz)<br />

Das extensive Dauertraining gestattet<br />

höhere Trainingsumfänge<br />

(z. B. 40 bis 60 Min., aber auch 90<br />

Min.) als das intensive Dauertraining,<br />

so daß besondere Anpassungen<br />

im Fettstoffwechsel durch bevorzugte<br />

Verbrennung der Fette -<br />

unter gleichzeitiger Schonung der<br />

Kohlenhydratreserven - erfolgen<br />

können. Diese Form des Trainings<br />

wird auch als Regenerationsmaßnahme<br />

genutzt, indem die Laufgeschwindigkeit<br />

noch weiter gesenkt<br />

und zugleich die Laufdauer verkürzt<br />

wird.<br />

Das intensive Dauertraining erfolgt<br />

im Bereich des aerob-anaeroben<br />

Übergangs bis hin zur anaeroben<br />

Schwelle, die bei (in der Regel<br />

mäßig ausdauertrainierten) Turniertennisspielern<br />

durch einen<br />

Blutlaktatspiegel von ca. 3 bis maximal<br />

4,5 mmol/l (speziell ausdauertrainierte<br />

<strong>Tennis</strong>spieler laufen<br />

mit niedrigerem Milchsäurespiegel,<br />

z. B. 3 bis 3,5 mmol/l) gekennzeichnet<br />

ist. Dies bedeutet<br />

beim Dauerlauf (Radfahren bzw.<br />

Skilanglauf) im Normalfall eine<br />

Herzfrequenz von 150 bis 170<br />

Schlägen pro Minute bzw. eine<br />

Atem-Schritt-Frequenz von 4 bis 6<br />

(Ein- und Ausatmung). Folglich<br />

unterbleibt meist eine zwanglose<br />

Unterhaltung, da sie äußerst<br />

schwerfällt. Auch hier kann bei<br />

Jugendlichen die Herzfrequenz um<br />

ca. 5 bis 10 Schläge höher liegen.<br />

Das intensive Dauertraining wird<br />

üblicherweise 20 bis 40 Minuten<br />

durchgeführt und kann höchstens<br />

40 bis 60 Minuten (maximales<br />

Laktat-Steady-State) durchgehalten<br />

werden. Ein Training dieser Art<br />

sollte pro Woche nicht häufiger als<br />

2mal betrieben werden, da sonst<br />

die Zeit für die Wiederauffüllung<br />

der Glykogenspeicher zu kurz ist<br />

und ein Übertrainingssyndrom<br />

droht. Das maximale Sauerstoffaufnahmevermögen<br />

wird mit dem<br />

intensiven Ausdauertraining wirkungsvoll<br />

trainiert; für die Entwicklung<br />

der Grundlagenausdauer<br />

ist bei <strong>Tennis</strong>spielern das extensive<br />

Dauerlauftraining die Methode<br />

der Wahl.<br />

Prinzipiell lassen sich ähnliche Trainingseffekte<br />

für die allgemeine<br />

Grundlagenausdauer auch in anderen<br />

Sportarten erzielen, wenn<br />

möglichst große Muskelgruppen<br />

aktiviert werden und dynamische<br />

Bewegungsabläufe vorliegen. Neben<br />

dem Laufen haben vor allem<br />

Radfahren, Skilanglaufen und Rudern<br />

für <strong>Tennis</strong>spieler einen hohen<br />

Stellenwert. Zwecks besserer Ausbildung<br />

des gesamten Körpers und<br />

vor allem aus Motivationsgründen<br />

ist eine Abwechslung in den<br />

Sportarten empfehlenswert, sobald<br />

sich die Gelegenheit hierfür<br />

bietet und entsprechende Lust<br />

oder Neugierde daran besteht.<br />

Die Belastungshäufigkeit zum<br />

Aufbau der Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

sollte als Minimum 2- bis<br />

3mal wöchentlich betragen. Mit<br />

einem täglichen Ausdauertraining<br />

(z. B. im Trainingslager oder in der<br />

Vorbereitungsperiode für die<br />

Sandplatzsaison) sind schnellere<br />

Fortschritte zu erzielen. Hierbei<br />

muß streng darauf geachtet werden,<br />

daß mit dieser Überbetonung<br />

des Ausdauertrainings andere, teilweise<br />

wichtigere Leistungskomponenten<br />

nicht vernachlässigt (z. B.<br />

Technik) oder negativ beeinflußt<br />

werden (z.B. Schnelligkeit).<br />

Elementare Basis für eine dauerhafte<br />

Entwicklung der tennisspezifischen<br />

Ausdauer ist eine mittlere<br />

bis hohe Qualität der Grundlagenausdauer.<br />

Letztere stellt zugleich<br />

eine wichtige Basis für andere<br />

konditionelle Faktoren wie<br />

Schnelligkeit und Kraft dar. Ein<br />

systematischer Aufbau des Ausdauertrainings<br />

beginnt folglich mit<br />

einem Lauftraining zur Steigerung<br />

der Grundlagenausdauer, das mit<br />

fließendem Übergang in das<br />

semispezifische Ausdauertraining<br />

(Lauftraining orientiert sich an den<br />

tennisspezifischen Wettkampfbedingungen)<br />

übergeht, um anschließend<br />

in einer dritten Phase<br />

die spezielle tennisspezifische<br />

Ausdauer auf dem <strong>Tennis</strong>platz zu<br />

trainieren.<br />

Ein Ausdauertraining mit dem<br />

skizzierten Aufbau (Grundlagenausdauer,<br />

semispezifische<br />

Laufausdauer sowie tennisspezifische<br />

Ausdauer) sollte wenigstens<br />

4 Wochen, besser 6 bis 8 Wochen,<br />

in der Vorbereitungsperiode kontinuierlich<br />

durchgeführt werden.<br />

Mit dem Ziel einer deutlichen Verbesserung<br />

der Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

wird in diesem Zeitraum<br />

das Ausdauertraining täglich oder<br />

wenigstens alle 2 bis 3 Tage wiederholt.<br />

157


Konditionstraining<br />

Leistungsorientierte <strong>Tennis</strong>spieler<br />

legen eine solche Ausdauertrainingsperiode<br />

in den Zeitraum<br />

Mitte Februar bis Mitte April, so<br />

daß bereits zu Beginn der Freiluftsaison<br />

gute Voraussetzungen für<br />

das tennisspezifische Technik- und<br />

Matchtraining geschaffen worden<br />

sind. In Einzelfällen kann auch<br />

eine Ausdehnung des Ausdauertrainings<br />

auf das gesamte Winterhalbjahr<br />

(z. B. 2- bis 3mal wö.-<br />

chentlich) wünschenswert sein; bei<br />

dieser Konzeption sollte das folgende<br />

Winterhalbjahr vorrangig<br />

dem Schnelligkeitstraining (einschließlich<br />

Muskelaufbau- bzw.<br />

Kraftraining) vorbehalten sein.<br />

Da Berufstennisspieler durch ihre<br />

Turnierverpflichtungen terminlich<br />

stark eingeengt sind und in der Regel<br />

über eine fundierte Ausdauergrundlage<br />

verfügen, muß ein Ausdauertraining<br />

von 2 bis 4 Wochen<br />

Dauer ausreichen. Ein solcher ausdauerbetonter<br />

Mesozyklus wird je<br />

nach Leistungsstand, individueller<br />

Spielanlage und geplantem Trainingsziel<br />

jährlich 1- bis 2mal passend<br />

zum Turnierkalender wiederholt.<br />

Trainingsbeispiele<br />

Grundlagenausdauer und<br />

semispezifische Laufausdauer<br />

Dauerlauf mit extensivem Tempo<br />

über 40 bis 60 Minuten. Laufanfänger<br />

beginnen mit4mal 5, 3mal<br />

10 oder 2mal 20 Minuten.<br />

v^^mmmm 1<br />

Fahrtspiel im Gelände über 30 bis<br />

60 Minuten in extensivem Grundtempo<br />

mit kurzzeitigem Tempowechsel<br />

(z.B. Kurzsprints, Steigerungs-,<br />

Sprung-, Slalom- und Bergläufe)<br />

je nach Gelände oder persönlichem<br />

Belastungsempfinden.<br />

L" Beispiel 3<br />

Dauerlauf mit extensivem Tempo<br />

(60 bis 90 Min.) unter Einbezug<br />

eines systematischen Trainings zur<br />

Verbesserung der Schnelligkeit<br />

bzw. Kraftschnelligkeit.<br />

Beispielsweise werden unmittelbar<br />

nach dem Einlaufen 2mal 6 10- bis<br />

20-m-Bergauf-Läufe, 3mal 5 20-<br />

m-Sprints oder 4mal 2 15- bis 25-<br />

m-Zickzack-Läufe nach der Wiederholungsmethode<br />

durchgeführt.<br />

' • ..rr,;^iiBeispiel#* y ]<br />

Unmittelbar nach einem (extensiven!)<br />

Dauerlauf von wenigstens<br />

30 Minuten Dauer wird ein<br />

Schnelligkeitstraining (z.B. Sprints,<br />

Kurzsprints, Zickzack-Läufe in der<br />

Konkurrenzsituation) oder ein tennisspezifisches<br />

Schnelligkeitstraining<br />

in Kombination mit technisch-taktischen<br />

Aufgaben (z.B.<br />

Passierbälle aus Bedrängnis, situationsgerechter<br />

Rückschlag nach<br />

dem Rücklaufen als Antwort auf<br />

einen guten Lob) durchgeführt.<br />

l@äW£; 1<br />

Fußballtennis (1:1 oder 2:2) mit<br />

weichem Ball oder Prellballtennis<br />

(1:1) im <strong>Tennis</strong>-Halbfeld mit<br />

wechselnden Partnern.<br />

<strong>Tennis</strong>spezifische Ausdauer<br />

I


Kraft<br />

|fflf|g|flflJpiBeisPielJ5 - |<br />

<strong>Tennis</strong>wettkampf ohne Aufschlag<br />

nach Tischtenniszählweise (Satz<br />

ist nach 11 oder 21 Punkten<br />

beendet):<br />

Die Ballwechsel werden durch<br />

unteres Zuspiel in die hintere<br />

Rückhand- oder Vorhandseite<br />

(ggf. nach Vorgabe) eröffnet (im<br />

Halbfeld darf kein Volley gespielt<br />

werden).<br />

•JM^U Beispiele |<br />

<strong>Tennis</strong>einzel mit verkürzter Pause<br />

(zu dritt):<br />

2 Aufschläger auf der einen Seite<br />

wechseln sich bei jedem Punkt ab,<br />

während der Rückschläger pausenlos<br />

spielt. Der jeweils pausierende<br />

Aufschläger sammelt die Bälle für<br />

den nächsten Ballwechsel.<br />

•MMWBaäilP.IW;^ • I<br />

Trainings-Wettkampf mit erhöhter<br />

Laufarbeit:<br />

Einer der beiden Spieler darf auf<br />

dem gesamten Spielfeld nur Vorhand<br />

(Rückhand) benutzen. Der<br />

andere Spieler behält das reguläre<br />

Spielfeld und spielt mit Vor- und<br />

Rückhand. Nach 10 Gewinnpunkten<br />

(Anspiel von unten) oder<br />

6 Spielen erfolgt Seitenwechsel.<br />

Kraft<br />

Definition und<br />

Bedeutung<br />

Aus sportpraktischer Sicht ist<br />

Kraft die willkürliche Fähigkeit<br />

des Nerv-Muskel-Systems,<br />

Widerstand zu überwinden,<br />

entgegenzuwirken bzw. zu<br />

halten.<br />

Die Kraft erscheint in der Sportpraxis<br />

vorrangig in den Anwendungsformen<br />

Maximalkraft,<br />

Schnelligkeit und Kraftausdauer.<br />

Maximalkraft ist die höchstmögliche<br />

Kraft, die ein Sportler willkürlich<br />

mit statischen oder dynamischen<br />

Kontraktionen gegen einen<br />

Widerstand ausüben kann (z.B.<br />

Gewichtheben).<br />

Schnellkraft ist die Fähigkeit des<br />

Sportlers, Widerständen in einer<br />

festgelegten Zeit einen möglichst<br />

hohen Kraftstoß zu erteilen (z. B.<br />

Sprintstart oder Aufschlag). Hiervon<br />

wird die Reaktivkraft als jene<br />

Muskelleistung unterschieden,<br />

die innerhalb eines Dehnungs-Verkürzungszyklus<br />

(z.B. Hochsprung)<br />

einen erhöhten Kraftstoß produziert.<br />

Kraftausdauer bestimmt die<br />

Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung<br />

von langanhaltenden oder<br />

stetig sich wiederholenden Belastungen<br />

(z.B. Rudern).<br />

Prinzipiell hat die Muskelkraft im<br />

<strong>Tennis</strong> bei allen Bewegungen eine<br />

wichtige Bedeutung, wenn<br />

Schnelligkeit gefordert wird und<br />

zugleich höhere Widerstände zu<br />

überwinden sind. Die Kraft spielt<br />

vor allem bei jedem explosiven<br />

Start zum Ball eine dominante<br />

Rolle; sie kann aber auch bei verschiedenen<br />

<strong>Tennis</strong>techniken wie<br />

z.B. Aufschlag (Arm- und Rumpfkraft),<br />

Rückhandschmetterball,<br />

Vorhandschuß und schnellem<br />

Rückhandschlag mit Topspin als<br />

leistungsbestimmender Faktor<br />

wirken.<br />

Die Beispiele belegen, daß der<br />

<strong>Tennis</strong>spieler vor allem Schnellkraft<br />

benötigt, die größtenteils in engem<br />

Zusammenhang mit der Koordinationsfähigkeit<br />

(z.B. Rückhandschmetterball),<br />

der Schnelligkeit<br />

(z. B. Aufschlag, Vorhandschuß)<br />

und der Maximalkraft<br />

(abruptes Abstoppen und höchste<br />

Beschleunigung beim Gegenstart<br />

zum Ball) steht. Die enge Vernetzung<br />

der Schnellkraft mit anderen<br />

Faktoren verdeutlicht, daß im Gegensatz<br />

zur Schnelligkeit ein Kraftdefizit<br />

bei <strong>Tennis</strong>spielern durch<br />

überdurchschnittliche Ausprägung<br />

anderer konditioneller und koordinativer<br />

Fähigkeiten größtenteils<br />

kompensiert werden kann. Allerdings<br />

kann eine mangelhaft entwickelte<br />

Kraft (z. B. Beinkraft oder<br />

Rumpfkraft) die individuelle<br />

Höchstleistung im <strong>Tennis</strong> begrenzen,<br />

falls dieses Defizit eklatant ist<br />

oder entsprechende Kompensationsmöglichkeiten<br />

(<strong>Tennis</strong>technik,<br />

Schnelligkeit, Beweglichkeit) fehlen.<br />

Für das Damentennis trifft<br />

dies häufiger zu als für das Herrentennis.<br />

Orthopäden und Physiotherapeuten<br />

haben in jüngster Zeit häufig<br />

darüber berichtet, daß eine mangelhafte<br />

Ausbildung der Kraft und<br />

Dehnfähigkeit bei besonders beanspruchten<br />

Muskelgruppen (z.B.<br />

Kniestrecker oder Rückenstrecker)<br />

sowie ein deutliches muskuläres<br />

Ungleichgewicht (Dysbalance) insbesondere<br />

an Schulter, Lendenwirbelsäule<br />

und Oberschenkel eine<br />

wesentliche Ursache für chronische<br />

Überbeanspruchungen, akute<br />

Verletzungen und irreversible<br />

Sportschäden darstellen.<br />

Die genannten Gründe führen<br />

dazu, daß im folgenden vor allem<br />

die (tennisspezifische) Schnellkraft<br />

behandelt wird; für die Verhütung<br />

von typischen <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

und <strong>Tennis</strong>schäden sollen die<br />

wichtigsten muskulären Voraussetzungen<br />

über ein sogenanntes<br />

Heimprogramm geschaffen werden;<br />

diese Thematik wird in einem<br />

speziellen Kapitel dargestellt<br />

(s. S. 173).


Konditionstraining<br />

160


Kraft<br />

161


Konditionstraining<br />

Ziele des (Schnell-)<br />

Krafttrainings<br />

In Abhängigkeit von Trainingsperiode<br />

und Beanspruchungsprofil der<br />

Sportart werden im (Schnell-)<br />

Krafttraining 2 Hauptziele unterschieden:<br />

• Vergrößerung des Muskelquerschnitts<br />

(Muskelaufbautraining)<br />

• Verbesserung der neuronalen<br />

Steuerung bei Muskelarbeit<br />

(intra- und intermuskuläre<br />

Koordination)<br />

Die Querschnittsvergrößerung der<br />

Muskelfasern kommt durch eine<br />

Vermehrung der Sarkomere und<br />

somit durch eine Zunahme der<br />

Myofibrillenzahl innerhalb der einzelnen<br />

Muskelfasern zustande. Da<br />

für die Entwicklung kontraktiler<br />

Proteine (mittels Eiweißsynthese)<br />

eine relativ lange Reizdauer notwendig<br />

ist, muß im Training mit<br />

hohen Wiederholungszahlen (10<br />

bis 15) und folglich begrenzter<br />

Reizstärke (50 bis 80% der Maximalkraft)<br />

gearbeitet werden. Dies<br />

wird allgemein als Methode der<br />

wiederholten, submaximalen Belastung<br />

bezeichnet und kann je<br />

nach Lastgröße und Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

weiter differenziert<br />

werden (Bodybuildingmethode,<br />

Standardmethode).<br />

Unter intramuskulärer Koordination<br />

(IK) versteht man die synchrone<br />

Aktivierung der höchstmöglichen<br />

Zahl an Muskelfasern<br />

eines Muskels (Rekrutierung) bzw.<br />

das Zusammenwirken aller an einer<br />

zielgerichteten Bewegung beteiligten<br />

Muskeln, d.h. der Agonisten<br />

wie der Antagonisten. Wünschenswerte<br />

Voraussetzung für ein<br />

effizientes IK-Training ist ein möglichst<br />

großer Muskelfaserquerschnitt.<br />

Demnach werden alle<br />

Sportler, die auf der Basis einer individuell<br />

ausgeprägten Maximalkraft<br />

ein hohes Schnellkraftniveau<br />

benötigen, im Anschluß an den<br />

Muskelaufbau in einem zweiten<br />

Schritt die intramuskuläre Koordination<br />

verbessern. Erst die Kombination<br />

von Muskelaufbau- und<br />

IK-Training ergibt die eigentliche<br />

Maximalkraft. Das IK-Training<br />

erfordert Belastungsintensitäten,<br />

die über 80% der Maximalkraft<br />

liegen.<br />

Diese hohen Intensitäten erlauben<br />

nur geringe Wiederholungszahlen<br />

(max. 6): Methode der kurzzeitigen<br />

hohen bis maximalen Krafteinsätze.<br />

Ein solches Training verbessert<br />

die Fähigkeit, schnell<br />

große Innervationsaktivitäten zu<br />

mobilisieren und umzusetzen, so<br />

daß eine raschere und umfangreichere<br />

Rekrutierung an Muskelfasern<br />

(bzw. motorischen Einheiten)<br />

erzielt wird. Die hohen Intensitäten<br />

verleiten häufig zu Fehlern in<br />

der Bewegungsführung, so daß<br />

ein IK-Training für den Anfänger<br />

größtenteils (z.B. an der freien<br />

Hantel oder bei komplizierteren,<br />

technischen Abläufen) ungeeignet<br />

ist und einer fachmännischen<br />

Betreuung bedarf.<br />

Die Optimierung der intermuskulären<br />

Koordination ermöglicht<br />

auch bei zyklischen Bewegungen<br />

eine verbesserte Abstimmung von<br />

Erregung und Hemmung, d.h. von<br />

Spannung und Entspannung (z.B.<br />

hohe Schrittfrequenz beim Sprint)<br />

und bei komplexen azyklischen<br />

Bewegungen eine günstigere<br />

Koordination der Teilimpulse<br />

(z.B. Aufschlag).<br />

Im Rahmen eines (speziellen)<br />

Schnellkrafttrainings bedient man<br />

sich der Methode reaktiver Belastungen,<br />

die durch einen jeweils<br />

schnellen Dehnungs-Verkürzungszyklus<br />

des Muskels gekennzeichnet<br />

ist. Hierbei werden zur Optimierung<br />

der intra- und teilweise<br />

auch der intermuskulären neuronalen<br />

Steuerung eine verbesserte<br />

Rekrutierung und Frequenzierung<br />

angestrebt. Zur maximalen Rekrutierung<br />

motorischer Einheiten<br />

bedient man sich häufig des eigenen<br />

fallenden Körpers. Alle Tief-,<br />

Vielfach- oder Hürdensprünge<br />

gehören zu dieser Kategorie<br />

(plyometrisches Training, exzentrisches<br />

Training, Schlagmethode).<br />

Bei allen reaktiven Trainingsformen<br />

ist zu berücksichtigen, daß<br />

sehr hohe Kraftspitzenwerte (mehr<br />

als 100%) bei der Landung auftreten,<br />

die auf Dauer bei nicht vorbereiteten<br />

Sportlern zu einer Schädigung<br />

des passiven Bewegungsapparates<br />

führen können. Ein vorausgegangener<br />

ausreichender<br />

Muskelaufbau ist folglich eine notwendige<br />

Voraussetzung für die<br />

Trainingsdurchführung. Zur Erhöhung<br />

der Frequenzierung wird<br />

eine maximale Entladungsfrequenz<br />

der Motoneurone angestrebt<br />

(z.B. beim Sprint). In diesem<br />

Fall verbietet sich der Einsatz zusätzlicher<br />

Lasten; es müssen vielmehr<br />

erleichterte Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden (z.B.<br />

Sprint bergab, Werfen mit leichten<br />

Gewichten).<br />

Allgemeine Prinzipien<br />

des Krafttrainings<br />

Aufgrund der herausragenden Bedeutung<br />

der Schlag- und Laufkoordination<br />

für die Gesamtleistung<br />

des Spielers stellt sich speziell im<br />

<strong>Tennis</strong> das Problem des koordinativen<br />

Transfers nach einem Krafttraining.<br />

Dies gilt insbesondere bei<br />

einem Muskelaufbautraining der<br />

oberen Extremität, da die koordinative<br />

Komplexität jeder einzelnen<br />

Schlagtechnik außerordentliche<br />

Anforderungen stellt. Die Lösung<br />

dieser Problematik wird noch dadurch<br />

erschwert, daß verschiedene,<br />

individuelle Kraftdefizite<br />

162


Kraft<br />

wegen des geringen Gewichtes<br />

der zu beschleunigenden Masse<br />

(Schläger) bei durchschnittlicher<br />

Ausprägung anderer konditioneller<br />

und koordinativer Fähigkeiten<br />

größtenteils kompensiert werden<br />

können. Unter Berücksichtigung<br />

der genannten Problemfelder gelten<br />

daher folgende Prinzipien für<br />

das Krafttraining im <strong>Tennis</strong>:<br />

• Ein umfassendes Krafttraining<br />

(einschließlich Muskelaufbau)<br />

im <strong>Tennis</strong> ist vorrangig für die<br />

unteren Extremitäten notwendig<br />

und gewinnt an Bedeutung<br />

bei mangelhafter Laufschnelligkeit<br />

(z.B. grundsätzlich im<br />

Damentennis), bei speziellen<br />

Spielertypen (Angriffsspieler)<br />

und bei häufigem Spiel auf<br />

harten Bodenbelägen.<br />

• Muskelaufbau und IK-Training<br />

an der Kraftmaschine für die<br />

obere Extremität sind (nur) bei<br />

deutlichen Defiziten erforderlich.<br />

In den meisten Fällen<br />

genügt ein Training der speziellen<br />

Schnellkraft, so daß die<br />

ersten beiden Trainingsphasen<br />

übersprungen werden können.<br />

• Das Krafttraining des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

sollte vorrangig auf eine<br />

Verbesserung der neuronalen<br />

Steuerung bei Muskelarbeit<br />

(spezielle Schnellkraft/intraund<br />

intermuskuläre Koordination)<br />

ausgerichtet werden.<br />

• Das spezielle Schnellkrafttraining<br />

der oberen Extremität<br />

beinhaltet in erster Linie die<br />

Wettkampfübung selbst und<br />

zielt auf eine verbesserte Frequenzierung<br />

und Rekrutierung.<br />

Veränderte Rahmenbedingungen<br />

(Schlagimitation gegen<br />

Deuserband, leichtere oder<br />

schwerere Schläger) können in<br />

seltenen Fällen bei entsprechend<br />

sensiblen Spielern bereits<br />

zu einer Beeinträchtigung der<br />

Koordination führen.<br />

• Krafttraining für den <strong>Tennis</strong>spieler<br />

sollte außerhalb der<br />

Hauptwettkampfperiode (z.B.<br />

September/Oktober) und wenigstens<br />

über einen Zeitraum<br />

von 6 Wochen durchgeführt<br />

werden.<br />

• Das Krafttraining sollte stets<br />

eng verflochten werden mit<br />

einem entsprechenden koordinativen<br />

bzw. »rekoordinativen«<br />

Techniktraining auf dem <strong>Tennis</strong>platz.<br />

Dies kann im unmittelbaren<br />

Anschluß an das Krafttraining<br />

und/oder in einer der<br />

darauffolgenden Trainingseinheiten<br />

erfolgen.<br />

Trainingsbeispiel<br />

zur Sprintkraft<br />

f ,\«-«^ gfcmrero.<br />

Trainingsziel: Muskelaufbau/Maximalkraft<br />

Übungen: Beinpresse (evtl. Beincurl,<br />

Wadenheben) an der Kraftmaschine<br />

Methode: Wiederholte, submaximale<br />

Belastung<br />

Dauer: 1. bis 3. Woche<br />

Reizumfang: 2 Trainingseinheiten<br />

pro Woche mit mindestens 3 Serien<br />

zu je 10 bis 15 Wiederholungen<br />

Reizhöhe: 50 bis 75% der Maximalkraft<br />

Reizdichte: Serienpause ca. 1 bis 3<br />

Minuten<br />

Trainingsziel: intramuskuläre Koordination/Maximalkraft<br />

Übungen: Siehe vorher<br />

Methode: Wiederholte hohe bis<br />

maximale Belastung<br />

Dauer: 4. bis 6. Woche<br />

Reizumfang: 2 Trainingseinheiten<br />

pro Woche mit jeweils 3 bis 6 Serien<br />

zu je 1 bis 6 Wiederholungen<br />

Reizhöhe: 80 bis 100% der Maximalkraft<br />

Reizdichte: Serienpause ca. 2 bis 5<br />

Minuten<br />

3. Phase<br />

Trainingsziel: spezielle Schnellkraft<br />

Rekrutierung:<br />

• Sprungläufe über 10 m leicht<br />

bergauf<br />

• Seitwärtssprünge mit vor der<br />

Brust fixierten Kleinhanteln<br />

oder Hantelscheiben (5 bis<br />

10 kg) als Zusatzgewicht<br />

• Steigerungsläufe über 20 m<br />

gegen dosierten Widerstand;<br />

Partner bremst den Trainierenden<br />

mit Deuser-<strong>Band</strong> ab<br />

• Kniehebelauf oder Strecksprünge<br />

auf der Weichbodenmatte<br />

• Kurzsprints über 10 bis 20 m im<br />

weichen Sand am Strand oder<br />

mit Gewichtsweste<br />

• Reaktivkrafttraining im Sprungparcours<br />

(z. B. einbeiniger<br />

Sprung über Kleinkasten und<br />

anschließend beidbeinige<br />

Strecksprünge)<br />

• Maximale Starts und Gegenstarts<br />

oder Sprünge zum Ball<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz (ggf. mit<br />

Gewichtsweste)<br />

Frequenzierung:<br />

• Kurzsprints über max. 20 bis<br />

40 m bergauf oder auf der<br />

Ebene mit Zugseil<br />

163


Konditionstraining<br />

• Kniehebeläufe über 5 Sekunden<br />

mit maximaler Frequenz<br />

• Side-Steps mit niedrigem Körperschwerpunkt<br />

und maximaler<br />

Frequenz über 5 bis 8 Sekunden<br />

• Maximale Beschleunigung und<br />

optimale Geschwindigkeit beim<br />

Lauf zum Ball auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

(z.B. Lauf 10 bis 12 m<br />

entlang der Grundlinie mit<br />

anschließendem Passierball<br />

oder Lauf von der Grundlinie<br />

nach vorne zum Stop mit<br />

anschließendem Erlaufen des<br />

folgenden Lobs)<br />

Trainingsbeispiel<br />

zur Schlagkraft<br />

U,UttESi-<br />

Trainingsziel: Muskelaufbau/Maximalkraft<br />

Übungen: Trizepsdrücken an der<br />

Kraftmaschine oder Überzüge<br />

(Aufschlagimitation) am Seilzug<br />

Methode: Wiederholte, submaximale<br />

Belastung<br />

Dauer: 1. bis 3. Woche<br />

Reizumfang: 2 Trainingseinheiten<br />

pro Woche mit mindestens 3 Serien<br />

zu je 10 bis 15 Wiederholungen<br />

Reizhöhe: 60 bis 80% der Maximalkraft<br />

Reizdichte: Serienpause ca. 1 bis 3<br />

Minuten<br />

ftJlfoafiä ]<br />

Trainingsziel: intramuskuläre Koordination/Maximalkraft<br />

Übungen: Siehe oben<br />

Methode: Wiederholte hohe bis<br />

maximale Belastung<br />

Dauer: 4. bis 6. Woche<br />

Reizumfang: 2 Trainingseinheiten<br />

pro Woche mit je 3 bis 6 Serien zu<br />

je 1 bis 6 Wiederholungen<br />

Reizhöhe: 80 bis 100% der Maximalkraft<br />

Reizdichte: Serienpause ca. 2 bis 5<br />

Minuten<br />

Trainingsziel: spezielle Schnellkraft<br />

Rekrutierung:<br />

• Medizinballwürfe beidarmig<br />

über Kopf (Aufschlag)<br />

• Medizinballwürfe einarmig seitlich<br />

(Vorhand)<br />

• Schlagimitation gegen Deuser-<br />

<strong>Band</strong> (Vor- und Rückhand)<br />

• Armschwingen vor und zurück<br />

mit Kleinhantel (1 bis 2 kg) und<br />

explosiver Richtungsänderung<br />

(Vor- und Rückhand)<br />

• Schlagtraining mit beschwertem<br />

Schlägerkopf (ca. 500 g) (Vorund<br />

Rückhand, Aufschlag)<br />

Frequenzierung:<br />

• Vorhandschuß cross aus der<br />

Rückhandecke (Flugbahn flach<br />

unter Seil, Zielbereich Grundlinie)<br />

• Rückhandschmetterball (der<br />

Ball muß nach dem Aufsprung<br />

Zaunhöhe erreichen)<br />

• Vor- und Rückhand mit maximaler<br />

Schlaghärte an der <strong>Tennis</strong>wand<br />

mit altem, defektem<br />

<strong>Tennis</strong>ball oder Softball (das<br />

Training erfolgt mit einem Partner,<br />

der jeden zweiten Schlag<br />

zuspielt)<br />

• Schmetterball steil nach unten<br />

mit anschließend möglichst<br />

hohem Absprung<br />

• Kanonenaufschläge ins Aufschlagfeld<br />

(der Ball berührt den<br />

gegenüberliegenden Zaun<br />

möglichst hoch)<br />

• Badminton: Vor- und Rückhandschmetterball-Serien<br />

mit<br />

höchster Intensität und maximaler<br />

Flughöhe und -weite<br />

• Weitwürfe mit dem <strong>Tennis</strong>ball<br />

(Aufschlagimitation)<br />

• Weitwürfe mit altem, ausrangiertem<br />

Schläger im Gelände<br />

(Rückhand, Aufschlag)<br />

Auf eine exakte Festlegung der<br />

Belastungsnormative (Wiederholungszahl,<br />

Serien) wurde bei allen<br />

Vorschlägen zum Training der speziellen<br />

Schnellkraft für Sprint und<br />

Schlag verzichtet, da jene maßgeblich<br />

vom Trainingsziel, von der<br />

Anzahl der ausgewählten Übungen<br />

und deren Zusammenstellung<br />

abhängen.<br />

Schnelligkeit<br />

Definition und<br />

Systematik<br />

Im Sport wird unter Schnelligkeit<br />

die schnellstmögliche Reaktion<br />

auf einen Reiz und die<br />

höchste Geschwindigkeit bei<br />

der Ausführung von Bewegungen<br />

verstanden.<br />

Die Schnelligkeit kann in zwei<br />

Komponenten zerlegt werden:<br />

• Reaktionsschnelligkeit<br />

• Bewegungsschnelligkeit<br />

Die Reaktionsschnelligkeit bezeichnet<br />

die Fähigkeit, so schnell<br />

wie möglich auf einen Reiz (z. B.<br />

Ball des Gegners) mit einer ziel-<br />

164


Schnelligkeit<br />

gerechten Muskelkontraktion (z. B.<br />

Start zum Ball) zu antworten. Speziell<br />

im Rückschlagspiel-<strong>Tennis</strong> ist<br />

die Reaktion sehr eng verknüpft<br />

mit der Antizipation, so daß eine<br />

Verbesserung der Reaktionszeit<br />

vorrangig von einer Optimierung<br />

der Situationsantizipation (z. B.<br />

Aufschlagrichtung) und nachfolgender<br />

Handlungsantizipation<br />

(z.B. Planung des Returndralls)<br />

abhängt.<br />

Die Bewegungsschnelligkeit wird<br />

allgemein in die azyklische<br />

Schnelligkeit und die zyklische<br />

Schnelligkeit unterteilt. Die azyklische<br />

Schnelligkeit (auch: Aktionsschnelligkeit)<br />

ist verantwortlich für<br />

die Geschwindigkeit vornehmlich<br />

bei Einzelbewegungen (z.B.<br />

Sprung, Stoß oder Schlag). Die zyklische<br />

Schnelligkeit (auch: Grundschnelligkeit,<br />

maximale Sprintschnelligkeit)<br />

bestimmt das<br />

Höchsttempo bei stetig fortlaufend<br />

gleichförmigen Bewegungen<br />

(z.B. 100-m-Lauf nach der Beschleunigungsphase,<br />

50-m-Kraulsprint).<br />

Im <strong>Tennis</strong> dominiert die azyklische<br />

Schnelligkeit, die als Laufschnelligkeit<br />

und als Schlagschnelligkeit in<br />

verschiedenen Spielsituationen leistungsbegrenzend<br />

wirken kann<br />

und folglich eines optimalen Ausprägungsgrades<br />

bedarf. Die Maximalkraft<br />

spielt eine zentrale Rolle<br />

für die Schnelligkeit (Kraftschnelligkeit),<br />

wenn azyklische oder<br />

zyklische Bewegungen gegen<br />

größere Widerstände (z.B. Männerkugel<br />

beim Kugelstoß, Beschleunigung<br />

auf den ersten 5 m<br />

im Sprintstart oder beim Leistungsrudern)<br />

durchgeführt<br />

werden müssen.<br />

Die Schlagschnelligkeit erfolgt im<br />

<strong>Tennis</strong> nur gegen geringe Widerstände,<br />

so daß die Maximalkraft<br />

eine untergeordnete Rolle spielt.<br />

Hiermit wird verständlich, daß<br />

auch ausgesprochen schlanke<br />

Spielertypen den Ball außergewöhnlich<br />

gut beschleunigen können<br />

(z. B. Ivanisevic oder Stich<br />

beim Aufschlag, Noah beim Rückhandschmetterball<br />

oder Krickstein<br />

beim Vorhandschuß). Die Schlagschnelligkeit<br />

beruht auf folgenden<br />

Faktoren:<br />

• Aktivierbare Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

der Muskulatur<br />

(individuell unterschiedliche<br />

Muskelfaserzusammensetzung)<br />

• Intermuskuläre Koordination<br />

(zielgerichtetes Zusammenspiel<br />

von Agonisten und Antagonisten)<br />

• Intramuskuläre Koordination<br />

(Zahl der gleichzeitig aktivierbaren<br />

motorischen Einheiten)<br />

Die Laufschnelligkeit bezieht sich<br />

beim <strong>Tennis</strong> auf Laufwege, die in<br />

eine Richtung stets nur wenige<br />

Meter betragen (Laufstrecken<br />

über 10 m sind extrem selten).<br />

Folglich spielt für das Erreichen<br />

hoher Geschwindigkeiten die<br />

Beschleunigungsleistung (gegen<br />

vergleichsweise hohe Last) eine<br />

dominierende Rolle. Letztere steht<br />

neben den bereits genannten Faktoren<br />

im Gegensatz zur Schlagschnelligkeit<br />

in enger Beziehung<br />

zum Niveau der individuellen Maximalkraft.<br />

Dies gilt besonders für<br />

spezielle Spielsituationen (explosive<br />

Richtungswechsel), für<br />

bestimmte Spielstrategien (z.B.<br />

Angriffstennis) und für schwergewichtige<br />

Spielertypen.<br />

Von mehreren Autoren ist in jüngerer<br />

Zeit auf den Programmcharakter<br />

der Schnelligkeitsmechanismen<br />

hingewiesen worden. Die<br />

Schnelligkeit wird als elementare<br />

Leistungsvoraussetzung dargestellt,<br />

die durch die Qualität<br />

neuro-muskulärer Steuer- und<br />

Regelprozesse bestimmt ist. Die<br />

sogenannten Zeitprogramme werden<br />

im Gehirn ausgebildet und<br />

dort gespeichert. Folglich wird<br />

diese Art der Schnelligkeit als elementare<br />

Fähigkeit erlernt und ist<br />

weitgehend unabhängig von energetischen<br />

Kraftkomponenten.<br />

Einflußgrößen zur Realisierung<br />

schneller Zeitprogramme sind die<br />

Reizleitungsgeschwindigkeit, die<br />

Reflexinnervation und der Anteil<br />

von schnellzuckenden (fast twitch)<br />

FT-Fasern im Muskel. Das Zeitprogramm<br />

wird maßgeblich durch die<br />

Qualität neuro-muskulärer Mechanismen<br />

gekennzeichnet.<br />

Elementare Schnelligkeit wird<br />

durch Organisation von Rahmenbedingungen<br />

entwickelt, welche<br />

die Zeitstruktur der neuro-muskulären<br />

Mechanismen modellieren.<br />

In einem solchen Training sind<br />

vergleichsweise niedrige Reizstärken<br />

und Belastungsumfänge ausreichend,<br />

und die Rückbildungsrate<br />

des Leistungszustandes ist<br />

wesentlich geringer als die, die aus<br />

dem Training energetisch bedingter<br />

Leistungsvoraussetzungen<br />

bekannt ist.<br />

Die Ausbildung elementarer<br />

Bewegungsprogramme stellt die<br />

erste Stufe des azyklischen Schnelligkeitstrainings<br />

dar und sollte<br />

folglich in die erste Phase des<br />

sportlichen Trainings (Grundlagentraining)<br />

integriert werden. Als<br />

zweite Stufe werden die Bewegungsprogramme<br />

mit disziplinspezifischen<br />

Übungen (z. B. Start zum<br />

Ball, Aufschlag o.a.) in Verbindung<br />

gebracht. In der dritten<br />

Stufe wird die Schnelligkeit in<br />

seiner gesamten Komplexität<br />

(einschließlich Kraftschnelligkeit)<br />

in möglichst hoher Affinität zu den<br />

wettkampfspezifischen Anforderungen<br />

unter Beachtung elementarer<br />

Bewegungsprogramme zielgerichtet<br />

entwickelt.<br />

Abschließend wird zusammenfassend<br />

festgestellt, daß für die Qua-<br />

165


Konditionstraining<br />

Abb. 91 Einflußgrößen und Erscheinungsformen der tennisspezifischen Schnelligkeit<br />

lität der tennisspezifischen Schnelligkeit<br />

nach aktuellem Wissensstand<br />

die elementare Schnelligkeit,<br />

konzentrische und reaktive<br />

Schnellkraft, Antizipations- und<br />

Reaktionsschnelligkeit sowie die<br />

<strong>Tennis</strong>technik vorrangig verantwortlich<br />

sind (Abb. 91). Folglich<br />

kann die Schnelligkeit des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

bzw. der <strong>Tennis</strong>spielerin<br />

nur über eine systematische Ausbildung<br />

sämtlicher Leistungskomponenten<br />

auf neuronaler und<br />

muskulärer Ebene optimal entwickelt<br />

werden.<br />

Bedeutung der<br />

Schnelligkeit<br />

Je druckvoller der Gegner spielt<br />

und je schneller die Platzoberfläche<br />

ist, desto wichtiger wird die<br />

Laufschnelligkeit als leistungslimitierender<br />

Faktor im <strong>Tennis</strong>wettkampf.<br />

Von ähnlicher Bedeutung<br />

ist die individuelle Schlagschnelligkeit<br />

(in enger Verflechtung mit<br />

Koordinationsfähigkeit): Dies gilt<br />

nicht nur für Schmetterschlag und<br />

Aufschlag, die mit hoher und<br />

höchster Geschwindigkeit offensichtlich<br />

direkte Gewinnpunkte ermöglichen,<br />

sondern auch für den<br />

schnellen Vorhandschlag (Vorhandschuß),<br />

der das gegnerische<br />

Feld öffnet oder den Ballwechsel<br />

endgültig abschließt. Auch die<br />

Qualität des Returns und des<br />

Volleyspiels werden wesentlich<br />

begrenzt von der Schlagschnelligkeit<br />

(in enger Verbindung mit der<br />

Reaktionsfähigkeit).<br />

Wegen der hohen Ballgeschwindigkeit<br />

(z. B. Return), des geringen<br />

Abstandes zum Gegner (z. B.<br />

Netzspiel im Doppel) und wegen<br />

der komplexen Spielsituation<br />

reicht die Reaktionszeit häufig<br />

nicht aus; folglich ist für eine frühzeitige<br />

richtige Handlungsweise<br />

die tennisspezifische Antizipationsfähigkeit<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Prinzipien und praktische<br />

Hinweise für das<br />

Schnelligkeitstraining<br />

Schnelligkeitstraining ist wegen<br />

der engen Verflechtungen stets<br />

mit dem individuellen Ausprägungsgrad<br />

der Kraft und der tennisspezifischen<br />

Koordinationsfähigkeit<br />

(insbesondere <strong>Tennis</strong>technik)<br />

in Beziehung zu setzen.<br />

So spielt beispielsweise die Kraft<br />

speziell für Start und Beschleunigungsphase<br />

beim Sprint zum Ball<br />

eine dominierende Rolle. In ähnlicher<br />

Weise hängt die maximal erreichbare<br />

Schlagschnelligkeit von<br />

der Qualität der schlagspezifischen<br />

Koordinationsfähigkeit (z.B. Rückhandschmetterball)<br />

in erheblicher<br />

Weise ab.<br />

Einzelne Teilfaktoren der Schnelligkeit<br />

(Reaktions-/Antizipationszeit,<br />

Lauf- und Schlagschnelligkeit) bedürfen<br />

wegen ihrer Unabhängigkeit<br />

und aufgrund individuell<br />

166


Schnelligkeit<br />

unterschiedlicher, isolierter Defizite<br />

getrennter Methoden im Training.<br />

Andererseits erfordert der <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

stets eine situationsabhängige<br />

Mehrfachreaktion bzw.<br />

optimale Auswahlreaktion, wobei<br />

der Spieler in kürzester Zeit aus einer<br />

Vielzahl von möglichen Aktionen<br />

die günstigste auszuwählen<br />

hat (z. B. beim Return oder beim<br />

Passierschlag). Reaktionsschnelligkeit<br />

und azyklische Schnelligkeit<br />

werden daher im allgemeinen<br />

nicht isoliert, sondern kombiniert<br />

mit anderen (tennisspezifischen)<br />

Fähigkeiten geschult.<br />

Im Rahmen der Reaktionsfähigkeit<br />

ist die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit<br />

ein wesentliches,<br />

flankierendes Trainingsziel. Hiermit<br />

können nicht nur Steigerungsmöglichkeiten<br />

der Reaktionsschnelligkeit,<br />

sondern vor allem<br />

deren Stabilisierung erreicht werden.<br />

Für die Optimierung der<br />

besonders wichtigen Antizipation<br />

bedarf es einer entsprechenden<br />

Sensibilisierung des Spielers, damit<br />

er möglichst frühzeitig Zusatzinformationen<br />

(z. B. Stellung des Gegners<br />

zum Ball, Ausholbewegung,<br />

Standardspielsituation) aufnimmt,<br />

um sie anschließend bestmöglich<br />

für die eigene Schlagvorbereitung<br />

auszunutzen. Darüber hinaus<br />

sollte der Spieler durch eigene,<br />

zwingende Aktionen dem Gegner<br />

einen eingeengten Handlungsspielraum<br />

aufdrängen. Hiermit<br />

werden günstige Voraussetzungen<br />

geschaffen, selbst früher und<br />

erfolgreicher reagieren zu können.<br />

Reizhöhe<br />

Die Reizhöhe(-stärke) ist im<br />

Schnelligkeitstraining stets hoch<br />

bzw. sehr hoch (90 bis 100%), so<br />

daß die Bewegungen in der Regel<br />

so schnell wie möglich durchgeführt<br />

werden müssen. Dies bedeutet<br />

beispielsweise, daß der geforderte<br />

<strong>Tennis</strong>schlag mit hoher<br />

Beschleunigung und der Start zum<br />

gutgesetzten Stop hochexplosiv<br />

durchgeführt wird. Unabdingbare<br />

Voraussetzungen hierfür sind jedoch,<br />

daß die korrekte Technik bei<br />

submaximaler Geschwindigkeit<br />

stabilisiert worden ist und auf<br />

Übereinstimmung mit dem individuellen<br />

technischen Niveau<br />

geachtet wird. Darüber hinaus<br />

bedarf es stets der sorgfältigen<br />

Kontrolle, daß vorhandene oder<br />

auftretende Ermüdungserscheinungen<br />

den technischen Ablauf<br />

der geforderten Handlung nicht<br />

negativ beeinflussen.<br />

Reizdauer<br />

Die Reizdauer sollte mit der des<br />

Wettkampfes übereinstimmen.<br />

Weil Schnelligkeitsreize von der<br />

Funktionstüchtigkeit des Nervensystems<br />

abhängig sind, sollte dem<br />

Schnelligkeitstraining in der Regel<br />

keine ermüdende Tätigkeit vorausgehen.<br />

Reizdichte<br />

Für die Reizdichte gilt, daß die<br />

Pausendauer zwischen den einzelnen<br />

Übungseinheiten so gestaltet<br />

wird, daß sich das neuromuskuläre<br />

System erholen kann. Bei einem<br />

Abfall der Bewegungsgeschwindigkeit<br />

sollte die Zahl der Wiederholungen<br />

reduziert oder die Pausendauer<br />

zwischen den einzelnen .<br />

Übungen erhöht werden. Die<br />

Hauptform des Schnelligkeitstrainings<br />

ist daher die Wiederholungsmethode,<br />

die im Gegensatz<br />

zur Intervallmethode eine nahezu<br />

komplette Wiederherstellung der<br />

Leistungsfähigkeit erlaubt.<br />

Reizumfang<br />

Um trotz maximaler Intensität<br />

einen relativ hohen Reizumfang zu<br />

realisieren, wird bevorzugt nach<br />

dem Serienprinzip sowie unter<br />

Abwechslung der beanspruchten<br />

Muskelgruppen trainiert. Über<br />

eine Variation der Trainingsinhalte<br />

lassen sich nicht nur unerwünschte<br />

»Geschwindigkeitsbarrieren«, sondern<br />

auch eine frühzeitige (zentrale)<br />

Ermüdung mit Verlust der<br />

Leistungsmotivation vermeiden.<br />

Prinzipien für das<br />

Training von Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

Begabte Nachwuchsspieler zeichnen<br />

sich nicht nur durch ein überdurchschnittliches<br />

Niveau der<br />

Schnelligkeit, sondern vor allem<br />

auch durch eine bessere Trainierbarkeit<br />

dieser leistungsbegrenzenden<br />

Fähigkeit aus. Im Kindes- und<br />

Jugendalter sollte die Schnelligkeit<br />

schon frühzeitig geschult werden,<br />

damit der durch das Erbgut vorgegebene<br />

begrenzte Rahmen noch<br />

vor Abschluß der vollständigen<br />

Entwicklung des Zentralnervensystems<br />

erweitert werden kann.<br />

Zahlreiche Untersuchungen belegen,<br />

daß sich begrenzte Beeinflussungsmöglichkeiten<br />

des Nervensystems<br />

im Sinne von qualitativen<br />

Veränderungen vor allem auf den<br />

Zeitraum des frühen Schulalters<br />

und Pubeszenz beschränken. Die<br />

günstigen Bedingungen dieses<br />

Entwicklungsabschnittes werden<br />

generell nicht ausreichend genutzt.<br />

Besonders ist auf die Ausnutzung<br />

der sensitiven Entwicklungsabschnitte<br />

für Schnelligkeit,<br />

d. h. jener Zeit mit der höchsten<br />

Zuwachsrate, zu achten. Hierbei<br />

sind die verschiedenen Faktoren<br />

der Schnelligkeit differenziert zu<br />

entwickeln: Eine Schulung der<br />

Bewegungsfrequenz sollte hauptsächlich<br />

im frühen und mittleren<br />

Schulkindalter erfolgen, während<br />

typisches Schnellkrafttraining erst<br />

in der Pubeszenz und der begin-<br />

167


Konditionstraining<br />

nenden Adoleszenz einsetzt. Einmal<br />

erworbene und durch häufiges<br />

Üben verfestigte neuromuskuläre<br />

Strukturen lassen sich im<br />

Bereich der Schnelligkeit später<br />

nur noch mit überhöhtem Aufwand<br />

oder gar nicht mehr verändern.<br />

Im Nachwuchstraining (12.<br />

bis 15. Lebensjahr) können neuromuskuläre<br />

Mechanismen noch relativ<br />

gut geprägt werden. Durch<br />

Erleichterungen soll den Kindern<br />

die Möglichkeit gegeben werden,<br />

elementare Bewegungsprogramme<br />

zu entwickeln. Die Erleichterungen<br />

sind dabei auf Leistungsvoraussetzungen<br />

gerichtet,<br />

die für den Erwerb der Zielprogramme<br />

noch nicht ausreichend<br />

entwickelt sind. Beim <strong>Tennis</strong> sind<br />

dies häufig Defizite bei den Kraftvoraussetzungen<br />

oder den koordinativen<br />

Grundlagen, so daß in diesen<br />

Fällen die beidhändige Rückhand<br />

oder das Spiel im Kleinfeld<br />

bzw. die Verwendung des Softballes<br />

(oder Easy-Play-Ball) oder des<br />

Kurzschlägers das Mittel der Wahl<br />

sind, um die Schnelligkeit frühzeitig<br />

zu aktivieren.<br />

Nach jüngsten Auffassungen zur<br />

optimalen Entwicklung der Schnelligkeit<br />

bedarf es zuerst der Ausbildung<br />

der elementaren Schnelligkeit<br />

über sogenannte kurze<br />

Zeitprogramme, um diese anschließend<br />

in komplexe Schnelligkeitsanforderungen<br />

zu integrieren;<br />

erst auf der letzten Ausbildungsstufe<br />

wird der wettkampfspezifische<br />

Verbund gesucht. Diese Reihenfolge<br />

ist besonders wichtig im<br />

Blick auf eine langfristige Leistungsentwicklung<br />

im Kindes- und<br />

Jugendalter. Beispielsweise wird<br />

bei Kindern im Alterzwischen<br />

6 und 12 Jahren zunächst die elementare<br />

Schnelligkeit ausgebildet.<br />

Anschließend wird je nach Trainingsziel<br />

und Entwicklungsstand<br />

die Schnelligkeit in ihren sämtlichen<br />

komplexen Anforderungen<br />

geschult, damit sie schließlich in<br />

der wettkampfspezifischen Situation<br />

in Verbindung mit Technik<br />

und Taktik optimal angewendet<br />

werden kann.<br />

Über Mechanismen und Einflußmöglichkeiten<br />

auf elementare<br />

neuromuskuläre Bewegungsprogramme<br />

im <strong>Tennis</strong>sport ist insgesamt<br />

noch sehr wenig bekannt.<br />

Während in Sprint- und Sprungdisziplinen<br />

der Leichtathletik die<br />

Ausbildung elementarer Bewegungsprogramme<br />

bereits zum<br />

festen Bestandteil im Hochleistungstraining<br />

gehört, existieren<br />

derzeitig noch keine gesicherten<br />

Erfahrungen über den Einfluß auf<br />

die Schnelligkeit tennisspezifischer<br />

Lauf- und Schlagbewegungen.<br />

Stets ist auf optimale Bewegungsökonomie<br />

zu achten. Interessant<br />

gestaltete Trainingsinhalte mit<br />

vielseitigen Trainingsmitteln sind<br />

für die Entwicklung der Schnelligkeit<br />

notwendig, da sich sonst frühzeitig<br />

Stagnation oder gar Minderung<br />

der Schnelligkeitsleistungen<br />

bemerkbar macht.<br />

Trainingsbeispiele<br />

Reaktionsschnelligkeit und azyklische<br />

Schnelligkeit werden in der<br />

Regel nicht isoliert, sondern kombiniert<br />

(Antizipation + Reaktion +<br />

Start zum Ball + Schlag) in ausgewählten<br />

<strong>Tennis</strong>situationen trainiert.<br />

Im Anfänger- und Fortgeschrittenenstadium<br />

empfiehlt es<br />

sich, die jeweilige Lauf- und<br />

Schlagtechnik zuerst bei submaximaler<br />

Ausführungsgeschwindigkeit<br />

zu trainieren, damit technische<br />

Fehler und verkrampfte Bewegungsausführung<br />

vermieden<br />

werden. Zu Beginn eines Schnelligkeitstrainings<br />

sowie bei speziellen,<br />

individuellen Defiziten kann es<br />

sich als günstig erweisen, die diversen<br />

Schnelligkeits-Teilleistungen<br />

auch isoliert zu trainieren.<br />

Reaktion/Antizipation<br />

| BeispieM • - |<br />

Sprintstart in unterschiedliche<br />

Richtungen (z.B. nach vorn/hinten<br />

oder zur Seite) über kurze Entfernung<br />

(4 bis 10 m) auf optisches<br />

Startzeichen.<br />

| - ' < Beispiel 2 *•? .f">"»^<br />

»Schwarz/Weiß«: Paarweises Reaktionsspiel<br />

(z.B. Ausgangspunkt<br />

jeweils 10 cm links und rechts der<br />

Mittellinie).<br />

| . Beispiel 3 -<br />

Der Spieler steht kurz vor der <strong>Tennis</strong>wand<br />

und hat die Aufgabe,<br />

sämtliche Bälle mit Hand oder Fuß<br />

abzufangen. Hinter ihm steht der<br />

Partner und wirft die <strong>Tennis</strong>bälle in<br />

verschiedener Geschwindigkeit,<br />

Höhe und Richtung gegen die<br />

Wand.<br />

| •?«,•»--•• Beispiel^ • u -%&Vt.-*^<br />

»Maschinengewehr« mit verschiedenfarbigen<br />

Bällen (gelb: Volley<br />

nach rechts; orange: Volley nach<br />

links). Der Zuspieler rückt stetig<br />

näher an das Netz.<br />

| Beispiel 5 . .j<br />

Der Aufschläger wechselt die Aufschlagrichtung,<br />

abwechselnd Vorhand-<br />

und Rückhandseite. Der Returnspieler<br />

soll bereits vor dem<br />

Treffen des Balles durch den Aufschläger<br />

durch Ausholbewegung<br />

und Oberkörperdrehung zeigen,<br />

168


Trainingsbeispiele<br />

daß er die Aufschlagrichtung<br />

erkannt hat.<br />

Beispiel 6~<br />

Der Aufschläger variiert seinen<br />

Aufschlag hinsichtlich Härte, Richtung<br />

und Drall, so daß der Returnspieler<br />

sich ständig anpassen muß.<br />

Beispiel 7~ ]<br />

Return aus einer Ausgangsposition,<br />

die 1, 2 oder 3 m vor dem<br />

üblichen Schlagort liegt.<br />

[ Beispiels""<br />

»Schmetterball-Volley«: Aus dem<br />

Volley-Duell im Halbfeld wird ein<br />

Lob gespielt; der anschließende<br />

Schmetterball (Präzision vor Geschwindigkeit)<br />

soll als Volley ins<br />

gegnerische Feld plaziert werden.<br />

Laufschnelligkeit<br />

| Beispiel 1<br />

Wechselseitiges Fußtapping mit<br />

kurzen Sprints.<br />

: Beispiel 2<br />

2mal 6 Tiefsprünge oder kombinierte<br />

Tief-/Weit-/Hochsprünge<br />

mit einer Serienpause von 5 bis 8<br />

Minuten (z.B. Niedersprung vom<br />

30 bis 40 cm hohen Kleinkasten<br />

mit schnellstmöglich folgendem<br />

Schlußsprung über eine Hürde<br />

variabler Höhe/Weite).<br />

Die Stützzeiten sollen so kurz wie<br />

möglich gehalten und in wenigstens<br />

der Hälfte aller Versuche<br />

realisiert werden.<br />

I gl^^^BinspielB"'-<br />

Vorgegebene Schrittkombinationen<br />

(z.B. auch über Kreuzschritte,<br />

J<br />

Seitstellschritte o.a.) in höchster<br />

Geschwindigkeit im Kreuz- oder<br />

Kästchen-Viereck/Dreieck sowie in<br />

der Strickleiter: Hierbei sollen die<br />

Kontaktzeiten so kurz wie möglich<br />

gehalten werden.<br />

| Beispiel 4 |<br />

Explosiver Sprunglauf nach vorne,<br />

Kurzsprint am (steilen) Hügel oder<br />

Zugläufe mit Deuser-<strong>Band</strong> zur<br />

Steigerung der Kraftschnelligkeit,<br />

Skipping und Sprint bergab zur<br />

Verbesserung der Bewegungsschnelligkeit.<br />

| Beispiel 5 |<br />

2mal 6 Pendelläufe über 12 bis<br />

20 m; z.B. von linker Einzelseitenlinie<br />

zur rechten Seitenlinie und<br />

wieder zurück. Jede Minute wird<br />

neu gestartet, und die Pause zwischen<br />

den beiden Serien beträgt<br />

3 bis 5 Minuten.<br />

] C m m\<br />

2mal 3 Linienläufe (vorwärts/<br />

rückwärts/Sidesteps) mit 3 bis 4<br />

Umkehrpunkten; z.B. Halfcourt-<br />

Mitte zur Einzelseitenlinie links,<br />

zur Einzelseitenlinie rechts, zur<br />

Grundlinie, zur Einzelseitenlinie<br />

links.<br />

4mal 4 Gegenstarts zum Ball;<br />

z.B. muß der kurzgespielte Ball als<br />

tiefer Volley erreicht werden,<br />

nachdem ein Seitwärtslauf an der<br />

Grundlinie mit maximaler Geschwindigkeit<br />

und anschließendem<br />

Passierschlag vorausgegangen<br />

ist. Das Zuspiel erfolgt jeweils<br />

in der Weise, daß ca. ein Drittel<br />

der Bälle gut erreicht, ein Drittel<br />

knapp und ein Drittel nicht erreicht<br />

werden kann.<br />

Schlagschnelligkeit<br />

Explosiver Abdruck (mit extrem<br />

kurzer Kontaktzeit) der Hände<br />

(Handgelenkbeuger) und Arme<br />

(Ellbogenstrecker) vom Boden<br />

nach dosiertem Fall in den Knie-<br />

Liegestütz.<br />

fMJMT '<br />

Explosiver Weitwurf mit Schlagbällen<br />

(unterschiedliches Gewicht)<br />

aus dem Kniestand oder normaler<br />

Wurfausgangsstellung.<br />

:• - - msmm-<br />

Aufschlag (Kanonenaufschlag): Als<br />

grobes Maß für die Geschwindigkeitsvorgabe<br />

kann die Höhe des<br />

zweiten Aufsprungs an der gegenüberliegenden<br />

Wand (Zaun)<br />

gelten. Empfehlenswert sind beispielsweise<br />

2mal 6 Kanonenaufschläge<br />

von links und 2mal 6 von<br />

rechts.<br />

a^näi^i<br />

Rückhandschmetterball: Der<br />

zweite Aufsprung des Balles muß<br />

eine vorgegebene Höhe (z. B.<br />

Zaunhöhe) übertreffen. Empfehlenswert<br />

sind beispielsweise 10mal<br />

3 Rückhandschmetterbälle.<br />

®^Tßä)si<br />

Aufschläge mit Vorwärtsdrall<br />

(Twistaufschläge): Die Flugkurve<br />

der Aufschläge sollte nach dem<br />

Aufsprung auf Höhe der gegnerischen<br />

Grundlinie mindestens über<br />

Kopfhöhe sein (Returnspieler<br />

oder auch Schiedsrichterstuhl<br />

dienen als Kontrolle). Es werden<br />

5mal 8 Twistaufschläge empfohlen.<br />

169


Konditionstraining<br />

laaßjttä)©<br />

Vorhand-Grundlinienschlag:<br />

»Winner«-Vorhand aus der Rückhandecke<br />

tief-cross in das gegnerische<br />

Rückhandfeld. Ausgehend<br />

von der Mitte der Grundlinie werden<br />

auf entsprechendes Zuspiel<br />

nach Umlaufen der Rückhand beispielsweise<br />

5mal 6 Vorhandschläge<br />

aus der eigenen Rückhandecke<br />

in das gegnerische<br />

Rückhandfeld geschlagen.<br />

;.u8Bjflaiy ~.<br />

Gewinnschläge mit Vor- und<br />

Rückhand aus dem Halbfeld:<br />

10mal 4 Vor- und/oder Rückhandschläge<br />

werden auf entsprechend<br />

kurzes und hohes Zuspiel aus dem<br />

Halbfeld als »Winner« (longline<br />

oder cross) geschlagen.<br />

Komplexübungen<br />

läMäjy<br />

Returntraining mit frühestmöglichem<br />

Treffpunkt auf vorgegebenes<br />

Ziel als »Winner«.<br />

mmwy\<br />

Erlaufen eines Stops oder Lobs mit<br />

situationsangemessener Schlagausführung.<br />

ÜJafinSIS!<br />

2 oder 3 tiefe Volleys hintereinander<br />

mit jeweiliger Rückkehr zum<br />

vorgegebenen Ausgangspunkt<br />

(z.B. Mittelstrich an der Grundlinie).<br />

MfflaJ


Beweglichkeit<br />

• Statische Dehnung (einschließlich<br />

postisometrische Dehnung)<br />

• Dynamische Dehnung<br />

Die früher üblichen aktiv-dynamischen<br />

Dehnübungen wurden<br />

im vergangenen Jahrzehnt zunehmend<br />

durch passiv-statische<br />

Dehnübungen verdrängt. In jüngster<br />

Zeit zeichnet sich eine Gleichberechtigung<br />

beider Arten der<br />

Dehntechnik ab, die je nach Trainingsziel<br />

im entsprechenden Verhältnis<br />

regelmäßig angewandt<br />

werden. Neueste Untersuchungsergebnisse<br />

zur Verbesserung der<br />

Beweglichkeit sprechen jedenfalls<br />

dagegen, nur eine Dehntechnik als<br />

die ausschließliche Methode zu<br />

bevorzugen.<br />

Statische Dehnung<br />

Bei der statischen Dehnung wird<br />

die reflektorische Gegenspannung<br />

des Muskels so niedrig wie möglich<br />

gehalten, und zugleich kann<br />

mit dieser Methode der Dehnungsreiz<br />

möglichst lange Zeit<br />

einwirken. Ein langsames Herantasten<br />

an den optimalen Dehnungsreiz<br />

(Endposition), Kontinuität des<br />

Dehnungsreizes über mehr als 10<br />

Sekunden, mehrfache Wiederholung<br />

und das Ausnutzen eines<br />

Kontraktionsrückstandes (Anspannungs-Entspannungs-Dehnung)<br />

schaffen hierzu die günstigsten<br />

Voraussetzungen. Hieraus leiten<br />

sich zwei Haupttechniken des<br />

Stretchings ab: die gehaltene Dehnung<br />

und die Anspannungs-Entspannungs-Dehnung<br />

(postisometrische<br />

Relaxation).<br />

Bei der gehaltenen Dehnung (passives<br />

Stretching) wird der Muskel<br />

langsam (sanft) bis zu jener Länge<br />

gedehnt, die noch ohne Schmerzen<br />

ertragen werden kann. Diese<br />

Phase (easy Stretch) hält man 10<br />

bis 30 Sekunden bzw. mindestens<br />

so lange, bis das Spannungsgefühl<br />

deutlich nachläßt. Danach beginnt<br />

die zweite Phase (development<br />

Stretch) mit einer erneuten langsamen<br />

Nachdehnung, die wiederum<br />

für 10 bis 30 Sekunden gehalten<br />

wird, ohne daß durch die Summation<br />

beider Phasen eine Haltezeit<br />

von insgesamt 40 bis 50 Sekunden<br />

überschritten wird. Verschiedene<br />

Modifizierungen sind möglich;<br />

eine Überstreckung sollte jedoch<br />

grundsätzlich vermieden werden.<br />

Bei der Anspannungs-Entspannungs-Dehnung<br />

(z. B. proprioceptive<br />

neuro-muscular fascilitoring<br />

bzw. PNF-Stretching) wird die<br />

Muskulatur unmittelbar vorher<br />

maximal angespannt, so daß die<br />

hemmende Wirkung der Sehnenspindeln<br />

auf den Dehnungsreflex<br />

ausgenutzt wird. Dies führt zu einer<br />

Entspannung des Muskels mit<br />

einer erweiterten Dehnungsstellung.<br />

In der Praxis wird die Muskelgruppe<br />

3 bis 6 Sekunden isometrisch<br />

angespannt, kurz für 2<br />

bis 3 Sekunden völlig entspannt<br />

und in direktem Anschluß mindestens<br />

7 bis 10 Sekunden gedehnt.<br />

Dynamische Dehnung<br />

Traditionelle Gymnastik durch<br />

dynamische Dehnung verbessert<br />

die Gelenkbeweglichkeit durch<br />

den Aufwärmeffekt und aktiviert<br />

das neuro-muskuläre Zusammenspiel.<br />

Übungen zur Schlagimitation<br />

sind besonders vorteilhaft, um<br />

Dehnungsgefühl und Dehnfähigkeit<br />

der Ausholbewegungen und<br />

Schwungeinsätze zu entwickeln;<br />

dies gilt beim <strong>Tennis</strong>spieler vor allem<br />

für das Schultergelenk. Durch<br />

strenge Beachtung einer kontrollierten<br />

und zügigen Bewegungsführung<br />

mit dosierter Erhöhung<br />

des Dehnungsgrades wird der<br />

Muskeldehnungsreflex, der den<br />

Dehnungseffekt erheblich beeinträchtigt,<br />

vermindert. Bei dieser<br />

Vorgehensweise können die Nachteile<br />

einer dynamischen Dehnung<br />

(Verletzungsgefahr, mangelhafte<br />

Endstellung durch Eigenreflexe<br />

und Ausgleichsbewegungen<br />

benachbarter Gelenke) mit einem<br />

Verlust des Wirkungsgrades für die<br />

Beweglichkeitssteigerung erheblich<br />

vermindert werden.<br />

Nach aktuellem Wissensstand wird<br />

dynamische Dehnung ergänzend<br />

zu speziellen Stretching-Übungen<br />

(vornehmlich zur Verletzungs-<br />

Prophylaxe und Muskelbalance)<br />

eingesetzt, zumal hiermit eine<br />

allgemeine und tennisspezifische<br />

Aufwärmung besser gelingt als<br />

mit statischer Dehnung.<br />

Kontrollübungen<br />

Zur objektiven Überprüfung der<br />

aktuellen Beweglichkeit der Spieler<br />

und der Trainingseffizienz werden<br />

standardisierte Kontrollübungen<br />

benötigt.<br />

EÖÖjßältffr<br />

Schulterbeweglichkeit: Ausschultern<br />

mit gestreckten Armen,<br />

Hände halten ein Handtuch.<br />

Gemessen wird der geringste<br />

mögliche Abstand der Hände.<br />

(Mä-MS<br />

Wirbelsäulenbeweglichkeit (vorwärts):<br />

Rumpfbeuge vorwärts mit<br />

gestreckten und geschlossenen<br />

Beinen. Gemessen wird der<br />

Abstand der Fingerspitzen zur<br />

Oberkante des Kleinkastens bzw.<br />

Schemels.<br />

Qgteijftg a<br />

Hüftbeweglichkeit (rückwärts,<br />

speziell M. iliopsoas): Aus der<br />

Bauchlage (mit gebeugtem Kniegelenk)<br />

kann bei guter Dehnbarkeit<br />

der Oberschenkel vom Boden<br />

gehoben werden.<br />

171


Konditionstraining<br />

Allgemeine Hinweise<br />

für die Praxis<br />

Die Qualität des Beweglichkeitstrainings<br />

wird insbesondere durch<br />

Berücksichtigung folgender allgemeiner<br />

praktischer Hinweise positiv<br />

beeinflußt:<br />

• Vor Beginn des Beweglichkeitstrainings<br />

sollte stets eine allgemeine<br />

und spezielle Aufwärmung<br />

erfolgen.<br />

• Ein Übungsprogramm für <strong>Tennis</strong>spieler<br />

ist nur komplett,<br />

wenn dynamische und statische<br />

Beweglichkeitsübungen eingesetzt<br />

werden.<br />

• Hohe Umgebungstemperaturen,<br />

Wärmetherapie (z.B.<br />

Fango, heiße Bäder) und Massage<br />

haben einen positiven Einfluß<br />

auf die Beweglichkeit,<br />

während psychische Erregung<br />

(z.B. Anspannung, Angst) über<br />

eine Erhöhung des Muskeltonus<br />

die Beweglichkeit beeinträchtigt.<br />

• Längere, kontinuierliche Dehnungszeiten<br />

(z. B. 30 Sekunden<br />

Stretching) oder hohe Wiederholungszahlen<br />

nach dem<br />

Serienprinzip steigern den Erfolg<br />

des Beweglichkeitstrainings,<br />

da erst die Summation der<br />

Dehnungsreize die Muskellänge<br />

wesentlich zu beeinflussen<br />

vermag.<br />

• Im ermüdeten Zustand können<br />

dynamische Dehnübungen die<br />

Verletzungsgefahr erhöhen,<br />

während statische Dehnübungen<br />

(ggf. in Kombination mit<br />

Lockerungs- bzw. Mobilisationsübungen)<br />

die Regenerationszeit<br />

eher verkürzen.<br />

• Übertreibung des Beweglichkeitstrainings<br />

führt allerdings<br />

zu einer Beeinträchtigung der<br />

Schnellkraft und der Bewegungsfrequenz.<br />

Trainingsbeispiele<br />

Allgemeine Beweglichkeit<br />

Schulter/Arm<br />

• Schulterkreisen (mit Schläger<br />

und ggf. mit <strong>Tennis</strong>bag)<br />

• Dehnung des großen Brustmuskels<br />

sowie der Ober- und<br />

Unterarmbeuger (Abb. 92)<br />

• Dehnung der Handgelenkstrecker<br />

und Außenwender des<br />

Unterarms (Abb. 93)<br />

Abb. 93<br />

Lendenwirbelsäule/Hüfte<br />

• Rumpfkreisen<br />

• Schlußsprünge mit stetig wechselnder<br />

Verwringung von Oberkörper<br />

und Beinen<br />

• Dehnung der tiefen Rückenmuskulatur<br />

• Dehnung der Gesäßmuskulatur<br />

(Abb. 94).<br />

Abb. 94<br />

172


Trainingsbeispiele<br />

Hüfte/Beine<br />

• Dehnung der Hüftbeuger<br />

• Dehnung der Oberschenkelanzieher<br />

(Abb. 95)<br />

Dehnung der Kniestrecker und<br />

Hüftbeuger (Abb. 96).<br />

ADD. 33<br />

Abb. 96<br />

<strong>Tennis</strong>spezifische Beweglichkeit<br />

(Kombination mit Schnelligkeit<br />

und Koordination)<br />

• Dosiertes Schlagtraining (z. B.<br />

paarweises Volleyspiel im Halbfeld)<br />

mit Zusatzaufgaben (z.B.<br />

gleichzeitiges Spiel mit 2 Bällen,<br />

Drehung um 360 Grad oder<br />

Schlägerübergabe durch die<br />

Beine unmittelbar nach jedem<br />

Schlag).<br />

• Auf Zuspiel im Kleinfeld jeden<br />

Ball hinter dem Körper oder<br />

zwischen den Beinen zurückspielen.<br />

• Aufschlag sowie Vorhand- und<br />

Rückhand-Topspin mit großer<br />

Schwingungsweite im Schulter-,<br />

Ellbogen- und Handgelenk<br />

(einschließlich Unterarmdrehung)<br />

ohne Ball.<br />

• Return 1 bis 2 m vor der<br />

Grundlinie gegen weit nach<br />

außen plazierte Aufschläge<br />

mittlerer und hoher Geschwindigkeit.<br />

• Tiefer Vorhand-und Rückhand-<br />

Volley bzw. Halbvolley nah am<br />

Netz (Ausgangsposition: Drehscheibenposition)<br />

auf Zuspiel/<br />

Zuwurf des Partners.<br />

Heimprogramm<br />

Viele <strong>Tennis</strong>spieler(innen) erreichen<br />

ihre optimale Leistungsfähigkeit<br />

nicht, weil sie dem harmonischen<br />

Aufbau ihres Bewegungsapparates<br />

durch Kräftigung entsprechender<br />

Muskelgruppen zu wenig<br />

Beachtung geschenkt haben. Auch<br />

die Zunahme der verletzungsbedingten<br />

Ausfälle von talentierten<br />

Nachwuchsspielern und international<br />

bekannten Spitzenspielern<br />

läßt vermuten, daß eine sorgfältige<br />

Muskel- und Gelenkhygiene<br />

der besonders beanspruchten<br />

Körperregionen in sträflicher<br />

Weise vernachlässigt wird.<br />

Im <strong>Tennis</strong>sport sind die Körperregionen<br />

Rücken (insbesondere Lendenwirbelsäule),<br />

Oberschenkel<br />

und Knie durch stetige (Über-)Beanspruchung<br />

sowie der Schlagarm<br />

und die Schlagschulter durch die<br />

vorgegebene tennisspezifische Einseitigkeit<br />

besonders verletzungsanfällig.<br />

Folglich geht es vorrangig darum,<br />

die Muskulatur in den genannten<br />

Problemzonen zu kräftigen und<br />

zugleich für einen Ausgleich gegenüber<br />

den einseitigen Beanspruchungen<br />

zu sorgen.<br />

Zur Verhütung dieser Gefahren ist<br />

ein entsprechendes Trainingspro-<br />

173


Konditionstraining<br />

gramm notwendig. Ziele dieses<br />

Trainings sind:<br />

• Aufbau und Stabilisierung des<br />

Bewegu ngsapparates<br />

• Ausgleich muskulärer Dysbalancen<br />

• Vorbeugung von <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

Obwohl in jüngster Zeit gerade in<br />

Deutschland eine Vielzahl von<br />

Fitneßstudios über ein attraktives<br />

Geräteangebot verfügen und<br />

deren Inanspruchnahme auch für<br />

<strong>Tennis</strong>spieler durchaus wünschenswert<br />

wäre, ist die Akzeptanz<br />

bei <strong>Tennis</strong>spielern vergleichsweise<br />

gering. Die Gründe hierfür<br />

dürften vor allem darin liegen, daß<br />

die vorhandenen Kraftgeräte bzw.<br />

-maschinen zu wenig die tennisspezifische<br />

Bewegungsfolge abbilden<br />

und das Training im Fitneßstudio<br />

von <strong>Tennis</strong>spielern häufig<br />

als eintönig empfunden wird;<br />

außerdem ist dafür ein hoher finanzieller<br />

(ca. 60- bis 100,- DM<br />

monatlich) und zeitgleicher Aufwand<br />

(u.a. für Hin- und Rückfahrt)<br />

notwendig. Es muß daher<br />

nach Möglichkeiten gesucht werden,<br />

möglichst praxisnah und<br />

zugleich kostengünstig sowie<br />

zeitökonomisch zu trainieren.<br />

Die Auswahl der folgenden Übungen<br />

erfolgt vorrangig unter drei<br />

Gesichtspunkten: Sie sollen verschiedene<br />

besonders beanspruchte<br />

Regionen des Bewegungsapparates<br />

erreichen, relativ wenig Zeit<br />

beanspruchen und müssen jederzeit<br />

ohne wesentliche Hilfsmittel<br />

am Arbeitsplatz und daheim<br />

(Heimprogramm) durchführbar<br />

sein.<br />

Das Heimprogramm sollte regelmäßig<br />

wöchentlich mindestens<br />

1 - bis 2mal durchgeführt werden.<br />

In Einzelfällen empfehlen wir auch<br />

ein tägliches Training. Es sollte<br />

normalerweise 10 Minuten nicht<br />

unterschreiten.<br />

Wir empfehlen dringend die<br />

Berücksichtigung folgender allgemeiner<br />

Prinzipien für Übungen<br />

zum Aufbau und zur Stabilisierung<br />

der Muskelkraft (spezielle Hinweise<br />

für die Durchführung der<br />

Dehnübungen s. S. 171):<br />

• Stetige Beachtung einer korrekten<br />

und funktionellen Bewegungsausführung<br />

(insbesondere<br />

bezüglich Beckenstellung und<br />

Wirbelsäule).<br />

• Anfänger beginnen mit geringer<br />

Belastung und steigern<br />

zuerst die Belastungsdauer<br />

bzw. den Belastungsumfang.<br />

• Mehrfache Wiederholung einzelner<br />

Übungen steigert die<br />

Effektivität des Trainings.<br />

• Für eine Vergrößerung des<br />

Muskelquerschnitts sind hohe<br />

bis höchste Belastungsreize<br />

(z.B. über Zusatzgewichte bzw.<br />

erschwerte Ausführungsbedingungen)<br />

notwendig.<br />

Abb. 97<br />

• Durch Abwechslung der Muskelgruppen<br />

kann die Reizstärke<br />

(-höhe) erhalten bleiben.<br />

• Dehnübungen unmittelbar nach<br />

der Kraftbelastung sind aus<br />

funktionellen und regenerativen<br />

Gründen empfehlenswert.<br />

• Leistungstennisspieler im Kindes-<br />

und Jugendalter sollten<br />

sich jährlich bei einem Sportarzt<br />

oder Orthopäden zur Kontrolle<br />

ihres Halte- und Bewegungsapparates<br />

vorstellen.<br />

Beispiele für die Praxis<br />

Aufwärmen<br />

• 5 Minuten Seilspringen in verschiedenen<br />

Variationen (Abb.<br />

97).<br />

• Kombination von Lauf auf der<br />

Stelle, Kniehebelauf sowie einbeiniges<br />

Seitwärtsspringen (ggf.<br />

auf Weichmatte).<br />

174


Bauch<br />

• Ausgangsposition: Rückenlage<br />

bei rechtwinklig aufgelegten<br />

Beinen auf einem Stuhl (Gymnastikball),<br />

die Hände liegen<br />

neben dem Gesäß.<br />

Aus der Ausgangsposition erfolgt<br />

langsames Abheben der<br />

Wirbelsäule, gleichzeitig gleiten<br />

die Hände über den Boden in<br />

Richtung der Stuhlbeine. In der<br />

Endposition sind Schultern und<br />

Brustwirbelsäule deutlich vom<br />

Boden abgehoben (Abb. 98).<br />

• Ausgangsposition: Rückenlage<br />

mit aufgelegten Beinen, die<br />

Hände sind hinter dem Nacken<br />

verschränkt.<br />

Zunächst werden die Bauchmuskeln<br />

so weit angespannt,<br />

daß die Lendenwirbelsäule gegen<br />

den Boden gedrückt wird;<br />

erst danach erfolgt ein langsames<br />

Aufrollen mit Seitwärtsdrehung<br />

der Wirbelsäule, bis in der<br />

Endposition Schultern und<br />

Brustwirbelsäule vom Boden<br />

abgehoben sind (Abb. 99).<br />

Rücken<br />

• Ausgangsposition: Aus dem<br />

Kniestütz je einen Arm und ein<br />

Bein (der Gegenseite) diagonal<br />

bis zur Waagerechten strecken<br />

(Abb. 100).<br />

In der Endposition gestrecktes<br />

Bein leicht nach innen rotieren<br />

und Hohlkreuzhaltung meiden.<br />

175


Konditionstraining<br />

• Ausgangsposition: Bauchlage<br />

mit frei beweglichem Hüftgelenk<br />

auf Langbank, Turnkasten<br />

oder Tisch, wobei der Oberkörper<br />

mit den haltenden Händen<br />

fixiert wird (Abb. 101).<br />

Beide Beine gemeinsam oder<br />

wechselseitig bis höchstens zur<br />

Waagerechten strecken; Vorsicht<br />

vor Hohlkreuzhaltung!<br />

• Ausgangsposition: Rückenlage<br />

mit gestreckten Beinen, die<br />

Handflächen liegen auf dem<br />

Boden neben dem Gesäß. Für<br />

die Endposition werden die<br />

Handflächen gegen die Unterlage<br />

gedrückt und das Becken<br />

langsam vom Boden gelöst und<br />

nur wenig abgehoben; zusätzlich<br />

kann ein Bein bis etwa in<br />

Höhe des Knöchels oder der<br />

Fußspitze des anderen Beines<br />

angehoben werden (Abb. 102).<br />

Spielern mit geringem Kraftniveau<br />

gelingt das kontrollierte<br />

Abheben des Beckens anfangs<br />

nicht. Diese Spieler(innen) beginnen<br />

mit mehrmaligem Anspannen,<br />

ohne daß eine wesentliche<br />

Hochbewegung erfolgen<br />

muß.<br />

Becken(-stabilisation)<br />

• Ausgangsposition: Rückenlage<br />

mit angestellten Beinen, die<br />

Hände liegen neben dem<br />

Gesäß.<br />

Aus der Ausgangsposition wird<br />

langsam das Becken abgehoben,<br />

bis die Oberschenkel mit<br />

dem Oberkörper eine (aufsteigende)<br />

Linie bilden; anschließend<br />

wird zusätzlich ein Bein<br />

vom Boden gelöst und gestreckt<br />

(Abb. 103). Hierbei darf<br />

die Beckenhälfte des gestreckten<br />

Beines nicht absinken.<br />

176


Heimprogramm<br />

• Ausgangsposition: Rückenlage<br />

mit einem angestellten Bein, die<br />

Hände umgreifen das Kniegelenk<br />

des anderen Beines und<br />

ziehen es in Richtung des Brustkorbes.<br />

Das Becken langsam abheben<br />

und so weit wie möglich nach<br />

oben schieben; zugleich das<br />

Knie des anderen Beines mit<br />

den Händen so dicht wie möglich<br />

zum Brustkorb ziehen (Abb.<br />

104).<br />

Hierbei muß die Hüftbeugung<br />

des gehaltenen Beines bei der<br />

Durchführung der Übung aufrechterhalten<br />

bleiben, da sonst<br />

eine »Hohlkreuzhaltung« droht.<br />

Schufter/Rumpf<br />

• Ausgangsposition: Rückenlage<br />

mit gestreckten Beinen, die<br />

Unterarme sind aufgestützt.<br />

Langsames Drücken in den<br />

Stütz (rücklings) auf den Unterarmen<br />

und zugleich den Körper<br />

(»fest wie ein Brett«) in Spannung<br />

halten (Abb. 105).<br />

Anschließend kann noch ein<br />

Bein vom Boden abgehoben<br />

werden.<br />

• Ausgangsposition: Seitlage,<br />

beide Beine liegen übereinander,<br />

ein Unterarm ist aufgestützt,<br />

und der Ellenbogen<br />

befindet sich unter dem Schultergelenk.<br />

Aus der Seitlage<br />

langsam in den Stütz auf dem<br />

Unterarm drücken und dabei<br />

den Körper steif in Spannung<br />

halten; anschließend kann<br />

zusätzlich ein Bein vom Boden<br />

gelöst werden (Abb. 106).<br />

177


Konditionstraining<br />

Beine<br />

• Ausgangsposition: Der Oberkörper<br />

ist gegen eine Wand gestützt,<br />

der Kniegelenkswinkel<br />

beträgt 100 bis 120°, die Füße<br />

sind etwa hüftbreit auseinander.<br />

Aus der Ausgangsposition wird<br />

der Fuß des unbelasteten Beines<br />

in die Kniekehle des Standbeines<br />

gelegt, anschließend<br />

wird in den Zehenstand übergegangen<br />

(Abb. 107).<br />

Die folgenden Übungen dienen<br />

speziell der Vorbeugung von akuten<br />

<strong>Tennis</strong>verletzungen und können<br />

unmittelbar vor dem <strong>Tennis</strong>training<br />

oder <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

durchgeführt werden. Gemeinsames<br />

Kennzeichen ist stets der<br />

Wechsel zwischen Anspannung<br />

und Dehnung der Muskulatur.<br />

Oberschenkelanzieher<br />

(Adduktoren)<br />

Anspannung: Sitz gegen eine<br />

Wand oder einen Partner mit<br />

möglichst aufgerichteter Wirbelsäule;<br />

beide Fersen zum Gesäß<br />

ziehen, die Ellbogen sind an der<br />

Innenseite der Kniegelenke. Die<br />

Knie drücken so kräftig wie möglich<br />

gegen die Ellenbogen, welche<br />

eine Bewegung nach innen verhindern.<br />

Dehnung: Beide Kniegelenke werden<br />

bei aufrechter Sitzhaltung<br />

nach außen in Richtung des Bodens<br />

gezogen, wobei die Ellenbogen<br />

die Dehnung sanft unterstützen<br />

(Abb. 108).<br />

Handgelenkbeuger/Unterarmaußenwender<br />

(Pronatoren)<br />

Anspannung: Im aufrechten Stand<br />

werden bei gebeugtem Ellenbogen<br />

beide Hände ineinander verschränkt,<br />

die Handflächen zeigen<br />

zum Körper. Der Griff wird verstärkt,<br />

als wolle man einen <strong>Tennis</strong>ball<br />

zusammendrücken.<br />

Dehnung: Die Hände bleiben verschränkt<br />

und werden mit den<br />

Handflächen nach vorne bis zur<br />

Ellenbogenstreckung vom Oberkörper<br />

weggeschoben; abschließend<br />

erfolgt noch eine letzte Innenrotation<br />

bis zum Anschlag<br />

(Abb. 109).<br />

178


Heimprogramm<br />

Kniestrecker/Hüftbeuger<br />

Anspannung: Im Sitz auf einem<br />

Stuhl so weit auf den seitlichen<br />

Rand rutschen, daß ein Bein neben<br />

der Sitzfläche nach hinten gezogen<br />

werden kann. Eine Hand<br />

greift den gleichseitigen Fußrücken,<br />

der versucht, die haltende<br />

Hand nach unten zu drücken.<br />

Dehnung: Der Fuß wird zum<br />

Gesäß gezogen, ohne daß das<br />

Becken nach vorne kippt (Vorsicht:<br />

Hohlkreuzhaltung). Der auf dem<br />

Boden stehende Fuß hält konstant<br />

seine Ausgangsstellung<br />

(Abb. 110).<br />

Handgelenkstrecker/Unterarm<br />

Außenwender (Supinatoren)<br />

Anspannung: Bei leicht gebeugtem<br />

Ellenbogen liegt eine Hand<br />

auf dem Handrücken der zur Faust<br />

und innengewendeten geschlossenen<br />

Hand. Die untere Hand versucht<br />

die obere (nach außen)<br />

hochzuheben.<br />

Dehnung: Nach Streckung des<br />

Ellenbogens wird das Handgelenk<br />

so weit wie möglich gebeugt und<br />

der Unterarm innengewendet<br />

(Abb. 111).<br />

Rückenstrecker<br />

Anspannung: In Rückenlage umfassen<br />

beide Hände die gebeugten<br />

Kniegelenke, der Kopf liegt auf<br />

dem Boden. Die Knie drücken<br />

gegen die haltenden Hände, der<br />

Kopf gegen die Unterlage.<br />

Dehnung: Die Knie werden so<br />

dicht wie möglich zum Oberkörper<br />

gezogen, der Kopf wird eingerollt<br />

(Abb. 112).<br />

179


10-Minuten-Heimprogramm<br />

Im folgenden stellen wir ein Beispiel<br />

für ein 10-Minuten-Heimprogramm<br />

vor. Dieses Programm<br />

kann täglich nach dem Aufstehen,<br />

nach der Schule, vor dem <strong>Tennis</strong>training<br />

oder während eines Fernsehprogramms<br />

durchgeführt werden.<br />

Je nach Trainingsziel bzw.<br />

Schwachstellen des Körpers (z.B.<br />

Lendenwirbelsäule, <strong>Tennis</strong>ellenbogen)<br />

oder zeitlicher Verfügbarkeit<br />

(z.B. 5 Minuten oder 30 Minuten)<br />

sollten Übungsauswahl<br />

und Trainingszeit individuell sinnvoll<br />

modifiziert werden.<br />

180


Psychologische<br />

Grundlagen/Psychologisch<br />

orientiertes Training<br />

Auffallende<br />

psychologische<br />

Phänomene und<br />

Probleme<br />

Vor, während und nach Wettkämpfen<br />

hört man oft ähnliches:<br />

»Heute läuft es aber überhaupt<br />

nicht - vor allem meine Vorhand<br />

kommt gar nicht«, »Mensch, das<br />

gibt es doch nicht, daß ich einen<br />

solch leichten Volley verschlage«,<br />

»Der spielt ja wie im Traum«, »Ich<br />

weiß genau, was ich bei der Rückhand<br />

falsch mache, aber ich kann<br />

es mir im Wettkampf nicht abgewöhnen«,<br />

»Bei dieser Führung<br />

habe ich schon oft verloren«, »Bei<br />

einem solchen Wind kann man<br />

nicht gewinnen«. Solche häufig zu<br />

hörenden Aussagen weisen darauf<br />

hin, daß Leistungen im <strong>Tennis</strong><br />

nicht nur durch körperliche, technische<br />

und taktische Voraussetzungen<br />

bestimmt werden, sondern<br />

daß auch psychische Prozesse<br />

von wesentlicher Bedeutung<br />

sind, ja in bestimmten Situationen<br />

für Sieg und Niederlage ausschlaggebend<br />

sein können.<br />

• Es gibt, Spieler, die gegen<br />

bestimmte Gegner (sog. Angstgegner),<br />

die in der Rangliste<br />

unter ihnen eingestuft sind, immer<br />

wieder verlieren (und dies<br />

auch stets erwarten).<br />

• Viele Spieler versagen in der<br />

Favoritenrolle, fühlen sich dagegen<br />

in der Außenseiterrolle<br />

wohl oder lassen sich durch<br />

Niederlagen negativ stark<br />

beeinflussen.<br />

• Ebenfalls viele Spieler finden<br />

vor allem wegen übergroßer<br />

Nervosität im Vorstartzustand<br />

in der Anfangsphase des Spiels<br />

nicht zu ihrem gewohnten Spiel<br />

und können sich nicht konzentrieren.<br />

• Je nach Spielerstand verkrampfen<br />

manche Spieler, z.B. spielen<br />

sie noch bei einem mittleren bis<br />

hohen Rückstand vermeintlich<br />

frei auf und kommen zum Ausgleich.<br />

Bei hoher Führung stellt<br />

sich plötzlich Angst vor dem<br />

Gewinnen ein.<br />

Bestimmte Spielstände, insbesondere<br />

derTie-Break, werden<br />

oft besonders gefürchtet.<br />

• Einzelne Spieler reagieren gegenüber<br />

äußeren Bedingungen<br />

wie Platzverhältnissen oder<br />

akustischen Störreizen labil.<br />

• Andere verlieren die Selbstbeherrschung<br />

bei unerwarteten<br />

Ereignissen während des Spiels<br />

wie vermeintlichen ungerechten<br />

Schiedsrichterentscheidungen,<br />

sog. Glücksbällen und unerwartet<br />

gekonnten Aktionen des<br />

Gegners, aber auch unerwarteten<br />

eigenen Fehlern.<br />

• Grundsätzlich lassen sich Spieler<br />

in unterschiedlichem Maße vom<br />

sozialen Rahmen, in dem das<br />

Spiel stattfindet, beeinflussen.<br />

Manche reagieren beispielsweise<br />

unterschiedlich auf Zuschauer<br />

oder bringen nur bei<br />

Anwesenheit des Coachs<br />

während des Wettkampfs ihre<br />

optimale Leistung. Andere wiederum<br />

reagieren in Einzelwettbewerben<br />

anders als in Mannschaftswettkämpfen<br />

usw.<br />

Solche Beispiele zeigen, daß <strong>Tennis</strong><br />

eine Sportart ist, die - betreibt<br />

man sie wettkampfmäßig - in<br />

starkem Maße psychisch beanspruchend<br />

und belastend, gegebenenfalls<br />

sogar überfordernd ist.<br />

Dies hängt vor allem mit der<br />

Struktur des <strong>Tennis</strong>sports, der<br />

Konfrontation mit einem Gegner,<br />

den hohen technischen Anforderungen<br />

und der spezifischen Zählweise,<br />

die häufig zu einem dramatischen<br />

Spielgeschehen führen<br />

kann, zusammen.<br />

Faßt man diese Beispiele psychischer<br />

Belastung zusammen und<br />

versucht, Gründe dafür zu finden,<br />

dann ergeben sich in der Praxis<br />

folgende Hauptprobleme:<br />

181


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

• Angst/Streß<br />

• Mangelndes Selbstvertrauen<br />

• Konzentrationsmangel<br />

• Verlust der Selbstkontrolle<br />

Die meisten Spielerinnen und<br />

Spieler entwickeln jedoch persönliche<br />

Techniken der Selbstbeeinflussung<br />

mit dem Ziel, sich zu<br />

entspannen, aber auch sich<br />

anzuregen, sich zu konzentrieren,<br />

Selbstvertrauen zu gewinnen und<br />

Selbstbeherrschung zu behalten.<br />

So wird der Aufschlag häufig zum<br />

Ritual, nach dem Ballwechsel wird<br />

ein bestimmter Weg zum nächsten<br />

Aufschlag bevorzugt; manche<br />

Spieler feuern sich auf dem Platz<br />

lautstark an und beschimpfen sich,<br />

andere führen eher leise Selbstgespräche;<br />

manche bevorzugen bestimmte<br />

Kleidungsstücke oder<br />

einen bestimmten Schläger u.a.<br />

Solche Techniken der Selbstbeeinflussung<br />

werden aus der Sicht der<br />

Wissenschaftals »naive Psychoregulationstechniken«<br />

bezeichnet.<br />

Sie entstehen aufgrund persönlicher<br />

Erfahrungen - häufig sind<br />

sie an erfolgreiche Situationen<br />

geknüpft - und sind aus der subjektiven<br />

Sicht des Spielers (also<br />

nicht objektiv) zu bewerten. Sie<br />

können durchaus positiv wirken,<br />

wenn sie über den Weg der Selbstsuggestion<br />

tatsächlich Entspannung<br />

und Konzentration, Selbstvertrauen<br />

und Zuversicht vermitteln.<br />

Problematisch werden sie jedoch<br />

dann, wenn das Festhalten<br />

an solchen ritualisierten Handlungen<br />

(und ggf. auch an Marotten)<br />

zu unangemessenen, unrealistischen,<br />

ja zwanghaften Interpretationen<br />

von Erfolg und Mißerfolg<br />

führt und somit keine flexible Anpassung<br />

an die ständig wechselnden<br />

Wettkampfbedingungen mehr<br />

ermöglicht. Deshalb ist es sinnvoll,<br />

solche naiven Psychoregulationstechniken<br />

ggf. zu ersetzen oder zu<br />

ergänzen durch ein psychologisches<br />

Training, in dem auf systematische,<br />

kontrollierte und objektiv<br />

überprüfbare Weise versucht<br />

wird, die persönlichen Voraussetzungen<br />

zu verbessern, die für den<br />

Erfolg im Wettkampf wichtig sind.<br />

Deshalb kommt es auch darauf<br />

an, daß jeder Trainer von sich aus<br />

praktische Trainingsformen, die<br />

auch psychologische Gesichtspunkte<br />

berücksichtigen, entwickelt<br />

und erprobt, zumal die psychologischen<br />

Trainingsformen in besonderem<br />

Maße den individuellen Bedingungen<br />

der Spielerinnen und<br />

Spieler angepaßt werden müssen.<br />

Die folgenden Ausführungen sollen<br />

hierzu Anregungen geben. Um<br />

praktische psychologische Trainingsformen<br />

entwickeln zu können,<br />

bedarf es allerdings zunächst<br />

der Kenntnis psychologischer<br />

Grundlagen. Einige ausgewählte<br />

Gesichtspunkte, die die Kognitions-,<br />

Motivations- und Streßthematik<br />

betreffen, sollen deshalb<br />

im folgenden jeweils vorangestellt<br />

werden.<br />

Psychologische<br />

Trainingsformen<br />

Überblick<br />

Wesentliche psychische Bedingungen,<br />

die bei einer sportlichen Leistung<br />

wirksam werden, sind:<br />

• Kognitive Bedingungen (Wahrnehmungen,<br />

Aufmerksamkeit/Konzentration,<br />

Gedächtnis,<br />

Vorstellungen, Antizipation,<br />

Denken, Intelligenz und sportartspezifische<br />

Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten, die sich auf die<br />

Taktik beziehen)<br />

• Motivationale/emotionale Bedingungen<br />

(Leistungsmotiv,<br />

Angst/Streß, Einstellungen<br />

u.a.)<br />

Psychologisch orientiertes Training<br />

besteht darin, diese psychischen<br />

Leistungsvoraussetzungen systematisch<br />

zu verbessern und zu stabilisieren,<br />

d.h. durch planmäßiges<br />

Lernen und Üben Trainingseffekte<br />

zu erzielen, die im Wettkampf lei-<br />

182


Psychologische Trainingsformen<br />

stungsfordernd umgesetzt werden<br />

können. Wer solche Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten im Training nicht<br />

systematisch verbessert (automatisiert),<br />

kann nicht erwarten, daß er<br />

sie im Wettkampf (wie die Technik<br />

und Kondition) einsetzen kann.<br />

Die genannten kognitiven, motivationalen<br />

und emotionalen<br />

Bedingungen können in vier<br />

Gruppen psychologischerTraihingsformen<br />

gegliedert werden<br />

(Abb. 113).<br />

Beim sog. Mentalen Training wird<br />

der direkte Einfluß psychischer<br />

Bedingungen auf die Bewegung in<br />

besonderem Maße angesprochen.<br />

Beim Mentalen Training erfolgt<br />

eine systematische, intensive<br />

gedankliche Vorstellung eines<br />

Bewegungsablaufs mit dem Ziel<br />

seiner Verbesserung, ohne daß<br />

die Bewegung zunächst praktisch<br />

durchgeführt wird.<br />

Beim Wahmehmungs- und Konzentrationstraining<br />

werden leistungsbestimmende<br />

kognitive Fertigkeiten<br />

wie Bewegungswahrnehmung<br />

und Situationsüberblick,<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration,<br />

Antizipation und taktisch<br />

richtiges Verhalten systematisch<br />

verbessert.<br />

Beim Motivationstraining geht<br />

es um die Verbesserung des Trainingsfleißes<br />

und mangelhafter<br />

Wettkampfeinstellung, um die<br />

Veränderung negativ wirkender<br />

Motivationen wie Furcht vor<br />

Mißerfolg, um realistische Zielsetzungen<br />

u.a.<br />

Das Psychoregulationstraining zielt<br />

schließlich auf den optimalen Einsatz<br />

von Konzentration, Antizipation,<br />

Spielintelligenz, Anstrengungsbereitschaft,<br />

Erfolgswille<br />

usw. im Wettkampf. Da die psychisch<br />

belastenden Wettkampfbedingungen<br />

zu unangemessenen<br />

psychophysischen Erregungs- und<br />

Spannungszuständen führen, wird<br />

im Psychoregulationstraining versucht,<br />

mit Hilfe psychologischer<br />

Verfahren den individuell angemessenen<br />

Aktivierungszustand<br />

(weder Verkrampfung noch Laschheit)<br />

zu erreichen.<br />

Diese kurze Übersicht über die<br />

verschiedenen psychologischen<br />

Trainingsformen zeigt, daß es<br />

enge Überschneidungen zu anderen<br />

Trainingsformen gibt, insbesondere<br />

zum Technik- und Taktiktraining.<br />

Damit ist auch an dieser<br />

Stelle angedeutet, daß die<br />

meisten psychologischen Trainingsformen<br />

in die Praxis des<br />

Technik- und Taktiktrainings zu<br />

integrieren sind (z.B. das mentale<br />

Training und das Konzentrationstraining<br />

in das Techniktraining sowie<br />

das Zielsetzungstraining in das<br />

Taktiktraining), dort jedoch besondere<br />

Akzentuierungen darstellen<br />

(s. auch Technik- und Taktiktraining).<br />

Kognitionen<br />

Wenn sich ein Spieler zum Beispiel<br />

beim Stande von 4:4 und 30:40<br />

aus taktischen Gründen entschließt,<br />

direkt nach dem Aufschlag<br />

zum Angriff an das Netz<br />

vorzulaufen, dann können eine<br />

Reihe von kognitiven Prozessen<br />

ablaufen:<br />

Zunächst wird er versuchen, sich<br />

ganz auf den Aufschlag zu konzentrieren.<br />

Er wird den Bewegungsablauf<br />

des Aufschlags, den<br />

er dem Gegner hoch auf die Rückhand<br />

spielen will, in Gedanken<br />

kurz noch einmal durchführen. Er<br />

wird sich vornehmen, nach dem<br />

Aufschlag so schnell wie möglich<br />

vorzulaufen und zu versuchen,<br />

möglichst früh zu erkennen, wohin<br />

der Gegenspieler spielen wird<br />

und in welcher Position er sich befindet,<br />

damit er entscheiden kann,<br />

wohin er den Flugball am günstigsten<br />

spielt. Solche Prozesse, die<br />

mit Planen und Überlegen, dem<br />

Sich-Vorstellen und Wahrnehmen<br />

zusammenhängen, werden mit<br />

dem Begriff Kognitionen zusammengefaßt.<br />

Kognition ist ein Sammelbegriff<br />

für alle Prozesse des<br />

Wahrnehmens, Denkens,<br />

Sich-Vorstellens, Erinnerns.<br />

Wenn der Aufschläger den Ballwechsel<br />

abschließt, indem er einen<br />

unerreichbaren Flugball-Stop spielt<br />

und ihm diesbezüglich ein »gutes<br />

Ballgefühl« bescheinigt wird, dann<br />

ist der übliche Begriff »Gefühl« in<br />

diesem Zusammenhang eher irreführend,<br />

denn Gefühle bezeichnen<br />

im allgemeinen Erlebnisse wie<br />

Freude und Mitleid. Vielmehr verfügt<br />

er in erster Linie über spezifische<br />

Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten<br />

bestehen darin, den vom Geg-<br />

183


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

ner geschlagenen Ball in seinen<br />

Flugeigenschaften (Geschwindigkeit,<br />

Flugkurve, Drall) einschätzen<br />

zu können, sich in eine günstige<br />

Schlagposition zu bringen und den<br />

Schläger gegen den Ball so zu bewegen<br />

(bezüglich Geschwindigkeit<br />

und Richtung der Schlägerbewegung<br />

sowie der Schlagflächenneigung),<br />

daß das Bewegungsziel<br />

(in diesem Fall der Flugball-Stop)<br />

erreicht werden kann. Der Wahrnehmungsanteil<br />

dieser Fähigkeiten<br />

(und weniger dieses Gefühls)<br />

basiert also im wesentlichen auf der<br />

visuellen (bezüglich des Ballflugverhaltens)<br />

und der kinästhetischen<br />

(bezüglich der Eigenbewegungen)<br />

Wahrnehmung. Vor<br />

allem die kinästhetische Wahrnehmung<br />

während der Ausführung<br />

der Technik, also die Wahrnehmung<br />

der Raum-, Zeit- und Spannungsbewegungen<br />

über bewegungsempfindliche<br />

Rezeptoren in<br />

der Haut, in den Muskeln, in den<br />

Sehnen und Gelenken ist bei der<br />

Steuerung und Regelung koordinativer<br />

Bewegungen von herausragender<br />

Bedeutung. Solche<br />

Wahrnehmungsleistungen, d.h.<br />

solche kognitiven Leistungsvoraussetzungen,<br />

können trainiert<br />

werden, auch wenn ihre Trainierbarkeit<br />

sicherlich nicht so groß ist,<br />

wie dies z. B. bei der Ausdauer der<br />

Fall ist. Im folgenden sollen einige<br />

Aspekte des genannten Beispiels<br />

betrachtet werden.<br />

Bewegungsvorstellungen,<br />

Mentales Training<br />

Bewegungsvorstellungen (z. B. die<br />

Vorstellung über den Bewegungsablauf<br />

des Aufschlags) sind das<br />

Ergebnis der Wahrnehmung fremder,<br />

aber auch eigener Aufschläge,<br />

des Speicherns dieser Wahrnehmungen<br />

im Gedächtnis und (häufig)<br />

ihrer sprachlichen Abbildung.<br />

Die sprachliche und begriffliche<br />

Fixierung dieser visuellen und<br />

kinästhetischen Wahrnehmungen<br />

ist eine wichtige Voraussetzung<br />

dafür, daß die Vorstellungsinhalte<br />

denkend erfaßt, strukturiert und in<br />

zielgerichtete Handlungen umgesetzt<br />

werden können. Das Mentale<br />

Training baut auf solchen<br />

Grundlagen auf.<br />

Im folgenden sind die drei Formen<br />

aufgeführt:<br />

Der Übende setzt sich gedanklich<br />

mit einem Bewegungsablauf auseinander.<br />

Er macht sich z. B. klar,<br />

wohin er den Ball beim Aufschlag<br />

werfen muß, um ihn am Ende der<br />

Hauptaktion im höchstmöglichen<br />

Punkt so zu treffen, daß der Ball<br />

mit einem starken Vorwärts- und<br />

leichten Seitwärtsdrall fliegt. Dies<br />

wird ihm um so besser gelingen, je<br />

mehr er über gewisse Fähigkeiten<br />

verfügt, einzelnen Teilaktionen<br />

des gesamten Bewegungsablaufs<br />

einen Sinn (eine Funktion) im Hinblick<br />

auf die Bewegungsaufgabe<br />

(die gewünschte Flugbahn des<br />

Balles) zuzuordnen (funktionales<br />

Bewegungsverständnis - s. auch<br />

<strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong> 1, Technik &<br />

Taktik). Ziel dieses Durchdenkens<br />

des Bewegungsablaufs mit Hilfe<br />

von Bewegungsvorstellungen<br />

ist es, sich die wesentlichen<br />

Momente der Technik deutlich zu<br />

machen und im Gedächtnis einzuprägen,<br />

was auch Voraussetzung<br />

für die Selbstkorrektur ist.<br />

Der Übende stellt sich den geplanten<br />

Bewegungsablauf intensiv vor.<br />

Diese auch als ideomotorisches<br />

Training bezeichnete Trainingsform<br />

geht von der Erkenntnis aus,<br />

daß bereits das bloße Sich-Vorstellen<br />

einer Bewegung zu einer neuromuskulären<br />

Erregung der für die<br />

vorgestellte Bewegung zuständigen<br />

Muskeln führt, so daß diese<br />

Bewegung schneller gelernt und<br />

besser gefestigt werden kann. Das<br />

ideomotorische Training wird erleichtert,<br />

wenn der Übende eine<br />

exakte Vorstellung von der angestrebten<br />

Bewegung hat.<br />

Der Übende spricht gleichsam<br />

innerlich mit sich selbst über den<br />

Bewegungsablauf. Er gibt sich<br />

Selbst-Befehle, bezogen auf Teile<br />

der Bewegungen, die für ihn<br />

schwierig sind (z. B. »Wirf den<br />

Ball weiter nach links - hinten«),<br />

um somit den konkreten Ablauf<br />

der Bewegung besser steuern zu<br />

können.<br />

Diese Trainingsform wird auch als<br />

subvokales Training bezeichnet.<br />

Die Techniken des Mentalen Trainings<br />

werden im allgemeinen für<br />

das Erlernen und Verbessern von<br />

Bewegungsfertigkeiten empfohlen.<br />

Sie eignen sich jedoch auch<br />

im Sinne des psychologischen Trainings<br />

für die Vorbereitung auf<br />

aktuell folgende Aktionen. Im <strong>Tennis</strong><br />

bietet sich hierfür sicherlich die<br />

Vorbereitung auf den Aufschlag in<br />

erster Linie an, denn der Aufschlag<br />

kann als einziger Schlag weitgehend<br />

selbst bestimmt werden.<br />

Doch können auch Aufschlag,<br />

Vorlaufen in die Drehscheibenposition<br />

und erster Flugball als<br />

Antwort auf den zu erwartenden<br />

Return als Handlungskette mental<br />

trainiert und dann im praktischen<br />

Vollzug geübt werden. Es ist auch<br />

denkbar, einzelne kleinere Taktikeinheiten<br />

(z.B. eine bestimmte<br />

Form des Angriffs) gedanklich<br />

durchzugehen, sich im Ablauf vorzustellen<br />

und sich entsprechende<br />

knappe Selbst-Befehle zu geben.<br />

In der Trainingspraxis empfiehlt es<br />

sich deshalb, alle drei beschriebenen<br />

Formen des Mentalen Trainings<br />

miteinander zu verbinden,<br />

gegebenenfalls auch noch das<br />

sogenannte observative Training<br />

hinzuzunehmen, d.h. den Bewe-<br />

184


Psychologische Trainingsformen<br />

gungsablauf bei anderen Spielern<br />

(z. B. auch mit Hilfe von Videoaufnahmen)<br />

zu beobachten. Die Videotechnik<br />

bietet sich auch dazu<br />

an, den Spieler mit seinen eigenen<br />

Bewegungsabläufen zu konfrontieren,<br />

was zur Verbesserung einer<br />

Selbstwahrnehmungs-, Bewegungsvorstellungs-<br />

und Selbstkorrekturfähigkeit<br />

beitragen kann.<br />

Ein Phänomen, das mit dem Mentalen<br />

Training in Zusammenhang<br />

steht, ist die Antizipation. Damit<br />

ist die Fähigkeit gemeint, Aktionen<br />

des Gegners vorherzusehen,<br />

bereits während deren Ablauf eine<br />

zielgerechte Entscheidung zu treffen<br />

und in den eigenen Bewegungsentwurf<br />

einfließen zu lassen.<br />

Diese Fähigkeit ist im Training vor<br />

allem dort gefordert, wo ein Abwarten<br />

des Endes der gegnerischen<br />

Handlung nicht mehr genügend<br />

Zeit für die eigene Reaktion<br />

zulassen würde, wie dies z. B. beim<br />

Flugball als Reaktion auf einen<br />

schnellen Passierball der Fall ist.<br />

Je mehr das richtige Erkennen<br />

der gegnerischen Spielabsichten<br />

(gegebenenfalls auch der gegnerischen<br />

Finten) im Training geübt<br />

wird, desto frühzeitiger und angemessener<br />

wird der Spieler im<br />

Wettkampf reagieren können.<br />

Aufmerksamkeit und<br />

Konzentration<br />

Im allgemeinen wird der Begriff<br />

Aufmerksamkeit als Oberbegriff<br />

für gerichtete Wahrnehmung verwandt.<br />

Häufig wird hierbei die<br />

Aufmerksamkeit mit einem<br />

Scheinwerfer verglichen (vgl.<br />

hierzu SCHUBERT 1981, 26). Wenn<br />

sich der Lichtstrahl des Scheinwerfers<br />

gebündelt auf einen bestimmten<br />

Gegenstand richtet, beleuchtet<br />

er ihn mit großer Helligkeit (Konzentration<br />

der Aufmerksamkeit).<br />

Die Konzentration ist demnach als<br />

eine intensivere Form der Aufmerksamkeit<br />

anzusehen, bei der<br />

sich die Aufmerksamkeit auf einen<br />

engen Ausschnitt des möglichen<br />

Wahmehmungsumfanges kon-<br />

»zentriert«. Diese Form der Aufmerksamkeit,<br />

d.h. diese Konzentration<br />

im engen Sinne, ist im <strong>Tennis</strong><br />

vor allem dort gefordert, wo<br />

im Spielgeschehen der sich schnell<br />

bewegende Ball genau zu beobachten<br />

ist; vor dem Aufschlag gilt<br />

es dagegen, gleichsam seinen »inneren<br />

Scheinwerfer« ganz auf die<br />

bevorstehende Handlung zu konzentrieren.<br />

Der Umfang der Aufmerksamkeit<br />

läßt sich so beschreiben, daß die<br />

Blende vor dem Scheinwerfer<br />

geöffnet wird, so daß der Lichtstrahl<br />

mehr gestreut hervortritt.<br />

So können gleichzeitig mehrere<br />

Gegenstände - allerdings weniger<br />

intensiv - beleuchtet werden (Verteilung<br />

der Aufmerksamkeit). Auf<br />

<strong>Tennis</strong> übertragen bedeutet dies<br />

z. B., daß der Doppelspieler stets<br />

einen größeren Ausschnitt des<br />

Spielfeldes im Auge haben muß,<br />

um seine Handlungen an das<br />

schnell wechselnde Geschehen<br />

anpassen zu können. Die Frage ist,<br />

wie viele Vorgänge gleichzeitig<br />

wahrgenommen werden können<br />

und unter welchen Bedingungen<br />

die Aufmerksamkeit von der einen<br />

Sache auf die andere wechseln<br />

muß. So kann man den Scheinwerfer<br />

seiner Aufmerksamkeit -<br />

(wie ein erfahrener Beleuchter<br />

beim Film) - blitzschnell auf verschiedene<br />

Gegenstände richten<br />

(Umschaltung der Aufmerksamkeit).<br />

Am Beispiel des Doppelspielers<br />

heißt dies, daß er von der<br />

»Verteilung der Aufmerksamkeit«<br />

plötzlich auf die »Konzentration<br />

der Aufmerksamkeit« umschalten<br />

muß, wenn er selbst angespielt<br />

wird. Allgemein zeigt sich, daß bei<br />

willkürlicher Anstrengung, wie<br />

dies im Wettkampf der Fall ist, die<br />

volle Aufmerksamkeit nur über<br />

einen bestimmten Zeitraum aufrechterhalten<br />

werden kann. Die<br />

Dauer der Aufmerksamkeit ist deshalb<br />

beschränkt. Es kommt zu<br />

Aufmerksamkeitsschwankungen,<br />

d.h. zu unwillkürlich auftretenden<br />

Veränderungen der Intensität der<br />

Aufmerksamkeit. Hohe Intensität,<br />

wie sie in einem längeren <strong>Tennis</strong>match<br />

gefordert wird, ist mit<br />

einem hohen Verbrauch an »Nervenkraft«<br />

verbunden. Der Organismus<br />

schaltet deshalb immer<br />

wieder von sich aus ab, was zu<br />

den bereits angeführten Aufmerksamkeitsschwankungen<br />

führt; es<br />

sei denn, daß der Spieler selbst<br />

durch gezielte Pausen die Kontrolle<br />

über seine Aufmerksamkeit<br />

aufrechterhält.<br />

Ungeachtet der Vielfalt der<br />

genannten Gesichtspunkte lassen<br />

sich generell zwei Anforderungssituationen<br />

voneinander unterscheiden:<br />

• Zuwendung der Aufmerksamkeit<br />

vor dem Ballwechsel<br />

• Aufmerksamkeit während des<br />

Ballwechsels<br />

Für die Beurteilung der Konzentrationsfähigkeit<br />

im Wettkampf ist es<br />

deshalb wichtig zu wissen, von<br />

welchen Bedingungen der Konzentrationsprozeß<br />

vor und<br />

während sportlicher Handlungen<br />

abhängig ist. Die Fähigkeit, aufmerksam<br />

zu sein, insbesondere<br />

sich konzentrieren zu können,<br />

hängt eng mit anderen kognitiven<br />

sowie mit emotional-motivationalen<br />

Prozessen zusammen. So beeinträchtigt<br />

starke emotionale<br />

Erregung (Ärger, Wut, Angst) den<br />

Konzentrationsprozeß. Die Konzentrationsfähigkeit<br />

ist somit ihrerseits<br />

ein Gradmesser für psychische<br />

Stabilität. Konzentrationsfähigkeit<br />

im Wettkampf hängt also<br />

185


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

auch mit innerer (mentaler) Entspannung<br />

zusammen; deshalb<br />

kann Konzentration nicht willkürlich<br />

erzwungen werden, ein solcher<br />

Versuch führt denn auch eher<br />

zu Verkrampfung.<br />

Jeder <strong>Tennis</strong>spieler weiß aus eigener<br />

Erfahrung, daß er sich schlecht<br />

konzentrieren kann, wenn seine<br />

Gedanken immer wieder abschweifen.<br />

Dies gilt vor allem<br />

dann, wenn er sich auf den Aufschlag<br />

oder Return vorbereitet.<br />

Damit wird deutlich, daß das Denken<br />

den Konzentrationsprozeß<br />

stören kann. Insbesondere die auf<br />

die Vergangenheit gerichtete<br />

Selbstreflexion über gerade mißlungene<br />

sportliche Aktionen, wie<br />

z. B. über einen soeben verschlagenen<br />

Ball (zudem häufig mit<br />

Ärger, also mit emotionaler Erregung<br />

verbunden) oder die auf die<br />

Zukunft gerichtete Wenn-Dann-<br />

Überlegung (»Wenn ich diesen<br />

Ball verschlage, dann verliere ich<br />

den ganzen Satz«) verhindern eine<br />

optimale Konzentration auf das<br />

»Hier und Jetzt« (vgl. auch GALL-<br />

WEY1977).<br />

Schließlich sei noch erwähnt, daß<br />

die Konzentrationsfähigkeit in<br />

hohem Maße von der körperlichen<br />

Fitneß abhängig ist. Deshalb ist<br />

auch unter anderem die Bedeutung<br />

des Konditionstrainings für<br />

den Erfolg im <strong>Tennis</strong> so groß.<br />

Konzentrationstraining<br />

Auf der Grundlage dieser allgemeinen<br />

Gesichtspunkte zur<br />

Konzentration lassen sich einige<br />

Hinweise für die Trainingspraxis<br />

ableiten:<br />

• Vor dem Ballwechsel kommt es<br />

darauf an, sich (gleichsam nach<br />

innen) in einen entspannten<br />

Konzentrationszustand zu versetzen,<br />

d.h., sich ohne bewußte<br />

Anstrengung auf die Aufgabe<br />

zu konzentrieren und alles, was<br />

sich außerhalb dieser Aufgabe<br />

befindet, zu ignorieren. Jeder<br />

Spieler muß im Training selbst<br />

erfahren, wieviel Zeit er hierfür<br />

benötigt (weder zu kurz noch<br />

zu lang), inwiefern ihm sein elementarer<br />

Atemrhythmus hilft,<br />

mit welchen persönlichen (naiven)<br />

Techniken (z.B. ritualisierten<br />

Handlungen vor dem Aufschlag)<br />

es ihm gelingt, abschweifende<br />

Gedanken und<br />

äußere Störreize abzuschütteln.<br />

Zur Stabilisierung dieser Techniken<br />

empfiehlt es sich, ab und<br />

zu gezielt Störreize (z. B. akustische<br />

über ein Tonband o.a.)<br />

einzusetzen, um Wettkampfbelastungen<br />

zu simulieren.<br />

• Während des Ballwechsels soll<br />

der ankommende Ball so lange<br />

wie möglich angeschaut werden,<br />

auch wenn dies nur bis<br />

etwa 1 bis 2 m vor dem Kontakt<br />

mit der Schlagfläche möglich<br />

ist. Diese banal erscheinende<br />

Forderung muß immer<br />

wieder gestellt und kontrolliert<br />

werden, weil viele Spieler den<br />

Ballflug nur kurzzeitig beobachten<br />

und deshalb den Kopf zu<br />

früh in Richtung Gegenspieler<br />

drehen; dadurch wird jedoch<br />

die Kontrolle der Schlagbewegung<br />

beim Treffen des Balles<br />

stark beeinträchtigt.<br />

Das Üben des Ballanschauens<br />

kann eventuell unterstützt werden,<br />

indem man mit Farben<br />

präparierte Bälle verwendet, um<br />

somit dem Spieler das Beobachten<br />

der Flugbahn und des Dralls<br />

des Balls zu erleichtern.<br />

• In Pausen kommt es darauf an,<br />

den Wechsel von der Konzentration<br />

im Spiel zur Erholung<br />

und zurück zur Konzentration<br />

auf das Spiel systematisch zu<br />

üben, um die Dauer der Konzentrationsfähigkeit<br />

zu verlängern.<br />

• Wenn Konzentration als intensivere<br />

Form aufmerksamer<br />

Wahrnehmung zu verstehen ist,<br />

dann kann Konzentrationstraining<br />

auch darin bestehen, unter<br />

erschwerten Bedingungen<br />

wahrnehmen zu müssen und<br />

entsprechend zu reagieren, so<br />

z. B. auf schnell aufeinanderfolgende<br />

Bälle, die von der<br />

Ballmaschine oder von zwei<br />

Gegenspielern aus der Hand<br />

zugespielt werden.<br />

Da die Konzentrationsfähigkeit<br />

vor allem unter psychischen<br />

und physischen Belastungen<br />

stark beeinträchtigt wird, sollten<br />

auch bei Konzentrationsübungen<br />

entsprechende Reize<br />

gesetzt werden, z. B. sollten<br />

Konzentrationsübungen auch<br />

nach hohen Trainingsbelastungen<br />

durchgeführt werden, so<br />

daß der Spieler im Wettkampf<br />

in der Lage ist, sich auch am<br />

Ende eines Matches noch konzentrieren<br />

zu können.<br />

Motivation<br />

Um motivationalen Wettkampfproblemen<br />

im Training begegnen<br />

zu können, ist es zunächst notwendig,<br />

sich über einige Grundlagen<br />

im klaren zu sein.<br />

Wenn sich Personen mit Anstrengung<br />

und Ausdauer bemühen, ein<br />

bestimmtes Leistungsziel zu erreichen,<br />

sei es, um den Ball über das<br />

Netz in das gegnerische Feld zu<br />

spielen oder das Match zu gewinnen,<br />

dann laufen während dieser<br />

Leistungshandlungen innere Prozesse<br />

ab, die sich vereinfacht wie<br />

folgt darstellen lassen (s. Abb.<br />

114, S. 187).<br />

Zunächst wird der Spieler aufgrund<br />

des Spielgeschehens (bzw.<br />

durch den Gegenspieler) vor eine<br />

Aufgabe gestellt. Er wird sich dann<br />

mehr oder weniger bewußt fra-<br />

186


Psychologische Trainingsformen<br />

Abb. 114 Schema zur exemplarischen Darstellung des Ablaufs von Motivationsprozessen in einer Leistungssituation<br />

(nach GABLER 1984)<br />

gen, ob er die zur Bewältigung<br />

dieser Aufgabe notwendigen<br />

Fähigkeiten hat, wieviel Anstrengung<br />

(Konzentration, Ausdauer<br />

und Überwindung) er zur Bewältigung<br />

aufbringen muß und wie<br />

sehr äußerer, von ihm nicht kontrollierbarer<br />

Einfluß (z.B. Spielstärke<br />

des Gegners, aber auch der<br />

Zufall) beim Zustandekommen des<br />

Handlungsergebnisses mitwirken.<br />

Dieses Abwägen von Faktoren, die<br />

den Erfolg bzw. Mißerfolg beeinflussen<br />

können, wird als prospektive<br />

Kausalattribuierung (vorausschauende<br />

Ursachenzuschreibung)<br />

bezeichnet. Die prospektive Kausalattribuierung<br />

führt zur Erwartung<br />

von mehr oder weniger Erfolgs-<br />

bzw. Mißerfolgswahrscheinlichkeit,<br />

dementsprechend zu<br />

Hoffnung auf Erfolg bzw. Furcht<br />

vor Mißerfolg und zur aktuellen<br />

Zielsetzung vor der Handlung.<br />

Wird das gesetzte Ziel erreicht,<br />

dann wird dies in der Regel als<br />

Erfolg, im anderen Falle als Mißerfolg<br />

bewertet. Ob allerdings dieser<br />

Erfolg bzw. Mißerfolg auch zu einer<br />

entsprechenden emotionalen<br />

Reaktion (also Freude über den<br />

Erfolg bzw. Enttäuschung über den<br />

Mißerfolg) führt, hängt auch davon<br />

ab, wie sehr sich der einzelne<br />

für das Handlungsergebnis verantwortlich<br />

fühlt, d. h. auch, auf welche<br />

Faktoren er es zurückführt -<br />

retrospektive Kausalattribuierung<br />

(zurückschauende Ursachenzuschreibung).<br />

Je mehr er z. B. den<br />

Erfolg auf seine Fähigkeiten und<br />

Anstrengungen zurückführen<br />

kann, desto größer wird seine<br />

Zufriedenheit sein; je mehr er dagegen<br />

trotz Anstrengung für den<br />

Mißerfolg mangelnde Fähigkeiten<br />

verantwortlich machen muß,<br />

desto größer wird seine Enttäuschung<br />

und Resignation sein,<br />

denn mangelnde Fähigkeiten sind<br />

relativ stabil, so daß auch zukünftig<br />

Mißerfolge zu erwarten sind.<br />

Im Rahmen dieser Prozesse sind<br />

zwei Komponenten besonders<br />

wichtig, nämlich die »Hoffnung<br />

auf Erfolg« und die »Furcht vor<br />

Mißerfolg«. Da sich die einzelnen<br />

Spieler darin unterscheiden, welche<br />

langjährigen persönlichen<br />

Erfahrungen sie mit Erfolgs- und<br />

Mißerfolgserlebnissen gemacht<br />

haben, kann zwischen »Erfolgsmotivierten«<br />

und »Mißerfolgsmo-<br />

187


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

tivierten« unterschieden werden.<br />

Dies bedeutet, daß Erfolgsmotivierte<br />

(Erfolgszuversichtliche) eher<br />

dazu neigen, zuversichtlich und<br />

optimistisch zu sein, während<br />

Mißerfolgsmotivierte (Mißerfolgsängstliche)<br />

zu Ängstlichkeit und<br />

Pessimismus neigen. Man sollte<br />

daraus jedoch nicht ableiten, daß<br />

Mißerfolgsängstliche den Erfolg<br />

nicht anstreben. Im Unterschied<br />

zu den Erfolgszuversichtlichen, die<br />

sich gerade aufgrund ihrer Zuversichtlichkeit<br />

vorwiegend am Erfolg<br />

orientieren und sich nur wenig mit<br />

dem möglichen Mißerfolg auseinandersetzen,<br />

bemühen sich die<br />

Mißerfolgsängstlichen - weil bei<br />

ihnen die Furcht vor dem Mißerfolg<br />

dominiert -, diesen möglichen<br />

Mißerfolg zu vermeiden.<br />

Untersuchungen haben immer<br />

wieder gezeigt, daß diese beiden<br />

Komponenten der Leistungsmotivation,<br />

die »Hoffnung auf Erfolg«<br />

und die »Furcht vor Mißerfolg«.<br />

mit anderen Komponenten der<br />

Leistungsmotivation zusammenhängen,<br />

so daß sich Leistungen<br />

aufgrund dieser Zusammenhänge<br />

zum Teil erklären und vorhersagen<br />

lassen.<br />

Dies betrifft zum einen den Zusammenhang<br />

mit den aktuellen<br />

Zielsetzungen. So setzen sich Erfolgszuversichtliche<br />

vorwiegend<br />

realistische Ziele, d.h. Ziele, die innerhalb<br />

eines mittleren subjektiven<br />

Schwierigkeitsbereiches liegen.<br />

Mißerfolgsängstliche neigen indessen<br />

dazu, entweder sehr niedrige<br />

oder extrem hohe unrealistische<br />

und konfliktgeladene Ziele zu<br />

setzen; jene mit niedriger Zielsetzung<br />

- weil dadurch der Mißerfolg<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

auch vermieden werden kann -<br />

weisen eher eine niedrige Gesamtmotivation<br />

auf; jene mit extrem<br />

hoher, ja unerreichbarer Zielsetzung<br />

- weil somit von vornherein<br />

eine Entschuldigung für den wahrscheinlichen<br />

Mißerfolg gegeben ist<br />

- weisen dagegen eher eine starke<br />

Gesamtmotivation auf.<br />

Zum anderen gibt es bedeutsame<br />

Zusammenhänge der Erfolgs- bzw.<br />

Mißerfolgsorientierung mit der<br />

Kausalattribuierung. Danach wird<br />

der Erfolg von den Erfolgszuversichtlichen<br />

eher eigenen Fähigkeiten<br />

zugesprochen und der Mißerfolg<br />

eher auf mangelnde Anstrengung<br />

oder Pech zurückgeführt. Da<br />

der Faktor »eigene Fähigkeiten«<br />

als personenbezogener und zeitlich<br />

stabiler Faktor zu bewerten ist,<br />

begründet diese Form der Kausalattribuierung<br />

auch die weitere Erfolgszuversichtlichkeit,<br />

denn die<br />

eigenen Fähigkeiten stehen auch<br />

zukünftig zur Verfügung. Da mangelnde<br />

Anstrengung und Pech<br />

zeitlich veränderlich sind und mehr<br />

Anstrengung selbst zu bewirken<br />

ist, ist auch nach Mißerfolgen, die<br />

in dieser Form interpretiert werden,<br />

kein Grund zu Pessimismus<br />

gegeben. Das nächste Mal wird<br />

es mit mehr Anstrengung schon<br />

klappen. Mißerfolgsängstliche neigen<br />

dagegen dazu, Erfolge weniger<br />

fähigkeits- und mehr zufallsabhängig<br />

zu sehen sowie Mißerfolge<br />

weniger einer mangelnden<br />

Anstrengung und mehr eigenen<br />

Fähigkeitsmängeln zuzuschreiben.<br />

Die Folge ist, daß Pessimismus<br />

und fehlende Selbstsicherheit verstärkt<br />

werden. Aus diesen Zusammenhängen<br />

läßt sich ableiten, daß<br />

das Selbstvertrauen mit einem<br />

positiven Selbstkonzept (Selbstbild)<br />

gleichzusetzen ist. Je mehr<br />

ein Spieler davon überzeugt ist,<br />

daß er - vorausgesetzt, daß er<br />

bereit ist, sich anzustrengen - aufgrund<br />

seiner Fähigkeiten die gestellte<br />

Aufgabe lösen kann, desto<br />

eher wird er auch die gesteckten<br />

Ziele erreichen.<br />

Personen, die dagegen ihre Fähigkeiten<br />

(in unangemessener Weise)<br />

eher für niedrig halten, wählen relativ<br />

leichte Aufgaben und geben<br />

relativ schnell auf, wenn sie beim<br />

Verfolgen des Ziels große Widerstände<br />

erfahren, d.h. auch, daß<br />

Dauer und Stärke ihrer Anstrengungen<br />

eher gering sind. Solche<br />

Personen neigen auch zu handlungsabschweifenden<br />

Gedanken,<br />

was - wie bereits beschrieben -<br />

häufig zu Konzentrationsschwächen<br />

führt. Ein weiterer<br />

Aspekt der Leistungsmotivation,<br />

der sich in der Abbildung 114 auf<br />

den Kasten »Handlung« bezieht<br />

und für den Leistungssport von<br />

großer Bedeutung ist, betrifft die<br />

Frage, welche Bedingungen notwendig<br />

sind, damit die Handlung,<br />

die aufgrund einer Zielsetzung<br />

und eines Entschlusses in Gang<br />

gekommen ist, auch so aufrechterhalten<br />

wird, daß sie zum Ziel<br />

führt.<br />

Es geht also um die Prozesse, die<br />

während der sportlichen Aktivität<br />

ablaufen, insbesondere um die<br />

Fähigkeit, die Handlung trotz<br />

großer Hindernisse zum Ziel zu<br />

steuern. Diese Steuerungsfähigkeit<br />

soll als Wollen bezeichnet werden.<br />

Wollen ist die Fähigkeit, alle zur<br />

Erreichung eines Ziels wichtigen<br />

Vorgänge zu aktivieren, zu koordinieren<br />

und zu steuern. Je mehr<br />

Hindernisse der Zielerreichung im<br />

Wege stehen, desto bedeutsamer<br />

ist die Fähigkeit, durch Willensakte<br />

diese Hindernisse zu überwinden.<br />

Im <strong>Tennis</strong> hat diese Steuerungsfähigkeit<br />

vor allem zwei Gesichtspunkte.<br />

Zum einen müssen <strong>Tennis</strong>spieler<br />

fähig sein, gegenüber emotional<br />

negativ wirkenden Reizen von innen<br />

und außen (z. B. Ärger über<br />

sich oder über den Schiedsrichter)<br />

»sich zu beherrschen«.<br />

Zum anderen müssen <strong>Tennis</strong>spieler<br />

Durchhaltefähigkeit besitzen, d.h.<br />

188


Psychologische Trainingsformen<br />

in der Lage sein, mit hohem körperlichen<br />

Einsatz physischen Barrieren<br />

standhalten zu können.<br />

Diese Barrieren können kurzfristig<br />

oder längerfristig gegeben sein:<br />

• Kurzfristige Barrieren sind z.B.<br />

dann gegeben, wenn es gilt,<br />

nach einem langen Ballwechsel<br />

trotz körperlicher Erschöpfung<br />

noch einen Stop zu erreichen.<br />

• Längerfristige Barrieren sind<br />

z.B. dann gegeben, wenn bei<br />

großer Hitze im dritten Satz<br />

Beine und Arme schwer werden<br />

und jeder Laufschritt »willentlich«<br />

eingesetzt werden muß. In<br />

solchen Fällen wird häufig vom<br />

»Kampf gegen sich selbst« gesprochen;<br />

endet er erfolgreich,<br />

dann wird dies als »Sieg über<br />

sich selbst« bezeichnet.<br />

Selbstbeherrschung und Durchhaltefähigkeit<br />

sind nicht nur im Wettkampf,<br />

sondern vor allem auch im<br />

Training bedeutsame leistungsbestimmende<br />

Faktoren. Es gibt eine<br />

Reihe weiterer Begriffe, die in diesem<br />

Zusammenhang nahezu synonym<br />

verwandt werden: Zielstrebigkeit,<br />

Beharrlichkeit, Disziplin,<br />

psychische Härte, Zähigkeit, psychisches<br />

Stehvermögen. Stark ausgeprägte<br />

Willenshandlungen sind<br />

vor allem auf drei Bedingungen<br />

zurückzuführen:<br />

• Je mehr der Spieler motiviert ist,<br />

desto eher wird es ihm gelingen,<br />

seinen Einsatz aufrechtzuerhalten<br />

bzw. sogar zu steigern.<br />

• Je besser der körperliche Zustand<br />

ist, desto weniger wird<br />

der Spieler Ermüdungserscheinungen<br />

nachgeben und seinen<br />

Einsatz senken.<br />

• Schließlich dürfte die Fähigkeit<br />

zum Durchhalten (»auf die<br />

Zähne beißen«, Schmerzen zu<br />

ertragen, körperliche Reserven<br />

mobil zu machen) auch als spezifisches<br />

Persönlichkeitsmerkmal<br />

anzusehen sein.<br />

Motivationstraining<br />

Die besondere Schwierigkeit<br />

besteht nun darin, daß die psychischen<br />

Probleme, die vor allem im<br />

Wettkampf auftreten, nur schwer<br />

im Training zu simulieren sind. Das<br />

aus psychologischer Sicht Charakteristische<br />

des Wettkampfs besteht<br />

ja darin,<br />

• daß man weit stärker als im<br />

Training unter Erwartungsdruck<br />

steht,<br />

• daß die eigenen Zielsetzungen<br />

stark vom Gegner beeinflußt<br />

werden, was häufig zu einer zu<br />

starken Fixation am Gegner<br />

(anstatt an der Aufgabe) führt,<br />

• daß verschlagene Bälle (nur<br />

beim Aufschlag gibt es eine<br />

weitere, zweite Möglichkeit)<br />

nicht wiederholt werden können,<br />

wie dies im Training prinzipiell<br />

der Fall ist.<br />

Es kommt also darauf an, im Training<br />

Situationen zu schaffen, die<br />

analog zum Wettkampf zu psychischen<br />

Belastungen führen, so daß<br />

die Spieler lernen, bereits im Training<br />

damit fertig zu werden. Wer<br />

im Training stets ohne psychische<br />

Belastung übt, läuft dagegen Gefahr,<br />

im Wettkampf überfordert<br />

zu sein. Viele Spieler erleben das<br />

Training deshalb ohne psychische<br />

Belastung, weil sie zumeist gegen<br />

Gegner spielen, die sie gut kennen<br />

und das Training weitgehend ohne<br />

Ernstcharakter abläuft. Im Wettkampf<br />

wird es dagegen ernst,<br />

hinzu kommen unerwartete Situationen,<br />

die zu Unsicherheit führen.<br />

Im Training muß deshalb Unsicherheit<br />

provoziert werden.<br />

Zur Simulation von Wettkampfbelastungen<br />

empfiehlt sich z. B.:<br />

• Dem Spieler klare, mit Risiko<br />

verbundene Aufgaben und<br />

Ziele vorgeben (bezogen auf<br />

einzelne taktische Trainingsaufgaben<br />

oder auf ein Trainingsmatch),<br />

aber auch selbst<br />

bestimmen lassen. Das Erreichen<br />

dieser Ziele »belohnen«<br />

bzw. das Nichterreichen »bestrafen«<br />

(z.B. durch weitere<br />

Trainingsaufgaben).<br />

Solche Aufgaben können z. B.<br />

darin bestehen, taktische Aufgaben<br />

(nach jedem Aufschlag muß<br />

angegriffen werden) zu erfüllen,<br />

mit Handicaps (jedes Spiel wird<br />

mit 0:15 begonnen) fertigzuwerden<br />

oder mitten im Trainingsmatch<br />

mit einem Tiebreak-Spiel<br />

konfrontiert zu werden. »Belohnen«<br />

heißt, daß es sich auch im<br />

Training in irgendeiner Form lohnen<br />

muß, diese Ziele zu erreichen,<br />

und »bestrafen« heißt, daß das<br />

Nichterreichen dieser Ziele unangenehme<br />

Folgen hat, so daß auch<br />

im Training die Prozesse der Leistungsmotivation<br />

(s. Abb. 114, S.<br />

187) unter psychischer Belastung<br />

erfahren und bewertet werden.<br />

Das heißt also, daß die Spieler im<br />

Training lernen müssen, realistische<br />

Ziele aufzustellen und über<br />

angemessene Kausalattribuierungen<br />

Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten<br />

und Erfolgszuversichtlichkeit<br />

zu entwickeln. Sie müssen lernen,<br />

mehr die Aufgabe als den<br />

Gegner zu sehen,den Gegner<br />

selbst weniger als Bedrohung,<br />

denn als Herausforderung zu erleben<br />

(»Du bist stark, aber ich auch<br />

und du mußt es erst beweisen«)<br />

und den Erfolg nicht immer mit<br />

dem Sieg bzw. den Mißerfolg mit<br />

der Niederlage gleichzusetzen,<br />

sondern Erfolg und Mißerfolg auszurichten<br />

an angemessenen Zielsetzungen<br />

und Kausalattribuierungen.<br />

Im Motivationstraining kommt es<br />

also darauf an, Aufgaben zu stellen,<br />

die analog zum Wettkampf<br />

psychisch belastend wirken, so<br />

daß die Spieler anschließend über<br />

Gespräche mit dem Trainer, unterstützt<br />

durch Videoaufnahmen und<br />

189


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

andere Kontrollmaßnahmen, aber<br />

vor allem auch über Selbstbeobachtungen,<br />

Strategien lernen, um<br />

solchen Belastungen im Wettkampf<br />

standzuhalten.<br />

Schließlich kann sich das Motivationstraining<br />

aber auch auf das Training<br />

selbst beziehen. Denn häufig<br />

wird übersehen, daß auch im Training<br />

Motivationsprozesse auftreten.<br />

Die Spieler müssen lernen,<br />

sich auch im Training zu motivieren.<br />

Der Trainer kann ihnen dabei<br />

helfen, indem er z. B. ein wettkampfnahes<br />

Training mit ständigem<br />

Setzen dosierter Ziele durchführt,<br />

aber auch Raum läßt für<br />

lockere und entspannende Trainingsformen,<br />

um keine Trainingsmonotonie<br />

aufkommen zu lassen.<br />

Auf der anderen Seite sollten aber<br />

auch ab und zu hohe physische<br />

Anforderungen (z.B. im Rahmen<br />

des konditionell orientierten Trainings)<br />

gestellt werden, damit die<br />

Spieler im Sinne eines Willenstrainings<br />

lernen, innere und äußere<br />

Widerstände zu bekämpfen.<br />

Psychoregulation<br />

Die körperlichen und psychischen<br />

Belastungen im Wettkampf führen<br />

häufig zu psychischen Auswirkungen,<br />

die mit dem Begriff mangelnde<br />

Wettkampfstabilität gekennzeichnet<br />

werden. Dem Spieler<br />

gelingt es nicht mehr, Konzentration,<br />

Spielübersicht, Einsatzbereitschaft<br />

usw. optimal im Spiel einzusetzen.<br />

Er erlebt sich als gestreßt<br />

(verspannt, verkrampft, aber auch<br />

gelähmt) oder als psychisch müde<br />

(auch im Zusammenhang mit körperlicher<br />

Müdigkeit) d.h. als nicht<br />

mehr in der Lage, sich voll anzustrengen.<br />

Die genannten Erlebnisweisen<br />

hängen mit einem unangemessenen<br />

inneren Erregungs- und<br />

Spannungszustand zusammen, der<br />

zu verminderten Leistungen führt.<br />

Psychischer Streß<br />

Psychischer Streß kann zunächst<br />

allgemein mit psychischer Belastung<br />

gleichgesetzt werden.<br />

Zunehmend wird der Streßbegriff<br />

jedoch zur Kennzeichnung extremer<br />

Belastungen benutzt; im Leistungssport<br />

werden solche extremen<br />

Belastungen zumeist auf den<br />

Vorstartzustand bei wichtigen<br />

Wettkämpfen, auf die Dichte und<br />

Häufigkeit von Wettkämpfen oder<br />

auf extrem hohe Belastungen im<br />

Training bezogen. Beim <strong>Tennis</strong><br />

kann Streß nicht nur im Vorstartzustand,<br />

sondern über den ganzen<br />

Wettkampf hinweg entstehen und<br />

wirksam werden. Denn man kann<br />

gleichsam jede Situation vor jedem<br />

neuen Ballwechsel als Vorstartzustand<br />

ansehen; in einem Dreisatzmatch<br />

erfolgt dies ca. 180 mal. In<br />

diesen Vorstartzustand gehen<br />

Streßfaktoren ein wie unerwarteter<br />

Vorsprung oder Rückstand,<br />

unerwartete Leistungsstärke des<br />

Gegners, vermeintliche oder<br />

tatsächliche Schiedsrichterfehlentscheidungen,<br />

ungünstiger Sonnenstand,<br />

ungünstige Wind- und<br />

Platzverhältnisse usw. Außerdem<br />

muß man berücksichtigen, daß<br />

sich Streßfaktoren gelegentlich<br />

auch im Laufe von einzelnen längeren<br />

Ballwechseln zunehmend<br />

auswirken. Die Auswirkungen von<br />

großer psychischer Belastung,<br />

Angst und Streß lassen sich drei<br />

Ebenen, der physiologischen, der<br />

emotional-motivationalen und der<br />

kognitiv-motorischen zuordnen.<br />

Auf der physiologischen Ebene<br />

lassen sich Begleiterscheinungen<br />

wie Pulsbeschleunigung, Atemnot,<br />

Pupillenerweiterung, bleiches Gesicht,<br />

Zittern der Hände, Schweißausbruch<br />

und erhöhte Blasen- und<br />

Darmtätigkeit feststellen.<br />

Auf der emotional-motivationalen<br />

Ebene werden unangenehme<br />

Spannungszustände spürbar, die<br />

mit Begriffen wie Beengung und<br />

Erregung, Lähmung und Beunruhigung<br />

beschrieben werden.<br />

Häufig tritt ein Gefühl der<br />

Schwäche auf. Die Stimmung<br />

kann gedämpft, aber auch gereizt<br />

sein. Auf der kognitiv-motorischen<br />

Ebene sind die Auswirkungen<br />

besonders vielfältig:<br />

• Die Wahrnehmung wird beeinträchtigt.<br />

Es kommt zu einer<br />

Einengung des Wahrnehmungsfeldes,<br />

zu optischen Täuschungen,<br />

zu Fehlinterpretationen<br />

der eigenen und fremder<br />

Bewegungsabläufe, zu unangemessenen<br />

Situationsanalysen.<br />

• Das Denken wird durch handlungsabschweifende<br />

Kognitionen<br />

gestört, d.h., die Gedanken<br />

konzentrieren sich weniger auf<br />

die Aufgabe selbst, sondern<br />

kreisen um Probleme, deren<br />

Nichtbewältigung und der<br />

anschließenden Bewertung<br />

durch die soziale Umgebung;<br />

häufig schweifen die Gedanken<br />

aber auch ab oder sind<br />

»blockiert«; Fehlentscheidungen<br />

sind die Folge.<br />

• Die Konzentrationsfähigkeit ist<br />

wesentlich vermindert.<br />

• Aufgrund ihrer gegenseitigen<br />

Beeinflussungen führen diese<br />

Auswirkungen in Verbindung<br />

mit einer ebenfalls durch Angst<br />

und Streß verursachten muskulären<br />

Verspannung und Verkrampfung<br />

zu einer wesentlichen<br />

Beeinträchtigung der<br />

Koordinationsfähigkeit: Die<br />

Bewegung läuft nicht mehr<br />

»locker« ab; es wird weniger mit<br />

Schwung und mehr mit Kraft<br />

gespielt; die Bewegungsgenauigkeit<br />

läßt nach; durch hohe<br />

Störanfälligkeit verschlechtert<br />

sich die Bewegungsstabilität;<br />

außerdem ist die für automatisch<br />

ablaufende Bewegungen<br />

so wichtige Bewußtseinsentla-<br />

190


Psychologische Trainingsformen<br />

beeinflussen und zu kontrollieren,<br />

die normalerweise unwillkürlich<br />

ablaufen. Dabei wird davon ausgegangen,<br />

daß aufgrund des engen<br />

Zusammenhangs zwischen<br />

den motorischen, vegetativen und<br />

psychischen (kognitiven und emotionalen)<br />

Bereichen jede Veränderung<br />

in einem dieser Bereiche sich<br />

auch auf die anderen auswirken<br />

kann.<br />

Abb. 115<br />

Psychophysische Faktoren der Leistungsbeeinträchtigung<br />

stung weitgehend aufgehoben.<br />

Hinzu kommt der unökonomische<br />

Verbrauch von Energien.<br />

Zusammengefaßt ergibt sich folgendes<br />

Bild, wie es in der Abbildung<br />

115 übersichtlich dargestellt<br />

ist. Es macht deutlich, daß sich als<br />

Reaktion auf Streß zwei Richtungen<br />

aufzeigen lassen: Entweder<br />

kommt es zu einer Abnahme der<br />

Aktivierung (Hypoaktivierung),<br />

d. h., der Spieler hat das Gefühl,<br />

gebremst bzw. gelähmt zu sein,<br />

oder es kommt zu einer Übererregung<br />

(Hyperaktivierung), d.h., der<br />

Spieler hat das Gefühl, verspannt<br />

bzw. verkrampft zu sein. Wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse zeigen,<br />

daß im allgemeinen geringe sowie<br />

sehr große Aktivierung zu niedriger<br />

Leistung führen. Dagegen ist<br />

eine mittlere Aktivierung, die somit<br />

auch einiges von dem enthält,<br />

was man mit »Startfieber« entsprechend<br />

dem »Lampenfieber«<br />

kennzeichnet, am günstigsten für<br />

das Zustandekommen optimaler<br />

Leistungen. Was als »mittlere«<br />

Aktivierung zu gelten hat, hängt<br />

zum einen von den individuellen<br />

Fähigkeiten zur Steuerung des<br />

Aktivierungszustandes und zum<br />

anderen von den individuellen<br />

Temperamentsmerkmalen des<br />

<strong>Tennis</strong>spielers ab.<br />

Psychoregulationstraining<br />

Das Psychoregulationstraining<br />

geht nun von folgendem aus: Bei<br />

zu niedriger Aktivierung ist es notwendig,<br />

sich zu mobilisieren, ohne<br />

zu verkrampfen: bei zu hoher<br />

Aktivierung gilt es, sich zu entspannen,<br />

ohne sich zu bremsen.<br />

Das Psychoregulationstraining zielt<br />

also darauf ab, Techniken der<br />

Mobilisation und der Entspannung<br />

zu erlernen und systematisch anzuwenden,<br />

um einen individuell<br />

optimalen Aktivierungszustand zu<br />

erreichen, d.h. auch, körperliche<br />

und psychische Prozesse selbst zu<br />

Mobilisation<br />

Mobilisation kann vor allem über<br />

den psychischen Bereich erreicht<br />

werden und hier insbesondere in<br />

Form von<br />

• Selbstsuggestionen und<br />

• inneren Selbstbefehlen.<br />

Dies geschieht in der Hoffnung,<br />

daß sich diese Mobilisation auch<br />

auf den vegetativen und schließlich<br />

auf den motorischen Bereich<br />

auswirkt. Bei vielen Spielern wird<br />

diese Mobilisation dann sichtbar,<br />

wenn sie nach längerem und ermüdendem<br />

oder nach eintönigem<br />

Spielverlauf sich selbst anstacheln<br />

und sich »zusammenreißen«,<br />

Abb. 116 Selbstmotivation<br />

191


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

indem sie tief durchatmen, die<br />

Fäuste ballen, aufmunternd auf<br />

sich einreden u. ä. Diese Selbstmotivierung<br />

führt zu einer selbstsuggerierten<br />

Erhöhung des Adrenalinspiegels,<br />

zur Aktivierung des vegetativen<br />

Nervensystems sowie des<br />

Herz-Kreislauf-Systems und somit<br />

zur Mobilisierung der Muskulatur.<br />

Mit dieser Form der Mobilisation<br />

sollte allerdings sparsam umgegangen<br />

werden, d.h. auch, daß<br />

man sie im Training unter geeigneten<br />

Bedingungen üben muß,<br />

um mit den Reaktionen seines<br />

Organismus (vor allem bezüglich<br />

Intensität und Zeitpunkt der Anpassung)<br />

vertraut zu werden. Nur<br />

dann ist es möglich, daß Mobilisationsmaßnahmen<br />

im Wettkampf<br />

gezielt, schnell und wirksam eingesetzt<br />

werden können.<br />

Entspannung<br />

Was die Entspannung betrifft, so<br />

gibt es eine Reihe von Verfahren,<br />

die im Sport, aber vor allem in der<br />

klinischen Medizin und Psychologie,<br />

bereits erprobt sind. Das bekannteste<br />

Verfahren ist das<br />

Autogene Training nach SCHULTZ.<br />

Beim Autogenen Training werden<br />

in selbstsuggestiver Form verschiedene<br />

Übungen durchgeführt, so<br />

z.B. die Schwereübung (»Mein<br />

rechter Arm ist ganz schwer«),<br />

was zur entsprechenden Muskelentspannung<br />

führt, oder die Wärmeübung<br />

(»Mein linker Arm ist<br />

ganz warm«), was die Entspannung<br />

der entsprechenden Blutgefäße<br />

bewirkt. Der Zugriff erfolgt<br />

also wiederum über den psychischen<br />

Bereich, allerdings mit dem<br />

Ziel verbunden, zunächst den vegetativen<br />

Bereich zu beeinflussen.<br />

Das gedankliche Sprechen solcher<br />

Übungsformeln in Verbindung mit<br />

allgemeinen Formeln wie »Ich bin<br />

vollkommen ruhig«, in entspannender<br />

Sitzhaltung, bei geschlos-<br />

Abb. 117 Entspannung während der<br />

Pause beim Seitenwechsel<br />

senen Augen und in einem ruhigen<br />

Raum ermöglicht eine konzentrative<br />

Selbstentspannung, bei<br />

der auch gewöhnlich »automatisch«<br />

ablaufende Körperfunktionen<br />

beeinflußt werden können. Im<br />

Leistungssport wird dieses Verfahren<br />

nur bedingt eingesetzt. Denn<br />

es ist kaum kurzfristig zu erlernen<br />

und sollte möglichst nur unter<br />

fachlicher Anleitung (durch einen<br />

Arzt oder Psychologen) angeeignet<br />

werden. Außerdem liegt der<br />

Hauptakzent des Autogenen Trainings<br />

auf einer allgemeinen Entspannung,<br />

so daß im Hinblick auf<br />

den Einsatz des Verfahrens für den<br />

Wettkampf noch aktivierende<br />

Komponenten hinzukommen<br />

müssen. Deshalb wurden sog. Relaxations-Mobilisationsverfahren<br />

entwickelt, die von den Prinzipien<br />

des Autogenen Trainings ausgehen,<br />

jedoch noch zusätzlich<br />

sportspezifische Mobilisationsformen<br />

anbieten. So empfiehlt z. B.<br />

FRESTER nach den Entspannungsübungen<br />

noch formelhafte Vorsatzbildungen<br />

wie z.B. »Ich fühle<br />

mich fit«, »Meine Vorhand<br />

kommt«. Abschließend soll dann<br />

eine Schwunggymnastik gemacht<br />

werden.<br />

Neuerdings wird in zunehmendem<br />

Maße im Leistungssport die Progressive<br />

Muskelrelaxation nach<br />

JACOBSON eingesetzt. Dieses Verfahren<br />

setzt am motorischen Bereich<br />

an. Jacobson ging davon aus, daß<br />

Angst stets zu Spannungsgefühlen<br />

und entsprechenden Muskelanspannungen<br />

führt. Erreicht man<br />

nun umgekehrt eine muskuläre<br />

Entspannung, so ist dies mit dem<br />

Erleben von Angst nicht vereinbar.<br />

Das Ziel der Progressiven Muskelrelaxation<br />

besteht deshalb darin,<br />

über den systematischen Wechsel<br />

von Anspannung und Entspannung<br />

einzelner Muskelgruppen<br />

eine zunehmende Entspannung<br />

der gesamten Skelettmuskulatur<br />

zu erreichen. Die Anspannung und<br />

Entspannung der einzelnen Muskelgruppen<br />

erfolgt in der Reihenfolge<br />

Hände, Arme, Gesicht,<br />

Nacken, Schultern, Rücken, Brust,<br />

Bauch, Unterkörper, Beine, Füße.<br />

Abschließend folgt eine Ganzkörperanspannung<br />

und -entspannung.<br />

Die Anweisungen lauten<br />

z.B.: »Nachdem Sie sich entspannt<br />

haben, ballen Sie die rechte Faust,<br />

ballen Sie sie fester und fester und<br />

beobachten Sie dabei die Spannung<br />

in der rechten Faust, in der<br />

Hand, im Unterarm ... Und nun<br />

entspannen Sie. Lassen Sie die<br />

Finger der rechten Hand locker<br />

werden und beobachten Sie den<br />

unterschiedlichen Eindruck.<br />

Lassen Sie sich völlig gehen und<br />

versuchen Sie, sich am ganzen<br />

Körper zu entspannen.«<br />

Das Jacobson-Training bietet sich<br />

für den <strong>Tennis</strong>spieler aus mehreren<br />

Gründen an:<br />

• Es ist relativ schnell zu erlernen<br />

(auch mit Hilfe von Tonkassetten)<br />

und zeitökonomisch einzusetzen.<br />

• Es ist wettkampfnah und motiviert<br />

deshalb die Spieler zum<br />

Erlernen.<br />

192


Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training?<br />

• Die Entspannungsreaktion ist<br />

im Vorstartzustand oder beim<br />

Seitenwechsel schnell abrufbar.<br />

Dies ist deshalb möglich, weil<br />

die Spieler beim Jacobson-Training<br />

lernen, von Anspannung<br />

auf Entspannung umzuschalten,<br />

wobei sie auch lernen, sich<br />

ohne vorausgegangene<br />

Anspannung zu entspannen.<br />

• Die Spieler müssen in der Lage<br />

sein, sich am Ende der Entspannungsphase<br />

gedanklich auf das<br />

zu konzentrieren, was sie sich<br />

für die Aktionen nach dem Seitenwechsel<br />

vornehmen. Auch<br />

diesbezüglich bietet sich das<br />

Jacobson-Training an, weil die<br />

dadurch erzielte Entspannung<br />

mehr an einer körperlichen Entspannung<br />

ausgerichtet ist und<br />

weniger an meditativen Prozessen<br />

(wie bei der sog. Transzendentalen<br />

Meditation) oder an<br />

einem Zustand schwebender<br />

Aufmerksamkeit (wie beim<br />

Autogenen Training).<br />

• Das Jacobson-Training ermöglicht<br />

es den Spielern, durch die<br />

Betonung der Konzentration<br />

auf die bei der Anspannung<br />

und Entspannung entstehenden<br />

Empfindungen für den Muskeltonus<br />

einzelner Muskelgruppen<br />

sensibel zu werden, was sie<br />

auch innerhalb der einzelnen<br />

Spiele, d.h. insbesondere vor<br />

jedem Ballwechsel, einsetzen<br />

können.<br />

• Diese Sensibilisierung kann<br />

auch dazu beitragen, daß es<br />

ihnen gelingt, sich in den Spielpausen<br />

beim Seitenwechsel nur<br />

so zu entspannen, daß keine<br />

Tonussenkung unter einen<br />

Schwellenwert erfolgt, der die<br />

anschließend notwendige Aktionsbereitschaft<br />

beeinträchtigt.<br />

Andererseits können sie auch in<br />

der Lage sein, sich ggf. (bei Ermüdung)<br />

zu mobilisieren.<br />

Psychologisches<br />

oder<br />

psychologisch<br />

orientiertes<br />

Training ?<br />

Das frühere Verständnis des Psychologischen<br />

Trainings bestand<br />

darin, daß durch dieses Training<br />

die psychischen Leistungsvoraussetzungen<br />

(wie Wahrnehmung,<br />

Denken, Motivation, Streß-Stabilität<br />

u.a.) systematisch zu verbessern<br />

und zu stabilisieren sind. Allerdings<br />

überschneiden sich Techniktraining,<br />

Taktiktraining und<br />

Psychologisches Training so stark,<br />

daß nicht klar wird, welches der<br />

eigenständige Platz des Psychologischen<br />

Trainings ist. So können<br />

wir das am Bewegungsablauf orientierte<br />

Mentale Training im engen<br />

Sinne dem Techniktraining zuordnen,<br />

und - so läßt sich fragen -<br />

kann das Taktiktraining, in dem<br />

Wahrnehmungs-, Beurteilungsund<br />

Entscheidungsprozesse zu optimieren<br />

sind, nicht auch als Psychologisches<br />

Training angesehen<br />

werden? Bei der Unterscheidung<br />

zwischen Technik-, Taktik-, Konditions-<br />

und Psychologischem Training<br />

wird vielfach übersehen, daß<br />

die Psyche Grundlage jeden Trainings<br />

ist.<br />

Deshalb soll in der Praxis des Trainings<br />

der Begriff »Psychologisches<br />

Training« durch den Begriff »Psychologisch<br />

orientiertes Training«<br />

ersetzt werden.<br />

Zunächst gilt es, zwischen psychologisch<br />

orientiertem Konditions-,<br />

Technik-, Taktik- und Wettkampftraining<br />

zu unterscheiden (Abb.<br />

118). Diese Trainingsformen weisen<br />

durchaus Überschneidungen<br />

auf. So hängen z.B. Technik- und<br />

Taktiktraining sehr eng zusammen.<br />

Die jeweilige Bezeichnung der<br />

Trainingsformen orientiert sich<br />

jedoch am Schwerpunkt, den<br />

der Trainer setzt. Entsprechend<br />

diesem Schwerpunkt gibt er seine<br />

Anweisungen und Korrekturen.<br />

»Psychologisch orientiert« bedeutet,<br />

daß Vorstellungs-, Entscheidungs-,<br />

Konzentrations- und<br />

Streßverarbeitungsprozesse im<br />

Abb. 118 Psychologisch orientiertes Wettkampftraining als Ergänzung des<br />

Konditions-, Technik- und Taktiktrainings<br />

193


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

Vordergrund stehen. Sie sind den<br />

verschiedenen Trainingsformen in<br />

unterschiedlichem Maße zuzuordnen.<br />

So heißt psychologisch orientiertes<br />

Konditionstraining im <strong>Tennis</strong> z. B.,<br />

mit Spielerinnen und Spielern<br />

einen Berglauf zu machen. Aus trainingsphysiologischer<br />

Sicht ist dies<br />

kaum begründet. Denn leistungsdiagnostische<br />

Untersuchungen im<br />

<strong>Tennis</strong>-Wettkampfsport haben<br />

gezeigt, daß die alaktazide Ausdauer<br />

nicht von Bedeutung ist.<br />

Aus psychologischer Sicht dagegen<br />

kann im Prozeß des Berglaufens<br />

in Anlehnung an ALLMER die<br />

funktionale Bedeutung des Willens<br />

(die Volition) für das Handeln<br />

intensiver erfahren werden (Abb.<br />

119). Diese volitiven Handlungsanforderungen<br />

stellen sich häufig<br />

auch am Ende eines Matches, vor<br />

allem auf Sand und bei Hitze. Es<br />

ist anzunehmen, daß Erfahrungen<br />

und Fähigkeiten, die außerhalb<br />

des <strong>Tennis</strong>platzes im Rahmen<br />

eines solchen psychologisch orientierten<br />

Konditionstrainings gewonnen<br />

wurden, durchaus auf ähnliche<br />

tennisspezifische Situationen<br />

übertragen werden können.<br />

Um die Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschiede des psychologisch<br />

orientierten Technik- und Taktiktrainings<br />

sowie des psychologisch<br />

orientierten Wettkampftrainings<br />

besser verstehen zu können,<br />

ist es zweckmäßig, jeweils zwischen<br />

Lernen und Trainieren zu<br />

unterscheiden. Taktik erlernen<br />

heißt, taktische Grundmuster zu<br />

erlernen und im Sinne des Übens<br />

durchzuspielen. Taktik trainieren<br />

heißt, diese erlernten Grundmuster<br />

unter erschwerten Bedingungen<br />

in matchähnlichen Situationen<br />

anzuwenden.<br />

Für den Trainer ergeben sich<br />

hieraus z.B. folgende praktische<br />

Tips:<br />

Abb. 119 Volitive Regulationserfordernisse<br />

• Sich hinter dem Spieler bewegen<br />

(als sein »Schatten«), um<br />

sich besser in die Wahrnehmungs-<br />

und Entscheidungsprozesse<br />

des Spielers hineinversetzen<br />

zu können; gegebenenfalls<br />

das Spiel unterbrechen (Methode<br />

der Handlungsunterbrechung),<br />

um diese Prozesse mit<br />

dem Spieler zu besprechen<br />

• Problemsituationen schaffen,<br />

d. h., die Fähigkeit verbessern,<br />

Entscheidungen zwischen zwei<br />

bis drei Handlungsmöglichkeiten<br />

zu treffen<br />

• Strategiekonzepte vorgeben<br />

und umsetzen lassen<br />

• Videoaufnahmen von Gegnern<br />

beobachten und mit Hilfe der<br />

Methode der Handlungsunterbrechung<br />

Spielhandlungen vorhersagen<br />

lassen<br />

• Videoaufnahmen des Spielers<br />

stoppen und besprechen<br />

(Video-Feedback)<br />

Je mehr das Training nun an den<br />

Anforderungen des realen Wettkampfes<br />

ausgerichtet ist, desto<br />

gewichtiger werden die psychischen<br />

Prozesse, insbesondere die<br />

Konzentrations-, Motivierungsund<br />

Streßverarbeitungsprozesse.<br />

Bevor nun das psychologisch orientierte<br />

Wettkampftraining erläutert<br />

wird, ist deutlich zu machen,<br />

daß analog zum Technik- und Taktiktraining<br />

die Spielerinnen und<br />

Spieler zunächst lernen müssen,<br />

diese genannten psychischen Prozesse<br />

grundsätzlich regulieren zu<br />

können, bevor sie in der Lage<br />

sind, sie unter den belastenden<br />

Bedingungen des Wettkampfes<br />

einzusetzen. Dies bedeutet:<br />

• Psychische Fertigkeiten, wie<br />

sich selbst wahrnehmen, entspannen,<br />

konzentrieren, motivieren<br />

zu können, sind zu erlernen.<br />

Dies kann außerhalb des<br />

<strong>Tennis</strong>platzes, aber auch auf<br />

194


Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training?<br />

Abb. 120<br />

Formen des psychologisch orientierten Wettkampftrainings<br />

dem <strong>Tennis</strong>platz im Spiel miteinander<br />

erfolgen.<br />

• Psychische Fertigkeiten zu trainieren<br />

heißt, die erlernten psychischen<br />

Fertigkeiten unter<br />

erschwerten, also psychisch<br />

belastenden Bedingungen in<br />

Wettkampfsituationen anzuwenden.<br />

Dies erfolgt auf dem<br />

Platz im Spiel gegeneinander.<br />

Das psychologisch orientierte<br />

Wettkampftraining (Abb. 120)<br />

spielt sich folgerichtig auf dem<br />

<strong>Tennis</strong>platz ab. Hier ergeben<br />

sich im Training zunächst zwei voneinander<br />

unterscheidbare Situationen.<br />

Das Training kann sich zum<br />

einen auf das Spielverhalten und<br />

zum anderen auf das Verhalten<br />

während der Spielpausen beziehen.<br />

Beim »Spiel gegeneinander« kann<br />

es zunächst darum gehen, sich auf<br />

den einzelnen Ballwechsel zu konzentrieren.<br />

Psychologisch orientiertes<br />

Training einzelner Ballwechsel<br />

heißt nun, den Schwerpunkt<br />

nicht so sehr auf die Technik oder<br />

Taktik zu setzen, sondern sich im<br />

engen Sinne auf den Ballwechsel<br />

zu konzentrieren und dies möglichst<br />

unter psychischer Belastung.<br />

Ich will exemplarisch drei Übungen<br />

nennen:<br />

• Es werden 20 Ballwechsel gespielt.<br />

Die Spieler/innen haben<br />

die Aufgabe, exakt mit dem<br />

Aufspringen des Balles auf dem<br />

Boden Wörter wie »hop« oder<br />

»come« und exakt beim Treffen<br />

des Balles mit dem Schläger<br />

»Hit« bzw. »on« laut auszusprechen.<br />

Dies fördert die<br />

Wahrnehmungs- und Konzentrationsleistung<br />

sowie das<br />

Gefühl für rhythmische Bewegungsabläufe.<br />

Der Trainer zählt,<br />

wie lange die Ballwechsel dauern,<br />

so daß einer der beiden<br />

Spieler dieses Spiel gegeneinander<br />

gewinnt.<br />

• Es werden wieder 20 Ballwechsel<br />

gespielt. Die Spieler haben<br />

allerdings nun die Aufgabe,<br />

exakt mit dem Treffen des Balles<br />

deutlich auszuatmen, z.B.<br />

durch ein langes »Jaah«. Dies<br />

fördert ebenfalls die Konzentrations-<br />

und Rhythmisierungsfähigkeit.<br />

• Einer der beiden Spieler erhält<br />

die Aufgabe, auf Zuruf des Trainers<br />

seinen Energie- und Kraftumsatz<br />

während der Schlagbewegungen<br />

auf einer vierstufigen<br />

Skala zu dosieren. »1«<br />

bedeutet geringen, und »4«<br />

bedeutet hohen Einsatz, was<br />

sich optisch in der unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeit der<br />

Bälle ausdrückt. Die Spieler<br />

optimieren mit dieser Übung<br />

zum einen ihre Fähigkeit, sich<br />

selbst wahrnehmen zu können<br />

und zum anderen ihre Fähigkeit,<br />

Aktivierung und Entspannung<br />

je nach psychovegetativen<br />

Zuständen oder taktischen<br />

Vorgaben flexibel einzusetzen.<br />

Beim psychologisch orientierten<br />

matchähnlichen Training geht es<br />

darum, psychisch belastende<br />

Wettkampfaufgaben zu stellen,<br />

die dem <strong>Tennis</strong>match nahekommen,<br />

aber durchaus auch eine<br />

gewisse Verfremdung der regulären<br />

Matchregeln aufweisen können.<br />

Wettkampfaufgaben stellen heißt<br />

hier auch, im engen Sinne »um die<br />

Wette spielen«.<br />

• Wer gewinnt z.B. das 21 erspiel?<br />

Es wird wie beim Tischtennis<br />

gespielt. Der Ball wird<br />

ohne Aufschlag (d. h. von unten)<br />

ins Spiel gebracht. Stops<br />

und Flugbälle sind nicht erlaubt.<br />

Besonders Angriffsspieler und<br />

Allroundspieler sind nun gefordert,<br />

eine gute Mischung zwischen<br />

sicherem und riskantem<br />

Grundlinienspiel zu erbringen.<br />

Es wird also vor allem die<br />

195


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

Fähigkeit geschult, ein schwieriges<br />

taktisches Konzept unter<br />

psychisch belastenden Bedingungen<br />

umzusetzen.<br />

• Eine spezielle Zählweise stellt<br />

auch der Tie-Break dar. Der<br />

Trainer kann mehrfach unvermittelt<br />

anordnen, daß Tie-<br />

Breaks zu spielen sind, was<br />

Flexibilität und psychische<br />

Stärke fördert.<br />

• »Spielen um die Wette unter<br />

erschwerten Bedingungen«<br />

kann auch darin bestehen, daß<br />

Handicaps eingeführt werden.<br />

Z. B. darf nur mit Vorhand gespielt<br />

werden. Oder es steht<br />

nur ein Aufschlag zur Verfügung.<br />

Auch diese Übungen<br />

können die Fähigkeiten fördern,<br />

mit belastenden Bedingungen<br />

fertig zu werden.<br />

Beim Matchtraining geht es<br />

z.B. darum,<br />

• über das ganze Match hinweg<br />

die Konzentrationsleistung konstant<br />

zu halten,<br />

• gezielt auf den Wechsel zwischen<br />

Aktivierung und Entspannung<br />

zu achten,<br />

• möglichen Streßsituationen vorzubeugen.<br />

Das heißt, Schwerpunkt der Bemühungen<br />

liegt nicht im Bereich<br />

Technik und Taktik, sondern im<br />

Bereich der psychischen Prozesse,<br />

die unter den belastenden Bedingungen<br />

eines ernsthaft geführten<br />

Trainingsmatches ablaufen.<br />

Die Entwicklung der praktischen<br />

Sportpsychologie im <strong>Tennis</strong> war<br />

zunächst darauf gerichtet, die<br />

Spielerinnen und Spieler außerhalb<br />

des <strong>Tennis</strong>platzes mit der Psychologie<br />

zu konfrontieren, ihnen Entspannungstechniken<br />

zu vermitteln<br />

usw. Dann konzentrierte man sich<br />

stärker auf das Geschehen auf<br />

dem <strong>Tennis</strong>platz selbst, und hier<br />

auf das Verhalten während des<br />

Spiels. Angeregt durch den amerikanischen<br />

Sportpsychologen und<br />

<strong>Tennis</strong>experten J.E. Loehr ist<br />

neuerdings auch das Verhalten<br />

während der Spielpausen stärker<br />

in den Blickpunkt unseres Interesses<br />

getreten. So wird vielfach<br />

übersehen, daß das Verhältnis der<br />

durchschnittlichen Spielzeit, also<br />

die Zeitdauer, in der Ballwechsel<br />

stattfinden, zur Gesamtzeit des<br />

Matches je nach Platzoberfläche<br />

ca. 1:2 bis 1:5 beträgt. Ein Ballwechsel<br />

auf Sandplätzen dauert<br />

im Durchschnitt 10 Sekunden, auf<br />

schnellen Plätzen teilweise nur<br />

noch 2 bis 3 Sekunden, die darauf<br />

folgende Pause beträgt im Mittel<br />

ca. 20 Sekunden. Dies bedeutet<br />

am Beispiel eines Dreisatzmatches,<br />

daß sich ca. 180 Pausen zwischen<br />

den Ballwechseln und ca. 15 Pausen<br />

beim Seitenwechsel ergeben.<br />

180 Pausen zwischen den Ballwechseln<br />

bedeutet zugleich im<br />

weiteren Sinne 180 Vorstartzustände<br />

über etwa jeweils 20 Sekunden.<br />

Das Vier-Phasen-<br />

Programm zwischen<br />

den Ballwechseln<br />

Da im Wettkampftennis also 70<br />

bis 80% der Zeit mit Sitzen, Warten<br />

und Vorbereiten verbracht<br />

wird, bietet sich vor allem die Zeit<br />

in den Spielpausen zwischen den<br />

einzelnen Ballwechseln für psychologische<br />

Maßnahmen an. In<br />

dieser Zeit treten bei unerfahrenen<br />

Spielern am häufigsten psychische<br />

Probleme auf, da sie nach verschlagenen<br />

Bällen deutlich ihren<br />

Ärger und ihre Enttäuschung zeigen,<br />

sich durch Fehlentscheidungen<br />

aus der Ruhe bringen oder<br />

durch Zuschauer irritieren lassen.<br />

Spitzenspieler zeichnen sich dagegen<br />

vor allem dadurch aus, daß sie<br />

diese Zeit optimal zur Entspannung<br />

von dem vorausgegangenen<br />

und zur Konzentration auf den<br />

nächsten Ballwechsel nutzen.<br />

Die vier Phasen des Programms<br />

zwischen den Ballwechseln lassen<br />

sich folgendermaßen beschreiben:<br />

mmfi:<br />

Wie reagiere ich auf den vorausgegangenen<br />

Ballwechsel?<br />

Direkt nach dem Ballwechsel sollte<br />

möglichst eine positive Reaktion<br />

erfolgen. Dies ist im Falle eines<br />

wichtigen Punktgewinns auch<br />

recht einfach. So ist die »Becker-<br />

Faust« derzeit nicht nur im <strong>Tennis</strong><br />

ein gewohntes Bild nach einem<br />

Erfolg: Sie ist einerseits Ausdruck<br />

von Freude und Stolz über die<br />

eigene Leistung und andererseits<br />

Selbstbestärkung und Selbstdarstellung,<br />

indem man die eigene<br />

Stärke sich und anderen demonstriert.<br />

Schwieriger dagegen ist die Verarbeitung<br />

wichtiger (insbesondere<br />

selbstverursachter) Fehler. Hier ist<br />

empfehlenswert, den Fehler so<br />

schnell wie möglich zu vergessen,<br />

d. h., das Geschehene hinter sich<br />

zu lassen, um sich voll auf den<br />

nächsten Ballwechsel einstellen zu<br />

können. Dabei ist es wichtig, sowohl<br />

körperlich als auch gefühlsmäßig<br />

zu zeigen, daß man »über<br />

der Sache steht«. So kann sich der<br />

Spieler, z.B. im Falle eines Flugballfehlers,<br />

ganz entschieden vom<br />

Ort des Fehlers wegdrehen, energisch<br />

mit aufrechter Haltung zur<br />

Grundlinie zurückgehen und sich<br />

dabei sagen »Macht nichts!«.<br />

Dadurch kann das Auftreten negativer<br />

Gedanken und Selbstzweifel<br />

verhindert werden. Je schneller<br />

Ärger und Enttäuschung verarbeitet<br />

werden, desto mehr Energie<br />

wird gespart und mehr Zeit verbleibt<br />

für die nächsten Phasen<br />

zwischen den Ballwechseln.<br />

196


Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training?<br />

Phase 4<br />

Abb. 121 Konzentration durch Blick<br />

auf die Saiten<br />

E Phase 2 ]<br />

Wie kann ich den mittleren Aktivierungszustand<br />

erreichen?<br />

Wie bereits angesprochen, ist ein<br />

mittlerer Aktivierungszustand eine<br />

wichtige Voraussetzung für optimale<br />

Leistungen. Je nach dem(n)<br />

vorausgegangenen Ballwechsel(n)<br />

kann die zweite Phase deshalb<br />

entweder der körperlichen und<br />

psychischen Entspannung oder<br />

Mobilisation dienen. So kann man<br />

z.B. nach einem Flugballfehler<br />

beim Zurückgehen zur Grundlinie<br />

den Schläger in die andere Hand<br />

wechseln, um die Schlaghand zu<br />

entlasten. Hinter der Grundlinie<br />

sollte der Spieler langsam auf und<br />

ab gehen, dabei immer in Bewegung<br />

bleiben und sich insgesamt<br />

lockern.<br />

Zur Entspannung ist es auch empfehlenswert,<br />

besonders tief auszuatmen<br />

und sich innerlich auf beruhigende<br />

Gedanken (z.B. »Ganz<br />

ruhig«, »Entspann dich«) zu konzentrieren.<br />

Um von äußeren Reizen<br />

nicht abgelenkt zu werden,<br />

ist es z. B. ratsam, die Saiten des<br />

Schlägers bewußt anzusehen.<br />

Abb. 122<br />

Selbstmotivation<br />

Was die Atmung betrifft, so kann<br />

sie gegebenenfalls auch zur Mobilisation<br />

eingesetzt werden, sofern<br />

sich der Spieler in einer Phase der<br />

Erschlaffung befindet.<br />

[ Phase 3<br />

Wie bereite ich mich auf den<br />

nächsten Ballwechsel vor?<br />

Diese Phase beginnt, sobald sich<br />

der Spieler genügend entspannt<br />

oder mobilisiert hat (sofern dies<br />

notwendig war) bzw. wenn er<br />

zum Service oder zum Return zur<br />

Grundlinie geht. Diese Vorbereitung<br />

auf den nächsten Ballwechsel<br />

kann darin bestehen,<br />

• sich zu motivieren (nach »innen«<br />

durch positives Denken<br />

und durch Selbstüberzeugung<br />

sowie nach »außen« durch eine<br />

entsprechende Körpersprache),<br />

• sich vorstellungsmäßig auf die<br />

kommenden Bewegungshandlungen<br />

einzustellen oder<br />

• sich durch taktisches Denken<br />

entsprechend vorzubereiten,<br />

d.h., Problemlösungsstrategien<br />

zu entwerfen oder in Gedanken<br />

durchzuspielen.<br />

Wie konzentriere ich mich auf<br />

den Aufschlag bzw. auf den<br />

Return?<br />

Diese letzte Phase ist durch automatisierte<br />

Rituale gekennzeichnet,<br />

die zusätzlich die Konzentration<br />

erhöhen. Sie beginnt in dem<br />

Augenblick, in dem sich der Spieler<br />

in der richtigen Ausgangsposition<br />

für den Aufschlag bzw. den Return<br />

befindet.<br />

Für den aufschlagenden Spieler<br />

empfiehlt es sich z. B., den Ball<br />

mindestens zwei- bis dreimal auftippen<br />

zu lassen und dabei vor<br />

dem letzten Auftippen eine kurze<br />

Pause zu machen, um einen hastigen<br />

Aufschlag zu vermeiden. Vor<br />

dem Return kann sich der Spieler<br />

entweder leicht auf der Stelle bewegen<br />

(trippelnd oder springend)<br />

bzw. mit dem Körper vor- und<br />

zurückpendeln. Wichtig ist dabei,<br />

die Bewegungen des Gegners<br />

genau zu beobachten. In dieser<br />

Phase soll die Aufmerksamkeit<br />

stark eingeengt sein, alle Gedanken<br />

(z.B. über Technik und Taktik<br />

oder über mögliche Folgen eines<br />

Punkteverlusts) sollten ausgeschaltet<br />

werden; statt dessen kann sich<br />

der Spieler eine klare bildliche Vorstellung<br />

über die bevorstehende<br />

Aktion machen.<br />

Zu diesem Programm lassen sich<br />

zusammenfassend noch folgende<br />

Bemerkungen machen:<br />

• Die Abgrenzung zwischen den<br />

einzelnen Phasen ist fließend.<br />

Gegebenenfalls empfiehlt es<br />

sich, eine Methode (z.B. die<br />

Entspannung) über die Phasen<br />

hinweg durchzuziehen.<br />

• Dies bedeutet auch, daß gegebenenfalls<br />

einige Phasen entfallen<br />

können. Das Kriterium hierfür<br />

besteht vor allem in der<br />

Frage, ob eine Problemsituation<br />

gegeben ist, die in der Pause<br />

197


Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training<br />

i- . - -. . . . . . .••- „-...^«^jk<br />

zelnen Phasen sind groß und<br />

sollten im Training auch stabilisiert<br />

werden. Allerdings nehmen<br />

sie bis zur Phase 4 ab.<br />

Abschließende<br />

Bemerkungen<br />

zwischen den Ballwechseln so<br />

zu bewältigen ist, daß das innere<br />

Gleichgewicht wieder hergestellt<br />

werden kann. Allerdings<br />

kann die Phase 4 nicht entfallen,<br />

sie ist unverzichtbar.<br />

Je nach Situation sind die zeitliche<br />

Dauer und der Inhalt der<br />

einzelnen Phasen unterschiedlich,<br />

je nachdem, an welchem<br />

Ort der vorausgegangene Ballwechsel<br />

endete (z. B. am Netz<br />

oder hinter der Grundlinie), ob<br />

dieser Ballwechsel gewonnen<br />

oder verloren wurde, wie lange<br />

es dauerte und wie dramatisch<br />

er war, wie der Spielstand ist,<br />

ob mit oder ohne Balljunge gespielt<br />

wird sowie ob es sich um<br />

ein Einzel oder Doppel handelt.<br />

Die Spielräume für individuelle<br />

Strategien im Rahmen der ein-<br />

Im folgenden sollen noch (zum<br />

Teil als Wiederholung) einige allgemeine<br />

Hinweise zum praktischen<br />

Einsatz des psychologisch<br />

orientierten Trainings gegeben<br />

werden.<br />

• Wesentliche Voraussetzung für<br />

den effektiven Einsatz psychologischer<br />

Trainingsmaßnahmen<br />

ist eine positive Einstellung der<br />

Spieler zu diesen Maßnahmen.<br />

Nur eine freiwillige und aktive<br />

Bereitschaft zum Mitmachen<br />

verspricht positive Wirkungen.<br />

Voraussetzung hierfür kann<br />

sein, daß auch die Spieler<br />

zunächst über psychologische<br />

Grundfragen des Wettkampfs<br />

informiert werden, ehe sie sich<br />

mit entsprechenden Trainingsmaßnahmen<br />

auseinandersetzen.<br />

• Voraussetzung für das Erlernen<br />

der Maßnahmen selbst ist die<br />

Sensibilisierung (d.h. die Fähigkeit,<br />

empfindsam zu sein) für<br />

die inneren kognitiven, emotionalen,<br />

vegetativen und muskulären<br />

Prozesse, die sich bei<br />

psychischen Belastungen<br />

ergeben.<br />

• Das Einüben der einzelnen<br />

Maßnahmen hat dann schrittweise<br />

zu erfolgen.<br />

• Ziel des Einübens ist es, die einzelnen<br />

Trainingsformen so zu<br />

erlernen und zu trainieren, daß<br />

sie auch unter erschwerten Bedingungen<br />

stabil bleiben, also<br />

bei ihrem Einsatz relativ automatisch<br />

funktionieren.


Abschließende Bemerkungen<br />

• Da Gelerntes auch wieder verlernt<br />

werden kann, muß es immer<br />

wieder geübt werden, auch<br />

wenn nicht stets ein aktueller<br />

Anlaß dazu besteht.<br />

• Deshalb ist das psychologisch<br />

orientierte Training auch Bestandteil<br />

eines langfristigen<br />

Trainingsaufbaus.<br />

• Die einzelnen vorgestellten psychologischen<br />

Trainingsformen<br />

sind nur aus Darstellungsgründen<br />

getrennt voneinander beschrieben<br />

worden. In der Praxis<br />

hängen sie eng miteinander<br />

zusammen; so z.B. Formen der<br />

Entspannung und das Mentale<br />

Training oder Formen der Entspannung<br />

und das Konzentrationstraining.<br />

• Grundsätzlich sollten alle psychologischen<br />

Trainingsformen<br />

so eng wie möglich in das<br />

gewöhnliche Technik- und<br />

Taktiktraining (ggf. auch in das<br />

Konditionstraining) integriert<br />

werden. Dies gilt besonders<br />

für jüngere Spielerinnen und<br />

Spieler.<br />

• Besonderes Augenmerk ist auf<br />

die Wettkampfnähe der Maßnahmen<br />

zu richten.<br />

• Da psychische Probleme stets<br />

mehr oder weniger individuell<br />

ausgeprägt sind, müssen die<br />

entsprechenden Maßnahmen<br />

auch individuell variiert werden.<br />

Es gibt deshalb keine »Kochrezepte«;<br />

vielmehr kommt es<br />

auch darauf an, verschiedene<br />

Maßnahmen auszuprobieren<br />

und je nach individuellem Effekt<br />

erneut einzusetzen.<br />

• Das psychologisch orientierte<br />

Training sollte dann nicht zu<br />

sehr betont werden, wenn der<br />

Spieler keine Probleme bei der<br />

vollkommenen Umsetzung seines<br />

Könnens im Wettkampf hat<br />

bzw. wenn ihm dies aufgrund<br />

»naiver« Maßnahmen gelingt.<br />

• Hat er allerdings größere Probleme,<br />

die er auch mit Hilfe des<br />

Trainers nicht lösen kann, dann<br />

sollte ein Sportpsychologe zur<br />

Beratung herangezogen werden.<br />

• Was den Einsatz psychologischer<br />

Trainingsmaßnahmen im<br />

Jugendbereich betrifft, so ist<br />

offensichtlich, daß z.B. das Konzentrations-<br />

und Zielsetzungstraining<br />

gerade im Jugendalter<br />

von besonderer Bedeutung ist.<br />

Der Einsatz von psychologischen<br />

Trainingsformen hängt<br />

also vom Problem, vom Leistungsstand,<br />

vom Alter und<br />

vom intellektuellen Entwicklungsstand<br />

ab und kann nur im<br />

Einzelfall festgelegt werden.<br />

Abschließend wird noch einmal<br />

auf das übergeordnete Ziel des<br />

psychologisch orientierten Trainings<br />

hingewiesen:<br />

Die Spieler sollen in der Lage sein,<br />

sich im Wettkampf auf die Spielaktionen<br />

konzentrativ, gedanklich<br />

und emotional (in Verbindung mit<br />

einer mittleren vegetativen und<br />

muskulären Aktivierung) so vorzubereiten,<br />

daß sie das Gefühl<br />

haben, »alles laufe automatisch<br />

ab«, sie seien »traumhaft sicher«,<br />

daß sie »spielen wie im Rausch«.<br />

Keine Zweifel, abschweifende<br />

Gedanken, muskuläre Verkrampfungen<br />

u.a. zerstören die Einheit<br />

von Aufmerksamkeit, Bewußtsein<br />

und Handlung. Die Spielergehen<br />

total in der Spielhandlung auf.<br />

Dies ist ein Zeichen dafür, daß<br />

alle Leistungsvoraussetzungen<br />

im Wettkampf optimal eingesetzt<br />

sind.<br />

199


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

200


Trainings- und<br />

Wettkampfplanung<br />

Trainings- und Wettkampfplanung<br />

umfaßt zum einen den langfristigen<br />

Trainingsaufbau, wie er auf<br />

Seite 107 beschrieben wurde<br />

(Grundlagen-, Aufbau-, Leistungstraining).<br />

Zum anderen orientieren<br />

sich kurz- und mittelfristige Maßnahmen<br />

der Trainings- und Wettkampfplanung<br />

auch an der Jahresplanung.<br />

Im folgenden werden allgemeine<br />

Hinweise zur Jahresplanung<br />

(und damit auch zur »Periodisierung«)<br />

gegeben.<br />

Periodisierung<br />

Der Begriff der Periodisierung bezieht<br />

sich in der Regel auf längere<br />

Zeitabschnitte - auf ein halbes bis<br />

ein Jahr-, wenn auch tennisspezifisch<br />

kürzere Abschnitte in Erwägung<br />

gezogen werden können.<br />

Kein <strong>Tennis</strong>spieler kann seine<br />

Höchstleistungen ununterbrochen<br />

über 12 Monate halten. Er kann<br />

sich nicht permanent an seinem<br />

individuellen Grenzbereich der Belastbarkeit<br />

befinden. Deshalb ist es<br />

einleuchtend, daß auch die <strong>Tennis</strong>spieler<br />

den Jahreszyklus so planen<br />

müssen, daß sie sich ausschließlich<br />

in dem für sie individuell wichtigen<br />

Zeitraum in Bestform befinden.<br />

Die Leistungsfähigkeit des Sportlers<br />

schwankt mehrere Male im<br />

Jahr. Dieser Tatsache hat sich<br />

auch die Jahresperiodisierung<br />

angepaßt.<br />

| 1. Vorbereitungsperiode |<br />

Phase der Entwicklung oder des<br />

Aufbaus, der Belastungssteigerung<br />

(Dauer ca. 4 bis 6 Monate). Diese<br />

wird noch in zwei Etappen geteilt:<br />

• Allgemeine Vorbereitungsetappe<br />

• Spezielle Vorbereitungsetappe<br />

| 2. Wettkampfperiode |<br />

Phase der relativen Stabilisierung,<br />

der Belastungsstabilisierung<br />

(Dauer ca. 2 bis 4 Monate).<br />

| 3. Übergangsperiode |<br />

Phase des zeitweiligen Verlustes<br />

der Form, der Belastungsreduzierung<br />

(Dauer ca. 1 bis 2 Monate).<br />

Diese klassische Einteilung des<br />

Jahres in eine ein- bis zweipolige<br />

Periodisierung, die vor allem auf<br />

den Erfahrungen der Leichtathletik,<br />

des Gewichthebens, des<br />

Schwimmsports und anderer<br />

Sportarten basiert, ist im <strong>Tennis</strong><br />

nicht in dieser Form praktikabel.<br />

Der Leistungsspieler und nicht nur<br />

der Weltklassespieler hat mehrere<br />

besonders wichtige Schwerpunkte<br />

im Jahr, und deswegen muß im<br />

<strong>Tennis</strong>sport die Periodisierung<br />

alternativ an die vorgegebenen<br />

Saisonhöhepunkte angepaßt werden.<br />

Als Beispiel kann man z.B.<br />

bei einem Weltklassespieler die 4<br />

Grand-Slam-Turniere nennen<br />

(Paris im Mai/Juni, Wimbledon im<br />

Juni/Juli, US-Open im September,<br />

Australien-Open im Januar) oder<br />

die Davis-Cup-Runden (März, August,<br />

Oktober und Dezember).<br />

Das würde bedeuten, daß der<br />

Spitzentennisspieler 4 bis 8 Höhepunkte<br />

im Jahr anstrebt, d. h.<br />

unter Umständen in 6 Perioden<br />

seine absolute Höchstform bringen<br />

müßte, was schon physiologisch<br />

ausgeschlossen ist. Nicht anders ist<br />

es bei der nationalen und regionalen<br />

Klasse oder bei Jugendlichen.<br />

Hier helfen wiederum die Erfahrungen<br />

der Experten.<br />

Erfahrungsgemäß sind ca. 3 Höhepunkte<br />

möglich. Ein alternativer<br />

tennisspezifischer Vorschlag einer<br />

dreigipfligen Periodisierung kann<br />

am Beispiel eines Weltklassespielers<br />

wie folgt aussehen.<br />

Dreigipflige<br />

Periodisierung<br />

Aus sportartspezifischen Gründen<br />

empfiehlt sich im <strong>Tennis</strong> folgende<br />

Teilung:<br />

| I.Vorbereitungsperiode |<br />

Phase des allgemeinen und spezifischen<br />

Leistungsaufbaus.<br />

| 2. Wettkampfperiode I |<br />

Phase der Optimierung des<br />

Match- und Turnierrhythmus.<br />

201


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

Abb. 123<br />

Beispiel für eine dreigipflige Periodisierung im <strong>Tennis</strong> in drei Zyklen<br />

^.qaaflCHimflsmipp^flL^fa<br />

Phase der maximalen Leistungsfähigkeit.<br />

&«?JCTreinriiBrM»Ki?<br />

Phase der leichten Regeneration<br />

der Leistungsreduzierung und des<br />

Neu- oder Zwischenaufbaus.<br />

^MMJlQDM^iS^lJS,^<br />

Phase der aktiven Regeneration.<br />

In einem ersten Schritt müssen die<br />

jeweiligen Höhepunkte, in denen<br />

der Spieler seine Hochleistung erreichen<br />

will oder muß, festgelegt<br />

werden.<br />

In dem vorgelegten Muster, das in<br />

Abbildung 123 aufgeführt ist, sollen<br />

die Höchstleistungen (Wettkampfperiode<br />

II) in folgenden<br />

Zeiträumen erbracht werden:<br />

• Von Mitte Januar bis Anfang<br />

März (Australien Open, Davis-<br />

Cup)<br />

• Im Mai und Juni (Deutsche<br />

internationale Meisterschaften,<br />

French Open, Wimbledon)<br />

• Im August und September<br />

(US-Open und Davis-Cup)<br />

Dementsprechend müssen Leistungen<br />

der Wettkampfperiode I<br />

in folgenden Zeiträumen erfolgen:<br />

• Dezember<br />

• Ca. ab Mitte April bis Mai<br />

• Ab Mitte Juli bis Mitte August<br />

Die kurzen Zwischenperioden sind<br />

dann eingeplant:<br />

• Mitte Juni<br />

• Bis Mitte Juli<br />

• Mitte September<br />

Die längeren Vorbereitungsperioden<br />

sind:<br />

• Anfang März bis Anfang April<br />

• Ende Oktober bis Ende November<br />

Für die Übergangsperioden bleiben<br />

dann:<br />

• Ende Februar bis Mitte März<br />

(14 Tage)<br />

• Mitte Oktober (14 Tage)<br />

Wie zu ersehen ist, ist bei einem<br />

Spitzenspieler auch eine dreigipf-<br />

202


Trainingseinheit<br />

lige Periodisierung nicht optimal,<br />

denn für die Regenerationsphasen<br />

bleibt relativ wenig Zeit übrig.<br />

Wenn man bedenkt, daß die Spieler<br />

nicht überall in die Schlußrunde<br />

kommen, daß sie zwischendurch<br />

einen Kurzurlaub einlegen oder<br />

verletzt sind und daß bei den Turnierreisen<br />

nicht überall optimale<br />

Trainingsbedingungen gegeben<br />

sind, sind kurze Regenerationspausen<br />

mehrere Male im Jahr<br />

automatisch gegeben.<br />

Um so mehr ist für einen Spitzenspieler<br />

eine sorgfältige Planung die<br />

Voraussetzung, um die individuelle<br />

Höchstleistung zum richtigen Zeitpunkt<br />

zu bringen bzw. mit der<br />

vorhandenen limitierten Leistungskapazität<br />

schonungsvoll umzugehen.<br />

Aus der Grafik ist weiter zu<br />

ersehen, daß die Intensitätskurve<br />

weitgehend mit der Leistungskurve<br />

übereinstimmt und die Umfangskurve<br />

dort sinkt, wo die<br />

Intensitätskurve steigt.<br />

Man geht davon aus, daß das<br />

Maximum der optimalen Leistungsfähigkeit<br />

des <strong>Tennis</strong>spielers dreimal<br />

im Jahr erreicht wird. Aus<br />

diesen Ausführungen und Begründungen<br />

geht hervor, daß die<br />

tennisspezifische Periodisierung<br />

einerseits dem aktuellen Stand des<br />

<strong>Tennis</strong>sports in der Welt Rechnung<br />

tragen muß, daß man aber andererseits<br />

die sportwissenschaftlichen<br />

Grundlagen achtet und im Rahmen<br />

des Möglichen in Trainingsplanung<br />

und -durchführung einbaut.<br />

Es ist zu betonen, daß sich die<br />

Schwerpunkte in den Inhalten der<br />

einzelnen Perioden nach der Spielstärke<br />

bzw. nach dem Alter des<br />

Spielers richten müssen.<br />

Wenn z.B. bei dem einen Spieler<br />

Wimbledon als Gipfel gilt, ist es<br />

bei dem anderen der Davis-Cup<br />

oder die Deutsche Meisterschaft<br />

bzw. ein Satellite-Circuit, die Verbandsmeisterschaft,<br />

die Medenspiele<br />

oder eine Kombination aus<br />

diesen mit anderen Turnieren.<br />

Bei Jugendlichen liegen die<br />

Schwerpunkte wiederum anders.<br />

Je jünger die Jugendlichen sind,<br />

desto mehr liegt die Priorität im<br />

systematischen Training und Aufbau<br />

vor dem Wettkampf. Die<br />

Wettkämpfe müssen wiederum<br />

der Spielstärke des Jugendlichen<br />

entsprechen. Eine gesunde<br />

Mischung zwischen leichteren<br />

und schwereren Turnieren - später<br />

evtl. zwischen Jugend- und Erwachsenenturnieren<br />

- ist von<br />

großer Bedeutung, denn Erfolgserlebnisse,<br />

die man eher gegen<br />

gleichwertige oder etwas schwächere<br />

Spieler erreicht, müssen<br />

mit Erfahrungen aus Niederlagen<br />

gegen stärkere Gegner gepaart<br />

werden.<br />

Grundsätzlich gilt aber, daß bis ca.<br />

zum 13. bzw. 14. Lebensjahr der<br />

allgemeine motorische und tennisspezifische<br />

Aufbau im Vordergrund<br />

steht, während nach dem<br />

14. Lebensjahr die Matchpraxis<br />

und -erfahrung wesentlich stärker<br />

betont wird.<br />

Das bedeutet, daß die einzelnen<br />

Vorbereitungsperioden bei den<br />

Jüngeren ausreichend gedehnt<br />

werden müssen und sich die Jahresplanung<br />

eher auf eine zweigipflige<br />

Periodisierung beschränkt.<br />

Bei den 13- bis 14jährigen kann<br />

zwar schon dreigipflig geplant<br />

werden, aber die Länge der Wettkampfperioden,<br />

besonders die<br />

Wettkampfperiode I, soll zugunsten<br />

der Vorbereitungsperiode<br />

verkürzt werden.<br />

Bei den 15jährigen und älteren<br />

(die entsprechende Spielstärke<br />

und -fertigkeit vorausgesetzt)<br />

nähert sich die Planung langsam<br />

der der Erwachsenen.<br />

Steuerung des<br />

Trainings<br />

Um das Training entsprechend der<br />

Planungsziele regeln zu können,<br />

ist eine weitere Aufteilung der<br />

Perioden notwendig.<br />

Die einzelnen Perioden enthalten<br />

dann:<br />

• Trainingseinheiten<br />

• Mikrozyklen (3 bis 8 Tage)<br />

• Makrozyklen, evtl. Mesozyklen<br />

(3 bis 6 Wochen)<br />

Trainingseinheit<br />

Die Trainingseinheit ist meistens<br />

mit dem täglichen Trainingspensum<br />

identisch. Besonders im<br />

Hochleistungstennis teilt sich diese<br />

Einheit noch in Phasen. Man<br />

spricht von einem Ein-, Zwei- oder<br />

Dreiphasentraining. Bei den heutigen<br />

Anforderungen an Trainingsumfang<br />

und -intensität ist bei<br />

Hochleistungstennisspielern ein<br />

Zwei-, bei Trainingslagern auch<br />

ein Vierphasentraining eine dringende<br />

Notwendigkeit, denn ein<br />

Drei- bis Vierstundentraining ohne<br />

kurzfristige Regenerationsphasen,<br />

besonders dann, wenn tennistechnisches<br />

Training mit Konditionstraining<br />

gepaart wird, ist ausgeschlossen.<br />

Jede Trainingseinheit soll einen<br />

methodischen Aufbau haben<br />

(s. Tab. 12, S. 204). Wenn zweioder<br />

dreimal am Tag trainiert wird,<br />

soll diese Aufteilung bei jeder<br />

Phase eingehalten werden, wobei<br />

allerdings der einleitende Teil vor<br />

der ersten Phase (bis zu 30 Minuten)<br />

und der Ausklang nach der<br />

letzten Phase besonders stark ausgeprägt<br />

sein sollen.<br />

Neben dem Einleiten der Regeneration<br />

durch das Ausspielen bzw.<br />

Auslaufen soll für die Beschleuni-<br />

203


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

Abschnitt Aufgaben Inhalte<br />

Einleitender Teil<br />

Hauptteil<br />

Ausklang<br />

(wenn nötig und<br />

möglich)<br />

Systematische Vorbereitung auf Hauptteil:<br />

• Physisch: Muskelerwärmung, Beweglichmachung,<br />

erhöhte organische und Stoffwechselanpassung,<br />

Nervenbahnung<br />

• Kognitiv/psychisch:<br />

Lenkung der Aufmerksamkeit, gedankliche<br />

und motivationale Einstellung<br />

Weiterentwicklung bzw. Stabilisierung des<br />

Trainingszustandes.<br />

Beachte:<br />

• In der Reihenfolge positive Übertragung<br />

der Trainingswirkungen<br />

• Gesetzmäßigkeiten von Belastung -<br />

Erholung<br />

Einleitung und Beschleunigung der Regenerationsvorgänge.<br />

Organismus auf normalen<br />

Funktionszustand zurückführen<br />

Allgemeines Aufwärmen durch Einlaufen<br />

oder durch ein kurzes Spiel (Fußball,<br />

Basketball, Hockey),<br />

Dehnungsübungen, Lockerungsübungen,<br />

leichte Gymnastik<br />

Sprintübungen<br />

Technikelemente, Schnelligkeits- oder<br />

Koordinationsübungen, Taktikformen u.a.<br />

Beachte Reihenfolge:<br />

• erst Kondition (Kraft, Ausdauer) mit nachfolgender<br />

drei- bis fünfstündiger Pause oder als selbständige<br />

Tageseinheit<br />

• dann Technik, Taktik, Koordination, Schnelligkeit<br />

Auslaufen<br />

Ausschlagen<br />

Spiele<br />

Tab. 12 Trainingseinheit mit Abschnitten, Aufgaben und Inhalten<br />

gung der Regeneration abwechselnd<br />

ein kurzer Saunagang oder<br />

Massage, Whirlpool usw. eingeplant<br />

werden.<br />

Die Reihenfolge der zu trainierenden<br />

Faktoren kann im Prinzip wie<br />

folgt eingehalten werden:<br />

• Beweglichkeit<br />

• Koordination<br />

• Schnelligkeit<br />

• Kraft<br />

• Ausdauer<br />

Allerdings ergaben neue sportwissenschaftliche<br />

Untersuchungen,<br />

daß intensives Kraft- oder Ausdauertraining,<br />

das dem Techniktraining<br />

unmittelbar folgt, einen<br />

negativen Einfluß auf die Resultate<br />

des Techniktrainings hat, da die<br />

feinmotorischen Spuren des Techniktrainings<br />

in den Muskel- bzw.<br />

Nervenzellen zerstört werden<br />

können.<br />

Es ist deswegen empfehlenswert,<br />

das Training so zu planen, daß<br />

entweder am Tag des intensiven<br />

Kraft- oder Ausdauertrainings, das<br />

vor allem in der Vorbereitungsperiode<br />

stattfindet, kein Techniktraining<br />

durchgeführt wird, oder aber<br />

daß das Kraft- oder Ausdauertraining<br />

z. B. am Vormittag und das<br />

Techniktraining nach ca. drei- bis<br />

fünfstündiger Pause und Regeneration<br />

am späten Nachmittag eingeplant<br />

wird.<br />

Darüber hinaus sollen nach dem<br />

Krafttraining kurze Koordinationsoder<br />

Technikübungsformen eingeplant<br />

werden, um die entsprechenden<br />

Nerven- und Muskelzellen<br />

zu reizen und dadurch noch<br />

einmal zu aktivieren; dadurch<br />

kann ein eventueller Leistungsverlust<br />

in diesem Bereich verhindert<br />

werden. Dies ist allerdings nicht<br />

als schwerpunktmäßiges Koordinations-<br />

oder Techniktraining zu<br />

betrachten.<br />

Mikrozyklus<br />

Der Mikrozyklus ist meistens<br />

durch einen Wochentrainingsplan<br />

abgedeckt.<br />

Dies ist praktisch der wichtigste<br />

Abschnitt für eine Trainingssteuerung<br />

und -planung, denn nur in<br />

einem Zeitabschnitt von mehreren<br />

Tagen ist eine sinnvolle Harmonie<br />

zwischen den Belastungen in unterschiedlichen<br />

technischen, taktischen<br />

und konditionellen Bereichen<br />

auf der einen und den notwendigen<br />

Regenerationszeiten auf<br />

der anderen Seite möglich.<br />

Bei einer detaillierten Mikrozyklusplanung<br />

im <strong>Tennis</strong> soll nach folgenden<br />

Prinzipien vorgegangen<br />

werden:<br />

• Berücksichtigungen der Periode.<br />

(Vorbereitungsperiode<br />

erster und zweiter Teil, Wettkampfperiode<br />

I, Wettkampfperiode<br />

II)<br />

• Festlegen der langfristigen<br />

Schwerpunkte und Ziele nach<br />

dem kalendarischen Alter, Trainingsalter,<br />

Spielstärke, Leistungsfähigkeit,<br />

Belastbarkeit,<br />

Trainingszustand, Spielfertigkeit,<br />

dem zukünftigen Turnierprogramm,<br />

individuellen<br />

Schwächen und Stärken<br />

• Berücksichtigen der individuellen<br />

zeitlichen Trainingsmöglichkeiten<br />

• Berücksichtigen der Umwelteinflüsse<br />

(Eltern, Freunde,<br />

Anfahrtswege, Schule, Beruf<br />

usw.)<br />

• Berücksichtigen der Trainingsstätte<br />

und des im Trainingsprozeß<br />

mitwirkenden Trainers<br />

• Festlegen der Schwerpunkte in<br />

Wochenanfang, -mitte und<br />

-ende<br />

• Feinabstimmen der konditionellen<br />

Bereiche und Faktoren nach<br />

204


Training mit verschiedenen Zielgruppen<br />

dem Prinzip der Superkompensation<br />

• Berücksichtigen der Charaktereigenschaften<br />

jedes einzelnen<br />

Spielers<br />

Für eine detaillierte Rahmeneinteilung<br />

eines Mikrozyklus für Leistungstennisspieler<br />

kann folgende<br />

Empfehlung gegeben werden:<br />

Es ist selbstverständlich, daß z. B.<br />

Kraft oder Ausdauer während der<br />

ganzen Woche in verringertem<br />

Maße trainiert werden, daß täglich<br />

Schnelligkeit und Koordinationsfähigkeit<br />

im Rahmen des technischen<br />

Trainings oder Matchtrainings<br />

verbessert werden und daß<br />

Reaktionsfähigkeit praktisch jeden<br />

Tag geübt wird. In der Detailplariung<br />

müssen alle konditionellen<br />

Faktoren mindestens zweimal in<br />

der Woche berücksichtigt werden,<br />

um den Superkompensationseffekt<br />

zu garantieren, obwohl die individuelle<br />

Zielsetzung der Schwerpunkte<br />

auch individuelle Feinabstimmung<br />

in der Planung zuläßt.<br />

Gravierende Fehler in der Mikrozyklusplanung<br />

können verheerende<br />

und irreparable Folgen in<br />

der Aufbauarbeit, zumindest aber<br />

eine starke Verzögerung oder Stagnation<br />

in gewissen Bereichen<br />

verursachen.<br />

Makrozyklus<br />

Er beinhaltet mehrere Mikrozyklen<br />

und kann sich von einem bis zu<br />

mehreren Monaten erstrecken. Es<br />

können deshalb auch zusätzlich<br />

einige Mesozyklen eingebaut werden.<br />

Makrozyklen haben die Aufgabe,<br />

Belastung und Erholung<br />

durch »mittlere Wellen« zu steuern,<br />

also Wochen mit hoher durch<br />

Wochen mit geringerer Belastung<br />

abzulösen. Dabei ist ein wichtiges<br />

Charakteristikum eines Makrozyklus<br />

der Wechsel von Umfangund<br />

Intensitätsbelastung.<br />

Ein Makrozyklus.vor allem in der<br />

Vorbereitungsperiode und unter<br />

Umständen auch in der Wettkampfperiode<br />

I des <strong>Tennis</strong>spielers,<br />

fängt mit hohem Umfang und<br />

mittlerer bis geringer Intensität an.<br />

Im Verlauf des ersten bzw. zweiten<br />

Zyklus wird der Umfang zuerst<br />

weiter gesteigert bis zum Maximum.<br />

Die Intensität steigt zwar<br />

auch an, aber in wesentlich geringerem<br />

Maße. Erst gegen Ende der<br />

Vorbereitungsphase, also im zweiten<br />

bis dritten Makrozyklus dreht<br />

sich das Verhältnis um. Am Ende<br />

soll der Umfang niedriger, aber die<br />

Intensität dagegen sehr hoch sein.<br />

Sie soll dann ihr Maximum in der<br />

Wettkampfperiode erreichen.<br />

Diese Tatsache muß man in Zusammenhang<br />

mit der Schwerpunktsetzung<br />

bzw. den Trainingsinhalten<br />

innerhalb dieser Zeit<br />

sehen. Am Anfang der Vorbereitungsperiode<br />

geht es vor allem um<br />

die Basisausbildung und das Aufbautraining<br />

in allen Bereichen. So<br />

steht erst selbstverständlich beim<br />

Respektieren von individuellen<br />

Voraussetzungen die allgemeine<br />

aerobe Ausdauer und das Muskelaufbautraining<br />

im konditionellen<br />

Bereich sowie ein breit angelegtes<br />

Techniktraining (Schwächen,<br />

Erweiterungen des Schlagrepertoires,<br />

Festigung vorhandener<br />

Techniken) im Vordergrund. Alle<br />

diese Bereiche erfordern großen<br />

Trainingsumfang mit vorerst<br />

kleinerer Intensität.<br />

Erst im Verlauf der Vorbereitungsperiode<br />

bzw. des zweiten oder sogar<br />

dritten Makrozyklus muß die<br />

Intensität gesteigert werden. Dann<br />

stehen Kraft, intramuskuläre Koordination,<br />

Schnellkraft, die anaerobe<br />

Ausdauer, Bewegungsschnelligkeit,<br />

Gewandtheit, Reaktionsschnelligkeit<br />

im motorischen<br />

Bereich und die Automatisierung<br />

bzw. Stabilisierung des situativen<br />

Bewegungsablaufes im Vordergrund.<br />

Alle diese Bereiche müssen<br />

bei hoher Intensität trainiert werden.<br />

Dementsprechend muß aber<br />

dann der Umfang etwas zurückgehen.<br />

Innerhalb der Wettkampfperiode<br />

ist die Trainingsintensität sehr<br />

hoch, wobei der Umfang weiter<br />

reduziert wird. Bei hohem Trainingsumfang<br />

kommt es zu einer<br />

tiefen Ausschöpfung der Energiereserven,<br />

und es bedarf einer langen<br />

Regenerationszeit. Das ist<br />

innerhalb der Turnierperiode, in<br />

der unter Umständen über Wochen<br />

jeden Tag ein Match gespielt wird,<br />

und in der man für die Wettkämpfe<br />

jederzeit hochleistungsbereit<br />

sein muß, nicht vorteilhaft.<br />

Weil man aber das vorhandene<br />

technische und konditioneile<br />

Potential halten oder sogar noch<br />

etwas verbessern muß - und das<br />

geht nur durch tägliches Training,<br />

sogar auch am Spieltag - muß dieses<br />

so gestaltet werden, daß mit<br />

einem minimalen Energieverlust<br />

ein maximaler Effekt erzeugt wird.<br />

Dies ist nur durch eine starke Intensitätssteigerung<br />

unter gleichzeitiger<br />

Reduzierung des Umfangs<br />

möglich. Nach hochintensiven und<br />

kürzeren Trainingseinheiten ist die<br />

Regenerationszeit kürzer.<br />

Wie lang ein Makrozyklus ist bzw.<br />

wie viele Makrozyklen eine Periode<br />

beinhaltet, hängt wiederum<br />

von der individuellen Planung ab.<br />

Training mit<br />

verschiedenen<br />

Zielgruppen<br />

Auch wenn die in den vergangenen<br />

Kapiteln beschriebenen Erkenntnisse<br />

der Trainingslehre<br />

relativ allgemeingültig sind, so gibt<br />

205


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

es doch beim Training mit verschiedenen<br />

Zielgruppen spezifische<br />

Gesichtspunkte zu berücksichtigen.<br />

Wie beim <strong>Tennis</strong>unterricht mit verschiedenen<br />

Zielgruppen kann die<br />

Auswahl von Adressaten aufgrund<br />

der Kriterien Alter, Geschlecht und<br />

Können mit den entsprechenden<br />

Zielvorstellungen und Rahmenbedingungen<br />

erfolgen. Von diesem<br />

Ansatz ausgehend und unter<br />

Berücksichtigung der Erfahrungen<br />

in der Praxis ergeben sich drei spezifische<br />

Zielgruppen (Training mit<br />

talentierten Kindern und Jugendlichen,<br />

Training mit Frauen und<br />

Training im Senioren-Wettkampftennis),<br />

auf die im folgenden eingegangen<br />

wird.<br />

Talentierte<br />

Kinder und<br />

Jugendliche<br />

Eine spezifische Adressatengruppe<br />

stellen talentierte Kinder und<br />

Jugendliche dar, die das Ziel haben,<br />

ein hohes Leistungsniveau im Turniertennis<br />

zu erreichen. Im Blick<br />

auf diese Gruppe stellen sich aufgrund<br />

praktischer Erfahrungen<br />

unter anderem folgende Aufgaben<br />

und Probleme:<br />

• Aufbau bei der Vermittlung der<br />

<strong>Tennis</strong>technik<br />

• Bedeutung der beidhändigen<br />

Rückhand<br />

• Verbesserung der Beinarbeit<br />

• Verbesserung des taktischen<br />

Verständnisses<br />

• Methodische Gesichtspunkte<br />

beim psychologisch orientierten<br />

Training<br />

• Probleme des Umlernens<br />

• Hinführung zum modernen<br />

Spitzentennis<br />

• Allgemeine Selbständigkeit von<br />

Jugendlichen<br />

Die folgenden Ausführungen<br />

haben teilweise auch Gültigkeit für<br />

andere Adressatengruppen, gelten<br />

aber im besonderen für talentierte<br />

Kinder und Jugendliche.<br />

Aufbau<br />

bei der Vermittlung<br />

der <strong>Tennis</strong>technik<br />

Etwa im Alter von 8 bis 10 Jahren<br />

sollen Talente systematisch<br />

gesucht und ausgewählt werden<br />

(s. S. 105). Dabei ist vor allem auf<br />

die Merkmale Schnelligkeit,<br />

Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit<br />

und Lernfähigkeit, Ballgefühl,<br />

Leistungsmotivation und psychische<br />

Stabilität zu achten. Unter<br />

dem besonderen Gesichtspunkt,<br />

daß später hohe Leistungen erzielt<br />

werden sollen, muß nun bei der<br />

Vermittlung der <strong>Tennis</strong>technik vor<br />

allem das Prinzip der Vielseitigkeit<br />

(Variabilität) berücksichtigt werden.<br />

Dies bedeutet, daß die Vielfalt<br />

der <strong>Tennis</strong>technik von Anfang<br />

an zu entwickeln ist. Unterschiedliche<br />

Aufgabenstellungen bezüglich<br />

Plazierung, Flugbahn und<br />

Geschwindigkeit der zu spielenden<br />

Bälle bei verschiedenen Platzpositionen,<br />

Treffpunkthöhen und in<br />

bedrängten Situationen machen<br />

dem Kind frühzeitig deutlich, wie<br />

wichtig eine vielseitige <strong>Tennis</strong>technik<br />

ist. Beim Aufbau der Technik<br />

soll zwar mit den Grundschlägen<br />

begonnen werden, jedoch folgen<br />

bald Drallvariationen (Slice, Topspin),<br />

bevor die Grundschläge in<br />

der Stabilisierungsphase gefestigt<br />

sind. Beim Aufbau der <strong>Tennis</strong>technik<br />

lassen sich folgende Etappen<br />

grob kennzeichnen:<br />

• Grundschläge, gleichzeitig Flugball<br />

und Aufschlag, Lob und<br />

Schmetterball; dabei sollten<br />

vielfältige Koordinationsübungen<br />

einfließen, insbesondere<br />

sollten Gesichtspunkte des bilateralen<br />

<strong>Tennis</strong> berücksichtigt<br />

werden.<br />

• Drallvariationen, Stop und<br />

Halbflugball.<br />

• Weitere Ausdifferenzierung der<br />

Technik, z.B. Variationen des<br />

Aufschlags, Schmetterball aus<br />

dem Sprung und Rückhand-<br />

Schmetterball.<br />

• Stabilisierung der Technik in<br />

den verschiedenen Spielsituationen.<br />

Dieses Ziel sollte etwa<br />

am Ende der Vorpubertät erreicht<br />

werden.<br />

• Etwa ab der Pubertät sollte<br />

besonders auf die Ausprägung<br />

des persönlichen Stils und der<br />

Spielanlage geachtet werden.<br />

Es sollten einerseits erfolgreiche<br />

Schläge akzeptiert, andererseits<br />

wenig erfolgversprechende<br />

Nachahmungen und eher unangemessene<br />

Vorlieben (z. B. zu<br />

viele Stops) zurückgedrängt<br />

werden.<br />

Bedeutung<br />

der beidhändigen<br />

Rückhand<br />

Im Rahmen der Vermittlung der<br />

<strong>Tennis</strong>technik bei talentierten<br />

Kindern und Jugendlichen ist die<br />

beidhändige Rückhand von besonderer<br />

Bedeutung (insbesondere<br />

bei Mädchen), da der Schläger<br />

trotz mangelnder Armkraft beidhändig<br />

schnell beschleunigt und<br />

eine große Schlagkontrolle erzielt<br />

werden kann. Prinzipiell sollte die<br />

einhändige und beidhändige<br />

Rückhand als gleichrangig<br />

betrachtet werden. Die Entscheidung,<br />

nur für eine der beiden<br />

Techniken oder beide Techniken<br />

parallel auszubilden, sollte von<br />

den individuellen Voraussetzungen<br />

des Talents (konstitutionelle und<br />

motivationale Voraussetzungen,<br />

206


Talentierte Kinder und Jugendliche<br />

Spielanlage u.a.) abhängig gemacht<br />

werden.<br />

Bei der Einführung (ggf. Erprobung)<br />

der beidhändigen Rückhand<br />

können folgende Varianten, bezogen<br />

auf Rechtshänder, ausprobiert<br />

werden:<br />

• Beidhändige Rückhand mit<br />

Führen und Schlagen durch die<br />

rechte Hand; die linke Hand<br />

unterstützt und kontrolliert<br />

lediglich die Schlagbewegung.<br />

Erfahrungsgemäß fällt es älteren<br />

Kindern leicht, später von<br />

dieser beidhändigen Rückhand<br />

auf die einhändige Rückhand<br />

umzustellen.<br />

• Beidhändige Rückhand mit anfänglich<br />

starker Unterstützung<br />

durch die linke Hand; nach dem<br />

Treffen läßt die linke Hand den<br />

Schläger los.<br />

• Beidhändige Rückhand im<br />

Sinne einer linkshändigen Vorhand.<br />

Wird diese Variante bis<br />

zur Pubertät zu stark betont,<br />

dann ist ein späteres Umlernen<br />

schwierig. Allerdings entwickelt<br />

sich diese Form der beidhändigen<br />

Rückhand häufig zu einer<br />

starken »Waffe« (vor allem mit<br />

Topspin und guter Ballkontrolle<br />

verbunden).<br />

Vorteilhaft wäre es, wenn Kinder<br />

und Jugendliche lernen würden,<br />

mit diesen verschiedenen Variationen<br />

situationsangemessen umzugehen.<br />

D.h., daß der jugendliche<br />

Spieler lernt, z. B. die dritte Variante<br />

(eher eine linkshändige Vorhand)<br />

für einen Topspin kurz cross<br />

oder einen Topspin-Lob und die<br />

erste Variante (linke Hand unterstützt<br />

und kontrolliert lediglich) als<br />

Flugball oder Longline-Ball einzusetzen.<br />

Verbesserung der<br />

Beinarbeit<br />

Probleme mit der Beinarbeit haben<br />

zunächst diejenigen, die auch<br />

Wahrnehmungsprobleme haben,<br />

d.h. Ballgeschwindigkeit, Drall,<br />

Absprungverhalten und Abstand<br />

zum Ball nicht richtig einschätzen<br />

können. Probleme mit der Beinarbeit<br />

haben aber auch diejenigen,<br />

die allgemein relativ unbeweglich<br />

oder »bewegungsfaul« sind.<br />

Die Technik der Beinarbeit ist im<br />

Prinzip einfach (vgl. auch <strong>Tennis</strong>-<br />

<strong>Lehrplan</strong> <strong>Band</strong> 1). Sehr viele talentierte<br />

Kinder und Jugendliche bewegen<br />

sich auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

automatisch richtig und bekommen<br />

erst dann Probleme, wenn sie<br />

versuchen, sich mit bestimmten<br />

Schrittkombinationen zu bewegen,<br />

wenn sie also bewußt an die<br />

Beinarbeit denken. Voraussetzung<br />

für eine Verbesserung der Beinarbeit<br />

ist (neben der Schulung der<br />

Wahrnehmungsfähigkeit) die<br />

Kenntnis der verschiedenen Möglichkeiten,<br />

sich auf dem <strong>Tennis</strong>platz<br />

zu bewegen. Hierzu kann<br />

man sich Spielerinnen und Spieler<br />

mit hervorragender Beinarbeit<br />

(z. B. Steffi Graf und Pete Sampras)<br />

anschauen und mit der eigenen<br />

Beinarbeit (Videoaufzeichnung)<br />

vergleichen. Dann werden<br />

in vorgegebenen Situationen bei<br />

genauem Zuspiel des Balles verschiedene<br />

Varianten der Beinarbeit<br />

erprobt; diejenigen, die dem betreffenden<br />

Spieler besser liegen,<br />

werden ausgewählt und im Training<br />

und Wettkampf angewandt.<br />

Der Schüler muß insbesondere<br />

auch lernen, seine eigene Beinarbeit<br />

selbst zu beobachten und zu<br />

kontrollieren. Zur Verbesserung<br />

der Beinarbeit werden folgende<br />

Schwerpunkte gesetzt:<br />

• Ständiges Bewegen der Beine,<br />

immer bewegungsbereit sein<br />

• Springen in die Grätsche<br />

(Bereitschaftsstellung/Splitstep)<br />

etwa dann, wenn der Gegner<br />

den Ball trifft (im Doppel beide<br />

Spieler)<br />

• Kontrollieren von Start- und<br />

Laufgeschwindigkeit, Schrittlänge,<br />

Lauftechnik, Laufrhythmus<br />

(z.B. 3er-Rhythmus beim<br />

Grundlinienduell) zu entsprechenden<br />

Schlagpositionen<br />

• Einnehmen einer situationsgerechten<br />

Schlagstellung, mit<br />

' Beachten des Abstandes der<br />

Füße voneinander<br />

• Kontrollieren der Gewichtsverlagerung<br />

bzw. einer günstigen<br />

Schrittfolge beim Schlagen aus<br />

dem Lauf; z.B. beim Rückhand-<br />

Slice-Angriffsball: Tangoschritt<br />

(rückwärts übersetzen) oder<br />

normal weiterlaufen<br />

• Überprüfen eines wirkungsvollen<br />

Stopschrittes nach dem<br />

Schlag und der Lauftechnik zur<br />

nächsten günstigen Platzposition;<br />

um diese schnell zu<br />

erreichen, wird häufig zunächst<br />

ein Kreuzschritt (vorwärts übersetzen)<br />

ausgeführt, erst dann<br />

folgen die Sidesteps<br />

Grundsätzlich muß bei allen Bewegungen<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz darauf<br />

geachtet werden, daß sich die<br />

Spieler möglichst immer in einem<br />

stabilen Gleichgewicht befinden.<br />

Insbesondere muß auch trainiert<br />

werden, beim Laufen Oberkörper<br />

und Kopf möglichst ruhig zu halten,<br />

um damit auch ruhige Ausholbewegungen<br />

ausführen zu<br />

können.<br />

Noch einmal soll betont werden,<br />

daß die Beinarbeit nur äußerst selten<br />

»isoliert« geübt werden soll;<br />

vielmehr kommt es darauf an, die<br />

Beinarbeit vor allem im Rahmen<br />

komplexer technisch-taktischer<br />

Übungen (z.B. im Sinne des modellierten<br />

Trainings) zu schulen<br />

und zu trainieren.<br />

207


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

Verbesserung<br />

des taktischen<br />

Verständnisses<br />

Kinder und Jugendliche sollten<br />

möglichst früh verstehen, welche<br />

Spielidee beim <strong>Tennis</strong> vorliegt. Sie<br />

können durch Werfen und Fangen<br />

des Balles (Ausschalten der<br />

Schlagtechnik) im Kleinfeld die taktischen<br />

Dimensionen wie Sicherheit,<br />

Plazierung und Stellungsspiel<br />

kennenlernen. Taktik sollte<br />

möglichst parallel zur Technik<br />

(bzw. mit der Technik verbunden)<br />

ausgebildet werden. Im Zusammenhang<br />

mit der Forderung nach<br />

einer variablen, auf Spielsituationen<br />

bezogenen Technik sollten<br />

talentierte Kinder von Anfang an<br />

gezielt lernen, taktisch zweckmäßig<br />

zu spielen. Dies bedeutet,<br />

daß möglichst bald Spielzüge eingeübt<br />

und in kleinen Wettkämpfen<br />

(insbesondere im Kleinfeld)<br />

angewandt werden.<br />

Das Training von bestimmten,<br />

praxisorientierten Schlagkombinationen<br />

stellt ebenfalls eine Vermittlung<br />

grundlegender taktischer<br />

Kenntnisse dar.<br />

Hinzu kommt danach die Vermittlung<br />

grundlegender Strategien<br />

(z.B. Angriffsspiel, Verteidigungsspiel,<br />

Ball halten). Ab der Pubertät<br />

sollte dann in besonderem Maße<br />

die individuelle Spielanlage gefördert<br />

werden.<br />

Frühzeitig, also bereits im Kindesalter,<br />

taktische Grundkenntnisse<br />

zu lehren, bedeutet keine unangemessene<br />

Theoretisierung des<br />

Unterrichts. Vielmehr können hier<br />

Wahrnehmungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />

systematisch<br />

geschult werden, wobei sich vor<br />

allem auch die Spielbeobachtung<br />

sowohl der eigenen Spielleistung<br />

als auch anderer Spieler mittels<br />

Video anbietet.<br />

Methodische<br />

Gesichtspunkte beim<br />

psychologisch<br />

orientierten Training<br />

Psychologisches Training besteht<br />

darin, die psychischen Leistungsvoraussetzungen<br />

(wie Wahrnehmungsfähigkeit,<br />

Aufmerksamkeit/Konzentration,<br />

Antizipationsfähigkeit,<br />

Leistungsmotivation,<br />

Wille, Fähigkeit zur Streßbewältigung)<br />

systematisch zu verbessern,<br />

Abb. 124<br />

Streßbewältigung<br />

d.h. durch planmäßiges Lernen<br />

und Üben Trainingseffekte zu erzielen,<br />

die im Wettkampf leistungsfördernd<br />

umgesetzt werden<br />

können. Wer solche Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten im Training nicht<br />

systematisch verbessert (automatisiert),<br />

kann nicht erwarten, daß er<br />

sie im Wettkampf (wie die Technik<br />

und Kondition) einsetzen kann. Je<br />

früher Kinder und Jugendliche solche<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

erwerben, desto stabiler sind sie<br />

gegenüber inneren und äußeren<br />

Störgrößen, die im Wettkampf<br />

auftreten.<br />

Im Unterricht mit Kindern und Jugendlichen<br />

ist nun vor allem darauf<br />

zu achten, daß solche Formen<br />

des mentalen Trainings, des Konzentrationstrainings<br />

und der Entspannungstechniken<br />

so eng wie<br />

möglich in das gewöhnliche Technik-<br />

und Taktiktraining (ggf. auch<br />

in das Konditionstraining) integriert<br />

werden, so daß der Begriff<br />

»psychologisches Training« im<br />

konkreten Unterricht entfallen<br />

kann.<br />

Probleme<br />

des Umlernens<br />

Auch talentierte Kinder und Jugendliche<br />

gewöhnen sich im Laufe<br />

ihrer tennisspezifischen Entwicklung<br />

gewisse Eigenheiten an, die<br />

langfristig gesehen zu Einschränkungen<br />

führen können. Dies betrifft<br />

sowohl die Technik als auch<br />

die Taktik.<br />

In der Technik geht es vor allem<br />

um eigenwillige Griffhaltungen,<br />

um die Fixierung auf die beidhändige<br />

Rückhand und um individuelle<br />

Ausprägungen der Ausholund<br />

Ausschwungbewegung.<br />

In der Taktik geht es um einseitige<br />

Verfestigungen von taktischen<br />

Konzepten, also um jene, die an<br />

der Grundlinie »kleben«, und um<br />

jene, die immerzu ans Netz stürmen.<br />

Umlernen ist ein äußerst schwieriger<br />

Prozeß. Er ist langfristig, setzt<br />

Einsicht beim Schüler und Vertrauen<br />

in den Lehrer voraus, und<br />

er erfordert Geduld und Willen<br />

sowie die Bereitschaft, auch Rückschläge<br />

in Kauf zu nehmen. Bevor<br />

sich ein <strong>Tennis</strong>trainer mit dem Gedanken<br />

an das Umlernen beschäftigt,<br />

muß er sich genau mit der<br />

Entwicklung des Schülers auseinandersetzen<br />

und versuchen, die<br />

Gründe herauszufinden, die zu<br />

208


Talentierte Kinder und Jugendliche<br />

den betreffenden Eigenheiten<br />

geführt haben.<br />

Ein von der Mentalität her typischer<br />

Grundlinienspieler wird sich<br />

genausowenig zu einem Serveund<br />

Volley-Spieler »umkrempeln«<br />

lassen wie umgekehrt.<br />

Hier gilt es allerdings, solche Spieler<br />

auch im Blick auf für sie ungewohnte<br />

Situationen zu trainieren,<br />

damit sie vielseitiger werden; es<br />

geht also um ein Dazulernen, und<br />

nicht um ein Umlernen. Hat sich<br />

der junge Spieler allerdings deshalb<br />

zum Grundlinienspieler entwickelt,<br />

weil er mit extremen<br />

Griffhaltungen spielt und deshalb<br />

am Netz keinen Erfolg hat, dann<br />

ist eine Umstellung auf einen Allround-<br />

oder Angriffsspieler möglich<br />

und sinnvoll.<br />

Eine Umstellung der Griffhaltung<br />

sollte jedoch grundsätzlich nur in<br />

extremen Fällen erfolgen und<br />

dann immer im Zusammenhang<br />

mit der entsprechenden Situation<br />

(Treffpunkthöhe, Platzposition,<br />

Ziel, Technik).<br />

Spieler, die beidhändig schlagen,<br />

sollten Slice und Flugball einhändig<br />

(dazu-)lernen. Individuelle<br />

räumliche Ausprägungen beim<br />

Ausholen und Ausschwingen sollen<br />

so belassen werden, wie sie<br />

sind, wenn sie keinen negativen<br />

Einfluß auf den Erfolg haben; ein<br />

Spiel unter Zeitdruck (bei höherer<br />

Zuspielgeschwindigkeit oder<br />

schnellerem Boden) regelt meist<br />

automatisch den räumlichen Umfang<br />

der Bewegung oder die der<br />

Situation angepaßte zeitlich-dynamische<br />

Gliederung der Schlagtechnik.<br />

Auf keinen Fall sollte eine erfolgreiche,<br />

jedoch in den Augen<br />

des Betrachters »falsche« Technik<br />

so ohne weiteres umgestellt<br />

werden.<br />

Der Lehrer sollte vielmehr mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit davon<br />

ausgehen können, daß die Umstellung<br />

gelingt und zu einer insgesamt<br />

besseren Spielanlage führt,<br />

wobei sich der Schüler nach der<br />

Umstellung mit dieser neuen Technik<br />

identifizieren (sich damit wohlfühlen)<br />

sollte. Die Erfahrung zeigt,<br />

daß Umlernen - wenn überhaupt<br />

angebracht - eher dann gelingt,<br />

wenn das alte Bewegungsmuster<br />

durch ein neues ersetzt wird, das<br />

sich vom alten stark unterscheidet<br />

(z.B. vom extremen Vorhandgriff<br />

zum Mittelgriff oder vom hohen<br />

oberen Bogen der Ausholbewegung<br />

zum relativ geradlinigen<br />

Ausholen).<br />

Die Erfahrung zeigt auch, daß<br />

Umstellungen zwar häufig im Training<br />

gelingen, jedoch dann unter<br />

psychischer Belastung im Wettkampf<br />

aufgrund zu geringer Stabilität<br />

mißlingen, d.h., daß die Spieler<br />

wieder in die alten Bewegungsmuster<br />

verfallen. Deshalb sollte -<br />

wie bereits erwähnt- unbedingt<br />

versucht werden, die korrigierte<br />

Technik (auch auf Kosten vorübergehender<br />

Niederlagen) im Wettkampf<br />

einzusetzen.<br />

Hinführung zum modernen<br />

Spitzentennis<br />

Bei einer sorgfältigen Analyse der<br />

Weltklassespieler, die trotz schwieriger<br />

Bewegungsaufgaben eine<br />

hohe Perfektion der Schlagtechnik<br />

erreicht haben, kann man feststellen,<br />

daß sich die Technik im Spitzentennis<br />

nicht nur durch eine<br />

gewisse individuelle Ausprägung<br />

auszeichnet, sondern auch den in<br />

diesem <strong>Lehrplan</strong> beschriebenen<br />

Grundlagen weitgehend entspricht<br />

Es wäre also falsch, anzunehmen,<br />

daß diese Meistertechnik anderen<br />

oder unterschiedlichen Regeln und<br />

Prinzipien unterliegt als die Technik<br />

der Durchschnittsspieler. Auch<br />

die Spitzenspieler durchliefen in<br />

ihrem jahrelangen Entwicklungsaufbau<br />

die verschiedenen Stufen<br />

der Technik, von den in diesem<br />

<strong>Lehrplan</strong> beschriebenen Grundlagen<br />

bis zu ihrer individuell ausgeprägten<br />

virtuosen Spitzentechnik.<br />

Durch die individuelle Ausprägung<br />

auf der einen und durch die strikte<br />

Orientierung an den Grundprinzipien<br />

der Technik auf der anderen<br />

Seite sind sie aber fähig, ihre taktischen<br />

Ziele besonders in schwierigen<br />

Situationen umzusetzen. Sie<br />

sind vor allem fähig, hohe Laufund<br />

Schlaggeschwindigkeiten mit<br />

vortrefflicher Präzision und Ökonomie<br />

des Schlages zu kombinieren.<br />

Aus diesem Grunde sind sie<br />

auch in der Lage, sich auf das<br />

Wesentliche zu beschränken.<br />

Somit kann optisch der Eindruck<br />

entstehen, es gäbe große Unterschiede<br />

in der Technik der Meister<br />

und der Durchschnittsspieler.<br />

Beim Training mit talentierten Kindern<br />

und Jugendlichen kommt es<br />

nun darauf an, die Merkmale des<br />

modernen Spitzentennis im Auge<br />

zu haben und zielorientiert anzustreben.<br />

Spitzenspieler operieren vor allem<br />

mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten<br />

als Durchschnittsspieler.<br />

Trotzdem erreichen sie dabei<br />

große Sicherheit und Präzision.<br />

Hohe Geschwindigkeiten bei den<br />

Grundlinienschlägen werden erreicht,<br />

wenn diese in besonderem<br />

Maße den biomechanischen Prinzipien<br />

entsprechen. So nutzen die<br />

Spitzenspieler wesentlich mehr<br />

und eine wesentlich stärkere<br />

Körperrotation; außerdem stoßen<br />

sie sich relativ stark vom Untergrund<br />

ab, wobei sie hochspringen.<br />

Dadurch rotieren sie noch wesentlich<br />

mehr mit der rechten Schulter<br />

und Hüfte (bei Rechtshändern) bis<br />

in die Schlagrichtung. Der Rotationsradius<br />

des Schultergürtels kann<br />

über 200° betragen.


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

Auch bei der Rückhand nutzen<br />

Spitzenspieler die Rotationsmöglichkeit<br />

des Oberkörpers in starkem<br />

Maße aus, so daß die Ausschwungrichtung<br />

bis parallel zur<br />

Grundlinie oder sogar darüber<br />

hinaus verläuft.<br />

Die offene Schlagstellung wird<br />

immer häufiger bevorzugt, da sie<br />

eine wesentlich bessere Vordehnung<br />

der beteiligten Muskulatur,<br />

Speicherung der nötigen Energie,<br />

als auch Zeiteinsparung garantiert.<br />

Dies gilt nicht nur bei der Vorhand<br />

(was praktisch schon in allen<br />

Leistungsklassen bis hin zu den<br />

jüngsten Jugendjahrgängen dominiert),<br />

sondern auch bei der<br />

Rückhand, besonders bei der beidhändigen.<br />

Hohe Ballgeschwindigkeiten<br />

werden auch dadurch erreicht,<br />

• daß die Bälle möglichst grundsätzlich<br />

früh genommen<br />

werden,<br />

• daß es gelingt, sich nicht von<br />

der Grundlinie zurückdrängen<br />

zu lassen und<br />

• daß mit Hilfe der Körperrotation<br />

in den Platz hineingedreht<br />

wird, wobei lange Bälle, die<br />

kurz vor der Grundlinie aufspringen,<br />

im aufsteigenden Ast<br />

oder als Halbflugbälle geschlagen<br />

werden.<br />

Auch die Ausnützung des Handgelenkeinsatzes<br />

ist bei den Spitzenspielern<br />

optimal, wodurch sie<br />

zusätzlich eine größere Beschleunigung<br />

des Schlägers erreichen,<br />

ohne mehr Kraft einsetzen zu<br />

müssen, was besonders bei den<br />

bereits angesprochenen kürzeren<br />

Schlagabläufen in schwierigen<br />

Situationen von großer Bedeutung<br />

ist (s. auch <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong><br />

<strong>Band</strong> 1).<br />

All dies erfordert ein sehr hohes<br />

Maß an Koordinationsfähigkeit.<br />

Weil bei den Spitzenspielern die<br />

Koordinationsfähigkeit in extremem<br />

Maße ausgeprägt ist, sind sie<br />

fähig, besonders in schwierigen<br />

Situationen, auch bei wesentlich<br />

kürzer ablaufenden Schlagabläufen<br />

Kraftimpulse optimal zu übertragen.<br />

Dies begründet erneut, warum<br />

das Training der allgemeinen<br />

und der tennisspezifischen Koordinationsfähigkeit<br />

bei talentierten<br />

Kindern und Jugendlichen so<br />

bedeutsam ist und auf keiner<br />

Könnensstufe vernachlässigt<br />

werden darf.<br />

Eine ausgeprägte Koordinationsfähigkeit<br />

führt auch zu einer entsprechenden<br />

Improvisationsfähigkeit,<br />

die im Spitzentennis immer<br />

wieder sichtbar wird.<br />

Die Improvisationsfähigkeit zeigt<br />

sich auch beim Meistern besonders<br />

schwieriger Situationen, in<br />

denen sie sogar gewisse artistische<br />

Fähigkeiten entwickeln. In solchen<br />

Situationen sind sie fähig, das<br />

ideale Gleichgewicht beim Schlag<br />

auf eine minimale Zeitspanne<br />

(eben den Treffpunkt) zu beschränken;<br />

denn sie müssen viel<br />

zu oft bei hoher Körpergeschwindigkeit,<br />

bei großen Sprüngen und<br />

bei recht schwierigen Körperpositionen<br />

zielgenau schlagen.<br />

Die beschriebenen technischen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten sind<br />

die Grundlage dafür, dem modernen<br />

Spitzentennis auch in taktischer<br />

Hinsicht gerecht werden zu<br />

können. Zunächst sind die taktischen<br />

Grundmuster zu erlernen<br />

und zu trainieren (Grundlinienspiel,<br />

Angriffsspiel, Verteidigungsspiel,<br />

Aufschlag, Return, Passierschläge).<br />

Dann sollten Tendenzen<br />

des modernen Spitzentennis<br />

berücksichtigt werden:<br />

- Spielaufbau von der Grundlinie,<br />

- kurze Bälle des Gegners durch<br />

eigenes (schnelles und/oder<br />

plaziertes) Spiel provozieren,<br />

- geeignete kurze Bälle des Gegners<br />

zum offensiven Spiel (vor<br />

allem auch zum Netzangriff)<br />

nutzen,<br />

- durch Winkelspiel den Gegner<br />

seitlich aus dem Platz treiben,<br />

dadurch den Platz öffnen, was<br />

wiederum ein noch offensiveres<br />

Spiel ermöglicht.<br />

Allgemeine<br />

Selbständigkeit von<br />

Jugendlichen<br />

Leider kommt es allzuoft vor, daß<br />

Kinder und Jugendliche in das<br />

Training und die Betreuung eines<br />

<strong>Tennis</strong>lehrers gegeben werden<br />

und man von diesem erwartet,<br />

daß er aus ihnen möglichst rasch<br />

Meisterspieler macht. Dies geht -<br />

wenn überhaupt - in der Regel<br />

nur dann, wenn auch die Jugendlichen<br />

von sich aus selbständig<br />

mitmachen.<br />

Häufig lassen die Jugendlichen jedoch<br />

den Unterricht kritiklos über<br />

sich ergehen; manchmal sind sie<br />

von Unterricht und <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

begeistert; nur hin und wieder lehnen<br />

sie sich z.B. gegen einzelne<br />

Übungen auf und führen diese nur<br />

unwillig aus, weil sie ihren Zweck<br />

nicht erkennen.<br />

Um Jugendliche zur Selbständigkeit<br />

zu führen, sollte der Lehrer<br />

prinzipiell dem natürlichen Spielbedürfnis<br />

der Jugendlichen<br />

Freiräume lassen und ihnen Gelegenheiten<br />

geben, eigene Lösungsmöglichkeiten<br />

für gestellte Aufgaben<br />

zu finden. Er sollte sie auch<br />

ermutigen, ihre Meinung zu<br />

äußern und ihnen bald ein gewisses<br />

Mitspracherecht an der Trainingsgestaltung<br />

zugestehen. Die<br />

Vorstellungen und Ziele der Jugendlichen<br />

müssen besprochen<br />

und gegebenenfalls auf ein realistisches<br />

Maß erweitert bzw. eingeschränkt<br />

werden.<br />

210


Training mit Frauen<br />

Wenn Jugendliche Übungen nicht<br />

nur kritik- und gedankenlos durchspielen,<br />

sondern sie auch deren<br />

Sinn und Zweck erkannt haben,<br />

dann ist ein erster Schritt zur Selbständigkeit<br />

und Selbstmotivierung<br />

getan. Die Jugendlichen wissen<br />

dann, warum sie etwas trainieren,<br />

und können jetzt auch ohne ständige<br />

Aufsicht gewissenhaft die<br />

geforderten Aufgaben lösen. Das<br />

bedeutet, daß sie beispielsweise<br />

ernsthaft weitertrainieren, wenn<br />

sich der Lehrer für kurze Zeit intensiver<br />

mit anderen Teilnehmern<br />

der Gruppe beschäftigen muß.<br />

Die Jugendlichen sollten außerdem<br />

angehalten werden, öfter<br />

selbständig zu trainieren, wobei<br />

ihnen Übungsangebot und geeignete<br />

Lernzielkontrollen vorgegeben<br />

werden. Anfängliche Kontrollen<br />

dieses selbständigen Trainings<br />

werden zunehmend abgebaut, bis<br />

das angestrebte Ziel, daß Jugendliche<br />

auch völlig selbständig trainieren<br />

können, erreicht ist. Der <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

ist für sie selbstverständlich<br />

immer als Berater ansprechbar.<br />

Auch im Wettkampftennis sollte<br />

die Entwicklung zur Selbständigkeit<br />

schon früh eingeleitet werden.<br />

Hier können Trainer und Eltern viel<br />

helfen, wenn sie die Kinder im<br />

Wettspiel sich selbst überlassen<br />

und höchstens in Fällen extrem<br />

unsportlichen Verhaltens eingreifen<br />

bzw. den Turnierleiter bitten,<br />

das Spiel kontrollieren zu lassen.<br />

Kinder und Jugendliche sollten bei<br />

ihren Wettspielen auch sehr bald<br />

die Schiedsrichtertätigkeit übernehmen.<br />

Bei gemeinsamen Wettspielbeobachtungen<br />

übernimmt der Trainer<br />

entweder die Rolle eines Kommentators,<br />

oder er coacht einen<br />

Spieler. Die Jugendlichen bekommen<br />

so einen Blick für die Wettkampfführung<br />

und lernen, Gegner<br />

und Situation selbst zu beurteilen.<br />

Auch Videoaufzeichnungen vom<br />

eigenen Wettkampf können besprochen<br />

werden. Der Trainer gibt<br />

hier Hilfen zur eigenen Technikund<br />

Taktikkontrolle, mit dem Ziel,<br />

daß die Jugendlichen lernen, sich<br />

gewissermaßen selbst zu coachen.<br />

Jugendliche sollten schließlich<br />

angehalten werden, bei der Organisation<br />

und Durchführung von<br />

Turnieren zu helfen. Sie lernen auf<br />

diese Weise die Probleme kennen,<br />

die auf die Spieler bei Turnieren<br />

zukommen (von der Verpflegung<br />

bis zur Reservierung von Trainingsplätzen)<br />

können und sind<br />

dann bei eigenen Turnieren viel<br />

selbständiger.<br />

Training mit<br />

Frauen<br />

Das Damentennis unterscheidet<br />

sich vom Herrentennis durch einige<br />

Besonderheiten:<br />

• Frauen schlagen weniger hart<br />

auf, konzentrieren sich dementsprechend<br />

mehr auf den Return.<br />

Im Damen-Turniertennis<br />

ist es deshalb schwieriger, das<br />

Aufschlagspiel zu gewinnen.<br />

• Männer spielen mit mehr Drallvarianten<br />

und größeren Winkeln<br />

und vor allem,<br />

• Männer greifen mehr an als<br />

Frauen, insbesondere gelingt<br />

ihnen der Übergang von der<br />

Grundlinie zum Netz besser.<br />

Solche Unterschiede im technischen<br />

und taktischen Bereich sind<br />

zum einen auf biologische Unterschiede<br />

zwischen Mann und Frau<br />

zurückzuführen. So sind Frauen im<br />

Durchschnitt kleiner, und sie verfügen<br />

über weniger Kraft (insbesondere<br />

Schnellkraft), spielen aber<br />

auf dem gleichen Feld bei gleicher<br />

Netzhöhe und zumeist mit gleichen<br />

Bällen wie die Männer. Zum<br />

anderen sind diese geschlechtsspezifischen<br />

Unterschiede aber<br />

auch sozialisationsbedingt, d.h.,<br />

Jungen lernen intensiver mit Bällen<br />

umzugehen als Mädchen. Dies<br />

zeigt sich vor allem beim Kernwurf,<br />

der die Grundlage des Aufschlags<br />

darstellt.<br />

Solche Unterschiede führen dazu,<br />

daß Mädchen und Frauen weniger<br />

in der Lage sind, den Ballwechsel<br />

rasch zu entscheiden. Sie sind<br />

dagegen eher bemüht, ihre Gegnerinnen<br />

durch plaziertes Spiel zu<br />

einem Fehler zu zwingen. Solche<br />

Unterschiede führen aber auch<br />

dazu, daß die meisten Mädchen<br />

die Rückhand beidhändig spielen,<br />

was die Variabilität der Spielanlage<br />

beeinflußt, insbesondere den<br />

Übergang von der Grundlinie zum<br />

Netz.<br />

Prinzipiell müßte es zwischen dem<br />

Damen- und dem Herrentennis<br />

keine gravierenden Unterschiede<br />

geben. Denn die Männer schlagen<br />

zwar einerseits härter, andererseits<br />

sind sie aufgrund ihrer größeren<br />

Schnellkraft auch in der Lage,<br />

einen hart und plaziert geschlagenen<br />

Ball zu erlaufen und hart<br />

zurückzuschlagen. Für das Training<br />

mit Mädchen und Frauen ergeben<br />

sich deshalb vor allem folgende<br />

Konsequenzen:<br />

• Dem Aufschlag sollte in allen<br />

Phasen des langfristigen Trainingsaufbaus<br />

erhöhte Aufmerksamkeit<br />

zukommen.<br />

• Das gleiche gilt für den Übergang<br />

vom Spiel an der Grundlinie<br />

zum Netzspiel.<br />

• Dies erfordert die Ausbildung<br />

einer möglichst breiten Spielanlage<br />

(inkl. Netzspiel), auch<br />

wenn dann im Match einzelne<br />

Grundstrategien individuell<br />

bevorzugt werden.<br />

Auch wenn es im Damentennis im<br />

allgemeinen keine »best-of-five«-<br />

Matche gibt, sollte dem Konditi-<br />

211


Trainings- und Wettkampfplanung<br />

onstraining doch der gleiche Stellenwert<br />

zukommen wie im Herrentennis.<br />

Denn die körperliche<br />

Fitneß ist die Basis des Technikund<br />

Taktiktrainings. In diesem<br />

Zusammenhang ist auch auf eine<br />

entsprechende Ernährung in<br />

besonderem Maße zu achten.<br />

Im Damentennis gibt es vergleichsweise<br />

weniger Doppel-Turniere.<br />

Deshalb sollte im Training<br />

vermehrt auch Doppel gespielt<br />

werden, zumal sich die im Doppel<br />

gegebenen Anforderungen (Kombination<br />

Aufschlag-Angriff, Netzspiel<br />

u. a.) auch günstig auf das<br />

Einzelspiel auswirken.<br />

Mädchen haben im Damentennis<br />

bereits in jungen Jahren die<br />

Chance, erfolgreich mithalten zu<br />

können. Dies spornt einerseits an;<br />

andererseits ergibt sich dadurch<br />

aber auch die Gefahr, daß sich die<br />

Mädchen sehr frühzeitig auf eine<br />

bestimmte Spielanlage konzentrieren<br />

und diese sich verfestigt (z. B.<br />

Grundlinienspiel mit eher defensivem<br />

Charakter, um Niederlagen<br />

zu vermeiden). Im Training sollte<br />

dieser Tendenz entgegengesteuert<br />

werden, indem variable Techniken<br />

und taktische Grundmuster geübt<br />

werden.<br />

Zum Training gehören schließlich<br />

noch die trainingsbegleitenden<br />

Maßnahmen. Daß mit der Menstruation<br />

häufig Leistungsschwankungen<br />

einhergehen, ist natürlich.<br />

Sie müssen jedoch nicht so groß<br />

sein wie vielfach angenommen.<br />

Eine fachärztliche Beratung kann<br />

deshalb angebracht sein.<br />

Was die Betreuung von Frauen im<br />

Turniertennis betrifft, so berichten<br />

viele Trainer und Trainerinnen, daß<br />

bei Frauen im Trainings- und Turnierablauf<br />

häufig private Probleme<br />

größere Störfaktoren darstellen.<br />

Männer können offensichtlich den<br />

Privat- vom Sportbereich besser<br />

trennen. Außerdem wird berichtet,<br />

daß Frauen-Teams schwieriger zu<br />

führen seien als Männer-Teams.<br />

Deshalb scheint es ratsam zu sein,<br />

bei Konflikten gegebenenfalls erst<br />

Einzelgespräche zu führen, bevor<br />

ein Mannschaftsgespräch stattfindet.<br />

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen,<br />

daß Frauen eher Männer<br />

als Trainer bevorzugen.<br />

Insgesamt gesehen sind die Ursachen<br />

für solche sozialpsychologischen<br />

Unterschiede nicht gänzlich<br />

geklärt. Sie sollten allerdings<br />

berücksichtigt werden. Da die psychologischen<br />

Anforderungen im<br />

Turniertennis für Männer und<br />

Frauen prinzipiell nicht unterschiedlich<br />

sind, sollte versucht<br />

werden, solche geschlechtsspezifischen<br />

Unterschiede auszugleichen.<br />

Training im<br />

Senioren-<br />

Wettkampftennis<br />

Die Zahl der im mittleren und<br />

höheren Lebensalter im <strong>Tennis</strong><br />

noch wettkampfsportlich aktiven<br />

<strong>Tennis</strong>spieler(innen) nimmt stetig<br />

zu. Die spezifische Trainingsempfehlungen<br />

für diese Gruppe sind<br />

nach CONZELMANN an den personalen<br />

Bedingungen auszurichten.<br />

Bei der Mehrzahl der im Senioren-<br />

Wettkampftennis engagierten<br />

Spieler handelt es sich um Personen,<br />

die seit ihrer Jugend mit dem<br />

<strong>Tennis</strong>sport verbunden sind. Damit<br />

kann von einer gut ausgebildeten<br />

und stabilen <strong>Tennis</strong>technik ausgegangen<br />

werden, die sich allerdings<br />

häufig von der »modernen« <strong>Tennis</strong>technik<br />

insofern unterscheidet,<br />

als Schläge mit Rückwärtsdrall<br />

oder Schläge ohne Drall gegenüber<br />

Topspin-Schlägen bevorzugt<br />

werden.<br />

Im körperlich-konditionellen<br />

Bereich muß mitzunehmendem<br />

Alter von einem kontinuierlichen<br />

Rückgang der Kraft, der Beweglichkeit<br />

und der Ausdauer ausgegangen<br />

werden. Der Rückgang<br />

der Maximal- und der Schnellkraft<br />

führt in Verbindung mit der weniger<br />

offensiven Spielanlage dazu,<br />

daß die Ballwechsel in der Regel<br />

länger dauern als bei jüngeren<br />

<strong>Tennis</strong>spielern. Dadurch erhöht<br />

sich die Bedeutung der Schnellkraftausdauer<br />

und der (aeroben)<br />

Ausdauer in den höheren Altersklassen.<br />

Gleichzeitig schützt eine<br />

gute aerobe Kapazität vor möglichen<br />

Überlastungen des Herz-<br />

Kreislauf-Systems bei intensiven<br />

und langdauernden <strong>Tennis</strong>-Wettkämpfen<br />

(insbesondere bei<br />

ungünstigen klimatischen Verhältnissen).<br />

Um Verletzungen/Schäden<br />

am Bewegungsapparat zu<br />

vermeiden, empfiehlt es sich, die<br />

altersbedingt zurückgehende<br />

Beweglichkeit durch ein Beweglichkeitstraining<br />

(ergänzt durch<br />

umfassende Kräftigungsübungen)<br />

zu erhalten.<br />

Im einzelnen ergeben sich damit<br />

für ein (Wettkampf-)<strong>Tennis</strong>training<br />

im höheren Lebensalter<br />

folgende Empfehlungen:<br />

• Das Techniktraining dient in der<br />

Regel der Stabilisierung der bereits<br />

vor längerer Zeit erworbenen<br />

<strong>Tennis</strong>technik. Intensives<br />

Neulernen bzw. Umlernen einzelner<br />

Schlagtechniken ist im<br />

allgemeinen nicht notwendig.<br />

Dies soll allerdings nicht bedeuten,<br />

daß in der zweiten Lebenshälfte<br />

kein Neulernen von <strong>Tennis</strong>techniken<br />

mehr möglich ist.<br />

• Das Techniktraining wird ergänzt<br />

durch ein Matchtraining,<br />

das im <strong>Tennis</strong>training der Senioren<br />

einen breiteren Raum einnehmen<br />

sollte als bei jüngeren<br />

Spielern. In diesem Training<br />

212


Training im Senioren-Wettkampftennis<br />

wird versucht, die komplexe<br />

Spielleistung zu erhalten, ggf.<br />

zu verbessern.<br />

• Besondere Bedeutung kommt<br />

bei älteren wettkampforientierten<br />

<strong>Tennis</strong>spielern dem Training<br />

zur Verbesserung konditioneller<br />

Fähigkeiten zu. Im Vordergrund<br />

steht dabei die Verbesserung<br />

der aeroben Ausdauer, der<br />

Schnellkraftausdauer und der<br />

Beweglichkeit. Darüber hinaus<br />

sollten auch - eine gute allgemeine<br />

Fitneß vorausgesetzt-<br />

Schnellkraft und Schnelligkeit<br />

spezifisch geschult werden.<br />

• Die Verbesserung konditioneller<br />

Fähigkeiten erfolgt in der Regel<br />

außerhalb des <strong>Tennis</strong>platzes. So<br />

wird die aerobe Ausdauer am<br />

günstigsten mit ruhigen Dauerläufen<br />

verbessert. Die Schnellkraftausdauer<br />

und die Beweglichkeit<br />

können z.B. im Rahmen<br />

einer funktionellen Gymnastik<br />

geschult werden (vgl. hierzu<br />

Kapitel Konditionstraining).<br />

213


Wettkampfbetreuung<br />

Einführung<br />

Ziel der Wettkampfbetreuung ist<br />

es, die Spielerinnen und Spieler so<br />

zu beraten und zu beeinflussen,<br />

daß sie ihre individuellen Leistungsmöglichkeiten<br />

im Wettkampf<br />

optimal realisieren können.<br />

• Diese Betreuung beginnt bei<br />

der Vorbereitung auf den Wettkampf,<br />

• setzt sich dann im Wettkampf<br />

fort (Betreuung während des<br />

Wettkampfs), sofern ein Kontakt<br />

zwischen Spieler und<br />

Betreuer möglich ist und<br />

• endet bei der Nachbereitung,<br />

wobei zu Beginn und am Ende<br />

der Wettkampfbetreuung fließende<br />

Übergänge von bzw. zu<br />

den allgemeinen Trainingsmaßnahmen<br />

bestehen.<br />

Das Training ist als langfristige<br />

Maßnahme zur Vorbereitung auf<br />

den Wettkampf anzusehen. Zur<br />

kurzfristigen Vorbereitung auf den<br />

Wettkampf gehören alle Maßnahmen<br />

von der Reise zum Wettkampfort<br />

bis zur Erzielung eines<br />

optimalen Vorstartzustandes.<br />

Die Betreuung im Wettkampf<br />

beschränkt sich auf all jene Situationen<br />

des Wettkampfs, in denen ein<br />

direkter Kontakt zwischen Spieler<br />

und Betreuer möglich ist. Sie ist<br />

bei Mannschaftswettkämpfen -<br />

von den Medenspielen bis zum<br />

Daviscup - erlaubt, bei Turnieren<br />

dagegen nicht zugelassen.<br />

Bei der Nachbereitung des Wettkampfs<br />

lassen sich schließlich die<br />

Maßnahmen voneinander unterscheiden,<br />

die unmittelbar nach<br />

dem Wettkampf zur körperlichen<br />

und psychischen Verarbeitung des<br />

Wettkampfs durchgeführt werden,<br />

und jene Maßnahmen, mit denen<br />

wiederum am Trainingsort versucht<br />

wird, das Training auf den<br />

im Wettkampf gemachten Erfahrungen<br />

aufzubauen.<br />

Wettkampfbetreuung im weiten<br />

Sinne umfaßt demnach die kurzfristige<br />

Vorbereitung auf den Wettkampf,<br />

die Betreuung im Wettkampf<br />

und die Nachbereitung des<br />

Wettkampfs unmittelbar nach<br />

dessen Ende.<br />

Wettkampfbetreuung im engen<br />

Sinne beschränkt sich dagegen auf<br />

die Betreuung im Wettkampf<br />

selbst und wird im deutschsprachigen<br />

Raum (und deshalb auch im<br />

folgenden) als Coaching bezeichnet.<br />

Im amerikanischen Sprachraum<br />

bezieht sich Coaching<br />

dagegen auf alle Beratungs- und<br />

Betreuungsmaßnahmen in Training<br />

und Wettkampf.<br />

Kurzfristige<br />

Vorbereitung<br />

Die kurzfristige Vorbereitung läßt<br />

sich in zwei Aufgabenbereiche<br />

trennen. Zum einen müssen die<br />

äußeren Rahmenbedingungen<br />

(von der Anreise bis zur Aufnahme<br />

der direkten Wettkampfvorbereitung)<br />

gestaltet werden, zum<br />

anderen müssen die einzelnen<br />

Abschnitte der direkten Wettkampfvorbereitung<br />

(vom Aufstehen<br />

über die letzte Mahlzeit<br />

vor dem Wettkampf bis zum Einschlagen<br />

direkt vor dem Wettkampf)<br />

sinnvoll ausgefüllt werden.<br />

Gestaltung<br />

der äußeren Rahmenbedingungen<br />

Je wichtiger und je größer das Turnier<br />

ist, desto früher wird die Anreise<br />

erfolgen. Sie muß grundsätzlich<br />

so gestaltet werden, daß<br />

genügend Zeit zur Erholung von<br />

den Anstrengungen der Reise<br />

gegeben ist. Dies gilt insbesondere<br />

dann, wenn eine Anpassung an<br />

ein anderes Klima und an die<br />

zumeist damit verbundene Zeitverschiebung<br />

(anderer Kontinent)<br />

notwendig ist. Zur Akklimatisierung<br />

an hohe Temperaturen ist es<br />

empfehlenswert, daß sich die<br />

Spielerinnen und Spieler mehrmals<br />

am Tage körperlich mittelmäßig<br />

belasten.<br />

Auch die Unterkunft sollte so<br />

gewählt werden, daß keine ungewohnten<br />

und unnötigen Belastungen<br />

auftreten.<br />

Besonderes Augenmerk ist auf die<br />

Ernährung zu richten (s. S. 243).<br />

214


Wettkampfvorbereitung<br />

Wenn möglich, sollte für eine ärztliche<br />

und physiotherapeutische<br />

Betreuung gesorgt werden.<br />

Als nächstes gilt es, die äußeren<br />

Wettkampfbedingungen zu erkunden<br />

(Platz-, Boden- und Lichtverhältnisse<br />

u.a., im Freien bzw. in<br />

der Halle). Wenn die Anreise frühzeitig<br />

erfolgt, sollte man diese<br />

Wettkampfbedingungen im Rahmen<br />

eines Trainings kennenlernen.<br />

Im Rahmen dieses Trainings können<br />

auch spezifische technisch/<br />

taktische Gesichtspunkte berücksichtigt<br />

werden, die im Hinblick<br />

auf die Stärken und Schwächen<br />

des Gegners festgelegt werden.<br />

Außerdem kann man sich auf die<br />

festgelegte Ballmarke einstellen<br />

und eventuell die für Boden und<br />

Ball angemessene Härte der<br />

Bespannung erproben. Schließlich<br />

kann - insbesondere bei jüngeren<br />

Spielern - zu den Betreuungsaufgaben<br />

auch gehören, die Freizeit<br />

sinnvoll zu gestalten.<br />

Direkte Wettkampfvorbereitung<br />

Ziel der direkten Wettkampfvorbereitung<br />

ist es, einen optimalen<br />

Vorstartzustand mit mittlerer Aktivierung<br />

(s. S. 191) zu erreichen,<br />

um alle individuellen Leistungsvoraussetzungen<br />

im Wettkampf voll<br />

einsetzen zu können. Je nach<br />

Spielbeginn sind die einzelnen<br />

Aktivitäten dieser Vorbereitung<br />

zeitlich aufeinander abzustimmen.<br />

Im folgenden ist der zeitliche Rahmen<br />

für zwei Beispiele angegeben.<br />

Spielbeginn 9.00 Uhr<br />

6.00 Aufstehen<br />

6.15 Lockeres Laufen,<br />

Gymnastik<br />

6.40 Frühstück<br />

7.10 Aufbruch zur Wettkampfstätte<br />

7.30 Training<br />

8.10 Entspannung, Erholung<br />

8.30 Materielle Vorbereitung<br />

8.40 Letztes Aufwärmen vor<br />

dem Wettkampf<br />

8.50 Mentale und psychoregulative<br />

Vorbereitung<br />

9.00 Einschlagen<br />

Spielbeginn 13.00 Uhr<br />

7.30 Aufstehen<br />

7.45 Lockeres Laufen,<br />

Gymnastik<br />

8.30 Frühstück<br />

9.10 Aufbruch zur Wettkampfstätte<br />

9.30 Training<br />

10.45 Letzte Mahlzeit<br />

11.15 Entspannung, Erholung<br />

12.15 Materielle Vorbereitung<br />

12.30 Letztes Aufwärmen vor<br />

dem Wettkampf<br />

12.50 Mentale und psychoregulative<br />

Vorbereitung<br />

13.00 Einschlagen<br />

Dieser zeitliche Rahmen soll als<br />

Leitlinie gelten, der sich je nach<br />

den Wettkampfbedingungen und<br />

persönlichen Eigenheiten der<br />

Spielerinnen und Spieler verändert.<br />

Dies gilt insbesondere für<br />

die Reihenfolge und den zeitlichen<br />

Umfang der einzelnen<br />

Abschnitte.<br />

Im folgenden seien einige dieser<br />

Abschnitte näher beleuchtet. Die<br />

Betreuung besteht dabei darin, zur<br />

zweckmäßigen Gestaltung dieser<br />

Abschnitte beizutragen.<br />

Aufstehen<br />

Aus physiologischen Gründen<br />

sollte man mindestens etwa 3 bis<br />

4 Stunden vor dem Wettkampf<br />

aufstehen. Diese Zeit wird auch<br />

für eine ausreichende direkte<br />

Wettkampfvorbereitung benötigt.<br />

Vorsicht ist deshalb bei einem<br />

Mittagsschlaf geboten, da man<br />

danach im allgemeinen beiden<br />

Forderungen nicht mehr gerecht<br />

werden kann.<br />

Aufwärmen<br />

Mit dem systematischen Aufwärmen<br />

werden zwei Ziele verbunden:<br />

• Leistungsvoraussetzungen<br />

sollen verbessert werden<br />

• Verletzungen soll vorgebeugt<br />

werden<br />

Der hauptsächliche Effekt des Aufwärmens<br />

besteht in der Erhöhung<br />

der Körpertemperatur und der<br />

Freigabe von Wärme. Die Freigabe<br />

von Wärme bewirkt eine<br />

Vielzahl von Prozessen:<br />

• Die intrazelluläre Reibung wird<br />

vermindert und die Gleitfähigkeit<br />

der Muskulatur erhöht; dies<br />

wirkt verletzungsvorbeugend.<br />

• Durch die verbesserte Gleitfähigkeit<br />

der Muskulatur ergibt<br />

sich eine Verbesserung der koordinativen<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

• Die Freigabe von Wärme führt<br />

vor allem auch zu einer Verbesserung<br />

der physiologischen Leistungsfähigkeit.<br />

Die Gründe für diese positiven Effekte<br />

sind folgende: Der Kreislauf<br />

wird angeregt; die Stoffwechselprozesse<br />

in der Zelle werden<br />

beschleunigt; das Zentralnervensystem<br />

wird aktiviert, was zur<br />

Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit<br />

und der Motivation beiträgt;<br />

leistungssteigernde Hormone<br />

(Adrenalin und Noradrenalin)<br />

werden ausgeschüttet.<br />

Da das wichtigste Ziel des Aufwärmens<br />

darin besteht, die gesamte<br />

Muskulatur mit Blut zu versorgen,<br />

müssen die Formen des Aufwärmens<br />

über die sportartspezifischen<br />

Anforderungen hinausreichen. Das<br />

Aufwärmen besteht deshalb nicht<br />

nur aus den schlagtechnischen<br />

Übungen, sondern auch aus speziellen<br />

Übungen außerhalb des <strong>Tennis</strong>platzes<br />

in der Abfolge: Einlau-<br />

215


Wettkam pf betreu u ng<br />

fen, allgemeines Lockern und<br />

Dehnen, Belasten durch Steigerungsläufe,<br />

Durchführung von<br />

spezifischen Dehnübungen (Stretching),<br />

Auslaufen.<br />

Das Aufwärmen außerhalb des<br />

Techniktrainings soll bezüglich der<br />

Dauer mindestens 10 bis 15 Minuten<br />

in Anspruch nehmen. Die Intensität<br />

soll etwa 60% der maximalen<br />

Leistungsfähigkeit nicht<br />

übersteigen, d.h., einerseits soll<br />

die Herzfrequenz nicht über 160<br />

pro Minute betragen, andererseits<br />

sollen die Spielerinnen und Spieler<br />

möglichst zum Schwitzen kommen.<br />

Spezifische Einflußgrößen des Aufwärmens<br />

können z.B. sein: Kurzfristigkeit<br />

der Spielansetzung, meteorologische<br />

Bedingungen, Trainingszustand<br />

oder zeitlicher Abstand<br />

zum vorherigen Wettkampf.<br />

Vor allem zu berücksichtigen ist,<br />

daß das Aufwärmen systematisch<br />

gelernt werden muß, wenn es<br />

gezielt eingesetzt werden soll. Das<br />

Intervall zwischen dem letzten<br />

Aufwärmen und dem Spielbeginn<br />

soll nicht mehr als 10 bis 15 Minuten<br />

betragen; mit trockener und<br />

wärmender Kleidung muß der<br />

Aufwärmeffekt erhalten werden.<br />

Training<br />

Im Training sollten zunächst alle<br />

wichtigen Schläge (insbesondere<br />

im Hinblick auf die Stärken des<br />

Spielers bzw. der Spielerin) systematisch<br />

durchgespielt werden.<br />

Gegebenenfalls können als Vorbereitung<br />

auf das geplante taktische<br />

Konzept noch spezifische Schläge<br />

und Schlagkombinationen geübt<br />

werden. Zum Abschluß des Trainings<br />

sollen je nach der zur Verfügung<br />

stehenden Zeit und dem<br />

zeitlichen Abstand zum Beginn<br />

des angesetzten Matches einige<br />

Spiele (z. B. je zwei Aufschlagspiele)<br />

durchgespielt werden.<br />

Materielle Vorbereitung<br />

Sie besteht darin, daß insbesondere<br />

folgende Materialien zusammengestellt<br />

und gegebenenfalls<br />

kontrolliert werden: Wärmekleidung,<br />

Wettkampfkleidung, Schläger,<br />

Elastocross, Griffband, Handtuch,<br />

Ersatzhemd(en), Ersatzhandtuch,<br />

Schweißbänder, Wettkampfnahrung,<br />

Mineralgetränk.<br />

Mentale<br />

und psychoregulative<br />

Vorbereitung<br />

In der letzten Phase vor dem Gang<br />

zum Platz gilt es schließlich, den<br />

individuell optimalen Aktivierungszustand<br />

zu erreichen: Bei zu niedriger<br />

Aktivierung ist es notwendig,<br />

sich zu mobilisieren, ohne zu verkrampfen;<br />

bei zu hoher Aktivierung<br />

gilt es, sich zu entspannen,<br />

ohne sich zu bremsen. Die entsprechenden<br />

Mobilisations- bzw.<br />

Entspannungsübungen sollten<br />

(im Sinne einer mentalen Vorbereitung)<br />

mit einer Wiederholung<br />

der für das bevorstehende Match<br />

entwickelten taktischen Überlegungen<br />

verbunden werden.<br />

Unter Umständen kann dabei der<br />

Betreuer behilflich sein.<br />

Abb. 125 Coaching beim Doppel<br />

Einschlagen<br />

Das Einschlagen dient in erster<br />

Linie dazu, ein sportartspezifisches<br />

Aufwärmen kurz vor dem Match<br />

durchzuführen und den eigenen<br />

Bewegungsrhythmus zu finden.<br />

Hierzu sollten die Schläge an der<br />

Grundlinie und am Netz sowie der<br />

Aufschlag (nebst Return) in muskulär<br />

entspannter, jedoch psychisch<br />

konzentrierter Weise durchgespielt<br />

werden. Erst in zweiter<br />

Linie sollte man versuchen, sich<br />

auf den Gegenspieler einzustellen.<br />

Da die Einschlagzeit begrenzt ist,<br />

sollte genau ausgewählt werden,<br />

welche Schläge vorwiegend zu<br />

üben sind. Keinesfalls sollte der<br />

Aufschlag vernachlässigt werden.<br />

Betreuung<br />

im Wettkämpf<br />

Die Betreuung im Wettkampf (das<br />

Coaching) hat - soweit es zugelassen<br />

ist- im wesentlichen zwei<br />

übergeordnete Funktionen:<br />

• Bei der passiven Fremdbeeinflussung<br />

genügt es, wenn der<br />

Coach auf der Bank sitzt und<br />

216


Betreuung im Wettkampf<br />

dem Spieler das Gefühl gibt, im<br />

Match nicht allein zu sein, d. h.,<br />

gegebenenfalls Blickkontakt zu<br />

ihm aufnehmen zu können, sich<br />

bei vermeintlichen oder tatsächlichen<br />

Fehlentscheidungen<br />

an ihn wenden zu können und<br />

beim Seitenwechsel sich aussprechen<br />

(»abreagieren«) zu<br />

können. Die Tätigkeiten des<br />

Coachs beschränken sich z.B.<br />

auf das Reichen von Getränken<br />

und des Handtuchs sowie auf<br />

lobende oder ermunternde<br />

Bemerkungen.<br />

• Bei der aktiven Fremdbeeinflussung<br />

versucht der Coach (über<br />

den Blickkontakt während des<br />

Spielgeschehens hinaus) während<br />

der Pause beim Seitenwechsel<br />

technische und taktische<br />

Hinweise zu geben und<br />

motivationale Zustände und<br />

Prozesse des Spielers zu verstärken<br />

oder (was weit häufiger der<br />

Fall ist) zu korrigieren, also ihn<br />

zu beruhigen, zu ermuntern,<br />

anzuspornen usw.<br />

Voraussetzungen des<br />

Betreuers und des Coachings<br />

Insbesondere im Hinblick auf die<br />

Zielsetzungen der aktiven Fremdbeeinflussung<br />

ist es wichtig, daß<br />

der Coach spezifische Voraussetzungen<br />

mit sich bringt, um diese<br />

Zielsetzungen erreichen zu können.<br />

Solche Voraussetzungen sind:<br />

• Der Coach muß vom Spieler<br />

akzeptiert sein. Es ist günstig,<br />

wenn sich beide zumindest<br />

sympathisch sind, damit in<br />

möglichen Belastungssituationen<br />

keine Konflikte entstehen,<br />

die durch allgemeine Spannungen<br />

zwischen Spieler und<br />

Coach verstärkt werden.<br />

• Der Coach sollte den Spieler<br />

möglichst gut kennen, vor<br />

allem seine spieltechnischen<br />

und taktischen Eigenheiten und<br />

Möglichkeiten, seine Motivationen,<br />

sein Temperament und<br />

seine Fähigkeit, physische und<br />

psychische Belastungen verarbeiten<br />

zu können.<br />

• Um den Spieler im aktuellen<br />

Wettkampf geschehen angemessen<br />

beurteilen zu können,<br />

muß der Coach über Einfühlungsvermögen<br />

und Beobachtungskompetenz<br />

verfügen.<br />

• Der Coach sollte weitreichende,<br />

tennisspezfische Kenntnisse<br />

über Technik, Taktik und Wettkampfpsychologie<br />

haben und<br />

selbst über einschlägige, langjährige<br />

Erfahrungen als Wettkampfspieler<br />

verfügen, wobei<br />

die Höhe des eigenen Leistungsniveaus<br />

von sekundärer<br />

Bedeutung ist.<br />

• Da das Coaching als Interaktion<br />

zwischen Coach und Spieler<br />

aufzufassen ist, sollte auch<br />

berücksichtigt werden, daß es<br />

eingespielt sein sollte, d.h., die<br />

verschiedenen Formen der<br />

Interaktion müssen im Training<br />

und Wettkampf erlernt und stabilisiert<br />

werden.<br />

• Diese Voraussetzungen zu erbringen<br />

und im Wettkampf<br />

zu realisieren ist nur möglich,<br />

wenn der Coach selbst ein<br />

hohes Engagement aufbringt.<br />

Im folgenden soll am Beispiel der<br />

Betreuung eines Spielers bzw.<br />

einer Spielerin im Einzel auf die<br />

verschiedenen Formen der aktiven<br />

Fremdbeeinflussung (technische<br />

Hinweise, taktische Hinweise,<br />

motivationale Betreuung) eingegangen<br />

werden. Verwiesen sei hier<br />

am Rande darauf, daß im Rahmen<br />

der passiven Fremdbeeinflussung<br />

die Ernährung während des Wettkampfes<br />

(und hier vor allem die<br />

Gesichtspunkte zum Ausgleich der<br />

Mineralien- und Wasserbilanz)<br />

eine besonders wichtige Rolle<br />

spielt.<br />

Technische Hinweise<br />

Hinweise, die die Technik der zu<br />

betreuenden Spieler betreffen,<br />

sollten so spärlich wie möglich<br />

erfolgen; insbesondere sollten<br />

Korrekturen vermieden werden,<br />

die sich auf die Hauptaktion der<br />

jeweiligen Technik beziehen, da<br />

solche Korrekturen vom Spieler<br />

aufgrund der großen Stabilität<br />

der Hauptaktion kaum umgesetzt<br />

werden können. Allerdings kann<br />

es sein, daß unter der Wettkampfbelastung<br />

einige Hilfsaktionen<br />

(vgl. hierzu auch <strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong><br />

<strong>Band</strong> 1) aktuelle Mängel aufweisen,<br />

die korrigiert werden können.<br />

Tips wie z. B. »beweg dich mehr«,<br />

»stell dich seitlicher«, »geh mehr<br />

in die Knie«, »schau den Ball beim<br />

Hochwerfen länger an« können<br />

zumeist umgesetzt werden. Zu<br />

berücksichtigen ist jedoch, ob der<br />

Spieler aufgrund seines Alters,<br />

seiner Erfahrungen und seiner<br />

motorischen Flexibilität hierzu in<br />

der Lage ist.<br />

Taktische Hinweise<br />

Zentraler Bestandteil des Coachings<br />

ist es, angemessene taktische<br />

Hinweise zu geben (s. auch Kapitel<br />

Taktiktraining). Dabei ist es von<br />

Beginn des Spiels an wichtig, nicht<br />

nur den zu betreuenden Spieler,<br />

sondern auch den Gegenspieler<br />

genau zu beobachten und die<br />

jeweiligen Stärken und Schwächen<br />

zu analysieren. Bewährt sich die<br />

abgesprochene Taktik, dann sollte<br />

der Spieler entsprechend bestärkt<br />

werden. Bewährt sie sich jedoch<br />

nicht, dann ist (spätestens nach<br />

verlorenem Satz) zu prüfen, ob die<br />

Taktik zu ändern ist. Dabei ist insbesondere<br />

zu berücksichtigen, ob<br />

der zu betreuende Spieler auch in<br />

der Lage ist, die mögliche neue<br />

Taktik umzusetzen (oder ob er<br />

217


Wettkampfbetreuung<br />

hierbei überfordert ist) und wie<br />

der Gegenspieler wohl auf die<br />

Veränderung reagieren wird.<br />

Grundsätzlich sollte auch bedacht<br />

werden, daß ein allzu häufiges<br />

Ändern der Taktik gegebenenfalls<br />

weniger den Gegenspieler, dafür<br />

um so mehr den eigenen Spieler<br />

verwirrt.<br />

Motivationale<br />

Betreuung<br />

Die motivationale Betreuung<br />

hängt zunächst vom Spielverlauf<br />

und vom Spielstand ab. Läuft das<br />

Spiel erfolgreich, dann sollte der<br />

Spieler durch Lob und Zustimmung<br />

unterstützt werden. Gegebenenfalls<br />

sollte er aber zusätzlich<br />

noch davor gewarnt werden, den<br />

Gegner zu unterschätzen und die<br />

Führung leichtfertig aufs Spiel zu<br />

setzen. Liegt der Spieler zurück,<br />

dann ist zu prüfen, wo die Ursachen<br />

hierfür liegen. Häufig wird<br />

nämlich hierbei vom Spieler (und<br />

vom Coach) übersehen, daß die<br />

Leistungsmöglichkeiten des Gegenspielers<br />

einfach größer sind. Ist<br />

dies nicht der Fall, dann ist zu prüfen,<br />

ob taktische Mängel zu beheben<br />

sind, ob keine mittlere Aktivierung<br />

gegeben ist, d. h., ob man<br />

dem Spieler helfen muß, sich zu<br />

mobilisieren oder sich zu entspannen,<br />

ob der Spieler Konzentrationsmängel<br />

aufweist oder ob es an der<br />

richtigen Wettkampfeinstellung<br />

mangelt (s. Kapitel Psychologische<br />

Grundlagen, S. 181).<br />

Stellt die aktuelle Leistungsmotivation<br />

das Hauptproblem dar, dann<br />

soll berücksichtigt werden, ob der<br />

Spieler eher »erfolgsmotiviert«<br />

oder eher »mißerfolgsmotiviert«<br />

ist (s. S. 187). Da Erfolgszuversichtliche<br />

den Mißerfolg eher auf<br />

äußere (personexterne) Faktoren<br />

zurückführen, muß man ihnen<br />

klarmachen, daß sie auch selbst<br />

dafür verantwortlich sind und<br />

(gegebenenfalls in deutlichem Ton)<br />

entsprechende Anweisungen geben.<br />

Da Mißerfolgsängstliche den<br />

Mißerfolg eher auf personinterne<br />

Faktoren zurückführen, muß man<br />

ihre guten Leistungen betonen<br />

und entsprechend loben, während<br />

man für Verlustpunkte auch<br />

äußere Faktoren verantwortlich<br />

machen soll, insbesondere die<br />

Stärke des Gegners. Zwischen diesen<br />

beiden Begründungen soll so<br />

abgewogen werden, daß die<br />

aktuelle Erfolgszuversichtlichkeit<br />

zunehmend gegenüber der Mißerfolgsängstlichkeit<br />

dominiert.<br />

Allerdings darf der Einfluß dieser<br />

motivationalen Betreuung nicht<br />

überschätzt werden, da die beiden<br />

Teilkomponenten der Leistungsmotivation,<br />

die »Erfolgszuversichtlichkeit«<br />

und die »Mißerfolgsängstlichkeit«,<br />

relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale<br />

und schwer<br />

zu verändern sind.<br />

Betreuungsmaßnahmen<br />

beim<br />

Seitenwechsel<br />

Beim Seitenwechsel stehen vom<br />

Ende des letzten Punktes bis zum<br />

nächsten Aufschlag 90 Sekunden<br />

zur Verfügung; diese wichtige Zeit<br />

der Spielpause kann in Anlehnung<br />

an das Konzept der »Pause zwischen<br />

den Ballwechseln« (s. S. 196)<br />

in 6 Phasen eingeteilt werden:<br />

GUEBSU<br />

Zunächst soll sich der Spieler<br />

genügend Zeit nehmen, sich abzutrocknen,<br />

zu trinken und (als<br />

Reaktion auf den vorausgegangenen<br />

Ballwechsel bzw. auf das<br />

letzte Spiel) sich auszusprechen<br />

und »Dampf abzulassen«.<br />

\mms<br />

Dann soll sich der Spieler gezielt<br />

entspannen und regenerieren,<br />

wobei ein bequemer und der Entspannungshaltung<br />

angemessener<br />

Stuhl benützt werden sollte. Die<br />

Beine sind auszustrecken. Zu<br />

Beginn der Entspannung können<br />

tiefe und gleichmäßige Atemübungen<br />

durchgeführt werden,<br />

denn eine solche Atemsuggestion<br />

führt schneller zum Entspannungszustand.<br />

flJE£©§<br />

Im zweiten Teil der Entspannung<br />

soll der Spieler sich gedanklich<br />

bereits auf die Aktionen nach dem<br />

Seitenwechsel vorbereiten. Dabei<br />

soll er vom Coach durch Ratschläge,<br />

gegebenenfalls auch<br />

durch Anweisungen unterstützt<br />

werden.<br />

msäQl<br />

Am Ende der Zeit auf der Bank<br />

und beim Gang zur Grundlinie<br />

folgt eine kurzzeitige Anspannung<br />

(Mobilisation), eventuell verbunden<br />

mit formelhaften Vorsätzen,<br />

die der Spieler gedanklich oder<br />

leise ausspricht, um aktiviert wieder<br />

ins Spiel eintreten zu können.<br />

(JGEBSÖ<br />

Kurz vor der Grundlinie erfolgt die<br />

konkrete gedankliche Vorbereitung<br />

auf den nächsten Ballwechsel,<br />

insbesondere auf den Aufschlag<br />

bzw. auf den Return.<br />

IMiECßßl<br />

Die Pause wird in der Ausgangsstellung<br />

mit der Konzentration auf<br />

den Aufschlag bzw. Return abgeschlossen.<br />

218


Betreuung nach dem Wettkampf<br />

Die zeitliche Gestaltung dieser<br />

sechs Phasen kann individuell<br />

unterschiedlich sein; sie hängt auch<br />

vom vergangenen Spiel bzw. vom<br />

Spielstand ab.<br />

Zum Verhalten<br />

des Betreuers<br />

Da das Verhalten des Betreuers<br />

während der Pause beim Seitenwechsel,<br />

während der Ballwechsel<br />

und während der Pausen nach<br />

den einzelnen Ballwechseln sehr<br />

wichtig ist, wird im folgenden<br />

noch darauf eingegangen:<br />

• Das Sprechen während des Seitenwechsels<br />

ist zunächst an den<br />

zeitlichen Bedingungen dieser<br />

Pause auszurichten. Deshalb<br />

soll (in der Phase 3) möglichst<br />

wenig gesagt werden, das<br />

Wesentliche ist hervorzuheben.<br />

Der vorgeschlagene Ablauf<br />

der Pause legt es nahe, sich<br />

mit dem eigenen Sprechen<br />

zunächst zurückzuhalten, was<br />

manchem Betreuer schwerfällt.<br />

• Sind sich Spieler und Betreuer<br />

über die taktischen Maßnahmen<br />

nicht einig, dann soll der<br />

Betreuer nicht versuchen, sich<br />

stets dominant durchzusetzen.<br />

Denn der Spieler könnte<br />

anschließend dazu neigen, dem<br />

Betreuer nachzuweisen, daß<br />

dieser doch im Unrecht gewesen<br />

ist. Im umgekehrten Sinne,<br />

d.h., wenn der Betreuer dem<br />

Spieler zugesteht, seine eigenen<br />

Ideen umzusetzen, dieser jedoch<br />

damit scheitert, müßte der<br />

Spieler (dem Betreuer) zugestehen,<br />

daß er selbst im Unrecht<br />

war, was eine günstige Voraussetzung<br />

für das Akzeptieren<br />

zukünftiger Ratschläge darstellt.<br />

Grundsätzlich gilt jedoch, daß<br />

das langfristige Ziel des Coachings<br />

darin besteht, den Spieler<br />

von der aktiven Fremdbeeinflussung<br />

durch den Betreuer<br />

unabhängig zu machen.<br />

• Ein spezielles Problem des<br />

Coachings besteht in der Frage,<br />

wie sich der Betreuer bei Fehlentscheidungen<br />

des Schiedsrichters<br />

verhalten soll. Soll er<br />

protestieren oder sich passiv<br />

verhalten? Da jeder Spieler mit<br />

etwa drei Fehlentscheidungen<br />

im Match rechnen muß und<br />

sich diese normalerweise auf<br />

beide Spieler gleichmäßig verteilen,<br />

soll der zu betreuende<br />

Spieler darauf vorbereitet werden,<br />

sie ohne Protest und ohne<br />

Streß verarbeiten zu können.<br />

Sollte dieses Maß überschritten<br />

werden und insbesondere zuungunsten<br />

des eigenen Spielers<br />

verteilt sein, dann soll der<br />

Betreuer (insbesondere bei wichtigen<br />

Spielständen) eingreifen.<br />

• Auch für den Coach stellt das<br />

Wettkampfgeschehen häufig<br />

eine große psychische Belastung<br />

dar, die er nicht durch<br />

eigene motorische Aktivitäten<br />

(wie der Spieler) verarbeiten<br />

kann. Manche Betreuer haben<br />

sich hierbei so wenig unter<br />

Kontrolle, daß sie sich nach<br />

Verlustpunkten ihrer Spieler<br />

entsprechend verhalten, d.h.<br />

beispielsweise, sich demonstrativ<br />

an den Kopf fassen oder sich<br />

verbal negativ äußern. Ein solches<br />

Verhalten kann sich - unabhängig<br />

von der Frage, ob es<br />

der Rolle eines Betreuers angemessen<br />

ist - zusätzlich negativ<br />

auf den Spieler auswirken. Deshalb<br />

soll der Coach gegebenenfalls<br />

selbst psychoregulative<br />

Maßnahmen ergreifen, um<br />

einen ruhigen und zuversichtlichen<br />

Eindruck zu machen, was<br />

sich auf den Spieler übertragen<br />

kann. Andererseits darf der<br />

Betreuer auch nicht so auf der<br />

Bank sitzen, daß er einen<br />

gelangweilten Eindruck macht<br />

und dem Spieler die Vermutung<br />

nahelegt, er würde sich für<br />

seine Aufgabe nicht ausreichend<br />

engagieren.<br />

Betreuung nach<br />

dem Wettkampf<br />

Die Betreuung nach dem Wettkampf<br />

muß sich in erster Linie am<br />

Verlauf des Wettkampfes (bezüglich<br />

seiner Länge und seiner Dramatik)<br />

und an seinem Ausgang<br />

ausrichten. Je größer die physischen<br />

und psychischen Belastungen<br />

waren, desto umfangreicher<br />

und intensiver muß auch die<br />

Regenerationsphase sein.<br />

Physische<br />

Regeneration<br />

Zur physischen Regeneration<br />

empfiehlt sich, nach dem Wettkampf<br />

10 bis 15 Minuten auszulaufen<br />

oder (wenn möglich) 15 bis<br />

30 Minuten locker Bälle zu schlagen.<br />

Dieses erneute aktive Aufwärmen<br />

ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für eine schnellere Regeneration,<br />

da aufgrund der dadurch<br />

noch fortbestehenden verstärkten<br />

Durchblutung Stoffwechselschlacken<br />

schneller aus der Muskulatur<br />

entfernt werden.<br />

Beim passiven Aufwärmen in Form<br />

einer heißen Dusche, eines warmen<br />

Bades oder von ein bis zwei<br />

kurzen Saunagängen kommt es<br />

weniger zu einer gesteigerten<br />

Durchblutung der Muskulatur,<br />

mehr dagegen zu einer starken<br />

Durchblutung der Haut und zur<br />

Schweißabgabe. Hierdurch wird<br />

überschüssige Wärme abgegeben,<br />

außerdem ist das passive Aufwär-<br />

219


Wettkam pfbetreuung<br />

220


Weiterführende Betreuung<br />

men auch als psychohygienische<br />

Maßnahme zu verstehen, die zu<br />

einer physischen und psychischen<br />

Entspannung führt, ähnlich auch<br />

bei Massagen.<br />

Hinzu kommt, daß sie den Wiederherstellungsprozeß<br />

der Muskeln<br />

beschleunigen.<br />

Psychologische<br />

Betreuung<br />

Was die psychologische Betreuung<br />

nach dem Wettkampf betrifft, so<br />

hängt sie zunächst im wesentlichen<br />

vom Ausgang des Wettkampfs<br />

ab. Nach einem Sieg ist<br />

normalerweise Zustimmung und<br />

Lob angebracht. Gegebenenfalls<br />

kann auch Kritisches hinzugefügt<br />

werden, wenn der Sieg trotz Mängel<br />

im Spiel zustande kam und<br />

euphorische, irreale Selbstbeurteilungen<br />

sowie falsche Zielsetzungen<br />

zu korrigieren sind. Nach<br />

seiner Niederlage soll der Spieler<br />

zunächst beruhigt und getröstet<br />

werden, sofern sein psychischer<br />

Zustand dies erfordert. In einem<br />

solchen Falle soll die gemeinsame<br />

Spielanalyse erst dann erfolgen,<br />

wenn sich der Spieler so weit<br />

beruhigt hat, daß seine Selbstbeurteilung<br />

nicht allzu subjektiv ist,<br />

d. h., nicht allzu sehr von seinen<br />

Emotionen bestimmt wird. Dann<br />

ist zu prüfen, inwieweit die Niederlage<br />

als Mißerfolg zu bewerten<br />

ist, d.h., daß realistische Zielsetzungen<br />

nicht erreicht wurden -<br />

denn eine Niederlage gegen einen<br />

überlegenen Gegner kann auch<br />

dann als Erfolg gewertet werden,<br />

wenn der Spieler aus seiner und<br />

des Betreuers Sicht gut gespielt<br />

hat.<br />

Bei der Beurteilung der Niederlage<br />

als Mißerfolg ist wiederum zu<br />

berücksichtigen, ob es sich bei dem<br />

zu betreuenden Spieler eher um<br />

einen »Erfolgsmotivierten« oder<br />

eher um einen »Mißerfolgsmotivierten«<br />

handelt, da hierdurch die<br />

Ursachenzuschreibung (Kausalattribuierung)<br />

wesentlich beeinflußt<br />

wird (s. S. 187). Da Erfolgszuversichtliche<br />

die Verantwortung für<br />

den Mißerfolg eher auf äußere<br />

Ursachen abschieben, muß man<br />

ihnen klarmachen, daß sie sich<br />

auch selbst dafür verantwortlich<br />

fühlen sollten, um fruchtbare<br />

Konsequenzen ableiten zu können.<br />

Da Mißerfolgsängstliche dazu<br />

neigen, sich allein für den Mißerfolg<br />

verantwortlich zu machen,<br />

muß man ihnen gegenüber ihre<br />

guten Leistungen betonen und<br />

deutlich machen, daß auch äußere<br />

Faktoren (z. B. die Stärke des Gegners)<br />

für die Niederlage heranzuziehen<br />

sind, so daß eine positive<br />

Motivierung für das zukünftige<br />

Training und die nächsten Wettkämpfe<br />

möglich wird.<br />

Unabhängig davon, ob ein Sieg<br />

oder eine Niederlage analysiert<br />

werden, empfiehlt es sich für den<br />

Betreuer, durch einen Kollegen<br />

oder anderen Spielern gelegentlich<br />

eine objektive Wettkam pfbeobachtung<br />

(s. S. 237) durchführen<br />

zu lassen, da sie die sachliche Auseinandersetzung<br />

mit dem Spieler<br />

wesentlich unterstützt und sowohl<br />

für den Spieler als auch für den<br />

Betreuer wichtige Informationen<br />

als Grundlage für das Training<br />

bzw. für die Vorbereitung auf den<br />

nächsten Wettkampf liefern kann.<br />

Betreuung bei<br />

mehreren<br />

Wettkämpfen an<br />

einem Tag<br />

Beim Turnier ergeben sich oft<br />

Planungsprobleme, wenn<br />

• der Spielbeginn sich wesentlich<br />

verzögert,<br />

• Spiele wegen Regens unterbrochen<br />

werden,<br />

• mehrere Wettkämpfe (z. B. zwei<br />

Einzel und ein Doppel) an<br />

einem Tag zu absolvieren sind.<br />

In solchen Fällen müssen die bisher<br />

beschriebenen Betreuungsmaßnahmen<br />

(insbesondere die<br />

direkte Wettkampfvorbereitung<br />

und die Betreuung nach dem Wettkampf)<br />

den aktuellen Bedingungen<br />

angepaßt werden. Besonderer<br />

Wert ist auch auf die richtige<br />

Ernährung zu legen (s. S. 243).<br />

Weiterführende<br />

Betreuung<br />

Je mehr sich die Betreuung auf<br />

mehrere Wettkämpfe bezieht und<br />

sich diese z. B. über ein oder mehrere<br />

Turniere hinweg erstrecken,<br />

desto umfassender werden die<br />

Aufgaben des Betreuers. Sie können<br />

dann auch Aufgaben enthalten<br />

wie Reservierung von Trainingsplätzen,<br />

Hotel- und Flughafenbuchungen,<br />

Gespräche mit<br />

Vertragspartnern u.a. Die Rolle<br />

des Betreuers geht dann über in<br />

eine komplexe Rolle, in der er die<br />

Aufgaben eines Trainers, eines<br />

Managers, einer privaten Bezugsperson<br />

und (vor allem bei jugendlichen<br />

Turnierspielerinnen und<br />

-Spielern) auch diejenigen eines<br />

Pädagogen wahrzunehmen hat.<br />

221


Sportmedizinische<br />

Aspekte<br />

Sportmedizinische<br />

Betreuung<br />

<strong>Tennis</strong> als Breitensport unterscheidet<br />

sich bezüglich Trainingszustand,<br />

Motivation und Leistungsziel<br />

erheblich vom Leistungssport.<br />

Folglich differieren Belastungsumfang<br />

und -intensität beträchtlich<br />

zwischen Leistungssport und Breitensport.<br />

Hieraus ergeben sich<br />

unterschiedliche Konsequenzen in<br />

der sportmedizinischen Beurteilung<br />

der Belastungsfähigkeit der<br />

Sporttreibenden sowie in der Art<br />

der sportärztlichen Betreuung.<br />

Betreuung<br />

im Breitensport<br />

Für den am Breitensport orientierten<br />

<strong>Tennis</strong>spieler hat die sportärztliche<br />

Untersuchung das Ziel, sämtliche<br />

bestehenden gesundheitlichen<br />

Schäden oder Erkrankungen<br />

zu erfassen, um sich auf dieser<br />

Basis über Art und Umfang der<br />

tennisspezifischen Belastungen<br />

beraten zu lassen. Dies trifft für alle<br />

Breitensportler zu, die im mittleren<br />

oder höheren Lebensalter mit <strong>Tennis</strong><br />

beginnen wollen, sowie für alle<br />

Seniorenspieler- und Spielerinnen,<br />

die <strong>Tennis</strong>turniere (vorrangig in<br />

Mannschaften) bestreiten. Aus<br />

präventivmedizinischer Sicht sind<br />

ausführliche Hinweise auf eine<br />

gesunde Lebensführung (richtige<br />

Ernährung, ausreichende Regeneration,<br />

Vermeidung von Nikotin<br />

und erheblichem Alkoholkonsum<br />

usw.) von gleicher Bedeutung wie<br />

einzelne Details zu Qualität und<br />

Quantität der sportlichen Betätigung<br />

selbst.<br />

Betreuung<br />

im Leistungssport<br />

Beim Leistungssport betreibenden<br />

<strong>Tennis</strong>spieler hat die sportärztliche<br />

Betreuung den Zweck, die<br />

Leistungsentwicklung optimal zu<br />

unterstützen, das Auftreten von<br />

Krankheiten zu verhüten und<br />

Verletzungen bzw. Erkrankungen<br />

optimal zu behandeln. In Zusammenarbeit<br />

mit Spieler und Trainer<br />

wird auch versucht, Überbeanspruchungen<br />

und hieraus resultierende<br />

Einschränkungen von<br />

Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />

zu verhüten. Letzteres ist häufig<br />

nur mittels kontinuierlicher Kontrolle<br />

von Trainingsumfang und -<br />

intensität möglich. Damit stellt die<br />

sportmedizinische Unterstützung<br />

bei der Trainingssteuerung ein<br />

wichtiges Mittel für die optimale<br />

Leistungsentwicklung dar und bietet<br />

zugleich einen wirkungsvollen<br />

Schutz vor Überlastungsschäden<br />

im <strong>Tennis</strong>.<br />

Spieler und Spielerinnen der nationalen<br />

und internationalen Spitzenklasse<br />

müssen folglich im Jahr<br />

mindestens einmal sportärztlich<br />

untersucht und darüber hinaus<br />

mehrfach sportmedizinisch betreut<br />

werden.<br />

Vor Aufnahme des Leistungssports<br />

und eines entsprechenden Trainings<br />

erfolgt eine Gesundheitsuntersuchung<br />

auf der Grundlage des<br />

vom Bundesausschuß für Leistungssport<br />

(BAL) herausgegebenen,<br />

derzeitig gültigen Untersuchungsbogens<br />

für Kader-Athleten.<br />

Bei dieser sportmedizinischen Eignungsuntersuchung<br />

sollen körperliche<br />

Schwachstellen, latente<br />

Erkrankungen oder Körperschäden<br />

erkannt und ihre Auswirkungen<br />

auf die Gesundheit der <strong>Tennis</strong>spieler<br />

beim Training und Wettkampf<br />

abgeschätzt werden. Sportmedizinische<br />

Eignungsuntersuchungen<br />

sollten in der Regel getrennt von<br />

sportärztlich qualifizierten Internisten<br />

und Orthopäden erfolgen.<br />

Diese Gesundheitsuntersuchung<br />

umfaßt neben einer Erhebung der<br />

Krankenvorgeschichte die internistische<br />

und orthopädische<br />

Untersuchung sowie diverse Laboruntersuchungen.<br />

Die sportmedizinische Kontrolluntersuchung<br />

(Gesundheitsuntersuchung)<br />

im Verlauf der Leistungssportentwicklung<br />

des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

beobachtet die bekannten<br />

körperlichen Schwachstellen oder<br />

bestehenden Körperschäden; ferner<br />

wird versucht, Überforde-<br />

222


Verletzungen im <strong>Tennis</strong><br />

rungs- oder Mangelzustände zu<br />

erkennen und mit prophylaktischen<br />

Maßnahmen gegenzusteuern.<br />

Bei einer umfassenden und<br />

kontinuierlichen sportmedizinischen<br />

Betreuung von Leistungsspielem<br />

ist die jährliche Kontrolluntersuchung<br />

ausreichend. Bei<br />

fehlender sportärztlicher Betreuung<br />

verändert auch eine zweite<br />

jährliche Kontrolluntersuchung<br />

nicht wesentlich das sportärztliche<br />

Betreuungsdefizit.<br />

Die sportmedizinische Betreuung<br />

umfaßt sportmethodische und<br />

physiotherapeutische Maßnahmen<br />

zur Erhaltung der Gesundheit bzw.<br />

Vorbeugung von Verletzungen,<br />

gibt individuelle Vorschläge für die<br />

Ernährung und ist an Maßnahmen<br />

der Leistungsdiagnostik und Traihingssteuerung<br />

beteiligt. Speziell<br />

bei Leistungstennisspielern/-innen<br />

sind Sportunfälle aufgrund eines<br />

plötzlich eintretenden Ereignisses<br />

(z.B. Bänderriß, Muskelriß usw.)<br />

auf dem <strong>Tennis</strong>platz vergleichsweise<br />

selten, dafür treten in letzter<br />

Zeit gehäuft Sportschäden aufgrund<br />

chronisch einwirkender<br />

Überbeanspruchung auf. Dies<br />

betrifft vor allem den Rücken im<br />

unteren Lendenbereich, die Schulter<br />

des Schlagarmes sowie Oberschenkelmuskulatur,<br />

Bauchmuskulatur<br />

und Achillessehne.<br />

In Zusammenarbeit mit Spielern<br />

und Spielerinnen, Trainern, Physiotherapeuten<br />

und Sportärzten<br />

tragen folgende Maßnahmen zur<br />

Vermeidung genannter Überlastungsschädigungen<br />

und entsprechender<br />

Verletzungsmechanismen<br />

bei:<br />

• Massage, Physiotherapie, Entmüdungsbäder<br />

zur Lösung von<br />

Muskelverspannungen und zur<br />

Verhinderung ihres Auftretens<br />

• Stetige Durchführung eines<br />

systematischen Vorbereitungstrainings<br />

(Warm-up) und einer<br />

Abklingphase (Cool-down); hiermit<br />

können akute Verletzungen<br />

und Überlastungsschäden erheblich<br />

vermindert werden<br />

• Regelmäßige Kräftigung und<br />

Dehnung der beanspruchten<br />

Muskulatur und der Antagonisten<br />

zur Vermeidung muskulärer<br />

Dysbalancen; ggf. auch Aufbautraining<br />

für die Ganzkörper-<br />

Muskulatur<br />

• Regelmäßiges Ausgleichstraining<br />

bzw. -gymnastik (z.B.<br />

Stretching) zur Entwicklung<br />

und Regeneration des Sehnen-<br />

<strong>Band</strong>-Apparates und des<br />

Gelenkknorpels<br />

• Schutz vor hohen Trainingsumfängen<br />

und -intensitäten auf<br />

ungewohnten Bodenbelägen<br />

(insbesondere rutschfesten<br />

Hartplätzen)<br />

• Gewährleistung des richtigen<br />

Verhältnisses von Belastung<br />

und Erholung im Verlauf einer<br />

Trainingseinheit, eines Trainingstages<br />

und im Rahmen<br />

eines Mikrozyklus<br />

• Individuelle belastungsangepaßte<br />

Ernährung (einschließlich<br />

Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen<br />

und Flüssigkeit)<br />

• Sportliche Lebensführung<br />

(Nikotinverzicht usw.) unter<br />

besonderer Berücksichtigung<br />

der Regenerationsphasen<br />

(Schlaf usw.)<br />

Verletzungen<br />

im <strong>Tennis</strong><br />

Im Vergleich zu anderen beliebten<br />

Freizeitsportarten wie Turnen,<br />

Leichtathletik und alpinem Skilauf<br />

sind Sportverletzungen im <strong>Tennis</strong><br />

relativ selten und harmlos. Das<br />

Verletzungsrisiko für <strong>Tennis</strong>spieler<br />

ist auch erheblich geringer als bei<br />

anderen Ballsportarten (z.B. Fußball,<br />

Handball, Volleyball und<br />

Squash).<br />

Trotzdem müssen <strong>Tennis</strong>spieler<br />

jederzeit mit einer akuten oder<br />

chronischen Schädigung als Folge<br />

einer Verletzung durch das <strong>Tennis</strong>spiel<br />

rechnen. Die wachsende Zahl<br />

der älteren <strong>Tennis</strong>spieler führt<br />

zwangsläufig auch zu einem<br />

Anstieg der Gesamtzahl an <strong>Tennis</strong>verletzungen.<br />

Die Zielsetzung dieses<br />

Kapitels liegt vorrangig auf der<br />

Verhütung von <strong>Tennis</strong>verletzungen.<br />

Voraussetzung für eine richtige<br />

Vorbeugung ist die Kenntnis<br />

aller wesentlichen <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

sowie deren Hauptursachen.<br />

Darüber hinaus sollten die wichtigsten<br />

Grundsätze der Ersten Hilfe<br />

bei den häufigsten <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

bekannt sein. Hierbei<br />

sind es weniger die schweren<br />

Verletzungen, sondern eher die<br />

kleineren Schädigungen, die dem<br />

Spieler, dem Trainer und dem<br />

Ersthelfer Probleme bereiten.<br />

Beispielsweise bedarf die Differentialdiagnose<br />

zwischen Überdehnung,<br />

Zerrung und Teilriß der<br />

Muskulatur detaillierter Kenntnisse<br />

und vieljähriger Erfahrung. Folglich<br />

sind einige grundlegende<br />

Kenntnisse über die einzelnen<br />

<strong>Tennis</strong>verletzungen zu vermitteln;<br />

allerdings kann es nicht das Ziel<br />

sein, sämtliche sportartspezifischen<br />

Verletzungen im Detail darzustellen<br />

und über differenzierte<br />

Therapie-Strategien nach aktuellem<br />

Wissensstand zu diskutieren.<br />

Maßnahmen dieser Art müssen<br />

weiterhin allein dem Arzt vorbehalten<br />

bleiben (»Erste ärztliche<br />

Hilfe«).<br />

Begriffserklärungen<br />

Sportverletzung ist die umfassende<br />

Bezeichnung für alle Vorgänge,<br />

die bei einer sportlichen<br />

Betätigung die Unversehrtheit


eines Gewebes beschädigen. Beispiele<br />

hierfür sind Prellung, Zerrung,<br />

Zerreißung oder Bruch sowie<br />

Entzündung und Verbrauchserscheinung<br />

(Degeneration). Verletzungen,<br />

die im Zusammenhang<br />

mit dem <strong>Tennis</strong>spiel (vor, während<br />

oder nach dem <strong>Tennis</strong>spiel) auftreten,<br />

sind <strong>Tennis</strong>verletzungen.<br />

Die <strong>Tennis</strong>verletzung wird verursacht<br />

durch einen Unfall beim<br />

<strong>Tennis</strong> (<strong>Tennis</strong>unfall) und einen<br />

Schaden durch <strong>Tennis</strong> (primärer<br />

<strong>Tennis</strong>schaden). Tritt die Verletzung<br />

bei einem plötzlich eintretenden,<br />

einmaligen Geschehen ein, so<br />

handelt es sich um einen Unfall<br />

wie z. B. Riß der Außenbänder am<br />

Sprunggelenk nach Tritt auf den<br />

<strong>Tennis</strong>ball; wirkt das Schädigungsgeschehen<br />

jedoch verzögert oder<br />

mehrfach und geringgradig als<br />

Mikrotrauma ein, so entsteht ein<br />

primärer Schaden, wie z. B. beim<br />

<strong>Tennis</strong>arm (HINRICHS, 1989).<br />

<strong>Tennis</strong>unfall und primärer <strong>Tennis</strong>schaden<br />

können unter bestimmten<br />

Umständen (Vorschädigung,<br />

schwere Verletzung, Diagnostikund<br />

Therapiefehler, ungenügende<br />

Nachbehandlung) in den sekundären<br />

<strong>Tennis</strong>schaden (Sportschaden)<br />

münden. Unter günstigeren<br />

Bedingungen heilen Unfallfolgen<br />

und primärer <strong>Tennis</strong>schaden bis<br />

zur Unversehrtheit des Gewebes<br />

und ihrer Funktionen vollkommen<br />

aus: Sie sind prinzipiell reversibel.<br />

Kann keine vollkommene Heilung<br />

des <strong>Tennis</strong>unfalles oder des primären<br />

<strong>Tennis</strong>schadens erzielt werden,<br />

so wird der verbleibende Verletzungszustand<br />

als sekundärer<br />

<strong>Tennis</strong>schaden bzw. Spätschaden<br />

durch <strong>Tennis</strong> definiert.<br />

Im folgenden werden die häufigsten<br />

<strong>Tennis</strong>unfälle, differenziert<br />

nach den verschiedenen Gewebearten<br />

Haut, Bänder und Muskulatur,<br />

sowie der bekannteste primäre<br />

<strong>Tennis</strong>schaden, der <strong>Tennis</strong>ellbogen,<br />

dargestellt. Die Beschreibung<br />

der einzelnen Krankheitsbilder<br />

umfaßt zwar auch Verletzungsursache<br />

und Diagnostik, der Schwerpunkt<br />

liegt jedoch auf Vorbeugung<br />

und Sofortmaßnahme<br />

(Laienhilfe bzw. Erste Hilfe).<br />

Abschließend werden die wichtigsten<br />

allgemeinen Ratschläge zur<br />

Vorbeugung von <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

zusammenfassend dargestellt.<br />

<strong>Tennis</strong>unfälle<br />

In der allgemeinen Unfallgesetzgebung<br />

wird der Unfall als ein Ereignis<br />

definiert, das durch plötzlich<br />

einwirkende Gewalt die Gesundheit<br />

gefährdet und zu körperlichen<br />

und seelischen Schäden führen<br />

kann. Die Unfallursachen im <strong>Tennis</strong>sport<br />

sind mannigfaltig. In der<br />

Regel spielen jedoch individuelle,<br />

interne Ursachen (z.B. Alter und<br />

persönliche Einstellung, sportliche<br />

Vorerfahrungen und Trainingszustand,<br />

Aufwärmung und Erholung<br />

sowie allgemeine Lebensführung<br />

wie Ernährung, Schlaf und Alkohol)<br />

die Hauptrolle, während<br />

externe Ursachen wie Sportstätten,<br />

Bodenbeschaffenheit oder Sportausrüstung<br />

eine weitaus geringere<br />

Rolle spielen.<br />

Die häufigsten <strong>Tennis</strong>unfälle<br />

betreffen folgende Organsysteme<br />

bzw. -strukturen:<br />

• Verletzungen der Haut<br />

• Verletzungen der Bänder<br />

• Verletzungen der Muskeln<br />

Verletzungen der Haut<br />

Die häufigsten Verletzungen<br />

(meist basierend auf Bagatellfällen)<br />

im <strong>Tennis</strong> sind an der Haut<br />

lokalisiert. Hierbei handelt es sich<br />

in erster Linie um Schürfwunden:<br />

Quetsch- und Platzwunden sind<br />

dagegen relativ selten. Hautverletzungen<br />

entstehen im wesentlichen<br />

durch einen Sturz, gelegentlich<br />

durch Schlag oder Stoß. Bei <strong>Tennis</strong>spielern<br />

bilden sich auch Hautveränderungen<br />

wie Blasen (Ansammlung<br />

von Gewebsflüssigkeit<br />

in der obersten Hautschicht) und<br />

Schwielen (Hornhautverdickung).<br />

Blasen entstehen durch einmaliges<br />

<strong>Tennis</strong>spielen, das nach längerer<br />

Spielpause zu lange andauerte<br />

(z.B. Blasen am Handteller oder<br />

am Übergang zu den Fingern)<br />

oder mit neuem Schuhwerk (z. B.<br />

Blasen an der Ferse oder an den<br />

Zehen) durchgeführt wurde.<br />

Schwielen entwickeln sich durch<br />

häufig wiederholtes Spielen über<br />

eine längere Zeit (z.B. Schwielen<br />

an Fingern und Hohlhand).<br />

Diagnose<br />

Sind kleinste Haargefäße (Kapillaren)<br />

verletzt, handelt es sich um<br />

eine Sickerblutung; bei der selteneren<br />

Verletzung von Blutadern<br />

(Venen) fließt dunkelrotes Blut, bei<br />

der von Schlagadern (Arterien)<br />

spritzt hellrotes Blut. Wegen der<br />

Möglichkeit einer Verletzung<br />

von tiefer gelegenen wichtigen<br />

Gewebsstrukturen wie Nerven,<br />

Sehnen, Muskeln und Knochen<br />

sind in entsprechenden Fällen<br />

eine exakte Funktionsprüfung und<br />

weitere diagnostische Maßnahmen<br />

durch den Arzt notwendig.<br />

Sofortmaßnahmen (Laienhilfe)<br />

Schürfwunden werden nach Desinfektion<br />

mit einem einfachen<br />

Wundschnell- oder Pflasterverband<br />

(z.B. Hansamed®) abgedeckt;<br />

gleichzeitig muß der Tetanus-Impfschutz<br />

abgeklärt und<br />

im Zweifelsfall sofort erneuert<br />

werden. Bei offensichtlicher<br />

Verschmutzung durch <strong>Tennis</strong>sand<br />

empfiehlt sich eine vorherige, vorsichtige<br />

Reinigung mit besonderen<br />

Tüchern (z.B. Hansamed®-Wund-<br />

Reinigungstücher), die zuvor mit<br />

Desinfektionsmittel getränkt wur-<br />

224


Verletzungen im <strong>Tennis</strong><br />

den. Die beliebten Sprühverbände<br />

sowie das Auftragen von Salbe<br />

oder Puder sind häufig ungeeignet,<br />

da sie mit der Wunde verkleben<br />

und sich mehrere Tage - ohne<br />

erneutes Aufreißen - nicht entfernen<br />

lassen. Notfalls kann die<br />

Wunde bei Verschmutzung auch<br />

unter fließendem Leitungswasser<br />

gereinigt werden. Weit klaffende<br />

Wunden müssen vom Arzt genäht<br />

oder geklammert werden.<br />

Stark blutende Wunden werden<br />

gestillt durch Anlegen eines<br />

Druckverbandes und Hochlagern<br />

der betroffenen Extremität. Eine<br />

spritzende Schlagaderblutung erfordert<br />

das Abbinden der betroffenen<br />

Gliedmaße; diese Blutsperre<br />

darf jedoch nicht länger als 60 bis<br />

90 Minuten dauern.<br />

Bei Blasen sollte sofort nach den<br />

ersten Anzeichen (Schmerz/Rötung)<br />

die Selbsthilfe beginnen. Die<br />

überbeanspruchte Hautpartie wird<br />

durch einen Schutzverband abgedeckt;<br />

am Fuß (Ferse) eignet sich<br />

hierzu in hervorragender Weise<br />

ein »Lochschaumgummi«, der den<br />

unmittelbaren Blasenbezirk ausspart<br />

und zugleich die geschädigte<br />

Region entlastet. In der Hohlhand<br />

und an den Fingern sind schmale<br />

Tapestreifen oder gar ein dünner<br />

Lederhandschuh nützlich, während<br />

übliche Heftpflaster zu dick<br />

sind und meist verrutschen. Mit<br />

diesen Hilfsmitteln wird ein Aufreißen<br />

der Blasen vermieden, so<br />

daß der intakte Hautschutz eine<br />

Infektion verhindert. Ist die Blase<br />

prall mit Flüssigkeit gefüllt, so<br />

kann sie zur Schmerzentlastung<br />

nach Desinfektion der Hautpartie<br />

mit einer sterilen Nadel vorsichtig<br />

geöffnet werden. Meist klingt der<br />

Schmerz nach Entleerung und<br />

Abdeckung durch Leukoplast ab.<br />

Hornhautschwielen sind harmlos<br />

und bilden einen guten Schutz der<br />

Haut vor Überbeanspruchungen.<br />

Aus kosmetischen Gründen können<br />

sie durch regelmäßiges Auftragen<br />

von Salicylsäure aufgeweicht<br />

werden.<br />

Vorbeugende Maßnahmen<br />

• Gute Beinarbeit und entsprechend<br />

guter Konditionszustand<br />

• Fester Halt im Schuh mit funktionstüchtigen<br />

Sohlen für jede<br />

Art von <strong>Tennis</strong>belag<br />

• Neues Schuhmaterial zuerst im<br />

Training einlaufen<br />

• Zu Beginn der Freiluftsaison<br />

und nach jeder längeren Spielpause<br />

Einhaltung von Trainingsund<br />

Wettkampfhöchstgrenzen<br />

(z. B. maximal 90 Minuten)<br />

• Wiederauffrischung der Tetanusschutzimpfung<br />

(Schutz<br />

gegen Wundstarrkrampf)<br />

Verletzungen der Bänder<br />

Die Stabilität eines Gelenkes wird<br />

durch aktive und passive Faktoren<br />

sichergestellt. Für die aktive Stabilität<br />

sorgt die Muskulatur, während<br />

für die passive Stabilität<br />

hauptsächlich die Bänder eines<br />

Gelenks verantwortlich sind. Eine<br />

<strong>Band</strong>verletzung tritt auf, wenn ein<br />

Gelenk durch direkte und indirekte<br />

Gewalteinwirkung sein natürliches<br />

Bewegungsausmaß überschreitet.<br />

Hierbei können wenige Fasern<br />

oder das <strong>Band</strong> als Ganzes betroffen<br />

sein.<br />

Beim <strong>Tennis</strong> sind vor allem die<br />

Bänder an den Sprunggelenken<br />

(»Fußgelenk«) gefährdet.<br />

Ein unvollständiger Bänderriß<br />

umfaßt nur einen Teil des <strong>Band</strong>es;<br />

die Gelenkstabilität wird hierdurch<br />

häufig nicht beeinflußt. Bei einem<br />

vollständigen Bänderriß sind alle<br />

oder fast alle Fasern des <strong>Band</strong>es<br />

gerissen, das Gelenk verliert dadurch<br />

seine Stabilität.<br />

Im allgemeinen geht jeder Bänderriß<br />

mit einer Blutung in das umgebende<br />

Gewebe einher, so daß ein<br />

Bluterguß sichtbar wird. Eine<br />

<strong>Band</strong>verletzung innerhalb des<br />

Gelenkes (z.B. Kreuzband) oder<br />

der Gelenkkapsel führt in der Regel<br />

zu einer Blutung ins Gelenk, <strong>Band</strong>verletzungen<br />

dieser Art können<br />

zusätzlich mit einer Schädigung der<br />

Knorpeloberfläche einhergehen.<br />

Diagnose<br />

Folgende Symptome weisen auf<br />

eine <strong>Band</strong>verletzung hin:<br />

• Bluterguß, Schwellung sowie<br />

Spontan-, Druck- und Bewegungsschmerz<br />

• Gegebenenfalls Blutungen<br />

ins Gelenk<br />

• Bewegungsabhängige<br />

Schmerzen<br />

• Instabilität des Gelenks je nach<br />

Ausmaß der Verletzung<br />

Bei <strong>Band</strong>verletzungen sollte das<br />

betroffene Gelenk stets hinsichtlich<br />

seiner Stabilität überprüft werden.<br />

Zum Ausschluß von Verletzungen<br />

ernsterer Art sowie zur<br />

frühzeitigen Einteilung der richtigen<br />

therapeutischen Maßnahmen<br />

ist ein sofortiger Arztbesuch dringend<br />

notwendig.<br />

Sofortmaßnahmen (Laienhilfe)<br />

Unmittelbar nach Spielabbruch<br />

wird ein kühlender Druckverband<br />

angelegt sowie durch Hochlagerung<br />

für Entlastung und Ruhigstellung<br />

gesorgt. Hierzu sind eine elastische<br />

Binde sowie eine Eisauflage<br />

(z.B. Eis-Lolly) oder Eiswasser und<br />

gegebenenfalls ein Schwamm notwendig.<br />

Auch ein Eisspray kann<br />

zur Nachkühlung auf den eiswassergetränkten<br />

Druckverband (nicht<br />

auf die Haut, wegen der Gefahr<br />

von Erfrierungsschäden) benutzt<br />

werden, so daß eine stetige Kälteabgabe<br />

erreicht wird. Dieses Behandlungsschema<br />

nach der PECH-<br />

Regel (Eause, Eis, Compression,<br />

Hochlage) wurde zwei Jahrzehnte<br />

lang propagiert. In jüngster Zeit<br />

225


Sportmedizinische Aspekte<br />

wird jedoch die Eistherapie mit kritischer<br />

Distanz betrachtet und<br />

zumindest teilweise durch Medikamentengabe<br />

speziell zur Schmerzlinderung,<br />

Entzündungshemmung<br />

und Regenerationsförderung<br />

ersetzt. Zur weiteren Abklärung<br />

der Diagnose (Überprüfung der<br />

Gelenkstabilität usw.) und zwecks<br />

frühzeitiger Einleitung therapeutischer<br />

Maßnahmen (z.B. Tapeverband)<br />

wird der Patient mit hochgelagerter<br />

Extremität zum Arzt<br />

gebracht.<br />

Vorbeugende Maßnahmen<br />

• Gleichmäßige Kräftigung und<br />

Dehnung aller jener Muskelgruppen,<br />

die vor allem die<br />

Sprung- und Kniegelenke stabilisieren<br />

• Beachten bzw. schnellstmögliche<br />

Beseitigung von Erhebungen<br />

(z.B. Linien) und Mulden<br />

in der Oberfläche der <strong>Tennis</strong>plätze<br />

• Entfernen herumliegender <strong>Tennis</strong>bälle<br />

aus dem Spielbereich<br />

• Bevorzugung von Sandplätzen<br />

gegenüber Hartplätzen (Platzoberfläche<br />

darf allerdings nicht<br />

zu rutschfähig, z. B. Granulat<br />

sein)<br />

• In Ausnahmefällen auch Verwendung<br />

eines prophylaktischen<br />

Tapeverbandes, einer Gelenkbandage/Orthese<br />

oder von<br />

Spezialschuhen als Schutz vor<br />

wiederholter Bänderverletzung<br />

Verletzungen der Muskeln<br />

und Sehnen<br />

Muskeln und Sehnen bilden eine<br />

funktionelle Einheit. Prinzipiell<br />

können Verletzungen im Bereich<br />

des Muskelursprungs, des Muskelbauchs,<br />

des Übergangs vom Muskel<br />

zur Sehne, der Sehne selbst<br />

und am knöchernen Sehnenansatz<br />

auftreten. Im <strong>Tennis</strong> ist der Spieler<br />

beim plötzlichen Abbremsen<br />

(exzentrische Belastung), bei rascher<br />

Beschleunigung (konzentrische<br />

Belastung) und vor allem bei der<br />

Kombination von Brems- und Beschleunigungsbewegung<br />

(z.B. bei<br />

jedem Wechsel der Laufrichtung<br />

in Zeitnot besonders gefährdet.<br />

Im <strong>Tennis</strong> treten Muskel- und Sehnenverletzungen<br />

vor allem bei<br />

plötzlichen kraftvollen oder unkoordinierten<br />

Muskelaktionen auf.<br />

Ursache hierfür ist häufig eine<br />

mangelhaft aufgewärmte, inzwischen<br />

wieder abgekühlte (z. B.<br />

Doppel in der Abendkühle) oder<br />

übermüdete Muskulatur. In Kombination<br />

spielen Mängel in der<br />

tennisspezifischen Schlag- und<br />

Lauftechnik sowie ein ungenügender<br />

Zustand der Kraft und der Beweglichkeit<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Auch muskuläre Dysbalancen (z.B.<br />

ungenügende Dehnfähigkeit der<br />

Agonisten und mangelhafte Kraft<br />

der Antagonisten) sind wesentliche<br />

ursächliche Faktoren.<br />

Muskelrisse treten besonders häufig<br />

an zweigelenkigen Muskeln<br />

auf, wie z. B. an der Oberschenkelrückseite;<br />

diese Muskulatur<br />

unterliegt einer besonderen neuromuskulären<br />

Steuerung. Ähnliches<br />

gilt für die Muskulatur an der Vorderseite<br />

des Oberschenkels und an<br />

der Rückseite des Unterschenkels,<br />

die besonders im untrainierten Zustand<br />

gegenüber Dehnung anfällig<br />

sind, da sie als überwiegend tonische<br />

Muskeln bei ungenügender<br />

Trainierbarkeit mit Verkürzung<br />

reagieren.<br />

Diagnose<br />

Im allgemeinen werden folgende<br />

unterschiedliche Arten von Muskelund<br />

Sehnenverletzungen unterschieden:<br />

• Muskelzerrungen entstehen<br />

durch Überdehnungen und<br />

treten häufig in den oberflächlichen<br />

Anteilen eines Muskels<br />

oder in der Nähe von Muskelursprung<br />

bzw. Muskelansatz<br />

auf. Die anatomische Struktur<br />

bleibt bei der Zerrung erhalten,<br />

»nur« die Funktion ist gestört.<br />

• Stumpfe Muskelprellungen entstehen<br />

als Folge einer Muskelkompression<br />

durch direkte Einwirkung<br />

eines Gegenstandes<br />

(z.B. eigener Schläger), ohne<br />

daß in der Regel eine Hautverletzung<br />

auftritt.<br />

• Beim Muskelriß wird je nach<br />

Schweregrad zwischen einem<br />

kompletten und einem inkompletten<br />

Muskelriß unterschieden.<br />

Beim Muskelfaserriß sind Muskelfasern<br />

in einem kleineren Bezirk<br />

gerissen. Meist erfolgt eine intramuskuläre<br />

Blutung, die therapeutisch<br />

besondere Beachtung verlangt;<br />

sie ist schwierig zu tasten<br />

und ein äußerlich sichtbarer Bluterguß<br />

ist nicht zu erwarten.<br />

Beim Muskelbündelriß betrifft die<br />

Zerreißung von Muskelfasern den<br />

Umfang eines Muskelbündels<br />

(quantitativer Unterschied zu<br />

Muskelfaserriß). Die Blutung ist innerhalb<br />

des Muskels und das Ausmaß<br />

der Blutung schwankt je nach<br />

Umfang und Ort. Ein Bluterguß ist<br />

äußerlich in der Regel distal (peripheriewärts)<br />

von der Rißstelle zu<br />

erwarten.<br />

Der Muskelriß führt zur vollständigen<br />

Trennung des Muskels, so daß<br />

die Blutung auch nach außen<br />

schon früh zu erkennen ist.<br />

Der Muskelriß führt zu einem akut<br />

auftretenden stich- oder schlagähnlichen<br />

Schmerz, der zur sofortigen<br />

Spielunterbrechung zwingt.<br />

Der Schmerz ist eindeutig lokalisierbar.<br />

Eine frühzeitige Tastuntersuchung<br />

zeigt eine mehr oder<br />

minder deutliche Faserunterbrechung,<br />

die bei umfangreichen Faserrissen<br />

als Lücke auffällt. - In der<br />

Folgezeit füllt sich die Muskellücke<br />

226


Verletzungen im <strong>Tennis</strong><br />

mit Blut und Gewebswasser; gleichzeitig<br />

erfolgt eine deutliche Spannungserhöhung<br />

im gesamten Muskelbündel<br />

mit einem Höhepunkt<br />

nach ca. 24 Stunden. Letzteres ist<br />

als Schutzreaktion des Muskels<br />

anzusehen. Sollten allerdings Gefühlsstörungen<br />

auftreten, muß sofort<br />

der Arzt aufgesucht werden.<br />

Die Differentialdiagnose zwischen<br />

Muskelzerrung und Muskelriß<br />

'(insbesondere Grad 1) ist mit Eintritt<br />

der Verletzung häufig schwierig.<br />

Wegen der Bedeutung für den<br />

Behandlungserfolg und den Heilverlauf<br />

werden die wichtigsten<br />

Unterschiede zusammengefaßt:<br />

Bei oberflächlich liegender Muskulatur<br />

deutlich tastbare Lücke<br />

(Delle), Bluterguß nach einem<br />

oder mehreren Tagen sowie deutlich<br />

längere Heilungszeit grenzen<br />

den Muskelriß von der Muskelzerrung<br />

ab, letztere bessert sich häufig<br />

durch vorsichtiges Dehnen.<br />

Allerdings kann die tastbare Lücke,<br />

vor allem bei gespannter Muskulatur,<br />

einige Stunden nach der Verletzung<br />

durch einen Bluterguß<br />

oder eine Ansammlung von<br />

Gewebswasser ausgefüllt sein, so<br />

daß der Nachweis durch Abtasten<br />

nicht mehr gelingt.<br />

Beim Faserriß ist es manchmal<br />

möglich, eine (kleinste) Muskellücke<br />

zu fühlen. Beim kompletten<br />

Riß kann die vollständige Trennung<br />

des Muskelbauches getastet<br />

werden. In diesem Fall kann sich<br />

auch der Muskel zur Sehne hin<br />

zusammenziehen und wird als<br />

knollige Auftreibung sichtbar.<br />

Bei den Sehnenverletzungen unterscheiden<br />

wir den partiellen und<br />

den kompletten Sehnenriß. Sehnenverletzungen<br />

sind im Vergleich<br />

zu Muskelverletzungen bei <strong>Tennis</strong>spielern<br />

selten und betreffen vornehmlich<br />

die Achillessehne.<br />

Komplette Sehnenrisse ereignen<br />

sich häufig an degenerierten Sehnen.<br />

Sie finden sich häufig bei<br />

älteren <strong>Tennis</strong>spielern, die nach<br />

längerer Trainingspause den Sport<br />

wieder aufnehmen oder den Sehnen<br />

nur ungenügende Regenerationsphasen<br />

gönnen. Inkomplette<br />

Sehnenrisse werden nicht immer<br />

erkannt und als Entzündung oder<br />

Überlastung fehldiagnostiziert.<br />

Sofortmaßnahmen<br />

Sofortmaßnahmen (Laienhilfe)<br />

verfolgen zuerst das Ziel, die Blutung<br />

zum Stillstand zu bringen.<br />

Folgende Maßnahmen sind unverzüglich<br />

einzuleiten:<br />

Durch sofortige Ruhigstellung und<br />

entsprechende Lagerung wird die<br />

betroffene Muskulatur entlastet<br />

und liegt über dem Körperzentrum.<br />

Gleichzeitig erfolgt Kälteanwendung<br />

im Verbindung mit<br />

Kompression im Verletzungsbereich.<br />

Hierzu eignet sich ein eiskalter<br />

Druckverband (z.B. mit Eiswasser<br />

getränkter Schwamm), der die<br />

verletzte Muskulatur großflächig<br />

ca. 20 bis 30 Minuten kühlt. Die<br />

sofortige Erstversorgung in den<br />

ersten 10 Minuten ist von entscheidender<br />

Bedeutung für den zeitlichen<br />

Verlauf der Heilung. Erfahrungsgemäß<br />

kann eine um ein bis<br />

zwei Minuten verzögerte Behandlung<br />

innerhalb der ersten zehn<br />

Minuten eine Verlängerung der<br />

Rehabilitation um einen Tag<br />

bewirken! Nach erneuter eingehender<br />

Untersuchung sollte die<br />

Diagnose präzisiert und weitere<br />

Behandlungsmaßnahmen eingeleitet<br />

werden.<br />

Bis zur endgültigen Absicherung<br />

der Diagnose sollten die Gliedmaße<br />

entlastet bleiben, zumal bei<br />

jeder Gewalteinwirkung oder<br />

erneuten kräftigen Muskelkontraktion<br />

(z. B. unkontrollierte Bewegung)<br />

eine Nachblutung innerhalb<br />

der ersten 24 bis 36 Stunden<br />

droht. Im Gegensatz zum Muskelriß<br />

hat sich bei der Muskelzerrung<br />

eine ausgiebige und gleichzeitig<br />

vorsichtige Dehnungsbehandlung<br />

(z.B. postisometrische Dehnung<br />

mit 10 bis 15 Wiederholungen) im<br />

direkten Anschluß an die Eistherapie<br />

im Sinne einer prompten<br />

Befundverbesserung als günstig<br />

erwiesen. In jüngster Zeit wird die<br />

Wirkung einer Eistherapie nach<br />

stumpfen Muskelverletzungen,<br />

Blutergüssen oder Verrenkungen<br />

im Gelenk äußerst kritisch gesehen,<br />

da Kühlung zwar schmerzlindernd<br />

wirkt, im Gegensatz zur<br />

früheren Meinung aber kein<br />

großer Einfluß auf Bluterguß und<br />

Entzündungshemmung nachweisbar<br />

ist. In den ersten Minuten und<br />

Stunden wird daher neben der<br />

Kompression und einer angemessenen<br />

Kühlung ein entzündungshemmend<br />

und regenerationsfördernd<br />

wirkendes Sportgel (z.B.<br />

Elektrolyt-Salbe S®) empfohlen.<br />

Nach etwa einem Tag folgt in der<br />

Regel eine funktionelle Behandlung<br />

mit Tapeverbänden.<br />

Massage sollte bei einer Muskelverletzung<br />

innerhalb der ersten<br />

drei Tage nicht angewandt werden,<br />

da sie wie eine neue Verletzung<br />

wirken kann. Eventuell günstigen<br />

Einfluß auf den Heilungsprozeß<br />

nehmen Lymphdrainage<br />

bei Schwellung sowie Massage der<br />

nicht verletzten Muskelanteile.<br />

Die Dehnung sollte vor der Kältetherapie<br />

erfolgen und dient der<br />

Detonisierung der Muskulatur und<br />

der Diagnostik. Bei Schmerzlinderung<br />

handelt es sich eher um eine<br />

Zerrung, bei Schmerzverstärkung<br />

um einen Muskelriß. Nach der<br />

anschließenden Kältetherapie über<br />

20 bis 30 Minuten gibt es verschiedene<br />

Therapiemaßnahmen;<br />

sie sind sehr vielseitig und werden<br />

in Fachkreisen teilweise unterschiedlich<br />

bewertet, so daß sie den<br />

behandelnden Ärzten und Physio-


Sportmedizinische Aspekte<br />

therapeuten überlassen bleiben<br />

müssen.<br />

Vorbeugende Maßnahmen<br />

• Aufwärmen des Herz-Kreislauf-<br />

Systems und der Hauptmuskelgruppen<br />

(einschließlich Dehnübungen)<br />

vor jedem Training<br />

und Wettkampf<br />

• Regelmäßige, kräftigende<br />

Übungen gleichmäßig für alle<br />

funktionell bedeutsamen Muskelgruppen<br />

(einschließlich<br />

Antagonisten)<br />

• Beweglichkeitstraining für die<br />

Hauptfunktionsmuskulatur<br />

• Ökonomisierung der <strong>Tennis</strong>technik<br />

(Lauf- und Schlagtechnik)<br />

• Verhinderung der Auskühlung<br />

während Training und Wettkampf<br />

(z.B. unbedachtes »spätes«<br />

Ablegen der Wärmeschutzkleidung)<br />

und zwischen<br />

einzelnen Trainingseinheiten<br />

(z.B. ungeschütztes Sitzen auf<br />

der Terrasse des Club-Restaurants)<br />

• Schutz vor Muskelermüdung<br />

während des <strong>Tennis</strong>trainings<br />

und ausreichende Regenerationsphasen<br />

zwischen den<br />

Trainingseinheiten<br />

• Ausheilung jeder Muskelverletzung<br />

<strong>Tennis</strong>schäden<br />

Durch <strong>Tennis</strong> hervorgerufene Verletzungsformen<br />

des Bewegungsapparates<br />

ohne erkennbare<br />

Gewalteinwirkung werden als primärer<br />

<strong>Tennis</strong>schaden definiert, der<br />

sich in der Folge durch Schmerzen<br />

und gestörte Funktionen zeigt.<br />

Prinzipiell ist der primäre <strong>Tennis</strong>schaden<br />

dadurch gekennzeichnet,<br />

daß er durch ausreichende<br />

Behandlung sowie Änderung und<br />

Reduzierung der Belastung wieder<br />

zu voller Leistungsfähigkeit und<br />

Beschwerdefreiheit führen kann.<br />

Der sekundäre <strong>Tennis</strong>schaden ist<br />

dagegen von bleibenden Defekten<br />

und anhaltender Belastungsminderung<br />

gekennzeichnet. Da die<br />

Übergänge fließend sind, gelingen<br />

eindeutige Abgrenzungen nicht<br />

immer.<br />

Das Auftreten eines Sportschadens<br />

wird an all jenen Stellen bzw.<br />

Gewebearten begünstigt, an denen<br />

ein Mißverhältnis zwischen Belastung<br />

und Belastbarkeit vorliegt.<br />

Hierbei kann eine Fehl- oder<br />

Überbelastung vorliegen oder die<br />

Belastbarkeit ist durch verschiedene<br />

Umstände (Erbgut, Umwelt,<br />

Krankheit) vermindert. Besonders<br />

häufig sind die stoffwechselträgen<br />

(bradytrophe) Gewebe wie Sehnen,<br />

Bänder, Knorpel und Narben<br />

betroffen. Beim <strong>Tennis</strong>spieler sind<br />

die bevorzugten Stellen für einen<br />

<strong>Tennis</strong>schaden der <strong>Tennis</strong>ellbogen,<br />

die <strong>Tennis</strong>schulter, die Lendenwirbelsäule<br />

und die Achillessehne.<br />

Wegen der zahlenmäßigen Bedeutung<br />

- ca. 40 bis 50% aller <strong>Tennis</strong>spieler<br />

haben während ihrer<br />

<strong>Tennis</strong>-Laufbahn Beschwerden im<br />

Sinne eines <strong>Tennis</strong>ellbogens - und<br />

wegen des engen Zusammenhangs<br />

dieses Krankheitsbildes mit<br />

der <strong>Tennis</strong>technik wird auf den<br />

<strong>Tennis</strong>ellbogen ausführlich eingegangen.<br />

<strong>Tennis</strong>ellbogen<br />

Beim <strong>Tennis</strong>ellbogen handelt es<br />

sich um differente, krankhafte<br />

Veränderungen am Ellbogengelenk,<br />

die durch Überlastung entstehen<br />

und feingeweblich durch<br />

degenerative Veränderungen des<br />

Sehnenansatzgebietes der am Ellbogen<br />

liegenden Muskelursprünge<br />

mit Verfettung und Aufsplitterung<br />

der Sehnenfasern charakterisiert<br />

werden. In der weit überwiegenden<br />

Mehrzahl der Fälle (ca. 80%)<br />

ist der äußere (laterale) Gelenkknorren<br />

betroffen, an dem die<br />

Streckmuskulatur des Handgelenks<br />

und die Außenwender der<br />

Hand entspringen. Der innere<br />

(mediale) Gelenkknorren, an dem<br />

Handgelenksbeuger und Handinnenwender<br />

ihren Ursprung nehmen,<br />

ist nur in ca. 20% der Fälle<br />

schmerzhaft. Bei Leistungstennisspielern<br />

ist der Anteil der medialen<br />

Beschwerden zwar höher, die Zahl<br />

der betroffenen Spieler ist allerdings<br />

relativ niedrig.<br />

Der <strong>Tennis</strong>ellbogen tritt ebenfalls<br />

häufig bei Tätigkeiten oder Berufen<br />

auf, die mit intensiver Handarbeit<br />

(insbesondere in Verbindung<br />

mit Drehbewegungen) verbunden<br />

sind. Während in früheren Zeiten<br />

Hausfrauen durch Wäschewringen<br />

besonders gefährdet waren, sind<br />

es heute Tätigkeiten des Heimwerkers<br />

wie Plattenlegen oder<br />

Schraubendrehen gegen hohen<br />

Widerstand, die einen <strong>Tennis</strong>ellbogen<br />

provozieren.<br />

Beim <strong>Tennis</strong>spieler ist für diese<br />

Überbeanspruchung oder Fehlbelastung<br />

in erster Linie eine unökonomische<br />

<strong>Tennis</strong>technik vor allem<br />

auf der Rückhandseite (Streckmuskulatur)<br />

verantwortlich; Vorbeugemaßnahmen<br />

müssen folglich<br />

zuallererst bei der Rückhandtechnik<br />

ansetzen.<br />

Trotz der wesentlichen Bedeutung<br />

einer unökonomischen <strong>Tennis</strong>technik<br />

für die Entstehung des <strong>Tennis</strong>ellbogens<br />

dürfen andere Faktoren<br />

nicht außer acht gelassen werden.<br />

So liegen Hinweise für einen Zusammenhang<br />

von Ellbogenbeschwerden<br />

mit emotionalen<br />

Störungen sowie vor allem mit<br />

Verknöcherungen an den Austrittsstellen<br />

der Armnerven aus der<br />

Halswirbelsäule vor.<br />

Noch wichtiger sind alterstypische,<br />

degenerative Veränderungen im<br />

Bereich der Muskelursprünge am<br />

Ellbogengelenk, die dazu beitra-<br />

228


Verletzungen im <strong>Tennis</strong><br />

gen, daß das Krankheitsbild des<br />

<strong>Tennis</strong>ellbogens bevorzugt in der<br />

Mitte des vierten Lebensjahrzehnts<br />

beginnt und seinen Häufigkeitsgipfel<br />

im fünften und sechsten<br />

Lebensjahrzehnt hat.<br />

Diagnose<br />

Der <strong>Tennis</strong>ellbogen verursacht<br />

zeitweilig (zu Beginn des <strong>Tennis</strong>spiels)<br />

oder dauernde Schmerzen<br />

in der Gegend der Gelenkknorren<br />

am Ellbogen (auf Druck und vor<br />

allem beim <strong>Tennis</strong>schlag). Am<br />

häufigsten liegt der Schmerzpunkt<br />

im Ursprungsgebiet des kurzen<br />

daumenwärts gelegenen Handgelenkstreckers.<br />

Im Extremfall können<br />

weder eine Tasse Kaffee<br />

angehoben noch eine Zeitungsseite<br />

umgeblättert werden. <strong>Tennis</strong>ellbogen-Patienten<br />

erkennt man bereits<br />

bei der Begrüßung, da sie dem<br />

festen Händedruck ausweichen.<br />

Ist der äußere Gelenkknorren betroffen,<br />

treten diese Schmerzen<br />

beim Rückhandschlag auf,<br />

während bei einem Befall des<br />

inneren Knorrens vor allem die<br />

Vorhand sowie eine schnelle Aufschlagbewegung<br />

schmerzhaft<br />

sind. Die eindeutige Bevorzugung<br />

der Rückhandseite als Ausgangspunkt<br />

der Schmerzen liegt darin,<br />

daß die Kraft der Beuger (Hauptmuskulatur<br />

für die Vorhand)<br />

erheblich höher ist als die der<br />

Strecker (Hauptmuskulatur für die<br />

Rückhand); ferner erlaubt der Vorhandgriff<br />

eine bessere Kraftübertragung,<br />

da hierbei die Hohlhand<br />

hinter dem Schlägergriff liegt<br />

(WEBER, 1982).<br />

Therapie<br />

Die Behandlung des <strong>Tennis</strong>ellbogens<br />

erfolgt primär durch den<br />

Arzt. Sie kann aber auch - möglichst<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Arzt - vorrangig durch den <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

gesteuert werden.<br />

Ansatzpunkt für die Behandlung<br />

durch den <strong>Tennis</strong>lehrer ist die Verminderung<br />

der Überlastung für die<br />

Arbeitsmuskulatur durch Ökonomisierung<br />

der <strong>Tennis</strong>technik. Der<br />

<strong>Tennis</strong>lehrer kann durch entsprechende<br />

Bewegungsaufgaben und<br />

Technikanweisungen den gesamten<br />

Kraftaufwand erheblich reduzieren<br />

und zugleich eine Verlagerung<br />

der Muskelarbeit auf weitere<br />

Muskelgruppen (z.B. Schulterund<br />

Rumpfmuskulatur) bewirken.<br />

Ferner wird er Störfaktoren exogener<br />

(<strong>Tennis</strong>schläger, Besaitung,<br />

Bälle) und endogener (z. B. Trainingszustand<br />

der Armmuskulatur)<br />

Art durch Beratung ausschalten<br />

können.<br />

Die Praxis hat gezeigt, daß ein<br />

regelmäßiges Stretching der betroffenen<br />

Armmuskulatur (z. B. Handgelenkstrecker<br />

und Handaußenwender<br />

bzw. Handgelenkbeuger<br />

und Handinnenwender) vor und<br />

nach dem <strong>Tennis</strong>training - gegebenenfalls<br />

nach einer adäquaten<br />

Spielpause von ein bis vier Wochen<br />

Dauer - in vielen Fällen zum<br />

Erfolg führt. Auch das Anlegen<br />

einer Ellbogenbandage (-spange)<br />

kann zu einer erheblichen Minderung<br />

der Symptome führen, da<br />

hiermit das Ausmaß der Muskelkontraktion<br />

vermindert und folglich<br />

die Überlastung gedämpft<br />

wird.<br />

Vorbeugende Maßnahmen<br />

Sämtliche Vorbeugemaßnahmen<br />

haben das gemeinsame Ziel, eine<br />

Fehl- und vor allem Überbelastung<br />

der entsprechenden Arbeitsmuskulatur<br />

zu verhindern und zugleich<br />

deren Kraft- und Dehnfähigkeit zu<br />

erhöhen. Im wesentlichen handelt<br />

es sich bei den vorbeugenden<br />

Maßnahmen um drei verschiedene<br />

Ansatzpunkte:<br />

• Ökonomisierung der <strong>Tennis</strong>technik<br />

• Ausschaltung exogener Störfaktoren<br />

• Kräftigung und Dehnung der<br />

Arbeitsmuskulatur<br />

Ökonomisierung<br />

der Schlagtechnik<br />

Zur Verminderung des Kraftaufwandes<br />

gilt die Aufmerksamkeit in<br />

erster Linie folgenden Technikmängeln:<br />

• Treffpunkt zu spät (u.a. zu<br />

späte Ausholbewegung oder zu<br />

frühe Verlagerung des Körperschwerpunktes<br />

nach vorn)<br />

• Ungünstige Kraftübertragung<br />

bei rechtzeitigem Treffpunkt<br />

(u.a. durch falsche Griffhaltung,<br />

fehlende Verlagerung des<br />

Körperschwerpunktes nach<br />

vorne, mangelhafte Schwungausnutzung<br />

oder exzentrischen<br />

Treffpunkt)<br />

• Geringer Anschwungweg des<br />

Schlägers aus der Kehre bis zum<br />

Treffpunkt (u.a. offene Schlagstellung<br />

oder kurze Ausholbewegung)<br />

Die genannten Technikmängel<br />

gelten für die Vor- und Rückhand.<br />

Da die <strong>Tennis</strong>ellbogen-Beschwerden<br />

bevorzugt am äußeren Gelenkknorren<br />

lokalisiert sind, ist<br />

allerdings auf die Ökonomisierung<br />

der Rückhandtechnik besonderer<br />

Wert zu legen. Da die beidhändig<br />

geschlagene Rückhand die überbeanspruchte<br />

Arbeitsmuskulatur<br />

beträchtlich zu entlasten vermag,<br />

ist die Beidhand-Technik als wichtige<br />

Präventionsmaßnahme für<br />

<strong>Tennis</strong>arm gefährdete Spieler anzusehen.<br />

Hiermit sind aber zugleich<br />

höherer Aufwand für die<br />

Beinarbeit und häufig koordinative<br />

Umstellungsschwierigkeiten verbunden;<br />

im höheren Lebensalter<br />

ist daher die beidhändige Rückhand<br />

nur eingeschränkt als<br />

Präventions- oder Rehabilitationsmaßnahme<br />

möglich.


Sportmedizinische Aspekte<br />

Ausschaltung exogener<br />

Störfaktoren<br />

Durch sorgfältige Materialauswahl<br />

(Schläger und Bälle) lassen sich<br />

exogene Faktoren ausschließen,<br />

die ursächlich für die Entstehung<br />

des <strong>Tennis</strong>ellbogens verantwortlich<br />

sein können.<br />

Wichtige exogene Störfaktoren<br />

sind:<br />

• Schwerer <strong>Tennis</strong>schläger<br />

• Kopflastiger Schläger<br />

• Zu dicker (dünner) Griff<br />

• Harter Schläger mit geringer<br />

Schwingungsdämpfung<br />

• Hohe Bespannungshärte<br />

• Unelastische Saite<br />

• Schwere (nasse) Bälle<br />

• Harte Bälle (z.B. »Long-play-<br />

Bälle«)<br />

• »Schnelle« Platzoberfläche<br />

• Hohe Geschwindigkeit der Bälle<br />

des Gegners (insbesondere<br />

beim Aufschlag)<br />

Kräftigung und Dehnung der<br />

Arbeitsmuskulatur<br />

Mit systematischer Muskelpflege<br />

in Verbindung mit gesundheitsbewußtem<br />

Verhalten kann die<br />

Entstehung des <strong>Tennis</strong>ellbogens<br />

erfolgreich verhindert werden.<br />

Hierzu gehören folgende Einzelmaßnahmen:<br />

• Kräftigung der gesamten<br />

Unterarmmuskulatur<br />

• Dehnübungen speziell für<br />

Unterarmstrecker und Handaußenwender<br />

sowie Handgelenkbeuger<br />

und Handinnenwender<br />

• Entspannung der Schlagmuskulatur<br />

zwischen den Schlägen<br />

und nach der Belastung<br />

• Aufwärmen und Warmhalten<br />

der Arbeitsmuskulatur<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen,<br />

daß der <strong>Tennis</strong>ellbogen<br />

durch ein Bündel mehrerer ursächlicher<br />

Faktoren entstehen kann.<br />

Die Behandlung des <strong>Tennis</strong>ellbogens<br />

erfolgt daher im Idealfall in<br />

kooperativer Weise gemeinsam<br />

von Arzt und <strong>Tennis</strong>lehrer. Für die<br />

Verhütung des <strong>Tennis</strong>ellbogens ist<br />

der <strong>Tennis</strong>lehrer in erster Linie<br />

kompetent und verantwortlich.<br />

Ratschläge zur<br />

Verhütung von <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

Die wichtigsten Ratschläge zur<br />

Verhütung von <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

werden in folgenden<br />

Abschnitten systematisch zusammengefaßt:<br />

• Sporteignung, Konstitution und<br />

Psyche<br />

• Trainingszustand<br />

• Vorbereitung auf Training und<br />

Wettkampf<br />

• Regeneration nach der Belastung<br />

• Verhalten bei Verletzungen und<br />

nach Erkrankungen<br />

• Technische Ausrüstung und<br />

<strong>Tennis</strong>platz<br />

Sporteignung, Konstitution<br />

und Psyche<br />

Für Höchstleistungen im <strong>Tennis</strong> ist<br />

die Gesundheit grundlegende Vorbedingung.<br />

Darüber hinaus müssen<br />

körperliche Konstitution, Geist<br />

und Psyche so beschaffen sein,<br />

daß sie den speziellen Erfordernissen<br />

der Sportart <strong>Tennis</strong> in Training<br />

und Wettkampf gewachsen sind<br />

und weiterentwickelt werden können.<br />

Hierzu muß speziell im Kindes-<br />

und Jugendalter jährlich mindestens<br />

einmal eine sportärztliche<br />

Untersuchung - unter Berücksichtigung<br />

orthopädischer Gesichtspunkte<br />

- durchgeführt werden.<br />

Trainingszustand<br />

Neben der Konstitution spielt vorrangig<br />

der aktuelle Trainingszustand<br />

zur Verhütung von <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Beim <strong>Tennis</strong> sind von grundlegender<br />

Bedeutung die allgemeine<br />

Koordinationsfähigkeit und <strong>Tennis</strong>technik<br />

sowie die konditionellen<br />

Eigenschaften Kraft, Schnelligkeit<br />

und Ausdauer und nicht zuletzt<br />

die Beweglichkeit. Die genannten<br />

Faktoren müssen bei der Gestaltung<br />

des Trainings sowie bei der<br />

Meldung zu <strong>Tennis</strong>turnieren angemessen<br />

berücksichtigt werden. Sie<br />

sind vor allem im Kindesalter und<br />

in den Seniorenklassen wichtig.<br />

Vorbereitung auf Training<br />

und Wettkampf<br />

Mangelhafte Vorbereitung auf<br />

Wettkampf und Training ist eine<br />

der wichtigsten Verletzungsursachen.<br />

Eine systematische und umfassende<br />

Vorbereitung betrifft den<br />

Körper und den Geist (»mentale«<br />

Vorbereitung).<br />

Die physische Vorbereitung hat<br />

das Ziel, Herz-Kreislauf-System<br />

und Muskelstoffwechsel auf<br />

erhöhte Leistungsbereitschaft einzustellen.<br />

Dies kann durch allgemeine<br />

sportliche Betätigung (z.B.<br />

Jogging) oder durch systematisches<br />

<strong>Tennis</strong>training (z.B. Einschlagen)<br />

erfolgen. Darüber hinaus<br />

muß der gesamte Bewegungsapparat<br />

(neuro-muskuläre Koordinaton,<br />

Mobilität der Gelenke, Dehnfähigkeit<br />

der Arbeitsmuskulatur<br />

und seiner Antagonisten) auf teilweise<br />

extreme Belastungen (z.B.<br />

schnellstmöglicher Wechsel von<br />

konzentrischer und exzentrischer<br />

Muskelkontraktion, Unebenheiten<br />

in der Platzoberfläche, rutschfester<br />

Untergrund) vorbereitet werden.<br />

Eine intakte intra- und intermuskuläre<br />

Koordination wird über die<br />

systematische Wiederholung der<br />

einzelnen Schlagabläufe (auch<br />

unter Wettkampfbedingungen) erreicht.<br />

Die besonders beanspruchten<br />

Gelenke (z.B. Schultergelenk<br />

230


und Wirbelsäule) werden durch<br />

spezielle Schwungübungen (beachte:<br />

präzise Bewegungsführung)<br />

und systematisches Stretching vorbereitet.<br />

Darüber hinaus sollten<br />

alle stark beanspruchten <strong>Band</strong>strukturen<br />

(wie z.B. Sprunggelenke)<br />

auf ihre spannungsprüfende<br />

und -sichernde Funktion<br />

vorbereitet werden; dies gelingt<br />

durch Seilspringen, Hoch- und<br />

Seitwärtssprünge sowie vor allem<br />

durch entsprechendes <strong>Tennis</strong>training<br />

auf dem Platz (Zuspiel:<br />

links/rechts und kurz/lang).<br />

Die Wirkung des Aufwärmprogrammes<br />

wird durch die jeweils<br />

richtige Kleidung gefördert. Normalerweise<br />

sollte die als Wärmeschutz<br />

dienende Überbekleidung<br />

(z.B. Trainingsanzug) gegen Ende<br />

der Aufwärmphase abgelegt<br />

werden, um einer unnötigen Erhöhung<br />

der Körperkerntemperatur<br />

und einem überflüssigen Flüssigkeitsverlust<br />

vorzubeugen; gleichzeitig<br />

erhält der Spieler frühzeitig<br />

das richtige Feingefühl für die<br />

Wettkampfsituation.<br />

Die <strong>Tennis</strong>spieler im Jungseniorenund<br />

Seniorenalter müssen wegen<br />

der Abnahme der Elastizitätseigenschaften<br />

verschiedener Gewebsstrukturen<br />

im Alter (z.B. Muskel,<br />

Bänder und Gelenkknorpel) ein<br />

längeres Aufwärmprogramm mit<br />

entsprechender Akzentverschiebung<br />

durchführen als Kinder und<br />

Jugendliche.<br />

Eine positive geistige Einstellung<br />

zu Inhalt und Belastungsanforderungen<br />

im Training und Wettkampf<br />

trägt zur Vorbeugung von<br />

<strong>Tennis</strong>verletzungen bei. Dies betrifft<br />

vor allem die richtige innere<br />

Einstellung zur realen eigenen Leistung<br />

(gegebenenfalls unter<br />

Berücksichtigung äußerer Einflüsse<br />

wie Gegner, Platzbeschaffenheit<br />

und Witterung), die Motivierung<br />

zur bestmöglichen Leistung und<br />

Konzentration sowie mentale<br />

Übereinstimmung mit den<br />

wesentlichen Zielen in Training<br />

und Wettkampf.<br />

Regeneration nach der<br />

Belastung<br />

Nach anstrengendem Training und<br />

aufreibenden Wettkämpfen sorgt<br />

eine dosierte Abkühlung des Körpers<br />

mit gleichzeitiger Entlastung<br />

der Psyche für frühzeitige Erholung<br />

und schnellstmögliche Regeneration,<br />

so daß vorgegebene<br />

Trainings- und Wettkampfzeiten in<br />

ausgeruhterem Zustand angegangen<br />

werden können. Auslaufen<br />

oder gemäßigtes Schlagtraining<br />

nach dem Wettkampf und Lockerungsgymnastik<br />

mit Stretching<br />

sowie physiotherapeutische und<br />

balneologische Maßnahmen wie<br />

Massagen, Bestrahlungen, Bäder<br />

und Sauna tragen einzeln oder<br />

kombiniert zur beschleunigten<br />

Regeneration bei. Auch eine trainings-<br />

und wettkampfadäquate<br />

Ernährung hat in diesem Zusammenhang<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Zu den psychologischen Methoden<br />

der Wiederherstellung gehören<br />

die Verfahren des Autogenen<br />

Trainings und der Progressiven<br />

Muskelrelaxation (s. auch S. 192).<br />

Die Kenntnis solcher Verfahren ist<br />

für Spieler und Trainer von großem<br />

Nutzen.<br />

Ausreichende Schlafdauer (auch<br />

zwischen einzelnen Trainingseinheiten<br />

und den Wettkämpfen)<br />

und geregelter Schlafrhythmus<br />

unterstützen die physische und<br />

psychische Regeneration.<br />

Verhalten bei Verletzungen<br />

und nach Erkrankungen<br />

<strong>Tennis</strong>verletzungen heilen in Abhängigkeit<br />

von Schweregrad und<br />

Lokalisation sowie den individuellen<br />

Voraussetzungen (Veranlagung<br />

und Verhalten) unterschiedlich<br />

schnell. Eine vollständige Wiederherstellung<br />

setzt voraus, daß<br />

der Therapeut über gründliche<br />

Kenntnisse der Heilungsvorgänge<br />

ebenso verfügt wie über spezielle<br />

Erfahrungen zu den Anforderungen<br />

im <strong>Tennis</strong>sport. Nur unter<br />

diesen Voraussetzungen können<br />

unterschiedlich wirkende Rehabilitationsprogramme<br />

gezielt eingesetzt<br />

werden, damit dem Sportler<br />

eine frühzeitige und erfolgreiche<br />

Rückkehr in Training und Wettkampf<br />

möglich wird.<br />

Prinzipiell sind die verordneten<br />

Belastungspausen nach einer Verletzung<br />

dringend einzuhalten, und<br />

während der typischen Heilungszeiten<br />

besteht absolutes <strong>Tennis</strong>verbot.<br />

Die Verordnung einer<br />

Belastungspause bedeutet aber<br />

keineswegs die komplette Ruhigstellung.<br />

Schließlich gibt es mehrere<br />

Maßnahmen (z.B. kontralaterales<br />

Training, Muskelaufbau durch statische<br />

Übungen, stützende Tapeverbände<br />

usw.), die den Heilungsprozeß<br />

unterstützen und verkürzen.<br />

- Bereits geringsten Anzeichen<br />

einer Verletzung (z. B. Muskelziehen<br />

als Vorboten einer Muskelzerrung<br />

bzw. eines Muskelfaserrisses<br />

sowie Bewegungsschmerzen<br />

im Schulter- oder Ellbogengelenk<br />

nach umfangreichem<br />

Training) muß erhöhte Aufmerksamkeit<br />

geschenkt und in Zweifelsfällen<br />

durch einen sofortigen<br />

Arztbesuch gegengesteuert werden.<br />

Falsch verstandener Ehrgeiz<br />

seitens der Spieler und ihres persönlichen<br />

Umfeldes (z.B. Eltern)<br />

bewirken häufig fatale Folgen für<br />

Gesundheit und Leistungsfähigkeit.<br />

Nach bakteriellen oder viralen<br />

Infekten (z.B. eitrige Mandelentzündung<br />

oder allgemeine Viruserkrankungen)<br />

ist darauf zu achten,<br />

daß ein ernsthaftes Training erst<br />

nach vollständiger Heilung wieder<br />

231


Sportmedizinische Aspekte<br />

ummmmAmMmk»hh,Jh. t m<br />

.•«M1MW<br />

Blutabnahme zur Laktatbestimmung<br />

aufgenommen wird; anderenfalls<br />

besteht höchste Gefahr, daß die<br />

Krankheitsdauer unverhältnismäßig<br />

verlängert oder gar eine<br />

Absiedlung der Krankheitskeime<br />

in wichtige Organsysteme (z. B.<br />

Herz) provoziert wird.<br />

Technische Ausrüstung<br />

und <strong>Tennis</strong>platz<br />

Die individuell richtige Auswahl<br />

des <strong>Tennis</strong>schlägers (Materialien,<br />

Sweetspot, Gewichtsverteilung<br />

und Griffstärke), der Saite<br />

(Bespannungshärte, Dehnungseigenschaften)<br />

und der Schuhe<br />

(Fußbett, Sohlenprofil, Fersensitz,<br />

Zehenfreiheit und Bequemlichkeit)<br />

können ebenfalls eine beachtliche<br />

Rolle in der Verhütung von <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

spielen.<br />

Häufig wird der notwendigen Umgewöhnung<br />

auf eine neue Platzoberfläche<br />

zu wenig Beachtung<br />

geschenkt. Die unterschiedlichen<br />

Bodenbeläge (Sand, Granulat,<br />

Teppichboden und Hartplatz)<br />

erfordern nicht nur eine unterschiedliche<br />

Spieltaktik, sondern<br />

vor allem auch eine veränderte<br />

Lauftechnik mit (plötzlich) veränderten<br />

Belastungsbedingungen für<br />

die Gelenke. Gepflegte Sandplätze<br />

sind prinzipiell für den Bewegungsapparat<br />

erheblich schonungsvoller<br />

als rutschfeste Beläge.<br />

Leistungskontrolle<br />

und Leistungstest<br />

Bedeutung der<br />

Leistungskontrolle<br />

Leistungskontrollen sind unverzichtbare<br />

Instrumente für einen<br />

modernen Steuer- und Regelungsprozeß<br />

von Training und Wettkampf.<br />

Hierbei bauen die einzelnen<br />

Entscheidungen zur Änderung<br />

des Trainings (bewußt oder unbewußt)<br />

auf den Ergebnissen der<br />

vorhergehenden Leistungsdiagnose<br />

auf. Die verschiedenen<br />

232


Leistungskontrolle und Leistungstest<br />

Kontrollverfahren im Leistungssport<br />

werden auch als Untersuchungsverfahren,<br />

diagnostische<br />

Verfahren, Meßverfahren, Leistungsüberprüfung<br />

oder allgemein<br />

als Test bezeichnet. Im <strong>Tennis</strong> werden<br />

die Beobachtung (unsystematisch/systematisch<br />

bzw. ohne/mit<br />

Dokumentation) und der sportmotorische<br />

Test (vor allem Konditionstest)<br />

als häufigste Kontrollverfahren<br />

eingesetzt.<br />

Die komplexen Vorgänge der Leistungsdiagnose<br />

auf der Basis einer<br />

vorherigen Analyse des sportartspezifischen<br />

Beanspruchungsprofils<br />

sowie Planung, Durchführung<br />

und Überprüfung des<br />

Trainings werden in der Trainingswissenschaft<br />

als Steuerung und<br />

Regelung der sportlichen Leistung<br />

oder vereinfacht als Trainingssteuerung<br />

bzw. Leistungssteuerung<br />

bezeichnet. Folglich benötigt<br />

der Trainer für die Trainingssteuerung<br />

(Leistungssteuerung) stetig<br />

neue Informationen zum aktuellen<br />

Trainingszustand seiner Athleten<br />

bzw. Spieler. Nur hiermit kann er<br />

das Training so gestalten, daß es<br />

für seine Schützlinge die optimale<br />

Belastung (und Belastungsverteilung)<br />

gewährleistet.<br />

Auch im <strong>Tennis</strong> erhält der Trainer<br />

diese Informationen aus der Kontrolle<br />

(im weitesten Sinne) seiner<br />

Spieler. Dazu gehört auch, daß er<br />

die Umsetzung des Trainingsplans<br />

in die Trainingspraxis kontrolliert.<br />

Leistungskontrollen sollten nicht<br />

nur im Training eingesetzt werden;<br />

besonders die im Wettkampf unter<br />

höchster psychischer und physischer<br />

Belastung ermittelten Werte<br />

münden in konkrete Hinweise, die<br />

für die Trainingssteuerung von<br />

großer Wichtigkeit sind. Unter<br />

echten Wettkampfbedingungen<br />

sind allerdings die einzelnen Leistungskomponenten<br />

oft nur unter<br />

größten Schwierigkeiten (z. B.<br />

Start- und Laufschnelligkeit) oder<br />

überhaupt nicht zu erheben (z. B.<br />

Antizipation/Reaktion). Darüber<br />

hinaus ist es geradezu ein Kennzeichen<br />

des Sportspiels <strong>Tennis</strong>, daß<br />

bei jedem Wettkampf inkonstante<br />

Rahmenbedingungen (Platzoberfläche,<br />

Witterung, Gegner u.a.)<br />

die Zuverlässigkeit der Kontrollwerte<br />

verringern.<br />

Zusammenfassend haben Leistungskontrollen<br />

im Training und<br />

Wettkampf vorrangig zwei Aufgaben,<br />

welche in der Regel gekoppelt<br />

werden können:<br />

• Exakte Diagnose von Stärken<br />

und Schwächen in leistungsrelevanten<br />

Teilkomponenten und<br />

in der Gesamtleistung.<br />

• Objektive Kontrolle des Trainingserfolges<br />

(oder Trainingsmißerfolges)<br />

und der eingesetzten<br />

Trainingsinhalte und<br />

-methoden; hiermit sind häufig<br />

konkrete Belege für die Trainierbarkeit<br />

des Individuums<br />

erhältlich, so daß objektivere<br />

Aussagen zur zukünftigen<br />

Leistungsentwicklung ermöglicht<br />

werden.


Sportmedizinische Aspekte<br />

Anforderungen an<br />

Kontrollverfahren<br />

Der wichtigste Schritt vor der Leistungsdiagnostik<br />

und Trainingsberatung<br />

ist die Erstellung eines Prioritätenkataloges<br />

für bedeutsame,<br />

leistungsbestimmende Komponenten,<br />

weil hiermit die Trainingsziele<br />

präzisiert und hierarchisiert werden<br />

können. Die Rangfolge der<br />

leistungsbestimmenden Merkmale<br />

einerseits und die Trainingsziele<br />

andererseits müssen aber nicht<br />

identisch sein, denn leistungsbestimmende<br />

Merkmale sind nur<br />

dann wertvolle Trainingsziele,<br />

wenn sie lohnend trainierbar sind.<br />

Die Gewichtung der Trainingsziele<br />

hängt also von der Plazierung als<br />

leistungsbestimmende Komponenten<br />

und von der Trainierbarkeit ab.<br />

Die Identifikation von Einflußgrößen<br />

ist im <strong>Tennis</strong> besonders<br />

schwierig, da die Kompensationsmöglichkeiten<br />

(z.B. Qualität von<br />

Aufschlag oder Netzspiel einerseits<br />

und Grundschläge andererseits in<br />

Abhängigkeit vom Spielertyp<br />

usw.) in einer komplexen Sportart<br />

erheblich zunehmen. Heutige<br />

Dichte der internationalen Spitzenklasse<br />

sowie hohe Quantität<br />

und Qualität der Trainings- und<br />

Wettkampfbeanspruchungen im<br />

Leistungstennis sprechen jedoch<br />

für die Durchführung von Leistungskontrollen,<br />

da bereits minimale<br />

Verbesserungen von Detailfaktoren<br />

einen entscheidenden<br />

Fortschritt beinhalten können.<br />

Allerdings muß dem Trainer eindeutig<br />

bekannt sein, welche<br />

Leistungskomponente(n) das Kontrollverfahren<br />

erfassen soll und<br />

welche Schlußfolgerungen er aus<br />

den erhaltenen Ergebnissen ableiten<br />

kann. Ergebnisse aus Leistungskontrollen<br />

müssen mit<br />

Durchschnitts- und Zielwerten<br />

Abb. 126 Ablaufplan einer Leistungskontrolle<br />

und seine Folgen<br />

verglichen werden. Normprofile<br />

mit repräsentativen Vergleichsbzw.<br />

Orientierungswerten (trainingswissenschaftliche<br />

Leistungsdiagnostik)<br />

können erst nach umfangreicher<br />

und systematischer<br />

Erfassung von Daten erstellt werden.<br />

Hierdurch wird eine objektive<br />

Bewertung individueller Testergebnisse<br />

aus der trainingspraktischen<br />

Leistungsdiagnostik möglich.<br />

Wegen der Komplexität des <strong>Tennis</strong>sports<br />

und der Kompensierbarkeit<br />

der einzelnen Fähigkeiten<br />

untereinander ist die Beachtung<br />

eines Toleranzbereiches bei Abweichungen<br />

von der statistischen<br />

Norm wichtig.<br />

Die Ergebnisse aus Leistungskontrollen<br />

sind nur brauchbar (Abb.<br />

126), wenn das verwendete Verfahren<br />

den Hauptgütekriterien eines<br />

Tests (Objektivität, Zuverlässigkeit<br />

und Gültigkeit) genügt.<br />

In der Regel können nämlich Erkenntnisse<br />

aus Leistungskontrollen<br />

nicht viel wert sein, wenn die Kontrollmethode<br />

den genannten<br />

wissenschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

nicht standhält. Wichtigstes<br />

und zugleich schwierigstes<br />

Gütekriterium einer Leistungskontrolle<br />

ist die Gültigkeit. Die<br />

Gültigkeit (Validität) kennzeichnet<br />

den Grad der Genauigkeit, mit<br />

dem das Kontrollverfahren tatsächlich<br />

das (sportartspezifisch<br />

relevante) Merkmal erfaßt, das es<br />

bestimmen soll.<br />

Wer zum Beispiel die allgemeine<br />

aerobe Grundlagenausdauer eines<br />

<strong>Tennis</strong>spielers mittels eines 1000-<br />

m-Laufes kontrollieren will, hat ein<br />

Kontrollverfahren ausgewählt,<br />

dessen Ergebnisse wenig Gültigkeit<br />

für den genannten Aussagebereich<br />

besitzt. Die Laufleistung<br />

über 1000 m (und beim 6-Minuten-Lauf)<br />

hängt nämlich neben<br />

der allgemeinen aeroben Grundlagenausdauer<br />

auch von der anaeroben<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit<br />

und von verschiedenen psychischen<br />

Qualitäten (Leistungsmotivation,<br />

Wille) ab. Die Bestimmung<br />

der anaeroben Schwelle über<br />

einen Stufentest mit Blutlaktat-<br />

Kontrollen ist für das angestrebte<br />

Untersuchungsziel das erheblich<br />

bessere Verfahren.<br />

Die Objektivität bezeichnet den<br />

Grad der Unabhängigkeit der<br />

Ergebnisse des Kontrollverfahrens<br />

gegenüber Einflüssen bei der<br />

Durchführung und der Auswertung.<br />

Für die <strong>Tennis</strong>praxis bedeutet<br />

dies, daß ein Test dann objektiv<br />

ist, wenn verschiedene Beobachter<br />

oder <strong>Tennis</strong>trainer bei voneinander<br />

unabhängiger Erfassung der Testleistung<br />

im gleichen Zeitraum und<br />

gegebenenfalls am anderen Ort<br />

das gleiche Testresultat ermitteln.<br />

Detaillierte Angaben von präzisen<br />

und trennscharfen Richtlinien bei<br />

der Auswertung des Tests (insbesondere<br />

bei Technik-Tests) sowie<br />

eine standardisierte Durchführung<br />

des Tests sind folglich unabdingbare<br />

Voraussetzung für eine hohe<br />

Objektivität.<br />

234


Leistungskontrolle und Leistungstest<br />

Die Zuverlässigkeit (Reliabilität)<br />

eines Kontrollverfahrens bezeichnet<br />

den Grad der Genauigkeit, mit der<br />

eine Fähigkeit oder ein Merkmal<br />

des Sportlers erfaßt wird. Ebenso<br />

wie die Objektivität kann die<br />

Zuverlässigkeit eines Tests zahlenmäßig<br />

durch einen Korrelationskoeffizienten<br />

(r) angegeben werden.<br />

Hiermit erhalten wir Rückschlüsse,<br />

inwieweit das Testergebnis durch<br />

Ungenauigkeiten beim Meßvorgang,<br />

Zufall und Übungseffekte<br />

verfälscht wird. Speziell in der <strong>Tennis</strong>praxis<br />

hängt die Zuverlässigkeit<br />

eines Tests häufig von der Stabilität<br />

des geprüften Merkmals ab.<br />

Beispielsweise verfügen Tests zur<br />

Techniküberprüfung speziell bei<br />

Anfängern und Fortgeschrittenen<br />

über eine relativ geringe Zuverlässigkeit,<br />

da die Qualität der Bewegungsausführung<br />

auf dieser Lernstufe<br />

starken Schwankungen<br />

unterworfen ist. Zuverlässige Ergebnisse<br />

bei einem Techniktest können<br />

folglich erst erwartet werden,<br />

wenn die überprüfte Technik (z.B.<br />

Aufschlag oder Vorhand-Topspin)<br />

weitgehend automatisiert ist.<br />

Direkte und indirekte<br />

Leistungskontrollen<br />

Leistungskontrollen können im<br />

Training unter speziellen Bedingungen<br />

oder im Wettkampf erfolgen.<br />

Werden die komplexe sportliche<br />

Leistung bzw. die interessierenden<br />

leistungsbestimmenden<br />

Merkmale innerhalb eines Wettkampfes<br />

registriert, so wird dies<br />

als direkte Leistungskontrolle<br />

bezeichnet.<br />

Im Gegensatz zu einfacher strukturierten<br />

Sportarten, wie 100-m-<br />

Lauf, Kugelstoßen oder 1500-m-<br />

Freistilschwimmen, sind bei der<br />

Datenerhebung im <strong>Tennis</strong> erheblich<br />

größere Schwierigkeiten zu<br />

erwarten, da die komplexe Spielleistung<br />

von zahlreichen Einflußgrößen<br />

abhängt. Werden dagegen<br />

im Training spezielle Situationen<br />

konstruiert, in denen besondere<br />

Bewegungsaufgaben zu erfüllen<br />

sind (z.B. gelungener Vorhand-<br />

Topspin in speziellen Situationen<br />

oder 10-m-Sprint) handelt es sich<br />

um indirekte Leistungskontrolle;<br />

hierbei können in der Regel einzelne<br />

Leistungskomponenten<br />

isoliert untersucht werden.<br />

Der sportmotorische Test (z. B. der<br />

allgemeine sportmotorische Test<br />

für Kinder von 6 bis 11 Jahren<br />

oder der Konditionstest-<strong>Tennis</strong> für<br />

jugendliche <strong>Tennis</strong>spieler ab 11<br />

Jahren oder der Cooper-Test usw.)<br />

ist beispielsweise eine Methode<br />

der indirekten Leistungskontrolle;<br />

denn die Forderung nach Standardisierung<br />

der Testsituation schließt<br />

eine Verwendung in Wettkampfsituationen<br />

weitgehend aus. Auch<br />

sportmedizinische Labortests, psychologische<br />

Testverfahren und<br />

biomechanische Untersuchungen<br />

sind indirekte Leistungskontrollen.<br />

Die indirekte Leistungskontrolle<br />

besitzt den Vorteil, daß eine verhältnismäßig<br />

hohe Objektivität,<br />

Meßgenauigkeit und Zuverlässigkeit<br />

der Ergebnisse für die einzelnen<br />

überprüften Leistungskomponenten<br />

besteht. Andererseits<br />

bleibt häufig fraglich, ob diese<br />

Ergebnisse (z. B. 10-m-Lauf)auf die<br />

tatsächliche Leistung im <strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

übertragen werden<br />

dürfen, weil einige spieltypische<br />

Faktoren, wie z.B. das Erkennen<br />

der Spielsituation, bei der Durchführung<br />

diese Tests unberücksichtigt<br />

bleiben.<br />

Bei der direkten Leistungskontrolle<br />

ist dies genau umgekehrt. Allerdings<br />

bringt die reale Wettkampfsituation<br />

in der Regel meßmethodische<br />

Schwierigkeiten (Komplexität<br />

und Schnelligkeit des Spielgeschehens,<br />

störende Meßgeräte für<br />

den Spieler) und produziert unterschiedliche<br />

psychische Variablen,<br />

die in Kombination mit dem erheblichen<br />

Einfluß der Leistung des<br />

Gegners das individuelle Meßergebnis<br />

zusätzlich verfälschen.<br />

Außerdem erlaubt die komplexe<br />

Spielsituation selten die Erhebung<br />

isolierter Leistungskomponenten<br />

(z.B. Antizipation, Schlagschnelligkeit,<br />

aerobe Kapazität), weil sie<br />

zusammen mit anderen Faktoren<br />

in einer ganzheitlichen <strong>Tennis</strong>leistung<br />

miteinander verschmelzen.<br />

Die Frage nach der richtigen Vorgehensweise<br />

beschäftigt Trainer<br />

und Theoretiker. Soll sich das<br />

Urteil auf konkrete Trainings-<br />

Testergebnisse oder eher auf die<br />

subjektive Einschätzung stützen?<br />

Beide Möglichkeiten weisen Vorund<br />

Nachteile auf, so daß ein<br />

guter Trainer sowohl seine persönlichen<br />

Beobachtungen und Erfahrungen<br />

aus Training und Wettkampf<br />

als auch verschiedene<br />

objektiv erhobene Meßergebnisse<br />

in isolierten Trainingssituationen<br />

und im komplexen Wettkampfgeschehen<br />

in sein Urteil und die entsprechende<br />

Trainingssteuerung<br />

einfließen lassen sollte.<br />

Terminierung der<br />

Leistungskontrollen<br />

im Trainingsprozeß<br />

Die zunehmende Berücksichtigung<br />

von Leistungskontrollen führte in<br />

den vergangenen Jahren dazu,<br />

daß der Trainingszustand des<br />

Sportlers und dessen Leistungsentwicklung<br />

besser als früher erfaßt<br />

und somit das Training ökonomischer<br />

gestaltet werden konnte.<br />

Auf dieser Grundlage gelang es,<br />

das sportliche Training vom unkontrollierten,<br />

zufälligen Einfluß<br />

auf Erfolg oder Mißerfolg zum<br />

235


Sportmedizinische Aspekte<br />

ökonomischen und leistungsoptimierenden<br />

Trainingsprozeß zu entwickeln.<br />

Leistungskontrollen werden vorrangig<br />

zu folgenden Zeitpunkten<br />

durchgeführt:<br />

• Leistungskontrolle zu Beginn<br />

einer Trainingsperiode:<br />

Sie dient als Grundlage für die<br />

Fixierung des individuellen Leistungszustandes<br />

und damit für<br />

die Zuordnung zur geeigneten<br />

Trainingsgruppe mit der Möglichkeit<br />

zur individuell richtigen<br />

Belastungsdosierung. Je exakter<br />

das Ausgangsniveau in den<br />

zu trainierenden Fähigkeiten<br />

bekannt ist, desto effektiver<br />

kann der <strong>Tennis</strong>spieler belastet<br />

werden.<br />

• Leistungskontrolle während des<br />

Trainingszyklus:<br />

Sie dient zur laufenden Kontrolle<br />

der Leistungsentwicklung<br />

in Verbindung mit der stetigen<br />

Überprüfung der Effektivität<br />

der Trainingsmaßnahmen und<br />

der Möglichkeit einer Feinregulierung<br />

(z. B. Erhöhung oder<br />

Verminderung der Trainingsbelastung).<br />

• Leistungskontrolle am Ende<br />

einer Trainingsperiode:<br />

Sie hat vorrangig das Ziel, die<br />

Trainingswirksamkeit bestimmter<br />

Trainingsmethoden und<br />

Belastungsnormative zu überprüfen,<br />

und bestimmt maßgeblich<br />

die zukünftige Trainingsund<br />

Wettkampf planung.<br />

Leistungskontrollen müssen stets<br />

ein vorgegebenes Ziel verfolgen,<br />

so daß sie zur Klärung präziser<br />

Fragestellungen beitragen können.<br />

Ein unnötiger Einsatz von<br />

Leistungskontrollen sollte vermieden<br />

werden.<br />

Spektrum der<br />

Leistungskontrolle<br />

Die Vielfalt der leistungsbestimmenden<br />

Einflußgrößen im <strong>Tennis</strong><br />

erfordert multidisziplinär angelegte<br />

Kontrollverfahren. Diese entstammen<br />

entweder unmittelbar<br />

der Trainingswissenschaft bzw.<br />

Trainingspraxis oder sind eher den<br />

etablierten wissenschaftlichen<br />

Mutter- bzw. Basisdisziplinen (Psychologie,<br />

Medizin, Biomechanik)<br />

zuzuordnen (Tab. 13).<br />

Schwerpunkt trainingswissenschaftlicher<br />

und trainingspraktischer<br />

Testverfahren ist die Diagnostik<br />

technischer, taktischer und<br />

sportartspezifisch-konditioneller<br />

Leistungskriterien. Beispiele hierfür<br />

sind vor allem die sportmotori-<br />

sehen Tests zur Überprüfung konditioneller<br />

und koordinativer<br />

Fähigkeiten oder zur standardisierten<br />

Techniküberprüfung sowie die<br />

systematische Spielerbeobachtung.<br />

Sportmotorische Tests zeichnen<br />

sich in der Regel durch eine enge<br />

Affinität zur Wettkampfpraxis aus.<br />

Der hiermit verbundene, hohe<br />

Praxiswert resultiert aus der engen<br />

Verzahnung von Trainingsinhalt<br />

und Kontrollverfahren. Hierbei<br />

sind Resultate aus Techniktests<br />

(z. B. Technikraster oder Trefferquoten)<br />

meist von größerer Komplexität<br />

als jene aus Konditionstests<br />

und sind folglich schwieriger<br />

zu interpretieren. Typische Beispiele<br />

für sportmotorische Tests im<br />

<strong>Tennis</strong> sind der Pendelsprint<br />

(22 m), der Dreierhop sowie der<br />

beidhändige Medizinball-Weitwurf.<br />

Für den koordinativen<br />

Merkmalbereich sind exemplarisch<br />

der Ball-Beine-Wand-Test, das<br />

Zielwerfen und der Hindernislauf<br />

zu nennen. Nähere Details zu diesen<br />

Themen sind den entsprechenden<br />

Broschüren »Allgemeiner<br />

Sportmotorischer Test« und »Konditionstest-<strong>Tennis</strong>«<br />

zu entnehmen,<br />

die beim DTB erhältlich sind.<br />

Die systematische Spielerbeobachtung<br />

nimmt eine Sonderstellung<br />

Tab. 13<br />

(Trainings)wissenschaftliche Testverfahren<br />

Leistungsdiagnostik im <strong>Tennis</strong><br />

Trainingswissenschaft/<br />

Trainingspraxis<br />

(wissenschaftliche)<br />

Mutter- bzw. Basisdisziplinen<br />

motorischer<br />

Test<br />

systematische<br />

Spielerbeobachtung<br />

psychologischer<br />

Test<br />

medizinischer<br />

Test<br />

biomechanischer<br />

Test<br />

z.B.<br />

• standardisierte<br />

Techniküberprüfung<br />

• allg. u. spez.<br />

Konditionstests:<br />

Altersstufe 6-11<br />

Konditionstest - <strong>Tennis</strong><br />

z.B.<br />

• quantitativ:<br />

- Schlagerfolg<br />

- Schlagrichtung<br />

- Drall<br />

• qualitativ:<br />

- Videoanalyse<br />

z.B.<br />

• Konzentration<br />

• Motivation<br />

• Streß<br />

z.B.<br />

• Cesundheitsstatus<br />

• Reaktionen<br />

und Adaptionen<br />

in Training und Wettkampf<br />

• Ausdauer<br />

z.B.<br />

• Laufgeschwindigkeit,<br />

Laufbeschleunigung<br />

• Schlägerführung,<br />

Schlägergeschwindigkeit,<br />

Schlägerbeschleunigung<br />

236


Leistungskontrolle und Leistungstest<br />

unter den Kontrollverfahren ein,<br />

da sie den Spieler in der realen<br />

Trainings- und Wettkampfsituation<br />

beobachtet und zugleich objektive<br />

und exakte »harte« Daten<br />

liefert. Im Gegensatz zu den übrigen<br />

Kontrollverfahren erfolgt sie<br />

nicht unter speziellen Testbedingungen<br />

außerhalb des Wettkampfes.<br />

Grundsätzlich kann im <strong>Tennis</strong><br />

die freie Spielerbeobachtung<br />

(»Scouting«), bei der die Leistungsbeurteilung<br />

unsystematisch<br />

durch das Gedächtnis über das<br />

Handdiktiergerät oder über die<br />

Videokamera erfolgt, von der gebundenen,<br />

systematischen Spielerbeobachtung<br />

unterschieden<br />

werden. Letztere zeichnet sich<br />

dadurch aus, daß die Spielerleistungen<br />

bzw. das Spielgeschehen<br />

systematisch nach vorgegebenem<br />

Raster protokolliert und die<br />

Ergebnisse statistisch aufbereitet<br />

werden.<br />

Abb. 127 Prozentuale Gegenüberstellung der Gewinn- und Verlustschläge tiefer und<br />

hoher Volleys sowie bei Vorhand- und Rückhand-Volleys im Wimbledon-Finale 1990<br />

Abb. 128 Funktions- und Ablaufmodell einer systematischen Videoanalyse von<br />

Trainer und Assistent (FERRAUTI/WEBER 1991)<br />

Eine Sonderform der gebundenen<br />

Spielerbeobachtung ist die systematische<br />

Spielerbeobachtung über<br />

ein elektronisches Datenverarbeitungssystem,<br />

das eine unmittelbare<br />

Datenauswertung während<br />

des Wettkampfes oder unmittelbar<br />

nach dessen Beendigung (»online«)<br />

erlaubt. Individuelle, technik-<br />

und situationsspezifische<br />

Schwächen (z. B. tiefer Vorhand-<br />

Volley von Becker im Wimbledon-<br />

Finale 1990 gegen Edberg) können<br />

auf diese Weise ermittelt werden<br />

(Abb. 127).<br />

Video-Aufzeichnungen nehmen<br />

eine Sonderstellung ein; zum<br />

einen kann die Aufzeichnung<br />

unsystematisch,zumanderen systematisch<br />

zubereitet werden.<br />

Durch die Koppelung von Computer<br />

und Videorecorder (interaktives<br />

Videosystem) ist darüber hinaus<br />

eine systematische Videoanalyse<br />

möglich (Abb. 128). Dabei wird<br />

über die quantitative Spielanalyse<br />

237


Sportmedizinische Aspekte<br />

mittels computergestützter Spielerbeobachtung<br />

eine Selektion von<br />

Spielszenen aus dem gesamten<br />

Match vorgenommen (z.B. häufige<br />

Fehler einer speziellen Schlagtechnik),<br />

und man führt jene der<br />

subjektiven Analyse am Videorecorder<br />

zu. Dieses Verfahren<br />

eignet sich besonders für visuell<br />

orientierte Trainer und Spieler, da<br />

diese auf der Basis »harter« Daten<br />

die Entwicklungsgeschichte technischer<br />

und taktischer Stärken<br />

bzw. Mängel am Bildschirm verfolgen<br />

können, ohne auf Objektivität,<br />

Präzision und Repräsentativität<br />

verzichten zu müssen.<br />

Psychologische Testverfahren<br />

dienen der Erfassung psychischer<br />

Leistungsfaktoren (z.B. Konzentrationsfähigkeit<br />

und Leistungsmotivation).<br />

Allerdings ist ihre<br />

Übertragbarkeit auf tennisspezifische<br />

Anforderungen nicht gesichert.<br />

Deshalb empfiehlt es sich,<br />

in der direkten Kontrolle das Verhalten<br />

der Spielerinnen und Spieler<br />

in Training und Wettkampf systematisch<br />

zu beobachten; gegebenenfalls<br />

sind die Spielerinnen und<br />

Spieler auch direkt zu befragen,<br />

um auf der Grundlage dieser Beobachtungen<br />

bzw. Aussagen auf<br />

die psychischen Faktoren, die den<br />

Hintergrund des Verhaltens darstellen,<br />

schließen zu können.<br />

Medizinische Testverfahren<br />

ermöglichen die objektive Erfassung<br />

zahlreicher Parameter des Herz-<br />

Kreislauf-Systems und des Muskelstoffwechsels<br />

sowie des Bewegungsapparates.<br />

Der Schwerpunkt<br />

ihrer Anwendung liegt in der Überprüfung<br />

des Gesundheitsstatus<br />

und vorrangig in der Erfassung der<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit sowie<br />

von Kraft und Beweglichkeit wichtiger<br />

Muskelgruppen. Speziell die<br />

Laktatdiagnostik erlaubt Felduntersuchungen<br />

unter sportartspezifischen<br />

Belastungsbedingungen<br />

direkt am Trainings- und Wettkampfort<br />

mit unmittelbarer Ergebnisauswertung.<br />

Weitere Parameter<br />

wie Harnstoff, Ammoniak, Eisen<br />

und Magnesium eröffnen zusätzliche<br />

Möglichkeiten zu einer präziseren<br />

Dosierung der Belastung<br />

(Reizhöhe, Reizumfang) und Erholung<br />

(Regeneration, Übertraining).<br />

Mit ihren Teildisziplinen Innere<br />

Medizin/Kardiologie sowie<br />

Orthopädie/Traumatologie wendet<br />

sich die Sportmedizin neben den<br />

leistungsmedizinischen Aspekten<br />

inzwischen vermehrt gesundheitsvorsorgenden<br />

Gesichtspunkten zu.<br />

Biomechanische Testverfahren<br />

bedienen sich vorrangig hochdifferenzierter<br />

Meßverfahren und<br />

ermöglichen die Erfassung zahlreicher<br />

kinematischer und dynamischer<br />

Meßgrößen. Hochwertige<br />

Videokameras mit extremer Zeitlupe,<br />

elektronische Verfahren zur<br />

Bestimmung von Körperwinkeln,<br />

telemetrische Datenübermittlung<br />

und Kraftmeßplatten sind Beispiele<br />

bewährter und typischer<br />

biomechanischer Untersuchungsmethoden.<br />

Im <strong>Tennis</strong> eröffnet insbesondere<br />

die mehrdimensionale<br />

kinematische Analyse von Technik<br />

(z.B. Ballhochwurf, Schlägerschwung<br />

und Treffpunkt beim<br />

Aufschlag sowie Antizipation,<br />

Schlägerführung und Gelenkwinkel<br />

beim Return) sowie von Laufwegen<br />

und Laufgeschwindigkeiten<br />

einen steigenden praktischen<br />

Nutzen.<br />

Abschließend wird ergänzend darauf<br />

hingewiesen, daß auch die<br />

Trainingsdokumentation im weiteren<br />

Sinne zu den Kontrollverfahren<br />

gehört. Unter Trainingsdokumentation<br />

versteht man die systematische<br />

Registrierung und Aufzeichnung<br />

sämtlicher Trainingsinhalte,<br />

-umfange und -intensitäten sowie<br />

der verschiedenen Trainingsmethoden<br />

und Wiederherstellungsmaßnahmen.<br />

Auch Verletzungen<br />

bzw. Krankheiten und andere<br />

Besonderheiten (z.B. klimatische<br />

Bedingungen usw.) werden aufgelistet.<br />

Darüber hinaus sollten<br />

Zeitpunkt und Ergebnisse aller<br />

Leistungskontrollen und Wettkämpfe<br />

exakt vermerkt werden.<br />

<strong>Tennis</strong> unter<br />

extremen<br />

Bedingungen<br />

Training und<br />

Wettkampf bei Hitze<br />

Während schwerer muskulärer<br />

Arbeit ist die Wärmeabgabe mittels<br />

Verdampfung die wichtigste regulatorische<br />

Maßnahme. Zwecks<br />

Erhaltung des Temperaturgleichgewichts<br />

müßte ein <strong>Tennis</strong>spieler<br />

unter normalen Trainingsbedingungen<br />

ca. 600 kcal/h über seine Körperoberfläche<br />

abgeben. Bei totaler<br />

Verdunstung des Schweißes würde<br />

dies einer Schweißproduktion von<br />

1000 ml/h entsprechen. Da im<br />

Durchschnitt jedoch nur 40% des<br />

produzierten Schweißes total verdampft<br />

werden, wäre sogar eine<br />

Schweißproduktion von 2,5 l/h<br />

notwendig.<br />

Im <strong>Tennis</strong>training und -wettkampf<br />

nimmt das Körpergewicht - vornehmlich<br />

durch Schweißabgabe -<br />

durchschnittlich um ca. 1 kg/<br />

Stunde (Frauen ca. 1/3 weniger)<br />

ab. Da höchstens die Hälfte des<br />

Schweißes verdampft, beträgt die<br />

Hitzeabgabe durch Verdunstung<br />

etwa die Hälfte der produzierten<br />

Wärmemenge, so daß sich die<br />

Körperkerntemperatur erhöht.<br />

Förderung der Schweißproduktion<br />

und deren Verdampfung durch<br />

luftige Kleidung sowie stetige<br />

238


<strong>Tennis</strong> unter extremen Bedingungen<br />

Flüssigkeitszufuhr (einschließlich<br />

Aufenthalt im Schatten beim Seitenwechsel)<br />

verhindern einen<br />

extremen Anstieg der Körpertemperatur,<br />

die leistungsfeindlich und<br />

gesundheitsgefährdend wirken<br />

kann. Wasserverlust in größeren .<br />

Mengen verringert in erster Linie<br />

das Durchhaltevermögen und den<br />

Leistungswillen und ist teilweise<br />

mit Muskel- und Bauchschmerzen<br />

sowie Benommenheit und<br />

Schwäche verbunden. Bei einem<br />

Wasserdefizit unter 6% des Körpergewichts<br />

(z. B. 2 kg Gewichtsverlust<br />

bei 40 kg schwerem Kind)<br />

können als Hauptsymptome<br />

Durst, Körperschwäche, Reizbarkeit,<br />

Aggressivität und unter Umständen<br />

Muskelkrämpfe auftreten.<br />

Ab einem Wasserdefizit von mehr<br />

als 6% (z. B. 3,5 kg bei einem<br />

Jugendlichen mit 50 kg nach täglich<br />

zweimaligem Training ohne<br />

Flüssigkeitszufuhr) ist mit einer offensichtlichen<br />

Schwächung der<br />

körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit<br />

zu rechnen. <strong>Tennis</strong>wettkämpfe<br />

und längerdauerndes<br />

<strong>Tennis</strong>training unter hohen Umgebungstemperaturen<br />

bedürfen<br />

folglich einer regelmäßigen Einnahme<br />

von Flüssigkeit. Als Orientierungsmaß<br />

kann die Aufnahme<br />

von 150 bis 200 ml Wasser pro<br />

15 Minuten gelten.<br />

Zwei Einzel unter Wettkampfbedingungen<br />

oder zweimaliges <strong>Tennis</strong>training<br />

(z. B. 9 bis 11 und 15<br />

bis 17 Uhr) verursachen an warmen<br />

und feuchten Tagen Verluste<br />

von 3 bis 6 I.<br />

Hiermit werden neben Kochsalz<br />

(ca. 20 g NaCI pro Liter Schweiß)<br />

auch andere Elektrolyte wie<br />

Kalium und Magnesium sowie<br />

wichtige Spurenelemente wie<br />

Eisen ausgeschieden. Unter den<br />

Bedingungen des heutigen Leistungstrainings<br />

(zweimaliges<br />

Training täglich, Trainingslager in<br />

südlicheren Regionen, Turnierserie<br />

in feuchtheißen Ländern) müssen<br />

daher die Wasserverluste und das<br />

Defizit an Elektrolyten und Spurenelementen<br />

systematisch ausgeglichen<br />

werden. Für den Erhalt der<br />

Leistungsfähigkeit sind vor allem<br />

der Kalium- und Magnesiumhaushalt<br />

sowie das Eisen (speziell für<br />

Frauen) besonders wichtig. Folglich<br />

muß bereits vor dem Auftreten<br />

entsprechender Mangelerscheinungen<br />

überlegt werden, ob<br />

spezielle Ernährungsvarianten oder<br />

gezielte Substitutionsmaßnahmen<br />

(z.B. Eisen-Dragees, Magnesium-<br />

Tabletten) einer Leistungseinbuße<br />

vorbeugen können. Handelsübliche<br />

Fertigpräparate (»isotonische<br />

Durstlöscher«) werden den Erfordernissen<br />

des Leistungssports<br />

nicht gerecht, da üblicherweise<br />

nur ein geringer Gehalt an Magnesium<br />

und Kalium vorliegt und<br />

das Eisen fehlt (s. Tab. 16, S. 248).<br />

Bei erhöhter Außentemperatur<br />

steigt die Milchsäurekonzentration<br />

im Blut bereits früher an, weil zugunsten<br />

einer Mehrdurchblutung<br />

der Haut die Arbeitsmuskulatur<br />

mit geringerem Blutdurchfluß und<br />

weniger Sauerstoff versorgt wird.<br />

Folglich aktiviert der <strong>Tennis</strong>spieler<br />

unter Hitzebedingungen bereits<br />

bei mittlerer Trainingsintensität<br />

anaerobe Stoffwechselwege; hieraus<br />

resultiert eine höhere Milchsäureproduktion<br />

mit einer frühzeitigeren<br />

Erschöpfung. Folglich<br />

sollte ein Training unter Hitzebedingungen<br />

mit geringerer Intensität<br />

(geringere Reizstärke und<br />

geringere Reizdichte) oder mit verkürzter<br />

Trainingsdauer gestaltet<br />

werden. Bei Turnier- oder Trainingsreisen<br />

in feuchtwarme<br />

Länder empfiehlt sich eine systematische<br />

Akklimatisation. Zwecks<br />

frühzeitiger Akklimatisation sollte<br />

sich der <strong>Tennis</strong>spieler mehrmals<br />

am Tage körperlich in der Weise<br />

belasten, wie er es zu Hause gewohnt<br />

ist. Der <strong>Tennis</strong>spieler muß<br />

daher häufiger am Tag (z. B. dreibis<br />

viermal) und dafür kürzer (z. B.<br />

50 bis 60 Minuten) trainieren als<br />

in gemäßigtem oder kaltem Klima.<br />

Auch die Durchführung eines allgemeinen<br />

Aufwärmprogrammes<br />

bereits vor dem Frühstück und ein<br />

Beginn mit dem <strong>Tennis</strong>training<br />

unmittelbar nach dem Frühstück<br />

haben sich als günstig erwiesen.<br />

Hitzeakklimatisierte und ausdauertrainierte<br />

<strong>Tennis</strong>spieler verfügen<br />

unter Hitzebedingungen über eine<br />

günstigere thermoregulatorische<br />

Reaktion als Nichtsportier: Sie produzieren<br />

erheblich höhere<br />

Schweißmengen und bewahren<br />

sich hiermit eine niedrigere Hautund<br />

Körpertemperatur; gleichzeitig<br />

sinkt im Schweiß die Konzentration<br />

an Kochsalz und anderer<br />

Mineralstoffe.<br />

Gesundheitliche Störungen<br />

Bei sportlichen Wettkämpfen tritt<br />

wegen der Flüssigkeitsabnahme<br />

im extrazellulären Raum als gesundheitlich<br />

häufigste Störung<br />

eine Hitzeerschöpfung auf. Im Extremfall<br />

kommt es zum Hitzschlag.<br />

Beim Hitzschlag liegt eine Wärmestauung<br />

durch Einwirkung hoher<br />

Außentemperaturen bei körperlicher<br />

Arbeit und ungenügender<br />

Wärmeabgabe vor. Durch Anstieg<br />

der Körperkerntemperatur kommt<br />

es zu akuten Störungen des Kreislaufs<br />

mit nachfolgender Bewußtseinstrübung<br />

bis zur Bewußtlosigkeit.<br />

Typische Zeichen für den Hitzschlag<br />

sind:<br />

• Beschleunigung der Atmung<br />

• Puls erheblich über 100<br />

Schläge/min<br />

• Rektaltemperatur über 40°C<br />

• Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit


Sportmedizinische Aspekte<br />

• Bewußtseinstrübung, Bewußtlosigkeit<br />

• Haut grau und Lippen bläulich<br />

Es wird ein rotes und ein graues<br />

Stadium unterschieden. Das rote<br />

Stadium ist gekennzeichnet durch<br />

gerötete Haut. Die starke Hautdurchblutung<br />

stellt einen Versuch<br />

des Körpers dar, Wärme vermehrt<br />

durch Strahlung oder Schwitzen<br />

abzugeben, damit die Körperkerntemperatur<br />

gesenkt wird. Beim<br />

grauen Stadium liegt eine mangelhafte<br />

Hautdurchblutung vor.<br />

»Erste-Hilfe-Maßnahmen« zielen<br />

auf eine Senkung der erhöhten<br />

Körpertemperatur und eine Kühlung<br />

des Kopfes. Folgende Einzelmaßnahmen<br />

können empfohlen<br />

werden:<br />

• Flachlagerung an schattigem,<br />

gut belüftetem Platz und Öffnung<br />

der Kleidung<br />

• Kühlung durch kalte Umschläge<br />

an Extremitäten, Kopf und Hals<br />

• Fortlaufende Kontrolle von<br />

Atmung und Kreislauf<br />

• Zufuhr kalter, mineralhaltiger<br />

Getränke<br />

• Stabile Seitenlagerung bei<br />

Bewußtlosigkeit (ohne Flüssigkeitszufuhr!)<br />

Der Sonnenstich stellt eine Reizung<br />

der Hirnhäute dar und tritt<br />

vor allem auf, wenn der Kopf- und<br />

Nackenbereich ungeschützt der<br />

Sonnenbestrahlung ausgesetzt<br />

wird. Letzteres tritt besonders<br />

beim Wettkampf oder Training<br />

ohne Windbewegung (z.B. tiefgelegener<br />

Center-Court) auf und<br />

kann vorsorglich durch spezielle<br />

Sonnenmützen (mit Nacken- und<br />

Halsschutz) oder Drehung der<br />

Schirmmütze um 180° vorgebeugt<br />

werden. Unter Umständen tritt<br />

der Sonnenstich kombiniert mit<br />

einem Hitzschlag auf.<br />

Zeichen für den Sonnenstich sind:<br />

• Kopf heiß und hochrot<br />

• Nackensteifigkeit durch Hirnhautreizung<br />

• Unruhe, Übelkeit, Schwindel<br />

• Muskelkrämpfe<br />

• Bewußtseinsverlust<br />

Die Erste-Hilfe-Maßnahmen entsprechen<br />

im wesentlichen jenen<br />

beim Hitzschlag.<br />

Hitzekrämpfe treten während oder<br />

nach langdauernden <strong>Tennis</strong>wettkämpfen<br />

unter hohen Außentemperaturen<br />

auf. Auslösend wirken<br />

höhere Schweißverluste (teilweise<br />

resultierend aus den Vortagen),<br />

gegebenenfalls trotz Zufuhr<br />

größerer Mengen Flüssigkeit. Die<br />

Krämpfe ereignen sich speziell im<br />

Bereich der beanspruchten Muskulatur<br />

(insbesondere Waden- und<br />

Oberschenkelmuskulatur, seltener<br />

an Unterarm- bzw. Fingermuskulatur).<br />

Die Behandlung besteht in<br />

einer extremen Dehnung der betroffenen<br />

Muskelpartien mit einem<br />

Ersatz der Wasser- und Elektrolytverluste.<br />

Ausreichende und wirksame<br />

Vorbeugung kann nur über<br />

rechtzeitigen Ausgleich von Flüssigkeit<br />

und Mineralien (bereits im<br />

Training und frühzeitig im Wettkampf)<br />

erreicht werden; in hartnäckigen<br />

Fällen und bei individueller<br />

Veranlagung bedarf es einer intervallförmigen<br />

Substitution von<br />

Magnesium für 2 bis 4 Wochen<br />

bereits vor und während der<br />

Hitzeperiode.<br />

Training und<br />

Wettkampf bei<br />

Ozonbeiastung<br />

Zahlreiche <strong>Tennis</strong>spieler sind im<br />

Verlauf ihrer Punktspiele bis zu<br />

fünf Stunden einer erhöhten<br />

Ozonkonzentration ausgesetzt.<br />

Hieraus resultiert derzeit eine allgemeine<br />

Verunsicherung darüber,<br />

wie eine erhöhte Ozonkonzentration<br />

entsteht und welche Gefährdungen<br />

im allgemeinen und vor<br />

allem im speziellen für <strong>Tennis</strong>spieler<br />

entstehen können; darüber<br />

hinaus ist von Interesse, mit welchen<br />

Maßnahmen die Gefahren<br />

der Ozonbelastung vermindert<br />

werden können.<br />

Ozonentstehung und<br />

-vorkommen<br />

Beim Ozon handelt es sich um ein<br />

drei-atomiges Sauerstoffmolekül<br />

(0 3 ) von stark oxidierender Wirkung.<br />

Dieses Gas zeigt sich je nach<br />

Konzentration farblos bis blau. Bei<br />

der Beurteilung der gesundheitlichen<br />

Bedeutung für den Menschen<br />

muß zwischen dem Ozongehalt<br />

in den bodennahen Luftschichten<br />

(Troposphäre) und dem<br />

Ozonschutzschild in einer Höhe<br />

von ca. 20 km (Stratosphäre)<br />

unterschieden werden.<br />

In der Stratosphäre absorbieren<br />

Sauerstoffmoleküle kurzwelliges<br />

UV-Licht und werden gespalten.<br />

Die freiwerdenden Sauerstoffatome<br />

verbinden sich anschließend<br />

spontan mit molekularem<br />

Sauerstoff (0 2 ) zu Ozon (0 3 ).<br />

Die Konzentration beträgt in<br />

einer Höhe von 25 km mehr als<br />

300 ug/m 3 .<br />

Aus gesundheitlicher Sicht ist diese<br />

Ozonschicht von herausragend<br />

positiver Bedeutung, da sie den<br />

kurzwelligen UV-Anteil des Sonnenlichts<br />

absorbiert und somit<br />

einen unersetzlichen Schutz gegenüber<br />

möglichen Hauterkrankungen<br />

darstellt. Die zunehmende Emission<br />

von Fluorchlorkohlenwasserstoff-Verbindungen<br />

(FCKW) verursacht<br />

die Zerlegung dieser<br />

Ozonmoleküle (»Ozonloch«),<br />

wodurch Strahlungsintensität und<br />

folglich Gesundheitsgefährdung<br />

des Menschen zunehmen.<br />

240


<strong>Tennis</strong> unter extremen Bedingungen<br />

In der Troposphäre kann die direkte<br />

Spaltung von Sauerstoffmolekülen<br />

aufgrund der geringeren<br />

UV-Einstrahlung in Bodennähe<br />

nicht mehr stattfinden. Speziell bei<br />

verschmutzter Luft erfolgt hier die<br />

UV-Absorption durch Stickstoffoxid<br />

(N0 2 ) und zum Teil auch<br />

durch Kohlenwasserstoffe, wobei<br />

atomarer Sauerstoff und folglich<br />

Ozon entstehen. Somit ist das<br />

Ausmaß der Ozonentstehung in<br />

Bodennähe wesentlich vom Grad<br />

der Luftverschmutzung abhängig.<br />

Dies kann bei extremer Sonneneinstrahlung<br />

und hoher Konzentration<br />

an Verkehrsabgasen eine<br />

für den Menschen gesundheitsstörende<br />

Konzentration überschreiten.<br />

Grenzwerte für den bodennahen<br />

Ozongehalt<br />

Nach der WHO sind an Tagen mit<br />

maximalen Einstundenmittelwerten<br />

von weniger als 100 ug/m 3<br />

keine gesundheisschädigenden<br />

Effekte zu erwarten.<br />

Im Tagesverlauf sind die Ozonkonzentrationen<br />

zwischen 14 Uhr<br />

und 17 Uhr am höchsten, sie können<br />

bei 300 bis 450 ug/m 3 liegen.<br />

In der Bundesrepublik Deutschland<br />

empfiehlt das Bundesgesundheitsamt<br />

aus Gründen der Vorsorge<br />

die Einstellung des Sportunterrichts<br />

an den Schulen bei Ozonwerten<br />

über 360 ug/m 3 .<br />

Je nach Empfindlichkeit des Bronchialsystems<br />

kann die Ozoneinwirkung<br />

bereits bei Werten unter<br />

200 ug/m 3 Luft mit Husten,<br />

Atembeklemmung und Schmerzen<br />

unter dem Brustbein klinisch<br />

bemerkbar werden. Die niedrigsten<br />

Ozonkonzentrationen, bei<br />

denen unter schwerer körperlicher<br />

Belastung über 6 Stunden eine<br />

Einschränkung der Lungenfunktion<br />

beobachtet wurde, lagen bei<br />

160 ug/m 3 Luft. Praktische Erfahrungen<br />

speziell im Leistungssport<br />

(z.B. Fußballbundesliga, Leichtathletik-Weltmeisterschaften<br />

1993 in<br />

Stuttgart) zeigen jedoch, daß<br />

oberhalb dieser Konzentration<br />

selbst bei Sportlern mit hohen und<br />

höchsten Atemminutenvolumina<br />

in der Regel keine Beschwerden<br />

auftreten.<br />

Zusammenfassend beruht das Problem<br />

einer einheitlichen Grenzwertdefinition<br />

für Ozon darauf,<br />

daß neben der Ozonkonzentration<br />

die Art der körperlichen Betätigung,<br />

die Dauer der Einwirkung<br />

und die aufgenommene Luftmenge<br />

sowie vor allem die individuelle<br />

Empfindsamkeit hinzukommen.<br />

Da<strong>Tennis</strong>spieler/-innen beim<br />

Wettkampftennis nur eine mittlere<br />

Auslastung der Atmung erreichen,<br />

die unter dem Niveau von typischen<br />

(intensiven) Ausdauerbeanspruchungen<br />

liegt, sind <strong>Tennis</strong>spieler<br />

bei gleicher Aufenthaltsdauer<br />

im Freien weniger gefährdet<br />

als typische Ausdauersportler wie<br />

Radfahrer oder Läufer.<br />

Wirkungen des bodennahen<br />

Ozons<br />

Die kleinen Ozonmoleküle dringen<br />

bei der Einatmung tief in alle<br />

Atemwege. Summarisch können<br />

die Wirkungen von chronisch<br />

hohen Ozonbelastungen auf den<br />

Menschen wie folgt zusammengefaßt<br />

werden:<br />

• Verengung der Luftröhrenäste<br />

sowohl in Ruhe als<br />

auch unter körperlicher<br />

Belastung<br />

• Auslösung einer Entzündungsreaktion<br />

in den<br />

Lungenbläschen<br />

• Senkung der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Von entscheidender Bedeutung<br />

für das Ausmaß der Beeinträchtigungen<br />

durch Ozoneinatmung<br />

sind neben der aktuellen Ozonkonzentration<br />

vor allem die Atemtiefe<br />

und die Zeitdauer. Theoretisch<br />

sind bereits bei geringeren<br />

Ozonkonzentrationen (etwa ab<br />

160-200 ug/m 3 ) Reizungen der<br />

Schleimhäute von Augen und<br />

Atemwegen möglich. Symptome<br />

wie Augenbrennen, Tränen der<br />

Augen, Kratzen im Hals, zunehmender<br />

Husten und atemabhängige<br />

Brustkorbbeschwerden, aber<br />

auch Kopfschmerzen und Übelkeit<br />

können bei Ozonwerten über<br />

240 ug/m 3 auftreten. Personen,<br />

die an Asthma oder chronischer<br />

Bronchitis leiden, sind stärker<br />

gefährdet, aber auch Ausdauersportler<br />

mit stetig hoher Atmung<br />

über eine längere Dauer sollten<br />

Zeiträume höchster Ozonkonzentration<br />

meiden.<br />

Ozonwarnungen müssen daher<br />

vor allem Personen mit überempfindlichem<br />

Bronchialsystem ernst<br />

nehmen. Für den gesunden Freizeit-<br />

und Leistungssportler besteht<br />

jedoch für eine Dramatisierung der<br />

Ozonproblematik derzeitig kein<br />

Anlaß. Eine Grenzwert-Festlegung<br />

speziell für den <strong>Tennis</strong>spieler erscheint<br />

nicht sinnvoll, da die individuelle<br />

Empfindsamkeit und die<br />

Beanspruchung im Wettkampf<br />

keine festen Größen darstellen.<br />

Begleitumstände wie extreme Hitzebedingungen,<br />

hohe Luftfeuchtigkeit<br />

sowie der Schweregrad individueller<br />

Vorerkrankungen (z.B.<br />

Pollenallergie sowie Zuckerkrankheit,<br />

Koronare Herzkrankheit etc.)<br />

spielen eine wesentlich bedeutsamere<br />

Rolle bei einer Entscheidung<br />

für oder gegen ein Spielverbot.


Sportmedizinische Aspekte<br />

Empfehlungen für Training<br />

und Wettkampf<br />

<strong>Tennis</strong>training<br />

Unter Abwägung von gesundheitlichem<br />

Nutzen der körperlichen<br />

Betätigung im Rahmen eines <strong>Tennis</strong>trainings<br />

und Risiko durch chronische<br />

oder akute Ozonbelastung<br />

geht es nicht um die Frage, ob das<br />

Training ausfallen soll, sondern<br />

wie dieses Training sinnvoll zu gestalten<br />

ist. Mit dem Ziel, Atemtiefe<br />

und Atem häuf igkeit zu senken<br />

und ggf. die Aufenthaltsdauer im<br />

Freien zu verringern, sind folgende<br />

Regulationsmöglichkeiten empfehlenswert:<br />

• Höchste Belastungsreize<br />

vermeiden (z.B. Schnelligkeits-<br />

und Drilltraining)<br />

• Hohe Belastungsumfänge<br />

kürzen (z. B. statt zwei<br />

Stunden Training nur 90<br />

Min. bzw. höchstens zwei<br />

statt drei Trainingseinheiten<br />

pro Tag)<br />

• Verlagerung der Lehrinhalte<br />

auf die Bereiche<br />

Technik und Taktik unter<br />

Rücknahme des konditionellen<br />

Anteils<br />

• Senkung der Belastungshöhe<br />

durch Eingrenzung<br />

des Aktionsvolumens (z. B.<br />

Halbierung des Spielfeldes<br />

im Einzelunterricht oder<br />

Erhöhung der Spielerzahl<br />

auf einem Platz beim Gruppenunterricht)<br />

Für Kinder und Jugendliche mit<br />

Asthma oder einem überempfindlichen<br />

Bronchialsystem sollten die<br />

Vorsichtsmaßnahmen besonders<br />

ernst genommen werden. In solchen<br />

Fällen empfiehlt sich auch<br />

eine zusätzliche Beratung durch<br />

den Hausarzt oder Sportarzt.<br />

Freizeitspieler mit der Möglichkeit<br />

zur freien Terminwahl sollten ihr<br />

<strong>Tennis</strong>training an ozonreichen Tagen<br />

in den frühen Vormittag oder<br />

auf den späteren Abend verlegen.<br />

Beim Auftreten von Augenbrennen,<br />

Hustenreiz sowie Atem- oder<br />

Kopfschmerzen sollten Belastungsintensität<br />

(z. B. Doppel statt Einzel)<br />

und Belastungsdauer (z.B. eine<br />

statt zwei Stunden) gesenkt oder<br />

gar das <strong>Tennis</strong> abgebrochen<br />

werden.<br />

<strong>Tennis</strong>wettkampf<br />

Im <strong>Tennis</strong>wettkampf beträgt die<br />

effektive Belastungszeit während<br />

der Ballwechsel nur etwa V 4 der<br />

Gesamtspielzeit, so daß <strong>Tennis</strong>spieler<br />

nur eine mittlere Auslastung<br />

der Atmung erreichen;<br />

Atemmenge und Atemtiefe bzw.<br />

die Ventilation gehören nicht zu<br />

den leistungsbegrenzenden Faktoren.<br />

Folglich ist bei normaler Empfindlichkeit<br />

des <strong>Tennis</strong>spielers eine<br />

akute gesundheitliche Gefährdung<br />

oder eine Leistungsminderung im<br />

Wettkampf nicht zu erwarten.<br />

Nach dem derzeitigen Wissensstand<br />

über die tatsächliche Gesundheitsgefährdung<br />

scheint eine<br />

offizielle Einschränkung der<br />

Mannschaftswettkämpfe nicht<br />

angemessen zu sein. Besteht jedoch<br />

speziell an besonders heißen<br />

Tagen in den Sommermonaten die<br />

Möglichkeit für eine Zeitverschiebung,<br />

so sollte bevorzugt am Vormittag<br />

(frühe Morgenstunden sind<br />

am besten) oder am späteren<br />

Abend gespielt werden.<br />

Training und Wettkampf<br />

bei Kälte<br />

Niedrige Außentemperaturen stellen<br />

für die Leistungsfähigkeit des<br />

Herz-Kreislauf-Systems und des<br />

Muskelstoffwechsels im Vergleich<br />

zur Hitze ein erheblich geringeres<br />

Problem dar. Allerdings ist die Koordinationsfähigkeit<br />

unter kalten<br />

Umgebungstemperaturen zu Beginn<br />

des Trainings erschwert, und<br />

die Gefahr für <strong>Tennis</strong>verletzungen<br />

(insbesondere Muskelzerrungen)<br />

nimmt zu.<br />

Für eine sitzende Person beträgt<br />

die ideale Raumtemperatur ca. 18<br />

bis 22 °C. Mit steigender muskulärer<br />

Betätigung sinkt der optimale<br />

Wert der Umgebungstemperatur.<br />

Folglich läßt intensives <strong>Tennis</strong>training<br />

die ideale Umgebungstemperatur<br />

auf ca. 15°C und weniger<br />

absinken, während für ein gemütliches<br />

Doppel mindestens 18°C<br />

notwendig sind.<br />

Die Kombination von Kälte und<br />

Wind vervielfacht die Kälteempfindlichkeit.<br />

Beispielsweise sind für<br />

den Körper 2 °C bei Windstärke 6<br />

ähnlich unangenehm wie-15°C<br />

bei Windstille.<br />

Gesundheitliche Störungen<br />

Das Hauptproblem für <strong>Tennis</strong>spieler<br />

besteht darin, schleichende<br />

Temperaturwechsel und plötzliche<br />

Abkühlungen zu vermeiden, damit<br />

keine Erkältungskrankheiten auftreten<br />

können. Diese Gefahr ist<br />

vor allem bei Trainings- oder Spielunterbrechungen<br />

(z.B. Regen) in<br />

der kälteren Jahreszeit wie im<br />

Frühjahr oder Herbst gegeben.<br />

. Besondere Aufmerksamkeit muß<br />

daher einer geeigneten Bekleidung<br />

und deren Wechsel bzw. einer<br />

vorsorglichen Verhaltensweise<br />

gewidmet werden.<br />

Wegen der Stoffwechselsteigerung<br />

bei intensivem Training um<br />

das Zehn- und Zwanzigfache<br />

gegenüber dem Ruheumsatz hat<br />

jeder <strong>Tennis</strong>spieler bei intensivem<br />

Training einen Wärmeüberschuß<br />

abzugeben, so daß selbst in kältesten<br />

<strong>Tennis</strong>hallen (z.B. im Januar<br />

in den Morgenstunden) die<br />

242


Ernährung des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

Schweißproduktion verhältnismäßig<br />

groß sein kann. Die Bekleidung<br />

muß folglich so beschaffen<br />

sein, daß die Schweißverdunstung<br />

nicht behindert wird. Andernfalls<br />

wird die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt<br />

und die Gefahr für eine<br />

Erkältung vergrößert. Selbstverständlich<br />

muß bei genannten<br />

Empfehlungen zwischen intensivem<br />

<strong>Tennis</strong>training oder anstregendem<br />

<strong>Tennis</strong>-Einzel und einem<br />

<strong>Tennis</strong>-Doppel ohne läuferischen<br />

Einsatz unterschieden werden.<br />

Gesundheitliche Gefahren kann<br />

bei niedrigen Temperaturen auch<br />

der Rückenwind (insbesondere bei<br />

Schweißabsonderung in der Lendenregion)<br />

bringen, da eine Verkühlung<br />

mit Reaktionen der <strong>Band</strong>scheibe,<br />

des Ischiasnervs oder der<br />

Niere drohen. Dies ist beispielsweise<br />

auch der Fall, wenn mit Beginn<br />

der Abendkühle eine stärkere<br />

Luftbewegung eintritt und die verschwitzte<br />

Rückenpartie des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

bei einem bewegungsarmen<br />

Doppel mit kurzen Spielphasen<br />

oder auf der Clubterrasse<br />

(ohne entsprechenden Wärmeschutz)<br />

trifft. Wind von vorn<br />

bringt weniger Gefahren, weil<br />

Gesicht, Bauch und Blase auf<br />

Kältereize empfindlich reagieren<br />

und frühzeitiger Warnsignale auslösen.<br />

Ernährung des<br />

<strong>Tennis</strong>spielers<br />

Optimale Ernährung des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

soll gesundheitsschützend,<br />

vollwertig und bedarfsangepaßt<br />

sein. Da kein Nahrungsmittel alle<br />

notwendigen Stoffe allein enthält<br />

und Nahrungsmittel sich teilweise<br />

gegenseitig ergänzen, muß die<br />

Ernährung möglichst vielseitig<br />

sein. Die Speise selbst sollte<br />

schmackhaft zubereitet und appetitanregend<br />

serviert werden, so<br />

daß nicht nur die Nahrungsstoffe<br />

allein, sondern auch der optische<br />

Eindruck und der individuelle Geschmack<br />

zu einer beschleunigten<br />

Regeneration des Körpers und<br />

Entspannung der Psyche führen.<br />

Gesundheitsschützende<br />

Ernährung<br />

Sie ist notwendig, weil nur ein<br />

gesunder Organismus optimale<br />

Höchstleistungen vollbringen<br />

kann. Speziell Leistungstennisspieler<br />

sind den gesundheitlichen<br />

Gefahren einer modernen Zivilisationskost<br />

(hoher Fettanteil und<br />

wenig Ballaststoffe durch reichlichen<br />

Fleischkonsum sowie Fehlbedarf<br />

an Vitaminen, Mineralien und<br />

Spurenelementen durch »leere«<br />

Kalorienträger, wie z.B. Limonade,<br />

Zucker oder mehrfach aufgewärmte<br />

Speisen) in besonderem<br />

Maße ausgesetzt, da sich <strong>Tennis</strong>spieler<br />

häufig in Schnellgaststätten<br />

bzw (Club-)Restaurants mit<br />

schnell verfügbaren Speisen aufhalten<br />

und zu Hause aus Gründen<br />

der Zeitersparnis einseitige Fertiggerichte<br />

bevorzugen.<br />

Vollwertige Ernährung<br />

Vollwertige Kost ist als Ernährungskonzept<br />

hochaktuell, und<br />

auch Sportler haben daran ein<br />

großes Interesse entwickelt. Bei<br />

der Vollwerternährung soll die<br />

Nahrung so natürlich wie möglich<br />

belassen werden, d.h., die verwendeten<br />

Lebensmittel dürfen nur<br />

möglichst wenig verarbeitet sein<br />

(z. B. Vollkorn- statt Weißmehl).<br />

Die Wahrscheinlichkeit, daß die<br />

Nahrung alle lebensnotwendigen<br />

Bestandteile enthält, ist nämlich<br />

um so größer, je naturbelassener<br />

die Lebensmittel bleiben bzw. je<br />

weniger sie behandelt (manipuliert)<br />

werden. Nach diesen<br />

Grundsätzen werden auch die<br />

Speisen für Feinschmecker in<br />

edlen Restaurants zubereitet. Die<br />

Ernährung ist vollwertig, wenn alle<br />

benötigten Nährstoffe vorhanden<br />

sind. Hierzu müssen sämtliche fünf<br />

Bilanzen (Energiebilanz, Nährstoffbilanz,<br />

Vitaminbilanz, Mineralstoff-<br />

und Spurenelement-Bilanz<br />

sowie Flüssigkeitsbilanz) berücksichtigt<br />

werden.<br />

Bei der vollwertigen Ernährung<br />

handelt es sich um eine Kostform,<br />

die sich vornehmlich zusammensetzt<br />

aus Getreideerzeugnissen,<br />

Milchprodukten, möglichst frischem<br />

Obst und Gemüse, aus<br />

Samen und daraus hergestellten<br />

Pflanzenölen unter Verwendung<br />

von Gewürzkräutern. Pflanzliche<br />

Lebensmittel werden bevorzugt,<br />

der Fleischverzehr wird reduziert.<br />

Fisch stellt eine wünschenswerte<br />

Ergänzung (z.B. ein- bis zweimal<br />

wöchentlich) dar.<br />

Bei vegetarischer bzw. bei veganer<br />

Ernährung, die auf jegliche Lebensmittel<br />

tierischer Herkunft verzichtet,<br />

sind insbesondere in der<br />

Ernährung von Leistungssport<br />

betreibenden Kindern und Jugendlichen<br />

auf Dauer Mangelerscheinungen<br />

zu befürchten. Hierbei<br />

sind in erster Linie Defizite beim<br />

Eiweißbedarf sowie eine Unterversorgung<br />

mit Mineralien (z. B.<br />

Eisen, Kalzium) und Vitaminen<br />

(z.B. Vitamin B 12 ) programmiert.<br />

Die ovo-lactovegetabile Kost,<br />

welche Milchprodukte und Eier<br />

einbezieht, ist dagegen als vollwertig<br />

zu bezeichnen. Wird diese<br />

Kostform abwechslungsreich gestaltet,<br />

so sind keine Nachteile bei<br />

der Ausübung von <strong>Tennis</strong> als Leistungssport<br />

zu erwarten. Allerdings<br />

liegt der Zeitaufwand für die<br />

Zubereitung der Speisen im Ver-<br />

243


Sportmedizinische Aspekte<br />

gleich zu herkömmlichen Kostformen<br />

höher.<br />

Zusammenfassend gelten folgende<br />

Grundsätze:<br />

Ernähre dich abwechslungsreich,<br />

vielseitig und schmackhaft,<br />

vorrangig auf der Basis<br />

einer kohlenhydratreichen<br />

Mischkost aus unverarbeiteten<br />

Lebensmitteln (Getreide<br />

als Vollkorn, Kartoffeln, Naturreis<br />

etc.) mit hohem Anteil<br />

an Frischkost (bevorzugt Rohkost<br />

wie frisches Gemüse und<br />

Obst sowie Milch und Milchprodukte);<br />

benutze pflanzliche<br />

und (magere) tierische<br />

Eiweißträger und verwende<br />

Fette nur sparsam.<br />

Die Menge der aufgenommenen<br />

Speisen orientiert sich vornehmlich<br />

an den Anforderungen im Training<br />

und Wettkampf sowie am individuell-optimalen<br />

Leistungsgewicht.<br />

Die tägliche Kontrolle des Körpergewichts<br />

auf der Waage und eine<br />

gleichzeitige Übereinstimmung mit<br />

persönlichem Wohlbefinden und<br />

hoher Leistungsbereitschaft sind<br />

als Indikatoren für Menge und<br />

Güte der aufgenommenen Nahrungsmittel<br />

besser geeignet als<br />

schematisierte Ernährungsprogramme<br />

und hochdifferenzierte<br />

Kalorientabellen.<br />

Bedarfsangepaßte<br />

Ernährung<br />

Sie richtet sich qualitativ und<br />

quantitativ möglichst exakt nach<br />

der Belastungsform bzw. dem<br />

tatsächlichen Bedarf. <strong>Tennis</strong>wettkämpfe<br />

und -training haben einen<br />

azyklischen Ablauf mit wellenförmig<br />

wechselnder Beanspruchung,<br />

die sowohl Ausdauer als auch<br />

Schnellkraft betrifft und mit hohen<br />

koordinativen Anforderungen einhergeht.<br />

Intensive (hohe Reizstärke<br />

und -dichte), intervallartige<br />

Beanspruchungen längerer Zeitdauer<br />

reduzieren die Kohlenhydratvorräte,<br />

so daß eine unmittelbar<br />

folgende Auffüllung der Glykogenspeicher<br />

notwendig wird;<br />

schnellkräftige Bewegungen mit<br />

hohem koordinativem Anspruch<br />

bedingen eine ausreichende Eiweißzufuhr.<br />

Im heutigen Leistungstennis<br />

notwendige große<br />

Trainingsumfänge (z.B. zwei- bis<br />

dreimaliges Training pro Tag) bedürfen<br />

einer hohen Kalorienzufuhr,<br />

die speziell in diesen Fällen<br />

auch durch vermehrte Fettzufuhr<br />

gedeckt werden kann.<br />

Der Energiebedarf von männlichen<br />

Leistungsspielern der Spitzenklasse<br />

beträgt je nach Intensität und Umfang<br />

der Trainingsabschnitte und<br />

des Körpergewichts ca. 3500 bis<br />

5500 kcal; folglich ist bei einer<br />

durchschnittlichen Nährstoffrelation<br />

55% Kohlenhydrate (4,1<br />

kcal/g), 17% Eiweiß (4,1 kcal/g)<br />

und 28% Fett (9,3 kcal/g) täglich<br />

die Aufnahme von ca. 500 bis<br />

750 g Kohlenhydrate, 200 bis<br />

250 g Eiweiß und ca. 120 bis<br />

180 g Fett notwendig. Breitenund<br />

Gesundheitssportler kommen<br />

mit ca. 2 / 3 der genannten Kalorien-<br />

und Nahrungsmenge aus!<br />

Belastungsform und -umfang<br />

unterscheiden sich in den verschiedenen<br />

Trainings- und Wettkampfphasen,<br />

so daß die Ernährung<br />

einer spezifischen Feinabstimmung<br />

bedarf:<br />

1. Ernährung in der Trainingsphase<br />

(Basis-Kost)<br />

2. Ernährung vor dem Turnier<br />

3. Ernährung unmittelbar vor und<br />

während des Wettkampfes<br />

4. Ernährung während des Wettkampfes<br />

5. Ernährung nach dem Wettkampf<br />

Ernährung<br />

in der Trainingsphase<br />

(Basis-Kost)<br />

Die Ernährung im Trainingsaufbau<br />

soll vielseitig und vollwertig,<br />

bedarfsangepaßt, gesund und<br />

appetitanregend sein. Vollwertige<br />

Frischkost mit eindeutiger Präferenz<br />

von Kohlenhydraten in Kombination<br />

mit viel Obst, Gemüse<br />

und Rohkost stehen im Mittelpunkt<br />

der Ernährung, so daß der<br />

Grundbedarf für Vitamine, Mineralien<br />

und Spurenelemente einschließlich<br />

der notwendigen Ballaststoffe<br />

mit Sicherheit gewährleistet<br />

ist. Darüber hinaus sollten<br />

jederzeit genügend (möglichst fettarme)<br />

Eiweißspender (z. B. Magerquark,<br />

Fisch, Geflügel) zur Verfügung<br />

stehen und zugleich jene<br />

Nahrungsmittel und Zubereitungsformen<br />

gemieden werden, die<br />

vorwiegend »leere« Kalorien<br />

(ohne lebensnotwendige Wirkstoffe<br />

wie Vitamine und Mineralien)<br />

enthalten. Besonders jugendliche<br />

<strong>Tennis</strong>spieler/-innen werden<br />

oft viel zu fettreich (Schokolade,<br />

Eis, Grillwurst, panierte Schnitzel,<br />

Pommes frites usw.) ernährt und<br />

bevorzugen Getränke und Süßigkeiten<br />

mit niedriger Nährstoffdichte<br />

(Verhältnis vom Vitaminund<br />

Mineralstoffgehalt zum Kaloriengehalt<br />

eines Nahrungsmittels).<br />

Diese Verhaltensweise liegt einerseits<br />

an dem notwendigen Bedarf<br />

(Energiedefizit!), an individuellen<br />

Gelüsten (z.B. Cola-Getränke,<br />

Limonaden, Eis, Gebäck) sowie<br />

am chronischen Zeitmangel der<br />

Jugendlichen und ihrer Eltern, so<br />

daß eine zeitaufwendige Zubereitung<br />

der Speisen ausfallen muß<br />

und auf das Angebot in Club-Restaurants<br />

oder Schnellgaststätten<br />

zurückgegriffen wird.<br />

Kohlenhydratreiche und vollwer-<br />

244


Ernährung des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

tige Frischkost wird je nach Trainingsschwerpunkt<br />

(z. B. Techniktraining,<br />

Grundlagenausdaueroder<br />

Krafttraining) und Trainingsumfang<br />

(z. B. ein, zwei oder drei<br />

Trainingsabschnitte pro Tag) modifiziert.<br />

Bei einem Kraft- und<br />

Schnelligkeitstraining steigt der<br />

Eiweißanteil, und bei einem ausdauerbetonten<br />

Training wird der<br />

Kohlenhydratanteil erhöht.<br />

Das <strong>Tennis</strong>training geht regelmäßig<br />

mit relativ hohen Schweißverlusten<br />

einher, die unter speziellen<br />

klimatischen Bedingungen erhebliche<br />

Ausmaße annehmen können;<br />

folglich muß stets für Flüssigkeitszufuhr<br />

mit den notwendigen Mineralstoffen<br />

und Spurenelementen<br />

sowie Vitaminen gesorgt werden.<br />

Kakaopulver 414 Seezunge 73<br />

Erdnußbutter 410 Teigwaren<br />

Cashewnuß 267 Spinat<br />

Fleischextrakt 264 Roggenbrot 35<br />

Sojabohnen 247 Makrele<br />

Bierhefe, getrocknet 230 Semmel 30<br />

Mandeln 170 Goudakäse<br />

Erdnuß 163 Forelle<br />

unpolierter Reis (Naturreis) 157<br />

Schweinefleisch<br />

Haselnuß 156 Rindfleisch<br />

Roggen, ganzes Korn 140 Kalblfeisch<br />

Haferflocken 139 Corn-flakes 14<br />

Milchschokolade 104 Hühnerei 12<br />

Weizenvollkornbrot 92 Kuhmilch (3,5% Fett)<br />

Pumpernickel 80 Apfel 6<br />

Tab. 14 Nahrungsmittel mit hohem Gehalt an Magnesium. Der Magnesiumgehalt<br />

ist in mg/100 g des eßbaren, ungekochten Anteils angegeben (nach KONOPKA).<br />

Mineralstoffe<br />

und Spurenelemente<br />

Sie sind unverzichtbare Bestandteile<br />

von Vitaminen, Hormonen<br />

und Enzymen und steuern hiermit<br />

den Stoffwechsel der Nährstoffe.<br />

Eisen ist besonders bedeutsam für<br />

den Aufbau der roten Blutkörperchen.<br />

Kalium, Natrium, Magnesium<br />

und Kalzium sind wesentlich<br />

an der Steuerung von Funktion<br />

und Erregbarkeit der Muskel- und<br />

Nervenzellen beteiligt.<br />

Hohe Schweißverluste einerseits<br />

und Engpässe in der Versorgung<br />

mit Mineralstoffen und Spurenelementen<br />

andererseits erzwingen<br />

beim <strong>Tennis</strong>spieler mit mitteleuropäischer<br />

Kost Defizite speziell<br />

von Magnesium, Kalium und Eisen<br />

(vor allem bei Frauen). Deshalb<br />

müssen <strong>Tennis</strong>spieler/-innen jene<br />

Nahrungsmittel kennen, die besonders<br />

reich an Kalium (Linsen,<br />

Spinat, Kartoffel, Fisch, Fleisch,<br />

Banane, Tomate, Aprikose usw.),<br />

Magnesium (Haferflocken, Naturreis,<br />

ganzes Roggenkorn, Spinat,<br />

Kuhmilch) und Eisen (Schweineund<br />

Rinderleber, Hirsekorn, Sojabohnen,<br />

Weizenkeime, Linsen,<br />

Spinat, Schokolade usw.) sind. In<br />

diesem Zusammenhang ist auch<br />

der Hinweis für die Praxis wichtig,<br />

daß Nahrungstabellen üblicher Art<br />

häufig einen falschen Eindruck<br />

vermitteln, da sie fast immer gewichtsbezogen<br />

(mg/100 g) geordnet<br />

sind, obwohl der Inhalt pro<br />

Eßportion für den Verbraucher viel<br />

wichtiger ist. So enthält (schwach<br />

entöltes) Kakaopulver mit 414<br />

mg/100 g als Nahrungsmittel den<br />

höchsten Gehalt an Magnesium,<br />

ein Magnesiumdefizit ist jedoch<br />

mit unpoliertem Reis (Naturreis)<br />

viel leichter zu beheben. Dieser<br />

enthält zwar nur 157 mg/100 g,<br />

wird aber in erheblich größeren<br />

Mengen aufgenommen (Tab. 14).<br />

Vitamine<br />

Vitamine können vom Organismus<br />

nicht selbst hergestellt werden. Sie<br />

67<br />

58<br />

31<br />

28<br />

27<br />

20<br />

19<br />

15<br />

12<br />

sind notwendige Enzymbestandteile<br />

und beeinflussen als Katalysatoren<br />

den Energiestoffwechsel<br />

(Kohlenhydrate und Fette), Baustoffwechsel<br />

(Eiweiß) und Mineralstoffwechsel<br />

in direkter und indirekter<br />

Weise.<br />

Zusätzliche Vitamingaben können<br />

bei ausgeglichenem Vitaminhaushalt<br />

die Leistung nicht steigern.<br />

Eine Überdosierung speziell der<br />

Vitamine A und D ist sogar schädlich;<br />

ein Überschuß von Vitamin C<br />

oder des Vitaminkomplexes B wird<br />

dagegen schadlos über Nieren und<br />

ableitende Harnwege ausgeschieden.<br />

Andererseits verlieren speziell<br />

<strong>Tennis</strong>spieler durch umfangreiches<br />

Training und viele Wettkämpfe<br />

beträchtliche Mengen an Vitamin<br />

C und B. Da überdies die moderne<br />

Zivilisationskost einen erheblichen<br />

Anteil an Nahrungsmitteln enthält,<br />

die nur »leere« Kalorien (Nah-<br />

245


Sportmedizinische Aspekte<br />

rungsmoleküle ohne lebenswichtige<br />

Begleitstoffe wie Vitamine,<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente)<br />

liefern, sind jene <strong>Tennis</strong>spieler<br />

hinsichtlich eines Vitaminmangels<br />

besonders gefährdet, die<br />

sich vorrangig in Schnellgaststätten<br />

und mit minderwertigen Fertigprodukten<br />

ernähren. Auch kann<br />

der Vitaminbedarf bei entsprechendem<br />

Belastungsumfang um<br />

das Zwei- bis Vierfache steigen.<br />

Da die Vitamine des B-Komplexes<br />

im Eiweiß- und Kohlenhydrat-<br />

Stoffwechsel eine wichtige Funktion<br />

haben und das Vitamin C vor<br />

Infektion der oberen Rachenwege<br />

schützen kann, sind die (wasserlöslichen)<br />

Vitamine B v B 2 , B 6 , Niacin<br />

und C sowie das (fettlösliche)<br />

Vitamin E für <strong>Tennis</strong>spieler am<br />

wichtigsten. Neben entsprechenden<br />

Vitamintabletten kann einer<br />

Vitaminunterversorgung durch<br />

Aufnahme folgender Nahrungsmittel<br />

entgegengewirkt werden:<br />

Vitamin B 1 (Thiamin)<br />

Weizenkeime, Vollkornprodukte,<br />

Haferflocken, Hülsenfrüchte,<br />

Schweinefleisch.<br />

Vitamin B 2 (Riboflavin)<br />

Milch, Fleisch, Getreide, Hefe,<br />

Weizenkeime.<br />

Vitamin B 6 (Pyridoxin)<br />

Geflügel, Rind- und Schweinefleisch,<br />

Weizenkeime, Sojabohnen,<br />

Kartoffeln.<br />

Vitamin Niacin<br />

Schweinefleisch, Hefe, Kartoffeln.<br />

Vitamin C (Ascorbinsäure)<br />

frisches Obst und Gemüse,<br />

Paprika, Kartoffeln.<br />

Vitamin E (Tocopherol)<br />

Weizenkeim- u. Sonnenblumenöl,<br />

Grünkohl, Erbsen.<br />

Da gekochte oder erneut aufgewärmte<br />

Nahrung einen Großteil<br />

des Vitamingehaltes verliert, ist ein<br />

gewisser Anteil Frischkost (Naturkost)<br />

für eine gesunde Ernährung<br />

unentbehrlich.<br />

Ernährung vor dem<br />

<strong>Tennis</strong>turnier<br />

In diesem Zeitabschnitt, der üblicherweise<br />

einige wenige Tage<br />

oder eine Woche dauert, werden<br />

vor allem die Kohlenhydratvorräte<br />

aufgefüllt und vergrößert, damit<br />

für die Wettkampfphase bzw. das<br />

Turnier(-Wochenende) genügend<br />

Kohlenhydratreserven zur Verfügung<br />

stehen. Hierzu ist eine<br />

betont kohlenhydratreiche Ernährung<br />

(z.B. Getreideprodukte, Reis,<br />

Teigwaren, Kartoffeln, Hülsenfrüchte<br />

und getrocknetes Obst)<br />

anzustreben, so daß ca. 60% der<br />

zugeführten Kalorien über Kohlenhydrate<br />

aufgenommen werden.<br />

Da der Aufbau des Muskelglykogens<br />

Kalium und Wasser benötigt<br />

und das Vitamin B 1 eine wichtige<br />

Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel<br />

spielt, müssen auch kaliumreiche<br />

Nahrungsmittel (mit Flüssigkeit)<br />

und Vitamin-B^Träger berücksichtigt<br />

werden.<br />

Vor erschöpfenden Ausdauerbeanspruchungen<br />

(z.B. <strong>Tennis</strong>turnier<br />

mit täglich mehrstündigem Einsatz)<br />

werden zur Anreicherung des<br />

Glykogengehalts in der Arbeitsmuskulatur<br />

folgende Maßnahmen<br />

empfohlen:<br />

• Intensives bzw. hochintensives<br />

Training mit entsprechendem<br />

Glykogenabbau bis spätestens<br />

2 bis 3 Tage vor dem Leistungshöhepunkt<br />

• Reduktion von Reizdauer und<br />

-dichte im Training in den letzten<br />

2 bis 3 Tagen vor dem Leistungshöhepunkt<br />

• Erhöhung der Kohlenhydratkomponente<br />

auf 60 bis 70% in<br />

der Nahrung 2 bis 3 Tage vor<br />

dem Leistungshöhepunkt. Ein<br />

70 kg schwerer Leistungstennisspieler<br />

nimmt in dieser Phase<br />

ca. 600 bis 700 g Kohlenhydrate<br />

pro Tag auf<br />

• Einnahme von kohlenhydratreicher<br />

Kost in den regenerativen<br />

Ruhepausen im direkten<br />

Anschluß an das Training<br />

Hierzu besonders geeignet sind<br />

Reisspeisen (z. B. Reispfanne,<br />

Gemüse-Reis-Gerichte, Milchreis),<br />

Kartoffelspeisen (z. B. Kartoffelpüree<br />

aus frischen Kartoffeln,<br />

Kartoffelknödel oder Folien- bzw.<br />

Pellkartoffeln mit Quark),<br />

Nudelspeisen bzw. Teigwarengerichte<br />

(z.B. Spaghetti, Spätzle,<br />

Cannelloni, Lasagne und Pizza),<br />

Hülsenfrüchte (z. B. Linsen-Kartoffel-Eintopf,<br />

Linsen mit Spätzle<br />

usw.) sowie Getreideprodukte<br />

(z.B. Haferflocken, Corn-Flakes,<br />

Müsli mit Frischobst und/oder<br />

Milch, Joghurt oder Fruchtsaft<br />

usw.) und verschiedene Süßspeisen<br />

(z. B. Griespudding mit Früchten,<br />

Waffeln, Pfannkuchen mit<br />

Früchten bzw. Früchtequark).<br />

Ernährung unmittelbar<br />

vor dem Wettkampf<br />

Da die Glykogenbevorratung (Superkompensation)<br />

abgeschlossen<br />

ist, genügt die Einnahme einer<br />

leicht verdaulichen kohlenhydratbetonten<br />

Hauptmahlzeit (mit Eiweiß<br />

als Beilage) von ca. 1200 bis<br />

1500 kcal, etwa 2 bis 3 Stunden<br />

vor Spielbeginn. Besondere Beachtung<br />

sollte der Zufuhr von Mineralstoffen,<br />

Spurenelementen, Vitaminen<br />

und nicht zuletzt Flüssigkeit<br />

geschenkt werden. Durch<br />

Gewöhnung müssen Leistungstennisspieler<br />

auch in der Lage sein,<br />

noch 60 bis 90 Minuten vor Wettkampf-<br />

oder Trainingsbeginn eine<br />

kleine kohlenhydratbetonte<br />

(Haupt-)Mahlzeit zu vertragen.<br />

Vor allem am Wettkampftag sollte<br />

stets die Bekömmlichkeit der<br />

Speise mitberücksichtigt werden!<br />

Beispiele hierfür sind:<br />

246


Ernährung des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

• Gedünsteter Fisch (Rotbarsch-,<br />

Schollen- oder Seezungenfilet<br />

usw.) mit Pellkartoffeln (oder:<br />

frischem Kartoffelpüree bzw.<br />

Parboiled-Reis) mit frischem<br />

Gemüse oder Salat; Fruchtgrütze<br />

mit Vanillesoße als<br />

Nachspeise<br />

• Rheinischer Sauerbraten (oder:<br />

Rindergulasch usw.) mit reichlich<br />

Spätzle (oder: Kartoffelklöße<br />

bzw. Semmelknödel usw.)<br />

und frischem Möhren- oder<br />

Bohnengemüse; frischer Obstsalat<br />

(oder: Quark mit frischen<br />

Früchten bzw. Vanillepudding<br />

mit Tiefkühlfrüchten usw.) als<br />

Nachspeise<br />

• Große Portion (Vollkorn-)Spaghetti<br />

mit Tomaten-Kräuter-<br />

Soße oder Makkaroni mit<br />

Schinken und Käse überbacken<br />

(oder: Spinat-Käse-Soße) und<br />

frischem Salat (mit frischer<br />

Kräuter- oder Joghurtsoße); als<br />

Dessert: Obstsalat mit Weizenkeimen<br />

oder Waffeln mit Sauerkirschen<br />

Bei unvorhersehbarer Verzögerung<br />

des Wettkampfbeginns oder<br />

unmittelbar vorhergegangenen,<br />

intensiven Beanspruchungen im<br />

Training bzw. Wettkampf ist die<br />

zusätzliche Einnahme einer kohlenhydratreichen<br />

Zwischenmahlzeit<br />

empfehlenswert. Je nach individuellem<br />

Geschmack, aktuellen<br />

Gegebenheiten und Bedürfnissen<br />

bieten sich beispielsweise Milchreis<br />

mit Früchten, Milchreis mit Zimt,<br />

Joghurt mit Haferflocken und<br />

Früchten, Schnellmüsli, hochwertiges<br />

Müsli oder Trockenobst (z. B.<br />

getrocknete Bananen oder Aprikosen)<br />

an. Fertigprodukte wie (Vollkorn-)Kekse,<br />

Müsliriegel oder<br />

Marmorkuchen sind zwar auch<br />

geeignet, wegen ihrer geringeren<br />

Vollwertigkeit stellen sie jedoch<br />

nur zweite Wahl dar.<br />

Unmittelbar vor oder während des<br />

Aufwärmtrainings sowie kurz vor<br />

dem Wettkampf (5 bis 10 Minuten<br />

vorher) sollte reiner Obstsaft<br />

oder eine Mixtur aus Kohlenhydraten<br />

(z.B. Orangensaft oder<br />

Banane) und einem Mineralgetränk<br />

eingenommen werden.<br />

Ernährung während<br />

des Wettkampfes<br />

Eine spezielle Wettkampfverpflegung<br />

(im Sinne einer speziellen<br />

Kohlenhydratzufuhr) ist für einen<br />

einzelnen <strong>Tennis</strong>wettkampf unter<br />

2 Stunden Zeitdauer normalerweise<br />

nicht notwendig. Nach vorausgehendem<br />

intensivem Training<br />

bei länger dauernden Einzelwettkämpfen<br />

sowie bei mehreren Spielen<br />

pro Tag empfehlen wir jedoch<br />

die Zufuhr von Kohlenhydraten<br />

auch während des Wettkampfes.<br />

Dies gilt vor allem für plötzlich<br />

auftretenden »Hungerast«.<br />

Hohe Schweißverluste unter entsprechenden<br />

klimatischen Bedingungen<br />

(hohe Luftfeuchtigkeit,<br />

starke Sonneneinstrahlung, hohe<br />

Hitze-Reflektion von der Platzoberfläche)<br />

bedingen eine reichliche<br />

Zufuhr von Wasser und Elektrolyten<br />

(insbesondere Magnesium<br />

und Natrium). Speziell jene <strong>Tennis</strong>spieler,<br />

die zu Muskelkrämpfen<br />

neigen, bedürfen weiterer flankierender<br />

Maßnahmen (magnesiumreiche<br />

Kost oder spezielle Mineralien-Präparate<br />

wie Multibionta-<br />

Mineral® oder Biomagnesin® usw.)<br />

in der Basisernährung oder wenigstens<br />

in der Vor-Wettkampfphase.<br />

Beispiele für die Turnierpraxis<br />

Für den Seitenwechsel eignen sich<br />

jeweils kleine Portionen für eine<br />

regelmäßige Zufuhr:<br />

• Mischung aus Obstsaft (Obstsäfte<br />

enthalten ca. 9 bis 12%<br />

Kohlenhydrate sowie Vitamin C<br />

und Kalium) und Mineralwasser<br />

im Verhältnis 1:1. Empfehlenswert<br />

sind Mineralwasser (s. Tab.<br />

15, S. 248), die reich an Magnesium<br />

(über 100 mg/l) und nicht<br />

247


Sportmedizinische Aspekte<br />

Aachener Staatl. Apolli- Gerol­ Perrier<br />

[mg/l] Kaiserb. Fachinger naris steiner<br />

Natrium 1315 603 430 125 9<br />

Magnesium 8 53 100 105 4<br />

Kalium - 28 30 11 1<br />

Calcium 57 122 90 337 148<br />

Tab. 15 Elektrolytgehalt verschiedener Mineralwasser<br />

Natrium<br />

Magnesium<br />

Calcium<br />

Kalium<br />

[mg/100 ml]<br />

KH<br />

[g/100ml]<br />

Isostar<br />

Orange<br />

44<br />

8<br />

11<br />

12<br />

Catorade<br />

41<br />

7<br />

12<br />

Aquarius<br />

Sports<br />

23<br />

48<br />

20<br />

59<br />

6,5 6 3,7<br />

Süßstoff<br />

Ractiv<br />

Multi-Vit<br />

6<br />

20<br />

54<br />

215<br />

Beneroc<br />

85<br />

125<br />

50<br />

4,2 -<br />

Kai<br />

[kcal/100 ml] 27 25 19 20 _<br />

Zusatzstoffe Vitamine Vitamine Vitamine Vitamine<br />

Coffein<br />

7 mg/100 ml<br />

Vitamine<br />

• Müsliriegel (z.B. enthalten<br />

100 gMüslix 13 g Fett und<br />

70 g Kohlenhydrate; ein Müsliriegel<br />

420 kcal pro 100 g bzw.<br />

vier Portionen).<br />

• Fettarme Sport-Energie-Riegel<br />

verschiedener Fabrikate (Tab.<br />

17).<br />

• Trockenobst wie Banane (ca.<br />

85 g Kohlenhydrate und 1400<br />

mg Kalium pro 100 g) oder<br />

Aprikose (ca. 65 g Kohlenhydrate,<br />

1100 mg Kalium und<br />

5 mg Eisen pro 100 g) enthalten<br />

höhere Kohlenhydrat-Anteile<br />

als Frischobst.<br />

Ernährung direkt nach<br />

dem Wettkampf<br />

Tab. 16<br />

Elektrolytgetränke im Vergleich<br />

zu arm und nicht zu reich an<br />

Kochsalz bzw. Natrium (ca. 400<br />

bis 800 mg/l im Leistungssport,<br />

ca 100 bis 300 mg/l im Gesundheitssport)<br />

sind; auch eine<br />

getrennte Einnahme beider Getränketypen<br />

ist möglich.<br />

Diverse Elektrolytgetränke (Tab.<br />

16), wie Isostar® (6,5% Kohlenhydrate),<br />

Champ® (7,8%<br />

Kohlenhydrate), R'activ®<br />

(Orange: 2,8% Kohlenhydrate,<br />

Multivitamin: 4,2% Kohlenhydrate),<br />

Basica® (vorrangig für<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente)<br />

oder Beneroc® (besonders<br />

magnesiumreich).<br />

Eigenherstellung einer Getränkemischung,<br />

die aus verschiedenkettigen<br />

Kohlenhydraten<br />

(z.B. Maltodextrin 5 bis 6%)<br />

und Einfachzuckern (z.B. Fructose<br />

2%) besteht und deren<br />

Flüssigkeitsbasis nach individuellem<br />

Geschmack (z.B. Tee,<br />

Mineral- oder Leitungswasser)<br />

ausgewählt wird.<br />

Tritt während des Wettkampfes<br />

ein »Hungerast« auf, werden<br />

höher dosierte Kohlenhydrate in<br />

schnell verfügbarer und zugleich<br />

magenverträglicher Form notwendig.<br />

Bewährt haben sich in der<br />

<strong>Tennis</strong>praxis:<br />

• Vollreife Bananen (ca. 100 g<br />

Bananen beinhalten 22 g Einfach-<br />

und Zweifachzucker,<br />

382 mg Kalium und 36 mg<br />

Magnesium u.a.). Vollreife Bananen<br />

enthalten deutlich mehr<br />

schnell verfügbare Kohlenhydrate<br />

als grüne Bananen (ca.<br />

5% Einfach- und Zweifachzucker<br />

sowie 18% Stärke).<br />

Tab. 17<br />

Kohlenhydrate<br />

Fette<br />

Proteine<br />

[g/100g]<br />

Nährstoffgehalt verschiedener Sport-Energie-Riegel<br />

Müslix<br />

Traube<br />

72<br />

12<br />

4<br />

Corny<br />

Frucht<br />

68<br />

9<br />

5<br />

Die Ernährung direkt nach dem<br />

Wettkampf dient prinzipiell dazu,<br />

den Ernährungszustand vor der<br />

Wettkampfphase schnellstmöglich<br />

zu erreichen oder gar zu verbessern<br />

(Superkompensation), damit<br />

die Voraussetzungen für ein effizientes<br />

Training oder erneute optimale<br />

Wettkampfleistungen<br />

geschaffen werden. Unmittelbar<br />

nach dem Wettkampf ist der<br />

Organismus durch hohe Enzymaktivitäten<br />

(z.B. Glykogen-Synthetase)<br />

besonders aufnahmefähig<br />

für die notwendigen Nährstoffe.<br />

In Abhängigkeit zur vorhergehenden<br />

spezifischen Belastungsform<br />

und deren Umfang betrifft dies in<br />

erster Linie Kohlenhydrate, Mineralstoffe,<br />

Flüssigkeit und Eiweiß<br />

Corny<br />

Schoko<br />

63<br />

18<br />

7<br />

Nesfit<br />

Energy<br />

61<br />

13<br />

11<br />

Knoppers<br />

52<br />

32<br />

8<br />

Milchschnitte<br />

Ballaststoffe [%] 1 4 4 - 3 o. Ang.<br />

Kai [kcal/100 g] 412 376 444 406 552 420<br />

34<br />

27<br />

9


Ernährung des <strong>Tennis</strong>spielers<br />

Magnesium<br />

Kalium<br />

Calcium<br />

Natrium<br />

[mg/100 ml]<br />

Coca Cola<br />

1<br />

4<br />

6<br />

Fanta<br />

(Light)<br />

1<br />

4<br />

6<br />

Apfelsaft Malzbier Bier Red Bull<br />

4<br />

116<br />

7<br />

2<br />

7<br />

34<br />

3<br />

4<br />

7<br />

38<br />

4<br />

5 64<br />

KH[g/100ml] 11 11 (1,4) 12 14 12 11,5<br />

Kai [kcal/100 ml] 44 44(7) 48 56 48 46<br />

Besonderheiten Koffein Vitamin C<br />

(Süßstoff)<br />

Vitamine<br />

0,6 Vol°<br />

Alkohol<br />

5Vol°<br />

Alkohol<br />

Tab. 18 Mineralien- und Zuckergehalt verschiedener Erfrischungs- und<br />

Regenerationsgetränke<br />

(insbesondere im Kindes- und<br />

Jugendalter). Hierzu sollten nicht<br />

hemmungslos »leere« Kalorienträger<br />

(z. B. Pommes frites oder Eis)<br />

gegessen oder erhebliche Mengen<br />

Getränke zweiter Wahl (z. B. verschiedene<br />

Limonaden bzw. Softdrinks,<br />

Tab. 18) getrunken werden,<br />

da wegen des auftretenden<br />

Koffein<br />

Völlegefühls die Möglichkeit für<br />

eine sinnvollere, leistungssteigernde<br />

Superkompensation verspielt<br />

wird.<br />

Als Beispiele für die <strong>Tennis</strong>praxis<br />

empfehlen wir:<br />

• Umfangreiche kohlenhydratbetonte<br />

Hauptmahlzeit (Kartoffelgerichte,<br />

Reisspeisen, Nudelgerichte)<br />

zwecks rascher und ausgedehnter<br />

Wiederauffüllung<br />

der Glykogenspeicher in der<br />

Arbeitsmuskulatur<br />

Ausreichende Proteinzufuhr<br />

und entsprechend reduzierte<br />

Fettaufnahme (Magermilchprodukte,<br />

fettarmes Fleisch)<br />

vor allem im Kindes- und<br />

Jugendalter<br />

Bei Appetitlosigkeit insbesondere<br />

nach anstrengenden Wettkämpfen<br />

oder intensiven Trainingseinheiten<br />

sollten die Spieler<br />

zuerst mit Ausgleich des<br />

Flüssigkeitsbedarfs beginnen,<br />

selbstverständlich unter Berücksichtigung<br />

individueller Wünsche<br />

(z. B. gespritzter Apfelsaft,<br />

Mineralwasser, in Einzelfällen<br />

gegebenenfalls auch Coca-Cola<br />

oder Malzbier)<br />

249


Zur pädagogischen<br />

Verantwortung<br />

des Trainers<br />

Die bisher behandelten Gesichtspunkte<br />

von Training und Wertkampf<br />

wurden in erster Linie unter<br />

dem funktionalen Gesichtspunkt<br />

der Leistungsverbesserung und<br />

des langfristigen Leistungsaufbaus<br />

dargestellt.<br />

Vor allem im Kinder- und Jugendtraining<br />

hat der Trainer bzw. die<br />

Trainerin jedoch nicht nur die Aufgabe,<br />

<strong>Tennis</strong> zu vermitteln, sondern<br />

auch erzieherisch zu wirken.<br />

Auf das <strong>Tennis</strong>spiel bezogen muß<br />

er motivieren können und dazu<br />

beitragen, daß Siege und Niederlagen<br />

angemessen verarbeitet<br />

werden sowie Selbstbeherrschung,<br />

Verantwortung für die Gesundheit,<br />

Fairneß und kameradschaftliches<br />

Verhalten hoch bewertet<br />

werden. Über das <strong>Tennis</strong>spiel<br />

hinaus erstreckt sich die pädagogische<br />

Verantwortung auf die<br />

Gesamtentwicklung des jungen<br />

Menschen. Dabei sind all jene Erwartungen<br />

und Anforderungen zu<br />

berücksichtigen, mit denen sich<br />

junge <strong>Tennis</strong>spieler in Training und<br />

Wettkampf sowie außerhalb des<br />

Sports auseinandersetzen müssen.<br />

Solche Erwartungen und Anforderungen<br />

kommen vor allem von<br />

Eltern, anderen Trainern, Vereinsund<br />

Verbandsfunktionären, gegebenenfalls<br />

von Sponsoren und<br />

Medienvertretern und schließlich<br />

von der Schule. Sie treffen auf<br />

Kinder und Jugendliche, die ganz<br />

allgemeine Bedürfnisse haben:<br />

z.B. das Bedürfnis<br />

• nach vielfältigen Erfahrungen<br />

und Erlebnissen,<br />

• nach Lob und Anerkennung,<br />

• nach emotionaler Wärme,<br />

• nach eigener Verantwortung<br />

(mit zunehmendem Alter).<br />

Neben den Beziehungen zwischen<br />

Trainer und Schüler ist auch zu<br />

berücksichtigen, daß sich - vor<br />

allem im Verlauf des Gruppentrainings<br />

- relativ stabile Beziehungen<br />

zwischen den Schülern herausbilden.<br />

Die Schüler lernen sich nicht<br />

nur kennen, sondern entwickeln<br />

auch emotionale Beziehungen<br />

untereinander. Solche Beziehungen<br />

machen die Struktur der Trainingsgruppe<br />

aus.<br />

Der mündige<br />

Athlet<br />

Kinder im Leistungssport sollen<br />

in ihrer Entwicklung über das<br />

Jugend- zum Erwachsenenalter<br />

zunehmend zu mehr Selbständigkeit<br />

geführt werden. Der »mündige<br />

Athlet« soll schließlich seine<br />

sportlichen Ziele selbst bestimmen,<br />

an der Planung seines Trainings<br />

und seines Turniers mitarbeiten.<br />

Nutzung der Chancen,<br />

Vermeidung der<br />

Risiken von<br />

Leistungssport<br />

Nach einer entsprechenden<br />

Erklärung des DSB zum Leistungssport<br />

von Kindern eröffnet der<br />

Sport den Kindern eine Reihe von<br />

Chancen:<br />

• Förderung der körperlichen,<br />

geistigen und seelischen Entwicklung<br />

• Erfahrung eigener Leistungsgrenzen<br />

• Schaffung von Selbstvertrauen<br />

• Erfahrung von Gemeinschaftserlebnissen<br />

• Sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

Der Trainer hat darauf zu achten,<br />

daß diese Chancen tatsächlich<br />

wahrgenommen werden, indem er<br />

auf die Einhaltung folgender Maßnahmen<br />

achtet:<br />

• Berücksichtigung der Belastbarkeit<br />

des Kindes und Jugendlichen<br />

auf der entsprechenden<br />

Alters- bzw. Reifestufe<br />

(s.S. 156)<br />

• Gewährleistung einer vielseitigen<br />

koordinativen und konditioneilen<br />

Ausbildung anstelle<br />

frühzeitiger Spezialisierung<br />

(s. S. 106)<br />

250


I<br />

Zur pädagogischen Verantwortung des Trainers<br />

Belassung ausreichender Zeit<br />

für Familie, Freizeit und soziale<br />

Kontakte<br />

Raum für zusätzliche Mannschaftswettbewerbe<br />

zur Förderung<br />

sozialen Handelns und<br />

koordinativer Fähigkeiten<br />

Vermeidung von allzu frühem<br />

Erfolgsdruck<br />

Sicherung eventuell notwendiger<br />

Schul- und Berufsausbildungsförderung,<br />

auch nach<br />

Ende des Leistungssports<br />

Einbeziehung sich längerfristig<br />

entwickelnder Fähigkeiten (Prognose)<br />

bei der Eingliederung in<br />

Bezirks- und Verbandskader<br />

Organisierung regelmäßiger<br />

sportärztlicher Kontrolle<br />

Enger Kontakt zu den Eltern,<br />

regelmäßig wiederholte<br />

Abschätzung von Chancen und<br />

Risiken für das einzelne Kind,<br />

ggf. Bremsung übersteigerter<br />

Leistungs- und Erfolgserwartungen<br />

der Eltern.<br />

Berufliche Zukunft<br />

Der trainierende Jugendliche soll<br />

den Leistungssport zwar als einen<br />

wichtigen, aber nicht den wichtigsten<br />

Teil seines Lebens begreifen<br />

lernen. Er muß erfahren, daß der<br />

leistungssportgeprägte Lebensabschnitt<br />

irgendwann, allein altersbedingt,<br />

zu Ende gehen wird.<br />

Diesbezügliche Aufgabe des Trainers<br />

ist, seinen jugendlichen Spielern<br />

zu helfen, sich auf das berufliche<br />

und private Leben nach dem<br />

Sport einzustellen und entsprechend<br />

vorzubereiten.<br />

Das bedeutet konkret, daß der<br />

Trainer darauf zu achten hat, daß<br />

Schule und Ausbildung unter der<br />

Trainings- und Wettkampfbelastung<br />

nicht leiden. Kind oder Jugendlicher<br />

können nicht erwarten,<br />

in ihrer Ausbildung bevorzugt zu<br />

werden; sie dürfen aber durch ihr<br />

Engagement im Leistungssport<br />

nicht benachteiligt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Pädagogische Verantwortung für<br />

die Gesamtentwicklung (und nicht<br />

nur für die sportliche Entwicklung)<br />

von jungen Spielerinnen und Spielern<br />

zu übernehmen, heißt also für<br />

Trainer und Trainerin, Training und<br />

Wettkampf so in die gesamte<br />

Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen<br />

einzubetten, daß diese im<br />

Anschluß an ihre sportliche Laufbahn<br />

sagen können: »Der Sport<br />

hat mein Leben bereichert« (vgl.<br />

auch KURZ, 1988).<br />

251


Für Ausbilder, Trainer, Sportlehrer<br />

und Übungsleiter, aber auch für ambitionierte<br />

Spieler selbst ist der »<strong>Tennis</strong>-<strong>Lehrplan</strong>« das unverzichtbare<br />

Lehrbuch. Er ist die Grundlage der gesamten <strong>Tennis</strong>-<br />

Ausbildung in Deutschland und berücksichtigt die neuesten<br />

Erkenntnisse zu Technik, Taktik, Training und Theorie.<br />

Die Ausgabe besteht aus zwei großformatigen Bänden:<br />

<strong>Band</strong> 1 »Technik & Taktik« und <strong>Band</strong> 2 »Unterricht & Training«.<br />

Das kompetente Autorenteam ist nicht nur im Ausschuss für<br />

Ausbildung und Training sowie im Ausschuss für Sportwissenschaft<br />

des Deutschen <strong>Tennis</strong> Bundes tätig, sondern auch<br />

in der <strong>Tennis</strong>lehrer- und Trainer-A-Ausbilduhg aktiv<br />

optimale Voraussetzungen also, um Praxis und<br />

Theorie ideal zu verbinden.<br />

Der Deutsche <strong>Tennis</strong> Bund im Internet:<br />

http^www.dtb-tennis.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!