Wasser für Landwirtschaft und Gartenbau - Thüringer Landesanstalt ...
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<strong>Thüringer</strong> <strong>Landesanstalt</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />
<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gartenbau</strong><br />
in Mitteldeutsc<br />
deutschland<br />
Dr. Martin Albrecht<br />
März 2003<br />
Das <strong>Thüringer</strong> Ministerium<br />
<strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>,<br />
Naturschutz <strong>und</strong> Umwelt
<strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gartenbau</strong> in Mitteldeutschland<br />
Dr. Martin Albrecht, <strong>Thüringer</strong> <strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> Jena<br />
<strong>Wasser</strong> ist <strong>und</strong> bleibt köstliches Gut, sowohl <strong>für</strong> die Bevölkerung als auch <strong>für</strong> die Produktion<br />
von Nahrungsmitteln. Das gilt im Weltmaßstab genau so wie <strong>für</strong> europäische Verhältnisse.<br />
Auch wenn unter unseren Lebens- <strong>und</strong> Produktionsbedingungen die <strong>Wasser</strong>situation nicht<br />
so angespannt ist, wie in anderen Teilen der Welt, liegt doch auch unter den<br />
Standortbedingungen Mitteldeutschlands die Hauptaufgabe neben einem ökologischökonomischen<br />
Verbrauch an <strong>Wasser</strong> besonders in einer nachhaltigen<br />
<strong>Wasser</strong>bewirtschaftung <strong>und</strong> damit in einer verantwortungsbewussten Anwendung <strong>und</strong><br />
Einhaltung da<strong>für</strong> relevanter Richtlinien <strong>und</strong> Verordnungen.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt wurde von den <strong>Landesanstalt</strong>en <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Gartenbau</strong> sowie von den Beregnungsverbänden aus Thüringen, Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-<br />
Anhalt am 13. März 2003 in Jena eine Vortragstagung durchgeführt. Sie befasste sich mit<br />
den Themenkomplexen:<br />
<strong>Wasser</strong>verbrauch, <strong>Wasser</strong>schutz <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>qualität sowie Zusatzbewässerung - insbesondere<br />
<strong>für</strong> Gemüse <strong>und</strong> Sonderkulturen.<br />
Der Präsident der TLL-Jena, Herr Prof. Dr. G. BREITSCHUH, wies eröffnend auf die<br />
weltweite Bedeutung des <strong>Wasser</strong>s hin, im von der UNO nominierten Jahr des Süßwassers<br />
2003. Im Weltwasserentwicklungsbericht heißt es, dass im ungünstigen Fall Mitte dieses<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts 75 % der Weltbevölkerung nicht ausreichend mit Trinkwasser versorgt sein<br />
werden. Gegenwärtig laufen in großen Gebieten der Welt 90 % des Abwassers ungereinigt<br />
in die Vorfluter, <strong>und</strong> 50 % des Trinkwassers gehen als Leckverluste verloren. Etwa 20<br />
Milliarden EURO pro Jahr - doppelt so viel wie bisher - werden benötigt, um die Missstände<br />
etwas abschwächen zu können.<br />
Um mit dem <strong>Wasser</strong> in <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gartenbau</strong> effizient umzugehen, wies Herr<br />
Prof. Dr. em. D. ROTH anhand 20jähriger Lysimeterergebnisse auf wassersparende<br />
Maßnahmen sowie auf den <strong>Wasser</strong>verbrauch hin, der als durchschnittliche Orientierungsgröße<br />
mit 4 mm/d in der Hauptwachstumsperiode beziffert werden kann. Dass dabei<br />
große Schwankungen auftreten, unterstrich Herr Prof. Dr. P. PASCHOLD aus Geisenheim,<br />
der anhand von 37jährigen Klimamessreihen <strong>für</strong> sechs Standorte Deutschlands den<br />
fruchtartenspezifischen <strong>Wasser</strong>bedarf insbesondere von Gemüse aufzeigte, der sich aus<br />
dem Ausgleich der Verdunstungsmenge durch Niederschlag <strong>und</strong> Zusatzwasser ergibt.<br />
Dem <strong>Wasser</strong>schutz muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die erforderlichen<br />
Maßnahmen <strong>für</strong> die Umsetzung der europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie wurden<br />
von Herrn G. HENNIES (Geschäftsführer des <strong>Wasser</strong>verbandstages Hannover) aufgezeigt.<br />
Er verwies u. a. mit Nachdruck auf die Notwendigkeit des Nachweises <strong>für</strong> eine<br />
ordnungsgemäße Bewirtschaftung des <strong>Wasser</strong>s, besonders auch aus landwirtschaftlicher<br />
Sicht.<br />
In diesem Zusammenhang konnte Herr PÜTZ von der Talsperrenverwaltung des Freistaates<br />
Sachsens bestätigen, dass in keiner der zwölf Trinkwassertalsperren Probleme durch<br />
Eintrag nitratreichen <strong>Wasser</strong>s bestehen.<br />
Frau Dr. I. PFLEGER (TLL Jena) berichtete über standortdifferenzierte <strong>und</strong> bewirtschaftungsbeeinflusste<br />
Stoffeinträge über das Bodenwasser. Auf den auswaschungsgefährdeten<br />
Standorten konnte dabei ein deutlicher Rückgang des Nitrataustrages über das Sickerwas-<br />
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ser nachgewiesen werden. Des Weiteren ging sie auf Qualitätsanforderungen an das<br />
Zusatzwasser, insbesondere auf Verbesserungsmöglichkeiten von belasteten Fließgewässern<br />
ein, über die u. a. auch Herr W. NEUDORFER aus Österreich (Deutsch-Wagram)<br />
berichtete.<br />
In den Ausführungen zur Zusatzbewässerung zeigte Herr Dr. M. ALBRECHT (TLL Jena)<br />
auf, dass bei mittleren Flächengrößen (50 ha) neue kombinierte Linear-<br />
Kreisberegnungsmaschinen, durch Quertransport flexibel einsetzbar, mit wenig erhöhten<br />
Investitionen (5 %), den Arbeitsaufwand gegenüber modernen Rohrtrommelberegnungsmaschinen<br />
(RTBM) um 75 % senken können.<br />
Beispiele aus Praxisbetrieben (Großgermersleben - Kartoffelbewässerung mit Tropfbewässerung;<br />
Prosigk - Tropfbewässerung bei Hopfen; Nottleben – Kartoffelbewässerung durch<br />
RTBM mit 700 m langem PE-Rohr; Mönchpfiffel - Tropfbewässerung bei Mostobst), ließen<br />
erkennen, dass bei spezialisiertem Anbau von Fruchtarten, auch außerhalb der gartenbaulichen<br />
Produktion (z. B. Kartoffeln <strong>und</strong> Hopfen) <strong>für</strong> hohe, stabile Erträge mit hohen<br />
Qualitätsanforderungen, die Zusatzbewässerung u. a. mit Fertigation häufig unentbehrlich<br />
ist. Auch Herr K.-W. HECHT (Vorsitzender der Agrargenossenschaft Herbsleben <strong>und</strong><br />
Mitglied im Mitteldeutschen Zwiebelkontor) unterstrich die ertragsstabilisierende Bedeutung<br />
der Zusatzbewässerung bei Zwiebeln mit durchschnittlich 100 dt/ha Mehrertrag, in<br />
trockenen Jahren mit 200 dt/ha bei geringem Zusatzwasseraufwand von maximal 50 mm.<br />
Als Beitrag zur Reduzierung des <strong>Wasser</strong>aufwandes bei der Zusatzbewässerung konnten<br />
von Herrn A. GRAF (Baasdorf) erste positive Ergebnisse zur teilschlagspezifischen<br />
Bewässerung auf stark strukturierten Schlägen mitgeteilt werden. Von Herrn Dr. M.<br />
SCHRÖDTER (<strong>Landesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gartenbau</strong> Sachsen-Anhalt) wurde<br />
angeregt, die Anwender zur bedarfsgerechten <strong>Wasser</strong>bemessung über das auf der Klimatischen<br />
<strong>Wasser</strong>bilanz aufbauende <strong>und</strong> über modellierte Bodenfeuchte gestützte PC-<br />
Programm zur Beregnungssteuerung (BEREST) zu beraten.<br />
Herr Dr. E. CZEKALLA (LVG Erfurt) verwies auf die lange Tradition des <strong>Thüringer</strong> Gemüsebaus<br />
<strong>und</strong> die Notwendigkeit, auch kleinräumige Gemüsestandorte aufgr<strong>und</strong> von<br />
Standortvorteilen <strong>und</strong> Arbeitsplätzen aufrecht zu erhalten. Diese Hinweise sind auch auf<br />
die anderen B<strong>und</strong>esländer Mitteldeutschlands übertragbar.<br />
Auf der Tagung wurde hervorgehoben, dass die verantwortliche <strong>und</strong> effiziente <strong>Wasser</strong>nutzung<br />
in <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gartenbau</strong> oberstes Gebot ist <strong>und</strong> dazu Beratungswissen<br />
benötigt wird. Da aber die Kapazitäten in den <strong>Landesanstalt</strong>en <strong>für</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Gartenbau</strong> hier<strong>für</strong> sehr begrenzt sind, kommt der Bündelung dieser Kapazitäten im<br />
Bereich der Länder Thüringens, Sachsens <strong>und</strong> Sachsen-Anhalts große Bedeutung zu.<br />
Begrüßt wurde auch das Vorhaben, bei den Verbänden einen koordinierenden Mitteldeutschen<br />
Dachverband zu bilden. Mit diesem Vorgehen wird es gelingen, auch Kapazitäten<br />
der Produktion zu mobilisieren, um auch weiterhin das notwendige Untersuchungs- <strong>und</strong><br />
Beratungspotenzial <strong>für</strong> eine in den jeweiligen Produktionsprozess integrierte Bewässerung<br />
<strong>und</strong> die nachhaltige <strong>Wasser</strong>bereitstellung <strong>und</strong> -nutzung bereitstellen zu können.<br />
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