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1 Posterausstellung des AK 2.9.6 der FGSV, Lfd. Nr. 19, Gruppe E ...

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<strong>Posterausstellung</strong> <strong>des</strong> <strong>AK</strong> <strong>2.9.6</strong> <strong>der</strong> <strong>FGSV</strong>, <strong>Lfd</strong>. <strong>Nr</strong>. <strong>19</strong>, <strong>Gruppe</strong> E „Artenschutz“<br />

CEF-Maßnahmen zur Stabilisierung einer Kammmolch-Population an <strong>der</strong><br />

B 64/83n im FFH-Gebiet Grundlose-Taubenborn<br />

Überblick:<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Planung zum Neubau einer Bun<strong>des</strong>straße wird ein FFH-Gebiet im<br />

Retensionsbereich <strong>der</strong> Weser tangiert. Hierbei sind erhebliche Beeinträchtigungen<br />

auf den streng geschützten Kammmolch nicht auszuschließen. Der Lan<strong>des</strong>betrieb<br />

Straßenbau NRW, Regionalnie<strong>der</strong>lassung Sauerland-Hochstift, Außenstelle<br />

Pa<strong>der</strong>born, hat in Zusammenarbeit mit den Gutachterbüros BIOPLAN, Höxter, und<br />

Büro Kuhlmann & Stucht, Bochum, umfangreiche Kartierungen, Planungen und<br />

Umsetzung von CEF-Maßnahmen sowie Monitoringuntersuchungen nach<br />

Fertigstellung <strong>der</strong> Maßnahmen durchgeführt.<br />

Ausgangssituation:<br />

Der Kammmolch ist eine Art <strong>des</strong> Anhangs II und IV <strong>der</strong> FFH-Richtlinie und gehört<br />

somit zu den streng geschützten Tierarten. In NRW wird er in <strong>der</strong> Roten Liste als<br />

„gefährdet“ geführt. Sein Erhaltungszustand ist in <strong>der</strong> kontinentalen Region als<br />

„ungünstig“ eingestuft. Es handelt sich um eine Offenlandart, die vegetationsreiche,<br />

überwiegend besonnte und in <strong>der</strong> Regel fischreiche Gewässer besiedelt.<br />

Bestandsuntersuchungen:<br />

Um belastbare Aussagen über den Erhaltungszustand <strong>der</strong> lokalen Population zu<br />

erhalten und die Erheblichkeit <strong>des</strong> Eingriffs durch den Straßenbau abzuschätzen,<br />

wurden im Herbst 2002 und Frühjahr 2003 umfangreiche Bestandserfassungen zu<br />

den Amphibienvorkommen im Gebiet durchgeführt.<br />

Als Ergebnis wurden rd. 50.000 Individuen fünf verschiedener Amphibienarten<br />

registriert. Im Vergleich zu früheren Jahren wurden mit ca. 500 Tieren weniger<br />

Kammmolche als angenommen festgestellt, d.h. es war ein erheblicher Rückgang zu<br />

verzeichnen gewesen.<br />

Die Altersstruktur <strong>der</strong> Population stellte sich als sehr unausgewogen dar, da<br />

überwiegend Alttiere angetroffen wurden. Der Reproduktionserfolg war sehr stark<br />

von <strong>der</strong> Witterung, d.h. den Nie<strong>der</strong>schlägen abhängig, da nur in feuchten Jahren in<br />

den dann überschwemmten Wiesen eine Fortpflanzung erfolgreich war.<br />

Das dauerhaft wasserführende Laichgewässer, die „kleine Grundlose“, war stark<br />

verlandet. Die großen Abgrabungsgewässer wiesen keine geeigneten<br />

Habitatstrukturen wie Flachwasserzonen auf. Die Erholungsnutzung im Gebiet wirkte<br />

sich z.B. durch unnötigen Fahrzeugverkehr auf Wegen und Raubfischbesatz in<br />

Gewässern negativ aus.<br />

1


Maßnahmenkonzept:<br />

Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde 2004 ein umfangreiches Maßnahmenkonzept<br />

erarbeitet, das insgesamt folgende Maßnahmen umfasste:<br />

• Anlage von weitgehend fischfreien, gut besonnten Kleingewässern<br />

• Naturnahe Gestaltung und Abflachung <strong>der</strong> Uferbereiche an den großen<br />

Abgrabungsgewässern,<br />

• Schaffung von Ersatz-Winterquartieren in Nachbarschaft zu den<br />

Laichgewässern<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Maßnahmen:<br />

Für die Realisierung <strong>der</strong> Maßnahmen wurden wasserrechtliche Verfahren zur<br />

Erteilung von Einzelgenehmigungen durchgeführt. Die Ausführung <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

erfolgte in den Jahren 2005 bis 2006, wobei im Vorfeld über freihändigen<br />

Grun<strong>der</strong>werb Flächen von mehreren ha Größe erworben werden konnten.<br />

Um vermeidbare Beeinträchtigungen in dem gesamten hochwertigen Gebiet<br />

auszuschließen, wurden die Bauarbeiten zur Ausführung <strong>der</strong> CEF-Maßnahmen von<br />

einer Umweltbaubegleitung betreut. Hierdurch konnten Maßnahmenkonzept bzw.<br />

Bauablauf örtlich so angepasst werden, dass die Gebiets- und<br />

Artenschutzanfor<strong>der</strong>ungen wie weitgehende Schonung von Sommer- und<br />

Winterlebensräumen vorkommen<strong>der</strong> Tiere, Ausschluss von Störungen während <strong>der</strong><br />

Laichperiode, Schutz und Erhaltung kleinräumiger wertvoller Pflanzenbestände und<br />

schutzwürdiger Biotope vor baubedingten Auswirkungen gewährleistet werden<br />

konnten. Dies trug sowohl zur Akzeptanz in <strong>der</strong> Öffentlichkeit als auch zur<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> baulichen Arbeiten bei.<br />

Monitoring:<br />

In den Jahren 2009 und 2010 fanden Monitoringuntersuchungen statt, um die<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> durchgeführten Maßnahmen zu überprüfen.<br />

Dies geschah mithilfe von „Fang-Wie<strong>der</strong>fang“-Untersuchungen mittels Reusen und<br />

Individualerkennung <strong>der</strong> gefangenen Tiere (Fotodokumente, Vermessen <strong>der</strong> Tiere für<br />

die Altersbestimmung). Außerdem wurde ein Teil <strong>der</strong> Gewässer mit Zäunen<br />

hermetisch abgeriegelt und in Sektoren eingeteilt, so dass An- und<br />

Abwan<strong>der</strong>richtungen <strong>der</strong> Kammmolche dokumentiert werden konnten.<br />

Monitoringergebnisse:<br />

Es konnte dokumentiert werden, dass alle Kleingewässer von Kammmolchen als<br />

Fortpflanzungsstätte angenommen wurden. Eindeutig bevorzugt wurden Gewässer<br />

im extensiv beweideten Grünland bzw. in Waldrandnähe. An einem Gewässer in<br />

einer Rin<strong>der</strong>weide wurden 600 Tiere festgestellt, während an den übrigen<br />

Gewässern durchschnittlich 50 bis 60 Individuen vorkamen. Es zeigte sich auch,<br />

dass die angelegten Gesteinshaufen als Winterquartiere genutzt werden und darüber<br />

hinaus als neuer Lebensraum für Zauneidechsen dienen.<br />

Anhand <strong>der</strong> Zaunkontrollen und <strong>der</strong> Reusenfänge konnte eine aktuelle Abschätzung<br />

<strong>der</strong> Bestandsgröße <strong>der</strong> Kammmolchpopulation vorgenommen werden. Da bei den<br />

Stichproben ca. 900 Individuen nachgewiesen wurden, ist davon auszugehen, dass<br />

2


die Gesamtpopulation heute bei min<strong>des</strong>tens 1.500 Tieren liegt. Damit ist sie fast<br />

dreimal so groß wie vor Umsetzung <strong>der</strong> CEF-Maßnahmen.<br />

Durch die Anlage von dauerhaft wasserführenden Kleingewässern ist ein<br />

kontinuierlicher Altersaufbau <strong>der</strong> Population langfristig gesichert. Insgesamt ist<br />

innerhalb von wenigen Jahren eine Stabilisierung <strong>der</strong> Kammmolch-Population im<br />

Taubenborn gelungen. Die lokale Population befindet sich nun in einem günstigen<br />

Erhaltungszustand.<br />

Pflege- und Unterhaltungskonzept:<br />

Nachdem die anfängliche Vegetationsentwicklung durch Sukzession weiter<br />

fortgeschritten ist, sind zukünftig Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Wie sich gezeigt hat, ist eine extensive Beweidung insbeson<strong>der</strong>e für die<br />

Kammmolche sehr vorteilhaft. Daher wird angestrebt, das gesamte Gebiet <strong>des</strong><br />

Taubenborns in ein extensives Beweidungsprogramm einzubinden. Eine „Pflege“<br />

beispielsweise durch Heckrin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Wasserbüffel würde langfristig günstige<br />

Lebensmöglichkeiten für Kammmolche und weitere Amphibien sichern. Derzeit<br />

finden Verhandlungen mit interessierten Landwirten zur Realisierung dieses<br />

Projektes statt.<br />

Resümee:<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Neuanlage von Sommer- und<br />

Winterquartieren für Kammmolche innerhalb kurzer Zeiträume von 3 bis 5 Jahren<br />

erfolgreich umsetzbar ist. Eine Steigerung <strong>der</strong> Individuenzahl und die Optimierung<br />

<strong>der</strong> Habitatstrukturen führt zur Stabilisierung <strong>der</strong> Population, was durch verschiedene<br />

Monitoringmaßnahmen nachgewiesen worden ist. Ohne Durchführung <strong>der</strong> CEF-<br />

Maßnahmen wäre eine Umsetzung <strong>der</strong> geplanten Straßenbaumaßnahme nicht<br />

realisierbar.<br />

Ansprechpartner für Rückfragen:<br />

Michaela Scheideler-Bangert<br />

(Straßen NRW, Regionalnie<strong>der</strong>lassung Sauerland-Hochstift, Außenstelle Pa<strong>der</strong>born)<br />

michaela.scheideler-bangert@strassen.nrw.de<br />

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