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Wolfgang Wüst: Sicherheit: Ungeklärt? - BDGW

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3 | 2011<br />

<strong>Sicherheit</strong>: <strong>Ungeklärt</strong>?<br />

Von <strong>Wolfgang</strong> <strong>Wüst</strong><br />

„Hilfe, wir werden genormt“, so<br />

lautete das Motto der diesjährigen Technik-<br />

Tagung des BDSW. Rund 150 Experten von<br />

Polizei, Versicherern und <strong>Sicherheit</strong>sdienstleistern<br />

waren nach Königstein im Taunus<br />

gekommen, um sich über die neuesten Entwicklungen<br />

auf dem Gebiet der Normung zu<br />

informieren und auszutauschen.<br />

Während die privaten <strong>Sicherheit</strong>sdienstleister<br />

in Deutschland seit Jahrzehnten um ein<br />

Mehr an gesetzlicher Reglementierung bei der<br />

Politik nachsuchen, z. B. um den Zugang zum<br />

Gewerbe von einer umfassenden Sachkunde<br />

abhängig zu machen oder, wie jüngst nach<br />

wüstem Gezerre endlich gelungen, einen gesetzlichen<br />

Mindestlohn einzuführen, gestaltet<br />

sich das Ansehen der Branche in Europa offensichtlich<br />

deutlich besser. Die Bestrebungen<br />

nach Normung für <strong>Sicherheit</strong>sdienstleistungen<br />

zur Beseitigung fragmentierter Märkte,<br />

oder positiv ausdrückt, zur Schaffung eines<br />

einheitlichen Binnenmarktes, werden von der<br />

europäischen Politik nachhaltig unterstützt.<br />

Dass auf diese Weise europaweit ein Mehr an<br />

Qualität und Qualifikation in den Markt kommen<br />

wird, ist allerdings politisch gewollt. Eine<br />

Forderung mit gewaltigen Nebenwirkungen –<br />

aber auch mit Chancen – für unsere Branche<br />

in Deutschland.<br />

In diesem Umfeld wurden in den vergangenen<br />

5 Jahren die Reihe der Normen EN<br />

50518 und auch 50136 komplett neu entwickelt.<br />

Sie umreißen die technischen Mindeststandards<br />

für Alarmempfangsstellen sowie<br />

für Alarmübertragungssysteme und -wege<br />

und sind damit elementare Grundlage für die<br />

Arbeit in unseren Notruf-Leitstellen. Und sie<br />

wurden von der Wirtschaft entwickelt, ohne<br />

politische Einflussnahme, und sie wurden von<br />

der europäischen Wirtschaft mit überwältigender<br />

Mehrheit von jeweils über 90% der<br />

Stimmen angenommen. Falsch wäre nun die<br />

Annahme, die wenigen Prozente der Ablehnung<br />

wären auf Grund „zu scharfer“ Standards<br />

erfolgt; das Gegenteil ist der Fall. Den<br />

ablehnenden Staaten sind bei der EN 50518<br />

die Vorgaben zu gering!<br />

Das Motto der Veranstaltung „Hilfe, wir<br />

werden genormt“ erwies sich so schon sehr<br />

bald als unzutreffend. Gleichwohl spiegelt<br />

es jedoch die Stimmungslage vieler Teilnehmer<br />

wider, die sich mit den neuen Spielregeln<br />

nicht recht anfreunden wollen, wird doch deren<br />

Umsetzung sehr kostspielig und für nicht<br />

wenige Marktteilnehmer sogar unmöglich<br />

sein. Herr Henryk Sieradzki vom DKE skizzierte<br />

sehr deutlich, dass die einzige Methode, nicht<br />

genormt zu werden, darin besteht, selbst den<br />

Normungsprozess zu befördern. An Hand<br />

Grafik 1: Quelle: VdS Schadenverhütung/ AG Alarm<br />

<strong>Wolfgang</strong> <strong>Wüst</strong> ist Vorsitzender<br />

Fachausschuss Technik des BDSW<br />

BUNDES VERBANDES DER SICHER-<br />

HEITSWIRTSCHAFT.<br />

vieler plastischer und drastischer Beispiele<br />

konnte er davon überzeugen, dass die Möglichkeiten,<br />

sich selbst einzubringen, sehr umfassend<br />

sind und bei konsequenter Nutzung<br />

auch äußerst erfolgreich. (Siehe Grafik 1)<br />

Den bestehenden Ängsten der mittelständisch<br />

geprägten <strong>Sicherheit</strong>sdienstleistern<br />

konnten die Vorträge der Gefahrenmanagementsystem-Hersteller<br />

wirksam begegnen,<br />

die die Fortschritte der AG Alarm und ihrer<br />

Arbeitsgruppen vorstellten. Ausschlaggebend<br />

für die künftigen Entscheidungen werden die<br />

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Technik


3 | 2011<br />

neu definierten Schnittstellen S6 + S7 sein, die den Informationsaustausch<br />

zwischen der 50518-konformen Alarmempfangsstelle und den<br />

Leitstellen für Alarmdienst und Interventionsdienst organisieren.<br />

Grafik 2: Quelle: HeiTel GmbH<br />

Andreas Pahne, Markus Schroth, Ulrich Schwieger und Rainer Trautmann<br />

konnten einen Überblick vermitteln, auf welchem Wege zur<br />

Normerfüllung die Lieferanten der Notruf-Leitstellen derzeit sind. Die<br />

Herstellung der Interaktions- und Kooperationsfähigkeit zwischen dislozierten<br />

Einrichtungen der Alarmkette hat höchste Priorität und ist<br />

für sehr viele Marktteilnehmer Werkzeug und Hoffnung gleichermaßen,<br />

weil damit sehr flexible Lösungen für jeden Einzelnen darstellbar<br />

sind und sich die Kostensituation, sowohl für die Umrüstung als auch<br />

im laufenden Betrieb, in Summe begrenzen lässt. Diese Werkzeuge<br />

eröffnen erstmals wirklich eine effiziente Clusterbildung innerhalb<br />

der Branche bei einem Höchstmaß an Schutz und <strong>Sicherheit</strong> für die<br />

eigenen Datenbestände und Kunden. VdS-Schadenverhütung signalisiert<br />

nachdrücklich, diesen Weg nicht nur zu ermöglichen, sondern<br />

ihn vorbehaltlos zu unterstützen. Dafür hätte man, so Harald Mebus,<br />

einen klaren Arbeitsauftrag der Versicherungswirtschaft, die die Interventionsfähigkeit<br />

der privaten <strong>Sicherheit</strong>sdienstleister nicht nur erhalten,<br />

sondern ausbauen wolle. Für die Zukunft rechnen alle Fachleute<br />

einhellig damit, dass eine heterogene Umgebung entsteht, in der es<br />

für die Komponenten Alarmempfangsstellen, Alarmdienst-Leitstellen<br />

und Interventionsdienst-Leitstellen genügend Raum gibt. Ein nicht zu<br />

unterschätzender Vorteil für die Betreiber, wie für die Endkunden, wird<br />

es sein, dass faktisch alle Komponenten einer solch heterogenen <strong>Sicherheit</strong>skette<br />

umfassend redundant aufgebaut sind. Ein Ausfall nur<br />

einer Komponente wird wohl keine nennenswerten Einschränkungen<br />

für den Einzelkunden mit sich bringen. Ganz anders heute. Nach einem<br />

kapitalen Blitzeinschlag in eine Notruf- und Service-Leitstelle wird diese<br />

über Stunden, wenn nicht über Tage nicht mehr betriebsbereit sein;<br />

mit allen Konsequenzen.<br />

Karl Schumm setzte dem noch eine Krone auf und stellte den Stand<br />

der überarbeiteten Normen der Reihe EN 50136 vor. Aktuell steht<br />

Deutschland vor der Einführung des NGN (Next Generation Network)<br />

und damit vor einer einheitlich IP-basierten Kommunikationstechnologie<br />

schlechthin. Das allein wird bereits die Übermittlung von Alarmen<br />

und Störungen seitens der Gefahrenmeldetechnik morgen und in weiterer<br />

Zukunft auf eine ganz neue Basis stellen. Die Alarmempfangsstelle<br />

schuldet ihrem Kunden künftig nicht mehr den Empfang einer versendeten<br />

Meldung, sondern auch die Überwachung der Übertragung<br />

dieser Meldung. Das stellt einen so gewaltigen Paradigmenwechsel<br />

dar, den man gar nicht deutlich genug betonen kann. (Siehe Grafik 3)<br />

Aus 10 unterschiedlichen Kategorien SP1-6 und DP1-4 (SP: Single<br />

Path/ 1-Trasse * DP: Dual Path/ 2-Trassen) wählt der Dienstleister für<br />

seinen Kunden unter Berücksichtigung der Risikoanalyse (z. B. gem.<br />

DIN EN 50131-1) einen geeigneten Übertragungsweg und ein geeignetes<br />

Übertragungssystem aus. Optional besteht darüber hinaus die<br />

Möglichkeit, eine ganz eigene Kategorie zu bilden, die proprietären<br />

Ansprüchen genügt und bestimmte Rahmenbedingungen abbildet. Der<br />

Übertragungsweg wird bei einem Provider beauftragt und die Neuaufschaltung<br />

wie gewohnt ausgeführt. Neu ist nun aber ein umfassendes<br />

und vordefiniertes Aufschaltprotokoll sowie die kontinuierliche, d. h.<br />

100%-ige Überwachung des Übertragungssystems und des Übertragungsweges<br />

durch die AES oder eine Überwachungszentrale. Diese<br />

müssen Überwachungsprotokolle führen, die monatlich ausgewertet<br />

und bei Abweichungen auch dem Vertragspartner mitgeteilt werden.<br />

Alle Kategorien müssen i. d. R. vom AES-Betreiber so gesteuert werden,<br />

dass die geforderten Leistungsparameter nicht unterschritten werden,<br />

um die notwendige Performance gem. DIN EN 50136 und DIN EN<br />

50518 auch halten und nachweisen zu können.<br />

Die Anbindungen für IP-Übertragungssysteme in die AES hinein<br />

müssen hochwertigsten und hochverfügbaren Anforderungen gerecht<br />

werden. Vorbei ist die Zeit, wo ein paar Hundert Aufschaltungen über<br />

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Technik<br />

5


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Grafik 3: Quelle: EN 50136-1<br />

2 Fernsprechhauptanschlüsse in eine Telim-/<br />

Telemax-/Telenot-Zentrale o. ä. eingehen. Damals<br />

hat das noch knapp 60 DM im Monat<br />

an Gebühren für Fernsprechhauptanschlüsse<br />

gekostet. Verbindungsgebühren gingen komplett<br />

zu Lasten unserer Kunden. Heute und in<br />

Zukunft sind Megabit-Glasfaseranschlüsse<br />

mit gemanagten Firewall-Clustern Minimalvoraussetzung.<br />

Die Kosten liegen dabei um einen<br />

Faktor >50 höher als die soeben beschriebene<br />

Altvariante. Allerdings sind über solche<br />

Anbindungen auch breitbandigere Services<br />

möglich, wie Video-Fernüberwachung und<br />

komplexe Meß- und Steuerungstätigkeiten.<br />

Es ist zweifelsfrei sicher, dass diese Aufgaben<br />

von dem derzeit in den Notruf-Leitstellen<br />

der <strong>Sicherheit</strong>sdienstleister Dienst tuenden<br />

Personal fachlich nicht bewältigt werden<br />

kann. Eine gründliche technische Ausbildung<br />

bis hin zum Ingenieur wird die Basis<br />

für den künftigen AES-Betrieb nach europäischer<br />

Norm sein. Damit verlagert sich das<br />

Aufgabenspektrum weg von den taktischen<br />

Schwerpunkten hin zu den technischen.<br />

Zwangsläufig werden sich damit zwei klare<br />

Konsequenzen ergeben. Die Zahl der Alarmempfangsstellen<br />

in Deutschland wird auf ein<br />

Viertel oder ein Fünftel des heute VdS-anerkannten<br />

Bestandes zurückgehen und die Qualität<br />

der verbleibenden DIN EN 50518-Alarmempfangsstellen<br />

wird sehr deutlich ansteigen.<br />

Dafür Sorge tragen wird insbesondere der<br />

3. Teil der DIN EN 50518, der ein jährliches<br />

Audit für die Alarmempfangsstelle fordert.<br />

Dabei handelt es sich um ein Produktaudit<br />

z. B. nach DIN EN 45011, ein ganz anderes Kaliber,<br />

als die bisher üblichen VdS-Prüfungen<br />

für NSL-n alle 4 Jahre. Profis rechnen jetzt<br />

schon mit 3-5 Tagen pro Jahr reine Audit-Zeit.<br />

Daneben entwickelt die AG Alarm und der<br />

AK Gefahrenmanagementsysteme Werkzeuge<br />

dafür, die wichtigsten DIN EN 50518-Anforderungen<br />

über das integrierte Gefahrenmanagementsystem<br />

abzubilden, aber dort auch<br />

manipulationssicher zu dokumentieren; damit<br />

der Auditor schnell und effizient – und<br />

damit kostengünstig – die Normkonformität<br />

prüfen kann.<br />

Der Qualitätsaspekt kam auch im Vortrag<br />

von Petra Menge sehr deutlich zum Ausdruck,<br />

die sich mit den juristischen Wechselwirkungen<br />

zwischen den künftig interagierenden<br />

Einzelkomponenten ergeben. Welche vertraglichen<br />

Vereinbarungen muss es zwischen einer<br />

Interventions-Leitstelle und der ausgewählten<br />

Alarmempfangsstelle geben. Wie sieht diese<br />

Situation mit bzw. ohne eine dazwischen geschaltete<br />

Alarmdienst-Leitstelle aus? Wer ist<br />

für welche Daten und für welche Handlungen<br />

verantwortlich? Wer haftet und gegenüber<br />

wem? Wie werden Insolvenzrisiken abgesichert<br />

und wie können die immer noch eignen<br />

Kunden gegen jede denkbare Form der unberechtigten<br />

und ungewollten „Übernahme“<br />

durch Dritte geschützt werden? Alles Fragen,<br />

mit denen sich Leitstellen-Verbundlösungen<br />

intensiv und sehr kritisch auseinandersetzen<br />

müssen. Damit auch unvermeidliche Schadensfälle<br />

vom Verursacher ausgebadet werden<br />

und nicht von unschuldigen Partnern.<br />

Sicher, darauf wurde klar hingewiesen, zum<br />

Schluss kommt es auf vertrauenswürdige<br />

Partner an. Der Weg nur über den Preis, den<br />

wir bei unseren Kunden stets kritisieren, kann<br />

an dieser Stelle nicht allein zielführend sein.<br />

Die DIN EN 50518 wird wahrscheinlich nicht<br />

überall in Europa mit der deutschen Akribie<br />

umgesetzt und gelebt. Das wissen wir. Auch<br />

die Frage, wer künftig Zertifizierungen aussprechen<br />

wird, könnte für die Auswahl geeigneter<br />

und seriöser Partner entscheidend sein.<br />

Unser Markt ist zunehmend Europa.<br />

Dass alles aber auch verhältnismäßig<br />

einfach sein kann, schildern Karlheinz Fleckenstein<br />

und <strong>Wolfgang</strong> Herber. Sie bieten<br />

komplette Outsourcing-Pakete für den Mittelstand<br />

an, die unterschiedliche Service-<br />

Levels umfassen. Von der ganz einfachen<br />

Weiterleitung in der AES eingehender Alarme<br />

an eine Alarmdienst-Leitstelle mit eigenem<br />

Gefahrenmanagement-System über mehrere<br />

Stufen bis hin zum Full-Service-Paket beim<br />

neuen <strong>Sicherheit</strong>sprovider ist so ziemlich alles<br />

denk- und vereinbar. Nachteil aus Sicht des<br />

Mittelstandes: Es wird als der erste Schritt<br />

zum Ausverkauf seiner eigenen Kunden<br />

empfunden. Die Abhängigkeit, auch von den<br />

preislichen Vereinbarungen mit einem einmal<br />

gewählten <strong>Sicherheit</strong>s-Provider ist sehr hoch.<br />

Insbesondere gilt das für die Leitstellen, die<br />

über ein hohes Maß an Aufschaltungen über<br />

digitale Wähl- und Übertragungssysteme verfügen.<br />

Wenn man nicht über routingfähige<br />

Zielrufnummern verfügt, die allerdings Zugeständnisse<br />

bei der Performance erfordern,<br />

wird der Wechsel zwischen den <strong>Sicherheit</strong>s-<br />

Providern ein schwieriger Umzug. Die Marktchancen<br />

von <strong>Sicherheit</strong>s-Providern hängen<br />

aber, so die Einschätzung vieler Mittelständler,<br />

elementar davon ab, ob der (mittelständische)<br />

Auftraggeber mit vertretbarem Aufwand mit<br />

seinem Kundenbestand zu einem anderen<br />

<strong>Sicherheit</strong>s-Provider umziehen kann. Das<br />

sollte nach dem Prinzip good - better - best<br />

möglich sein.<br />

Eine Risiko-Analyse und ein nachgelagertes<br />

Risiko-Management-System fordert die<br />

6<br />

Technik


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Grafik 4: Quelle: Insocam<br />

DIN EN 50518-1 unter dem Punkt 4 bereits für<br />

die Auswahl des Standortes der AES. Studiert<br />

man den Anwendungsbereich der Reihe der<br />

Normen EN 50518 genau, findet man auch die<br />

Forderung nach einer Risiko-Analyse bezogen<br />

auf die jeweiligen Schutzobjekte. In der offiziellen<br />

Stellungnahme der DKE zum Anwendungsbereich<br />

wird dezidiert auf eine Risiko-<br />

Analyse hingewiesen für all die Schutzobjekte,<br />

die nicht obligatorisch einer Anbindung an<br />

eine DIN EN 50518-AES bedürfen (Einbruchund<br />

Überfall-Meldeanlagen). Implizit wird<br />

auf diese Weise ein Weg aufgezeigt, über den<br />

eine Anbindung auch über eine Nicht-ENkonforme<br />

Leitstelle statthaft ist.<br />

Wie eine Risiko-Analyse aussieht, stellte<br />

Michael Neumann vor. Von der Erfassung von<br />

Einzelkriterien über deren (Be-)Wertung hin<br />

zu einem Risiko-Management-System ist es<br />

ein nicht zu unterschätzender Aufwand, der<br />

im Zweifelsfall besser den Spezialisten überlassen<br />

werden sollte. Brauchbare Grundlagen<br />

für diese Aufgabe ist zum Beispiel das<br />

Sicherungshandbuch des BMI für kritische<br />

Infrastrukturen, das eine ganze Reihe von<br />

Einzelkriterien beschreibt und Werkzeuge zu<br />

deren Bewertung mitliefert. Im Ergebnis ist<br />

Risiko-Management eine Daueraufgabe für<br />

jeden AES-Betreiber.<br />

Nach einem 7 ½-stündigen Marathon<br />

durch die komplexe Materie, die von den herausragenden<br />

Spezialisten vorgetragen wurde,<br />

konnten die Tagungsteilnehmer mit einer Flut<br />

neuer Informationen nach Hause fahren. Es<br />

ist gelungen, einen sehr fundierten Überblick<br />

über den aktuellen Sachstand zu vermitteln<br />

und ganz verschiedene Wege zur Lösung der<br />

individuellen Problemstellungen aufzuzeigen.<br />

Trotz all dieser gutgemeinten Ratschläge<br />

und Informationen bleibt dem einzelnen<br />

Leitstellenbetreiber nichts anderes übrig,<br />

als sich höchst individuell mit seinen weiteren<br />

Schritten auseinanderzusetzen. Seine/<br />

ihre unternehmerische Entscheidung kann<br />

ihm/ihr niemand abnehmen.<br />

Der Fachausschuss Technik des BDSW<br />

wünscht allen Teilnehmern eine gute Hand<br />

bei ihren weiteren Schritten und hofft, etwas<br />

zur Klärung der <strong>Sicherheit</strong> beigetragen zu<br />

haben.<br />

Grafik 5: Quelle: ConsultingPlus<br />

Technik<br />

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