Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
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Betrieb<br />
Kein Stau mehr<br />
an der Runway<br />
Das Verfahren Airport Collaborative Decision Making (Airport-CDM) bringt viele Vorteile für alle<br />
beteiligten Partner. Unter anderem hilft es, unnötige Triebwerkslaufzeiten und Staus an der Runway<br />
zu vermeiden. Das führt nicht nur zu einer besseren Planbarkeit der operativen Prozesse, sondern<br />
reduziert zugleich Lärm und Spritverbrauch.<br />
Bevor es Airport-CDM (Collaborative<br />
Decision-Making)<br />
gab, kam es für die Piloten<br />
darauf an, möglichst laut zu schreien.<br />
Es galt das Prinzip „First come, first<br />
served“. „Vor Airport-CDM lief es so:<br />
Wer zuerst schrie, der bekam zuerst<br />
die Freigabe zum Anlassen der Triebwerke,<br />
egal, ob er tatsächlich schon<br />
mit allem fertig war oder nicht“, sagt<br />
Erik Sinz, Referent für HUB-Kapazität<br />
im Bereich Tower und von Anfang<br />
an im Projektkernteam der <strong>DFS</strong> für<br />
das erste Airport-CDM-Verfahren in<br />
Deutschland mit dabei. „Für unsere<br />
Lotsen hatte das immer einen gewissen<br />
Überraschungseffekt.“<br />
Es konnte also passieren, dass<br />
ein Flieger an seiner Parkposition die<br />
Anlassfreigabe (Start-up Approval)<br />
bekam, dann aber erst bis zu einer<br />
Viertelstunde später die Triebwerke<br />
anließ. Das führte dazu, dass der<br />
Lotse grundsätzlich immer mehr Luftfahrzeugen<br />
die Anlassfreigabe erteilte,<br />
damit er immer eine Maschine zur<br />
Hand hatte, um die knappen Ressourcen<br />
an der Startbahn optimal ausnutzen<br />
zu können und ihm somit die Flieger<br />
an der Startbahn nicht ausgingen.<br />
Die andere Seite dieser Methode:<br />
Staus und lange Wartezeiten an der<br />
Piste, wenn plötzlich mehrere freigegebene<br />
Flugzeuge zur selben Zeit zur<br />
Startposition wollten. Die Folge davon<br />
waren unnötige Triebwerkslaufzeiten<br />
sowie – daraus resultierend – mehr<br />
Lärm und ein höherer Kerosinverbrauch,<br />
was letztlich zu Lasten der<br />
Umwelt ging.<br />
An Flughäfen mit implementiertem<br />
Airport-CDM-Verfahren gehört dieses<br />
Vorgehen heute der Vergangenheit an.<br />
Der Flughafen München war der erste<br />
europäische Flughafen, der Airport-<br />
CDM als Standardverfahren eingeführt<br />
hat: Im Juni 2007 wurde es dort vom<br />
Probe- in den Regelbetrieb überführt.<br />
Seitdem hat die CDM-Familie<br />
Zuwachs bekommen: In Deutschland<br />
gehören seit Februar 2<strong>01</strong>1 auch der<br />
Flughafen Frankfurt/Main sowie seit<br />
April 2<strong>01</strong>3 der Flughafen Düsseldorf<br />
dazu. Weitere Projekte zur Einführung<br />
von Airport-CDM laufen derzeit an den<br />
Flughäfen Berlin, Stuttgart und Hamburg.<br />
Ziel von Airport-CDM ist es, den<br />
Umdrehprozess eines Flugzeugs am<br />
Boden sowie die operative Zusammenarbeit<br />
aller daran Beteiligten schneller<br />
und transparenter zu machen. Kerngedanke<br />
ist dabei die Einführung einer<br />
Target Off-Block Time (TOBT) für jeden<br />
Flug. Die TOBT ist eine Zielzeit, an<br />
dem der Flieger seine Abfertigung am<br />
Boden beendet hat, die Flugzeugtüren<br />
geschlossen sowie die Fluggastbrücken<br />
vom Luftfahrzeug entfernt sind.<br />
Diese Zielzeit für ihre Flieger legt<br />
jede Airline selbst fest und meldet<br />
sie dem CDM-System. Das errechnet<br />
daraus automatisch einen spätesten<br />
Zeitpunkt für das Anlassen der Triebwerke,<br />
die so genannte Target Startup<br />
Approval Time (TSAT), die für alle<br />
Beteiligten transparent ist – Airlines,<br />
Flughafenbetreiber, <strong>Flugsicherung</strong>,<br />
Abfertigungsagenten, Bodenabfertigungsgesellschaften<br />
und den Network<br />
Manager, die Verkehrsflusssteuerungszentrale<br />
der europäischen<br />
<strong>Flugsicherung</strong>sorganisation EURO-<br />
CONTROL.<br />
„Wir konnten die reale<br />
Wartezeit an der Runway<br />
im ersten Jahr von durchschnittlich<br />
4:39 Minuten auf<br />
3:41 Minuten reduzieren.“<br />
War es vor Airport-CDM eine Adhoc-Entscheidung<br />
des Lotsen gewesen,<br />
welcher Maschine er wann die<br />
Freigabe erteilte, so ist dies jetzt mit<br />
der TOBT bereits 40 Minuten vor dem<br />
geplanten Ende der Abfertigung definiert.<br />
Wer fünf Minuten nach der für<br />
ihn errechneten Zeit die Triebwerke<br />
noch nicht angelassen hat, wird im<br />
System gelöscht und muss sich neu<br />
hinten anstellen. Dabei ist jede Ände-<br />
24 transmission 1 – 2<strong>01</strong>3