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Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH

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sucht, Mitstreiter zu aktivieren – vergeblich.<br />

„Die Bequemlichkeit ist meist<br />

größer als der Ärger.“<br />

Die Passagiere weigerten<br />

sich, aus dem Flugzeug<br />

auszusteigen. Sie wollten<br />

nicht noch eine Nacht am<br />

Flughafen verbringen.<br />

22.38 Uhr, am Tower beginnt nun<br />

langsam der Endspurt. Auf der Center-<br />

Bahn warten noch drei Abflüge auf ihre<br />

Starterlaubnis. Außerdem steht am<br />

Terminal ein hellblauer Airbus A380<br />

der Korean Airlines, der ebenfalls starten<br />

will, aber noch nicht um die Freigabe<br />

zum Anlassen gebeten hat. „Der<br />

müsste jetzt mal ein bisschen Druck<br />

machen, sonst wird es eng“, sagt Siebers.<br />

So wie bei einem Fall aus dem<br />

vergangenen Jahr, der für Schlagzeilen<br />

sorgte: Ein A321, der von Frankfurt<br />

nach Kiew fliegen sollte. Er war rechtzeitig<br />

zur Piste gerollt, verpasste aber<br />

die Startfreigabe, weil dort kurz vor<br />

23 Uhr noch mehrere Flugzeuge auf<br />

ihren Start warteten – und musste zur<br />

Vorfeldposition zurückrollen. Als die<br />

Passagiere wieder aussteigen sollten,<br />

kam es zum Protest: Mehre Dutzend<br />

Fluggäste weigerten sich. Sie hatten<br />

am Vorabend dasselbe schon einmal<br />

erlebt – und am Flughafen übernachten<br />

müssen. Gerade für Umsteigepassagiere,<br />

die kein Einreisevisum für<br />

Deutschland haben, kann die rigide<br />

Handhabung des Nachflugverbots zu<br />

einem echten Ärgernis werden. Die<br />

Airlines haben keine Möglichkeit, sie<br />

in Hotels oder Pensionen unterzubringen:<br />

Sie müssen auf Bänken und Pritschen<br />

im Transitbereich übernachten.<br />

Gelegentlich ist Nicole Ladberg<br />

auch mit dem Flugzeug unterwegs.<br />

Die Firma, für die sie arbeitet, sitzt<br />

in Japan, produziert in Frankreich und<br />

hat eine Niederlassung in Neu-Isenburg<br />

– da geht es ohne Dienstreisen<br />

nicht. Wobei viele Meetings inzwischen<br />

durch Telefon- oder Videokonferenzen<br />

ersetzt wurden. „Ich glaube, da wird<br />

sich noch viel verändern“, sagt sie.<br />

Ihre Prognose: Sinkende Nachfrage,<br />

wachsende Konkurrenz aus dem Ausland<br />

– auf Dauer, hofft sie, werde der<br />

Frankfurter Flughafen als Drehkreuz<br />

nicht überleben. „Dann fliegen alle<br />

über Istanbul. Oder Dubai, da liegt<br />

der Flughafen kilometerweit in der<br />

Wüste.“ Aus der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt,<br />

in deren Mitte der Dubai<br />

International Airport liegt, ist kein Protest<br />

zu erwarten. Scheich Mohammed<br />

bin Rashid Al Maktoum setzt auf den<br />

Ausbau des Luftverkehrs: Der autokratische<br />

Herrscher des Landes ist fest<br />

entschlossen, Dubai zur internationalen<br />

Verkehrsdrehscheibe auszubauen.<br />

Einstweilen jedoch ist Frankfurt<br />

noch ganz schön lebendig – und Ute<br />

Dirkmann und ihr Team tun alles dafür,<br />

damit das auch so bleibt. Der größte<br />

deutsche Flughafen sichert nicht nur<br />

ihren Arbeitsplatz: Dass sich so viele<br />

Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet<br />

ansiedeln und nicht etwa in der Lünebürger<br />

Heide oder im Elbsandsteingebirge,<br />

liegt auch an der guten<br />

Verkehrsanbindung: Gerade für internationale<br />

Firmen ist ein internationales<br />

Drehkreuz wie der Frankfurter Flughafen<br />

ideal. Dort erhält das letzte Flugzeug<br />

für heute seine Startfreigabe:<br />

Um 22.43 Uhr rollte ein A320 der russischen<br />

Fluggesellschaft Aeroflot auf<br />

die Centerbahn, beschleunigt und hebt<br />

ab in Richtung Moskau. Der hellblaue<br />

A380 aus Korea steht noch immer<br />

auf seiner Parkposition, Ute Dirkmann<br />

telefoniert mit der Luftaufsicht. „Der<br />

hat ein technisches Problem, er bleibt<br />

heute Nacht hier.“<br />

Wenig später dröhnt ein dumpfes<br />

Grollen über den Dächern von Oberrad,<br />

dann ist auch das vorbei. 23 Uhr,<br />

der Flughafen macht Pause, Ute Dirkmann<br />

hat Feierabend – nur im Tower<br />

gehen die Lichter nicht aus: Er bleibt<br />

rund um die Uhr besetzt, für alle Fälle.<br />

Nicole und Mirko Ladberg verabschieden<br />

ihren Gast. Höchste Zeit, schlafen<br />

zu gehen. Auch wenn ihr Sohn<br />

durchschläft: Der Flughafen schafft<br />

es immer nur bis morgens um fünf.<br />

So ruhig ist es nur nachts: Frankfurt ist der größte Passagier- und Cargo-Flughafen<br />

Deutschlands. Fotos: Melanie Bauer (16/17, 20), Sascha Rheker (18, 19, 21)<br />

Holger Matthies und<br />

Christopher Belz<br />

transmission 1 – 2<strong>01</strong>3 21

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