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Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH

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Wie die routinierte Kontrolle<br />

von täglich mehr als 9.000<br />

Flügen am deutschen Himmel<br />

durch die Fluglotsen gehört auch<br />

das Planen von Flugverfahren zum<br />

alltäglichen Geschäft der <strong>DFS</strong>. Nicht<br />

immer liegen Notwendigkeit und Nachvollziehbarkeit<br />

dafür so offen auf der<br />

Hand wie bei der neuen Landebahn<br />

Nordwest in Frankfurt oder, ganz aktuell,<br />

beim Bau des Berliner Willy-Brandt-<br />

Flughafens.<br />

So, wie das Straßenverkehrsnetz<br />

immer wieder an neue Anforderungen<br />

angepasst wird, ist auch das<br />

Luftstraßennetz nicht für die Ewigkeit<br />

geschaffen. Bei dem einen führen<br />

Bürgerentscheide zum Bau von<br />

Umgehungsstraßen, bei dem anderen<br />

sind es Empfehlungen von Fluglärmkommissionen,<br />

die Änderungen<br />

an Flugverfahren herbeiführen oder<br />

Gerichtsurteile, die wichtige Aussagen<br />

zu Flugrouten treffen. Erfordert<br />

dort zunehmender Verkehr das Einrichten<br />

einer Ampelkreuzung, sind es<br />

in der Luftfahrt technologische Weiterentwicklungen<br />

z. B. der Satellitennavigation,<br />

wegen der ein Flugverfahren<br />

neu geplant werden muss. Oder<br />

die neue technische Ausstattung von<br />

Flugzeugen. Die Einrichtung von Flugbeschränkungsgebieten.<br />

Gesetzesänderungen.<br />

Oder Veränderungen im<br />

europäischen Verkehrsnetz, auf die<br />

die „Airspace Design“-Mitarbeiter der<br />

<strong>DFS</strong> reagieren müssen.<br />

„Für die wenigsten Verfahrensänderungen<br />

geben flugsicherungsbedingte<br />

Gründe den Ausschlag“, berichtet Verfahrensplaner<br />

Robert Ertler. Überwiegend<br />

gäben externe Entwicklungen<br />

den Anstoß, ein Verfahren zu überarbeiten.<br />

Seit 14 Jahren „designt“ der<br />

frühere Militärlotse den Luftraum über<br />

Deutschland – derzeit unter anderem<br />

auch den über Berlin. Für ihn und seine<br />

rund 30 Kollegen kommt die tägliche<br />

Arbeit einem Balanceakt gleich. Einem<br />

ständigen Abwägen zwischen dem<br />

Entwickeln von Flugwegen, auf denen<br />

der Verkehr sicher abgearbeitet werden<br />

kann – und ihrer Auswirkung auf<br />

das übrige Streckennetz. Zwischen<br />

der physikalischen Fliegbarkeit eines<br />

Verfahrens – und der Beachtung von<br />

Lärmschutzaspekten. Zwischen dem<br />

Einhalten gesetzlicher Grundlagen –<br />

und dem Berücksichtigen der wirtschaftlichen<br />

Aspekte, wie sie von Flughäfen<br />

und Airlines geäußert werden.<br />

Leitplanken ihrer Tätigkeit bilden<br />

die Paragraphen 27c und 29b des<br />

Luftverkehrsgesetzes. Der eine gibt<br />

die „sichere, geordnete und flüssige<br />

Abwicklung des Flugverkehrs“ vor, der<br />

andere betont den Schutz der Bevölkerung<br />

vor unzumutbarem Fluglärm.<br />

Laut Rechtsprechung kommt insbesondere<br />

dem Sicherheitsaspekt eine<br />

überragende Bedeutung zu.<br />

„Unser Handlungsspielraum<br />

ist nicht so groß, wie<br />

die Öffentlichkeit häufig<br />

denkt. Er ist extrem limitiert,<br />

wie in einem Korsett.“<br />

Auch wenn der mediale Aufschrei<br />

zuweilen harsch ausfällt und neue<br />

An- oder Abflugrouten oft auch neue<br />

(Lärm-)Betroffenheiten schaffen, so<br />

geht in den kontrovers geführten<br />

Debatten meist unter, welches Bündel<br />

an Überlegungen dem Festlegen einer<br />

Flugroute vorausgeht. Wie im Falle<br />

eines Flughafenneubaus, der neue<br />

Ein-, An- und Abflugverfahren nötig<br />

macht. Nicht involviert ist die <strong>DFS</strong><br />

beim Fällen einer standortpolitischen<br />

Entscheidung darüber, wo ein Flughafen<br />

aus- oder neu gebaut werden soll.<br />

Ebenso wenig Einfluss hat sie auf den<br />

späteren Flottenmix der Fluggesellschaften,<br />

die Flugpläne oder die Flughafenkapazität.<br />

„Im Grunde genommen<br />

beschränkt sich unsere Arbeit<br />

darauf, einmal zugelassenen Verkehr<br />

so zu verteilen, dass er von unseren<br />

Lotsen sicher und geordnet gearbeitet<br />

werden kann“, bringt es Ertler auf<br />

den Punkt.<br />

Er selbst sieht sich als „Handlungsreisender<br />

in Sachen <strong>Flugsicherung</strong>“,<br />

als Mittler zwischen Lotsen und Fluglärmkommissionen.<br />

„Unser Handlungsspielraum<br />

ist nicht so groß, wie die<br />

Öffentlichkeit häufig denkt. Er ist extrem<br />

limitiert, wie in einem Korsett –<br />

auch wenn für manchen der Himmel<br />

grenzenlos scheint“, sagt er. Zudem<br />

reagiere die Bevölkerung immer sensibler<br />

auf Fluglärm, weshalb seine<br />

kommunikativen Fähigkeiten in den<br />

vergangenen drei Jahren immer wichtiger<br />

geworden seien. „Das Schöne an<br />

meinem Job ist: Ich muss niemandem<br />

ein X für ein U vormachen. Ich sage,<br />

was Sache ist. Und das schafft Vertrauen,<br />

auch wenn ich es niemals allen<br />

recht machen kann.“<br />

Ins Spiel kommt die <strong>DFS</strong> erst im<br />

Planfeststellungsverfahren, wenn<br />

bereits wichtige Entscheidungen wie<br />

die Lage von Start- und Landebahnen<br />

stehen. Dann ist die <strong>DFS</strong> aufgefordert,<br />

eine fachliche Einschätzung für<br />

ein Flugroutengrobkonzept zu geben.<br />

„Allerdings ist vielen nicht klar“, weist<br />

Ertler hin, „dass Flugrouten nicht mit<br />

planfestgestellt werden, weil sie in<br />

diesem Stadium nur vorläufig sind.“<br />

Konkreter wird es erst viel später. Bis<br />

dahin seien viele einzelne Schritte zu<br />

gehen, bei denen insbesondere örtliche<br />

Belange eine große Rolle spielten:<br />

„Jedes Verfahren hat seine Besonderheiten.“<br />

Grundsätzlich entwirft die örtliche<br />

Niederlassung ein erstes Modell<br />

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