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Wundfibel

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<strong>Wundfibel</strong><br />

für chronische sekundär heilende Wunden<br />

Prof. Dr. med. Günter Hünefeld<br />

Arzt für Chirurgie und Visceralchirurgie, Chefarzt der Visceralchirurgie<br />

Sankt Marien-Hospital Buer gGmbH<br />

Mühlenstraße 5–9<br />

45894 Gelsenkirchen<br />

Roman Rogulenko, Arzt für Chirurgie<br />

Oberarzt in der Visceralchirurgie<br />

Leiter der Wundsprechstunde


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

___________________________________________________________________<br />

2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Die Wunde<br />

- Definition<br />

- Phasen der Wundheilung<br />

- Wundtypen<br />

2. Vorgehensweise beim Verbandswechsel<br />

3. Diagnostik und Therapie bei chronischen Wunden<br />

- Diagnostik<br />

- seltene Ursachen<br />

- Therapie<br />

- Wundauflagen<br />

‣ Gaze (Kompressen)<br />

‣ Aquafaserverbände<br />

‣ Alginate<br />

‣ Schäume<br />

‣ Aktivkohle<br />

‣ Hydrokolloide<br />

‣ Hydrogele<br />

‣ Silikonwundauflage<br />

• Vakuumversiegelung<br />

• Hyaluronsäure<br />

• Wundspülungen<br />

4. Wundverbände (feucht / trocken)<br />

5. Grundsätzliches<br />

6. “best practice“


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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3<br />

1. Die Wunde<br />

- Definition:<br />

Wunde:<br />

Ist eine mehr oder weniger klaffende Gewebsdurchtrennung der<br />

äußeren Haut, des Subcutan- und Weichteilgewebes mit und<br />

ohne Substanzverlust.<br />

Wundheilung:<br />

Umfasst alle regenerativen Vorgänge zum Verschluss einer<br />

Wunde. An diesem Prozess sind eine Vielzahl von Faktoren<br />

beteiligt. Die Wundheilung läuft in Phasen ab.<br />

Primäre<br />

Wundheilung:<br />

Die Wundränder legen sich aneinander und vernarben zu<br />

neugebildetem Gewebe.<br />

Sekundäre<br />

Wundheilung:<br />

Es besteht ein klaffender Wund- oder Gewebedefekt. Der Defekt<br />

muss durch Granulationsgewebe ausgefüllt, von den Rändern<br />

her epithelisiert werden und vernarben. Der Wundgrund ist<br />

häufig bakteriell besiedelt.<br />

Chronische<br />

Wunde:<br />

Wunde die nach 4 Wochen keine Heilungstendenz zeigt.<br />

- Phasen der Wundheilung:<br />

(Die Wundheilungsphasen gehen ineinander über und können regional<br />

nebeneinander bestehen).<br />

1. Phase - Exsudations- oder Entzündungsphase<br />

Es wird ein eiweißreiches Wundexsudat mit Fibrin und<br />

Granulozyten gebildet, oberflächliche Keimbesiedlung ist<br />

möglich.<br />

2. Phase - Resorptionsphase (kann bei guter Durchblutung fehlen)<br />

Nekrosen werden resorbiert oder abgestoßen, können aber<br />

auch die weitere Wundheilung behindern.<br />

3. Phase: - Proliferations- oder Granulationsphase<br />

Zellen des Wundgrundes führen über die Rekapillarisierung<br />

und Kollagenfaserbildung zur Auffüllung des Wunddefektes.<br />

Gleichzeitig fördern resorptive Vorgänge die Wundheilung.<br />

4. Phase: - Reparationsphase<br />

Epithelisierung des Wunddefektes von den Wundrändern her,<br />

Bildung einer Narbe durch Kollagenfaserreifung, Kontraktionen<br />

der Wundränder führen zu einer Verkleinerung und zum Verschluß<br />

der Wunde.


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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4<br />

Woran erkennt man die Phasen der Wundheilung?<br />

(Die Phasen können unterschiedlich lange dauern und die Phase 2 kann fehlen, dies<br />

ist besonders abhängig von der Gewebsdurchblutung und der Gesamtsituation des<br />

Organismus.<br />

Phase 1:<br />

Phase 2:<br />

Phase 3:<br />

Phase 4:<br />

Sekretion, event. Entzündungszeichen<br />

nekrotische Beläge, Resorption<br />

dunkelrotes Granulationsgewebe, Blutungsneigung<br />

glänzende Oberfläche im Randbereich<br />

Problem der schlecht und verzögert heilenden Wunde<br />

a. schlechte arterielle Blutversorgung – Störung der Durchblutung, z. B.<br />

Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Druck (Schuhe, Binden, Strümpfe)<br />

b. gestörter venöser Blutabfluss, z. B. postthrombotisches Syndrom,<br />

Perforansveneninsuffizienz, Status Varikosis<br />

c. ungünstige lokale Faktoren – Störung des Wundmilieus, z. B.<br />

Gewebsnekrosen, Keiminfiltration, “Taschenbildung“ der Wunde<br />

d. “Gewebsunruhe“ (mobiler Patient)<br />

- Wundtypen:<br />

Berücksichtigt werden soll der Wundzustand und die Phase sowie der Fortgang der<br />

Wundheilung:<br />

Farbe der Wunde<br />

- Farbe der Wunde<br />

- Infektion<br />

- Exsudatmenge<br />

- Tiefe der Wunde<br />

- Wundumgebung (Hautirritation, Gewebsschwellung)<br />

Schwarz = Nekrose<br />

Gelb = Fibrin<br />

Rot = Granulationsgewebe<br />

schwarze Wunde:<br />

gelbe Wunde:<br />

Bei einer schwarzen Wunde ohne Infektzeichen, ohne<br />

Fluktuation und oberflächlicher Ausprägung ist bei sehr<br />

oberflächlichem Befund eine Resorption möglich. Falls bei<br />

ausgeprägten und dicken Nekrosen keine Aussicht auf<br />

Abheilung besteht, erfolgt ein chirurgisches Debridement.<br />

Das Exsudat der Gewebsflüssigkeit (Fibrin und toxische<br />

Entzündungsprodukte sowie Bakterien) muss entfernt<br />

(absorbiert, abgesaugt) werden, um eine weitere Wundheilung<br />

zu ermöglichen. Eine trockene Wunde muss feucht gehalten<br />

werden um Nekrotisierungen zu vermeiden.<br />

feuchtigkeitsaufnehmende bzw. -haltende Verbände:<br />

- Aquafaser-Verbände<br />

- Silikonwundauflage mit Kompressen<br />

- Hydrogel bei trockener Wunde<br />

- Polyurethan-Schaumverband


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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5<br />

rote Wunde:<br />

Die druckempfindlichen frischen Granulationen müssen feucht<br />

gehalten werden, eine mechanische Irritation besonders beim<br />

Verbandswechsel soll vermieden werden.<br />

- Aquafaser-Verbände<br />

- Abdeckung mit Silikonwundauflage<br />

- Gaze, Alginat (bei tiefer Wunde)<br />

- Polyurethan-Schaumverband<br />

Infektion:<br />

(Rötung, Schwellung u. Überwärmung)<br />

Entscheidend ist hier die Beurteilung der Haut und der Weichteile der<br />

Wundumgebung aber auch des Wundgrundes.<br />

Exsudatmenge:<br />

- lokalchirurgische Sanierung<br />

- eventuell systemische Antibiose<br />

- Immobilisation<br />

Eine überschüssige Exsudatmenge muss gebunden bzw. absorbiert oder abgesaugt<br />

werden, ist die Wundsituation zu trocken, muss ein Verband gewählt werden der<br />

Feuchtigkeit abgeben kann.<br />

- Aquafaser-Verbände, NaCl-Kompresse, (eventuell bei<br />

flächigen Wunden mit leichter<br />

Blutungsneigung Silikonwundauflage)<br />

- eventuell Vakuumsaugung<br />

Tiefe der Wunde: - Wundfüller verwenden (AquafaserVerbände, feuchte Kompressen,<br />

Vakuumversiegelung)<br />

Wundumgebung:<br />

Hautirritation durch Feuchtigkeit der Umgebung unbedingt<br />

vermeiden durch:<br />

- häufige Verbandswechsel<br />

- Trockenhalten der Umgebung (z. B. Cavilon®-Stäbchen)<br />

- das Verbandsmaterial darf die Wundränder nicht überragen<br />

2. Vorgehensweise beim Verbandswechsel<br />

bei chronischen sekundär heilenden Wunden<br />

Die Planung der Maßnahmen soll zielorientiert und individuell auf den Patienten und<br />

die Wunde ausgerichtet erfolgen.<br />

Ziele:<br />

- Vermeidung einer Fremd- bzw. Neubesiedlung der Wunde<br />

- Vermeidung einer Keimverschleppung auf andere Patienten<br />

- Inspektion und geeignete Versorgung der Wunde<br />

- Schutz der Wunde durch geeignete Abdeckung<br />

- Dokumentation<br />

zu beachten:<br />

- bei großflächigen Wunden evtl. Schutzkittel tragen<br />

- während der Wundversorgung Aktivitäten wie<br />

Reinigungsarbeiten unterlassen, Zugluft vermeiden<br />

- Der Verbandswechsel sollte möglichst von zwei Personen<br />

durchgeführt werden.<br />

- Hände desinfizieren


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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6<br />

Vorbereitung:<br />

- evtl. Schmerzmedikation<br />

- Handschuhe<br />

- evtl. sterile Schere<br />

- evtl. sterile Pinzette<br />

- ausgewähltes Verbandsmaterial<br />

- Unterlage<br />

- Abwurf<br />

- ggf. Schutzkleidung<br />

Durchführung:<br />

- Unterlage ausbreiten<br />

- Handschuhe anziehen<br />

- alten Verband entfernen<br />

- ggf. Wundabstrich vornehmen<br />

- wenn erforderlich, Wunde spülen, Wunde reinigen<br />

- ausgewählten Wundverband aufbringen<br />

- Verband, wenn nötig, fixieren<br />

- Patient lagern und zudecken<br />

Nachbereitung:<br />

- Material entsorgen<br />

- Abwurfbeutel reinigen<br />

- Hände desinfizieren<br />

3. Diagnostik und Therapie bei chronischen Wunden<br />

• Diagnostik<br />

Merke:<br />

Therapie einer chronischen Wunde muss immer mit<br />

der Therapie der Grunderkrankung verbunden sein.<br />

ggf. Gefäßdiagnostik:<br />

arteriell:<br />

venös:<br />

ggf. Histologie:<br />

ggf. Mikrobiologie:<br />

ggf. Röntgen:<br />

(angiologische bzw. gefäßchirurgische Beurteilung der<br />

Durchblutungssituation bei peripheren Ulcerationen)<br />

- Fußpulse (A. dorsalis pedis, A. tibialis posterior, A. femoralis)<br />

- Doppler<br />

- transcutane Sauerstoffmessung<br />

- Duplexsonographie<br />

- Angiographie<br />

- Duplexsonographie<br />

- Venenfunktionstest (Verschlussplethysmographie)<br />

- Phlebographie<br />

- Ulkusrandbiopsie zum Ausschluss einer Vaskulitis, eines<br />

Malignoms<br />

- Unterscheidung Kolonisation/Infektion: Infektzeichen<br />

(Rötung, Schwellung, Schmerzen, Temperatur, Leukozytose)<br />

- Unterscheidung lokaler, regionaler, systemischer Infekt<br />

- Bakterien/Pilze<br />

- initialer Abstrich zum Nachweis multiresistenter Keime<br />

- Antibiose falls erforderlich<br />

- Ausschluss Osteomyelitis


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7<br />

• seltene Ursachen:<br />

atypische Lokalisation und/oder Krankheitsdauer mehr als 1 Jahr<br />

immunologisch:<br />

infectiös:<br />

neoplastisch:<br />

- Vasculitis allergica<br />

- Periarteriitis nodosa<br />

- Crest-Syndorm<br />

- Leishmaniose<br />

- Lupus<br />

- Herpes<br />

- Hautmetastasen<br />

- Basalzellkazinom<br />

- Spindellzellkarzinom<br />

• Therapie<br />

Die Behandlung der Wunde sollte immer stadiengerecht vorgenommen werden:<br />

Debridement, Absorption des Exsudats, Förderung der Granulation,<br />

Förderung der Epithelisierung, Rezidivprophylaxe.<br />

ggf. lokalchirurgische Maßnahmen:<br />

Das Debridement erfolgt so ausgedehnt und intensiv wie nötig und gleichzeitig so<br />

schonend wie möglich.<br />

- Umwandlung einer chronischen Wunde in eine frische Wunde<br />

- Entfernung von Nekrosen, Hyperkeratosen<br />

(Hyperkeratosen der gesunden Haut in der Wundumgebung können<br />

mit Olivenöl gelöst werden)<br />

ggf. unterstützende Maßnahmen:<br />

- Immobilisation für 2-3 Tage<br />

- Entlastung bis 4 Wochen nach Epitheliasierung<br />

- Entlastung mit Vorfuß-, Fersenentlastungsschuh, Orthese<br />

- anschließend orthopädischer Schuh<br />

- Lagerungsmaßnahmen, eventuell Spezialbett<br />

Prinzip der feuchten Wundbehandlung<br />

Das Prinzip der feuchten Wundbehandlung nach chirurgischer Reinigung ist seit mehr<br />

als 100 Jahren bekannt. Es wurden eine Vielzahl von Wundauflagen entwickelt, die<br />

auf diesem Prinzip basieren. Bei uns werden lediglich Gaze, Aquafaser-Verbände,<br />

Alginate, Silikonwundauflagen, Hydrocolloide und Hydrogele und die<br />

Vakuumversiegelung angewandt. Antiseptika kommen nur bei bakteriell<br />

besiedelten Wunden zum Einsatz. Lokale Antibiotika und enzymatische<br />

Debridementsalben kommen prinzipiell nicht zum Einsatz. Bei verzögerter<br />

Wundheilung wird Hyaluronsäure benutzt. Zum Anfeuchten der Gaze und zum<br />

Spülen der Wunde wird Ringerlösung verwendet.


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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8<br />

Prinzip der Druckentlastung<br />

- Lagern des Patienten bei fehlender Mobilität<br />

- leichtes Hochlagern der Beine bei peripheren Ulcerationen<br />

- Vermeiden von Kompressionsbinden und -strümpfen bei liegenden<br />

Patienten<br />

- Vermeiden von Orthostase bei peripheren Ulcerationen<br />

- beim Laufen gleichmäßige, geringe Kompression bei peripheren<br />

Ulcera<br />

Zusammenfassend hat sich das Konzept der feuchten Wundbehandlung mit<br />

Absorption des überschüssigen Exsudates und Förderung der Granulation als richtig<br />

erwiesen. Es gibt eine Vielfalt von Wundauflagen, die grundsätzlich alle für sich<br />

beanspruchen, das Prinzip der feuchten Wundbehandlung adäquat umzusetzen.<br />

Größere Vergleichsstudien fehlen, die Preisunterschiede sind erheblich, so dass<br />

ökonomische Überlegungen bei der Therapieentscheidung mit einfließen sollten<br />

(Effektivität der Maßnahmen, Kosten des Materials, Intervall der Verbandswechsel,<br />

Pflegeaufwand, Hygiene).<br />

In der eigenen Erfahrung hat sich die Kombination einer feuchtigkeitsdurchlässigen<br />

und nicht wundhaftenden Grundlage (Silikonwundauflage, z. B. Mepitel®) mit einem<br />

Hydrofaserverband (Aquafaser-Verband, z. B. Textus bioaktiv®) in der Behandlung<br />

der sekundär heilenden Wunden als effektiv heraus gestellt. Problematisch sind am<br />

Wundrand haftende Wundauflagen, da bei ausgeprägter Exsudation der Wunde die<br />

zunehmende Spannung auf die Wundumgebung zu einer sekundären Schädigung der<br />

Haut führen kann.<br />

Der Einsatz von granulationsfördernden Mitteln, wie z.B. Hyaluronsäure, ist bei<br />

sauberen Granulationen für einige Tage als “Startermittel“ der Granulationsbildung<br />

sinnvoll.<br />

Bei sehr tiefen Wunden, insbesondere im Bereich des Sacrums, hat sich die Vakuum-<br />

Saugbehandlung bewährt, bei der Schaumstoff in die Wunde platziert wird und durch<br />

eine luftdichte Abgrenzung nach außen ein gleichmäßiger Sog durch ein<br />

Unterdrucksystem durchgeführt werden kann. Hierbei wird das Wundexsudat<br />

ausgeleitet, dadurch kann die Granulation gefördert werden. Vorraussetzung ist aber<br />

auch hier, ein voraus gegangenes Debridement um die oft vorhandenen Nekrosen<br />

vorher zu entfernen.<br />

Ggf. kann der Wundabschluss durch eine Spalthauttransplantation erfolgen, so dass<br />

in der Regel auch eine evtl. über Jahre bestehende Wundheilungsstörung bei Einsatz<br />

von geeigneten Maßnahmen innerhalb einiger Wochen oder Monate zum Abschluss<br />

gebracht werden kann.<br />

• Wundauflagen, Verbandsmaterial, Spülungen sonstige Maßnahmen<br />

‣ Gaze (Kompressen)<br />

Beschreibung:<br />

Indikation:<br />

- 100 % gewobene Baumwolle<br />

- Kompressen<br />

- Schutz<br />

- Absorption von Wundsekret<br />

- Wundfüller bei tiefen Wunden


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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9<br />

Probleme:<br />

- Adhäsion<br />

- traumatische Entfernung (Vermeidung durch<br />

Silikonwundauflagen)<br />

- Gefahr der Austrocknung<br />

- begrenzte Saugaktivität (Wechsel 6 – 12 Stunden)<br />

‣ Aquafaserverbände<br />

Beschreibung:<br />

festangelagertem<br />

Wirkprinzip:<br />

Indikation:<br />

Bemerkung:<br />

Produkt:<br />

- feine nicht resorbierbare Mikrofasern mit<br />

Silber<br />

- mit oberflächenaktiver, antibakterieller Wirkung der<br />

Silberionen (ohne Silberresorption)<br />

- hohe Feuchtigkeitsaufnahme bei gleichzeitiger<br />

antibakterieller Wirkung (auch wirksam bei MRSA und<br />

Pilzbesiedlungen)<br />

- reduzierter Wundgeruch<br />

- reduzierte Keimbelastung<br />

- sezernierende, auch geruchsbildende Wunden<br />

- Wunden mit bakterieller Besiedlung<br />

- Feuchthalten von trockenen Wunden (Befeuchtung mit Ringerlösung),<br />

eventuell direkte Wundauflage mit Silikon<br />

(z. B. Mepitel®)<br />

- Anwendbar auch bei trockenen Wunden, dann kann das<br />

Feuchthalten durch Hydrierung mit Ringerlösung erfolgen<br />

- bei sehr stark sekretbildenden Wunden ist die trockene<br />

Anwendung zu empfehlen<br />

- meist verhindert der wundseitige semipermeable Polyethylenfilm<br />

die Haftung an der Wunde, ergänzend kann eine Silikonwundauflage<br />

(z. B. Mepitel®) benutzt werden<br />

- Verbandswechsel alle 24 Stunden (bei sauberen Wundverhältnissen<br />

bis 48 Stunden möglich)<br />

z. B. Textus bioactiv®<br />

‣ Alginate<br />

Wirkprinzip:<br />

Alginatfasern wandeln sich durch Kontakt mit Natriumsalzen<br />

Wundsekret unter Quellung in ein feuchtes<br />

Hydrogel um. Keime und Zelltrümmer werden in die<br />

Gelstruktur eingeschlossen.<br />

Beschreibung:<br />

Indikation:<br />

Probleme:<br />

- ungewobene Masse aus Natrium-/Calciumalginat<br />

- Absorption sezernierender Wunden<br />

- autolytisches Debridement<br />

- Wundfüller bei tiefen Wunden<br />

- Austrocknung schwach sezernierender Wunden<br />

- kontraindiziert bei III-gradiger Verbrennung<br />

- Verklumpen des Materials<br />

- begrenzte Saugaktivität (Wechsel 12 – 24 Stunden)


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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10<br />

- nur begrenztes autolytisches Debridement<br />

Produkt:<br />

z. B. Trionic®<br />

‣ Schäume a. Schaumstoff bei Vakuumverband<br />

b. Schaumverband als Platte<br />

Wirkprinzip:<br />

Indikation:<br />

Sekretaufnahme durch Kapillarwirkung und Sekretverbindung<br />

durch Adsorption.<br />

- Sekretabsorption<br />

- Füllsubstanz bei der Vakuumversiegelung (Schaumstoff)<br />

- Abdeckung flacher, stärker exsudierender Wunden (Platten)<br />

Produkt:<br />

Probleme:<br />

Produkt:<br />

z. B. Mepilex® (Schaumverband als Platte)<br />

selbsthaftender, absorbierender Schaumverband mit<br />

Silikonbeschichtung auf der Wundseite<br />

Aufrechterhaltung des feuchten Wundmilieus<br />

geringes Mazerationsrisiko<br />

- nur mäßige Sekretaufnahme (Wechsel 24 – 48 Stunden)<br />

z. B. Textus biofix® (Polyurethan-Schaumverband)<br />

- semipermeabel, die Wundheilung wird durch Gasaustausch<br />

gefördert<br />

- geeignet zur Befestigung von feuchten Wundauflagen<br />

- flexibel<br />

- dehnbar, reißfest und wasserabweisend<br />

- lässt sich gut modellieren<br />

- lieferbar als Rollenverband<br />

Probleme:<br />

Produkt:<br />

Probleme:<br />

haftet nicht auf feuchter bzw. fettiger Haut (eventuell<br />

Entfettung mit Alkohol<br />

z. B. KCI®-Drainageschwamm (Schaumstoff bei Vakuumverband)<br />

- hohe Kosten des Saugsystems<br />

‣ Aktivkohle<br />

Aktivkohle kann als Wundauflage imprägniert mit Silber appliziert werden. Die<br />

Wundheilung wird gefördert durch eine Wundreinigung, einerseits durch Bindung der<br />

Flüssigkeit, andererseits durch Reduktion der Keimbildung durch Silber.<br />

Beschreibung:<br />

Indikation:<br />

Nebeneffekt:<br />

Probleme:<br />

Produkt:<br />

- Wundauflage aus mit Silber imprägnierter Aktivkohle<br />

- sezernierende, stark geruchsbildende Wunden<br />

- Aktivkohle neutralisiert die Wundgerüche<br />

- begrenzte Saugkapazität (Wechsel 12 – 24 Stunden)<br />

- Verklumpung des Materials<br />

z. B. Actisorb Silver®


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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11<br />

‣ Hydrokolloide<br />

Hydrokolloide bestehen aus einer absorbierenden Schicht, diese besteht aus einer<br />

Polyurethanmatrix, abgedeckt mit einer Polyurethanfolie, die<br />

wasserdampfdurchlässig ist.<br />

Wirkprinzip:<br />

- Hydrokolloide können Feuchtigkeit binden,<br />

- die Abdeckfolie ist durchlässig für Sauerstoff und<br />

Wasserdampf<br />

- der Wundverband fördert die feuchte Wundheilung<br />

Indikation:<br />

Problem:<br />

Produkt:<br />

- oberflächliche, flächige, sekundär heilende Wunden mit<br />

mäßiger Sekretbildung ohne Nekrosen<br />

- Vorraussetzung für die selbsthaftenden Verbände ist eine<br />

intakte Haut der Wundumgebung<br />

- nur bei flächigen, relativ sauberen Wunden geeignet<br />

z. B. Cutinova Hydro®<br />

‣ Hydrogele<br />

Hydrogele sind Substanzen in denen sich bereits Wasser als Porenfüllung befindet.<br />

Das Gel bildet sich aus einem Gerüstbildner und Wasser. Geeignet zum Aufweichen<br />

von Schorf und oberflächlichen Nekrosen.<br />

Wirkprinzip:<br />

Beschreibung:<br />

Indikation:<br />

Probleme:<br />

Produkt:<br />

- Wasseraufnahme durch Quellung<br />

- Wasserabgabe durch Entquellung<br />

- trockene Wunden werden hydratisiert<br />

- Vermeidung von Nekrosen durch Feuchthaltung<br />

- semipermeables hydrophiles Polmer<br />

- mäßige Sekretabsorption<br />

- sekundäre Abdeckung notwendig<br />

(z. B. mit Polyurethan-Schaumverband)<br />

- nur eingeschränkte Sekretaufnahme<br />

- ungeeignet bei relativ trockenen Wunden<br />

z. B. Intrasite-Gel®<br />

‣ Silikonwundauflage<br />

Wirkprinzip:<br />

Drainagefähiger, transparenter Wundverband mit<br />

mikrohaftender Eigenschaft, besteht aus Polyamidnetz, welches<br />

silikonbeschichtet ist, ist nicht absorbierend.<br />

- Der Silikonwundverband (Primärverband) kann nahezu<br />

schmerzfrei und ohne frisches Granulationsgewebe zu<br />

beschädigen entfernt werden.<br />

- Die grobmaschige Netzstruktur gewährleistet den Abfluss von


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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12<br />

Exsudat in den Sekundärverband (Aquafasern,<br />

Kompressen).<br />

- Das Mazerationsrisiko der umgebenden Haut wird minimiert.<br />

- Die Verbandswechselintervalle des Sekundärverbandes kön<br />

nen reduziert werden (Verbandswechsel alle 12-24 Stunden, die<br />

Silikonauflage kann bis zu drei Tagen benutzt werden).<br />

Indikation:<br />

Probleme:<br />

Produkt:<br />

- Wundabdeckung<br />

- zum Feuchthalten durch den Sekundärverband einer<br />

flächigen, sekundär heilenden Wunde, besonders<br />

geeignet zum Bedecken bzw. zur Fixierung von<br />

Haut-Transplantaten und Verbrennungen zweiten Grades.<br />

Sollte die Absorptionskapazität des Sekundärverbandes erreicht<br />

sein, so ist dieser zu wechseln, der Silikonverband kann auf der<br />

Wunde belassen werden.<br />

z. B. Mepitel®<br />

• Vakuumversiegelung<br />

Beschreibung:<br />

Wundbehandlung bei der gleichmäßiger Sog auf die<br />

Wundoberfläche einwirkt<br />

- Polyvinylschwamm mit eingelegtem Drainagesystem<br />

- Abdeckung mit transparenter Folie<br />

- Vakuumquelle mit Unterdruck von ca. 125 mm Hg<br />

- Absaugung des Wundsekretes<br />

- Schaffung eines feuchten Wundmilieus<br />

- Saugung mit Pumpe (z. B. Firma KCI)<br />

Indikation:<br />

Probleme:<br />

- lokale Wundbehandlung zur Förderung der Granulation und<br />

zur Wundverkleinerung (Dekubitus, Abszesshöhlen,<br />

postoperative sekundäre Wundheilung)<br />

- nur wirksam bei vollständigem Kontakt mit der Wunde und<br />

permanentem Sog<br />

- Dichtigkeit überprüfen, Pumpe verwenden<br />

- Wechsel nach 2-3 Tagen<br />

- Sog vermindern bei Perfusionsstörungen (AVK, Diabetes)<br />

- hohe Kosten<br />

• Hyaluronsäure<br />

Beschreibung:<br />

Indikation:<br />

- Hyaluronsäure ist biokompatibel und Bestandteil des<br />

Wundsekretes einer sekundär heilenden Wunde. Bei<br />

verzögerter<br />

sekundärer Wundheilung ist im natürlichen Sekret die<br />

Hyaluronsäure in der Konzentration vermindert, so dass<br />

hierdurch die Heilung verzögert werden kann. Die externe<br />

Anwendung verhindert das Austrocknen der Wunde und<br />

fördert die Granulation und Wundheilung.<br />

- Förderung der Granulation bei verzögert heilenden<br />

Wunden<br />

- Vorraussetzung: gereinigte Wunde<br />

Produkt: z. B. Textus heal® Sprüh-Applikation


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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13<br />

• Wundspülungen<br />

Eine topische Anwendung von Antibiotika ist aus folgenden Gründen abzulehnen:<br />

- Selektion resistenter Keime<br />

- Sensibilisierung des Patienten<br />

- Gefahr der Superinfektion mit Pilzen.<br />

Antiseptika sollten folgende Anforderungen erfüllen:<br />

Dauer einer Spülbehandlung:<br />

- schneller Wirkungseintritt<br />

- keine Resistenzen oder Wirkungslücken<br />

- keine schmerzhafte Anwendung<br />

- einfache Aufbewahrung<br />

empfehlenswert:<br />

- nicht länger als drei Tage<br />

z. B. Octenispet®: Der Wirkungseintritt erfolgt innerhalb von einer Minute. Bislang<br />

sind keine Resistenzen beschrieben worden. Eine Resorption<br />

von Octenidin konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Die<br />

Substanz wird sehr gut auf Schleimhäuten und Wunden<br />

vertragen. Zur Eradikation von MRSA Wundinfekten ist es<br />

geeignet.


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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14<br />

Wirkstoff<br />

Präparate<br />

Ethanol,<br />

Propanol<br />

(event. mit<br />

Rückfetter)<br />

Konzentrati<br />

on<br />

In %<br />

Einwirkze<br />

it in<br />

Minuten<br />

10 – 50 ½ gute u.breite<br />

Wirksamkeit<br />

keine<br />

Resistenzen<br />

bekannt<br />

Vorteile Nachteile Fazit<br />

brennt in der<br />

Wunde<br />

Rivanol® 0,1 >30 starke Färbung<br />

schwache<br />

Wirksamkeit,<br />

schmales<br />

Wirkspektrum,<br />

allergisierend,<br />

mutagenes<br />

Potential<br />

Octenisept® 0,1 1 breites<br />

Wirkungsspe<br />

k-trum inkl.<br />

MRSA,<br />

farblos<br />

effektiv,<br />

trocknet die<br />

umgebende<br />

Haut aus<br />

entbehrlic<br />

h<br />

empfehlen<br />

s-<br />

wert<br />

Lavasept® 0,1-0,2 10-15 sehr gut<br />

gewebeverträglich,<br />

breites<br />

Wirkungsspektrum<br />

inkl. MRSA<br />

farblos<br />

PVP Iod<br />

Betaisodona®<br />

Quecksilberverbindung<br />

Mercurochrom®<br />

Brillantgrün,<br />

Kristallviolett,<br />

Pyoktanin<br />

Wasserstoffper<br />

oxyd<br />

0,5-10 5 breites<br />

Wirkungsspektrum<br />

preiswert<br />

teuer, begrenzte<br />

Haltbarkeit<br />

percutane<br />

Resorption<br />

kontraindiziert<br />

bei:<br />

Schilddrüsenerkrankungen<br />

Inaktivierung<br />

durch Blut/Eiter,<br />

Resistenzen<br />

gegen<br />

Staphylokokken<br />

und Pseudomonas<br />

0,1 5 stark<br />

austrocknend<br />

Wundheilungshem<br />

-<br />

mung<br />

30 Wundheilungshemmend,<br />

Allergen<br />

minimale<br />

Blutkrusten Antisepsis durch<br />

& Beläge rasche<br />

Inaktivierung,<br />

Wundheilungshemmung<br />

H 2 O 2<br />

3 10 Lösen<br />

empfehlens<br />

wert<br />

entbehrlic<br />

h<br />

obsolet<br />

obsolet<br />

ungeeigne<br />

t


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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15<br />

Folienverbände<br />

Wirkungsweise:<br />

Indikation:<br />

Probleme:<br />

Wasserdampfdurchlässig, ermöglichen Hautatmung und<br />

schützen die Wunde vor dem Eindringen von Flüssigkeiten und<br />

Bakterien<br />

- Wundabdeckung in Kombination mit Wundgaze, Alginat<br />

- Fixierung nicht klebender Wundverbände<br />

- Wundabdeckung bei Vakuumversiegelung<br />

- keine Haftung auf fettiger oder feuchter Haut<br />

- nicht flexibel<br />

semipermeable Folienverbände:<br />

z. B. Opsite flexgrid®<br />

• Larventherapie<br />

Die Wirksamkeit gründet auf der Kombination der Sekretausscheidungen der Maden<br />

mit der mechanischen Stimulans auf das Gewebe. Das Sekret besteht aus Allantoin,<br />

Ammoniak und Kalziumkarbonat in Verbindung mit Enzymen und<br />

Wachstumsfaktoren. Es löst ausschließlich nur nekrotisches Gewebe auf und vollzieht<br />

dadurch ein präzises, grenznekrotisches Debridement. Gleichzeitig wirkt dieses<br />

Sekret gegen eine Vielzahl von Bakterien, so dass insbesondere infizierte Wunden<br />

damit therapiert werden können bei gleichzeitiger deodorierender Wirkung. Ein<br />

zusätzlicher Effekt entsteht durch die regen Aktivitäten der Larven innerhalb des<br />

Wundmilieus. Durch diese mechanische Stimulans auf das Gewebe wird die<br />

Durchblutung angeregt und im Abschluss die Granulationsphase beschleunigt<br />

eingeleitet. Nach Einbringen der Maden in Wunde werden diese mit dem<br />

mitgelieferten Gasegewebe abgedeckt. Darauf erfolgt eine Abdeckung mit<br />

Kompressen. Eine Wundkontrolle soll alle zwei Tage erfolgen.<br />

Ein Indikator für den Abschluss der Larventherapie ist die Reglosigkeit der Larven.<br />

Befindet sich kein nekrotisches Gewebe mehr in der Wunde, dann sterben die Larven<br />

ab, weil sie sich von gesundem Gewebe nicht mehr ernähren können.<br />

Die Fortsetzung der Wundbehandlung bis zum endgültigen Verschluss kann dann mit<br />

feuchter Wundbehandlung oder mit der Vakuumversiegelung erfolgen.<br />

Indikation:<br />

- tiefe Wunden mit oberflächlichen Nekrosen<br />

- Decubutalulcera<br />

- Ulcera cruris<br />

Kontraindikation: - Wunden, die leicht zu Blutungen neigen<br />

- Wunden, die in Verbindung mit eröffneten Körperhöhlen<br />

oder inneren Organen stehen<br />

Produkt:<br />

z. B. Lucilia Sericta® Fa. BioMonde


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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16<br />

4. Wundverbände (feucht/trocken)<br />

stark exsudierende Wunden:<br />

feuchte Wunden:<br />

schwach exsudierende Wunden/<br />

trockene Wunden:<br />

Bindung größerer Exsudatmengen:<br />

Schaumstoff-Verbände mit Vakuumsaugung<br />

Aquafaser-Verbände, Baumwollkompressen<br />

Aufnahme des anfallenden Exsudates, Erhalt<br />

des feuchte Mikroklimas:<br />

Aquafaser-Verbände, Baumwollkompressen<br />

eventuell mit Silikonwundauflage<br />

Schaffung und Erhaltung eines feuchten<br />

Mikroklimas:<br />

Aquafaser-Verbände, feuchte Kompressen,<br />

Hydrogel, Ringerlösung und Alginat,<br />

eventuell Silikonwundauflage<br />

5. Grundsätzliches<br />

Grundsätzlich gilt, dass die Art der Wundbehandlung individuell für jeden einzelnen<br />

Patienten festgelegt wird. In jedem Fall muss die Grunderkrankung berücksichtigt<br />

und wenn möglich, behandelt werden. Die Beurteilung der Wundsituation bzw. die<br />

Wirkung der angewandten Maßnahmen sollte einmal am Tag erfolgen. Eine möglichst<br />

genaue Dokumentation der Wundverhältnisse und der entsprechenden Maßnahmen<br />

ist obligat.<br />

6. “best practice“<br />

(Dieses Behandlungskonzept ist unser Leitfaden für die Behandlung von chronischen,<br />

sekundär heilenden Wunden und stellt einen möglichen Weg zur erfolgreichen<br />

Therapie dar).<br />

Diagnostik: (Erkennen und Beseitigen der Ursache der verzögerten Wundheilung)<br />

Debridement der Wunde: (chirurgische Entfernung der Nekrosen, eventuell auch<br />

mehrfach)<br />

Absorption des Wundexsudates:<br />

- bei geringer Exsudation und relativ unproblematischer<br />

Wunde: Aquafaserverband plus Ringerlösung,<br />

eventuell bei wenig Sekretion Baumwollgaze,<br />

Fixierung mit Papierpflaster problematisch:<br />

Verschmutzungen der Umgebung möglich, Gefährdung<br />

durch Superinfektion bei Baumwollgaze.<br />

besser: Fixierung mit Polyurethan-Schaumverband<br />

ohne Baumwollkompressen.<br />

(z. B. Textus biofix®)


Wundbehandlungsstandard für chronische sekundär heilende Wunden Stand Januar 2004<br />

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stärkere und starke Exsudation:<br />

bei sehr tiefen exsudierenden Wunden:<br />

sauber, granulierende Wunde:<br />

Wunddeckung:<br />

- Verband mit einer stark absorbierenden Eigenschaft:<br />

Aquafaser (Dekontermination des<br />

Exsudates durch nicht-resorbierbare Silberionen):<br />

- z. B. Textus bioactiv®<br />

- Verbandswechsel 1 x in 24 Stunden<br />

bei nicht so starker Sekretion und sehr flächiger Wunde<br />

eventuell Zwischenschicht mit Silikonwundauflage<br />

(z. B. Mepitel®)<br />

- Verbandswechsel 1 x in 24 Stunden<br />

(bei sauberen Wunden auch alle 2 Tage möglich)<br />

Silikon kann 2-3 Tage benutzt werden.<br />

- Vakuum- Saugtherapie<br />

(z. B. KCI®-Drainageschwamm)<br />

(Verbandswechsel alle 2-3 Tage)<br />

- Aquafaserverband mit Ringerlösung , Fixierung mit<br />

Polyurethan-Schaumverband z. B. Textus biofix®<br />

Verbandswechsel 1-2 x in 48 Stunden<br />

- bei flächiger Wunde: (Hydrocolloid-Verband)<br />

(z. B. Cutinova Hydro®)<br />

- Förderung der Wundheilung:<br />

Hyaluronsäure (z. B. Textus heal®)<br />

Application 1 x in 24 Stunden (für 3-4 Tage)<br />

- entweder Epithelisierung abwarten,<br />

oder Deckung durch Mesh, in seltenen Fällen<br />

sekundärer operativer Wundverschluss oder<br />

Schwenklappenplastik.<br />

‣ file-Server G:\VCH\Behandlungskonzepte\Wundbehandlungsstandard

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