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Technik ist auch weiblich - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann ...

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02 • 2013<br />

Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />

Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />

Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />

<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong><br />

<strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />

Seite 3


2 02 • 2013<br />

02 • 2013<br />

Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />

Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />

Kunden und Partner <br />

Kollegiale Unterstützung<br />

BP-Rosneft-Werkfeuerwehr zu Gast 23<br />

Reden – Vertrauen – Helfen<br />

Safety First geht in die nächste Runde 26<br />

Der Hüttenspatz 25<br />

Im Dialog bleiben<br />

Nachbarschafts-Forum<br />

mit hoher Beteiligung 31<br />

Besser werden<br />

KVP-Einführung bei TI 28<br />

Mitarbeiter <br />

Mach mit – bleib fit!<br />

<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />

Frauen bei <strong>HKM</strong> 3<br />

100 Jahre Deutsches Sportabzeichen –<br />

<strong>HKM</strong> <strong>ist</strong> dabei 30<br />

Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />

<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong><br />

<strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />

(K)Eine heile Welt<br />

Kolumne des Betriebsrats 9<br />

Seite 3<br />

#Kompetenz <br />

Einfach, schneller und besser<br />

Best Practice – Überprüfung<br />

elektrischer Betriebsmittel 14<br />

Der Blick ins Innere<br />

Mehr Transparenz durch<br />

neue <strong>Technik</strong>en im Hochofenprozess 18<br />

Die (Arbeits-) Welt mit<br />

anderen Augen sehen<br />

Neue Wege der Arbeitssicherheit<br />

im Hochofenbereich 10<br />

Win-Win-Situation für alle Beteiligten<br />

Ein Praktikum bei <strong>HKM</strong> 13<br />

Von der Instandhaltung zum<br />

Umweltschutz<br />

Mitarbeiter stellen ihren<br />

Arbeitsalltag vor 16<br />

Rentenberatung vor Ort<br />

Angebot des Personalservice 19<br />

Weil Innovationen nicht vom<br />

Himmel fallen<br />

Innovationszirkel bei TI eingeführt 32<br />

Integriertes Hüttenwerk –<br />

eine völlig neue Dimension<br />

Gewerkschaftsboss Jürgen Kerner<br />

besucht Hütte 35<br />

Ein Treppengeländer für den<br />

Stadtsportbund<br />

Die Azubi-Kolumne 36<br />

Vertrauen <strong>ist</strong> gut …<br />

Qualitätskontrolle feuerfester<br />

Baustoffe in der Pfannenwirtschaft 24<br />

30 Millionen Tonnen Roheisen<br />

an Hochofen B erzeugt<br />

Bei der bisher längsten Ofenreise 38<br />

Vorträge & Veröffentlichungen 39<br />

Auch Beteiligung will gelernt sein<br />

Projekt „Mitarbeiterbefragung<br />

in der Lagerwirtschaft“ 20<br />

Fuchs & Bärmann 21<br />

Bei der Flut mit angepackt<br />

<strong>HKM</strong>-Mitarbeiter le<strong>ist</strong>eten<br />

tatkräftige Hilfe 22<br />

Erstmals Umweltschutz einbezogen<br />

Kreativtraining der Azubis 36<br />

Alle kamen durch<br />

Rhein-Ruhr-Marathon<br />

mit <strong>HKM</strong>-Beteiligung 37<br />

Jubilare 38<br />

Austritte, Altersteilzeit, 39<br />

Fre<strong>ist</strong>ellungsphase<br />

Wir gedenken 39


1,3 1,8 3,2 2,9 2,6 2,3 2,6 0,0 0,0 1,7 5,1 5,1 4,3<br />

Neues<br />

Ziel<br />

2013:<br />

3,5<br />

JUNI JULI AUG SEP OKT NOV DEZ JAN FEB MÄRZ APRIL MAI JUNI<br />

[ 4,3* ] Verletzungshäufigkeit bei <strong>HKM</strong> bis Juni 2013!<br />

* Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag<br />

pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden<br />

Auf dem Podium: Zum Thema „Frauen und <strong>Technik</strong>“ diskutierten mit Moderatorin Stephanie Hajdamowicz<br />

(Mitte) unter anderem (v.l.) Roswitha Becker, Anja Best, Doris Freer, Annette von Br<strong>auch</strong>itsch-Lavaulx,<br />

Sabine Rolofs und Gabriele vom Ende. Die ebenfalls eingeladene Elektronikerin Denise Kappes konnte<br />

aus Termingründen leider nicht teilnehmen.<br />

Mitarbeiter Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />

<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />

Frauen und <strong>Technik</strong> – das passt nicht zusammen.<br />

Heißt es jedenfalls. Und der Blick in<br />

den betrieblichen Alltag scheint diesem Vorurteil<br />

Recht zu geben. Zwar gelten Frauen<br />

in technischen Berufen heute nicht mehr als<br />

Exotinnen, in der Minderheit sind sie aber<br />

weiterhin. Und zwar deutlich, allen Aktionen<br />

und Förderprogrammen zum Trotz.<br />

Woran also liegt es, dass Frauen und <strong>Technik</strong><br />

zumindest auf beruflicher Ebene nicht<br />

zusammenkommen? – Für <strong>HKM</strong> war diese<br />

Frage Grund genug, sie weiterzugeben. An<br />

jene Frauen, die auf der Hütte in technischen<br />

Berufen tätig sind. Und weil dieses<br />

Thema nicht nur aktuell, sondern <strong>auch</strong> gesellschaftsrelevant<br />

<strong>ist</strong>, hatte man daraus<br />

gleich eine Podiumsdiskussion gemacht.<br />

Für die Hütte war die Situation eher untypisch:<br />

Deutlich mehr Frauen als Männer<br />

drängten sich am 2. Juli 2013 am Eingang des<br />

Infocenters, um live bei der Veranstaltung<br />

„Frauen und <strong>Technik</strong>“ dabei zu sein. Wobei<br />

der Andrang <strong>auch</strong> zeigt, von welch großem<br />

Interesse dieses Thema generell, aber <strong>auch</strong><br />

speziell auf der Hütte <strong>ist</strong>.<br />

7,4 Prozent Frauen in<br />

Stammbelegschaft<br />

Stellt sich natürlich die Frage, warum <strong>HKM</strong><br />

eine solche Veranstaltung überhaupt durchführt.<br />

Zumal es in der Stahlindustrie und<br />

damit <strong>auch</strong> auf der Hütte nicht besser als in<br />

anderen Industriezweigen aussieht – zumindest<br />

was Frauen angeht. Von den insgesamt<br />

knapp 2.800 Beschäftigten der Stammbelegschaft<br />

von <strong>HKM</strong> sind gerade einmal 205<br />

oder 7,4 Prozent <strong>weiblich</strong>, wobei dieser Prozentsatz<br />

<strong>auch</strong> noch äußerst unterschiedlich<br />

verteilt <strong>ist</strong>. Im AT-Bereich kommen die Frauen<br />

auf 16,5 Prozent und bei den Angestellten<br />

auf knapp 18 Prozent. Nur im Lohnbereich<br />

dümpelt der Frauenanteil bei eher kümmerlichen<br />

knappen zwei Prozent dahin. Einsamer<br />

Spitzenreiter in Sachen Frauenquote <strong>ist</strong><br />

übrigens im Personalwesen der Bereich Personalführung,<br />

wo mit knapp 55 Prozent die<br />

Frauen sogar die Oberhand haben – allerdings<br />

<strong>auch</strong> hier nicht in Spitzenfunktionen.<br />

Angesichts der Zahlen müßig zu bemerken,<br />

dass der Spitzenreiter zugleich <strong>auch</strong> die<br />

rühmliche Ausnahme <strong>ist</strong>.<br />

Einen Stein ins Wasser<br />

werfen<br />

Für Arbeitsdirektor Peter Gasse gab es daher<br />

vor allem einen Grund für diese Veranstaltung,<br />

zu der er <strong>auch</strong> die Frauenbeauftragte<br />

der Stadt Duisburg, Doris Freer, sowie die<br />

Beauftragte für Chancengleichheit der Duisburger<br />

Agentur für Arbeit, Annette von


4 02 • 2013<br />

Arbeitsdirektor Peter Gasse eröffnet die Veranstaltung:<br />

Frauen und <strong>Technik</strong> – geht das bei <strong>HKM</strong>?<br />

Unter Frauen im Podium:<br />

Stahlwerksleiter Dr. Arnd Köfler und Jens Loock<br />

Br<strong>auch</strong>itsch-Lavaulx, begrüßte: „Weil sie<br />

ungewöhnlich <strong>ist</strong>.“ Sinn macht das Thema<br />

aber <strong>auch</strong>, weil <strong>HKM</strong> Frauen zur Zukunftssicherung<br />

br<strong>auch</strong>t und sie zudem bei der<br />

angestrebten Kulturveränderung sehr hilfreich<br />

sein können. Die Diskussion über die<br />

Frauenquote, die er lieber einige Ebenen<br />

tiefer hätte, sieht Peter Gasse allerdings<br />

zwiespältig: „Als Anfang gut, als Alibi<br />

schlecht.“ Frauenförderung, so der Arbeitsdirektor<br />

weiter, setze Akzeptanz voraus und<br />

diese wiederum eine Debatte. „Heute wollen<br />

wir hier einen Stein ins Wasser werfen<br />

und hoffen, dass daraus ein ganz dicker<br />

Brocken wird“, sagte er und übergab<br />

Stephanie Hajdamowicz das Mi krofon.<br />

Unterschiedliche Biografien …<br />

Gabriele<br />

vom Ende,<br />

Leiterin<br />

Berufsbildung<br />

Die WDR-Journal<strong>ist</strong>in, die an diesem Tag die<br />

Podiumsdiskussion moderierte, holte zunächst<br />

Roswitha Becker, Anja Best, Gabriele<br />

vom Ende und Sabine Rolofs nach vorne und<br />

stellte sie kurz vor (s. <strong>auch</strong> Steckbriefe). Obwohl<br />

alle vier als verbindendes Element ein<br />

frühzeitiges Interesse an <strong>Technik</strong> vorweisen,<br />

sind ihre Biografien und Erfahrungen doch<br />

sehr unterschiedlich. Die Diplom-Ingenieurin<br />

der Werkstoffwissenschaften, Roswitha<br />

Becker, etwa hat nach der Geburt ihrer inzwischen<br />

drei Kinder jeweils lediglich drei bis maximal<br />

zehn Monate Pause gemacht und dann<br />

sofort wieder gearbeitet. Weil sie es so wollte,<br />

wie sie sagt. Den Frauen rät sie, Zutrauen<br />

im Job zu zeigen und die vorhandenen Hürden<br />

im Kopf zu überwinden. Diplom-Bauingenieurin<br />

Anja Best hat erlebt, dass es Frauen<br />

und erst recht Anfängerinnen auf Baustellen<br />

schwer haben. Aber: „Das gibt sich später.“<br />

Allerdings gibt sie <strong>auch</strong> zu, dass es noch immer<br />

eine Männerwelt sei, „rein Weibchen<br />

sein, geht da gar nicht.“ Sie empfiehlt <strong>HKM</strong>,<br />

mehr Werbung zu machen, aufzuzeigen, wie<br />

viele Frauen bereits auf der Hütte arbeiten<br />

und dass sie sich dort wohl fühlen.<br />

… unterschiedliche Erfahrungen<br />

Für Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften<br />

im Hüttenwesen Gabriele vom<br />

Ende – heute als Leiterin der Berufsbildung<br />

einzige Frau im ersten Führungskreis bei<br />

<strong>HKM</strong> – <strong>ist</strong> wichtig, dass sie die Chance bekommen<br />

hat zu zeigen, was sie kann. Und<br />

dass sie diese Chance ergriffen hat. Mangelnde<br />

Selbstvermarktung sieht sie als<br />

Grund dafür, dass Frauen nicht nach oben<br />

kommen. „Man muss die eigenen Erfolge<br />

<strong>auch</strong> verkaufen – Männer können und machen<br />

das.“ Chemielaborantin Sabine Rolofs<br />

hat die Erfahrung gemacht, dass nach der<br />

Geburt ihrer Kinder der Wiedereinstieg<br />

schwer war. „Weil es damals in der Kokerei<br />

keine Vollstelle für mich in der Frühschicht<br />

gab.“ Heute hat sich das geändert, arbeitet<br />

sie wieder. Doch so wie es ihr manchmal<br />

bei den Arbeitgebern an Flexibilität fehlt,<br />

mahnt sie das gleiche <strong>auch</strong> bei den Frauen<br />

an. „Einfach mal technische Berufe anschauen<br />

und sich das dann <strong>auch</strong> zutrauen.“<br />

Keine Angst vor<br />

Schwangerschaft<br />

Jens Loock,<br />

Personalchef<br />

Auch Personalchef Jens Loock hat für mehr<br />

Frauen in technischen Berufen kein Patentrezept,<br />

weiß allerdings, dass die Wirklichkeit<br />

für Wünsche keinen Raum lässt. „In<br />

den MINT-Berufen <strong>ist</strong> die Zahl einstellbarer<br />

Frauen immer noch sehr gering, liegt<br />

beispielsweise bei Metallurginnen im einstelligen<br />

Prozentbereich.“ Nur so lässt sich<br />

<strong>auch</strong> erklären, warum der Frauenanteil bei<br />

<strong>HKM</strong> in Verwaltung, IT oder Controlling<br />

ganz in Ordnung, im gewerblichen Bereich<br />

hingegen immer noch sehr niedrig <strong>ist</strong>. Ein<br />

Problem sieht er aber <strong>auch</strong> darin, Frauen zu<br />

halten. Denn viele hätten Angst, bei einer<br />

Schwangerschaft ihren Job zu verlieren.<br />

Quatsch, sagt der Personalchef. Ob es künftig<br />

allerdings mehr Frauen speziell in technischen<br />

Ausbildungsberufen geben wird,<br />

wagt er zu bezweifeln. „Wir haben es mit<br />

massiv sinkenden Bewerberzahlen zu tun<br />

und darunter <strong>ist</strong> nur ein ganz bestimmter<br />

Anteil Mädchen. Ich befürchte, dass die Bereitschaft<br />

und <strong>auch</strong> die Neigung zu technischen<br />

Berufen eher abnimmt.“ Ein anderes<br />

und anscheinend ewiges Thema sind die<br />

fehlenden Sanitäranlagen für Frauen in den


02 • 2013 5<br />

Betrieben. Jens Loock: „Wenn wir die endlich<br />

mal haben, <strong>ist</strong> schon viel erreicht.“<br />

Arbeit an Lebenssituationen<br />

anpassen<br />

Stahlwerkschef Dr. Arnd Köfler <strong>ist</strong> es wichtig,<br />

dass Frauen angesichts des drohenden<br />

Facharbeitermangels künftig mehr denn je<br />

gebr<strong>auch</strong>t werden. Um das zu realisieren,<br />

bedarf es seiner Meinung nach vieler<br />

Mo saik steinchen. „An den Sanitäranlagen<br />

werden wir sicherlich nicht scheitern. Viel<br />

wichtiger <strong>ist</strong> da schon ein verändertes Rollenverständnis<br />

der Männer.“ Statt so genannte<br />

Karriere-Überstunden zu schieben,<br />

sollten sie lieber frühzeitig nach Hause gehen.<br />

Speziell Führungskräfte, denn bei denen<br />

zählt nicht die Zeit, sondern die Aufgaben,<br />

die sie erledigen. Wichtig sei allerdings <strong>auch</strong>,<br />

dass man flexibler werde, etwa was Schichten<br />

oder <strong>auch</strong> Teilzeit angeht, denn: „Wir<br />

werden es uns kaum le<strong>ist</strong>en können, auf die<br />

Hälfte der Menschheit zu verzichten.“ Sabine<br />

Rolofs ergänzte, dass die Arbeit an die<br />

verschiedenen Lebenssituationen angepasst<br />

werden muss. In diesem Zusammenhang<br />

vielleicht ganz wichtig, dass <strong>HKM</strong> in dieser<br />

Richtung schon viel tut. Weniger in Bezug<br />

auf flexible Arbeitszeit modelle und -zeiten,<br />

dafür umso mehr bezüglich der Vereinbar-<br />

Frank Tegtmeyer,<br />

Leiter<br />

Personalservice<br />

keit von Beruf und Familie. Laut Personalservice-Leiter<br />

Frank Tegtmeyer, der selbst nicht<br />

an der Diskussion teilnahm, gibt es bereits<br />

ein umfassendes Angebot, das neben Kinderbetreuung<br />

und anderen Maßnahmen<br />

erstmals <strong>auch</strong> die Pflege von Angehörigen<br />

einbezieht. „Ein wichtiger Punkt“, wie er<br />

meint, „schließlich hängt die doch noch stark<br />

an den Frauen.“<br />

Vorbilder gesucht<br />

Karin Aust,<br />

Leiterin<br />

Kommunikation<br />

und<br />

O r g a n is at i o n s-<br />

entwicklung<br />

Als Frauenbeauftragte der Stadt Duisburg<br />

begrüßt Doris Freer dieses Angebot, warnt<br />

jedoch zugleich <strong>auch</strong> davor, Frauen- und<br />

Familienförderung in einen Topf zu werfen.<br />

„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft<br />

Männer wie Frauen, die Förderung von<br />

Frauen <strong>ist</strong> etwas anderes.“ Ihre Anregung:<br />

Vielleicht ja mal in den Broschüren über<br />

Ausbildungsberufe nicht nur männliche,<br />

sondern <strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong>e Azubis abzubilden.<br />

Annette von Br<strong>auch</strong>itsch sieht das ähnlich.<br />

„Junge Frauen br<strong>auch</strong>en Vorbilder“, sagt die<br />

Beauftrage für Chancengleichheit der Duisburger<br />

Agentur für Arbeit und weiß zugleich<br />

<strong>auch</strong>, dass Eltern und Lehrer die möglichen<br />

Chancen für Mädchen noch nicht richtig<br />

im Blick haben. Mehr Öffentlichkeitsarbeit<br />

sei nötig oder – mit Blick auf <strong>HKM</strong> – <strong>auch</strong><br />

verstärkt Schnupperkurse oder Praktika für<br />

Mädchen. Sowohl Doris Freer als <strong>auch</strong> Annette<br />

von Br<strong>auch</strong>itsch sind sich aber <strong>auch</strong><br />

einig darin, dass die Rahmenbedingungen<br />

stimmen müssen. Um festzustellen, woran<br />

es fehlt und was noch verbessert werden<br />

kann, raten beide: „Genau hinschauen.“<br />

Förderprogramme<br />

eher nicht<br />

Bei der abschließenden Frage in die Runde<br />

ging es dann noch um den Sinn und Zweck<br />

von Frauenförderprogrammen. Und zu denen<br />

gibt es ganz unterschiedliche Meinungen.<br />

Roswitha Becker hat eher ein Problem<br />

damit und rät dazu, das gesamte Thema<br />

„Frauen und <strong>Technik</strong>“ nicht zu verkrampft<br />

anzugehen. Auch Anja Best steht solchen<br />

Programmen ablehnend gegenüber, möchte<br />

viel lieber die Akzeptanz bei Männern<br />

und Frauen verändern und verlangt ein Umdenken<br />

auf beiden Seiten. Für Doris Freer<br />

kommt es hingegen auf die Programme<br />

an, glaubt sogar, dass es ohne Quotierung<br />

nicht geht. Annette von Br<strong>auch</strong>itsch würde<br />

eher Informationsveranstaltungen bevorzugen,<br />

auf denen <strong>HKM</strong> dann etwa Frauen<br />

den Beruf einer Kranfahrerin schmackhaft<br />

machen könnte. Weniger auf Programme<br />

als auf die Förderung von Frauen setzt dagegen<br />

Gabriele vom Ende, schließlich gibt<br />

es keine männlichen oder <strong>weiblich</strong>en Berufe.<br />

Jens Loock will Frauen künftig vielleicht<br />

bestimmte Bereiche wie etwa den Umweltschutz<br />

näher bringen, glaubt aber <strong>auch</strong>,<br />

dass eine gewisse kritische Masse an Frauen<br />

erforderlich <strong>ist</strong>, um die Bewegung nach<br />

vorne zu bringen. Nicht zu immer neuen<br />

Programmen, sondern zum Abgucken rät<br />

Dr. Arnd Köfler. Schließlich gibt es genügend<br />

Initiativen von den man lernen und die man<br />

Journal<strong>ist</strong>in Stephanie Hajdamowicz moderiert die Talk-Runde im gut gefüllten Infozentrum


6 02 • 2013<br />

Frauen und <strong>Technik</strong> – Geht das bei <strong>HKM</strong>?<br />

Besprechung von Zahlen, Daten, Fakten vor<br />

der Veranstaltung<br />

auf <strong>HKM</strong> übertragen kann. Auch Sabine Rolofs<br />

hält wenig von speziellen Programmen,<br />

weil mit Zwang nichts funktioniert.<br />

Berufen Gesichter geben<br />

Blieb letztlich die Frage, was sich ändern<br />

muss, dass Frauen und <strong>Technik</strong> mehr oder<br />

besser zusammenkommen. Und hierzu gab<br />

es reichlich Vorschläge. Etwa dass Ingenieure<br />

oder Chemiker aus den Betrieben in die<br />

Schulen gehen und ihre Gebiete interessant<br />

und spannend vorstellen. Dass bestimmte<br />

Themen frauengerechter und <strong>weiblich</strong>er angesprochen<br />

werden. Dass bei <strong>HKM</strong> arbeitende<br />

Mütter mit Kindern in die Schulen<br />

gehen und von ihrem Job und dem Spaß<br />

dabei erzählen. Oder dass es solche Veranstaltungen<br />

wie die aktuelle öfter geben sollte.<br />

Letztendlich, so der allgemeine Tenor,<br />

geht es um Information, Vorbilder, Beispiele<br />

und Vernetzung. Oder, wie es Anja Best auf<br />

den Punkt brachte, Berufen Gesichter zu geben.<br />

Allerdings sind <strong>auch</strong> die Frauen nicht<br />

aus der Verantwortung entlassen. Es gilt,<br />

ein bestimmtes Selbstverständnis zu haben,<br />

sagte Roswitha Becker. Und das besteht<br />

darin, einen bestimmten Job bekommen zu<br />

wollen, und zwar nicht weil man Frau <strong>ist</strong>,<br />

sondern darin arbeiten will. Allerdings:<br />

„Wenn Frauen sich für solche Berufe und<br />

Jobs interessieren, sollten sie <strong>auch</strong> gleiche<br />

Chancen haben.“ Genau daran muss weiter<br />

gearbeitet werden – <strong>auch</strong> bei <strong>HKM</strong>.<br />

Sie finden <strong>auch</strong>, dass „Frauen und <strong>Technik</strong>“<br />

ein wichtiges Thema <strong>ist</strong>? – Dann diskutieren<br />

Sie mit uns. Per Mail oder Leser brief. Denn<br />

wir wollen die Debatte weiterführen.<br />

Mail-Adresse: leserbriefe@hkm.de<br />

Post-Adresse:<br />

<strong>Hüttenwerke</strong> <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> GmbH,<br />

Redaktion Leserbriefe,<br />

Ehinger Str. 200, 47259 Duisburg<br />

Interne Briefe: Redaktion Leserbriefe<br />

Als Leiterin der Berufsbildung bei <strong>HKM</strong> <strong>ist</strong><br />

Gabriele vom Ende dicht dran am Geschehen.<br />

Und sieht, dass sich im Hinblick auf Bewerberinnen<br />

für technische Ausbildungsberufe<br />

nur wenig tut. Zurzeit sind die Zahlen<br />

Steckbrief<br />

Name: Gabriele vom Ende<br />

Alter:<br />

55 Jahre<br />

Familienstand: ledig, ein Sohn (28 Jahre)<br />

Ausbildung: Diplom-Ingenieurin für<br />

Werkstoffwissenschaf ten<br />

im Hüttenwesen<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 1990<br />

Heutige Leiterin<br />

Tätigkeit: Berufsbildung<br />

STECKBRIEFE<br />

Frauen fehlt es am Self-Marketing<br />

sogar wieder rückläufig, sagt sie. Woran es<br />

liegt? – Vielleicht daran, dass die Industrie immer<br />

noch eine Männergesellschaft <strong>ist</strong>, vermutet<br />

sie. Deshalb fördert sie Mädchen und<br />

Frauen, wo es nur geht. Ein aus ihrer Sicht notwendiges<br />

Unterfangen: „Frauen fehlt es oft<br />

an Selbstbewusstsein und am Self-Marketing“,<br />

sagt sie und sie weiß, wovon sie spricht.<br />

Schließlich <strong>ist</strong> sie die einzige Frau in der 35-köpfigen<br />

ersten Führungsebene der Hütte. Nicht,<br />

weil <strong>HKM</strong> dort keine Frauen haben will. „Es<br />

gibt sie einfach nicht“, sagt Gabriele vom Ende.<br />

Weil für solche Leitungsfunktionen ein<br />

Profil erforderlich <strong>ist</strong>, was Frauen zumindest<br />

derzeit nur begrenzt vorweisen können. Der<br />

Frauenquote erklärt sie daher <strong>auch</strong> eine klare<br />

Absage. Alibi-Frauen, sagt sie, br<strong>auch</strong>en wir<br />

nicht, vielmehr solche, die durch Qualifikation<br />

auf Augenhöhe mit den Männern sind. Sie<br />

selbst hat gezeigt, dass das möglich <strong>ist</strong>, <strong>auch</strong><br />

wenn das nicht immer einfach war. Denn mit<br />

ihrem Studium der Hüttenkunde war sie auf<br />

der Hochschule wie <strong>auch</strong> später im Beruf eigentlich<br />

immer eine Exotin. Aber sie hat sich<br />

durchgesetzt. „Wenn man sich erst einmal den<br />

Respekt erarbeitet hat, läuft es <strong>auch</strong>.“ Zugleich<br />

hat sie lernen müssen, als Frau doppelt so gut<br />

zu sein, da die Entscheider in der Regel Männer<br />

sind. Und die lassen Frauen nur hochkommen,<br />

wenn sie besser sind. Dennoch hat Gabriele<br />

vom Ende durchweg gute berufliche Erfahrungen<br />

gemacht. Etwa mit Arbeitgebern, die<br />

mit einer ledigen Mutter als Ingenieurin kein<br />

Problem hatten. Auf der Hütte <strong>ist</strong> sie direkt als<br />

Betriebsleiterin eingestiegen und hat gleich<br />

neue „Sitten“ eingeführt. Etwa dass Termine<br />

nach 16 Uhr nicht gehen, weil der Sohn aus der<br />

Kita muss. „Das war schon eine kleine Revolution“,<br />

lacht sie. Weniger zum Lachen waren anzügliche<br />

Blicke und sex<strong>ist</strong>ische Anmache. Viel<br />

geändert hat sich daran nicht, sagt sie. Nur<br />

dass langsam doch mehr Frauen in die Berufe<br />

drängen und weniger Berührungsängste haben.<br />

Hinsichtlich der erforderlichen Veränderung<br />

<strong>ist</strong> sie dennoch skeptisch: „In meiner Generation<br />

passiert das nicht mehr.“ Dafür sieht<br />

sie die demografische Entwicklung als Chance<br />

für Frauen. Allerdings nur dann, wenn sie nicht<br />

warten, bis sie entdeckt werden. Und wenn<br />

sich die Denke der Entscheider ändert, sie nach<br />

Potenzial und nicht Geschlecht entscheiden.<br />

Letztlich <strong>ist</strong> Gabriele vom Ende sich aber sicher:<br />

„Immer mehr Frauen werden Spuren hinterlassen.<br />

Nicht zuletzt deshalb, weil sich <strong>auch</strong><br />

die Männer ändern.“


02 • 2013 7<br />

Steckbrief<br />

Name: Anja Best<br />

Alter:<br />

46 Jahre<br />

Familienstand: ledig<br />

Ausbildung: Bankkauffrau,<br />

anschließend Studium<br />

Bauingenieurwesen<br />

an der FH Bochum<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 01.04.2011<br />

Heutige Bauingenieurin<br />

Tätigkeit: Instandhaltung<br />

Auf der Baustelle eine Exotin<br />

Wer Anja Best nach dem Thema Frauen<br />

und <strong>Technik</strong> befragt, bekommt Positives<br />

zu hören. Zumindest was <strong>HKM</strong> angeht,<br />

denn da fühlt sich die 46-Jährige wohl. Weil sie<br />

akzeptiert wird, gleiches Geld wie die männlichen<br />

Kollegen erhält und nach dem beurteilt<br />

wird, was sie kann. Keine Selbstverständlichkeit,<br />

wie die gelernte Bankkauffrau weiß. Die<br />

sich erst mit Anfang 30 dazu entschied, einen<br />

Neuanfang zu wagen und Bauingenieurwesen<br />

zu studieren. Aus Vorliebe für <strong>Technik</strong> und der<br />

Faszination, Gebäude entstehen zu sehen. Als<br />

sie nach ihrem Diplom die ersten beruflichen<br />

Schritte bei einem mittelständischen Bauunternehmen<br />

unternimmt, macht sie dort als erste<br />

Ingenieurin überhaupt gleich die Erfahrung:<br />

Männer akzeptieren auf Baustellen keine<br />

Frauen, die ihnen was zu sagen haben. Und sie<br />

müssen mehr le<strong>ist</strong>en, um anerkannt zu werden,<br />

bekommen in der Regel aber weniger bezahlt.<br />

Durchsetzen, das lernt sie schnell, kann<br />

man sich nur, wenn man diesen Menschen auf<br />

Augenhöhe begegnet. Was für sie als Anfängerin<br />

und noch dazu als Frau nicht einfach <strong>ist</strong>.<br />

„Da spielt das Diplom überhaupt keine Rolle“,<br />

sagt sie. Nach ihrem Wechsel zu Hochtief, wo<br />

sie den Bereich After-Sales-Management für<br />

den Wohnungsbau aufbauen soll, sieht das<br />

schon anders aus. Was <strong>auch</strong> damit zusammenhängt,<br />

dass sie nach ca. acht Jahren Praxis ein<br />

anderes Auftreten hat. Eine Exotin bleibt sie<br />

trotzdem und <strong>auch</strong> später bei <strong>HKM</strong> wird sie<br />

zunächst das Gefühl nicht los, als Frau nicht<br />

ernst genommen zu werden. „Vielleicht weil<br />

es <strong>auch</strong> Männern schwer fällt, aus alten Rollenklischees<br />

auszubrechen, zumal Frauen jetzt<br />

mit ganz anderen Forderungen und einem anderen<br />

Selbstbewusstsein auftreten“, sagt sie.<br />

Inzwischen fühlt Anja Best sich allerdings aufgenommen.<br />

Zu Recht, wie sie meint. Schließlich<br />

<strong>ist</strong> sie als Betreiberin von sechs Sozialgebäuden<br />

und zwei Verwaltungen für alles<br />

verantwortlich, was an Instandhaltungsarbeiten<br />

anfällt – von der Ausschreibung über<br />

die Planung bis zur Übergabe. Bei <strong>HKM</strong>, sagt<br />

sie, wird sie danach beurteilt, was sie kann und<br />

nicht danach, welches Geschlecht sie hat. Keine<br />

Selbstverständlichkeit, denn sie hat <strong>auch</strong><br />

anderes erlebt. Gegen die Frauenquote <strong>ist</strong> sie<br />

trotzdem. „Wenn Frauen gut sind, setzen sie<br />

sich <strong>auch</strong> so durch.“ Ihr Vorschlag für mehr<br />

Chancengleichheit: Bei Bewerbungen einfach<br />

nicht aufs Geschlecht, sondern auf die Qualifikation<br />

achten.<br />

Es fehlt an Flexibilität<br />

Dass Sabine Rolofs heute in der Kokerei<br />

als Chemielaborantin eine Vollstelle in<br />

der Frühschicht hat, <strong>ist</strong> keineswegs selbstverständlich.<br />

„Noch vor Jahren war das unmöglich.<br />

Da <strong>ist</strong> mir der Wiedereinstieg mangels<br />

einer solchen Stelle verwehrt worden“, sagt<br />

sie. Dabei hat sie sich immer ins Zeug gelegt,<br />

schon zwei Jahre nach ihrer Ausbildung bereits<br />

den Antrag auf Weiterqualifizierung zur<br />

<strong>Technik</strong>erin gestellt. Chemielaborantin lernt<br />

Sabine Rolofs aus Interesse an <strong>Technik</strong> und<br />

Chemie. Und weil sie glaubt, auf dem damals<br />

nicht gerade rosigen Arbeitsmarkt mit einem<br />

technischen Beruf bessere<br />

(Zukunfts-) Chancen zu haben.<br />

Allerdings steht für sie<br />

<strong>auch</strong> fest, einmal Kinder haben<br />

zu wollen. Über die heute<br />

viel zitierte Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie macht sie<br />

sich noch wenig Gedanken<br />

und geht daher <strong>auch</strong> in den<br />

Mutterschutz mit dem festen<br />

Vorsatz, wieder in den Beruf<br />

zurückkehren zu wollen. Nach<br />

einer gewissen Zeit jedenfalls,<br />

denn: „Ich wollte meine Kinder<br />

wissentlich aufwachsen<br />

sehen.“ Allerdings gestaltet sich der berufliche<br />

Wiedereinstieg schwer, da sie einen Halbtagsjob<br />

sucht. Was bei <strong>HKM</strong> damals ebenso wenig<br />

möglich <strong>ist</strong>, wie ausschließlich Frühschicht<br />

zu machen. Als Alternative bleibt der Job am<br />

Empfang einer Tierärztin. Erst sechs Jahre<br />

später bietet man ihr dann im Rahmen der<br />

Kokereierweiterung doch eine Vollzeitstelle<br />

auf der Frühschicht von 6 bis 14 Uhr an. Obwohl<br />

sich also etwas getan hat, sieht Sabine<br />

Rolofs immer noch Handlungsbedarf. „Es fehlt<br />

an Flexibilität der Arbeitgeber, sich durch entsprechende<br />

Arbeits- und <strong>auch</strong> Zeitmodelle auf<br />

Name:<br />

Alter:<br />

Familienstand:<br />

Ausbildung:<br />

die Bedürfnisse von Frauen und speziell Müttern<br />

einzustellen.“ Vielleicht, so vermutet sie,<br />

herrscht ja vor allem bei älteren Führungskräften<br />

noch das alte Rollenklischee von Frauen am<br />

Herd. Gleichwohl gibt sie zu, dass ein Umdenken<br />

stattfindet, wie das zunehmende Angebot<br />

an Krabbelplätzen zeigt. Ob eine Frauenquote<br />

diese Veränderung beschleunigen kann, wagt<br />

sie allerdings zu bezweifeln. Zumindest dann,<br />

wenn es nur um die Quote geht. „Wenn nur<br />

die Qualifikation zählt und dann im Zweifelsfall<br />

Frauen bevorzugt werden, hielte ich das<br />

für richtig. Aber <strong>auch</strong> nur dann.“<br />

Sabine Rolofs<br />

43 Jahre<br />

Steckbrief<br />

verheiratet, zwei Söhne (14 und 12 Jahre)<br />

Ausbildung zur Chemie laborantin bei <strong>HKM</strong>,<br />

Weiterbildung zur Chemotechnikerin<br />

(Berufskolleg Glockenspitz Krefeld)<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: von 1989-1998<br />

(mit Unterbrechung wegen Weiterbildung)<br />

und dann wieder ab 2011<br />

Heutige Tätigkeit: Chemielaborantin in der Kokerei


8 02 • 2013<br />

Jede Frau soll selbst entscheiden<br />

Roswitha Becker <strong>ist</strong> eine Frau, die polarisiert,<br />

an deren Lebensmodell sich <strong>auch</strong><br />

heute noch die Meinungen scheiden. Drei Kinder<br />

hat die Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften<br />

zur Welt gebracht, bei den ersten<br />

beiden jeweils nur drei und beim dritten<br />

zehn Monate lang pausiert. Dann hat sie eine<br />

Kinderfrau engagiert. Sie weiß, dass sie damit<br />

Klischees bedient. Bei denen, die Frauen wie<br />

sie für Rabenmütter halten oder für karrieresüchtig.<br />

Und die sagen, dass man das ja sowieso<br />

nur machen kann, wenn das Gehalt stimmt.<br />

Roswitha Becker kümmern solche Stimmen<br />

wenig. Vor allem deshalb nicht, weil sie ihr<br />

Lebensmodell keinem anderen aufdrängen<br />

will. „Jeder muss schauen, auf welche Art er<br />

glücklich wird“, sagt sie. Natürlich geht bei<br />

einer Kinderfrau ein Großteil des Gehalts<br />

drauf. Aber, so gibt sie zu bedenken, dafür<br />

kann man den Beruf fortsetzen und zahlt unter<br />

anderem <strong>auch</strong> die Rentenkasse ein. Was<br />

sich – mit Blick auf Altersarmut bei Frauen –<br />

später bezahlt macht. Ganz abgesehen davon,<br />

dass man den Anschluss nicht verpasst. „Das<br />

zum Teil längere Aussetzen <strong>ist</strong> sicherlich mit<br />

ein Grund dafür, dass es vergleichsweise wenig<br />

Frauen in Führungspositionen gibt.“ Dafür<br />

sei natürlich <strong>auch</strong> Flexibilität seitens der Ar-<br />

beitgeber erforderlich. Aber die erfährt sie an<br />

ihrem Arbeitsplatz, arbeitet beispielsweise<br />

teilzeit an vier Tagen in der Woche. Ob das nun<br />

Steckbrief<br />

Name: Roswitha Becker<br />

Alter:<br />

42 Jahre<br />

Familienstand: verheiratet, drei Söhne<br />

(3, 4 und 7 Jahre)<br />

Ausbildung: Diplom-Ingenieurin<br />

Werkstoffwissenschaften<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 1998<br />

Heutige Leitung Fachgebiet<br />

Tätigkeit: Qualitätssteuerung<br />

an ihren Vorgesetzten liegt oder <strong>HKM</strong>-spezifisch<br />

<strong>ist</strong>, kann sie allerdings nicht sagen.<br />

Roswitha Becker <strong>ist</strong> jedenfalls glücklich in ihrer<br />

Arbeitswelt. Denn in die Industrie wollte sie<br />

schon immer. Auch wenn das eine Männerwelt<br />

<strong>ist</strong>, in der gönnerhafte Chefs sie schon<br />

einmal fragten, wie sie denn dieses oder jenes<br />

so als Hausfrau sehe. „Von so etwas darf man<br />

sich nicht beeinflussen lassen, darf nicht allzu<br />

empfindlich sein“, meint sie. Bei vielen, so ihre<br />

Meinung, fängt der Denk- und Wertewandel<br />

sowieso erst an, wenn sie selbst eine Tochter<br />

haben, die sich für einen technischen Beruf<br />

interessiert. Echte Probleme habe sie jedenfalls<br />

nie gehabt, nicht beim <strong>Mannesmann</strong>-<br />

Grobblechwalzwerk, wo ihr beruflicher Werdegang<br />

begann, noch bei <strong>HKM</strong>. Nicht zuletzt<br />

deshalb steht sie der Frage der Frauenquote<br />

zwiespältig gegenüber, beantwortet sie daher<br />

mit der Gegenfrage, was dadurch besser wird.<br />

„Zählt dann Quote oder Können?“ Wichtig sei,<br />

das Thema im Fokus zu behalten, nur eben<br />

nicht so verkrampft, wie das jetzt geschieht.<br />

„Letztendlich sollte jede Frau so entscheiden,<br />

wie sie es für richtig hält.“ Was nicht immer so<br />

aussehen muss, wie bei ihr. Nur dass es für sie<br />

genau das Richtige <strong>ist</strong>.<br />

Steckbrief<br />

Name: Denise Kappes<br />

Alter:<br />

24 Jahre<br />

Familienstand: ledig<br />

Ausbildung: Elektronikerin für<br />

Automatisierungstechnik<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 2009<br />

Heutige Maschin<strong>ist</strong>in in<br />

Tätigkeit: Kohlenwertstoffanlage<br />

Allein unter Männern<br />

Denise Kappes auf Schicht, das <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> das<br />

Spiegelbild der heutigen Arbeitswelt in<br />

technischen Berufen. Neun Männer arbeiten<br />

da mit einer Frau zusammen, ein Ungleichgewicht,<br />

das Standard <strong>ist</strong>. Unwohl fühlt sich die<br />

24-Jährige dennoch nicht, denn: „Ich habe eine<br />

technische Ausbildung machen wollen und<br />

schon damals gemerkt, dass es genau das Richtige<br />

für mich <strong>ist</strong>.“ Benachteiligt gefühlt hat sie<br />

sich in dieser Zeit nie, nur so manche Tätigkeit<br />

wie Feilen oder Meißeln <strong>ist</strong> ihren eher zarten<br />

Fingern nicht ganz so bekommen. Davon abschrecken<br />

lassen, hat sie sich nie, im Gegenteil.<br />

Sie hat ihre Ausbildung durchgezogen, wurde<br />

von den anderen Azubis akzeptiert und hat sogar<br />

ein Angebot als Elektronikerin abgelehnt.<br />

Weil sie als Maschin<strong>ist</strong>in tiefer in die Materie<br />

reinkommen, neue Bereiche und Abläufe kennen<br />

lernen kann, wie sie sagt. Und deshalb<br />

geht sie nun auf Schicht, macht Rundgänge,<br />

kontrolliert Messwerte, zieht Proben und<br />

schaut, dass alles funktioniert. Allein unter<br />

Männern, was sie aber nicht stört. „Die me<strong>ist</strong>en<br />

sind nett. Nur Ältere sticheln manchmal,<br />

weil eine Frau auf Schicht eben doch noch keine<br />

Selbstverständlichkeit <strong>ist</strong>.“ Denise Kappes<br />

<strong>ist</strong> selbstbewusst genug, so etwas zu überhören<br />

und sich zu behaupten. Zumal sie mit ihren<br />

männlichen Kollegen durchaus mithalten<br />

kann. Allerdings, sagt sie, muss man als Frau<br />

mehr mit dem Kopf machen und oft besser<br />

sein als die Männer, um mit ihnen auf einer<br />

Stufe zu stehen. Nicht bei den jüngeren, darauf<br />

legt Denise Kappes Wert. Aber bei manchen,<br />

sagt sie, „steckt einiges an Vorurteilen<br />

wohl immer noch in den Köpfen drin.“ Zumindest<br />

am Anfang, bis sie dann sehen, dass<br />

Frauen <strong>auch</strong> gut sind. „Und von der Qualifikation<br />

manchmal sogar besser“, lacht sie. Wie<br />

viele ihrer Kolleginnen hält <strong>auch</strong> sie deshalb<br />

nichts von der Frauenquote, verlangt vielmehr<br />

Gleichbehandlung. „Wenn Frauen besser sind,<br />

sollen sie <strong>auch</strong> aufsteigen können.“ Bei <strong>HKM</strong><br />

sieht sie diese Möglichkeit gegeben, fühlt sich<br />

in gleichem Maße gefördert wie die männlichen<br />

Kollegen. Und will deshalb <strong>auch</strong> bleiben.<br />

Über Familie und Kinder und ob sich dann etwas<br />

ändert, hat sie noch nicht nachgedacht.<br />

Nur dass das mit der Schicht dann wahrscheinlich<br />

nicht mehr klappen wird, <strong>ist</strong> ihr schon klar.<br />

Aber vielleicht hat sich bis dahin ja noch mehr<br />

verändert.


02 • 2013 9<br />

Mitarbeiter Kolumne des Betriebsrats:<br />

(K)Eine heile Welt<br />

Es rumort derzeit bei <strong>HKM</strong>. Grund für die<br />

eher ungewohnte Unruhe <strong>ist</strong> das AÜG-<br />

Thema. „Es wird momentan ziemlich heftig<br />

über die Übernahme diskutiert“, weiß Betriebsratsvorsitzender<br />

Uli Kimpel, der das<br />

Ausmaß der Diskussion nicht ganz verstehen<br />

kann. „Wir sind ja bestrebt, so viele wie<br />

möglich zu übernehmen“, sagt er. Nur dass<br />

das alles nicht so einfach <strong>ist</strong>. Schließlich sind<br />

da <strong>auch</strong> noch die Azubis und die Konzernübernahme.<br />

Trotzdem <strong>ist</strong> bereits viel geschafft<br />

worden, betont Norbert Keller. Und<br />

der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende<br />

kann dazu <strong>auch</strong> Zahlen nennen. „Rund 170<br />

AÜGs haben wir in den letzten Jahren schon<br />

übernommen, einige werden <strong>auch</strong> in diesem<br />

Jahr noch hinzukommen.“ Keine Kleinigkeit,<br />

wenn man bedenkt, dass seit 2012 <strong>auch</strong> die<br />

Übernahme von Inoxum-Mitarbeitern gestemmt<br />

wird. Insgesamt 200 sollen bis 2014<br />

bei <strong>HKM</strong> unter kommen. 100 sollten bereits<br />

2012 übernommen werden, wobei allerdings<br />

nur etwa 60 von Krefeld gekommen<br />

sind. Weitere 50 stehen für das laufende<br />

sowie <strong>auch</strong> für das kommende Jahr auf dem<br />

Plan. Eine Alternative dazu gibt es nicht,<br />

wissen die beiden, „denn wir sind zu der<br />

Konzernübernahme verpflichtet.“<br />

Trotzdem will man in Zukunft bei der Vorgehensweise<br />

für die Übernahme von AÜGs,<br />

Azubis und <strong>auch</strong> von Konzernmitarbeitern<br />

eine klare Linie fahren. „Wir arbeiten gerade<br />

zusammen mit den Arbeitgebern an einer<br />

Betriebsvereinbarung über Grundsätze zum<br />

Einsatz von Leiharbeitern, in der von Azubis<br />

über Leiharbeiter bis hin zu befr<strong>ist</strong>et Beschäftigten<br />

alles enthalten und geregelt<br />

<strong>ist</strong>“, sagt Uli Kimpel. Bei den befr<strong>ist</strong>eten Kollegen<br />

soll sogar recht schnell etwas geschehen.<br />

Noch in diesem Jahr, so verspricht Norbert<br />

Keller, will man versuchen, die befr<strong>ist</strong>et<br />

beschäftigten Kollegen zu entfr<strong>ist</strong>en. Und<br />

zwar jene, die vor der Übernahme als Leiharbeiter<br />

bei <strong>HKM</strong> gearbeitet und jetzt insgesamt<br />

eine Beschäftigung von 54 Monaten<br />

hinter sich gebracht haben.<br />

Mal abgesehen von der Unruhe an der<br />

Übernahmefront, scheint die Welt auf der<br />

Hütte ansonsten in Ordnung zu sein. Es<br />

herrscht nahezu Vollauslastung, die Stimmung<br />

<strong>ist</strong> gut. Also alles eitel Sonnenschein?<br />

– Nur scheinbar, denn derzeit <strong>ist</strong> <strong>HKM</strong> nach<br />

Ansicht der beiden Betriebsräte eine Insel<br />

der Glückseligen. Und dass ihr Betonung<br />

dabei auf „Insel“ liegt, hat seinen Grund.<br />

„Wenn wir mal zu unseren Müttern, aber<br />

<strong>auch</strong> auf die Gesamtsituation in der Stahlindustrie<br />

schauen, dann müssen wir zugeben,<br />

momentan wirklich gut dran zu sein“, sagen<br />

sie. Was nicht unbedingt heißen muss, dass<br />

sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern<br />

muss. Aber denkbar <strong>ist</strong> es eben doch. Zumal<br />

sich Dinge wie die Energiepolitik und ihre<br />

Auswirkungen kaum beeinflussen lassen.<br />

Gleiches gilt für die Rohstoffpreise. „Es <strong>ist</strong> ja<br />

eigentlich absurd, dass bei fallenden Stahlpreisen<br />

Rohstoffe wie Erz auf höchstem Niveau<br />

verharren oder sogar weiter steigen“,<br />

schüttelt Uli Kimpel den Kopf. Wobei er nur<br />

zu gut weiß, dass der schier unstillbare Rohstoffhunger<br />

der Chinesen die treibende<br />

Kraft dafür <strong>ist</strong>.<br />

Da an diesen und anderen Themen aus<br />

eigener Kraft wenig getan werden kann,<br />

nimmt man sich anderer Dinge an. So finden<br />

die beiden es beispielsweise ausgesprochen<br />

gut, dass in dieser Ausgabe von „Wir<br />

bei <strong>HKM</strong>“ das Thema „Frauen und <strong>Technik</strong>“<br />

zur Sprache kommt. „Ich hoffe, dass dadurch<br />

auf der Hütte eine Diskussion zustande<br />

kommt, wie wir mit dem Thema weiter<br />

umgehen und dabei weiterkommen können“,<br />

meint Norbert Keller. Denn angesichts<br />

der demografischen Entwicklung wird man<br />

es sich kaum le<strong>ist</strong>en können, auf gut ausgebildete<br />

Frauen zu verzichten. Und da besteht<br />

auf der Hütte vielleicht doch noch etwas<br />

Nachholbedarf.


10 02 • 2013<br />

Mitarbeiter Neue Wege der Arbeitssicherheit im Hochofenbereich:<br />

Die (Arbeits-) Welt<br />

mit anderen Augen sehen<br />

Der Titel des neuen Arbeitssicherheitskonzepts<br />

im Roheisenbereich Hochofen <strong>ist</strong> doppeldeutig.<br />

Aber das hat Roheisenchef Dr.<br />

Peter Eisen wohl <strong>auch</strong> so gewollt. Denn „Mit<br />

Sicherheit in Führung gehen“ kann zum einen<br />

bedeuten, dass nur durch sicheres Arbeiten<br />

Spitzenpositionen bei Kosten und<br />

Qualität erreicht werden können. Zum anderen<br />

kann es aber <strong>auch</strong> heißen, dass Sicherheit<br />

ein Thema <strong>ist</strong>, mit dem man an die<br />

Führungstruppe ran muss. Und zwar nicht<br />

nur an die Prozess- und Teilprozessleiter,<br />

sondern <strong>auch</strong> an die Vorarbeiter, Schichtleiter<br />

und Me<strong>ist</strong>er. Weil dort die alltägliche<br />

Kommunikation mit den Mitarbeitern stattfindet.<br />

Und die sind es letztlich, die „anpacken“,<br />

wobei daraus <strong>auch</strong> Gefährdungen<br />

entstehen können. Die Kommunikation<br />

sollte dabei am besten auf Augenhöhe und<br />

ohne erhobenen Zeigefinger erfolgen. Und<br />

genau darauf zielt das neue Konzept ab.<br />

Auslöser für die Aktion war Ende 2011 im<br />

Hochofenbereich die immer wiederkehrende<br />

aktuelle Frage, was zur weiteren Verbesserung<br />

der Sicherheit denn noch getan werden<br />

könnte. Oder anders ausgedrückt: Wie<br />

lassen sich die Mitarbeiter am besten ansprechen,<br />

wie können sie aus der Routine<br />

herausgeholt und ihr Blick für neue Sichtweisen<br />

geöffnet werden? Kurz: Wie sind die<br />

Mitarbeiter in Sachen Sicherheit am besten<br />

zu erreichen? Die Antwort auf all diese Fragen:<br />

Durch einen Perspektivwechsel.<br />

Theorie und Lerngänge<br />

Es war Organisationsentwicklungs- und<br />

Kom munikationschefin Karin Aust, die für<br />

diesen Perspektivwechsel die Frage „Was<br />

könnte mich und andere gefährden?“ vorschlug<br />

und zur Umsetzung eines entsprechenden<br />

Konzepts das Beratungsunternehmen<br />

t&t Organisationsentwicklung empfahl.<br />

Ausgangspunkt für dieses neue<br />

Kon zept <strong>ist</strong> die Erkenntnis, dass bislang eigentlich<br />

nur Führungskräfte über USO-<br />

Rundgänge geschult worden sind. Dem entgegen<br />

steht jedoch die Tatsache, dass Unfälle<br />

zume<strong>ist</strong> in gewerblichen Bereichen<br />

passieren. Es geht also darum, die Köpfe der<br />

handelnden Personen zu erreichen, ihnen<br />

bewusst zu machen, in welcher Situation<br />

sie sich befinden, was sie gefährden könnte<br />

und was diese Gefährdung auslöst. Das Beratungsunternehmen<br />

schlug dafür einen<br />

zweitägigen Workshop vor, der sich in Theorie<br />

und sogenannte Lerngänge gliederte.<br />

Nachdem das Konzept zunächst in einem<br />

ausgewählten Kreis aus Führungskräften<br />

einschließlich Roheisenchef Peter Eisen sowie<br />

Me<strong>ist</strong>ern und Vorarbeitern in einer Art<br />

Workshop begutachtet und letztlich als<br />

passend und richtig für den Roheisenbereich<br />

bewertet worden war, fand im März<br />

2012 der erste Pilot statt – mit Mitarbeitern<br />

aus der Produktion und Instandhaltung. Anschließend<br />

wurde es noch einmal weiter<br />

verfeinert und im November dann auf die<br />

erste Bewährungsprobe geschickt.<br />

Zunächst gedämpfte<br />

Bege<strong>ist</strong>erung<br />

Insgesamt 64 Vorarbeiter, Me<strong>ist</strong>er, Ingenieure<br />

und Prozessleiter starteten in sechs<br />

Gruppen in das zweite Pilotprojekt. Schon<br />

das übrigens eine Neuerung, da bei ähnlichen<br />

Schulungen bislang auf Teilprozessleiter-Ebene<br />

Schluss gewesen war. Ein Fehler,<br />

wie Dr. Henning Schneider meint.<br />

„Schließ lich fängt der Einfluss auf die Mitarbeiter<br />

bei den Me<strong>ist</strong>ern und Vorarbeitern<br />

an“, sagt der Prozessleiter Instandhaltung<br />

Hochofen. Und Jürgen Gertz, Prozessleiter<br />

Produktion Hochofen, ergänzt: „Wir haben<br />

diese Kollegen ganz bewusst dazu genommen,<br />

weil wir uns davon eine ganze Menge<br />

versprechen.“ Die solchermaßen „Geehrten“<br />

allerdings waren von der bevorstehenden<br />

zweitägigen Schulung zunächst alles andere<br />

als bege<strong>ist</strong>ert. „Schon wieder etwas<br />

Neues. Wir wissen doch längst alles“, schil-


Wolfgang Paschmann und Cihan Yeniay<br />

am Steuerpult Schrägaufzug;<br />

Durchsprache des Arbeitsablaufes<br />

dert Frank Ott, Teilprozessleiter Produktion,<br />

die damalige Reaktion auf die frohe Botschaft.<br />

„War so“, bestätigt Peter Geilen, Teilprozessleiter<br />

Instandhaltung Elektrik. „Vor<br />

allem deshalb, weil wir nur den neuen Titel,<br />

aber nichts über die Inhalte erfahren haben.“<br />

Umso überraschter waren die beiden und<br />

mit ihnen viele andere, als es schließlich zur<br />

Sache ging. Schließlich wurde Arbeitssicherheit<br />

auf einmal ganz anders vermittelt.<br />

Nicht nur locker und in Form von Diskussionen,<br />

wie Produktionsschichtleiter Thomas<br />

Steil sagt, sondern vor allem praxisnah, mit<br />

Beispielen aus dem Alltag.<br />

unwesentlich höher als die anderen, und<br />

doch str<strong>auch</strong>elten und stolperten jede Menge<br />

Passanten über das kaum wahrnehmbare<br />

Hindernis. Für Prozessleiter Gertz sind<br />

diese Beispiele <strong>auch</strong> theoretisch bestens dazu<br />

geeignet, auf Gefahren aufmerksam zu<br />

machen und für Gefährdungen die Augen<br />

zu öffnen. „Weil sie den Menschen und seine<br />

Verhaltensweisen in den Vordergrund<br />

stellen.“ Das sieht <strong>auch</strong> Wolfgang Paschmann<br />

so. „Gerade das Beispiel mit der Eisenstange<br />

zeigt, dass man gewisse Gefahren<br />

nicht richtig einschätzt“, sagt der Teilprozesskoordinator<br />

Instandhaltung Elektrik, der<br />

dabei Unterstützung von Teilprozessleiter<br />

Instandhaltung Mechanik, Paolo Pizzolato,<br />

02 • 2013 11<br />

der Zeit einnahm. Noch deutlicher wurde<br />

der neue Ansatz bei den sogenannten Lerngängen,<br />

die die Teilnehmer gemeinsam mit<br />

einem Trainer absolvierten. Denn da ging es<br />

zunächst einmal darum, sozusagen mit den<br />

Augen des Trainers Alltäglichkeiten aus<br />

einem anderen Blickwinkel heraus wahrzunehmen.<br />

Ganz im Sinne der Aust’schen Frage,<br />

was einen selbst oder andere gefährden<br />

könnte.<br />

Der zweite Schritt bestand darin, die<br />

Mitarbeiter auf solche Dinge anzusprechen<br />

und aufmerksam zu machen. Und zwar ruhig<br />

und gelassen. Was zumindest für Thomas<br />

Steil eine gewisse Umstellung bedeutete.<br />

„Ich bin sonst eher immer laut ge -<br />

Peter Geilen und Henning Schneider;<br />

Vorbereitungen zum Lerngang in der Granulierung<br />

Marco Hermans und Thomas Steil auf der Gießbühne;<br />

Beobachtungen zum Lerngang<br />

Beispiele aus dem Alltag<br />

So ließ der Trainer die Gruppe, als sie an<br />

einem an der Wand angelehnten Rohrstück<br />

vor beikommt, beispielsweise schätzen, wie<br />

hoch die Wahrscheinlichkeit <strong>ist</strong>, dass ein<br />

Unfall passiert, weil ein kleines Rohrstück<br />

auf dem Boden liegt. Wobei die tatsächlich<br />

erreichten 100 Prozent keiner auf seiner<br />

Schätzl<strong>ist</strong>e hatte. „Ganz einfach deshalb,<br />

weil jeder davon ausgeht, dass dieses Rohr<br />

stehen bleibt und keine Gefahr von ihm ausgeht“,<br />

sagt Chr<strong>ist</strong>oph Konieczny, Vorarbeiter<br />

Hochofen Service Feuerfest, der sich daher<br />

bestens erklären kann, dass keiner etwas<br />

getan hat. Hätte er selbst <strong>auch</strong> nicht, wie er<br />

zugibt. Wie schnell sich allerdings eine vermeintliche<br />

Kleinigkeit zu einer waschechten<br />

Gefährdung entpuppen kann, zeigte das<br />

Beispiel einer Rolltreppe. Nur eine Stufe war<br />

erhält. „Wenn einen jemand anders auf so<br />

etwas aufmerksam macht, sieht man erst,<br />

wie betriebsblind man <strong>ist</strong>.“ Nicht zuletzt<br />

deshalb bleibt für Cihan Yeniay Arbeitssicherheit<br />

<strong>auch</strong> ein wichtiges Thema, über<br />

das man nicht oft genug sprechen kann.<br />

„Erst recht, wenn einem vor Augen geführt<br />

wird, was aus Kleinigkeiten so alles entstehen<br />

kann“, sagt der Schichtleiter Störungsdienst.<br />

Was Fachgebietsleiter Produktion<br />

Sebastian T<strong>auch</strong>ert und den anderen aber<br />

vor allem gefallen hat: „Dass bei der neuen<br />

Lehrmethode viel diskutiert und nicht einfach<br />

nur ein Konzept durchgezogen wurde.“<br />

Lerngänge mit den Augen<br />

des Trainers<br />

Das zeigte sich nicht nur in der Theorie,<br />

<strong>auch</strong> wenn die insgesamt rund 70 Prozent<br />

worden, habe aber schnell gelernt, dass ein<br />

ruhiger Ton besser rüber kommt“, räumt er<br />

ein. Frank Ott hingegen findet gut, dass<br />

endlich wieder „Hüttensprache“ angesagt<br />

<strong>ist</strong>. Denn das bislang favorisierte Vorgehen<br />

bei USO-Rundgängen war nun gar nicht<br />

sein Ding. „Die Leute so lange zu fragen und<br />

zu löchern, bis sie selbst auf ihren Fehler<br />

kommen, liegt mir nicht. Und den Mitarbeitern<br />

übrigens <strong>auch</strong> nicht“, <strong>ist</strong> er sicher. Eine<br />

klare Ansage hingegen schon, zumal das<br />

neue Konzept ausdrücklich <strong>auch</strong> Lob vorsieht.<br />

So wie Frank Ott <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> Sebastian T<strong>auch</strong>ert<br />

von der neuen Vorgehensweise überzeugt,<br />

„weil sich jetzt niemand mehr verstellen<br />

muss.“ Und weil die Sichtweise nun<br />

etwas genauer <strong>ist</strong> und die Kommunikation<br />

mit den Kollegen auf Augenhöhe stattfindet,<br />

fügt Chr<strong>ist</strong>oph Konieczny hinzu.


12 02 • 2013<br />

Jürgen Gertz und Chr<strong>ist</strong>oph Konieczny<br />

auf dem Weg zur Gießhalle;<br />

letzte Abstimmung zum Lerngang<br />

Kein Einmal-Effekt<br />

Damit das alles nun <strong>auch</strong> in die Belegschaft<br />

getragen wird, sollen die Inhalte der Schulung<br />

künftig sowohl in den SGAs als <strong>auch</strong><br />

bei den SOS-Rundgängen vermittelt werden.<br />

Schließlich geht es darum, dass <strong>auch</strong><br />

die anderen die Dinge so sehen und umsetzen<br />

wie die Schulungsteilnehmer. Hilfreich,<br />

so Henning Schneider, <strong>ist</strong> da sicherlich, mal<br />

Fotos zu machen und den jeweiligen Zustand<br />

darzustellen. „Und natürlich Vorbild<br />

zu sein und den herum liegenden Schl<strong>auch</strong><br />

<strong>auch</strong> mal selbst aus dem Weg zu räumen.“<br />

Für die me<strong>ist</strong>en <strong>ist</strong> das genauso wenig ein<br />

Problem, wie die neue Form der Mitarbeiteransprache.<br />

„Denn das deckt sich sowieso<br />

mehr mit meiner eigenen Denkweise“,<br />

meint Wolfgang Paschmann. Oder wie Paolo<br />

Pizzolato es ausdrückt: „Man muss sich<br />

doch immer die Frage stellen, wie man<br />

selbst gern angesprochen würde. Für mich<br />

<strong>ist</strong> daher diese Ich-Ebene besser.“ Auch<br />

Cihan Yeniay will künftig eher einen Gang<br />

zurückschalten, wenn es um das Ansprechen<br />

der Fehler geht. „Weil manches <strong>auch</strong><br />

aus Stress heraus geschieht und dafür können<br />

die Mitarbeiter ja nun mal nichts.“ Am<br />

besten aber <strong>ist</strong>, dass die Sache bei den Mitarbeitern<br />

anscheinend ankommt. „Erst kürzlich<br />

hat mich ein Kollege auf eine lose Treppenstufe<br />

hingewiesen und sie dann gleich<br />

selbst festgeschraubt“, nennt Wolfgang<br />

Lang ein positives Beispiel. Nicht nur er <strong>ist</strong><br />

deshalb davon überzeugt, dass sich die neue<br />

Sichtweise durchsetzen wird. „Das <strong>ist</strong> kein<br />

Einmal-Effekt“, glaubt er.<br />

Der Erfolg <strong>ist</strong> entscheidend<br />

Allerdings mahnt Peter Geilen <strong>auch</strong> Kontinuität<br />

an. “Wir müssen jetzt <strong>auch</strong> mal dabei<br />

bleiben und nicht immer wieder etwas<br />

Neues einführen.“ Dass in anderen Betrieben<br />

ganz andere Projekte und Konzepte laufen,<br />

hält er dagegen nicht für schlimm. Weil<br />

jeder Betrieb schauen muss, was für ihn<br />

selbst am besten passt. Im Hochofenbereich<br />

zeigt das durchweg gute Feedback der Mitarbeiter,<br />

dass das neue Konzept ankommt.<br />

Weil sich Sichtweise und Ansprache geändert<br />

haben, weil <strong>auch</strong> Lob ausgesprochen<br />

wird und weil es bei eventuellen Eskalationen<br />

nicht persönlich wird. Die wesentliche<br />

Veränderung aber besteht darin, Arbeitssicherheit<br />

von einer anderen Perspektive her<br />

zu betrachten. Nicht zuletzt deshalb, sollen<br />

die Lerngänge für Führungskräfte systematisiert<br />

und fortgesetzt werden. „Der Erfolg<br />

<strong>ist</strong> entscheidend“, ziehen Henning Schneider<br />

und Jürgen Gertz eine vorläufige Zwischenbilanz,<br />

und die sieht durchaus positiv<br />

aus. Denn die Mitarbeiter agieren inzwischen<br />

aus sich selbst heraus, vieles <strong>ist</strong> buchstäblich<br />

sichtbar besser geworden. Das<br />

heißt übrigens nicht, dass nun alles geändert<br />

wird. Die USO-Rundgänge wird es <strong>auch</strong><br />

weiterhin geben, nur dass sie im Bereich<br />

Hochofen inhaltlich jetzt durch die neue<br />

Philosophie ersetzt werden. Gegen eine<br />

Wiederholung der Schulung oder eine Auffrischung<br />

der Inhalte hätte übrigens keiner<br />

etwas einzuwenden. Schließlich besteht aus<br />

Sicht der Teilnehmer immer die Gefahr, dass<br />

sich das Gelernte mit der Zeit abflacht. Ein<br />

Feedback-Gespräch fänden die me<strong>ist</strong>en<br />

ebenfalls nicht schlecht, <strong>auch</strong> wenn dies<br />

teilweise schon regelmäßiger Bestandteil<br />

der SGAs <strong>ist</strong>. Ansonsten aber sind die Teilnehmer<br />

mit dem Konzept und der Schulung<br />

zufrieden. „Das Beste, was wir je gemacht<br />

haben“, wie die me<strong>ist</strong>en sagen. Nicht zuletzt<br />

deshalb, weil es dazu beigetragen hat, die<br />

(Arbeits-) Welt mit anderen Augen zu sehen.<br />

Und das wollen sie alle beibehalten. Jetzt<br />

und in Zukunft.<br />

Frank Ott und Sebastian T<strong>auch</strong>ert auf der Gießbühne;<br />

Beobachtungen zu den Arbeiten beim Abstich<br />

Paolo Pizzolato und Wolfgang Lang in der Halle O;<br />

Maßkontrolle einer Düsenspitze im Rahmen eines Lernganges


02 • 2013 13<br />

Mitarbeiter Ein Praktikum bei <strong>HKM</strong>:<br />

Win-Win-Situation<br />

für alle Beteiligten<br />

Die Bedeutung von Praktika wird oft unterschätzt.<br />

Schließlich lassen sich dabei nicht<br />

nur erste Erfahrungen in möglichen Berufsfeldern<br />

sammeln. Sie ermöglichen <strong>auch</strong>,<br />

Kon takte zu knüpfen, Netzwerke zu bilden<br />

und erleichtern so oftmals den späteren Einstieg<br />

ins Berufsleben.<br />

Ein Praktikum <strong>ist</strong> zudem wichtig, um zu erkennen,<br />

ob der angestrebte Beruf <strong>auch</strong> wirklich<br />

Spaß macht und die Erwartungen, die<br />

man an den Beruf hat, <strong>auch</strong> so erfüllt werden.<br />

Ganz abgesehen davon, dass sich wichtige<br />

Erfahrungen in der Selbsteinschätzung<br />

machen lassen. Etwa ob man besser als Einzelarbeiter<br />

oder im Team arbeiten kann und<br />

wie man sich in ein Team einbringt.<br />

Jährlich 300 Praktika<br />

Was viele nicht wissen: <strong>HKM</strong> bietet im Jahr<br />

rund 300 Praktika für Schülerinnen und<br />

Schü ler sowie für Studierende an – neben<br />

dem Tagesgeschäft oft eine große Herausforderung<br />

für die Betriebe, die die Praktikanten<br />

betreuen. Nicht selten stellt sich jedoch<br />

eine Win-Win-Situation sowohl für<br />

den Praktikanten als <strong>auch</strong> für <strong>HKM</strong> ein, da<br />

sich der Praktikant gewinnbringend ins Tagesgeschäft<br />

einbringen kann.<br />

Dass ein Praktikum interessant sein kann<br />

und <strong>auch</strong> Spaß macht, macht das Beispiel<br />

der Praktikantin Lea Otto deutlich. Die Studentin<br />

des Bauingenieurwesens im 3. Semester<br />

an der Universität Duisburg Essen bedankte<br />

sich mit ihren Eindrücken in einem<br />

Brief bei ihrer Betreuerin Anja Best von der<br />

Immobilienwirtschaft.<br />

Liebe Frau Best,<br />

während meines vierwöchigen Praktikums bei <strong>HKM</strong> war ich der Abteilung PI-BO<br />

in der Immobilienwirtschaft zugeteilt und wurde dort von Ihnen betreut. Hierfür<br />

möchte ich mich bei Ihnen recht herzlich bedanken!<br />

Zu dieser Zeit wurden gerade die Sanitäranlagen mehrerer Gebäude saniert. Es<br />

war sehr spannend, die Haustechnik kennenzulernen, ein Bereich im Bauwesen,<br />

über den ich bis dahin noch gar nichts erfahren habe. Toll fand ich, dass ich schon<br />

in der ersten Woche eigenständig losziehen durfte, um die Räume aufzumessen<br />

und Mengenermittlungen durchzuführen. Zusammen mit den Mitarbeitern der<br />

Abteilung konnte ich für diese Räume dann neue Ausführungsvarianten<br />

entwerfen. Sehr interessant waren die Baustellenbegehungen und ein Höhepunkt<br />

die Abnahme, die ich mit Ihnen durch geführt habe. Besonders gut gefallen an<br />

dem Praktikum hat mir, dass <strong>auch</strong> abtei lungs übergreifend eine sehr angenehme<br />

Ar beits atmosphäre herrschte und ich viele ver schiedene Bereiche und Tätigkeiten<br />

kennengelernt habe.<br />

Sehr interessant waren natürlich das Stahl werk, die Kokerei und die Hochöfen,<br />

durch welche ich „persönliche Führungen“ durch Sie im Rahmen der Abwicklung<br />

der Baustellen bekommen habe.<br />

Aber <strong>auch</strong> an Aufgaben, an die man als Studentin, die die Hütte nicht kennt, gar<br />

nicht denkt, wie z. B. die Überarbeitung des Verkehrsleitsystems, der Abriss<br />

ungenutzter alter Gebäude oder die Kontrolle von Feuerlöschern habe ich teils<br />

aktiv und eigenständig mitarbeiten können – vielen Dank dafür!.<br />

Alles in allem hat mir mein Praktikum ausgesprochen gut gefallen und ich kann es<br />

nur weiterempfehlen. Nächstes Mal bewerbe ich mich gerne wieder bei <strong>HKM</strong>.<br />

Viele Grüße Lea Otto<br />

Praktikantin Lea Otto<br />

beim Inspektionsrundgang


14 02 • 2013<br />

Kompetenz Best Practice – Überprüfung elektrischer Betriebsmittel:<br />

Einfach, schneller und besser<br />

Im Sinne der Arbeitssicherheit müssen betriebliche<br />

Hilfsmittel regelmäßig überprüft<br />

und diese Überprüfungen <strong>auch</strong> entsprechend<br />

dokumentiert werden. Das fordern<br />

gesetzliche Regelungen, wie etwa die Betriebssicherheitsverordnung.<br />

Auch und gerade,<br />

wenn es sich dabei um elektrische<br />

Betriebsmittel wie eine Bohrmaschine oder<br />

einen Winkelschleifer, aber <strong>auch</strong> Kabeltrommeln<br />

und vieles mehr handelt. Was früher<br />

in mühsamer Kleinarbeit erledigt werden<br />

musste, klappt heute dank neuer Prüfgeräte<br />

und Software praktisch im Handumdrehen.<br />

Zumindest in den Bereichen TI-M und TR-IE.<br />

Einmal jährlich oder nach einer Instandsetzung<br />

kommen die so genannten ortsveränderlichen<br />

Betriebsmittel messtechnisch unter<br />

die Lupe, während die ortsgebundenen<br />

nur alle vier Jahre an der Reihe sind. Mussten<br />

dazu noch bis vor wenigen Jahren die<br />

entsprechenden Ident-Nummern von den<br />

Geräten abgelesen, handschriftlich notiert<br />

und in dicke Ordner abgelegt werden, reicht<br />

heute ein simples Prüfgerät. Und je nach<br />

Software-Ausstattung dieser Prüfgeräte befinden<br />

sich die Daten dann sogar im SAP-System<br />

der Hütte.<br />

Prototyp bei TI-M<br />

Die Abteilung Medien (TI-M) im Bereich Energie,<br />

Infrastruktur und Anlagentechnik verfügt<br />

derzeit noch über eine Art Prototyp.<br />

Zwar stehen <strong>auch</strong> dem zuständigen Team<br />

mit Me<strong>ist</strong>er Bernd Hofmann, Vorarbeiter<br />

André Backes und Facharbeiter Chr<strong>ist</strong>opher<br />

Welling zwei Prüfgeräte für ortsveränderliche<br />

und ortsgebundene Betriebsmittel zur<br />

Verfügung, doch sind diese mit der Software<br />

„Protokollmanager“ noch nicht an das<br />

SAP-System der Hütte angebunden. Eine<br />

Erleichterung sind sie trotzdem, wie<br />

Chr<strong>ist</strong>opher Welling berichtet. Er <strong>ist</strong> für die<br />

elektrischen Betriebsmittel zuständig, hat<br />

Me<strong>ist</strong>er Team Gase:<br />

(v. re.) Bernd Hofmann mit<br />

Vorarbeiter Andrè Backes


02 • 2013 15<br />

deswegen sogar einen entsprechenden<br />

Lehr gang bei der Berufsgenossenschaft besucht.<br />

Seitdem kümmert er sich um die<br />

Überprüfung von Bohrmaschinen, Winkelschleifer<br />

und was sonst noch Stecker und<br />

Kabel hat. Zur Überprüfung der elektrischen<br />

Geräte gibt es zwei Wege: Sie kommen zum<br />

Prüfgerät oder das Prüfgerät wird dorthin<br />

gebracht. „Dann br<strong>auch</strong>en wir nur die an jedes<br />

Hilfsmittel vergebene interne Ident-<br />

Nummer einzugeben, und das war’s dann<br />

<strong>auch</strong> schon“, erklärt André Backes die Vorgehensweise.<br />

Die Software erkennt nämlich<br />

an der Nummer das jeweilige Gerät und<br />

ordnet die neuen Messdaten dem im System<br />

hinterlegten Gerät zu.<br />

Ein Stück mehr<br />

Arbeitssicherheit<br />

Damit das funktioniert, mussten im Vorfeld<br />

natürlich die spezifischen Daten eines jeden<br />

Geräts mit Typ und Artikelnummer erfasst<br />

und auf der Datenbank des Programms gespeichert<br />

werden. Erst dann können die<br />

neuen Messdaten exakt zugeordnet werden.<br />

Mehr als 1.000 Geräte überprüft TI-M<br />

heute schon auf diese Weise und der Effekt<br />

<strong>ist</strong> enorm. „Wir haben nicht nur eine bessere<br />

Übersicht. Wir verfügen jetzt <strong>auch</strong> über<br />

Vergleichsmöglichkeiten, da wir auf dem<br />

Sys tem die Protokolle der letzten drei Prüfungen<br />

speichern können“, sagt Bernd Hofmann.<br />

Und: „Das Ganze <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> ein Stück<br />

mehr Arbeitssicherheit, da Mängel schneller<br />

und besser erkannt und entsprechend beseitigt<br />

werden können.“<br />

Umfassendere Software<br />

bei TR-IE<br />

Bei der elektrischen Instandhaltung Hochofen<br />

funktioniert die Überprüfung der dort<br />

rund 1.400 Geräte auf die gleiche Weise, nur<br />

besitzt das dafür zuständige Team mit Teilprozessleiter<br />

Peter Geilen sowie den beiden<br />

Vorarbeitern Marco Rini und Stephan Zipfl<br />

bereits ein schlaueres Gerät. Zusammen mit<br />

Udo Gläsel vom Team TI-S und der Firma IT-<br />

Motive haben sie die Schnittstelle zur Software<br />

„ELEKTROmanager“ realisiert, die eine<br />

Vielzahl an Vorteilen bietet. Denn damit lassen<br />

sich nicht nur Arbeitsmittel, Maschinen<br />

und Installationen messen, bewerten und<br />

dokumentieren sowie eine rechtssichere<br />

Team IH Elektrik Hochofen: (v.l.) Peter Geilen, Stephan Zipfl und Marco Rini<br />

Dokumentation von Prüfungen erstellen.<br />

Die Schnittstelle zur Software ermöglicht<br />

innerhalb des SAP-Moduls PM (Produktionsplanung)<br />

<strong>auch</strong> die Prüfungsplanung. Mehr<br />

noch: „Durch die Integration von SAP und<br />

ELEKTROmanager <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> eine Zusammenführung<br />

der Wartungsplanung in SAP mit<br />

der Prüfungsdurchführung und Prüfdokumentation<br />

von Arbeitsmitteln im ELEKTROmanager<br />

möglich“, sagt Peter Geilen.<br />

Zahlreiche Vorteile<br />

Was für den Laien auf den ersten Blick nicht<br />

ganz klar <strong>ist</strong>: „Es handelt sich dabei um eine<br />

denkbar einfache Lösung, da die Datenerfassung<br />

immer nur in einem System stattfindet<br />

und zudem ein automatisierter Datenaustausch<br />

zwischen SAP und der Prüfsoftware<br />

gewährle<strong>ist</strong>et <strong>ist</strong>“, weiß Udo<br />

Gläsel. Für die beiden Vorarbeiter <strong>ist</strong> hingegen<br />

die Praxisnähe ein ungeheurer Vorteil.<br />

„Durch die Verwendung der Wartungsplanung<br />

von SAP verfügen wir zum einen über<br />

eine hohe Planungssicherheit bei der Wartung,<br />

zum anderen besteht eine hohe Kostentransparenz<br />

durch Abrechnungsvorschriften“,<br />

betont Marco Rini. Und Stephan<br />

Zipfl fügt hinzu: „Aufgrund der Prüfdokumentation<br />

in der Software stehen jederzeit<br />

abrufbare Prüfberichte bereit, so dass wir<br />

<strong>auch</strong> die Vorschriften aus der Betriebssicherheitsverordnung<br />

locker erfüllen.“ Ganz<br />

abgesehen davon, dass durch die Integration<br />

der beiden Systeme eine sichere und<br />

noch dazu archivierbare Datenablage besteht.<br />

Zur Nachahmung empfohlen<br />

Ein weiterer Unterschied zum TI-M-Team:<br />

Bei der Instandhaltung Elektrik Hochofen<br />

werden die Daten der Geräte über vorher<br />

zugeordnete und abgespeicherte Barcodes<br />

per Scanner eingelesen. „Später sollen vielleicht<br />

<strong>auch</strong> mal QR-Codes und RFID Chips<br />

zum Einsatz kommen“, sagt Peter Geilen.<br />

Übrigens hat das ganze Projekt vom ersten<br />

Angebot bis zur Freischaltung gerade mal<br />

sechs Monate gedauert. Seit dem 1. März<br />

2013 wird es regelmäßig im produktiven Bereich<br />

eingesetzt, seit dem 1. Mai <strong>auch</strong> für<br />

automatische Wartungs- und Inspektionsdienste<br />

genutzt. Dazu „guckt“ SAP praktisch<br />

in die Prüf-Software rein, stellt fest, welche<br />

Geräte wann und an welchem Ort zu warten<br />

und zu überprüfen sind, und erstellt automatisch<br />

einen entsprechenden Plan. Für<br />

die Instandhaltung Elektrik im Bereich<br />

Hoch ofen jedenfalls eine echte Arbeitserleichterung.<br />

Und eine mit der Empfehlung<br />

zur Nachahmung. Schließlich gibt es zu prüfende<br />

elektrische Betriebsmittel in vielen<br />

Betrieben auf der Hütte.


16 02 • 2013<br />

Datenauslese aus dem Anlagenkataster<br />

Mitarbeiter Mitarbeiter stellen ihren Arbeitsalltag vor:<br />

Von der Instandhaltung<br />

zum Umweltschutz<br />

Als Melanie Nöllen im September 1996 bei<br />

<strong>HKM</strong> ihre Ausbildung zur Prozessleitelektronikerin<br />

anfing, da war von Girls‘ Day oder<br />

Frauenquote noch keine Rede. Auch die heute<br />

immer selbstverständlicher werdende Präsenz<br />

von Mädchen in technischen, sprich:<br />

Män ner berufen, war damals noch nicht gegeben,<br />

so dass die heute 33-Jährige in der<br />

Ausbildung und <strong>auch</strong> später im Berufsleben<br />

an fangs oft das einzig <strong>weiblich</strong>e Wesen war.<br />

Geschadet hat ihr das nicht und <strong>auch</strong> die Berufswahl<br />

hat sie zu keinem Zeitpunkt bereut.<br />

Doch der Reihe nach.<br />

Der Einstieg ins Berufsleben lief für Melanie<br />

Nöllen eher ungeplant ab, wie sie heute zugibt.<br />

„Ich habe mich sozusagen großflächig<br />

beworben und dabei von der Chemielabo-<br />

Steckbrief<br />

Name: Melanie Nöllen<br />

Alter:<br />

33 Jahre<br />

Familienstand: in fester Partnerschaft<br />

Ausbildung: Prozessleitelektronikerin<br />

Heutige Sachbearbeiterin TU<br />

Tätigkeit:<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit: 1. September 1996<br />

rantin über die Industriemechanikerin bis zur<br />

Groß- und Außenhandelskauffrau nichts ausgelassen.“<br />

Von technischer Vorprägung kann<br />

also ebenso wenig die Rede sein wie von Abneigung.<br />

„Ich war damals für alles offen, weil<br />

es auf dem Lehrstellenmarkt nicht gerade rosig<br />

aussah“, sagt sie.<br />

Bewusst für Beruf entschieden<br />

Der Tipp, es doch mal bei <strong>HKM</strong> zu versuchen,<br />

kam von ihrem damaligen Freund, der selbst<br />

auf der Hütte arbeitete. Ein eigentlich naheliegender<br />

Vorschlag, denn Melanie Nöllen<br />

kannte <strong>HKM</strong> bereits von zahlreichen Besuchen<br />

am Tag der offenen Tür und mit der<br />

Schule. Bei dem damaligen Bewerbungsbogen<br />

konnte man zwischen verschiedenen Berufen<br />

wählen. Sie kreuzte Energieelektronikerin<br />

und Industriemechanikerin an. Nach<br />

dem Einstellungstest folgte das Vorstellungsgespräch,<br />

wo sie mit dem Satz begrüßt wurde:<br />

„Sie haben sich also als Prozessleitelektronikerin<br />

beworben.“ Hatte sie natürlich<br />

nicht. Vielmehr war sie entsprechend der<br />

Test ergebnisse anscheinend in diesen Topf<br />

gefallen. Was sie aber nicht abschreckte. Sie<br />

machte sich im Gegenteil zuerst einmal<br />

schlau, informierte sich über Ausbildung und<br />

Beruf und sagte dann zu. „Sehr bewusst und<br />

aus Überzeugung“, wie sie unterstreicht.<br />

Sich selbst etwas beweisen<br />

Archivierung von technischen Unterlagen in der Ablage<br />

Im September 1996 begann Melanie Nöllen<br />

ihre Ausbildung zur Prozessleitelektronikerin<br />

und machte dabei sehr schnell die Erfahrung,<br />

dass sie einen gewissen Exoten-Status besaß.<br />

In der gesamten gewerblichen Ausbildung<br />

gab es damals gerade einmal eine Handvoll<br />

Mädchen, auf der elektronischen Seite war<br />

sie in ihrem Ausbildungsjahr sogar das einzige.<br />

Was Vor- und Nachteile hatte. Denn<br />

während sie die einen freundlich und zuvorkommend<br />

behandelten, ließen sie andere<br />

wiederum spüren, dass sie wohl doch eher<br />

fehl am Platze war. Melanie Nöllen hat sich<br />

von all dem nicht beeindrucken lassen. „Im<br />

Zweifelsfall muss man halt ein wenig unsensibler<br />

sein und nicht alles an sich ran kommen<br />

lassen.“ Deutlich im Gedächtnis <strong>ist</strong> ihr<br />

aber geblieben, dass sie als Frau oft mehr als<br />

ihre männlichen Kollegen tun musste, um<br />

Anerkennung zu ernten und Vertrauen zu erwerben.<br />

Ihr damaliger und <strong>auch</strong> späterer<br />

Antrieb: „Ich wollte nicht anderen, sondern<br />

mir selbst beweisen, dass ich das kann und<br />

schaffe.“<br />

Auf Messungen spezialisiert<br />

Die Ausbildung selbst absolvierte sie wie<br />

<strong>auch</strong> die männlichen Azubis. Mit Metallgrundkurs,<br />

Elektrik und viel Schleppen von<br />

Regelventilen und Werkzeugkästen. Insgesamt,<br />

so sagt sie, hat ihr das Ganze aber Spaß<br />

gemacht. Zumal ihr Ausbilder ein zwar<br />

manchmal etwas sperriger Typ war, sie andererseits<br />

aber zum Querdenken anregte und<br />

ermunterte. Und so war es nach bestandener<br />

Prüfung Anfang 2000 für sie keine Frage, in<br />

dem erlernten Beruf weiterzumachen. Eingesetzt<br />

wurde sie bei der Instandhaltung Elektrik<br />

der Brammenanlagen, zu tun bekam sie<br />

es mit allem, was einen Stecker oder ein Kabel<br />

hatte. Und obwohl die täglichen Arbeiten


02 • 2013 17<br />

Rubrik a Subheadline:<br />

Headline<br />

Vergleich der Dokumentation mit den Anlagendaten<br />

Begleitung des TÜV`s (Sachverständigen) bei einer Anlagenabnahme<br />

mit Reparaturen, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />

sowie Neuinstallationen und<br />

Störungsbehebungen ein äußerst breites Betätigungsfeld<br />

boten, hatte die Arbeit schnell<br />

einen Schwerpunkt: Messungen. „Ich habe<br />

von der Kontrolle bis zum Kalibrieren eigentlich<br />

alles gemacht und war darin zum Schluss<br />

richtig gut“, strahlt sie. Vielleicht <strong>auch</strong> deswegen,<br />

weil sie inzwischen Teil eines Teams<br />

war, das sie akzeptierte.<br />

Besuch der Vorarbeiterschule<br />

Obwohl die Arbeit Spaß machte wurde Elektrik<br />

und Elektronik nie zu einer wirklichen Leidenschaft.<br />

„Mein Ehrgeiz bestand nicht darin,<br />

nun <strong>auch</strong> zuhause alles zu elektrifizieren<br />

und etwa elektronisch gesteuerte Rollläden<br />

zu haben“, sagt sie. Was sie nicht davon abhielt,<br />

im Jahr 2008 die interne Vorarbeiterschule<br />

zu besuchen – für sie in mehrfacher<br />

Hinsicht von Bedeutung. Zum einen, weil sie<br />

dort Gerhard Pohl und mit oder über ihn das<br />

Thema wassergefährdende Stoffe kennenlernte.<br />

Zum anderen, weil die Vorarbeiterschule<br />

sozusagen der Auslöser für weitere<br />

Qualifizierungsmaßnahmen war. Nicht nur,<br />

weil sie die Vorarbeiterschule richtig gut abschloss,<br />

wie Melanie Nöllen zu Recht stolz<br />

berichtet. „Mir war zu diesem Zeitpunkt <strong>auch</strong><br />

klar, dass ich nicht mit 50 Jahren noch durch<br />

die Brammenanlage krabbeln wollte.“ Logische<br />

Konsequenz dieser Erkenntnis: Besuch<br />

der Me<strong>ist</strong>erschule am Bildungszentrum der<br />

Wirtschaft am Niederrhein mit abschließender<br />

IHK-Prüfung.<br />

Berufsbegleitende<br />

Me<strong>ist</strong>erschule<br />

Ein Entschluss, der Kraft kostete. Schließlich<br />

lief die zweieinhalb Jahre dauernde Me<strong>ist</strong>erschule<br />

berufsbegleitend ab. „Ich habe noch<br />

nie so viel lernen müssen wie in dieser Zeit“,<br />

stöhnt Melanie Nöllen noch heute, erinnert<br />

sich zugleich aber <strong>auch</strong> an ein Highlight. Im<br />

Rahmen der Ausbilder-Prüfung hatte sie sich<br />

für das Fachgespräch das Thema „Umgang<br />

mit wassergefährdenden Stoffen“ ausgewählt<br />

und dafür höchstes Lob von der IHK<br />

erhalten. Für sie eine Art Fingerzeig. Als sie<br />

dann im Intranet auf eine für Me<strong>ist</strong>er und<br />

<strong>Technik</strong>er ausgeschriebene Stelle im Gewässerschutz<br />

stieß, war ihr sofort klar: Das <strong>ist</strong><br />

meine Stelle! Trotzdem zog sich die endgültige<br />

Entscheidung etwas hin. „Ich wusste<br />

einfach nicht, ob ich tatsächlich schon aus<br />

der Bramme raus wollte, zumal wir zu der<br />

Zeit ein wirklich Super-Team waren.“ Sie entschied<br />

sich letztlich fürs Ausprobieren,<br />

schrieb eine angstfreie Bewerbung und<br />

harrte der Dinge, die da kommen könnten.<br />

Die kamen in Form eines Vorstellungsgesprächs<br />

bei dem bereits erwähnten Gerhard<br />

Pohl und mündeten schließlich im<br />

Herbst 2010 in einem Probe-Arbeiten. All das<br />

geschah übrigens parallel zur Me<strong>ist</strong>erschule.<br />

Ganz abgesehen davon, dass sie und ihr Partner<br />

sich gerade einen Labrador-Welpen und<br />

ein sanierungsbedürftiges Haus angeschafft<br />

hatten.<br />

Tolle Einarbeitung<br />

und Übergabe<br />

Es war schließlich Gerhard Pohl, der sie anrief<br />

und fragte, ob sie den Job noch wolle. Von<br />

seiner Seite aus sei alles klar. Damit waren<br />

die Würfel gefallen. Melanie Nöllen sagte zu,<br />

konnte allerdings nicht sofort wechseln. Ihr<br />

Me<strong>ist</strong>er wollte sie zwecks Einarbeitung ihres<br />

Nachfolgers erst zum Juni 2011 gehen lassen.<br />

Am 15. Juni 2011 war es dann soweit, der<br />

Wechsel war perfekt. Was folgte war eine<br />

lange Einarbeitungszeit mit ihrem Vorgänger<br />

Peter Bock, von der Melanie Nöllen heute<br />

noch bege<strong>ist</strong>ert <strong>ist</strong>. „Er hat mir alles gezeigt<br />

und erklärt und eine tolle Übergabe samt begleitetem<br />

Wissenstransfer gemacht.“ Ihr<br />

heutiger Job: Begleitung der Betriebe bei allen<br />

Fragen zum Gewässerschutz und zu Anlagen<br />

mit wassergefährdenden Stoffen. Dazu<br />

gehören die Datenpflege von Messwerten,<br />

Analyse und Verbräuchen, Behördenkontakte<br />

etwa zur Meldung von Messwerten oder<br />

<strong>auch</strong> für Genehmigungen, sowie entsprechende<br />

Vorbereitungen, dass die Betriebe die<br />

gesetzlichen Vorgaben <strong>auch</strong> erfüllen können.<br />

Fast angekommen<br />

Zu 95 Prozent macht die 33-Jährige inzwischen<br />

einen Schreibtisch-Job, was sie einerseits<br />

freut. „Endlich keine schwere körperliche<br />

Arbeit mehr und im Winter keine Kälte.“ Andererseits<br />

vermisst sie manchmal die Arbeit<br />

im Betrieb. Das Erfolgserlebnis, etwas Defektes<br />

wieder zum Laufen gebracht zu haben,<br />

<strong>ist</strong> eine schöne Bestätigung der eigenen Le<strong>ist</strong>ung.<br />

Jedoch steht sie, wie sie sagt, kurz vorm<br />

Ankommen in ihrem jetzigen Job. „Ich muss<br />

mich in verschiedene Dinge noch mehr einarbeiten<br />

und <strong>auch</strong> noch viel lernen“, gibt sie zu.<br />

Zu schätzen weiß sie inzwischen den Blick<br />

über den Tellerrand, schließlich muss sie nahezu<br />

die gesamte Hütte kennen. Eine Herausforderung,<br />

wie sie findet. Und die will sie<br />

gerne weiter annehmen. Weil sie die Aufgabe<br />

interessiert und sie Teil eines funktionierenden<br />

Teams <strong>ist</strong>. In dem sie übrigens längst<br />

nicht die einzige Frau <strong>ist</strong>. Auch privat <strong>ist</strong> die<br />

hektische Hund- und Hausphase ruhiger geworden.<br />

Zwar <strong>ist</strong> noch lange nicht alles renoviert,<br />

aber das Wichtigste <strong>ist</strong> getan. Zeit genug<br />

also, um sich <strong>auch</strong> anderen Dingen zu<br />

widmen: Freunde treffen, Zeit mit ihrem<br />

Partner verbringen, mal ein Buch lesen oder<br />

fotografieren. „Ich bin eher eine Art Wellentyp“,<br />

lacht Melanie Nöllen, „br<strong>auch</strong>e mal hektische<br />

und dann wieder entspannte Phasen.“<br />

Und das macht sie dann <strong>auch</strong>. Denn kämpfen<br />

muss sie nicht mehr. Das hat sie hinter sich.


18 02 • 2013<br />

Rubrik Subheadline:<br />

Headline<br />

Kompetenz Mehr Transparenz durch neue <strong>Technik</strong>en im Hochofenprozess:<br />

Der Blick ins Innere<br />

Rein äußerlich hat sich nicht viel verändert.<br />

Nach wie vor wird das Erscheinungsbild integrierter<br />

<strong>Hüttenwerke</strong> von den bis zu<br />

100 Meter hohen Hochöfen bestimmt, die<br />

zume<strong>ist</strong> weit über die Werksgrenzen hinaus<br />

zu sehen sind. Dies gilt insbesondere für<br />

<strong>HKM</strong>, wo Hüttenwerk und Wohngebiet nah<br />

beieinanderliegen, und die Produktionsanlagen<br />

sicherlich von einer breiten Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen werden können.<br />

Doch mag sich optisch <strong>auch</strong> relativ wenig<br />

getan haben: Die Messtechnik und Datenerfassung<br />

sind im Laufe der vergangenen 20<br />

Jahre an beiden Hochöfen bei <strong>HKM</strong> auf ein<br />

sehr hohes Niveau gewachsen, was den Betriebsverantwortlichen<br />

große Sicherheit bei<br />

der Prozessführung und der Früherkennung<br />

von Abweichungen bietet.<br />

Formenbühne: Schematische Darstellung<br />

eines Düsenstocks mit Blasformkamera<br />

Allerdings gehört zur Nutzung der umfangreichen<br />

Bereitstellung von Betriebsdaten<br />

immer noch eine langjährige Erfahrung der<br />

Betriebsleitung, um <strong>auch</strong> komplizierte Diagnosen<br />

richtigzustellen zu können. Ungefähr<br />

so wie beim Arzt, der anhand von Daten erkennen<br />

muss, ob es dem Patienten „gut<br />

geht“ oder „was ihm fehlt“, weil er ja nicht in<br />

ihn hineinsehen kann. Oder besser: Nicht in<br />

ihn hineinsehen konnte, denn inzwischen<br />

machen modernste <strong>Technik</strong>en den Blick ins<br />

Innere zumindest begrenzt möglich.<br />

Tieferer Einblick durch<br />

HORA-Sonde<br />

Letztendlich <strong>ist</strong> der Hochofen ein ebenso<br />

ge schlossenes Gefäß, und <strong>auch</strong> bei den<br />

Hochöfnern besteht der bisher noch unerfüllte<br />

Wunsch, einen Blick in das „Innere“ zu<br />

werfen. In jüngster Zeit haben die Entwicklungen<br />

in der Radar- und Infrarot-<strong>Technik</strong><br />

hier Möglichkeiten eröffnet. Zwar sind diese<br />

Anwendungen noch in einer gewissen<br />

Entwicklungsphase, aber die bisherigen Ergebnisse<br />

sind recht positiv. Vor einem Jahr<br />

wurde am Hochofen B am so genannten<br />

Ofenkopf – <strong>auch</strong> Gicht genannt – ein erster<br />

Prototyp der Hochofen-Radarsonde der Firma<br />

Zimmermann & Jansen eingebaut. Diese<br />

HORA-Sonde liefert nun ein direktes Abbild<br />

der Form und Geografie der obersten<br />

Lage der Beschickung im Ofen. Anders als<br />

die bislang nur an vier Punktmessungen mit<br />

Sonden ermittelte „Teufenmessung“ erzeugt<br />

die neue HORA-Sonde jetzt ein komplettes<br />

Flächenabbild mit Informationen<br />

über Höhen und Tiefen dieses Profils in verschiedenen<br />

Schnittebenen.<br />

Kontinuierliche Messfahrten<br />

Hochofen-<br />

Radarsonde<br />

Aktuell muss hier noch Arbeit in die so genannte<br />

Peripherie gesteckt werden. Will<br />

heißen: Die Radarmessung erfüllt ihre Funktion<br />

zwar wie gewünscht, und <strong>auch</strong> die<br />

Qualität der gelieferten Informationen und<br />

Bilder <strong>ist</strong> für die Hochofenmannschaft sehr<br />

nützlich. Jedoch muss noch die elektronische<br />

Speichermöglichkeit der vielen Messergebnisse<br />

weiter ausgebaut werden. Die<br />

Messfahrten mit der HORA-Sonde an Hochofen<br />

B erfolgen kontinuierlich im Abstand<br />

von je 10 bis 20 Minuten. Wenn es jetzt


02 • 2013 19<br />

Kamerabild aus der Verbrennungszone<br />

vor den Blasformen des Hochofen B<br />

noch gelingt, zwischen den Scan-Abbildungen<br />

der HORA-Sonde und wichtigen Betriebs<br />

parametern Zusammenhänge und<br />

Abhängigkeiten herzustellen, wird dies für<br />

die Früherkennung und das Vermeiden von<br />

metallurgischen Störungen ein bedeutender<br />

Schritt nach vorne sein.<br />

Infrarot-<strong>Technik</strong><br />

zur Beobachtung<br />

Ebenso wie die beschriebene Anwendung<br />

der Radartechnologie hat <strong>auch</strong> die Infrarot-<br />

Kameratechnik neue Anwendungsgebiete<br />

im Hochofenprozess gefunden. Das Beobachten<br />

der Verbrennungszone im Hochofen<br />

vor den Blasformen, dort wo bei etwa<br />

2.150 Grad das so genannte Reduktionsgas<br />

oder Formengas erzeugt wird, erfolgt bislang<br />

noch durch „Beobachtung mit dem<br />

Auge“ der Hochofenmannschaft. Dies sind<br />

jedoch immer nur „Momentaufnahmen“, da<br />

niemand 30 Blasformen am Hochofen über<br />

24 Stunden beobachten kann. Zu Beginn<br />

des Jahres wurden jetzt exemplarisch an<br />

Hochofen B zwei Blasformenkameras installiert,<br />

die kontinuierlich Online-Aufzeichnungen<br />

der Blasformsituation in die Messwarte<br />

übertragen. Hier besteht das Ziel darin,<br />

rechtzeitig Unregelmäßigkeiten und<br />

bisher unbeobachtete Phänomene der Vorgänge<br />

vor den Blasformen zu erkennen und<br />

der Mannschaft zu übermitteln.<br />

Die Hochofen-Radarsonde mit einem typischen Messergebnis<br />

Informationen online<br />

und jederzeit<br />

Das Hochofenteam erhält damit jederzeit<br />

„online“ die wichtigsten Informationen über<br />

diesen absolut „kritischen“ Bereich im Hochofen.<br />

Die Kameratechnik und die spezielle<br />

Software wurden in diesem Fall von der Firma<br />

Paul Wurth entwickelt. Auch hier muss<br />

noch an der Speichermöglichkeit dieser Fülle<br />

an Informationen gefeilt werden, aber für<br />

die <strong>Technik</strong>er der Produktions-und Instandhaltungsmannschaft<br />

<strong>ist</strong> <strong>auch</strong> dieses Problem<br />

lösbar. Wenn dann zukünftig alle 60<br />

Blasformen der beiden Hochöfen kontinuierlich<br />

mit den Kameras beobachtet werden<br />

können, bringt <strong>auch</strong> diese Entwicklung für<br />

<strong>HKM</strong> einen bedeutenden Gewinn an Betriebssicherheit<br />

und damit <strong>auch</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

in unserem manchmal<br />

schwie rigen Umfeld.<br />

In Teamwork realisiert<br />

Zu erwähnen <strong>ist</strong> noch, dass beide Projekte<br />

gemeinschaftlich von TR-Hochofen und Instandhaltung<br />

sowie TV-Roheisen gestartet<br />

wurden und weiter bearbeitet werden. Die<br />

weitere Anwendung der IR-<strong>Technik</strong> soll die<br />

Installation einer Kamera sein, die unmittelbar<br />

kontinuierlich Bilder über die Gasströmung<br />

durch die Möllersäule liefert.<br />

Mitarbeiter a Angebot des Personal-Service:<br />

Rentenberatung vor Ort<br />

„Die Rente <strong>ist</strong> sicher!“ Dieser wohl berühmteste<br />

Ausspruch eines ehemaligen<br />

Bundesmin<strong>ist</strong>ers für Arbeit begleitet<br />

<strong>auch</strong> heute noch so manches Gespräch<br />

zur Rente. Allerdings <strong>ist</strong> bei vielen <strong>auch</strong><br />

zunehmend die Sorge zu spüren, ob die<br />

Altersbezüge reichen, um den Lebensstandard<br />

zu halten. Und je näher der<br />

Betroffene der Rente kommt, geht es<br />

natürlich stets <strong>auch</strong> um die Frage, wie viel<br />

Geld denn nun wirklich unterm Strich einmal<br />

bleiben wird.<br />

Um hier Antworten für die Belegschaft von<br />

<strong>HKM</strong> geben zu können, bietet der Personalservice<br />

ab Mitte August gemeinsam mit<br />

Mitarbeitern der Deutschen Rentenversicherung<br />

eine Rentenberatung vor Ort an.<br />

Immer mittwochs werden dann Mitarbeiter<br />

der Rentenversicherung hier bei <strong>HKM</strong><br />

für eine ganz individuelle Rentenberatung<br />

anwesend sein. Das Angebot <strong>ist</strong><br />

vorwiegend für Belegschaftsmitglieder<br />

der Jahrgänge 1949 bis 1958. Wir werden<br />

im Vorfeld dieses Angebots zusätzlich<br />

gezielt in einem persönlichen Anschreiben<br />

informieren.


20 02 • 2013<br />

Mitarbeiter a Projekt „Mitarbeiterbefragung in der Lagerwirtschaft“<br />

Auch Beteiligung will gelernt sein<br />

Mit den regelmäßig durchgeführten Mitarbeiterbefragungen<br />

will <strong>HKM</strong> herausfinden,<br />

wo der Schuh drückt und wo Verbesserungspotenzial<br />

besteht. Deshalb <strong>ist</strong> das Ganze<br />

<strong>auch</strong> so angelegt, dass Abteilungen und Bereiche<br />

getrennt betrachtet werden können.<br />

So stellte sich etwa bei der Mitarbeiterbefragung<br />

2012 heraus, dass die Ergebnisse für<br />

die Lagerwirtschaft – in Verbund mit der<br />

Verkehrswirtschaft – zu einem kleinen Teil<br />

im roten Bereich lagen. Da diese Ergebnisse<br />

teilweise auf inhaltlich nicht ganz klaren<br />

Rückmeldungen basierten, entschieden sich<br />

die Verantwortlichen der Lagerwirtschaft,<br />

in Dialog mit den Mitarbeitern zu treten.<br />

Schließlich gab es einige Punkte, an denen<br />

gearbeitet werden konnte. Und weil das<br />

wegen der relativ dünnen Personaldecke<br />

nicht in einem Workshop geschehen konnte,<br />

wählte man ein anderes Format: Die moderierte<br />

Arbeitsgruppe.<br />

Karin Aust, Leiterin Kommunikation und Organisationsentwicklung,<br />

erläutert den Vorschlag.<br />

„Bei der moderierten Arbeitsgruppe<br />

treffen sich die Mitarbeiter mehrmals jeweils<br />

zwei Stunden außerhalb der Arbeitszeit,<br />

um über ein selbst gewähltes Thema<br />

zu sprechen und Verbesserungen zu diskutieren.<br />

Bei diesen Stunden handelt es sich<br />

um bezahlte Mehrarbeit, die Teilnahme<br />

bleibt dennoch freiwillig.“<br />

Externer Moderator<br />

In der Lagerwirtschaft fanden diese Treffen<br />

ungefähr sieben Mal statt, wobei jeweils<br />

sechs bis sieben Mitarbeiter daran teilnahmen,<br />

was in etwa 40 Prozent der gesamten<br />

Gruppe entspricht. Die Moderation übernahm<br />

der externe Moderator Rainer Hennig<br />

(von Hennig & Partner). Zunächst einigte<br />

man sich auf die Vorgehensweise, alle Abläufe<br />

vom Wareneingang bis zum Warenausgang<br />

unter die Lupe zu nehmen. Dabei<br />

wurde alles abgefragt, was künftig besser<br />

Karin Aust,<br />

Leiterin<br />

Kommunikation<br />

und<br />

O r g a n is at i o n s-<br />

entwicklung<br />

gestaltet werden könnte. Gleichzeitig waren<br />

die Teilnehmer dazu aufgerufen, selbst<br />

Lösungsvorschläge zu machen. Denn, so<br />

Prozessleiter Wilfried Lahrfeld, der bewusst<br />

an den Treffen nicht teilnahm: „Nur Kritik<br />

zu üben <strong>ist</strong> einfach und <strong>auch</strong> destruktiv.“<br />

Karin Aust verstärkt: „Die Idee und das Ziel<br />

dieser Art von Mitarbeiterbefragung <strong>ist</strong> Beteiligung.<br />

Also nicht still in der Ecke sitzen<br />

und meckern, sondern aktiv Vorschläge zur<br />

Verbesserung beitragen.“ Bei der Lagerwirtschaft,<br />

sagt sie, hat das geradezu beispielhaft<br />

funktioniert, wie eine L<strong>ist</strong>e mit Vorschlägen<br />

zeigt.<br />

Alle kritischen Punkte<br />

angesprochen<br />

Diese L<strong>ist</strong>e war nach und nach auf den Sitzungen<br />

zustande gekommen. Alles kam dabei<br />

auf den Tisch, jeder einzelne kritische<br />

Punkt wurde abgearbeitet, anschließend<br />

Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Für<br />

jene Dinge, die nicht aus eigener Kraft<br />

verändert werden können und bei denen<br />

Unterstützung gebr<strong>auch</strong>t wird, wurde eine<br />

L<strong>ist</strong>e mit so genannten „Kümmerern“ aufgestellt.<br />

Etwa für Themen aus dem IT-Bereich<br />

wie SAP, zu deren Umsetzung Geld, beispielsweise<br />

für einen Programmierer, benö-


02 • 2013 21<br />

tigt wird. Hierfür machte sich später Prozessleiter<br />

Wilfried Lahrfeld stark. Schließlich<br />

konnten er und die Mannschaft der Lagerwirtschaft<br />

die Bereichsleitung CM von der<br />

Notwendigkeit der Investition überzeugen.<br />

Anderes, wie etwa der falsche Umgang mit<br />

Restmengen, liegt hingegen sehr wohl bei<br />

den Mitarbeitern und kann demzufolge<br />

<strong>auch</strong> selbst geändert werden. Dass dies bei<br />

solchen Themen bislang nicht geschehen <strong>ist</strong>,<br />

hängt <strong>auch</strong> damit zusammen, dass es keiner<br />

anspricht. Oder anders ausgedrückt: Es fehlt<br />

das Bewusstsein, dass dieser oder jener<br />

Missstand ein Thema für alle <strong>ist</strong>. Ein Aspekt,<br />

dem bei der abschließenden Präsentationsrunde<br />

vor versammelter Mannschaft einschließlich<br />

Bereichsleiter Materialwirtschaft<br />

Axel Kiepen alle zustimmten, <strong>auch</strong> wenn<br />

vorher keiner etwas gesagt hatte.<br />

L<strong>ist</strong>e mit 21 Hauptpunkten<br />

Wilfried<br />

Lahrfeld,<br />

Prozessleiter<br />

Lagerwirtschaft<br />

Aus Sicht von Karin Aust <strong>ist</strong> diese Sprachlosigkeit<br />

kein Problem der Lagerwirtschaft an<br />

sich. „Vielmehr drückt sich darin die Schwierigkeit<br />

aus, sich als Gruppe mit etwas auseinanderzusetzen“,<br />

sagt sie. Es br<strong>auch</strong>e Training,<br />

um dem Team zu zeigen, was es<br />

machen muss, um zu Lösungen zu kommen.<br />

Daher <strong>auch</strong> die „moderierte“ Arbeitsgruppe.<br />

Und der Schritt nach draußen, raus aus der<br />

Lagerwirtschaft. „Denn nur so können wir<br />

<strong>auch</strong> (Frei-) Räume schaffen zur Weiterentwicklung“,<br />

glaubt Rainer Börke, zuständig<br />

für die technische Abwicklung in der Lagerwirtschaft,<br />

der die Fortschritte live miterlebt<br />

hat. Mit dem Ergebnis des neuen Projekts<br />

<strong>ist</strong> er genauso zufrieden wie Wilfried<br />

Lahrfeld und Karin Aust. Behandelt wurden<br />

zunächst jene Punkte, die am me<strong>ist</strong>en<br />

Schmerzen verursachen. Vieles davon <strong>ist</strong><br />

bereits in Arbeit, einiges sogar schon umgesetzt,<br />

für alles L<strong>ist</strong>en erstellt. 21 Hauptthemen<br />

sind dabei zusammengekommen, von<br />

denen jedes wiederum zahlreiche Untergruppen<br />

hat.<br />

Teilnahme <strong>auch</strong> einfordern<br />

Auf die Frage, ob sich denn schon spürbar<br />

etwas geändert hat, müssen Wilfried Lahrfeld<br />

und Rainer Börke allerdings passen. So<br />

richtig viel, sagen sie, <strong>ist</strong> noch nicht passiert.<br />

Vielleicht <strong>auch</strong>, weil derzeit vieles parallel<br />

läuft. Erst wenn etwa 80 Prozent der Dinge<br />

umgesetzt sind, tritt ihrer Überzeugung<br />

nach ein gewisser Automatismus in Sachen<br />

Verbesserung ein. Für Karin Aust angesichts<br />

des Pilotcharakters des Projekts kein Beinbruch:<br />

„Auch Beteiligung muss man erst<br />

einmal lernen.“ Und: „Am besten lernt man<br />

durch aktives Selber-Machen“.<br />

Eine echte Alternative<br />

Beim Blick nach vorne will man jetzt zuerst<br />

einmal schauen, ob alle Vorschläge <strong>auch</strong><br />

den gewünschten Effekt erzielen. Und zwar<br />

im Sinne einer qualitativen Überprüfung<br />

nach dem Motto: Hat es etwas gebracht.<br />

Wie <strong>auch</strong> immer. Mit der Gruppenarbeit, die<br />

für viele absolutes Neuland <strong>ist</strong>, wurde etwas<br />

angestoßen: Sich als Gruppe zu verständigen<br />

und so gemeinsam Lösungen zu<br />

erarbeiten. Keine einfache Sache, dennoch<br />

aber eine Form, die Zukunft haben könnte,<br />

glaubt Karin Aust. „Themenbezogene Anforderungen,<br />

Projekt-Sitzungen über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg sowie die moderierte<br />

Begleitung können der Weg für eine<br />

Gruppe sein, die sonst nicht zusammenfindet.“<br />

Der Mehrwert davon: Gerade weil es<br />

über einen längeren Zeitraum dauert, können<br />

die Inhalte sacken und werden in die<br />

Belegschaft getragen. Die L<strong>ist</strong>e, da sind sich<br />

die drei einig, <strong>ist</strong> der Grundstein dafür, um<br />

noch weiter nach vorne zu kommen und zu<br />

sehen, ob das alles <strong>auch</strong> weiter führt. Und<br />

das kann erst die Zukunft zeigen.<br />

Rainer Börke,<br />

Technische<br />

Abwicklung<br />

Lager wirtschaft


22 02 • 2013<br />

Mitarbeiter a <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter le<strong>ist</strong>eten tatkräftige Hilfe:<br />

Bei der Flut mit angepackt<br />

Gesehen haben die Bilder alle. Im Fernsehen,<br />

in Zeitungen oder Magazinen. Der Gedanke<br />

zu helfen, kam vielen, einige haben ihn<br />

<strong>auch</strong> umgesetzt. Manche privat, andere im<br />

Dienste von Hilfsorganisationen. So wie André<br />

und Marcel Verhag, die mit der Freiwilligen<br />

Feuerwehr der Stadt Duisburg in die<br />

Katastrophengebiete re<strong>ist</strong>en. Oder wie Willi<br />

Steigenhöfer und Tobias Blumberger, die<br />

für das Deutsche Rote Kreuz vor Ort aktiv<br />

wurden. Während <strong>HKM</strong> für diesen Einsatz<br />

der besonderen Art Sonderurlaub gewährte,<br />

wird der Verdienstausfall vom Land Nordrhein-Westfalen<br />

getragen.<br />

Die Bereitschaft der vier <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter,<br />

Menschen in Not zu helfen, <strong>ist</strong> kein Zufall.<br />

Sie gründet vielmehr auf ihrem langjährigen<br />

Engagement und spiegelt sich zum<br />

Teil <strong>auch</strong> auf beruflicher Ebene wider. Die<br />

beiden Verhag-Brüder etwa sind Brandme<strong>ist</strong>eranwärter<br />

der Werkfeuerwehr bei <strong>HKM</strong><br />

und zugleich ehrenamtliche Mitglieder der<br />

Freiwilligen Feuerwehr Duisburg. Willi Steigenhöfer,<br />

beruflich im <strong>HKM</strong>-Betriebsarztzentrum<br />

beschäftigt, engagiert sich genauso<br />

wie Azubi Tobias Blumenberger schon<br />

seit langem beim Deutschen Roten Kreuz in<br />

Duisburg.<br />

Keine Sekunde gezögert<br />

Sie alle zögerten keine Sekunde, als die Anfrage<br />

der Bezirksregierung zur Hilfe in den<br />

überfluteten Gebieten mit Mensch und<br />

Maschine bei Feuerwehr und DRK eintraf<br />

und sie bezüglich einer Teilnahme gefragt<br />

wurden. Gleiches gilt für <strong>HKM</strong>, das die vier<br />

sofort fre<strong>ist</strong>ellte. Während sich die Brandme<strong>ist</strong>eranwärter<br />

André und Marcel Verhag<br />

gemeinsam mit Kollegen der Freiwilligen<br />

und der Berufsfeuerwehr am Samstag, den<br />

8. Juni, mit Fahrzeugen und Geräten auf den<br />

Weg Richtung Osten machte, musste Willi<br />

Steigenhöfer zuerst noch den Rhein-Ruhr-<br />

Marathon abwarten, für den er als Helfer<br />

eingeteilt war. Dann ging es <strong>auch</strong> für ihn los.<br />

Vor Ort angekommen, trafen die vier nicht<br />

nur auf eine buchstäblich katastrophale<br />

Situ ation, sie erlebten <strong>auch</strong> eine ungeahnte<br />

Hilfewelle. „Aus allen Teilen Deutschlands<br />

waren überörtliche Helfer, aber <strong>auch</strong> ganz<br />

normale Menschen gekommen, um zu helfen“,<br />

erzählt Marcel Verhag. So wie die Studenten<br />

der Uni Magdeburg, wie Bruder André<br />

ein Beispiel nennt. „Die hatten praktisch<br />

die Mensa besetzt und versorgten von dort<br />

aus rund um die Uhr die notleidenden Menschen<br />

mit Essen und Getränken.“<br />

In Spitzenzeiten bis zu<br />

19 Stunden Einsatz<br />

Sie selbst wurden vor Ort nach Bezug der<br />

Bereitstellungsräume zunächst an einer<br />

Stelle eingesetzt, wo ein Damm zu brechen<br />

drohte und pumpten das Wasser mithilfe<br />

der mitgebrachten Hochle<strong>ist</strong>ungspumpe<br />

wieder zurück. Später le<strong>ist</strong>ete das Gerät<br />

noch unschätzbare Hilfe beim Schutz eines<br />

Umspannungswerks. Davor, dazwischen<br />

und danach hieß es immer wieder Sand-


02 • 2013 23<br />

von links: André Verhag, Wilhelm Steigenhöfer,<br />

Wilhelm Schulte-Werflinghoff, Marcel Verhag<br />

säcke füllen und bereitstellen. Auf 19 Stunden<br />

Einsatz brachten es die Brüder Verhag<br />

an manchem Tag, was körperlich nur dadurch<br />

auszuhalten war, dass im Schichtsystem<br />

gearbeitet wurde. Bereut haben die<br />

zwei ihren fünftägigen Einsatz trotzdem<br />

nicht, im Gegenteil. „Schließlich sind wir ja<br />

<strong>auch</strong> zur Feuerwehr gegangen, um anderen<br />

zu helfen“, so die lapidare Auskunft.<br />

Betten und Essen<br />

Willi Steigenhöfer hält es ähnlich. Er hat<br />

sich unmittelbar nach dem Rhein-Ruhr-Marathon<br />

gemeinsam mit anderen DRK’lern<br />

sowie einem Rettungswagen auf den Weg<br />

in das Katastrophengebiet gemacht, im Gepäck<br />

reichlich Verpflegung und Schlafsäcke<br />

für die unzähligen Helfer. Auch ihm <strong>ist</strong> die<br />

große Hilfsbereitschaft vor Ort aufgefallen.<br />

Und der Dank, den die Bevölkerung den vielen<br />

Helfern entgegen brachte. Für ihn – so<br />

makaber das <strong>auch</strong> klingt – nichts Neues.<br />

Denn: „Ich war <strong>auch</strong> 2002 bei der damaligen<br />

so genannten Jahrhundertflut vor Ort,<br />

um zu helfen, kannte das alles also eigentlich<br />

schon.“ Und wusste deshalb <strong>auch</strong>, was<br />

am me<strong>ist</strong>en benötigt wird: Betten und alle<br />

sechs Stunden ein Essen aus der Feldküche<br />

mit 5.000 bis 6.000 Kalorien.<br />

Als Dank eine Einladung<br />

zum Essen<br />

Woran er sich nicht gewöhnt hat, sind die<br />

vielen persönlichen Schicksale, die man bei<br />

solchen Katastrophen erlebt. Umso größer<br />

<strong>ist</strong> sein Lob an die Bevölkerung. An die vor<br />

Ort, aber <strong>auch</strong> an die, die aus ganz Deutschland<br />

zur Unterstützung gekommen <strong>ist</strong>. „Das<br />

<strong>ist</strong> wahre Solidarität und das <strong>ist</strong> das, was wir<br />

in solchen Situationen br<strong>auch</strong>en“, sagt Willi<br />

Steigenhöfer. Sein eigenes Engagement und<br />

das der Brüder Verhag sowie von Tobias Blumenberger<br />

stellt er dabei hintenan. „Für uns<br />

<strong>ist</strong> das eine Selbstverständlichkeit.“ Nicht<br />

allerdings für den Leiter der Werksicherheit,<br />

Wilhelm Schulte-Werflinghoff. Der nicht<br />

nur stolz auf seine zwei Feuerwehr-Azubis<br />

<strong>ist</strong>, sondern auf alle vier <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter.<br />

Und sie deshalb demnächst zu einem richtig<br />

guten Essen einladen will. „Weil Einsatz und<br />

ehrenamtliches Engagement <strong>auch</strong> belohnt<br />

werden muss.“<br />

Kunden und Partner BP-Rosneft-Werkfeuerwehr zu Gast<br />

Kollegiale<br />

Unterstützung<br />

Einen großen Bahnhof der besonderen Art gab es am 2. Juli 2013<br />

auf dem Parkplatz hinter der Verwaltung 1 zu sehen. Mit ihrem<br />

erst seit sechs Monaten im Betrieb befindlichen Feuerwehrauto<br />

demonstrierte dort die Werkfeuerwehr BP Rosneft Gelsenkirchen<br />

ihren Kollegen von <strong>HKM</strong>, auf welch schwindelnde Höhen<br />

sich die dazugehörige Teleskopmastbühne TMB 44 ausfahren<br />

lässt.<br />

Eben exakt auf jene 44 Meter, wie in der Abkürzung angegeben.<br />

Allerdings war die Demonstration kein Zufall, sondern von <strong>HKM</strong><br />

initiiert. „Weil wir sehen wollten, was das Gerät kann“, erklärt<br />

der Leiter der Werksicherheit, Wilhelm Schulte-Werflinghoff.<br />

Nicht aus Neugier, sondern weil Handlungsbedarf besteht.<br />

Denn der Renovierungsstau bei <strong>HKM</strong> umfasst neben Gebäuden<br />

<strong>auch</strong> den Fuhrpark. Bezogen auf die Feuerwehr heißt das unter<br />

anderem, dass eine Drehleiter ausgetauscht werden muss. „Die<br />

vorhandene reicht nur bis 23 Meter und erreicht damit im Hallenbereich<br />

nicht die dortigen Arbeitsbühnen“, weiß Personalchef<br />

Jens Loock. Ein Sicherheitsmanko also, dass im Fall des<br />

Falles schlimme Auswirkungen haben könnte. Die kollegiale<br />

Unterstützung der Werkfeuerwehr BP Rosneft war insofern<br />

also Anschauungsunterricht im besten Sinne, denn die TMB 44<br />

wäre schon eine echte Alternative.


24 02 • 2013<br />

Kompetenz Qualitätskontrolle feuerfester Baustoffe in der Pfannenwirtschaft:<br />

Vertrauen <strong>ist</strong> gut …<br />

Schon als die <strong>Hüttenwerke</strong> 1909 aus der Taufe<br />

gehoben wurden, war sie dabei. Und sie<br />

wird <strong>auch</strong> zukünftig fester Bestandteil des<br />

Stahlherstellungsprozesses sein. Die Rede <strong>ist</strong><br />

von der Stahlgießpfanne. Obwohl die Verfahren<br />

in Huckingen im Laufe der Zeit vom<br />

Siemens-Martin-Prozess über die Hochofenroute<br />

mit dem Thomasverfahren und dem<br />

Elektrolichtbogenofen bis zum heute betriebenen<br />

LD-Verfahren wechselten, hatten sie<br />

alle stets eines gemeinsam: Die Stahlgießpfanne.<br />

Früher als handbetriebene Stop -<br />

fenpfanne für den Blockguss <strong>ist</strong> sie heute<br />

mit einem hydraulischen Linear-Plattenschieber<br />

für den Strangguss perfekt ge rüstet.<br />

Während sie ursprünglich als reines Transport-<br />

und Vorratsgefäß diente, sind ihre Aufgaben<br />

kontinuierlich anspruchsvoller geworden.<br />

Heute <strong>ist</strong> sie ein metallurgischer Reaktor,<br />

der die Herstellung der 2.000 Stahlgüten<br />

bei <strong>HKM</strong> erst möglich macht. Die Stahlgießpfanne<br />

<strong>ist</strong> zu diesem Zweck, wie im Zustellschema<br />

dargestellt, mit kohlenstoffgebundenen<br />

Magnesiasteinen ausgemauert.<br />

Folgende Ansprüche werden da bei an sie<br />

gestellt: Abstichtemperatur bis 1.800 °C,<br />

Re s<strong>ist</strong>enz der basischen Ausmauerung gegenüber<br />

Entschwefelungsschlacken im System<br />

CaO-Al 2 O 3 und Raffinationsschlacken<br />

im Sys tem Al 2 O 3 -SiO 2 -CaO, Vakuum be handlung<br />

bis 5 mbar, 280 Tonnen Abstichgewicht,<br />

Bodenspülung über zwei Spülgassteine,<br />

alumothermisches Heizen, Legie rungs -<br />

gehalte bis neun Prozent, Haltbarkeit größer<br />

70 Schmelzen sowie bis zu 300 Minuten<br />

Gießdauer pro Plattenpaar.<br />

Hier bitte eine Bildunterschrift<br />

Durchbruch vorprogrammiert: Ein Stück<br />

Förderband im Wandstein der Stahlgießpfanne.


02 • 2013 25<br />

Michael Moske kontrolliert die Maßhaltigkeit der MgO-C-Steine<br />

Aufgedeckt bei regelmäßigen Schnittkontrollen:<br />

Fremdmaterial im MgO-C-Stein.<br />

Michael Moske hält die Reststeinstärken<br />

beim Ausbruch der Stahlgießpfanne im<br />

Protokoll fest.<br />

Besondere Aufmerksamkeit<br />

erforderlich<br />

Um diese Aufgaben sicher bewerkstelligen<br />

zu können, kommt der feuerfesten Zustellung<br />

besondere Aufmerksamkeit zu. Schließlich<br />

können Fehler bei der Zustellung sowie<br />

mangelhaftes Feuerfestmaterial fatale Folgen<br />

haben und müssen vermieden werden.<br />

Zu diesem Zweck hat das Team Feuerfest,<br />

Abteilung TS-SV, eine Qualitätskontrolle eingeführt.<br />

Ziel <strong>ist</strong> die Sicherstellung einer reproduzierbaren<br />

Qualität der Zustellung. Wie<br />

im Schaubild dargestellt, wird für jeden<br />

neuen Baustoff eine Referenzuntersuchung<br />

durchgeführt, in der die relevanten Eigenschaftsmerkmale<br />

festgestellt werden. Diese<br />

ermöglichen den Vergleich zum einen mit<br />

den Ergebnissen von einmal im Quartal<br />

durch geführten „internen Untersuchungen“,<br />

um schleichende Veränderungen im Material<br />

aufzudecken. Zum anderen können im Schadensfall,<br />

wie etwa einem Durchbruch, Abweichungen<br />

vom Sollzustand leicht nachgewiesen<br />

werden. Zusätzlich werden quartalsweise<br />

Rückstellproben gezogen, um im Be -<br />

darfsfall externe Untersuchungen an jungfräulichem<br />

Material durchführen zu können.<br />

Enormer Know-how-Zuwachs<br />

In Kombination mit der Abnahme der Zustellung,<br />

der regelmäßigen Kontrolle im Betrieb,<br />

der Speicherung relevanter Betriebsparameter<br />

sowie dem beim Ausbruch erstellten<br />

Protokoll ergibt sich eine lückenlose<br />

Dokumentation der gesamten Pfannen reise.<br />

Diese bildet die objektive Grundlage für die<br />

Abrechnung und im Bedarfsfall einer Reklamation.<br />

Die Reststeinstärke wird am Pfannenplatz<br />

mithilfe eines LACAM-Gerä tes ermittelt,<br />

was zusätzliche Sicherheit bei der<br />

Beurteilung bietet, da ein voreilender Verschleiß<br />

leichter erkannt werden kann.<br />

Das große Plus für <strong>HKM</strong> ergibt sich aber<br />

durch die ständige Auseinandersetzung mit<br />

der Zustellung. Das Team Feuerfest hat seit<br />

Einführung einen enormen Know-how-Zuwachs<br />

erfahren, den die Mitarbeiter konsequent<br />

in die Weiterentwicklung und Beurteilung<br />

der Stahlgießpfanne einfließen<br />

lassen.<br />

Hallo zusammen,<br />

endlich <strong>ist</strong> es wieder ein bisschen wärmer<br />

und der Aufenthalt auf der Hütte macht wieder<br />

Spaß! Ist ja viel passiert bei Euch! Toll, wie<br />

die Kokereierweiterung voranschreitet. Ein<br />

anderer Spatz berichtete mir, dass <strong>auch</strong> ein<br />

neues Seminarkonzept „Schau hin und sprich<br />

drüber“ bei Euch bearbeitet wird. Kollegen<br />

sollen sich untereinander auf Risiken ansprechen,<br />

damit ein noch sichereres Arbeiten ermöglicht<br />

wird. Bei meinem letzten Flug über<br />

die Außenbereiche der Sozialhäuser und Verwaltungen<br />

fiel mir dieser Titel „Schau hin und<br />

sprich drüber“ wieder ein. An vielen Stellen<br />

fand ich Plastikbecher und Müll neben den<br />

Abfalleimern – das muss doch wirklich nicht<br />

sein! Also wenn Ihr nächstes Mal einen seht,<br />

der Abfälle in meiner Natur entsorgt: „Schaut<br />

hin und sprecht drüber!“ Die Gegend zuzumüllen<br />

und eigene Kollegen dann den Müll<br />

wegräumen lassen, <strong>ist</strong> wirklich nicht kollegial.<br />

Meint jedenfalls<br />

Der Hüttenspatz<br />

PS: Mir kann man <strong>auch</strong> schreiben.<br />

E-Mails lese und schreibe ich unter:<br />

huettenspatz@hkm.de


26 02 • 2013<br />

Mitarbeiter Safety First geht in die nächste Runde:<br />

Reden – Vertrauen – Helfen<br />

Manchmal scheint es so, als ob die zahl reichen<br />

Arbeitssicherheitsaktionen und -projekte<br />

auf der Hütte einfach nebeneinander<br />

her laufen würden. So nach dem Motto: Jeder<br />

hat eine gute Idee und setzt sie sofort<br />

um. Doch der Eindruck täuscht. Tatsache <strong>ist</strong>,<br />

dass alle Projekte zum Thema Arbeitssicherheit<br />

unter dem großen Schirm von „Safety<br />

First“ ablaufen und alle ein Ziel verfolgen:<br />

Gemeinsam sicher zu arbeiten. Dass dabei<br />

in verschiedenen Bereichen unterschiedliche<br />

Ansätze verfolgt werden, <strong>ist</strong> richtig und<br />

<strong>auch</strong> gewollt. Schließlich gibt es keine Schablone<br />

für Arbeitssicherheit, die auf alles und<br />

jedes gleichermaßen zutrifft. Vielmehr muss<br />

man schauen, was wo Sinn macht. Und das<br />

gegebenenfalls übertragen. So wie das Seminar<br />

„Schau hin und sprich drüber!“, das<br />

jetzt in veränderter Form im Schmelzbetrieb<br />

im Stahlwerk an den Start geht.<br />

Bereits im Dezember vorigen Jahres war<br />

ent schieden worden, dass gleichnamige Seminar<br />

mit DuPont so nicht weiterführen zu<br />

wollen. Vielleicht, weil es nicht hüttenspezifisch<br />

genug war, vielleicht <strong>auch</strong>, weil es zu<br />

viel Theorie und zu wenig Praxis beinhaltete.<br />

Wie <strong>auch</strong> immer: Letztendlich ging es<br />

En de vergangenen Jahres um die Frage, wie<br />

es nun weiter gehen, wie das Seminar besser<br />

auf die Hütte zugeschnitten werden<br />

kann, wie Gabriele vom Ende, Leiterin Berufsbildung,<br />

erläutert.<br />

Interne Trainer<br />

Inzwischen besteht Klarheit über die Frage:<br />

Es soll <strong>auch</strong> weiter „Hingeschaut und darüber<br />

gesprochen werden“. Nur eben anders.<br />

Und damit das künftig noch besser als bisher<br />

geschieht, werden Mitarbeiter aus den<br />

Betrieben zu internen Trainern geschult. Sie<br />

werden zukünftig die Seminare zusammen<br />

mit Mitarbeitern der Berufsbildung von<br />

<strong>HKM</strong> durchführen. Hauptgrund für diese<br />

Konzeptänderung: „Diese Leute sind nah an<br />

der Sprache des Betriebs und können später<br />

mit den Mitarbeitern das Ansprechen in der<br />

Praxis besser erarbeiten“, sagt Dr. Arnd Köfler,<br />

Leiter Stahlerzeugung. Insgesamt 13 engagierte<br />

Mitarbeiter aus dem Schmelzbetrieb<br />

und der Instandhaltung des Stahlwerks<br />

haben sich freiwillig gemeldet, um sich zu<br />

Trainern ausbilden zu lassen. Und künftig ihren<br />

Kollegen Hemmnisse bei der Ansprache<br />

von Mitarbeitern zu nehmen und sie bei<br />

Wortwahl und Spracheröffnung zu unterstützen.<br />

Denn das Ansprechen steht bei<br />

dem neuen Seminarkonzept eindeutig im<br />

Vordergrund. Nicht nur das. Auch die Theorie<br />

<strong>ist</strong> im Vergleich zu vorher deutlich weniger<br />

geworden, hält sich jetzt mit dem praktischen<br />

Teil in etwa die Waage. Ganz abgesehen<br />

davon, dass das gesamte Seminar<br />

nun deutlich „Hütten-geprägter“ <strong>ist</strong>.<br />

Zum Ansprechen befähigen<br />

Während die internen Trainer bereits im Mai<br />

und Juni ausgebildet wurden, starten die ersten<br />

Seminare für die insgesamt rund 580<br />

Mitarbeiter des Schmelzbetriebs inklusive<br />

Instandhaltung im Juli. Ziel der Workshops<br />

<strong>ist</strong> es dabei, die Mitarbeiter dazu zu befähigen,<br />

Kollegen auf unsichere Handlungen<br />

und Zustände anzusprechen. Das erste Element<br />

des theoretischen Teils beschäftigt<br />

sich daher mit Fragen wie: Was <strong>ist</strong> eigent-


02 • 2013 27<br />

von links nach rechts: Michael Esser,<br />

Dirk Taglieber, Dr. Jens Reichel, Klaus Kremer,<br />

Mario Milewski, Thomas Neubauer,<br />

Deniz Guendoer, Claudia Bielok, Sven Holtz,<br />

Israfil Tasci, Stefanie Flick, Peter Podstawa,<br />

Thomas Frinken, Udo Heinrichs<br />

lich meine eigene Haltung zum Ansprechen,<br />

bin ich emotional bereit dazu? Unterstützung<br />

hierzu gibt unter anderem der Film<br />

„Freunde“, der bekanntlich die Diskrepanz<br />

zwischen Privat- und Berufsleben aufzeigt.<br />

Während der (Sports-) Freund privat direkt<br />

auf sein Verhalten im Spiel angesprochen<br />

und aufmerksam gemacht wird, funktioniert<br />

das beim Kollegen im betrieblichen<br />

Alltag noch lange nicht. Das zweite Workshopelement<br />

dreht sich daher <strong>auch</strong> darum,<br />

wie man den Kollegen richtig anspricht und<br />

ihn nicht direkt angreift. Genauso wichtig<br />

<strong>ist</strong> allerdings <strong>auch</strong>, wie man mit der Reaktion<br />

des Angesprochenen umgeht. Auch das<br />

lässt sich übrigens prima dadurch herausfinden,<br />

dass man sich selbst in die Rolle des<br />

Angesprochenen versetzt und überlegt, wie<br />

man angesprochen werden möchte und wie<br />

man eventuell auf eine „falsche“ Ansprache<br />

reagiert.<br />

Praktische Übungen<br />

im Arbeitsumfeld<br />

Das und noch viel mehr versuchen die Trainer<br />

zum Teil <strong>auch</strong> in Rollenspielen zu vermitteln,<br />

sammeln dabei Ideen und bauen<br />

Struk turen und Mechanismen für die Anwendung<br />

in der Praxis auf. Ob die <strong>auch</strong><br />

funktionieren, können die Seminarteilnehmer<br />

dann im zweiten praktischen Teil des<br />

Seminars ausprobieren. Im Arbeitsplatz um -<br />

feld soll die Theorie in die Praxis umgesetzt,<br />

sollen die Teilnehmer auf Mitarbeiter zugehen<br />

und sie ansprechen. Die ihrerseits natürlich<br />

nicht völlig ahnungslos sind, sondern<br />

auf diese Situation vorbereitet werden.<br />

Schließlich sollen sie selbst ja <strong>auch</strong> einmal<br />

an dem Seminar teilnehmen. Begleitet bzw.<br />

nachbereitet wird das Seminar mithilfe von<br />

Fragebögen parallel zu der Veranstaltung<br />

sowie sechs Wochen später. „Wir wollen damit<br />

zum einen die Wirksamkeit der Maßnahme<br />

überprüfen, zum anderen aber <strong>auch</strong><br />

ein Feedback darüber erhalten, was sich seit<br />

dem Seminar verändert hat“, erklärt Dr. Jens<br />

Reichel, Leiter TI und zugleich Leiter des<br />

Safety First-Komitees den Hintergrund der<br />

Fragebogenaktion.<br />

Neue Plakataktion<br />

Insgesamt soll die neuerliche Aktion in drei<br />

Stufen ablaufen. Zunächst wird nach der<br />

Trainerausbildung im Juni mit einer Information<br />

in den betrieblichen SGA’s begonnen,<br />

um ein vernünftiges Transferklima zu<br />

schaffen, wie es Dr. Reichel ausdrückt. Ende<br />

Juni startet dann hüttenweit eine Plakataktion<br />

mit drei verschiedenen Motiven, die<br />

unter dem Motto steht: „Beste Kollegen.<br />

Mit Sicherheit. Reden-Vertrauen-Helfen“.<br />

Als dritter Schritt folgen dann ab Juli die eintägigen<br />

Seminare für die rund 580 Mitarbeiter,<br />

die insgesamt bis Ende des Jahres laufen.<br />

Damit keine Langeweile aufkommt, werden<br />

in diesem Zeitraum die Plakatmotive durch<br />

weitere ergänzt und <strong>auch</strong> die Ansprache darauf<br />

verändert sich. Wie und wodurch, soll<br />

an dieser Stelle noch nicht verraten werden.<br />

Ansprechen im Vordergrund<br />

Eine ganze Menge also, was unter der Überschrift<br />

„Safety First“ demnächst im Stahlwerk<br />

und <strong>auch</strong> hüttenweit in Sachen Arbeitssicherheit<br />

abläuft. Allerdings: „Was wir<br />

mit dieser Aktion noch nicht ansprechen <strong>ist</strong><br />

die Frage, wie wir unsichere Handlungen<br />

und Zustände besser erkennen können“,<br />

räumt Dr. Reichel ein. Man habe zwar von<br />

und mit DuPont bereits einiges an Hintergrund<br />

und <strong>auch</strong> Hinweisen dazu erhalten.<br />

Das Patentrezept, was gegen die sogenannte<br />

Betriebsblindheit vorgenommen werden<br />

kann, <strong>ist</strong> aber noch nicht gefunden. Und<br />

vielleicht gibt es ja <strong>auch</strong> gar keins. Umso<br />

wichtiger, dass jetzt zuerst einmal die Ansprache<br />

im Vordergrund steht. Alles andere<br />

wird sich schon ergeben. „Wir wollen unsere<br />

Mitarbeiter ja <strong>auch</strong> nicht überfrachten<br />

und zuschütten“, meint Dr. Reichel. Recht<br />

hat er. Und deshalb wird jetzt zunächst einmal<br />

mit Reden angefangen.<br />

Beste Kollegen.<br />

Mit Sicherheit.<br />

Reden – Vertrauen – Helfen


28 02 • 2013<br />

Mitarbeiter KVP-Einführung bei TI:<br />

Besser werden<br />

Auch und gerade im Vergleich im Wettbewerb<br />

können <strong>HKM</strong> und damit die Mitarbeiter<br />

zu Recht von sich behaupten: Wir sind<br />

gut. Die Frage <strong>ist</strong> nur, ob das <strong>auch</strong> in Zukunft<br />

ausreicht. Denn der Wettbewerb um uns<br />

herum entwickelt sich stetig weiter und damit<br />

<strong>ist</strong> Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt.<br />

Das Gebot der Stunde lautet daher<br />

<strong>auch</strong> für einen internen Dienstle<strong>ist</strong>er, sich<br />

weiter zu entwickeln oder schlicht und einfach:<br />

Besser werden. Nicht unkoordiniert<br />

und planlos, sondern im Rahmen eines Kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozesses (KVP).<br />

Und weil es nicht ausreicht, einen Prozess<br />

nur anzustoßen, <strong>ist</strong> man bei TI das Ganze<br />

mit Methode und einer Organisation dahinter<br />

angegangen.<br />

Die kontinuierliche Verbesserung <strong>ist</strong> im<br />

Grunde genommen nichts Neues. Bereits in<br />

den 1940er Jahren startete der Automobilhersteller<br />

Toyota einen Prozess, der unter<br />

dem Begriff „Kaizen“ zunächst in der Automobilbranche<br />

und später in vielen anderen<br />

Industrien für Furore sorgte. Das Grundprinzip<br />

besteht dabei in der Vermeidung jeglicher<br />

Verschwendung. Und die versteckt sich<br />

überall: In scheinbar bewährten Arbeitsabläufen,<br />

überflüssigen Wartezeiten, zu großen<br />

Warenbeständen, ungenutzten Produktionsflächen<br />

oder <strong>auch</strong> zu langen Wegezeiten.<br />

Das Gegenmittel dazu sind effiziente<br />

Prozesse oder eben KVP. Zwar sind in der<br />

Vergangenheit immer wieder erfolgreich<br />

einzelne Verbesserungsprojekte umgesetzt<br />

worden. „Es hat aber eine ganzheitliche Betrachtung<br />

gefehlt, mit der einmal erzielte<br />

Verbesserungen regelmäßig überprüft und<br />

weiterentwickelt wurden“, erläutert Dr. Jens<br />

Reichel, Leiter Energie, Infrastruktur und Anlagentechnik<br />

(TI). Daher soll mit dem neuen<br />

Entwicklungsschritt eine selbsttragende,<br />

lernende Organisation zum Ausbau der<br />

Wett bewerbsfähigkeit und Produktivität<br />

von TI geschaffen werden.<br />

Geschäftsführung und<br />

Betriebsrat einbezogen<br />

Vor diesem Hintergrund entstand vor etwa<br />

zwei Jahren bei TI die Idee, mit KVP diese Lücke<br />

zu schließen. Allerdings wollte man diesmal<br />

etwas grundlegend Anderes machen,<br />

nämlich das Vorhaben mit einer breiten Mitarbeiterbeteiligung<br />

und ausreichend Zeit zur<br />

Umsetzung anpacken. Gleichzeitig sollte der<br />

Antrieb zur kontinuierlichen Verbesserung<br />

aus den Mitarbeitern selbst kommen: Sie<br />

sollten sich aktiv dafür einsetzen. Und zwar<br />

nicht nur irgendwo oben in der Hierarchie,<br />

sondern überall – vom Facharbeiter bis hin<br />

zum Bereichs- oder Prozessleiter. Um dies zu<br />

erreichen, wurden zunächst alle Mitarbeiter<br />

in den sieben Einzelabteilungen von TI über<br />

das Vorhaben informiert, gleichzeitig Henry<br />

Kramp, Fachgebietsleiter Konstruktion Krantechnik,<br />

und Udo Heinrichs vom Bildungswesen<br />

mit der Umsetzung des Projekts beauftragt.<br />

Aber was bedeutete das nun und<br />

vor allem: Wie sollte das Ganze in die Mannschaft<br />

reingetragen werden? Ganz klar: Mit<br />

Methode und einer entsprechenden Organisation.<br />

Für Dr. Reichel war zudem noch etwas<br />

wichtig: „Wegen der Bedeutung des<br />

Projekts für die Weiterentwicklung von TI<br />

sollten <strong>auch</strong> die Geschäftsführung und der<br />

Betriebsrat frühzeitig einbezogen werden.“<br />

Organisation aufgebaut<br />

Nicht nur das <strong>ist</strong> gelungen. Inzwischen <strong>ist</strong><br />

<strong>auch</strong> das gesamte Projekt deutlich voran gekommen.<br />

Während Henry Kramp und Udo<br />

Heinrichs beim Kaizen-Institut zu KVP-Managern<br />

und damit in der Methodik ausgebildet<br />

werden, wurde parallel die notwendige<br />

Organisation aufgebaut. So gibt es einen<br />

Lenkungskreis, in dem Betriebsrat und alle<br />

TI-Prozessleiter vertreten sind. Hier werden<br />

die durchzuführenden Umsetzungsschritte,<br />

die notwendigen Ressourcen und der Zeitplan<br />

abgestimmt. Ein KVP-Team mit den beiden<br />

KVP-Managern, betrieblichen KVP-Koordinatoren<br />

sowie Prozessbegleitern aus den<br />

Teams plant und spricht die Maßnahmen<br />

in den Betrieben ab, führt Workshops zur<br />

Qualifizierung durch und sichert damit die<br />

betriebsnahe Umsetzung. Ziel des Ganzen<br />

<strong>ist</strong>, die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen,<br />

wertschöpfende Tätigkeiten zu steigern,<br />

Verschwendung zu vermeiden und die Identifikation<br />

mit dem eigenem Arbeitsplatz zu<br />

erhöhen.<br />

5S-Methode eingeführt<br />

Nach dem Aufbau der Organisation stand<br />

als nächster Schritt die Qualifizierung der<br />

Praktisches Training der 5S-Methode<br />

Erste Ergebnisse der 5S-Aktion im Pilotbereich TI-F


02 • 2013 29<br />

Potentiale finden bei der Verlustsuche<br />

betrieblichen Führungskräfte in den KVP-<br />

Grund lagen auf dem Programm, was im ersten<br />

Quartal abgeschlossen werden konnte.<br />

Nun geht es an die Umsetzung vor Ort. Allerdings<br />

br<strong>auch</strong>t eine erfolgreiche Umsetzung<br />

nicht nur klare Ziele und eine entsprechende<br />

Organisation im Rücken, sondern<br />

<strong>auch</strong> eine Methode. Der erste Baustein von<br />

KVP <strong>ist</strong> dazu die 5S-Methode, die im März in<br />

der Gruppe Rollenlinie als erste Pilotgruppe<br />

in der Hauptwerkstatt angegangen wurde.<br />

Die fünf S stehen dabei für: Sortieren, also<br />

Unnötiges aus dem Arbeitsbereich zu entfernen;<br />

Separieren oder Aufräumen, das<br />

heißt, die nach dem Sortieren übrig gebliebenen<br />

Dinge ergonomisch zu ordnen; Säubern,<br />

also den Arbeitsplatz sauber machen<br />

und halten; Standards, Anordnung zur Regel<br />

zu machen, sowie Selbstdisziplin, sprich alle<br />

Punkte einzuhalten und immer wiederkehrend<br />

zu überprüfen.<br />

1.S, Sortieren in der Praxis, alles muss raus!<br />

Theorie und Praxis<br />

Natürlich wurde die Gruppe Rollenlinien (TI-<br />

FH) genau wie die nachfolgenden Teams<br />

Werkstatt (TI-E) und die Gruppe Rohrleitungsbau<br />

(TI-FS) nicht einfach so ins kalte<br />

Wasser geworfen, sondern in einem Workshop<br />

auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet.<br />

Zunächst noch von den externen Trainern<br />

des Kaizen-Instituts. Diesen Job sollen<br />

nach ihrer Ausbildung dann die KVP-Manager<br />

Henry Kramp und Udo Heinrichs und die<br />

KVP-Koordinatoren aus den Betrieben übernehmen.<br />

Zwar geht es in diesen Workshops<br />

<strong>auch</strong> um die theoretische Einführung in die<br />

Grundlagen der 5S-Methode, aber nicht nur.<br />

Genauso wichtig <strong>ist</strong> die Vorbereitung auf<br />

die Aktivitäten vor Ort. Denn dort geht es<br />

me<strong>ist</strong> um die Frage, warum etwas beispielsweise<br />

so ablegt wurde, wie es <strong>ist</strong>. „Wir zielen<br />

dabei nicht auf zwanghafte Veränderung<br />

ab, sondern wollen den Kollegen vor<br />

Augen führen, was er da macht und ob das<br />

so sinnvoll <strong>ist</strong>“, erklärt Udo Heinrichs. Viele,<br />

so weiß er inzwischen, reagieren vor allem<br />

in der Theorie zunächst einmal skeptisch<br />

und abwartend. Aber: „In der Werkstatt<br />

sind dann viele überrascht, wovon man sich<br />

beim Sortieren alles getrennt und was sich<br />

beim Separieren getan hat“, sagt er. Natürlich<br />

bedarf es einer gewissen Selbstdisziplin,<br />

das einmal erreichte Niveau <strong>auch</strong> zu halten.<br />

Doch dafür sind Standards da. Die übrigens<br />

nicht in Stein gemeißelt und für alle Zeiten<br />

gültig sind, sondern hinterfragt werden.<br />

„Erst wenn wir <strong>auch</strong> hier ständig fragen, wie<br />

sich etwas verbessern lässt, kommen wir<br />

weiter“, weiß Henry Kramp.<br />

Alle machen mit<br />

Nicht zuletzt deshalb appellieren die beiden<br />

KVP-Manager <strong>auch</strong> an die Kollegen, „sich<br />

einfach mal darauf einzulassen. Am Schluss<br />

überzeugt dann schon das Ergebnis.“ Überzeugend<br />

<strong>ist</strong> allerdings <strong>auch</strong>, dass bei der<br />

KVP-Einführung und der 5S-Methode alle<br />

mitmachen. Angefangen beim KVP-Team<br />

über die beiden KVP-Manager bis hin zu den<br />

Führungskräften einschließlich Bereichsleiter<br />

Dr. Reichel. „Nur so können wir jene Akzeptanz<br />

quer durch alle Ebenen schaffen,<br />

die für einen Erfolg unabdingbar <strong>ist</strong>“, sagt er.<br />

BESSER<br />

GUT<br />

SEHR GUT


30 02 • 2013<br />

Alle mitzunehmen und Möglichkeiten zur<br />

Verbesserung aufzuzeigen, <strong>ist</strong> allerdings nur<br />

der eine Punkt. Darauf hinzuweisen, dass<br />

dies für alle gilt, ein anderer. Will heißen:<br />

Nicht nur die Werkstätten und die Vor-Ort-<br />

Instandhalter sind zu Verbesserungen aufgerufen.<br />

Auch die Bürobereiche müssen und<br />

sollen sich beteiligen. Aktiv, denn am Ende<br />

der 5S-Methode steht stets ein Audit. Erstmals<br />

durchgeführt wurde es am 29. April für<br />

die Pilotgruppe Rollenlinie. Und dem attestierte<br />

das Kaizen-Institut mit 53,8 Prozent<br />

der zu erreichenden Punktzahl ein überdurchschnittliches<br />

Ergebnis. „Normal sind<br />

bei einer ersten Auditierung zwischen 30<br />

und 40 Prozent“, unterstreicht Udo Heinrichs,<br />

der die nächsten Audits zusammen<br />

mit Henry Kramp künftig in Eigenregie<br />

durchführen wird.<br />

Kein Ende in Sicht<br />

Diese gemeinsam mit dem jeweiligen Team<br />

und den Prozessbegleitern vorgenommen<br />

Audits finden in Form einer Werkstattbegehung<br />

statt, bei der dann einzelne Punkte<br />

angeschaut und angesprochen werden. Das<br />

Kaizen-Institut erteilt dafür eine Art Lizenz.<br />

„Das <strong>ist</strong> im Prinzip ein Formblatt, auf dem<br />

vermerkt wird, was geändert werden kann“,<br />

erklärt Henry Kramp. Allerdings schauen die<br />

Experten dann nachher <strong>auch</strong> noch einmal,<br />

ob alles in Ordnung <strong>ist</strong>. Zunächst jedenfalls,<br />

denn wenn Udo Heinrichs und Henry Kramp<br />

den KVP-Ausbildungsweg vom Praktiker über<br />

den Coach bis zum Manager durchlaufen haben,<br />

wird vieles eigenständiger und selbstverständlicher.<br />

Schon jetzt <strong>ist</strong> allerdings klar,<br />

dass die KVP-Einführung konsequent fortgesetzt<br />

wird. Noch in diesem Jahr sollen alle<br />

TI-Abteilungen aktiv einbezogen werden,<br />

in 2014 dann vielleicht überall schon die 5S-<br />

Methode angewandt werden. Keine Kleinigkeit,<br />

weder in Qualität noch in Quantität. Immerhin<br />

wollen bei TI 450 Mitarbeiter in das<br />

Programm einbezogen werden. Doch selbst<br />

dann <strong>ist</strong> das Ganze natürlich nicht zu Ende,<br />

das besagt allein schon der Begriff Kontinuierlicher<br />

Verbesserungsprozess. Schließlich<br />

<strong>ist</strong> stetig besser werden das Ziel. Weil das<br />

Bessere der Feind des Guten <strong>ist</strong>.<br />

Mitarbeiter 100 Jahre Deutsches Sportabzeichen – <strong>HKM</strong> <strong>ist</strong> dabei:<br />

Mach mit – bleib fit!<br />

Erstmals im Jahre 1913 verliehen, feiert das<br />

Deutsche Sportabzeichen als höchste Auszeichnung<br />

außerhalb des Wettkampfsports<br />

in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Für<br />

<strong>HKM</strong> Grund genug, mitzumachen und die<br />

Mitarbeiter zur Teilnahme zu motivieren.<br />

Zumal es eigentlich keine Entschuldigung<br />

dafür gibt, nicht teilzunehmen. Denn mitmachen<br />

können alle, die Mitgliedschaft in<br />

einem Sportverein <strong>ist</strong> nicht notwendig.<br />

Gut: Trainieren sollte man vorher. Und sich<br />

davor am besten einmal medizinisch durchchecken<br />

lassen. Zumindest dann, wenn man<br />

die letzten Jahre eher als Passiv-Sportler,<br />

sprich als Zuschauer von Sportveranstaltungen<br />

durchs Leben gegangen <strong>ist</strong>. Denn<br />

<strong>auch</strong> wenn die Teilnahme jedem offen<br />

steht: Ganz leicht <strong>ist</strong> es nicht, das Deutsche<br />

Sportabzeichen zu erringen. Schließlich <strong>ist</strong><br />

es der Nachweis für überdurchschnittliche<br />

Le<strong>ist</strong>ungen und vielseitige Fitness.<br />

Schwimmen muss man schon<br />

können<br />

Womit wir <strong>auch</strong> schon bei den Modalitäten<br />

sind. Absolviert werden müssen Übungen,<br />

die sich an den motorischen Grundfähigkeiten<br />

Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und<br />

Koordination orientieren. Diese Grundfähigkeiten<br />

können in Einzeldisziplinen der Sportarten<br />

Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen<br />

und Geräteturnen erbracht werden.<br />

Apropos Schwimmen: Das muss man schon<br />

können, wenn man das Deutsche Sportabzeichen<br />

erwerben will. Dafür kann es je nach<br />

persönlicher Fitness und Trainingszustand<br />

in den drei Le<strong>ist</strong>ungsstufen Bronze, Silber<br />

und Gold erworben werden. Wobei neben<br />

dem Nachweis der Schwimmfertigkeit <strong>auch</strong><br />

alle vier Le<strong>ist</strong>ungen mindestens auf Bronze-<br />

Niveau erbracht werden müssen. Falls das<br />

nicht auf Anhieb gelingt, muss man es halt<br />

erneut versuchen.<br />

Interner Wettbewerb<br />

Damit alles mit rechten Dingen zugeht, erhält<br />

jeder Teilnehmer eine Prüfkarte, auf der<br />

die jeweiligen Le<strong>ist</strong>ungen von den Übungsleitern<br />

eingetragen werden. <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter<br />

senden diese Karte dann zurück an die<br />

Ansprechpartner auf der Hütte. Die werden<br />

dann alles Weitere übernehmen und zudem<br />

eine Auswertung nach Abteilungen und<br />

Betrieben vornehmen. Denn das Ganze soll<br />

<strong>auch</strong> eine Art interner Wettbewerb sein. Damit<br />

der auf „höchstem sportlichen Niveau“<br />

stattfinden kann, kümmert sich <strong>HKM</strong> <strong>auch</strong><br />

um Trainingsmöglichkeiten, bietet zudem<br />

(nach vorheriger Anmeldung) <strong>auch</strong> einen<br />

Deutsches Sportabzeichen bei <strong>HKM</strong>:<br />

Karol Pawlinski (P-K) zeigt sein Plakat dazu.<br />

Medizin-Check im Betriebsarztzentrum an.<br />

Die Abschlussveranstaltung mit Überreichung<br />

der Urkunden und Abzeichen durch<br />

die Geschäftsführung soll im September<br />

stattfinden. Noch viel mehr Informationen<br />

über Rahmenbedingungen und Ansprechpartner<br />

liefert ein Flyer, der demnächst erscheinen<br />

wird. Außerdem können sich die<br />

Mitarbeiter im Intranet rund ums Deutsche<br />

Sportabzeichen schlau machen. Also denn:<br />

Mach mit – bleib fit!


02 • 2013 31<br />

Kunden und Partner Nachbarschafts-Forum mit hoher Beteiligung:<br />

Im Dialog bleiben<br />

Wer Interesse daran hat, mit seinen Nachbarn<br />

gut auszukommen, redet mit ihnen,<br />

informiert sie, bezieht sie mit ein. Das gilt<br />

fürs private wie fürs industrielle Umfeld. Für<br />

<strong>HKM</strong> eine Selbstverständlichkeit, wie die<br />

regelmäßigen Treffen mit interessierten<br />

Anliegern zeigen, zu denen vor allem <strong>auch</strong><br />

die Bezirksvertreter aus dem Süden, Landtagsabgeordnete<br />

sowie Vertreter der Bürgervereine,<br />

Kirche und Schulen zählen.<br />

Am 19. Juni war es wieder einmal so weit.<br />

<strong>HKM</strong> hatte zum Nachbarschafts-Forum<br />

eingeladen und knapp 70 interessierte Bürger<br />

waren dieser Einladung in die Salzgitter<br />

<strong>Mannesmann</strong> Forschung gefolgt. Enttäuscht<br />

wurden sie nicht, denn sie bekamen eine<br />

Menge Neues und Wissenswertes zu hören.<br />

Baufortschritte und<br />

Umweltschutz-Investitionen<br />

Nach der Begrüßung durch Arbeitsdirektor<br />

Peter Gasse berichtete <strong>Technik</strong>-Geschäftsführer<br />

Dr. Rolf Höffken zunächst von den<br />

Fortschritten bei der Kokereierweiterung,<br />

die voll im Plan liegt. „Derzeit sind etwa 75<br />

Prozent umgesetzt, so dass wir davon ausgehen,<br />

wie vorgesehen Ende des Jahres<br />

in Betrieb gehen zu können.“ Fortschritte<br />

machen <strong>auch</strong> die Arbeiten an einer neuen<br />

Werkszufahrt am Tor 2, über die künftig der<br />

gesamte Verkehr abgewickelt werden soll.<br />

„Weil dort im Gegensatz zu Tor 1 keine Bahngleise<br />

liegen“, begründete Dr. Höffken die<br />

Maßnahme. Die langen, durch den Bahnverkehr<br />

bedingten Wartezeiten bei der Ein- und<br />

Ausfahrt dürften dann der Vergangenheit<br />

angehören. Investiert wird bei <strong>HKM</strong> natürlich<br />

<strong>auch</strong> weiterhin in den Umweltschutz,<br />

wie der Leiter des gleichnamigen Bereichs,<br />

Dr. Udo Kalina, darlegte. So können durch<br />

Investitionen im Bereich der Sinteranlage die<br />

Staubbelastungen um mehr als die Hälfte<br />

verringert werden.<br />

Erschwerte<br />

Rahmenbedingungen<br />

Arbeitsdirektor Peter Gasse, Franz Scheben<br />

(Leiter Immobilienwirtschaft) und Rolf Peters<br />

(1. Vors. Duisburger Bürgervereine)<br />

Weitere Themen beim Nachbarschaftstreffen<br />

waren die steigenden Rohstoffpreise<br />

sowie die Auswirkungen der Energiepolitik.<br />

Beides macht <strong>HKM</strong> schwer zu schaffen, wobei<br />

die Situation bei der Energie fast schon<br />

kurios <strong>ist</strong>. Da <strong>HKM</strong> selbst Gas erzeugt, davon<br />

jedoch nur etwa die Hälfte selbst verbr<strong>auch</strong>t,<br />

geht der Rest in öffentliche Netze.<br />

„Und dafür haben wir kürzlich erstmals sogar<br />

Geld bezahlen müssen“, berichtete Dr.<br />

Höffken. Im Gegensatz dazu hofft man auf<br />

der Hütte, dass sich die Investitionen in die<br />

Ausbildung irgendwann einmal bezahlt machen.<br />

„161 Azubis sind derzeit bei <strong>HKM</strong> tätig,<br />

134 davon kommen aus dem Duisburger Sü-<br />

Peter Gasse begrüßt die Nachbarn der <strong>HKM</strong><br />

den“, sagte Berufsbildungsleiterin Gabriele<br />

vom Ende. Um dieses Level <strong>auch</strong> bei rückläufigen<br />

Bewerberzahlen zu halten, greift <strong>HKM</strong><br />

<strong>auch</strong> zu ungewöhnlichen Mitteln. So wird es<br />

am 12. Juli von 16 bis 22 Uhr eine „Nacht der<br />

Ausbildung“ geben, in der sich Interessierte<br />

über das Berufsangebot informieren können.<br />

Kurz und gut: Die Besucher des Nachbarschafts-Forums<br />

bekamen an diesem Tag<br />

eine Menge zu hören und konnten – wie es<br />

sich gehört – anschließend <strong>auch</strong> noch Fragen<br />

stellen. Schließlich <strong>ist</strong> da oberste Devise<br />

von <strong>HKM</strong>: Mit seinen Nachbarn im Dialog<br />

bleiben.<br />

Aktuelles zur Ausbildung stellt<br />

Gabriele vom Ende vor<br />

Interessierte Nachbarn – ein voller Saal<br />

Noch mehr persönlicher Austausch mit kleinen Häppchen


32 02 • 2013<br />

Mitarbeiter Innovationszirkel bei TI eingeführt:<br />

Weil Innovationen<br />

nicht vom Himmel fallen<br />

Innovationen sind der Motor für Fortschritt,<br />

der Antrieb für Weiterentwicklung, eine Art<br />

Lebenselexier für jedes Unternehmen. Der<br />

Haken an der Sache: Innovationen fallen<br />

nicht vom Himmel und sind nicht per Knopfdruck<br />

zu haben. Im Gegenteil: Es br<strong>auch</strong>t eine<br />

ganze Menge an Voraussetzungen, damit<br />

Ideen – die Keimzelle jeder Innovation – gedeihen<br />

und sich entfalten können. Zu dieser<br />

Erkenntnis kam <strong>auch</strong> der Bereich Energie,<br />

Infrastruktur und Anlagentechnik (TI), als er<br />

sich 2009 kurz nach der Zusammenlegung<br />

von TI und TA in Sachen Innovationen auf<br />

den Weg machte. Zwar gab es bei den Kollegen<br />

eine Kennzahl über den Innovationsgrad,<br />

doch bezog sich diese im Wesentlichen<br />

auf Kerntätigkeiten des Bereichs. Was aus<br />

Sicht der Innovationswilligen bei TI nicht der<br />

richtige Weg war und sie sich daran machten,<br />

ein anderes Konzept zu entwickeln.<br />

Am Anfang stand dabei die Frage, was eine<br />

Innovation denn überhaupt <strong>ist</strong> und wer in<br />

dieser Hinsicht führend <strong>ist</strong>. Die Antwort war<br />

schnell gefunden: Als innovativ gelten beispielsweise<br />

die Pharma- und Autoindustrie<br />

oder Firmen wie Google und Apple, die jede<br />

für sich immer wieder mit neuen Produkten<br />

zu überraschen weiß. Doch obwohl <strong>auch</strong><br />

Stahl und damit der ureigenste Bereich von<br />

<strong>HKM</strong> äußerst innovativ sein kann, sah TI für<br />

sich kaum die Möglichkeit, hier aktiv zu werden.<br />

Stattdessen wollte man das Thema auf<br />

die Infrastrukturanlagen sowie auf deren<br />

Instandhaltung fokussieren. Dabei wurde<br />

auf die Einbindung der Mitarbeiter in der Instandhaltung<br />

großen Wert gelegt und definierte<br />

Innovation als einen Unterschied zu<br />

den bisherigen Tätigkeiten und Prozessen.<br />

Feinkonzept für Innovationen<br />

Gestartet wurde mit einem Erfassungsblatt,<br />

auf dem festgehalten werden sollte, wo und<br />

in welchem Bereich eine Innovation realisiert<br />

worden war. Aber: „Das war lediglich<br />

eine Art Bestandsaufnahme, die selbst nicht<br />

zu Innovationen führte“, blickt Wolfgang<br />

Graf, Leiter Projekte bei TI-E, auf diese Zeit<br />

zurück. Konsequenterweise befasste man<br />

sich daher zunächst einmal mit den grundsätzlichen<br />

Fragen. Etwa wo eine Innovation<br />

herkommt, wie sie entsteht, wie man selbst<br />

innovativ werden und <strong>auch</strong> die Mitarbeiter<br />

dazu bringen kann. Mit diesen und anderen<br />

Fragen befasste sich im Frühjahr 2011 die Arbeitsgruppe<br />

bestehend aus Vermessungsingenieur<br />

Markus Grabellus, Wolfgang Graf<br />

und Rainer Köhlen-Gollnick, Leiter Projekte<br />

TI-K. Dabei ging es unter anderem um allgemeine<br />

Anforderungen an ein innovationsförderndes<br />

Umfeld. Kriterien dafür sind etwa,<br />

dass Innovation Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />

<strong>ist</strong> und von der Führung<br />

gewollt sein muss. Ebenso muss Innovation<br />

für jedermann im Prozess sichtbar sein und<br />

ein Budget sowie Freiräume hierfür vorhanden<br />

sein. Genauso wichtig <strong>ist</strong>, dass abteilungsübergreifendes<br />

Denken gewollt und<br />

gelebt wird und Fehler toleriert werden. Eine<br />

Befragung im Sommer 2011 ergab, dass<br />

bezüglich Strategie, Führung und Budget alles<br />

klar war, auf anderen Feldern aber teilweise<br />

noch Handlungsbedarf bestand. Für<br />

diese Felder wurden im November 2011<br />

Maßnahmen entwickelt und in einem Feinkonzept<br />

festgehalten. Im Mittelpunkt: Die<br />

regelmäßige Information der Mitarbeiter<br />

durch den Prozessleiter über Innovationen,<br />

die Schaffung einer entsprechenden Fehlerkultur<br />

sowie die Einrichtung von Innovationszirkeln<br />

zur Schaffung von Freiräumen<br />

für die Mitarbeiter.<br />

Innovation <strong>ist</strong> böse …<br />

Speziell zur Umsetzung der Innovationszirkel<br />

holte man schließlich Karin Aust, Leiterin<br />

Organisationsentwicklung und Kommunikation,<br />

sowie den Bereichsbetriebsrat Ralf


02 • 2013 33<br />

Innovationsworkshop im Bildungswesen<br />

vorne v.l: Erdogan Demirhan, Ralf Pörschke,<br />

Stefanie Flick, Wolfgang Graf, Dennis Dziuba<br />

hinten v.l.: Marcel Hönemann, Udo Heinrichs,<br />

Rainer Köhlen-Gollnick<br />

Schröder mit ins Boot. Schnell stand fest,<br />

dass eine gewisse Schulung für diese Zirkel<br />

erforderlich war. Auf der Suche nach geeigneten<br />

Weiterbildungsmaßnahmen stieß<br />

man bei Stefanie Flick und Udo Heinrichs<br />

vom <strong>HKM</strong>-Berufsbildungswesen auf offene<br />

Ohren Sie konzipierten einen Workshop, in<br />

dem unter anderem durch Kreativitätstechniken<br />

der Weg für kreative und innovative<br />

Ideen geebnet werden kann. Bei der Frage<br />

nach den „richtigen“ Moderatoren für die<br />

Innovationszirkel haben wir uns dann für<br />

neutrale Personen entschieden“, sagt Rainer<br />

Köhlen-Gollnick. Stefanie Flick und Udo<br />

Heinrichs haben sich bereit erklärt zu Beginn<br />

die Moderation in den Gruppen zu<br />

übernehmen. Im Laufe der Zeit solle die Moderation<br />

jedoch mehr und mehr durch<br />

Gruppenmitglieder selbst übernommen<br />

wer den. Das inzwischen vorhandene Logo<br />

für die Innovationsinitiative war zunächst<br />

zwar eher ein Gag, hat sich inzwischen aber<br />

durchgesetzt. So findet sich der kleine Teufel<br />

samt dem Spruch „Innovation <strong>ist</strong> böse …<br />

Lasst uns Sünder sein!“ nicht nur in den Unterlagen<br />

der Schulungsteilnehmer, sondern<br />

<strong>auch</strong> auf den Kaffeetassen der Beteiligten<br />

im Bereich TI. Apropos Teilnehmer: Hier<br />

setzte man ganz auf den Gedanken der Freiwilligkeit<br />

und erteilte zugleich Führungskräften<br />

eine Absage. „Wir wollen ausschließlich<br />

Facharbeiter in den Zirkeln. Schließlich<br />

kennen die das Tagesgeschäft am besten<br />

und sollen sich selbst Gedanken machen“,<br />

sagt Wolfgang Graf. Schon der Start mit<br />

den drei Testbereichen TI-K, TI-F/S und TI-E<br />

hat dabei gezeigt, dass man bei der Freiwilligkeit<br />

auf die richtige Karte gesetzt hat. Aus<br />

jedem Bereich haben sich praktisch umgehend<br />

jeweils zehn Mitarbeiter gemeldet,<br />

was etwa einem Drittel der jeweiligen<br />

Mannschaft entspricht.<br />

Lob für Schulungsteilnehmer<br />

Überhaupt hat sich die ganze Aktion mittlerweile<br />

verselbständigt, das ergab ein erster<br />

Zwischenbericht im Januar dieses Jahres.<br />

Nicht zuletzt deshalb, „weil die Schulungsteilnehmer<br />

motiviert zur Sache gehen und<br />

voller Ideen sind“, lobt Stefanie Flick. Gemeinsam<br />

sei über Ideen und ihre Umsetzung<br />

diskutiert worden, die daraus resultierenden<br />

Aufgaben hätten die Teilnehmer alleine<br />

verteilt. Ihre und die Aufgabe des Kollegen<br />

Heinrichs sei es „lediglich“ gewesen,<br />

die Teilnehmer auf Prozesse zur Findung von<br />

Innovationen aufmerksam zu machen und<br />

ihnen zu zeigen, wie die Innovationszirkel<br />

zielführend moderiert werden. „Die Kollegen<br />

sind dann ganz schnell zu selbst organisierenden<br />

Einheiten geworden“, sagt sie.<br />

Aus ihrer Sicht steht einer Ausweitung der<br />

Initiative daher nichts im Wege, <strong>auch</strong> wenn<br />

einige sicherlich noch Unterstützung<br />

bräuch ten. „Dafür laufen andere aber schon<br />

vollkommen selbständig“, weiß sie. Und obwohl<br />

die me<strong>ist</strong>en der entstandenen Ideen<br />

als Teamvorschlag beim BVW eingereicht<br />

werden, besteht doch ein deutlicher Unterschied<br />

zum Betrieblichen Vorschlagswesen.<br />

Der größte davon: In den Innovationszirkeln<br />

wird systematisch nach neuen Ideen gefahndet.<br />

„Die freiwilligen Teilnehmer können<br />

drei Stunden im Monat an Innovationen<br />

arbeiten. Davon sind 50 Prozent Arbeitszeit<br />

und die übrigen 50 Prozent werden pauschal<br />

vergütet“, präzisiert Rainer Köhlen-<br />

Gollnick.<br />

Stimmen und Meinungen<br />

Innovationszirkel TI-E<br />

Projekt: Verbesserte Reinigung von<br />

Kran klima geräten, v.l.: Patrick Engels, Mirco<br />

Assmann, Matthias Povenz, Matthias Bacht<br />

Doch was haben eigentlich die beteiligten<br />

Mitarbeiter davon? Was war für sie der<br />

Grund, sich freiwillig an dieser Aktion zu beteiligen?<br />

„Innovationen finden, heißt doch<br />

immer <strong>auch</strong>, vorhandene Probleme zu beseitigen.<br />

Und wir sind näher dran am Geschehen,<br />

bekommen diese Probleme als erste<br />

mit“, sagt etwa Patrick Engels, TI-E. Marcel<br />

Diemers ergänzt das noch: „Es <strong>ist</strong> schön,<br />

wenn wir für vorhandene Probleme eine Lösung<br />

erarbeiten können, denn das erleichtert<br />

letztlich die Arbeit.“ Auch Brigitte Sollfrank,<br />

TI-K, nimmt freiwillig an den Innovationszirkeln<br />

teil, „weil wir hier Möglichkeiten<br />

bekommen, Prozesse von einer anderen Seite<br />

her zu verändern.“ Einig sind sich die drei<br />

Teilnehmer der drei Testbereiche darin, dass<br />

die Schulungen hilfreich und zugleich spannend<br />

waren. Weil Lösungswege aufgezeigt<br />

wurden und weil man gelernt hat, Probleme<br />

in Gruppen zu lösen und Prioritäten zu bilden.<br />

Wahrscheinlich fände man <strong>auch</strong> so<br />

viele Alternativen, sagt Brigitte Sollfrank,<br />

„aber mit den jetzt bestehenden Rahmenbedingungen<br />

<strong>ist</strong> das einfacher.“ Der Nachahmeffekt<br />

<strong>ist</strong> bisher allerdings ausgeblieben,<br />

neue Freiwillige sind nicht hinzugekommen.<br />

Aber das verändert sich vielleicht<br />

noch, glaubt Patrick Engels. Und Marcel Diemers<br />

meint, dass viele möglicherweise gar<br />

nicht wissen, was da abgeht. Brigitte Sollfrank<br />

vermutet, Werbung würde nutzen.<br />

Die Erwartungshaltung bei den Teilnehmern<br />

<strong>ist</strong> dafür ungebrochen. „Etwas bewegen<br />

zu können, Probleme anzusprechen und<br />

selbst zu lösen macht viel Spaß“, wie Patrick<br />

Engels es ausdrückt, der sich, wie die anderen<br />

<strong>auch</strong>, durch erste Ergebnisse und Erfolge<br />

bestätigt sieht.


34 02 • 2013<br />

Vier weitere Bereiche<br />

dazu gekommen<br />

Vielleicht, so die drei, hätte das Ganze ja<br />

<strong>auch</strong> schon viel früher stattfinden können.<br />

Wobei Wolfgang Graf gleich einschränkt,<br />

dass dazu <strong>auch</strong> ein gewisser Reifegrad des<br />

Teams gehört. Abgesehen davon, habe es<br />

bei TI ja <strong>auch</strong> vorher schon erste Schritte<br />

gegeben. „Allerdings mit einem anderen<br />

Selbst verständnis und Selbstbewusstsein.“<br />

Dass sich das gewandelt hat, <strong>ist</strong> nicht zuletzt<br />

der veränderten Führung bei <strong>HKM</strong> zuzuschreiben,<br />

bei der ein Mitdenken der Mitarbeiter<br />

gewünscht wird. Für die Teilnehmer<br />

<strong>ist</strong> es ein Stück Wertschätzung, das ihnen<br />

entgegengebracht wird. Allerdings halten<br />

sie <strong>auch</strong> eine entsprechende Fehlerkultur<br />

für immens wichtig. Eine, die ihnen Rückendeckung<br />

gibt, die es möglich macht, Fehler<br />

einzugestehen und Verständnis dafür aufbringt.<br />

Ob sich das Ganze denn durchsetzt<br />

und nachhaltig <strong>ist</strong>? – Ich wünsche es mir,<br />

sagt Patrick Engels und Brigitte Sollfrank<br />

hofft es ebenfalls. Genauso wie Stefanie<br />

Flick. „Weil die Mitarbeiter engagiert dabei<br />

sind und weil hier noch viel Potenzial vorhanden<br />

<strong>ist</strong>.“ Wenn die Rahmenbedingungen<br />

so bestehen bleiben, stehen die Chancen<br />

gut, sagen die Beteiligten. Und so denken<br />

offenbar <strong>auch</strong> andere. Immerhin haben die<br />

drei Test-Bereiche Zuwachs bekommen,<br />

<strong>auch</strong> TI-S, TI-M, TI-I und TI-W sind inzwischen<br />

mit von der Partie. Auch TI-F würde<br />

gerne mitmachen. Doch weil in der Haupt-<br />

Innovationszirkel TI-K<br />

Projekt: Erfassung von Verbr<strong>auch</strong>smaterialien mit Barcode-Lasern, Björn Markert<br />

werkstatt zunächst die KVP-Einführung abgeschlossen<br />

werden soll (s. <strong>auch</strong> Beitrag auf<br />

Seite 28), <strong>ist</strong> bislang nur der Stahlbau in dem<br />

Projekt vertreten.<br />

Jede Menge Erfolgs-Storys<br />

Erste innovative Ergebnisse gibt es natürlich<br />

<strong>auch</strong> schon. Viele sogar, wenngleich nicht<br />

alle umgesetzt werden konnten. So hat sich<br />

beispielsweise die Idee, Druckerpatronen<br />

künftig wie in einem Süßigkeiten-Automaten<br />

vorzuhalten und zu verwalten, nicht<br />

durchgesetzt. Obwohl die Idee durchaus etwas<br />

an sich hat. Andere hingegen wurden<br />

Innovationszirkel TI-F<br />

Projekt: Abfallsammelsystem, v.l.: Rainer Simon, Chr<strong>ist</strong>ian Langenfeld, Serdar Göz, Jens Gläser<br />

akzeptiert und zum Teil <strong>auch</strong> realisiert. Hier<br />

einige Beispiele.<br />

Bei TI-E soll eine verbesserte Reinigung<br />

der Kondensatoren an den Kranklimageräten<br />

durch den Einsatz von Kompressoren<br />

zum Ausblasen der Kondensatoren erreicht<br />

werden. Die Anforderungen dafür sind festgelegt,<br />

und die Details mit der Kranabteilung<br />

(TS-IK) abgestimmt. Lediglich die Prüfung<br />

unter Einsatzbedingungen muss noch<br />

durchgeführt werden.<br />

Bei TI-K <strong>ist</strong> ein Ergebnis der Innovationszirkel<br />

die Einführung von Hand- bzw. Barcode<br />

scannern zur einfacheren Dokumentation<br />

bei Materialentnahme.<br />

Das Team 1 von TI-F/S – schichtbedingt<br />

gibt es hier zwei Teams – hat eine ganze<br />

Reihe von Ideen hervorgebracht und zum<br />

Teil <strong>auch</strong> schon realisiert. So sollen etwa im<br />

Zuge der Hallenumstrukturierung neue<br />

Schaukästen aufgehängt und ein verbessertes<br />

Abfallsammelsystem eingeführt werden.<br />

Auch PC-Zugänge für mehrere Kollegen<br />

wurden bereits geschaffen. Team 2 hat sich<br />

dagegen unter anderem der Materialbeschaffung<br />

gewidmet und will kleine Lagerbestände<br />

etwa von Rohren und Fittings einrichten<br />

sowie eine Dokumentation der<br />

benötigten Materialen und des Inventars<br />

erstellen. Schier endlos ließe sich die L<strong>ist</strong>e<br />

innovativer Ideen fortsetzen, was zeigt: Das<br />

Ganze hat sich gelohnt. Und wird es weiter<br />

tun. Denn Innovationen fallen zwar nicht<br />

vom Himmel, aber sie entstehen in den<br />

Köpfen der Mitarbeiter.


02 • 2013 35<br />

Einen Blick auf <strong>HKM</strong> nehmen sich<br />

Jürgen Kerner, Ulrich Kimpel,<br />

Hannelore Elze, Klaus-Dieter Clasen<br />

und Norbert Keller<br />

Mitarbeiter Gewerkschaftsboss Jürgen Kerner besucht Hütte:<br />

Integriertes Hüttenwerk –<br />

eine völlig neue Dimension<br />

Für Jürgen Kerner war es eine Herzensangelegenheit:<br />

Endlich und zum ersten Mal wollte<br />

das Geschäftsführende Vorstandsmitglied<br />

der IG Metall ein integriertes Hüttenwerk<br />

besichtigen. Der gebürtige Augsburger kannte<br />

das Elektrostahlwerk der Lechstahlwerke,<br />

aber dieses Hüttenwerk <strong>ist</strong> von den Ausmaßen<br />

eine völlig andere Dimension. Das hatte<br />

er noch nie gesehen und den Wunsch, so<br />

etwas zu besichtigen, war ein Leichtes zu erfüllen.<br />

Und so begrüßten am 13. Juni 2013 <strong>Technik</strong>-<br />

Geschäftsführer Dr. Rolf Höffken, Arbeitsdirektor<br />

Peter Gasse sowie Betriebsratsvorsitzender<br />

Ulrich Kimpel und sein Stellvertreter<br />

Norbert Keller den Gewerkschaftsboss, der<br />

im Vorstand der IG Metall unter anderem für<br />

Energiewende, Luft- und Raumfahrt und<br />

Wehrtechnik zuständig <strong>ist</strong>. Bevor er Stahlwerk,<br />

Hochofen, Kokerei samt Erweiterung<br />

sowie andere Betriebe ausführlich in Augenschein<br />

nehmen konnte, gab Dr. Höffken anhand<br />

einer Präsentation zunächst einen<br />

Überblick über <strong>HKM</strong> und seine Anlagen. Dabei<br />

vergaß er <strong>auch</strong> nicht, auf die zunehmend<br />

kritische Situation hinzuweisen, die sich für<br />

Unternehmen wie <strong>HKM</strong> durch die Energiewende<br />

bzw. deren Auswirkungen ergibt.<br />

Andreas Betzler von der Energiebeschaffung<br />

und -vermarktung steuerte hier noch aktuelle<br />

Daten und Fakten zum Stand des Emissionshandels<br />

bei. Wichtige und informative<br />

Details, wie Jürgen Kerner befand, der anschließend<br />

aber darauf brannte, endlich die<br />

Werksbesichtigung anzutreten. Ausgestattet<br />

mit der erforderlichen Schutzausrüstung<br />

machte er sich schließlich gemeinsam mit<br />

Peter Gasse auf den Weg zu den Highlights<br />

der Hütte. Wie sehr ihm die Besichtigung<br />

dieses „richtigen“ Stahlwerks gefallen hat,<br />

war noch bei der Verabschiedung zu spüren.<br />

Nicht so sehr durch den Dank an Peter Gasse<br />

und seine Kollegen für die Durchführung der<br />

Werksbesichtigung. Es war vielmehr das immer<br />

noch anhaltende Leuchten in seinen Augen,<br />

das zeigte: Hier war ein Herzenswunsch<br />

in Erfüllung gegangen.<br />

Dr. Rolf Höffken begrüßt die Gruppe im<br />

Informationszentrum<br />

High Tech-Leitstand für High Tech-Produkte<br />

Hannelore Elze, Leiterin des Zweigbüros der<br />

IG Metall in Düsseldorf, mit Jürgen Kerner vor<br />

glühender Kulisse


36 02 • 2013<br />

Mitarbeiter Die Azubi-Kolumne:<br />

Ein Treppengeländer für den<br />

Stadtsportbund<br />

Dass die Ausbildung von <strong>HKM</strong> sich <strong>auch</strong> mit<br />

der Durchführung konkreter Projekte beschäftigt,<br />

hat sich in Duisburg längst herumgesprochen.<br />

Und so fragte <strong>auch</strong> der Stadtsportbund<br />

vor einiger Zeit an, ob die Azubis<br />

vielleicht ein Treppengeländer für sein neues<br />

Gebäude in der Nähe der MSV-Arena fertigen<br />

und montieren könnten.<br />

Nach Einwilligung der Ausbilder Roland<br />

Petak und Frank Hartmann fuhren die Konstruktionsmechaniker<br />

zunächst einmal zur<br />

Baustelle, um sich selbst ein Bild von dem<br />

Projekt zu machen und Maße für das Geländer<br />

zu nehmen.<br />

Viel in Eigenverantwortung<br />

gemacht<br />

Die Planung des Geländers wurde anschließend<br />

zwar von den Ausbildern genauestens<br />

überwacht, doch hatten <strong>auch</strong> die Auszubildenden<br />

Kai Schwichtenberg, Timo Loitz, Nils<br />

Raffel, Mike Engler, Marc-Andre Maas und<br />

Jakob Tillmann einen gehörigen Anteil daran.<br />

Nach Eintreffen des erforderlichen Materials<br />

ging es dann zuerst einmal los mit<br />

Sägen, Bohren, Schweißen, Schleifen und<br />

vielen anderen Fertigungsschritte mehr.<br />

Insgesamt wurde die Konstruktion soweit<br />

angefertigt, dass sie montagebereit war<br />

und vor Ort nur noch zusammengesetzt<br />

werden musste. Allerdings waren vorher am<br />

Gebäude des Stadtsportbunds noch Löcher<br />

zu bohren und mit Dübeln zu versehen, damit<br />

die Konstruktion <strong>auch</strong> angebracht werden<br />

konnte. Nach dem Ausrichten fielen<br />

dann noch die letzten Schweiß- und Polierarbeiten<br />

an, um <strong>auch</strong> ein wirklich perfektes<br />

Geländer präsentieren und überreichen zu<br />

können. Bei den Azubis fand diese Projektarbeit<br />

großen Zuspruch, da viel in Eigenverantwortung<br />

gearbeitet wurde. Ganz abgesehen<br />

davon, dass Außenbaustellen in der<br />

Zeit der Ausbildung rar und nicht zuletzt<br />

deshalb äußerst interessant sind.<br />

Mitarbeiter Kreativtraining der Azubis:<br />

Erstmals Umweltschutz einbezogen<br />

Bei dem inzwischen schon traditionellen<br />

Kreativtraining, das die Azubis bei <strong>HKM</strong> absolvieren,<br />

wurde jetzt erstmals <strong>auch</strong> der Bereich<br />

Umweltschutz aktiv mit einbezogen.<br />

Worum es dabei geht, machte der Leiter des<br />

Bereichs, Dr. Udo Kalina, in Impulsvorträgen<br />

für die einzelnen Arbeitsgruppen deutlich<br />

und stellte den Azubis zugleich <strong>auch</strong> die<br />

Aufgaben und Ziele seiner Abteilung vor.<br />

Für die jungen Leute Lerneffekt und Input<br />

gleichermaßen. Schließlich sollten sie das<br />

Thema „Umwelt und <strong>Technik</strong>“ anschließend<br />

in Bilder und Symbole runterbrechen und in<br />

Stein hauen. Gleichzeitig lernten sie <strong>auch</strong><br />

die Menschen einer anderen Abteilung kennen,<br />

die ja vielleicht schon bald eines der<br />

von den Azubis erstellten Werke aufstellen<br />

oder aufhängen werden. Demnächst wird<br />

das Thema dann <strong>auch</strong> in der Lehrwerkstatt<br />

angepackt. Bis dahin dauert es allerdings<br />

noch etwas, denn die Umsetzungsphase des<br />

Themas in den Werkstätten findet erst im<br />

September statt (wir werden darüber berichten).<br />

Rüdiger Eichholtz, der als Künstler,<br />

Diplom-Kunsttherapeut und -Pädagoge das<br />

Kreativtraining auf der Hütte initiiert hat<br />

und seit vielen Jahren begleitet, freut sich<br />

über die umwelttechnische Horizont-Erweiterung<br />

seiner Schützlinge. Und auf künftig<br />

noch mehr Input, denn:<br />

„Wir hoffen, demnächst<br />

<strong>auch</strong> den Personalbereich<br />

mit einzubeziehen.“ Dann<br />

wird es heißen „Mensch<br />

und <strong>Technik</strong>“, und das<br />

steht bei <strong>HKM</strong> eigentlich<br />

überall im Mittelpunkt.


02 • 2013 37<br />

Als am 9. Juni 2013 nach Schätzung der Veranstalter<br />

etwa 7.000 Sportler zum inzwischen<br />

30. Rhein-Ruhr-Marathon an den<br />

Start gingen, waren darunter <strong>auch</strong> 18 Mitarbeiter<br />

von <strong>HKM</strong>. Neun von ihnen gingen<br />

dabei auf die volle Strecke von 42,195 Kilometern,<br />

fünf hatten sich für den Halb-<br />

Marathon entschieden, vier bildeten eine<br />

gemeinsame Staffel. Das Beste daran: Alle<br />

18 kamen ans Ziel, die meis ten sogar mit<br />

besseren Zeiten als im Vorjahr.<br />

Für <strong>HKM</strong>-Laufpapst Jürgen Binias in mehrfacher<br />

Hinsicht ein Erfolg. Zum einen, weil<br />

der leidenschaftliche Läufer und Initiator so<br />

mancher Lauftreffs die <strong>HKM</strong>-Geschäftsführung<br />

erneut von der Übernahme des Startgelds<br />

überzeugen konnte. Zum zweiten, weil<br />

Mitarbeiter Rhein-Ruhr-Marathon mit <strong>HKM</strong>-Beteiligung:<br />

Alle kamen durch<br />

diesmal mehr <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter dabei waren<br />

als noch im Vorjahr. Und zum dritten, weil<br />

Jürgen Binias an diesem Tag selbst seinen<br />

100. Marathon lief. Auch nicht gerade eine<br />

Selbstverständlichkeit, wie wir meinen.<br />

<strong>HKM</strong> als Sponsor<br />

Die Übernahme des Startgelds durch <strong>HKM</strong><br />

<strong>ist</strong> natürlich <strong>auch</strong> keine Selbstverständlichkeit.<br />

Immerhin beträgt die bei frühzeitiger<br />

Anmeldung für jeden Marathon-Teilnehmer<br />

50 Euro und für den Halb-Marathon 30 Euro,<br />

so dass schon einige 100 Euro zusammen<br />

kommen. Auch die Ausstattung der Läufer<br />

mit <strong>HKM</strong>-Shirts wird gesponsert, Jürgen<br />

Binias zugleich im Intranet die Möglichkeit<br />

geboten, für die Lauf-Aktivitäten zu werben.<br />

So wie der das schon jetzt für den Targo-Firmenlauf<br />

am 29. August und den Lichterlauf<br />

am 21. September macht. „Weil man nicht<br />

früh genug die Werbetrommel rühren kann“,<br />

sagt er. Der Erfolg gibt ihm Recht, schließlich<br />

hat die Anzahl der teilnehmenden Kollegen<br />

in den letzten beiden Jahren kontinuierlich<br />

zugenommen. So haben sich für den<br />

Targo-Firmenlauf bereits 21 und für den<br />

Lichterlauf 14 Teilnehmer gemeldet. Erst,<br />

wie Jürgen Binias meint, aber das kann sich<br />

ja noch ändern.<br />

Die Teilnehmer am<br />

Rhein-Ruhr-Marathon<br />

Marathon:<br />

Guido Bauer, Jürgen Binias,<br />

Fikret Gündüz, Dr. Angela Jablonka,<br />

Frank Krause, Thomas Plein,<br />

Wolfgang Plein,<br />

Karl-Philipp Steinhoff und<br />

Hermann Walter<br />

Halb-Marathon:<br />

Andreas B<strong>auch</strong>, Heinz Hüsken,<br />

Friedhelm Plein, Frank Raschewski<br />

und Ulrich Wohlgefahrt<br />

Staffel-Marathon:<br />

Klaus Berghoff, Oscar Janßen,<br />

Peter Lenz und Thomas Steil


38 02 • 2013<br />

Kompetenz Bei der bisher längsten Ofenreise:<br />

30 Millionen Tonnen Roheisen<br />

an Hochofen B erzeugt<br />

In der laufenden Ofenreise hat der Hochofen B<br />

seit der letzten Zustellung im Jahr 2000 am<br />

1. Juli 2013 die 30millionste Tonne Roheisen<br />

erzeugt. Das markiert einen weiteren Meilenstein<br />

in der mit 13 Jahren bisher längsten Ofenreise<br />

und die höchste Erzeugung bei einem<br />

<strong>HKM</strong> Hochofen. Was in den letzten alles unternommen<br />

wurde, um die Ofenreise zu realisieren,<br />

erfahren Sie in der nächsten Ausgabe<br />

von „Wir bei <strong>HKM</strong>“.<br />

Mitarbeiter Wir gratulieren unseren Jubilaren:<br />

Juli<br />

45 Jahre<br />

Albert Kuessner 01.07.<br />

Guenter Borsutzki 08.07.<br />

Wolfgang Beilke 22.07.<br />

35 Jahre<br />

Kurt Medzech 03.07.<br />

Winfried Reich 03.07.<br />

Gottfried Kern 04.07.<br />

Margit Lescher 10.07.<br />

Annemarie Lasch 12.07.<br />

Wolfgang Chr<strong>ist</strong> 18.07.<br />

Joachim Blieme<strong>ist</strong>er 24.07.<br />

Peter Greitner 24.07.<br />

Uwe Klingen 24.07.<br />

25 Jahre<br />

Uwe Riebe 01.07.<br />

Iris Fischer 29.07.<br />

August<br />

45 Jahre<br />

Juergen Bock 01.08.<br />

Ralf Bongen 01.08.<br />

Wolfgang Bress 01.08.<br />

Manfred Brockerhoff 01.08.<br />

Wolfgang Bruhn 01.08.<br />

Ulrike Fiedler 01.08.<br />

Hans-Joachim Hammelmann 01.08.<br />

Klaus Koch 01.08.<br />

Rainer Koch 01.08.<br />

Wilhelm Kraschl 01.08.<br />

Erhard Lipkowski 01.08.<br />

Detlef Luhr 01.08.<br />

Joachim Messarius 01.08.<br />

Willi Nipken 01.08.<br />

Klaus Pimpertz 01.08.<br />

Detlev Rogga 01.08.<br />

Irmgard Roitzsch 01.08.<br />

Horst-Dieter Schadosky 01.08.<br />

Helmut Schmitz 01.08.<br />

Robert Schmitz 01.08.<br />

Guenter Schroers 01.08.<br />

Heinz-Werner Sprenzel 01.08.<br />

Heinrich Studlik 01.08.<br />

Manfred Teuber 01.08.<br />

Juergen Tillmann 01.08.<br />

Heinz-Juergen Ulrich 01.08.<br />

Juergen Willger 01.08.<br />

Walter Wohlgefahrt-Crisand 01.08.<br />

35 Jahre<br />

Raimondo Brunotte 01.08.<br />

Astrid-Manuela Hess 01.08.<br />

Reiner Hiddemann 01.08.<br />

Ralph Kinzel 01.08.<br />

Juergen Knobloch 01.08.<br />

Ingeborg Kriesel 01.08.<br />

Rolf Kuepper 01.08.<br />

Matthias Renk 01.08.<br />

Rainer Schulz 01.08.<br />

Wolfgang Westphal 01.08.<br />

Sabine Wicherek 01.08.<br />

Norbert Mueller 07.08.<br />

Michael Dobry 21.08.<br />

25 Jahre<br />

Guido Hebrock 01.08.<br />

Reimund Raberg 08.08.<br />

September<br />

45 Jahre<br />

Werner Scheckermann 02.09.<br />

Bernd Heintges 08.09.<br />

Friedhelm Michalski 09.09.<br />

Lothar Seyfried 10.09.<br />

Juergen Eberz 12.09.<br />

Dieter Krickhahn 17.09.<br />

35 Jahre<br />

Klaus Berghoff 01.09.<br />

Peter Beszynski 01.09.<br />

Horst Blum 01.09.<br />

Hinrich Boemfalk 01.09.<br />

Frank Boldt 01.09.<br />

Uwe Braendlein 01.09.<br />

Sabine Brinkmann 01.09.<br />

Siegfried Buschbaum 01.09.<br />

Georg Diemers 01.09.<br />

Rainer Englert 01.09.<br />

Gisbert Foerster 01.09.<br />

Walter Fries 01.09.<br />

Wolfgang Geisse 01.09.<br />

Uwe Hanke 01.09.<br />

Irmgard Hausmann 01.09.<br />

Norbert Heiland 01.09.<br />

Wolfgang Hendricks 01.09.<br />

Elisabeth Hoesl 01.09.<br />

Joerg Hoffacker 01.09.<br />

Bernd Hofmann 01.09.


02 • 2013 39<br />

Vorträge & Veröffentlichungen 2/2013<br />

TR<br />

„Die Kokerei – vom „notwendigen Übel“<br />

zum wichtigen Bestandteil eines modernen<br />

<strong>Hüttenwerke</strong>s“<br />

Dr.-Ing. Leo Nelles (TR-K),<br />

Dipl.-Ing. Heinz-Bernd Beckmann (TR-KE)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

erschienen in der Schriftenreihe<br />

Stahl und Eisen 133 (213), Nr. 6<br />

„Burden d<strong>ist</strong>ribution practice at <strong>HKM</strong> blast<br />

furnaces“<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Gertz (TR-H)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren<br />

10.04.2013, Düsseldorf<br />

Kompetenz <br />

TI-W<br />

„Energiemanagementsysteme steigern<br />

die Energieeffizienz in der Stahlindustrie“<br />

Dipl.-Ing. Matthias Baldermann (TI-W)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

erschienen in der Schriftenreihe<br />

Stahl und Eisen, April 2013<br />

TV<br />

„Entwicklungsarbeiten am Konverter der<br />

<strong>HKM</strong>“, Technische Optimierung und Ausblick<br />

Dr.-Ing. Matthias Weinberg (TV)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

Konferenz „Metallurgie und Prozesstechnik der<br />

Konverterverfahren (VDEh)<br />

15.05.2013, Krefeld<br />

Mitarbeiter <br />

Austritte · Altersteilzeit ·<br />

Fre<strong>ist</strong>ellungsphase<br />

Wilfried Binder 01.03.13<br />

Werner Hubert 01.03.13<br />

Bernd Pfeifer 01.03.13<br />

Werner Schulz 01.03.13<br />

Artur Sobik 01.04.13<br />

Erreichung Rentenalter<br />

Avni Atlas 01.03.13<br />

Hans-Otto Lemke 01.03.13<br />

Heinz Zdun 01.03.13<br />

Manfred Fiedler 01.04.13<br />

Arnold Frinken 01.05.13<br />

Alexander Monski 01.05.13<br />

Dr. Willy Pesy 01.05.13<br />

Thomas Hofmann 01.09.<br />

Doris Iffland 01.09.<br />

Peter Juerich 01.09.<br />

Dirk Kleinert 01.09.<br />

Juergen Kraemer 01.09.<br />

Ulrich Kroll 01.09.<br />

Frank Kuchenbecker 01.09.<br />

Roland Linke 01.09.<br />

Peter Loeven 01.09.<br />

Rainer Mankewitz 01.09.<br />

Beatrix Meyer 01.09.<br />

Lothar Mitze 01.09.<br />

Detlef Mostert 01.09.<br />

Frank Ott 01.09.<br />

Bertram Preissner 01.09.<br />

Michael Reh 01.09.<br />

Muzaffer Sag 01.09.<br />

Holger Schoendorff 01.09.<br />

Holger Schulz 01.09.<br />

Juergen Seidel 01.09.<br />

Norbert Seidel 01.09.<br />

Thomas Seidel 01.09.<br />

Andreas Snelinski 01.09.<br />

Joerg Thiele 01.09.<br />

Klaus-Dieter Truch 01.09.<br />

Rainer Weir<strong>auch</strong> 01.09.<br />

Roland Winkelmann 01.09.<br />

Susanne Winzen 01.09.<br />

Dieter Werner 04.09.<br />

Joachim Ingenhaag 08.09.<br />

Joao Tavares Pereira 18.09.<br />

Detlef Voelz 25.09.<br />

Achim Heinen 26.09.<br />

Werner Saager 27.09.<br />

25 Jahre<br />

Riza Akbulut 01.09.<br />

Mustafa Aran 01.09.<br />

Thorsten Berthele 01.09.<br />

Markus Breuer 01.09.<br />

Angelika Bula 01.09.<br />

Michael Burger 01.09.<br />

Ersen Cengiz 01.09.<br />

Dirk Deckert 01.09.<br />

Goekten Demir 01.09.<br />

Fatime Demirci 01.09.<br />

Robert Demuth 01.09.<br />

Hueseyin Dogan 01.09.<br />

Mirze Edis 01.09.<br />

Joerg Eickelmann 01.09.<br />

Carsten Gross 01.09.<br />

Marion Holzschneider 01.09.<br />

Sandra Knappe 01.09.<br />

Ingo Koelven 01.09.<br />

Martin Lankes 01.09.<br />

Stefan Meise 01.09.<br />

Serdal Oenuegoeren 01.09.<br />

Mehmet Oezbek 01.09.<br />

Eduardo Pareja Lafuente 01.09.<br />

Hasan Simsek 01.09.<br />

Helge Vasicek 01.09.<br />

Cihan Yeniay 01.09.<br />

Ibrahim Yurdakul 01.09.<br />

Andy Zorr 01.09.<br />

Ralph Winkelhane 05.09.<br />

Mitarbeiter <br />

Wir gedenken:<br />

aus aktiver Beschäftigung:<br />

Erich Dreyßig<br />

Peter Graetsch<br />

Heinrich Terpitz<br />

Kurt Brinkmann<br />

Klaus Dahlhausen<br />

Heinz Dübbert<br />

Gerd Feldbusch<br />

Horst Greiff<br />

Eberhard Kube<br />

Dieter Minhorst<br />

Rentner:<br />

Impressum<br />

Karl-Heinz Planker<br />

Werner Plath<br />

Inge Preukschat<br />

Günther Roth<br />

Heinrich Weimann<br />

Hans-Gerd Michels<br />

Wilfried Mahl<br />

„Wir bei <strong>HKM</strong>“ <strong>ist</strong> eine Zeitung für Mitarbeiter<br />

der <strong>Hüttenwerke</strong> <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong><br />

Herausgeber:<br />

<strong>Hüttenwerke</strong> <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> GmbH<br />

Verantwortlich:<br />

Peter Gasse<br />

Redaktion:<br />

Walter Klöters<br />

Telefon 0 21 04 3 92 38<br />

Mobil 01 72 21 00 952<br />

E-Mail wkloeters@aol.com<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Ehinger Straße 200 · 47259 Duisburg<br />

Tel. 02 03 999 29 06<br />

Bildmaterial:<br />

Tanja Pickartz, Verena Schwarz, Fotolia.com<br />

(SG-design, Salome), 123rf.com (Maksim Toome)<br />

Gesamtherstellung:<br />

zero.kommunikation, Moers


Kunden und Partner Produkte aus <strong>HKM</strong>-Stahl:<br />

Mehr Sicherheit in Türen<br />

Auch wenn sich das kein Autofahrer wünscht:<br />

Es scheppert häufig auf Deutschlands Straßen<br />

und Autobahnen. Dass dies für die Insassen<br />

zume<strong>ist</strong> glimpflich abgeht, <strong>ist</strong> vor allem den<br />

sogenannten Knautschzonen an Fahrzeugfront<br />

und -heck zu verdanken. Denn sie können<br />

durch Materialverformung einen großen<br />

Teil der Aufprallenergie aufnehmen. An den<br />

Fahrzeugseiten allerdings gibt es eine solche<br />

Deformationszone nicht. Infolgedessen muss<br />

dieser Bereich auf andere Weise möglichst<br />

stabil gestaltet werden, damit die Fahrgastzelle<br />

möglichst wenig verformt wird.<br />

Diesen Seitenaufprallschutz stellen die Hersteller<br />

dadurch her, dass sie die Türen und<br />

Seitenteile mit Metallträgern versteifen. Waren<br />

die früher oft aus Aluminium oder aus<br />

Rohren, kommt heute bevorzugt Martensitphasenstahl<br />

(Güte V12MnCrTiB/1) zum Einsatz,<br />

der – wie an dieser Stelle nicht anders zu<br />

erwarten – in Brammenform aus der Produktion<br />

von <strong>HKM</strong> kommt. Dieser Stahl verfügt<br />

nicht nur über die für Seitenaufprallträger<br />

erforderliche hohe Festigkeit, er kann <strong>auch</strong><br />

noch mit anderen Vorteilen glänzen. Etwa<br />

mit einer deutlichen Gewichtsersparnis.<br />

Was zum einen den von Automobilherstellern<br />

verfolgten Trend zu mehr Leichtbau unterstützt,<br />

zum anderen zu Kostenreduzierung<br />

führt. Und zu einer Prozessvereinfachung, wie<br />

ein Blick auf die Weiterverarbeitung zeigt.<br />

Denn dort entsteht aus den Brammen von<br />

<strong>HKM</strong> Warmband mit einer Blechdicke von<br />

bis zu minimal 1,65 Millimeter, aus der nach<br />

einer elektrolytischen Verzinkung dann direkt<br />

die Aufprallkörper ausgestanzt werden. Das<br />

verzinkte Warmband mit hoher Festigkeit<br />

und guten Umformeigenschaften ermöglicht<br />

es dabei, die Teile kalt umzuformen, statt sie<br />

in der Prozessfolge Warmpressen – Direkthärtung<br />

zu verarbeiten.<br />

Rund 20.000 Tonnen dieses Stahls stellt<br />

<strong>HKM</strong> pro Jahr für die Automobilindustrie<br />

her. Und die weiß diesen Werkstoff durchaus<br />

zu schätzen. Schließlich stehen ihr damit<br />

Komponenten zur Verfügung, die aufgrund<br />

ihrer hohen Elastizität eine große Energie aufnahme<br />

fähigkeit besitzen. Ganz abgesehen<br />

davon, dass Seitenaufprall trä ger aus Martensitphasenstahl<br />

nur wenige Gramm schwerer<br />

sind als Aluminium. Was zu einer Kosteneinsparung<br />

von rund 50 Prozent bei gleichzeitig<br />

verbesserten Eigenschaften führt. Gut so.<br />

Schließlich sorgen diese verbesserten Eigenschaften<br />

der stählernen Seitenaufprallträger<br />

dafür, dass alles glimpflich abläuft, wenn’s<br />

mal seitlich kracht.

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