Technik ist auch weiblich - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann ...
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02 • 2013<br />
Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />
Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />
Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />
<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong><br />
<strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />
Seite 3
2 02 • 2013<br />
02 • 2013<br />
Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />
Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />
Kunden und Partner <br />
Kollegiale Unterstützung<br />
BP-Rosneft-Werkfeuerwehr zu Gast 23<br />
Reden – Vertrauen – Helfen<br />
Safety First geht in die nächste Runde 26<br />
Der Hüttenspatz 25<br />
Im Dialog bleiben<br />
Nachbarschafts-Forum<br />
mit hoher Beteiligung 31<br />
Besser werden<br />
KVP-Einführung bei TI 28<br />
Mitarbeiter <br />
Mach mit – bleib fit!<br />
<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />
Frauen bei <strong>HKM</strong> 3<br />
100 Jahre Deutsches Sportabzeichen –<br />
<strong>HKM</strong> <strong>ist</strong> dabei 30<br />
Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />
<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong><br />
<strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />
(K)Eine heile Welt<br />
Kolumne des Betriebsrats 9<br />
Seite 3<br />
#Kompetenz <br />
Einfach, schneller und besser<br />
Best Practice – Überprüfung<br />
elektrischer Betriebsmittel 14<br />
Der Blick ins Innere<br />
Mehr Transparenz durch<br />
neue <strong>Technik</strong>en im Hochofenprozess 18<br />
Die (Arbeits-) Welt mit<br />
anderen Augen sehen<br />
Neue Wege der Arbeitssicherheit<br />
im Hochofenbereich 10<br />
Win-Win-Situation für alle Beteiligten<br />
Ein Praktikum bei <strong>HKM</strong> 13<br />
Von der Instandhaltung zum<br />
Umweltschutz<br />
Mitarbeiter stellen ihren<br />
Arbeitsalltag vor 16<br />
Rentenberatung vor Ort<br />
Angebot des Personalservice 19<br />
Weil Innovationen nicht vom<br />
Himmel fallen<br />
Innovationszirkel bei TI eingeführt 32<br />
Integriertes Hüttenwerk –<br />
eine völlig neue Dimension<br />
Gewerkschaftsboss Jürgen Kerner<br />
besucht Hütte 35<br />
Ein Treppengeländer für den<br />
Stadtsportbund<br />
Die Azubi-Kolumne 36<br />
Vertrauen <strong>ist</strong> gut …<br />
Qualitätskontrolle feuerfester<br />
Baustoffe in der Pfannenwirtschaft 24<br />
30 Millionen Tonnen Roheisen<br />
an Hochofen B erzeugt<br />
Bei der bisher längsten Ofenreise 38<br />
Vorträge & Veröffentlichungen 39<br />
Auch Beteiligung will gelernt sein<br />
Projekt „Mitarbeiterbefragung<br />
in der Lagerwirtschaft“ 20<br />
Fuchs & Bärmann 21<br />
Bei der Flut mit angepackt<br />
<strong>HKM</strong>-Mitarbeiter le<strong>ist</strong>eten<br />
tatkräftige Hilfe 22<br />
Erstmals Umweltschutz einbezogen<br />
Kreativtraining der Azubis 36<br />
Alle kamen durch<br />
Rhein-Ruhr-Marathon<br />
mit <strong>HKM</strong>-Beteiligung 37<br />
Jubilare 38<br />
Austritte, Altersteilzeit, 39<br />
Fre<strong>ist</strong>ellungsphase<br />
Wir gedenken 39
1,3 1,8 3,2 2,9 2,6 2,3 2,6 0,0 0,0 1,7 5,1 5,1 4,3<br />
Neues<br />
Ziel<br />
2013:<br />
3,5<br />
JUNI JULI AUG SEP OKT NOV DEZ JAN FEB MÄRZ APRIL MAI JUNI<br />
[ 4,3* ] Verletzungshäufigkeit bei <strong>HKM</strong> bis Juni 2013!<br />
* Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag<br />
pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden<br />
Auf dem Podium: Zum Thema „Frauen und <strong>Technik</strong>“ diskutierten mit Moderatorin Stephanie Hajdamowicz<br />
(Mitte) unter anderem (v.l.) Roswitha Becker, Anja Best, Doris Freer, Annette von Br<strong>auch</strong>itsch-Lavaulx,<br />
Sabine Rolofs und Gabriele vom Ende. Die ebenfalls eingeladene Elektronikerin Denise Kappes konnte<br />
aus Termingründen leider nicht teilnehmen.<br />
Mitarbeiter Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />
<strong>Technik</strong> <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong><br />
Frauen und <strong>Technik</strong> – das passt nicht zusammen.<br />
Heißt es jedenfalls. Und der Blick in<br />
den betrieblichen Alltag scheint diesem Vorurteil<br />
Recht zu geben. Zwar gelten Frauen<br />
in technischen Berufen heute nicht mehr als<br />
Exotinnen, in der Minderheit sind sie aber<br />
weiterhin. Und zwar deutlich, allen Aktionen<br />
und Förderprogrammen zum Trotz.<br />
Woran also liegt es, dass Frauen und <strong>Technik</strong><br />
zumindest auf beruflicher Ebene nicht<br />
zusammenkommen? – Für <strong>HKM</strong> war diese<br />
Frage Grund genug, sie weiterzugeben. An<br />
jene Frauen, die auf der Hütte in technischen<br />
Berufen tätig sind. Und weil dieses<br />
Thema nicht nur aktuell, sondern <strong>auch</strong> gesellschaftsrelevant<br />
<strong>ist</strong>, hatte man daraus<br />
gleich eine Podiumsdiskussion gemacht.<br />
Für die Hütte war die Situation eher untypisch:<br />
Deutlich mehr Frauen als Männer<br />
drängten sich am 2. Juli 2013 am Eingang des<br />
Infocenters, um live bei der Veranstaltung<br />
„Frauen und <strong>Technik</strong>“ dabei zu sein. Wobei<br />
der Andrang <strong>auch</strong> zeigt, von welch großem<br />
Interesse dieses Thema generell, aber <strong>auch</strong><br />
speziell auf der Hütte <strong>ist</strong>.<br />
7,4 Prozent Frauen in<br />
Stammbelegschaft<br />
Stellt sich natürlich die Frage, warum <strong>HKM</strong><br />
eine solche Veranstaltung überhaupt durchführt.<br />
Zumal es in der Stahlindustrie und<br />
damit <strong>auch</strong> auf der Hütte nicht besser als in<br />
anderen Industriezweigen aussieht – zumindest<br />
was Frauen angeht. Von den insgesamt<br />
knapp 2.800 Beschäftigten der Stammbelegschaft<br />
von <strong>HKM</strong> sind gerade einmal 205<br />
oder 7,4 Prozent <strong>weiblich</strong>, wobei dieser Prozentsatz<br />
<strong>auch</strong> noch äußerst unterschiedlich<br />
verteilt <strong>ist</strong>. Im AT-Bereich kommen die Frauen<br />
auf 16,5 Prozent und bei den Angestellten<br />
auf knapp 18 Prozent. Nur im Lohnbereich<br />
dümpelt der Frauenanteil bei eher kümmerlichen<br />
knappen zwei Prozent dahin. Einsamer<br />
Spitzenreiter in Sachen Frauenquote <strong>ist</strong><br />
übrigens im Personalwesen der Bereich Personalführung,<br />
wo mit knapp 55 Prozent die<br />
Frauen sogar die Oberhand haben – allerdings<br />
<strong>auch</strong> hier nicht in Spitzenfunktionen.<br />
Angesichts der Zahlen müßig zu bemerken,<br />
dass der Spitzenreiter zugleich <strong>auch</strong> die<br />
rühmliche Ausnahme <strong>ist</strong>.<br />
Einen Stein ins Wasser<br />
werfen<br />
Für Arbeitsdirektor Peter Gasse gab es daher<br />
vor allem einen Grund für diese Veranstaltung,<br />
zu der er <strong>auch</strong> die Frauenbeauftragte<br />
der Stadt Duisburg, Doris Freer, sowie die<br />
Beauftragte für Chancengleichheit der Duisburger<br />
Agentur für Arbeit, Annette von
4 02 • 2013<br />
Arbeitsdirektor Peter Gasse eröffnet die Veranstaltung:<br />
Frauen und <strong>Technik</strong> – geht das bei <strong>HKM</strong>?<br />
Unter Frauen im Podium:<br />
Stahlwerksleiter Dr. Arnd Köfler und Jens Loock<br />
Br<strong>auch</strong>itsch-Lavaulx, begrüßte: „Weil sie<br />
ungewöhnlich <strong>ist</strong>.“ Sinn macht das Thema<br />
aber <strong>auch</strong>, weil <strong>HKM</strong> Frauen zur Zukunftssicherung<br />
br<strong>auch</strong>t und sie zudem bei der<br />
angestrebten Kulturveränderung sehr hilfreich<br />
sein können. Die Diskussion über die<br />
Frauenquote, die er lieber einige Ebenen<br />
tiefer hätte, sieht Peter Gasse allerdings<br />
zwiespältig: „Als Anfang gut, als Alibi<br />
schlecht.“ Frauenförderung, so der Arbeitsdirektor<br />
weiter, setze Akzeptanz voraus und<br />
diese wiederum eine Debatte. „Heute wollen<br />
wir hier einen Stein ins Wasser werfen<br />
und hoffen, dass daraus ein ganz dicker<br />
Brocken wird“, sagte er und übergab<br />
Stephanie Hajdamowicz das Mi krofon.<br />
Unterschiedliche Biografien …<br />
Gabriele<br />
vom Ende,<br />
Leiterin<br />
Berufsbildung<br />
Die WDR-Journal<strong>ist</strong>in, die an diesem Tag die<br />
Podiumsdiskussion moderierte, holte zunächst<br />
Roswitha Becker, Anja Best, Gabriele<br />
vom Ende und Sabine Rolofs nach vorne und<br />
stellte sie kurz vor (s. <strong>auch</strong> Steckbriefe). Obwohl<br />
alle vier als verbindendes Element ein<br />
frühzeitiges Interesse an <strong>Technik</strong> vorweisen,<br />
sind ihre Biografien und Erfahrungen doch<br />
sehr unterschiedlich. Die Diplom-Ingenieurin<br />
der Werkstoffwissenschaften, Roswitha<br />
Becker, etwa hat nach der Geburt ihrer inzwischen<br />
drei Kinder jeweils lediglich drei bis maximal<br />
zehn Monate Pause gemacht und dann<br />
sofort wieder gearbeitet. Weil sie es so wollte,<br />
wie sie sagt. Den Frauen rät sie, Zutrauen<br />
im Job zu zeigen und die vorhandenen Hürden<br />
im Kopf zu überwinden. Diplom-Bauingenieurin<br />
Anja Best hat erlebt, dass es Frauen<br />
und erst recht Anfängerinnen auf Baustellen<br />
schwer haben. Aber: „Das gibt sich später.“<br />
Allerdings gibt sie <strong>auch</strong> zu, dass es noch immer<br />
eine Männerwelt sei, „rein Weibchen<br />
sein, geht da gar nicht.“ Sie empfiehlt <strong>HKM</strong>,<br />
mehr Werbung zu machen, aufzuzeigen, wie<br />
viele Frauen bereits auf der Hütte arbeiten<br />
und dass sie sich dort wohl fühlen.<br />
… unterschiedliche Erfahrungen<br />
Für Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften<br />
im Hüttenwesen Gabriele vom<br />
Ende – heute als Leiterin der Berufsbildung<br />
einzige Frau im ersten Führungskreis bei<br />
<strong>HKM</strong> – <strong>ist</strong> wichtig, dass sie die Chance bekommen<br />
hat zu zeigen, was sie kann. Und<br />
dass sie diese Chance ergriffen hat. Mangelnde<br />
Selbstvermarktung sieht sie als<br />
Grund dafür, dass Frauen nicht nach oben<br />
kommen. „Man muss die eigenen Erfolge<br />
<strong>auch</strong> verkaufen – Männer können und machen<br />
das.“ Chemielaborantin Sabine Rolofs<br />
hat die Erfahrung gemacht, dass nach der<br />
Geburt ihrer Kinder der Wiedereinstieg<br />
schwer war. „Weil es damals in der Kokerei<br />
keine Vollstelle für mich in der Frühschicht<br />
gab.“ Heute hat sich das geändert, arbeitet<br />
sie wieder. Doch so wie es ihr manchmal<br />
bei den Arbeitgebern an Flexibilität fehlt,<br />
mahnt sie das gleiche <strong>auch</strong> bei den Frauen<br />
an. „Einfach mal technische Berufe anschauen<br />
und sich das dann <strong>auch</strong> zutrauen.“<br />
Keine Angst vor<br />
Schwangerschaft<br />
Jens Loock,<br />
Personalchef<br />
Auch Personalchef Jens Loock hat für mehr<br />
Frauen in technischen Berufen kein Patentrezept,<br />
weiß allerdings, dass die Wirklichkeit<br />
für Wünsche keinen Raum lässt. „In<br />
den MINT-Berufen <strong>ist</strong> die Zahl einstellbarer<br />
Frauen immer noch sehr gering, liegt<br />
beispielsweise bei Metallurginnen im einstelligen<br />
Prozentbereich.“ Nur so lässt sich<br />
<strong>auch</strong> erklären, warum der Frauenanteil bei<br />
<strong>HKM</strong> in Verwaltung, IT oder Controlling<br />
ganz in Ordnung, im gewerblichen Bereich<br />
hingegen immer noch sehr niedrig <strong>ist</strong>. Ein<br />
Problem sieht er aber <strong>auch</strong> darin, Frauen zu<br />
halten. Denn viele hätten Angst, bei einer<br />
Schwangerschaft ihren Job zu verlieren.<br />
Quatsch, sagt der Personalchef. Ob es künftig<br />
allerdings mehr Frauen speziell in technischen<br />
Ausbildungsberufen geben wird,<br />
wagt er zu bezweifeln. „Wir haben es mit<br />
massiv sinkenden Bewerberzahlen zu tun<br />
und darunter <strong>ist</strong> nur ein ganz bestimmter<br />
Anteil Mädchen. Ich befürchte, dass die Bereitschaft<br />
und <strong>auch</strong> die Neigung zu technischen<br />
Berufen eher abnimmt.“ Ein anderes<br />
und anscheinend ewiges Thema sind die<br />
fehlenden Sanitäranlagen für Frauen in den
02 • 2013 5<br />
Betrieben. Jens Loock: „Wenn wir die endlich<br />
mal haben, <strong>ist</strong> schon viel erreicht.“<br />
Arbeit an Lebenssituationen<br />
anpassen<br />
Stahlwerkschef Dr. Arnd Köfler <strong>ist</strong> es wichtig,<br />
dass Frauen angesichts des drohenden<br />
Facharbeitermangels künftig mehr denn je<br />
gebr<strong>auch</strong>t werden. Um das zu realisieren,<br />
bedarf es seiner Meinung nach vieler<br />
Mo saik steinchen. „An den Sanitäranlagen<br />
werden wir sicherlich nicht scheitern. Viel<br />
wichtiger <strong>ist</strong> da schon ein verändertes Rollenverständnis<br />
der Männer.“ Statt so genannte<br />
Karriere-Überstunden zu schieben,<br />
sollten sie lieber frühzeitig nach Hause gehen.<br />
Speziell Führungskräfte, denn bei denen<br />
zählt nicht die Zeit, sondern die Aufgaben,<br />
die sie erledigen. Wichtig sei allerdings <strong>auch</strong>,<br />
dass man flexibler werde, etwa was Schichten<br />
oder <strong>auch</strong> Teilzeit angeht, denn: „Wir<br />
werden es uns kaum le<strong>ist</strong>en können, auf die<br />
Hälfte der Menschheit zu verzichten.“ Sabine<br />
Rolofs ergänzte, dass die Arbeit an die<br />
verschiedenen Lebenssituationen angepasst<br />
werden muss. In diesem Zusammenhang<br />
vielleicht ganz wichtig, dass <strong>HKM</strong> in dieser<br />
Richtung schon viel tut. Weniger in Bezug<br />
auf flexible Arbeitszeit modelle und -zeiten,<br />
dafür umso mehr bezüglich der Vereinbar-<br />
Frank Tegtmeyer,<br />
Leiter<br />
Personalservice<br />
keit von Beruf und Familie. Laut Personalservice-Leiter<br />
Frank Tegtmeyer, der selbst nicht<br />
an der Diskussion teilnahm, gibt es bereits<br />
ein umfassendes Angebot, das neben Kinderbetreuung<br />
und anderen Maßnahmen<br />
erstmals <strong>auch</strong> die Pflege von Angehörigen<br />
einbezieht. „Ein wichtiger Punkt“, wie er<br />
meint, „schließlich hängt die doch noch stark<br />
an den Frauen.“<br />
Vorbilder gesucht<br />
Karin Aust,<br />
Leiterin<br />
Kommunikation<br />
und<br />
O r g a n is at i o n s-<br />
entwicklung<br />
Als Frauenbeauftragte der Stadt Duisburg<br />
begrüßt Doris Freer dieses Angebot, warnt<br />
jedoch zugleich <strong>auch</strong> davor, Frauen- und<br />
Familienförderung in einen Topf zu werfen.<br />
„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft<br />
Männer wie Frauen, die Förderung von<br />
Frauen <strong>ist</strong> etwas anderes.“ Ihre Anregung:<br />
Vielleicht ja mal in den Broschüren über<br />
Ausbildungsberufe nicht nur männliche,<br />
sondern <strong>auch</strong> <strong>weiblich</strong>e Azubis abzubilden.<br />
Annette von Br<strong>auch</strong>itsch sieht das ähnlich.<br />
„Junge Frauen br<strong>auch</strong>en Vorbilder“, sagt die<br />
Beauftrage für Chancengleichheit der Duisburger<br />
Agentur für Arbeit und weiß zugleich<br />
<strong>auch</strong>, dass Eltern und Lehrer die möglichen<br />
Chancen für Mädchen noch nicht richtig<br />
im Blick haben. Mehr Öffentlichkeitsarbeit<br />
sei nötig oder – mit Blick auf <strong>HKM</strong> – <strong>auch</strong><br />
verstärkt Schnupperkurse oder Praktika für<br />
Mädchen. Sowohl Doris Freer als <strong>auch</strong> Annette<br />
von Br<strong>auch</strong>itsch sind sich aber <strong>auch</strong><br />
einig darin, dass die Rahmenbedingungen<br />
stimmen müssen. Um festzustellen, woran<br />
es fehlt und was noch verbessert werden<br />
kann, raten beide: „Genau hinschauen.“<br />
Förderprogramme<br />
eher nicht<br />
Bei der abschließenden Frage in die Runde<br />
ging es dann noch um den Sinn und Zweck<br />
von Frauenförderprogrammen. Und zu denen<br />
gibt es ganz unterschiedliche Meinungen.<br />
Roswitha Becker hat eher ein Problem<br />
damit und rät dazu, das gesamte Thema<br />
„Frauen und <strong>Technik</strong>“ nicht zu verkrampft<br />
anzugehen. Auch Anja Best steht solchen<br />
Programmen ablehnend gegenüber, möchte<br />
viel lieber die Akzeptanz bei Männern<br />
und Frauen verändern und verlangt ein Umdenken<br />
auf beiden Seiten. Für Doris Freer<br />
kommt es hingegen auf die Programme<br />
an, glaubt sogar, dass es ohne Quotierung<br />
nicht geht. Annette von Br<strong>auch</strong>itsch würde<br />
eher Informationsveranstaltungen bevorzugen,<br />
auf denen <strong>HKM</strong> dann etwa Frauen<br />
den Beruf einer Kranfahrerin schmackhaft<br />
machen könnte. Weniger auf Programme<br />
als auf die Förderung von Frauen setzt dagegen<br />
Gabriele vom Ende, schließlich gibt<br />
es keine männlichen oder <strong>weiblich</strong>en Berufe.<br />
Jens Loock will Frauen künftig vielleicht<br />
bestimmte Bereiche wie etwa den Umweltschutz<br />
näher bringen, glaubt aber <strong>auch</strong>,<br />
dass eine gewisse kritische Masse an Frauen<br />
erforderlich <strong>ist</strong>, um die Bewegung nach<br />
vorne zu bringen. Nicht zu immer neuen<br />
Programmen, sondern zum Abgucken rät<br />
Dr. Arnd Köfler. Schließlich gibt es genügend<br />
Initiativen von den man lernen und die man<br />
Journal<strong>ist</strong>in Stephanie Hajdamowicz moderiert die Talk-Runde im gut gefüllten Infozentrum
6 02 • 2013<br />
Frauen und <strong>Technik</strong> – Geht das bei <strong>HKM</strong>?<br />
Besprechung von Zahlen, Daten, Fakten vor<br />
der Veranstaltung<br />
auf <strong>HKM</strong> übertragen kann. Auch Sabine Rolofs<br />
hält wenig von speziellen Programmen,<br />
weil mit Zwang nichts funktioniert.<br />
Berufen Gesichter geben<br />
Blieb letztlich die Frage, was sich ändern<br />
muss, dass Frauen und <strong>Technik</strong> mehr oder<br />
besser zusammenkommen. Und hierzu gab<br />
es reichlich Vorschläge. Etwa dass Ingenieure<br />
oder Chemiker aus den Betrieben in die<br />
Schulen gehen und ihre Gebiete interessant<br />
und spannend vorstellen. Dass bestimmte<br />
Themen frauengerechter und <strong>weiblich</strong>er angesprochen<br />
werden. Dass bei <strong>HKM</strong> arbeitende<br />
Mütter mit Kindern in die Schulen<br />
gehen und von ihrem Job und dem Spaß<br />
dabei erzählen. Oder dass es solche Veranstaltungen<br />
wie die aktuelle öfter geben sollte.<br />
Letztendlich, so der allgemeine Tenor,<br />
geht es um Information, Vorbilder, Beispiele<br />
und Vernetzung. Oder, wie es Anja Best auf<br />
den Punkt brachte, Berufen Gesichter zu geben.<br />
Allerdings sind <strong>auch</strong> die Frauen nicht<br />
aus der Verantwortung entlassen. Es gilt,<br />
ein bestimmtes Selbstverständnis zu haben,<br />
sagte Roswitha Becker. Und das besteht<br />
darin, einen bestimmten Job bekommen zu<br />
wollen, und zwar nicht weil man Frau <strong>ist</strong>,<br />
sondern darin arbeiten will. Allerdings:<br />
„Wenn Frauen sich für solche Berufe und<br />
Jobs interessieren, sollten sie <strong>auch</strong> gleiche<br />
Chancen haben.“ Genau daran muss weiter<br />
gearbeitet werden – <strong>auch</strong> bei <strong>HKM</strong>.<br />
Sie finden <strong>auch</strong>, dass „Frauen und <strong>Technik</strong>“<br />
ein wichtiges Thema <strong>ist</strong>? – Dann diskutieren<br />
Sie mit uns. Per Mail oder Leser brief. Denn<br />
wir wollen die Debatte weiterführen.<br />
Mail-Adresse: leserbriefe@hkm.de<br />
Post-Adresse:<br />
<strong>Hüttenwerke</strong> <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> GmbH,<br />
Redaktion Leserbriefe,<br />
Ehinger Str. 200, 47259 Duisburg<br />
Interne Briefe: Redaktion Leserbriefe<br />
Als Leiterin der Berufsbildung bei <strong>HKM</strong> <strong>ist</strong><br />
Gabriele vom Ende dicht dran am Geschehen.<br />
Und sieht, dass sich im Hinblick auf Bewerberinnen<br />
für technische Ausbildungsberufe<br />
nur wenig tut. Zurzeit sind die Zahlen<br />
Steckbrief<br />
Name: Gabriele vom Ende<br />
Alter:<br />
55 Jahre<br />
Familienstand: ledig, ein Sohn (28 Jahre)<br />
Ausbildung: Diplom-Ingenieurin für<br />
Werkstoffwissenschaf ten<br />
im Hüttenwesen<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit: 1990<br />
Heutige Leiterin<br />
Tätigkeit: Berufsbildung<br />
STECKBRIEFE<br />
Frauen fehlt es am Self-Marketing<br />
sogar wieder rückläufig, sagt sie. Woran es<br />
liegt? – Vielleicht daran, dass die Industrie immer<br />
noch eine Männergesellschaft <strong>ist</strong>, vermutet<br />
sie. Deshalb fördert sie Mädchen und<br />
Frauen, wo es nur geht. Ein aus ihrer Sicht notwendiges<br />
Unterfangen: „Frauen fehlt es oft<br />
an Selbstbewusstsein und am Self-Marketing“,<br />
sagt sie und sie weiß, wovon sie spricht.<br />
Schließlich <strong>ist</strong> sie die einzige Frau in der 35-köpfigen<br />
ersten Führungsebene der Hütte. Nicht,<br />
weil <strong>HKM</strong> dort keine Frauen haben will. „Es<br />
gibt sie einfach nicht“, sagt Gabriele vom Ende.<br />
Weil für solche Leitungsfunktionen ein<br />
Profil erforderlich <strong>ist</strong>, was Frauen zumindest<br />
derzeit nur begrenzt vorweisen können. Der<br />
Frauenquote erklärt sie daher <strong>auch</strong> eine klare<br />
Absage. Alibi-Frauen, sagt sie, br<strong>auch</strong>en wir<br />
nicht, vielmehr solche, die durch Qualifikation<br />
auf Augenhöhe mit den Männern sind. Sie<br />
selbst hat gezeigt, dass das möglich <strong>ist</strong>, <strong>auch</strong><br />
wenn das nicht immer einfach war. Denn mit<br />
ihrem Studium der Hüttenkunde war sie auf<br />
der Hochschule wie <strong>auch</strong> später im Beruf eigentlich<br />
immer eine Exotin. Aber sie hat sich<br />
durchgesetzt. „Wenn man sich erst einmal den<br />
Respekt erarbeitet hat, läuft es <strong>auch</strong>.“ Zugleich<br />
hat sie lernen müssen, als Frau doppelt so gut<br />
zu sein, da die Entscheider in der Regel Männer<br />
sind. Und die lassen Frauen nur hochkommen,<br />
wenn sie besser sind. Dennoch hat Gabriele<br />
vom Ende durchweg gute berufliche Erfahrungen<br />
gemacht. Etwa mit Arbeitgebern, die<br />
mit einer ledigen Mutter als Ingenieurin kein<br />
Problem hatten. Auf der Hütte <strong>ist</strong> sie direkt als<br />
Betriebsleiterin eingestiegen und hat gleich<br />
neue „Sitten“ eingeführt. Etwa dass Termine<br />
nach 16 Uhr nicht gehen, weil der Sohn aus der<br />
Kita muss. „Das war schon eine kleine Revolution“,<br />
lacht sie. Weniger zum Lachen waren anzügliche<br />
Blicke und sex<strong>ist</strong>ische Anmache. Viel<br />
geändert hat sich daran nicht, sagt sie. Nur<br />
dass langsam doch mehr Frauen in die Berufe<br />
drängen und weniger Berührungsängste haben.<br />
Hinsichtlich der erforderlichen Veränderung<br />
<strong>ist</strong> sie dennoch skeptisch: „In meiner Generation<br />
passiert das nicht mehr.“ Dafür sieht<br />
sie die demografische Entwicklung als Chance<br />
für Frauen. Allerdings nur dann, wenn sie nicht<br />
warten, bis sie entdeckt werden. Und wenn<br />
sich die Denke der Entscheider ändert, sie nach<br />
Potenzial und nicht Geschlecht entscheiden.<br />
Letztlich <strong>ist</strong> Gabriele vom Ende sich aber sicher:<br />
„Immer mehr Frauen werden Spuren hinterlassen.<br />
Nicht zuletzt deshalb, weil sich <strong>auch</strong><br />
die Männer ändern.“
02 • 2013 7<br />
Steckbrief<br />
Name: Anja Best<br />
Alter:<br />
46 Jahre<br />
Familienstand: ledig<br />
Ausbildung: Bankkauffrau,<br />
anschließend Studium<br />
Bauingenieurwesen<br />
an der FH Bochum<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit: 01.04.2011<br />
Heutige Bauingenieurin<br />
Tätigkeit: Instandhaltung<br />
Auf der Baustelle eine Exotin<br />
Wer Anja Best nach dem Thema Frauen<br />
und <strong>Technik</strong> befragt, bekommt Positives<br />
zu hören. Zumindest was <strong>HKM</strong> angeht,<br />
denn da fühlt sich die 46-Jährige wohl. Weil sie<br />
akzeptiert wird, gleiches Geld wie die männlichen<br />
Kollegen erhält und nach dem beurteilt<br />
wird, was sie kann. Keine Selbstverständlichkeit,<br />
wie die gelernte Bankkauffrau weiß. Die<br />
sich erst mit Anfang 30 dazu entschied, einen<br />
Neuanfang zu wagen und Bauingenieurwesen<br />
zu studieren. Aus Vorliebe für <strong>Technik</strong> und der<br />
Faszination, Gebäude entstehen zu sehen. Als<br />
sie nach ihrem Diplom die ersten beruflichen<br />
Schritte bei einem mittelständischen Bauunternehmen<br />
unternimmt, macht sie dort als erste<br />
Ingenieurin überhaupt gleich die Erfahrung:<br />
Männer akzeptieren auf Baustellen keine<br />
Frauen, die ihnen was zu sagen haben. Und sie<br />
müssen mehr le<strong>ist</strong>en, um anerkannt zu werden,<br />
bekommen in der Regel aber weniger bezahlt.<br />
Durchsetzen, das lernt sie schnell, kann<br />
man sich nur, wenn man diesen Menschen auf<br />
Augenhöhe begegnet. Was für sie als Anfängerin<br />
und noch dazu als Frau nicht einfach <strong>ist</strong>.<br />
„Da spielt das Diplom überhaupt keine Rolle“,<br />
sagt sie. Nach ihrem Wechsel zu Hochtief, wo<br />
sie den Bereich After-Sales-Management für<br />
den Wohnungsbau aufbauen soll, sieht das<br />
schon anders aus. Was <strong>auch</strong> damit zusammenhängt,<br />
dass sie nach ca. acht Jahren Praxis ein<br />
anderes Auftreten hat. Eine Exotin bleibt sie<br />
trotzdem und <strong>auch</strong> später bei <strong>HKM</strong> wird sie<br />
zunächst das Gefühl nicht los, als Frau nicht<br />
ernst genommen zu werden. „Vielleicht weil<br />
es <strong>auch</strong> Männern schwer fällt, aus alten Rollenklischees<br />
auszubrechen, zumal Frauen jetzt<br />
mit ganz anderen Forderungen und einem anderen<br />
Selbstbewusstsein auftreten“, sagt sie.<br />
Inzwischen fühlt Anja Best sich allerdings aufgenommen.<br />
Zu Recht, wie sie meint. Schließlich<br />
<strong>ist</strong> sie als Betreiberin von sechs Sozialgebäuden<br />
und zwei Verwaltungen für alles<br />
verantwortlich, was an Instandhaltungsarbeiten<br />
anfällt – von der Ausschreibung über<br />
die Planung bis zur Übergabe. Bei <strong>HKM</strong>, sagt<br />
sie, wird sie danach beurteilt, was sie kann und<br />
nicht danach, welches Geschlecht sie hat. Keine<br />
Selbstverständlichkeit, denn sie hat <strong>auch</strong><br />
anderes erlebt. Gegen die Frauenquote <strong>ist</strong> sie<br />
trotzdem. „Wenn Frauen gut sind, setzen sie<br />
sich <strong>auch</strong> so durch.“ Ihr Vorschlag für mehr<br />
Chancengleichheit: Bei Bewerbungen einfach<br />
nicht aufs Geschlecht, sondern auf die Qualifikation<br />
achten.<br />
Es fehlt an Flexibilität<br />
Dass Sabine Rolofs heute in der Kokerei<br />
als Chemielaborantin eine Vollstelle in<br />
der Frühschicht hat, <strong>ist</strong> keineswegs selbstverständlich.<br />
„Noch vor Jahren war das unmöglich.<br />
Da <strong>ist</strong> mir der Wiedereinstieg mangels<br />
einer solchen Stelle verwehrt worden“, sagt<br />
sie. Dabei hat sie sich immer ins Zeug gelegt,<br />
schon zwei Jahre nach ihrer Ausbildung bereits<br />
den Antrag auf Weiterqualifizierung zur<br />
<strong>Technik</strong>erin gestellt. Chemielaborantin lernt<br />
Sabine Rolofs aus Interesse an <strong>Technik</strong> und<br />
Chemie. Und weil sie glaubt, auf dem damals<br />
nicht gerade rosigen Arbeitsmarkt mit einem<br />
technischen Beruf bessere<br />
(Zukunfts-) Chancen zu haben.<br />
Allerdings steht für sie<br />
<strong>auch</strong> fest, einmal Kinder haben<br />
zu wollen. Über die heute<br />
viel zitierte Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie macht sie<br />
sich noch wenig Gedanken<br />
und geht daher <strong>auch</strong> in den<br />
Mutterschutz mit dem festen<br />
Vorsatz, wieder in den Beruf<br />
zurückkehren zu wollen. Nach<br />
einer gewissen Zeit jedenfalls,<br />
denn: „Ich wollte meine Kinder<br />
wissentlich aufwachsen<br />
sehen.“ Allerdings gestaltet sich der berufliche<br />
Wiedereinstieg schwer, da sie einen Halbtagsjob<br />
sucht. Was bei <strong>HKM</strong> damals ebenso wenig<br />
möglich <strong>ist</strong>, wie ausschließlich Frühschicht<br />
zu machen. Als Alternative bleibt der Job am<br />
Empfang einer Tierärztin. Erst sechs Jahre<br />
später bietet man ihr dann im Rahmen der<br />
Kokereierweiterung doch eine Vollzeitstelle<br />
auf der Frühschicht von 6 bis 14 Uhr an. Obwohl<br />
sich also etwas getan hat, sieht Sabine<br />
Rolofs immer noch Handlungsbedarf. „Es fehlt<br />
an Flexibilität der Arbeitgeber, sich durch entsprechende<br />
Arbeits- und <strong>auch</strong> Zeitmodelle auf<br />
Name:<br />
Alter:<br />
Familienstand:<br />
Ausbildung:<br />
die Bedürfnisse von Frauen und speziell Müttern<br />
einzustellen.“ Vielleicht, so vermutet sie,<br />
herrscht ja vor allem bei älteren Führungskräften<br />
noch das alte Rollenklischee von Frauen am<br />
Herd. Gleichwohl gibt sie zu, dass ein Umdenken<br />
stattfindet, wie das zunehmende Angebot<br />
an Krabbelplätzen zeigt. Ob eine Frauenquote<br />
diese Veränderung beschleunigen kann, wagt<br />
sie allerdings zu bezweifeln. Zumindest dann,<br />
wenn es nur um die Quote geht. „Wenn nur<br />
die Qualifikation zählt und dann im Zweifelsfall<br />
Frauen bevorzugt werden, hielte ich das<br />
für richtig. Aber <strong>auch</strong> nur dann.“<br />
Sabine Rolofs<br />
43 Jahre<br />
Steckbrief<br />
verheiratet, zwei Söhne (14 und 12 Jahre)<br />
Ausbildung zur Chemie laborantin bei <strong>HKM</strong>,<br />
Weiterbildung zur Chemotechnikerin<br />
(Berufskolleg Glockenspitz Krefeld)<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit: von 1989-1998<br />
(mit Unterbrechung wegen Weiterbildung)<br />
und dann wieder ab 2011<br />
Heutige Tätigkeit: Chemielaborantin in der Kokerei
8 02 • 2013<br />
Jede Frau soll selbst entscheiden<br />
Roswitha Becker <strong>ist</strong> eine Frau, die polarisiert,<br />
an deren Lebensmodell sich <strong>auch</strong><br />
heute noch die Meinungen scheiden. Drei Kinder<br />
hat die Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften<br />
zur Welt gebracht, bei den ersten<br />
beiden jeweils nur drei und beim dritten<br />
zehn Monate lang pausiert. Dann hat sie eine<br />
Kinderfrau engagiert. Sie weiß, dass sie damit<br />
Klischees bedient. Bei denen, die Frauen wie<br />
sie für Rabenmütter halten oder für karrieresüchtig.<br />
Und die sagen, dass man das ja sowieso<br />
nur machen kann, wenn das Gehalt stimmt.<br />
Roswitha Becker kümmern solche Stimmen<br />
wenig. Vor allem deshalb nicht, weil sie ihr<br />
Lebensmodell keinem anderen aufdrängen<br />
will. „Jeder muss schauen, auf welche Art er<br />
glücklich wird“, sagt sie. Natürlich geht bei<br />
einer Kinderfrau ein Großteil des Gehalts<br />
drauf. Aber, so gibt sie zu bedenken, dafür<br />
kann man den Beruf fortsetzen und zahlt unter<br />
anderem <strong>auch</strong> die Rentenkasse ein. Was<br />
sich – mit Blick auf Altersarmut bei Frauen –<br />
später bezahlt macht. Ganz abgesehen davon,<br />
dass man den Anschluss nicht verpasst. „Das<br />
zum Teil längere Aussetzen <strong>ist</strong> sicherlich mit<br />
ein Grund dafür, dass es vergleichsweise wenig<br />
Frauen in Führungspositionen gibt.“ Dafür<br />
sei natürlich <strong>auch</strong> Flexibilität seitens der Ar-<br />
beitgeber erforderlich. Aber die erfährt sie an<br />
ihrem Arbeitsplatz, arbeitet beispielsweise<br />
teilzeit an vier Tagen in der Woche. Ob das nun<br />
Steckbrief<br />
Name: Roswitha Becker<br />
Alter:<br />
42 Jahre<br />
Familienstand: verheiratet, drei Söhne<br />
(3, 4 und 7 Jahre)<br />
Ausbildung: Diplom-Ingenieurin<br />
Werkstoffwissenschaften<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit: 1998<br />
Heutige Leitung Fachgebiet<br />
Tätigkeit: Qualitätssteuerung<br />
an ihren Vorgesetzten liegt oder <strong>HKM</strong>-spezifisch<br />
<strong>ist</strong>, kann sie allerdings nicht sagen.<br />
Roswitha Becker <strong>ist</strong> jedenfalls glücklich in ihrer<br />
Arbeitswelt. Denn in die Industrie wollte sie<br />
schon immer. Auch wenn das eine Männerwelt<br />
<strong>ist</strong>, in der gönnerhafte Chefs sie schon<br />
einmal fragten, wie sie denn dieses oder jenes<br />
so als Hausfrau sehe. „Von so etwas darf man<br />
sich nicht beeinflussen lassen, darf nicht allzu<br />
empfindlich sein“, meint sie. Bei vielen, so ihre<br />
Meinung, fängt der Denk- und Wertewandel<br />
sowieso erst an, wenn sie selbst eine Tochter<br />
haben, die sich für einen technischen Beruf<br />
interessiert. Echte Probleme habe sie jedenfalls<br />
nie gehabt, nicht beim <strong>Mannesmann</strong>-<br />
Grobblechwalzwerk, wo ihr beruflicher Werdegang<br />
begann, noch bei <strong>HKM</strong>. Nicht zuletzt<br />
deshalb steht sie der Frage der Frauenquote<br />
zwiespältig gegenüber, beantwortet sie daher<br />
mit der Gegenfrage, was dadurch besser wird.<br />
„Zählt dann Quote oder Können?“ Wichtig sei,<br />
das Thema im Fokus zu behalten, nur eben<br />
nicht so verkrampft, wie das jetzt geschieht.<br />
„Letztendlich sollte jede Frau so entscheiden,<br />
wie sie es für richtig hält.“ Was nicht immer so<br />
aussehen muss, wie bei ihr. Nur dass es für sie<br />
genau das Richtige <strong>ist</strong>.<br />
Steckbrief<br />
Name: Denise Kappes<br />
Alter:<br />
24 Jahre<br />
Familienstand: ledig<br />
Ausbildung: Elektronikerin für<br />
Automatisierungstechnik<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit: 2009<br />
Heutige Maschin<strong>ist</strong>in in<br />
Tätigkeit: Kohlenwertstoffanlage<br />
Allein unter Männern<br />
Denise Kappes auf Schicht, das <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> das<br />
Spiegelbild der heutigen Arbeitswelt in<br />
technischen Berufen. Neun Männer arbeiten<br />
da mit einer Frau zusammen, ein Ungleichgewicht,<br />
das Standard <strong>ist</strong>. Unwohl fühlt sich die<br />
24-Jährige dennoch nicht, denn: „Ich habe eine<br />
technische Ausbildung machen wollen und<br />
schon damals gemerkt, dass es genau das Richtige<br />
für mich <strong>ist</strong>.“ Benachteiligt gefühlt hat sie<br />
sich in dieser Zeit nie, nur so manche Tätigkeit<br />
wie Feilen oder Meißeln <strong>ist</strong> ihren eher zarten<br />
Fingern nicht ganz so bekommen. Davon abschrecken<br />
lassen, hat sie sich nie, im Gegenteil.<br />
Sie hat ihre Ausbildung durchgezogen, wurde<br />
von den anderen Azubis akzeptiert und hat sogar<br />
ein Angebot als Elektronikerin abgelehnt.<br />
Weil sie als Maschin<strong>ist</strong>in tiefer in die Materie<br />
reinkommen, neue Bereiche und Abläufe kennen<br />
lernen kann, wie sie sagt. Und deshalb<br />
geht sie nun auf Schicht, macht Rundgänge,<br />
kontrolliert Messwerte, zieht Proben und<br />
schaut, dass alles funktioniert. Allein unter<br />
Männern, was sie aber nicht stört. „Die me<strong>ist</strong>en<br />
sind nett. Nur Ältere sticheln manchmal,<br />
weil eine Frau auf Schicht eben doch noch keine<br />
Selbstverständlichkeit <strong>ist</strong>.“ Denise Kappes<br />
<strong>ist</strong> selbstbewusst genug, so etwas zu überhören<br />
und sich zu behaupten. Zumal sie mit ihren<br />
männlichen Kollegen durchaus mithalten<br />
kann. Allerdings, sagt sie, muss man als Frau<br />
mehr mit dem Kopf machen und oft besser<br />
sein als die Männer, um mit ihnen auf einer<br />
Stufe zu stehen. Nicht bei den jüngeren, darauf<br />
legt Denise Kappes Wert. Aber bei manchen,<br />
sagt sie, „steckt einiges an Vorurteilen<br />
wohl immer noch in den Köpfen drin.“ Zumindest<br />
am Anfang, bis sie dann sehen, dass<br />
Frauen <strong>auch</strong> gut sind. „Und von der Qualifikation<br />
manchmal sogar besser“, lacht sie. Wie<br />
viele ihrer Kolleginnen hält <strong>auch</strong> sie deshalb<br />
nichts von der Frauenquote, verlangt vielmehr<br />
Gleichbehandlung. „Wenn Frauen besser sind,<br />
sollen sie <strong>auch</strong> aufsteigen können.“ Bei <strong>HKM</strong><br />
sieht sie diese Möglichkeit gegeben, fühlt sich<br />
in gleichem Maße gefördert wie die männlichen<br />
Kollegen. Und will deshalb <strong>auch</strong> bleiben.<br />
Über Familie und Kinder und ob sich dann etwas<br />
ändert, hat sie noch nicht nachgedacht.<br />
Nur dass das mit der Schicht dann wahrscheinlich<br />
nicht mehr klappen wird, <strong>ist</strong> ihr schon klar.<br />
Aber vielleicht hat sich bis dahin ja noch mehr<br />
verändert.
02 • 2013 9<br />
Mitarbeiter Kolumne des Betriebsrats:<br />
(K)Eine heile Welt<br />
Es rumort derzeit bei <strong>HKM</strong>. Grund für die<br />
eher ungewohnte Unruhe <strong>ist</strong> das AÜG-<br />
Thema. „Es wird momentan ziemlich heftig<br />
über die Übernahme diskutiert“, weiß Betriebsratsvorsitzender<br />
Uli Kimpel, der das<br />
Ausmaß der Diskussion nicht ganz verstehen<br />
kann. „Wir sind ja bestrebt, so viele wie<br />
möglich zu übernehmen“, sagt er. Nur dass<br />
das alles nicht so einfach <strong>ist</strong>. Schließlich sind<br />
da <strong>auch</strong> noch die Azubis und die Konzernübernahme.<br />
Trotzdem <strong>ist</strong> bereits viel geschafft<br />
worden, betont Norbert Keller. Und<br />
der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende<br />
kann dazu <strong>auch</strong> Zahlen nennen. „Rund 170<br />
AÜGs haben wir in den letzten Jahren schon<br />
übernommen, einige werden <strong>auch</strong> in diesem<br />
Jahr noch hinzukommen.“ Keine Kleinigkeit,<br />
wenn man bedenkt, dass seit 2012 <strong>auch</strong> die<br />
Übernahme von Inoxum-Mitarbeitern gestemmt<br />
wird. Insgesamt 200 sollen bis 2014<br />
bei <strong>HKM</strong> unter kommen. 100 sollten bereits<br />
2012 übernommen werden, wobei allerdings<br />
nur etwa 60 von Krefeld gekommen<br />
sind. Weitere 50 stehen für das laufende<br />
sowie <strong>auch</strong> für das kommende Jahr auf dem<br />
Plan. Eine Alternative dazu gibt es nicht,<br />
wissen die beiden, „denn wir sind zu der<br />
Konzernübernahme verpflichtet.“<br />
Trotzdem will man in Zukunft bei der Vorgehensweise<br />
für die Übernahme von AÜGs,<br />
Azubis und <strong>auch</strong> von Konzernmitarbeitern<br />
eine klare Linie fahren. „Wir arbeiten gerade<br />
zusammen mit den Arbeitgebern an einer<br />
Betriebsvereinbarung über Grundsätze zum<br />
Einsatz von Leiharbeitern, in der von Azubis<br />
über Leiharbeiter bis hin zu befr<strong>ist</strong>et Beschäftigten<br />
alles enthalten und geregelt<br />
<strong>ist</strong>“, sagt Uli Kimpel. Bei den befr<strong>ist</strong>eten Kollegen<br />
soll sogar recht schnell etwas geschehen.<br />
Noch in diesem Jahr, so verspricht Norbert<br />
Keller, will man versuchen, die befr<strong>ist</strong>et<br />
beschäftigten Kollegen zu entfr<strong>ist</strong>en. Und<br />
zwar jene, die vor der Übernahme als Leiharbeiter<br />
bei <strong>HKM</strong> gearbeitet und jetzt insgesamt<br />
eine Beschäftigung von 54 Monaten<br />
hinter sich gebracht haben.<br />
Mal abgesehen von der Unruhe an der<br />
Übernahmefront, scheint die Welt auf der<br />
Hütte ansonsten in Ordnung zu sein. Es<br />
herrscht nahezu Vollauslastung, die Stimmung<br />
<strong>ist</strong> gut. Also alles eitel Sonnenschein?<br />
– Nur scheinbar, denn derzeit <strong>ist</strong> <strong>HKM</strong> nach<br />
Ansicht der beiden Betriebsräte eine Insel<br />
der Glückseligen. Und dass ihr Betonung<br />
dabei auf „Insel“ liegt, hat seinen Grund.<br />
„Wenn wir mal zu unseren Müttern, aber<br />
<strong>auch</strong> auf die Gesamtsituation in der Stahlindustrie<br />
schauen, dann müssen wir zugeben,<br />
momentan wirklich gut dran zu sein“, sagen<br />
sie. Was nicht unbedingt heißen muss, dass<br />
sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern<br />
muss. Aber denkbar <strong>ist</strong> es eben doch. Zumal<br />
sich Dinge wie die Energiepolitik und ihre<br />
Auswirkungen kaum beeinflussen lassen.<br />
Gleiches gilt für die Rohstoffpreise. „Es <strong>ist</strong> ja<br />
eigentlich absurd, dass bei fallenden Stahlpreisen<br />
Rohstoffe wie Erz auf höchstem Niveau<br />
verharren oder sogar weiter steigen“,<br />
schüttelt Uli Kimpel den Kopf. Wobei er nur<br />
zu gut weiß, dass der schier unstillbare Rohstoffhunger<br />
der Chinesen die treibende<br />
Kraft dafür <strong>ist</strong>.<br />
Da an diesen und anderen Themen aus<br />
eigener Kraft wenig getan werden kann,<br />
nimmt man sich anderer Dinge an. So finden<br />
die beiden es beispielsweise ausgesprochen<br />
gut, dass in dieser Ausgabe von „Wir<br />
bei <strong>HKM</strong>“ das Thema „Frauen und <strong>Technik</strong>“<br />
zur Sprache kommt. „Ich hoffe, dass dadurch<br />
auf der Hütte eine Diskussion zustande<br />
kommt, wie wir mit dem Thema weiter<br />
umgehen und dabei weiterkommen können“,<br />
meint Norbert Keller. Denn angesichts<br />
der demografischen Entwicklung wird man<br />
es sich kaum le<strong>ist</strong>en können, auf gut ausgebildete<br />
Frauen zu verzichten. Und da besteht<br />
auf der Hütte vielleicht doch noch etwas<br />
Nachholbedarf.
10 02 • 2013<br />
Mitarbeiter Neue Wege der Arbeitssicherheit im Hochofenbereich:<br />
Die (Arbeits-) Welt<br />
mit anderen Augen sehen<br />
Der Titel des neuen Arbeitssicherheitskonzepts<br />
im Roheisenbereich Hochofen <strong>ist</strong> doppeldeutig.<br />
Aber das hat Roheisenchef Dr.<br />
Peter Eisen wohl <strong>auch</strong> so gewollt. Denn „Mit<br />
Sicherheit in Führung gehen“ kann zum einen<br />
bedeuten, dass nur durch sicheres Arbeiten<br />
Spitzenpositionen bei Kosten und<br />
Qualität erreicht werden können. Zum anderen<br />
kann es aber <strong>auch</strong> heißen, dass Sicherheit<br />
ein Thema <strong>ist</strong>, mit dem man an die<br />
Führungstruppe ran muss. Und zwar nicht<br />
nur an die Prozess- und Teilprozessleiter,<br />
sondern <strong>auch</strong> an die Vorarbeiter, Schichtleiter<br />
und Me<strong>ist</strong>er. Weil dort die alltägliche<br />
Kommunikation mit den Mitarbeitern stattfindet.<br />
Und die sind es letztlich, die „anpacken“,<br />
wobei daraus <strong>auch</strong> Gefährdungen<br />
entstehen können. Die Kommunikation<br />
sollte dabei am besten auf Augenhöhe und<br />
ohne erhobenen Zeigefinger erfolgen. Und<br />
genau darauf zielt das neue Konzept ab.<br />
Auslöser für die Aktion war Ende 2011 im<br />
Hochofenbereich die immer wiederkehrende<br />
aktuelle Frage, was zur weiteren Verbesserung<br />
der Sicherheit denn noch getan werden<br />
könnte. Oder anders ausgedrückt: Wie<br />
lassen sich die Mitarbeiter am besten ansprechen,<br />
wie können sie aus der Routine<br />
herausgeholt und ihr Blick für neue Sichtweisen<br />
geöffnet werden? Kurz: Wie sind die<br />
Mitarbeiter in Sachen Sicherheit am besten<br />
zu erreichen? Die Antwort auf all diese Fragen:<br />
Durch einen Perspektivwechsel.<br />
Theorie und Lerngänge<br />
Es war Organisationsentwicklungs- und<br />
Kom munikationschefin Karin Aust, die für<br />
diesen Perspektivwechsel die Frage „Was<br />
könnte mich und andere gefährden?“ vorschlug<br />
und zur Umsetzung eines entsprechenden<br />
Konzepts das Beratungsunternehmen<br />
t&t Organisationsentwicklung empfahl.<br />
Ausgangspunkt für dieses neue<br />
Kon zept <strong>ist</strong> die Erkenntnis, dass bislang eigentlich<br />
nur Führungskräfte über USO-<br />
Rundgänge geschult worden sind. Dem entgegen<br />
steht jedoch die Tatsache, dass Unfälle<br />
zume<strong>ist</strong> in gewerblichen Bereichen<br />
passieren. Es geht also darum, die Köpfe der<br />
handelnden Personen zu erreichen, ihnen<br />
bewusst zu machen, in welcher Situation<br />
sie sich befinden, was sie gefährden könnte<br />
und was diese Gefährdung auslöst. Das Beratungsunternehmen<br />
schlug dafür einen<br />
zweitägigen Workshop vor, der sich in Theorie<br />
und sogenannte Lerngänge gliederte.<br />
Nachdem das Konzept zunächst in einem<br />
ausgewählten Kreis aus Führungskräften<br />
einschließlich Roheisenchef Peter Eisen sowie<br />
Me<strong>ist</strong>ern und Vorarbeitern in einer Art<br />
Workshop begutachtet und letztlich als<br />
passend und richtig für den Roheisenbereich<br />
bewertet worden war, fand im März<br />
2012 der erste Pilot statt – mit Mitarbeitern<br />
aus der Produktion und Instandhaltung. Anschließend<br />
wurde es noch einmal weiter<br />
verfeinert und im November dann auf die<br />
erste Bewährungsprobe geschickt.<br />
Zunächst gedämpfte<br />
Bege<strong>ist</strong>erung<br />
Insgesamt 64 Vorarbeiter, Me<strong>ist</strong>er, Ingenieure<br />
und Prozessleiter starteten in sechs<br />
Gruppen in das zweite Pilotprojekt. Schon<br />
das übrigens eine Neuerung, da bei ähnlichen<br />
Schulungen bislang auf Teilprozessleiter-Ebene<br />
Schluss gewesen war. Ein Fehler,<br />
wie Dr. Henning Schneider meint.<br />
„Schließ lich fängt der Einfluss auf die Mitarbeiter<br />
bei den Me<strong>ist</strong>ern und Vorarbeitern<br />
an“, sagt der Prozessleiter Instandhaltung<br />
Hochofen. Und Jürgen Gertz, Prozessleiter<br />
Produktion Hochofen, ergänzt: „Wir haben<br />
diese Kollegen ganz bewusst dazu genommen,<br />
weil wir uns davon eine ganze Menge<br />
versprechen.“ Die solchermaßen „Geehrten“<br />
allerdings waren von der bevorstehenden<br />
zweitägigen Schulung zunächst alles andere<br />
als bege<strong>ist</strong>ert. „Schon wieder etwas<br />
Neues. Wir wissen doch längst alles“, schil-
Wolfgang Paschmann und Cihan Yeniay<br />
am Steuerpult Schrägaufzug;<br />
Durchsprache des Arbeitsablaufes<br />
dert Frank Ott, Teilprozessleiter Produktion,<br />
die damalige Reaktion auf die frohe Botschaft.<br />
„War so“, bestätigt Peter Geilen, Teilprozessleiter<br />
Instandhaltung Elektrik. „Vor<br />
allem deshalb, weil wir nur den neuen Titel,<br />
aber nichts über die Inhalte erfahren haben.“<br />
Umso überraschter waren die beiden und<br />
mit ihnen viele andere, als es schließlich zur<br />
Sache ging. Schließlich wurde Arbeitssicherheit<br />
auf einmal ganz anders vermittelt.<br />
Nicht nur locker und in Form von Diskussionen,<br />
wie Produktionsschichtleiter Thomas<br />
Steil sagt, sondern vor allem praxisnah, mit<br />
Beispielen aus dem Alltag.<br />
unwesentlich höher als die anderen, und<br />
doch str<strong>auch</strong>elten und stolperten jede Menge<br />
Passanten über das kaum wahrnehmbare<br />
Hindernis. Für Prozessleiter Gertz sind<br />
diese Beispiele <strong>auch</strong> theoretisch bestens dazu<br />
geeignet, auf Gefahren aufmerksam zu<br />
machen und für Gefährdungen die Augen<br />
zu öffnen. „Weil sie den Menschen und seine<br />
Verhaltensweisen in den Vordergrund<br />
stellen.“ Das sieht <strong>auch</strong> Wolfgang Paschmann<br />
so. „Gerade das Beispiel mit der Eisenstange<br />
zeigt, dass man gewisse Gefahren<br />
nicht richtig einschätzt“, sagt der Teilprozesskoordinator<br />
Instandhaltung Elektrik, der<br />
dabei Unterstützung von Teilprozessleiter<br />
Instandhaltung Mechanik, Paolo Pizzolato,<br />
02 • 2013 11<br />
der Zeit einnahm. Noch deutlicher wurde<br />
der neue Ansatz bei den sogenannten Lerngängen,<br />
die die Teilnehmer gemeinsam mit<br />
einem Trainer absolvierten. Denn da ging es<br />
zunächst einmal darum, sozusagen mit den<br />
Augen des Trainers Alltäglichkeiten aus<br />
einem anderen Blickwinkel heraus wahrzunehmen.<br />
Ganz im Sinne der Aust’schen Frage,<br />
was einen selbst oder andere gefährden<br />
könnte.<br />
Der zweite Schritt bestand darin, die<br />
Mitarbeiter auf solche Dinge anzusprechen<br />
und aufmerksam zu machen. Und zwar ruhig<br />
und gelassen. Was zumindest für Thomas<br />
Steil eine gewisse Umstellung bedeutete.<br />
„Ich bin sonst eher immer laut ge -<br />
Peter Geilen und Henning Schneider;<br />
Vorbereitungen zum Lerngang in der Granulierung<br />
Marco Hermans und Thomas Steil auf der Gießbühne;<br />
Beobachtungen zum Lerngang<br />
Beispiele aus dem Alltag<br />
So ließ der Trainer die Gruppe, als sie an<br />
einem an der Wand angelehnten Rohrstück<br />
vor beikommt, beispielsweise schätzen, wie<br />
hoch die Wahrscheinlichkeit <strong>ist</strong>, dass ein<br />
Unfall passiert, weil ein kleines Rohrstück<br />
auf dem Boden liegt. Wobei die tatsächlich<br />
erreichten 100 Prozent keiner auf seiner<br />
Schätzl<strong>ist</strong>e hatte. „Ganz einfach deshalb,<br />
weil jeder davon ausgeht, dass dieses Rohr<br />
stehen bleibt und keine Gefahr von ihm ausgeht“,<br />
sagt Chr<strong>ist</strong>oph Konieczny, Vorarbeiter<br />
Hochofen Service Feuerfest, der sich daher<br />
bestens erklären kann, dass keiner etwas<br />
getan hat. Hätte er selbst <strong>auch</strong> nicht, wie er<br />
zugibt. Wie schnell sich allerdings eine vermeintliche<br />
Kleinigkeit zu einer waschechten<br />
Gefährdung entpuppen kann, zeigte das<br />
Beispiel einer Rolltreppe. Nur eine Stufe war<br />
erhält. „Wenn einen jemand anders auf so<br />
etwas aufmerksam macht, sieht man erst,<br />
wie betriebsblind man <strong>ist</strong>.“ Nicht zuletzt<br />
deshalb bleibt für Cihan Yeniay Arbeitssicherheit<br />
<strong>auch</strong> ein wichtiges Thema, über<br />
das man nicht oft genug sprechen kann.<br />
„Erst recht, wenn einem vor Augen geführt<br />
wird, was aus Kleinigkeiten so alles entstehen<br />
kann“, sagt der Schichtleiter Störungsdienst.<br />
Was Fachgebietsleiter Produktion<br />
Sebastian T<strong>auch</strong>ert und den anderen aber<br />
vor allem gefallen hat: „Dass bei der neuen<br />
Lehrmethode viel diskutiert und nicht einfach<br />
nur ein Konzept durchgezogen wurde.“<br />
Lerngänge mit den Augen<br />
des Trainers<br />
Das zeigte sich nicht nur in der Theorie,<br />
<strong>auch</strong> wenn die insgesamt rund 70 Prozent<br />
worden, habe aber schnell gelernt, dass ein<br />
ruhiger Ton besser rüber kommt“, räumt er<br />
ein. Frank Ott hingegen findet gut, dass<br />
endlich wieder „Hüttensprache“ angesagt<br />
<strong>ist</strong>. Denn das bislang favorisierte Vorgehen<br />
bei USO-Rundgängen war nun gar nicht<br />
sein Ding. „Die Leute so lange zu fragen und<br />
zu löchern, bis sie selbst auf ihren Fehler<br />
kommen, liegt mir nicht. Und den Mitarbeitern<br />
übrigens <strong>auch</strong> nicht“, <strong>ist</strong> er sicher. Eine<br />
klare Ansage hingegen schon, zumal das<br />
neue Konzept ausdrücklich <strong>auch</strong> Lob vorsieht.<br />
So wie Frank Ott <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> Sebastian T<strong>auch</strong>ert<br />
von der neuen Vorgehensweise überzeugt,<br />
„weil sich jetzt niemand mehr verstellen<br />
muss.“ Und weil die Sichtweise nun<br />
etwas genauer <strong>ist</strong> und die Kommunikation<br />
mit den Kollegen auf Augenhöhe stattfindet,<br />
fügt Chr<strong>ist</strong>oph Konieczny hinzu.
12 02 • 2013<br />
Jürgen Gertz und Chr<strong>ist</strong>oph Konieczny<br />
auf dem Weg zur Gießhalle;<br />
letzte Abstimmung zum Lerngang<br />
Kein Einmal-Effekt<br />
Damit das alles nun <strong>auch</strong> in die Belegschaft<br />
getragen wird, sollen die Inhalte der Schulung<br />
künftig sowohl in den SGAs als <strong>auch</strong><br />
bei den SOS-Rundgängen vermittelt werden.<br />
Schließlich geht es darum, dass <strong>auch</strong><br />
die anderen die Dinge so sehen und umsetzen<br />
wie die Schulungsteilnehmer. Hilfreich,<br />
so Henning Schneider, <strong>ist</strong> da sicherlich, mal<br />
Fotos zu machen und den jeweiligen Zustand<br />
darzustellen. „Und natürlich Vorbild<br />
zu sein und den herum liegenden Schl<strong>auch</strong><br />
<strong>auch</strong> mal selbst aus dem Weg zu räumen.“<br />
Für die me<strong>ist</strong>en <strong>ist</strong> das genauso wenig ein<br />
Problem, wie die neue Form der Mitarbeiteransprache.<br />
„Denn das deckt sich sowieso<br />
mehr mit meiner eigenen Denkweise“,<br />
meint Wolfgang Paschmann. Oder wie Paolo<br />
Pizzolato es ausdrückt: „Man muss sich<br />
doch immer die Frage stellen, wie man<br />
selbst gern angesprochen würde. Für mich<br />
<strong>ist</strong> daher diese Ich-Ebene besser.“ Auch<br />
Cihan Yeniay will künftig eher einen Gang<br />
zurückschalten, wenn es um das Ansprechen<br />
der Fehler geht. „Weil manches <strong>auch</strong><br />
aus Stress heraus geschieht und dafür können<br />
die Mitarbeiter ja nun mal nichts.“ Am<br />
besten aber <strong>ist</strong>, dass die Sache bei den Mitarbeitern<br />
anscheinend ankommt. „Erst kürzlich<br />
hat mich ein Kollege auf eine lose Treppenstufe<br />
hingewiesen und sie dann gleich<br />
selbst festgeschraubt“, nennt Wolfgang<br />
Lang ein positives Beispiel. Nicht nur er <strong>ist</strong><br />
deshalb davon überzeugt, dass sich die neue<br />
Sichtweise durchsetzen wird. „Das <strong>ist</strong> kein<br />
Einmal-Effekt“, glaubt er.<br />
Der Erfolg <strong>ist</strong> entscheidend<br />
Allerdings mahnt Peter Geilen <strong>auch</strong> Kontinuität<br />
an. “Wir müssen jetzt <strong>auch</strong> mal dabei<br />
bleiben und nicht immer wieder etwas<br />
Neues einführen.“ Dass in anderen Betrieben<br />
ganz andere Projekte und Konzepte laufen,<br />
hält er dagegen nicht für schlimm. Weil<br />
jeder Betrieb schauen muss, was für ihn<br />
selbst am besten passt. Im Hochofenbereich<br />
zeigt das durchweg gute Feedback der Mitarbeiter,<br />
dass das neue Konzept ankommt.<br />
Weil sich Sichtweise und Ansprache geändert<br />
haben, weil <strong>auch</strong> Lob ausgesprochen<br />
wird und weil es bei eventuellen Eskalationen<br />
nicht persönlich wird. Die wesentliche<br />
Veränderung aber besteht darin, Arbeitssicherheit<br />
von einer anderen Perspektive her<br />
zu betrachten. Nicht zuletzt deshalb, sollen<br />
die Lerngänge für Führungskräfte systematisiert<br />
und fortgesetzt werden. „Der Erfolg<br />
<strong>ist</strong> entscheidend“, ziehen Henning Schneider<br />
und Jürgen Gertz eine vorläufige Zwischenbilanz,<br />
und die sieht durchaus positiv<br />
aus. Denn die Mitarbeiter agieren inzwischen<br />
aus sich selbst heraus, vieles <strong>ist</strong> buchstäblich<br />
sichtbar besser geworden. Das<br />
heißt übrigens nicht, dass nun alles geändert<br />
wird. Die USO-Rundgänge wird es <strong>auch</strong><br />
weiterhin geben, nur dass sie im Bereich<br />
Hochofen inhaltlich jetzt durch die neue<br />
Philosophie ersetzt werden. Gegen eine<br />
Wiederholung der Schulung oder eine Auffrischung<br />
der Inhalte hätte übrigens keiner<br />
etwas einzuwenden. Schließlich besteht aus<br />
Sicht der Teilnehmer immer die Gefahr, dass<br />
sich das Gelernte mit der Zeit abflacht. Ein<br />
Feedback-Gespräch fänden die me<strong>ist</strong>en<br />
ebenfalls nicht schlecht, <strong>auch</strong> wenn dies<br />
teilweise schon regelmäßiger Bestandteil<br />
der SGAs <strong>ist</strong>. Ansonsten aber sind die Teilnehmer<br />
mit dem Konzept und der Schulung<br />
zufrieden. „Das Beste, was wir je gemacht<br />
haben“, wie die me<strong>ist</strong>en sagen. Nicht zuletzt<br />
deshalb, weil es dazu beigetragen hat, die<br />
(Arbeits-) Welt mit anderen Augen zu sehen.<br />
Und das wollen sie alle beibehalten. Jetzt<br />
und in Zukunft.<br />
Frank Ott und Sebastian T<strong>auch</strong>ert auf der Gießbühne;<br />
Beobachtungen zu den Arbeiten beim Abstich<br />
Paolo Pizzolato und Wolfgang Lang in der Halle O;<br />
Maßkontrolle einer Düsenspitze im Rahmen eines Lernganges
02 • 2013 13<br />
Mitarbeiter Ein Praktikum bei <strong>HKM</strong>:<br />
Win-Win-Situation<br />
für alle Beteiligten<br />
Die Bedeutung von Praktika wird oft unterschätzt.<br />
Schließlich lassen sich dabei nicht<br />
nur erste Erfahrungen in möglichen Berufsfeldern<br />
sammeln. Sie ermöglichen <strong>auch</strong>,<br />
Kon takte zu knüpfen, Netzwerke zu bilden<br />
und erleichtern so oftmals den späteren Einstieg<br />
ins Berufsleben.<br />
Ein Praktikum <strong>ist</strong> zudem wichtig, um zu erkennen,<br />
ob der angestrebte Beruf <strong>auch</strong> wirklich<br />
Spaß macht und die Erwartungen, die<br />
man an den Beruf hat, <strong>auch</strong> so erfüllt werden.<br />
Ganz abgesehen davon, dass sich wichtige<br />
Erfahrungen in der Selbsteinschätzung<br />
machen lassen. Etwa ob man besser als Einzelarbeiter<br />
oder im Team arbeiten kann und<br />
wie man sich in ein Team einbringt.<br />
Jährlich 300 Praktika<br />
Was viele nicht wissen: <strong>HKM</strong> bietet im Jahr<br />
rund 300 Praktika für Schülerinnen und<br />
Schü ler sowie für Studierende an – neben<br />
dem Tagesgeschäft oft eine große Herausforderung<br />
für die Betriebe, die die Praktikanten<br />
betreuen. Nicht selten stellt sich jedoch<br />
eine Win-Win-Situation sowohl für<br />
den Praktikanten als <strong>auch</strong> für <strong>HKM</strong> ein, da<br />
sich der Praktikant gewinnbringend ins Tagesgeschäft<br />
einbringen kann.<br />
Dass ein Praktikum interessant sein kann<br />
und <strong>auch</strong> Spaß macht, macht das Beispiel<br />
der Praktikantin Lea Otto deutlich. Die Studentin<br />
des Bauingenieurwesens im 3. Semester<br />
an der Universität Duisburg Essen bedankte<br />
sich mit ihren Eindrücken in einem<br />
Brief bei ihrer Betreuerin Anja Best von der<br />
Immobilienwirtschaft.<br />
Liebe Frau Best,<br />
während meines vierwöchigen Praktikums bei <strong>HKM</strong> war ich der Abteilung PI-BO<br />
in der Immobilienwirtschaft zugeteilt und wurde dort von Ihnen betreut. Hierfür<br />
möchte ich mich bei Ihnen recht herzlich bedanken!<br />
Zu dieser Zeit wurden gerade die Sanitäranlagen mehrerer Gebäude saniert. Es<br />
war sehr spannend, die Haustechnik kennenzulernen, ein Bereich im Bauwesen,<br />
über den ich bis dahin noch gar nichts erfahren habe. Toll fand ich, dass ich schon<br />
in der ersten Woche eigenständig losziehen durfte, um die Räume aufzumessen<br />
und Mengenermittlungen durchzuführen. Zusammen mit den Mitarbeitern der<br />
Abteilung konnte ich für diese Räume dann neue Ausführungsvarianten<br />
entwerfen. Sehr interessant waren die Baustellenbegehungen und ein Höhepunkt<br />
die Abnahme, die ich mit Ihnen durch geführt habe. Besonders gut gefallen an<br />
dem Praktikum hat mir, dass <strong>auch</strong> abtei lungs übergreifend eine sehr angenehme<br />
Ar beits atmosphäre herrschte und ich viele ver schiedene Bereiche und Tätigkeiten<br />
kennengelernt habe.<br />
Sehr interessant waren natürlich das Stahl werk, die Kokerei und die Hochöfen,<br />
durch welche ich „persönliche Führungen“ durch Sie im Rahmen der Abwicklung<br />
der Baustellen bekommen habe.<br />
Aber <strong>auch</strong> an Aufgaben, an die man als Studentin, die die Hütte nicht kennt, gar<br />
nicht denkt, wie z. B. die Überarbeitung des Verkehrsleitsystems, der Abriss<br />
ungenutzter alter Gebäude oder die Kontrolle von Feuerlöschern habe ich teils<br />
aktiv und eigenständig mitarbeiten können – vielen Dank dafür!.<br />
Alles in allem hat mir mein Praktikum ausgesprochen gut gefallen und ich kann es<br />
nur weiterempfehlen. Nächstes Mal bewerbe ich mich gerne wieder bei <strong>HKM</strong>.<br />
Viele Grüße Lea Otto<br />
Praktikantin Lea Otto<br />
beim Inspektionsrundgang
14 02 • 2013<br />
Kompetenz Best Practice – Überprüfung elektrischer Betriebsmittel:<br />
Einfach, schneller und besser<br />
Im Sinne der Arbeitssicherheit müssen betriebliche<br />
Hilfsmittel regelmäßig überprüft<br />
und diese Überprüfungen <strong>auch</strong> entsprechend<br />
dokumentiert werden. Das fordern<br />
gesetzliche Regelungen, wie etwa die Betriebssicherheitsverordnung.<br />
Auch und gerade,<br />
wenn es sich dabei um elektrische<br />
Betriebsmittel wie eine Bohrmaschine oder<br />
einen Winkelschleifer, aber <strong>auch</strong> Kabeltrommeln<br />
und vieles mehr handelt. Was früher<br />
in mühsamer Kleinarbeit erledigt werden<br />
musste, klappt heute dank neuer Prüfgeräte<br />
und Software praktisch im Handumdrehen.<br />
Zumindest in den Bereichen TI-M und TR-IE.<br />
Einmal jährlich oder nach einer Instandsetzung<br />
kommen die so genannten ortsveränderlichen<br />
Betriebsmittel messtechnisch unter<br />
die Lupe, während die ortsgebundenen<br />
nur alle vier Jahre an der Reihe sind. Mussten<br />
dazu noch bis vor wenigen Jahren die<br />
entsprechenden Ident-Nummern von den<br />
Geräten abgelesen, handschriftlich notiert<br />
und in dicke Ordner abgelegt werden, reicht<br />
heute ein simples Prüfgerät. Und je nach<br />
Software-Ausstattung dieser Prüfgeräte befinden<br />
sich die Daten dann sogar im SAP-System<br />
der Hütte.<br />
Prototyp bei TI-M<br />
Die Abteilung Medien (TI-M) im Bereich Energie,<br />
Infrastruktur und Anlagentechnik verfügt<br />
derzeit noch über eine Art Prototyp.<br />
Zwar stehen <strong>auch</strong> dem zuständigen Team<br />
mit Me<strong>ist</strong>er Bernd Hofmann, Vorarbeiter<br />
André Backes und Facharbeiter Chr<strong>ist</strong>opher<br />
Welling zwei Prüfgeräte für ortsveränderliche<br />
und ortsgebundene Betriebsmittel zur<br />
Verfügung, doch sind diese mit der Software<br />
„Protokollmanager“ noch nicht an das<br />
SAP-System der Hütte angebunden. Eine<br />
Erleichterung sind sie trotzdem, wie<br />
Chr<strong>ist</strong>opher Welling berichtet. Er <strong>ist</strong> für die<br />
elektrischen Betriebsmittel zuständig, hat<br />
Me<strong>ist</strong>er Team Gase:<br />
(v. re.) Bernd Hofmann mit<br />
Vorarbeiter Andrè Backes
02 • 2013 15<br />
deswegen sogar einen entsprechenden<br />
Lehr gang bei der Berufsgenossenschaft besucht.<br />
Seitdem kümmert er sich um die<br />
Überprüfung von Bohrmaschinen, Winkelschleifer<br />
und was sonst noch Stecker und<br />
Kabel hat. Zur Überprüfung der elektrischen<br />
Geräte gibt es zwei Wege: Sie kommen zum<br />
Prüfgerät oder das Prüfgerät wird dorthin<br />
gebracht. „Dann br<strong>auch</strong>en wir nur die an jedes<br />
Hilfsmittel vergebene interne Ident-<br />
Nummer einzugeben, und das war’s dann<br />
<strong>auch</strong> schon“, erklärt André Backes die Vorgehensweise.<br />
Die Software erkennt nämlich<br />
an der Nummer das jeweilige Gerät und<br />
ordnet die neuen Messdaten dem im System<br />
hinterlegten Gerät zu.<br />
Ein Stück mehr<br />
Arbeitssicherheit<br />
Damit das funktioniert, mussten im Vorfeld<br />
natürlich die spezifischen Daten eines jeden<br />
Geräts mit Typ und Artikelnummer erfasst<br />
und auf der Datenbank des Programms gespeichert<br />
werden. Erst dann können die<br />
neuen Messdaten exakt zugeordnet werden.<br />
Mehr als 1.000 Geräte überprüft TI-M<br />
heute schon auf diese Weise und der Effekt<br />
<strong>ist</strong> enorm. „Wir haben nicht nur eine bessere<br />
Übersicht. Wir verfügen jetzt <strong>auch</strong> über<br />
Vergleichsmöglichkeiten, da wir auf dem<br />
Sys tem die Protokolle der letzten drei Prüfungen<br />
speichern können“, sagt Bernd Hofmann.<br />
Und: „Das Ganze <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> ein Stück<br />
mehr Arbeitssicherheit, da Mängel schneller<br />
und besser erkannt und entsprechend beseitigt<br />
werden können.“<br />
Umfassendere Software<br />
bei TR-IE<br />
Bei der elektrischen Instandhaltung Hochofen<br />
funktioniert die Überprüfung der dort<br />
rund 1.400 Geräte auf die gleiche Weise, nur<br />
besitzt das dafür zuständige Team mit Teilprozessleiter<br />
Peter Geilen sowie den beiden<br />
Vorarbeitern Marco Rini und Stephan Zipfl<br />
bereits ein schlaueres Gerät. Zusammen mit<br />
Udo Gläsel vom Team TI-S und der Firma IT-<br />
Motive haben sie die Schnittstelle zur Software<br />
„ELEKTROmanager“ realisiert, die eine<br />
Vielzahl an Vorteilen bietet. Denn damit lassen<br />
sich nicht nur Arbeitsmittel, Maschinen<br />
und Installationen messen, bewerten und<br />
dokumentieren sowie eine rechtssichere<br />
Team IH Elektrik Hochofen: (v.l.) Peter Geilen, Stephan Zipfl und Marco Rini<br />
Dokumentation von Prüfungen erstellen.<br />
Die Schnittstelle zur Software ermöglicht<br />
innerhalb des SAP-Moduls PM (Produktionsplanung)<br />
<strong>auch</strong> die Prüfungsplanung. Mehr<br />
noch: „Durch die Integration von SAP und<br />
ELEKTROmanager <strong>ist</strong> <strong>auch</strong> eine Zusammenführung<br />
der Wartungsplanung in SAP mit<br />
der Prüfungsdurchführung und Prüfdokumentation<br />
von Arbeitsmitteln im ELEKTROmanager<br />
möglich“, sagt Peter Geilen.<br />
Zahlreiche Vorteile<br />
Was für den Laien auf den ersten Blick nicht<br />
ganz klar <strong>ist</strong>: „Es handelt sich dabei um eine<br />
denkbar einfache Lösung, da die Datenerfassung<br />
immer nur in einem System stattfindet<br />
und zudem ein automatisierter Datenaustausch<br />
zwischen SAP und der Prüfsoftware<br />
gewährle<strong>ist</strong>et <strong>ist</strong>“, weiß Udo<br />
Gläsel. Für die beiden Vorarbeiter <strong>ist</strong> hingegen<br />
die Praxisnähe ein ungeheurer Vorteil.<br />
„Durch die Verwendung der Wartungsplanung<br />
von SAP verfügen wir zum einen über<br />
eine hohe Planungssicherheit bei der Wartung,<br />
zum anderen besteht eine hohe Kostentransparenz<br />
durch Abrechnungsvorschriften“,<br />
betont Marco Rini. Und Stephan<br />
Zipfl fügt hinzu: „Aufgrund der Prüfdokumentation<br />
in der Software stehen jederzeit<br />
abrufbare Prüfberichte bereit, so dass wir<br />
<strong>auch</strong> die Vorschriften aus der Betriebssicherheitsverordnung<br />
locker erfüllen.“ Ganz<br />
abgesehen davon, dass durch die Integration<br />
der beiden Systeme eine sichere und<br />
noch dazu archivierbare Datenablage besteht.<br />
Zur Nachahmung empfohlen<br />
Ein weiterer Unterschied zum TI-M-Team:<br />
Bei der Instandhaltung Elektrik Hochofen<br />
werden die Daten der Geräte über vorher<br />
zugeordnete und abgespeicherte Barcodes<br />
per Scanner eingelesen. „Später sollen vielleicht<br />
<strong>auch</strong> mal QR-Codes und RFID Chips<br />
zum Einsatz kommen“, sagt Peter Geilen.<br />
Übrigens hat das ganze Projekt vom ersten<br />
Angebot bis zur Freischaltung gerade mal<br />
sechs Monate gedauert. Seit dem 1. März<br />
2013 wird es regelmäßig im produktiven Bereich<br />
eingesetzt, seit dem 1. Mai <strong>auch</strong> für<br />
automatische Wartungs- und Inspektionsdienste<br />
genutzt. Dazu „guckt“ SAP praktisch<br />
in die Prüf-Software rein, stellt fest, welche<br />
Geräte wann und an welchem Ort zu warten<br />
und zu überprüfen sind, und erstellt automatisch<br />
einen entsprechenden Plan. Für<br />
die Instandhaltung Elektrik im Bereich<br />
Hoch ofen jedenfalls eine echte Arbeitserleichterung.<br />
Und eine mit der Empfehlung<br />
zur Nachahmung. Schließlich gibt es zu prüfende<br />
elektrische Betriebsmittel in vielen<br />
Betrieben auf der Hütte.
16 02 • 2013<br />
Datenauslese aus dem Anlagenkataster<br />
Mitarbeiter Mitarbeiter stellen ihren Arbeitsalltag vor:<br />
Von der Instandhaltung<br />
zum Umweltschutz<br />
Als Melanie Nöllen im September 1996 bei<br />
<strong>HKM</strong> ihre Ausbildung zur Prozessleitelektronikerin<br />
anfing, da war von Girls‘ Day oder<br />
Frauenquote noch keine Rede. Auch die heute<br />
immer selbstverständlicher werdende Präsenz<br />
von Mädchen in technischen, sprich:<br />
Män ner berufen, war damals noch nicht gegeben,<br />
so dass die heute 33-Jährige in der<br />
Ausbildung und <strong>auch</strong> später im Berufsleben<br />
an fangs oft das einzig <strong>weiblich</strong>e Wesen war.<br />
Geschadet hat ihr das nicht und <strong>auch</strong> die Berufswahl<br />
hat sie zu keinem Zeitpunkt bereut.<br />
Doch der Reihe nach.<br />
Der Einstieg ins Berufsleben lief für Melanie<br />
Nöllen eher ungeplant ab, wie sie heute zugibt.<br />
„Ich habe mich sozusagen großflächig<br />
beworben und dabei von der Chemielabo-<br />
Steckbrief<br />
Name: Melanie Nöllen<br />
Alter:<br />
33 Jahre<br />
Familienstand: in fester Partnerschaft<br />
Ausbildung: Prozessleitelektronikerin<br />
Heutige Sachbearbeiterin TU<br />
Tätigkeit:<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit: 1. September 1996<br />
rantin über die Industriemechanikerin bis zur<br />
Groß- und Außenhandelskauffrau nichts ausgelassen.“<br />
Von technischer Vorprägung kann<br />
also ebenso wenig die Rede sein wie von Abneigung.<br />
„Ich war damals für alles offen, weil<br />
es auf dem Lehrstellenmarkt nicht gerade rosig<br />
aussah“, sagt sie.<br />
Bewusst für Beruf entschieden<br />
Der Tipp, es doch mal bei <strong>HKM</strong> zu versuchen,<br />
kam von ihrem damaligen Freund, der selbst<br />
auf der Hütte arbeitete. Ein eigentlich naheliegender<br />
Vorschlag, denn Melanie Nöllen<br />
kannte <strong>HKM</strong> bereits von zahlreichen Besuchen<br />
am Tag der offenen Tür und mit der<br />
Schule. Bei dem damaligen Bewerbungsbogen<br />
konnte man zwischen verschiedenen Berufen<br />
wählen. Sie kreuzte Energieelektronikerin<br />
und Industriemechanikerin an. Nach<br />
dem Einstellungstest folgte das Vorstellungsgespräch,<br />
wo sie mit dem Satz begrüßt wurde:<br />
„Sie haben sich also als Prozessleitelektronikerin<br />
beworben.“ Hatte sie natürlich<br />
nicht. Vielmehr war sie entsprechend der<br />
Test ergebnisse anscheinend in diesen Topf<br />
gefallen. Was sie aber nicht abschreckte. Sie<br />
machte sich im Gegenteil zuerst einmal<br />
schlau, informierte sich über Ausbildung und<br />
Beruf und sagte dann zu. „Sehr bewusst und<br />
aus Überzeugung“, wie sie unterstreicht.<br />
Sich selbst etwas beweisen<br />
Archivierung von technischen Unterlagen in der Ablage<br />
Im September 1996 begann Melanie Nöllen<br />
ihre Ausbildung zur Prozessleitelektronikerin<br />
und machte dabei sehr schnell die Erfahrung,<br />
dass sie einen gewissen Exoten-Status besaß.<br />
In der gesamten gewerblichen Ausbildung<br />
gab es damals gerade einmal eine Handvoll<br />
Mädchen, auf der elektronischen Seite war<br />
sie in ihrem Ausbildungsjahr sogar das einzige.<br />
Was Vor- und Nachteile hatte. Denn<br />
während sie die einen freundlich und zuvorkommend<br />
behandelten, ließen sie andere<br />
wiederum spüren, dass sie wohl doch eher<br />
fehl am Platze war. Melanie Nöllen hat sich<br />
von all dem nicht beeindrucken lassen. „Im<br />
Zweifelsfall muss man halt ein wenig unsensibler<br />
sein und nicht alles an sich ran kommen<br />
lassen.“ Deutlich im Gedächtnis <strong>ist</strong> ihr<br />
aber geblieben, dass sie als Frau oft mehr als<br />
ihre männlichen Kollegen tun musste, um<br />
Anerkennung zu ernten und Vertrauen zu erwerben.<br />
Ihr damaliger und <strong>auch</strong> späterer<br />
Antrieb: „Ich wollte nicht anderen, sondern<br />
mir selbst beweisen, dass ich das kann und<br />
schaffe.“<br />
Auf Messungen spezialisiert<br />
Die Ausbildung selbst absolvierte sie wie<br />
<strong>auch</strong> die männlichen Azubis. Mit Metallgrundkurs,<br />
Elektrik und viel Schleppen von<br />
Regelventilen und Werkzeugkästen. Insgesamt,<br />
so sagt sie, hat ihr das Ganze aber Spaß<br />
gemacht. Zumal ihr Ausbilder ein zwar<br />
manchmal etwas sperriger Typ war, sie andererseits<br />
aber zum Querdenken anregte und<br />
ermunterte. Und so war es nach bestandener<br />
Prüfung Anfang 2000 für sie keine Frage, in<br />
dem erlernten Beruf weiterzumachen. Eingesetzt<br />
wurde sie bei der Instandhaltung Elektrik<br />
der Brammenanlagen, zu tun bekam sie<br />
es mit allem, was einen Stecker oder ein Kabel<br />
hatte. Und obwohl die täglichen Arbeiten
02 • 2013 17<br />
Rubrik a Subheadline:<br />
Headline<br />
Vergleich der Dokumentation mit den Anlagendaten<br />
Begleitung des TÜV`s (Sachverständigen) bei einer Anlagenabnahme<br />
mit Reparaturen, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />
sowie Neuinstallationen und<br />
Störungsbehebungen ein äußerst breites Betätigungsfeld<br />
boten, hatte die Arbeit schnell<br />
einen Schwerpunkt: Messungen. „Ich habe<br />
von der Kontrolle bis zum Kalibrieren eigentlich<br />
alles gemacht und war darin zum Schluss<br />
richtig gut“, strahlt sie. Vielleicht <strong>auch</strong> deswegen,<br />
weil sie inzwischen Teil eines Teams<br />
war, das sie akzeptierte.<br />
Besuch der Vorarbeiterschule<br />
Obwohl die Arbeit Spaß machte wurde Elektrik<br />
und Elektronik nie zu einer wirklichen Leidenschaft.<br />
„Mein Ehrgeiz bestand nicht darin,<br />
nun <strong>auch</strong> zuhause alles zu elektrifizieren<br />
und etwa elektronisch gesteuerte Rollläden<br />
zu haben“, sagt sie. Was sie nicht davon abhielt,<br />
im Jahr 2008 die interne Vorarbeiterschule<br />
zu besuchen – für sie in mehrfacher<br />
Hinsicht von Bedeutung. Zum einen, weil sie<br />
dort Gerhard Pohl und mit oder über ihn das<br />
Thema wassergefährdende Stoffe kennenlernte.<br />
Zum anderen, weil die Vorarbeiterschule<br />
sozusagen der Auslöser für weitere<br />
Qualifizierungsmaßnahmen war. Nicht nur,<br />
weil sie die Vorarbeiterschule richtig gut abschloss,<br />
wie Melanie Nöllen zu Recht stolz<br />
berichtet. „Mir war zu diesem Zeitpunkt <strong>auch</strong><br />
klar, dass ich nicht mit 50 Jahren noch durch<br />
die Brammenanlage krabbeln wollte.“ Logische<br />
Konsequenz dieser Erkenntnis: Besuch<br />
der Me<strong>ist</strong>erschule am Bildungszentrum der<br />
Wirtschaft am Niederrhein mit abschließender<br />
IHK-Prüfung.<br />
Berufsbegleitende<br />
Me<strong>ist</strong>erschule<br />
Ein Entschluss, der Kraft kostete. Schließlich<br />
lief die zweieinhalb Jahre dauernde Me<strong>ist</strong>erschule<br />
berufsbegleitend ab. „Ich habe noch<br />
nie so viel lernen müssen wie in dieser Zeit“,<br />
stöhnt Melanie Nöllen noch heute, erinnert<br />
sich zugleich aber <strong>auch</strong> an ein Highlight. Im<br />
Rahmen der Ausbilder-Prüfung hatte sie sich<br />
für das Fachgespräch das Thema „Umgang<br />
mit wassergefährdenden Stoffen“ ausgewählt<br />
und dafür höchstes Lob von der IHK<br />
erhalten. Für sie eine Art Fingerzeig. Als sie<br />
dann im Intranet auf eine für Me<strong>ist</strong>er und<br />
<strong>Technik</strong>er ausgeschriebene Stelle im Gewässerschutz<br />
stieß, war ihr sofort klar: Das <strong>ist</strong><br />
meine Stelle! Trotzdem zog sich die endgültige<br />
Entscheidung etwas hin. „Ich wusste<br />
einfach nicht, ob ich tatsächlich schon aus<br />
der Bramme raus wollte, zumal wir zu der<br />
Zeit ein wirklich Super-Team waren.“ Sie entschied<br />
sich letztlich fürs Ausprobieren,<br />
schrieb eine angstfreie Bewerbung und<br />
harrte der Dinge, die da kommen könnten.<br />
Die kamen in Form eines Vorstellungsgesprächs<br />
bei dem bereits erwähnten Gerhard<br />
Pohl und mündeten schließlich im<br />
Herbst 2010 in einem Probe-Arbeiten. All das<br />
geschah übrigens parallel zur Me<strong>ist</strong>erschule.<br />
Ganz abgesehen davon, dass sie und ihr Partner<br />
sich gerade einen Labrador-Welpen und<br />
ein sanierungsbedürftiges Haus angeschafft<br />
hatten.<br />
Tolle Einarbeitung<br />
und Übergabe<br />
Es war schließlich Gerhard Pohl, der sie anrief<br />
und fragte, ob sie den Job noch wolle. Von<br />
seiner Seite aus sei alles klar. Damit waren<br />
die Würfel gefallen. Melanie Nöllen sagte zu,<br />
konnte allerdings nicht sofort wechseln. Ihr<br />
Me<strong>ist</strong>er wollte sie zwecks Einarbeitung ihres<br />
Nachfolgers erst zum Juni 2011 gehen lassen.<br />
Am 15. Juni 2011 war es dann soweit, der<br />
Wechsel war perfekt. Was folgte war eine<br />
lange Einarbeitungszeit mit ihrem Vorgänger<br />
Peter Bock, von der Melanie Nöllen heute<br />
noch bege<strong>ist</strong>ert <strong>ist</strong>. „Er hat mir alles gezeigt<br />
und erklärt und eine tolle Übergabe samt begleitetem<br />
Wissenstransfer gemacht.“ Ihr<br />
heutiger Job: Begleitung der Betriebe bei allen<br />
Fragen zum Gewässerschutz und zu Anlagen<br />
mit wassergefährdenden Stoffen. Dazu<br />
gehören die Datenpflege von Messwerten,<br />
Analyse und Verbräuchen, Behördenkontakte<br />
etwa zur Meldung von Messwerten oder<br />
<strong>auch</strong> für Genehmigungen, sowie entsprechende<br />
Vorbereitungen, dass die Betriebe die<br />
gesetzlichen Vorgaben <strong>auch</strong> erfüllen können.<br />
Fast angekommen<br />
Zu 95 Prozent macht die 33-Jährige inzwischen<br />
einen Schreibtisch-Job, was sie einerseits<br />
freut. „Endlich keine schwere körperliche<br />
Arbeit mehr und im Winter keine Kälte.“ Andererseits<br />
vermisst sie manchmal die Arbeit<br />
im Betrieb. Das Erfolgserlebnis, etwas Defektes<br />
wieder zum Laufen gebracht zu haben,<br />
<strong>ist</strong> eine schöne Bestätigung der eigenen Le<strong>ist</strong>ung.<br />
Jedoch steht sie, wie sie sagt, kurz vorm<br />
Ankommen in ihrem jetzigen Job. „Ich muss<br />
mich in verschiedene Dinge noch mehr einarbeiten<br />
und <strong>auch</strong> noch viel lernen“, gibt sie zu.<br />
Zu schätzen weiß sie inzwischen den Blick<br />
über den Tellerrand, schließlich muss sie nahezu<br />
die gesamte Hütte kennen. Eine Herausforderung,<br />
wie sie findet. Und die will sie<br />
gerne weiter annehmen. Weil sie die Aufgabe<br />
interessiert und sie Teil eines funktionierenden<br />
Teams <strong>ist</strong>. In dem sie übrigens längst<br />
nicht die einzige Frau <strong>ist</strong>. Auch privat <strong>ist</strong> die<br />
hektische Hund- und Hausphase ruhiger geworden.<br />
Zwar <strong>ist</strong> noch lange nicht alles renoviert,<br />
aber das Wichtigste <strong>ist</strong> getan. Zeit genug<br />
also, um sich <strong>auch</strong> anderen Dingen zu<br />
widmen: Freunde treffen, Zeit mit ihrem<br />
Partner verbringen, mal ein Buch lesen oder<br />
fotografieren. „Ich bin eher eine Art Wellentyp“,<br />
lacht Melanie Nöllen, „br<strong>auch</strong>e mal hektische<br />
und dann wieder entspannte Phasen.“<br />
Und das macht sie dann <strong>auch</strong>. Denn kämpfen<br />
muss sie nicht mehr. Das hat sie hinter sich.
18 02 • 2013<br />
Rubrik Subheadline:<br />
Headline<br />
Kompetenz Mehr Transparenz durch neue <strong>Technik</strong>en im Hochofenprozess:<br />
Der Blick ins Innere<br />
Rein äußerlich hat sich nicht viel verändert.<br />
Nach wie vor wird das Erscheinungsbild integrierter<br />
<strong>Hüttenwerke</strong> von den bis zu<br />
100 Meter hohen Hochöfen bestimmt, die<br />
zume<strong>ist</strong> weit über die Werksgrenzen hinaus<br />
zu sehen sind. Dies gilt insbesondere für<br />
<strong>HKM</strong>, wo Hüttenwerk und Wohngebiet nah<br />
beieinanderliegen, und die Produktionsanlagen<br />
sicherlich von einer breiten Öffentlichkeit<br />
wahrgenommen werden können.<br />
Doch mag sich optisch <strong>auch</strong> relativ wenig<br />
getan haben: Die Messtechnik und Datenerfassung<br />
sind im Laufe der vergangenen 20<br />
Jahre an beiden Hochöfen bei <strong>HKM</strong> auf ein<br />
sehr hohes Niveau gewachsen, was den Betriebsverantwortlichen<br />
große Sicherheit bei<br />
der Prozessführung und der Früherkennung<br />
von Abweichungen bietet.<br />
Formenbühne: Schematische Darstellung<br />
eines Düsenstocks mit Blasformkamera<br />
Allerdings gehört zur Nutzung der umfangreichen<br />
Bereitstellung von Betriebsdaten<br />
immer noch eine langjährige Erfahrung der<br />
Betriebsleitung, um <strong>auch</strong> komplizierte Diagnosen<br />
richtigzustellen zu können. Ungefähr<br />
so wie beim Arzt, der anhand von Daten erkennen<br />
muss, ob es dem Patienten „gut<br />
geht“ oder „was ihm fehlt“, weil er ja nicht in<br />
ihn hineinsehen kann. Oder besser: Nicht in<br />
ihn hineinsehen konnte, denn inzwischen<br />
machen modernste <strong>Technik</strong>en den Blick ins<br />
Innere zumindest begrenzt möglich.<br />
Tieferer Einblick durch<br />
HORA-Sonde<br />
Letztendlich <strong>ist</strong> der Hochofen ein ebenso<br />
ge schlossenes Gefäß, und <strong>auch</strong> bei den<br />
Hochöfnern besteht der bisher noch unerfüllte<br />
Wunsch, einen Blick in das „Innere“ zu<br />
werfen. In jüngster Zeit haben die Entwicklungen<br />
in der Radar- und Infrarot-<strong>Technik</strong><br />
hier Möglichkeiten eröffnet. Zwar sind diese<br />
Anwendungen noch in einer gewissen<br />
Entwicklungsphase, aber die bisherigen Ergebnisse<br />
sind recht positiv. Vor einem Jahr<br />
wurde am Hochofen B am so genannten<br />
Ofenkopf – <strong>auch</strong> Gicht genannt – ein erster<br />
Prototyp der Hochofen-Radarsonde der Firma<br />
Zimmermann & Jansen eingebaut. Diese<br />
HORA-Sonde liefert nun ein direktes Abbild<br />
der Form und Geografie der obersten<br />
Lage der Beschickung im Ofen. Anders als<br />
die bislang nur an vier Punktmessungen mit<br />
Sonden ermittelte „Teufenmessung“ erzeugt<br />
die neue HORA-Sonde jetzt ein komplettes<br />
Flächenabbild mit Informationen<br />
über Höhen und Tiefen dieses Profils in verschiedenen<br />
Schnittebenen.<br />
Kontinuierliche Messfahrten<br />
Hochofen-<br />
Radarsonde<br />
Aktuell muss hier noch Arbeit in die so genannte<br />
Peripherie gesteckt werden. Will<br />
heißen: Die Radarmessung erfüllt ihre Funktion<br />
zwar wie gewünscht, und <strong>auch</strong> die<br />
Qualität der gelieferten Informationen und<br />
Bilder <strong>ist</strong> für die Hochofenmannschaft sehr<br />
nützlich. Jedoch muss noch die elektronische<br />
Speichermöglichkeit der vielen Messergebnisse<br />
weiter ausgebaut werden. Die<br />
Messfahrten mit der HORA-Sonde an Hochofen<br />
B erfolgen kontinuierlich im Abstand<br />
von je 10 bis 20 Minuten. Wenn es jetzt
02 • 2013 19<br />
Kamerabild aus der Verbrennungszone<br />
vor den Blasformen des Hochofen B<br />
noch gelingt, zwischen den Scan-Abbildungen<br />
der HORA-Sonde und wichtigen Betriebs<br />
parametern Zusammenhänge und<br />
Abhängigkeiten herzustellen, wird dies für<br />
die Früherkennung und das Vermeiden von<br />
metallurgischen Störungen ein bedeutender<br />
Schritt nach vorne sein.<br />
Infrarot-<strong>Technik</strong><br />
zur Beobachtung<br />
Ebenso wie die beschriebene Anwendung<br />
der Radartechnologie hat <strong>auch</strong> die Infrarot-<br />
Kameratechnik neue Anwendungsgebiete<br />
im Hochofenprozess gefunden. Das Beobachten<br />
der Verbrennungszone im Hochofen<br />
vor den Blasformen, dort wo bei etwa<br />
2.150 Grad das so genannte Reduktionsgas<br />
oder Formengas erzeugt wird, erfolgt bislang<br />
noch durch „Beobachtung mit dem<br />
Auge“ der Hochofenmannschaft. Dies sind<br />
jedoch immer nur „Momentaufnahmen“, da<br />
niemand 30 Blasformen am Hochofen über<br />
24 Stunden beobachten kann. Zu Beginn<br />
des Jahres wurden jetzt exemplarisch an<br />
Hochofen B zwei Blasformenkameras installiert,<br />
die kontinuierlich Online-Aufzeichnungen<br />
der Blasformsituation in die Messwarte<br />
übertragen. Hier besteht das Ziel darin,<br />
rechtzeitig Unregelmäßigkeiten und<br />
bisher unbeobachtete Phänomene der Vorgänge<br />
vor den Blasformen zu erkennen und<br />
der Mannschaft zu übermitteln.<br />
Die Hochofen-Radarsonde mit einem typischen Messergebnis<br />
Informationen online<br />
und jederzeit<br />
Das Hochofenteam erhält damit jederzeit<br />
„online“ die wichtigsten Informationen über<br />
diesen absolut „kritischen“ Bereich im Hochofen.<br />
Die Kameratechnik und die spezielle<br />
Software wurden in diesem Fall von der Firma<br />
Paul Wurth entwickelt. Auch hier muss<br />
noch an der Speichermöglichkeit dieser Fülle<br />
an Informationen gefeilt werden, aber für<br />
die <strong>Technik</strong>er der Produktions-und Instandhaltungsmannschaft<br />
<strong>ist</strong> <strong>auch</strong> dieses Problem<br />
lösbar. Wenn dann zukünftig alle 60<br />
Blasformen der beiden Hochöfen kontinuierlich<br />
mit den Kameras beobachtet werden<br />
können, bringt <strong>auch</strong> diese Entwicklung für<br />
<strong>HKM</strong> einen bedeutenden Gewinn an Betriebssicherheit<br />
und damit <strong>auch</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
in unserem manchmal<br />
schwie rigen Umfeld.<br />
In Teamwork realisiert<br />
Zu erwähnen <strong>ist</strong> noch, dass beide Projekte<br />
gemeinschaftlich von TR-Hochofen und Instandhaltung<br />
sowie TV-Roheisen gestartet<br />
wurden und weiter bearbeitet werden. Die<br />
weitere Anwendung der IR-<strong>Technik</strong> soll die<br />
Installation einer Kamera sein, die unmittelbar<br />
kontinuierlich Bilder über die Gasströmung<br />
durch die Möllersäule liefert.<br />
Mitarbeiter a Angebot des Personal-Service:<br />
Rentenberatung vor Ort<br />
„Die Rente <strong>ist</strong> sicher!“ Dieser wohl berühmteste<br />
Ausspruch eines ehemaligen<br />
Bundesmin<strong>ist</strong>ers für Arbeit begleitet<br />
<strong>auch</strong> heute noch so manches Gespräch<br />
zur Rente. Allerdings <strong>ist</strong> bei vielen <strong>auch</strong><br />
zunehmend die Sorge zu spüren, ob die<br />
Altersbezüge reichen, um den Lebensstandard<br />
zu halten. Und je näher der<br />
Betroffene der Rente kommt, geht es<br />
natürlich stets <strong>auch</strong> um die Frage, wie viel<br />
Geld denn nun wirklich unterm Strich einmal<br />
bleiben wird.<br />
Um hier Antworten für die Belegschaft von<br />
<strong>HKM</strong> geben zu können, bietet der Personalservice<br />
ab Mitte August gemeinsam mit<br />
Mitarbeitern der Deutschen Rentenversicherung<br />
eine Rentenberatung vor Ort an.<br />
Immer mittwochs werden dann Mitarbeiter<br />
der Rentenversicherung hier bei <strong>HKM</strong><br />
für eine ganz individuelle Rentenberatung<br />
anwesend sein. Das Angebot <strong>ist</strong><br />
vorwiegend für Belegschaftsmitglieder<br />
der Jahrgänge 1949 bis 1958. Wir werden<br />
im Vorfeld dieses Angebots zusätzlich<br />
gezielt in einem persönlichen Anschreiben<br />
informieren.
20 02 • 2013<br />
Mitarbeiter a Projekt „Mitarbeiterbefragung in der Lagerwirtschaft“<br />
Auch Beteiligung will gelernt sein<br />
Mit den regelmäßig durchgeführten Mitarbeiterbefragungen<br />
will <strong>HKM</strong> herausfinden,<br />
wo der Schuh drückt und wo Verbesserungspotenzial<br />
besteht. Deshalb <strong>ist</strong> das Ganze<br />
<strong>auch</strong> so angelegt, dass Abteilungen und Bereiche<br />
getrennt betrachtet werden können.<br />
So stellte sich etwa bei der Mitarbeiterbefragung<br />
2012 heraus, dass die Ergebnisse für<br />
die Lagerwirtschaft – in Verbund mit der<br />
Verkehrswirtschaft – zu einem kleinen Teil<br />
im roten Bereich lagen. Da diese Ergebnisse<br />
teilweise auf inhaltlich nicht ganz klaren<br />
Rückmeldungen basierten, entschieden sich<br />
die Verantwortlichen der Lagerwirtschaft,<br />
in Dialog mit den Mitarbeitern zu treten.<br />
Schließlich gab es einige Punkte, an denen<br />
gearbeitet werden konnte. Und weil das<br />
wegen der relativ dünnen Personaldecke<br />
nicht in einem Workshop geschehen konnte,<br />
wählte man ein anderes Format: Die moderierte<br />
Arbeitsgruppe.<br />
Karin Aust, Leiterin Kommunikation und Organisationsentwicklung,<br />
erläutert den Vorschlag.<br />
„Bei der moderierten Arbeitsgruppe<br />
treffen sich die Mitarbeiter mehrmals jeweils<br />
zwei Stunden außerhalb der Arbeitszeit,<br />
um über ein selbst gewähltes Thema<br />
zu sprechen und Verbesserungen zu diskutieren.<br />
Bei diesen Stunden handelt es sich<br />
um bezahlte Mehrarbeit, die Teilnahme<br />
bleibt dennoch freiwillig.“<br />
Externer Moderator<br />
In der Lagerwirtschaft fanden diese Treffen<br />
ungefähr sieben Mal statt, wobei jeweils<br />
sechs bis sieben Mitarbeiter daran teilnahmen,<br />
was in etwa 40 Prozent der gesamten<br />
Gruppe entspricht. Die Moderation übernahm<br />
der externe Moderator Rainer Hennig<br />
(von Hennig & Partner). Zunächst einigte<br />
man sich auf die Vorgehensweise, alle Abläufe<br />
vom Wareneingang bis zum Warenausgang<br />
unter die Lupe zu nehmen. Dabei<br />
wurde alles abgefragt, was künftig besser<br />
Karin Aust,<br />
Leiterin<br />
Kommunikation<br />
und<br />
O r g a n is at i o n s-<br />
entwicklung<br />
gestaltet werden könnte. Gleichzeitig waren<br />
die Teilnehmer dazu aufgerufen, selbst<br />
Lösungsvorschläge zu machen. Denn, so<br />
Prozessleiter Wilfried Lahrfeld, der bewusst<br />
an den Treffen nicht teilnahm: „Nur Kritik<br />
zu üben <strong>ist</strong> einfach und <strong>auch</strong> destruktiv.“<br />
Karin Aust verstärkt: „Die Idee und das Ziel<br />
dieser Art von Mitarbeiterbefragung <strong>ist</strong> Beteiligung.<br />
Also nicht still in der Ecke sitzen<br />
und meckern, sondern aktiv Vorschläge zur<br />
Verbesserung beitragen.“ Bei der Lagerwirtschaft,<br />
sagt sie, hat das geradezu beispielhaft<br />
funktioniert, wie eine L<strong>ist</strong>e mit Vorschlägen<br />
zeigt.<br />
Alle kritischen Punkte<br />
angesprochen<br />
Diese L<strong>ist</strong>e war nach und nach auf den Sitzungen<br />
zustande gekommen. Alles kam dabei<br />
auf den Tisch, jeder einzelne kritische<br />
Punkt wurde abgearbeitet, anschließend<br />
Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Für<br />
jene Dinge, die nicht aus eigener Kraft<br />
verändert werden können und bei denen<br />
Unterstützung gebr<strong>auch</strong>t wird, wurde eine<br />
L<strong>ist</strong>e mit so genannten „Kümmerern“ aufgestellt.<br />
Etwa für Themen aus dem IT-Bereich<br />
wie SAP, zu deren Umsetzung Geld, beispielsweise<br />
für einen Programmierer, benö-
02 • 2013 21<br />
tigt wird. Hierfür machte sich später Prozessleiter<br />
Wilfried Lahrfeld stark. Schließlich<br />
konnten er und die Mannschaft der Lagerwirtschaft<br />
die Bereichsleitung CM von der<br />
Notwendigkeit der Investition überzeugen.<br />
Anderes, wie etwa der falsche Umgang mit<br />
Restmengen, liegt hingegen sehr wohl bei<br />
den Mitarbeitern und kann demzufolge<br />
<strong>auch</strong> selbst geändert werden. Dass dies bei<br />
solchen Themen bislang nicht geschehen <strong>ist</strong>,<br />
hängt <strong>auch</strong> damit zusammen, dass es keiner<br />
anspricht. Oder anders ausgedrückt: Es fehlt<br />
das Bewusstsein, dass dieser oder jener<br />
Missstand ein Thema für alle <strong>ist</strong>. Ein Aspekt,<br />
dem bei der abschließenden Präsentationsrunde<br />
vor versammelter Mannschaft einschließlich<br />
Bereichsleiter Materialwirtschaft<br />
Axel Kiepen alle zustimmten, <strong>auch</strong> wenn<br />
vorher keiner etwas gesagt hatte.<br />
L<strong>ist</strong>e mit 21 Hauptpunkten<br />
Wilfried<br />
Lahrfeld,<br />
Prozessleiter<br />
Lagerwirtschaft<br />
Aus Sicht von Karin Aust <strong>ist</strong> diese Sprachlosigkeit<br />
kein Problem der Lagerwirtschaft an<br />
sich. „Vielmehr drückt sich darin die Schwierigkeit<br />
aus, sich als Gruppe mit etwas auseinanderzusetzen“,<br />
sagt sie. Es br<strong>auch</strong>e Training,<br />
um dem Team zu zeigen, was es<br />
machen muss, um zu Lösungen zu kommen.<br />
Daher <strong>auch</strong> die „moderierte“ Arbeitsgruppe.<br />
Und der Schritt nach draußen, raus aus der<br />
Lagerwirtschaft. „Denn nur so können wir<br />
<strong>auch</strong> (Frei-) Räume schaffen zur Weiterentwicklung“,<br />
glaubt Rainer Börke, zuständig<br />
für die technische Abwicklung in der Lagerwirtschaft,<br />
der die Fortschritte live miterlebt<br />
hat. Mit dem Ergebnis des neuen Projekts<br />
<strong>ist</strong> er genauso zufrieden wie Wilfried<br />
Lahrfeld und Karin Aust. Behandelt wurden<br />
zunächst jene Punkte, die am me<strong>ist</strong>en<br />
Schmerzen verursachen. Vieles davon <strong>ist</strong><br />
bereits in Arbeit, einiges sogar schon umgesetzt,<br />
für alles L<strong>ist</strong>en erstellt. 21 Hauptthemen<br />
sind dabei zusammengekommen, von<br />
denen jedes wiederum zahlreiche Untergruppen<br />
hat.<br />
Teilnahme <strong>auch</strong> einfordern<br />
Auf die Frage, ob sich denn schon spürbar<br />
etwas geändert hat, müssen Wilfried Lahrfeld<br />
und Rainer Börke allerdings passen. So<br />
richtig viel, sagen sie, <strong>ist</strong> noch nicht passiert.<br />
Vielleicht <strong>auch</strong>, weil derzeit vieles parallel<br />
läuft. Erst wenn etwa 80 Prozent der Dinge<br />
umgesetzt sind, tritt ihrer Überzeugung<br />
nach ein gewisser Automatismus in Sachen<br />
Verbesserung ein. Für Karin Aust angesichts<br />
des Pilotcharakters des Projekts kein Beinbruch:<br />
„Auch Beteiligung muss man erst<br />
einmal lernen.“ Und: „Am besten lernt man<br />
durch aktives Selber-Machen“.<br />
Eine echte Alternative<br />
Beim Blick nach vorne will man jetzt zuerst<br />
einmal schauen, ob alle Vorschläge <strong>auch</strong><br />
den gewünschten Effekt erzielen. Und zwar<br />
im Sinne einer qualitativen Überprüfung<br />
nach dem Motto: Hat es etwas gebracht.<br />
Wie <strong>auch</strong> immer. Mit der Gruppenarbeit, die<br />
für viele absolutes Neuland <strong>ist</strong>, wurde etwas<br />
angestoßen: Sich als Gruppe zu verständigen<br />
und so gemeinsam Lösungen zu<br />
erarbeiten. Keine einfache Sache, dennoch<br />
aber eine Form, die Zukunft haben könnte,<br />
glaubt Karin Aust. „Themenbezogene Anforderungen,<br />
Projekt-Sitzungen über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg sowie die moderierte<br />
Begleitung können der Weg für eine<br />
Gruppe sein, die sonst nicht zusammenfindet.“<br />
Der Mehrwert davon: Gerade weil es<br />
über einen längeren Zeitraum dauert, können<br />
die Inhalte sacken und werden in die<br />
Belegschaft getragen. Die L<strong>ist</strong>e, da sind sich<br />
die drei einig, <strong>ist</strong> der Grundstein dafür, um<br />
noch weiter nach vorne zu kommen und zu<br />
sehen, ob das alles <strong>auch</strong> weiter führt. Und<br />
das kann erst die Zukunft zeigen.<br />
Rainer Börke,<br />
Technische<br />
Abwicklung<br />
Lager wirtschaft
22 02 • 2013<br />
Mitarbeiter a <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter le<strong>ist</strong>eten tatkräftige Hilfe:<br />
Bei der Flut mit angepackt<br />
Gesehen haben die Bilder alle. Im Fernsehen,<br />
in Zeitungen oder Magazinen. Der Gedanke<br />
zu helfen, kam vielen, einige haben ihn<br />
<strong>auch</strong> umgesetzt. Manche privat, andere im<br />
Dienste von Hilfsorganisationen. So wie André<br />
und Marcel Verhag, die mit der Freiwilligen<br />
Feuerwehr der Stadt Duisburg in die<br />
Katastrophengebiete re<strong>ist</strong>en. Oder wie Willi<br />
Steigenhöfer und Tobias Blumberger, die<br />
für das Deutsche Rote Kreuz vor Ort aktiv<br />
wurden. Während <strong>HKM</strong> für diesen Einsatz<br />
der besonderen Art Sonderurlaub gewährte,<br />
wird der Verdienstausfall vom Land Nordrhein-Westfalen<br />
getragen.<br />
Die Bereitschaft der vier <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter,<br />
Menschen in Not zu helfen, <strong>ist</strong> kein Zufall.<br />
Sie gründet vielmehr auf ihrem langjährigen<br />
Engagement und spiegelt sich zum<br />
Teil <strong>auch</strong> auf beruflicher Ebene wider. Die<br />
beiden Verhag-Brüder etwa sind Brandme<strong>ist</strong>eranwärter<br />
der Werkfeuerwehr bei <strong>HKM</strong><br />
und zugleich ehrenamtliche Mitglieder der<br />
Freiwilligen Feuerwehr Duisburg. Willi Steigenhöfer,<br />
beruflich im <strong>HKM</strong>-Betriebsarztzentrum<br />
beschäftigt, engagiert sich genauso<br />
wie Azubi Tobias Blumenberger schon<br />
seit langem beim Deutschen Roten Kreuz in<br />
Duisburg.<br />
Keine Sekunde gezögert<br />
Sie alle zögerten keine Sekunde, als die Anfrage<br />
der Bezirksregierung zur Hilfe in den<br />
überfluteten Gebieten mit Mensch und<br />
Maschine bei Feuerwehr und DRK eintraf<br />
und sie bezüglich einer Teilnahme gefragt<br />
wurden. Gleiches gilt für <strong>HKM</strong>, das die vier<br />
sofort fre<strong>ist</strong>ellte. Während sich die Brandme<strong>ist</strong>eranwärter<br />
André und Marcel Verhag<br />
gemeinsam mit Kollegen der Freiwilligen<br />
und der Berufsfeuerwehr am Samstag, den<br />
8. Juni, mit Fahrzeugen und Geräten auf den<br />
Weg Richtung Osten machte, musste Willi<br />
Steigenhöfer zuerst noch den Rhein-Ruhr-<br />
Marathon abwarten, für den er als Helfer<br />
eingeteilt war. Dann ging es <strong>auch</strong> für ihn los.<br />
Vor Ort angekommen, trafen die vier nicht<br />
nur auf eine buchstäblich katastrophale<br />
Situ ation, sie erlebten <strong>auch</strong> eine ungeahnte<br />
Hilfewelle. „Aus allen Teilen Deutschlands<br />
waren überörtliche Helfer, aber <strong>auch</strong> ganz<br />
normale Menschen gekommen, um zu helfen“,<br />
erzählt Marcel Verhag. So wie die Studenten<br />
der Uni Magdeburg, wie Bruder André<br />
ein Beispiel nennt. „Die hatten praktisch<br />
die Mensa besetzt und versorgten von dort<br />
aus rund um die Uhr die notleidenden Menschen<br />
mit Essen und Getränken.“<br />
In Spitzenzeiten bis zu<br />
19 Stunden Einsatz<br />
Sie selbst wurden vor Ort nach Bezug der<br />
Bereitstellungsräume zunächst an einer<br />
Stelle eingesetzt, wo ein Damm zu brechen<br />
drohte und pumpten das Wasser mithilfe<br />
der mitgebrachten Hochle<strong>ist</strong>ungspumpe<br />
wieder zurück. Später le<strong>ist</strong>ete das Gerät<br />
noch unschätzbare Hilfe beim Schutz eines<br />
Umspannungswerks. Davor, dazwischen<br />
und danach hieß es immer wieder Sand-
02 • 2013 23<br />
von links: André Verhag, Wilhelm Steigenhöfer,<br />
Wilhelm Schulte-Werflinghoff, Marcel Verhag<br />
säcke füllen und bereitstellen. Auf 19 Stunden<br />
Einsatz brachten es die Brüder Verhag<br />
an manchem Tag, was körperlich nur dadurch<br />
auszuhalten war, dass im Schichtsystem<br />
gearbeitet wurde. Bereut haben die<br />
zwei ihren fünftägigen Einsatz trotzdem<br />
nicht, im Gegenteil. „Schließlich sind wir ja<br />
<strong>auch</strong> zur Feuerwehr gegangen, um anderen<br />
zu helfen“, so die lapidare Auskunft.<br />
Betten und Essen<br />
Willi Steigenhöfer hält es ähnlich. Er hat<br />
sich unmittelbar nach dem Rhein-Ruhr-Marathon<br />
gemeinsam mit anderen DRK’lern<br />
sowie einem Rettungswagen auf den Weg<br />
in das Katastrophengebiet gemacht, im Gepäck<br />
reichlich Verpflegung und Schlafsäcke<br />
für die unzähligen Helfer. Auch ihm <strong>ist</strong> die<br />
große Hilfsbereitschaft vor Ort aufgefallen.<br />
Und der Dank, den die Bevölkerung den vielen<br />
Helfern entgegen brachte. Für ihn – so<br />
makaber das <strong>auch</strong> klingt – nichts Neues.<br />
Denn: „Ich war <strong>auch</strong> 2002 bei der damaligen<br />
so genannten Jahrhundertflut vor Ort,<br />
um zu helfen, kannte das alles also eigentlich<br />
schon.“ Und wusste deshalb <strong>auch</strong>, was<br />
am me<strong>ist</strong>en benötigt wird: Betten und alle<br />
sechs Stunden ein Essen aus der Feldküche<br />
mit 5.000 bis 6.000 Kalorien.<br />
Als Dank eine Einladung<br />
zum Essen<br />
Woran er sich nicht gewöhnt hat, sind die<br />
vielen persönlichen Schicksale, die man bei<br />
solchen Katastrophen erlebt. Umso größer<br />
<strong>ist</strong> sein Lob an die Bevölkerung. An die vor<br />
Ort, aber <strong>auch</strong> an die, die aus ganz Deutschland<br />
zur Unterstützung gekommen <strong>ist</strong>. „Das<br />
<strong>ist</strong> wahre Solidarität und das <strong>ist</strong> das, was wir<br />
in solchen Situationen br<strong>auch</strong>en“, sagt Willi<br />
Steigenhöfer. Sein eigenes Engagement und<br />
das der Brüder Verhag sowie von Tobias Blumenberger<br />
stellt er dabei hintenan. „Für uns<br />
<strong>ist</strong> das eine Selbstverständlichkeit.“ Nicht<br />
allerdings für den Leiter der Werksicherheit,<br />
Wilhelm Schulte-Werflinghoff. Der nicht<br />
nur stolz auf seine zwei Feuerwehr-Azubis<br />
<strong>ist</strong>, sondern auf alle vier <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter.<br />
Und sie deshalb demnächst zu einem richtig<br />
guten Essen einladen will. „Weil Einsatz und<br />
ehrenamtliches Engagement <strong>auch</strong> belohnt<br />
werden muss.“<br />
Kunden und Partner BP-Rosneft-Werkfeuerwehr zu Gast<br />
Kollegiale<br />
Unterstützung<br />
Einen großen Bahnhof der besonderen Art gab es am 2. Juli 2013<br />
auf dem Parkplatz hinter der Verwaltung 1 zu sehen. Mit ihrem<br />
erst seit sechs Monaten im Betrieb befindlichen Feuerwehrauto<br />
demonstrierte dort die Werkfeuerwehr BP Rosneft Gelsenkirchen<br />
ihren Kollegen von <strong>HKM</strong>, auf welch schwindelnde Höhen<br />
sich die dazugehörige Teleskopmastbühne TMB 44 ausfahren<br />
lässt.<br />
Eben exakt auf jene 44 Meter, wie in der Abkürzung angegeben.<br />
Allerdings war die Demonstration kein Zufall, sondern von <strong>HKM</strong><br />
initiiert. „Weil wir sehen wollten, was das Gerät kann“, erklärt<br />
der Leiter der Werksicherheit, Wilhelm Schulte-Werflinghoff.<br />
Nicht aus Neugier, sondern weil Handlungsbedarf besteht.<br />
Denn der Renovierungsstau bei <strong>HKM</strong> umfasst neben Gebäuden<br />
<strong>auch</strong> den Fuhrpark. Bezogen auf die Feuerwehr heißt das unter<br />
anderem, dass eine Drehleiter ausgetauscht werden muss. „Die<br />
vorhandene reicht nur bis 23 Meter und erreicht damit im Hallenbereich<br />
nicht die dortigen Arbeitsbühnen“, weiß Personalchef<br />
Jens Loock. Ein Sicherheitsmanko also, dass im Fall des<br />
Falles schlimme Auswirkungen haben könnte. Die kollegiale<br />
Unterstützung der Werkfeuerwehr BP Rosneft war insofern<br />
also Anschauungsunterricht im besten Sinne, denn die TMB 44<br />
wäre schon eine echte Alternative.
24 02 • 2013<br />
Kompetenz Qualitätskontrolle feuerfester Baustoffe in der Pfannenwirtschaft:<br />
Vertrauen <strong>ist</strong> gut …<br />
Schon als die <strong>Hüttenwerke</strong> 1909 aus der Taufe<br />
gehoben wurden, war sie dabei. Und sie<br />
wird <strong>auch</strong> zukünftig fester Bestandteil des<br />
Stahlherstellungsprozesses sein. Die Rede <strong>ist</strong><br />
von der Stahlgießpfanne. Obwohl die Verfahren<br />
in Huckingen im Laufe der Zeit vom<br />
Siemens-Martin-Prozess über die Hochofenroute<br />
mit dem Thomasverfahren und dem<br />
Elektrolichtbogenofen bis zum heute betriebenen<br />
LD-Verfahren wechselten, hatten sie<br />
alle stets eines gemeinsam: Die Stahlgießpfanne.<br />
Früher als handbetriebene Stop -<br />
fenpfanne für den Blockguss <strong>ist</strong> sie heute<br />
mit einem hydraulischen Linear-Plattenschieber<br />
für den Strangguss perfekt ge rüstet.<br />
Während sie ursprünglich als reines Transport-<br />
und Vorratsgefäß diente, sind ihre Aufgaben<br />
kontinuierlich anspruchsvoller geworden.<br />
Heute <strong>ist</strong> sie ein metallurgischer Reaktor,<br />
der die Herstellung der 2.000 Stahlgüten<br />
bei <strong>HKM</strong> erst möglich macht. Die Stahlgießpfanne<br />
<strong>ist</strong> zu diesem Zweck, wie im Zustellschema<br />
dargestellt, mit kohlenstoffgebundenen<br />
Magnesiasteinen ausgemauert.<br />
Folgende Ansprüche werden da bei an sie<br />
gestellt: Abstichtemperatur bis 1.800 °C,<br />
Re s<strong>ist</strong>enz der basischen Ausmauerung gegenüber<br />
Entschwefelungsschlacken im System<br />
CaO-Al 2 O 3 und Raffinationsschlacken<br />
im Sys tem Al 2 O 3 -SiO 2 -CaO, Vakuum be handlung<br />
bis 5 mbar, 280 Tonnen Abstichgewicht,<br />
Bodenspülung über zwei Spülgassteine,<br />
alumothermisches Heizen, Legie rungs -<br />
gehalte bis neun Prozent, Haltbarkeit größer<br />
70 Schmelzen sowie bis zu 300 Minuten<br />
Gießdauer pro Plattenpaar.<br />
Hier bitte eine Bildunterschrift<br />
Durchbruch vorprogrammiert: Ein Stück<br />
Förderband im Wandstein der Stahlgießpfanne.
02 • 2013 25<br />
Michael Moske kontrolliert die Maßhaltigkeit der MgO-C-Steine<br />
Aufgedeckt bei regelmäßigen Schnittkontrollen:<br />
Fremdmaterial im MgO-C-Stein.<br />
Michael Moske hält die Reststeinstärken<br />
beim Ausbruch der Stahlgießpfanne im<br />
Protokoll fest.<br />
Besondere Aufmerksamkeit<br />
erforderlich<br />
Um diese Aufgaben sicher bewerkstelligen<br />
zu können, kommt der feuerfesten Zustellung<br />
besondere Aufmerksamkeit zu. Schließlich<br />
können Fehler bei der Zustellung sowie<br />
mangelhaftes Feuerfestmaterial fatale Folgen<br />
haben und müssen vermieden werden.<br />
Zu diesem Zweck hat das Team Feuerfest,<br />
Abteilung TS-SV, eine Qualitätskontrolle eingeführt.<br />
Ziel <strong>ist</strong> die Sicherstellung einer reproduzierbaren<br />
Qualität der Zustellung. Wie<br />
im Schaubild dargestellt, wird für jeden<br />
neuen Baustoff eine Referenzuntersuchung<br />
durchgeführt, in der die relevanten Eigenschaftsmerkmale<br />
festgestellt werden. Diese<br />
ermöglichen den Vergleich zum einen mit<br />
den Ergebnissen von einmal im Quartal<br />
durch geführten „internen Untersuchungen“,<br />
um schleichende Veränderungen im Material<br />
aufzudecken. Zum anderen können im Schadensfall,<br />
wie etwa einem Durchbruch, Abweichungen<br />
vom Sollzustand leicht nachgewiesen<br />
werden. Zusätzlich werden quartalsweise<br />
Rückstellproben gezogen, um im Be -<br />
darfsfall externe Untersuchungen an jungfräulichem<br />
Material durchführen zu können.<br />
Enormer Know-how-Zuwachs<br />
In Kombination mit der Abnahme der Zustellung,<br />
der regelmäßigen Kontrolle im Betrieb,<br />
der Speicherung relevanter Betriebsparameter<br />
sowie dem beim Ausbruch erstellten<br />
Protokoll ergibt sich eine lückenlose<br />
Dokumentation der gesamten Pfannen reise.<br />
Diese bildet die objektive Grundlage für die<br />
Abrechnung und im Bedarfsfall einer Reklamation.<br />
Die Reststeinstärke wird am Pfannenplatz<br />
mithilfe eines LACAM-Gerä tes ermittelt,<br />
was zusätzliche Sicherheit bei der<br />
Beurteilung bietet, da ein voreilender Verschleiß<br />
leichter erkannt werden kann.<br />
Das große Plus für <strong>HKM</strong> ergibt sich aber<br />
durch die ständige Auseinandersetzung mit<br />
der Zustellung. Das Team Feuerfest hat seit<br />
Einführung einen enormen Know-how-Zuwachs<br />
erfahren, den die Mitarbeiter konsequent<br />
in die Weiterentwicklung und Beurteilung<br />
der Stahlgießpfanne einfließen<br />
lassen.<br />
Hallo zusammen,<br />
endlich <strong>ist</strong> es wieder ein bisschen wärmer<br />
und der Aufenthalt auf der Hütte macht wieder<br />
Spaß! Ist ja viel passiert bei Euch! Toll, wie<br />
die Kokereierweiterung voranschreitet. Ein<br />
anderer Spatz berichtete mir, dass <strong>auch</strong> ein<br />
neues Seminarkonzept „Schau hin und sprich<br />
drüber“ bei Euch bearbeitet wird. Kollegen<br />
sollen sich untereinander auf Risiken ansprechen,<br />
damit ein noch sichereres Arbeiten ermöglicht<br />
wird. Bei meinem letzten Flug über<br />
die Außenbereiche der Sozialhäuser und Verwaltungen<br />
fiel mir dieser Titel „Schau hin und<br />
sprich drüber“ wieder ein. An vielen Stellen<br />
fand ich Plastikbecher und Müll neben den<br />
Abfalleimern – das muss doch wirklich nicht<br />
sein! Also wenn Ihr nächstes Mal einen seht,<br />
der Abfälle in meiner Natur entsorgt: „Schaut<br />
hin und sprecht drüber!“ Die Gegend zuzumüllen<br />
und eigene Kollegen dann den Müll<br />
wegräumen lassen, <strong>ist</strong> wirklich nicht kollegial.<br />
Meint jedenfalls<br />
Der Hüttenspatz<br />
PS: Mir kann man <strong>auch</strong> schreiben.<br />
E-Mails lese und schreibe ich unter:<br />
huettenspatz@hkm.de
26 02 • 2013<br />
Mitarbeiter Safety First geht in die nächste Runde:<br />
Reden – Vertrauen – Helfen<br />
Manchmal scheint es so, als ob die zahl reichen<br />
Arbeitssicherheitsaktionen und -projekte<br />
auf der Hütte einfach nebeneinander<br />
her laufen würden. So nach dem Motto: Jeder<br />
hat eine gute Idee und setzt sie sofort<br />
um. Doch der Eindruck täuscht. Tatsache <strong>ist</strong>,<br />
dass alle Projekte zum Thema Arbeitssicherheit<br />
unter dem großen Schirm von „Safety<br />
First“ ablaufen und alle ein Ziel verfolgen:<br />
Gemeinsam sicher zu arbeiten. Dass dabei<br />
in verschiedenen Bereichen unterschiedliche<br />
Ansätze verfolgt werden, <strong>ist</strong> richtig und<br />
<strong>auch</strong> gewollt. Schließlich gibt es keine Schablone<br />
für Arbeitssicherheit, die auf alles und<br />
jedes gleichermaßen zutrifft. Vielmehr muss<br />
man schauen, was wo Sinn macht. Und das<br />
gegebenenfalls übertragen. So wie das Seminar<br />
„Schau hin und sprich drüber!“, das<br />
jetzt in veränderter Form im Schmelzbetrieb<br />
im Stahlwerk an den Start geht.<br />
Bereits im Dezember vorigen Jahres war<br />
ent schieden worden, dass gleichnamige Seminar<br />
mit DuPont so nicht weiterführen zu<br />
wollen. Vielleicht, weil es nicht hüttenspezifisch<br />
genug war, vielleicht <strong>auch</strong>, weil es zu<br />
viel Theorie und zu wenig Praxis beinhaltete.<br />
Wie <strong>auch</strong> immer: Letztendlich ging es<br />
En de vergangenen Jahres um die Frage, wie<br />
es nun weiter gehen, wie das Seminar besser<br />
auf die Hütte zugeschnitten werden<br />
kann, wie Gabriele vom Ende, Leiterin Berufsbildung,<br />
erläutert.<br />
Interne Trainer<br />
Inzwischen besteht Klarheit über die Frage:<br />
Es soll <strong>auch</strong> weiter „Hingeschaut und darüber<br />
gesprochen werden“. Nur eben anders.<br />
Und damit das künftig noch besser als bisher<br />
geschieht, werden Mitarbeiter aus den<br />
Betrieben zu internen Trainern geschult. Sie<br />
werden zukünftig die Seminare zusammen<br />
mit Mitarbeitern der Berufsbildung von<br />
<strong>HKM</strong> durchführen. Hauptgrund für diese<br />
Konzeptänderung: „Diese Leute sind nah an<br />
der Sprache des Betriebs und können später<br />
mit den Mitarbeitern das Ansprechen in der<br />
Praxis besser erarbeiten“, sagt Dr. Arnd Köfler,<br />
Leiter Stahlerzeugung. Insgesamt 13 engagierte<br />
Mitarbeiter aus dem Schmelzbetrieb<br />
und der Instandhaltung des Stahlwerks<br />
haben sich freiwillig gemeldet, um sich zu<br />
Trainern ausbilden zu lassen. Und künftig ihren<br />
Kollegen Hemmnisse bei der Ansprache<br />
von Mitarbeitern zu nehmen und sie bei<br />
Wortwahl und Spracheröffnung zu unterstützen.<br />
Denn das Ansprechen steht bei<br />
dem neuen Seminarkonzept eindeutig im<br />
Vordergrund. Nicht nur das. Auch die Theorie<br />
<strong>ist</strong> im Vergleich zu vorher deutlich weniger<br />
geworden, hält sich jetzt mit dem praktischen<br />
Teil in etwa die Waage. Ganz abgesehen<br />
davon, dass das gesamte Seminar<br />
nun deutlich „Hütten-geprägter“ <strong>ist</strong>.<br />
Zum Ansprechen befähigen<br />
Während die internen Trainer bereits im Mai<br />
und Juni ausgebildet wurden, starten die ersten<br />
Seminare für die insgesamt rund 580<br />
Mitarbeiter des Schmelzbetriebs inklusive<br />
Instandhaltung im Juli. Ziel der Workshops<br />
<strong>ist</strong> es dabei, die Mitarbeiter dazu zu befähigen,<br />
Kollegen auf unsichere Handlungen<br />
und Zustände anzusprechen. Das erste Element<br />
des theoretischen Teils beschäftigt<br />
sich daher mit Fragen wie: Was <strong>ist</strong> eigent-
02 • 2013 27<br />
von links nach rechts: Michael Esser,<br />
Dirk Taglieber, Dr. Jens Reichel, Klaus Kremer,<br />
Mario Milewski, Thomas Neubauer,<br />
Deniz Guendoer, Claudia Bielok, Sven Holtz,<br />
Israfil Tasci, Stefanie Flick, Peter Podstawa,<br />
Thomas Frinken, Udo Heinrichs<br />
lich meine eigene Haltung zum Ansprechen,<br />
bin ich emotional bereit dazu? Unterstützung<br />
hierzu gibt unter anderem der Film<br />
„Freunde“, der bekanntlich die Diskrepanz<br />
zwischen Privat- und Berufsleben aufzeigt.<br />
Während der (Sports-) Freund privat direkt<br />
auf sein Verhalten im Spiel angesprochen<br />
und aufmerksam gemacht wird, funktioniert<br />
das beim Kollegen im betrieblichen<br />
Alltag noch lange nicht. Das zweite Workshopelement<br />
dreht sich daher <strong>auch</strong> darum,<br />
wie man den Kollegen richtig anspricht und<br />
ihn nicht direkt angreift. Genauso wichtig<br />
<strong>ist</strong> allerdings <strong>auch</strong>, wie man mit der Reaktion<br />
des Angesprochenen umgeht. Auch das<br />
lässt sich übrigens prima dadurch herausfinden,<br />
dass man sich selbst in die Rolle des<br />
Angesprochenen versetzt und überlegt, wie<br />
man angesprochen werden möchte und wie<br />
man eventuell auf eine „falsche“ Ansprache<br />
reagiert.<br />
Praktische Übungen<br />
im Arbeitsumfeld<br />
Das und noch viel mehr versuchen die Trainer<br />
zum Teil <strong>auch</strong> in Rollenspielen zu vermitteln,<br />
sammeln dabei Ideen und bauen<br />
Struk turen und Mechanismen für die Anwendung<br />
in der Praxis auf. Ob die <strong>auch</strong><br />
funktionieren, können die Seminarteilnehmer<br />
dann im zweiten praktischen Teil des<br />
Seminars ausprobieren. Im Arbeitsplatz um -<br />
feld soll die Theorie in die Praxis umgesetzt,<br />
sollen die Teilnehmer auf Mitarbeiter zugehen<br />
und sie ansprechen. Die ihrerseits natürlich<br />
nicht völlig ahnungslos sind, sondern<br />
auf diese Situation vorbereitet werden.<br />
Schließlich sollen sie selbst ja <strong>auch</strong> einmal<br />
an dem Seminar teilnehmen. Begleitet bzw.<br />
nachbereitet wird das Seminar mithilfe von<br />
Fragebögen parallel zu der Veranstaltung<br />
sowie sechs Wochen später. „Wir wollen damit<br />
zum einen die Wirksamkeit der Maßnahme<br />
überprüfen, zum anderen aber <strong>auch</strong><br />
ein Feedback darüber erhalten, was sich seit<br />
dem Seminar verändert hat“, erklärt Dr. Jens<br />
Reichel, Leiter TI und zugleich Leiter des<br />
Safety First-Komitees den Hintergrund der<br />
Fragebogenaktion.<br />
Neue Plakataktion<br />
Insgesamt soll die neuerliche Aktion in drei<br />
Stufen ablaufen. Zunächst wird nach der<br />
Trainerausbildung im Juni mit einer Information<br />
in den betrieblichen SGA’s begonnen,<br />
um ein vernünftiges Transferklima zu<br />
schaffen, wie es Dr. Reichel ausdrückt. Ende<br />
Juni startet dann hüttenweit eine Plakataktion<br />
mit drei verschiedenen Motiven, die<br />
unter dem Motto steht: „Beste Kollegen.<br />
Mit Sicherheit. Reden-Vertrauen-Helfen“.<br />
Als dritter Schritt folgen dann ab Juli die eintägigen<br />
Seminare für die rund 580 Mitarbeiter,<br />
die insgesamt bis Ende des Jahres laufen.<br />
Damit keine Langeweile aufkommt, werden<br />
in diesem Zeitraum die Plakatmotive durch<br />
weitere ergänzt und <strong>auch</strong> die Ansprache darauf<br />
verändert sich. Wie und wodurch, soll<br />
an dieser Stelle noch nicht verraten werden.<br />
Ansprechen im Vordergrund<br />
Eine ganze Menge also, was unter der Überschrift<br />
„Safety First“ demnächst im Stahlwerk<br />
und <strong>auch</strong> hüttenweit in Sachen Arbeitssicherheit<br />
abläuft. Allerdings: „Was wir<br />
mit dieser Aktion noch nicht ansprechen <strong>ist</strong><br />
die Frage, wie wir unsichere Handlungen<br />
und Zustände besser erkennen können“,<br />
räumt Dr. Reichel ein. Man habe zwar von<br />
und mit DuPont bereits einiges an Hintergrund<br />
und <strong>auch</strong> Hinweisen dazu erhalten.<br />
Das Patentrezept, was gegen die sogenannte<br />
Betriebsblindheit vorgenommen werden<br />
kann, <strong>ist</strong> aber noch nicht gefunden. Und<br />
vielleicht gibt es ja <strong>auch</strong> gar keins. Umso<br />
wichtiger, dass jetzt zuerst einmal die Ansprache<br />
im Vordergrund steht. Alles andere<br />
wird sich schon ergeben. „Wir wollen unsere<br />
Mitarbeiter ja <strong>auch</strong> nicht überfrachten<br />
und zuschütten“, meint Dr. Reichel. Recht<br />
hat er. Und deshalb wird jetzt zunächst einmal<br />
mit Reden angefangen.<br />
Beste Kollegen.<br />
Mit Sicherheit.<br />
Reden – Vertrauen – Helfen
28 02 • 2013<br />
Mitarbeiter KVP-Einführung bei TI:<br />
Besser werden<br />
Auch und gerade im Vergleich im Wettbewerb<br />
können <strong>HKM</strong> und damit die Mitarbeiter<br />
zu Recht von sich behaupten: Wir sind<br />
gut. Die Frage <strong>ist</strong> nur, ob das <strong>auch</strong> in Zukunft<br />
ausreicht. Denn der Wettbewerb um uns<br />
herum entwickelt sich stetig weiter und damit<br />
<strong>ist</strong> Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt.<br />
Das Gebot der Stunde lautet daher<br />
<strong>auch</strong> für einen internen Dienstle<strong>ist</strong>er, sich<br />
weiter zu entwickeln oder schlicht und einfach:<br />
Besser werden. Nicht unkoordiniert<br />
und planlos, sondern im Rahmen eines Kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozesses (KVP).<br />
Und weil es nicht ausreicht, einen Prozess<br />
nur anzustoßen, <strong>ist</strong> man bei TI das Ganze<br />
mit Methode und einer Organisation dahinter<br />
angegangen.<br />
Die kontinuierliche Verbesserung <strong>ist</strong> im<br />
Grunde genommen nichts Neues. Bereits in<br />
den 1940er Jahren startete der Automobilhersteller<br />
Toyota einen Prozess, der unter<br />
dem Begriff „Kaizen“ zunächst in der Automobilbranche<br />
und später in vielen anderen<br />
Industrien für Furore sorgte. Das Grundprinzip<br />
besteht dabei in der Vermeidung jeglicher<br />
Verschwendung. Und die versteckt sich<br />
überall: In scheinbar bewährten Arbeitsabläufen,<br />
überflüssigen Wartezeiten, zu großen<br />
Warenbeständen, ungenutzten Produktionsflächen<br />
oder <strong>auch</strong> zu langen Wegezeiten.<br />
Das Gegenmittel dazu sind effiziente<br />
Prozesse oder eben KVP. Zwar sind in der<br />
Vergangenheit immer wieder erfolgreich<br />
einzelne Verbesserungsprojekte umgesetzt<br />
worden. „Es hat aber eine ganzheitliche Betrachtung<br />
gefehlt, mit der einmal erzielte<br />
Verbesserungen regelmäßig überprüft und<br />
weiterentwickelt wurden“, erläutert Dr. Jens<br />
Reichel, Leiter Energie, Infrastruktur und Anlagentechnik<br />
(TI). Daher soll mit dem neuen<br />
Entwicklungsschritt eine selbsttragende,<br />
lernende Organisation zum Ausbau der<br />
Wett bewerbsfähigkeit und Produktivität<br />
von TI geschaffen werden.<br />
Geschäftsführung und<br />
Betriebsrat einbezogen<br />
Vor diesem Hintergrund entstand vor etwa<br />
zwei Jahren bei TI die Idee, mit KVP diese Lücke<br />
zu schließen. Allerdings wollte man diesmal<br />
etwas grundlegend Anderes machen,<br />
nämlich das Vorhaben mit einer breiten Mitarbeiterbeteiligung<br />
und ausreichend Zeit zur<br />
Umsetzung anpacken. Gleichzeitig sollte der<br />
Antrieb zur kontinuierlichen Verbesserung<br />
aus den Mitarbeitern selbst kommen: Sie<br />
sollten sich aktiv dafür einsetzen. Und zwar<br />
nicht nur irgendwo oben in der Hierarchie,<br />
sondern überall – vom Facharbeiter bis hin<br />
zum Bereichs- oder Prozessleiter. Um dies zu<br />
erreichen, wurden zunächst alle Mitarbeiter<br />
in den sieben Einzelabteilungen von TI über<br />
das Vorhaben informiert, gleichzeitig Henry<br />
Kramp, Fachgebietsleiter Konstruktion Krantechnik,<br />
und Udo Heinrichs vom Bildungswesen<br />
mit der Umsetzung des Projekts beauftragt.<br />
Aber was bedeutete das nun und<br />
vor allem: Wie sollte das Ganze in die Mannschaft<br />
reingetragen werden? Ganz klar: Mit<br />
Methode und einer entsprechenden Organisation.<br />
Für Dr. Reichel war zudem noch etwas<br />
wichtig: „Wegen der Bedeutung des<br />
Projekts für die Weiterentwicklung von TI<br />
sollten <strong>auch</strong> die Geschäftsführung und der<br />
Betriebsrat frühzeitig einbezogen werden.“<br />
Organisation aufgebaut<br />
Nicht nur das <strong>ist</strong> gelungen. Inzwischen <strong>ist</strong><br />
<strong>auch</strong> das gesamte Projekt deutlich voran gekommen.<br />
Während Henry Kramp und Udo<br />
Heinrichs beim Kaizen-Institut zu KVP-Managern<br />
und damit in der Methodik ausgebildet<br />
werden, wurde parallel die notwendige<br />
Organisation aufgebaut. So gibt es einen<br />
Lenkungskreis, in dem Betriebsrat und alle<br />
TI-Prozessleiter vertreten sind. Hier werden<br />
die durchzuführenden Umsetzungsschritte,<br />
die notwendigen Ressourcen und der Zeitplan<br />
abgestimmt. Ein KVP-Team mit den beiden<br />
KVP-Managern, betrieblichen KVP-Koordinatoren<br />
sowie Prozessbegleitern aus den<br />
Teams plant und spricht die Maßnahmen<br />
in den Betrieben ab, führt Workshops zur<br />
Qualifizierung durch und sichert damit die<br />
betriebsnahe Umsetzung. Ziel des Ganzen<br />
<strong>ist</strong>, die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen,<br />
wertschöpfende Tätigkeiten zu steigern,<br />
Verschwendung zu vermeiden und die Identifikation<br />
mit dem eigenem Arbeitsplatz zu<br />
erhöhen.<br />
5S-Methode eingeführt<br />
Nach dem Aufbau der Organisation stand<br />
als nächster Schritt die Qualifizierung der<br />
Praktisches Training der 5S-Methode<br />
Erste Ergebnisse der 5S-Aktion im Pilotbereich TI-F
02 • 2013 29<br />
Potentiale finden bei der Verlustsuche<br />
betrieblichen Führungskräfte in den KVP-<br />
Grund lagen auf dem Programm, was im ersten<br />
Quartal abgeschlossen werden konnte.<br />
Nun geht es an die Umsetzung vor Ort. Allerdings<br />
br<strong>auch</strong>t eine erfolgreiche Umsetzung<br />
nicht nur klare Ziele und eine entsprechende<br />
Organisation im Rücken, sondern<br />
<strong>auch</strong> eine Methode. Der erste Baustein von<br />
KVP <strong>ist</strong> dazu die 5S-Methode, die im März in<br />
der Gruppe Rollenlinie als erste Pilotgruppe<br />
in der Hauptwerkstatt angegangen wurde.<br />
Die fünf S stehen dabei für: Sortieren, also<br />
Unnötiges aus dem Arbeitsbereich zu entfernen;<br />
Separieren oder Aufräumen, das<br />
heißt, die nach dem Sortieren übrig gebliebenen<br />
Dinge ergonomisch zu ordnen; Säubern,<br />
also den Arbeitsplatz sauber machen<br />
und halten; Standards, Anordnung zur Regel<br />
zu machen, sowie Selbstdisziplin, sprich alle<br />
Punkte einzuhalten und immer wiederkehrend<br />
zu überprüfen.<br />
1.S, Sortieren in der Praxis, alles muss raus!<br />
Theorie und Praxis<br />
Natürlich wurde die Gruppe Rollenlinien (TI-<br />
FH) genau wie die nachfolgenden Teams<br />
Werkstatt (TI-E) und die Gruppe Rohrleitungsbau<br />
(TI-FS) nicht einfach so ins kalte<br />
Wasser geworfen, sondern in einem Workshop<br />
auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet.<br />
Zunächst noch von den externen Trainern<br />
des Kaizen-Instituts. Diesen Job sollen<br />
nach ihrer Ausbildung dann die KVP-Manager<br />
Henry Kramp und Udo Heinrichs und die<br />
KVP-Koordinatoren aus den Betrieben übernehmen.<br />
Zwar geht es in diesen Workshops<br />
<strong>auch</strong> um die theoretische Einführung in die<br />
Grundlagen der 5S-Methode, aber nicht nur.<br />
Genauso wichtig <strong>ist</strong> die Vorbereitung auf<br />
die Aktivitäten vor Ort. Denn dort geht es<br />
me<strong>ist</strong> um die Frage, warum etwas beispielsweise<br />
so ablegt wurde, wie es <strong>ist</strong>. „Wir zielen<br />
dabei nicht auf zwanghafte Veränderung<br />
ab, sondern wollen den Kollegen vor<br />
Augen führen, was er da macht und ob das<br />
so sinnvoll <strong>ist</strong>“, erklärt Udo Heinrichs. Viele,<br />
so weiß er inzwischen, reagieren vor allem<br />
in der Theorie zunächst einmal skeptisch<br />
und abwartend. Aber: „In der Werkstatt<br />
sind dann viele überrascht, wovon man sich<br />
beim Sortieren alles getrennt und was sich<br />
beim Separieren getan hat“, sagt er. Natürlich<br />
bedarf es einer gewissen Selbstdisziplin,<br />
das einmal erreichte Niveau <strong>auch</strong> zu halten.<br />
Doch dafür sind Standards da. Die übrigens<br />
nicht in Stein gemeißelt und für alle Zeiten<br />
gültig sind, sondern hinterfragt werden.<br />
„Erst wenn wir <strong>auch</strong> hier ständig fragen, wie<br />
sich etwas verbessern lässt, kommen wir<br />
weiter“, weiß Henry Kramp.<br />
Alle machen mit<br />
Nicht zuletzt deshalb appellieren die beiden<br />
KVP-Manager <strong>auch</strong> an die Kollegen, „sich<br />
einfach mal darauf einzulassen. Am Schluss<br />
überzeugt dann schon das Ergebnis.“ Überzeugend<br />
<strong>ist</strong> allerdings <strong>auch</strong>, dass bei der<br />
KVP-Einführung und der 5S-Methode alle<br />
mitmachen. Angefangen beim KVP-Team<br />
über die beiden KVP-Manager bis hin zu den<br />
Führungskräften einschließlich Bereichsleiter<br />
Dr. Reichel. „Nur so können wir jene Akzeptanz<br />
quer durch alle Ebenen schaffen,<br />
die für einen Erfolg unabdingbar <strong>ist</strong>“, sagt er.<br />
BESSER<br />
GUT<br />
SEHR GUT
30 02 • 2013<br />
Alle mitzunehmen und Möglichkeiten zur<br />
Verbesserung aufzuzeigen, <strong>ist</strong> allerdings nur<br />
der eine Punkt. Darauf hinzuweisen, dass<br />
dies für alle gilt, ein anderer. Will heißen:<br />
Nicht nur die Werkstätten und die Vor-Ort-<br />
Instandhalter sind zu Verbesserungen aufgerufen.<br />
Auch die Bürobereiche müssen und<br />
sollen sich beteiligen. Aktiv, denn am Ende<br />
der 5S-Methode steht stets ein Audit. Erstmals<br />
durchgeführt wurde es am 29. April für<br />
die Pilotgruppe Rollenlinie. Und dem attestierte<br />
das Kaizen-Institut mit 53,8 Prozent<br />
der zu erreichenden Punktzahl ein überdurchschnittliches<br />
Ergebnis. „Normal sind<br />
bei einer ersten Auditierung zwischen 30<br />
und 40 Prozent“, unterstreicht Udo Heinrichs,<br />
der die nächsten Audits zusammen<br />
mit Henry Kramp künftig in Eigenregie<br />
durchführen wird.<br />
Kein Ende in Sicht<br />
Diese gemeinsam mit dem jeweiligen Team<br />
und den Prozessbegleitern vorgenommen<br />
Audits finden in Form einer Werkstattbegehung<br />
statt, bei der dann einzelne Punkte<br />
angeschaut und angesprochen werden. Das<br />
Kaizen-Institut erteilt dafür eine Art Lizenz.<br />
„Das <strong>ist</strong> im Prinzip ein Formblatt, auf dem<br />
vermerkt wird, was geändert werden kann“,<br />
erklärt Henry Kramp. Allerdings schauen die<br />
Experten dann nachher <strong>auch</strong> noch einmal,<br />
ob alles in Ordnung <strong>ist</strong>. Zunächst jedenfalls,<br />
denn wenn Udo Heinrichs und Henry Kramp<br />
den KVP-Ausbildungsweg vom Praktiker über<br />
den Coach bis zum Manager durchlaufen haben,<br />
wird vieles eigenständiger und selbstverständlicher.<br />
Schon jetzt <strong>ist</strong> allerdings klar,<br />
dass die KVP-Einführung konsequent fortgesetzt<br />
wird. Noch in diesem Jahr sollen alle<br />
TI-Abteilungen aktiv einbezogen werden,<br />
in 2014 dann vielleicht überall schon die 5S-<br />
Methode angewandt werden. Keine Kleinigkeit,<br />
weder in Qualität noch in Quantität. Immerhin<br />
wollen bei TI 450 Mitarbeiter in das<br />
Programm einbezogen werden. Doch selbst<br />
dann <strong>ist</strong> das Ganze natürlich nicht zu Ende,<br />
das besagt allein schon der Begriff Kontinuierlicher<br />
Verbesserungsprozess. Schließlich<br />
<strong>ist</strong> stetig besser werden das Ziel. Weil das<br />
Bessere der Feind des Guten <strong>ist</strong>.<br />
Mitarbeiter 100 Jahre Deutsches Sportabzeichen – <strong>HKM</strong> <strong>ist</strong> dabei:<br />
Mach mit – bleib fit!<br />
Erstmals im Jahre 1913 verliehen, feiert das<br />
Deutsche Sportabzeichen als höchste Auszeichnung<br />
außerhalb des Wettkampfsports<br />
in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Für<br />
<strong>HKM</strong> Grund genug, mitzumachen und die<br />
Mitarbeiter zur Teilnahme zu motivieren.<br />
Zumal es eigentlich keine Entschuldigung<br />
dafür gibt, nicht teilzunehmen. Denn mitmachen<br />
können alle, die Mitgliedschaft in<br />
einem Sportverein <strong>ist</strong> nicht notwendig.<br />
Gut: Trainieren sollte man vorher. Und sich<br />
davor am besten einmal medizinisch durchchecken<br />
lassen. Zumindest dann, wenn man<br />
die letzten Jahre eher als Passiv-Sportler,<br />
sprich als Zuschauer von Sportveranstaltungen<br />
durchs Leben gegangen <strong>ist</strong>. Denn<br />
<strong>auch</strong> wenn die Teilnahme jedem offen<br />
steht: Ganz leicht <strong>ist</strong> es nicht, das Deutsche<br />
Sportabzeichen zu erringen. Schließlich <strong>ist</strong><br />
es der Nachweis für überdurchschnittliche<br />
Le<strong>ist</strong>ungen und vielseitige Fitness.<br />
Schwimmen muss man schon<br />
können<br />
Womit wir <strong>auch</strong> schon bei den Modalitäten<br />
sind. Absolviert werden müssen Übungen,<br />
die sich an den motorischen Grundfähigkeiten<br />
Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und<br />
Koordination orientieren. Diese Grundfähigkeiten<br />
können in Einzeldisziplinen der Sportarten<br />
Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen<br />
und Geräteturnen erbracht werden.<br />
Apropos Schwimmen: Das muss man schon<br />
können, wenn man das Deutsche Sportabzeichen<br />
erwerben will. Dafür kann es je nach<br />
persönlicher Fitness und Trainingszustand<br />
in den drei Le<strong>ist</strong>ungsstufen Bronze, Silber<br />
und Gold erworben werden. Wobei neben<br />
dem Nachweis der Schwimmfertigkeit <strong>auch</strong><br />
alle vier Le<strong>ist</strong>ungen mindestens auf Bronze-<br />
Niveau erbracht werden müssen. Falls das<br />
nicht auf Anhieb gelingt, muss man es halt<br />
erneut versuchen.<br />
Interner Wettbewerb<br />
Damit alles mit rechten Dingen zugeht, erhält<br />
jeder Teilnehmer eine Prüfkarte, auf der<br />
die jeweiligen Le<strong>ist</strong>ungen von den Übungsleitern<br />
eingetragen werden. <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter<br />
senden diese Karte dann zurück an die<br />
Ansprechpartner auf der Hütte. Die werden<br />
dann alles Weitere übernehmen und zudem<br />
eine Auswertung nach Abteilungen und<br />
Betrieben vornehmen. Denn das Ganze soll<br />
<strong>auch</strong> eine Art interner Wettbewerb sein. Damit<br />
der auf „höchstem sportlichen Niveau“<br />
stattfinden kann, kümmert sich <strong>HKM</strong> <strong>auch</strong><br />
um Trainingsmöglichkeiten, bietet zudem<br />
(nach vorheriger Anmeldung) <strong>auch</strong> einen<br />
Deutsches Sportabzeichen bei <strong>HKM</strong>:<br />
Karol Pawlinski (P-K) zeigt sein Plakat dazu.<br />
Medizin-Check im Betriebsarztzentrum an.<br />
Die Abschlussveranstaltung mit Überreichung<br />
der Urkunden und Abzeichen durch<br />
die Geschäftsführung soll im September<br />
stattfinden. Noch viel mehr Informationen<br />
über Rahmenbedingungen und Ansprechpartner<br />
liefert ein Flyer, der demnächst erscheinen<br />
wird. Außerdem können sich die<br />
Mitarbeiter im Intranet rund ums Deutsche<br />
Sportabzeichen schlau machen. Also denn:<br />
Mach mit – bleib fit!
02 • 2013 31<br />
Kunden und Partner Nachbarschafts-Forum mit hoher Beteiligung:<br />
Im Dialog bleiben<br />
Wer Interesse daran hat, mit seinen Nachbarn<br />
gut auszukommen, redet mit ihnen,<br />
informiert sie, bezieht sie mit ein. Das gilt<br />
fürs private wie fürs industrielle Umfeld. Für<br />
<strong>HKM</strong> eine Selbstverständlichkeit, wie die<br />
regelmäßigen Treffen mit interessierten<br />
Anliegern zeigen, zu denen vor allem <strong>auch</strong><br />
die Bezirksvertreter aus dem Süden, Landtagsabgeordnete<br />
sowie Vertreter der Bürgervereine,<br />
Kirche und Schulen zählen.<br />
Am 19. Juni war es wieder einmal so weit.<br />
<strong>HKM</strong> hatte zum Nachbarschafts-Forum<br />
eingeladen und knapp 70 interessierte Bürger<br />
waren dieser Einladung in die Salzgitter<br />
<strong>Mannesmann</strong> Forschung gefolgt. Enttäuscht<br />
wurden sie nicht, denn sie bekamen eine<br />
Menge Neues und Wissenswertes zu hören.<br />
Baufortschritte und<br />
Umweltschutz-Investitionen<br />
Nach der Begrüßung durch Arbeitsdirektor<br />
Peter Gasse berichtete <strong>Technik</strong>-Geschäftsführer<br />
Dr. Rolf Höffken zunächst von den<br />
Fortschritten bei der Kokereierweiterung,<br />
die voll im Plan liegt. „Derzeit sind etwa 75<br />
Prozent umgesetzt, so dass wir davon ausgehen,<br />
wie vorgesehen Ende des Jahres<br />
in Betrieb gehen zu können.“ Fortschritte<br />
machen <strong>auch</strong> die Arbeiten an einer neuen<br />
Werkszufahrt am Tor 2, über die künftig der<br />
gesamte Verkehr abgewickelt werden soll.<br />
„Weil dort im Gegensatz zu Tor 1 keine Bahngleise<br />
liegen“, begründete Dr. Höffken die<br />
Maßnahme. Die langen, durch den Bahnverkehr<br />
bedingten Wartezeiten bei der Ein- und<br />
Ausfahrt dürften dann der Vergangenheit<br />
angehören. Investiert wird bei <strong>HKM</strong> natürlich<br />
<strong>auch</strong> weiterhin in den Umweltschutz,<br />
wie der Leiter des gleichnamigen Bereichs,<br />
Dr. Udo Kalina, darlegte. So können durch<br />
Investitionen im Bereich der Sinteranlage die<br />
Staubbelastungen um mehr als die Hälfte<br />
verringert werden.<br />
Erschwerte<br />
Rahmenbedingungen<br />
Arbeitsdirektor Peter Gasse, Franz Scheben<br />
(Leiter Immobilienwirtschaft) und Rolf Peters<br />
(1. Vors. Duisburger Bürgervereine)<br />
Weitere Themen beim Nachbarschaftstreffen<br />
waren die steigenden Rohstoffpreise<br />
sowie die Auswirkungen der Energiepolitik.<br />
Beides macht <strong>HKM</strong> schwer zu schaffen, wobei<br />
die Situation bei der Energie fast schon<br />
kurios <strong>ist</strong>. Da <strong>HKM</strong> selbst Gas erzeugt, davon<br />
jedoch nur etwa die Hälfte selbst verbr<strong>auch</strong>t,<br />
geht der Rest in öffentliche Netze.<br />
„Und dafür haben wir kürzlich erstmals sogar<br />
Geld bezahlen müssen“, berichtete Dr.<br />
Höffken. Im Gegensatz dazu hofft man auf<br />
der Hütte, dass sich die Investitionen in die<br />
Ausbildung irgendwann einmal bezahlt machen.<br />
„161 Azubis sind derzeit bei <strong>HKM</strong> tätig,<br />
134 davon kommen aus dem Duisburger Sü-<br />
Peter Gasse begrüßt die Nachbarn der <strong>HKM</strong><br />
den“, sagte Berufsbildungsleiterin Gabriele<br />
vom Ende. Um dieses Level <strong>auch</strong> bei rückläufigen<br />
Bewerberzahlen zu halten, greift <strong>HKM</strong><br />
<strong>auch</strong> zu ungewöhnlichen Mitteln. So wird es<br />
am 12. Juli von 16 bis 22 Uhr eine „Nacht der<br />
Ausbildung“ geben, in der sich Interessierte<br />
über das Berufsangebot informieren können.<br />
Kurz und gut: Die Besucher des Nachbarschafts-Forums<br />
bekamen an diesem Tag<br />
eine Menge zu hören und konnten – wie es<br />
sich gehört – anschließend <strong>auch</strong> noch Fragen<br />
stellen. Schließlich <strong>ist</strong> da oberste Devise<br />
von <strong>HKM</strong>: Mit seinen Nachbarn im Dialog<br />
bleiben.<br />
Aktuelles zur Ausbildung stellt<br />
Gabriele vom Ende vor<br />
Interessierte Nachbarn – ein voller Saal<br />
Noch mehr persönlicher Austausch mit kleinen Häppchen
32 02 • 2013<br />
Mitarbeiter Innovationszirkel bei TI eingeführt:<br />
Weil Innovationen<br />
nicht vom Himmel fallen<br />
Innovationen sind der Motor für Fortschritt,<br />
der Antrieb für Weiterentwicklung, eine Art<br />
Lebenselexier für jedes Unternehmen. Der<br />
Haken an der Sache: Innovationen fallen<br />
nicht vom Himmel und sind nicht per Knopfdruck<br />
zu haben. Im Gegenteil: Es br<strong>auch</strong>t eine<br />
ganze Menge an Voraussetzungen, damit<br />
Ideen – die Keimzelle jeder Innovation – gedeihen<br />
und sich entfalten können. Zu dieser<br />
Erkenntnis kam <strong>auch</strong> der Bereich Energie,<br />
Infrastruktur und Anlagentechnik (TI), als er<br />
sich 2009 kurz nach der Zusammenlegung<br />
von TI und TA in Sachen Innovationen auf<br />
den Weg machte. Zwar gab es bei den Kollegen<br />
eine Kennzahl über den Innovationsgrad,<br />
doch bezog sich diese im Wesentlichen<br />
auf Kerntätigkeiten des Bereichs. Was aus<br />
Sicht der Innovationswilligen bei TI nicht der<br />
richtige Weg war und sie sich daran machten,<br />
ein anderes Konzept zu entwickeln.<br />
Am Anfang stand dabei die Frage, was eine<br />
Innovation denn überhaupt <strong>ist</strong> und wer in<br />
dieser Hinsicht führend <strong>ist</strong>. Die Antwort war<br />
schnell gefunden: Als innovativ gelten beispielsweise<br />
die Pharma- und Autoindustrie<br />
oder Firmen wie Google und Apple, die jede<br />
für sich immer wieder mit neuen Produkten<br />
zu überraschen weiß. Doch obwohl <strong>auch</strong><br />
Stahl und damit der ureigenste Bereich von<br />
<strong>HKM</strong> äußerst innovativ sein kann, sah TI für<br />
sich kaum die Möglichkeit, hier aktiv zu werden.<br />
Stattdessen wollte man das Thema auf<br />
die Infrastrukturanlagen sowie auf deren<br />
Instandhaltung fokussieren. Dabei wurde<br />
auf die Einbindung der Mitarbeiter in der Instandhaltung<br />
großen Wert gelegt und definierte<br />
Innovation als einen Unterschied zu<br />
den bisherigen Tätigkeiten und Prozessen.<br />
Feinkonzept für Innovationen<br />
Gestartet wurde mit einem Erfassungsblatt,<br />
auf dem festgehalten werden sollte, wo und<br />
in welchem Bereich eine Innovation realisiert<br />
worden war. Aber: „Das war lediglich<br />
eine Art Bestandsaufnahme, die selbst nicht<br />
zu Innovationen führte“, blickt Wolfgang<br />
Graf, Leiter Projekte bei TI-E, auf diese Zeit<br />
zurück. Konsequenterweise befasste man<br />
sich daher zunächst einmal mit den grundsätzlichen<br />
Fragen. Etwa wo eine Innovation<br />
herkommt, wie sie entsteht, wie man selbst<br />
innovativ werden und <strong>auch</strong> die Mitarbeiter<br />
dazu bringen kann. Mit diesen und anderen<br />
Fragen befasste sich im Frühjahr 2011 die Arbeitsgruppe<br />
bestehend aus Vermessungsingenieur<br />
Markus Grabellus, Wolfgang Graf<br />
und Rainer Köhlen-Gollnick, Leiter Projekte<br />
TI-K. Dabei ging es unter anderem um allgemeine<br />
Anforderungen an ein innovationsförderndes<br />
Umfeld. Kriterien dafür sind etwa,<br />
dass Innovation Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />
<strong>ist</strong> und von der Führung<br />
gewollt sein muss. Ebenso muss Innovation<br />
für jedermann im Prozess sichtbar sein und<br />
ein Budget sowie Freiräume hierfür vorhanden<br />
sein. Genauso wichtig <strong>ist</strong>, dass abteilungsübergreifendes<br />
Denken gewollt und<br />
gelebt wird und Fehler toleriert werden. Eine<br />
Befragung im Sommer 2011 ergab, dass<br />
bezüglich Strategie, Führung und Budget alles<br />
klar war, auf anderen Feldern aber teilweise<br />
noch Handlungsbedarf bestand. Für<br />
diese Felder wurden im November 2011<br />
Maßnahmen entwickelt und in einem Feinkonzept<br />
festgehalten. Im Mittelpunkt: Die<br />
regelmäßige Information der Mitarbeiter<br />
durch den Prozessleiter über Innovationen,<br />
die Schaffung einer entsprechenden Fehlerkultur<br />
sowie die Einrichtung von Innovationszirkeln<br />
zur Schaffung von Freiräumen<br />
für die Mitarbeiter.<br />
Innovation <strong>ist</strong> böse …<br />
Speziell zur Umsetzung der Innovationszirkel<br />
holte man schließlich Karin Aust, Leiterin<br />
Organisationsentwicklung und Kommunikation,<br />
sowie den Bereichsbetriebsrat Ralf
02 • 2013 33<br />
Innovationsworkshop im Bildungswesen<br />
vorne v.l: Erdogan Demirhan, Ralf Pörschke,<br />
Stefanie Flick, Wolfgang Graf, Dennis Dziuba<br />
hinten v.l.: Marcel Hönemann, Udo Heinrichs,<br />
Rainer Köhlen-Gollnick<br />
Schröder mit ins Boot. Schnell stand fest,<br />
dass eine gewisse Schulung für diese Zirkel<br />
erforderlich war. Auf der Suche nach geeigneten<br />
Weiterbildungsmaßnahmen stieß<br />
man bei Stefanie Flick und Udo Heinrichs<br />
vom <strong>HKM</strong>-Berufsbildungswesen auf offene<br />
Ohren Sie konzipierten einen Workshop, in<br />
dem unter anderem durch Kreativitätstechniken<br />
der Weg für kreative und innovative<br />
Ideen geebnet werden kann. Bei der Frage<br />
nach den „richtigen“ Moderatoren für die<br />
Innovationszirkel haben wir uns dann für<br />
neutrale Personen entschieden“, sagt Rainer<br />
Köhlen-Gollnick. Stefanie Flick und Udo<br />
Heinrichs haben sich bereit erklärt zu Beginn<br />
die Moderation in den Gruppen zu<br />
übernehmen. Im Laufe der Zeit solle die Moderation<br />
jedoch mehr und mehr durch<br />
Gruppenmitglieder selbst übernommen<br />
wer den. Das inzwischen vorhandene Logo<br />
für die Innovationsinitiative war zunächst<br />
zwar eher ein Gag, hat sich inzwischen aber<br />
durchgesetzt. So findet sich der kleine Teufel<br />
samt dem Spruch „Innovation <strong>ist</strong> böse …<br />
Lasst uns Sünder sein!“ nicht nur in den Unterlagen<br />
der Schulungsteilnehmer, sondern<br />
<strong>auch</strong> auf den Kaffeetassen der Beteiligten<br />
im Bereich TI. Apropos Teilnehmer: Hier<br />
setzte man ganz auf den Gedanken der Freiwilligkeit<br />
und erteilte zugleich Führungskräften<br />
eine Absage. „Wir wollen ausschließlich<br />
Facharbeiter in den Zirkeln. Schließlich<br />
kennen die das Tagesgeschäft am besten<br />
und sollen sich selbst Gedanken machen“,<br />
sagt Wolfgang Graf. Schon der Start mit<br />
den drei Testbereichen TI-K, TI-F/S und TI-E<br />
hat dabei gezeigt, dass man bei der Freiwilligkeit<br />
auf die richtige Karte gesetzt hat. Aus<br />
jedem Bereich haben sich praktisch umgehend<br />
jeweils zehn Mitarbeiter gemeldet,<br />
was etwa einem Drittel der jeweiligen<br />
Mannschaft entspricht.<br />
Lob für Schulungsteilnehmer<br />
Überhaupt hat sich die ganze Aktion mittlerweile<br />
verselbständigt, das ergab ein erster<br />
Zwischenbericht im Januar dieses Jahres.<br />
Nicht zuletzt deshalb, „weil die Schulungsteilnehmer<br />
motiviert zur Sache gehen und<br />
voller Ideen sind“, lobt Stefanie Flick. Gemeinsam<br />
sei über Ideen und ihre Umsetzung<br />
diskutiert worden, die daraus resultierenden<br />
Aufgaben hätten die Teilnehmer alleine<br />
verteilt. Ihre und die Aufgabe des Kollegen<br />
Heinrichs sei es „lediglich“ gewesen,<br />
die Teilnehmer auf Prozesse zur Findung von<br />
Innovationen aufmerksam zu machen und<br />
ihnen zu zeigen, wie die Innovationszirkel<br />
zielführend moderiert werden. „Die Kollegen<br />
sind dann ganz schnell zu selbst organisierenden<br />
Einheiten geworden“, sagt sie.<br />
Aus ihrer Sicht steht einer Ausweitung der<br />
Initiative daher nichts im Wege, <strong>auch</strong> wenn<br />
einige sicherlich noch Unterstützung<br />
bräuch ten. „Dafür laufen andere aber schon<br />
vollkommen selbständig“, weiß sie. Und obwohl<br />
die me<strong>ist</strong>en der entstandenen Ideen<br />
als Teamvorschlag beim BVW eingereicht<br />
werden, besteht doch ein deutlicher Unterschied<br />
zum Betrieblichen Vorschlagswesen.<br />
Der größte davon: In den Innovationszirkeln<br />
wird systematisch nach neuen Ideen gefahndet.<br />
„Die freiwilligen Teilnehmer können<br />
drei Stunden im Monat an Innovationen<br />
arbeiten. Davon sind 50 Prozent Arbeitszeit<br />
und die übrigen 50 Prozent werden pauschal<br />
vergütet“, präzisiert Rainer Köhlen-<br />
Gollnick.<br />
Stimmen und Meinungen<br />
Innovationszirkel TI-E<br />
Projekt: Verbesserte Reinigung von<br />
Kran klima geräten, v.l.: Patrick Engels, Mirco<br />
Assmann, Matthias Povenz, Matthias Bacht<br />
Doch was haben eigentlich die beteiligten<br />
Mitarbeiter davon? Was war für sie der<br />
Grund, sich freiwillig an dieser Aktion zu beteiligen?<br />
„Innovationen finden, heißt doch<br />
immer <strong>auch</strong>, vorhandene Probleme zu beseitigen.<br />
Und wir sind näher dran am Geschehen,<br />
bekommen diese Probleme als erste<br />
mit“, sagt etwa Patrick Engels, TI-E. Marcel<br />
Diemers ergänzt das noch: „Es <strong>ist</strong> schön,<br />
wenn wir für vorhandene Probleme eine Lösung<br />
erarbeiten können, denn das erleichtert<br />
letztlich die Arbeit.“ Auch Brigitte Sollfrank,<br />
TI-K, nimmt freiwillig an den Innovationszirkeln<br />
teil, „weil wir hier Möglichkeiten<br />
bekommen, Prozesse von einer anderen Seite<br />
her zu verändern.“ Einig sind sich die drei<br />
Teilnehmer der drei Testbereiche darin, dass<br />
die Schulungen hilfreich und zugleich spannend<br />
waren. Weil Lösungswege aufgezeigt<br />
wurden und weil man gelernt hat, Probleme<br />
in Gruppen zu lösen und Prioritäten zu bilden.<br />
Wahrscheinlich fände man <strong>auch</strong> so<br />
viele Alternativen, sagt Brigitte Sollfrank,<br />
„aber mit den jetzt bestehenden Rahmenbedingungen<br />
<strong>ist</strong> das einfacher.“ Der Nachahmeffekt<br />
<strong>ist</strong> bisher allerdings ausgeblieben,<br />
neue Freiwillige sind nicht hinzugekommen.<br />
Aber das verändert sich vielleicht<br />
noch, glaubt Patrick Engels. Und Marcel Diemers<br />
meint, dass viele möglicherweise gar<br />
nicht wissen, was da abgeht. Brigitte Sollfrank<br />
vermutet, Werbung würde nutzen.<br />
Die Erwartungshaltung bei den Teilnehmern<br />
<strong>ist</strong> dafür ungebrochen. „Etwas bewegen<br />
zu können, Probleme anzusprechen und<br />
selbst zu lösen macht viel Spaß“, wie Patrick<br />
Engels es ausdrückt, der sich, wie die anderen<br />
<strong>auch</strong>, durch erste Ergebnisse und Erfolge<br />
bestätigt sieht.
34 02 • 2013<br />
Vier weitere Bereiche<br />
dazu gekommen<br />
Vielleicht, so die drei, hätte das Ganze ja<br />
<strong>auch</strong> schon viel früher stattfinden können.<br />
Wobei Wolfgang Graf gleich einschränkt,<br />
dass dazu <strong>auch</strong> ein gewisser Reifegrad des<br />
Teams gehört. Abgesehen davon, habe es<br />
bei TI ja <strong>auch</strong> vorher schon erste Schritte<br />
gegeben. „Allerdings mit einem anderen<br />
Selbst verständnis und Selbstbewusstsein.“<br />
Dass sich das gewandelt hat, <strong>ist</strong> nicht zuletzt<br />
der veränderten Führung bei <strong>HKM</strong> zuzuschreiben,<br />
bei der ein Mitdenken der Mitarbeiter<br />
gewünscht wird. Für die Teilnehmer<br />
<strong>ist</strong> es ein Stück Wertschätzung, das ihnen<br />
entgegengebracht wird. Allerdings halten<br />
sie <strong>auch</strong> eine entsprechende Fehlerkultur<br />
für immens wichtig. Eine, die ihnen Rückendeckung<br />
gibt, die es möglich macht, Fehler<br />
einzugestehen und Verständnis dafür aufbringt.<br />
Ob sich das Ganze denn durchsetzt<br />
und nachhaltig <strong>ist</strong>? – Ich wünsche es mir,<br />
sagt Patrick Engels und Brigitte Sollfrank<br />
hofft es ebenfalls. Genauso wie Stefanie<br />
Flick. „Weil die Mitarbeiter engagiert dabei<br />
sind und weil hier noch viel Potenzial vorhanden<br />
<strong>ist</strong>.“ Wenn die Rahmenbedingungen<br />
so bestehen bleiben, stehen die Chancen<br />
gut, sagen die Beteiligten. Und so denken<br />
offenbar <strong>auch</strong> andere. Immerhin haben die<br />
drei Test-Bereiche Zuwachs bekommen,<br />
<strong>auch</strong> TI-S, TI-M, TI-I und TI-W sind inzwischen<br />
mit von der Partie. Auch TI-F würde<br />
gerne mitmachen. Doch weil in der Haupt-<br />
Innovationszirkel TI-K<br />
Projekt: Erfassung von Verbr<strong>auch</strong>smaterialien mit Barcode-Lasern, Björn Markert<br />
werkstatt zunächst die KVP-Einführung abgeschlossen<br />
werden soll (s. <strong>auch</strong> Beitrag auf<br />
Seite 28), <strong>ist</strong> bislang nur der Stahlbau in dem<br />
Projekt vertreten.<br />
Jede Menge Erfolgs-Storys<br />
Erste innovative Ergebnisse gibt es natürlich<br />
<strong>auch</strong> schon. Viele sogar, wenngleich nicht<br />
alle umgesetzt werden konnten. So hat sich<br />
beispielsweise die Idee, Druckerpatronen<br />
künftig wie in einem Süßigkeiten-Automaten<br />
vorzuhalten und zu verwalten, nicht<br />
durchgesetzt. Obwohl die Idee durchaus etwas<br />
an sich hat. Andere hingegen wurden<br />
Innovationszirkel TI-F<br />
Projekt: Abfallsammelsystem, v.l.: Rainer Simon, Chr<strong>ist</strong>ian Langenfeld, Serdar Göz, Jens Gläser<br />
akzeptiert und zum Teil <strong>auch</strong> realisiert. Hier<br />
einige Beispiele.<br />
Bei TI-E soll eine verbesserte Reinigung<br />
der Kondensatoren an den Kranklimageräten<br />
durch den Einsatz von Kompressoren<br />
zum Ausblasen der Kondensatoren erreicht<br />
werden. Die Anforderungen dafür sind festgelegt,<br />
und die Details mit der Kranabteilung<br />
(TS-IK) abgestimmt. Lediglich die Prüfung<br />
unter Einsatzbedingungen muss noch<br />
durchgeführt werden.<br />
Bei TI-K <strong>ist</strong> ein Ergebnis der Innovationszirkel<br />
die Einführung von Hand- bzw. Barcode<br />
scannern zur einfacheren Dokumentation<br />
bei Materialentnahme.<br />
Das Team 1 von TI-F/S – schichtbedingt<br />
gibt es hier zwei Teams – hat eine ganze<br />
Reihe von Ideen hervorgebracht und zum<br />
Teil <strong>auch</strong> schon realisiert. So sollen etwa im<br />
Zuge der Hallenumstrukturierung neue<br />
Schaukästen aufgehängt und ein verbessertes<br />
Abfallsammelsystem eingeführt werden.<br />
Auch PC-Zugänge für mehrere Kollegen<br />
wurden bereits geschaffen. Team 2 hat sich<br />
dagegen unter anderem der Materialbeschaffung<br />
gewidmet und will kleine Lagerbestände<br />
etwa von Rohren und Fittings einrichten<br />
sowie eine Dokumentation der<br />
benötigten Materialen und des Inventars<br />
erstellen. Schier endlos ließe sich die L<strong>ist</strong>e<br />
innovativer Ideen fortsetzen, was zeigt: Das<br />
Ganze hat sich gelohnt. Und wird es weiter<br />
tun. Denn Innovationen fallen zwar nicht<br />
vom Himmel, aber sie entstehen in den<br />
Köpfen der Mitarbeiter.
02 • 2013 35<br />
Einen Blick auf <strong>HKM</strong> nehmen sich<br />
Jürgen Kerner, Ulrich Kimpel,<br />
Hannelore Elze, Klaus-Dieter Clasen<br />
und Norbert Keller<br />
Mitarbeiter Gewerkschaftsboss Jürgen Kerner besucht Hütte:<br />
Integriertes Hüttenwerk –<br />
eine völlig neue Dimension<br />
Für Jürgen Kerner war es eine Herzensangelegenheit:<br />
Endlich und zum ersten Mal wollte<br />
das Geschäftsführende Vorstandsmitglied<br />
der IG Metall ein integriertes Hüttenwerk<br />
besichtigen. Der gebürtige Augsburger kannte<br />
das Elektrostahlwerk der Lechstahlwerke,<br />
aber dieses Hüttenwerk <strong>ist</strong> von den Ausmaßen<br />
eine völlig andere Dimension. Das hatte<br />
er noch nie gesehen und den Wunsch, so<br />
etwas zu besichtigen, war ein Leichtes zu erfüllen.<br />
Und so begrüßten am 13. Juni 2013 <strong>Technik</strong>-<br />
Geschäftsführer Dr. Rolf Höffken, Arbeitsdirektor<br />
Peter Gasse sowie Betriebsratsvorsitzender<br />
Ulrich Kimpel und sein Stellvertreter<br />
Norbert Keller den Gewerkschaftsboss, der<br />
im Vorstand der IG Metall unter anderem für<br />
Energiewende, Luft- und Raumfahrt und<br />
Wehrtechnik zuständig <strong>ist</strong>. Bevor er Stahlwerk,<br />
Hochofen, Kokerei samt Erweiterung<br />
sowie andere Betriebe ausführlich in Augenschein<br />
nehmen konnte, gab Dr. Höffken anhand<br />
einer Präsentation zunächst einen<br />
Überblick über <strong>HKM</strong> und seine Anlagen. Dabei<br />
vergaß er <strong>auch</strong> nicht, auf die zunehmend<br />
kritische Situation hinzuweisen, die sich für<br />
Unternehmen wie <strong>HKM</strong> durch die Energiewende<br />
bzw. deren Auswirkungen ergibt.<br />
Andreas Betzler von der Energiebeschaffung<br />
und -vermarktung steuerte hier noch aktuelle<br />
Daten und Fakten zum Stand des Emissionshandels<br />
bei. Wichtige und informative<br />
Details, wie Jürgen Kerner befand, der anschließend<br />
aber darauf brannte, endlich die<br />
Werksbesichtigung anzutreten. Ausgestattet<br />
mit der erforderlichen Schutzausrüstung<br />
machte er sich schließlich gemeinsam mit<br />
Peter Gasse auf den Weg zu den Highlights<br />
der Hütte. Wie sehr ihm die Besichtigung<br />
dieses „richtigen“ Stahlwerks gefallen hat,<br />
war noch bei der Verabschiedung zu spüren.<br />
Nicht so sehr durch den Dank an Peter Gasse<br />
und seine Kollegen für die Durchführung der<br />
Werksbesichtigung. Es war vielmehr das immer<br />
noch anhaltende Leuchten in seinen Augen,<br />
das zeigte: Hier war ein Herzenswunsch<br />
in Erfüllung gegangen.<br />
Dr. Rolf Höffken begrüßt die Gruppe im<br />
Informationszentrum<br />
High Tech-Leitstand für High Tech-Produkte<br />
Hannelore Elze, Leiterin des Zweigbüros der<br />
IG Metall in Düsseldorf, mit Jürgen Kerner vor<br />
glühender Kulisse
36 02 • 2013<br />
Mitarbeiter Die Azubi-Kolumne:<br />
Ein Treppengeländer für den<br />
Stadtsportbund<br />
Dass die Ausbildung von <strong>HKM</strong> sich <strong>auch</strong> mit<br />
der Durchführung konkreter Projekte beschäftigt,<br />
hat sich in Duisburg längst herumgesprochen.<br />
Und so fragte <strong>auch</strong> der Stadtsportbund<br />
vor einiger Zeit an, ob die Azubis<br />
vielleicht ein Treppengeländer für sein neues<br />
Gebäude in der Nähe der MSV-Arena fertigen<br />
und montieren könnten.<br />
Nach Einwilligung der Ausbilder Roland<br />
Petak und Frank Hartmann fuhren die Konstruktionsmechaniker<br />
zunächst einmal zur<br />
Baustelle, um sich selbst ein Bild von dem<br />
Projekt zu machen und Maße für das Geländer<br />
zu nehmen.<br />
Viel in Eigenverantwortung<br />
gemacht<br />
Die Planung des Geländers wurde anschließend<br />
zwar von den Ausbildern genauestens<br />
überwacht, doch hatten <strong>auch</strong> die Auszubildenden<br />
Kai Schwichtenberg, Timo Loitz, Nils<br />
Raffel, Mike Engler, Marc-Andre Maas und<br />
Jakob Tillmann einen gehörigen Anteil daran.<br />
Nach Eintreffen des erforderlichen Materials<br />
ging es dann zuerst einmal los mit<br />
Sägen, Bohren, Schweißen, Schleifen und<br />
vielen anderen Fertigungsschritte mehr.<br />
Insgesamt wurde die Konstruktion soweit<br />
angefertigt, dass sie montagebereit war<br />
und vor Ort nur noch zusammengesetzt<br />
werden musste. Allerdings waren vorher am<br />
Gebäude des Stadtsportbunds noch Löcher<br />
zu bohren und mit Dübeln zu versehen, damit<br />
die Konstruktion <strong>auch</strong> angebracht werden<br />
konnte. Nach dem Ausrichten fielen<br />
dann noch die letzten Schweiß- und Polierarbeiten<br />
an, um <strong>auch</strong> ein wirklich perfektes<br />
Geländer präsentieren und überreichen zu<br />
können. Bei den Azubis fand diese Projektarbeit<br />
großen Zuspruch, da viel in Eigenverantwortung<br />
gearbeitet wurde. Ganz abgesehen<br />
davon, dass Außenbaustellen in der<br />
Zeit der Ausbildung rar und nicht zuletzt<br />
deshalb äußerst interessant sind.<br />
Mitarbeiter Kreativtraining der Azubis:<br />
Erstmals Umweltschutz einbezogen<br />
Bei dem inzwischen schon traditionellen<br />
Kreativtraining, das die Azubis bei <strong>HKM</strong> absolvieren,<br />
wurde jetzt erstmals <strong>auch</strong> der Bereich<br />
Umweltschutz aktiv mit einbezogen.<br />
Worum es dabei geht, machte der Leiter des<br />
Bereichs, Dr. Udo Kalina, in Impulsvorträgen<br />
für die einzelnen Arbeitsgruppen deutlich<br />
und stellte den Azubis zugleich <strong>auch</strong> die<br />
Aufgaben und Ziele seiner Abteilung vor.<br />
Für die jungen Leute Lerneffekt und Input<br />
gleichermaßen. Schließlich sollten sie das<br />
Thema „Umwelt und <strong>Technik</strong>“ anschließend<br />
in Bilder und Symbole runterbrechen und in<br />
Stein hauen. Gleichzeitig lernten sie <strong>auch</strong><br />
die Menschen einer anderen Abteilung kennen,<br />
die ja vielleicht schon bald eines der<br />
von den Azubis erstellten Werke aufstellen<br />
oder aufhängen werden. Demnächst wird<br />
das Thema dann <strong>auch</strong> in der Lehrwerkstatt<br />
angepackt. Bis dahin dauert es allerdings<br />
noch etwas, denn die Umsetzungsphase des<br />
Themas in den Werkstätten findet erst im<br />
September statt (wir werden darüber berichten).<br />
Rüdiger Eichholtz, der als Künstler,<br />
Diplom-Kunsttherapeut und -Pädagoge das<br />
Kreativtraining auf der Hütte initiiert hat<br />
und seit vielen Jahren begleitet, freut sich<br />
über die umwelttechnische Horizont-Erweiterung<br />
seiner Schützlinge. Und auf künftig<br />
noch mehr Input, denn:<br />
„Wir hoffen, demnächst<br />
<strong>auch</strong> den Personalbereich<br />
mit einzubeziehen.“ Dann<br />
wird es heißen „Mensch<br />
und <strong>Technik</strong>“, und das<br />
steht bei <strong>HKM</strong> eigentlich<br />
überall im Mittelpunkt.
02 • 2013 37<br />
Als am 9. Juni 2013 nach Schätzung der Veranstalter<br />
etwa 7.000 Sportler zum inzwischen<br />
30. Rhein-Ruhr-Marathon an den<br />
Start gingen, waren darunter <strong>auch</strong> 18 Mitarbeiter<br />
von <strong>HKM</strong>. Neun von ihnen gingen<br />
dabei auf die volle Strecke von 42,195 Kilometern,<br />
fünf hatten sich für den Halb-<br />
Marathon entschieden, vier bildeten eine<br />
gemeinsame Staffel. Das Beste daran: Alle<br />
18 kamen ans Ziel, die meis ten sogar mit<br />
besseren Zeiten als im Vorjahr.<br />
Für <strong>HKM</strong>-Laufpapst Jürgen Binias in mehrfacher<br />
Hinsicht ein Erfolg. Zum einen, weil<br />
der leidenschaftliche Läufer und Initiator so<br />
mancher Lauftreffs die <strong>HKM</strong>-Geschäftsführung<br />
erneut von der Übernahme des Startgelds<br />
überzeugen konnte. Zum zweiten, weil<br />
Mitarbeiter Rhein-Ruhr-Marathon mit <strong>HKM</strong>-Beteiligung:<br />
Alle kamen durch<br />
diesmal mehr <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter dabei waren<br />
als noch im Vorjahr. Und zum dritten, weil<br />
Jürgen Binias an diesem Tag selbst seinen<br />
100. Marathon lief. Auch nicht gerade eine<br />
Selbstverständlichkeit, wie wir meinen.<br />
<strong>HKM</strong> als Sponsor<br />
Die Übernahme des Startgelds durch <strong>HKM</strong><br />
<strong>ist</strong> natürlich <strong>auch</strong> keine Selbstverständlichkeit.<br />
Immerhin beträgt die bei frühzeitiger<br />
Anmeldung für jeden Marathon-Teilnehmer<br />
50 Euro und für den Halb-Marathon 30 Euro,<br />
so dass schon einige 100 Euro zusammen<br />
kommen. Auch die Ausstattung der Läufer<br />
mit <strong>HKM</strong>-Shirts wird gesponsert, Jürgen<br />
Binias zugleich im Intranet die Möglichkeit<br />
geboten, für die Lauf-Aktivitäten zu werben.<br />
So wie der das schon jetzt für den Targo-Firmenlauf<br />
am 29. August und den Lichterlauf<br />
am 21. September macht. „Weil man nicht<br />
früh genug die Werbetrommel rühren kann“,<br />
sagt er. Der Erfolg gibt ihm Recht, schließlich<br />
hat die Anzahl der teilnehmenden Kollegen<br />
in den letzten beiden Jahren kontinuierlich<br />
zugenommen. So haben sich für den<br />
Targo-Firmenlauf bereits 21 und für den<br />
Lichterlauf 14 Teilnehmer gemeldet. Erst,<br />
wie Jürgen Binias meint, aber das kann sich<br />
ja noch ändern.<br />
Die Teilnehmer am<br />
Rhein-Ruhr-Marathon<br />
Marathon:<br />
Guido Bauer, Jürgen Binias,<br />
Fikret Gündüz, Dr. Angela Jablonka,<br />
Frank Krause, Thomas Plein,<br />
Wolfgang Plein,<br />
Karl-Philipp Steinhoff und<br />
Hermann Walter<br />
Halb-Marathon:<br />
Andreas B<strong>auch</strong>, Heinz Hüsken,<br />
Friedhelm Plein, Frank Raschewski<br />
und Ulrich Wohlgefahrt<br />
Staffel-Marathon:<br />
Klaus Berghoff, Oscar Janßen,<br />
Peter Lenz und Thomas Steil
38 02 • 2013<br />
Kompetenz Bei der bisher längsten Ofenreise:<br />
30 Millionen Tonnen Roheisen<br />
an Hochofen B erzeugt<br />
In der laufenden Ofenreise hat der Hochofen B<br />
seit der letzten Zustellung im Jahr 2000 am<br />
1. Juli 2013 die 30millionste Tonne Roheisen<br />
erzeugt. Das markiert einen weiteren Meilenstein<br />
in der mit 13 Jahren bisher längsten Ofenreise<br />
und die höchste Erzeugung bei einem<br />
<strong>HKM</strong> Hochofen. Was in den letzten alles unternommen<br />
wurde, um die Ofenreise zu realisieren,<br />
erfahren Sie in der nächsten Ausgabe<br />
von „Wir bei <strong>HKM</strong>“.<br />
Mitarbeiter Wir gratulieren unseren Jubilaren:<br />
Juli<br />
45 Jahre<br />
Albert Kuessner 01.07.<br />
Guenter Borsutzki 08.07.<br />
Wolfgang Beilke 22.07.<br />
35 Jahre<br />
Kurt Medzech 03.07.<br />
Winfried Reich 03.07.<br />
Gottfried Kern 04.07.<br />
Margit Lescher 10.07.<br />
Annemarie Lasch 12.07.<br />
Wolfgang Chr<strong>ist</strong> 18.07.<br />
Joachim Blieme<strong>ist</strong>er 24.07.<br />
Peter Greitner 24.07.<br />
Uwe Klingen 24.07.<br />
25 Jahre<br />
Uwe Riebe 01.07.<br />
Iris Fischer 29.07.<br />
August<br />
45 Jahre<br />
Juergen Bock 01.08.<br />
Ralf Bongen 01.08.<br />
Wolfgang Bress 01.08.<br />
Manfred Brockerhoff 01.08.<br />
Wolfgang Bruhn 01.08.<br />
Ulrike Fiedler 01.08.<br />
Hans-Joachim Hammelmann 01.08.<br />
Klaus Koch 01.08.<br />
Rainer Koch 01.08.<br />
Wilhelm Kraschl 01.08.<br />
Erhard Lipkowski 01.08.<br />
Detlef Luhr 01.08.<br />
Joachim Messarius 01.08.<br />
Willi Nipken 01.08.<br />
Klaus Pimpertz 01.08.<br />
Detlev Rogga 01.08.<br />
Irmgard Roitzsch 01.08.<br />
Horst-Dieter Schadosky 01.08.<br />
Helmut Schmitz 01.08.<br />
Robert Schmitz 01.08.<br />
Guenter Schroers 01.08.<br />
Heinz-Werner Sprenzel 01.08.<br />
Heinrich Studlik 01.08.<br />
Manfred Teuber 01.08.<br />
Juergen Tillmann 01.08.<br />
Heinz-Juergen Ulrich 01.08.<br />
Juergen Willger 01.08.<br />
Walter Wohlgefahrt-Crisand 01.08.<br />
35 Jahre<br />
Raimondo Brunotte 01.08.<br />
Astrid-Manuela Hess 01.08.<br />
Reiner Hiddemann 01.08.<br />
Ralph Kinzel 01.08.<br />
Juergen Knobloch 01.08.<br />
Ingeborg Kriesel 01.08.<br />
Rolf Kuepper 01.08.<br />
Matthias Renk 01.08.<br />
Rainer Schulz 01.08.<br />
Wolfgang Westphal 01.08.<br />
Sabine Wicherek 01.08.<br />
Norbert Mueller 07.08.<br />
Michael Dobry 21.08.<br />
25 Jahre<br />
Guido Hebrock 01.08.<br />
Reimund Raberg 08.08.<br />
September<br />
45 Jahre<br />
Werner Scheckermann 02.09.<br />
Bernd Heintges 08.09.<br />
Friedhelm Michalski 09.09.<br />
Lothar Seyfried 10.09.<br />
Juergen Eberz 12.09.<br />
Dieter Krickhahn 17.09.<br />
35 Jahre<br />
Klaus Berghoff 01.09.<br />
Peter Beszynski 01.09.<br />
Horst Blum 01.09.<br />
Hinrich Boemfalk 01.09.<br />
Frank Boldt 01.09.<br />
Uwe Braendlein 01.09.<br />
Sabine Brinkmann 01.09.<br />
Siegfried Buschbaum 01.09.<br />
Georg Diemers 01.09.<br />
Rainer Englert 01.09.<br />
Gisbert Foerster 01.09.<br />
Walter Fries 01.09.<br />
Wolfgang Geisse 01.09.<br />
Uwe Hanke 01.09.<br />
Irmgard Hausmann 01.09.<br />
Norbert Heiland 01.09.<br />
Wolfgang Hendricks 01.09.<br />
Elisabeth Hoesl 01.09.<br />
Joerg Hoffacker 01.09.<br />
Bernd Hofmann 01.09.
02 • 2013 39<br />
Vorträge & Veröffentlichungen 2/2013<br />
TR<br />
„Die Kokerei – vom „notwendigen Übel“<br />
zum wichtigen Bestandteil eines modernen<br />
<strong>Hüttenwerke</strong>s“<br />
Dr.-Ing. Leo Nelles (TR-K),<br />
Dipl.-Ing. Heinz-Bernd Beckmann (TR-KE)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
erschienen in der Schriftenreihe<br />
Stahl und Eisen 133 (213), Nr. 6<br />
„Burden d<strong>ist</strong>ribution practice at <strong>HKM</strong> blast<br />
furnaces“<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Gertz (TR-H)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren<br />
10.04.2013, Düsseldorf<br />
Kompetenz <br />
TI-W<br />
„Energiemanagementsysteme steigern<br />
die Energieeffizienz in der Stahlindustrie“<br />
Dipl.-Ing. Matthias Baldermann (TI-W)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
erschienen in der Schriftenreihe<br />
Stahl und Eisen, April 2013<br />
TV<br />
„Entwicklungsarbeiten am Konverter der<br />
<strong>HKM</strong>“, Technische Optimierung und Ausblick<br />
Dr.-Ing. Matthias Weinberg (TV)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
Konferenz „Metallurgie und Prozesstechnik der<br />
Konverterverfahren (VDEh)<br />
15.05.2013, Krefeld<br />
Mitarbeiter <br />
Austritte · Altersteilzeit ·<br />
Fre<strong>ist</strong>ellungsphase<br />
Wilfried Binder 01.03.13<br />
Werner Hubert 01.03.13<br />
Bernd Pfeifer 01.03.13<br />
Werner Schulz 01.03.13<br />
Artur Sobik 01.04.13<br />
Erreichung Rentenalter<br />
Avni Atlas 01.03.13<br />
Hans-Otto Lemke 01.03.13<br />
Heinz Zdun 01.03.13<br />
Manfred Fiedler 01.04.13<br />
Arnold Frinken 01.05.13<br />
Alexander Monski 01.05.13<br />
Dr. Willy Pesy 01.05.13<br />
Thomas Hofmann 01.09.<br />
Doris Iffland 01.09.<br />
Peter Juerich 01.09.<br />
Dirk Kleinert 01.09.<br />
Juergen Kraemer 01.09.<br />
Ulrich Kroll 01.09.<br />
Frank Kuchenbecker 01.09.<br />
Roland Linke 01.09.<br />
Peter Loeven 01.09.<br />
Rainer Mankewitz 01.09.<br />
Beatrix Meyer 01.09.<br />
Lothar Mitze 01.09.<br />
Detlef Mostert 01.09.<br />
Frank Ott 01.09.<br />
Bertram Preissner 01.09.<br />
Michael Reh 01.09.<br />
Muzaffer Sag 01.09.<br />
Holger Schoendorff 01.09.<br />
Holger Schulz 01.09.<br />
Juergen Seidel 01.09.<br />
Norbert Seidel 01.09.<br />
Thomas Seidel 01.09.<br />
Andreas Snelinski 01.09.<br />
Joerg Thiele 01.09.<br />
Klaus-Dieter Truch 01.09.<br />
Rainer Weir<strong>auch</strong> 01.09.<br />
Roland Winkelmann 01.09.<br />
Susanne Winzen 01.09.<br />
Dieter Werner 04.09.<br />
Joachim Ingenhaag 08.09.<br />
Joao Tavares Pereira 18.09.<br />
Detlef Voelz 25.09.<br />
Achim Heinen 26.09.<br />
Werner Saager 27.09.<br />
25 Jahre<br />
Riza Akbulut 01.09.<br />
Mustafa Aran 01.09.<br />
Thorsten Berthele 01.09.<br />
Markus Breuer 01.09.<br />
Angelika Bula 01.09.<br />
Michael Burger 01.09.<br />
Ersen Cengiz 01.09.<br />
Dirk Deckert 01.09.<br />
Goekten Demir 01.09.<br />
Fatime Demirci 01.09.<br />
Robert Demuth 01.09.<br />
Hueseyin Dogan 01.09.<br />
Mirze Edis 01.09.<br />
Joerg Eickelmann 01.09.<br />
Carsten Gross 01.09.<br />
Marion Holzschneider 01.09.<br />
Sandra Knappe 01.09.<br />
Ingo Koelven 01.09.<br />
Martin Lankes 01.09.<br />
Stefan Meise 01.09.<br />
Serdal Oenuegoeren 01.09.<br />
Mehmet Oezbek 01.09.<br />
Eduardo Pareja Lafuente 01.09.<br />
Hasan Simsek 01.09.<br />
Helge Vasicek 01.09.<br />
Cihan Yeniay 01.09.<br />
Ibrahim Yurdakul 01.09.<br />
Andy Zorr 01.09.<br />
Ralph Winkelhane 05.09.<br />
Mitarbeiter <br />
Wir gedenken:<br />
aus aktiver Beschäftigung:<br />
Erich Dreyßig<br />
Peter Graetsch<br />
Heinrich Terpitz<br />
Kurt Brinkmann<br />
Klaus Dahlhausen<br />
Heinz Dübbert<br />
Gerd Feldbusch<br />
Horst Greiff<br />
Eberhard Kube<br />
Dieter Minhorst<br />
Rentner:<br />
Impressum<br />
Karl-Heinz Planker<br />
Werner Plath<br />
Inge Preukschat<br />
Günther Roth<br />
Heinrich Weimann<br />
Hans-Gerd Michels<br />
Wilfried Mahl<br />
„Wir bei <strong>HKM</strong>“ <strong>ist</strong> eine Zeitung für Mitarbeiter<br />
der <strong>Hüttenwerke</strong> <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong><br />
Herausgeber:<br />
<strong>Hüttenwerke</strong> <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> GmbH<br />
Verantwortlich:<br />
Peter Gasse<br />
Redaktion:<br />
Walter Klöters<br />
Telefon 0 21 04 3 92 38<br />
Mobil 01 72 21 00 952<br />
E-Mail wkloeters@aol.com<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Ehinger Straße 200 · 47259 Duisburg<br />
Tel. 02 03 999 29 06<br />
Bildmaterial:<br />
Tanja Pickartz, Verena Schwarz, Fotolia.com<br />
(SG-design, Salome), 123rf.com (Maksim Toome)<br />
Gesamtherstellung:<br />
zero.kommunikation, Moers
Kunden und Partner Produkte aus <strong>HKM</strong>-Stahl:<br />
Mehr Sicherheit in Türen<br />
Auch wenn sich das kein Autofahrer wünscht:<br />
Es scheppert häufig auf Deutschlands Straßen<br />
und Autobahnen. Dass dies für die Insassen<br />
zume<strong>ist</strong> glimpflich abgeht, <strong>ist</strong> vor allem den<br />
sogenannten Knautschzonen an Fahrzeugfront<br />
und -heck zu verdanken. Denn sie können<br />
durch Materialverformung einen großen<br />
Teil der Aufprallenergie aufnehmen. An den<br />
Fahrzeugseiten allerdings gibt es eine solche<br />
Deformationszone nicht. Infolgedessen muss<br />
dieser Bereich auf andere Weise möglichst<br />
stabil gestaltet werden, damit die Fahrgastzelle<br />
möglichst wenig verformt wird.<br />
Diesen Seitenaufprallschutz stellen die Hersteller<br />
dadurch her, dass sie die Türen und<br />
Seitenteile mit Metallträgern versteifen. Waren<br />
die früher oft aus Aluminium oder aus<br />
Rohren, kommt heute bevorzugt Martensitphasenstahl<br />
(Güte V12MnCrTiB/1) zum Einsatz,<br />
der – wie an dieser Stelle nicht anders zu<br />
erwarten – in Brammenform aus der Produktion<br />
von <strong>HKM</strong> kommt. Dieser Stahl verfügt<br />
nicht nur über die für Seitenaufprallträger<br />
erforderliche hohe Festigkeit, er kann <strong>auch</strong><br />
noch mit anderen Vorteilen glänzen. Etwa<br />
mit einer deutlichen Gewichtsersparnis.<br />
Was zum einen den von Automobilherstellern<br />
verfolgten Trend zu mehr Leichtbau unterstützt,<br />
zum anderen zu Kostenreduzierung<br />
führt. Und zu einer Prozessvereinfachung, wie<br />
ein Blick auf die Weiterverarbeitung zeigt.<br />
Denn dort entsteht aus den Brammen von<br />
<strong>HKM</strong> Warmband mit einer Blechdicke von<br />
bis zu minimal 1,65 Millimeter, aus der nach<br />
einer elektrolytischen Verzinkung dann direkt<br />
die Aufprallkörper ausgestanzt werden. Das<br />
verzinkte Warmband mit hoher Festigkeit<br />
und guten Umformeigenschaften ermöglicht<br />
es dabei, die Teile kalt umzuformen, statt sie<br />
in der Prozessfolge Warmpressen – Direkthärtung<br />
zu verarbeiten.<br />
Rund 20.000 Tonnen dieses Stahls stellt<br />
<strong>HKM</strong> pro Jahr für die Automobilindustrie<br />
her. Und die weiß diesen Werkstoff durchaus<br />
zu schätzen. Schließlich stehen ihr damit<br />
Komponenten zur Verfügung, die aufgrund<br />
ihrer hohen Elastizität eine große Energie aufnahme<br />
fähigkeit besitzen. Ganz abgesehen<br />
davon, dass Seitenaufprall trä ger aus Martensitphasenstahl<br />
nur wenige Gramm schwerer<br />
sind als Aluminium. Was zu einer Kosteneinsparung<br />
von rund 50 Prozent bei gleichzeitig<br />
verbesserten Eigenschaften führt. Gut so.<br />
Schließlich sorgen diese verbesserten Eigenschaften<br />
der stählernen Seitenaufprallträger<br />
dafür, dass alles glimpflich abläuft, wenn’s<br />
mal seitlich kracht.