Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo - ARA
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo - ARA
Der REGENWALD - Ein neuartiges Tropenhaus im Kölner Zoo - ARA
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<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Ruth Dieckmann, Theo Pagel u. Jürgen Wolters<br />
”Wir schreiben den 2. April 2000, es ist 9.10 Uhr am Morgen. Um uns herum herrscht hohe<br />
Luftfeuchtigkeit. Die Temperatur ist angenehm warm, Insekten zirpen und Frösche quaken. Wir<br />
sind umgeben von Palmen, Feigenbäumen, dichter tropischer Vegetation. Von Ferne hört man<br />
das Rufen von Weißhandgibbons, als wir zwischen dem Blätterdach nur schemenhaft etwas<br />
davonfliegen sehen. Am lauten Geräusch der Schwingen erahnen wir, dass es sich um einen sehr<br />
großen Vogel handeln muss. Als wir um die nächste Wegbiegung gehen, entdecken wir ihn: den<br />
Doppelhornvogel. Mit seinem riesigen Schnabel, den er wie eine Pinzette nutzt, pflückt er Beeren<br />
von einem Baum.<br />
Nicht weit davon entfernt tauchen die eleganten Krallenotter auf der Suche nach Fressbarem in<br />
einem Bachlauf, während sich <strong>im</strong> Hintergrund ein Schwarm der kleinen Veilchenloris auf einem<br />
blühenden Baum niederlässt, um nach Nektar und Pollen zu suchen. Eigenartige Vogelrufe<br />
wecken plötzlich unsere Aufmerksamkeit. Schon wenig später sehen wir, woher sie kamen:<br />
Rotbrust-Krontauben, groß wie Truthähne, kreuzen unseren Weg.<br />
<strong>Ein</strong>ige Schritte weiter entdecken wir an einer Kokospalme eine Schönechse. Kopfunter läuft sie<br />
den Stamm herab, als völlig unvermittelt dicht über unsere Köpfe hinweg einige<br />
Rodriguezflughunde vorbeifliegen.<br />
Angelockt von einem tosenden Wasserfall nähern wir uns dann einem größeren Teich, in dem<br />
wir neben Barben und Barschen rasch auch die sanft dahingleitenden Sitzkopf-<br />
Wasserschildkröten entdecken. Vorbei an weit ausladenden Palmen führt uns der Dschungelpfad<br />
weiter in eine dunkle Tropfsteinhöhle. Als wir sie verlassen, entdecken wir endlich die<br />
Weißhandgibbons, die sich an Lianen durch das Geäst schwingen und deren melodische<br />
Gesänge uns schon die ganze Zeit über begleitet haben.”<br />
Dies ist kein Vorspann aus einem Abenteuerroman. Dies ist ein kleiner Ausschnitt von dem, was<br />
auch Sie hautnah erleben können. Und dazu brauchen Sie nicht viele Flugstunden in Kauf zu<br />
nehmen. Denn mitten in Köln wurde am 1. April 2000 der <strong>REGENWALD</strong> eröffnet, ein <strong>Tropenhaus</strong><br />
für asiatische Tiere und Pflanzen <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 1 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Mehr als nur ein Haus für Vögel<br />
Am 19. November 1899 wurde <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong>logischen Garten Köln das alte Vogelhaus - dem<br />
damaligen zooarchitektonischen Zeitgeist entsprechend - <strong>im</strong> Stil einer russischen Kathedrale<br />
fertiggestellt. Es gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu den modernsten <strong>Ein</strong>richtungen seiner Zeit.<br />
<strong>Ein</strong>e Vielzahl verschiedenster Vogelarten wurde dort gepflegt und zur Zucht gebracht. Doch <strong>im</strong><br />
Laufe der Zeit wurde der Nutzungszweck des ehemaligen Vogelhauses verändert. Es dient heute<br />
als Zuchtstätte für Neuweltpr<strong>im</strong>aten und hat sich als ”Südamerikahaus” längst einen neuen Ruf<br />
erworben.<br />
Da dadurch in Köln ein Haus für tropische Vögel fehlte, entschloss sich der <strong>Zoo</strong> zum Bau einer<br />
neuen Anlage, allerdings mit einem völlig anderen Konzept. Mit dem <strong>REGENWALD</strong> ist kein Haus<br />
für nur eine Tiergruppe entstanden. Vielmehr wird dem Besucher hier in komplexer Form die<br />
Vielfalt an Fauna und Flora eines ganzen Ökosystems, des tropischen Regenwaldes, präsentiert.<br />
Regenwälder gibt es auf vier Kontinenten, in Südamerika, Afrika, Asien und Australien. Trotz<br />
grundsätzlicher Ähnlichkeiten unterscheiden sich diese Regenwälder erheblich voneinander. <strong>Der</strong><br />
<strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> hat sich aus mehreren Gründen entschlossen, seinen Besuchern den Regenwald<br />
Südostasiens näher zu bringen.<br />
• <strong>Der</strong> südostasiatische Tropengürtel ist anders als der afrikanische oder süd- und<br />
mittelamerikanische Regenwald durch eine Vielzahl von Inseln gekennzeichnet. Die Folge ist ein<br />
hohes Maß an endemischen Vögeln und anderen Wirbeltieren, also Arten, die nur hier und zudem<br />
oft in kleinen Verbreitungsgebieten zu finden sind. Nach GLEICH et al. (1999) gibt es allein in<br />
Indonesien 457 Säugetierarten, von denen 222 endemisch sind. Bei den Vögeln sind von 1531<br />
vorkommenden Arten 408 endemisch, bei den Reptilien von 514 Arten 305 und bei den<br />
Amphibien von 285 Spezies 115. <strong>Der</strong> hohe Grad an Endemismus spiegelt sich natürlich auch <strong>im</strong><br />
Pflanzenreich wider: von 29375 in Indonesien vorkommenden Arten sind 17500 hier exklusiv<br />
he<strong>im</strong>isch.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 2 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Die kleinen, oft inselartigen Verbreitungsgebiete weisen allerdings auch einen besonders hohen<br />
Gefährdungsgrad auf. Viele Arten sind heute existentiell bedroht und verdienen von daher auch<br />
das besondere Augenmerk zoologischer Gärten. <strong>Der</strong> <strong>Zoo</strong> Köln trägt dieser Situation Rechnung,<br />
indem er zum Beispiel die Zuchtbuchführung für den Balistar <strong>im</strong> Rahmen des EEP (Europäisches<br />
Erhaltungszuchtprogramm) übern<strong>im</strong>mt und sein Artenschutz-Engagement mit neuen<br />
Zuchtanlagen <strong>im</strong> <strong>Tropenhaus</strong> auch für andere Arten ausdehnt.<br />
• Mit dem <strong>REGENWALD</strong> stärkt der <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> den bereits vorhandenen Schwerpunkt Asien in<br />
seinem Tierbestand, der ausgehend von den <strong>im</strong> vorderen <strong>Zoo</strong>teil lebenden Malaienbären<br />
(Helarctos malayanus) über den Kleinen Panda (Ailurus f. fulgens), den Chinesischen Muntjak<br />
(Muntiacus reevesi) und Weißnackenkranich (Grus vipio) führt und in einen rein asiatischen Teil<br />
mündet: mit Helmkasuar (Casuarius casuarius), Sibirischem Tiger (Panthera tigris altaica),<br />
Asiatischer Goldkatze (Felis temmincki), Asiatischem Löwen (Panthera leo persica), Persischem<br />
Leoparden (Panthera pardus saxicolor) und dem Schneeleoparden (Uncia uncia). Die zur Zeit in<br />
der Fertigstellung begriffene, begehbare Großvoliere für Bengalgeier (Gyps bengalensis)<br />
verbindet die Anlagen für asiatische Raubkatzen unmittelbar mit dem <strong>REGENWALD</strong>.<br />
• Da umliegende <strong>Zoo</strong>logische Gärten in ihren Tropenhäusern den Regenwald Südamerikas<br />
präsentieren, setzt der <strong>Zoo</strong> Köln mit der Entscheidung für Südostasien ganz bewußt einen<br />
anderen Akzent.<br />
• Nicht zuletzt verknüpft der <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> mit dem neuen <strong>Tropenhaus</strong> den <strong>Ein</strong>stieg in eine neue<br />
Form der Naturschutzarbeit in den natürlichen Lebensräumen seiner Pfleglinge. Parallel zur<br />
Planung und zum Bau des <strong>Tropenhaus</strong>es ist der <strong>Zoo</strong> eine Partnerschaft für ein großes<br />
Naturschutzgebiet in Vietnam eingegangen, bei dem nicht der Artenschutz einzelner Tierarten <strong>im</strong><br />
Vordergrund steht, sondern die langfristige Erhaltung eines der wenigen in Vietnam noch<br />
verbliebenen ursprünglichen Tropenwaldgebiete. Das „Phong Nha - Ke Bang<br />
Naturschutzprojekt” wird in einer Bambushütte <strong>im</strong> <strong>REGENWALD</strong> ausführlich vorgestellt (vergl.<br />
auch Herrmann u. Pagel. i.d. Heft). <strong>Der</strong> Besucher erhält hier aktuelle Informationen über die<br />
laufenden Arbeiten des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s und seiner vietnamesischen Partner um Prof. Vo Quy in<br />
Zentralvietnam. Damit wird die Hoffnung verbunden, möglichst viele Besucher dafür zu<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 3 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
gewinnen, die Projekte des <strong>Zoo</strong> zum Schutz und Erhalt der tropischen Regenwälder zu<br />
unterstützen.<br />
<strong>Der</strong> Regenwald, Botschafter für den globalen Umweltschutz<br />
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> ist auch der erste große Baustein eines neuen Konzeptes der<br />
Informationsvermittlung, das <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> unter dem Titel "Globale Umweltbildung <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong>"<br />
seit nunmehr zwei Jahren entwickelt wird. Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt<br />
zwischen der Bielefelder „Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz“ (<strong>ARA</strong>) und dem<br />
<strong>Zoo</strong> Köln. Als Pilotprojekt für Umweltbildung in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten wird es von der<br />
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und inzwischen auch mit Mitteln des<br />
Bundesumweltministeriums (BMU) unterstützt.<br />
Im Rahmen dieses Projektes wird in den kommenden Jahren das gesamte Informationssystem des<br />
<strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s neu gestaltet – mit dem Ziel, den Besucher über die reine naturkundliche<br />
Wissensvermittlung hinaus einen stärkeren <strong>Ein</strong>blick nehmen zu lassen in die Probleme und<br />
Handlungsnotwendigkeiten des weltweiten Schutzes unserer natürlichen Umwelt.<br />
Damit kommt der <strong>Zoo</strong> Köln nicht nur den Zielen der Welt-<strong>Zoo</strong>-Naturschutzstrategie nach,<br />
nämlich Tiergärten in viel stärkerem Maße als bisher zur Sensibilisierung ihrer Besucher für<br />
globale Umweltschutzbelange einzubeziehen. Er stellt sich auch den Forderungen des<br />
Umweltgipfels von Rio, auf dem 1992 die Staaten dieser Erde die „Agenda 21“ beschlossen<br />
haben. Diese fordert von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einen Umdenkungsprozess hin zu<br />
einer konsequenten, Generationen übergreifenden Umweltvorsorge und einer gerechten<br />
Verteilung der natürlichen Ressourcen unter allen menschlichen Gesellschaften der Erde. Vom<br />
Bildungssektor, von der Hochschule über den schulischen Bereich bis hin zu den öffentlichen<br />
Bildungseinrichtungen erwartet die Agenda 21 deutliche Impulse zur Sensibilisierung der<br />
Gesellschaft für das Ziel „nachhaltige Entwicklung“.<br />
Nachhaltigkeit meint <strong>im</strong> Sinne der Agenda 21 einen natur- und sozialverträglichen Umgang mit<br />
den natürlichen Ressourcen dieser Erde, der auch nachfolgenden Generationen einen<br />
befriedigenden Lebensstil ermöglicht.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 4 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
<strong>Zoo</strong>logische Gärten sind besonders geeignet, zu einer Bildung für Nachhaltigkeit beizutragen,<br />
denn<br />
- keine andere Freizeiteinrichtung, die zugleich als Bildungseinrichtung dient, verfügt über<br />
einen solchen Besucherzuspruch<br />
- Besucher jeglicher Altersklassen und sozialer Schicht zeigen während des <strong>Zoo</strong>besuchs eine<br />
besondere Aufgeschlossenheit für Umweltbelange<br />
- <strong>Zoo</strong>s zeigen mit he<strong>im</strong>ischen wie exotischen Tieren repräsentative Vertreter aller natürlichen<br />
und der vom Menschen geprägten Lebensräume dieser Erde, und sie können ihre Besucher<br />
über die direkte Begegnung mit Tieren in besonderer Weise für die unterschiedlichsten<br />
Aspekte des Umweltschutzes und der verträglichen Naturnutzung sensibilisieren<br />
- indem die Besucher <strong>Ein</strong>blick in die Arten- und Naturschutzarbeit <strong>Zoo</strong>logischer Gärten<br />
(Erhaltungszuchten, Forschung, in-situ -Projekte) bekommen, erhalten sie <strong>Ein</strong>blick, wie<br />
Umweltvorsorge in die Praxis aussehen kann.<br />
(WOLTERS, 1996)<br />
Das Projekt "Globale Umweltbildung <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong>" wurde <strong>im</strong> neuen <strong>Tropenhaus</strong> erstmals<br />
exemplarisch umgesetzt. <strong>Ein</strong>zelne Themen wurden dabei so angesprochen, dass <strong>im</strong>mer der Bezug<br />
zur eigenen Lebenswelt deutlich wird und Handlungsmöglichkeiten dargestellt werden, wie jeder<br />
von uns zum Erhalt der tropischen Regenwälder beitragen kann.<br />
Regenwälder sind - obwohl Tausende von Kilometern entfernt - ein hervorragendes Lernmodell<br />
für die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung. <strong>Ein</strong> Blick auf die Palette an Rohstoffen und<br />
Produkten aus dem Regenwald, die wir tagtäglich in unserem Alltag nutzen, zeigt eindrucksvoll,<br />
dass wir schon durch unser Konsumverhalten maßgeblich <strong>Ein</strong>fluss auf die Zukunft der<br />
artenreichsten Landökosysteme der Erde nehmen können. Beispiele für einen nachhaltigen<br />
Umgang mit den Ressourcen des Regenwaldes, sowohl vor Ort als auch bei uns, zeigen, dass es<br />
positive Perspektiven für den Erhalt gibt und dass wir selbst Verantwortung dafür übernehmen<br />
können.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 5 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Das bauliche Konzept: <strong>Ein</strong> Regenwald unter Glas<br />
Nachdem der Förderverein „Freunde des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s e.V.“ durch seine finanzielle Unterstützung<br />
schon den Bau des Menschenaffenhauses 1985 ermöglicht hatte, konzentrierten sich seine<br />
Aktivitäten nun auf den Bau des neuen <strong>Tropenhaus</strong>es. Im Sommer 1997 wurden die Pläne für das<br />
Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, am 12. Mai 1998 fand die Grundsteinlegung statt.<br />
<strong>Der</strong> Beginn des Projektes "Globale Umweltbildung <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong>" und die konkrete Planungsphase für<br />
den <strong>REGENWALD</strong> fielen Ende 1997 zeitlich zusammen, so dass sich die Chance ergab, die<br />
pädagogische Konzeption in die Bauplanung einfließen zu lassen.<br />
Mit dem Erwerb der ca. 2000m² großen Baufläche für den <strong>REGENWALD</strong> hat der <strong>Zoo</strong> Köln die<br />
wohl letzte Möglichkeit ausgeschöpft, sich auszudehnen. Künftige Bauvorhaben werden nur<br />
durch eine Umstrukturierung innerhalb der bereits vorhandenen Fläche möglich sein.<br />
<strong>Der</strong> Entwurf des Architekturbüros von Rudloff, Seiffert & Partner erlaubt es, die nicht allzu<br />
große Fläche in opt<strong>im</strong>aler Weise zu nutzen, indem die Besucherführung über mehrere Etagen<br />
angelegt wurde. Auf diese Weise gelang es, zusätzlich zum Schauangebot eine ca. 500 m² große<br />
Mehrzweckhalle in den Bau zu integrieren, die für große Ausstellungen, Vorträge und<br />
Sonderveranstaltungen aller Art genutzt werden kann. Bereits vor der Eröffnung des<br />
<strong>Tropenhaus</strong>es wurde hier vom 1. April bis 22. August 1999 die Sonderausstellung ”Die Welt der<br />
Wale” gezeigt.<br />
Die eigentliche Erlebnishalle des Hauses ist wie ein Felstal in einem tropischen Regenwald<br />
gestaltet. Die Infrastruktur mit Zucht- und Quarantänestationen, Technik-, Versorgungs- und<br />
Personalräumen, sowie sanitären Anlagen liegt hinter den Felskulissen und bleibt dem Auge des<br />
Besuchers verborgen. Wie in anderen modernen Treibhäusern ist das Dach kuppelförmig<br />
ausgebildet und mit Dreifachstegplatten überdacht, so dass in der Halle Tageslicht mit UV-<br />
Anteilen herrscht.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 6 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Mit der Zuchtstation wurden zusätzliche Räumlichkeiten geschaffen, um bedrohte Vogel- und<br />
Säugetierarten aus Südostasien, die in zooübergreifenden Erhaltungszuchtprogrammen gemanagt<br />
werden, planmäßig zu züchten (z.B. Balistar, Edwardsfasan, Baumkänguru).<br />
Vogelgezwitscher, das feucht-warme Kl<strong>im</strong>a und das gleichmäßige Rauschen des Wasserfalls sind<br />
die ersten <strong>Ein</strong>drücke, die sich den Besuchern bieten. Sie können durch die Freiflughalle wandeln,<br />
ohne durch Absperrungen von den Tieren getrennt zu sein. Nur dort, wo es der Schutz der<br />
Menschen oder der Tiere erforderlich macht, gibt es optisch wenig auffällige Barrieren.<br />
Im Zentrum der Freiflughalle liegt ein Hügel, der den gesamten Freiraum gliedert und zugleich<br />
als Rückzugsgebiet für die hier lebenden Tiere dient. Von den Hängen diese Hügels fließen<br />
regelmäßig Nebelschwaden aus einer speziellen Nebelmaschine herab und sorgen sowohl für die<br />
nötige Luftfeuchtigkeit als auch für den <strong>Ein</strong>druck eines Nebelwaldes. Auf eine Beregnung wurde<br />
bewusst verzichtet. Das Gießen per Hand sowie die Vernebelung schaffen die nötige Feuchtigkeit<br />
für die Pflanzen.<br />
Im neuen <strong>Tropenhaus</strong> des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s arbeiten 2-3 Tierpfleger sowie ein Gärtner. In der<br />
Futterküche in Souterrain gibt es einen Lastenaufzug, der Futterwagen und technische Geräte in<br />
die erste Etage befördern kann. An die Küche schließen sich mehrere Lagerräume an sowie<br />
Räume, in denen Insekten, Wirbellose, Reptilien, Amphibien und Fische nachgezüchtet werden.<br />
Hinter der Küche liegen die beiden Quarantäneräume, die unabhängig voneinander begehbar sind.<br />
Damit der Besuch zu einem nachhaltigen und sinnlichen Erlebnis wird, wurden folgende bauliche<br />
Aspekte berücksichtigt:<br />
• Die Besucher werden auf mehreren Ebenen durch das Haus geführt und erleben dadurch<br />
den Regenwald auch in seinem etagenartigen Aufbau.<br />
• Durch Boden- und Bewuchsgestaltung entstehen optisch getrennte Bereiche, so dass sich<br />
die Besucher gegenseitig möglichst wenig stören.<br />
• Seitenwege abseits des Hauptbesucherweges führen zu besonderen Ruhe- und<br />
Beobachtungspunkten.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 7 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
• Große Glasscheiben ermöglichen auch einen <strong>Ein</strong>blick in die (Unter-)wasserwelt eines<br />
Regenwaldes.<br />
• Die Erlebnishalle ist als zusammenhängender Großlebensraum ausgestaltet.<br />
Tiergärtnerisch notwendige <strong>Ein</strong>zelgehege (z.B. für Doppelhornvogel, Krallenotter,<br />
Gibbons, Baumkänguru) sind daran optisch unauffällig angebunden.<br />
• <strong>Ein</strong>ige der <strong>Ein</strong>zelgehege sind nach hinten hin mit Landschaftsgemälden versehen, so dass<br />
der <strong>Ein</strong>druck eines offenen Lebensraumes verstärkt wird.<br />
• Es sind spezielle Fütterungsplätze angelegt und Fütterungszeiten eingeführt. An der<br />
Hauptfutterstelle werden die Besucher von den Tierpflegern über die gezeigte Tier- und<br />
Pflanzenwelt informiert.<br />
• Im Haus sind an Wegen und Gehegen Beleuchtungen für Abendführungen installiert. In<br />
Verbindung mit der angeschlossenen Mehrzweckhalle lassen sich so attraktive<br />
Abendveranstaltungen durchführen.<br />
Mehr als Tier- und Pflanzenarten unter einem Dach<br />
Im <strong>REGENWALD</strong> sind Tiere verschiedener systematischer Gruppen vertreten. Bei der Tierauswahl<br />
wurde versucht, einen repräsentativen Ausschnitt des südostasiatischen Regenwaldes abzubilden.<br />
Neben den verschiedenen Vogelarten sind auch Insekten, z.B. eine Schwalbenschwanz-Art<br />
(Papilio palinurus) und andere Wirbellose, wie die Ornament-Vogelspinne (Poeciloteria<br />
fasciata), Fische, z.B. Schwanefeldsbarben (Barbus schwanefeldi), aber auch Amphibien, z.B.<br />
Weißbart-Ruderfrösche (Rhacophorus leucomystax), Reptilien, z.B. Schönechsen (Calotes<br />
versicolor) und ausgewählte Säugetiere, wie z.B. Krallenotter (Aonyx cinerea) zu sehen.<br />
Bei den in der Artenzahl dominierenden Vögeln wurden Vertreter verschiedener Habitate und<br />
Nahrungsnischen gewählt. Neben bodenbewohnenden Vögeln wie der Krontaube (Goura g.<br />
Scheepmakeri), der Fasantaube (Otidiphaps nobilis), der Straußwachtel (Rollulus roulroul), sind<br />
zahlreiche Vögel der Kronenregion zu sehen, z.B. Elfenblauvögel (Irena puella), Balistare<br />
(Leucopsar rothschildi), Blattvögel (Chloropsis aurifrons), Loris (Psitteuteles goldiei). Auch<br />
unterschiedliche Nahrungsspezialisten lassen sich beobachten, so die Frucht fressenden Tauben,<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 8 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
die Insekten fressenden Menningvögel (Pericrocotus miniatus) und Kellenschnäbel<br />
(Cymbirhynchus macrorhynchus) oder auch die Nektar fressenden Blattvögel.<br />
<strong>Ein</strong> weiterer Gesichtspunkt für die Auswahl der Tiere ist die Beteiligung des <strong>Zoo</strong>s an<br />
Erhaltungszuchtprogrammen z.B. das EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) für den<br />
Balistar oder den Edwardsfasan (Lophura edwardsi), sowie das amerikanische SSP (Species<br />
Survival Plan) für das Matschie-Baumkänguru (Dendrolagus matschiei). Auf diese Weise<br />
unterstützt der <strong>REGENWALD</strong> die koordinierten Zuchtbemühungen von <strong>Zoo</strong>logischen Gärten.<br />
Die große Halle ist üppig mit südostasiatischen Pflanzen ausgestattet. Hier sind große,<br />
charakteristische Palm- und Feigenbäumen wie Betelnussbaum (Areca catechu), Birkenfeige<br />
(Ficus benjamina) und Fächerpalme (Livistonia chinensis) zu sehen, aber auch zahlreiche<br />
typische Nutzpflanzen, z.B. Bananen (Musa nana), Kokospalme (Cocos nucifera), Papaya<br />
(Carica papaya), Rattan (Calamus rotang), die ihren Ursprung <strong>im</strong> südostasiatischen Regenwald<br />
haben und heute weltweit angebaut werden..<br />
<strong>Ein</strong>e vollständige Liste der Tier- und Pflanzenarten finden Sie <strong>im</strong> Anhang.<br />
Die Informationsvermittlung <strong>im</strong> <strong>REGENWALD</strong> verläuft vom sinnlichen Erleben über das<br />
Verstehen von Zusammenhängen bis hin zu der Erkenntnis, dass eigenes Handeln möglich ist.<br />
Umweltpädagogische Konzepte sehen in der emotionalen, positiven Begegnung mit Natur die<br />
Basis für mögliches Engagement. (ESCHENHAGEN, KATTMANN, RODI, 1993). So soll auch der<br />
Besucher <strong>im</strong> <strong>REGENWALD</strong> zunächst die Möglichkeit haben, mit allen Sinnen zu erleben. Erst dann<br />
wird er schrittweise mit vertiefenden Informationen zur Biologie und Ökologie versorgt.<br />
Zunächst muss er sich <strong>im</strong> Gewirr des Regenwaldes mit Best<strong>im</strong>mungshilfen zurechtfinden.<br />
Gezielte Ausblicke helfen ihm bei der Identifikation der Tier- und Pflanzenarten.<br />
Informationen zu best<strong>im</strong>mten Tieren werden <strong>im</strong> weiteren Verlauf des Rundgangs kombiniert mit<br />
ökologischen Aspekten, aber auch der Frage nach der Mensch-Tier-Beziehung in best<strong>im</strong>mten<br />
Kulturen. <strong>Der</strong> Besucher lernt auf diese Weise die Informationen über die Biologie und die<br />
sozialen, kulturellen und Nutzungsaspekte als vernetztes Informationssystem verstehen.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 9 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Umfassende und vertiefende Informationen zu Zerstörungsursachen einerseits und Schutz- bzw.<br />
Nutzungskonzepten andererseits sind dabei bewusst aus dem Schaubereich herausgenommen und<br />
werden in einem eigenen Themenraum präsentiert. Neben plakativer Information werden auch<br />
Schauexponate und interaktive Vermittlungsinstrumente eingesetzt, um die Aufnahmebereitschaft<br />
der Besucher zu st<strong>im</strong>ulieren.<br />
Hier werden dem Besucher zahlreiche Möglichkeiten für eigenes Handeln <strong>im</strong> Alltag angeboten.<br />
Informationen über nachwachsende Rohstoffe oder Adressen von Vertreibern fair gehandelter<br />
Produkte geben Orientierungshilfen für das eigene Konsumverhalten. Hier wird auch auf die<br />
Arbeit von umwelt- und entwicklungspolitisch arbeitenden Initiativen verwiesen, die zu<br />
entsprechenden Themen weiterführende Informationen geben können. Auch gemeinsame<br />
Veranstaltungen mit diesen Initiativen sind für die Zukunft denkbar. <strong>Der</strong> <strong>Zoo</strong> öffnet sich auf diese<br />
Weise für Partner aus dem lokalen Agenda-Prozess.<br />
Die Darstellung des Naturschutzengagements des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s <strong>im</strong> Tropenwaldbereich erfolgt am<br />
Schluss des Rundgangs. <strong>Der</strong> Besucher kann die Bedeutung dieses Engagements nun besser<br />
einordnen und sich danach entscheiden, ob er den <strong>Zoo</strong> dabei unterstützen möchte.<br />
<strong>Ein</strong> Rundgang durch das <strong>Tropenhaus</strong><br />
Geiervoliere<br />
Das neue <strong>Tropenhaus</strong> grenzt an die Raubkatzengehege des <strong>Zoo</strong>s an. Verbindendes Element<br />
zwischen den Gehegen für südostasiatische Katzen und dem <strong>Tropenhaus</strong> ist eine neue, große<br />
Voliere, die für die Besucher begehbar ist. Dort leben Bengalgeier (Gyps bengalensis) als<br />
Vertreter der Altweltgeier. Die Besucher können hier typische Verhaltensweisen dieser<br />
Aasfresser beobachten.<br />
<strong>Ein</strong>gangsbereich<br />
Kein Ökosystem ist derart komplex und artenreich wie der tropische Regenwald. Um den<br />
Besucher behutsam auf die Vielfalt und die Besonderheiten einzust<strong>im</strong>men, wird <strong>im</strong><br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 10 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
<strong>Ein</strong>gangsbereich des neuen Hauses eine neuartige 3D-Projektionstechnik eingesetzt. Diese zeigt<br />
zunächst, wo und in welchem Umfang noch Regenwälder auf der Erde existieren. Mit Bezug auf<br />
die Gefährdung der Tropenwälder wird hier der Blick besonders auf die Situation in Südostasien<br />
gelenkt.<br />
Zu den Besonderheiten tropischer Regenwälder gehört, dass nicht die großen Säuger und andere<br />
Wirbeltiere die ökologisch bedeutende Rolle spielen, sondern dass die "Kleinen", Insekten und<br />
andere Wirbellose, die eigentlich "Großen" sind: sie nehmen sowohl von der Biomasse als auch<br />
von der Artenzahl her die erste Stellung in Regenwäldern ein. <strong>Ein</strong> in einer bildlichen S<strong>im</strong>ulation<br />
geschrumpfter Elefant neben einem überd<strong>im</strong>ensionierten Schmetterling führt dies eindrucksvoll<br />
vor Augen.<br />
Aber der Regenwald hält noch weitere Überraschungen bereit: Bis zum heutigen Tage werden<br />
neue Arten, selbst von Großwirbeltieren entdeckt. Neue Baumkänguruarten aus Neuguinea oder<br />
neue Affenarten (Delacour-Langur, Schwarzfuß-Kleideraffe) aus Vietnam offenbaren dem<br />
Besucher beispielhaft die Vielfalt der südostasiatischen Regenwälder.<br />
Erlebnishalle<br />
<strong>Ein</strong>gest<strong>im</strong>mt auf die zum Teil noch unentdeckte Vielfalt der Regenwälder betritt der Besucher die<br />
über 1250 m² große Erlebnishalle. Wählt er den “Abenteuerpfad”, trifft er zunächst auf die<br />
verspielten Krallenotter (Aonyx cinerea), die man in ihrem ca. 10000 Liter fassenden Teich mit<br />
glasklarem Wasser auch tauchend beobachten kann.<br />
Bewohnen die Krallenotter ihr Gehege allein, lebt der benachbarte Doppelhornvogel (Buceros<br />
bicornis) mit weiteren Vogelarten zusammen: Edwardsfasan (Lophura edwardsi), Haubenhäher<br />
(Platytophus g. galericulatus), Weißhalsatzel (Streptocitta albicollis) und Spiegelhäherling<br />
(Garrulax mitratus). Dazu kommen Kleinkantschils (Tragulus javanicus) als Vertreter der<br />
Säugetiere.<br />
<strong>Der</strong> Besucher kann aber auch den direkten Weg um den zentralen Berg wählen und hier mit Hilfe<br />
der installierten Best<strong>im</strong>mungsbücher selbst Tiere identifizieren. Wer genauer hinschaut, entdeckt<br />
auch die Rodriguez-Flughunde (Pteropus rodricensis), die am Tage noch kopfüber in Ficus- oder<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 11 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Bambuspflanzen hängen und erst mit <strong>Ein</strong>tritt der Dämmerung ihre Schwingen ausbreiten und die<br />
Halle dann für sich erobern.<br />
Bewusst ist in der Halle auf Informationen zu den Tieren und Pflanzen verzichtet worden. Hier<br />
steht das Erleben mit allen Sinnen <strong>im</strong> Mittelpunkt. <strong>Der</strong> Besucher macht eine für Regenwald<br />
typische Erfahrung: in dem dichten Grün hört und riecht er zwar eine Menge. Um Tiere zu sehen<br />
oder gar zu identifizieren, muss er aber Geduld mitbringen und sich selbst auf die Suche machen.<br />
<strong>Der</strong> Besucher entscheidet selbst, wie lange er „forschend“ verweilen möchte.<br />
Nach gut der Hälfte des Weges gelangt der Besucher zu einem ca. 84000 Liter fassenden Teich,<br />
der durch einen tosenden Wasserfall gespeist wird. Man kann sowohl auf<br />
Wasseroberflächenniveau an den Teich herantreten als auch über einige Stufen zu zwei<br />
Unterwasserscheiben gelangen, von wo aus man unter die Wasseroberfläche schauen kann. <strong>Ein</strong>e<br />
große Panzerglasscheibe ermöglicht übrigens auch einen Unterwassereinblick aus der<br />
benachbarten Mehrzweckhalle. In diesem Gewässer leben derzeit Schwanefeldsbarben (Barbus<br />
schwanefeldi), Sumatrabarben (Puntius tetrazona tetrazona), Indische Streifenbarsche (Eolophus<br />
suralensis) und Neuguinea-Spitzkopfschildkröten (Emydura albertisi).<br />
Kurz vor dem <strong>Ein</strong>gang zur Tropfsteinhöhle findet sich eine Wegerweiterung, wo eine Futterstelle<br />
eingerichtet ist. Hier sollen zu best<strong>im</strong>mten Zeiten Fütterungen mit entsprechenden Erklärungen<br />
durch die Tierpfleger stattfinden.<br />
In der Tropfsteinhöhle findet man Höhlen bewohnende Tiere der asiatischen Tropen. <strong>Ein</strong> in eine<br />
Felsnische integriertes Terrarium zeigt Thailand-Skorpione (Heterometrus scaber). An der Decke<br />
der Tropfsteinhöhle sollen Langzungen-Fledermäuse (Eonycteris spelaea) angesiedelt werden.<br />
Gehegegang<br />
In der Erlebnishalle sind nicht nur die verschiedensten Tiere zwischen den unterschiedlichsten<br />
Pflanzenarten zu entdecken. Es gibt auch Hinweise auf die Präsenz von Menschen, die <strong>im</strong><br />
Regenwald leben: ein mit Schnitzereien verzierter Hauspfahl eines Männerhauses aus Neuguinea,<br />
ein Bündel geernteter Rattan, ein traditioneller asiatischer Waldgarten.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 12 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
In der Fülle der <strong>Ein</strong>drücke <strong>im</strong> Regenwald werden die meisten Besucher diese Spuren<br />
menschlicher Nutzung gar nicht bewusst wahrnehmen. Doch nun, aus dem umlaufenden<br />
Gehegegang, wird ihr Blick auf diese Details gerichtet. Während der Weg durch den Felsgang<br />
langsam auf eine höhere Geschossebene führt, ermöglichen Aussichtsfenster den gezielten Blick<br />
auf die Spuren menschlicher Nutzung in der großen Erlebnishalle. So findet man etwa einen<br />
Hinweis auf den Waldgarten, dessen Nutzpflanzen man jetzt mit Hilfe einer kleinen Skizze<br />
identifizieren kann.<br />
Was be<strong>im</strong> ersten Vorbeigehen wie ein unübersichtlicher Teil des Regenwaldes anmutete,<br />
offenbart sich jetzt als die traditionell bedeutsamste Form der Regenwaldnutzung. <strong>Ein</strong>e sich<br />
anschließende Panorama-Vitrine mit Gartengeräten, Ernteprodukten und knapp gehaltenen<br />
Erläuterungen führt vor Augen, wie Regenwaldvölker die nährstoffarmen Regenwaldböden schon<br />
lange sinnvoll nutzen.<br />
Zur anderen Seite des Ganges warten bereits neue Entdeckungen: eine Familie Weißhandgibbons<br />
(Hylobates lar), schwingt sich entlang der perfekt <strong>im</strong>itierten Lianen, die die täuschend echt<br />
wirkenden Kunstbetonbäume miteinander verbinden. Die geschickten Kletterakrobaten haben<br />
sich schnell zu den Publikumslieblingen entwickelt.<br />
Die Information zu den Tieren offenbart das neue Prinzip des Hauses: Die klassische<br />
<strong>Zoo</strong>information mit wissenschaftlichem Namen, Daten über Tragzeit und Höchstalter usw. wird<br />
ergänzt durch eine anschauliche Darstellung biologischer und ökologischer Zusammenhänge. Die<br />
wichtige Information ist hier, dass die monogame Lebensweise der Gibbons eine Konsequenz des<br />
Nahrungsangebotes ist: die begrenzte Verfügbarkeit von Feigen. Die Gefährdung durch<br />
menschliche <strong>Ein</strong>griffe in den Lebensraum, z.B. durch selektiven Holzeinschlag, leitet sich wie<br />
von selbst daraus ab.<br />
Am Beispiel der Flederhunde, zu denen sowohl die Flughunde als auch die frucht- und<br />
nektarfressenden Fledermäuse gehören, offenbart sich dem Besucher die ökologische Bedeutung<br />
dieser Tiere für die Verbreitung wichtiger Nutzhölzer und Fruchtbäume. Daraus ergibt sich auch<br />
ihre wirtschaftliche Bedeutung, denn durch die Nutzung dieser Pflanzen werden hohe Gewinne<br />
erzielt. Fazit: Die Notwendigkeit des Schutzes der Fledertiere gebietet sich nicht nur zum Wohl<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 13 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
der Tiere. Auch das Wohl der Menschen hängt maßgeblich von den Verbreitungsleistungen der<br />
Flugkünstler ab.<br />
Das schon von weitem sichtbare Bild eines Papuas lockt den Besucher in den nächsten Bereich<br />
des Hauses, der das Verhältnis von Natur, Kultur und nachhaltiger Nutzung natürlicher<br />
Ressourcen am Beispiel Neuguineas in den Vordergrund stellt. <strong>Der</strong> Papua trägt Kopfschmuck mit<br />
Paradiesvogelfedern, was auf die besondere kulturelle Bedeutung dieser Vogelfedern hinweist.<br />
Zu seiner Rechten sind in zwei miteinander kombinierbaren Gehegen Paradiesvögel der Art<br />
Parasidea minor behe<strong>im</strong>atet. Das dazugehörige Display stellt sowohl die traditionelle Nutzung<br />
als auch die Verwendung der Federn in der europäischen Hutmode der 20er Jahre dar, die die<br />
prachtvollen Vögel fast ausgerottet hätte.<br />
Die Paradiesvögel stammen aus dem Wildlife Conservation Park in der New Yorker Bronx, der<br />
auch das internationale Zuchtbuch führt.<br />
Neuguinea birgt eine enorm hohe Zahl an Tier- und Pflanzenarten, die nur hier vorkommen.<br />
Paradiesvogel, Baumkänguru und Papua-Waran sind stellvertretend dafür in den <strong>Ein</strong>zelgehegen<br />
des <strong>REGENWALD</strong>s zu sehen.<br />
Das Matschie’s Baumkänguru (Dendrolagus matschiei) ist <strong>im</strong> Gegensatz zu seinen australischen<br />
Verwandten ganz an das Leben auf Bäumen angepasst. Dort findet es Schutz und Nahrung.<br />
Von den Papuas werden Baumkängurus traditionell als wichtiger Fleischlieferant gejagt. Feste<br />
Jagdtabus und Abschusszahlen sorgten aber, solange das Kulturverständnis intakt war, stets<br />
dafür, dass der Bestand der Tiere nie gefährdet war. Dem Besucher wird klar, dass wirkungsvoller<br />
Naturschutz kulturell verankert sein muss und dass sich in den sozialen Regelmechanismen vieler<br />
ursprünglicher Gesellschaften sehr wirkungsvolle Prinzipien nachhaltiger Naturnutzung finden.<br />
Die Agenda 21 betont übrigens dieses Lernvorbild traditioneller Kulturen ausdrücklich, und kaum<br />
ein Land ist besser geeignet, solche Zusammenhänge deutlich zu machen, als Neuguinea.<br />
Neuguinea gehört nicht nur zu den artenreichsten Tropenregionen, sondern auch zu jenen<br />
Gebieten, in denen sich bis heute die größte Vielfalt an unterschiedlichen menschlichen Kulturen<br />
erhalten hat. Biologische und kulturelle Vielfalt bedingen sich wechselseitig und so ist auch der<br />
Erhalt der einen für die Bewahrung der anderen unerlässlich.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 14 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>im</strong> folgenden Gehege lebende Papuawaran (Varanus salvadorii) ist wie das Baumkänguru<br />
ein Baumbewohner. Obwohl der Komodowaran (Varanus komodensis) bei weitem schwerer ist<br />
als der Papuawaran, ist dieser mit bis zu 4.75 m die längste rezente Echse überhaupt. <strong>Der</strong><br />
Papuawaran wie die benachbarten Netzpythons (Python reticulatus) zeigen mit überdehnbaren<br />
Kiefergelenken und gespaltener Zunge gemeinsame anatomische Merkmale hochentwickelter<br />
Reptilien. Beide Arten sind zur Zeit auch Gegenstand einer Untersuchung, die klären soll, in wie<br />
weit eine kontrollierte Nutzung dieser Tiere in best<strong>im</strong>mten Gegenden Südostasiens als Fleischund<br />
Lederlieferanten möglich ist, ohne sie in ihrem Bestand zu gefährden.<br />
Die benachbart lebenden Palmkakadus (Probisciger aterr<strong>im</strong>us) gehören zu den größten unter den<br />
asiatischen Papageien. Unsere Tiere haben eine ganz eigene und nicht sehr erfreuliche<br />
Herkunftsgeschichte. Sie wurden nämlich 1998 aus Bangkok eingeschmuggelt und am Flughafen<br />
Frankfurt aufgespürt, nachdem sie über zwei Tage in enge PVC-Röhren eingepfercht waren.<br />
Palmkakadus gelten als züchterische Herausforderung und erzielen auf Schwarzmärkten horrende<br />
Preise von bis zu 20.000 US $.<br />
Wider Erwarten haben die vier Vögel den Transport gut überstanden. Im Besucherbereich sind<br />
zur Zeit zwei von ihnen zu sehen, ein weiteres Paar ist in der Zuchtstation untergebracht, wo sie<br />
hoffentlich schon bald für Nachwuchs sorgen werden.<br />
Die Schmuggelröhren sowie auch die Original-Sporttasche, in der die Tiere transportiert wurden,<br />
sind uns gemeinsam mit den Tieren vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) übergeben worden<br />
und bilden das abschreckende Anschauungsmaterial zum Thema illegaler Tierhandel <strong>im</strong> sich<br />
anschließenden Themenraum.<br />
Mit den Palmkakadus vergesellschaftet sind Braunbauchlaubenvögel (Chlamydera cerviventris),<br />
die ihren Namen ihren auffällig gebauten Lauben verdanken, die sie aus Blättern, Früchten aber<br />
auch Zivilisationsabfällen wie Kronkorken oder Glasscherben zusammentragen. Die<br />
Lieblingsfarbe des Braunbauchlaubenvogels ist weiß. <strong>Der</strong> biologische Sinn dieses Aufwandes:<br />
Werben um Weibchen. Gebrütet wird später in unscheinbaren Nestern.<br />
Auch in diesem Bereich des Gehegeganges wird der Besucher gezielt zu Rückblicken in die<br />
Erlebnishalle an<strong>im</strong>iert: ein genauer Blick auf einen geschnitzten Hauspfosten gibt eine<br />
Vorstellung vom Mensch-Tier-Verständnis der Papuas: Mischwesen aus Mensch und Tier<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 15 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
verweisen darauf, dass in der Vorstellung dieser Völker beide ineinander verwandelbar sind und<br />
daher mit entsprechendem Respekt behandelt werden müssen.<br />
<strong>Ein</strong> anderer Ausblick richtet die Aufmerksamkeit des Besuchers auf eine Sagopalme (Metroxylum<br />
sago), eine Palme, die den Hauptanteil an Kohlehydraten für viele Menschen <strong>im</strong> Regenwald<br />
liefert. <strong>Ein</strong>e Vitrine neben dem Ausblick zeigt die mühevolle Ernte von Sago, das vielen noch als<br />
typische Kolonialware bekannt ist. Als besonderer Leckerbissen gelten Larven von Sagorüsslern,<br />
einer Käferart, deren Larven sich von dem gehaltvollen Sago ernähren. Sie werden von den<br />
Papuas gezüchtet und zu besonderen Anlässen als wertvolle Proteinbeigabe verspeist.<br />
Bei einem weiteren Ausblick in die Erlebnishalle entdeckt man Rattan, eine Kletterpalme, die in<br />
zahlreichen Varianten in den Regenwäldern Südostasiens wächst und deren Holz von der<br />
Möbelindustrie insbesondere für Sitzmöbel intensiv genutzt wird. Rattan gehört zu den<br />
wichtigsten Exportprodukten aus asiatischen Regenwäldern und kann bei kontrollierter Ernte<br />
einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung und damit zum Schutz der Regenwälder<br />
leisten.<br />
Themenraum: Vielfalt der Tropenwälder – Vielfalt der Nutzung<br />
Aus dem Gehegegang gelangt der Besucher in den großen Themenraum. In einer kleinen<br />
Ausstellung wird ihm hier mit plakativen und interaktiven Elementen die Vielfalt an<br />
Lebensformen wie an Produkten und Ressourcen aus dem Regenwald gezeigt, die auch unseren<br />
Alltag bereichern. Herzstück des Raumes ist eine große Schrankwand mit 33 Fächern, in denen<br />
mit Großdias, Kleinvitrinen, Geräusch- und Geruchsschubladen oder auch Kurzfilmen die<br />
nutzbare Vielfalt des Regenwaldes anschaulich präsentiert wird.<br />
So zeigt zum Beispiel eine der Vitrinen die vielfältige Produktpalette, die aus Kautschuk<br />
gewonnen wird. Schnuller, Autoreifen, Kondome, aber auch allergikerfreundliche Matratzen oder<br />
Infusionsschläuche machen deutlich, welche Bedeutung diese Produkte auch für uns haben.<br />
Wer eine der Schubladen aufzieht, kann seine Nase mit dem unverwechselbaren Duft von<br />
Patchouli oder Sandelholz erfreuen. Er erfährt aber auch, dass die wichtigsten Parfumgrundstoffe<br />
ebenso wie Gewürze und viele Medizinalpflanzen aus den asiatischen Regenwäldern stammen –<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 16 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
und er lernt ihre Geschichte ebenso kennen wie die Verarbeitung. <strong>Ein</strong> besonderes Erlebnis sind<br />
die Geräuschschubladen: be<strong>im</strong> Aufziehen der Lade erklingt etwa der Ruf eines Hornvogels oder<br />
der Gesang von Siamangs.<br />
Natürlich werden in diesem Raum auch die Hauptbedrohungsfaktoren für die Regenwälder<br />
Südostasiens dargestellt, insbesondere die Holznutzung, Plantagenwirtschaft und der Tierhandel.<br />
Doch sind diese Themen jeweils so aufbereitet, dass <strong>im</strong>mer auch Lösungen für die akuten<br />
Probleme angeboten werden und der Bogen zu einem aktiven, positiven Handeln der Besucher<br />
gezogen wird. Zum Thema Plantagenwirtschaft etwa erfährt man, dass der Bedarf an Palmöl, das<br />
bei uns in Margarine und Waschmitteln verarbeitet wird, maßgeblich für die flächendeckenden<br />
Brandrodungen in Südostasien verantwortlich ist. Alternativen sind bereits auf dem Markt:<br />
Produkte, die Kokosöl enthalten, stellen nicht nur eine ökologische Alternative dar. Kokospalmen<br />
werden nämlich zumeist in kleinen Feldern zusammen mit anderen Nutzpflanzen angebaut. <strong>Ein</strong>e<br />
Unterstützung von Kokosprodukten gebietet sich daher auch aus sozialpolitischer Perspektive:<br />
den Kokosbauern ist durch den Boom des Palmöls die Existenzgrundlage entzogen worden.<br />
Durch eine Unterstützung der Kokosproduktion lassen sich ihre Existenzbedingungen langfristig<br />
wieder stabilisieren.<br />
Das Thema Tropenholz wird dem Besucher auf der Basis der besonders empfindlichen<br />
ökologischen Bedingungen in Regenwäldern nahegebracht. An einem mehrere Tonnen schweren<br />
Tropenholzstamm ist ein sog. Tragbares Sägewerk montiert, womit deutlich gemacht wird, dass<br />
es durchaus wirtschaftlich tragfähige Alternativen zur Tropenholzgewinnung durch Kahlschlag<br />
gibt - und dass der kritische Konsument mit seiner Kaufentscheidung für nachhaltig gewonnenes<br />
Holz einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Tropenwälder leisten kann.<br />
Mit dem Thema „Fairer Handel“ und „Tierhandel“ werden weitere Themen mit direkter<br />
Besucheransprache aufgegriffen. Aus den Tropen stammenden Konsumgüter wie Kaffee, Tee,<br />
Schokolade, Bananen lassen sich auch ökologisch und sozial verträglich produzieren. Durch<br />
unser <strong>Ein</strong>kaufsverhalten können wir die Entwicklung des fairen Handels maßgeblich<br />
mitbest<strong>im</strong>men und dadurch unseren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 17 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Adressen von Initiativen, die sich für die Vermarktung nachwachsender Rohstoffe stark machen<br />
oder von Vertreibern, die fair gehandelte Produkte anbieten, finden die Besucher an<br />
Informationsstehpulten.<br />
<strong>Ein</strong> zentraler Telefontisch bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich über die verschiedensten<br />
aktuellen Entwicklungen in den Ländern Südostasiens zu informieren. Dies können sowohl<br />
Erfolgsmeldungen aus Projektgebieten sein, wie auch Berichte über akute <strong>Ein</strong>schläge oder<br />
Brandrodungen. So erfährt man zum Beispiel unter einer Rufnummer aus Thailand, dass die<br />
Filmarbeiten zu Leonardo Di Caprios Bestseller „The Beach“ erhebliche Schäden in einem<br />
Naturschutzgebiet hinterlassen haben. Unter einer Rufnummer in Kambodscha machen<br />
Erfolgsmeldungen über wachsende Elefantenpopulationen Mut für Schutzbemühungen.<br />
<strong>Ein</strong> großer beleuchteter Globusausschnitt in der Mitte des Infotisches mit aktivierbaren<br />
Leuchtdioden gibt dem Anrufer eine Orientierungshilfe <strong>im</strong> Inselarchipel Südostasiens.<br />
Schon in den ersten Wochen seit der Eröffnung des <strong>Tropenhaus</strong>es zeigte sich ein sehr großes<br />
Interesse der Besucher an diesem vielfältigen Informationsangebot. Scharen von Kindern und<br />
Familien versammeln sich um den zentralen Infotisch oder durchstöbern gemeinsam die<br />
zahlreichen Infoschubladen der großen Themenwand.<br />
Wenn die Besucher den Themenraum verlassen, befinden sie sich auf einer Brücke <strong>im</strong><br />
Kronenbereich des Regenwaldes. Von hier aus können sie <strong>Ein</strong>blick in die höheren Etagen des<br />
Regenwaldes nehmen, bevor sie zu einer <strong>im</strong> vietnamesischen Stil gestalteten Hütte gelangen. In<br />
einer kleinen Ausstellung wird hier - abgeleitet von den Forderungen der Welt-<strong>Zoo</strong>-<br />
Naturschutzstrategie - das Engagement des <strong>Zoo</strong> Köln für Erhaltung und Forschung vor Ort<br />
plakatiert. Im Mittelpunkt steht natürlich das neue <strong>Kölner</strong> Naturschutz-Projekt, das „Phong Nha -<br />
Ke Bang Naturschutzgebiet” <strong>im</strong> Herzen Vietnams.<br />
Wer den <strong>REGENWALD</strong> dann verläßt, wird nicht nur um ein besonderes Erlebnis reicher sein. Er<br />
wird das artenreichste Landökosystem der Erde zukünftig mit anderen Augen sehen und wird<br />
wohl auch neu motiviert sein, <strong>im</strong> eigenen Alltag selbst zum Schutz der noch verbliebenen<br />
Tropenwälder beizutragen.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 18 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Danksagung<br />
An dieser Stelle möchten wir allen, die an der Verwirklichung dieses Projektes mitgewirkt haben,<br />
insbesondere natürlich auch allen Freunden und Förderern des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s, ohne die wir den<br />
<strong>REGENWALD</strong> niemals hätten errichten können, herzlich danken. Unser Dank gilt aber auch<br />
besonders den Tierpflegern, Handwerkern und Gärtnern des <strong>Zoo</strong>s, ohne deren unermüdlichen<br />
<strong>Ein</strong>satz und Ratschlag das <strong>Tropenhaus</strong> sicher nicht das geworden wäre, was es heute ist.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Artikel stellt das Konzept des neuen <strong>Tropenhaus</strong>es <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> vor. Das Haus ist dem<br />
Lebensraum der südostasiatischen Tropen gewidmet und zeigt neben einer Vielzahl tropischer<br />
Vögel auch ausgewählte Säuger, Reptilien und Insekten. Als Herzstück eines Projektes zur<br />
Vermittlung von Umweltthemen <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> zeigt der <strong>REGENWALD</strong>, wie der Schutz dieses<br />
artenreichen und vielfältigen Lebensraumes durch eine nachhaltige Nutzung möglich ist.<br />
Erstmals ist die Pädagogik bereits in die Planung und Durchführung des Hauses einbezogen<br />
worden. Die Idee des Hauses spiegelt sich daher auch in der baulichen Struktur: der Besucher<br />
taucht zunächst mit allen Sinnen in eine große Erlebnishalle ein, bevor er nach und nach vernetzte<br />
Informationen zu den Tieren, Pflanzen und ihrer Nutzung erhält. <strong>Ein</strong> eigener Themenraum zeigt<br />
die Vielfalt tropischer Regenwälder und stellt neben den Bedrohungsursachen Schutz- und<br />
Nutzungskonzepte vor, die auch den Besucher für den Schutz der Regenwälder aktivieren.<br />
Die tiergärtnerische Präsentation ist verbunden mit dem Naturschutzengagement des <strong>Zoo</strong>s <strong>im</strong><br />
Lebensraum der gezeigten Tiere. Parallel zur Planung des Hauses hat der <strong>Zoo</strong> Köln mit dem<br />
„Phong Nha – Ke Bang – Naturschutzprojekt“ in Zentralvietnam sein Engagement in Südostasien<br />
deutlich erweitert.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 19 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Summary<br />
The RAINFOREST is a new tropical house in the zoological garden of Cologne that shows birds,<br />
but also mammals, reptils and insects of the tropical rain forests of Southeast Asia. Together with<br />
<strong>ARA</strong> (Working Group on Rainforest and Biodiversity Conservation, Bielefeld) the zoo is<br />
working on a new information concept that transmits the idea of environmental protection and<br />
sustainable use to the visitors. In the RAINFOREST this consept is realised for the first t<strong>im</strong>e.<br />
As education was involved from the very beginning the building concept goes together with the<br />
educational idea. The visitors first <strong>im</strong>merse to the diversity of an<strong>im</strong>als and plants with all senses.<br />
Information on the an<strong>im</strong>als and plants but also on cultural and sustainable aspects are presented<br />
step by step. An exhibition room that shows the degradation of rainforests and protection<br />
concepts is integrated in the visitors’ way through the house. Different examples of sustainable<br />
use of natural resources show the visitors that they may do something on their own for the<br />
protection of rainforests.<br />
The idea of the new house is strongly connected with conservation activities of the <strong>Zoo</strong>logical<br />
Garden of Cologne in Southeast Asia. Together with the building of the RAINFOREST the <strong>Zoo</strong> has<br />
started an own project in Phong Nha – Ke Bang (Vietnam), that will not only protect a number of<br />
species but contribute to a sustainable development of the area.<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 20 - Ausgabe 2.2000
<strong>Der</strong> <strong>REGENWALD</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>neuartiges</strong> <strong>Tropenhaus</strong> <strong>im</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong><br />
Anhang<br />
Technische Daten<br />
Abmessungen Gesamtgebäude 45.0 x 42.5 m = 1912.50 m²<br />
Freiflughalle 29.5 x 42.5 m = 1253.75 m²<br />
Größte Höhe der Freiflughalle 17.0 m<br />
Zuchtstation 4.5 x 34.5 m = 155.25 m²<br />
Mehrzweckhalle 14.5 x 34.5 m = 500.25 m²<br />
Großer Teich 84500 Liter<br />
Krallenotter 10000 Liter<br />
Luftraum der Geiervoliere ca. 20m x 30 m x 10 m = 6000 m³<br />
Max<strong>im</strong>ale Höhe der Geiervoliere<br />
14 m<br />
Literatur<br />
ESCHENHAGEN, D., KATTMANN, U., RODI, D. (1993): Fachdidaktik Biologie. Köln.<br />
GLEICH, M., MAXEMER, D., MIERSCH, M. & NICOLAY, F. (1999): Life Counts. Berlin<br />
Verlag. Berlin.<br />
HERRMANN, H.-W. & PAGEL, T. (2000): Phong Nha – Ke Bang, das Regenwaldschutzprojekt<br />
des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong>s in Vietnam. Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> (2): ?? - ??.<br />
IUDZG - THE WORLD ZOO ORNAIZATION (1993): The World <strong>Zoo</strong> Conservation Strategy -<br />
The role of zoos and aquaria of the world in global conservation. Chicago <strong>Zoo</strong>logical<br />
Society, 86 s.<br />
WOLTERS, J.: Die neue Umweltdebatte – Herausforderung auch an zoologische Gärten.<br />
Quantum Conservation 1996.<br />
Anschrift der Verfasser<br />
Ruth Dieckmann (<strong>Zoo</strong>pädagogin)<br />
Theo Pagel (Kurator)<br />
<strong>Zoo</strong>logischer Garten Köln<br />
Riehlerstr. 173<br />
50735 Köln<br />
Jürgen Wolters<br />
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (<strong>ARA</strong>)<br />
August-Bebel-Str. 16-18<br />
33602 Bielefeld<br />
Zeitschrift des <strong>Kölner</strong> <strong>Zoo</strong> - 21 - Ausgabe 2.2000