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8<br />

freude erfüllten. Er grinste hämisch. Sie wussten nicht, wie gut sie<br />

es hatten oder was es hieß, vor sich hin zu vegetieren in einer toten<br />

Welt, in der die Sonne matt wie ausgeglühte Kohle am Himmel<br />

hing. Ihr Lebenslicht flackerte so hell wie eine Kerzenflamme – und<br />

war genauso leicht auszulöschen.<br />

Seine Finger schlossen sich um die Klinge. Gerade wollte er die<br />

Tanzfläche betreten, <strong>als</strong> sich ein Mädchen aus der pulsierenden<br />

Menge löste und auf ihn zukam. Er starrte sie an. Für ein menschliches<br />

Wesen war sie unglaublich schön – langes, fast rabenschwarzes<br />

Haar, die Augen mit schwarzem Kajal geschminkt, dazu ein bodenlanges<br />

weißes Kleid, wie es die Frauen getragen hatten, <strong>als</strong> diese<br />

Welt noch jünger gewesen war. Spitzenärmel umhüllten ihre<br />

schlanken Arme. Um den H<strong>als</strong> trug sie eine dicke Silberkette mit einem<br />

dunkelroten Anhänger von der Größe einer Babyfaust. Er kniff<br />

die Augen zusammen – was er sah, war echt, echt und kostbar. Das<br />

Wasser lief ihm im Mund zusammen, während sie näher kam. Lebensenergie<br />

strömte aus ihr wie Blut aus einer Wunde. Als sie an<br />

ihm vorüberkam, lächelte sie ihn an und bedeutete ihm mit Blicken,<br />

ihr zu folgen. Schon während er sich umwandte, um ihr nachzugehen,<br />

kostete er den Geschmack ihres baldigen Todes auf seinen Lippen.<br />

Es war so einfach. Er spürte bereits die Kraft ihres verlöschenden<br />

Lebens wie Feuer durch seine Adern pulsieren. <strong>Die</strong> Menschen waren<br />

so dumm. Sie besaßen ein solch kostbares Gut, doch sie schützten<br />

es fast gar nicht. Sie warfen ihr Leben für Geld fort, für ein Päckchen<br />

voll Pulver, für das berückende Lächeln eines Fremden. Wie<br />

ein bleicher Geist entfernte sich das Mädchen durch den bunten Nebel.<br />

An der gegenüberliegenden Wand angekommen, drehte sie<br />

sich um, raffte ihr Kleid mit den Händen und grinste ihn an. <strong>Die</strong> hohen<br />

Stiefel, die darunter zum Vorschein kamen, reichten ihr bis zu<br />

den Schenkeln.<br />

Langsam schlenderte er zu ihr hinüber; ihre Gegenwart prickelte<br />

auf seiner Haut. Aus der Nähe wirkte sie weniger perfekt: <strong>Die</strong> Wim-

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