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Geschäftsbericht 2001


Kennzahlen 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 6228 6022<br />

Konzerngewinn (Mio. CHF) 194 118<br />

Cashflow (Mio. CHF) 457 407<br />

Free Cashflow (Mio. CHF) 81 66<br />

Bilanzsumme (Mio. CHF) 36547 34095<br />

Eigenkapital (Mio. CHF) 2085 1891<br />

Personalbestand Konzern (ohne Lehrpersonal) 44019 44590<br />

Personalbestand Stammhaus (ohne Lehrpersonal) 42449 42884<br />

Lernpersonal Stammhaus 1252 1183<br />

Briefpost A-Post (Mio. Sendungen) 869 860<br />

Briefpost B-Post (Mio. Sendungen) 2082 2080<br />

Briefpost PromoPost (Mio. Sendungen) 1007 1045<br />

Zeitungen und Zeitschriften (Mio. Sendungen) 1024 1044<br />

Pakete Inland (Mio. Sendungen) 118 130<br />

Swiss-Express (Tausend Sendungen) 4921 5990<br />

Swiss-Kurier (Tausend Sendungen) 491 416<br />

Briefpost International (Export in Mio. Sendungen) 205 213<br />

Pakete Ausland (Export in Mio. Sendungen) 1,0 1,3<br />

Neue Briefmarken (Anzahl) 36 36<br />

Ausgelieferte Wertzeichen (Anzahl Mio.) 485 554<br />

Transaktionen Postfinance (Anzahl Mio.) 775 737<br />

Kundenkonti (Anzahl Tausend) 2372 2246<br />

Durchschnittsbestand Kundengelder<br />

Postfinance (Mio. CHF) 22236 20838<br />

Poststellen (Anzahl) 3177 3385<br />

Postauto-Reisende (Anzahl Mio.) 95 94<br />

Postauto-Wagenkilometer (Mio. km) 84 83<br />

Postauto-Netz (km) 10316 8500


Die Schweizerische Post<br />

Die Post ist die zweitgrösste<br />

Arbeitgeberin der Schweiz:<br />

55849 Frauen und Männer<br />

sorgen dafür, dass jeden Tag<br />

gegen 20 Millionen Briefpostsendungen<br />

und 500 000<br />

Pakete zugestellt werden –<br />

insgesamt fast 5 Milliarden<br />

Sendungen pro Jahr. 19 000<br />

Postfahrzeuge und 500 Eisenbahnwagen<br />

legen jeden Tag<br />

eine halbe Million Kilometer<br />

zurück – so viel wie 12-mal<br />

rund um die ganze Welt. Und<br />

die Post leistet noch mehr:<br />

Jedes Jahr werden 775 Millionen<br />

Transaktionen im Zahlungsverkehr<br />

abgewickelt und<br />

2,4 Millionen Postkonten betreut.<br />

1945 Postautos befördern<br />

jährlich 95 Millionen Fahrgäste<br />

auf dem 10 316 Kilometer langen<br />

Postauto-Streckennetz.<br />

Die Post liefert jedes Jahr rund<br />

500 Millionen Briefmarken<br />

aus. Dabei werden jährlich zwischen<br />

35 und 40 Briefmarken<br />

neu herausgegeben. Schweizweit<br />

betreibt die Post 3177<br />

Poststellen, 20 Briefzentren,<br />

5 Paketzentren, 6 Kundensupportzentren<br />

für Postfinance<br />

und 2 Druck- und Verpackungszentren.<br />

Insgesamt setzt die<br />

Post über 6 Milliarden Franken<br />

pro Jahr um, bei einer Bilanzsumme<br />

von 36,5 Milliarden<br />

Franken.


2 Inhalt<br />

4 Gerhard Fischer<br />

18 Güter und Logistik<br />

26 Finanzdienstleistungen<br />

6 Ulrich Gygi<br />

Geschäftsbericht 2001<br />

Unternehmensporträt<br />

4 Vorwort von Gerhard Fischer,<br />

Verwaltungsratspräsident<br />

6 Zehn Behauptungen zur Zukunft der Post<br />

Stellungnahmen von Ulrich Gygi, Konzernleiter<br />

12 Konzernleitung<br />

14 Neue Produkte und Dienstleistungen<br />

17 Vier Geschäftsfelder<br />

18 Güter und Logistik<br />

ALSO ist das führende Unternehmen für die<br />

Distribution von Informatikprodukten.<br />

Die Post übernimmt sämtliche Logistikaufgaben<br />

ab Rampe.<br />

26 Finanzdienstleistungen<br />

Beim grössten Schweizer Umschlagplatz für Geld<br />

dreht sich alles um das Gelbe Konto.<br />

Postfinance ermöglicht Zahlen, Sparen, Anlegen<br />

und Vorsorgen. Ab Mai 2003 kommen Gelbe Kredite<br />

hinzu.<br />

32 Personenverkehr<br />

Postauto Schweiz ist ein modernes Transportunternehmen.<br />

Wir begleiten den Postauto-Chauffeur<br />

Hans Küng auf der Strecke Frick–Brugg.<br />

38 Mail<br />

Von Zürich reist ein Brief nach Genf. Ein Blick hinter<br />

die Kulissen der Briefpost zeigt eine verborgene Welt,<br />

in der Mensch und Maschine Erstaunliches leisten.


1 Postfinance<br />

postfinance 1<br />

Inhalt 3<br />

32 Personenverkehr<br />

38 Mail<br />

unternehmerisch<br />

Berichterstattung 2001<br />

Berichterstattung<br />

48 Geschäftsjahr 2001<br />

52 Organe und Struktur<br />

54 Mail<br />

55 Finanzdienstleistungen<br />

56 Güter und Logistik<br />

58 Personenverkehr<br />

59 International<br />

60 Poststellennetz<br />

61 Philatelie<br />

62 Personal<br />

Finanzbericht 2001<br />

Finanzbericht<br />

Finanzbericht 2001 in der hinteren Klappe als<br />

Separatum beigelegt<br />

Die Zahlen und Kommentare zur finanziellen<br />

Entwicklung im Jahr 2001


4 Vorwort<br />

«Die Post ist ein Stück<br />

Schweiz»<br />

«Die Bevölkerung hat eine familiäre<br />

Beziehung zur Post. Diese Verankerung<br />

ist unsere Stärke.»<br />

Die Post ist ein Stück Schweiz.<br />

Sie gehört uns allen. Die Bevölkerung<br />

hat sozusagen eine<br />

familiäre Beziehung zur Post.<br />

Diese tiefe Verankerung ist<br />

eine Stärke des Unternehmens<br />

und gleichzeitig eine grosse<br />

Herausforderung für <strong>sein</strong>e<br />

Führung.<br />

Als Unternehmen erbringt die<br />

Post hervorragende Dienstleistungen<br />

und braucht den<br />

internationalen Vergleich keineswegs<br />

zu scheuen. Als Arbeitgeberin<br />

kann sie auf loyale<br />

und engagierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zählen. All<br />

dies hat mich in den vier Jahren,<br />

in denen ich dem Verwaltungsrat<br />

der Schweizerischen<br />

Post vorstehen durfte, immer<br />

wieder aufs Neue beeindruckt.<br />

Wenn ich Ende Mai das Präsidium<br />

an meinen Nachfolger<br />

Anton Menth abgebe, kann ich<br />

auf eine intensive, anspruchsvolle,<br />

oft turbulente, aber letztlich<br />

doch befriedigende Zeit<br />

zurückblicken. Seit der Bundesrat<br />

die Post per 1. Januar 1998<br />

mit strategischen Vorgaben in<br />

die Selbstständigkeit entliess,<br />

hat sich postintern und im<br />

Marktumfeld sehr viel bewegt.<br />

Die zahlreichen Herausforderungen<br />

sind erkannt, und ich<br />

bin überzeugt, dass heute die<br />

Weichen für die Zukunftssicherung<br />

der Post richtig gestellt


Vorwort 5<br />

sind. Allerdings ist noch vieles<br />

zu tun. Namentlich braucht es<br />

das konstruktive Engagement<br />

aller, die an einem gesunden<br />

und leistungsfähigen Unternehmen<br />

Post interessiert sind.<br />

Nur so kann das Ziel, bevorzugte<br />

Partnerin in liberalisierten<br />

Märkten zu bleiben, erreicht<br />

werden.<br />

Der Bundesrat erwartet von<br />

der Post, dass sie die landesweite<br />

postalische Grundversorgung,<br />

den Universaldienst,<br />

sicherstellt. Gleichzeitig soll sie<br />

wettbewerbsfähig, kundenorientiert<br />

und eigenwirtschaftlich<br />

<strong>sein</strong> sowie dank einer fortschrittlichen<br />

Personalpolitik als<br />

attraktive Arbeitgeberin auftreten.<br />

Mittel- bis längerfristig<br />

ist zudem der Unternehmenswert<br />

nachhaltig zu steigern. All<br />

diesen vielfältigen Anforderungen<br />

während der vergangenen<br />

vier Jahre immer gerecht zu<br />

werden, erwies sich als äusserst<br />

anspruchsvolles Unterfangen<br />

und kam manchmal<br />

beinahe einem Spagat gleich.<br />

Mit einem unternehmerisch<br />

geschickten Verhalten gelang<br />

es im Grossen und Ganzen<br />

aber, den an die Post gestellten<br />

Erwartungen gerecht zu werden.<br />

Der ihr erteilte Leistungsauftrag<br />

wurde konsequent<br />

umgesetzt, und es konnten<br />

durchwegs zufrieden stellende<br />

Rechnungsergebnisse erzielt<br />

werden. Noch ungenügend<br />

sind andererseits die Renditen<br />

auf dem Umsatz und dem<br />

eingesetzten Kapital, und die<br />

geforderte Steigerung des Unternehmenswertes<br />

liess sich<br />

bisher <strong>nicht</strong> realisieren. Die Eigenwirtschaftlichkeit<br />

der Post<br />

darf daher noch <strong>nicht</strong> als gesichert<br />

gelten. Um auch <strong>dieses</strong><br />

Ziel zu erreichen, wurde im Geschäftsjahr<br />

2001 eine Reihe von<br />

Massnahmen eingeleitet, darunter<br />

ein breit angelegtes Ergebnisverbesserungsprogramm.<br />

Dieses hat <strong>sein</strong>en Niederschlag<br />

in den Unternehmungsstrategien<br />

gefunden und bereits<br />

erste positive Ergebnisse gezeitigt.<br />

Im Hinblick auf eine erfolgreiche<br />

Bewältigung der Zukunft<br />

haben sich Verwaltungsrat und<br />

Geschäftsleitung auf eine Vision<br />

verpflichtet. Sie bildet<br />

Leitplanken für alles unternehmerische<br />

Tun und lautet wie<br />

folgt: Die Post will in ihrem<br />

Kerngeschäft Nummer 1 bleiben<br />

und bei postnahen Dienstleistungen<br />

eine führende Position<br />

einnehmen. Sie stellt sich<br />

dem Wettbewerb und schafft<br />

Mehrwert für ihre Kunden.<br />

Und <strong>nicht</strong> zuletzt: Sie will auch<br />

fortan eine fortschrittliche Arbeitgeberin<br />

<strong>sein</strong>. Ich bin überzeugt,<br />

dass die Post diese<br />

anspruchsvollen Vorgaben erreichen<br />

und ihren Leistungsauftrag<br />

auch in Zukunft zur<br />

vollen Zufriedenheit ihrer Kundinnen<br />

und Kunden erfüllen<br />

wird.<br />

Die Stärke der Post – ihre tiefe<br />

Verankerung im Schweizer<br />

Volk – bringt allerdings auch<br />

eine gewisse Verletzlichkeit mit<br />

sich. So zeichnet sich in letzter<br />

Zeit eine Tendenz ab, die den<br />

für die längerfristige Existenzsicherung<br />

so wichtigen Kompetenzrahmen<br />

der Unternehmensorgane<br />

durch äussere<br />

Einflüsse und Interventionen<br />

über Gebühr einzuschränken<br />

droht. Ich denke an die zunehmenden<br />

Versuche der Politik,<br />

direkt in die unternehmerischen<br />

Zuständigkeiten der Post<br />

einzugreifen.<br />

Zu dieser in unternehmerischer<br />

Hinsicht bedauerlichen, weil<br />

hemmenden Entwicklung ist<br />

Folgendes anzumerken: Für<br />

den Verwaltungsrat und die<br />

Konzernleitung der Post sind<br />

der Auftrag im Postgesetz und<br />

Postorganisationsgesetz von<br />

1998 und die strategischen<br />

Zielvorgaben des Bundesrates<br />

oberste Richtschnur für ihr<br />

Tätigwerden. Darauf stützt sie<br />

ihre Strategie und ihre Finanzpläne<br />

ab. Auf dieser Basis entwickelt<br />

die Post auch ihre Geschäftspolitik.<br />

Wirtschaftliches Handeln erfordert<br />

Konstanz in den Grundsätzen<br />

und Leitlinien, soll es über<br />

die Zeit zum Erfolg führen. Gerade<br />

weil das Marktgeschehen<br />

raschen Veränderungen unterliegt,<br />

braucht es eine stabile<br />

Basis, die <strong>nicht</strong> wegen Tagesopportunitäten<br />

dauernd verschoben<br />

wird. Vor dem Hintergrund<br />

erodierender Monopole<br />

und des damit verbundenen<br />

steigenden Konkurrenzdruckes<br />

«Als Arbeitgeber kann<br />

die Post auf loyale und<br />

engagierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

zählen. Das hat mich<br />

immer wieder aufs<br />

Neue beeindruckt.»<br />

kommt diesem Erfordernis für die Post doppelte, wenn <strong>nicht</strong> gar<br />

existenzielle Bedeutung zu. Ich erachte es deshalb als unabdingbar,<br />

dass man überall wieder zu dieser Einsicht zurückfindet und<br />

dass der Post die zur Erfüllung ihres anspruchsvollen Auftrages<br />

notwendige Handlungsfreiheit erhalten bleibt. Weil sich Verwaltungsrat<br />

und Geschäftsleitung der staatspolitischen, gesellschaftlichen<br />

und volkswirtschaftlichen Bedeutung des von ihnen<br />

geleiteten Unternehmens bewusst sind und sie zudem gegenüber<br />

dem Bundesrat über ihre Geschäftsführung kontinuierlich<br />

Rechenschaft ablegen müssen, besteht das Risiko <strong>nicht</strong>, dass<br />

dieser Freiraum unsorgfältig genutzt oder gar missbraucht werden<br />

könnte.<br />

Ich habe grosses Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und das<br />

Verantwortungsbewusst<strong>sein</strong> der Führungsorgane der Post, und<br />

zuversichtlich stimmt mich auch das immer wieder spür- und erlebbare<br />

Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es<br />

entspricht daher meiner festen Überzeugung, dass es bei konsequenter<br />

Umsetzung der Unternehmensstrategien und mit der<br />

Unterstützung der Politik sowie der übrigen Anspruchsgruppen<br />

der Post gelingen wird, auch in weiter liberalisierten Märkten zu<br />

bestehen.<br />

Ich wünsche denjenigen, die inskünftig die Verantwortung tragen,<br />

viel Geschick und Beharrlichkeit, und denjenigen, die über<br />

die Post bestimmen, das nötige Augenmass. Uns allen wünsche<br />

ich eine gesunde und starke Schweizer Post.<br />

Gerhard Fischer


6 Botschaften<br />

Fotos<br />

Tina Steinauer<br />

Zehn Behauptungen<br />

zur Zukunft der Post<br />

Viele Menschen nehmen die Leistungen der Post fast täglich<br />

in Anspruch. Das Unternehmen liegt der Bevölkerung<br />

besonders am Herzen. Wer aber weiss, dass die Schweizerische<br />

Post die Nummer 5 ist in Europa? Oder wie sie sich<br />

auf die Zukunft vorbereitet? Ulrich Gygi, Konzernleiter,<br />

nimmt Stellung zu Behauptungen, mit denen die Post häufig<br />

konfrontiert wird.<br />

1. Die Post opfert den Service public<br />

schleichend einem kalten Wirtschaftlichkeitsdenken.<br />

Dieser Vorwurf ist haltlos. Die Post steht<br />

zum Service public. Ich kann mir kaum<br />

vorstellen, dass ein anderes Unternehmen<br />

als die Schweizerische Post die postalische<br />

Grundversorgung landesweit und<br />

flächendeckend erbringen würde. Wir<br />

sind stolz auf diesen Auftrag des Bundes<br />

und wir erfüllen ihn in gewohnt hoher<br />

Qualität. Unser Angebot reicht weit über<br />

das vom Gesetz Geforderte hinaus. So<br />

verteilen wir die A-Post z. B. auch am<br />

Samstag und nehmen in allen Poststellen<br />

Expresssendungen für den Folgetag entgegen.<br />

Das Postgesetz überlässt es uns<br />

festzulegen, wie viele Poststellen wir dafür<br />

benötigen. Zurzeit wird das Poststellennetz<br />

umgebaut, das ist richtig. Wir möchten<br />

etwas weniger Standorte, dafür solche,<br />

die von den Kunden leichter erreicht<br />

werden können. Natürlich müssen wir<br />

auch Wirtschaftlichkeitsüberlegungen anstellen:<br />

Wir können die geforderte Versorgung<br />

mit weniger physisch vorhandenen<br />

Poststellen erbringen und dabei Mittel<br />

für andere Zwecke freispielen, z. B. für die<br />

Entwicklung neuer Dienstleistungen,<br />

wie wir sie im kommenden härteren Wettbewerb<br />

zum Überleben dringend brauchen.<br />

Wo wir Poststellen aufgeben, bieten<br />

wir Ersatzlösungen an, wie z. B. den<br />

Haus-Service, der in Umfragen regelmässig<br />

ausgezeichnete Noten erhält.<br />

2. Mit den wiederholten Preiserhöhungen<br />

bei den Paketen schneidet<br />

sich die Post ins eigene Fleisch und<br />

stärkt die Konkurrenz.<br />

Das Paketgeschäft ist trotz der Rationalisierungen<br />

und der Preiserhöhung per<br />

2001 noch stark Verlust bringend, dies<br />

selbst im Monopolbereich, wo wir entsprechend<br />

der Grundidee der Postgesetzgebung<br />

eigentlich Gewinne machen<br />

müssten, um den Service public zu finanzieren.<br />

Die Ursache liegt in der früheren<br />

Quersubventionierung der Paketpreise<br />

durch das <strong>sein</strong>erzeitige Telefonmonopol:<br />

Wer damals telefonierte, finanzierte über<br />

die hohen Monopolgesprächstaxen die<br />

defizitären Pakete. Mittlerweile hat sich<br />

vieles geändert: Die Post ist eine eigene<br />

Unternehmung, die nach dem Leistungsauftrag<br />

des Bundesrates gehalten ist, sich<br />

aus ihren Ergebnissen selber zu finanzieren.<br />

Die Quersubventionierung gibt es<br />

<strong>nicht</strong> mehr, es wäre auch <strong>nicht</strong> einsichtig,<br />

wieso der Pakettransport aus einem<br />

anderen Wirtschaftsbereich subventioniert<br />

werden sollte. Also müssen wir uns<br />

nach der Decke strecken. Kostenseitig<br />

haben wir das getan: Wir verfügen über<br />

neueste, hoch effiziente Paketverarbeitungsanlagen,<br />

eine straffe Transportlogistik<br />

und ein fein abgestimmtes Annahmeund<br />

Zustellnetz. Der Rationalisierungsprozess<br />

ist weit fortgeschritten, weitere<br />

Etappen stehen bevor. Nachholbedarf<br />

gibt es weiterhin auf der Preisseite. Es<br />

gilt, die aus PTT-Zeiten verzerrten Preisstrukturen<br />

auf ein realistisches Niveau<br />

anzuheben. Dieser Prozess ist für unsere<br />

Kundinnen und Kunden wie auch für uns<br />

selbst zwar schmerzlich, aus den dargelegten<br />

Gründen jedoch unumgänglich.<br />

Trotzdem kann sich unser Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis im internationalen Vergleich<br />

durchaus sehen lassen. Die Konkurrenz<br />

passt im Übrigen ihre Preise in unserem<br />

Schlepptau ebenfalls an – ein Indiz dafür,


Botschaften 7<br />

«Die Post steht zum Service public. Ich kann<br />

mir kaum vorstellen, dass ein anderes<br />

Unternehmen als die Schweizerische Post<br />

die postalische Grundversorgung landesweit<br />

und flächendeckend erbringen würde.<br />

Wir sind stolz auf diesen Auftrag des<br />

Bundes und erfüllen ihn in gewohnt hoher<br />

Qualität.»<br />

dass auch ihre Ertragssituation <strong>nicht</strong> rosig<br />

ist, obwohl sie sich im Unterschied zur<br />

Post auf lukrative Geschäftskunden konzentrieren<br />

kann und kein flächendeckendes<br />

Netz bedienen muss. Man nennt das<br />

«Rosinen picken».<br />

3. Die Post will nun auch Kredite<br />

geben. Dabei gibt es schon jetzt zu<br />

viele Banken in der Schweiz, und die<br />

Post muss erst noch die Margen mit<br />

dem Kooperationspartner teilen.<br />

Schuster, bleib bei deinem Leisten!<br />

Von wegen beim Leisten bleiben! Die<br />

Post ist seit 1906 im Zahlungsverkehr<br />

tätig. Wir sind die Nummer 1 im Zahlungsverkehr<br />

und haben schrittweise<br />

unser Sortiment an Finanzprodukten in<br />

Zusammenarbeit mit Partnern ausgeweitet:<br />

Man kann bei uns über verschiedenste<br />

Kanäle wie z. B. Internet, Telefon<br />

oder am Schalter zinsgünstige Depositokonti<br />

eröffnen, Anlagefonds und Versicherungen<br />

kaufen und mit Wertschriften<br />

handeln. Uns fehlten lediglich noch Kredite<br />

im Angebot. Ohne <strong>dieses</strong> Kreditangebot<br />

verlieren wir treue Kunden! Wer<br />

nämlich einen Hypothekar- oder einen<br />

Betriebskredit benötigt, muss heute zu<br />

einer Bank gehen. Diese gewährt ihm bessere<br />

Konditionen, wenn er <strong>sein</strong> ganzes<br />

Geld zur Bank bringt und <strong>sein</strong>e Geschäftsbeziehung<br />

mit der Post kündigt. Im Interesse<br />

unserer Kunden und im Interesse<br />

einer starken Post wollen wir diese Sorti-


8 Botschaften<br />

mentslücke nun schliessen. Durch die<br />

Zusammenarbeit mit der UBS werden wir<br />

ab nächstem Jahr einfache, standardisierte<br />

Kredite sowohl für Privat- wie auch<br />

für Geschäftskunden anbieten. Wir sind<br />

überzeugt, damit besser auf die Bedürfnisse<br />

unserer Kunden eingehen zu können<br />

und Postfinance als wichtige Ergebnisträgerin<br />

der Post zu stärken.<br />

4. Die Post missachtet den Volkswillen,<br />

weil sie trotz breitem Widerstand<br />

bei Politik und Steuerzahlern laufend<br />

Poststellen schliesst! Ne touchez pas à<br />

ma poste!<br />

Die Bevölkerung hängt an ihren Poststellen,<br />

das ist verständlich und für uns erfreulich.<br />

Der notwendige Umbau des Netzes<br />

ist auch für mich und meine Mitarbeitenden<br />

aller Stufen <strong>nicht</strong> einfach. Aber wir<br />

sind als Unternehmung verpflichtet, die<br />

Zukunft im Auge zu behalten und das<br />

Überleben der Post und möglichst viele<br />

ihrer Arbeitsplätze zu sichern. Die Öffnung<br />

der Postmärkte geht in Europa zügig weiter.<br />

Die Schweiz wird <strong>nicht</strong> umhin kommen,<br />

in die gleiche Richtung zu marschieren.<br />

Für uns bedeutet dieser Wettbewerb:<br />

Wir müssen uns in naher Zukunft mit weit<br />

mehr Konkurrenten messen, als dies heute<br />

der Fall ist. Auf diese Situation müssen<br />

wir uns vorbereiten, indem wir innovative<br />

Dienstleistungen entwickeln und gleichzeitig<br />

unsere Kosten senken. Dazu gehört<br />

auch der Umbau des stark defizitären<br />

Poststellennetzes. Der Service public leidet<br />

darunter <strong>nicht</strong>, denn die Leistungen bleiben<br />

garantiert, auch wenn sich die Form<br />

ihrer Erbringung ändert. Viele Kundinnen<br />

und Kunden profitieren, da wir die Poststellen<br />

in den Städten besser platzieren<br />

werden. In ländlichen Regionen bringen<br />

wir den Postschalter mit dem Haus-Service<br />

sogar direkt an die Haustüre.<br />

5. Die Schweizerische Post wird in<br />

den liberalisierten Postmärkten nur<br />

dank hohen Subventionen überleben.<br />

International ist die Schweizer Post<br />

ein Zwerg.<br />

Niemand weiss heute genau, in welche<br />

Richtung sich die liberalisierten Postmärkte<br />

entwickeln werden. Absehbar ist<br />

jedoch, dass es nur noch einige wenige<br />

ganz grosse und international tätige<br />

Marktteilnehmer geben wird wie etwa<br />

die Deutsche Post AG (DPWN), die französische<br />

«La Poste», die englische Post<br />

(Consignia) und die niederländische Post<br />

(TPG). Die Schweizerische Post ist zwar<br />

kein Riese, wir sind für diese Herausforderung<br />

jedoch gut gerüstet. Gemessen<br />

am Konzernumsatz sind wir in Europa<br />

heute die Nummer 5. Unsere Marke ge-<br />

«Im Personenverkehr auf der Strasse hat die Post<br />

einen Marktanteil von über 50%. Wir schreiben<br />

schwarze Zahlen und unsere Dienstleistungen<br />

geniessen einen hervorragenden Ruf. Die Postautos<br />

sind aus dem Regionalverkehr <strong>nicht</strong> mehr<br />

wegzudenken.»<br />

niesst einen hervorragenden Ruf. Darauf<br />

bauen wir auf. Wir wollen in der<br />

Schweiz ganz klar die Nummer 1 in den<br />

Bereichen Mail, Güter und Logistik,<br />

Zahlungsverkehr und Personentransport<br />

auf der Strasse bleiben. Dazu benötigen<br />

wir neben Innovationen und Rationalisierungen<br />

Anschluss an internationale Briefund<br />

Paketnetze, um Import und Export<br />

so weit wie möglich über unsere eigenen<br />

Kanäle zu leiten. In interessanten Auslandsmärkten<br />

verfolgen wir eine moderate<br />

Wachstumsstrategie mit Schwergewicht<br />

im internationalen Briefverkehr für<br />

grosse Geschäftskunden. Wir benützen<br />

dabei verschiedene Kooperationsformen –


Botschaften 9<br />

Verträge, Beteiligungen, Joint Ventures –<br />

aber auch eigene Niederlassungen.<br />

Was die Subventionierung anbelangt, so<br />

versteht es sich von selbst, dass bei<br />

weitgehend geöffneten Märkten der Erbringer<br />

des Service public für die zusätzlich<br />

anfallenden Kosten entschädigt<br />

werden muss. Auf Grund der heute bestehenden<br />

Regulierung mit einem Monopol<br />

bis 2 kg erachte ich eine Subventionierung<br />

allerdings als <strong>nicht</strong> angebracht.<br />

6. Das Postauto hat höchstens noch<br />

Nostalgiewert und dient als Postkartensujet.<br />

Im öffentlichen Verkehr ist<br />

die Konkurrenz viel agiler und marktnäher.<br />

Eine absurde Behauptung. Im Personenverkehr<br />

auf der Strasse hat die Post einen<br />

Marktanteil von über 50%. Wir schreiben<br />

schwarze Zahlen und unsere Dienstleistungen<br />

geniessen einen hervorragenden<br />

Ruf. Die Postautos sind aus dem Regionalverkehr<br />

<strong>nicht</strong> wegzudenken. Zudem<br />

haben wir neue Angebote im Markt:<br />

Schülertransporte, Rufbusse, Nachtverbindungen<br />

zwischen grossen Städten usw.<br />

Unser Know-how erlaubt es uns auch,<br />

ganze Verkehrssysteme zu planen und<br />

die öffentlichen Besteller zu beraten.<br />

Dabei können wir auch im grenznahen<br />

Ausland tätig werden. Mehr und mehr<br />

werden die Leistungen des öffentlichen<br />

Verkehrs von den Kantonen und Gemeinden<br />

ausgeschrieben. Postauto hat<br />

die Mehrheit der Ausschreibungen teils<br />

gegen private Anbieter gewonnen. Durch<br />

<strong>sein</strong>e dezentrale Struktur operiert Postauto<br />

sehr agil und marktnah und hat<br />

durch die Ausnutzung von Grössenvorteilen<br />

eine gute Kostenstruktur. Kurz:<br />

Wir sind konkurrenzfähig und wollen<br />

unsere Stellung als Marktführer in diesem<br />

Bereich durch überzeugende Leistungen<br />

noch weiter ausbauen.<br />

7. Neue elektronische Kommunikationsformen<br />

werden der Briefpost als<br />

wichtiger Leistungsträgerin der Post<br />

über die Zeit so zusetzen, dass auch<br />

dieser Bereich zum permanenten Verlustgeschäft<br />

wird.<br />

Tatsache ist, dass das Briefvolumen bis<br />

zum heutigen Tag jedes Jahr zugenommen<br />

hat. Der Bereich des Direktmarketings<br />

(adressierte Werbung) wird auch in<br />

Zukunft noch stark wachsen. Allerdings<br />

wäre es eine Vogel-Strauss-Politik, die<br />

Möglichkeiten der Substitution physischer<br />

Post durch die elektronische zu negieren.<br />

Technologische Entwicklungen gehen<br />

in der Regel jedoch langsamer, als dies<br />

«Eine Unternehmung im Staatsbesitz<br />

muss gleich lange Spiesse haben wie<br />

ihre Konkurrenz.»<br />

Ulrich Gygi, Konzernleiter<br />

«Wir wollen in der Schweiz ganz klar die Nummer<br />

1 in den Bereichen Mail, Güter und Logistik,<br />

Zahlungsverkehr und Personentransport auf<br />

der Strasse bleiben.»


10 Botschaften<br />

häufig verkündet wird: Die Lösungen<br />

müssen zuerst technisch aufgebaut und<br />

erprobt werden, sie müssen ferner von<br />

den Kunden akzeptiert werden, was meistens<br />

Verhaltensänderungen voraussetzt,<br />

und sie müssen zusätzlich einen Mehrwert<br />

bringen. <strong>Sollte</strong> es aber so weit kommen,<br />

dass Bankauszüge und -abrechnungen,<br />

Standardkorrespondenzen von<br />

Versicherungen, Krankenkassen usw.<br />

und Rechnungen aller Art elektronisch<br />

verschickt werden, so wird sich das<br />

ohne Zweifel in rückläufigen Briefvolumina<br />

niederschlagen. Wir sind auf diese<br />

Entwicklungen indessen gut vorbereitet.<br />

Unsere elektronischen Dienstleistungen<br />

stehen bereit und werden zum Teil<br />

am Markt angeboten, z. B. HybridPost 1<br />

E-Mail, E-Mail Secure 2 , die elektronische<br />

Rechnungsstellung und Bezahlung via<br />

Postfinance oder Drittinstitute (yellowbill)<br />

usw. Auch die elektronische Nutzung<br />

unserer Adressbestände eröffnet Geschäftsmöglichkeiten,<br />

die den Rückgang<br />

des Briefgeschäftes kompensieren helfen.<br />

«Unsere Marke geniesst einen<br />

hervorragenden Ruf. Darauf bauen<br />

wir auf.»<br />

Ulrich Gygi, Konzernleiter<br />

All das ist aber leichter gesagt als getan,<br />

denn hier bewegen wir uns in einem<br />

hoch kompetitiven Markt mit neuen und<br />

schlagkräftigen Konkurrenten.<br />

8. Das Postpersonal ist durch die<br />

vielen Veränderungen verunsichert,<br />

befürchtet einen Stellenabbau und<br />

weiss <strong>nicht</strong>, wo das alles hinführt.<br />

Zeiten des Umbruchs verunsichern das Personal,<br />

zumal die Post – ein Unternehmen<br />

im Eigentum des Bundes – jahrzehntelang<br />

stabile, sich nur langsam ändernde Verhältnisse<br />

garantierte. Ich habe dafür Verständnis.<br />

Allerdings kann das Rad der Zeit<br />

<strong>nicht</strong> zurückgedreht werden. Ich fordere<br />

daher alle auf, sich nach vorne zu orientieren.<br />

Die Post hat mit ihrer Vision die Zielrichtung<br />

und den Weg in die Zukunft aufgezeigt.<br />

Nur wenn wir unsere Denkweisen<br />

und organisatorischen Strukturen und<br />

Prozesse den veränderten Gegebenheiten<br />

anpassen, werden wir überleben. Bei aller<br />

Treue unserer Kundschaft wäre es wohl<br />

zu viel von ihr verlangt, unsere Dienstleistungen<br />

zu nutzen, wenn die Konkurrenz<br />

das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

anbietet. Wir müssen ganz einfach besser<br />

«Die Post ist eine Unternehmung, die nach dem<br />

Leistungsauftrag des Bundesrates gehalten ist,<br />

sich aus ihren Ergebnissen selber zu finanzieren.<br />

Also müssen wir uns nach der Decke strecken.<br />

Kostenseitig haben wir das getan. Unser Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis kann sich im internationalen<br />

Vergleich sehen lassen.»<br />

1 HybridPost ist der Fachbegriff für die elektronische<br />

Anlieferung von Massen- oder individueller<br />

Post durch den Kunden, Ausdruck, Verpackung,<br />

Frankierung und Zustellung durch die Post, bzw.<br />

die elektronische Zustellung, wo eine entsprechende<br />

Adresse vorhanden ist.<br />

2 E-Mail Secure ist die verschlüsselte Übermittlung<br />

elektronischer Nachrichten.


Botschaften 11<br />

«Eine Post, die <strong>nicht</strong> in die elektronische<br />

Kommunikation einsteigt,<br />

wird <strong>nicht</strong> überleben können.»<br />

Ulrich Gygi, Konzernleiter<br />

oder mindestens gleich gut <strong>sein</strong>! Wir können<br />

das. Wir kennen unsere Kundschaft<br />

und unser Geschäft! Aber wir müssen uns<br />

auch bewegen, und das heisst auch rationalisieren.<br />

Dies kann Arbeitsplätze kosten.<br />

Die Post wird zusammen mit ihren Sozialpartnern<br />

alle vertretbaren Vorkehrungen<br />

treffen, um Entlassungen möglichst zu vermeiden.<br />

Wir wollen ausserdem die Mitarbeitenden<br />

in ihrer Selbstverantwortung<br />

fördern und sie beim Entwickeln ihrer<br />

Qualifikationen unterstützen, damit sie<br />

den künftigen Anforderungen bei der<br />

Post, aber auch jenen des Arbeitsmarktes<br />

gewachsen sind.<br />

«Unsere Tochter yellowworld AG konzentriert<br />

die Kräfte auf das E-Fulfillment, d. h. die<br />

Bündelung und Integration von elektronischen<br />

und physischen Logistik- und Finanzprozessen<br />

zu Kundenlösungen aus einer Hand.»<br />

9. Der Einstieg der Post ins Online-<br />

Geschäft ist ein Flop, der die Post<br />

hunderte von Millionen kostet – eine<br />

klassische Fehlinvestition!<br />

Dem muss ich widersprechen. Eine Post,<br />

die <strong>nicht</strong> in die elektronische Kommunikation<br />

einsteigt, wird <strong>nicht</strong> überleben<br />

können. Dabei ist ein gewisses<br />

Lehrgeld unvermeidbar. In der Internet-<br />

Euphorie Ende der 90er-Jahre hatten<br />

wir wie viele andere Unternehmen Pläne<br />

für ein Massenportal, über das wir unsere<br />

Kunden an die Dienstleistungen der Post<br />

binden wollten. Letztere Absicht besteht<br />

unverändert, indes ist der Weg ein<br />

anderer: Über das Finanzportal bieten<br />

wir unsere Finanzdienstleistungen mit<br />

gutem Erfolg an. Über das Postportal<br />

kann sich jeder Kunde mit unserem gesamten<br />

Dienstleistungsangebot vertraut<br />

machen und eine Reihe von Leistungen<br />

in Anspruch nehmen, z. B. Preiskalkulationen,<br />

Briefmarkenbestellungen, elektronische<br />

Post, Sendungsverfolgung und mehr.<br />

Unsere Tochter yellowworld AG konzentriert<br />

die Kräfte auf das E-Fulfillment, d. h.<br />

die Bündelung und Integration von elektronischen<br />

und physischen Logistik- und<br />

Finanzprozessen zu Kundenlösungen aus<br />

einer Hand. Mit diesen Leistungen erfüllen<br />

wir ein wachsendes Bedürfnis von<br />

Geschäftskunden, diese Prozesse an einen<br />

professionellen Partner auszulagern.<br />

10. Die Post soll privatisiert werden.<br />

Nur dann kann sie effizient und eigenwirtschaftlich<br />

arbeiten und langfristig<br />

bestehen.<br />

Diese Behauptung ist so falsch, dass <strong>nicht</strong><br />

einmal das Gegenteil davon richtig ist.<br />

Effizientes und eigenwirtschaftliches Arbeiten<br />

ist <strong>nicht</strong> davon abhängig, ob die<br />

Unternehmung im Besitz des Staates oder<br />

privater Teilhaber ist. Auch eine Börsenkotierung<br />

garantiert <strong>nicht</strong> Effizienz. Im<br />

Gegenteil! Sie führt manchmal zu ungeheuer<br />

kurzfristigem Handeln des Managements,<br />

das den Firmen schadet. Was<br />

hingegen ganz klar zu wirtschaftlicher<br />

und innovativer Unternehmensführung<br />

beiträgt, ist Wettbewerb, d. h. Marktöffnung.<br />

Man sollte dabei Liberalisierung<br />

<strong>nicht</strong> mit Privatisierung verwechseln. Die<br />

Liberalisierung stellt an die Eigentümer<br />

einige Anforderungen. So muss etwa<br />

sichergestellt <strong>sein</strong>, dass auch eine Unternehmung<br />

im Staatsbesitz gleich lange<br />

Spiesse hat wie ihre Konkurrenz. Dies<br />

bezieht sich auf Führungsstrukturen (Möglichkeit<br />

zu rascher Entscheidfindung),<br />

Anstellungsbedingungen (Salärstrukturen,<br />

Arbeitszeitregelungen usw.), Geschäftsfelder<br />

(gleiche Freiheiten, tätig zu werden,<br />

z. B. im Kreditgeschäft) und Regulierungen<br />

(faire Abgeltung der Leistungen für den<br />

Service public im liberalisierten Markt). In<br />

dieser Hinsicht könnte die Ausgangslage<br />

der Post noch stark verbessert werden.


12 Konzenleitung<br />

«Postauto – ein Stück<br />

Schweiz, welches unsere<br />

Kunden in Form von<br />

effizienten, zuverlässigen<br />

und sicheren Dienstleistungen<br />

erleben.»<br />

Daniel Landolf,<br />

Personenverkehr<br />

«Die Post stellt sich den Herausforderungen<br />

aus Servicepublic-Verpflichtung<br />

und<br />

bevorstehenden Marktöffnungen<br />

durch konsequentes<br />

Ausschöpfen aller Ertragssteigerungspotenziale.»<br />

Hans-Peter Strodel, Finanzen<br />

«Durch innovative<br />

Lösungen, den<br />

Anschluss an weltweit<br />

führende Logistiknetze<br />

und die Präsenz<br />

unserer Schweizer<br />

Qualitätsmarke in<br />

wichtigen Auslandmärkten<br />

bleibt Swiss<br />

Post International die<br />

bevorzugte Partnerin<br />

für unsere internationalen<br />

Kunden.»<br />

Jean-Pierre Streich,<br />

International<br />

«Wir besitzen die<br />

Fähigkeit, komplexe<br />

Logistiksysteme<br />

zu entwickeln und<br />

zu beherrschen.<br />

Zum Vorteil unserer<br />

Kunden.»<br />

Michel Kunz, Güter<br />

und Logistik


Konzenleitung 13<br />

«Mit fortschrittlichen<br />

Anstellungsgrundlagen<br />

stellen wir uns<br />

den Herausforderungen<br />

einer<br />

erfolgreichen<br />

Zukunft.»<br />

Rolf Hasler,<br />

Personal<br />

«Durch die gezielte<br />

Ausweitung unseres<br />

Produkte- und<br />

Dienstleistungsangebots<br />

in hoher<br />

Qualität steigern<br />

wir die Attraktivität<br />

unseres Poststellennetzes.»<br />

Karl Kern,<br />

Poststellennetz<br />

«Neue Kundenwünsche<br />

erfüllen und den<br />

Service public erhalten:<br />

Eine schwierige<br />

Gratwanderung, die wir<br />

gerne unternehmen.»<br />

Ulrich Gygi, Konzernleiter<br />

«Mit der neuen strategischen<br />

Ausrichtung ist<br />

die Briefpost fit für den<br />

liberalisierten Markt.»<br />

Josef Bösch, Mail<br />

«Das Angebot von<br />

Krediten erfüllt den<br />

Wunsch der Kundschaft,<br />

alle Leistungen<br />

aus einer Hand<br />

zu erhalten.»<br />

Urs W. Wepf,<br />

Finanzdienstleistungen


14 Neue Produkte und Dienstleistungen<br />

Hologramm-Marke<br />

Die am 12. März 2002 erschienene<br />

Sondermarke «50 Jahre<br />

Rega» ist die erste Hologramm-Marke<br />

der Schweiz. Im<br />

Hologramm spiegeln sich der<br />

Rotor eines Rega-Helikopters<br />

im Einsatz, ein Ambulanzjet<br />

sowie eine Berglandschaft.<br />

Perfekt ins Markenbild integriert,<br />

zeigt <strong>dieses</strong> hochwertige<br />

Hightech-Sicherheitsmerkmal<br />

die Innovationsfreudigkeit des<br />

Bereichs Briefmarken und Philatelie.<br />

Eine glanzvolle Marke<br />

für alle Liebhaber schöner Briefmarken.<br />

Post Exprès International<br />

Post Exprès International ist das Plus zu Priority. Urgent<br />

ist der Kurierdienst, Priority die schnelle Spedition und<br />

Economy die Normalzustellung. Post Exprès International<br />

hat auf der Basis von Fixpreisen eine Preisstruktur<br />

ohne Zuschläge und ist gegenüber Priority<br />

durchschnittlich einen Tag schneller. Der Kunde kann<br />

<strong>sein</strong>e Sendung im Internet über Track & Trace in die<br />

meisten Länder Europas oder in die USA verfolgen.<br />

Auf Wunsch erhält er eine kostenlose Versandtasche.<br />

yellownet, das Online Banking Angebot<br />

von Postfinance<br />

Finanzgeschäfte gehen einfach und zuverlässig, auch im Internet. Über 300 000 Kundinnen<br />

und Kunden erledigen ihre Zahlungen bereits über yellownet, dem Online<br />

Banking Angebot von Postfinance. Sie legen mit dem Gelben E-Deposito-Konto online<br />

Geld beiseite oder zeichnen Gelbe Fonds. Dank yellownet ist auch die Kontobewirtschaftung<br />

einfach. yellownet bietet Zugriff auf alle Informationen, die das Konto<br />

betreffen. Mit E-Kontoreporting können Kontoauszüge und Auftragsdokumente<br />

neu auch elektronisch verwaltet und verarbeitet werden.<br />

Route Express Lines<br />

Seit Sommer 2001 führt Postauto Tourismus zusammen<br />

mit dem bereits bewährten Palm Express<br />

(St. Moritz–Lugano) fünf neue, landschaftlich<br />

reizvolle Postautorouten als «Route Express Lines»<br />

im Angebot. In- und ausländische Reiseveranstalter<br />

bieten die Post-Erlebnisfahrten seither an:<br />

der Historic Route Express (Flüelen–Altdorf–Klausen–<br />

Linthal), der Romantic Route Express (Andermatt–<br />

Furka–Grimsel–Meiringen–Grosse Scheidegg–<br />

Grindelwald), der Napoleon Route Express (Saas<br />

Fee–Brig, Simplon–Domodossola), der Julier<br />

Route Express (Chur–Julierpass–St.Moritz) und der<br />

Ticino Route Express (Oberwald–Nufenenpass–<br />

Airolo–Gotthardpass–Andermatt).<br />

Nightbirds<br />

Dank dem Erfolg der Nightbird-Busse, die nachts an Wochenenden<br />

zwischen Luzern–Zürich und Lausanne–Genf pendeln, hat<br />

die Post ihr Nachtbusangebot auf die Strecken Basel–Zürich,<br />

Bern/Biel–Zürich und St. Gallen–Zürich ausgedehnt. Nachtschwärmer<br />

haben von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag<br />

Verbindungen bis in die frühen Morgenstunden. Die Nachtbusse<br />

sind ein gemeinsames Angebot von SBB und Post, und alle in den<br />

Zügen gültigen Fahrausweise gelten mit einem Zuschlag auch auf<br />

den Nightbirds.


Neue Produkte und Dienstleistungen 15<br />

Poststellen-<br />

Artikel<br />

In ausgewählten Poststellen verkauft die Post aktuelle Produkte wie DVDs,<br />

Videos, Buch- und CD-Hits und Computer-Games. Findet das Angebot bei den<br />

Kundinnen und Kunden Anklang, wird der Verkauf auf zusätzliche Poststellen<br />

ausgedehnt. Im Jahr 2002 testet die Post weitere Sortimente, z. B. im Bereich<br />

Bürobedarf.<br />

Zwei<br />

Einschreiben<br />

Bei eingeschriebenen Sendungen<br />

hat der Kunde die Wahl zwischen<br />

der «Lettre Signature» (mit unterschriftlicher<br />

Empfangsbestätigung)<br />

und der «Lettre Assurance» (mit<br />

Haftung). Beide Sendungen werden<br />

gegen Unterschrift ausgehändigt.<br />

Bedarf es wegen eines<br />

wertvolleren Inhaltes zusätzlicher<br />

Sicherheit, so empfiehlt sich der<br />

«Lettre Assurance»: Die Post übernimmt<br />

für Verlust, Beschädigung<br />

oder Verspätung eine Haftung bis<br />

500 Franken. Der «Lettre Assurance»<br />

ist auch für Sendungen ins<br />

Ausland möglich.<br />

Neue Aktienfonds und Lebensversicherungen<br />

Mit Postsoleil Suisse und Postsoleil Europe<br />

bietet Postfinance neben den bestehenden<br />

Anlagestrategiefonds Postsoleil 1–5<br />

zwei reine Aktienfonds an: Postsoleil Suisse<br />

mit schweizerischen Wertpapieren, Postsoleil<br />

Europe mit Papieren westeuropäischer<br />

Unternehmen. Der empfohlene Anlagehorizont<br />

beider Fonds liegt bei 10 Jahren.<br />

Ausserdem rundet Postfinance die Palette<br />

der Anlage- und Vorsorgeprodukte mit<br />

fondsgebundenen Gelben Lebensversicherungen<br />

ab. Diese Gelben Lebensversicherungen<br />

ermöglichen ein steuerbegünstigtes<br />

Fondssparen mit Vorsorgeschutz.<br />

Die neue elektronische<br />

Retourenverarbeitung<br />

Mit dem Response Management bietet die Post ihren<br />

Kunden bei adressierten Massenmailings neu eine Umwandlung<br />

des physischen Response in elektronische<br />

Daten: Retouren werden von der Post nach Retourengrund<br />

aussortiert und elektronisch erfasst. Diese Daten<br />

können danach direkt in die Adressdatenbank des<br />

Kunden überführt werden. Er erhält innert kürzester Zeit<br />

eine bereinigte Datei von hoher Qualität und ein detailliertes<br />

Reporting über die Kampagne. Individuelle Lösungen<br />

für die elektronische Verarbeitung von Bestellungen<br />

sind ebenfalls möglich.<br />

PostPac in sechs Grössen<br />

Die neue Verpackung PostPac ist stabiler, sicherer und<br />

attraktiver. Diese praktische Verpackung ist in sechs<br />

Grössen bei jeder Poststelle erhältlich. Die neuen PostPac<br />

schützen das Versandgut optimal. Sie entsprechen den<br />

Anforderungen der Paketpost für die automatische Verarbeitung<br />

und können mehrmals verwendet werden.<br />

PostPac gibt es auch als Geschenk-PostPac.


16<br />

Das Postgut wird in eine rotierende<br />

Trommel geleitet und nach Dicke,<br />

Grösse und A- und B-Post sortiert.<br />

Die Briefpost verarbeitet mehr<br />

als 20 Millionen Sendungen pro Tag.


17<br />

Vier starke<br />

Geschäftsfelder<br />

Dank der Zusammenarbeit von Postfinance und<br />

UBS werden ab Mai 2003 Gelbe Kreditprodukte<br />

angeboten.<br />

Mit der weltweiten Entwicklung der Postmärkte – Liberalisierung,<br />

Globalisierung, technischen Innovationen sowie veränderten Kundenbedürfnissen<br />

– muss die Post ein wettbewerbsfähiges Unternehmen<br />

werden. Deshalb hat sie die vier Geschäftsfelder Mail,<br />

Güter und Logistik, Finanzdienstleistungen und Personenverkehr<br />

gebildet. Die Kerndienstleistungen sind: Brief-, Paket-, Expresssendungen,<br />

Zahlungsverkehr und strassengebundener Personenverkehr.<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Mehr als Zahlungsverkehr<br />

«Im Zahlungsverkehr sind wir die ertragsstarke und führende Anbieterin<br />

in der Schweiz. In den Sparten Sparen, Anlegen, Vorsorgen<br />

und Finanzieren bauen wir unsere Kompetenzen weiter aus.»<br />

Mail<br />

Kerngeschäft mit guten Aussichten<br />

«Im Bereich Mail stützen wir uns auf unser starkes Kerngeschäft<br />

Briefsendungen und Zeitungen. Unsere zukünftigen Erträge sichern<br />

wir uns durch Kostenführerschaft im Massengeschäft und<br />

die Erschliessung neuer Wachstumsquellen im Individualgeschäft.<br />

Chancen sehen wir in neuen elektronischen Kommunikationsformen<br />

sowie im Ausbau der Mail-Dienstleistungen für Geschäftskunden.»<br />

Personenverkehr<br />

Tradition und Innovation im öffentlichen Verkehr<br />

«Im Bereich des strassengebundenen Personenverkehrs behaupten<br />

wir unsere führende Marktstellung und unser hervorragendes<br />

Image. Neue Wachstumsquellen erschliessen wir als Systemanbieter,<br />

im Management von Verkehrsnetzen sowie im touristischen<br />

Bereich.»<br />

Güter und Logistik<br />

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

«Im Geschäftsfeld Güter und Logistik wollen wir unsere führende<br />

Position im Massengeschäft behaupten und bei den Systemlösungen<br />

unsere starke Marktstellung ausbauen.»


18 Güter und Logistik<br />

Marktleader dank<br />

Text<br />

Thomas Haemmerli<br />

Fotos<br />

Roberto Ceccarelli<br />

ausgefeilter Logistik<br />

Computer, Scanner oder Handys kommen in der Schweiz meistens aus Emmen. ALSO, das<br />

führende Unternehmen im Bereich Distribution von Informatikprodukten, versendet<br />

von dort <strong>sein</strong>e Produkte. Weil die zuverlässige Ausführung aller Kundenaufträge oberste<br />

Priorität hat, arbeitet ALSO mit der Post zusammen, die als Partnerin sämtliche Logistikaufgaben<br />

ab Rampe in Emmen übernimmt.<br />

G4 Powerbook, bestätigt. HP-Drucker, bestätigt. Bestätigt auch der<br />

Canon-Scanner. Auftrag komplett. Mit einer kurzen Handbewegung<br />

fahren die Lagermitarbeitenden mit drahtlosen Funklaserpistolen<br />

über den Strichcode. Der Bildschirm gibt das Okay. Auftrag<br />

komplett. Ratternd spuckt der Drucker die Etikette aus. «Wenn ein<br />

Auftrag <strong>nicht</strong> hundertprozentig stimmt», sagt ALSO-Logistikchef<br />

Edwin Duss, «reklamiert das System, meldet den Fehler und verunmöglicht<br />

den Druck der Adressetikette.»<br />

ALSO, das Logistikunternehmen in Emmen, ist eine der modernsten<br />

Firmen in Sachen Warehousing und setzt auf fortgeschrittenste<br />

IT-Lösungen. Kein Wunder, in diesem Markt ist ALSO selber zu<br />

Hause. Die Firma ist der wichtigste Schweizer Anbieter für Distribution<br />

und Logistikservices im Bereich Informationstechnologie und<br />

Telekom. ALSO beliefert die grossen Schweizer Reseller von Mediamarkt<br />

über Migros und Manor bis zum kleinen Computerhändler<br />

mit Scannern, Computern und Softwareprodukten. Für Swisscom<br />

und Sunrise versendet ALSO Handys an die Endkunden und stellt<br />

Rechnung. Täglich wickelt die Firma zwei- bis dreitausend Aufträge<br />

unterschiedlichster Grösse ab. Bis 100 Millionen Franken Warenwert<br />

liegen an Spitzentagen in den Hochregalen an drei Standorten.<br />

«Unsere Firmenphilosophie heisst: Wir versprechen nur, was wir<br />

garantiert halten können», erklärt Duss. Und ALSO verspricht<br />

immer mehr. IT und Telekom gehören zu den dynamischsten Märkten<br />

überhaupt. Die Lebensspanne<br />

von Produkten wird<br />

immer kürzer, laufend zerfallen<br />

die Preise für ganze Produktegenerationen,<br />

die Konkurrenz<br />

ist härter denn je. Deshalb werden<br />

die Anforderungen der<br />

ALSO-Kunden immer höher.<br />

Um die Firmenphilosophie trotzdem<br />

durchsetzen zu können,<br />

arbeitet ALSO eng mit der Post<br />

zusammen.<br />

Die Post im Wettbewerb<br />

«Was Transportpartner anbelangt,<br />

haben wir eine bewegte<br />

Geschichte hinter uns», sagt<br />

Marc Schnyder, Geschäftsleiter<br />

von ALSO. «Anfang der Neunzigerjahre<br />

brachte die Liberalisierung<br />

Bewegung ins europäische<br />

Transportgewerbe. So<br />

kam auch General Parcel in die<br />

Schweiz und bot an, Pakete<br />

direkt bei uns oder beim Kunden<br />

abzuholen. Und die letzten<br />

Sendungen konnten wir um<br />

17 Uhr aufgeben. Das war ein<br />

Meilenstein.»<br />

Die damaligen PTT konnten mit<br />

den stetig wachsenden Logistikbedürfnissen<br />

zunächst <strong>nicht</strong><br />

Morgens bringt die Post Waren, die ALSO nachbestellt hat. Sie kommen ins Bestsellerlager, ins Nebenlager oder<br />

werden gleich wieder weiterversendet. Damit effizient gearbeitet werden kann, verfügen die Mitarbeiter über<br />

mobile Arbeitsplätze, die mit Funk an den zentralen Rechner angeschlossen sind und Strom aus speziellen Autobatterien<br />

erhalten.


Güter und Logistik 19<br />

ALSO-Firmenphilosophie:<br />

«Wir versprechen nur, was wir garantiert<br />

halten können.»<br />

Logistikpartner: ALSO-Logistikchef Edwin Duss<br />

und ALSO-Geschäftsführer Marc Schnyder<br />

Mittags gehen die ersten fertigen Sendungen<br />

raus. Sie werden von der Post zur Weiterverarbeitung<br />

ins Paketzentrum Härkingen<br />

gefahren und dort automatisch<br />

sortiert.


20 Güter und Logistik<br />

len Weg über das Paketzentrum<br />

Härkingen. Zwei HP-<br />

Drucker gehen nach Daillens.<br />

Der Hochleistungsscanner nach<br />

Frauenfeld. Nur die Bildschirme<br />

laufen über Härkingen. Für<br />

jedes Zentrum stehen separate<br />

Rollboxen, so genannte RX,<br />

bereit. RX sind schrankgrosse<br />

Metallbehälter auf Rollen, die<br />

sich aneinander koppeln lassen.<br />

Bei der Post sind sie in der internen<br />

Logistik eine Standardtransporteinheit.<br />

Die Idee hinter<br />

der Vorsortierung ist so einfach<br />

wie bestechend: Damit Kunden<br />

auch im Jura und Engadin vom<br />

Verprechen der ALSO profitieren<br />

können, wird die Aufgabesortierung<br />

im Paketzentrum<br />

Härkingen übersprungen. Die<br />

RX werden auf der Plattform<br />

des Paketzentrums Härkingen<br />

umgeschlagen und diejenigen<br />

für die Westschweiz direkt nach<br />

Daillens, diejenigen für die Ostschweiz<br />

nach Frauenfeld geführt.<br />

Nur die Pakete, die für<br />

die Paketpost Region Mitte<br />

bestimmt sind, gehen in Härkingen<br />

direkt in die Feinsortierung.<br />

Bei ALSO gehen die letzten Rollboxen<br />

um 19.30 Uhr raus, werden<br />

von der Post nach Härkingen<br />

gefahren, kommen dort<br />

um 21 Uhr an und werden<br />

zwanzig Minuten später nach<br />

Daillens, Frauenfeld und teilweise<br />

in die bisherigen Paketzentren<br />

der Agglomerationen<br />

Bern und Zürich gefahren. So<br />

sind die Waren am Folgetag bis<br />

spätestens am Mittag beim<br />

Kunden. «Die für uns massgeschneiderte<br />

Logistiklösung erlaubt<br />

es uns, viel knapper zu<br />

kalkulieren», sagt ALSO-Logis-<br />

Hochregallager bei Also:<br />

Moderne Logistik verlangt, dass<br />

Produkte Platz sparend unter-<br />

und möglichst kurze Zeit<br />

gebracht<br />

im Lager sind. Denn gelagerte<br />

Waren sind gebundenes Kapital.<br />

Und bei ALSO lagern in Spitzen-<br />

Waren im Wert von 100 Mil-<br />

zeiten<br />

lionen Franken.<br />

«Der Postbote ist ein ALSO-Imageträger<br />

und Teil unserer Wertschöpfungskette.»<br />

ALSO-Geschäftsleiter Marc Schnyder<br />

Schritt halten. Nur zögerlich begannen sie sich auf die neue Konkurrenz<br />

einzustellen. Damit war zwar der Weg zum umfassenden<br />

Logistikanbieter beschritten, von eigentlichen integrierten Logistiklösungen<br />

war man jedoch weit entfernt. «In den Neunzigerjahren»,<br />

erinnert sich Schnyder, «wurden die privaten Postkonkurrenten<br />

Opfer des eigenen Erfolges: Sie gerieten teilweise in existenzielle<br />

Schwierigkeiten durch zu schnelles Wachstum.»<br />

Derweil machte die Post einen grundlegenden Kulturwandel durch.<br />

Schnyder verhandelte wieder mit der Post. «Ein entscheidendes Kriterium<br />

für uns war es, einen Transportlogistiker zu finden, der alles<br />

aus einer Hand anbieten kann.» Das hat die Post gelernt: Ob Briefpost,<br />

Kleingüter oder Stückgutlieferungen, die von der Tochtergesellschaft<br />

Setz Gütertransport AG befördert werden, die Post ist<br />

heute für alles die Ansprechpartnerin. Und als modernes, flexibles<br />

Unternehmen setzt man sich mit ALSO zusammen, um den Bedürfnissen<br />

von ALSO und ihren Kunden weitestmöglich zu entsprechen.<br />

Folgetagszustellung für alle<br />

Güter<br />

Es ist kurz vor 18 Uhr. Noch<br />

immer gehen bei ALSO Bestellungen<br />

ein. Selbst die Kundschaft,<br />

die kurz vor Büroschluss<br />

Bestellungen aufgibt, kann sich<br />

darauf verlassen, dass die Waren<br />

bereits am Folgetag ausgeliefert<br />

sind, an jedem Ort innerhalb der<br />

Schweiz. ALSO-Mitarbeiter sind<br />

für die Vorsortierung auf die<br />

Zustellgebiete der drei vollautomatisierten<br />

Paketzentren der<br />

Schweizerischen Post besorgt.<br />

So gehen im Falle von ALSO<br />

<strong>nicht</strong> alle Pakete ihren norma-


Güter und Logistik 21<br />

Geschwindigkeit hat Priorität. Die drei Lager funktionieren wie eine grosse Maschine, die von modernsten Informatiklösungen<br />

gesteuert wird. Sind die grossen Stückgutaufträge auf Paletten verpackt, werden sie an die Rampe gestellt. Dann übernimmt<br />

die Posttochter Setz Gütertransport AG. Der Chauffeur scannt die Waren, worauf bei Setz die optimale Route festgelegt<br />

wird, damit die Aufträge speditiv abgewickelt werden können.<br />

tikleiter Duss. Stückgut-Transporte über 30 Kilogramm holt die<br />

Posttochter Setz Gütertransport AG sogar bis 21 Uhr ab.<br />

«Zuverlässige Transportqualität<br />

gab den Ausschlag<br />

für die Post.»<br />

ALSO-Geschäftsführer Marc Schnyder<br />

Rollende Arbeitsplätze<br />

Warehousing und Distribution ist ein hoch kompliziertes Geschäft<br />

geworden. Eines, das nur rentiert, wenn höchste Prozesssicherheit<br />

gewährleistet und der vorhandene Raum möglichst effizient<br />

genutzt wird, wenn Waren nur kurz gelagert oder gleich «just in<br />

time» angeliefert und weiterversendet werden. ALSO hat ein<br />

System mit drei Lagern: eines für Bestseller, in dem die 200 nachfragestärksten<br />

Waren gelagert sind, ein Nebenläuferlager mit rund<br />

2000 Artikeln und ein Transitlager. Ins Transitlager kommen Produkte,<br />

die beim Wareneingang bereits einen geplanten Warenausgang<br />

aufweisen. Das können Produkte <strong>sein</strong>, die wenig nachgefragt<br />

und deshalb bei Bedarf erst beim Produzenten bestellt werden<br />

müssen. Sie werden angeliefert, zusammen mit weiteren Produkten<br />

zu einem Auftrag zusammengestellt und innerhalb eines halben<br />

Tages wieder weiterversendet.<br />

ALSO bewerkstelligt das mit ausgeklügelten Informatiklösungen,<br />

die überall <strong>zugänglich</strong> sind, wo sie gebraucht werden. Im Lager stehen<br />

die Mitarbeitenden an Arbeitsplätzen auf Rollen. Der Strom<br />

kommt von Autobatterien, die jede Nacht aufgeladen werden. Die<br />

Verbindung zum zentralen Rechner läuft kabellos über eine Funkverbindung.<br />

So ist ein Höchstmass an Flexibilität und Autonomie möglich,<br />

und die Mitarbeitenden können da eingesetzt werden, wo die<br />

Arbeit gerade anfällt.<br />

Zum Beispiel im Transitlager. Mit dem kabellosen Handscanner<br />

erfasst Kurt Haas einen Kleinauftrag. Eine Evo-Workstation, ein<br />

Office XP und eine Grafikkarte werden in einer Dispobox «verdichtet»,<br />

wie der Fachmann effizientes Verpacken nennt. Die gelben Dis-<br />

Im vollautomatisierten Paketzentrum Härkingen ist jedes Paket erfasst und<br />

fährt auf einer Kippschale bis zum Bestimmungsort, wo es in die Schleuse<br />

gekippt wird. Dort kommen die Pakete in die Rollboxen für die Postboten.


22 Güter und Logistik<br />

Der Wettbewerb hat den klassischen Postmarkt der<br />

Schweiz in Bewegung gebracht. Die Anforderungen<br />

sind hoch: Die Güter müssen zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort <strong>sein</strong> – flächendeckend.<br />

In keinem anderen Land der Welt werden so viele<br />

Pakete versandt wie hierzulande.<br />

Härkingen: Der Hof, auf dem die gelben Wechselbehälter stehen, wird vom zentralen<br />

Steuerraum aus dirigiert. Wird am Bildschirm ein Wechselbehältersymbol<br />

verschoben, erscheint auf den Screens in den Lastwagen im Hof ein präziser Auftrag,<br />

welcher Wechselbehälter von wo nach wo zu transportieren ist.


Güter und Logistik 23<br />

Paketzentrum Härkingen: Der Postlastwagen liefert die ALSO-Pakete an. Die automatische Sortieranlage bestimmt,<br />

wohin sie weitertransportiert werden: ob mit Lastwagen in die Poststellen im Einzugsgebiet Härkingen oder per<br />

Bahn in die anderen Paketzentren.<br />

poboxen stellt die Post ihren<br />

Kunden in verschiedenen Grössen<br />

zur Verfügung. Gegenüber<br />

Karton haben sie den Vorteil,<br />

dass man sie <strong>nicht</strong> erst aufstellen<br />

muss und dass sie<br />

Transportgüter besser schützen.<br />

Ausserdem sind sie ökologischer<br />

und ziehen keine Entsorgungsaufgaben<br />

nach sich.<br />

Die Post disponiert, bringt,<br />

retourniert und reinigt die gelben<br />

Behälter, womit für ALSO<br />

die Verpackungsfrage kleiner<br />

Güter gelöst ist.<br />

Es geht auf Mittag zu. Ein grosser<br />

gelber Postlastwagen fährt<br />

vor, um Pakete für das Zentrum<br />

Härkingen abzuholen. Kurz<br />

darauf kommt der Kollege von<br />

der Setz Gütertransport AG.<br />

Für ihn stehen auf der Rampe<br />

Paletten bereit mit Gütern über<br />

30 kg. Grossformatige Spezialscanner.<br />

Bildschirme. Compaq-<br />

Computer. Der ALSO-Mitarbeiter<br />

scannt die Palettenlabel,<br />

um den Verlad zu bestätigen<br />

und den Auftragsstatus auf<br />

«verladen» zu setzen. Der Setz-<br />

Chauffeur verlädt die Waren<br />

und bekommt dafür eine<br />

detaillierte Ladeliste. Per Electronic<br />

Data Interchange (EDI)<br />

werden die Daten direkt zu<br />

Setz übertragen, damit die<br />

Fahrzeuge bereits disponiert<br />

werden können.<br />

Am Puls des Kunden<br />

Warum arbeitet ALSO heute mit<br />

der Post zusammen? Geschäftsführer<br />

Schnyder sagt: «Ich erlebe<br />

die Post heute als sehr<br />

flexibles und innovatives Unternehmen.<br />

Ich bin viel im Ausland<br />

und kenne nirgends eine Post,<br />

die qualitativ so hoch stehend<br />

wäre, die so viel Zuverlässigkeit<br />

und Pünktlichkeit garantiert.<br />

Der Marketingauftritt ist hervorragend.<br />

Und die Mitarbeiter<br />

sind motiviert. Für unsere Kunden<br />

ist der Auftrag erst abgeschlossen,<br />

wenn sie die Ware<br />

erhalten. Der Postbote und der<br />

Setz-Chauffeur ist ein ALSO-<br />

Imageträger und Teil unserer<br />

Wertschöpfungskette.»<br />

Die Zusammenarbeit klappt<br />

hervorragend, aber natürlich<br />

gibt es immer Verbesserungspotenziale.<br />

Edwin Duss meint:<br />

«Wir arbeiten auf eine Nullfehlerquote<br />

hin. Wir verbessern<br />

uns ständig.»<br />

Post und ALSO treiben sich<br />

gegenseitig an. Der Vertrag legt<br />

fest, dass ALSO bei mindestens<br />

90 Prozent der Pakete garantiert,<br />

dass Adressetiketten und<br />

Verpackung definierten Qualitätskriterien<br />

entsprechen.<br />

Umgekehrt überwacht ALSO,<br />

dass die Post den Transport in<br />

der geforderten Qualität sicherstellt,<br />

zur richtigen Zeit am richtigen<br />

Ort. Die Transportqualität gab für ALSO den Ausschlag für die<br />

Zusammenarbeit mit der Post. Geschäftsführer Schnyder rechnet vor:<br />

«Es nützt uns <strong>nicht</strong>s, wenn ein Konkurrent einen Franken tiefer anbietet<br />

und wir täglich fünfzig Fehler haben. Denn am Ende kostet uns das<br />

einiges mehr. Zusammen mit den Verantwortlichen der Post haben wir<br />

uns auf ein Managementkonzept verständigt, das durch beide Parteien<br />

zwingend einzuhalten ist.» Eine Mitarbeiterin der Post ist ständig<br />

für ALSO zuständig, so dass immer eine kompetente Ansprechpartnerin<br />

einem Problem auf den Grund gehen und eine Lösung präsentieren<br />

kann. Die Post und ALSO haben auch eine Eskalationsabfolge definiert.<br />

Lässt sich ein Problem auf einer Stufe <strong>nicht</strong> lösen, dann delegiert<br />

man die Frage nach oben, bis auf Stufe Geschäftsleitung. Damit dieser<br />

Fall aber gar <strong>nicht</strong> erst eintritt, hält bei der Post Key Account Manager<br />

Christian Weber engen Kontakt zu ALSO.<br />

Umfassende Logistikberatung<br />

Um den bestmöglichen Service zu bieten, weiss Weber, was die<br />

Kunden von ALSO brauchen, und hilft Lösungen entwickeln, die<br />

präzise auf ALSO zugeschnitten sind. Christian Weber formuliert es<br />

so: «Die Bedürfnisse, Erwartungen und Ziele einer Unternehmung<br />

wie ALSO sind einem ständigen Wandel unterworfen. Daher<br />

genügt eine einmalige Analyse <strong>nicht</strong>. Die Post muss die Entwicklung<br />

im Umfeld ihrer Kunden antizipieren und rechtzeitig neue<br />

Lösungen anbieten können. Sonst hat sie das Nachsehen.» Weber<br />

versteht sich als Bindeglied. Er weiss um die Marktsituation <strong>sein</strong>es<br />

Kunden und leitet daraus Bedürfnisse ab, die er vertritt, als wären<br />

es <strong>sein</strong>e eigenen. Er zieht Logistikfachleute aus dem ganzen Konzern<br />

bei und erarbeitet mit ihnen eine Strategie, die den Zielen der<br />

ALSO auch langfristig entspricht. Als vorrangiger Ansprechpartner<br />

baut er damit auch ein Vertrauensverhältnis auf.<br />

Im Transitlager rattert der Drucker. Lieferscheine und Garantiescheine<br />

werden dort gedruckt, wo die Waren verpackt werden. Gehört<br />

noch etwas aus einem anderen Lager zur Bestellung, wird ein Hilfs-<br />

Sanft rutschen die Pakete die<br />

Schleusen runter. Ein Postmitarbeiter<br />

verlädt die Pakete von<br />

Hand, damit sie schonend und<br />

Platz sparend in die Rollboxen<br />

verpackt werden. Für jeden der<br />

970 Postboten oder Postbezirke,<br />

die an Härkingen angeschlossen<br />

sind, steht eine Rollbox bereit.


24 Güter und Logistik


Güter und Logistik 25<br />

«Unsere Stärke ist,<br />

dass wir alles aus einer Hand<br />

anbieten können.»<br />

Michel Kunz, Leiter Güter und Logistik<br />

rüstschein ausgedruckt. Wenn<br />

alles eingescannt ist, lässt sich<br />

die Etikette drucken. Was rausgeht,<br />

wird präzise gewogen,<br />

denn anhand des Gewichts<br />

lässt sich im Falle eines Verlustes<br />

genau verfolgen, wo<br />

etwas aus einem Paket abhanden<br />

gekommen ist. Und mit<br />

Track & Trace lässt sich über<br />

Internet jederzeit der Status<br />

eines Paketes abrufen.<br />

Für grosse Kunden wie Manor<br />

oder Migros druckt ALSO<br />

im Warenausgang gleich die<br />

Preisetiketten. Noch weiter<br />

geht der Service für Swisscom:<br />

ALSO versendet Handys und<br />

SIM-Cards an Endkunden,<br />

übernimmt die Gerätekonfiguration,<br />

druckt Garantiescheine,<br />

stellt Spezialangebote zusammen,<br />

stellt Rechnung und übernimmt<br />

das Inkasso bis zur zweiten<br />

Mahnung.<br />

18 Uhr, Paketzentrum Härkingen,<br />

ein Lastwagen mit Computern,<br />

Druckern und Scannern<br />

von ALSO trifft ein. In Handarbeit<br />

werden die Pakete ausgeladen<br />

und auf ein Förderband<br />

gestellt. Sie fahren durch das<br />

Automatische Codiersystem<br />

(ACS), das ein digitales Abbild<br />

der Paketoberfläche erstellt.<br />

Nach dem ACS-Durchgang<br />

weiss das Sortiersystem von<br />

jedem Paket, wohin es muss.<br />

Vollautomatisch fahren die<br />

Pakete auf einer der 2500<br />

Kippschalen an ihr Ziel. Dort<br />

kippt die Schale das Paket auf<br />

die Zielrutsche, wo es sanft<br />

abgebremst wird.<br />

Das Paket wird aufgefangen<br />

und mit Sorgfalt in Rollboxen<br />

gelegt. Was <strong>nicht</strong> für die Paketbasen<br />

im Einzugsgebiet von<br />

Härkingen bestimmt ist, wird<br />

in Wechselbehältern für Daillens<br />

oder Frauenfeld gestapelt.<br />

In der Leitstelle zeigen Monitore<br />

die aktuelle Position jedes<br />

Wechselbehälters. Fährt Hoflogistikleiterin<br />

Luzia Emmenegger<br />

mit der Maus über<br />

ein Wechselbehältersymbol, erscheinen<br />

Angaben, wohin der<br />

Wechselbehälter muss.<br />

Über das Transport-Einsatzsteuerungssystem<br />

(TESS) sind<br />

die Computer der Zentren<br />

miteinander verbunden, und<br />

TESS koordiniert den Eisenbahntransport<br />

zwischen den<br />

Paketzentren. Mit der Maus<br />

verschiebt Emmenegger die<br />

Symbole, was einen präzisen<br />

Auftrag auslöst, der an die<br />

beiden gewaltigen Portalkräne<br />

gefunkt wird, die sich über die<br />

sechs Gleise spannen. Die SBB<br />

sind der bevorzugte Partner für<br />

den Transport zwischen den<br />

Paketzentren.<br />

Während die Nacht über Härkingen<br />

hereinbricht, fahren über<br />

die Fliessbänder im Paketzentrum<br />

schon wieder Computer<br />

und Scanner für ALSO. Morgen<br />

früh werden sie als Backorder<br />

verbucht, das heisst elektronisch<br />

erfasst, ins Bestseller- oder Nebenlager<br />

gebracht oder im Transitlager<br />

gleich zum Weiterversand<br />

bereit gemacht.<br />

Statistik und Kostentransparenz<br />

Michel Kunz, Leiter Güter und Logistik, über technologische<br />

Innovationen im Bereich Transportaufgaben:<br />

Warum bietet die Post Gesamtlösungen an?<br />

Michel Kunz: Kurier, Express- und Paketpost sowie<br />

Gütertransporte stehen im Verdrängungswettbewerb<br />

mit Konkurrenten. Unsere Stärke ist, dass wir für<br />

unsere Kunden alles aus einer Hand anbieten können.<br />

Und dies ist oftmals mehr als die Summe unserer<br />

Einzelleistungen.<br />

Sie sind Ingenieur und waren Leiter der Postinformatik.<br />

Was für informationstechnologische Innovationen sind in<br />

der Pipeline?<br />

M.K.: Wir sehen uns heute <strong>nicht</strong> mehr nur als Transportunternehmen<br />

für Güter und Waren unterschiedlichster<br />

Grössen und Geschwindigkeiten, sondern auch<br />

als Informationslogistiker. Damit stellen wir unseren<br />

Kunden zusätzlich zur Logistik Daten zur Verfügung<br />

und generieren neue Dienstleistungen mit Mehrwert.<br />

Zum Beispiel?<br />

M.K.: Privatkunden sollen beispielsweise bequem per<br />

Internet Ferienabwesenheiten, Nachsendungen und<br />

Umleitungen in die Wege leiten können. Gut funktioniert<br />

heute «Track & Trace», mit dem alle Kunden den<br />

Sendungsverlauf ihrer Pakete verfolgen können.<br />

Was entwickeln Sie für Ihre Grosskunden?<br />

M.K.: Der Geschäftskunde braucht statistische Auswertungen<br />

über alle aufgegebenen Sendungen,<br />

damit er permanent optimieren kann. Eine Firma wie<br />

ALSO kann über unsere Homepage jederzeit sämtliche<br />

ALSO betreffenden Daten abrufen.<br />

Können Ihre Kunden damit die Kosten jedem einzelnen<br />

Paket zuordnen?<br />

M.K.: Kostentransparenz für jedes Paket ist eine der<br />

Zielsetzungen. Wir rechnen damit, im nächsten Jahr<br />

detaillierte statistische Daten liefern zu können.<br />

Was planen Sie längerfristig?<br />

M.K.: Schon nächstes Jahr können wir Dispoboxen<br />

mit Chips ausrüsten, um eine intelligentere Sendungsverfolgung<br />

zu testen. Der breite Einsatz der Chips<br />

wird aber noch auf sich warten lassen, weil die Verpackungsindustrie<br />

mitmachen muss. Und Chips<br />

müssen für den Einsatz im Paketversand noch sehr<br />

viel günstiger werden.


26 Finanzdienstleistungen<br />

Text<br />

Bänz Lüthi<br />

Fotos<br />

Martina Meyer<br />

Geld ist gelb<br />

Das Bankgeschäft ist ein einfaches Geschäft: Es geht darum, von<br />

Kundinnen und Kunden möglichst viel Geld entgegenzunehmen,<br />

ihnen dafür möglichst wenig Zins zu zahlen, einen möglichst<br />

grossen Teil des Geldes an die Kunden oder an Dritte auszuleihen<br />

und dafür möglichst viel Zins zu bekommen. Mit der Differenz<br />

zwischen den erhaltenen und den bezahlten Zinsen wird der Betrieb<br />

finanziert, was übrig bleibt, nennt man Gewinn.<br />

Gemessen an diesem Modell erfüllt Postfinance bereits heute fast<br />

alle Voraussetzungen für eine Bank. Auf ihren Konten lagern ständig<br />

um die 22 Milliarden Franken, und sie erzielt einen grossen Teil<br />

ihrer Einkünfte mit Zinserträgen. Als Gewinn resultierten im letzten<br />

Jahr 168 Millionen Franken.<br />

Den Grundstein fürs florierende<br />

Geschäft legte vor beinahe<br />

einem Jahrhundert ein Basler<br />

Nationalrat. Carl Köchlin, ein<br />

Bankier, beklagte damals die unzureichende<br />

Versorgung der<br />

Wirtschaft mit Bargeld und<br />

regte die Gründung eines Postcheck-<br />

und Giroverkehrs an.<br />

1906 nahm der Zahlungsverkehr<br />

den Betrieb auf – unter dem<br />

Dach des Staatsbetriebs Post.<br />

«Schon heute für später<br />

vorsorgen. Wachstum inklusive.»<br />

Mit dem Gelben Deposito-Konto von Postfinance.


Finanzdienstleistungen 27<br />

Postfinance ist der grösste Schweizer Umschlagplatz für Geld. Hier dreht sich alles um<br />

das Gelbe Konto. Davon gibts bereits 2,4 Millionen. Damit auf diesen Konten möglichst<br />

viel liegen bleibt, werden die Kunden mit einer breiten Palette von Dienstleistungen<br />

animiert – zum Zahlen, Sparen, Anlegen und Vorsorgen. Ab Mai 2003 kommen die Gelben<br />

Kredite hinzu.<br />

Statt lediglich als Drehscheibe für Geld aufzutreten, das Einbezahlte<br />

also gleich wieder an den Empfänger weiterzuleiten, führte<br />

der Zahlungsverkehr von Beginn an das Postcheckkonto ein. Darauf<br />

konnte liegen bleiben, was <strong>nicht</strong> gleich benötigt wurde. Damit<br />

war die Basis für eine Bank gegeben.<br />

Umsatz: 3 Billionen Franken im Jahr<br />

Im Schweizer Zahlungsverkehr ist Postfinance heute die klare<br />

Marktleaderin. Zwei Drittel der Finanztransaktionen laufen über<br />

Gelbe Konten. Löhne und Renten werden zum Beispiel so überwiesen,<br />

Krankenkassenprämien und Zeitungsabonnemente bezahlt.<br />

Knapp 800 Millionen Transaktionen mit einem Gesamtumsatz<br />

von gut 3 Billionen Franken erledigen die Postfinance-Rechner<br />

jährlich.<br />

Der Zahlungsverkehr ist die Hauptaktivität im Geschäft von Postfinance.<br />

Grundlage ist dabei immer das Gelbe Konto. Wie kann<br />

man es noch attraktiver machen, wie den Zugang erleichtern, fragten<br />

sich die Postfinance-Verantwortlichen.<br />

Die erste Antwort kam vor elf Jahren, und sie hiess Postcard. Die<br />

Plastikkarte zum Gelben Konto dient zum kostenlosen Bargeldbezug<br />

an hunderten von Postomaten in der Schweiz. Weltweit ist<br />

der Bargeldbezug an über 600 000 Geldausgabeautomaten möglich.<br />

Kombiniert mit einem Halbtaxabo ist die Postcard RailCard eine<br />

Bahnkarte, zusammen mit Visa oder Eurocard eine Kreditkarte. Mit<br />

der Postcard wird getankt und eingekauft, das Essen im Restaurant<br />

und das Hotelzimmer bezahlt.<br />

Heute sind Transaktionen über das Gelbe Konto <strong>nicht</strong> mehr auf die<br />

physische Präsenz des Kontoinhabers angewiesen. Vor kurzem hat<br />

Postfinance mobil gemacht: Übers WAP-Handy lässt sich der Saldo<br />

abfragen und das Passwort ändern,<br />

Zahlungen können ausgelöst<br />

werden und das Sperren<br />

des Kontos ist möglich – auch<br />

aus dem Ausland.<br />

Unternehmen sind treue<br />

Postfinance-Kunden<br />

Das Gelbe Konto ist aber <strong>nicht</strong><br />

nur für Private gedacht. Postfinance<br />

hat eine starke Position<br />

in der Welt der Firmen:<br />

Zwei von drei Schweizer Unternehmen<br />

wickeln ihre Geldgeschäfte<br />

über den gelben<br />

Weg ab. Auch diese Firmenkunden<br />

von Postfinance verlangten<br />

nach einem breiteren<br />

Angebot – vor allem jene, deren<br />

Geschäfte <strong>nicht</strong> an der Schweizer<br />

Grenze Halt machen. 1996<br />

wurde deshalb das Gelbe Konto<br />

International geschaffen. Darüber<br />

liessen sich zeitweise in<br />

bis zu 23 Währungen Geldgeschäfte<br />

mit dem Ausland abwickeln<br />

– von Lira, Franc und<br />

Drachmen über Pfund und US-<br />

Dollar bis zum Yen.<br />

Am 1. Januar 2002 hat sich die<br />

Zahl der fremden Währungen<br />

halbiert – des Euro wegen.<br />

Auch da hatte Postfinance vorgesorgt.<br />

Zum Erstaunen der<br />

Konkurrenten in der Schweizer<br />

Finanzbranche bot Postfinance<br />

bereits 1999 ihren Geschäftskunden<br />

ein Konto in Euro an.<br />

Heute ist es eine Selbstverständlichkeit,<br />

dass ein Teil des<br />

Geldverkehrs mit den Partnern<br />

im Ausland über die neue europäische<br />

Währung läuft. Über<br />

das Gelbe Konto natürlich.<br />

Die erste grosse Veränderung<br />

im Zahlungsverkehr kam mit<br />

dem Computer, die zweite mit


«Die Schweiz geniessen. Bargeldlos zahlen,<br />

einkaufen, tanken, telefonieren.»<br />

Mit der Postcard und dem Gelben Konto von Postfinance.<br />

dem Internet. Seit auf jedem Büropult und in jedem Wohnzimmer<br />

ein PC steht, meist mit Anschluss an die virtuelle Welt, ist der<br />

Zugang zum Gelben Konto rund um die Uhr und an 365 Tagen im<br />

Jahr möglich. Das Online Banking Angebot von Postfinance heisst<br />

yellownet. Im September 1998 wurde es eingeführt und verzeichnet<br />

seither Rekordzuwachs. Bereits werden 300 000 Gelbe Konten<br />

übers Internet geführt, Zahlungen ausgeführt, Kontostände und<br />

Bewegungen abgefragt, Beträge auf andere Konten verschoben,<br />

neue Konten eingerichtet. Für Schweizer Unternehmen ist yellownet<br />

business in kürzester Zeit zu einem unverzichtbaren Werkzeug<br />

im Finanzverkehr geworden. Softwarefirmen, viele davon Partner<br />

von Postfinance, bauen die yellownet-Dienstleistungen direkt in<br />

ihre Buchhaltungsprogramme ein.<br />

braucht. Einsicht in die Kontoinformationen<br />

hat er <strong>nicht</strong> –<br />

diese laufen nur über den Postfinance-Rechner.<br />

Das jüngste Kind im virtuellen<br />

Zahlungsverkehr zwischen Anbietern<br />

und Konsumenten<br />

heisst yellowbill. «Weg vom<br />

Papier», heisst da die Devise.<br />

Denn Rechnungen drucken,<br />

verpacken und verschicken und<br />

sich anschliessend mit dem<br />

Inkasso beschäftigen, ist müh-<br />

Sicher bezahlen im Internet<br />

Auch der Handel im Internet gab dem Gelben Konto neuen<br />

Schwung. Denn die Merchants, die Anbieter mit ihren Shops in der<br />

Welt des World Wide Web, haben ein Problem: das Einkassieren.<br />

Wie kommt das Geld für die virtuell bestellte Ware am einfachsten<br />

und sichersten aufs eigene Konto? Da kann Postfinance helfen. Gemeinsam<br />

mit der Integrated Platform E-Commerce (IPEC) der Post<br />

wurden Module entwickelt, welche den Geldtransfer im Internet<br />

erleichtern. Der Shop-Kunde kann die Zahlungsart wählen, zum<br />

Beispiel mit der Postcard oder der Kreditkarte. Und er kann dabei<br />

sicher <strong>sein</strong>, dass <strong>sein</strong>e Informationen <strong>nicht</strong> in falsche Hände geraten.<br />

Denn mit E-Payment, so heisst die Postfinance-Lösung, erfährt<br />

der Merchant nur das, was er für die Abwicklung des Geschäfts<br />

zahlen


Finanzdienstleistungen 29<br />

sam und teuer. Mit yellowbill wird der Aufwand minimiert. Die<br />

Rechnung kommt direkt auf elektronischem Weg zum Kunden. Der<br />

bezahlt sie mit wenigen Mausklicks im yellownet von <strong>sein</strong>em Gelben<br />

Konto. Aufs Gelbe Konto des Rechnungsstellers natürlich.<br />

Die elektronischen Dienstleistungen hat Postfinance letztes<br />

Jahr unter einem virtuellen Dach zusammengefasst. Die Website<br />

www.postfinance.ch ist ein veritables Finanzportal, mit News aus<br />

der Wirtschaftswelt, Informationen zu den Postfinance-Produkten,<br />

Zugang zu yellownet und Verbindungen zu den weiteren Angeboten<br />

des Konzerns Post.<br />

Beim Bestreben, das Internet als neuen Vertriebskanal zu nutzen,<br />

kam Postfinance ihre Produktphilosophie zugute: Die Dienstleistungen<br />

sollen standardisiert, einfach und leicht verständlich <strong>sein</strong>,<br />

die Konditionen transparent.<br />

Die gelbe Welt rund ums Gelbe<br />

Konto will eine Finanzwelt<br />

ohne Stolpersteine <strong>sein</strong>.<br />

Neue Geschäftsfelder:<br />

Anlagen<br />

Postcard, yellownet, yellowbill,<br />

E-Payment: ein imposantes Sortiment<br />

an Dienstleistungen. Sie<br />

dienen jedoch alle erst einem<br />

Zweck, dem Transfer von Geld<br />

über das Gelbe Konto. Mit<br />

einem perfekt ausgebauten<br />

Zahlungsverkehr wollte sich<br />

Postfinance aber <strong>nicht</strong> zufrieden<br />

geben. Denn Geld verschieben<br />

ist das eine, mit den<br />

Finanzen arbeiten ein weiteres<br />

Feld, das es zu besetzen galt.<br />

Die Kundschaft verlangte nach<br />

einem grösseren Angebot.<br />

Das eine Stichwort hiess: Anlegen.<br />

Geld <strong>nicht</strong> einfach liegen<br />

lassen, sondern dort platzieren,<br />

wo langfristig gute Erträge<br />

winken. Bei den Fonds zum<br />

Beispiel. Doch das Postgesetz<br />

untersagte einen Alleingang.<br />

So entwickelte Postfinance gemeinsam<br />

mit dem damaligen<br />

Bankverein Anlageprodukte und<br />

präsentierte 1997 die ersten<br />

drei Gelben Fonds: Postsoleil 1<br />

ausschliesslich mit Obligationen,<br />

Postsoleil 2 und 3 zusätzlich<br />

mit Aktienanteilen. Die<br />

Kundinnen und Kunden sollten<br />

beim Anlegen die Wahl haben,<br />

«Ob neuer Backofen oder andere Einkäufe:<br />

Einfach zu Hause am PC bezahlen.»<br />

Mit yellownet, dem Online Banking Angebot von Postfinance.


30 Finanzdienstleistungen<br />

vorsorgen<br />

abhängig von der Risikobereitschaft.<br />

Börsenpapiere am Postschalter?<br />

Die Vorbehalte in den Medien<br />

und bei der Konkurrenz waren<br />

gross. Wo nimmt Postfinance<br />

die Kompetenz her? Wer soll<br />

die Kundschaft beraten? Die<br />

Antwort kam vom Publikum<br />

selbst: Heute sind sieben Postfinance-Anlageinstrumente<br />

auf<br />

dem Markt – mit Erfolg. Es sind<br />

fünf Postsoleil-Fonds mit Aktienanteilen<br />

bis zu 70 Prozent,<br />

dazu zwei neue, reine Aktienfonds,<br />

das eine mit schweizerischen,<br />

das andere mit Papieren<br />

westeuropäischer Unternehmen<br />

bestückt.<br />

Auch wer <strong>sein</strong> Glück direkt<br />

an der Börse versuchen will,<br />

kommt seit letztem Jahr bei<br />

Postfinance zum Zug. In Kooperation<br />

mit der Waadtländer<br />

Kantonalbank entstand yellowtrade, der gelbe Weg zu den Aktienmärkten<br />

übers Internet.<br />

Anlageinstrumente gibt es auch für die Geschäftskunden. Mit Overnight,<br />

Callgeld und Festgeld ist für Cash-Manager der Geldmarkt<br />

erschlossen – über das Gelbe Konto natürlich.<br />

Lebensversicherungen übers Gelbe Konto<br />

Mit dem Transfer und der Anlage von Geld sind aber noch <strong>nicht</strong> alle<br />

Möglichkeiten des Finanzgeschäfts ausgeschöpft. Wer an später<br />

denkt, will auch vorsorgen. Diesen Zweig realisierte Postfinance gemeinsam<br />

mit der «Winterthur Leben». Gelbe Lebensversicherungen<br />

gehören seit 1998 zum Produktesortiment von Postfinance.<br />

Was fehlt jetzt noch neben dem Zahlen, dem Anlegen und dem<br />

Vorsorgen? Klar, das Sparheft. Auch das bietet Postfinance nun –<br />

als Variante des Gelben Kontos. Seit zwei Jahren ist das Gelbe<br />

Deposito-Konto auf dem Markt, und es scheint eine echte Lücke<br />

zu füllen. Auf über 200 000 Deposito-Konti, je mit einer eigenen<br />

Postcard ausgerüstet, liegen mehr als eine Milliarde Franken an<br />

Erspartem. Die virtuelle Variante, das Gelbe E-Deposito-Konto,<br />

kommt ohne Postschalter und Plastikkarte aus. Es wird ausschliesslich<br />

über das Online Banking Angebot yellownet geführt.<br />

«In den eigenen vier Wänden relaxen.»<br />

Mit einem Hypothekarkredit von Postfinance.


Finanzdienstleistungen 31<br />

Gelbe Kredite von Postfinance<br />

Am 15. Februar 2002 hat Postfinance die Kooperation mit der<br />

UBS im Kreditgeschäft der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese<br />

Zusammenarbeit mit der grössten Schweizer Bank als Partnerin<br />

hat ein klares Ziel: Das Aktivgeschäft als neue Sparte soll das<br />

Angebot vervollständigen und Postfinance zu einer umfassenden<br />

Finanzdienstleisterin im Retailbereich machen. Alles aus<br />

einer Hand, heisst die Devise.<br />

Ab Mai 2003 sollen die neuen gelben Kreditprodukte auf dem<br />

Markt <strong>sein</strong>. Postfinance übernimmt dabei die Definition und<br />

das Pricing, das Marketing, den Verkauf und die ganze Verarbeitung.<br />

Bei der UBS bleiben das Risiko- und Kapitalmanagement<br />

und die Refinanzierung. Die Kreditentscheide werden gemeinsam<br />

vorbereitet, den Entscheid trifft die UBS.<br />

Postfinance will mit möglichst wenigen, einfachen Produkten<br />

für einen klar definierten Kundenkreis ins Aktivgeschäft einsteigen.<br />

Wenig und einfach heisst, dass ab nächstem Jahr Privatpersonen<br />

Hypotheken angeboten werden, kleinen und mittleren<br />

Unternehmen (KMU) und öffentlich-rechtlichen Körperschaften<br />

feste Vorschüsse und Kontokorrentkredite. Es werden also –<br />

mindestens vorläufig – von Postfinance keine Privatkredite<br />

und keine Investitionskredite und Hypotheken für Firmen zu<br />

haben <strong>sein</strong>. Das Kundensegment umfasst die traditionelle<br />

Postfinance-Kundschaft.<br />

Für private Liegenschaftsbesitzer sind die gelben Hypotheken<br />

gedacht, mit variablem oder festem Zinssatz. Diese Kredite sind<br />

beschränkt auf selbstbewohntes Wohneigentum und Ferienobjekte.<br />

Zur Finanzierung der laufenden Rechnung, dem Umlaufvermögen<br />

von kleinen und mittleren Schweizer Unternehmen<br />

gibts den gelben Kontokorrentkredit. Zudem ist ein fester Vorschuss<br />

mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr möglich. Dieser<br />

Vorschuss ist ein Festkredit mit einem fixen Betrag, einer fixen<br />

Laufzeit und einem fixen Zinssatz.<br />

Öffentlich-rechtliche Körperschaften, zum Beispiel Gemeinden<br />

und Kantone, können ebenfalls Kontokorrentkredite und<br />

feste Vorschüsse von Postfinance beziehen. Mit solchen Vorschüssen,<br />

die auch mehrjährig <strong>sein</strong> können, werden häufig<br />

grössere Bauvorhaben finanziert, wie zum Beispiel Schulhäuser.<br />

Postfinance weiter auf dem Weg zur Bank<br />

Zahlen, Anlegen, Vorsorgen, Sparen: Mit diesen vier Säulen hat sich<br />

Postfinance nun schon fast als vollständige Finanzdienstleisterin<br />

etabliert. Noch fehlte aber eine Sparte, die jedermann von einer<br />

Bank erwartet: Kredite. Denn die Kundinnen und Kunden wollen<br />

über ein Finanzinstitut <strong>nicht</strong> nur Geld transferieren und beiseite legen,<br />

sie wollen von ihm auch Geld ausleihen. Nur wer das kann, ist<br />

ein vollwertiger Partner in Sachen Geld.<br />

Die Herausforderung war, dass ohne umfassendes Angebot, also<br />

ohne Kredite, ein Teil der Kundengelder vom Gelben Konto abzuwandern<br />

drohte. Denn Private und Unternehmen, die von einer<br />

Bank eine Hypothek oder einen Kontokorrentkredit erhalten,<br />

wickeln auch ihren Zahlungsverkehr und ihre Anlagegelder über <strong>dieses</strong><br />

Institut ab. Postfinance musste also diese Lücke schliessen.<br />

Mit einem finanziellen Gesamtangebot die Kunden zu binden war<br />

der eine Grund für das Projekt Postbank. Es ging auch darum,<br />

den Ertrag für den Mutterkonzern zu sichern. Die Post braucht die<br />

Gewinne von Postfinance – <strong>nicht</strong> zuletzt, um den Service public<br />

gewährleisten zu können.<br />

Doch um Geld in Form von Krediten ausleihen zu können, braucht<br />

es eine Bankenlizenz von der Eidgenössischen Bankenkommission.<br />

Und es braucht, im Fall von Postfinance, auch einen politischen<br />

Prozess. Denn laut Postgesetz ist der Post und ihren Betrieben das<br />

Kreditgeschäft untersagt. So arbeitete der Bundesrat eine Vorlage<br />

aus, um die juristischen Grundlagen für den neuen Postfinance-<br />

Geschäftsbereich zu schaffen.<br />

Der Vorschlag ging vor einem Jahr in die Vernehmlassung. Parteien,<br />

Kantone, Verbände und die künftige Konkurrenz reagierten ungehalten.<br />

Die Schweiz sei «overbanked», hiess es etwa. Und eine<br />

staatlich kontrollierte Bank brauche es in der Schweiz <strong>nicht</strong>. Kein<br />

Musikgehör also für eine Postfinance mit Bankenstatus.<br />

Unbestritten war hingegen, sogar<br />

bei den direkten Konkurrenten,<br />

dass Postfinance die<br />

Möglichkeit haben müsse, ihr<br />

Geschäftsfeld zu erweitern und<br />

mehr Geld zu verdienen. Wenn<br />

<strong>nicht</strong> allein, dann halt in einer<br />

Kooperation.<br />

So dachte an der Berner Engehaldenstrasse,<br />

dem Hauptsitz<br />

von Postfinance, auch nach<br />

dieser eindeutigen Abfuhr für<br />

das Projekt Postbank auf<br />

dem politischen Parkett niemand<br />

ans Aufgeben. Ein Projektteam<br />

machte sich intensiv<br />

auf die Suche nach einer Partnerin.<br />

Nur vier Monate nach<br />

dem bundesrätlichen Entscheid,<br />

dass keine Postbank geschaffen<br />

werden sollte, präsentierte<br />

Postfinance am vergangenen<br />

15. Februar bereits die Partnerschaft:<br />

Die UBS unterstützt<br />

Postfinance fortan im Kreditgeschäft.<br />

Ab Mai 2003 werden<br />

Hypotheken, feste Vorschüsse<br />

und Kontokorrentkredite angeboten<br />

– alle in Form von gelben<br />

Produkten (siehe Kasten).<br />

Zahlen, Anlegen, Sparen, Vorsorgen,<br />

Finanzieren: Postfinance<br />

kann nun also alle Dienstleistungen<br />

einer Retailbank anbieten.<br />

Eines bleibt auch nach dem<br />

rasanten Ausbau im Zentrum:<br />

das Gelbe Konto. Denn wo<br />

landet das Geld für den Hauskauf,<br />

wenn der Hypothekarkredit<br />

gesprochen ist? Auf<br />

dem Postkonto natürlich. Und<br />

auf welchem Weg werden die<br />

Hypozinsen bezahlt? Selbstverständlich<br />

übers Gelbe Konto.


32 Personenverkehr<br />

Am Bahnhof Brugg hält das Postauto direkt beim Gleis 1. Pünktlich und bequem erreichen die Pendler den Zug nach Zürich. Die Post pflegt eine gute Zusammenarbeit<br />

mit den SBB. Bei Verspätungen warten Züge und Busse schon einmal, damit die Fahrgäste ihren Anschluss rechtzeitig erreichen.


Personenverkehr 33<br />

Markenzeichen des<br />

öffentlichen Verkehrs<br />

Mit der stattlichen Postauto-Flotte von 1945 modernen Fahrzeugen befördert der Personenverkehr<br />

der Post jährlich über 95 Millionen Fahrgäste. Heute ist die Post die grösste<br />

Anbieterin von Personentransporten im regionalen öffentlichen Verkehr auf der Strasse.<br />

Wir begleiten den Postauto-Chauffeur Hans Küng auf der Strecke Frick–Brugg.<br />

Text<br />

Christina Lamprecht<br />

Fotos<br />

Marc Latzèl


34 Personenverkehr<br />

Viele Schülerinnen und<br />

Schüler fahren mit dem<br />

Postauto zur Schule.<br />

Für Hans Küng beginnt der<br />

Tag um 5 Uhr in der Früh.<br />

Er nimmt im Postauto-Depot<br />

Frick das ihm zugeteilte<br />

Fahrzeug entgegen, überprüft<br />

Fahrtüchtigkeit und Sauberkeit<br />

und richtet <strong>sein</strong>e Kasse<br />

ein. Eine halbe Stunde später<br />

begrüsst er freundlich die<br />

ersten Fahrgäste am Bahnhof<br />

Frick. Hört man ihm<br />

zu, erstaunt es kaum, dass<br />

die Wagenführerinnen und<br />

Wagenführer von den Fahrgästen<br />

laut Postauto-Kundenumfrage<br />

2001 Bestnoten erhalten<br />

haben. Während der<br />

Fahrt nach Brugg füllt sich<br />

das Fahrzeug mit Pendlern<br />

jeder Altersklasse. «Das Postauto<br />

ist bei Pendlern als<br />

günstige Alternative zum<br />

Auto sehr beliebt», sagt Hans<br />

Küng.<br />

Pünktlichkeit wird gross<br />

geschrieben<br />

Küngs Fahrt endet beim Bahnhof<br />

Brugg, direkt beim Gleis 1.<br />

Pünktlich und bequem erreichen<br />

die Pendler den Zug<br />

nach Zürich. «Wir pflegen<br />

eine sehr gute Zusammenarbeit<br />

mit den SBB», sagt<br />

Hans Küng. «Meist sind wir<br />

genau nach Fahrplan. Bei Verspätungen<br />

warten wir aufeinander.<br />

Damit können wir<br />

Mit dem Postauto zur Schule<br />

Viele Schülerinnen und Schüler<br />

legen ihren Schulweg mit dem<br />

Velo, «Töffli» oder zu Fuss zurück.<br />

Der öffentliche Verkehr bleibt<br />

jedoch das meistgenutzte und<br />

sicherste Transportmittel. Die Post<br />

verfügt über langjährige Erfahrung<br />

mit Schülertransporten.<br />

Neben dem Schülertransport mit<br />

Linienkursen kommt vor allem in<br />

ländlichen Gegenden der ScolaCar<br />

zum Einsatz, der eigens zu diesem<br />

Zweck entwickelt wurde.<br />

Der ScolaCar steht für Sicherheit, Qualität und Kontinuität und<br />

bietet zudem ein Maximum an Flexibilität und Pünktlichkeit.<br />

Dank dem Schülertransport der Post konnten in ländlichen Gegenden<br />

zahlreiche Schulklassen vor der Schliessung bewahrt werden.<br />

Postauto-Chauffeur Hans Küng fährt<br />

seit 13 Jahren Postauto. «Langweilig<br />

war mir dabei noch nie.»<br />

ScolaCar-Fahrzeuge sind als Schulbusse gekennzeichnet. Die automatische<br />

Seitentür kann nur vom Chauffeur bedient werden,<br />

damit sie die Kinder <strong>nicht</strong> alleine öffnen und unbeaufsichtigt auf<br />

die Strasse treten können. Ein- und aussteigen durch eine Hintertür<br />

ist <strong>nicht</strong> möglich. Die Fahrzeuge verfügen über das Sicherheitsbremssystem<br />

ABS. Sie unterliegen strengen Sicherheitskontrollen<br />

und werden regelmässig auf ihre Verkehrssicherheit<br />

geprüft. Mit dem obligatorischen Fahrtenschreiber werden<br />

Daten über Geschwindigkeit, Dauer einer Fahrt und Ruhezeiten<br />

des Chauffeurs gesammelt. Zukünftige Chauffeure eines ScolaCars<br />

unterziehen sich einem ISO-9001-zertifizierten Auswahlverfahren.<br />

Sie werden gezielt und fortlaufend geschult. Im ScolaCar plus sind<br />

alle Sitze in Fahrtrichtung angeordnet und zusätzlich mit Sicherheitsgurten<br />

ausgerüstet.


36 Personenverkehr<br />

Die 2171 Postauto-Chauffeure sind<br />

gut ausgebildet und zuverlässig.<br />

garantieren, dass unsere Fahrgäste<br />

ihre Anschlüsse rechtzeitig<br />

erreichen.»<br />

Das Postauto kommt überall<br />

dort zum Einsatz, wo es keine<br />

Schienen gibt. Mit einem<br />

Streckennetz von 10 316 km<br />

ist das Postauto-Verkehrsnetz<br />

über dreimal grösser als<br />

dasjenige der SBB. Im regionalen<br />

öffentlichen Personenverkehr<br />

auf der Strasse ist die<br />

Post mit einem Marktanteil von über 50 Prozent die grösste<br />

Anbieterin von Personentransporten. Die stattliche Flotte von<br />

1945 modernen Fahrzeugen befördert jährlich über 95 Millionen<br />

Fahrgäste.<br />

Das Postauto als Schulbus<br />

Von Brugg nach Frick führt der Kurs durch kleine Dörfer und<br />

enge Strassen. Viele Schülerinnen und Schüler fahren mit dem<br />

Postauto zur Schule. Neben dem Schülertransport mit Linienkursen<br />

kommt vor allem in ländlichen Gegenden der eigens für<br />

Schülertransporte entwickelte ScolaCar zum Einsatz. Während<br />

der Pause tankt Hans Küng das Fahrzeug auf und wäscht es<br />

Das Postauto kommt überall dort zum Einsatz, wo es keine<br />

Schienen gibt.


Personenverkehr 37<br />

Jeder Chauffeur ist für die Sauberkeit<br />

<strong>sein</strong>es Fahrzeugs selbst verantwortlich.<br />

Als Obmann der Regiegruppe Frick<br />

ist Hans Küng Bindeglied zwischen<br />

den Wagenführern und dem Postauto-Regionalzentrum<br />

in Aarau.<br />

in der Waschstrasse der Garage. Die 2171 Postauto-<br />

Chauffeure sind gut ausgebildet und zuverlässig. Jeder<br />

Chauffeur ist für die Sauberkeit des Fahrzeugs selbst verantwortlich.<br />

«Ausser dem persönlichen Kontakt zu den<br />

Fahrgästen mag ich bei meinem Beruf vor allem, dass ich<br />

im Postauto mein eigener Chef bin», sagt Hans Küng.<br />

«Ich habe eine grosse Verantwortung und kann selbstständig<br />

Entscheidungen treffen.»<br />

Um 13.15 Uhr ist für Hans Küng Dienstschluss. Danach<br />

hat er Zeit für die Familie, <strong>sein</strong> Hobby und <strong>sein</strong>e Funktion<br />

als stellvertretender Obmann der Chauffeuren-Vereinigung<br />

Regiegruppe Frick.<br />

Personenverkehr – eine<br />

Kerndienstleistung der<br />

Post<br />

Heute ist der Personenverkehr<br />

der Post ein modernes Transportunternehmen.<br />

Im Wettbewerb<br />

des öffentlichen Verkehrs<br />

setzt sich die Post mit<br />

diesem Geschäftsfeld erfolgreich<br />

gegen andere Transportunternehmen<br />

durch. Vermehrt<br />

angestrebt wird ausserdem die<br />

Erschliessung neuer Marktsegmente<br />

als Systemanbieter,<br />

im Management von Verkehrsnetzen<br />

und im touristischen<br />

Bereich. Als eigenwirtschaftliche<br />

Generalunternehmung ist<br />

der Personenverkehr trotz<br />

Teuerung und Erhöhung der<br />

Treibstoffpreise auch <strong>dieses</strong><br />

Jahr kommerziell erfolgreich<br />

und rentabel.<br />

Mit einem Streckennetz von 10 316 km ist das Postauto-<br />

Verkehrsnetz über dreimal grösser als dasjenige der SBB.<br />

Pro Jahr werden über 95 Millionen Fahrgäste befördert.


38 Mail<br />

Mit der Eleganz des Routiniers<br />

schliesst Antonio Montiel den<br />

Kasten auf, packt die Post, zieht<br />

einen Scanner aus der Brusttasche<br />

und blitzt auf den Strichcode<br />

im Innern. Seit einem Jahr<br />

werden sämtliche Leerungen auf<br />

diese Weise elektronisch dokumentiert.


Mail 39<br />

So schnell möchte<br />

man denken können<br />

Von Zürich saust ein Brief nach Genf. Wir haben ihn beschattet.<br />

Der kleine gelbe Kasten mit dem Schlitz ist das Tor zu einer verborgenen<br />

Welt, in der Mensch und Maschine Erstaunliches leisten.<br />

Text<br />

Adrian Müller<br />

Fotos<br />

Eliane Rutihauser<br />

«Liebe Chloé<br />

Seit wir uns unter dem Birnbaum begegnet sind, gehst du mir <strong>nicht</strong> mehr<br />

aus dem Sinn. Mein Herz rast. Seufzer folgt auf Seufzer. Ohne dich ist alles<br />

<strong>nicht</strong>s. Du bist mein Mond, meine Sonne. Ich möchte immer bei dir <strong>sein</strong>.<br />

Empfindest du auch so?<br />

Fritz»<br />

So oder anders könnte, sollte man schreiben. Schliesslich hat<br />

bereits Branchenkenner Ovid darauf hingewiesen, dass «die Liebe<br />

die Trägen hasst». Ins Kuvert stecken, Zunge raus, zukleben, Zunge<br />

nochmals raus, Marke drauf, den<br />

Brief ans Herz gedrückt zum nächsten<br />

Briefkasten eilen, einwerfen. Dann<br />

beginnt das grosse Bangen. Die Frage ist<br />

<strong>nicht</strong> nur: «Liebt sie mich oder liebt sie<br />

mich <strong>nicht</strong>?», sondern auch: «Kommt er<br />

an oder <strong>nicht</strong>?» Zumindest Sorge zwei<br />

kann man sich sparen, denn die Schweizer Post ist Weltklasse:<br />

zuverlässig und fast so schnell wie der geölte Blitz. Modernste<br />

Hochleistungsmaschinen und 20 000 Briefpost-Mitarbeiter aus<br />

70 Nationen sorgen dafür, dass das Billetdoux oder die gepfefferte<br />

Natelrechnung rechtzeitig ankommen.<br />

Eskortieren wir also den Brief auf dem Weg zu unserer – frei<br />

erträumten – Liebsten. Vom gelben Kasten Nr. 174 beim Zürcher<br />

Schlachthof bis zur boîte aux lettres an der Genfer Rue Vermont.<br />

Erlebnisreich ist die Reise, geradezu abenteuerlich: Sprünge über<br />

Klippen, Stürze in Schächte, Kollisionen, rasante Sprints und Verschnaufpausen;<br />

fluoreszierende Tätowierungen, gründliche Durchleuchtungen,<br />

Gerangel von Dicken und Dünnen und ein Happy<br />

End am Ziel.<br />

Antonio Montiel<br />

Briefkastenleerer<br />

Auftakt beim Schlachthof<br />

Dire Straits hört Briefkastenleerer Antonio Montiel am liebsten. Als<br />

der Fiat mit dem Steuerrad auf der englischen Seite beim Schlachthof<br />

hält, flöten allerdings grad Destiny’s Child aus dem Autoradio<br />

(«tears in my pillow»!). Kasten Nr. 174 haben wir heute Nachmittag<br />

unsere süsse Botschaft anvertraut. Mit der Eleganz des Routiniers<br />

öffnet Montiel das Türchen,<br />

packt die Post, zieht<br />

einen Scanner aus der Brusttasche<br />

und blitzt auf den Strichcode<br />

im Innern. Wir staunen<br />

und erfahren, dass seit einem<br />

Jahr sämtliche Leerungen auf<br />

diese Weise elektronisch dokumentiert<br />

werden. <strong>Sollte</strong> also<br />

mal ein Kunde steif und fest<br />

behaupten, dass der Pöstler<br />

einen weiten Bogen um den<br />

Kasten gemacht habe, verfügt<br />

man über einen hiebund<br />

stichfesten Beweis. «Ritsch<br />

ratsch», macht der silberne<br />

Rollladen, der Fiat schluckt die<br />

Ware. Auf der grössten, 140<br />

Stationen zählenden Tour können<br />

das bis zu 6000 Briefe<br />

<strong>sein</strong>. 140-mal aus- und einsteigen<br />

spürt man abends im<br />

Gebein, und der Briefkastenleerer-Alltag<br />

umfasst drei<br />

Touren. Montiel schätzt die<br />

melodiöse Gesellschaft des<br />

Autoradios. Oft stockt der Verkehr,<br />

immer drängt die Zeit:<br />

«Man braucht viel Geduld und<br />

wenns staut, kann auch ich<br />

keine Wunder vollbringen.»<br />

Wer meint, Briefkästen enthielten<br />

bloss Briefe, täuscht sich<br />

gewaltig. Montiel erinnert sich<br />

an <strong>sein</strong>e bisherigen Funde:<br />

Natels, Schlüssel, ausgeweidete<br />

Portemonnaies, gebrauchte<br />

Spritzen (in den Zürcher Dro-


40 Mail<br />

genjahren), 6000 Franken in bar und einmal gar einen Hamburger.<br />

Nach sonnigen Wochenenden sind die Fototaschen besonders<br />

zahlreich – verewigte Glücksmomente.<br />

Wie die Biene von Blume zu Blume fliegt, rollen wir von Kasten zu<br />

Kasten. Da es sich um eine <strong>nicht</strong> ganz so hektische «Vorleertour»<br />

handelt, bleibt Gelegenheit, über die angenehmen Seiten des<br />

Lebens zu plaudern: Töchterchen Lucia (2), die gar <strong>nicht</strong> mehr so<br />

fernen Ferien in der Heimatstadt Malaga, das passionierte Sammeln<br />

liegen gelassener Telefonkarten und natürlich das Kochen.<br />

Der Chauffeur erläutert <strong>sein</strong> Lieblingsrezept, «gambas al ping<br />

ping», sehr anschaulich. Die Mägen knurren.<br />

Das Ende von Tour 475 ist beim Coiffeur-Salon. Durch «Südamerika»<br />

– Montiels Spitzname für die Langstrasse – kehren wir zur<br />

«Basis», zur Sihlpost zurück. Ein Lift entführt die abgeladenen<br />

Postsäcke: Das ist der Anfang eines sportlichen, kurvenreichen<br />

Parcours. Täglich, rund um die Uhr, werden hier, im grössten<br />

Schweizer Briefzentrum, 3 bis 4 Millionen Briefe verarbeitet. Aufgestapelt<br />

wäre das ein Turm von 10 000 Metern Höhe, 3-mal<br />

höher als das Matterhorn. Mit ausgeklügelter Technik und dank<br />

der Anstrengung von 2000 Menschen aus 44 Ländern.<br />

Monica Tortorici<br />

an der Vorsortiermaschine<br />

José Correia<br />

an der Briefaufbereitungs- und Stempelmaschine<br />

Mit ihrer Arbeit bei der Shilpost<br />

Zürich finanziert Monica Tortorici<br />

ihre Ausbildung an einer Kosmetikfachschule.<br />

Der Lohn stimmt<br />

bei der Post, erzählt sie, und jeder<br />

hilft jedem, wenns nötig ist –<br />

Teamarbeit.<br />

Flink umkreist José Correia die «CFC 1», die Briefaufbereitungs-<br />

und Stempelmaschine. Auf der Sihlpost Zürich gefällt<br />

ihm das gute Arbeitsklima.<br />

Im Gänsemarsch<br />

José Correia wacht über die «Briefaufbereitungs- und Stempelmaschine».<br />

«CFC 1» ist ein an die Kreuzung von häuslicher<br />

Waschtrommel und elektrischer Kinderautorennbahn erinnerndes<br />

Hightech-Ungetüm. Wieselflink umkreist Correia die auf Hochtouren<br />

arbeitende Maschine. Ab und zu meldet die zentrale Kontrolllampe<br />

«Verstopfung»: Unbotmässige<br />

Briefe haben den<br />

japanischen Koloss zum Stillstand<br />

gebracht. Dann gilt es,<br />

Bänder zu entwirren und neu<br />

über die Rollen zu legen,<br />

Zerknittertes und Eselsohriges<br />

herauszufischen. Wenn die<br />

«CFC 1» wieder loslegt, ertönt<br />

eine forsche Melodie.<br />

Die «CFC 1» ist ein Tausendsassa:<br />

Der auf einem Förderband<br />

zugeführte «Stoff» –<br />

von der Trauerkarte bis zum<br />

«Glücks-Coupon» – purzelt in<br />

die rotierende, mit Lamellen<br />

besetzte Trommel. Zu Dickes,<br />

zu Grosses wird hier mit Destination<br />

Handstempelung ausgeschieden.<br />

Was übrig bleibt,<br />

saust durch einen Engpass.<br />

«Vereinzelung» heisst das Ziel,<br />

denn die Briefe müssen ihre<br />

Reise hintereinander, im Gän-


Mail 41<br />

«Den Mitarbeitenden zu Erfolgen verhelfen»<br />

Ist ein Brief, handschriftlich zu Papier gebracht und schwungvoll<br />

firmiert, <strong>nicht</strong> etwas schrecklich Altmodisches? Etwas fast schon<br />

Fossiles in Zeiten elektronischer Echtzeit-Bombardements? Mag <strong>sein</strong>.<br />

Aber fest steht: Jahr für Jahr nimmt die Flut an Postsendungen in<br />

der Schweiz zu.<br />

Josef Bösch, Leiter des Geschäftsfeldes Mail, rechnet mit einer<br />

gewissen Langlebigkeit der Gattung, verarbeitet die Post doch inzwischen<br />

mehr als 20 Millionen Sendungen pro Tag. Und auch<br />

Liebesschwüre mögen ja heutzutage meist gestaltlos und gellende<br />

Empfangssignale erzeugend durch den Äther sausen, aber gewisse<br />

Momente lassen einen Brief nach wie vor als angemessener<br />

erscheinen. Als Beispiel nennt Josef Bösch eine Gratulation oder<br />

eine Kondolation.<br />

Böschs Ehrgeiz ist es, die Briefpost aus ihrem geschützten Bereich<br />

in den ums Jahr 2009 vermutlich vollständig liberalisierten Markt zu<br />

führen. Seinen Mitarbeitenden – 8000 in den Briefzentren, 12 000<br />

in der Zustellung – möchte er zu Erfolgen verhelfen. «Wir richten<br />

unser Denken und Handeln auf diese Liberalisierung aus. Herausforderungen,<br />

die man schafft, geben eine gewaltige Befriedigung.»<br />

Zweifellos wird der technische Fortschritt weitergehen, investiert<br />

wird laufend in neue Anlagen. Trotz der Einführung neuer Lösungen<br />

bei der physischen und elektronischen Kommunikation zählt sich<br />

Bösch aber <strong>nicht</strong> zu den «Technofreaks». Sein Credo lautet: «Keine<br />

Automation um der Automation willen. Jeder Technologieeinsatz<br />

muss betriebswirtschaftlich gerechtfertigt <strong>sein</strong>.»<br />

Alles muss immer schneller gehen. Einen erheblichen Zeitgewinn<br />

ermöglicht die bislang vor allem für Grosskunden und Massensendungen<br />

interessante HybridPost: Geschäftskunden senden ihre<br />

Daten elektronisch ans HybridPost-Printcenter. Hier werden die<br />

Daten aufbereitet, die Briefe den Kundenwünschen entsprechend<br />

auf Papier gedruckt, verpackt und ans nächste Briefzentrum zum<br />

Versand weitergeleitet. «Auf diesem Gebiet wird in Zukunft einiges<br />

laufen», ist Josef Bösch überzeugt.<br />

Weiter beschleunigen wird sich die Welt der Briefe ausserdem<br />

durch zwei Projekte, die von der Sihlpost bereits in diesem Jahr in<br />

Angriff genommen werden. Die «Extraktionscodierung» ermöglicht<br />

die elektronische Komplettierung einer Adresse am Zielort, dies<br />

während der physikalische Brief noch auf der Schiene unterwegs<br />

ist. Die automatische «Gangfolgesortierung» nimmt dem Boten dereinst<br />

die Arbeit des manuellen Einteilens <strong>sein</strong>er Tour ab.


42 Mail<br />

Paula Domingues<br />

an der mechanischen Verteilanlage<br />

allermodernste Gerät der Sihlpost: Bis zu 32 000 A5-Sendungen<br />

pro Stunde verarbeitet die «Vorsortiermaschine», auf gut Englisch<br />

«Delivery-BarCode-Sorter» genannt. Der Chloé-Brief wird hier<br />

fotografiert, die Adresse gelesen, ein fluoreszierender Code aufgespritzt<br />

und gleich wieder entziffert. Dann gehts mit einer Hand<br />

voll Briefkollegen mit dem gleichen Ziel ab in die Vorsortierfächer.<br />

Oben drauf kommt der «Bundzettel», das Ganze wird mit Plastikband<br />

«abgebunden». Der Code, den unser Brief trägt, enthält<br />

<strong>nicht</strong> nur die Destination, sondern auch die Nummer des Boten,<br />

der ihn zu guter Letzt in den gewünschten Schlitz stecken wird.<br />

Weitere Verfeinerungen im Sortierverfahren sollen noch in diesem<br />

Jahr umgesetzt werden.<br />

Paula Domingues fischt das Bündel aus dem Poststrom und positioniert es<br />

unter dem Strichcode-Leser der mechanischen Verteilanlage. An drei Tagen<br />

arbeitet Paula Domingues abends bei der Post – ihr Mann schaut dann zu<br />

den Kindern.<br />

Kundendienst mit<br />

detektivischem Ehrgeiz<br />

semarsch antreten. Sie werden<br />

nun tüchtig durchleuchtet und<br />

falls nötig vom Kopf auf die<br />

Füsse gestellt. Das «Markenerkennungsprogramm»,<br />

das jede<br />

Frankatur mit den 32 gängigsten<br />

Marken vergleicht, entscheidet,<br />

ob A- oder B-Post,<br />

und knallt den Stempel aufs<br />

Papier. So schnell möchte man<br />

denken können.<br />

Unser Brief hats direkt und<br />

problemlos geschafft, denn wir<br />

haben ihm <strong>nicht</strong> etwa eine<br />

vom Programm <strong>nicht</strong> lesbare<br />

«Pro Juventute»-Marke aufgeklebt<br />

(obwohl Chloé noch sehr<br />

jung ist), sondern eine ganz<br />

gewöhnliche mit dem grossen<br />

A, zudem platziert brav oben<br />

rechts auf dem Kuvert. Auf<br />

einem Handwagen, der farblich<br />

an Haselnüsse erinnert,<br />

setzt er <strong>sein</strong>e Reise fort.<br />

13 669 bearbeitete Sendungen<br />

zählt das Display bereits. José<br />

Correia wird mit Entstopfen<br />

und Abräumen des sortierten<br />

Guts auf Trab gehalten, aber er<br />

findet doch noch Gelegenheit<br />

zu berichten, was ihm auf<br />

der Sihlpost besonders gefällt:<br />

das gute Arbeitsklima, die Tatsache,<br />

dass die Leute – Chefs<br />

und Nichtchefs – den Kollegen<br />

und Kolleginnen mit Respekt<br />

begegnen. Wir spitzen die<br />

Ohren, denn die «CFC 1» sorgt<br />

für beträchtliches Hintergrund-<br />

Geratter und -Gestampfe.<br />

Zahnplomben stören<br />

Im vierten Stock ist unser Brief<br />

angelangt. Er trifft jetzt auf das<br />

Hätten wir im gefühlstrunkenen Überschwang Namen<br />

und Adresse der Angebeteten gründlich falsch geschrieben<br />

und den Absender vergessen, so wäre unser Brief in die<br />

Hände eines ausserordentlich hilfsbereiten – sowohl in Genf<br />

wie in Zürich vertretenen – Kundendienstes der Post gefallen.<br />

Gegen 1000 Sendungen täglich finden den Weg auf<br />

die Zürcher Abteilung «Hauptnachschlag/Unanbringliche».<br />

Allzu sparsame Adressen werden hier mit Hilfe von Internet,<br />

vergriffenen Nachschlagewerken und selbstgemachten<br />

Prominentenlisten ergänzt. Mit «Michael Schumacher»,<br />

«Christoph Blocher» oder «König der Schweiz» adressierte<br />

Briefe kommen so doch noch an ihr Ziel. Steht allerdings<br />

bloss «Herr Müller», ist der Fall hoffnungslos – von denen<br />

hats zu viele.<br />

«Etwas ‹detektivischen Ehrgeiz› brauchts natürlich für diesen<br />

Job», erklären Hubert Kälin und Daniel Haberthür. Koreanische<br />

oder kyrillische Buchstaben auf dem Kuvert? Kein Problem in<br />

der multikulturellen Sihlpost: Unter den 2000 Mitarbeitenden<br />

findet sich immer jemand, der Bescheid weiss.<br />

Kann ein Brief weder zugestellt noch zurückgeschickt werden,<br />

gilt er als «unanbringlich». Nur drei Personen auf der Sihlpost<br />

sind berechtigt, solche Sendungen zu öffnen. Falls der<br />

Inhalt keine weiteren Aufschlüsse gibt, kommt nach einer<br />

mehrmonatigen Lagerung der Schredder zum Zug.


Robert Suter, Peter Hug, José Casas<br />

Betriebsmitarbeiter Logistik


Nicht nur eine «Sauschrift»<br />

kann der Hochtechnologie ein<br />

Schnippchen schlagen. Mechaniker<br />

Erwin Meyer erläutert,<br />

was alles zu Störungen und<br />

Stockungen führen kann:<br />

Trambillette und Bierdeckel,<br />

runde, dreieckige oder heftig<br />

verzierte Kuverts, eine Überdosis<br />

Leim am Falz und natürlich<br />

der ungewöhnliche Inhalt einer<br />

Sendung vom Schokoherz bis<br />

zur Zahnplombe. Auf der Sihlpost<br />

tauchten auch schon Sendungen<br />

auf mit Skorpionen,<br />

Vogelspinnen oder auf ein<br />

Brettchen gebundenen Schildkröten.<br />

An der «Vorsortiermaschine»<br />

arbeitet Monica Tortorici. So<br />

sorgfältig und geschmackvoll<br />

ist die junge Dame geschminkt,<br />

dass man ihr gerne<br />

glaubt, dass sie mit ihrem<br />

Job die Ausbildung an einer<br />

Kosmetikfachschule finanziert.<br />

Später will sie ihr eigenes Studio<br />

aufmachen. «Der Lohn<br />

stimmt hier bei der Post»,<br />

erzählt sie, «und jeder hilft<br />

jedem, wenns nötig ist – Teamarbeit.»<br />

Als überzeugte Handymuffel<br />

hören wir mit Genugtuung,<br />

dass Monica, obwohl sie<br />

der SMS-Generation angehört,<br />

durchaus <strong>nicht</strong> aufs Briefeschreiben<br />

verzichten will.<br />

Natascia Tornesello<br />

an der Feinsortiermaschine<br />

Wiederum hat alles reibungslos geklappt. Dies auch deshalb, weil<br />

wir extra schön geschrieben haben – unsere unvergessene Primarlehrerin<br />

mit den gewaltigen Nüstern würde frohlocken. So war es<br />

dem Schrifterkennungs-Programm ohne weiteres möglich, die<br />

Adresse zu lesen. Geht das <strong>nicht</strong>, erscheint das Konterfei des Briefes<br />

auf dem Bildschirm der «Videocodiererin», die mit enormem<br />

Tempo – ein Brief pro Sekunde – die Postleitzahl eintippt und so<br />

das Aufspritzen eines – reduzierten – Codes ermöglicht; der Brief<br />

braust in dieser Zeit durch eine 41 Meter lange Warteschlaufe.<br />

Kippschalen-Defilee<br />

Voilà, da kommt er, unser Brief,<br />

purzelt, verschnürt mit Gefährten,<br />

garniert mit einem<br />

weissen «Bundzettel» vom<br />

Fliessband. Paula Domingues<br />

fischt das Bündel aus dem<br />

Poststrom, positioniert es unter<br />

dem Strichcode-Leser der<br />

mechanischen Verteilanlage. Im<br />

Hintergrund defilieren Kippschalen<br />

in endloser Wiederkehr.<br />

Nach einem kurzen Sprint<br />

macht sichs unser Brief auf<br />

einer von ihnen bequem.<br />

Natürlich <strong>nicht</strong> auf irgendeiner,<br />

sondern auf jener, die willens<br />

ist, etwas später über dem<br />

Genfer Sack automatisch zu<br />

kippen.<br />

An drei Tagen, von 18 bis<br />

23 Uhr, arbeitet Paula Domingues<br />

bei der Post, ihr Mann<br />

schaut dann zu den Kindern;<br />

an zwei Tagen geht sie ihrem<br />

ursprünglichen Beruf als Den-


Mail 45<br />

Siegfried Pieren ist im Genfer<br />

Briefzentrum verantwortlich<br />

für die mechanische Briefbearbeitung.<br />

Pieren arbeitet seit<br />

40 Jahren für die Post.<br />

«Wir hattens immer gut bei<br />

der Post.»<br />

Siegfried Pieren<br />

Verantwortlicher für die mechanische<br />

Briefbearbeitung<br />

Gebündelt kommt die Post zum Arbeitsplatz der Boten. Valérie<br />

Marti ordnet die Briefe der Tour entsprechend. Dieser manuelle<br />

Finish einer an raffinierter Technik <strong>nicht</strong> armen Reise wird mit der<br />

Einführung der «Gangfolgesortierung» schon bald Vergangenheit<br />

<strong>sein</strong>. Auf dem Weg zur Rue Vermont berichtet Valérie Marti von<br />

den Vorzügen ihres Berufs: die kollegiale Atmosphäre, die harte,<br />

aber <strong>nicht</strong> zu anstrengende Tätigkeit an frischer Luft, der freie<br />

Nachmittag, der Kontakt mit dem Kunden.<br />

Ganz klar: Früher war mehr Zeit für ein Schwätzchen, das Diktat<br />

der Rentabilität hat auch diesen Beruf rastloser gemacht. Trotzdem<br />

sind die zwischenmenschlichen Intermezzi noch <strong>nicht</strong> verschwunden.<br />

«Wie gehts Benjamin?», pflegt eine Dame sich nach<br />

Valérie Martis einjährigem Spross zu erkundigen. Die passionierte<br />

Strickerin hat für Benjamin schon öfters Mützen und Pullover<br />

gestrickt. Die Mama zeigt zum Dank Fotos des Sohns im neuen<br />

Outfit.<br />

Unter mächtigen Bäumen nähern wir uns der Rue Vermont 54.<br />

Von den legendären Hunden, die gerne Postboten beissen, keine<br />

Spur. Der Brief ist am Ziel <strong>sein</strong>er Reise angelangt. Makellos, ohne<br />

Eselsohr hat er alle mechanischen Behandlungen überstanden.<br />

Valérie Martis Finger geben ihn frei: Ein metallischer Klang, da<br />

liegt er. Antworte, Chloé! Bitte mit A-Post.<br />

So, jetzt wissen wir, was es alles braucht, um einen Brief von<br />

da nach dort zu befördern. Weit mehr, als der <strong>nicht</strong>s ahnende<br />

Schreiber denkt, wenn er <strong>sein</strong>en Brief dem kleinen gelben Kasten<br />

anvertraut. Auch für uns ist Feierabend. Beim Ausgang des Briefzentrums<br />

zieht eine Dame vom Reinigungsdienst den Blocher hinter<br />

sich her. Sie singt leise ein spanisches Liebeslied – «los besos<br />

de tu boca».<br />

Der Brief ist am Ziel <strong>sein</strong>er Reise<br />

angelangt. Valérie Martis Finger<br />

geben ihn frei: Ein metallischer<br />

Klang, da liegt er. Antworte, Chloé!<br />

Bitte mit A-Post.<br />

Valérie Marti<br />

Postbotin<br />

talhygienikerin nach. «So geht<br />

die Woche sehr schnell vorbei,<br />

und die beiden Tätigkeiten ergänzen<br />

sich ideal», meint sie mit<br />

einem bezaubernden Lächeln,<br />

während sich die weiss behandschuhte<br />

Hand – Kuverts<br />

können ziemlich scharf <strong>sein</strong> –<br />

die nächste Sendung greift.<br />

Mit der «Flagge» «12 Genève<br />

exp.» geschmückt gleitet unser<br />

Brief nun in der Finsternis des<br />

Sacks zur Abwurfluke und<br />

poltert – während Kylie Minogues<br />

gefälliges «Nänänä...»<br />

aus einem fernen Lautsprecher<br />

quiekt – über Rutsche 11 direkt<br />

in den Handwagen, der um<br />

21.50 Uhr Richtung Zug 944<br />

mit Abfahrt um 22.04 aufbricht.<br />

Stricken für Benjamin<br />

Den Postsack als Matratze<br />

nutzend im Intercity durch<br />

Nacht und Nebel rollen – das<br />

hätte uns gefallen. War aber<br />

<strong>nicht</strong> so, und so nehmen wir<br />

unsere gefühlvollen Zeilen im<br />

Genfer Briefzentrum wieder ins<br />

Visier. Auf einem Kettenförderer<br />

nahen sie, passieren «Umleit-»<br />

und «Auspackstelle» und<br />

werden schliesslich von Damenhand<br />

der «Feinsortiermaschine»<br />

verfüttert. Ein blauer Lichtschlitz<br />

liest den Code und teilt<br />

den Brief <strong>sein</strong>em Boten zu.


unternehmerisch


Berichterstattung 2001


Inhalt 47<br />

Berichterstattung 2001<br />

48 Geschäftsjahr 2001<br />

52 Organe und Struktur<br />

Konzernleitung<br />

Verwaltungsrat<br />

54 Mail<br />

Briefpost<br />

Qualität im Kerngeschäft<br />

55 Finanzdienstleistungen<br />

Postfinance<br />

Starke Stellung im Schweizer Finanzmarkt<br />

56 Güter und Logistik<br />

Profitables Wachstum durch integrierte<br />

Logistiklösungen<br />

57 Paketpost<br />

Markante Ergebnisverbesserung<br />

57 Expresspost<br />

Erfolgreich im Kuriergeschäft<br />

58 Personenverkehr<br />

Postauto<br />

Neue Leistungen im regionalen Personenverkehr<br />

59 International<br />

Swiss Post International<br />

Auf Wachstumskurs<br />

60 Poststellennetz<br />

Poststellen und Verkauf<br />

Die Post modernisiert ihr Verkaufsnetz<br />

61 Philatelie<br />

Briefmarken und Philatelie<br />

Innovation und Kundennähe<br />

62 Personal<br />

Mitbestimmen, mittragen, mitverantworten


48 Geschäftsjahr 2001<br />

Die Schweizerische Post im<br />

Geschäftsjahr 2001<br />

Im Jahr 2001 passte die Post ihre Organisation der im Vorjahr formulierten «Vision Post»<br />

an. Mit der Bildung der vier Geschäftsfelder Mail, Güter und Logistik, Finanzdienstleistungen<br />

sowie Personenverkehr wurden die strukturellen Voraussetzungen für deren Umsetzung<br />

geschaffen. Schwerpunkte im Geschäftsjahr waren die Weiterentwicklung von Postfinance,<br />

die Neuausrichtung der E-Business-Tochter yellowworld AG und der Umbau des Poststellennetzes.<br />

Die Sortierleistung der drei neuen Paketzentren wurde weiter gesteigert und übertrifft<br />

seit Oktober 2001 die ursprünglich festgelegte Produktionsleistung. Der Konzerngewinn<br />

beträgt CHF 194 Millionen. Die Ertragskraft des Konzerns ist damit noch zu wenig<br />

nachhaltig gesichert.<br />

Verbesserte Umsatzrendite<br />

Bei einem Nettoumsatz von CHF 6 228 Millionen<br />

(2000: CHF 6 022 Millionen) betrug<br />

der Konzerngewinn CHF 194 Millionen<br />

oder CHF 76 Millionen mehr als im Vorjahr.<br />

Der Betriebserfolg vor Abschreibungen,<br />

Zinsen und Steuern (EBDIT) lag mit<br />

CHF 545 Millionen um CHF 133 Millionen<br />

bzw. 32% über dem Vorjahreswert.<br />

Der Betriebsertrag stieg insgesamt um<br />

4,7% an. Neben der leicht höheren Nachfrage<br />

nach Postprodukten trugen Preisanpassungen<br />

bei der Brief- und Paketpost<br />

im Zusammenhang mit neuen Leistungsangeboten<br />

sowie Verkäufe von betrieblich<br />

<strong>nicht</strong> mehr genutzten Liegenschaften dazu<br />

bei.<br />

Der Free Cashflow nahm um CHF 15 Millionen<br />

auf CHF 81 Millionen zu. Positiv<br />

wirkten sich dabei die Massnahmen zur<br />

Ergebnisverbesserung und die gestraffte<br />

Investitionstätigkeit aus. Höhere Aufwendungen<br />

für Restrukturierungsmassnahmen<br />

und teuerungsbedingte Rentenerhöhungen<br />

der Pensionskasse zu Lasten der Rückstellungen<br />

führten zu einem entsprechenden<br />

Mittelabfluss.<br />

Die Umsatzrendite verbesserte sich, begünstigt<br />

durch Erfolge aus Sachanlageverkäufen,<br />

signifikant von 2,0% auf 3,1%.<br />

Trotz der operativen Fortschritte darf<br />

<strong>nicht</strong> übersehen werden, dass die Ertragskraft<br />

des Konzerns zu wenig nachhaltig<br />

gesichert ist. Mit dem Konzerngewinn<br />

von CHF 194 Millionen wird das Ziel der<br />

Unternehmenswertsteigerung noch <strong>nicht</strong><br />

erreicht. Die Berechnung nach dem EVA-<br />

Ansatz (Economic Value Added) ergibt<br />

auch für 2001 einen negativen Wert. Die<br />

finanzielle Basis bedarf weiterer Verbesserungen,<br />

um dem zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />

weiterer Liberalisierungsschritte<br />

im Paket- und Briefmarkt standzuhalten<br />

und gleichzeitig einen ausreichenden Service<br />

public zu finanzieren.<br />

Vier Geschäftsfelder –<br />

ein Unternehmen<br />

Die im Jahr 2000 formulierte «Vision Post»<br />

definiert die vier Geschäftsfelder Mail,<br />

Güter und Logistik, Finanzdienstleistungen<br />

sowie Personenverkehr. Konsequenterweise<br />

werden diese nun auch in der vom<br />

Verwaltungsrat im Frühjahr beschlossenen<br />

Neuorganisation des Konzerns abgebildet.<br />

Daneben erscheinen die Bereiche Poststellennetz,<br />

International und Philatelie im<br />

Organigramm.<br />

Zur besseren Nutzung von Synergien<br />

innerhalb des Konzerns wurden ausserdem<br />

fünf Fachkomitees geschaffen. Sie<br />

nehmen Querschnittfunktionen wahr. Das<br />

Fachkomitee Product Management hat<br />

zur Aufgabe, das Angebot der postalischen<br />

Dienstleistungen und die daraus folgende<br />

Preisgestaltung zu harmonisieren.<br />

Die bereichsübergreifende Koordination<br />

und Standardisierung der Verkaufsaktivitäten,<br />

mit dem Ziel, im zunehmend liberalisierten<br />

Markt erfolgreich zu agieren, wird<br />

durch das Fachkomitee Verkauf gefördert.<br />

Das Komitee Logistik und Produktion steuert<br />

die postalische Dienstleistungserstellung<br />

in den verschiedenen Geschäftsfeldern<br />

des Unternehmens. Das Fachkomitee<br />

E-Business koordiniert die E-Business-Aktivitäten<br />

aus gesamtunternehmerischer Sicht<br />

und das Komitee Informationsmanagement<br />

hat die Aufgabe, eine optimale Synergienutzung<br />

für die Post im Umfeld des<br />

Informationsmanagement (Informatik und<br />

Telekommunikation) sicherzustellen.<br />

Weichen für die Zukunft<br />

von Postfinance gestellt<br />

Die Gründung einer eigenständigen Postbank<br />

stiess bei der Vernehmlassung zum<br />

Gesamtpaket Post/Swisscom auf klare Ablehnung.<br />

Dies bewog den Bundesrat, von<br />

der Schaffung einer entsprechenden Verfassungsnorm<br />

abzusehen. Er forderte die Post<br />

indessen auf, ihr Angebot im Kreditbereich


Geschäftsjahr 2001 49<br />

über Kooperationen mit Banken auszubauen.<br />

Die Post wird in Zusammenarbeit mit<br />

der UBS AG ab Mai 2003 ihre Finanzdienstleistungen<br />

schrittweise mit Krediten erweitern.<br />

Das Schliessen dieser Lücke in der Angebotspalette<br />

von Postfinance erlaubt es,<br />

den Wunsch der Kunden nach Finanzdienstleistungen<br />

aus einer Hand zu befriedigen.<br />

Die Gelben Kredite für Privat- und Geschäftskunden<br />

werden leicht verständlich<br />

und hoch standardisiert gestaltet <strong>sein</strong>. Die<br />

Produkte- und Preisgestaltung erfolgt nach<br />

den Vorgaben von Postfinance. Die UBS<br />

übernimmt das Risiko- und Kapitalmanagement<br />

sowie die Refinanzierung. Postfinance<br />

unterhält mit UBS bereits seit Jahren<br />

eine bewährte Partnerschaft.<br />

Zeitgemässes Poststellennetz<br />

Für acht Städte wurden Studien zur Modernisierung<br />

des Poststellennetzes vorgestellt.<br />

Diese Studien wurden von einem externen<br />

Institut auf wissenschaftlicher Basis erarbeitet.<br />

Die gewonnen Erkenntnisse sollen<br />

dazu dienen, die historisch gewachsenen<br />

Poststellennetze dieser Städte bis 2005 an<br />

die veränderten Kundenströme und -gewohnheiten<br />

anzupassen. Spezialisten der<br />

Post realisieren die konkrete Umsetzung<br />

unter Einbezug von Stadtbehörden, Quartiervereinen<br />

und Gewerkschaften. Die Post<br />

rechnet durch die Modernisierung der<br />

städtischen Poststellennetze mit jährlich<br />

wiederkehrenden Einsparungen von insgesamt<br />

CHF 40 Millionen.<br />

Die Post modernisiert <strong>nicht</strong> nur ihr Poststellennetz,<br />

sie schafft auch neue Angebote.<br />

Getestet werden z. B. so genannte Abholstellen.<br />

Unter dem Namen «PickPost» startet<br />

die Post im Jahr 2002 zusammen mit<br />

Partnern einen Pilotversuch. In Bahnhöfen<br />

und Tankstellen-Shops sollen die Postkunden<br />

Pakete oder Briefe bequem und praktisch<br />

etwa auf dem Nachhauseweg abholen<br />

können. Bei stark frequentierten<br />

Poststellen in grossen Städten wird im Rahmen<br />

der Stadtnetz-Projekte auch eine Verlängerung<br />

der Öffnungszeiten geprüft.<br />

Neuausrichtung des E-Business<br />

Die Post hat bereits im Frühjahr 2001 auf<br />

die Entwicklung in der New Economy reagiert<br />

und auf Grund der rasch ändernden<br />

Marktsituation die Portalstrategie und die<br />

Ausrichtung grundlegend angepasst. Dazu<br />

gehört die Fokussierung der Kräfte der<br />

jungen Posttochter yellowworld AG auf<br />

die Erfolg versprechenden Marktsegmente<br />

im Bereich E-Fulfillment, wo yellowworld<br />

AG bereits erfolgreich massgeschneiderte<br />

Lösungen für Kunden wie beispielsweise<br />

Lindt&Sprüngli, SBB und Helvetas entwickelt<br />

hat. Im Jahr 2001 machte E-Fulfillment<br />

über 90% des Umsatzes der yellowworld<br />

AG aus.<br />

Auf Grund der allgemeinen Ernüchterung<br />

im E-Business-Bereich und der Entwicklung<br />

des Internet-Geschäftes fuhr die Post mit<br />

der eingeleiteten Überarbeitung des Internet-Auftrittes<br />

fort. In der Erkenntnis, dass<br />

mit einem breiten Publikumsportal auf kurze<br />

Sicht kein rentables Geschäft aufgebaut<br />

werden kann, legt die Post das Portal<br />

www.yellowworld.ch mit dem Unternehmensportal<br />

der Post zusammen. Neu konzentriert<br />

es sich auf Postprodukte und postnahe<br />

Dienstleistungen unter www.post.ch,<br />

mit neuer Navigation und neuem Post-<br />

Design. Die Aufschaltung erfolgt im<br />

2. Semester 2002.<br />

Internationale Marktentwicklung<br />

und Strategie<br />

Der internationale Postmarkt war im Jahr<br />

2001 beeinflusst von einer spürbar gedämpften<br />

Liberalisierungseuphorie, den<br />

terroristischen Herbstereignissen und einer<br />

Stagnation der Wirtschaft. Die Konsolidierung<br />

und Globalisierung in den Monopolmärkten<br />

dürfte weniger rasch voranschreiten,<br />

als bisher erwartet.<br />

Die Schweizerische Post verfolgt langfristig<br />

das Ziel, Marktleaderin im postalischen Verkehr<br />

von und in die Schweiz zu bleiben<br />

und mit kalkulierbarem Risiko in interessanten<br />

Auslandmärkten zu wachsen.<br />

Dabei wird gezielt in Marktaktivitäten und<br />

Partnerschaften investiert, die das Potenzial<br />

der international anerkannten Qualitätsmarke<br />

«Swiss Post» optimal nutzen, aus<br />

eigenen Mitteln finanziert werden können<br />

und eine überdurchschnittliche Erfolgsentwicklung<br />

versprechen. Die Umsetzung<br />

basiert auf drei Stossrichtungen:<br />

Durch innovative Produkte und Lösungen<br />

aus einer Hand für ihre international tätigen<br />

Kunden stärkt die Schweizerische Post die<br />

Marktführerschaft im Import und im zunehmend<br />

umkämpften und bereits vollständig<br />

liberalisierten schweizerischen Exportmarkt.<br />

In den international bereits weitgehend<br />

konsolidierten Paket- und Expressmärkten<br />

schliesst sich die Schweizerische Post starken<br />

globalen Allianzen an und sichert damit<br />

für ihre Kunden den weltweiten Zugang zu<br />

den qualitativ führenden Netzen.<br />

In den wichtigsten Partnerländern der<br />

Schweizer Wirtschaft ist die Post mit eigenen<br />

Verkaufsgesellschaften vertreten und<br />

bietet damit multinationalen Kunden grenzüberschreitende<br />

Lösungen aus einer Hand<br />

an. Dank dem über mehrere Jahre aufgebauten,<br />

internationalen Know-how und<br />

lokalen Allianzen mit qualitativ führenden<br />

Partnern gewann die Post Marktanteile.<br />

Die Schweizerische Post erhöht damit ihre<br />

Allianzfähigkeit mit den langfristig dominierenden<br />

Global Players.


50 Geschäftsjahr 2001<br />

Für Krisen gewappnet<br />

Von den Reaktionen und Auswirkungen<br />

der Anthrax-Anschläge nach dem 11. September<br />

2001 war auch die Post betroffen.<br />

Mehrmals mussten Poststellen und einzelne<br />

Sortierzentren vorübergehend ganz<br />

oder teilweise geschlossen werden. Eine<br />

Gefahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

bestand jedoch – im Gegensatz zu<br />

den USA – zu keinem Zeitpunkt. Das Postpersonal<br />

wurde frühzeitig über die vom<br />

Bundesamt für Gesundheit abgegebenen<br />

Richtlinien informiert.<br />

Um für grosse Schadensereignisse gewappnet<br />

zu <strong>sein</strong>, hat die Konzernleitung<br />

eine institutionalisierte Krisenorganisation<br />

auf Konzernebene eingerichtet und gleichzeitig<br />

alle Bereiche des Stammhauses beauftragt,<br />

ihre bisherigen Lösungen darauf<br />

auszurichten.<br />

Umfassendes Risk Management<br />

Im Geschäftsjahr wurde in allen Bereichen<br />

der Post sowie bei der Konzerngesellschaft<br />

yellowworld AG eine umfassende Risikoanalyse<br />

nach einheitlicher Methodik und<br />

gleichen Standards durchgeführt. Die Resultate<br />

erlauben qualifizierte Aussagen<br />

bezüglich des möglichen Gefährdungspotenzials<br />

aus über 100 Einzelrisiken, die das<br />

gesamte betriebswirtschaftliche Spektrum<br />

der Post und ihrer Bereiche abdecken.<br />

Bereit für den Euro<br />

Am 1. Januar 2002 haben zwölf EU-Länder,<br />

darunter auch alle Nachbarländer der<br />

Schweiz, ihre bisherigen Landeswährungen<br />

durch den Euro ersetzt. Der Euro wird<br />

– <strong>nicht</strong> zuletzt in der Tourismusbranche –<br />

auch in der Schweiz neben dem Schweizer<br />

Franken als Zahlungsmittel für die Postdienstleistungen<br />

benutzt werden. Die Post<br />

hat sich im Jahr 2001 mit umfangreichen<br />

Anpassungen bei der Informatik an den<br />

Postschaltern auf <strong>dieses</strong> Ereignis vorbereitet<br />

und akzeptiert seit dem 2. Januar 2002<br />

Euro-Banknoten als Zahlungsmittel in 439<br />

Poststellen grösserer Städte, in Grenz- und<br />

Touristik-Regionen sowie in den sechs Philateliestellen.<br />

Ausserdem führt die Post die neue Dienstleistung<br />

«Change» ein. Die Kundschaft<br />

kann am Schalter der Euro-Poststellen Euros<br />

in Schweizer Franken und umgekehrt<br />

wechseln. Auch auf ausgewählten, meist<br />

touristischen Postautolinien können Billette<br />

und Abonnements in Euro bezahlt werden.<br />

Die Postomate werden bis Mitte 2002<br />

schrittweise auf die parallele Ausgabe von<br />

Schweizer Franken und Euros umgerüstet.<br />

Motiviertes Postpersonal<br />

als Erfolgsfaktor<br />

Nach intensiven Verhandlungen zwischen<br />

den Sozialpartnern unterzeichnete die Post<br />

Kennzahlen 2001 2000<br />

Mio. CHF Mio. CHF<br />

Nettoumsatz 6228 6022<br />

Sonstiger betrieblicher Ertrag 354 265<br />

Betriebsaufwand 6037 5875<br />

Betriebserfolg vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBDIT) 545 412<br />

Konzerngewinn 194 118<br />

Cashflow vor Restrukturierungen 457 407<br />

Auflösung Rückstellungen für Restrukturierungen -92 -43<br />

Cashflow nach Restrukturierungen 365 364<br />

Investitionen in Sachanlagen, Beteiligungen<br />

und immaterielle Anlagen* -284 -298<br />

Free Cashflow 81 66<br />

Bilanzsumme 36547 34095<br />

Eigenkapital 2085 1891<br />

Eigenkapitalquote 5.7% 5.5%<br />

* Per 31.12.2001 (inkl. Restatements Jahre 1999 und 2000) werden die Investitionen in immaterielle Anlagen<br />

in die Berechnung des Free Cashflows mit einbezogen.<br />

am 16. Oktober 2001 zusammen mit den<br />

beiden Gewerkschaften Kommunikation<br />

und transfair die Gesamtarbeitsverträge<br />

Post und Aushilfen. Die bei den Gewerkschaften<br />

durchgeführten Urabstimmungen<br />

ergaben eine deutliche Zustimmung. Damit<br />

unterstehen seit dem 1.1.2002 rund<br />

50 000 Mitarbeitende dem GAV Post und<br />

deren 6000 dem GAV Aushilfen.<br />

Der GAV Post stützt sich auf das Bundespersonalgesetz<br />

(BPG). Er beinhaltet unter<br />

anderem ein neues Lohnsystem, eine Lohngarantie<br />

bis Ende 2004 und mindestens<br />

fünf Ferienwochen für alle Mitarbeitenden<br />

ab 2003. Weiter definiert der Vertrag Bestimmungen<br />

über Arbeitssicherheit und<br />

Kündigungsschutz, eine Sozialvereinbarung<br />

und Eckwerte zu einem Sozialplan. Ferner<br />

regelt der über 100 Seiten umfassende GAV<br />

die Sozialpartnerschaft und ein differenziertes<br />

Mitwirkungsrecht mit Mitbestimmung,<br />

Anhörung/Mitsprache und Information.<br />

Der GAV Aushilfen enthält gegenüber dem<br />

GAV Post u.a. eine eigene Lohnregelung,<br />

den bisher geltenden Ferienanspruch sowie<br />

ein auf das OR basierendes Kündigungsverfahren.<br />

Ebenfalls im Geschäftsjahr wurde der Auftrag<br />

erteilt, ein Umsetzungskonzept für<br />

die Einführung der ganzheitlichen betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung und Arbeitssicherheit<br />

bei der Post zu erarbeiten. Im<br />

Rahmen <strong>dieses</strong> Projektes sollen die inneren<br />

und äusseren Ressourcen der Mitarbeitenden<br />

(Fähigkeiten, Motivation, Arbeitsklima,<br />

Arbeitsinhalte, Arbeitsorganisation) gefördert<br />

und die Arbeitsprozesse konsequent<br />

auf Sicherheit ausgerichtet werden. Damit<br />

wird eine deutliche Senkung der Abwesenheiten<br />

wegen Krankheiten und Unfälle<br />

angestrebt.<br />

Unterstützung durch Konzerndienste<br />

Im Geschäftsjahr hat die Post für CHF 2,1<br />

Milliarden Güter und Dienstleistungen eingekauft.<br />

Mit einem neu entwickelten Konzept<br />

«Optimierung der Einkaufsorganisation<br />

Post» wurden moderne Strukturen für die


Geschäftsjahr 2001 51<br />

Führung und Steuerung des Einkaufs auf<br />

Konzernebene geschaffen. Neue Systeme<br />

und Instrumente ermöglichen dem Einkauf,<br />

das Einsparpotenzial besser auszuschöpfen.<br />

Die Einführung der neuen Postbekleidung<br />

im Jahr 2001 erfolgte planmässig. Sie verursachte<br />

Kosten von insgesamt CHF 22<br />

Millionen. Dank vermehrtem Direkteinkauf<br />

(WTO-Ausschreibung) liessen sich die Beschaffungskosten<br />

– trotz höherem Qualitätsstandard<br />

– um ca. 15% reduzieren.<br />

Unter der Federführung des Post-Informatikdienstes<br />

Information Technology Services<br />

wurde die neue elektronische Schalterlösung<br />

«ECO» bei rund 1600 Poststellen<br />

erfolgreich eingeführt.<br />

Optimierte Liegenschaftspolitik<br />

Im Geschäftsjahr 2001 gehörten rund<br />

1600 eigene und 2600 zugemietete<br />

Liegenschaften und Räumlichkeiten zum<br />

Immobilien-Portfolio der Post. Der Bereich<br />

Immobilien verfolgt konsequent eine Politik<br />

der aktiven Bewirtschaftung. Nicht<br />

betriebsnotwendige Liegenschaften werden<br />

verkauft (Portfolio-Bestand optimieren),<br />

die Vollvermietung der nutzbaren<br />

Flächen wird gefördert (Leerstände reduzieren),<br />

und der Wert der eigenen Objekte<br />

soll erhalten und gesteigert werden<br />

(Immobilien-Portfolio steigern). Den verschiedenen<br />

Bereichen der Post wurden<br />

die genutzten Flächen zu marktüblichen<br />

Ansätzen vermietet, um Quersubventionen<br />

zu vermeiden. Im Gebäudemanagement<br />

gelangen strenge betriebswirtschaftliche<br />

und ökologische Kriterien zur<br />

Anwendung.<br />

Transparente Kommunikation<br />

Auf dem Weg zu einem wettbewerbsfähigen<br />

und weiterhin dem Service public<br />

verpflichteten Unternehmen kommt einer<br />

transparenten, offenen und frühzeitigen<br />

Kommunikation besonders hohe Bedeutung<br />

zu. Äusserst vielfältigen und sich<br />

zum Teil widersprechenden Ansprüchen ist<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung<br />

des Poststellennetzes sowie der politischen<br />

Diskussion um den Auftrag der Post<br />

stieg der Informationsbedarf ganz besonders<br />

von Seiten der Politik und Medien<br />

deutlich. Allein die Medienanfragen verdoppelten<br />

sich gegenüber dem Vorjahr.<br />

Das Bedürfnis nach regionalspezifischen<br />

und lokalen Informationen hat sich weiter<br />

akzentuiert. Insbesondere zur Sicherstellung<br />

der Kommunikationsbedürfnisse über<br />

das Poststellennetz wurde die regionale<br />

Infrastruktur verstärkt.<br />

Als Unternehmen mit nationaler Bedeutung<br />

unterstützt die Post als Hauptsponsor<br />

«ONOMA, Im Land der Namen und der<br />

Orte». Das Expo-Projekt, das zusammen<br />

mit den Gemeinden und Städten der<br />

Schweiz auf der Arteplage Yverdon umgesetzt<br />

wird, reiht sich in die Tradition der<br />

Gemeindebeiträge früherer Landesausstellungen<br />

ein: Landi 1939 mit dem «Höhenweg»,<br />

Expo 64 «Pyramide mit Gemeindefahnen».<br />

«ONOMA» erlaubt eine filmische<br />

und virtuelle Entdeckungsreise durch die<br />

Schweizer Gemeinden sowie Städte und<br />

deckt verblüffende Namensverwandschaften<br />

auf. Die Post hat unter anderem die<br />

EDV-Lösung gebaut. Ausserdem ist die<br />

Post mit besonderen Leistungen im<br />

Gepäckservice, Personentransport und mit<br />

Sondermarken an der Expo.02 präsent.<br />

Weitere Schwerpunkte in der Kommunikation<br />

wurden bei den Public Affairs und<br />

in der raschen und zielgruppengerechten<br />

internen Kommunikation gelegt. Auf der<br />

politischen Ebene wurden insbesondere im<br />

Zusammenhang mit der Postbank und für<br />

das Poststellennetz Informationsmassnahmen<br />

auf den Ebenen Bund, Kantone und<br />

Gemeinden durchgeführt.<br />

Mit der breiten internen Verankerung der<br />

Vision der Post konnte den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern aufgezeigt werden, wohin<br />

die Post will und welche Voraussetzungen<br />

dazu nötig sind. Rund 5000 Kader wurden<br />

an besonderen Veranstaltungen geschult.<br />

Diese haben ihr Wissen dann stufengerecht<br />

an ihre Mitarbeitenden weiter vermittelt.<br />

Erfolgreiche Konzerngesellschaften<br />

Die Konzerngesellschaften steuerten<br />

CHF 337 Millionen (Vorjahr CHF 235 Millionen)<br />

zum Nettoumsatz des Konzerns<br />

bei. Dank dem Grossauftrag im Zusammenhang<br />

mit der Volkszählung konnte die<br />

DCL Data Care AG ihren Umsatz beinahe<br />

verdoppeln. Die im Jahr 2000 gegründete<br />

MailSource AG hat am Markt erfolgreich<br />

Fuss gefasst und zusammen mit der neu<br />

gegründeten MailSource Italia S.p.A. einen<br />

Umsatz von CHF 20 Millionen erzielt. Die<br />

Setz Gütertransport AG erhöhte den<br />

Umsatz primär auf Grund der durch die<br />

leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe<br />

(LSVA) bedingten Preiserhöhungen.<br />

Die Swiss Post International AG baute ihre<br />

Tätigkeit mit der Gründung der Swiss Post<br />

International Netherlands BV und dem<br />

Joint Venture PrimeMail GmbH weiter aus.<br />

Der Umsatz der Gruppe konnte damit um<br />

rund 50% gesteigert werden.<br />

Postauto hat im vergangenen Jahr ebenfalls<br />

ins nahe Ausland expandiert. Zur Abwicklung<br />

des Transportauftrages im Fürstentum<br />

Liechtenstein wurde die Postauto<br />

Schweiz Regionalzentrum Liechtenstein<br />

Anstalt gegründet. Mit dem Ziel, die Marktposition<br />

im Inland zu stärken, wurden im<br />

Geschäftsjahr 2001 Beteiligungen an der<br />

Sensetalbahn AG und der Société des<br />

Autotransports du Pied du Jura Vaudois<br />

eingegangen.<br />

Die im vergangenen Jahr erfolgte Neuausrichtung<br />

der E-Business-Aktivitäten werden<br />

sich im laufenden Geschäftsjahr nachhaltig<br />

ergebnisverbessernd bei der yellowworld<br />

AG niederschlagen.<br />

Die in der Frühzustellung von Zeitungen<br />

und in der Verteilung von Sendungen ohne<br />

Adresse tätigen BEVO AG und Epsilon SA<br />

schlossen sowohl umsatz- wie ergebnismässig<br />

auf dem Vorjahresniveau.


52 Organe und Struktur<br />

kunden<br />

Konzernleitung<br />

Vorsitzender<br />

Dr. Ulrich Gygi<br />

Konzernleitungsmitglieder<br />

Karl Kern, Poststellennetz<br />

Michel Kunz, Güter und Logistik<br />

Daniel Landolf, Personenverkehr<br />

Ernst Moser, Mail (bis 31. August 2001)<br />

Josef Bösch, Mail (ab 1. September 2001)<br />

Fritz Schmutz, Personal (bis 31. August 2001)<br />

Rolf Hasler, Personal (ab 1. September 2001)<br />

Jean-Pierre Streich, International<br />

Dr. Hans-Peter Strodel, Finanzen<br />

Dr. Urs W. Wepf, Finanzdienstleistungen<br />

Management Services<br />

International Mail Güter und<br />

Logistik


orientiert<br />

Organe und Struktur 53<br />

Verwaltungsrat<br />

Präsident<br />

Gerhard Fischer, Präsident des Verwaltungsrates<br />

der Panalpina Welttransport AG (bis 31. Mai 2002)<br />

Dr. Anton Menth, Konzernleiter und Präsident des<br />

Verwaltungsrates der Tornos SA (ab 1. Juni 2002)<br />

Mitglieder<br />

Rocco Cattaneo,<br />

Delegierter des Verwaltungsrates der City Carburoil SA<br />

Dr. Rudolf W. Hug,<br />

Unternehmensberater<br />

Klaus M. Knappik,<br />

Mitglied der Konzernleitung der SAirGroup<br />

Pierre Lamunière,<br />

Präsident des Verwaltungsrates der Edipresse SA<br />

Dr. Lucrezia Meier-Schatz,<br />

Generalsekretärin Pro Familia Schweiz<br />

Dr. Fritz Mühlemann,<br />

Betriebswirtschafter<br />

Prof. Dr. Margit Osterloh,<br />

Ordinaria für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich<br />

Hans Ueli Ruchti,<br />

Generalsekretär der Gewerkschaft Kommunikation<br />

Sekretär<br />

François Chopard, Fürsprecher<br />

Interne Revision<br />

Martina Zehnder<br />

Revisionsstelle<br />

KPMG Fides Peat<br />

Konzernprüfer<br />

KPMG Fides Peat<br />

Finanzen, Personal, Corporate Development, Generalsekretariat, Unternehmenskommunikation,<br />

Konzerneinkauf, Immobilien, Service House, Unternehmenssicherheit,<br />

Strategic Account Management, E-Business, IT-Services<br />

Personenverkehr<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Poststellennetz<br />

Philatelie


54 Mail<br />

Qualität im Kerngeschäft<br />

Das Geschäftsjahr verlief für die Briefpost im Kerngeschäft erfreulich. Die verarbeiteten Briefpostsendungen<br />

konnten gegenüber dem Vorjahr – entgegen den Prognosen und Erwartungen<br />

– nochmals leicht gesteigert werden. Zusätzlich hat die Briefpost auch im Bereich der E-Mail-<br />

Dienstleistungen Kompetenzen entwickelt und damit neue Märkte erschlossen. Dadurch wird<br />

das Kerngeschäft sinnvoll erweitert und gestärkt. Die wirtschaftlich schwierigere Situation in<br />

der zweiten Jahreshälfte bewirkte, dass bei der A-Post eine leichte Verschiebung zur günstigeren<br />

B-Post stattfand. Umsatzrückgänge bei den Nebenprodukten PromoPost Zeitungen und<br />

Wertsendungen sowie höhere Lohnkosten führten zu einer Reduktion der Umsatzrendite auf<br />

knapp 3%. Die Briefpost bleibt dennoch weiterhin eine wichtige Ergebnisträgerin der Post.<br />

Neues Preissystem<br />

Mit der Einführung eines neuen Preismodelles<br />

auf Anfang 2001 profitieren<br />

Kunden bereits ab einer Aufgabemenge<br />

von 500 B-Post-Sendungen von günstigeren<br />

Massen-Preisen. Der Systemwechsel<br />

von der Mengen- zur Umsatzrabattierung<br />

verlief reibungslos und hat bei den Kunden<br />

rasch eine hohe Akzeptanz erreicht.<br />

Auch die umfangreichen Änderungen in<br />

der Fakturierung verliefen problemlos.<br />

Hohe Qualität als Erfolgsfaktor<br />

Die Zustellqualität der A-Post konnte<br />

auf einem hohen Niveau nochmals auf<br />

97,6% (Vorjahr: 97,1%) gesteigert werden.<br />

Mit diesem Wert belegt die Briefpost<br />

im internationalen Vergleich einen Spitzenrang.<br />

Auch die fristgerechte Zustellung<br />

der B-Post wurde von 97,9% im<br />

Vorjahr auf 98,4% verbessert.<br />

Für die Briefpost ist ein umfassendes Qualitätsmanagement<br />

ein wichtiger Erfolgsfaktor;<br />

sie orientiert sich am Modell der<br />

European Foundation for Quality Management<br />

(EFQM).<br />

Kunden haben die Wahl<br />

Der «Chargé-Brief» wurde durch das neue<br />

Dienstleistungsangebot «Brief mit Zustellnachweis»<br />

abgelöst. Neu umfasst es<br />

Lettre Signature, Lettre Assurance, Gerichts-<br />

und Betreibungsurkunden. Die<br />

Kunden können nun wählen: Aushändigung<br />

gegen Unterschrift und auf Wunsch<br />

zusätzlich noch Einschluss einer Versicherung<br />

mit einer maximalen Haftungssumme<br />

von CHF 500.–.<br />

Elektronische Dienstleistungen<br />

Die HybridPost (elektronisch zugeleitete<br />

Massen- und Einzelsendungen werden<br />

den Kundenwünschen entsprechend auf<br />

Papier ausgedruckt, aufbereitet und<br />

zugestellt) ist seit dem 1. Juli 2001 nach<br />

einem Pilotbetrieb erfolgreich im Markt<br />

eingeführt. Es konnten bis Ende Jahr verschiedene<br />

Kunden für diese Dienstleistung<br />

gewonnen werden. Das Potenzial in<br />

diesem Marktsegment ist gross.<br />

Auch für den verschlüsselten Versand von<br />

vertraulichen elektronischen Nachrichten,<br />

E-Mail Secure, wurde das Know-how und<br />

die notwendige Infrastruktur aufgebaut.<br />

Pilotversuche mit verschiedenen Kunden<br />

haben wertvolle Erkenntnisse gebracht.<br />

E-Mail Secure ist auf die Bedürfnisse spezifischer<br />

Branchen, wie Gesundheitswesen,<br />

Krankenversicherungen usw. ausgerichtet<br />

worden.<br />

Effizientes Response-Management<br />

Neu bietet die Briefpost umfassende<br />

Dienstleistungen im Bereich Response<br />

Management an. Die Rückwandlung von<br />

physischen Antworten auf Papier in einem<br />

elektronischen Response in Form von<br />

Daten ergänzt die Wertschöpfungskette<br />

der Post optimal. Leistungen werden<br />

primär in den Bereichen Retourenverarbeitung<br />

sowie Erfassung von Bestellungen<br />

und Antwortkarten erbracht. Der Kunde<br />

profitiert von effizienter Verarbeitung,<br />

hoher Qualität und tieferen Fixkosten.<br />

Mail 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 2801 2800<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) 83 115<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 16414 16777<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

A-Post (Mio. Sendungen) 869 860 1<br />

B-Post (Mio. Sendungen) 2082 2080 1<br />

PromoPost (Sendungen ohne Adresse) (Mio. Sendungen) 1007 1045<br />

Zeitungen (Mio. Sendungen) 1024 1044 2<br />

1<br />

Zusätzliche Berücksichtigung der Taxgruppe «Spezielle Vereinbarungen mit Geschäftskunden»,<br />

die Vorjahreswerte wurden angepasst.<br />

2<br />

Ab 2001 werden auch die Probeexemplare ausgewiesen, der Vorjahreswert wurde entsprechend angepasst.<br />

Konzerngesellschaften stärken<br />

das Kerngeschäft<br />

Wo es die Stärkung der Kerngeschäfte<br />

erfordert, beteiligt sich die Briefpost an<br />

anderen Unternehmen, z. B. im Bereich<br />

der Adressen- und Datenpflege oder<br />

der Frühzustellungen von Zeitungen und<br />

Massensendungen.<br />

Im Jahr 2001 sind keine neuen Beteiligungen<br />

erworben worden. Die im Jahre 1998<br />

eingegangene Kreuzbeteiligung (DCL AG<br />

und SPDS AG) mit der Bertelsmann AG<br />

wurde aufgelöst. Die Post hat die Aktien<br />

der DCL AG zurückgekauft, so dass sie<br />

heute wieder 100% der DCL besitzt.


Finanzdienstleistungen 55<br />

Starke Stellung im Schweizer<br />

Finanzmarkt<br />

Postfinance erweiterte ihre Produktepalette und passte die Absatzkanäle den Bedürfnissen<br />

der Kundschaft an. Mit dem geplanten Angebot von Krediten macht Postfinance einen<br />

weiteren Schritt zum vollwertigen Finanzdienstleistungsinstitut. Das betriebliche Ergebnis<br />

ist von CHF 164 Millionen im Vorjahr auf CHF 167 Millionen gestiegen.<br />

Finanzdienstleistungen 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 1451 1362<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) 167 164<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 1859 1690<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Anzahl Transaktionen (Mio.) 775 737<br />

Anzahl Kundenkonti (Tausend) 2372 2246 1<br />

Durchschnittsbestand Kundengelder (Mio. CHF) 22236 20838<br />

Bilanzsumme (Mio. CHF) 33579 31314<br />

1<br />

Wert 2000: vom Durchschnittswert auf Endjahreswert angepasst<br />

Postfinance hat im Geschäftsjahr ihr Angebot<br />

im Bereich Vorsorgen und Anlegen<br />

erweitert. Neben den klassischen Gelben<br />

Lebensversicherungen sind heute auch<br />

fondsgebundene Gelbe Lebensversicherungen<br />

erhältlich. Durch die Kombination von<br />

Fonds und Lebensversicherungen können<br />

Kundinnen und Kunden aktiv an den<br />

Finanzmärkten teilnehmen. Die Fondspalette<br />

wurde um die zwei reinen Aktienfonds<br />

«Postsoleil Suisse» und «Postsoleil Europe»<br />

erweitert und umfasst jetzt sieben Fonds.<br />

Eine Ausweitung des Angebots ist geplant.<br />

Rechnungen neu im Internet<br />

Als Marktleaderin im Massenzahlungsverkehr<br />

baut Postfinance ihre führende Stellung<br />

weiter aus. Als erstes Institut in der<br />

Schweiz schliesst Postfinance die letzte<br />

<strong>nicht</strong>elektronische Lücke im Zahlungsverkehr.<br />

Mit yellowbill ist es Unternehmen<br />

möglich, ihren Kunden Rechnungen im<br />

Internet zu verschicken, die elektronisch bezahlt<br />

werden können. Ein Test mit eingeschränktem<br />

Teilnehmerkreis brachte sowohl<br />

bei Rechnungsstellern als auch bei Kunden<br />

erfreuliche Resultate. Seit Februar 2002<br />

ist das System, das vor allem die Kosten<br />

für die Rechnungsstellung senkt und die<br />

Papierflut eindämmt, auf dem Schweizer<br />

Markt produktiv.<br />

Noch näher bei der Kundschaft<br />

Die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden<br />

haben sich in den letzten Jahren stark verändert.<br />

Der Vertrieb von Produkten findet<br />

heute zunehmend über mehrere Kanäle wie<br />

der persönliche und telefonische Verkauf<br />

und im Internet statt. Postfinance hat diesem<br />

Umstand Rechnung getragen und im<br />

Geschäftsjahr neue Absatzkanäle geschaffen.<br />

Die Website www.postfinance.ch wurde<br />

von einer Informationsplattform zu einer<br />

interaktiven Finanzplattform ausgebaut. Damit<br />

verbunden ist der Wertschriftenhandel<br />

im Internet. Anlegerinnen und Anleger sowie<br />

Händler können auf elektronischem<br />

Weg bevorzugte Titel kaufen und verkaufen.<br />

Auch der persönliche Verkauf wurde ausgebaut.<br />

In den zwei neuen Direct Marketing<br />

Centers in Delsberg und Biel kümmern sich<br />

Berater auf schriftlichem und telefonischem<br />

Weg um die Kundschaft in der ganzen<br />

Schweiz. Wer den persönlichen Kontakt<br />

schätzt, findet in neunzehn Postfinance-Beratungscentern<br />

in grossen Poststellen kompetente<br />

Beratung in Finanz- und Geldfragen.<br />

Postfinance bald mit Krediten<br />

Der Bundesrat hat sich im Geschäftsjahr<br />

gegen die Schaffung einer Postbank ausgesprochen.<br />

Er unterstützt jedoch Postfinance<br />

bei einer Kooperation im Bereich Kredite.<br />

Die Post hat sich im Februar 2002 für eine<br />

Zusammenarbeit von Postfinance mit der<br />

UBS entschieden. Das Angebot von Krediten<br />

ist ab Mitte 2003 geplant und soll Produkte<br />

für Privat- und Geschäftskunden<br />

umfassen.


56 Güter und Logistik<br />

Profitables Wachstum durch<br />

integrierte Logistiklösungen<br />

Im Geschäftsfeld Güter und Logistik sind die Bereiche Paketpost, Expresspost und Transporte<br />

sowie die beiden Konzerngesellschaften Setz Gütertransporte AG und Swiss Post Net AG<br />

zusammengefasst. Mit dieser konzernweiten Bündelung logistischer Aktivitäten wird einerseits<br />

die Verbesserung der Eigenwirtschaftlichkeit des standardisierten Massengeschäfts<br />

erreicht, anderseits der Ausbau von integrierten Logistiklösungen forciert.<br />

Die Paketpost konnte im Geschäftsjahr<br />

dank verstärktem Marktauftritt, Preisanpassungen<br />

sowie nachhaltigen Produktivitätsgewinnen<br />

eine markante Ergebnisverbesserung<br />

von CHF 100 Mio. gegenüber<br />

dem Jahr 2000 ausweisen. Auch die<br />

Expresspost darf auf ein gutes Geschäftsjahr<br />

zurückblicken, gelang es ihr doch, das<br />

positive Ergebnis des Jahres 2000 zu übertreffen.<br />

Der Bereich Transporte passte als<br />

postinterner Dienstleister <strong>sein</strong> Angebot<br />

den veränderten Bedürfnissen an und<br />

konnte durch Kosten senkende Massnahmen<br />

die Wirtschaftlichkeit verbessern.<br />

Setz Gütertransport AG sah sich mit einer<br />

schwierigen Marktsituation konfrontiert.<br />

Ihre Grosskunden bekamen den Konjunkturabschwung<br />

zu spüren, was zu einem<br />

Rückgang im Stückgutbereich führte. Die<br />

Swiss Post Net AG erzielte in ihrem dritten<br />

Geschäftsjahr eine bedeutende Umsatzsteigerung.<br />

Damit sichert sich die Post eine<br />

starke Marktstellung in der Übernachtzustellung.<br />

Integrierte Logistiklösungen<br />

Mit dem erweiterten Eintritt der Post in<br />

den Bereich logistischer Gesamtlösungen<br />

sollen den Geschäftskunden durch gezielte<br />

Bündelung der Waren-, Informations- und<br />

Geldflüsse Gesamtlösungen aus einer<br />

Hand angeboten und damit Kundenmehrwert<br />

geschaffen werden. Die erarbeitete<br />

Strategie und der begonnene Aufbau der<br />

kundenspezifischen logistischen Dienstleistungen<br />

sind auf bestimmte Teilmärkte<br />

(Büroautomation/IT, Unterhaltungselektronik,<br />

Telekommunikation sowie Pharma<br />

und Gesundheit) ausgerichtet. Im Laufe<br />

des Jahres 2002 werden verschiedene<br />

Kundenprojekte initialisiert und das Leistungsportfolio<br />

über Kooperationen erweitert.<br />

Erfolg durch Branchenfokus<br />

Als Anbieter für Lager-, Transport- und<br />

Plattformlogistik ist die Setz Gütertransport<br />

AG gut im Markt etabliert. Die sich<br />

abschwächende Konjunktur führte im<br />

Herbst zu hohen Beständen in den Kundenlagern.<br />

Einmalig in der Firmengeschichte<br />

war der durchgehende Bahnverlad<br />

auf der Nord-Süd-Achse während der<br />

Schliessung des Gotthardstrassentunnels.<br />

In der Westschweiz wurde in Etagnières<br />

eine neue Verteilplattform eröffnet.<br />

Über den Ausbau der integrierten Logistiklösungen<br />

wird Setz AG in Zukunft enger<br />

mit übrigen Bereichen der Post zusammenarbeiten.<br />

Die eingeleitete Integration der<br />

Informations- und Warenflüsse und die<br />

organisatorische Konsolidierung der bisherigen<br />

Wachstumsphase soll die Erweiterung<br />

des Unternehmens zum umfassenden<br />

Logistikanbieter ermöglichen.<br />

Güter und Logistik 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 1244 1190<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) -139 -256<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 6671 6825<br />

Zustellung in der Nacht<br />

Swiss Post Net AG hat sich als Spezialistin<br />

für Zustellungen während der Nacht erfolgreich<br />

im Markt etabliert. Dank einer<br />

effizienten Organisationsstruktur und einer<br />

konsequenten Kundenorientierung konnte<br />

die Gewinnschwelle bei gleichzeitiger Steigerung<br />

des Umsatzes erreicht werden.<br />

Swiss Post Net AG ist ein Joint Venture der<br />

Post mit der in Europa tätigen NET-Gruppe.<br />

Bisher richtete sich der Fokus auf Techniker-,<br />

Shop- und Spitalbelieferungen. Neu<br />

dazu gekommen sind innovative Lösungen<br />

für die Optiker- und Fotofach-Branche<br />

sowie die Automobilbranche. Dabei wird<br />

auf ein konsequentes Barcode-Scanning,<br />

Track & Trace und ein kosteneffizientes Retourenmanagement<br />

gesetzt.


Güter und Logistik 57<br />

Markante Ergebnisverbesserung<br />

Die Paketpost konnte das Geschäftsergebnis um rund 100 Millionen Franken verbessern.<br />

Damit wurde ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Eigenwirtschaftlichkeit rascher als<br />

geplant erreicht. Die reibungslose Einführung des neuen Leistungsangebotes zum Jahresbeginn<br />

hat das gute Image der Paketpost weiter gefestigt.<br />

Zum ersten Mal kann der Kunde bei der<br />

Paketpost zwischen zwei Produkten mit<br />

unterschiedlichen Laufzeiten wählen. Das<br />

neue Leistungsangebot mit dem schnelleren<br />

PostPac Priority und dem günstigeren<br />

PostPac Economy wurde zu Jahresbeginn<br />

ohne nennenswerte Schwierigkeiten eingeführt.<br />

Der Rückgang des verarbeiteten<br />

Paketvolumens um 10% ist primär auf die<br />

erheblichen Preisanpassungen für Produkte<br />

zurückzuführen, die bisher <strong>nicht</strong> kostendeckend<br />

angeboten werden konnten. Der<br />

Anteil PostPac Priority liegt bei den Privatkunden<br />

unter den Erwartungen.<br />

Die Sortierleistung der drei neuen Zentren<br />

Daillens, Härkingen und Frauenfeld wurde<br />

im Jahresverlauf weiter gesteigert. Sie übertrifft<br />

seit Oktober 2001 die ursprünglich<br />

festgelegte Produktionsleistung. Ende April<br />

konnte das Paketzentrum Basel geschlossen<br />

werden. Die Pakete der Region Basel werden<br />

seither im Paketzentrum Härkingen<br />

sortiert. Die gesteigerte Produktivität sowie<br />

das rückläufige Paketvolumen erlauben<br />

weitere Infrastrukturanpassungen.<br />

Seit 1.1.2002 werden die Pakete für das<br />

Berner Oberland in Härkingen anstatt<br />

wie bisher in Bern sortiert. Mit der<br />

angekündigten Schliessung des Paketzentrums<br />

Bern auf den 1.1.2003 werden weitere<br />

Einsparungen erzielt.<br />

Paketpost 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 712 678<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) -151 -255<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 4142 4294<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Pakete (Mio. Sendungen) 118 130<br />

Marktanteil 78% 82%<br />

Erfolgreich im Kuriergeschäft<br />

Wie im Vorjahr kann der Bereich Expresspost einen Gewinn ausweisen. Umsatzmässig<br />

deutlich über den Erwartungen schliesst die Expresspost im Kurierbereich ab. Sowohl der<br />

Swiss-Kurier City wie auch der Swiss-Kurier Intercity verzeichnen klare Umsatz-Zuwächse.<br />

Neben den Produkten, die am Postschalter<br />

angeboten werden, bietet die Expresspost<br />

spezifische Branchen- und Kundenlösungen<br />

an. Zu den Referenzkunden der Expresspost<br />

gehören Frischprodukteanbieter<br />

mit Onlineshop, diverse Grossbanken und<br />

bedeutende Labors. Expresspost festigt mit<br />

diesen Lösungen ihre Position als Qualitätsanbieterin<br />

und Marktleaderin im Expressund<br />

Kuriermarkt der Schweiz. Das ausgewiesene<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis in Kombination<br />

mit der garantierten Zustellzeit<br />

und einer guten Dienstleistungsqualität<br />

sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren.<br />

Expresspost 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 103 108 1<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) 6 5 1<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 365 366 1<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Swiss-Express (Tausend Sendungen) 4921 5990<br />

Swiss-Kurier (Tausend Sendungen) 491 416<br />

Kurierfahrzeuge (Anzahl) 242 239<br />

Fahrzeugkilometer pro Tag (km) 27000 25000<br />

Zugsverbindungen pro Tag (Anzahl) 540 550<br />

1<br />

Vorjahreswerte an neue Führungsstruktur angepasst


58 Personenverkehr<br />

Neue Leistungen im regionalen<br />

Personenverkehr<br />

Postauto Schweiz ist auch im freien Markt erfolgreich: Ein lückenloses Dienstleistungsangebot<br />

und innovative Mobilitätslösungen schaffen einen Vorsprung gegenüber<br />

der Konkurrenz. Postauto schreibt mit einem betrieblichen Ergebnis von CHF 2 Millionen<br />

zum vierten Mal hintereinander schwarze Zahlen.<br />

Das neue Eisenbahngesetz von 1996<br />

gibt die Richtung vor: Effizienzsteigerung<br />

durch Wettbewerb. Seither können Leistungen<br />

im regionalen Personenverkehr<br />

(RPV) von den Bestellern (Kantone, Bund)<br />

ausgeschrieben werden. Auch im Jahr<br />

2001 beteiligte sich Postauto Schweiz an<br />

diversen Ausschreibungen. Dabei konnte<br />

sich Postauto Schweiz im Wettbewerb<br />

erfolgreich behaupten. Grösste Erfolge<br />

sind der Gewinn der Ausschreibungen in<br />

Bellinzona und in der Region Huttwil-Zell.<br />

Neben der Höhe des Offertpreises (<strong>nicht</strong><br />

durch Einnahmen von Fahrgästen, Werbung<br />

usw. gedeckte Kosten) sind Faktoren<br />

wie professionelle Angebotskonzeption<br />

und -planung, Fahrzeugkomfort, Umweltund<br />

Sozialverträglichkeit, Synergien mit<br />

bestehenden Linien, Fahrplaninformation<br />

oder Billettverkaufssysteme für die Auftragsvergabe<br />

entscheidend. Die im Vorjahr<br />

gewonnen Ausschreibungen im Fürstentum<br />

Liechtenstein, in den Regionen Interlaken<br />

und Entlebuch sowie das Stadtbusnetz<br />

in Frauenfeld wurden in Betrieb<br />

genommen. Mit fünf neuen PubliCar-<br />

Regionen hat Postauto die Marktführung<br />

im Bereich der Rufbusangebote weiter<br />

gefestigt.<br />

Nacht-Angebote ausgebaut<br />

Das veränderte Freizeitverhalten der<br />

Jugendlichen weckt neue Mobilitätsbedürfnisse.<br />

So wurde in Zusammenarbeit<br />

mit den SBB im Vorjahr das Nacht-Produkt<br />

«Nightbird» entwickelt. Das bisherige Angebot<br />

mit zwei Linien wurde nun auf<br />

insgesamt 6 Langstrecken-Verbindungen<br />

im nationalen Fernverkehr ausgebaut. Das<br />

Bus-Management erfolgt durch Postauto<br />

Schweiz. Der Fahrdienst wurde aus<br />

Kostengründen in der Testphase durch<br />

private Carhalter besorgt. Neu erbringen<br />

jetzt aber auch Postautobetriebe die<br />

nächtlichen Fahrleistungen.<br />

Vielseitige Mobilität<br />

Das Kerngeschäft von Postauto ist weiterhin<br />

der Linienverkehr. Postauto strebt die<br />

Leaderposition aber auch bei neuen, innovativen<br />

Mobilitätsformen an. Das Laborprojekt<br />

des Stadtverkehrssystems CityCar<br />

wurde in Martigny abgeschlossen. Dieses<br />

System ist jetzt bereit für einen Markttest<br />

und kann interessierten Städten angeboten<br />

werden. Im Bereich der Schülertransporte<br />

gewann Postauto weitere Aufträge.<br />

Zusätzlich zu erwähnen sind der Flughafenbus<br />

in Basel (AIRLINER) und der für<br />

Stadtrundfahrten eingesetzte Strassenzug<br />

«Le p’tit Sédunois» in Sitten. Zur Sicherung<br />

des bisherigen Leistungsumfangs und zur<br />

Nutzung von Synergien werden verschiedenste<br />

Leistungen rund um das Postauto<br />

im Grenzbereich Taxi/Bus ausgeführt. Im<br />

Tourismussektor sollen wichtige Schritte<br />

in der internationalen Marktbearbeitung<br />

getan werden. Erste Erfolge liegen vor. Das<br />

Vermarktungsteam von «Postauto Tourismus»<br />

konnte bei ausländischen Tour Operators<br />

diverse touristische Postauto-Angebote<br />

platzieren, die sich künftig positiv in<br />

Verkaufszahlen niederschlagen werden.<br />

Personenverkehr 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 470 447<br />

Bereichsergebnis 1 (Mio. CHF) 2 5<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 1232 1120<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Anzahl Reisende (Mio.) 95 94<br />

Wagenkilometer (Mio. km) 84 83<br />

Fahrzeuge (Anzahl) 1945 1889<br />

Postauto-Netz (km) 10316 8500<br />

1<br />

Gemäss Verordnung des UVEK über das Rechnungswesen der konzessionierten Transportunternehmen (REVO)<br />

Wieder positives Ergebnis<br />

Trotz sinkendem Abgeltungsvolumen seitens<br />

der Auftraggeber (Kantone und Bund)<br />

konnte auch im Jahr 2001 ein positives<br />

Ergebnis erzielt werden. Mit zusätzlich<br />

im Wettbewerb gewonnenen Transportleistungen<br />

und einer Steigerung der Verkehr<strong>sein</strong>nahmen<br />

aus Billett- und Abo-Verkäufen<br />

gelang es Postauto Schweiz, die<br />

von den Bestellern (Kantone und Bund)<br />

<strong>nicht</strong> abgegoltene Personalteuerung sowie<br />

die Erhöhung des Dieselpreises dank effizientem<br />

Kostenmanagement teilweise<br />

aufzufangen.


International 59<br />

Swiss Post International auf<br />

Wachstumskurs<br />

Swiss Post International baut ihre internationalen Aktivitäten erfolgreich weiter aus und<br />

stellt den Zugang zu weltumspannenden Distributionsnetzen sicher. Mit gezielten<br />

Engagements konnte sich SPI in den für die Schweiz wichtigsten Wirtschaftspartnerländern<br />

weiter verankern.<br />

Wachstum in schwierigem Umfeld<br />

Im Geschäftsjahr sind die Umsätze der geführten<br />

Joint Ventures und Gesellschaften<br />

im Ausland weiter markant gewachsen. In<br />

der Schweiz konnte der hohe Marktanteil<br />

im Import und im Export trotz verstärktem<br />

Wettbewerbsdruck gehalten werden. Die<br />

Kette von negativen Ereignissen im vergangenen<br />

Herbst hat die Geschäftsentwicklung<br />

aufs Jahresende allerdings gebremst.<br />

Projekte zur Entwicklung<br />

im Heimmarkt<br />

Swiss Post International ist Leader im<br />

Import und im liberalisierten Export von<br />

postalischen Gütern aus der Schweiz. Die<br />

steigenden Bedürfnisse der internationalen<br />

Kunden nach massgeschneiderten, grenzüberschreitenden<br />

Lösungen aus einer Hand<br />

stellen hohe Anforderungen an Flexibilität<br />

und Innovationskraft. Swiss Post International<br />

hat deshalb auf Grund einer umfassenden<br />

Produkt-Markt-Strategie eine Neuausrichtung<br />

der gesamten Prozesse und<br />

Strukturen initialisiert. Dabei ist der konsequente<br />

Einsatz von Informationstechnologie<br />

eine unabdingbare Voraussetzung, um<br />

durchgängige und effiziente Prozesse in<br />

der Wertschöpfungskette zu garantieren.<br />

Nach dreijähriger Entwicklungszeit konnte<br />

SPI im Herbst ein voll integriertes Logistikinformationssystem<br />

einführen, das sämtliche<br />

grenzüberschreitenden Prozesse unterstützt,<br />

den Kunden wertvolle Informationen liefert<br />

und mit einem modernen Datawarehousing<br />

die zukunftsgerichtete Planung und Steuerung<br />

der Aktivitäten ermöglicht.<br />

Anschluss an weltweite Logistik-Netze<br />

In den globalisierten Kurier- und Paketmärkten<br />

sichert Swiss Post International<br />

ihren internationalen Kunden qualitativ<br />

führende Angebote durch den Anschluss<br />

an weltweit etablierte Distributionsnetze.<br />

Im Kuriermarkt ist SPI eine Allianz mit der<br />

niederländischen Post eingegangen. Die gemeinsame<br />

Firma in der Schweiz, die TNT<br />

Swiss Post AG, entwickelt sich erfreulich<br />

und weist im ersten vollen Geschäftsjahr<br />

einen deutlichen Wachstumstrend aus.<br />

Im B2B-Paketmarkt ist Swiss Post International<br />

Partner des General-Parcel-Netzes,<br />

das in Europa ein qualitativ führendes Distributionsnetz<br />

betreibt.<br />

International 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 668 692<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) 52 86<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 479 436<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Briefe Versand (Mio. Sendungen) 205 213<br />

Pakete Versand (Mio. Sendungen) 1,0 1,3 2<br />

Zustellqualität Briefpost 1 94,1% 93,4%<br />

1<br />

Anteil Briefe, die rechtzeitig in der Schweiz eintreffen (100%) und am nächsten Tag zugestellt werden.<br />

2<br />

Vorjahreszahl angepasst<br />

Entwicklung im Ausland<br />

In ausgewählten Auslandmärkten, die im<br />

Verkehr mit der Schweiz wichtig sind, baut<br />

SPI Marktaktivitäten auf mit eigenen Gesellschaften<br />

und gezielten Allianzen mit führenden<br />

lokalen Partnern. Mit eigenfinanzierten<br />

Investitionen und dem Potenzial der anerkannten<br />

Qualitätsmarke gewinnt SPI auf diese<br />

Weise kontinuierlich Marktanteile im<br />

europäischen Mail- und B2C-Markt.<br />

In Deutschland wurde das im Jahr 2000<br />

gegründete Unternehmen primeMail GmbH<br />

auf dem Markt eingeführt. Partner der Post<br />

ist Hermes, eine Tochterfirma des Otto-<br />

Versandhauses. PrimeMail bietet eine<br />

flächendeckende Zustellung von Briefen,<br />

Katalogen und Kleinwaren an. Nach Startschwierigkeiten<br />

konnte primeMail vor allem<br />

im zweiten Halbjahr Kunden gewinnen und<br />

eine viel versprechende Marktakzeptanz<br />

erreichen.<br />

In Grossbritannien hat die Konzerngesellschaft<br />

GATS (The Global Alliance of Transportation<br />

Systems) im April 2001 den Betrieb<br />

aufgenommen. GATS bedient vom Standort<br />

London-Heathrow aus den globalen Posttransportmarkt<br />

mit neuen Angeboten, die<br />

am Markt sehr gut aufgenommen wurden.<br />

GATS konnte bereits mehrere Postunternehmungen<br />

als Kunden gewinnen.<br />

In den Niederlanden verstärkte SPI im<br />

August <strong>sein</strong> europäisches Verkaufsnetz mit<br />

der Übernahme von TNT International Mail<br />

Netherlands. Somit ist SPI auch in den<br />

Niederlanden, einem der grössten Logistikmärkte<br />

in Europa, mit einer eigenen Konzerngesellschaft<br />

vertreten.<br />

In Italien wurde eine Beteiligung an Porta<br />

a Porta erworben. Porta a Porta bietet<br />

Logistikoutsourcing und flächendeckende<br />

Hauslieferung mit Mehrwertdiensten wie<br />

Kommissionierung, Konfektionierung, Installation,<br />

Reparaturenservice, Inkasso usw.<br />

an und ist in dieser Hochpreisnische Marktleader<br />

in Italien.<br />

Kurz vor dem Abschluss steht auch das<br />

Joint Venture mit der italienischen Post.<br />

Das gemeinsame Unternehmen soll im<br />

liberalisierten Teil des internationalen Mail-<br />

Geschäfts in Italien Marktführer werden.<br />

Swiss Post International profitiert dabei von<br />

der Heimstärke des Partners, die Poste Italiane<br />

wiederum sind interessiert am Knowhow<br />

und an der starken Marke von Swiss<br />

Post International.


60 Poststellennetz<br />

Die Post modernisiert<br />

ihr Verkaufsnetz<br />

Beim Bereich Poststellen und Verkauf stand 2001 die Überprüfung und Modernisierung<br />

des <strong>nicht</strong> mehr zeitgemässen Poststellennetzes im Vordergrund – ein Thema, das in Politik<br />

und Medien sowohl auf lokaler als auch auf regionaler und nationaler Ebene grosses<br />

Echo hervorrief. Ebenfalls Beachtung fand die Entwicklung des Poststellennetzes zu einem<br />

leistungsfähigen Partner für den Vertrieb neuer Produkte. Mit dieser und weiteren Massnahmen<br />

will die Post ihrer Kundschaft – trotz tendenziell rückläufiger Nachfrage nach traditionellen<br />

Postdienstleistungen – auch in Zukunft ein möglichst flächendeckendes Verkaufsnetz<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Anpassung an das geänderte Kundenverhalten<br />

Mit der Anfang 2001 bekannt gegebenen<br />

Einteilung sämtlicher Poststellen in 3 Kategorien<br />

(P, PP und PPP) hat die Post die Voraussetzung<br />

geschaffen, um landesweit<br />

bedarfsgerechte Postdienstleistungen anbieten<br />

zu können. Die vorgenommene<br />

Analyse dient insbesondere auch als Basis,<br />

um defizitäre Klein- und Kleinstpoststellen<br />

innerhalb der nächsten Jahre durch zweckmässigere<br />

Modelle zu ersetzen. Nebst der<br />

Umwandlung kleiner Poststellen in Filialen<br />

grösserer Poststellen werden an solchen<br />

Orten künftig auch neue, innovative Angebote<br />

wie Postagentur, Haus-Service oder<br />

mobile Post die flächendeckende, bedürfnisgerechte<br />

Versorgung mit Postdienstleistungen<br />

sicherstellen.<br />

Die Poststellennetze der grösseren Städte<br />

werden einzeln geprüft und an die Siedlungsentwicklung<br />

angepasst. Für die<br />

Städte Zürich, Basel, Bern, Genf, St. Gallen,<br />

Lugano, Lausanne und Luzern wurden entsprechende<br />

Studien veröffentlicht und die<br />

Projektarbeiten in Angriff genommen.<br />

Da die Bevölkerung vielerorts eine physisch<br />

vorhandene Poststelle als Teil der lokalen<br />

Identität wahrnimmt, führte bereits die<br />

Absicht der Post, die Weiterführung von<br />

Kleinpoststellen zu überprüfen, mancherorts<br />

zu Protesten auf lokaler bis hin zu<br />

Poststellennetz 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 1863 1 1 931 1<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) 25 2 11 2<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 15450 16074<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Poststellen (Anzahl) 3177 3385<br />

Schalter (Anzahl) 6795 6980<br />

Personalintensität 3 70% 71%<br />

Erträge Dritt- und Zusatzprodukte (Mio. CHF) 92 63<br />

1<br />

Nettoumsatz vor allem mit den produkteführenden Bereichen<br />

2<br />

Vor allem Gewinne aus Verkäufen von Drittprodukten, diese Erträge sind im sonstigen betrieblichen Ertrag<br />

verbucht; Infrastrukturkosten Post-intern abgegolten<br />

3<br />

Verhältnis Personalaufwand/Betriebsertrag in %<br />

Diskussionen auf nationaler Ebene. Dennoch<br />

konnte dank intensiver Gesprächsbemühungen<br />

bereits ein wesentlicher Teil der<br />

betroffenen Poststellen – zumeist im Einvernehmen<br />

mit den lokalen Behörden – in<br />

eine neue Betriebsform überführt werden.<br />

Die Diskussion um den Umfang des von<br />

der Post zu leistenden Service public geht<br />

indessen weiter.<br />

Sortimentserweiterung Drittprodukte<br />

Neben dem Umbau des Poststellennetzes<br />

hat der Bereich Poststellen und Verkauf im<br />

Jahr 2001 verschiedene weitere Projekte<br />

und Massnahmen in Angriff genommen,<br />

um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken,<br />

neue Einnahmen zu generieren und die<br />

Post für kommende Herausforderungen fit<br />

zu machen.<br />

So setzt die Post verstärkt auf die Erweiterung<br />

des klassischen Sortiments durch<br />

neue Produkte, um das Vertriebsnetz besser<br />

auszulasten und zusätzliche Einnahmen<br />

zu generieren. In der Vorweihnachtszeit<br />

wurde mit einem Testsortiment<br />

gestartet. Die Einführung weiterer Produkte<br />

ist geplant.<br />

An attraktiven städtischen Lagen mit<br />

grossem Publikumsverkehr wurden im<br />

vergangenen Jahr 18 so genannte «Post-<br />

Centers» mit umfassendem Angebot eröffnet.<br />

Kundinnen und Kunden finden<br />

unter einem Dach und in attraktiver Umgebung<br />

nebst den gewohnten Post- und<br />

Finanzdienstleistungen auch neue Angebote<br />

wie Telematikprodukte, Papeterieartikel<br />

usw. Im Jahr 2002 werden weitere<br />

grössere Poststellen zu «PostCenters» ausgebaut.<br />

So entwickelt sich die Post von der<br />

ursprünglich reinen Erbringerin klassischer<br />

Postdienstleistungen zunehmend zur umfassenden<br />

Dienstleistungsanbieterin.


Philatelie 61<br />

Innovation und Kundennähe<br />

Der Bereich Briefmarken und Philatelie hat 2001 <strong>sein</strong> Verkaufsstellennetz neu gegliedert<br />

und mit dem Online-Philatelieshop Rekordwerte erzielt. Erneut überraschten eine innovative<br />

Weltneuheit und attraktive Neuausgaben. Die Zusammenarbeit mit neuen Druckpartnern<br />

brachte positive Erfahrungen.<br />

Im Geschäftsjahr wurde das Verkaufsstellennetz<br />

den Kundenbedürfnissen angepasst<br />

und gleichzeitig mit innovativen<br />

Markenausgaben das Image der Briefmarke<br />

verbessert. Der Mitte 2002 wirksam<br />

werdende Beschluss, die posteigene Wertzeichendruckerei<br />

zu schliessen, stiess in<br />

Sammlerkreisen wohl auf leise Kritik, erwies<br />

sich jedoch aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht als unumgänglich.<br />

Neu gegliedertes Verkaufsstellennetz<br />

Das nach umfangreichen Abklärungen<br />

überarbeitete Verkaufsstellennetz basiert<br />

auf drei Säulen: dem zentralen Kundendienst<br />

in Bern mit dem erfolgreichen Internet-Shop,<br />

sechs regionalen Philateliestellen<br />

mit Vollsortiment und über 120 Verkaufspunkten<br />

(PostShops) mit einem aktuellen<br />

Philatelieangebot. Die Teilnahme an elf<br />

Ausstellungen im Ausland unterstützte<br />

den weltweiten Auftritt.<br />

Attraktive Wertzeichen<br />

Absolutes Highlight des Jahres war die<br />

Sondermarke «Chocosuisse». Mit der weltweit<br />

ersten nach süsser Schokolade duftenden<br />

Briefmarke beschritt die Schweizerische<br />

Post einmal mehr technisches<br />

Neuland und erntete im In- und Ausland<br />

grosse Medienpräsenz. Auf gute Resonanz<br />

stiess auch die Gemeinschaftsausgabe mit<br />

Singapur, ein Sonderblock mit Blumenmotiven.<br />

Die zwei farbenfrohen Regenbogenfisch-Marken<br />

als Fortsetzung der<br />

beliebten Kindermotive (Globi, Pingu)<br />

waren in kürzester Zeit an den Postschaltern<br />

ausverkauft. Abgerundet wurde<br />

das nach wie vor als erschwinglich und<br />

seriös geltende Ausgabeprogramm u. a.<br />

mit den traditionellen Briefmarken zu<br />

Gunsten der Stiftungen Pro Juventute und<br />

Pro Patria. Um den Kundenwünschen nach<br />

selbstklebenden Marken zu entsprechen,<br />

werden die gängigsten Marken für A- und<br />

B-Post nun auch in dieser praktischen Form<br />

angeboten.<br />

Erneut konnte der Bereich Briefmarken<br />

und Philatelie eine bedeutende internationale<br />

Auszeichnung entgegennehmen: Das<br />

IOK verlieh den Titel der «Originellsten<br />

olympischen Briefmarke» der runden Sonderausgabe<br />

«Triathlon: Radfahren» zu den<br />

Spielen von Sydney.<br />

Philatelie 2001 2000<br />

Nettoumsatz (Mio. CHF) 49 52<br />

Betriebliches Ergebnis (Mio. CHF) 14 14<br />

Personalbestand (Personaleinheiten) 159 169<br />

Bereichsspezifische Kennzahlen<br />

Neue Briefmarken (Anzahl) 36 36<br />

Ausgelieferte Wertzeichen (Mio.) 485 554<br />

Abonnenten Schweiz (Anzahl) 84000 90000<br />

Abonnenten Ausland (Anzahl) 41000 45000<br />

Briefmarkendruck<br />

Überkapazitäten auf dem Druckmarkt und<br />

der Zwang, die Produktion der Wertzeichen<br />

vermehrt nach wirtschaftlichen<br />

Kriterien auszurichten, führten zum Entscheid,<br />

die hauseigene Druckerei nach<br />

über 70-jähriger Tätigkeit auf Mitte 2002<br />

zu schliessen. Erste positive Erfahrungen<br />

mit neuen Partnern im In- und Ausland zeigen,<br />

dass sich der hohe Qualitätsstandard<br />

auch mit der neuen Vergabepraxis aufrechterhalten<br />

lässt.<br />

Neues Jahresalbum<br />

Das Jahresalbum «la collection suisse»<br />

wendet sich in Buchform und attraktivem<br />

Design an ein breites Publikum. Die bildhaften<br />

Aussagen der kleinen Kunstwerke<br />

werden ergänzt durch fundierte, reich<br />

bebilderte Texte. Begleitet wurde die<br />

Neupositionierung von einer aufwändigen,<br />

selbstbewussten Werbekampagne.<br />

Leitbild<br />

Trotz der Erfolge im Philateliemarkt nahmen<br />

die Abonnentenzahlen leicht ab. Der<br />

Bereich Briefmarken und Philatelie konnte<br />

im Geschäftsjahr aber wieder 1500 Neuabonnenten<br />

gewinnen. Ein von den Mitarbeitenden<br />

entwickeltes Leitbild und die<br />

Strategie 2002–2006 mit klar definierten<br />

Projekten sollen mithelfen, den Rückgang<br />

aufzuhalten und neue Marktsegmente zu<br />

erschliessen.


62 Personal<br />

Mitbestimmen, mittragen,<br />

mitverantworten<br />

Der 16. Oktober 2001 geht in die Geschichte der Post ein. An diesem Tag unterzeichnete sie<br />

zusammen mit den beiden Gewerkschaften Kommunikation und transfair die Gesamtarbeitsverträge<br />

Post und Aushilfen. Über 50 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post<br />

unterstehen somit ab 1. Januar 2002 erstmals einem Gesamtarbeitsvertrag.<br />

GAV-Inhalte<br />

Der «GAV Post» für festangestellte Mitarbeitende<br />

stützt sich auf das Bundespersonalgesetz<br />

(BPG). Er beinhaltet unter<br />

anderem ein neues Lohnsystem, eine<br />

Lohngarantie bis mindestens Ende 2004<br />

und wenigstens fünf Ferienwochen ab<br />

2003. Weiter definiert der Vertrag Bestimmungen<br />

zur Arbeitssicherheit und zum<br />

Kündigungsschutz, eine Sozialvereinbarung<br />

und Eckwerte zu einem Sozialplan.<br />

Ferner formuliert der über 100 Seiten<br />

umfassende GAV ein differenziertes Mitwirkungsrecht<br />

mit Mitbestimmung,<br />

Anhörung/Mitsprache und Information.<br />

Was im November 1999 begann, fand am<br />

19. April 2001 <strong>sein</strong>en Abschluss. Die Verhandlungsdelegationen<br />

der Post einerseits<br />

und der beiden Gewerkschaften Kommunikation<br />

und transfair andererseits haben<br />

unmittelbar vor Ostern die Verhandlungen<br />

über einen GAV für das fest angestellte<br />

Personal (GAV Post) sowie für das Aushilfspersonal<br />

(GAV Aushilfen) erfolgreich abgeschlossen.<br />

Der Verwaltungsrat hat nach eingehender<br />

Prüfung am 19. Juli den beiden Verträgen<br />

sowie den damit verbundenen Dokumenten<br />

zugestimmt. Die bei den beiden Gewerkschaften<br />

durchgeführte Urabstimmung<br />

ergab ebenfalls eine deutliche Zustimmung.<br />

Leitgedanke war schon zu Verhandlungsbeginn<br />

das Ziel, Verträge zu schaffen, die<br />

die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens<br />

im zunehmenden Wettbewerb stärken<br />

und unterstützen, die gleichzeitig aber<br />

auch das Gebot einer sozialen und fortschrittlichen<br />

Ausgestaltung des Arbeitsrechtes<br />

bei der Post erfüllen. Diese Zielsetzung<br />

entspricht dem Auftrag des Gesetzgebers<br />

im Postorganisationsgesetz und setzt die<br />

strategischen Ziele des Bundesrates im Personalbereich<br />

um.<br />

Verhandlungen im Sinne von Treu und<br />

Glauben sind stets ein Ringen um Lösungen,<br />

die schliesslich für alle annehmbar<br />

sind. Die rund anderthalb Jahre, in denen<br />

<strong>dieses</strong> Vertragswerk entstanden ist, waren<br />

geprägt von Härte in der Sache und von<br />

Kreativität beim Suchen und Finden gangbarer<br />

Wege für alle Beteiligten. Die Zustimmungen<br />

zu diesem Vertrag zeugen von<br />

gegenseitigem Vertrauen und von Verantwortungsgefühl.<br />

Sie bedeuten aber auch<br />

Anerkennung der Leistungen der drei Verhandlungsdelegationen.<br />

Der «GAV Aushilfen» enthält gegenüber<br />

dem GAV Post u. a. eine eigene Lohnregelung,<br />

den bisher geltenden Ferienanspruch<br />

sowie ein auf das OR gestütztes<br />

Kündigungsverfahren.<br />

Die Lohnverhandlungen wurden im Spätherbst<br />

nach neuem Modus hart und fair<br />

geführt. Die Branchenkonferenz der Gewerkschaft<br />

Kommunikation lehnte das Verhandlungsergebnis<br />

ab, was zu dem im<br />

GAV vorgesehenen Schlichtungsverfahren<br />

führte. Der Schiedsgerichtsentscheid liegt<br />

inzwischen vor.<br />

2001 2000<br />

PE 1 PE 1<br />

Personalbestand Konzern (ohne Lernpersonal) 44019 44590<br />

Personalbestand Stammhaus (ohne Lernpersonal) 42449 42884<br />

Lernpersonal Stammhaus 1252 1183<br />

1<br />

Personalbestand in Personaleinheiten (PE) = Durchschnittsbestand umgerechnet auf Vollzeitstellen


Personal 63<br />

Eigene Wege bei der beruflichen<br />

Vorsorge<br />

Die Post soll sich zu einem wettbewerbsstarken,<br />

dynamischen und innovativen<br />

Unternehmen weiterentwickeln. Auf diesem<br />

Weg in die Zukunft gilt es unter anderem,<br />

auch die Interessen des Personals im<br />

Auge zu behalten. Dies wiederum bedeutet,<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

für Wechselfälle des Lebens die wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit zu sichern und ihnen<br />

eine zeitgemässe berufliche Vorsorge anzubieten.<br />

Die wichtigsten Voraussetzungen für den<br />

Wechsel vom bisherigen Versicherer zur<br />

eigenen Pensionskasse Post waren die<br />

Bereitschaft des Personals, die Pensionskasse<br />

zu wechseln, sowie die Änderung<br />

des Postorganisationsgesetzes und damit<br />

die Chance, die Ausgestaltung der beruflichen<br />

Vorsorge Post selber festzulegen.<br />

Nachdem die Konzernleitung Post bereits<br />

Ende 2000 ein Projektteam mit dem Aufbau<br />

einer eigenen Pensionskasse Post<br />

beauftragt hatte, erfolgte der Aufbau der<br />

privatrechtlichen Stiftung und der Geschäftsstelle<br />

Pensionskasse Post planmässig.<br />

Am 25. Februar 2001 befürwortete<br />

das Postpersonal in einer Urabstimmung<br />

mit grossem Mehr den vorgeschlagenen<br />

Pensionskassenwechsel. Am 21. November<br />

2001 hat der Bundesrat <strong>sein</strong>e Zustimmung<br />

zum Pensionskassenwechsel der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sowie der Rentnerinnen<br />

und Rentner der Post erteilt und<br />

gleichzeitig entschieden, dass der Bund<br />

den anteiligen Fehlbetrag im Deckungskapital<br />

aus der bisherigen Pensionskasse des<br />

Bundes übernimmt.<br />

Das Projekt Pensionskasse Post konnte am<br />

1. Dezember 2001 durch die Geschäftsorganisation<br />

abgelöst werden. Damit wurde<br />

die Übernahme von rund 70 000 Postmitarbeitenden<br />

sowie Postrentnerinnen und<br />

-rentnern für die weitere Betreuung in der<br />

beruflichen Vorsorge durch die Pensionskasse<br />

Post vollzogen. Die für die operativen<br />

Tätigkeiten zuständige Geschäftsstelle Pensionskasse<br />

Post untersteht dem paritätisch<br />

zusammengesetzten Stiftungsrat von<br />

je fünf Vertreterinnen und Vertretern aus<br />

Arbeitgeber- und Arbeitnehmerkreisen.<br />

Investitionen in die Aus- und Weiterbildung<br />

Die in der Vision Post formulierten Zielsetzungen<br />

sowie ihre schrittweise Realisierung<br />

in den überarbeiteten Strategien stellt zusätzliche<br />

Anforderungen an die Führungskräfte<br />

der Post. Stufengerecht wurden<br />

spezifische Massnahmenpakete zur Personalentwicklung<br />

ausgelöst. Auf der Ebene<br />

der obersten Kaderstufe bildete ein mit der<br />

Egon Zehnder International durchgeführtes<br />

Skills Inventory die Basis. Geleitet von den<br />

Fragen «Welches Management-Können erfordert<br />

die Vision Post?» oder «Wie ist der<br />

Stand des Könnens heute?», wurde jedes<br />

einzelne Mitglied des Top-Managements<br />

beurteilt. Anhand der Ergebnisse wurden<br />

individuelle Entwicklungspläne erstellt, die<br />

sich bei der Mehrzahl der eingeleiteten<br />

Entwicklungsmassnahmen auf den Besuch<br />

von Managementlehrgängen an schweizerischen<br />

und internationalen Bildungsinstituten<br />

sowie auf das Coaching konzentrieren.<br />

Das Management-Development-Konzept<br />

für die nachfolgende Kaderstufe wird im<br />

Jahr 2002 realisiert.<br />

Auf der Ebene des mittleren Kaders und<br />

des Basiskaders wurden die Ausbildungsmodule<br />

konzeptionell neu ausgerichtet und<br />

zusätzliche Entwicklungsmodule geschaffen:<br />

Marketing-Grundhaltung als Erfolgsfaktor,<br />

unternehmerische Führung, erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit in Leitungsteams<br />

und Führen in Zeiten der Veränderungen.<br />

Die Aus- und Weiterbildung als Bestandteil<br />

der Personalentwicklung ist in der Post<br />

traditionellerweise ein Erfolgsfaktor zur<br />

Realisierung der Unternehmensstrategien.<br />

Im Jahr 2001 investierte die Post ingesamt<br />

wiederum über 100 Millionen Franken in<br />

die Aus- und Weiterbildung. Die Personalentwicklung<br />

wird vom Personal sehr geschätzt<br />

und als Motivator beurteilt. Diese<br />

Stärke wird der Post heute zunehmend<br />

auch im Arbeitsmarkt attestiert.<br />

Gesunde Durchmischung der<br />

Teams angestrebt<br />

Die Post hat es sich zum Ziel gesetzt, auf<br />

allen Hierarchiestufen eine gesunde Durchmischung<br />

der Teams nach Alter, Geschlecht<br />

und Kultur zu erreichen. Dazu will sie u. a.<br />

den Frauenanteil im Management erhöhen.<br />

Gleichzeitig legt die Post grossen Wert auf<br />

die Nachwuchsförderung. Mit einem Pilot-<br />

Programm «Mentoring» konnten diese<br />

Aspekte ideal verbunden werden.<br />

Während eines Jahres erhielten sieben<br />

Frauen (Mentees) die Gelegenheit, auf<br />

Grund im Voraus definierter Ziele gemeinsam<br />

mit einem Mentor und ihrem Vorgesetzten<br />

an ihren fachlichen und persönlichen<br />

Kompetenzen zu arbeiten und diese<br />

weiterzuentwickeln. Die Mentoren, die<br />

ausschliesslich Mitglieder der Konzernoder<br />

Bereichsleitungen waren, unterstützten<br />

die engagierten Frauen mit Tipps.<br />

Auf Grund der guten Erfahrungen aus<br />

dem Pilotjahr wird das Mentoringprogramm<br />

definitiv eingeführt. Es soll weiteren<br />

Nachwuchskräften (Männern und Frauen)<br />

die Chance bieten, während eines Jahres<br />

von einer erfahrenen Person begleitet und<br />

auch gefordert zu werden.


64 Impressum<br />

Kontaktstelle<br />

Die Schweizerische Post<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Viktoriastrasse 21<br />

Postfach<br />

CH-3030 Bern<br />

Telefon +41 (0)31 338 13 07<br />

Fax +41 (0)31 338 13 11<br />

www.post.ch<br />

Der Geschäftsbericht Post 2001 erscheint in Deutsch,<br />

Französisch, Italienisch und Englisch.<br />

Aktuelle Informationen sind jederzeit über Internet<br />

abrufbar.<br />

Zusätzliche Geschäftsberichte sind bei der Kontaktstelle<br />

oder über Internet erhältlich.<br />

Mitarbeitende der Post können weitere Exemplare<br />

über den normalen Bestellweg für Material beziehen.<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Die Schweizerische Post<br />

Viktoriastrasse 21<br />

Postfach<br />

CH-3030 Bern<br />

Telefon +41 (0)31 338 11 11<br />

Fax +41 (0)31 338 13 11<br />

www.post.ch<br />

Konzept, Redaktion und Realisation:<br />

Wirz Public Relations AG, Zürich<br />

Hirzel.Neef.Rasi.Schmid., Zürich<br />

Übersetzung und Lektorat:<br />

Sprachdienst Post, Bern<br />

Gestaltung:<br />

Frontpage AG, Zürich (Art Director: Jürg Rohner)<br />

Lithografie:<br />

Ast & Jakob AG, Reprotechnik, Köniz-Bern<br />

Druck:<br />

Stämpfli AG Grafisches Unternehmen, Bern


Die Schweizerische Post<br />

Viktoriastrasse 21<br />

Postfach<br />

CH-3030 Bern<br />

www.post.ch<br />

71.11 dt (122 539) 5.2002 UK

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