Umweltrecht kurz erklärt - Bafu - admin.ch
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<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> des Bundes im Überblick
2 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Inhalt<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Bundesamt für Umwelt BAFU<br />
Das BAFU ist ein Amt des Eidg. Departements<br />
für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK.<br />
Idee, Konzept, Umsetzung<br />
Urs Steiger, steiger texte konzepte beratung, Luzern<br />
Begleitung BAFU<br />
Marco Zaugg, Abteilung Re<strong>ch</strong>t<br />
Zitierung<br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong>.<br />
Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> des Bundes im Überblick.<br />
Bundesamt für Umwelt, Bern. 36 S.<br />
Gestaltung<br />
Kurt Brunner, Martin Brunner Associés<br />
Bildna<strong>ch</strong>weis<br />
Ums<strong>ch</strong>lag, S. 7 re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Lukas Lehmann<br />
S. 3: BAFU<br />
S. 4: AWEL, Züri<strong>ch</strong><br />
S. 5: Sammlung Verkehrshaus Luzern<br />
S. 6: Keystone/Mi<strong>ch</strong>ael Kupfers<strong>ch</strong>midt<br />
S. 7 links: CamCopter/Rolf Widmer<br />
S. 8: Keystone/Francesca Agosta<br />
S. 9 links, S. 13, S. 18 unten, S. 20 oben re<strong>ch</strong>ts:<br />
BAFU/AURA, Emanuel Ammon<br />
S. 9 re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Sandro Campardo<br />
S. 11: Jakob Studnar, Düsseldorf<br />
S. 15: Keystone/Thedi Suter<br />
S. 16, S. 24–25, S. 27 links: Priska Ketterer, Luzern<br />
S. 18 oben: René Maier, Brienz<br />
S. 20 links, S. 32 unten re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Martin Ruets<strong>ch</strong>i<br />
S. 20 re<strong>ch</strong>ts unten: Stadtwerke S<strong>ch</strong>weinfurt GmbH<br />
S. 22: Ro<strong>ch</strong>e/Christopher Gmuender, Muttenz<br />
S. 27 re<strong>ch</strong>ts: BAFU/Markus Senn, Winterthur<br />
S. 28: ALN, Fa<strong>ch</strong>stelle Naturs<strong>ch</strong>utz<br />
S. 30: Albert Marty, Rothenthurm<br />
S. 32 oben: Keystone/Gaëtan Bally<br />
S. 32 unten links: «Landbote»/Marc Dahinden<br />
S. 35 oben: Keystone/Regina Kuehne<br />
S. 35 unten links: Keystone/Craig Ruttle<br />
S. 35 unten re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Jean-Christophe Bott<br />
Vorwort 3<br />
Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> in der Übersi<strong>ch</strong>t<br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>: Spiegel des Umweltbewusstseins 4<br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> setzen und vollziehen<br />
Grundregeln des Umwelts<strong>ch</strong>utzes 8<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utz – eine gemeinsame Aufgabe 10<br />
Stets mit Rücksi<strong>ch</strong>t auf die Umwelt bewilligen 12<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Wege zu besserer Umweltqualität 13<br />
Elemente des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />
Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz 15<br />
Immissionss<strong>ch</strong>utz 17<br />
Abfälle und Boden 19<br />
Sorgfältiger Umgang mit Chemikalien 21<br />
Das Waldgesetz 23<br />
Das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz 25<br />
S<strong>ch</strong>utz von Biodiversität und Lands<strong>ch</strong>aft 28<br />
Kontrollierter Umgang mit Organismen 31<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren 33<br />
Herausforderung Klimas<strong>ch</strong>utz 34<br />
Bezug der gedruckten Fassung und PDF-Download<br />
BBL, Vertrieb Bundespublikationen, CH-3003 Bern<br />
Tel. +41 (0)31 325 50 50, Fax +41 (0)31 325 50 58<br />
verkauf.zivil@bbl.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />
Bestellnummer: 810.400.082d<br />
www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/ud-1072-d<br />
Diese Publikation ist au<strong>ch</strong> in französis<strong>ch</strong>er,<br />
italienis<strong>ch</strong>er und englis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e verfügbar.<br />
© BAFU 2013
3<br />
> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Vorwort<br />
Der Weltkongress «Justice, Governance and Law for Environmental Sustainability»,<br />
den das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) vom 17. bis 20. Juni<br />
2012 in Rio de Janeiro abgehalten hat, forderte die Staaten auf, die Umweltgesetzgebung<br />
wirksam und effizient für die Errei<strong>ch</strong>ung der Na<strong>ch</strong>haltigkeitsziele einzusetzen.<br />
Die ökologis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>haltigkeit könne nur errei<strong>ch</strong>t werden, wenn die Umweltgesetzgebung<br />
gere<strong>ch</strong>t, klar und umsetzbar sei.<br />
Das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>, das in den letzten Jahrzehnten einen hohen Standard<br />
errei<strong>ch</strong>t hat, strebt dieses Ziel an. In den nä<strong>ch</strong>sten Jahren sollen punktuell Gesetzeslücken<br />
gefüllt werden, indem die Umweltgesetzgebung den neuen Herausforderungen<br />
angepasst und weiterentwickelt wird.<br />
Die vorliegende Bros<strong>ch</strong>üre gibt Ihnen einen Überblick über die vielfältige und über<br />
Jahrzehnte gewa<strong>ch</strong>sene s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Umweltgesetzgebung. Das nationale und<br />
das eins<strong>ch</strong>lägige internationale Re<strong>ch</strong>t sind umfassend und in ihrer gegenseitigen<br />
Abhängigkeit dargestellt. Innovative grafis<strong>ch</strong>e Darstellungen erlauben dabei au<strong>ch</strong><br />
einen visuellen Zugang zur abstrakten Welt des Re<strong>ch</strong>ts.<br />
Dr. iur. Florian Wild<br />
Leiter der Abteilung Re<strong>ch</strong>t<br />
Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Bundesamt für Umwelt<br />
Weiterführende Links zu dieser Bros<strong>ch</strong>üre finden si<strong>ch</strong> unter:<br />
www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/umweltre<strong>ch</strong>t-<strong>kurz</strong>-erklaert
Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> in der Übersi<strong>ch</strong>t<br />
> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>:<br />
Spiegel des Umweltbewusstseins<br />
Mit dem wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufs<strong>ch</strong>wung der 1950er- und 1960er-Jahre und der damit verbundenen stärkeren<br />
Nutzung der Umwelt traten erste gravierende Umweltprobleme zu Tage. Als Reaktion darauf und<br />
parallel zum zunehmenden Wissen über ökologis<strong>ch</strong>e Zusammenhänge entwickelte si<strong>ch</strong> eine stetig verfeinerte<br />
und umfassendere Umweltgesetzgebung.<br />
No<strong>ch</strong> in den 1950er- und 1960er-Jahren floss au<strong>ch</strong> in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz das Abwasser aus Industrie, Gewerbe und Haushalten<br />
praktis<strong>ch</strong> ungeklärt in Bä<strong>ch</strong>e, Seen und Flüsse. S<strong>ch</strong>äumende<br />
oder gar gefärbte Bä<strong>ch</strong>e waren allgegenwärtig. Verbreitet<br />
kam es zu grösseren Fis<strong>ch</strong>sterben. Die ungestüme<br />
Bautätigkeit und eine rasant wa<strong>ch</strong>sende Verkehrswelle bra<strong>ch</strong>ten<br />
zunehmend Lärm, eine immer höhere Belastung der Luft<br />
dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>adstoffe und einen forts<strong>ch</strong>reitenden Verlust an Kulturlands<strong>ch</strong>aft<br />
mit si<strong>ch</strong>.<br />
Saubere Gewässer, respektierte Natur<br />
Auf die wa<strong>ch</strong>senden Umweltprobleme reagierten die Stimmbevölkerung,<br />
die eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte und der Bundesrat mit<br />
Gesetzgebungsaktivitäten, die das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> seither s<strong>ch</strong>ritt-
5 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
weise erweiterten und den aktuellen Erfordernissen anpassten.<br />
So wurde 1953 der Gewässers<strong>ch</strong>utz in der Verfassung verankert<br />
und vier Jahre später das entspre<strong>ch</strong>ende Gesetz (GS<strong>ch</strong>G)<br />
in Kraft gesetzt. Dessen primäres Ziel war es, den Ausbau der<br />
Kanalisationsnetze und deren Ans<strong>ch</strong>luss an Kläranlagen voranzutreiben.<br />
Unter dem Eindruck des ras<strong>ch</strong>en Lands<strong>ch</strong>aftswandels<br />
wurde 1962 in einer Volksabstimmung der Bundesverfassung<br />
ein Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzartikel beigefügt.<br />
Dieser Verfassungsauftrag mündete 1966 ins Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
(NHG), in dem der S<strong>ch</strong>utz der einheimis<strong>ch</strong>en<br />
Tier- und Pflanzenwelt sowie der Lands<strong>ch</strong>afts- und der<br />
Denkmals<strong>ch</strong>utz erstmals auf Bundesebene geregelt wurden.<br />
Damit wurde au<strong>ch</strong> die Grundlage für das Bundesinventar der<br />
Lands<strong>ch</strong>aften von nationaler Bedeutung (BLN) ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Zähes Ringen um das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
1965 verlangte ein parlamentaris<strong>ch</strong>er Vorstoss gesetzli<strong>ch</strong>e Regelungen<br />
im Umweltberei<strong>ch</strong>. Der entspre<strong>ch</strong>ende Verfassungsartikel<br />
zum Umwelts<strong>ch</strong>utz wurde 1970 in der Volksabstimmung<br />
mit über 90 Prozent Ja-Stimmen gutgeheissen. Die<br />
Erdölkrise der 1970er-Jahre, aber au<strong>ch</strong> die Beri<strong>ch</strong>te «Grenzen<br />
des Wa<strong>ch</strong>stums», herausgegeben vom Club of Rome, und<br />
«Global 2000» sowie der Beri<strong>ch</strong>t der US-Regierung zur globalen<br />
Umweltsituation hatten die öffentli<strong>ch</strong>e Diskussion über<br />
Umweltprobleme inzwis<strong>ch</strong>en verstärkt. Denno<strong>ch</strong> dauerte es<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> fünfzehn Jahre, bis das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
(USG) 1985 in Kraft trat.<br />
Das Phänomen des «Waldsterbens» rückte 1983 die Lufts<strong>ch</strong>adstoffbelastung<br />
s<strong>ch</strong>lagartig ins Li<strong>ch</strong>t der Öffentli<strong>ch</strong>keit.<br />
Es trug dazu bei, dass mit der Luftreinhalteverordnung (LRV)<br />
das USG in diesem Berei<strong>ch</strong> zügig konkretisiert wurde.<br />
Auf internationaler Ebene führte die Entdeckung des Ozonlo<strong>ch</strong>s,<br />
einer massiven Ausdünnung der Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t über der<br />
Antarktis, 1985 zu einer erstaunli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nellen Reaktion: Mit<br />
dem Montrealer Protokoll, das au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz ratifiziert<br />
Waldsituation im Urner Reusstal zur Zeit des Gotthardbahn-Baus<br />
hat, wurde 1987 ein globales Verbot für die s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>sten<br />
Stoffe ges<strong>ch</strong>affen.<br />
Abfallentsorgung ohne Umwelts<strong>ch</strong>äden<br />
Mitte der 1980er-Jahre zeigte si<strong>ch</strong>, dass die Deponierung von<br />
Abfällen vielerorts zu Gewässerverunreinigungen und Geru<strong>ch</strong>sbelästigungen<br />
führte. Das in der Folge entwickelte Abfallleitbild<br />
des Bundes mündete in die umfassenden Abfallvors<strong>ch</strong>riften<br />
des revidierten USG und der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Verordnung<br />
über Abfälle (TVA), aufgrund deren die Abfälle na<strong>ch</strong> einer<br />
allfälligen Behandlung verwertet oder in geeigneten Deponien<br />
umweltgere<strong>ch</strong>t abgelagert werden müssen. Glei<strong>ch</strong>zeitig sollen<br />
S<strong>ch</strong>utz für den Wald<br />
Das Forstpolizeigesetz von 1876 stellte den S<strong>ch</strong>weizer Wald unter<br />
strengen S<strong>ch</strong>utz und legte erstmals den Grundsatz der na<strong>ch</strong>haltigen<br />
Bewirts<strong>ch</strong>aftung fest. Das Gesetz war eine Reaktion auf vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Übers<strong>ch</strong>wemmungskatastrophen im 19. Jahrhundert, darunter<br />
die wohl grösste Ho<strong>ch</strong>wasserkatastrophe im Alpenraum von 1868.<br />
Ihr Ausmass war zum Teil auf die massive Übernutzung der Wälder<br />
zurückzuführen. Ein Jahr na<strong>ch</strong> dem Forstpolizeigesetz wurde au<strong>ch</strong><br />
das Wasserbaugesetz verabs<strong>ch</strong>iedet, das in den folgenden Jahrzehnten<br />
zur verbreiteten Verbauung der Gewässer führen sollte.<br />
Chronologie der wi<strong>ch</strong>tigsten Umwelterlasse<br />
1876 Forstpolizeigesetz (1991 Waldgesetz, WaG)<br />
1877 Wasserbaupolizeigesetz (1991 Wasserbaugesetz)<br />
1925 Jagdgesetz (totalrevidiert 1986, JSG)<br />
1955 Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz (totalrevidiert 1971 und 1991, GS<strong>ch</strong>G)<br />
1966 Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzgesetz (NHG)<br />
1973 Fis<strong>ch</strong>ereigesetz (totalrevidiert 1991, BGF)<br />
1983 Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG)<br />
1999 CO 2<br />
-Gesetz (totalrevidiert 2012)<br />
2003 Gente<strong>ch</strong>nikgesetz (GTG)
6 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Aufräumarbeiten na<strong>ch</strong> dem Chemieunfall S<strong>ch</strong>weizerhalle bei Muttenz BL<br />
die Abfallaltlasten zügig saniert werden. Mit dem Ablagerungsverbot<br />
für brennbare Abfälle ab dem Jahr 2000 setzte die<br />
S<strong>ch</strong>weiz einen weiteren Meilenstein in der Abfallentsorgung.<br />
Damit gelang es, bislang ungenutzte Abfälle der thermis<strong>ch</strong>en<br />
Verwertung oder au<strong>ch</strong> dem Recycling zuzuführen.<br />
Erwa<strong>ch</strong>tes Risikobewusstsein<br />
Seit je bestand ein Bewusstsein für die Giftigkeit von Stoffen<br />
– zumindest von Stoffen, die für Mens<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> sind.<br />
Das Giftgesetz (GG) von 1969 s<strong>ch</strong>uf den Rahmen für den<br />
Umgang mit Giften, um die Gesundheit von Mens<strong>ch</strong> und Tier<br />
zu s<strong>ch</strong>ützen. Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz weitete den gesetzli<strong>ch</strong>en<br />
Rahmen auf den S<strong>ch</strong>utz der Umwelt aus.<br />
Am 1. November 1986 kam es in einer Chemielagerhalle bei<br />
S<strong>ch</strong>weizerhalle in der Nähe von Basel zu einer Brandkatastrophe,<br />
die zu einer massiven S<strong>ch</strong>ädigung des Rheins führte.<br />
S<strong>ch</strong>lagartig wurde bewusst, dass mit der Lagerung und dem<br />
Umgang mit <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Stoffen grosse Umweltrisiken verbunden<br />
sind. Die ans<strong>ch</strong>liessend ges<strong>ch</strong>affene Störfallverordnung<br />
(StFV) trug dazu bei, das Risikobewusstsein zu s<strong>ch</strong>ärfen<br />
und die Risiken massiv zu vermindern. Mit dem Chemikaliengesetz<br />
(ChemG) von 2000 erfuhr der gesamte Chemikalienberei<strong>ch</strong><br />
eine umfassende Neuregelung; 2005 folgte die für<br />
den Umweltberei<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tige Chemikalien-Risikoreduktions-<br />
Verordnung (ChemRRV).<br />
Die fundierte Auseinandersetzung mit den Risiken der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en<br />
Industrie lenkte die Aufmerksamkeit au<strong>ch</strong> auf andere<br />
Te<strong>ch</strong>nologien, die Umweltrisiken in si<strong>ch</strong> bergen, beispielsweise<br />
die Biote<strong>ch</strong>nologie. Diese wird im USG und im Gente<strong>ch</strong>nikgesetz<br />
(GTG) sowie in den entspre<strong>ch</strong>enden Verordnungen<br />
geregelt. Mit der Mobilfunkte<strong>ch</strong>nologie entwickelte<br />
si<strong>ch</strong> eine weitere Te<strong>ch</strong>nologie in rasantem Tempo, die nebst<br />
Vorteilen für die Gesells<strong>ch</strong>aft au<strong>ch</strong> Risiken mit si<strong>ch</strong> bringt.<br />
Im Sinne der Vorsorge hat die Gesetzgebung darauf mit klaren<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Rahmenbedingungen reagiert.<br />
Raum für Tiere, Pflanzen und Gewässer<br />
In den 1970er- und 1980er-Jahren wu<strong>ch</strong>s das Bewusstsein,<br />
dass es umfassenderer Massnahmen bedarf, um dem s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>enden<br />
Verlust an Tier- und Pflanzenarten entgegenzuwirken.<br />
Einen ents<strong>ch</strong>eidenden S<strong>ch</strong>ritt hin zu einem strengeren<br />
Biotops<strong>ch</strong>utz leitete die Annahme der Rothenthurm-Initiative<br />
1987 ein. Mit ihr wurde der S<strong>ch</strong>utz der Moorbiotope und<br />
-lands<strong>ch</strong>aften in der Verfassung verankert. In der Folge wurde<br />
au<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>utz von weiteren bedrohten Lebensräumen wie<br />
Auen, Amphibienlai<strong>ch</strong>gebieten oder Trockenwiesen und -weiden<br />
verstärkt. Mit der Mögli<strong>ch</strong>keit, in Regionen mit besonders<br />
hohen Natur- und Lands<strong>ch</strong>aftswerten die S<strong>ch</strong>affung von Pärken<br />
von nationaler Bedeutung zu fördern, trägt die Gesetzgebung<br />
in diesem Berei<strong>ch</strong> seit 2007 au<strong>ch</strong> den Forderungen na<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong>haltiger Entwicklung Re<strong>ch</strong>nung. Dem Gedanken eines
7 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
umfassenden Naturs<strong>ch</strong>utzes folgte au<strong>ch</strong> die Restwasserregelung<br />
im Gewässers<strong>ch</strong>utz, die 1991 dank einer Volksinitiative<br />
ins neue Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz Eingang fand. Damit steht<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr nur die Sauberkeit der Gewässer im Vordergrund,<br />
sondern es wird anerkannt, dass Gewässer ihre Funktion als<br />
Lebensraum für Tiere und Pflanzen nur erfüllen können, wenn<br />
sie au<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end Wasser führen und ihnen der notwendige<br />
Raum für eine natürli<strong>ch</strong>e Entwicklung zur Verfügung steht.<br />
Letzteres wurde 2011 mit einer weiteren Revision des Gewässers<strong>ch</strong>utzes<br />
re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>ergestellt. Damit wird au<strong>ch</strong> eine<br />
Forderung des Ho<strong>ch</strong>wassers<strong>ch</strong>utzes erfüllt, der na<strong>ch</strong> den verheerenden<br />
Unwettern von 1987 in seiner Grundkonzeption<br />
überda<strong>ch</strong>t wurde. Der S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren soll demna<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t mehr nur mit höheren und stärkeren S<strong>ch</strong>utzbauwerken<br />
errei<strong>ch</strong>t werden. Der neue Ansatz akzeptiert, dass ein totaler<br />
S<strong>ch</strong>utz ni<strong>ch</strong>t überall mögli<strong>ch</strong> ist. Er kombiniert bauli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>utzmassnahmen mit Massnahmen der Raumplanung und<br />
des Wasserrückhalts. Zudem werden kontrollierbare S<strong>ch</strong>äden<br />
in Kauf genommen.<br />
Gesamtheitli<strong>ch</strong>er Umwelts<strong>ch</strong>utz und na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung<br />
Ein eigentli<strong>ch</strong>er Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> in der ganzheitli<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung<br />
der Umweltaspekte gelang mit der ersten Weltumweltkonferenz<br />
in Rio de Janeiro von 1992, <strong>kurz</strong> «Rio 92». Das damals<br />
lancierte Konzept der na<strong>ch</strong>haltigen Entwicklung verlangt ni<strong>ch</strong>t<br />
nur die ganzheitli<strong>ch</strong>e Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Umweltaspekte,<br />
sondern au<strong>ch</strong> die Berücksi<strong>ch</strong>tigung der ökonomis<strong>ch</strong>en und sozialen<br />
Belange. In Rio wurden mit der Biodiversitätskonvention<br />
und der Klimakonvention zudem zwei ents<strong>ch</strong>eidende internationale<br />
Abkommen verabs<strong>ch</strong>iedet. Auf der Klimakonvention<br />
aufbauend wurde 1998 das Kyoto-Protokoll zur Verminderung<br />
der Treibhausgase verabs<strong>ch</strong>iedet. Zur Umsetzung dieses Protokolls<br />
erliess die S<strong>ch</strong>weiz 1999 das CO 2<br />
-Gesetz. Mit «Rio 92»<br />
starteten zudem die internationalen Anstrengungen, die Auswirkungen<br />
der Produktion und Verwendung von Chemikalien zu<br />
vermindern; 2002 wurde dazu das Stockholmer Übereinkommen<br />
zu persistenten organis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>adstoffen (POP-Konvention)<br />
verabs<strong>ch</strong>iedet (zur globalen Dimension des Umwelts<strong>ch</strong>utzes<br />
vgl. Kasten S. 11). Angetrieben dur<strong>ch</strong> w a<strong>ch</strong>sende wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Erkenntnisse einerseits und s<strong>ch</strong>merzhafte reale Erfahrungen<br />
und Katastrophen anderseits, hat si<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Umweltgesetzgebung in den letzten 50 Jahren zu<br />
einem umfassenden und ganzheitli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tssystem entwickelt.<br />
Neue Te<strong>ch</strong>nologien, Erkenntnisse und Entwicklungen<br />
werden au<strong>ch</strong> künftig zu Ergänzungen dieses Re<strong>ch</strong>tssystems<br />
führen. In naher Zukunft sind aber au<strong>ch</strong> Lücken zu s<strong>ch</strong>liessen,<br />
etwa im Berei<strong>ch</strong> der Biodiversität und – voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> – im<br />
Berei<strong>ch</strong> der Nanote<strong>ch</strong>nologie. Handlungsbedarf besteht aber<br />
au<strong>ch</strong> bei der effizienten Nutzung der natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen.<br />
Kombinierte Deponie Häuli in Lufi ngen ZH in der Einbauphase<br />
Aus der S<strong>ch</strong>lacke der Kehri<strong>ch</strong>tverbrennung aussortiertes Metall
8 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> und grafis<strong>ch</strong><br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> setzen und vollziehen<br />
> Grundregeln des Umwelts<strong>ch</strong>utzes<br />
Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> baut auf einer Reihe von Leitprinzipien auf, die unabhängig von einzelnen Gesetzesbestimmungen<br />
den Charakter der Gesetze und Verordnungen prägen. Sie sind au<strong>ch</strong> mitbestimmend<br />
bei der praktis<strong>ch</strong>en Umsetzung der Bestimmungen.<br />
Das Vorsorgeprinzip<br />
Der Leitspru<strong>ch</strong> «Vorbeugen ist besser als heilen» ist eine Alltagsweisheit,<br />
aber au<strong>ch</strong> der zentrale Leitgedanke des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s, denn: Vorauss<strong>ch</strong>auendes, umweltgere<strong>ch</strong>tes<br />
Planen und Handeln ist langfristig kostengünstiger<br />
und mit weniger Umweltbelastungen verbunden, als zu einem<br />
späteren Zeitpunkt Verbesserungen vorzunehmen oder gar<br />
Umwelts<strong>ch</strong>äden zu beheben. Zur Wirkung kommt das Vorsorgeprinzip<br />
etwa in der Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung, in der<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tung zur vorsorgli<strong>ch</strong>en Begrenzung von Emissionen<br />
im Immissionss<strong>ch</strong>utz oder in der allgemeinen Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />
im Gewässers<strong>ch</strong>utz.<br />
Das Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />
Kosten, die dur<strong>ch</strong> die Behebung von Umweltbelastungen oder<br />
-s<strong>ch</strong>ädigungen entstehen, sollen ni<strong>ch</strong>t von der Allgemeinheit<br />
bezahlt werden, sondern von denjenigen, die sie verursa<strong>ch</strong>t<br />
haben. Wer die Umwelt belastet oder s<strong>ch</strong>ädigt, soll also für<br />
die Behebung der Belastung oder des S<strong>ch</strong>adens aufkommen.<br />
Mit den Kehri<strong>ch</strong>tgebühren und den Abwassergebühren ist das
9<br />
> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Verursa<strong>ch</strong>erprinzip inzwis<strong>ch</strong>en zur Selbstverständli<strong>ch</strong>keit geworden.<br />
Aber das Prinzip gilt generell und kommt beispielsweise<br />
au<strong>ch</strong> bei der Sanierung von Deponien und anderen belasteten<br />
Standorten zur Anwendung.<br />
Bekämpfung an der Quelle<br />
Umweltbelastungen sollen mögli<strong>ch</strong>st gar ni<strong>ch</strong>t entstehen. Das<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) und seine Verordn ungen begrenzen<br />
deshalb die Belastungen, die von einer Anlage ausgehen<br />
dürfen, mit Hilfe von Emissionsgrenzwerten. Au<strong>ch</strong> bei Umweltsanierungen<br />
sind die Massnahmen in erster Linie dort zu<br />
ergreifen, wo die Belastungen entstehen. Beispielsweise sind<br />
zur Verringerung des Eisenbahnlärms vorrangig leisere Wagen<br />
einzusetzen, bevor Lärms<strong>ch</strong>utzwände erstellt werden, die den<br />
bereits entstandenen Lärm abs<strong>ch</strong>irmen.<br />
Ganzheitli<strong>ch</strong>e Betra<strong>ch</strong>tungsweise<br />
Ziel des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s ist es, die Umweltbelastung als Ganzes<br />
zu reduzieren. Die vers<strong>ch</strong>iedenen Umweltaspekte sind<br />
deshalb immer glei<strong>ch</strong>ermassen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Es sollen<br />
au<strong>ch</strong> keine Massnahmen einseitig zugunsten eines Berei<strong>ch</strong>s<br />
ergriffen werden, die zu übermässigen Belastungen in einem<br />
anderen Berei<strong>ch</strong> führen. Lärms<strong>ch</strong>utzmassnahmen beispielsweise<br />
sollen also keine wesentli<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>teile für den Naturund<br />
Lands<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>utz mit si<strong>ch</strong> bringen.<br />
Das Kooperationsprinzip<br />
Das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> wird ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> verordnet,<br />
sondern in einem breit angelegten Ents<strong>ch</strong>eidungsprozess<br />
entwickelt und gemeinsam umgesetzt. Der Einbezug von politis<strong>ch</strong>en<br />
Parteien, Kantonen, von Wirts<strong>ch</strong>afts- und Umweltorganisationen<br />
oder einzelnen Bran<strong>ch</strong>en bei der Erarbeitung<br />
von Verordnungen und Vollzugshilfen bietet Gewähr dafür,<br />
dass praktikable und effiziente Lösungen gefunden werden.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Wirts<strong>ch</strong>aft erlaubt zudem, Umweltmassnahmen<br />
frühzeitig, allenfalls auf freiwilliger Basis,<br />
einzuleiten. Einzelne Vollzugsaufgaben wie Kontrollen oder<br />
Überwa<strong>ch</strong>ungen können an Unternehmen oder Organisationen<br />
übertragen werden, wie dies etwa im Abfallberei<strong>ch</strong> (Recycling)<br />
oder beim Vollzug der Luftreinhalteverordnung der<br />
Fall ist.<br />
Baumas<strong>ch</strong>ine mit Partikelfi lter<br />
Gebrau<strong>ch</strong>te PET-Getränkefl as<strong>ch</strong>en, bereit für die Verwertung
10 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Umwelts<strong>ch</strong>utz – eine gemeinsame Aufgabe<br />
Der Bund legt in den vers<strong>ch</strong>iedenen Bundesgesetzen und ihren Verordnungen sowohl die Ziele des<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzes als au<strong>ch</strong> die Instrumente und Massnahmen fest, mit denen die Ziele zu errei<strong>ch</strong>en sind.<br />
Den Kantonen fällt im Wesentli<strong>ch</strong>en die Aufgabe zu, die gesetzten Ziele zu verwirkli<strong>ch</strong>en. In Teilberei<strong>ch</strong>en<br />
ist der Bund für den Vollzug zuständig. Zudem wa<strong>ch</strong>t er darüber, dass die Kantone ihre Aufgabe<br />
gesetzeskonform wahrnehmen. Sowohl auf der Ebene der Gesetzgebung als au<strong>ch</strong> des Vollzuges arbeiten<br />
der Bund und die Kantone mit der Wirts<strong>ch</strong>aft zusammen.<br />
In der föderalistis<strong>ch</strong> organisierten S<strong>ch</strong>weiz werden staatli<strong>ch</strong>e<br />
Aufgaben so weit wie mögli<strong>ch</strong> von den einzelnen Gliedern<br />
des Staats eigenständig gelöst. Dabei kommt das sogenannte<br />
«Subsidiaritätsprinzip» zur Anwendung, wona<strong>ch</strong> diese Aufgaben<br />
auf der tiefstmögli<strong>ch</strong>en Ebene wahrzunehmen sind.<br />
Gesetze und Verordnungen<br />
Die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundlagen für den Umwelts<strong>ch</strong>utz legen die<br />
eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte in Gesetzen fest. Der Bundesrat erlässt<br />
dazu Verordnungen, wel<strong>ch</strong>e die Gesetze konkretisieren. Die<br />
Vorarbeiten für die Gesetze und Verordnungen leistet die<br />
Bundesverwaltung. Dazu arbeitet sie eng mit den Kantonen,<br />
den Parteien sowie den Wirts<strong>ch</strong>afts- und Umweltorganisationen<br />
zusammen. Vor allem das in der S<strong>ch</strong>weiz etablierte Vernehmlassungs-<br />
und Anhörungsverfahren dient dazu, die Fa<strong>ch</strong>kenntnisse<br />
sowie die Meinungen der Vollzugsbehörden und<br />
der Politik in die Re<strong>ch</strong>tsetzung einfliessen zu lassen.<br />
Umweltorganisationen im Dienste der Umwelt<br />
Die Umwelt kann si<strong>ch</strong> für ihr Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t selbst wehren. Mit dem Verbandsbes<strong>ch</strong>werdere<strong>ch</strong>t<br />
weist das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> diese Aufgabe den<br />
Umweltorganisationen zu. Es gibt gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> tätigen und<br />
vom Bundesrat anerkannten Umweltorganisationen die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />
gegen bestimmte Projekte Einspra<strong>ch</strong>e oder Bes<strong>ch</strong>werde zu erheben.<br />
Damit können die Organisationen als Anwälte der Natur geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
beurteilen lassen, ob diese Vorhaben gesetzeskonform sind.<br />
Zentrale Rolle der Kantone im Vollzug<br />
Mit der praktis<strong>ch</strong>en Umsetzung, dem Gesetzesvollzug, wird<br />
die ges<strong>ch</strong>riebene Gesetzgebung wirksam. Die Verantwortung<br />
dafür liegt in erster Linie bei den Kantonen, die damit eine zentrale<br />
Rolle im Umwelts<strong>ch</strong>utz einnehmen. Die Kantone organi-<br />
Re<strong>ch</strong>tsetzung<br />
<<br />
Vollzug<br />
Gesetz<br />
Verordnung<br />
<<br />
<<br />
Bes<strong>ch</strong>luss<br />
Parlament<br />
Bundesrat<br />
Bund Kantone Bundesaufsi<strong>ch</strong>t<br />
Vorbereitung<br />
Bundesrat<br />
Verwaltung<br />
<<br />
<<br />
Verwaltung Wirts<strong>ch</strong>aft Gemeinden<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Haushalte<br />
Konsultation<br />
Kantone<br />
Parteien<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Umweltorganisationen<br />
Kantone<br />
Parteien<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Umweltorganisationen<br />
Gesetzgebungsprozess und Vollzug von <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz (s<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>)
11 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Umwelts<strong>ch</strong>utz – au<strong>ch</strong> eine globale Aufgabe<br />
Viele Umweltprobleme, beispielsweise Lärmbelastungen oder<br />
Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen von Biotopen, werden in unmittelbarer Nähe der<br />
Problemquelle wahrgenommen. Andere manifestieren si<strong>ch</strong> weit entfernt<br />
und haben so mitunter eine globale Dimension – sei dies aufgrund<br />
der zugrundeliegenden <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>-physikalis<strong>ch</strong>en Prozesse oder<br />
der globalen Wirts<strong>ch</strong>aftsverfle<strong>ch</strong>tungen. Die Verwendung von Fluor-<br />
Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) in Kühlanlagen und Spraydosen<br />
führt etwa zum Ozonlo<strong>ch</strong> über der weit entlegenen Antarktis. Ähnli<strong>ch</strong><br />
verhält es si<strong>ch</strong> mit dem globalen Klimawandel, der auf die gesamten<br />
weltweit anfallenden Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist.<br />
Sonderabfälle, deren umweltgere<strong>ch</strong>te Entsorgung sehr aufwändig ist,<br />
werden auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> billigen Entsorgungsmögli<strong>ch</strong>keiten rund<br />
um die Erde vers<strong>ch</strong>oben.<br />
Abwracken von S<strong>ch</strong>iffen in Bangladesh<br />
sieren den Gesetzesvollzug sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>, insbesondere<br />
inwieweit sie die Aufgaben den Gemeinden übertragen<br />
oder selbst erledigen. Einzelne Aufgaben übertragen sie au<strong>ch</strong><br />
privaten Unternehmen oder Wirts<strong>ch</strong>afts- oder – seltener –<br />
Umweltorganisationen. In man<strong>ch</strong>en, klar festgelegten Fällen –<br />
beispielsweise bei Waldrodungen von mehr als 5000 m 2 ,<br />
Grossanlagen zur thermis<strong>ch</strong>en Energieerzeugung und grossen<br />
Wasserkraftwerken – sind die Kantone verpfli<strong>ch</strong>tet, vor ihrem<br />
Ents<strong>ch</strong>eid eine Stellungnahme der Umweltfa<strong>ch</strong>behörde des<br />
Bundes einzuholen. In bestimmten Teilberei<strong>ch</strong>en ist der Bund<br />
selbst für den Vollzug verantwortli<strong>ch</strong>, insbesondere dort,<br />
wo der Import und Export von Waren und Abfällen betroffen<br />
ist und wo der Bund Bewilligungen erlässt, beispielsweise<br />
für Eisenbahnen, Autobahnen, Seilbahnen und weitere Infrastrukturanlagen.<br />
Wa<strong>ch</strong>sames Auge des Bundes<br />
Der Bund beaufsi<strong>ch</strong>tigt die Kantone beim Vollzug des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />
und stellt damit si<strong>ch</strong>er, dass die Umweltgesetzgebung<br />
in der gesamten S<strong>ch</strong>weiz glei<strong>ch</strong>ermassen zur Anwendung<br />
kommt. Diese Aufgabe wird mögli<strong>ch</strong>st partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
wahrgenommen. Stellt der Bund aber fest, dass kantonale<br />
Behörden das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> ni<strong>ch</strong>t einhalten, indem sie beispielsweise<br />
eine Bewilligung re<strong>ch</strong>tswidrig erteilt haben, kann<br />
er mit Hilfe des Behördenbes<strong>ch</strong>werdere<strong>ch</strong>ts aktiv werden,<br />
sodass der entspre<strong>ch</strong>ende Fall vom zuständigen Geri<strong>ch</strong>t beurteilt<br />
wird.<br />
Umweltprobleme mit globaler Dimension lassen si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Umweltgesetze<br />
einzelner Länder allein ni<strong>ch</strong>t bewältigen. Dazu ist vielmehr<br />
ein gemeinsames und global koordiniertes Vorgehen der gesamten<br />
Staatengemeins<strong>ch</strong>aft notwendig. Angesi<strong>ch</strong>ts der potenziell verheerenden<br />
Auswirkungen dieser Probleme haben die internationalen<br />
Bemühungen zum S<strong>ch</strong>utze der Umwelt gerade in jüngster Zeit stark<br />
an Bedeutung gewonnen. In Rahmenkonventionen – wie der Klimakonvention<br />
oder der Biodiversi tätskonvention – hat si<strong>ch</strong> die internationale<br />
Staatengemeins<strong>ch</strong>aft auf generelle Ziele in diesen Berei<strong>ch</strong>en<br />
geeinigt. Im Rahmen sogenannter «Protokolle», die gestützt auf die<br />
Rahmenkonventionen erlassen wurden, etwa des Kyoto-Protokolls im<br />
Klimaberei<strong>ch</strong>, wurde die operative Umsetzung dieser Ziele geregelt.<br />
Na<strong>ch</strong> einem Beitritt (Ratifikation) zu einem internationalen Umweltabkommen<br />
müssen die einzelnen Länder in der Regel ihre nationalen<br />
Gesetze den internationalen Anforderungen anpassen. Dies ges<strong>ch</strong>ah<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz im Klimaberei<strong>ch</strong> mit dem Erlass des CO 2<br />
-Gesetzes.<br />
Die internationale Umweltpolitik ist einer der S<strong>ch</strong>werpunkte der<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aussenpolitik. Die S<strong>ch</strong>weiz leistet mit ihren Anstrengungen<br />
zur wirksamen Ausgestaltung des internationalen <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />
einen wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zum S<strong>ch</strong>utz der globalen Umwelt.<br />
Dies dient au<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>utz der S<strong>ch</strong>weiz selbst, weil sie si<strong>ch</strong> damit<br />
vor S<strong>ch</strong>äden infolge grenzübers<strong>ch</strong>reitender Umweltvers<strong>ch</strong>mutzung<br />
s<strong>ch</strong>ützt. Die Verbesserung der internationalen Umweltstandards<br />
s<strong>ch</strong>ützt die S<strong>ch</strong>weiz aber au<strong>ch</strong> vor Billigimporten aus Ländern,<br />
die auf die Einführung und Dur<strong>ch</strong>setzung wirksamer Umweltvors<strong>ch</strong>riften<br />
verzi<strong>ch</strong>ten.
12 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Stets mit Rücksi<strong>ch</strong>t auf die Umwelt bewilligen<br />
Eine Behörde, die eine Bewilligung für ein Vorhaben erteilt, das die Umwelt belasten könnte, muss nebst<br />
allen anderen re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Aspekten stets au<strong>ch</strong> die Umweltaspekte beurteilen. Bei grossen Projekten,<br />
die die Umwelt erhebli<strong>ch</strong> belasten können, kann sie si<strong>ch</strong> auf einen entspre<strong>ch</strong>enden Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsberi<strong>ch</strong>t<br />
stützen. Au<strong>ch</strong> die Raumplanung berücksi<strong>ch</strong>tigt Umweltaspekte und vermeidet dadur<strong>ch</strong><br />
spätere Konfl ikte.<br />
Die Behörde – sei dies der Gemeinderat, eine kantonale oder<br />
eine Bundesbehörde –, die eine Bewilligung für ein Bauprojekt<br />
erteilt, überprüft, ob das Projekt die gesetzli<strong>ch</strong>en Anforderungen<br />
erfüllt. Neben den baure<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Aspekten muss<br />
sie dabei zwingend au<strong>ch</strong> die Umweltaspekte berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Koordinationsbedarf gibt es jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur bei Bauten und<br />
Anlagen, sondern au<strong>ch</strong> bei Chemikalien, wo oft glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
der Gesundheitss<strong>ch</strong>utz, der Umwelts<strong>ch</strong>utz und der Arbeitnehmers<strong>ch</strong>utz<br />
betroffen sind.<br />
In der Regel müssen für ein Projekt mehrere Bewilligungen<br />
erteilt werden, für die au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Behörden zuständig<br />
sind. Um zu verhindern, dass es zu widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
kommt, sind die Behörden verpfli<strong>ch</strong>tet, die Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
untereinander abzustimmen. Auf Bundesebene<br />
erteilt die Leitbehörde sämtli<strong>ch</strong>e erforderli<strong>ch</strong>en Bewilligungen.<br />
Sie holt bei den anderen zuständigen Stellen die Stellungnahmen<br />
zum Projekt ein und fällt s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> einen Gesamtents<strong>ch</strong>eid.<br />
In Kantonen, die die Verfahren ni<strong>ch</strong>t auf diese<br />
Art konzentriert haben, müssen die Behörden auf andere Weise<br />
aufeinander abgestimmte Ents<strong>ch</strong>eide si<strong>ch</strong>erstellen.<br />
Für den Bau einer neuen Erdgasleitung beispielsweise waren<br />
die Rodung von 14 000 m2 Wald und die Beseitigung von Ufervegetation<br />
erforderli<strong>ch</strong>. Die Bewilligung für die neue Gasleitung,<br />
die Plangenehmigung, erteilte das Bundesamt für Energie<br />
(BFE). Glei<strong>ch</strong>zeitig erteilte das BFE au<strong>ch</strong> die Bewilligung<br />
für die Waldrodung und die Beseitigung der Ufervegetation,<br />
holte aber vorgängig vom BAFU eine Stellungnahme ein.<br />
Die Umweltverträgli<strong>ch</strong>keit prüfen<br />
Gerade bei grösseren Projekten – etwa Kraftwerken, Auto- und Eisenbahnen,<br />
aber au<strong>ch</strong> Industrieanlagen oder Einkaufszentren – sind starke<br />
Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten. Bei einer festgelegten Liste<br />
von Anlagetypen verlangt das Re<strong>ch</strong>t deshalb, dass der Gesu<strong>ch</strong>steller<br />
die Umweltauswirkungen vor dem Ents <strong>ch</strong>eid detailliert abklärt und in<br />
einem Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsberi<strong>ch</strong>t darstellt. Er muss darin au<strong>ch</strong> aufzeigen,<br />
wel<strong>ch</strong>e Massnahmen vorgesehen sind, um die Auswirkungen<br />
auf die Umwelt zu vermindern. Die Leitbehörde prüft im Rahmen der<br />
Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung anhand dieses Beri<strong>ch</strong>tes, ob das geplante<br />
Projekt die umweltre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften einhält.<br />
Eine Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung war au<strong>ch</strong> für den Werkhof eines<br />
Bauabfallunternehmens im Kanton Züri<strong>ch</strong> notwendig. Dieses plante,<br />
einen bisher offenen Abstellplatz intensiver zu nutzen und ihn zu diesem<br />
Zweck zu überda<strong>ch</strong>en. Das entspre<strong>ch</strong>ende Grundstück grenzt an<br />
ein ges<strong>ch</strong>ütztes Ho<strong>ch</strong>moor von nationaler Bedeutung und dient diesem<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig als Pufferzone. Das Moor ist im Weiteren von der Autobahn<br />
und der Hauptstrasse eingegrenzt. Da die Hauptstrasse seit <strong>kurz</strong>em<br />
mit einer Entwässerung ergänzt wurde, leidet das Moor unter Wassermangel.<br />
Im Umweltberi<strong>ch</strong>t konnte aufgezeigt werden, dass das Ho<strong>ch</strong>moor<br />
vom Bau des neuen Werkgebäudes profitieren kann: Das saubere<br />
Regenwasser soll nämli<strong>ch</strong> auf dem Da<strong>ch</strong> gesammelt und im Moor<br />
fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t versickert werden. Zudem wird der Übergang vom bebauten<br />
Grundstück zum Moor in angepasster Weise bepflanzt.<br />
Raumplanung sorgt vor<br />
Eine wi<strong>ch</strong>tige – vorgezogene – Koordinationsfunktion übernimmt<br />
zudem die Raumplanung: Sie regelt, wie einzelne Gebiete,<br />
insbesondere Baugebiete, genutzt werden können.<br />
Dabei muss sie beispielsweise dafür sorgen, dass Nutzungen<br />
wie Einkaufszentren oder Sport- und Eventhallen, die mit viel<br />
Verkehr und damit mit Lärm und Lufts<strong>ch</strong>adstoffen verbunden<br />
sind, die Umweltqualität von Wohn- und Erholungsgebieten<br />
ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>mälern.
13<br />
> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Vers<strong>ch</strong>iedene Wege zu besserer<br />
Umweltqualität<br />
Verbote, Gebote, Anreize – die Gesetzgebung kennt vers<strong>ch</strong>iedene Instrumente, um die Umwelt zu s<strong>ch</strong>ützen.<br />
Die Vielzahl der Instrumente ermögli<strong>ch</strong>t, die gesetzli<strong>ch</strong>en Vorgaben wirkungsvoll und mit mögli<strong>ch</strong>st<br />
geringem Verwaltungsaufwand und zu tiefen volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kosten umzusetzen.<br />
Die Bestimmungen der Umweltgesetzgebung sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
konkret ausgestaltet. In allgemeinen Regelungen<br />
sind generelle Verhaltensanweisungen formuliert, beispielsweise<br />
das Verbot, Gewässer zu verunreinigen, oder der Grundsatz,<br />
dass Abfälle so weit wie mögli<strong>ch</strong> getrennt zu sammeln<br />
und zu verwerten sind. Im Gegensatz dazu stehen sehr konkrete<br />
Bestimmungen, die spezifis<strong>ch</strong>e, oft zahlenmässige Vorgaben<br />
– etwa Grenzwerte für Lufts<strong>ch</strong>adstoffemissionen oder<br />
die Lärmbelastung – enthalten.<br />
Klare Vorgaben, harte Konsequenzen<br />
Gebote und Verbote gehören zu den wohl bekanntesten Gesetzesvors<strong>ch</strong>riften.<br />
Widerhandlungen gegen die wi<strong>ch</strong>tigsten Gebote<br />
und Verbote sind unter Strafe gestellt. Mit Verboten und<br />
Geboten, zum Beispiel in Form von Grenzwerten, zieht das<br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> klare Linien, die es einzuhalten gilt. So ist klar<br />
festgelegt, wie viele S<strong>ch</strong>adstoffe ein Auto ausstossen und wie<br />
viel Lärm es verursa<strong>ch</strong>en darf. Der Ausstoss an S<strong>ch</strong>adstoffen<br />
muss alle zwei Jahre überprüft und damit der Na<strong>ch</strong>weis<br />
erbra<strong>ch</strong>t werden, dass die Grenzwerte no<strong>ch</strong> eingehalten werden.<br />
Au<strong>ch</strong> Gebäudeheizungen müssen festgelegte S<strong>ch</strong>adstoffgrenzwerte<br />
einhalten. Andererseits ist es verboten, bestimmte<br />
Brennstoffe wie besonders s<strong>ch</strong>adstoffhaltiges S<strong>ch</strong>weröl oder<br />
Heizöl mit hohem S<strong>ch</strong>wefelgehalt einzusetzen. Naturs<strong>ch</strong>utzgebiete<br />
sind dur<strong>ch</strong> Nutzungsvors<strong>ch</strong>riften ges<strong>ch</strong>ützt. Wo no<strong>ch</strong><br />
eine landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Nutzung zulässig ist, wird diese<br />
beispielsweise dur<strong>ch</strong> klare Terminvorgaben für den Grass<strong>ch</strong>nitt<br />
geregelt.<br />
Gebote und Verbote haben zu einer erhebli<strong>ch</strong>en Verbesserung<br />
der Umweltqualität beigetragen. Das Verbot, Wald zu roden,<br />
hat die Si<strong>ch</strong>erung und die na<strong>ch</strong>haltige Erholung des Waldbestandes<br />
ermögli<strong>ch</strong>t. Die S<strong>ch</strong>adstoffgrenzwerte im Berei<strong>ch</strong> der<br />
Gebäudeheizungen und der Fahrzeuge haben zu te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en<br />
Entwicklungen wie neuen Heizbrennern, dem Katalysator<br />
oder dem Partikelfilter geführt. Au<strong>ch</strong> das Verbot der ozon-<br />
Einsatz von Recycling-Beton
14 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>ädigenden Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW)<br />
hat einen Erfolg mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />
Im Portemonnaie spürbar ma<strong>ch</strong>en<br />
Hinter marktwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Instrumenten steht die Überlegung,<br />
dass die Me<strong>ch</strong>anismen der freien Marktwirts<strong>ch</strong>aft dafür<br />
eingesetzt werden, finanzielle Anreize für umweltkonformes<br />
Verhalten zu s<strong>ch</strong>affen. Wer si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t umweltgere<strong>ch</strong>t verhält,<br />
soll höhere Kosten zu tragen haben als jene, die si<strong>ch</strong> umweltkonform<br />
verhalten. Dies kann mit Hilfe von Lenkungsabgaben<br />
oder Gebühren errei<strong>ch</strong>t werden. Die Lenkungsabgabe<br />
auf Lösungsmittel beispielsweise wurde so ausgestaltet, dass<br />
sie in der Einführungsphase stufenweise erhöht wurde. Das<br />
ma<strong>ch</strong>te es für die betroffenen Bran<strong>ch</strong>en zunehmend interessanter,<br />
Lösungsmittel einzusparen. Die Lenkungsabgabe hat<br />
unter anderem bewirkt, dass in der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Industrie Lösungsmittel<br />
in man<strong>ch</strong>en Produktionsprozessen vollständig<br />
rezykliert werden oder dass diese ganz ohne Lösungsmittel<br />
auskommen.<br />
Umweltmanagementsysteme sollen Unternehmen dazu bringen,<br />
ni<strong>ch</strong>t nur in Einzelberei<strong>ch</strong>en für bessere Umweltqualität<br />
zu sorgen, sondern ihr ganzes Handeln in den Dienst der Umwelt<br />
zu stellen und damit konstante Verbesserungen anzustreben.<br />
Unternehmen, die ein Umweltmanagementsystem einführen,<br />
können ihre Anstrengungen im Marktwettbewerb als<br />
besondere Auszei<strong>ch</strong>nung einbringen. Ihre Umweltleistungen<br />
werden regelmässig überprüft.<br />
Marktwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Instrumente kommen in Betra<strong>ch</strong>t, wenn<br />
bestimmte Verhaltensweisen ni<strong>ch</strong>t zwingend vorges<strong>ch</strong>rieben,<br />
sondern ledigli<strong>ch</strong> Anreize für ein bestimmtes Verhalten gesetzt<br />
werden sollen. Sol<strong>ch</strong>e Anreize wollen das Eigeninteresse<br />
am Umwelts<strong>ch</strong>utz fördern. Je na<strong>ch</strong> Ausgestaltung werden<br />
Gebühren oder Abgaben dazu eingesetzt, die anstehenden<br />
Massnahmen wie die Abfallverwertung zu bezahlen, oder sie<br />
werden – wie teilweise im Fall der CO 2<br />
-Abgabe – über die<br />
AHV-Ausglei<strong>ch</strong>skassen beziehungsweise die Krankenkassen<br />
an die Unternehmen und die Bevölkerung zurückgeführt.<br />
Bran<strong>ch</strong>en verpfli<strong>ch</strong>ten<br />
Um die speziellen Bedingungen einzelner Wirts<strong>ch</strong>aftsbran<strong>ch</strong>en<br />
zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, sieht das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
vor, Umweltmassnahmen im Rahmen von Vereinbarungen<br />
individuell festzulegen. Die Bran<strong>ch</strong>en verpfli<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong><br />
dabei, Verbesserungsmassnahmen na<strong>ch</strong> einem bestimmten<br />
Zeitplan und in bestimmtem Umfang zu realisieren. Im Gegenzug<br />
wird etwa auf den Erlass von Vors<strong>ch</strong>riften verzi<strong>ch</strong>tet.<br />
Entspre<strong>ch</strong>ende Vereinbarungen wurden beispielsweise mit<br />
den Tankstellenbesitzern für die lufthygienis<strong>ch</strong>e Sanierung<br />
der Tankstellen abges<strong>ch</strong>lossen. Au<strong>ch</strong> in der energieintensiven<br />
Zementindustrie, deren Handlungsmögli<strong>ch</strong>keiten für Energieeinsparungen<br />
aufgrund ihrer Produktionsprozesse stark einges<strong>ch</strong>ränkt<br />
sind, kommen Vereinbarungen zum Einsatz.<br />
Betriebsbezogene individuelle Lösungen sind au<strong>ch</strong> im Rahmen<br />
des CO 2<br />
-Gesetzes vorgesehen. Bestimmte Unternehmen<br />
können si<strong>ch</strong> von der CO 2<br />
-Abgabe befreien, wenn sie si<strong>ch</strong> zu<br />
einer Begrenzung ihrer CO 2<br />
-Emissionen dur<strong>ch</strong> Massnahmen<br />
verpfli<strong>ch</strong>ten.<br />
<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>li<strong>ch</strong>e Vereinbarungen ermögli<strong>ch</strong>en es, spezielle<br />
Voraussetzungen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Sie eröffnen den Unternehmen<br />
Handlungsspielraum für Verbesserungsmassnahmen,<br />
verlangen von ihnen aber mehr Selbstverantwortung.<br />
Vorauss<strong>ch</strong>auende Umweltplanung<br />
Die Vielgestaltigkeit der meisten Umweltprobleme verlangt,<br />
dass der Staat ni<strong>ch</strong>t nur reaktiv tätig wird. Vielmehr kommt<br />
au<strong>ch</strong> der vorauss<strong>ch</strong>auenden Umweltgestaltung – und damit<br />
der Umweltplanung – eine zentrale Bedeutung zu. Unter den<br />
Begriff «Planung» fällt eine Vielzahl von Instrumenten, die<br />
hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ihrer Wirkungsweise in informative, beeinflussende<br />
und zwingende Planungen unterteilt werden können.<br />
Letztgenannte Pläne haben in der Regel S<strong>ch</strong>utz<strong>ch</strong>arakter. Mit<br />
ihnen wird festgelegt, wel<strong>ch</strong>e Tätigkeiten in einem bestimmten<br />
Gebiet ausgeführt werden dürfen oder wie stark ein Gebiet<br />
beispielsweise dur<strong>ch</strong> Lärm oder Lufts<strong>ch</strong>adstoffe belastet werden<br />
darf. Für den S<strong>ch</strong>utz vor Lärm werden den Baugebieten<br />
im Rahmen der kommunalen Nutzungsplanungen sogenannte<br />
«Empfindli<strong>ch</strong>keitsstufen» zugeordnet. Diese legen fest, wie viel<br />
Lärm auf diese Gebiete einwirken darf. Gewässers<strong>ch</strong>utzareale<br />
haben zum Ziel, Grundwasserfassungen vor dem Eintrag von<br />
Düngestoffen, Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln usw. zu s<strong>ch</strong>ützen. Im Naturs<strong>ch</strong>utz<br />
dienen S<strong>ch</strong>utzzonen dazu, gefährdete Biotope wie<br />
Moore, Trockenwiesen oder Flussauen zu s<strong>ch</strong>ützen.<br />
Informiert handeln<br />
Der Information kommt im Umwelts<strong>ch</strong>utz eine zentrale Rolle<br />
zu: So soll einerseits der Zugang zu Informationen über den<br />
Umweltzustand si<strong>ch</strong>ergestellt sein. Andererseits unterstützt<br />
die aktive Verbreitung von Informationen darüber, wie die<br />
Umwelt ges<strong>ch</strong>ont und entlastet werden kann, die Verwaltung<br />
beim Vollzug. Sie ermögli<strong>ch</strong>t es Unternehmen und Einzelpersonen<br />
aber au<strong>ch</strong>, in ihrem Unternehmen oder zu Hause eigenverantwortli<strong>ch</strong><br />
umweltbewusst tätig zu sein. Mit grösseren<br />
und kleineren Kampagnen hat der Bund vor allem im Abfall-,<br />
im Luft- und Lärmberei<strong>ch</strong> das Umweltbewusstsein gestärkt<br />
und Mögli<strong>ch</strong>keiten für umweltgere<strong>ch</strong>tes Handeln jedes Einzelnen<br />
aufgezeigt. Die aktive Information hat so mitgeholfen,<br />
die bisher erzielten Umweltforts<strong>ch</strong>ritte zu realisieren.
Elemente des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />
> Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) bildet den Grundpfeiler des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s. Es regelt<br />
mehrere zentrale Gebiete des Umwelts<strong>ch</strong>utzes und enthält übergreifende Bestimmungen, die für den<br />
ganzen Umwelts<strong>ch</strong>utz gelten. Die detaillierten Bestimmungen sind in den vers<strong>ch</strong>iedenen Verordnungen<br />
zum USG festgehalten.<br />
Das USG regelt übergreifend mehrere Umweltberei<strong>ch</strong>e. Es setzt<br />
zudem grundlegende Instrumente des Umwelts<strong>ch</strong>utzes fest<br />
und formuliert re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundprinzipien, die einem umfassenden<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzverständnis verpfli<strong>ch</strong>tet sind.<br />
Verordnungen und weitere Umweltgesetze<br />
Thematis<strong>ch</strong> befasst si<strong>ch</strong> das USG mit einem zentralen Teil des<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzes, nämli<strong>ch</strong> mit den Themen Immissionss<strong>ch</strong>utz,<br />
umweltgefährdende Stoffe, Organismen, Abfälle (eins<strong>ch</strong>liess-<br />
li<strong>ch</strong> der Sanierung belasteter Standorte) sowie Boden. Das USG<br />
enthält für diese Berei<strong>ch</strong>e die grundsätzli<strong>ch</strong>en Regelungen,<br />
etwa wel<strong>ch</strong>e Instrumente zum Einsatz kommen. Die detaillierten<br />
Bestimmungen, beispielsweise Grenzwerte, sind Inhalt<br />
der jeweiligen Verordnungen. Die weiteren Berei<strong>ch</strong>e des<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzes wie der Gewässers<strong>ch</strong>utz, der Klimas<strong>ch</strong>utz,<br />
der Wald-, Natur- und Lands<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>utz usw. werden in eigenen<br />
Spezialgesetzen behandelt.
16<br />
> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Übergreifende Bestimmungen und Instrumente<br />
Weiter enthält das USG die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundprinzipien des<br />
s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s (vgl. S. 8) sowie übergreifende<br />
Instrumente des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s wie die Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung,<br />
die Umweltinformation, die Lenkungsabgaben<br />
und das Ve rbandsbes<strong>ch</strong>werdere<strong>ch</strong>t. Es dient aber ni<strong>ch</strong>t allein<br />
dem vorsorgli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz. Mit den Bestimmungen zu Sanierungen<br />
legt das USG au<strong>ch</strong> fest, wie vorzugehen ist, wenn die<br />
Vors<strong>ch</strong>riften ni<strong>ch</strong>t eingehalten werden.<br />
Überwa<strong>ch</strong>en der Wasserqualität in Bä<strong>ch</strong>en und Flüssen<br />
Vom USG erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Finanzen<br />
– Gebühren<br />
– Finanzhilfen und<br />
Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />
Abgeltungen<br />
Boden<br />
Grundprinzipien<br />
– Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />
– Vorsorgeprinzip<br />
– gesamtheitli<strong>ch</strong>e<br />
Betra<strong>ch</strong>tung<br />
Immissionss<strong>ch</strong>utz<br />
Organisation<br />
– Vollzugszuständigkeiten<br />
– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />
– Delegation<br />
– Fa<strong>ch</strong>stellen<br />
Haftpfli<strong>ch</strong>t<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
Katastrophens<strong>ch</strong>utz<br />
Standorte<br />
Abfälle/Belastete<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG)<br />
Chemikalien<br />
– Beri<strong>ch</strong>terstattungen<br />
Information<br />
und Evaluation<br />
– Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit<br />
Strafbestimmungen<br />
Sanierung<br />
Organismen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
– Umweltverträgli<strong>ch</strong>-<br />
keitsprüfung<br />
– Kontrollen<br />
– Umweltmanagement<br />
Enteignung
17<br />
> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Vor Umweltbelastungen s<strong>ch</strong>ützen<br />
(Immissionss<strong>ch</strong>utz)<br />
Gemäss dem zentralen Ziel des Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetzes (USG)<br />
ist es Aufgabe des Immissionss<strong>ch</strong>utzes, die Umwelt vor s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en<br />
und lästigen Einwirkungen zu s<strong>ch</strong>ützen. Regelt das<br />
USG die allgemeinen Rahmenbedingungen, so legen die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Verordnungen detaillierte Ziele, insbesondere in<br />
Form von Grenzwerten, fest.<br />
Der S<strong>ch</strong>utz vor s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en und lästigen Einwirkungen erfolgt<br />
mit einem doppelten Fokus: einerseits dur<strong>ch</strong> die vorsorgli<strong>ch</strong>e<br />
Bekämpfung von Lufts<strong>ch</strong>adstoffen, Lärm, ni<strong>ch</strong>tionisierender<br />
Strahlung (NIS) oder Ers<strong>ch</strong>ütterungen beim Austritt aus der Quelle<br />
(Emissionen), und anderseits dur<strong>ch</strong> die Begrenzung der Belastungen<br />
(Immissionen) am Ort, an dem sie ihre Wirkung entfalten.<br />
Belastungen vorsorgli<strong>ch</strong> begrenzen<br />
Im Sinne der Vorsorge verlangt das USG, dass die Ausbreitung<br />
von Lufts<strong>ch</strong>adstoffen, Lärm, NIS und Ers<strong>ch</strong>ütterungen so weit<br />
wie mögli<strong>ch</strong> verhindert wird – und zwar dort, wo sie entstehen.<br />
Dafür sorgen die Planung, die si<strong>ch</strong>erstellen muss, dass ni<strong>ch</strong>t<br />
dort gebaut wird, wo bereits hohe Belastungen bestehen, sowie<br />
die vorsorgli<strong>ch</strong>en Emissionsbegrenzungen. Das sind Massnahmen,<br />
die die Emissionen direkt an den jeweiligen Quellen<br />
oder auf dem Ausbreitungsweg vermindern. Heizungen und<br />
Motoren etwa müssen so gebaut werden, dass sie mögli<strong>ch</strong>st<br />
wenig s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e Abgase in die Luft entlassen und mögli<strong>ch</strong>st<br />
wenig Lärm erzeugen. Die Verordnungen legen für vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Anlagen und Geräte die maximal erlaubten Emissionen<br />
insbesondere mittels Grenzwerten fest. Die Te<strong>ch</strong>nik bietet dabei<br />
viele Mögli<strong>ch</strong>keiten, Emissionen zu vermindern, beispielsweise<br />
sehr sparsame Motoren oder Brenn- und Treibstoffe mit<br />
Immissionss<strong>ch</strong>utz<br />
HELV<br />
BDSV 3<br />
VOCV 1<br />
L 2<br />
Luft<br />
reinigungen<br />
f<br />
NIS*<br />
Lärm<br />
Ers<br />
r<br />
Weitere Vors<strong>ch</strong>riften<br />
– Lenkungsabgaben<br />
Kontrolle –<br />
Sanierung –<br />
und Geräten<br />
LRV 4<br />
Vorsorgli<strong>ch</strong>e Emissionsbegrenzungen<br />
triebli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>,<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
tragbar<br />
– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />
– Emissionsgrenzwerte<br />
verun-<br />
be-<br />
Vers<strong>ch</strong>ärfte Emissionsbegrenzungen<br />
– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />
lästigen Einwirkungen über<br />
Immissionsgrenzwert (IGW)<br />
– Massnahmenplanung<br />
NISV 5<br />
– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />
betriebli<strong>ch</strong><br />
mögli<strong>ch</strong>,<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
tragbar<br />
– Anlagegrenzwerte<br />
– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />
lästigen Einwirkungen<br />
über Immissionsgrenzwert<br />
(IGW)<br />
LSV 6<br />
L 7<br />
MaLV<br />
L 8<br />
SLV<br />
VLE 9<br />
– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />
betriebli<strong>ch</strong><br />
mögli<strong>ch</strong>,<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
tragbar<br />
–<br />
–<br />
Planungswerte<br />
Emissionsgrenzwerte<br />
– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />
lästigen Einwirkungen<br />
über Immissionsgrenzwert<br />
(IGW)<br />
– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />
<strong>ch</strong>ütterungen<br />
betriebli<strong>ch</strong><br />
mögli<strong>ch</strong>,<br />
wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
tragbar<br />
– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />
lästigen Einwirkungen<br />
über Immissionsgrenzwert<br />
(IGW)<br />
– Kontrolle<br />
– Sanierung<br />
– Anforderungen an das Inverkehrbringen<br />
von Feuerungen, Mas<strong>ch</strong>inen<br />
– Kontrolle<br />
– Sanierung<br />
– Anforderungen an Auss<strong>ch</strong>eidung<br />
von Bauzonen<br />
– Kontrolle<br />
–<br />
–<br />
Sanierung<br />
S<strong>ch</strong>alls<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
Gebäuden<br />
bei<br />
– Anforderungen an Bauzonen<br />
Baubewilligungen in<br />
Gebieten<br />
und<br />
lärmbelasteten<br />
1) VOCV: Verordnung über die Lenkungsabgabe auf<br />
fl ü<strong>ch</strong>tigen organis<strong>ch</strong>en Verbindungen<br />
2) HELV: Verordnung über die Lenkungsabgabe auf «Heizöl<br />
Extralei<strong>ch</strong>t» mit einem S<strong>ch</strong>wefelgehalt von mehr als 0,1<br />
Prozent<br />
3) BDSV: Verordnung über die Lenkungsabgabe auf<br />
Benzin und Dieselöl mit einem S<strong>ch</strong>wefelgehalt von mehr<br />
als 0,001 Prozent<br />
4) LRV: Luftreinhalteverordnung<br />
5) NISV: Verordnung über den S<strong>ch</strong>utz vor ni<strong>ch</strong>tionisierender<br />
Strahlung<br />
6) LSV: Lärms<strong>ch</strong>utzverordnung<br />
7) MaLV: Mas<strong>ch</strong>inenlärmverordnung<br />
8) SLV: S<strong>ch</strong>all- und Laserverordnung<br />
9) VLE: Verordnung über die Lärmsanierung der Eisenbahnen<br />
* NIS: ni<strong>ch</strong>tionisierende Strahlung
18 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
geringem S<strong>ch</strong>adstoffgehalt. Beispielsweise benötigen wärmegedämmte<br />
Häuser für die Heizung weniger Brennstoffe,<br />
und S<strong>ch</strong>alldämpfer vermindern den Lärm von Mas<strong>ch</strong>inen.<br />
Die Festlegung von Grenzwerten hat den te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en<br />
Forts<strong>ch</strong>ritt wesentli<strong>ch</strong> angetrieben mit Innovationen wie dem<br />
Katalysator bei Benzin- und dem Partikelfilter bei Dieselmotoren<br />
oder der Entwicklung leiserer Bahnwagen. Zudem müssen<br />
Gemeinden, die Bauzonen auss<strong>ch</strong>eiden oder ers<strong>ch</strong>liessen,<br />
die Belastung dur<strong>ch</strong> Lärm oder NIS berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Vers<strong>ch</strong>ärfte Vors<strong>ch</strong>riften<br />
Selbst wenn die vorsorgli<strong>ch</strong>en Emissionsbegrenzungen realisiert<br />
werden, ist ni<strong>ch</strong>t immer gewährleistet, dass die Belastung<br />
von Mens<strong>ch</strong> und Umwelt auf verträgli<strong>ch</strong>em Niveau<br />
bleibt. Entlang von stark befahrenen Strassen und Bahnlinien<br />
etwa ist die Lärmbelastung überaus gross. Die Verordnungen<br />
legen deshalb mit Immissionsgrenzwerten fest, wel<strong>ch</strong>e Belastungen<br />
an einem bestimmten Ort zulässig sind. Wird ein Immissionsgrenzwert<br />
übers<strong>ch</strong>ritten, müssen weitere Massnahmen<br />
ergriffen werden. Dabei kann es si<strong>ch</strong> um zusätzli<strong>ch</strong>e<br />
Vorkehrungen und Massnahmen wie Lärms<strong>ch</strong>utzwände handeln.<br />
In Gebieten mit übermässiger Luftbelastung müssen die<br />
Kantone diese zusätzli<strong>ch</strong>en Massnahmen in einem Massnahmenplan<br />
koordinieren.<br />
Die Berei<strong>ch</strong>e des Immissionss<strong>ch</strong>utzes<br />
Luftverunreinigungen<br />
Die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) regelt insbesondere die vorsorgli<strong>ch</strong>en<br />
Emissionsbegrenzungen bei Anlagen und das Vorgehen bei<br />
übermässigen Immis¬sionen. Die Verordnungen über die Lenkungsabgaben<br />
auf flü<strong>ch</strong>tigen organis<strong>ch</strong>en Verbindungen (VOCV), auf Heizöl<br />
extralei<strong>ch</strong>t (HELV) sowie auf Benzin und Diesel mit erhöhtem S<strong>ch</strong>wefelgehalt<br />
(BDSV) setzen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Anreize für die Verminderung<br />
von flü<strong>ch</strong>tigen organis<strong>ch</strong>en Verbindungen und S<strong>ch</strong>wefel.<br />
Lärm<br />
Die Lärms<strong>ch</strong>utzverordnung (LSV) regelt die Begrenzung von Aussenlärmimmissionen<br />
von Anlagen und setzt Anforderungen an die Einzonung<br />
und Ers<strong>ch</strong>liessung von Bauzonen sowie an die Erteilung von<br />
Baubewilligungen in lärmbelasteten Gebieten. Die Verordnung über<br />
die Lärmsanierung von Eisenbahnen (VLE) beinhaltet spezifis<strong>ch</strong>e<br />
Anforderungen für die Sanierung bestehender Eisenbahnanlagen.<br />
Die S<strong>ch</strong>all- und Laserverordnung (SLV) regelt die S<strong>ch</strong>allbelastung in<br />
Innenräumen, beispielsweise an Konzerten, sowie den Einsatz von<br />
Lasergeräten. Die Mas<strong>ch</strong>inenlärmverordnung (MaLV) regelt die vorsorgli<strong>ch</strong>en<br />
Emissionsbegrenzungen für die Inverkehrbringung von Mas<strong>ch</strong>inen<br />
und Geräten.<br />
Basler Industriequartier<br />
Ers<strong>ch</strong>ütterungen<br />
Bei Ers<strong>ch</strong>ütterungen kommt das USG direkt zur Anwendung. Eine konkretisierende<br />
Verordnung wurde vom Bundesrat no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erlassen.<br />
Ni<strong>ch</strong>tionisierende Strahlung (NIS)<br />
Die Verordnung über den S<strong>ch</strong>utz vor NIS (NISV) enthält Bestimmungen<br />
zur Belastung dur<strong>ch</strong> elektris<strong>ch</strong>e und magnetis<strong>ch</strong>e Felder, wie sie etwa<br />
von Mobilfunkantennen oder Stromversorgungsanlagen ausgeht.<br />
Sendeantenne für das mobile Telefonieren
19 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Abfälle und Boden<br />
Der unsa<strong>ch</strong>gemässe Umgang mit Abfällen kann vielfältige<br />
und s<strong>ch</strong>werwiegende Umwelts<strong>ch</strong>äden verursa<strong>ch</strong>en. Deshalb<br />
gehört der Abfallberei<strong>ch</strong> zu den Kernthemen des Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetzes<br />
(USG). In engem Zusammenhang damit stehen<br />
die belasteten Standorte sowie der Bodens<strong>ch</strong>utz.<br />
Vermeiden, verwerten<br />
Das USG gibt die Grundsätze vor, wie mit Abfällen umzugehen<br />
ist. Die Entstehung von Abfällen soll mögli<strong>ch</strong>st vermieden<br />
werden. Wenn Abfälle entstehen, sollen sie so weit wie mögli<strong>ch</strong><br />
wieder in den Materialkreislauf eingebra<strong>ch</strong>t – also verwertet<br />
– werden. Verwertbare Abfälle – dazu gehört rund die<br />
Hälfte der Siedlungsabfälle – sollen deshalb getrennt gesammelt<br />
und verwertet werden. Die Verordnung über Getränkeverpackungen<br />
(VGV) legt dazu Verwertungsquoten fest.<br />
Für elektris<strong>ch</strong>e und elektronis<strong>ch</strong>e Abfälle und für Batterien<br />
bestehen eine Rückgabepfli<strong>ch</strong>t des Konsumenten und eine<br />
Rücknahmepfli<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> den entspre<strong>ch</strong>enden Handel.<br />
Hohe Anforderungen an Abfalldeponien<br />
Abfälle, die ni<strong>ch</strong>t verwertet werden können und deshalb auf<br />
Deponien abgelagert werden müssen, dürfen die Umwelt ni<strong>ch</strong>t<br />
gefährden. Das heisst, sie sollen mit der Umwelt praktis<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t mehr reagieren können und mögli<strong>ch</strong>st wasserunlösli<strong>ch</strong><br />
sein. Je na<strong>ch</strong> ihren Eigens<strong>ch</strong>aften müssen die Abfälle vor der<br />
Ablagerung deshalb physikalis<strong>ch</strong> oder <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> behandelt<br />
werden. Siedlungsabfälle etwa werden in Kehri<strong>ch</strong>tverbrennungsanlagen<br />
verbrannt, bevor die Rückstände abgelagert<br />
werden dürfen. Die Ablagerung darf auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in bewilligten<br />
Deponien erfolgen. Je na<strong>ch</strong> Qualität der darin abgelagerten<br />
Abfälle müssen die Deponien vorgegebene Anforderungen<br />
an die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Ausrüstung und den langfristigen<br />
Unterhalt (Na<strong>ch</strong>sorge) erfüllen.<br />
Abfälle/Belastete<br />
Spezielle Vors<strong>ch</strong>riften<br />
Export/Import<br />
Begleits<strong>ch</strong>eine<br />
Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t<br />
–<br />
–<br />
– Entsorgungspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Verwertungsquoten<br />
VeVA 1<br />
Generelle Vors<strong>ch</strong>riften<br />
gebühren<br />
– Rückgabepfli<strong>ch</strong>t<br />
– Rücknahmepfli<strong>ch</strong>t<br />
– Pfandpfli<strong>ch</strong>t<br />
– Umweltverträgli<strong>ch</strong><br />
entsorgen<br />
(verwerten, ablagern)<br />
VREG 3<br />
VGV 4<br />
– Abfalltrennung<br />
– umweltverträg-<br />
li<strong>ch</strong>e Entsorgung<br />
Abfälle<br />
ChemRRV 2<br />
Standorte/Boden<br />
TVA 5<br />
–<br />
–<br />
Abfälle<br />
umweltverträgli<strong>ch</strong><br />
vermeiden<br />
entsorgen (verwerten,<br />
ablagern)<br />
– verursa<strong>ch</strong>ergere<strong>ch</strong>te<br />
Finanzierung<br />
– Abfalltrennungspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Abfallplanung<br />
– Information/Beratung<br />
Behandlung<br />
–<br />
–<br />
Anforderungen<br />
Anforderungen<br />
an<br />
an Entsorgung<br />
Abfallanlagen<br />
von Abfällen<br />
– Vermis<strong>ch</strong>ungsverbot<br />
– vorgezogene Entsorgungs-<br />
Belastete<br />
Standorte<br />
(Altlasten)<br />
AltlV 6<br />
VASA 7<br />
Boden<br />
– Kataster der belas-<br />
– Untersu<strong>ch</strong>ungs-, Überteten<br />
Standorte<br />
wa<strong>ch</strong>ungs- und Sanie-<br />
rungspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Abgabepfli<strong>ch</strong>t<br />
– Abgeltungen<br />
– Verfahren<br />
VBBo 8<br />
– Konzentrationswerte<br />
– langfristige Erhaltung<br />
– Abgeltungsvoraussetzungen<br />
Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit<br />
– Vermeidung von<br />
Bodenverdi<strong>ch</strong>tung<br />
und -erosion<br />
– Massnahmen bei<br />
belastetem Boden<br />
– Ri<strong>ch</strong>t-, Prüf- und Sanierungswerte<br />
– Nutzungseins<strong>ch</strong>ränkung<br />
– Umgang mit ausgehobenem Boden<br />
– Sanierungen<br />
– Beoba<strong>ch</strong>tung, Überwa<strong>ch</strong>ung,<br />
Bewertung<br />
– Verwertungspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Verbrennungspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Überwa<strong>ch</strong>ung von Abfallanlagen<br />
1) VeVA: Verordnung über den Verkehr mit Abfällen<br />
2) ChemRRV: Chemikalien-Risikoreduktions-<br />
Verordnung<br />
3) VREG: Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme<br />
und die Entsorgung elektris<strong>ch</strong>er und elektronis<strong>ch</strong>er<br />
Geräte (VREG)<br />
4) VGV: Verordnung über Getränkeverpackungen<br />
5) TVA: Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Verordnung über Abfälle<br />
6) AltlV: Altlastenverordnung<br />
7) VASA: Verordnung über die Abgabe zur Sanierung<br />
von Altlasten (VASA)<br />
8) VBBo: Verordnung über Belastungen des Bodens
20 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Sanierung belasteter Standorte<br />
Standorte, an denen mit Abfällen ni<strong>ch</strong>t umweltkonform umgegangen<br />
wurde – bei alten Deponien, früheren Industriearealen<br />
oder an Unglücksstandorten –, werden als belastete Standorte<br />
bezei<strong>ch</strong>net. Besteht dabei eine konkrete Gefahr für die Umwelt<br />
– beispielsweise für das Grundwasser –, sind die Kantone<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet, die Sanierung oder zumindest die Überwa<strong>ch</strong>ung zu<br />
veranlassen. Die Untersu<strong>ch</strong>ung, Überwa<strong>ch</strong>ung und Sanierung<br />
von belasteten Standorten kann mit sehr hohen Kosten verbunden<br />
sein. In bestimmten Fällen beteiligt si<strong>ch</strong> daran au<strong>ch</strong> der<br />
Bund, beispielsweise wenn si<strong>ch</strong> der Verursa<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t ermitteln<br />
lässt oder diesem die finanziellen Mittel fehlen, um für die Kosten<br />
selbst aufzukommen. Die finanziellen Mittel dazu entnimmt<br />
der Bund dem Altlastenfonds. Dieser wird dur<strong>ch</strong> eine Abgabe<br />
gespeist, die auf der Ablagerung von Abfällen und auf der Ausfuhr<br />
von Abfällen zur Ablagerung im Ausland erhoben wird.<br />
Internationale Kontrolle des Abfallhandels –<br />
Basler Konvention<br />
Bei den Aufräumarbeiten na<strong>ch</strong> einem Chemieunfall (1976)<br />
in einer To<strong>ch</strong>terfirma von Hoffmann-La Ro<strong>ch</strong>e in Seveso (I) vers<strong>ch</strong>wanden<br />
41 Fässer mit dioxinverseu<strong>ch</strong>tem Sonderabfall spurlos, um erst<br />
Monate später in Nordfrankrei<strong>ch</strong> wieder aufzutau<strong>ch</strong>en. Erst zweieinhalb<br />
Jahre später wurde der Sonderabfall s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in Basel in<br />
einem Ho<strong>ch</strong>temperaturofen verbrannt. Der Vorgang um die Seveso-<br />
Abfälle zeigte in aller Deutli<strong>ch</strong>keit, wie notwendig eine internationale<br />
Regelung im Umgang mit Abfällen ist. Eine sol<strong>ch</strong>e wurde s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
1989 mit der Basler Konvention ges<strong>ch</strong>affen, die zum Ziel hat, ein weltweit<br />
umweltgere<strong>ch</strong>tes Abfallmanagement zu s<strong>ch</strong>affen und die grenzübers<strong>ch</strong>reitenden<br />
Transporte gefährli<strong>ch</strong>er Abfälle zu kontrollieren.<br />
Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit erhalten<br />
Ziel des Bodens<strong>ch</strong>utzes ist es, die Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit langfristig<br />
zu erhalten. Beeinträ<strong>ch</strong>tigt werden kann die Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit<br />
dur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer- oder ni<strong>ch</strong>t abbaubare <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Stoffe,<br />
dur<strong>ch</strong> gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderte oder krankheitserregende Organismen<br />
oder dur<strong>ch</strong> physikalis<strong>ch</strong>e Belastungen wie Bodenerosion<br />
und Bodenverdi<strong>ch</strong>tung. Massnahmen zum S<strong>ch</strong>utz vor<br />
<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en und biologis<strong>ch</strong>en Belastungen werden im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />
dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Gesetze und Verordnungen wie das<br />
Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz und die Luftreinhalte-Verordnung geregelt.<br />
Zur Beurteilung von Belastungen des Bodens und zur<br />
Beurteilung, ob und gegebenenfalls wel<strong>ch</strong>e Massnahmen erforderli<strong>ch</strong><br />
sind, bestehen Ri<strong>ch</strong>t-, Prüf- und Sanierungswerte.<br />
Beladen des KVA-Verbrennungsofens<br />
Elektronikgeräte in der Verwertung<br />
Aushub von belastetem Bodenmaterial (Altlast)
21 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Sorgfältiger Umgang mit Chemikalien<br />
Überall und tagtägli<strong>ch</strong> sind Chemikalien im Einsatz – in Industrie,<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft und Haushalten. Ihre Zahl ist immens.<br />
Rund 100 000 Stoffe werden industriell hergestellt, über<br />
40 Millionen <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Verbindungen sind bekannt und jedes<br />
Jahr kommen 400 000 neue hinzu. Die Selbstkontrolle dur<strong>ch</strong><br />
Hersteller und Importeure soll verhindern, dass der Einsatz<br />
von Chemikalien Gesundheits- und Umweltprobleme verursa<strong>ch</strong>t.<br />
Besonders problematis<strong>ch</strong>e Chemikalien kann der Bund<br />
au<strong>ch</strong> verbieten.<br />
Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) verpfli<strong>ch</strong>tet zum umwelt gere<strong>ch</strong>ten<br />
Umgang mit <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Stoffen. Sie können Mens<strong>ch</strong><br />
und Umwelt auf vers<strong>ch</strong>iedene Weise gefährden: Man<strong>ch</strong>e stellen<br />
eine Gefahr für die Gesundheit dar, weil sie giftig, ätzend oder<br />
krebserregend sind, andere gefährden das ökologis<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t.<br />
Besondere Probleme bereiten au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer abbaubare<br />
Stoffe, die si<strong>ch</strong> in der Umwelt anrei<strong>ch</strong>ern. Der Umgang mit Chemikalien<br />
wird ni<strong>ch</strong>t allein dur<strong>ch</strong> das USG, sondern in umfassender<br />
Weise insbesondere au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das Chemikaliengesetz<br />
(ChemG) und das Landwirts<strong>ch</strong>aftsgesetz ( LwG) geregelt.<br />
Selbstkontrolle und Informationspfli<strong>ch</strong>t<br />
Das Prinzip der Selbstkontrolle verpfli<strong>ch</strong>tet Hersteller und<br />
Importeure von Chemikalien, zu beurteilen, ob die von ihnen<br />
hergestellten oder importierten Stoffe die Umwelt oder die<br />
Gesundheit von Mens<strong>ch</strong>en gefährden können. Um diese Beurteilung<br />
vornehmen zu können, müssen sie si<strong>ch</strong> alle zugängli<strong>ch</strong>en<br />
Informationen bes<strong>ch</strong>affen. Handelt es si<strong>ch</strong> um einen<br />
neuen Stoff, muss dieser geprüft und registriert werden. Ein<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es Dossier muss dabei über die Eigens<strong>ch</strong>aften des<br />
Stoffes Auskunft geben. In bestimmten Fällen ist ein Stoffsi<strong>ch</strong>erheitsberi<strong>ch</strong>t<br />
zu erstellen. Dieses Verfahren entspri<strong>ch</strong>t weitgehend<br />
der EU-Chemikalienverordnung (REACH).<br />
Hersteller und Importeure von Chemikalien haben im Weiteren<br />
ihre Abnehmer – also Kundinnen und Kunden aus Indus-<br />
Chemikalien<br />
USG / Chemikaliengesetz<br />
Generelle Vors<strong>ch</strong>riften<br />
– Anmeldepfli<strong>ch</strong>t<br />
– Sa<strong>ch</strong>kenntnis<br />
– Abgabebes<strong>ch</strong>ränkung<br />
– Einstufung/<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />
– Informations-/<br />
Meldepfli<strong>ch</strong>ten<br />
– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Überwa<strong>ch</strong>ung<br />
Spezielle Vors<strong>ch</strong>riften<br />
– Selbstkontrolle<br />
– Eins<strong>ch</strong>ränkungen/Verbote/<br />
Ausnahmebewilligungen<br />
– Fa<strong>ch</strong>bewilligung<br />
– Anwendungsbewilligung<br />
– besondere Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />
ChemV 1<br />
– Überwa<strong>ch</strong>ung/<br />
Kontrolle<br />
(ChemG)<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftsgesetz<br />
(LwG)<br />
ChemRRV 2<br />
VBP 3<br />
–<br />
–<br />
– Überwa<strong>ch</strong>ung/<br />
Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />
Informationspfli<strong>ch</strong>t<br />
Kontrollen<br />
GLPV 4<br />
PSMV 5<br />
– Grundsätze der<br />
«guten Laborpraxis»<br />
– Inspektionen/Audits<br />
– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Informationspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Überwa<strong>ch</strong>ung/<br />
Kontrollen<br />
– Verbote<br />
– Zulassung, Registrierung,<br />
Anerkennung<br />
– Rückgabe- und Rück-<br />
nahmepfli<strong>ch</strong>t<br />
– Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />
– Meldepfli<strong>ch</strong>ten<br />
– Verbote<br />
– Zulassung, Registrierung,<br />
Anerkennung<br />
– Rückgabe- und Rücknahmepfli<strong>ch</strong>t<br />
– Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />
1) ChemV: Chemikalienverordnung<br />
2) ChemRRV: Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung<br />
3) VBP: Biozidprodukteverordnung 4) GLPV: Verordnung über die «gute Laborpraxis» 5) PSMV: Pfl anzens<strong>ch</strong>utzmittelverordnung
22 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Verpackungsanlage in der Pharmaindustrie<br />
trie, Gewerbe, Landwirts<strong>ch</strong>aft und Haushalten – über die Umweltrelevanz<br />
ihrer Produkte sowie über den korrekten Umgang<br />
mit ihnen zu informieren. Dazu dienen Si<strong>ch</strong>erheitsdatenblätter<br />
sowie Etiketten mit Gefahrensymbolen, Gefahrenhinweisen<br />
und Si<strong>ch</strong>erheitsrats<strong>ch</strong>lägen.<br />
Umweltgere<strong>ch</strong>ter Umgang als Leitlinie<br />
Wer Chemikalien verwendet, muss diese Anweisungen einhalten<br />
und generell so mit ihnen umgehen, dass weder Mens<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> Umwelt gefährdet werden. Für bestimmte Stoffe ist eine<br />
spezielle Anwendungsbewilligung notwendig, beispielsweise<br />
für den Einsatz von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln im Wald oder aus<br />
Gesunde Seen dank Phosphatverbot<br />
Phosphate sind Salze der Phosphorsäure, die als Naturprodukt an<br />
vielen Orten der Erde, aber in bes<strong>ch</strong>ränkter Menge, vorkommen.<br />
Phosphate sind wi<strong>ch</strong>tige Nährstoffe, insbesondere für Pflanzen.<br />
Deshalb spielen sie eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als Dünger in der Landwirts<strong>ch</strong>aft.<br />
Zudem dient Phosphat dazu, Wasser zu enthärten, also Kalk<br />
aus dem Wasser zu entfernen. Wegen dieser Eigens<strong>ch</strong>aft wurde Phosphat<br />
bis Mitte der 1980er-Jahre verbreitet als Was<strong>ch</strong>mittelzusatz eingesetzt.<br />
Dies führte aber dazu, dass die Phosphatrückstände im Abwasser<br />
wegen ihrer ausgezei<strong>ch</strong>neten Düngewirkung das Wa<strong>ch</strong>stum<br />
der Algen in Flüssen, Seen und Meeren förderten. Unter der Überdüngung,<br />
zu der au<strong>ch</strong> die Landwirts<strong>ch</strong>aft beitrug, kollabierten die Gewässer,<br />
speziell die Mittellandseen. Die Verwendung von Phosphat<br />
als Was<strong>ch</strong>mittelzusatz ist deshalb seit 1986 verboten und in Ges<strong>ch</strong>irrspülmitteln<br />
begrenzt. Der Zustand der S<strong>ch</strong>weizer Seen hat si<strong>ch</strong> seither<br />
– au<strong>ch</strong> wegen anderer Massnahmen – erhebli<strong>ch</strong> verbessert.<br />
der Luft. Zudem müssen Personen, die berufli<strong>ch</strong> bestimmte<br />
Stoffe verwenden – beispielsweise Holzs<strong>ch</strong>utzmittel, Desinfektionsmittel<br />
in S<strong>ch</strong>wimmbädern oder Kältemittel –, über<br />
eine Fa<strong>ch</strong>bewilligung verfügen, die eine entspre<strong>ch</strong>ende Fa<strong>ch</strong>prüfung<br />
voraussetzt.<br />
Verbote für besondere Stoffe<br />
Für Stoffe, die die Umwelt oder die Mens<strong>ch</strong>en gefährden,<br />
kann der Bundesrat aber au<strong>ch</strong> weitergehende Vors<strong>ch</strong>riften erlassen.<br />
Insbesondere kann er Verbote für die Verwendung von<br />
Stoffen ausspre<strong>ch</strong>en. Ein sol<strong>ch</strong>es gilt beispielsweise für ni<strong>ch</strong>t<br />
abbaubare bromhaltige Flamms<strong>ch</strong>utzmittel, die si<strong>ch</strong> in der<br />
Umwelt anrei<strong>ch</strong>ern. Die sehr beständigen Fluor<strong>ch</strong>lorkohlenwasserstoffe<br />
(FCKW) fanden bis Mitte der 1980er-Jahre verbreitet<br />
Einsatz als Kühlmittel und als Treibmittel in Spraydosen.<br />
Da FCKW sowie eine Reihe weiterer Stoffe eine zentrale<br />
Rolle beim Abbau der Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t spielen, sind sie seit 1989<br />
weitgehend und seit 2005 generell verboten.<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utz in Haus und Garten<br />
Die professionellen Anwender in Industrie und Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />
sind inzwis<strong>ch</strong>en gut darüber informiert, dass gewisse<br />
Stoffe aus Umweltgründen nur bes<strong>ch</strong>ränkt verwendet werden<br />
können oder ihr Einsatz gar verboten ist. In den Haushalten<br />
oder in den privaten Gärten ist dies ni<strong>ch</strong>t immer der Fall.<br />
Es ist beispielsweise verboten, Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel (Herbizide)<br />
auf Dä<strong>ch</strong>ern, Terrassen, Strassen, Wegen und Plätzen<br />
einzusetzen. In der Realität sind immer wieder Hobbygärtner<br />
und Hauswarte zu beoba<strong>ch</strong>ten, wie sie mit der Spritzkanne<br />
entspre<strong>ch</strong>ende Mittel in der Umgebung verteilen. Hier besteht<br />
Bedarf, den Vollzug no<strong>ch</strong> zu verbessern.
Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften<br />
23 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Das Waldgesetz<br />
Der S<strong>ch</strong>utz des Waldes dur<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>haltige Bewirts<strong>ch</strong>aftung stellte im 19. Jahrhundert einen Markstein im<br />
Umgang mit den natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen dar. Die heutige, international als vorbildli<strong>ch</strong> geltende Waldgesetzgebung<br />
regelt darüber hinaus in umfassender Weise die vers<strong>ch</strong>iedenen Funktionen des Waldes für<br />
den Mens<strong>ch</strong>en und als Lebensraum für Tiere und Pfl anzen. Mit der Förderung einer naturnahen und<br />
na<strong>ch</strong>haltigen Waldbewirts<strong>ch</strong>aftung sorgt das Waldgesetz zudem dafür, dass die einheimis<strong>ch</strong>e Ressource<br />
Holz kontinuierli<strong>ch</strong> genutzt werden kann. Es behandelt s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die zentrale Rolle des Waldes<br />
beim S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren (vgl. S. 33).<br />
Das Waldgesetz (WaG) weist dem Wald eine einzigartige<br />
Stellung in der Landnutzung zu: Es s<strong>ch</strong>ützt ihn sowohl in seiner<br />
Ausdehnung als au<strong>ch</strong> in seiner räumli<strong>ch</strong>en Verteilung.<br />
Zentrales Instrument ist dabei das generelle Rodungsverbot.<br />
Dana<strong>ch</strong> ist es nur in Ausnahmefällen erlaubt, Wald für immer<br />
zu entfernen. Wald darf insbesondere nur dann gerodet werden,<br />
wenn ein bestimmtes Vorhaben ni<strong>ch</strong>t an einem anderen Standort<br />
realisiert werden kann und ein Interesse daran besteht,<br />
Vom WaG erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
– Wilds<strong>ch</strong>adenverhütung<br />
Strafbestimmungen<br />
– Ausbildung und Qualifizierung<br />
– Bewilligung zur Holznutzung<br />
– S<strong>ch</strong>utz der Waldflä<strong>ch</strong>e<br />
– Waldfeststellung<br />
– Rodungsbewilligung<br />
na<strong>ch</strong>haltige<br />
Bewirts<strong>ch</strong>aftung<br />
Organisation<br />
Nutzungen<br />
na<strong>ch</strong>teiligen<br />
Raumplanung<br />
von<br />
mit Waldabstand<br />
Bewilligung<br />
Koordination<br />
–<br />
–<br />
–<br />
– Vollzugszuständigkeit<br />
– Forstorganisation<br />
– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />
Walderhaltung<br />
Waldgesetz (WaG) 1<br />
Zugängli<strong>ch</strong>keit<br />
S<strong>ch</strong>utz der<br />
– Information, Beratung,<br />
Fors<strong>ch</strong>ung und<br />
Grundlagenbes<strong>ch</strong>affung<br />
Enteignung<br />
– Vors<strong>ch</strong>riften zu Saat- und Pflanzgut<br />
– Behebung von Walds<strong>ch</strong>äden<br />
– Waldreservate<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
Runde Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />
Gerade Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen<br />
– waldbauli<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
– forstli<strong>ch</strong>e Planung<br />
– Kahls<strong>ch</strong>lagverbot<br />
– Finanzhilfen<br />
– Zugängli<strong>ch</strong>keitsgebot<br />
– öffentli<strong>ch</strong>es Fahrverbot<br />
– Waldplanung<br />
– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für Veranstaltungen<br />
Haftpfli<strong>ch</strong>t<br />
Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />
1) ohne Naturgefahren (siehe S. 33)
24 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
das höher einzus<strong>ch</strong>ätzen ist als die Erhaltung des Waldes.<br />
Dies kann beispielsweise bei einem Trinkwasserreservoir der<br />
Fall sein, dem ein sehr grosses öffentli<strong>ch</strong>es Interesse zukommt<br />
und das aus te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Gründen ni<strong>ch</strong>t an einem beliebigen<br />
Standort platziert werden kann. Wird eine Ausnahmebewilligung<br />
für eine Rodung erteilt, muss als Ersatz in derselben Gegend<br />
Wald in glei<strong>ch</strong>em Ausmass neu aufgeforstet werden. In<br />
besonderen Fällen können als Ersatzleistung au<strong>ch</strong> Massnahmen<br />
zugunsten von Natur und Lands<strong>ch</strong>aft getroffen werden.<br />
Lebensgemeins<strong>ch</strong>aft Wald<br />
Der Wald besteht aus mehr als nur Bäumen. Im und auf dem<br />
Waldboden, im Unterholz und in den Baumwipfeln leben<br />
Tiere, andere Pflanzen und Pilze. Je na<strong>ch</strong> Untergrund, Klima<br />
und Nutzungsart entwickeln si<strong>ch</strong> dabei Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster Ausprägung. Der S<strong>ch</strong>utz dieser naturnahen<br />
Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften ist ein zweites wi<strong>ch</strong>tiges Ziel des WaG.<br />
Die Waldnutzung, die dur<strong>ch</strong> kantonale Planungs- und Bewirts<strong>ch</strong>aftungsvors<strong>ch</strong>riften<br />
geregelt wird, hat auf die Artenvielfalt<br />
des Waldes Rücksi<strong>ch</strong>t zu nehmen. So soll der Wald gebietsweise<br />
nur teilweise genutzt werden oder es ist auf die Nutzung<br />
gar ganz zu verzi<strong>ch</strong>ten. Die Kantone können entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Flä<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> als Waldreservate auss<strong>ch</strong>eiden. Auf diese Weise<br />
bleiben natürli<strong>ch</strong>e Prozesse gewährleistet und ökologis<strong>ch</strong><br />
wertvolle Strukturen wie Unterholz oder abgestorbene Bäume,<br />
sogenanntes «Totholz», erhalten. Spe<strong>ch</strong>te beispielsweise finden<br />
im Totholz Unters<strong>ch</strong>lupf und ernähren si<strong>ch</strong> von den Insekten,<br />
denen Totholz ebenfalls als Lebensraum dient.<br />
Zum Wohl der Mens<strong>ch</strong>heit<br />
Der Wald hat ni<strong>ch</strong>t nur in d er S<strong>ch</strong>weiz, sondern au<strong>ch</strong> weltweit<br />
enorme Bedeutung. Wälder sind weltweit ein Hort für Biodiversität<br />
und erfüllen eine wi<strong>ch</strong>tige Funktion im CO 2<br />
-Haushalt beziehungsweise<br />
im Klimas<strong>ch</strong>utz, indem sie CO 2<br />
aufnehmen, den Kohlenstoff (C)<br />
binden und so aus der Atmosphäre entfernen. Die Entwaldung in weiten<br />
Gebieten der Erde trägt rund einen Se<strong>ch</strong>stel zum weltweiten CO 2<br />
-<br />
Ausstoss bei. Wälder sind – etwa als Rohstoff- und Energielieferant<br />
oder im Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt – aber au<strong>ch</strong> Pfeiler<br />
für die lokale und regionale wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale Entwicklung.<br />
Bislang existiert allerdings kein internationales Abkommen über den<br />
S<strong>ch</strong>utz der Wälder. Indirekt werden sie dur<strong>ch</strong> die Biodiversitätskonvention<br />
sowie die Klimakonvention erfasst. In beiden internationalen<br />
Abkommen kommt den Wäldern eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle zu.<br />
Ein Ort der Entspannung<br />
Ob in den alpinen Regionen beim Wandern, Biken und Pilzesu<strong>ch</strong>en<br />
oder in den städtis<strong>ch</strong>en Agglomerationen beim Spazieren,<br />
Joggen oder Reiten – im Wald finden viele Mens<strong>ch</strong>en<br />
Erholung. Mögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t dies unter anderem das WaG.<br />
Es überträgt den Kantonen die Aufgabe, den Wald für die Allgemeinheit<br />
zugängli<strong>ch</strong> zu halten – eine Errungens<strong>ch</strong>aft, die in<br />
dieser Form nur in wenigen Ländern zu finden ist. Allerdings<br />
kann die Zugängli<strong>ch</strong>keit des Waldes au<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ränkt werden,<br />
wenn wi<strong>ch</strong>tige öffentli<strong>ch</strong>e Interessen es erfordern, etwa<br />
wenn die Erhaltung des Waldes dadur<strong>ch</strong> gefährdet ist oder<br />
zum S<strong>ch</strong>utz von Pflanzen und Tieren. Zudem gilt die allgemeine<br />
Zugängli<strong>ch</strong>keit nur für jene, die zu Fuss unterwegs<br />
sind. Das Befahren mit Autos oder anderen Motorfahrzeugen<br />
ist nur den Forstdiensten und den Waldbewirts<strong>ch</strong>aftern gestattet.<br />
Reiten und Radfahren ist nur auf Waldstrassen, befestigten<br />
Waldwegen oder speziell markierten Pisten erlaubt. Mountainbike-Trails<br />
etwa, die auf unbefestigten Wegen quer dur<strong>ch</strong><br />
den Wald führen, stellen eine na<strong>ch</strong>teilige Nutzung dar und<br />
erfordern eine spezielle Bewilligung des jeweiligen Kantons.<br />
Diese wird nur mit Auflagen und Bedingungen erteilt.<br />
Im Bu<strong>ch</strong>enwald von St. Aubin NE<br />
Na<strong>ch</strong>haltige Waldnutzung<br />
Nebst dem S<strong>ch</strong>utz des Waldes und der vers<strong>ch</strong>iedenen Waldfunktionen<br />
hat das WaG au<strong>ch</strong> das Ziel, die naturnahe Waldbewirts<strong>ch</strong>aftung<br />
und damit die na<strong>ch</strong>haltige Nutzung der Ressource<br />
Holz zu fördern und zu erhalten. Dabei steht eine<br />
erhebli<strong>ch</strong>e Menge an Holz für eine na<strong>ch</strong>haltige Nutzung zur<br />
Verfügung: Ni<strong>ch</strong>t nur wä<strong>ch</strong>st Holz kontinuierli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>, im<br />
Wald steht bereits ein erhebli<strong>ch</strong>er Holzvorrat zur Verfügung,<br />
der in den letzten Jahrzehnten ni<strong>ch</strong>t genutzt wurde. Bund und<br />
Kantone haben die Aufgabe, die notwendigen Fa<strong>ch</strong>kräfte auszubilden<br />
und die Waldeigentümer zu beraten. Zudem unterstützt<br />
der Bund Massnahmen, wel<strong>ch</strong>e die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />
steigern. Dazu gehören etwa überbetriebli<strong>ch</strong>e Planungsgrundlagen<br />
oder die Verbesserung der Bewirts<strong>ch</strong>aftungsbedingungen<br />
in Form von Betriebsgemeins<strong>ch</strong>aften.
25 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
Das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz (GS<strong>ch</strong>G) s<strong>ch</strong>ützt Wasser und Gewässer vor na<strong>ch</strong>teiligen Einwirkungen.<br />
Es sorgt unter anderem dafür, dass Haushalten, Industrie, Gewerbe und der Landwirts<strong>ch</strong>aft qualitativ<br />
gutes Trink- und Brau<strong>ch</strong>wasser zur Verfügung steht. Es stellt si<strong>ch</strong>er, dass die natürli<strong>ch</strong>en Lebensräume<br />
von Tieren und Pfl anzen in und an Gewässern erhalten bleiben. Die Gewässer sollen aber au<strong>ch</strong><br />
der Erholung dienen können und als Elemente einer vielfältigen Lands<strong>ch</strong>aft Bestand haben.<br />
Reinhaltung der Gewässer<br />
Sauberes, ni<strong>ch</strong>t mit S<strong>ch</strong>adstoffen belastetes Wasser ist für<br />
Mens<strong>ch</strong>en ebenso lebenswi<strong>ch</strong>tig wie für Tiere und Pflanzen.<br />
Do<strong>ch</strong> ist sauberes Wasser keine Selbstverständli<strong>ch</strong>keit. No<strong>ch</strong><br />
in den 1960er-Jahren waren S<strong>ch</strong>weizer Bä<strong>ch</strong>e, Flüsse und<br />
Seen zum Teil stark vers<strong>ch</strong>mutzt. Das GS<strong>ch</strong>G verpfli<strong>ch</strong>tet<br />
alle zur notwendigen Sorgfalt, um na<strong>ch</strong>teilige Einwirkungen<br />
auf die Gewässer zu vermeiden. Es verbietet insbesondere,<br />
Stoffe in ein Gewässer einzubringen, die Wasser verunreinigen<br />
können. Vers<strong>ch</strong>mutztes Abwasser, das in Haushalten, Gewerbe<br />
oder Industrie anfällt, muss deshalb behandelt werden,<br />
bevor es in ein Gewässer gelangen kann. Abwasser muss<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> in die öffentli<strong>ch</strong>e Kanalisation geleitet werden,<br />
wenn dies mit vernünftigem Aufwand mögli<strong>ch</strong> ist. Abwasser<br />
aus Gewerbe- und Industriebetrieben – etwa aus Autogaragen,<br />
der Obstverarbeitung oder der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Industrie –<br />
muss vor der Einleitung in die Kanalisation zum Teil speziell<br />
vorbehandelt werden.<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetriebe dürfen auf ihrem Land ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
Dünger (Stickstoff, Phosphor) ausbringen, als die angebauten<br />
Kulturen benötigen. Sie müssen deshalb für ein ausgegli<strong>ch</strong>enes<br />
Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en ihrem Tierbestand, den zusätzli<strong>ch</strong><br />
eingesetzten Düngern und dem von ihnen bewirts<strong>ch</strong>afteten<br />
Land sorgen. Sie müssen zudem über so grosse Güllegruben<br />
und Mistplatten verfügen, dass sie während der Vegetationsruhe<br />
im Winter keine Hofdünger auf die Felder ausbringen<br />
müssen.<br />
80 Prozent des Trinkwassers werden aus Grundwasser (Brunnen<br />
und Quellen) gewonnen. Damit dieses Grundwasser ni<strong>ch</strong>t<br />
vers<strong>ch</strong>mutzt wird, müssen die Kantone Grundwassers<strong>ch</strong>utzzonen<br />
auss<strong>ch</strong>eiden. In diesen Zonen sind sowohl das Erstellen<br />
von Gebäuden und anderen Anlagen als au<strong>ch</strong> die gewerbli<strong>ch</strong>e,<br />
industrielle und landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Nutzung einges<strong>ch</strong>ränkt.<br />
Im Berei<strong>ch</strong> der Grundwasserfassung (Zone S1) und in der<br />
engeren S<strong>ch</strong>utzzone (S2) darf beispielsweise gar ni<strong>ch</strong>t ge-<br />
Seitengewässer der revitalisierten Reppis<strong>ch</strong> (ZH)
26 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
baut werden. In der weiteren S<strong>ch</strong>utzzone (S3) dürfen nur Anlagen<br />
erstellt werden, die das Grundwasser ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigen<br />
können.<br />
Ausrei<strong>ch</strong>end Wasser in Flüssen und Bä<strong>ch</strong>en<br />
Sauberes, unbelastetes Wasser genügt Tieren und Pflanzen<br />
ni<strong>ch</strong>t, um im und am Wasser leben zu können. Tiere und<br />
Pflanzen sind darauf angewiesen, dass ihre Lebensräume sowohl<br />
in Bezug auf die Wasserführung, das sogenannte «Wasserregime»,<br />
als au<strong>ch</strong> die Struktur der Gewässer intakt sind.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Stauhaltung von Kraftwerken, frühere Ho<strong>ch</strong>wassers<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
und Kanalisierungen sind die Gewässerlebensräume<br />
aber vielerorts stark beeinträ<strong>ch</strong>tigt: Es fliesst<br />
zu wenig oder gar kein Wasser, es fehlen natürli<strong>ch</strong>e Ba<strong>ch</strong>- und<br />
Flussbette und Ufer.<br />
Um das Überleben von Fis<strong>ch</strong>en, aber au<strong>ch</strong> von Kleinorganismen<br />
si<strong>ch</strong>erzustellen, soll stets ausrei<strong>ch</strong>end Wasser fliessen.<br />
Wer ni<strong>ch</strong>t nur geringfügig Wasser aus Gewässern nutzt – etwa<br />
für eine Kraftwerkanlage oder für die Landwirts<strong>ch</strong>aft –,<br />
brau<strong>ch</strong>t deshalb eine Bewilligung. Die Bewilligung wird erteilt,<br />
wenn si<strong>ch</strong>ergestellt ist, dass stets ausrei<strong>ch</strong>end Restwasser in<br />
den Ba<strong>ch</strong>- und Flussläufen belassen wird. Ras<strong>ch</strong> steigende<br />
und sinkende Wasserpegel, der sogenannte «S<strong>ch</strong>wall und<br />
Strafbestimmungen<br />
Vom Gs<strong>ch</strong>G erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Wasserqualität<br />
– Grundlagenbes<strong>ch</strong>affung<br />
-areale und<br />
Grundwassers<strong>ch</strong>utzzonen<br />
Abwassereinleitung/Versickerung<br />
Gewässers<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong>e,<br />
von<br />
Anordnung<br />
–<br />
–<br />
– Ans<strong>ch</strong>lusspfli<strong>ch</strong>t an Kanalisation<br />
– Verunreinigungsverbot<br />
– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t bei Wasserentnahmen<br />
– Sanierungsplanung bei S<strong>ch</strong>wall und Sunk<br />
Enteignung und Landumlegung<br />
– Pfli<strong>ch</strong>t zur Abwasserbeseitigung<br />
Wasserregime<br />
Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />
Grundprinzipien<br />
na<strong>ch</strong>teiligen Einwirkungen<br />
– S<strong>ch</strong>utz der Gewässer vor<br />
– Information der<br />
– Si<strong>ch</strong>erung angemessener Restwassermengen<br />
– keine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wall und Sunk<br />
– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für Anlagen und Tätigkeiten<br />
Information<br />
– Entwässerungsplanung<br />
Flüssigkeiten<br />
(Grundwasser)<br />
wassergefährdenden<br />
Gewässers<strong>ch</strong>utz<br />
planeris<strong>ch</strong>er<br />
mit<br />
Umgang<br />
–<br />
–<br />
– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />
– Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />
Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
(Gs<strong>ch</strong>G)<br />
Sanierung<br />
Finanzierung<br />
– Gebühren<br />
– Finanzhilfen und<br />
Abgeltungen<br />
– Vollzugszuständigkeiten<br />
Organisation<br />
– Erhaltung der Grundwasservorkommen<br />
– Si<strong>ch</strong>erung und extensive Nutzung des Gewässerraums<br />
– S<strong>ch</strong>utz der Lebensräume der Wassertiere<br />
– Si<strong>ch</strong>erung eines ausgegli<strong>ch</strong>enen Ges<strong>ch</strong>iebehaushalts<br />
– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />
– Pfli<strong>ch</strong>t zur Revitalisierung von Gewässern<br />
– Delegation<br />
– Fa<strong>ch</strong>stellen<br />
Gewässerstrukturen 1<br />
–<br />
– Planung und<br />
Auss<strong>ch</strong>eidung des<br />
Priorisierung von<br />
Gewässerraums<br />
Revitalisierungen<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e EIngriffe<br />
Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />
– Gewährleistung der Fis<strong>ch</strong>dur<strong>ch</strong>gängigkeit<br />
Runde Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />
1) au<strong>ch</strong> im Fis<strong>ch</strong>ereigesetz (BGF) geregelt<br />
Gerade Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen
27 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Sunk», dur<strong>ch</strong> das An- und Abs<strong>ch</strong>alten der Anlagen sind eine<br />
weitere Folge des Betriebs von Wasserkraftanlagen. Mit bauli<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmen haben die Anlagenbetreiber dafür zu sorgen,<br />
dass die na<strong>ch</strong>teiligen Wirkungen daraus auf die Wasserlebensräume<br />
mögli<strong>ch</strong>st gering bleiben.<br />
Lebendige Gewässer<br />
Das früher übli<strong>ch</strong>e Verbauen und Korrigieren von Bä<strong>ch</strong>en und<br />
Flüssen ist heute nur no<strong>ch</strong> in Ausnahmefällen erlaubt. Das<br />
Überdecken oder Eindolen von Fliessgewässern ist gar grundsätzli<strong>ch</strong><br />
verboten. Das GS<strong>ch</strong>G verlangt vielmehr, dass verbaute,<br />
korrigierte, überdeckte und eingedolte Gewässer revitalisiert<br />
werden. Dabei sind au<strong>ch</strong> die Lands<strong>ch</strong>afts- und<br />
Erholungsaspekte der Gewässer zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, aber au<strong>ch</strong><br />
Aufwand und Nutzen gegeneinander abzuwägen. Die Kantone<br />
sind verpfli<strong>ch</strong>tet, die Revitalisierung der Gewässer zu planen.<br />
Vielerorts haben die Gewässer heute wegen der vorhandenen<br />
Bauten und Anlagen oder wegen der intensivierten landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Nutzung zu wenig Raum zur Verfügung. Seit<br />
2011 verpfli<strong>ch</strong>tet das GS<strong>ch</strong>G deshalb die Kantone, den Raumbedarf<br />
der oberirdis<strong>ch</strong>en Gewässer so festzulegen, dass die<br />
Wieder La<strong>ch</strong>se im Rhein<br />
Mit dem «Übereinkommen zum S<strong>ch</strong>utz des Rheins» verpfl i<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> die fünf Rheinanliegerstaaten S<strong>ch</strong>weiz, Frankrei<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>land,<br />
Luxemburg und die Niederlande sowie die Europäis<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />
zum ganzheitli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz des Rheins als Lebensraum. Es stellt<br />
damit eine thematis<strong>ch</strong>e Erweiterung früherer Konventionen dar, die die<br />
Verbesserung der Wasserqu alität zum Inhalt hatten. Der Staatsvertrag<br />
soll den individuellen Charakter des Rheins, seiner Ufer und seiner<br />
Auen s<strong>ch</strong>ützen. Zum S<strong>ch</strong>utz der Tiere und Pflanzen, die im Fluss und<br />
im Uferberei<strong>ch</strong> leben, sollen die natürli<strong>ch</strong>en Lebensräume und der<br />
ursprüngli<strong>ch</strong>e Flusslauf so weit wie mögli<strong>ch</strong> erhalten und wiederhergestellt<br />
werden. Ziel des Rheins<strong>ch</strong>utzübereinkommens ist au<strong>ch</strong> eine<br />
ökologis<strong>ch</strong> verträgli<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>wasservorsorge. Mit der Wiederansiedlung<br />
des La<strong>ch</strong>ses haben si<strong>ch</strong> die Vertragsstaaten ein sehr attraktives<br />
Teilziel gesetzt.<br />
Gewässer wieder genügend Raum haben, damit sie einerseits<br />
ihre natürli<strong>ch</strong>en Funktionen erfüllen können und andererseits<br />
Ho<strong>ch</strong>wassers<strong>ch</strong>utz und Gewässernutzung gewährleistet sind.<br />
Staustufe der Limmat beim Elektrizitätswerk Dietikon ZH<br />
Im Auenwald der alten Aare
28 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> S<strong>ch</strong>utz von Biodiversität und Lands<strong>ch</strong>aft<br />
Als Folge der Siedlungsentwicklung, des Baus von Infrastrukturanlagen, insbesondere für Verkehr,<br />
Energieerzeugung und -transport, und der Entwicklung der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Nutzung – Intensivierung<br />
und Aufgabe der Bewirts<strong>ch</strong>aftung – hat si<strong>ch</strong> die Lands<strong>ch</strong>aft in der S<strong>ch</strong>weiz in den letzten hundert<br />
Jahren markant gewandelt. Es hat si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur das Lands<strong>ch</strong>aftsbild verändert, die Lebensräume von<br />
Pfl anzen und Tieren haben abgenommen und an Qualität eingebüsst. Sowohl im Bundesgesetz über<br />
den Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utz (NHG) als au<strong>ch</strong> in den Bundesgesetzen über die Jagd (JSG) und die<br />
Fis<strong>ch</strong>erei (BGF) stehen der S<strong>ch</strong>utz und die Erhaltung dieser Lebensräume im Zentrum.<br />
Im Verlauf der letzten hundert Jahre sind au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
zahlrei<strong>ch</strong>e Tier- und Pflanzenarten ausgestorben oder markant<br />
seltener geworden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sie<br />
nur ges<strong>ch</strong>ützt und erhalten werden können, wenn ihre Lebensräume<br />
weiterbestehen, die ihnen die Nahrungsgrundlage und<br />
die Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Fortpflanzung bieten. Das NHG verlangt<br />
deshalb, dass dem Aussterben einheimis<strong>ch</strong>er Tier- und<br />
Pflanzenarten dur<strong>ch</strong> die Erhaltung genügend grosser und vernetzter<br />
Lebensräume (Biotope) entgegenzuwirken ist. Uferberei<strong>ch</strong>en,<br />
Riedgebieten und Mooren, Hecken, Feldgehölzen,<br />
seltenen Waldgesells<strong>ch</strong>aften oder Trockenrasen, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
besonders günstige Voraussetzungen für Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften<br />
auszei<strong>ch</strong>nen, kommt dabei besondere Aufmerksamkeit zu.<br />
Jagdbanngebiete, Wasser- und Zugvogelreservate, Ufervegetation<br />
und Waldreservate sowie sogenannte «Smaragdgebiete»<br />
(vgl. Kasten «Naturs<strong>ch</strong>utz – europaweit») sind weitere<br />
Lebensräume, die einen besonderen S<strong>ch</strong>utzstatus geniessen.<br />
Internationale Verantwortung für die<br />
biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt<br />
Der Begriff «Biodiversität» bezieht si<strong>ch</strong> auf alle Aspekte der<br />
Vielfalt der belebten Welt und umfasst die Vielfalt von Ökosystemen,<br />
die Vielfalt der Arten und die genetis<strong>ch</strong>e Vielfalt sowie deren We<strong>ch</strong>selwirkungen.<br />
Die Nutzung der Biodiversität muss na<strong>ch</strong>haltig erfolgen,<br />
sodass die Ökosysteme erhalten bleiben und deren Leistungen sowie<br />
jene der Arten und die genetis<strong>ch</strong>e Vielfalt si<strong>ch</strong>ergestellt sind. Dabei<br />
spielen au<strong>ch</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen Betra<strong>ch</strong>tungsräume – lokal, regional,<br />
global – eine Rolle. Das Verhalten hierzulande wirkt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur<br />
auf die einheimis<strong>ch</strong>e, sondern au<strong>ch</strong> auf die globale Biodiversität aus –<br />
sei es dur<strong>ch</strong> den Verbrau<strong>ch</strong> von Rohstoffen oder den Konsum von<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftsgütern wie Fleis<strong>ch</strong>, exotis<strong>ch</strong>en Frü<strong>ch</strong>ten, S<strong>ch</strong>nittblumen<br />
oder vor allem Futtermitteln für Nutztiere. Die Erhaltung der Biodiversität<br />
erfordert deshalb au<strong>ch</strong> globales Handeln. Diesem Ziel ist<br />
die Biodiversitätskonvention gewidmet, die 1992 am Weltgipfel für<br />
Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabs<strong>ch</strong>iedet wurde.<br />
Mehr als 190 Länder haben die Konvention inzwis<strong>ch</strong>en unterzei<strong>ch</strong>net.<br />
Naturs<strong>ch</strong>utz – europaweit<br />
Mit dem «Übereinkommen zur Erhaltung der europäis<strong>ch</strong>en wildlebenden<br />
Pflanzen und Tiere sowie ihrer natürli<strong>ch</strong>en Lebensräume» streben<br />
die Staaten Europas den europaweiten S<strong>ch</strong>utz wertvoller Lebensräume<br />
sowie bedrohter Tier- und Pflanzenarten an. Die sogenannte<br />
«Berner Konvention» wurde 1979 im Rathaus Bern unterzei<strong>ch</strong>net und<br />
von 44 Ländern sowie der EU ratifiziert. Sie s<strong>ch</strong>ützt rund 600 Pflanzenarten,<br />
111 Säugetier-, 363 Vogel- und zahlrei<strong>ch</strong>e weitere Tierarten.<br />
Mit den «Smaragdgebieten» soll ein Netz wertvoller Lebensräume<br />
für europaweit gefährdete Arten ges<strong>ch</strong>affen werden. In der<br />
S<strong>ch</strong>weiz gehören 37 Gebiete dazu. Die «Berner Konvention» setzt<br />
regional viele jener Ziele um, die mit der Biodiversitätskonven tion<br />
von 1992 weltweit festgelegt sind.<br />
Der Bläuling, ein Bewohner von Magerwiesen
29 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Lebensräume von nationaler Bedeutung<br />
Der Bund hat den Auftrag, Lebensräume von nationaler Bedeutung<br />
zu bezei<strong>ch</strong>nen. Entspre<strong>ch</strong>ende Gebiete wie Ho<strong>ch</strong>und<br />
Fla<strong>ch</strong>moore, Auen, Amphibienlai<strong>ch</strong>gebiete und Trockenwiesen<br />
und -weiden hat der Bund in Bundesinventaren<br />
festgehalten. Die Kantone haben den S<strong>ch</strong>utz der inventarisierten<br />
Gebiete si<strong>ch</strong>erzustellen und dafür zu sorgen, dass diese<br />
Gebiete unterhalten werden. Zudem sind sie dafür verantwortli<strong>ch</strong>,<br />
dass au<strong>ch</strong> Biotope von regionaler und lokaler<br />
Bedeutung ges<strong>ch</strong>ützt und unterhalten werden. Darüber hinaus<br />
haben sie sowohl inner- als au<strong>ch</strong> ausserhalb von Siedlungen<br />
für ökologis<strong>ch</strong>en Ausglei<strong>ch</strong> zu sorgen, indem etwa Feldgehölze,<br />
Hecken oder andere naturnahe Vegetation angelegt<br />
werden.<br />
Wertvolle Trockenwiesen<br />
Mit dem «Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden<br />
von nationaler Bedeutung» (TWW) werden nährstoffarme<br />
Lebensräume ges<strong>ch</strong>ützt, in denen unter anderem seltene Or<strong>ch</strong>ideen<br />
gedeihen und zahlrei<strong>ch</strong>e Insekten wie S<strong>ch</strong>metterlinge<br />
und Heus<strong>ch</strong>recken leben. Das Inventar umfasst rund 3000 Gebiete<br />
mit einer Grösse von rund 21 400 Hektaren. Ausgedehnte<br />
Trockenwiesen finden si<strong>ch</strong> beispielsweise bei Sent im Unterengadin,<br />
wo si<strong>ch</strong> die wertvollen Lebensräume über Hunderte<br />
von Hektaren am ganzen Südhang des Tales erstrecken.<br />
S<strong>ch</strong>utz für Steinbock, Lu<strong>ch</strong>s, Wolf & Co.<br />
Der S<strong>ch</strong>utz freilebender Tiere und Pflanzen erfolgt zwar in<br />
erster Linie über den S<strong>ch</strong>utz ihrer Lebensräume. NHG, Jagd-<br />
Strafbestimmungen<br />
– Bundesinventar der Lands<strong>ch</strong>aften von<br />
– S<strong>ch</strong>utz der Lebensräume von Fis<strong>ch</strong>en und Krebsen<br />
von Fis<strong>ch</strong>en und Krebsen<br />
nationaler Bedeutung<br />
– Bestimmung zum S<strong>ch</strong>utz und zur Nutzung<br />
– Pärke von nationaler Bedeutung<br />
Organisation<br />
– Vollzugszuständigkeit<br />
– beratende Kommissionen<br />
– Fa<strong>ch</strong>stellen<br />
– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />
– Moorlands<strong>ch</strong>aften<br />
– Biotope von nationaler Bedeutung<br />
– Biotope von regionaler und lokaler Bedeutung<br />
Lands<strong>ch</strong>aft<br />
(BGF)<br />
Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzgesetz<br />
(NHG)<br />
Fis<strong>ch</strong>ereigesetz<br />
– Information, Beratung und Ausbildung<br />
Arten/Ökosysteme/<br />
Lands<strong>ch</strong>aften<br />
Jagdgesetz<br />
(JSG)<br />
–<br />
–<br />
Jagdbare<br />
ges<strong>ch</strong>ützte<br />
Arten und<br />
Säugetiere und<br />
S<strong>ch</strong>onzeiten<br />
Vögel<br />
– Wasser- und Zugvogelreservate<br />
Grundprinzipien<br />
– Erhaltungs- und S<strong>ch</strong>onungsgebot<br />
– besondere Berücksi<strong>ch</strong>tigung bei der<br />
Erfüllung von Bundesaufgaben<br />
Arten und Ökosysteme<br />
– Finanzhilfen und Abgeltungen<br />
– Jagdbanngebiete<br />
– Jagdbere<strong>ch</strong>tigung<br />
– Moore und Ufervegetation<br />
– Massnahmen zum S<strong>ch</strong>utz seltener Pflanzen und Tiere<br />
– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für die Ansiedelung von Pflanzen und Tieren<br />
Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />
Vom BGF, JSG und NHG<br />
erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
Enteignung<br />
Runde Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />
Gerade Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen
30 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Die Moorlands<strong>ch</strong>aft von Rothenthurm SZ<br />
(JSG) und Fis<strong>ch</strong>ereigesetz (BFG) enthalten aber au<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong>e<br />
Regelungen zum S<strong>ch</strong>utz einzelner Tier- und Pflanzenarten,<br />
beispielsweise die Mögli<strong>ch</strong>keit, Pflückverbote für<br />
seltene Pflanzen oder Fangverbote für bestimmte Fis<strong>ch</strong>arten<br />
zu erlassen. Das JSG unterstellt unter anderem alle Vögel,<br />
Raubtiere sowie weitere Tiergruppen, die ni<strong>ch</strong>t explizit für die<br />
Jagd zugelassen sind, einem generellen S<strong>ch</strong>utz. Dies betrifft<br />
insbesondere au<strong>ch</strong> Grossraubtiere wie Lu<strong>ch</strong>s, Bär und Wolf.<br />
S<strong>ch</strong>utz der S<strong>ch</strong>weizer Lands<strong>ch</strong>aften<br />
Die Lands<strong>ch</strong>aften sind in man<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t von uns<strong>ch</strong>ätzbarem<br />
Wert – in ökologis<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t als Raum für die Regeneration<br />
der natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen und der Lebensräume,<br />
in wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t für den Tourismus und als Standortfaktor,<br />
als räumli<strong>ch</strong>er Ausdruck des vielfältigen kulturellen<br />
Erbes oder ideell wi<strong>ch</strong>tiger, identitätsstiftender Teil des Heimatgefühls.<br />
Der s<strong>ch</strong>onende Umgang mit Lands<strong>ch</strong>aften ist ein<br />
zentrales Ziel des Raumplanungsgesetzes (RPG). Das NHG<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet den Bund dazu, bei der Erfüllung seiner Aufgabe<br />
der Eigenart der jeweiligen Lands<strong>ch</strong>aft Re<strong>ch</strong>nung zu tragen.<br />
Lands<strong>ch</strong>aften von nationaler Bedeutung – wie das Rebbaugebiet<br />
Lavaux am Genfersee – erfasst der Bund zudem in einem<br />
Inventar (BLN-Inventar). Die darin verzei<strong>ch</strong>neten Lands<strong>ch</strong>aften<br />
sind in besonderem Mass unges<strong>ch</strong>mälert zu erhalten oder<br />
grösstmögli<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>onen. Einem nahezu absoluten S<strong>ch</strong>utz<br />
unterstellt sind die 89 Moorlands<strong>ch</strong>aften von besonderer<br />
S<strong>ch</strong>önheit und nationaler Bedeutung.<br />
Alles ist Lands<strong>ch</strong>aft<br />
Die Lands<strong>ch</strong>aftskonvention des Europarates wirbt für den<br />
aktiven, bewussten Umgang mit Lands<strong>ch</strong>aft, von der Erhaltung über<br />
die Lands<strong>ch</strong>aftsplanung und -aufwertung bis hin zur na<strong>ch</strong>haltigen Nutzung.<br />
Gemäss dem Lands<strong>ch</strong>aftsverständnis der Konvention ist Lands<strong>ch</strong>aft<br />
der Raum, wie er von Bewohnern und B esu<strong>ch</strong>ern wahrgenommen<br />
wird. Sie ist das Ergebnis der Einwirkungen von Natur und Mens<strong>ch</strong><br />
und verändert si<strong>ch</strong> im Lauf der Zeit. Somit betrifft die Konvention ni<strong>ch</strong>t<br />
nur aussergewöhnli<strong>ch</strong>e, wilde oder unberührte Lands<strong>ch</strong>aften, sondern<br />
ebenso alltägli<strong>ch</strong>e, städtis<strong>ch</strong>e und beeinträ<strong>ch</strong>tigte. Die Konvention ist<br />
am 1. März 2004 in Kraft getreten. 29 Staaten haben sie ratifiziert,<br />
6 weitere – darunter die S<strong>ch</strong>weiz – haben sie unterzei<strong>ch</strong>net. Zur Zeit der<br />
Drucklegung führt die S<strong>ch</strong>weiz das Ratifikationsverfahren dur<strong>ch</strong>.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> dienen au<strong>ch</strong> die Pärke von nationaler Bedeutung<br />
der Erhaltung von Gebieten mit hohen Natur- und Lands<strong>ch</strong>aftswerten.<br />
Sollen Nationalpärke in erster Linie der Tier- und<br />
Pflanzenwelt unberührte Lebensräume bieten, so dienen regionale<br />
Naturpärke au<strong>ch</strong> der Stärkung einer na<strong>ch</strong>haltig betriebenen<br />
Regionalwirts<strong>ch</strong>aft und Naturerlebnispärke – in Agglomerationsnähe<br />
– der Naturerfahrung und der Umweltbildung.
31 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Kontrollierter Umgang mit Organismen<br />
In Berei<strong>ch</strong>en wie der Landwirts<strong>ch</strong>aft, der Medizin oder der Nahrungsmittelindustrie wird die Biote<strong>ch</strong>nologie<br />
weltweit immer häufiger eingesetzt. Gelangen aber gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderte, krankheitserregende<br />
oder gebietsfremde Organismen unkontrolliert in die Umwelt, können sie Mens<strong>ch</strong>en, Tiere, Pfl anzen oder<br />
andere Organismen gefährden. Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) und das Gente<strong>ch</strong>nikgesetz (GTG) stellen<br />
den si<strong>ch</strong>eren Umgang mit diesen Organismen si<strong>ch</strong>er.<br />
Si<strong>ch</strong>erheit dur<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossene Systeme<br />
Organismen zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> aus, dass sie fähig sind,<br />
si<strong>ch</strong> zu vermehren und Erbmaterial weiterzugeben. Nebst den<br />
natürli<strong>ch</strong> vorhandenen Lebewesen gehören au<strong>ch</strong> gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
veränderte Formen dazu. Beim Umgang mit Organismen gilt<br />
der Grundsatz, dass weder Mens<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Umwelt dadur<strong>ch</strong> gefährdet<br />
werden dürfen und die biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigt<br />
wird. Wer mit krankheitserregenden oder gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
veränderten Organismen arbeitet, muss deshalb in ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Laborvorri<strong>ch</strong>tungen beziehungsweise Räumen arbeiten.<br />
Sollen Versu<strong>ch</strong>e mi t entspre<strong>ch</strong>enden Organismen im Freien stattfinden<br />
oder sol<strong>ch</strong>e gar in Verkehr gebra<strong>ch</strong>t werden, ist eine Bewilligung<br />
des Bundes erforderli<strong>ch</strong>. Damit diese erteilt werden<br />
darf, muss na<strong>ch</strong>gewiesen sein, dass Mens<strong>ch</strong> und Umwelt keinen<br />
S<strong>ch</strong>aden nehmen. Für den Anbau gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderter<br />
Pflanzen in der Landwirts<strong>ch</strong>aft gilt seit 2005 ein Moratorium.<br />
Strafbestimmungen<br />
Vom USG und GTG erfasste<br />
Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
Grundprinzipien<br />
– Selbstkontrolle<br />
– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />
Umgang im ges<strong>ch</strong>lossenen System<br />
– Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG)<br />
Organisation<br />
– Vollzugszuständigkeit<br />
– eidg. Kommissionen 2<br />
– Aufsi<strong>ch</strong>t und Kontrolle<br />
– Anforderungen an den Umgang mit Organismen, insbesondere pathogenen und gebietsfremden Organismen<br />
Runde Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />
Gerade Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen<br />
Organismen 1<br />
– Stufenprinzip<br />
– Risikoermittlung und -bewertung<br />
– Melde- und Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t<br />
Vorsorge<br />
Gente<strong>ch</strong>nikgesetz (GTG)<br />
Umgang in der Umwelt (Freisetzungsversu<strong>ch</strong>e und Inverkehrbringung)<br />
– S<strong>ch</strong>utz der Produktion ohne gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderte Organismen und Wahlfreiheit der Konsumenten<br />
Ethik<br />
– A<strong>ch</strong>tung der Würde<br />
der Kreatur<br />
Haftpfli<strong>ch</strong>t<br />
Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />
– Anforderungen an den Umgang mit gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderten Organismen<br />
1) Wald und ges<strong>ch</strong>ützte Arten (vgl. S. 23 und S. 28)<br />
2) Eidgenössis<strong>ch</strong>e Ethikkommission für die Biote<strong>ch</strong>nologie<br />
im Ausserhumanberei<strong>ch</strong> (EKAH),<br />
Eidgenössis<strong>ch</strong>e Fa<strong>ch</strong>kommission für biologis<strong>ch</strong>e<br />
Si<strong>ch</strong>erheit (EFBS)
32 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Massnahmen gegen S<strong>ch</strong>adorganismen<br />
S<strong>ch</strong>äden für die Umwelt, insbesondere für die biologis<strong>ch</strong>e<br />
Vielfalt, können au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten<br />
verursa<strong>ch</strong>t werden, die einges<strong>ch</strong>leppt oder importiert<br />
werden und hier unter anderem auf keine natürli<strong>ch</strong>en Feinde<br />
treffen. Das Drüsige Springkraut beispielsweise wurde ursprüngli<strong>ch</strong><br />
als Zier- und Futterpflanze importiert. Es verdrängt<br />
nun zunehmend einheimis<strong>ch</strong>e Arten und fördert die Erosion,<br />
insbesondere an Ufern von Fliessgewässern. Die Umweltund<br />
Gente<strong>ch</strong>nikgesetzgebung gibt Bund und Kantonen die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, besondere Massnahmen gegen S<strong>ch</strong>adorganismen<br />
zu ergreifen, die si<strong>ch</strong> in der Umwelt ausbreiten.<br />
Weltweit si<strong>ch</strong>ere Nutzung<br />
Das «Protokoll von Cartagena» soll gewährleisten, dass die<br />
mit Hilfe der modernen Biote<strong>ch</strong>nologie veränderten lebenden Organismen<br />
si<strong>ch</strong>er transportiert und genutzt werden.<br />
Fors<strong>ch</strong>ungslabor der Pharmaindustrie<br />
Chinesis<strong>ch</strong>e Laubholzbockkäfer – eine Bedrohung für<br />
S<strong>ch</strong>weizer Wälder<br />
Vegetationshalle mit genmanipuliertem Weizen
33 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren<br />
Ho<strong>ch</strong>wasser, Lawinen, Erdruts<strong>ch</strong>e und Felsstürze treten in der S<strong>ch</strong>weiz häufig auf, regelmässig au<strong>ch</strong> in<br />
grossem Ausmass. Das Wasserbaugesetz (WBG) und das Waldgesetz (WaG) regeln, wie der S<strong>ch</strong>utz vor<br />
diesen Naturgefahren si<strong>ch</strong>erzustellen ist.<br />
Gefahren erkennen<br />
Wer si<strong>ch</strong> vor einer Gefahr s<strong>ch</strong>ützen oder sie abwehren will,<br />
muss sie re<strong>ch</strong>tzeitig erkennen. Die Kantone haben deshalb die<br />
Aufgabe, Gefahrenkarten zu erstellen. Diese zeigen auf, wel<strong>ch</strong>e<br />
Gebiete dur<strong>ch</strong> die einzelnen Naturgefahren gefährdet sind. Die<br />
Erkenntnisse aus den Gefahrenkarten müssen ans<strong>ch</strong>liessend<br />
Eingang in die Ri<strong>ch</strong>t- und Nutzungsplanung finden. Frühwarndienste,<br />
die von den Kantonen aufgebaut und betrieben werden,<br />
sollen die Bevölkerung vor drohenden Naturgefahren warnen.<br />
Sie ermögli<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig in Si<strong>ch</strong>erheit zu bringen oder<br />
nötigenfalls zusätzli<strong>ch</strong>e Massnahmen zu ergreifen.<br />
Gefahrenvorsorge<br />
Der S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren ist Aufgabe der Kantone. Sie<br />
können auf die fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e und finanzielle Unterstützung des<br />
Bundes zählen. Die vers<strong>ch</strong>iedenen Massnahmen haben zum<br />
Ziel, Mens<strong>ch</strong>en und erhebli<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>werte zu s<strong>ch</strong>ützen. Den<br />
wirksamsten S<strong>ch</strong>utz bietet dabei eine angepasste Raumnutzung.<br />
Sie hat deshalb dafür zu sorgen, dass den Naturereignissen<br />
mehr Raum gelassen wird und in Gebieten, wo Gefahr<br />
droht, keine Gebäude und Infrastrukturen erstellt werden. Da<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz ein grosser Teil der Gefahrengebiete bereits<br />
überbaut ist, sind au<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Massnahmen wie<br />
Verbauungen, Eindämmungen und Korrektionen notwendig.<br />
Diese haben gewissen ökologis<strong>ch</strong>en Anforderungen zu genügen.<br />
Ihre s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Einwirkungen auf die Natur müssen zudem<br />
mögli<strong>ch</strong>st klein gehalten werden. Si<strong>ch</strong>erheit vor Lawinen,<br />
Steins<strong>ch</strong>lägen oder Ruts<strong>ch</strong>ungen bietet au<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>utzwald.<br />
Damit S<strong>ch</strong>utzbauten und -wald ihre S<strong>ch</strong>utzwirkung erfüllen<br />
können, müssen sie stets gut unterhalten und gepflegt werden.<br />
Enteignung<br />
Abgeltungen<br />
S<strong>ch</strong>utz von Mens<strong>ch</strong>en<br />
und erhebli<strong>ch</strong>en<br />
Sa<strong>ch</strong>werten<br />
Wasserbaugesetz (WBG)<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren<br />
Waldgesetz (WaG)<br />
raumplaneris<strong>ch</strong>e<br />
Massnahmen<br />
Organisation<br />
– Vollzugszuständigkeiten<br />
– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />
Erhalt der Abflusskapazität und des natürli<strong>ch</strong>en Verlaufs der Gewässer<br />
bauli<strong>ch</strong>e Massnahmen:<br />
S<strong>ch</strong>utzbauten<br />
– Gefahrenkarte<br />
– Frühwarndienste<br />
Grundlagen, u.a.:<br />
Vom WBG und WaG erfasste<br />
Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />
S<strong>ch</strong>utzwaldpflege<br />
Runde Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />
Enteignung<br />
Gerade Linien:<br />
Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen
34 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
> Herausforderung Klimas<strong>ch</strong>utz<br />
Weltweit hat die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e bodennahe Lufttemperatur in den vergangenen 100 Jahren um<br />
0,74 ºC zugenommen. Mit vereinten Kräften kann es gelingen, den Temperaturanstieg zu begrenzen.<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz stellt das CO 2<br />
-Gesetz das Kernelement für eine na<strong>ch</strong>haltige Klimapolitik dar.<br />
Für den vom Mens<strong>ch</strong>en verursa<strong>ch</strong>ten Klimaeffekt sind vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Treibhausgase verantwortli<strong>ch</strong>, die den natürli<strong>ch</strong>en<br />
Treibhauseffekt der Atmosphäre verstärken. Na<strong>ch</strong> dem revidierten<br />
CO 2<br />
-Gesetz, das das Parlament im Dezember 2011<br />
verabs<strong>ch</strong>iedet hat, müssen die Treibhausgasemissionen im<br />
Inland bis ins Jahr 2020 um mindestens 20 Prozent unter das<br />
Niveau von 1990 gesenkt werden. Die Reduktion erfolgt<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in den Berei<strong>ch</strong>en «Verkehr», «Gebäude» und<br />
«Industrie», für wel<strong>ch</strong>e in den Ausführungsbestimmungen<br />
spezifis<strong>ch</strong>e Reduktionsziele festgelegt sind.<br />
CO 2<br />
-Lenkungsabgabe auf fossile Brennstoffe<br />
Eine der wi<strong>ch</strong>tigsten Massnahmen stellt die CO 2<br />
-Abgabe dar,<br />
die auf fossile Brennstoffe erhoben wird. Sie beträgt CHF 36<br />
pro Tonne CO 2<br />
und wird – soweit für die Zielerrei<strong>ch</strong>ung notwendig<br />
– s<strong>ch</strong>rittweise auf bis zu CHF 120 erhöht. Der Ertrag<br />
aus dieser Abgabe wird mehrheitli<strong>ch</strong> an Bevölkerung und<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft verteilt. Ein Teil der Einnahmen wird für die energetis<strong>ch</strong>e<br />
Sanierung von Gebäuden verwendet beziehungsweise<br />
einem Te<strong>ch</strong>nologiefonds zugeführt.<br />
Verwaltungssanktionen und Strafre<strong>ch</strong>t<br />
– Ziel: 130 g CO 2<br />
/km bis 2015 im<br />
– Pfli<strong>ch</strong>t zur Kompensation<br />
eines Teils der CO2-Emissionen<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt aller neu<br />
zugelassenen Personenwagen<br />
Emissionsziel für<br />
Kompensation<br />
bei Treibstoffen<br />
Personenwagen<br />
– Lenkungsabg. auf foss. Brennstoffen<br />
– Ertragsverwendung: Gebäude-<br />
programm, Te<strong>ch</strong>nologiefonds,<br />
Kompensation<br />
s<strong>ch</strong>en Kraftwerken<br />
Verteilung an Bevölkerung<br />
und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
CO 2<br />
-Abgabe<br />
Reduktionsziel<br />
Klima<br />
(CO 2<br />
-Gesetz)<br />
Massnahmen<br />
aus anderen<br />
Abgabebefreiung<br />
Berei<strong>ch</strong>en und frei-<br />
willige Massnahmen<br />
– Abgabebefreiung für Unternehmen,<br />
die si<strong>ch</strong> zur Verminderung der<br />
Treibhausgas-Emissionen<br />
verpfli<strong>ch</strong>ten<br />
Emissionshandel<br />
– Cap-and-Trade-System<br />
mit begrenzter Anzahl<br />
handelbarer Emissionsre<strong>ch</strong>te<br />
freiwillig für mittlere Emittenten<br />
– obligatoris<strong>ch</strong> für grosse,<br />
– Pfli<strong>ch</strong>t zur Kompensation<br />
bei fossil-thermisämtli<strong>ch</strong>er<br />
CO 2 -Emissionen<br />
– Kompensationsvertrag Staat/<br />
Kraftwerkbetreiber<br />
Konventionalstrafe<br />
– Energie-, Verkehrs-,<br />
Umwelt- und Finanzpolitik<br />
Vom CO 2<br />
-Gesetz erfasste<br />
Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Übergeordnete Regelungen<br />
Vollzugssi<strong>ch</strong>erung
35 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />
Internationale Herausforderung<br />
Anlässli<strong>ch</strong> des «Erdgipfels» von 1992 in Rio de Janeiro<br />
wurde die Klimakonvention verabs<strong>ch</strong>iedet. Sie wurde bisher von<br />
165 Staaten ratifiziert. Sie hat zum Ziel, eine gefährli<strong>ch</strong>e Störung<br />
des Klimasystems zu verhindern und die mens<strong>ch</strong>verursa<strong>ch</strong>ten Treibhausgasemissionen<br />
auf einem ungefährli<strong>ch</strong>en Niveau zu stabilisieren.<br />
Das Kyoto-Protokoll von 1997 konkretisiert die globale Klimapolitik.<br />
Es legte Reduktionsziele für Industriestaaten für die Periode 2008–<br />
2012 fest. Die internationalen Verhandlungen über eine zweite Verpfli<strong>ch</strong>tungsperiode<br />
sind im Gang.<br />
Massnahmen der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Unternehmen aus energieintensiven Bran<strong>ch</strong>en haben die<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> von der CO 2<br />
-Abgabe zu befreien, wenn sie<br />
si<strong>ch</strong> zur Reduktion der Treibhausgasemissionen verpfli<strong>ch</strong>ten<br />
oder am Handel mit Emissionsre<strong>ch</strong>ten teilnehmen. Unternehmen<br />
mit hohen Treibhausgasemissionen sind zur Teilnahme<br />
am Emissionshandel verpfli<strong>ch</strong>tet und damit automatis<strong>ch</strong> von<br />
der CO 2<br />
-Abgabe befreit. Die Unternehmen, die am Emissionshandel<br />
teilnehmen, müssen jedes Jahr im Umfang ihrer Treibhausgasemissionen<br />
Emissionsre<strong>ch</strong>te abgeben. Ein Teil dieser<br />
Emissionsre<strong>ch</strong>te wird ihnen kostenlos zugeteilt. Fehlende<br />
Re<strong>ch</strong>te müssen ersteigert oder von anderen Unternehmen erstanden<br />
werden.<br />
Automatis<strong>ch</strong> befreit sind au<strong>ch</strong> die Betreiber von mit Gas oder<br />
Öl betriebenen Kraftwerken. Sie sind dur<strong>ch</strong> das Gesetz dazu<br />
Niedrigwasser am Bodensee im Trockensommer 2003<br />
verpfli<strong>ch</strong>tet, die verursa<strong>ch</strong>ten Treibhausgasemissionen vollumfängli<strong>ch</strong><br />
zu kompensieren. Mindestens 50 Prozent davon<br />
müssen dur<strong>ch</strong> inländis<strong>ch</strong>e Massnahmen kompensiert werden.<br />
Zielwerte für Autos<br />
Im Verkehrsberei<strong>ch</strong> muss die Automobilbran<strong>ch</strong>e die CO 2<br />
-<br />
Emissionen der neu zugelassenen Personenwagen bis 2015<br />
auf den dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Zielwert 130 g CO 2<br />
pro Kilometer<br />
senken. Zusätzli<strong>ch</strong> müssen die Importeure von fossilen Treibstoffen<br />
einen steigenden Teil der verursa<strong>ch</strong>ten CO 2<br />
-Emissionen<br />
kompensieren.<br />
S<strong>ch</strong>äden na<strong>ch</strong> dem Hurrikan «Sandy» im November 2012<br />
Überwa<strong>ch</strong>ung von Brandherden im Waldbrandgebiet<br />
bei Visp 2011
Weiterführende Links zu dieser Bros<strong>ch</strong>üre finden si<strong>ch</strong> unter:<br />
www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/umweltre<strong>ch</strong>t-<strong>kurz</strong>-erklaert