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Umweltrecht kurz erklärt - Bafu - admin.ch

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<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> des Bundes im Überblick


2 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Inhalt<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Bundesamt für Umwelt BAFU<br />

Das BAFU ist ein Amt des Eidg. Departements<br />

für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK.<br />

Idee, Konzept, Umsetzung<br />

Urs Steiger, steiger texte konzepte beratung, Luzern<br />

Begleitung BAFU<br />

Marco Zaugg, Abteilung Re<strong>ch</strong>t<br />

Zitierung<br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong>.<br />

Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> des Bundes im Überblick.<br />

Bundesamt für Umwelt, Bern. 36 S.<br />

Gestaltung<br />

Kurt Brunner, Martin Brunner Associés<br />

Bildna<strong>ch</strong>weis<br />

Ums<strong>ch</strong>lag, S. 7 re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Lukas Lehmann<br />

S. 3: BAFU<br />

S. 4: AWEL, Züri<strong>ch</strong><br />

S. 5: Sammlung Verkehrshaus Luzern<br />

S. 6: Keystone/Mi<strong>ch</strong>ael Kupfers<strong>ch</strong>midt<br />

S. 7 links: CamCopter/Rolf Widmer<br />

S. 8: Keystone/Francesca Agosta<br />

S. 9 links, S. 13, S. 18 unten, S. 20 oben re<strong>ch</strong>ts:<br />

BAFU/AURA, Emanuel Ammon<br />

S. 9 re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Sandro Campardo<br />

S. 11: Jakob Studnar, Düsseldorf<br />

S. 15: Keystone/Thedi Suter<br />

S. 16, S. 24–25, S. 27 links: Priska Ketterer, Luzern<br />

S. 18 oben: René Maier, Brienz<br />

S. 20 links, S. 32 unten re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Martin Ruets<strong>ch</strong>i<br />

S. 20 re<strong>ch</strong>ts unten: Stadtwerke S<strong>ch</strong>weinfurt GmbH<br />

S. 22: Ro<strong>ch</strong>e/Christopher Gmuender, Muttenz<br />

S. 27 re<strong>ch</strong>ts: BAFU/Markus Senn, Winterthur<br />

S. 28: ALN, Fa<strong>ch</strong>stelle Naturs<strong>ch</strong>utz<br />

S. 30: Albert Marty, Rothenthurm<br />

S. 32 oben: Keystone/Gaëtan Bally<br />

S. 32 unten links: «Landbote»/Marc Dahinden<br />

S. 35 oben: Keystone/Regina Kuehne<br />

S. 35 unten links: Keystone/Craig Ruttle<br />

S. 35 unten re<strong>ch</strong>ts: Keystone/Jean-Christophe Bott<br />

Vorwort 3<br />

Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> in der Übersi<strong>ch</strong>t<br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>: Spiegel des Umweltbewusstseins 4<br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> setzen und vollziehen<br />

Grundregeln des Umwelts<strong>ch</strong>utzes 8<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utz – eine gemeinsame Aufgabe 10<br />

Stets mit Rücksi<strong>ch</strong>t auf die Umwelt bewilligen 12<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Wege zu besserer Umweltqualität 13<br />

Elemente des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />

Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz 15<br />

Immissionss<strong>ch</strong>utz 17<br />

Abfälle und Boden 19<br />

Sorgfältiger Umgang mit Chemikalien 21<br />

Das Waldgesetz 23<br />

Das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz 25<br />

S<strong>ch</strong>utz von Biodiversität und Lands<strong>ch</strong>aft 28<br />

Kontrollierter Umgang mit Organismen 31<br />

S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren 33<br />

Herausforderung Klimas<strong>ch</strong>utz 34<br />

Bezug der gedruckten Fassung und PDF-Download<br />

BBL, Vertrieb Bundespublikationen, CH-3003 Bern<br />

Tel. +41 (0)31 325 50 50, Fax +41 (0)31 325 50 58<br />

verkauf.zivil@bbl.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

Bestellnummer: 810.400.082d<br />

www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/ud-1072-d<br />

Diese Publikation ist au<strong>ch</strong> in französis<strong>ch</strong>er,<br />

italienis<strong>ch</strong>er und englis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e verfügbar.<br />

© BAFU 2013


3<br />

> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Vorwort<br />

Der Weltkongress «Justice, Governance and Law for Environmental Sustainability»,<br />

den das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) vom 17. bis 20. Juni<br />

2012 in Rio de Janeiro abgehalten hat, forderte die Staaten auf, die Umweltgesetzgebung<br />

wirksam und effizient für die Errei<strong>ch</strong>ung der Na<strong>ch</strong>haltigkeitsziele einzusetzen.<br />

Die ökologis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>haltigkeit könne nur errei<strong>ch</strong>t werden, wenn die Umweltgesetzgebung<br />

gere<strong>ch</strong>t, klar und umsetzbar sei.<br />

Das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>, das in den letzten Jahrzehnten einen hohen Standard<br />

errei<strong>ch</strong>t hat, strebt dieses Ziel an. In den nä<strong>ch</strong>sten Jahren sollen punktuell Gesetzeslücken<br />

gefüllt werden, indem die Umweltgesetzgebung den neuen Herausforderungen<br />

angepasst und weiterentwickelt wird.<br />

Die vorliegende Bros<strong>ch</strong>üre gibt Ihnen einen Überblick über die vielfältige und über<br />

Jahrzehnte gewa<strong>ch</strong>sene s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Umweltgesetzgebung. Das nationale und<br />

das eins<strong>ch</strong>lägige internationale Re<strong>ch</strong>t sind umfassend und in ihrer gegenseitigen<br />

Abhängigkeit dargestellt. Innovative grafis<strong>ch</strong>e Darstellungen erlauben dabei au<strong>ch</strong><br />

einen visuellen Zugang zur abstrakten Welt des Re<strong>ch</strong>ts.<br />

Dr. iur. Florian Wild<br />

Leiter der Abteilung Re<strong>ch</strong>t<br />

Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />

Bundesamt für Umwelt<br />

Weiterführende Links zu dieser Bros<strong>ch</strong>üre finden si<strong>ch</strong> unter:<br />

www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/umweltre<strong>ch</strong>t-<strong>kurz</strong>-erklaert


Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> in der Übersi<strong>ch</strong>t<br />

> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>:<br />

Spiegel des Umweltbewusstseins<br />

Mit dem wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Aufs<strong>ch</strong>wung der 1950er- und 1960er-Jahre und der damit verbundenen stärkeren<br />

Nutzung der Umwelt traten erste gravierende Umweltprobleme zu Tage. Als Reaktion darauf und<br />

parallel zum zunehmenden Wissen über ökologis<strong>ch</strong>e Zusammenhänge entwickelte si<strong>ch</strong> eine stetig verfeinerte<br />

und umfassendere Umweltgesetzgebung.<br />

No<strong>ch</strong> in den 1950er- und 1960er-Jahren floss au<strong>ch</strong> in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz das Abwasser aus Industrie, Gewerbe und Haushalten<br />

praktis<strong>ch</strong> ungeklärt in Bä<strong>ch</strong>e, Seen und Flüsse. S<strong>ch</strong>äumende<br />

oder gar gefärbte Bä<strong>ch</strong>e waren allgegenwärtig. Verbreitet<br />

kam es zu grösseren Fis<strong>ch</strong>sterben. Die ungestüme<br />

Bautätigkeit und eine rasant wa<strong>ch</strong>sende Verkehrswelle bra<strong>ch</strong>ten<br />

zunehmend Lärm, eine immer höhere Belastung der Luft<br />

dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>adstoffe und einen forts<strong>ch</strong>reitenden Verlust an Kulturlands<strong>ch</strong>aft<br />

mit si<strong>ch</strong>.<br />

Saubere Gewässer, respektierte Natur<br />

Auf die wa<strong>ch</strong>senden Umweltprobleme reagierten die Stimmbevölkerung,<br />

die eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte und der Bundesrat mit<br />

Gesetzgebungsaktivitäten, die das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> seither s<strong>ch</strong>ritt-


5 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

weise erweiterten und den aktuellen Erfordernissen anpassten.<br />

So wurde 1953 der Gewässers<strong>ch</strong>utz in der Verfassung verankert<br />

und vier Jahre später das entspre<strong>ch</strong>ende Gesetz (GS<strong>ch</strong>G)<br />

in Kraft gesetzt. Dessen primäres Ziel war es, den Ausbau der<br />

Kanalisationsnetze und deren Ans<strong>ch</strong>luss an Kläranlagen voranzutreiben.<br />

Unter dem Eindruck des ras<strong>ch</strong>en Lands<strong>ch</strong>aftswandels<br />

wurde 1962 in einer Volksabstimmung der Bundesverfassung<br />

ein Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzartikel beigefügt.<br />

Dieser Verfassungsauftrag mündete 1966 ins Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

(NHG), in dem der S<strong>ch</strong>utz der einheimis<strong>ch</strong>en<br />

Tier- und Pflanzenwelt sowie der Lands<strong>ch</strong>afts- und der<br />

Denkmals<strong>ch</strong>utz erstmals auf Bundesebene geregelt wurden.<br />

Damit wurde au<strong>ch</strong> die Grundlage für das Bundesinventar der<br />

Lands<strong>ch</strong>aften von nationaler Bedeutung (BLN) ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Zähes Ringen um das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

1965 verlangte ein parlamentaris<strong>ch</strong>er Vorstoss gesetzli<strong>ch</strong>e Regelungen<br />

im Umweltberei<strong>ch</strong>. Der entspre<strong>ch</strong>ende Verfassungsartikel<br />

zum Umwelts<strong>ch</strong>utz wurde 1970 in der Volksabstimmung<br />

mit über 90 Prozent Ja-Stimmen gutgeheissen. Die<br />

Erdölkrise der 1970er-Jahre, aber au<strong>ch</strong> die Beri<strong>ch</strong>te «Grenzen<br />

des Wa<strong>ch</strong>stums», herausgegeben vom Club of Rome, und<br />

«Global 2000» sowie der Beri<strong>ch</strong>t der US-Regierung zur globalen<br />

Umweltsituation hatten die öffentli<strong>ch</strong>e Diskussion über<br />

Umweltprobleme inzwis<strong>ch</strong>en verstärkt. Denno<strong>ch</strong> dauerte es<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> fünfzehn Jahre, bis das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

(USG) 1985 in Kraft trat.<br />

Das Phänomen des «Waldsterbens» rückte 1983 die Lufts<strong>ch</strong>adstoffbelastung<br />

s<strong>ch</strong>lagartig ins Li<strong>ch</strong>t der Öffentli<strong>ch</strong>keit.<br />

Es trug dazu bei, dass mit der Luftreinhalteverordnung (LRV)<br />

das USG in diesem Berei<strong>ch</strong> zügig konkretisiert wurde.<br />

Auf internationaler Ebene führte die Entdeckung des Ozonlo<strong>ch</strong>s,<br />

einer massiven Ausdünnung der Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t über der<br />

Antarktis, 1985 zu einer erstaunli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nellen Reaktion: Mit<br />

dem Montrealer Protokoll, das au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz ratifiziert<br />

Waldsituation im Urner Reusstal zur Zeit des Gotthardbahn-Baus<br />

hat, wurde 1987 ein globales Verbot für die s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>sten<br />

Stoffe ges<strong>ch</strong>affen.<br />

Abfallentsorgung ohne Umwelts<strong>ch</strong>äden<br />

Mitte der 1980er-Jahre zeigte si<strong>ch</strong>, dass die Deponierung von<br />

Abfällen vielerorts zu Gewässerverunreinigungen und Geru<strong>ch</strong>sbelästigungen<br />

führte. Das in der Folge entwickelte Abfallleitbild<br />

des Bundes mündete in die umfassenden Abfallvors<strong>ch</strong>riften<br />

des revidierten USG und der Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Verordnung<br />

über Abfälle (TVA), aufgrund deren die Abfälle na<strong>ch</strong> einer<br />

allfälligen Behandlung verwertet oder in geeigneten Deponien<br />

umweltgere<strong>ch</strong>t abgelagert werden müssen. Glei<strong>ch</strong>zeitig sollen<br />

S<strong>ch</strong>utz für den Wald<br />

Das Forstpolizeigesetz von 1876 stellte den S<strong>ch</strong>weizer Wald unter<br />

strengen S<strong>ch</strong>utz und legte erstmals den Grundsatz der na<strong>ch</strong>haltigen<br />

Bewirts<strong>ch</strong>aftung fest. Das Gesetz war eine Reaktion auf vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Übers<strong>ch</strong>wemmungskatastrophen im 19. Jahrhundert, darunter<br />

die wohl grösste Ho<strong>ch</strong>wasserkatastrophe im Alpenraum von 1868.<br />

Ihr Ausmass war zum Teil auf die massive Übernutzung der Wälder<br />

zurückzuführen. Ein Jahr na<strong>ch</strong> dem Forstpolizeigesetz wurde au<strong>ch</strong><br />

das Wasserbaugesetz verabs<strong>ch</strong>iedet, das in den folgenden Jahrzehnten<br />

zur verbreiteten Verbauung der Gewässer führen sollte.<br />

Chronologie der wi<strong>ch</strong>tigsten Umwelterlasse<br />

1876 Forstpolizeigesetz (1991 Waldgesetz, WaG)<br />

1877 Wasserbaupolizeigesetz (1991 Wasserbaugesetz)<br />

1925 Jagdgesetz (totalrevidiert 1986, JSG)<br />

1955 Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz (totalrevidiert 1971 und 1991, GS<strong>ch</strong>G)<br />

1966 Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzgesetz (NHG)<br />

1973 Fis<strong>ch</strong>ereigesetz (totalrevidiert 1991, BGF)<br />

1983 Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG)<br />

1999 CO 2<br />

-Gesetz (totalrevidiert 2012)<br />

2003 Gente<strong>ch</strong>nikgesetz (GTG)


6 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Aufräumarbeiten na<strong>ch</strong> dem Chemieunfall S<strong>ch</strong>weizerhalle bei Muttenz BL<br />

die Abfallaltlasten zügig saniert werden. Mit dem Ablagerungsverbot<br />

für brennbare Abfälle ab dem Jahr 2000 setzte die<br />

S<strong>ch</strong>weiz einen weiteren Meilenstein in der Abfallentsorgung.<br />

Damit gelang es, bislang ungenutzte Abfälle der thermis<strong>ch</strong>en<br />

Verwertung oder au<strong>ch</strong> dem Recycling zuzuführen.<br />

Erwa<strong>ch</strong>tes Risikobewusstsein<br />

Seit je bestand ein Bewusstsein für die Giftigkeit von Stoffen<br />

– zumindest von Stoffen, die für Mens<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> sind.<br />

Das Giftgesetz (GG) von 1969 s<strong>ch</strong>uf den Rahmen für den<br />

Umgang mit Giften, um die Gesundheit von Mens<strong>ch</strong> und Tier<br />

zu s<strong>ch</strong>ützen. Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz weitete den gesetzli<strong>ch</strong>en<br />

Rahmen auf den S<strong>ch</strong>utz der Umwelt aus.<br />

Am 1. November 1986 kam es in einer Chemielagerhalle bei<br />

S<strong>ch</strong>weizerhalle in der Nähe von Basel zu einer Brandkatastrophe,<br />

die zu einer massiven S<strong>ch</strong>ädigung des Rheins führte.<br />

S<strong>ch</strong>lagartig wurde bewusst, dass mit der Lagerung und dem<br />

Umgang mit <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Stoffen grosse Umweltrisiken verbunden<br />

sind. Die ans<strong>ch</strong>liessend ges<strong>ch</strong>affene Störfallverordnung<br />

(StFV) trug dazu bei, das Risikobewusstsein zu s<strong>ch</strong>ärfen<br />

und die Risiken massiv zu vermindern. Mit dem Chemikaliengesetz<br />

(ChemG) von 2000 erfuhr der gesamte Chemikalienberei<strong>ch</strong><br />

eine umfassende Neuregelung; 2005 folgte die für<br />

den Umweltberei<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tige Chemikalien-Risikoreduktions-<br />

Verordnung (ChemRRV).<br />

Die fundierte Auseinandersetzung mit den Risiken der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en<br />

Industrie lenkte die Aufmerksamkeit au<strong>ch</strong> auf andere<br />

Te<strong>ch</strong>nologien, die Umweltrisiken in si<strong>ch</strong> bergen, beispielsweise<br />

die Biote<strong>ch</strong>nologie. Diese wird im USG und im Gente<strong>ch</strong>nikgesetz<br />

(GTG) sowie in den entspre<strong>ch</strong>enden Verordnungen<br />

geregelt. Mit der Mobilfunkte<strong>ch</strong>nologie entwickelte<br />

si<strong>ch</strong> eine weitere Te<strong>ch</strong>nologie in rasantem Tempo, die nebst<br />

Vorteilen für die Gesells<strong>ch</strong>aft au<strong>ch</strong> Risiken mit si<strong>ch</strong> bringt.<br />

Im Sinne der Vorsorge hat die Gesetzgebung darauf mit klaren<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Rahmenbedingungen reagiert.<br />

Raum für Tiere, Pflanzen und Gewässer<br />

In den 1970er- und 1980er-Jahren wu<strong>ch</strong>s das Bewusstsein,<br />

dass es umfassenderer Massnahmen bedarf, um dem s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>enden<br />

Verlust an Tier- und Pflanzenarten entgegenzuwirken.<br />

Einen ents<strong>ch</strong>eidenden S<strong>ch</strong>ritt hin zu einem strengeren<br />

Biotops<strong>ch</strong>utz leitete die Annahme der Rothenthurm-Initiative<br />

1987 ein. Mit ihr wurde der S<strong>ch</strong>utz der Moorbiotope und<br />

-lands<strong>ch</strong>aften in der Verfassung verankert. In der Folge wurde<br />

au<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>utz von weiteren bedrohten Lebensräumen wie<br />

Auen, Amphibienlai<strong>ch</strong>gebieten oder Trockenwiesen und -weiden<br />

verstärkt. Mit der Mögli<strong>ch</strong>keit, in Regionen mit besonders<br />

hohen Natur- und Lands<strong>ch</strong>aftswerten die S<strong>ch</strong>affung von Pärken<br />

von nationaler Bedeutung zu fördern, trägt die Gesetzgebung<br />

in diesem Berei<strong>ch</strong> seit 2007 au<strong>ch</strong> den Forderungen na<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong>haltiger Entwicklung Re<strong>ch</strong>nung. Dem Gedanken eines


7 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

umfassenden Naturs<strong>ch</strong>utzes folgte au<strong>ch</strong> die Restwasserregelung<br />

im Gewässers<strong>ch</strong>utz, die 1991 dank einer Volksinitiative<br />

ins neue Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz Eingang fand. Damit steht<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr nur die Sauberkeit der Gewässer im Vordergrund,<br />

sondern es wird anerkannt, dass Gewässer ihre Funktion als<br />

Lebensraum für Tiere und Pflanzen nur erfüllen können, wenn<br />

sie au<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end Wasser führen und ihnen der notwendige<br />

Raum für eine natürli<strong>ch</strong>e Entwicklung zur Verfügung steht.<br />

Letzteres wurde 2011 mit einer weiteren Revision des Gewässers<strong>ch</strong>utzes<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>ergestellt. Damit wird au<strong>ch</strong> eine<br />

Forderung des Ho<strong>ch</strong>wassers<strong>ch</strong>utzes erfüllt, der na<strong>ch</strong> den verheerenden<br />

Unwettern von 1987 in seiner Grundkonzeption<br />

überda<strong>ch</strong>t wurde. Der S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren soll demna<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mehr nur mit höheren und stärkeren S<strong>ch</strong>utzbauwerken<br />

errei<strong>ch</strong>t werden. Der neue Ansatz akzeptiert, dass ein totaler<br />

S<strong>ch</strong>utz ni<strong>ch</strong>t überall mögli<strong>ch</strong> ist. Er kombiniert bauli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>utzmassnahmen mit Massnahmen der Raumplanung und<br />

des Wasserrückhalts. Zudem werden kontrollierbare S<strong>ch</strong>äden<br />

in Kauf genommen.<br />

Gesamtheitli<strong>ch</strong>er Umwelts<strong>ch</strong>utz und na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung<br />

Ein eigentli<strong>ch</strong>er Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> in der ganzheitli<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung<br />

der Umweltaspekte gelang mit der ersten Weltumweltkonferenz<br />

in Rio de Janeiro von 1992, <strong>kurz</strong> «Rio 92». Das damals<br />

lancierte Konzept der na<strong>ch</strong>haltigen Entwicklung verlangt ni<strong>ch</strong>t<br />

nur die ganzheitli<strong>ch</strong>e Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Umweltaspekte,<br />

sondern au<strong>ch</strong> die Berücksi<strong>ch</strong>tigung der ökonomis<strong>ch</strong>en und sozialen<br />

Belange. In Rio wurden mit der Biodiversitätskonvention<br />

und der Klimakonvention zudem zwei ents<strong>ch</strong>eidende internationale<br />

Abkommen verabs<strong>ch</strong>iedet. Auf der Klimakonvention<br />

aufbauend wurde 1998 das Kyoto-Protokoll zur Verminderung<br />

der Treibhausgase verabs<strong>ch</strong>iedet. Zur Umsetzung dieses Protokolls<br />

erliess die S<strong>ch</strong>weiz 1999 das CO 2<br />

-Gesetz. Mit «Rio 92»<br />

starteten zudem die internationalen Anstrengungen, die Auswirkungen<br />

der Produktion und Verwendung von Chemikalien zu<br />

vermindern; 2002 wurde dazu das Stockholmer Übereinkommen<br />

zu persistenten organis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>adstoffen (POP-Konvention)<br />

verabs<strong>ch</strong>iedet (zur globalen Dimension des Umwelts<strong>ch</strong>utzes<br />

vgl. Kasten S. 11). Angetrieben dur<strong>ch</strong> w a<strong>ch</strong>sende wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Erkenntnisse einerseits und s<strong>ch</strong>merzhafte reale Erfahrungen<br />

und Katastrophen anderseits, hat si<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Umweltgesetzgebung in den letzten 50 Jahren zu<br />

einem umfassenden und ganzheitli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tssystem entwickelt.<br />

Neue Te<strong>ch</strong>nologien, Erkenntnisse und Entwicklungen<br />

werden au<strong>ch</strong> künftig zu Ergänzungen dieses Re<strong>ch</strong>tssystems<br />

führen. In naher Zukunft sind aber au<strong>ch</strong> Lücken zu s<strong>ch</strong>liessen,<br />

etwa im Berei<strong>ch</strong> der Biodiversität und – voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> – im<br />

Berei<strong>ch</strong> der Nanote<strong>ch</strong>nologie. Handlungsbedarf besteht aber<br />

au<strong>ch</strong> bei der effizienten Nutzung der natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen.<br />

Kombinierte Deponie Häuli in Lufi ngen ZH in der Einbauphase<br />

Aus der S<strong>ch</strong>lacke der Kehri<strong>ch</strong>tverbrennung aussortiertes Metall


8 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> und grafis<strong>ch</strong><br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> setzen und vollziehen<br />

> Grundregeln des Umwelts<strong>ch</strong>utzes<br />

Das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> baut auf einer Reihe von Leitprinzipien auf, die unabhängig von einzelnen Gesetzesbestimmungen<br />

den Charakter der Gesetze und Verordnungen prägen. Sie sind au<strong>ch</strong> mitbestimmend<br />

bei der praktis<strong>ch</strong>en Umsetzung der Bestimmungen.<br />

Das Vorsorgeprinzip<br />

Der Leitspru<strong>ch</strong> «Vorbeugen ist besser als heilen» ist eine Alltagsweisheit,<br />

aber au<strong>ch</strong> der zentrale Leitgedanke des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s, denn: Vorauss<strong>ch</strong>auendes, umweltgere<strong>ch</strong>tes<br />

Planen und Handeln ist langfristig kostengünstiger<br />

und mit weniger Umweltbelastungen verbunden, als zu einem<br />

späteren Zeitpunkt Verbesserungen vorzunehmen oder gar<br />

Umwelts<strong>ch</strong>äden zu beheben. Zur Wirkung kommt das Vorsorgeprinzip<br />

etwa in der Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung, in der<br />

Verpfli<strong>ch</strong>tung zur vorsorgli<strong>ch</strong>en Begrenzung von Emissionen<br />

im Immissionss<strong>ch</strong>utz oder in der allgemeinen Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />

im Gewässers<strong>ch</strong>utz.<br />

Das Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />

Kosten, die dur<strong>ch</strong> die Behebung von Umweltbelastungen oder<br />

-s<strong>ch</strong>ädigungen entstehen, sollen ni<strong>ch</strong>t von der Allgemeinheit<br />

bezahlt werden, sondern von denjenigen, die sie verursa<strong>ch</strong>t<br />

haben. Wer die Umwelt belastet oder s<strong>ch</strong>ädigt, soll also für<br />

die Behebung der Belastung oder des S<strong>ch</strong>adens aufkommen.<br />

Mit den Kehri<strong>ch</strong>tgebühren und den Abwassergebühren ist das


9<br />

> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Verursa<strong>ch</strong>erprinzip inzwis<strong>ch</strong>en zur Selbstverständli<strong>ch</strong>keit geworden.<br />

Aber das Prinzip gilt generell und kommt beispielsweise<br />

au<strong>ch</strong> bei der Sanierung von Deponien und anderen belasteten<br />

Standorten zur Anwendung.<br />

Bekämpfung an der Quelle<br />

Umweltbelastungen sollen mögli<strong>ch</strong>st gar ni<strong>ch</strong>t entstehen. Das<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) und seine Verordn ungen begrenzen<br />

deshalb die Belastungen, die von einer Anlage ausgehen<br />

dürfen, mit Hilfe von Emissionsgrenzwerten. Au<strong>ch</strong> bei Umweltsanierungen<br />

sind die Massnahmen in erster Linie dort zu<br />

ergreifen, wo die Belastungen entstehen. Beispielsweise sind<br />

zur Verringerung des Eisenbahnlärms vorrangig leisere Wagen<br />

einzusetzen, bevor Lärms<strong>ch</strong>utzwände erstellt werden, die den<br />

bereits entstandenen Lärm abs<strong>ch</strong>irmen.<br />

Ganzheitli<strong>ch</strong>e Betra<strong>ch</strong>tungsweise<br />

Ziel des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s ist es, die Umweltbelastung als Ganzes<br />

zu reduzieren. Die vers<strong>ch</strong>iedenen Umweltaspekte sind<br />

deshalb immer glei<strong>ch</strong>ermassen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Es sollen<br />

au<strong>ch</strong> keine Massnahmen einseitig zugunsten eines Berei<strong>ch</strong>s<br />

ergriffen werden, die zu übermässigen Belastungen in einem<br />

anderen Berei<strong>ch</strong> führen. Lärms<strong>ch</strong>utzmassnahmen beispielsweise<br />

sollen also keine wesentli<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>teile für den Naturund<br />

Lands<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>utz mit si<strong>ch</strong> bringen.<br />

Das Kooperationsprinzip<br />

Das s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> wird ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> verordnet,<br />

sondern in einem breit angelegten Ents<strong>ch</strong>eidungsprozess<br />

entwickelt und gemeinsam umgesetzt. Der Einbezug von politis<strong>ch</strong>en<br />

Parteien, Kantonen, von Wirts<strong>ch</strong>afts- und Umweltorganisationen<br />

oder einzelnen Bran<strong>ch</strong>en bei der Erarbeitung<br />

von Verordnungen und Vollzugshilfen bietet Gewähr dafür,<br />

dass praktikable und effiziente Lösungen gefunden werden.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Wirts<strong>ch</strong>aft erlaubt zudem, Umweltmassnahmen<br />

frühzeitig, allenfalls auf freiwilliger Basis,<br />

einzuleiten. Einzelne Vollzugsaufgaben wie Kontrollen oder<br />

Überwa<strong>ch</strong>ungen können an Unternehmen oder Organisationen<br />

übertragen werden, wie dies etwa im Abfallberei<strong>ch</strong> (Recycling)<br />

oder beim Vollzug der Luftreinhalteverordnung der<br />

Fall ist.<br />

Baumas<strong>ch</strong>ine mit Partikelfi lter<br />

Gebrau<strong>ch</strong>te PET-Getränkefl as<strong>ch</strong>en, bereit für die Verwertung


10 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Umwelts<strong>ch</strong>utz – eine gemeinsame Aufgabe<br />

Der Bund legt in den vers<strong>ch</strong>iedenen Bundesgesetzen und ihren Verordnungen sowohl die Ziele des<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzes als au<strong>ch</strong> die Instrumente und Massnahmen fest, mit denen die Ziele zu errei<strong>ch</strong>en sind.<br />

Den Kantonen fällt im Wesentli<strong>ch</strong>en die Aufgabe zu, die gesetzten Ziele zu verwirkli<strong>ch</strong>en. In Teilberei<strong>ch</strong>en<br />

ist der Bund für den Vollzug zuständig. Zudem wa<strong>ch</strong>t er darüber, dass die Kantone ihre Aufgabe<br />

gesetzeskonform wahrnehmen. Sowohl auf der Ebene der Gesetzgebung als au<strong>ch</strong> des Vollzuges arbeiten<br />

der Bund und die Kantone mit der Wirts<strong>ch</strong>aft zusammen.<br />

In der föderalistis<strong>ch</strong> organisierten S<strong>ch</strong>weiz werden staatli<strong>ch</strong>e<br />

Aufgaben so weit wie mögli<strong>ch</strong> von den einzelnen Gliedern<br />

des Staats eigenständig gelöst. Dabei kommt das sogenannte<br />

«Subsidiaritätsprinzip» zur Anwendung, wona<strong>ch</strong> diese Aufgaben<br />

auf der tiefstmögli<strong>ch</strong>en Ebene wahrzunehmen sind.<br />

Gesetze und Verordnungen<br />

Die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundlagen für den Umwelts<strong>ch</strong>utz legen die<br />

eidgenössis<strong>ch</strong>en Räte in Gesetzen fest. Der Bundesrat erlässt<br />

dazu Verordnungen, wel<strong>ch</strong>e die Gesetze konkretisieren. Die<br />

Vorarbeiten für die Gesetze und Verordnungen leistet die<br />

Bundesverwaltung. Dazu arbeitet sie eng mit den Kantonen,<br />

den Parteien sowie den Wirts<strong>ch</strong>afts- und Umweltorganisationen<br />

zusammen. Vor allem das in der S<strong>ch</strong>weiz etablierte Vernehmlassungs-<br />

und Anhörungsverfahren dient dazu, die Fa<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

sowie die Meinungen der Vollzugsbehörden und<br />

der Politik in die Re<strong>ch</strong>tsetzung einfliessen zu lassen.<br />

Umweltorganisationen im Dienste der Umwelt<br />

Die Umwelt kann si<strong>ch</strong> für ihr Re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t selbst wehren. Mit dem Verbandsbes<strong>ch</strong>werdere<strong>ch</strong>t<br />

weist das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> diese Aufgabe den<br />

Umweltorganisationen zu. Es gibt gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> tätigen und<br />

vom Bundesrat anerkannten Umweltorganisationen die Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

gegen bestimmte Projekte Einspra<strong>ch</strong>e oder Bes<strong>ch</strong>werde zu erheben.<br />

Damit können die Organisationen als Anwälte der Natur geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

beurteilen lassen, ob diese Vorhaben gesetzeskonform sind.<br />

Zentrale Rolle der Kantone im Vollzug<br />

Mit der praktis<strong>ch</strong>en Umsetzung, dem Gesetzesvollzug, wird<br />

die ges<strong>ch</strong>riebene Gesetzgebung wirksam. Die Verantwortung<br />

dafür liegt in erster Linie bei den Kantonen, die damit eine zentrale<br />

Rolle im Umwelts<strong>ch</strong>utz einnehmen. Die Kantone organi-<br />

Re<strong>ch</strong>tsetzung<br />

<<br />

Vollzug<br />

Gesetz<br />

Verordnung<br />

<<br />

<<br />

Bes<strong>ch</strong>luss<br />

Parlament<br />

Bundesrat<br />

Bund Kantone Bundesaufsi<strong>ch</strong>t<br />

Vorbereitung<br />

Bundesrat<br />

Verwaltung<br />

<<br />

<<br />

Verwaltung Wirts<strong>ch</strong>aft Gemeinden<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Haushalte<br />

Konsultation<br />

Kantone<br />

Parteien<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Umweltorganisationen<br />

Kantone<br />

Parteien<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Umweltorganisationen<br />

Gesetzgebungsprozess und Vollzug von <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz (s<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>)


11 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Umwelts<strong>ch</strong>utz – au<strong>ch</strong> eine globale Aufgabe<br />

Viele Umweltprobleme, beispielsweise Lärmbelastungen oder<br />

Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen von Biotopen, werden in unmittelbarer Nähe der<br />

Problemquelle wahrgenommen. Andere manifestieren si<strong>ch</strong> weit entfernt<br />

und haben so mitunter eine globale Dimension – sei dies aufgrund<br />

der zugrundeliegenden <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>-physikalis<strong>ch</strong>en Prozesse oder<br />

der globalen Wirts<strong>ch</strong>aftsverfle<strong>ch</strong>tungen. Die Verwendung von Fluor-<br />

Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) in Kühlanlagen und Spraydosen<br />

führt etwa zum Ozonlo<strong>ch</strong> über der weit entlegenen Antarktis. Ähnli<strong>ch</strong><br />

verhält es si<strong>ch</strong> mit dem globalen Klimawandel, der auf die gesamten<br />

weltweit anfallenden Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist.<br />

Sonderabfälle, deren umweltgere<strong>ch</strong>te Entsorgung sehr aufwändig ist,<br />

werden auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> billigen Entsorgungsmögli<strong>ch</strong>keiten rund<br />

um die Erde vers<strong>ch</strong>oben.<br />

Abwracken von S<strong>ch</strong>iffen in Bangladesh<br />

sieren den Gesetzesvollzug sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>, insbesondere<br />

inwieweit sie die Aufgaben den Gemeinden übertragen<br />

oder selbst erledigen. Einzelne Aufgaben übertragen sie au<strong>ch</strong><br />

privaten Unternehmen oder Wirts<strong>ch</strong>afts- oder – seltener –<br />

Umweltorganisationen. In man<strong>ch</strong>en, klar festgelegten Fällen –<br />

beispielsweise bei Waldrodungen von mehr als 5000 m 2 ,<br />

Grossanlagen zur thermis<strong>ch</strong>en Energieerzeugung und grossen<br />

Wasserkraftwerken – sind die Kantone verpfli<strong>ch</strong>tet, vor ihrem<br />

Ents<strong>ch</strong>eid eine Stellungnahme der Umweltfa<strong>ch</strong>behörde des<br />

Bundes einzuholen. In bestimmten Teilberei<strong>ch</strong>en ist der Bund<br />

selbst für den Vollzug verantwortli<strong>ch</strong>, insbesondere dort,<br />

wo der Import und Export von Waren und Abfällen betroffen<br />

ist und wo der Bund Bewilligungen erlässt, beispielsweise<br />

für Eisenbahnen, Autobahnen, Seilbahnen und weitere Infrastrukturanlagen.<br />

Wa<strong>ch</strong>sames Auge des Bundes<br />

Der Bund beaufsi<strong>ch</strong>tigt die Kantone beim Vollzug des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />

und stellt damit si<strong>ch</strong>er, dass die Umweltgesetzgebung<br />

in der gesamten S<strong>ch</strong>weiz glei<strong>ch</strong>ermassen zur Anwendung<br />

kommt. Diese Aufgabe wird mögli<strong>ch</strong>st partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

wahrgenommen. Stellt der Bund aber fest, dass kantonale<br />

Behörden das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> ni<strong>ch</strong>t einhalten, indem sie beispielsweise<br />

eine Bewilligung re<strong>ch</strong>tswidrig erteilt haben, kann<br />

er mit Hilfe des Behördenbes<strong>ch</strong>werdere<strong>ch</strong>ts aktiv werden,<br />

sodass der entspre<strong>ch</strong>ende Fall vom zuständigen Geri<strong>ch</strong>t beurteilt<br />

wird.<br />

Umweltprobleme mit globaler Dimension lassen si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Umweltgesetze<br />

einzelner Länder allein ni<strong>ch</strong>t bewältigen. Dazu ist vielmehr<br />

ein gemeinsames und global koordiniertes Vorgehen der gesamten<br />

Staatengemeins<strong>ch</strong>aft notwendig. Angesi<strong>ch</strong>ts der potenziell verheerenden<br />

Auswirkungen dieser Probleme haben die internationalen<br />

Bemühungen zum S<strong>ch</strong>utze der Umwelt gerade in jüngster Zeit stark<br />

an Bedeutung gewonnen. In Rahmenkonventionen – wie der Klimakonvention<br />

oder der Biodiversi tätskonvention – hat si<strong>ch</strong> die internationale<br />

Staatengemeins<strong>ch</strong>aft auf generelle Ziele in diesen Berei<strong>ch</strong>en<br />

geeinigt. Im Rahmen sogenannter «Protokolle», die gestützt auf die<br />

Rahmenkonventionen erlassen wurden, etwa des Kyoto-Protokolls im<br />

Klimaberei<strong>ch</strong>, wurde die operative Umsetzung dieser Ziele geregelt.<br />

Na<strong>ch</strong> einem Beitritt (Ratifikation) zu einem internationalen Umweltabkommen<br />

müssen die einzelnen Länder in der Regel ihre nationalen<br />

Gesetze den internationalen Anforderungen anpassen. Dies ges<strong>ch</strong>ah<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz im Klimaberei<strong>ch</strong> mit dem Erlass des CO 2<br />

-Gesetzes.<br />

Die internationale Umweltpolitik ist einer der S<strong>ch</strong>werpunkte der<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Aussenpolitik. Die S<strong>ch</strong>weiz leistet mit ihren Anstrengungen<br />

zur wirksamen Ausgestaltung des internationalen <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />

einen wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zum S<strong>ch</strong>utz der globalen Umwelt.<br />

Dies dient au<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>utz der S<strong>ch</strong>weiz selbst, weil sie si<strong>ch</strong> damit<br />

vor S<strong>ch</strong>äden infolge grenzübers<strong>ch</strong>reitender Umweltvers<strong>ch</strong>mutzung<br />

s<strong>ch</strong>ützt. Die Verbesserung der internationalen Umweltstandards<br />

s<strong>ch</strong>ützt die S<strong>ch</strong>weiz aber au<strong>ch</strong> vor Billigimporten aus Ländern,<br />

die auf die Einführung und Dur<strong>ch</strong>setzung wirksamer Umweltvors<strong>ch</strong>riften<br />

verzi<strong>ch</strong>ten.


12 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Stets mit Rücksi<strong>ch</strong>t auf die Umwelt bewilligen<br />

Eine Behörde, die eine Bewilligung für ein Vorhaben erteilt, das die Umwelt belasten könnte, muss nebst<br />

allen anderen re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Aspekten stets au<strong>ch</strong> die Umweltaspekte beurteilen. Bei grossen Projekten,<br />

die die Umwelt erhebli<strong>ch</strong> belasten können, kann sie si<strong>ch</strong> auf einen entspre<strong>ch</strong>enden Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsberi<strong>ch</strong>t<br />

stützen. Au<strong>ch</strong> die Raumplanung berücksi<strong>ch</strong>tigt Umweltaspekte und vermeidet dadur<strong>ch</strong><br />

spätere Konfl ikte.<br />

Die Behörde – sei dies der Gemeinderat, eine kantonale oder<br />

eine Bundesbehörde –, die eine Bewilligung für ein Bauprojekt<br />

erteilt, überprüft, ob das Projekt die gesetzli<strong>ch</strong>en Anforderungen<br />

erfüllt. Neben den baure<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Aspekten muss<br />

sie dabei zwingend au<strong>ch</strong> die Umweltaspekte berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Koordinationsbedarf gibt es jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur bei Bauten und<br />

Anlagen, sondern au<strong>ch</strong> bei Chemikalien, wo oft glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

der Gesundheitss<strong>ch</strong>utz, der Umwelts<strong>ch</strong>utz und der Arbeitnehmers<strong>ch</strong>utz<br />

betroffen sind.<br />

In der Regel müssen für ein Projekt mehrere Bewilligungen<br />

erteilt werden, für die au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Behörden zuständig<br />

sind. Um zu verhindern, dass es zu widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

kommt, sind die Behörden verpfli<strong>ch</strong>tet, die Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

untereinander abzustimmen. Auf Bundesebene<br />

erteilt die Leitbehörde sämtli<strong>ch</strong>e erforderli<strong>ch</strong>en Bewilligungen.<br />

Sie holt bei den anderen zuständigen Stellen die Stellungnahmen<br />

zum Projekt ein und fällt s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> einen Gesamtents<strong>ch</strong>eid.<br />

In Kantonen, die die Verfahren ni<strong>ch</strong>t auf diese<br />

Art konzentriert haben, müssen die Behörden auf andere Weise<br />

aufeinander abgestimmte Ents<strong>ch</strong>eide si<strong>ch</strong>erstellen.<br />

Für den Bau einer neuen Erdgasleitung beispielsweise waren<br />

die Rodung von 14 000 m2 Wald und die Beseitigung von Ufervegetation<br />

erforderli<strong>ch</strong>. Die Bewilligung für die neue Gasleitung,<br />

die Plangenehmigung, erteilte das Bundesamt für Energie<br />

(BFE). Glei<strong>ch</strong>zeitig erteilte das BFE au<strong>ch</strong> die Bewilligung<br />

für die Waldrodung und die Beseitigung der Ufervegetation,<br />

holte aber vorgängig vom BAFU eine Stellungnahme ein.<br />

Die Umweltverträgli<strong>ch</strong>keit prüfen<br />

Gerade bei grösseren Projekten – etwa Kraftwerken, Auto- und Eisenbahnen,<br />

aber au<strong>ch</strong> Industrieanlagen oder Einkaufszentren – sind starke<br />

Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten. Bei einer festgelegten Liste<br />

von Anlagetypen verlangt das Re<strong>ch</strong>t deshalb, dass der Gesu<strong>ch</strong>steller<br />

die Umweltauswirkungen vor dem Ents <strong>ch</strong>eid detailliert abklärt und in<br />

einem Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsberi<strong>ch</strong>t darstellt. Er muss darin au<strong>ch</strong> aufzeigen,<br />

wel<strong>ch</strong>e Massnahmen vorgesehen sind, um die Auswirkungen<br />

auf die Umwelt zu vermindern. Die Leitbehörde prüft im Rahmen der<br />

Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung anhand dieses Beri<strong>ch</strong>tes, ob das geplante<br />

Projekt die umweltre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften einhält.<br />

Eine Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung war au<strong>ch</strong> für den Werkhof eines<br />

Bauabfallunternehmens im Kanton Züri<strong>ch</strong> notwendig. Dieses plante,<br />

einen bisher offenen Abstellplatz intensiver zu nutzen und ihn zu diesem<br />

Zweck zu überda<strong>ch</strong>en. Das entspre<strong>ch</strong>ende Grundstück grenzt an<br />

ein ges<strong>ch</strong>ütztes Ho<strong>ch</strong>moor von nationaler Bedeutung und dient diesem<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig als Pufferzone. Das Moor ist im Weiteren von der Autobahn<br />

und der Hauptstrasse eingegrenzt. Da die Hauptstrasse seit <strong>kurz</strong>em<br />

mit einer Entwässerung ergänzt wurde, leidet das Moor unter Wassermangel.<br />

Im Umweltberi<strong>ch</strong>t konnte aufgezeigt werden, dass das Ho<strong>ch</strong>moor<br />

vom Bau des neuen Werkgebäudes profitieren kann: Das saubere<br />

Regenwasser soll nämli<strong>ch</strong> auf dem Da<strong>ch</strong> gesammelt und im Moor<br />

fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>t versickert werden. Zudem wird der Übergang vom bebauten<br />

Grundstück zum Moor in angepasster Weise bepflanzt.<br />

Raumplanung sorgt vor<br />

Eine wi<strong>ch</strong>tige – vorgezogene – Koordinationsfunktion übernimmt<br />

zudem die Raumplanung: Sie regelt, wie einzelne Gebiete,<br />

insbesondere Baugebiete, genutzt werden können.<br />

Dabei muss sie beispielsweise dafür sorgen, dass Nutzungen<br />

wie Einkaufszentren oder Sport- und Eventhallen, die mit viel<br />

Verkehr und damit mit Lärm und Lufts<strong>ch</strong>adstoffen verbunden<br />

sind, die Umweltqualität von Wohn- und Erholungsgebieten<br />

ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>mälern.


13<br />

> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Vers<strong>ch</strong>iedene Wege zu besserer<br />

Umweltqualität<br />

Verbote, Gebote, Anreize – die Gesetzgebung kennt vers<strong>ch</strong>iedene Instrumente, um die Umwelt zu s<strong>ch</strong>ützen.<br />

Die Vielzahl der Instrumente ermögli<strong>ch</strong>t, die gesetzli<strong>ch</strong>en Vorgaben wirkungsvoll und mit mögli<strong>ch</strong>st<br />

geringem Verwaltungsaufwand und zu tiefen volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Kosten umzusetzen.<br />

Die Bestimmungen der Umweltgesetzgebung sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

konkret ausgestaltet. In allgemeinen Regelungen<br />

sind generelle Verhaltensanweisungen formuliert, beispielsweise<br />

das Verbot, Gewässer zu verunreinigen, oder der Grundsatz,<br />

dass Abfälle so weit wie mögli<strong>ch</strong> getrennt zu sammeln<br />

und zu verwerten sind. Im Gegensatz dazu stehen sehr konkrete<br />

Bestimmungen, die spezifis<strong>ch</strong>e, oft zahlenmässige Vorgaben<br />

– etwa Grenzwerte für Lufts<strong>ch</strong>adstoffemissionen oder<br />

die Lärmbelastung – enthalten.<br />

Klare Vorgaben, harte Konsequenzen<br />

Gebote und Verbote gehören zu den wohl bekanntesten Gesetzesvors<strong>ch</strong>riften.<br />

Widerhandlungen gegen die wi<strong>ch</strong>tigsten Gebote<br />

und Verbote sind unter Strafe gestellt. Mit Verboten und<br />

Geboten, zum Beispiel in Form von Grenzwerten, zieht das<br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> klare Linien, die es einzuhalten gilt. So ist klar<br />

festgelegt, wie viele S<strong>ch</strong>adstoffe ein Auto ausstossen und wie<br />

viel Lärm es verursa<strong>ch</strong>en darf. Der Ausstoss an S<strong>ch</strong>adstoffen<br />

muss alle zwei Jahre überprüft und damit der Na<strong>ch</strong>weis<br />

erbra<strong>ch</strong>t werden, dass die Grenzwerte no<strong>ch</strong> eingehalten werden.<br />

Au<strong>ch</strong> Gebäudeheizungen müssen festgelegte S<strong>ch</strong>adstoffgrenzwerte<br />

einhalten. Andererseits ist es verboten, bestimmte<br />

Brennstoffe wie besonders s<strong>ch</strong>adstoffhaltiges S<strong>ch</strong>weröl oder<br />

Heizöl mit hohem S<strong>ch</strong>wefelgehalt einzusetzen. Naturs<strong>ch</strong>utzgebiete<br />

sind dur<strong>ch</strong> Nutzungsvors<strong>ch</strong>riften ges<strong>ch</strong>ützt. Wo no<strong>ch</strong><br />

eine landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Nutzung zulässig ist, wird diese<br />

beispielsweise dur<strong>ch</strong> klare Terminvorgaben für den Grass<strong>ch</strong>nitt<br />

geregelt.<br />

Gebote und Verbote haben zu einer erhebli<strong>ch</strong>en Verbesserung<br />

der Umweltqualität beigetragen. Das Verbot, Wald zu roden,<br />

hat die Si<strong>ch</strong>erung und die na<strong>ch</strong>haltige Erholung des Waldbestandes<br />

ermögli<strong>ch</strong>t. Die S<strong>ch</strong>adstoffgrenzwerte im Berei<strong>ch</strong> der<br />

Gebäudeheizungen und der Fahrzeuge haben zu te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en<br />

Entwicklungen wie neuen Heizbrennern, dem Katalysator<br />

oder dem Partikelfilter geführt. Au<strong>ch</strong> das Verbot der ozon-<br />

Einsatz von Recycling-Beton


14 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>ädigenden Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW)<br />

hat einen Erfolg mögli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t.<br />

Im Portemonnaie spürbar ma<strong>ch</strong>en<br />

Hinter marktwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Instrumenten steht die Überlegung,<br />

dass die Me<strong>ch</strong>anismen der freien Marktwirts<strong>ch</strong>aft dafür<br />

eingesetzt werden, finanzielle Anreize für umweltkonformes<br />

Verhalten zu s<strong>ch</strong>affen. Wer si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t umweltgere<strong>ch</strong>t verhält,<br />

soll höhere Kosten zu tragen haben als jene, die si<strong>ch</strong> umweltkonform<br />

verhalten. Dies kann mit Hilfe von Lenkungsabgaben<br />

oder Gebühren errei<strong>ch</strong>t werden. Die Lenkungsabgabe<br />

auf Lösungsmittel beispielsweise wurde so ausgestaltet, dass<br />

sie in der Einführungsphase stufenweise erhöht wurde. Das<br />

ma<strong>ch</strong>te es für die betroffenen Bran<strong>ch</strong>en zunehmend interessanter,<br />

Lösungsmittel einzusparen. Die Lenkungsabgabe hat<br />

unter anderem bewirkt, dass in der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Industrie Lösungsmittel<br />

in man<strong>ch</strong>en Produktionsprozessen vollständig<br />

rezykliert werden oder dass diese ganz ohne Lösungsmittel<br />

auskommen.<br />

Umweltmanagementsysteme sollen Unternehmen dazu bringen,<br />

ni<strong>ch</strong>t nur in Einzelberei<strong>ch</strong>en für bessere Umweltqualität<br />

zu sorgen, sondern ihr ganzes Handeln in den Dienst der Umwelt<br />

zu stellen und damit konstante Verbesserungen anzustreben.<br />

Unternehmen, die ein Umweltmanagementsystem einführen,<br />

können ihre Anstrengungen im Marktwettbewerb als<br />

besondere Auszei<strong>ch</strong>nung einbringen. Ihre Umweltleistungen<br />

werden regelmässig überprüft.<br />

Marktwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Instrumente kommen in Betra<strong>ch</strong>t, wenn<br />

bestimmte Verhaltensweisen ni<strong>ch</strong>t zwingend vorges<strong>ch</strong>rieben,<br />

sondern ledigli<strong>ch</strong> Anreize für ein bestimmtes Verhalten gesetzt<br />

werden sollen. Sol<strong>ch</strong>e Anreize wollen das Eigeninteresse<br />

am Umwelts<strong>ch</strong>utz fördern. Je na<strong>ch</strong> Ausgestaltung werden<br />

Gebühren oder Abgaben dazu eingesetzt, die anstehenden<br />

Massnahmen wie die Abfallverwertung zu bezahlen, oder sie<br />

werden – wie teilweise im Fall der CO 2<br />

-Abgabe – über die<br />

AHV-Ausglei<strong>ch</strong>skassen beziehungsweise die Krankenkassen<br />

an die Unternehmen und die Bevölkerung zurückgeführt.<br />

Bran<strong>ch</strong>en verpfli<strong>ch</strong>ten<br />

Um die speziellen Bedingungen einzelner Wirts<strong>ch</strong>aftsbran<strong>ch</strong>en<br />

zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, sieht das <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

vor, Umweltmassnahmen im Rahmen von Vereinbarungen<br />

individuell festzulegen. Die Bran<strong>ch</strong>en verpfli<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong><br />

dabei, Verbesserungsmassnahmen na<strong>ch</strong> einem bestimmten<br />

Zeitplan und in bestimmtem Umfang zu realisieren. Im Gegenzug<br />

wird etwa auf den Erlass von Vors<strong>ch</strong>riften verzi<strong>ch</strong>tet.<br />

Entspre<strong>ch</strong>ende Vereinbarungen wurden beispielsweise mit<br />

den Tankstellenbesitzern für die lufthygienis<strong>ch</strong>e Sanierung<br />

der Tankstellen abges<strong>ch</strong>lossen. Au<strong>ch</strong> in der energieintensiven<br />

Zementindustrie, deren Handlungsmögli<strong>ch</strong>keiten für Energieeinsparungen<br />

aufgrund ihrer Produktionsprozesse stark einges<strong>ch</strong>ränkt<br />

sind, kommen Vereinbarungen zum Einsatz.<br />

Betriebsbezogene individuelle Lösungen sind au<strong>ch</strong> im Rahmen<br />

des CO 2<br />

-Gesetzes vorgesehen. Bestimmte Unternehmen<br />

können si<strong>ch</strong> von der CO 2<br />

-Abgabe befreien, wenn sie si<strong>ch</strong> zu<br />

einer Begrenzung ihrer CO 2<br />

-Emissionen dur<strong>ch</strong> Massnahmen<br />

verpfli<strong>ch</strong>ten.<br />

<strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>li<strong>ch</strong>e Vereinbarungen ermögli<strong>ch</strong>en es, spezielle<br />

Voraussetzungen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Sie eröffnen den Unternehmen<br />

Handlungsspielraum für Verbesserungsmassnahmen,<br />

verlangen von ihnen aber mehr Selbstverantwortung.<br />

Vorauss<strong>ch</strong>auende Umweltplanung<br />

Die Vielgestaltigkeit der meisten Umweltprobleme verlangt,<br />

dass der Staat ni<strong>ch</strong>t nur reaktiv tätig wird. Vielmehr kommt<br />

au<strong>ch</strong> der vorauss<strong>ch</strong>auenden Umweltgestaltung – und damit<br />

der Umweltplanung – eine zentrale Bedeutung zu. Unter den<br />

Begriff «Planung» fällt eine Vielzahl von Instrumenten, die<br />

hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ihrer Wirkungsweise in informative, beeinflussende<br />

und zwingende Planungen unterteilt werden können.<br />

Letztgenannte Pläne haben in der Regel S<strong>ch</strong>utz<strong>ch</strong>arakter. Mit<br />

ihnen wird festgelegt, wel<strong>ch</strong>e Tätigkeiten in einem bestimmten<br />

Gebiet ausgeführt werden dürfen oder wie stark ein Gebiet<br />

beispielsweise dur<strong>ch</strong> Lärm oder Lufts<strong>ch</strong>adstoffe belastet werden<br />

darf. Für den S<strong>ch</strong>utz vor Lärm werden den Baugebieten<br />

im Rahmen der kommunalen Nutzungsplanungen sogenannte<br />

«Empfindli<strong>ch</strong>keitsstufen» zugeordnet. Diese legen fest, wie viel<br />

Lärm auf diese Gebiete einwirken darf. Gewässers<strong>ch</strong>utzareale<br />

haben zum Ziel, Grundwasserfassungen vor dem Eintrag von<br />

Düngestoffen, Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln usw. zu s<strong>ch</strong>ützen. Im Naturs<strong>ch</strong>utz<br />

dienen S<strong>ch</strong>utzzonen dazu, gefährdete Biotope wie<br />

Moore, Trockenwiesen oder Flussauen zu s<strong>ch</strong>ützen.<br />

Informiert handeln<br />

Der Information kommt im Umwelts<strong>ch</strong>utz eine zentrale Rolle<br />

zu: So soll einerseits der Zugang zu Informationen über den<br />

Umweltzustand si<strong>ch</strong>ergestellt sein. Andererseits unterstützt<br />

die aktive Verbreitung von Informationen darüber, wie die<br />

Umwelt ges<strong>ch</strong>ont und entlastet werden kann, die Verwaltung<br />

beim Vollzug. Sie ermögli<strong>ch</strong>t es Unternehmen und Einzelpersonen<br />

aber au<strong>ch</strong>, in ihrem Unternehmen oder zu Hause eigenverantwortli<strong>ch</strong><br />

umweltbewusst tätig zu sein. Mit grösseren<br />

und kleineren Kampagnen hat der Bund vor allem im Abfall-,<br />

im Luft- und Lärmberei<strong>ch</strong> das Umweltbewusstsein gestärkt<br />

und Mögli<strong>ch</strong>keiten für umweltgere<strong>ch</strong>tes Handeln jedes Einzelnen<br />

aufgezeigt. Die aktive Information hat so mitgeholfen,<br />

die bisher erzielten Umweltforts<strong>ch</strong>ritte zu realisieren.


Elemente des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s<br />

> Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) bildet den Grundpfeiler des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s. Es regelt<br />

mehrere zentrale Gebiete des Umwelts<strong>ch</strong>utzes und enthält übergreifende Bestimmungen, die für den<br />

ganzen Umwelts<strong>ch</strong>utz gelten. Die detaillierten Bestimmungen sind in den vers<strong>ch</strong>iedenen Verordnungen<br />

zum USG festgehalten.<br />

Das USG regelt übergreifend mehrere Umweltberei<strong>ch</strong>e. Es setzt<br />

zudem grundlegende Instrumente des Umwelts<strong>ch</strong>utzes fest<br />

und formuliert re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Grundprinzipien, die einem umfassenden<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzverständnis verpfli<strong>ch</strong>tet sind.<br />

Verordnungen und weitere Umweltgesetze<br />

Thematis<strong>ch</strong> befasst si<strong>ch</strong> das USG mit einem zentralen Teil des<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzes, nämli<strong>ch</strong> mit den Themen Immissionss<strong>ch</strong>utz,<br />

umweltgefährdende Stoffe, Organismen, Abfälle (eins<strong>ch</strong>liess-<br />

li<strong>ch</strong> der Sanierung belasteter Standorte) sowie Boden. Das USG<br />

enthält für diese Berei<strong>ch</strong>e die grundsätzli<strong>ch</strong>en Regelungen,<br />

etwa wel<strong>ch</strong>e Instrumente zum Einsatz kommen. Die detaillierten<br />

Bestimmungen, beispielsweise Grenzwerte, sind Inhalt<br />

der jeweiligen Verordnungen. Die weiteren Berei<strong>ch</strong>e des<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzes wie der Gewässers<strong>ch</strong>utz, der Klimas<strong>ch</strong>utz,<br />

der Wald-, Natur- und Lands<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>utz usw. werden in eigenen<br />

Spezialgesetzen behandelt.


16<br />

> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Übergreifende Bestimmungen und Instrumente<br />

Weiter enthält das USG die re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Grundprinzipien des<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s (vgl. S. 8) sowie übergreifende<br />

Instrumente des <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong>s wie die Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfung,<br />

die Umweltinformation, die Lenkungsabgaben<br />

und das Ve rbandsbes<strong>ch</strong>werdere<strong>ch</strong>t. Es dient aber ni<strong>ch</strong>t allein<br />

dem vorsorgli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz. Mit den Bestimmungen zu Sanierungen<br />

legt das USG au<strong>ch</strong> fest, wie vorzugehen ist, wenn die<br />

Vors<strong>ch</strong>riften ni<strong>ch</strong>t eingehalten werden.<br />

Überwa<strong>ch</strong>en der Wasserqualität in Bä<strong>ch</strong>en und Flüssen<br />

Vom USG erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Finanzen<br />

– Gebühren<br />

– Finanzhilfen und<br />

Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />

Abgeltungen<br />

Boden<br />

Grundprinzipien<br />

– Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />

– Vorsorgeprinzip<br />

– gesamtheitli<strong>ch</strong>e<br />

Betra<strong>ch</strong>tung<br />

Immissionss<strong>ch</strong>utz<br />

Organisation<br />

– Vollzugszuständigkeiten<br />

– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />

– Delegation<br />

– Fa<strong>ch</strong>stellen<br />

Haftpfli<strong>ch</strong>t<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

Katastrophens<strong>ch</strong>utz<br />

Standorte<br />

Abfälle/Belastete<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG)<br />

Chemikalien<br />

– Beri<strong>ch</strong>terstattungen<br />

Information<br />

und Evaluation<br />

– Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit<br />

Strafbestimmungen<br />

Sanierung<br />

Organismen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

– Umweltverträgli<strong>ch</strong>-<br />

keitsprüfung<br />

– Kontrollen<br />

– Umweltmanagement<br />

Enteignung


17<br />

> <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Vor Umweltbelastungen s<strong>ch</strong>ützen<br />

(Immissionss<strong>ch</strong>utz)<br />

Gemäss dem zentralen Ziel des Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetzes (USG)<br />

ist es Aufgabe des Immissionss<strong>ch</strong>utzes, die Umwelt vor s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en<br />

und lästigen Einwirkungen zu s<strong>ch</strong>ützen. Regelt das<br />

USG die allgemeinen Rahmenbedingungen, so legen die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Verordnungen detaillierte Ziele, insbesondere in<br />

Form von Grenzwerten, fest.<br />

Der S<strong>ch</strong>utz vor s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en und lästigen Einwirkungen erfolgt<br />

mit einem doppelten Fokus: einerseits dur<strong>ch</strong> die vorsorgli<strong>ch</strong>e<br />

Bekämpfung von Lufts<strong>ch</strong>adstoffen, Lärm, ni<strong>ch</strong>tionisierender<br />

Strahlung (NIS) oder Ers<strong>ch</strong>ütterungen beim Austritt aus der Quelle<br />

(Emissionen), und anderseits dur<strong>ch</strong> die Begrenzung der Belastungen<br />

(Immissionen) am Ort, an dem sie ihre Wirkung entfalten.<br />

Belastungen vorsorgli<strong>ch</strong> begrenzen<br />

Im Sinne der Vorsorge verlangt das USG, dass die Ausbreitung<br />

von Lufts<strong>ch</strong>adstoffen, Lärm, NIS und Ers<strong>ch</strong>ütterungen so weit<br />

wie mögli<strong>ch</strong> verhindert wird – und zwar dort, wo sie entstehen.<br />

Dafür sorgen die Planung, die si<strong>ch</strong>erstellen muss, dass ni<strong>ch</strong>t<br />

dort gebaut wird, wo bereits hohe Belastungen bestehen, sowie<br />

die vorsorgli<strong>ch</strong>en Emissionsbegrenzungen. Das sind Massnahmen,<br />

die die Emissionen direkt an den jeweiligen Quellen<br />

oder auf dem Ausbreitungsweg vermindern. Heizungen und<br />

Motoren etwa müssen so gebaut werden, dass sie mögli<strong>ch</strong>st<br />

wenig s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e Abgase in die Luft entlassen und mögli<strong>ch</strong>st<br />

wenig Lärm erzeugen. Die Verordnungen legen für vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Anlagen und Geräte die maximal erlaubten Emissionen<br />

insbesondere mittels Grenzwerten fest. Die Te<strong>ch</strong>nik bietet dabei<br />

viele Mögli<strong>ch</strong>keiten, Emissionen zu vermindern, beispielsweise<br />

sehr sparsame Motoren oder Brenn- und Treibstoffe mit<br />

Immissionss<strong>ch</strong>utz<br />

HELV<br />

BDSV 3<br />

VOCV 1<br />

L 2<br />

Luft<br />

reinigungen<br />

f<br />

NIS*<br />

Lärm<br />

Ers<br />

r<br />

Weitere Vors<strong>ch</strong>riften<br />

– Lenkungsabgaben<br />

Kontrolle –<br />

Sanierung –<br />

und Geräten<br />

LRV 4<br />

Vorsorgli<strong>ch</strong>e Emissionsbegrenzungen<br />

triebli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>,<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

tragbar<br />

– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />

– Emissionsgrenzwerte<br />

verun-<br />

be-<br />

Vers<strong>ch</strong>ärfte Emissionsbegrenzungen<br />

– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />

lästigen Einwirkungen über<br />

Immissionsgrenzwert (IGW)<br />

– Massnahmenplanung<br />

NISV 5<br />

– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />

betriebli<strong>ch</strong><br />

mögli<strong>ch</strong>,<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

tragbar<br />

– Anlagegrenzwerte<br />

– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />

lästigen Einwirkungen<br />

über Immissionsgrenzwert<br />

(IGW)<br />

LSV 6<br />

L 7<br />

MaLV<br />

L 8<br />

SLV<br />

VLE 9<br />

– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />

betriebli<strong>ch</strong><br />

mögli<strong>ch</strong>,<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

tragbar<br />

–<br />

–<br />

Planungswerte<br />

Emissionsgrenzwerte<br />

– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />

lästigen Einwirkungen<br />

über Immissionsgrenzwert<br />

(IGW)<br />

– te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> &<br />

<strong>ch</strong>ütterungen<br />

betriebli<strong>ch</strong><br />

mögli<strong>ch</strong>,<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

tragbar<br />

– bei s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en oder<br />

lästigen Einwirkungen<br />

über Immissionsgrenzwert<br />

(IGW)<br />

– Kontrolle<br />

– Sanierung<br />

– Anforderungen an das Inverkehrbringen<br />

von Feuerungen, Mas<strong>ch</strong>inen<br />

– Kontrolle<br />

– Sanierung<br />

– Anforderungen an Auss<strong>ch</strong>eidung<br />

von Bauzonen<br />

– Kontrolle<br />

–<br />

–<br />

Sanierung<br />

S<strong>ch</strong>alls<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />

Gebäuden<br />

bei<br />

– Anforderungen an Bauzonen<br />

Baubewilligungen in<br />

Gebieten<br />

und<br />

lärmbelasteten<br />

1) VOCV: Verordnung über die Lenkungsabgabe auf<br />

fl ü<strong>ch</strong>tigen organis<strong>ch</strong>en Verbindungen<br />

2) HELV: Verordnung über die Lenkungsabgabe auf «Heizöl<br />

Extralei<strong>ch</strong>t» mit einem S<strong>ch</strong>wefelgehalt von mehr als 0,1<br />

Prozent<br />

3) BDSV: Verordnung über die Lenkungsabgabe auf<br />

Benzin und Dieselöl mit einem S<strong>ch</strong>wefelgehalt von mehr<br />

als 0,001 Prozent<br />

4) LRV: Luftreinhalteverordnung<br />

5) NISV: Verordnung über den S<strong>ch</strong>utz vor ni<strong>ch</strong>tionisierender<br />

Strahlung<br />

6) LSV: Lärms<strong>ch</strong>utzverordnung<br />

7) MaLV: Mas<strong>ch</strong>inenlärmverordnung<br />

8) SLV: S<strong>ch</strong>all- und Laserverordnung<br />

9) VLE: Verordnung über die Lärmsanierung der Eisenbahnen<br />

* NIS: ni<strong>ch</strong>tionisierende Strahlung


18 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

geringem S<strong>ch</strong>adstoffgehalt. Beispielsweise benötigen wärmegedämmte<br />

Häuser für die Heizung weniger Brennstoffe,<br />

und S<strong>ch</strong>alldämpfer vermindern den Lärm von Mas<strong>ch</strong>inen.<br />

Die Festlegung von Grenzwerten hat den te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>en<br />

Forts<strong>ch</strong>ritt wesentli<strong>ch</strong> angetrieben mit Innovationen wie dem<br />

Katalysator bei Benzin- und dem Partikelfilter bei Dieselmotoren<br />

oder der Entwicklung leiserer Bahnwagen. Zudem müssen<br />

Gemeinden, die Bauzonen auss<strong>ch</strong>eiden oder ers<strong>ch</strong>liessen,<br />

die Belastung dur<strong>ch</strong> Lärm oder NIS berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Vers<strong>ch</strong>ärfte Vors<strong>ch</strong>riften<br />

Selbst wenn die vorsorgli<strong>ch</strong>en Emissionsbegrenzungen realisiert<br />

werden, ist ni<strong>ch</strong>t immer gewährleistet, dass die Belastung<br />

von Mens<strong>ch</strong> und Umwelt auf verträgli<strong>ch</strong>em Niveau<br />

bleibt. Entlang von stark befahrenen Strassen und Bahnlinien<br />

etwa ist die Lärmbelastung überaus gross. Die Verordnungen<br />

legen deshalb mit Immissionsgrenzwerten fest, wel<strong>ch</strong>e Belastungen<br />

an einem bestimmten Ort zulässig sind. Wird ein Immissionsgrenzwert<br />

übers<strong>ch</strong>ritten, müssen weitere Massnahmen<br />

ergriffen werden. Dabei kann es si<strong>ch</strong> um zusätzli<strong>ch</strong>e<br />

Vorkehrungen und Massnahmen wie Lärms<strong>ch</strong>utzwände handeln.<br />

In Gebieten mit übermässiger Luftbelastung müssen die<br />

Kantone diese zusätzli<strong>ch</strong>en Massnahmen in einem Massnahmenplan<br />

koordinieren.<br />

Die Berei<strong>ch</strong>e des Immissionss<strong>ch</strong>utzes<br />

Luftverunreinigungen<br />

Die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) regelt insbesondere die vorsorgli<strong>ch</strong>en<br />

Emissionsbegrenzungen bei Anlagen und das Vorgehen bei<br />

übermässigen Immis¬sionen. Die Verordnungen über die Lenkungsabgaben<br />

auf flü<strong>ch</strong>tigen organis<strong>ch</strong>en Verbindungen (VOCV), auf Heizöl<br />

extralei<strong>ch</strong>t (HELV) sowie auf Benzin und Diesel mit erhöhtem S<strong>ch</strong>wefelgehalt<br />

(BDSV) setzen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Anreize für die Verminderung<br />

von flü<strong>ch</strong>tigen organis<strong>ch</strong>en Verbindungen und S<strong>ch</strong>wefel.<br />

Lärm<br />

Die Lärms<strong>ch</strong>utzverordnung (LSV) regelt die Begrenzung von Aussenlärmimmissionen<br />

von Anlagen und setzt Anforderungen an die Einzonung<br />

und Ers<strong>ch</strong>liessung von Bauzonen sowie an die Erteilung von<br />

Baubewilligungen in lärmbelasteten Gebieten. Die Verordnung über<br />

die Lärmsanierung von Eisenbahnen (VLE) beinhaltet spezifis<strong>ch</strong>e<br />

Anforderungen für die Sanierung bestehender Eisenbahnanlagen.<br />

Die S<strong>ch</strong>all- und Laserverordnung (SLV) regelt die S<strong>ch</strong>allbelastung in<br />

Innenräumen, beispielsweise an Konzerten, sowie den Einsatz von<br />

Lasergeräten. Die Mas<strong>ch</strong>inenlärmverordnung (MaLV) regelt die vorsorgli<strong>ch</strong>en<br />

Emissionsbegrenzungen für die Inverkehrbringung von Mas<strong>ch</strong>inen<br />

und Geräten.<br />

Basler Industriequartier<br />

Ers<strong>ch</strong>ütterungen<br />

Bei Ers<strong>ch</strong>ütterungen kommt das USG direkt zur Anwendung. Eine konkretisierende<br />

Verordnung wurde vom Bundesrat no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erlassen.<br />

Ni<strong>ch</strong>tionisierende Strahlung (NIS)<br />

Die Verordnung über den S<strong>ch</strong>utz vor NIS (NISV) enthält Bestimmungen<br />

zur Belastung dur<strong>ch</strong> elektris<strong>ch</strong>e und magnetis<strong>ch</strong>e Felder, wie sie etwa<br />

von Mobilfunkantennen oder Stromversorgungsanlagen ausgeht.<br />

Sendeantenne für das mobile Telefonieren


19 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Abfälle und Boden<br />

Der unsa<strong>ch</strong>gemässe Umgang mit Abfällen kann vielfältige<br />

und s<strong>ch</strong>werwiegende Umwelts<strong>ch</strong>äden verursa<strong>ch</strong>en. Deshalb<br />

gehört der Abfallberei<strong>ch</strong> zu den Kernthemen des Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetzes<br />

(USG). In engem Zusammenhang damit stehen<br />

die belasteten Standorte sowie der Bodens<strong>ch</strong>utz.<br />

Vermeiden, verwerten<br />

Das USG gibt die Grundsätze vor, wie mit Abfällen umzugehen<br />

ist. Die Entstehung von Abfällen soll mögli<strong>ch</strong>st vermieden<br />

werden. Wenn Abfälle entstehen, sollen sie so weit wie mögli<strong>ch</strong><br />

wieder in den Materialkreislauf eingebra<strong>ch</strong>t – also verwertet<br />

– werden. Verwertbare Abfälle – dazu gehört rund die<br />

Hälfte der Siedlungsabfälle – sollen deshalb getrennt gesammelt<br />

und verwertet werden. Die Verordnung über Getränkeverpackungen<br />

(VGV) legt dazu Verwertungsquoten fest.<br />

Für elektris<strong>ch</strong>e und elektronis<strong>ch</strong>e Abfälle und für Batterien<br />

bestehen eine Rückgabepfli<strong>ch</strong>t des Konsumenten und eine<br />

Rücknahmepfli<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> den entspre<strong>ch</strong>enden Handel.<br />

Hohe Anforderungen an Abfalldeponien<br />

Abfälle, die ni<strong>ch</strong>t verwertet werden können und deshalb auf<br />

Deponien abgelagert werden müssen, dürfen die Umwelt ni<strong>ch</strong>t<br />

gefährden. Das heisst, sie sollen mit der Umwelt praktis<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mehr reagieren können und mögli<strong>ch</strong>st wasserunlösli<strong>ch</strong><br />

sein. Je na<strong>ch</strong> ihren Eigens<strong>ch</strong>aften müssen die Abfälle vor der<br />

Ablagerung deshalb physikalis<strong>ch</strong> oder <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> behandelt<br />

werden. Siedlungsabfälle etwa werden in Kehri<strong>ch</strong>tverbrennungsanlagen<br />

verbrannt, bevor die Rückstände abgelagert<br />

werden dürfen. Die Ablagerung darf auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in bewilligten<br />

Deponien erfolgen. Je na<strong>ch</strong> Qualität der darin abgelagerten<br />

Abfälle müssen die Deponien vorgegebene Anforderungen<br />

an die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Ausrüstung und den langfristigen<br />

Unterhalt (Na<strong>ch</strong>sorge) erfüllen.<br />

Abfälle/Belastete<br />

Spezielle Vors<strong>ch</strong>riften<br />

Export/Import<br />

Begleits<strong>ch</strong>eine<br />

Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t<br />

–<br />

–<br />

– Entsorgungspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Verwertungsquoten<br />

VeVA 1<br />

Generelle Vors<strong>ch</strong>riften<br />

gebühren<br />

– Rückgabepfli<strong>ch</strong>t<br />

– Rücknahmepfli<strong>ch</strong>t<br />

– Pfandpfli<strong>ch</strong>t<br />

– Umweltverträgli<strong>ch</strong><br />

entsorgen<br />

(verwerten, ablagern)<br />

VREG 3<br />

VGV 4<br />

– Abfalltrennung<br />

– umweltverträg-<br />

li<strong>ch</strong>e Entsorgung<br />

Abfälle<br />

ChemRRV 2<br />

Standorte/Boden<br />

TVA 5<br />

–<br />

–<br />

Abfälle<br />

umweltverträgli<strong>ch</strong><br />

vermeiden<br />

entsorgen (verwerten,<br />

ablagern)<br />

– verursa<strong>ch</strong>ergere<strong>ch</strong>te<br />

Finanzierung<br />

– Abfalltrennungspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Abfallplanung<br />

– Information/Beratung<br />

Behandlung<br />

–<br />

–<br />

Anforderungen<br />

Anforderungen<br />

an<br />

an Entsorgung<br />

Abfallanlagen<br />

von Abfällen<br />

– Vermis<strong>ch</strong>ungsverbot<br />

– vorgezogene Entsorgungs-<br />

Belastete<br />

Standorte<br />

(Altlasten)<br />

AltlV 6<br />

VASA 7<br />

Boden<br />

– Kataster der belas-<br />

– Untersu<strong>ch</strong>ungs-, Überteten<br />

Standorte<br />

wa<strong>ch</strong>ungs- und Sanie-<br />

rungspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Abgabepfli<strong>ch</strong>t<br />

– Abgeltungen<br />

– Verfahren<br />

VBBo 8<br />

– Konzentrationswerte<br />

– langfristige Erhaltung<br />

– Abgeltungsvoraussetzungen<br />

Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit<br />

– Vermeidung von<br />

Bodenverdi<strong>ch</strong>tung<br />

und -erosion<br />

– Massnahmen bei<br />

belastetem Boden<br />

– Ri<strong>ch</strong>t-, Prüf- und Sanierungswerte<br />

– Nutzungseins<strong>ch</strong>ränkung<br />

– Umgang mit ausgehobenem Boden<br />

– Sanierungen<br />

– Beoba<strong>ch</strong>tung, Überwa<strong>ch</strong>ung,<br />

Bewertung<br />

– Verwertungspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Verbrennungspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Überwa<strong>ch</strong>ung von Abfallanlagen<br />

1) VeVA: Verordnung über den Verkehr mit Abfällen<br />

2) ChemRRV: Chemikalien-Risikoreduktions-<br />

Verordnung<br />

3) VREG: Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme<br />

und die Entsorgung elektris<strong>ch</strong>er und elektronis<strong>ch</strong>er<br />

Geräte (VREG)<br />

4) VGV: Verordnung über Getränkeverpackungen<br />

5) TVA: Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Verordnung über Abfälle<br />

6) AltlV: Altlastenverordnung<br />

7) VASA: Verordnung über die Abgabe zur Sanierung<br />

von Altlasten (VASA)<br />

8) VBBo: Verordnung über Belastungen des Bodens


20 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Sanierung belasteter Standorte<br />

Standorte, an denen mit Abfällen ni<strong>ch</strong>t umweltkonform umgegangen<br />

wurde – bei alten Deponien, früheren Industriearealen<br />

oder an Unglücksstandorten –, werden als belastete Standorte<br />

bezei<strong>ch</strong>net. Besteht dabei eine konkrete Gefahr für die Umwelt<br />

– beispielsweise für das Grundwasser –, sind die Kantone<br />

verpfli<strong>ch</strong>tet, die Sanierung oder zumindest die Überwa<strong>ch</strong>ung zu<br />

veranlassen. Die Untersu<strong>ch</strong>ung, Überwa<strong>ch</strong>ung und Sanierung<br />

von belasteten Standorten kann mit sehr hohen Kosten verbunden<br />

sein. In bestimmten Fällen beteiligt si<strong>ch</strong> daran au<strong>ch</strong> der<br />

Bund, beispielsweise wenn si<strong>ch</strong> der Verursa<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t ermitteln<br />

lässt oder diesem die finanziellen Mittel fehlen, um für die Kosten<br />

selbst aufzukommen. Die finanziellen Mittel dazu entnimmt<br />

der Bund dem Altlastenfonds. Dieser wird dur<strong>ch</strong> eine Abgabe<br />

gespeist, die auf der Ablagerung von Abfällen und auf der Ausfuhr<br />

von Abfällen zur Ablagerung im Ausland erhoben wird.<br />

Internationale Kontrolle des Abfallhandels –<br />

Basler Konvention<br />

Bei den Aufräumarbeiten na<strong>ch</strong> einem Chemieunfall (1976)<br />

in einer To<strong>ch</strong>terfirma von Hoffmann-La Ro<strong>ch</strong>e in Seveso (I) vers<strong>ch</strong>wanden<br />

41 Fässer mit dioxinverseu<strong>ch</strong>tem Sonderabfall spurlos, um erst<br />

Monate später in Nordfrankrei<strong>ch</strong> wieder aufzutau<strong>ch</strong>en. Erst zweieinhalb<br />

Jahre später wurde der Sonderabfall s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in Basel in<br />

einem Ho<strong>ch</strong>temperaturofen verbrannt. Der Vorgang um die Seveso-<br />

Abfälle zeigte in aller Deutli<strong>ch</strong>keit, wie notwendig eine internationale<br />

Regelung im Umgang mit Abfällen ist. Eine sol<strong>ch</strong>e wurde s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

1989 mit der Basler Konvention ges<strong>ch</strong>affen, die zum Ziel hat, ein weltweit<br />

umweltgere<strong>ch</strong>tes Abfallmanagement zu s<strong>ch</strong>affen und die grenzübers<strong>ch</strong>reitenden<br />

Transporte gefährli<strong>ch</strong>er Abfälle zu kontrollieren.<br />

Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit erhalten<br />

Ziel des Bodens<strong>ch</strong>utzes ist es, die Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit langfristig<br />

zu erhalten. Beeinträ<strong>ch</strong>tigt werden kann die Bodenfru<strong>ch</strong>tbarkeit<br />

dur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer- oder ni<strong>ch</strong>t abbaubare <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Stoffe,<br />

dur<strong>ch</strong> gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderte oder krankheitserregende Organismen<br />

oder dur<strong>ch</strong> physikalis<strong>ch</strong>e Belastungen wie Bodenerosion<br />

und Bodenverdi<strong>ch</strong>tung. Massnahmen zum S<strong>ch</strong>utz vor<br />

<strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en und biologis<strong>ch</strong>en Belastungen werden im Wesentli<strong>ch</strong>en<br />

dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Gesetze und Verordnungen wie das<br />

Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz und die Luftreinhalte-Verordnung geregelt.<br />

Zur Beurteilung von Belastungen des Bodens und zur<br />

Beurteilung, ob und gegebenenfalls wel<strong>ch</strong>e Massnahmen erforderli<strong>ch</strong><br />

sind, bestehen Ri<strong>ch</strong>t-, Prüf- und Sanierungswerte.<br />

Beladen des KVA-Verbrennungsofens<br />

Elektronikgeräte in der Verwertung<br />

Aushub von belastetem Bodenmaterial (Altlast)


21 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Sorgfältiger Umgang mit Chemikalien<br />

Überall und tagtägli<strong>ch</strong> sind Chemikalien im Einsatz – in Industrie,<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft und Haushalten. Ihre Zahl ist immens.<br />

Rund 100 000 Stoffe werden industriell hergestellt, über<br />

40 Millionen <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Verbindungen sind bekannt und jedes<br />

Jahr kommen 400 000 neue hinzu. Die Selbstkontrolle dur<strong>ch</strong><br />

Hersteller und Importeure soll verhindern, dass der Einsatz<br />

von Chemikalien Gesundheits- und Umweltprobleme verursa<strong>ch</strong>t.<br />

Besonders problematis<strong>ch</strong>e Chemikalien kann der Bund<br />

au<strong>ch</strong> verbieten.<br />

Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) verpfli<strong>ch</strong>tet zum umwelt gere<strong>ch</strong>ten<br />

Umgang mit <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Stoffen. Sie können Mens<strong>ch</strong><br />

und Umwelt auf vers<strong>ch</strong>iedene Weise gefährden: Man<strong>ch</strong>e stellen<br />

eine Gefahr für die Gesundheit dar, weil sie giftig, ätzend oder<br />

krebserregend sind, andere gefährden das ökologis<strong>ch</strong>e Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t.<br />

Besondere Probleme bereiten au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer abbaubare<br />

Stoffe, die si<strong>ch</strong> in der Umwelt anrei<strong>ch</strong>ern. Der Umgang mit Chemikalien<br />

wird ni<strong>ch</strong>t allein dur<strong>ch</strong> das USG, sondern in umfassender<br />

Weise insbesondere au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das Chemikaliengesetz<br />

(ChemG) und das Landwirts<strong>ch</strong>aftsgesetz ( LwG) geregelt.<br />

Selbstkontrolle und Informationspfli<strong>ch</strong>t<br />

Das Prinzip der Selbstkontrolle verpfli<strong>ch</strong>tet Hersteller und<br />

Importeure von Chemikalien, zu beurteilen, ob die von ihnen<br />

hergestellten oder importierten Stoffe die Umwelt oder die<br />

Gesundheit von Mens<strong>ch</strong>en gefährden können. Um diese Beurteilung<br />

vornehmen zu können, müssen sie si<strong>ch</strong> alle zugängli<strong>ch</strong>en<br />

Informationen bes<strong>ch</strong>affen. Handelt es si<strong>ch</strong> um einen<br />

neuen Stoff, muss dieser geprüft und registriert werden. Ein<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es Dossier muss dabei über die Eigens<strong>ch</strong>aften des<br />

Stoffes Auskunft geben. In bestimmten Fällen ist ein Stoffsi<strong>ch</strong>erheitsberi<strong>ch</strong>t<br />

zu erstellen. Dieses Verfahren entspri<strong>ch</strong>t weitgehend<br />

der EU-Chemikalienverordnung (REACH).<br />

Hersteller und Importeure von Chemikalien haben im Weiteren<br />

ihre Abnehmer – also Kundinnen und Kunden aus Indus-<br />

Chemikalien<br />

USG / Chemikaliengesetz<br />

Generelle Vors<strong>ch</strong>riften<br />

– Anmeldepfli<strong>ch</strong>t<br />

– Sa<strong>ch</strong>kenntnis<br />

– Abgabebes<strong>ch</strong>ränkung<br />

– Einstufung/<br />

Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />

– Informations-/<br />

Meldepfli<strong>ch</strong>ten<br />

– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Überwa<strong>ch</strong>ung<br />

Spezielle Vors<strong>ch</strong>riften<br />

– Selbstkontrolle<br />

– Eins<strong>ch</strong>ränkungen/Verbote/<br />

Ausnahmebewilligungen<br />

– Fa<strong>ch</strong>bewilligung<br />

– Anwendungsbewilligung<br />

– besondere Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />

ChemV 1<br />

– Überwa<strong>ch</strong>ung/<br />

Kontrolle<br />

(ChemG)<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsgesetz<br />

(LwG)<br />

ChemRRV 2<br />

VBP 3<br />

–<br />

–<br />

– Überwa<strong>ch</strong>ung/<br />

Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />

Informationspfli<strong>ch</strong>t<br />

Kontrollen<br />

GLPV 4<br />

PSMV 5<br />

– Grundsätze der<br />

«guten Laborpraxis»<br />

– Inspektionen/Audits<br />

– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Informationspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Überwa<strong>ch</strong>ung/<br />

Kontrollen<br />

– Verbote<br />

– Zulassung, Registrierung,<br />

Anerkennung<br />

– Rückgabe- und Rück-<br />

nahmepfli<strong>ch</strong>t<br />

– Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />

– Meldepfli<strong>ch</strong>ten<br />

– Verbote<br />

– Zulassung, Registrierung,<br />

Anerkennung<br />

– Rückgabe- und Rücknahmepfli<strong>ch</strong>t<br />

– Kennzei<strong>ch</strong>nung<br />

1) ChemV: Chemikalienverordnung<br />

2) ChemRRV: Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung<br />

3) VBP: Biozidprodukteverordnung 4) GLPV: Verordnung über die «gute Laborpraxis» 5) PSMV: Pfl anzens<strong>ch</strong>utzmittelverordnung


22 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Verpackungsanlage in der Pharmaindustrie<br />

trie, Gewerbe, Landwirts<strong>ch</strong>aft und Haushalten – über die Umweltrelevanz<br />

ihrer Produkte sowie über den korrekten Umgang<br />

mit ihnen zu informieren. Dazu dienen Si<strong>ch</strong>erheitsdatenblätter<br />

sowie Etiketten mit Gefahrensymbolen, Gefahrenhinweisen<br />

und Si<strong>ch</strong>erheitsrats<strong>ch</strong>lägen.<br />

Umweltgere<strong>ch</strong>ter Umgang als Leitlinie<br />

Wer Chemikalien verwendet, muss diese Anweisungen einhalten<br />

und generell so mit ihnen umgehen, dass weder Mens<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> Umwelt gefährdet werden. Für bestimmte Stoffe ist eine<br />

spezielle Anwendungsbewilligung notwendig, beispielsweise<br />

für den Einsatz von Pflanzens<strong>ch</strong>utzmitteln im Wald oder aus<br />

Gesunde Seen dank Phosphatverbot<br />

Phosphate sind Salze der Phosphorsäure, die als Naturprodukt an<br />

vielen Orten der Erde, aber in bes<strong>ch</strong>ränkter Menge, vorkommen.<br />

Phosphate sind wi<strong>ch</strong>tige Nährstoffe, insbesondere für Pflanzen.<br />

Deshalb spielen sie eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als Dünger in der Landwirts<strong>ch</strong>aft.<br />

Zudem dient Phosphat dazu, Wasser zu enthärten, also Kalk<br />

aus dem Wasser zu entfernen. Wegen dieser Eigens<strong>ch</strong>aft wurde Phosphat<br />

bis Mitte der 1980er-Jahre verbreitet als Was<strong>ch</strong>mittelzusatz eingesetzt.<br />

Dies führte aber dazu, dass die Phosphatrückstände im Abwasser<br />

wegen ihrer ausgezei<strong>ch</strong>neten Düngewirkung das Wa<strong>ch</strong>stum<br />

der Algen in Flüssen, Seen und Meeren förderten. Unter der Überdüngung,<br />

zu der au<strong>ch</strong> die Landwirts<strong>ch</strong>aft beitrug, kollabierten die Gewässer,<br />

speziell die Mittellandseen. Die Verwendung von Phosphat<br />

als Was<strong>ch</strong>mittelzusatz ist deshalb seit 1986 verboten und in Ges<strong>ch</strong>irrspülmitteln<br />

begrenzt. Der Zustand der S<strong>ch</strong>weizer Seen hat si<strong>ch</strong> seither<br />

– au<strong>ch</strong> wegen anderer Massnahmen – erhebli<strong>ch</strong> verbessert.<br />

der Luft. Zudem müssen Personen, die berufli<strong>ch</strong> bestimmte<br />

Stoffe verwenden – beispielsweise Holzs<strong>ch</strong>utzmittel, Desinfektionsmittel<br />

in S<strong>ch</strong>wimmbädern oder Kältemittel –, über<br />

eine Fa<strong>ch</strong>bewilligung verfügen, die eine entspre<strong>ch</strong>ende Fa<strong>ch</strong>prüfung<br />

voraussetzt.<br />

Verbote für besondere Stoffe<br />

Für Stoffe, die die Umwelt oder die Mens<strong>ch</strong>en gefährden,<br />

kann der Bundesrat aber au<strong>ch</strong> weitergehende Vors<strong>ch</strong>riften erlassen.<br />

Insbesondere kann er Verbote für die Verwendung von<br />

Stoffen ausspre<strong>ch</strong>en. Ein sol<strong>ch</strong>es gilt beispielsweise für ni<strong>ch</strong>t<br />

abbaubare bromhaltige Flamms<strong>ch</strong>utzmittel, die si<strong>ch</strong> in der<br />

Umwelt anrei<strong>ch</strong>ern. Die sehr beständigen Fluor<strong>ch</strong>lorkohlenwasserstoffe<br />

(FCKW) fanden bis Mitte der 1980er-Jahre verbreitet<br />

Einsatz als Kühlmittel und als Treibmittel in Spraydosen.<br />

Da FCKW sowie eine Reihe weiterer Stoffe eine zentrale<br />

Rolle beim Abbau der Ozons<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t spielen, sind sie seit 1989<br />

weitgehend und seit 2005 generell verboten.<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utz in Haus und Garten<br />

Die professionellen Anwender in Industrie und Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

sind inzwis<strong>ch</strong>en gut darüber informiert, dass gewisse<br />

Stoffe aus Umweltgründen nur bes<strong>ch</strong>ränkt verwendet werden<br />

können oder ihr Einsatz gar verboten ist. In den Haushalten<br />

oder in den privaten Gärten ist dies ni<strong>ch</strong>t immer der Fall.<br />

Es ist beispielsweise verboten, Pflanzens<strong>ch</strong>utzmittel (Herbizide)<br />

auf Dä<strong>ch</strong>ern, Terrassen, Strassen, Wegen und Plätzen<br />

einzusetzen. In der Realität sind immer wieder Hobbygärtner<br />

und Hauswarte zu beoba<strong>ch</strong>ten, wie sie mit der Spritzkanne<br />

entspre<strong>ch</strong>ende Mittel in der Umgebung verteilen. Hier besteht<br />

Bedarf, den Vollzug no<strong>ch</strong> zu verbessern.


Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften<br />

23 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Das Waldgesetz<br />

Der S<strong>ch</strong>utz des Waldes dur<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>haltige Bewirts<strong>ch</strong>aftung stellte im 19. Jahrhundert einen Markstein im<br />

Umgang mit den natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen dar. Die heutige, international als vorbildli<strong>ch</strong> geltende Waldgesetzgebung<br />

regelt darüber hinaus in umfassender Weise die vers<strong>ch</strong>iedenen Funktionen des Waldes für<br />

den Mens<strong>ch</strong>en und als Lebensraum für Tiere und Pfl anzen. Mit der Förderung einer naturnahen und<br />

na<strong>ch</strong>haltigen Waldbewirts<strong>ch</strong>aftung sorgt das Waldgesetz zudem dafür, dass die einheimis<strong>ch</strong>e Ressource<br />

Holz kontinuierli<strong>ch</strong> genutzt werden kann. Es behandelt s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die zentrale Rolle des Waldes<br />

beim S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren (vgl. S. 33).<br />

Das Waldgesetz (WaG) weist dem Wald eine einzigartige<br />

Stellung in der Landnutzung zu: Es s<strong>ch</strong>ützt ihn sowohl in seiner<br />

Ausdehnung als au<strong>ch</strong> in seiner räumli<strong>ch</strong>en Verteilung.<br />

Zentrales Instrument ist dabei das generelle Rodungsverbot.<br />

Dana<strong>ch</strong> ist es nur in Ausnahmefällen erlaubt, Wald für immer<br />

zu entfernen. Wald darf insbesondere nur dann gerodet werden,<br />

wenn ein bestimmtes Vorhaben ni<strong>ch</strong>t an einem anderen Standort<br />

realisiert werden kann und ein Interesse daran besteht,<br />

Vom WaG erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

– Wilds<strong>ch</strong>adenverhütung<br />

Strafbestimmungen<br />

– Ausbildung und Qualifizierung<br />

– Bewilligung zur Holznutzung<br />

– S<strong>ch</strong>utz der Waldflä<strong>ch</strong>e<br />

– Waldfeststellung<br />

– Rodungsbewilligung<br />

na<strong>ch</strong>haltige<br />

Bewirts<strong>ch</strong>aftung<br />

Organisation<br />

Nutzungen<br />

na<strong>ch</strong>teiligen<br />

Raumplanung<br />

von<br />

mit Waldabstand<br />

Bewilligung<br />

Koordination<br />

–<br />

–<br />

–<br />

– Vollzugszuständigkeit<br />

– Forstorganisation<br />

– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />

Walderhaltung<br />

Waldgesetz (WaG) 1<br />

Zugängli<strong>ch</strong>keit<br />

S<strong>ch</strong>utz der<br />

– Information, Beratung,<br />

Fors<strong>ch</strong>ung und<br />

Grundlagenbes<strong>ch</strong>affung<br />

Enteignung<br />

– Vors<strong>ch</strong>riften zu Saat- und Pflanzgut<br />

– Behebung von Walds<strong>ch</strong>äden<br />

– Waldreservate<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

Runde Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />

Gerade Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen<br />

– waldbauli<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />

– forstli<strong>ch</strong>e Planung<br />

– Kahls<strong>ch</strong>lagverbot<br />

– Finanzhilfen<br />

– Zugängli<strong>ch</strong>keitsgebot<br />

– öffentli<strong>ch</strong>es Fahrverbot<br />

– Waldplanung<br />

– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für Veranstaltungen<br />

Haftpfli<strong>ch</strong>t<br />

Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />

1) ohne Naturgefahren (siehe S. 33)


24 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

das höher einzus<strong>ch</strong>ätzen ist als die Erhaltung des Waldes.<br />

Dies kann beispielsweise bei einem Trinkwasserreservoir der<br />

Fall sein, dem ein sehr grosses öffentli<strong>ch</strong>es Interesse zukommt<br />

und das aus te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Gründen ni<strong>ch</strong>t an einem beliebigen<br />

Standort platziert werden kann. Wird eine Ausnahmebewilligung<br />

für eine Rodung erteilt, muss als Ersatz in derselben Gegend<br />

Wald in glei<strong>ch</strong>em Ausmass neu aufgeforstet werden. In<br />

besonderen Fällen können als Ersatzleistung au<strong>ch</strong> Massnahmen<br />

zugunsten von Natur und Lands<strong>ch</strong>aft getroffen werden.<br />

Lebensgemeins<strong>ch</strong>aft Wald<br />

Der Wald besteht aus mehr als nur Bäumen. Im und auf dem<br />

Waldboden, im Unterholz und in den Baumwipfeln leben<br />

Tiere, andere Pflanzen und Pilze. Je na<strong>ch</strong> Untergrund, Klima<br />

und Nutzungsart entwickeln si<strong>ch</strong> dabei Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>ster Ausprägung. Der S<strong>ch</strong>utz dieser naturnahen<br />

Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften ist ein zweites wi<strong>ch</strong>tiges Ziel des WaG.<br />

Die Waldnutzung, die dur<strong>ch</strong> kantonale Planungs- und Bewirts<strong>ch</strong>aftungsvors<strong>ch</strong>riften<br />

geregelt wird, hat auf die Artenvielfalt<br />

des Waldes Rücksi<strong>ch</strong>t zu nehmen. So soll der Wald gebietsweise<br />

nur teilweise genutzt werden oder es ist auf die Nutzung<br />

gar ganz zu verzi<strong>ch</strong>ten. Die Kantone können entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Flä<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> als Waldreservate auss<strong>ch</strong>eiden. Auf diese Weise<br />

bleiben natürli<strong>ch</strong>e Prozesse gewährleistet und ökologis<strong>ch</strong><br />

wertvolle Strukturen wie Unterholz oder abgestorbene Bäume,<br />

sogenanntes «Totholz», erhalten. Spe<strong>ch</strong>te beispielsweise finden<br />

im Totholz Unters<strong>ch</strong>lupf und ernähren si<strong>ch</strong> von den Insekten,<br />

denen Totholz ebenfalls als Lebensraum dient.<br />

Zum Wohl der Mens<strong>ch</strong>heit<br />

Der Wald hat ni<strong>ch</strong>t nur in d er S<strong>ch</strong>weiz, sondern au<strong>ch</strong> weltweit<br />

enorme Bedeutung. Wälder sind weltweit ein Hort für Biodiversität<br />

und erfüllen eine wi<strong>ch</strong>tige Funktion im CO 2<br />

-Haushalt beziehungsweise<br />

im Klimas<strong>ch</strong>utz, indem sie CO 2<br />

aufnehmen, den Kohlenstoff (C)<br />

binden und so aus der Atmosphäre entfernen. Die Entwaldung in weiten<br />

Gebieten der Erde trägt rund einen Se<strong>ch</strong>stel zum weltweiten CO 2<br />

-<br />

Ausstoss bei. Wälder sind – etwa als Rohstoff- und Energielieferant<br />

oder im Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt – aber au<strong>ch</strong> Pfeiler<br />

für die lokale und regionale wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und soziale Entwicklung.<br />

Bislang existiert allerdings kein internationales Abkommen über den<br />

S<strong>ch</strong>utz der Wälder. Indirekt werden sie dur<strong>ch</strong> die Biodiversitätskonvention<br />

sowie die Klimakonvention erfasst. In beiden internationalen<br />

Abkommen kommt den Wäldern eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle zu.<br />

Ein Ort der Entspannung<br />

Ob in den alpinen Regionen beim Wandern, Biken und Pilzesu<strong>ch</strong>en<br />

oder in den städtis<strong>ch</strong>en Agglomerationen beim Spazieren,<br />

Joggen oder Reiten – im Wald finden viele Mens<strong>ch</strong>en<br />

Erholung. Mögli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t dies unter anderem das WaG.<br />

Es überträgt den Kantonen die Aufgabe, den Wald für die Allgemeinheit<br />

zugängli<strong>ch</strong> zu halten – eine Errungens<strong>ch</strong>aft, die in<br />

dieser Form nur in wenigen Ländern zu finden ist. Allerdings<br />

kann die Zugängli<strong>ch</strong>keit des Waldes au<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ränkt werden,<br />

wenn wi<strong>ch</strong>tige öffentli<strong>ch</strong>e Interessen es erfordern, etwa<br />

wenn die Erhaltung des Waldes dadur<strong>ch</strong> gefährdet ist oder<br />

zum S<strong>ch</strong>utz von Pflanzen und Tieren. Zudem gilt die allgemeine<br />

Zugängli<strong>ch</strong>keit nur für jene, die zu Fuss unterwegs<br />

sind. Das Befahren mit Autos oder anderen Motorfahrzeugen<br />

ist nur den Forstdiensten und den Waldbewirts<strong>ch</strong>aftern gestattet.<br />

Reiten und Radfahren ist nur auf Waldstrassen, befestigten<br />

Waldwegen oder speziell markierten Pisten erlaubt. Mountainbike-Trails<br />

etwa, die auf unbefestigten Wegen quer dur<strong>ch</strong><br />

den Wald führen, stellen eine na<strong>ch</strong>teilige Nutzung dar und<br />

erfordern eine spezielle Bewilligung des jeweiligen Kantons.<br />

Diese wird nur mit Auflagen und Bedingungen erteilt.<br />

Im Bu<strong>ch</strong>enwald von St. Aubin NE<br />

Na<strong>ch</strong>haltige Waldnutzung<br />

Nebst dem S<strong>ch</strong>utz des Waldes und der vers<strong>ch</strong>iedenen Waldfunktionen<br />

hat das WaG au<strong>ch</strong> das Ziel, die naturnahe Waldbewirts<strong>ch</strong>aftung<br />

und damit die na<strong>ch</strong>haltige Nutzung der Ressource<br />

Holz zu fördern und zu erhalten. Dabei steht eine<br />

erhebli<strong>ch</strong>e Menge an Holz für eine na<strong>ch</strong>haltige Nutzung zur<br />

Verfügung: Ni<strong>ch</strong>t nur wä<strong>ch</strong>st Holz kontinuierli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>, im<br />

Wald steht bereits ein erhebli<strong>ch</strong>er Holzvorrat zur Verfügung,<br />

der in den letzten Jahrzehnten ni<strong>ch</strong>t genutzt wurde. Bund und<br />

Kantone haben die Aufgabe, die notwendigen Fa<strong>ch</strong>kräfte auszubilden<br />

und die Waldeigentümer zu beraten. Zudem unterstützt<br />

der Bund Massnahmen, wel<strong>ch</strong>e die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

steigern. Dazu gehören etwa überbetriebli<strong>ch</strong>e Planungsgrundlagen<br />

oder die Verbesserung der Bewirts<strong>ch</strong>aftungsbedingungen<br />

in Form von Betriebsgemeins<strong>ch</strong>aften.


25 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

Das Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz (GS<strong>ch</strong>G) s<strong>ch</strong>ützt Wasser und Gewässer vor na<strong>ch</strong>teiligen Einwirkungen.<br />

Es sorgt unter anderem dafür, dass Haushalten, Industrie, Gewerbe und der Landwirts<strong>ch</strong>aft qualitativ<br />

gutes Trink- und Brau<strong>ch</strong>wasser zur Verfügung steht. Es stellt si<strong>ch</strong>er, dass die natürli<strong>ch</strong>en Lebensräume<br />

von Tieren und Pfl anzen in und an Gewässern erhalten bleiben. Die Gewässer sollen aber au<strong>ch</strong><br />

der Erholung dienen können und als Elemente einer vielfältigen Lands<strong>ch</strong>aft Bestand haben.<br />

Reinhaltung der Gewässer<br />

Sauberes, ni<strong>ch</strong>t mit S<strong>ch</strong>adstoffen belastetes Wasser ist für<br />

Mens<strong>ch</strong>en ebenso lebenswi<strong>ch</strong>tig wie für Tiere und Pflanzen.<br />

Do<strong>ch</strong> ist sauberes Wasser keine Selbstverständli<strong>ch</strong>keit. No<strong>ch</strong><br />

in den 1960er-Jahren waren S<strong>ch</strong>weizer Bä<strong>ch</strong>e, Flüsse und<br />

Seen zum Teil stark vers<strong>ch</strong>mutzt. Das GS<strong>ch</strong>G verpfli<strong>ch</strong>tet<br />

alle zur notwendigen Sorgfalt, um na<strong>ch</strong>teilige Einwirkungen<br />

auf die Gewässer zu vermeiden. Es verbietet insbesondere,<br />

Stoffe in ein Gewässer einzubringen, die Wasser verunreinigen<br />

können. Vers<strong>ch</strong>mutztes Abwasser, das in Haushalten, Gewerbe<br />

oder Industrie anfällt, muss deshalb behandelt werden,<br />

bevor es in ein Gewässer gelangen kann. Abwasser muss<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> in die öffentli<strong>ch</strong>e Kanalisation geleitet werden,<br />

wenn dies mit vernünftigem Aufwand mögli<strong>ch</strong> ist. Abwasser<br />

aus Gewerbe- und Industriebetrieben – etwa aus Autogaragen,<br />

der Obstverarbeitung oder der <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en Industrie –<br />

muss vor der Einleitung in die Kanalisation zum Teil speziell<br />

vorbehandelt werden.<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetriebe dürfen auf ihrem Land ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

Dünger (Stickstoff, Phosphor) ausbringen, als die angebauten<br />

Kulturen benötigen. Sie müssen deshalb für ein ausgegli<strong>ch</strong>enes<br />

Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en ihrem Tierbestand, den zusätzli<strong>ch</strong><br />

eingesetzten Düngern und dem von ihnen bewirts<strong>ch</strong>afteten<br />

Land sorgen. Sie müssen zudem über so grosse Güllegruben<br />

und Mistplatten verfügen, dass sie während der Vegetationsruhe<br />

im Winter keine Hofdünger auf die Felder ausbringen<br />

müssen.<br />

80 Prozent des Trinkwassers werden aus Grundwasser (Brunnen<br />

und Quellen) gewonnen. Damit dieses Grundwasser ni<strong>ch</strong>t<br />

vers<strong>ch</strong>mutzt wird, müssen die Kantone Grundwassers<strong>ch</strong>utzzonen<br />

auss<strong>ch</strong>eiden. In diesen Zonen sind sowohl das Erstellen<br />

von Gebäuden und anderen Anlagen als au<strong>ch</strong> die gewerbli<strong>ch</strong>e,<br />

industrielle und landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Nutzung einges<strong>ch</strong>ränkt.<br />

Im Berei<strong>ch</strong> der Grundwasserfassung (Zone S1) und in der<br />

engeren S<strong>ch</strong>utzzone (S2) darf beispielsweise gar ni<strong>ch</strong>t ge-<br />

Seitengewässer der revitalisierten Reppis<strong>ch</strong> (ZH)


26 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

baut werden. In der weiteren S<strong>ch</strong>utzzone (S3) dürfen nur Anlagen<br />

erstellt werden, die das Grundwasser ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigen<br />

können.<br />

Ausrei<strong>ch</strong>end Wasser in Flüssen und Bä<strong>ch</strong>en<br />

Sauberes, unbelastetes Wasser genügt Tieren und Pflanzen<br />

ni<strong>ch</strong>t, um im und am Wasser leben zu können. Tiere und<br />

Pflanzen sind darauf angewiesen, dass ihre Lebensräume sowohl<br />

in Bezug auf die Wasserführung, das sogenannte «Wasserregime»,<br />

als au<strong>ch</strong> die Struktur der Gewässer intakt sind.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Stauhaltung von Kraftwerken, frühere Ho<strong>ch</strong>wassers<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />

und Kanalisierungen sind die Gewässerlebensräume<br />

aber vielerorts stark beeinträ<strong>ch</strong>tigt: Es fliesst<br />

zu wenig oder gar kein Wasser, es fehlen natürli<strong>ch</strong>e Ba<strong>ch</strong>- und<br />

Flussbette und Ufer.<br />

Um das Überleben von Fis<strong>ch</strong>en, aber au<strong>ch</strong> von Kleinorganismen<br />

si<strong>ch</strong>erzustellen, soll stets ausrei<strong>ch</strong>end Wasser fliessen.<br />

Wer ni<strong>ch</strong>t nur geringfügig Wasser aus Gewässern nutzt – etwa<br />

für eine Kraftwerkanlage oder für die Landwirts<strong>ch</strong>aft –,<br />

brau<strong>ch</strong>t deshalb eine Bewilligung. Die Bewilligung wird erteilt,<br />

wenn si<strong>ch</strong>ergestellt ist, dass stets ausrei<strong>ch</strong>end Restwasser in<br />

den Ba<strong>ch</strong>- und Flussläufen belassen wird. Ras<strong>ch</strong> steigende<br />

und sinkende Wasserpegel, der sogenannte «S<strong>ch</strong>wall und<br />

Strafbestimmungen<br />

Vom Gs<strong>ch</strong>G erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Wasserqualität<br />

– Grundlagenbes<strong>ch</strong>affung<br />

-areale und<br />

Grundwassers<strong>ch</strong>utzzonen<br />

Abwassereinleitung/Versickerung<br />

Gewässers<strong>ch</strong>utzberei<strong>ch</strong>e,<br />

von<br />

Anordnung<br />

–<br />

–<br />

– Ans<strong>ch</strong>lusspfli<strong>ch</strong>t an Kanalisation<br />

– Verunreinigungsverbot<br />

– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t bei Wasserentnahmen<br />

– Sanierungsplanung bei S<strong>ch</strong>wall und Sunk<br />

Enteignung und Landumlegung<br />

– Pfli<strong>ch</strong>t zur Abwasserbeseitigung<br />

Wasserregime<br />

Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

Grundprinzipien<br />

na<strong>ch</strong>teiligen Einwirkungen<br />

– S<strong>ch</strong>utz der Gewässer vor<br />

– Information der<br />

– Si<strong>ch</strong>erung angemessener Restwassermengen<br />

– keine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>wall und Sunk<br />

– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für Anlagen und Tätigkeiten<br />

Information<br />

– Entwässerungsplanung<br />

Flüssigkeiten<br />

(Grundwasser)<br />

wassergefährdenden<br />

Gewässers<strong>ch</strong>utz<br />

planeris<strong>ch</strong>er<br />

mit<br />

Umgang<br />

–<br />

–<br />

– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />

– Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />

Gewässers<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

(Gs<strong>ch</strong>G)<br />

Sanierung<br />

Finanzierung<br />

– Gebühren<br />

– Finanzhilfen und<br />

Abgeltungen<br />

– Vollzugszuständigkeiten<br />

Organisation<br />

– Erhaltung der Grundwasservorkommen<br />

– Si<strong>ch</strong>erung und extensive Nutzung des Gewässerraums<br />

– S<strong>ch</strong>utz der Lebensräume der Wassertiere<br />

– Si<strong>ch</strong>erung eines ausgegli<strong>ch</strong>enen Ges<strong>ch</strong>iebehaushalts<br />

– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />

– Pfli<strong>ch</strong>t zur Revitalisierung von Gewässern<br />

– Delegation<br />

– Fa<strong>ch</strong>stellen<br />

Gewässerstrukturen 1<br />

–<br />

– Planung und<br />

Auss<strong>ch</strong>eidung des<br />

Priorisierung von<br />

Gewässerraums<br />

Revitalisierungen<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e EIngriffe<br />

Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />

– Gewährleistung der Fis<strong>ch</strong>dur<strong>ch</strong>gängigkeit<br />

Runde Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />

1) au<strong>ch</strong> im Fis<strong>ch</strong>ereigesetz (BGF) geregelt<br />

Gerade Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen


27 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Sunk», dur<strong>ch</strong> das An- und Abs<strong>ch</strong>alten der Anlagen sind eine<br />

weitere Folge des Betriebs von Wasserkraftanlagen. Mit bauli<strong>ch</strong>en<br />

Massnahmen haben die Anlagenbetreiber dafür zu sorgen,<br />

dass die na<strong>ch</strong>teiligen Wirkungen daraus auf die Wasserlebensräume<br />

mögli<strong>ch</strong>st gering bleiben.<br />

Lebendige Gewässer<br />

Das früher übli<strong>ch</strong>e Verbauen und Korrigieren von Bä<strong>ch</strong>en und<br />

Flüssen ist heute nur no<strong>ch</strong> in Ausnahmefällen erlaubt. Das<br />

Überdecken oder Eindolen von Fliessgewässern ist gar grundsätzli<strong>ch</strong><br />

verboten. Das GS<strong>ch</strong>G verlangt vielmehr, dass verbaute,<br />

korrigierte, überdeckte und eingedolte Gewässer revitalisiert<br />

werden. Dabei sind au<strong>ch</strong> die Lands<strong>ch</strong>afts- und<br />

Erholungsaspekte der Gewässer zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, aber au<strong>ch</strong><br />

Aufwand und Nutzen gegeneinander abzuwägen. Die Kantone<br />

sind verpfli<strong>ch</strong>tet, die Revitalisierung der Gewässer zu planen.<br />

Vielerorts haben die Gewässer heute wegen der vorhandenen<br />

Bauten und Anlagen oder wegen der intensivierten landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Nutzung zu wenig Raum zur Verfügung. Seit<br />

2011 verpfli<strong>ch</strong>tet das GS<strong>ch</strong>G deshalb die Kantone, den Raumbedarf<br />

der oberirdis<strong>ch</strong>en Gewässer so festzulegen, dass die<br />

Wieder La<strong>ch</strong>se im Rhein<br />

Mit dem «Übereinkommen zum S<strong>ch</strong>utz des Rheins» verpfl i<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> die fünf Rheinanliegerstaaten S<strong>ch</strong>weiz, Frankrei<strong>ch</strong>, Deuts<strong>ch</strong>land,<br />

Luxemburg und die Niederlande sowie die Europäis<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

zum ganzheitli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz des Rheins als Lebensraum. Es stellt<br />

damit eine thematis<strong>ch</strong>e Erweiterung früherer Konventionen dar, die die<br />

Verbesserung der Wasserqu alität zum Inhalt hatten. Der Staatsvertrag<br />

soll den individuellen Charakter des Rheins, seiner Ufer und seiner<br />

Auen s<strong>ch</strong>ützen. Zum S<strong>ch</strong>utz der Tiere und Pflanzen, die im Fluss und<br />

im Uferberei<strong>ch</strong> leben, sollen die natürli<strong>ch</strong>en Lebensräume und der<br />

ursprüngli<strong>ch</strong>e Flusslauf so weit wie mögli<strong>ch</strong> erhalten und wiederhergestellt<br />

werden. Ziel des Rheins<strong>ch</strong>utzübereinkommens ist au<strong>ch</strong> eine<br />

ökologis<strong>ch</strong> verträgli<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>wasservorsorge. Mit der Wiederansiedlung<br />

des La<strong>ch</strong>ses haben si<strong>ch</strong> die Vertragsstaaten ein sehr attraktives<br />

Teilziel gesetzt.<br />

Gewässer wieder genügend Raum haben, damit sie einerseits<br />

ihre natürli<strong>ch</strong>en Funktionen erfüllen können und andererseits<br />

Ho<strong>ch</strong>wassers<strong>ch</strong>utz und Gewässernutzung gewährleistet sind.<br />

Staustufe der Limmat beim Elektrizitätswerk Dietikon ZH<br />

Im Auenwald der alten Aare


28 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> S<strong>ch</strong>utz von Biodiversität und Lands<strong>ch</strong>aft<br />

Als Folge der Siedlungsentwicklung, des Baus von Infrastrukturanlagen, insbesondere für Verkehr,<br />

Energieerzeugung und -transport, und der Entwicklung der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Nutzung – Intensivierung<br />

und Aufgabe der Bewirts<strong>ch</strong>aftung – hat si<strong>ch</strong> die Lands<strong>ch</strong>aft in der S<strong>ch</strong>weiz in den letzten hundert<br />

Jahren markant gewandelt. Es hat si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur das Lands<strong>ch</strong>aftsbild verändert, die Lebensräume von<br />

Pfl anzen und Tieren haben abgenommen und an Qualität eingebüsst. Sowohl im Bundesgesetz über<br />

den Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utz (NHG) als au<strong>ch</strong> in den Bundesgesetzen über die Jagd (JSG) und die<br />

Fis<strong>ch</strong>erei (BGF) stehen der S<strong>ch</strong>utz und die Erhaltung dieser Lebensräume im Zentrum.<br />

Im Verlauf der letzten hundert Jahre sind au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

zahlrei<strong>ch</strong>e Tier- und Pflanzenarten ausgestorben oder markant<br />

seltener geworden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sie<br />

nur ges<strong>ch</strong>ützt und erhalten werden können, wenn ihre Lebensräume<br />

weiterbestehen, die ihnen die Nahrungsgrundlage und<br />

die Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Fortpflanzung bieten. Das NHG verlangt<br />

deshalb, dass dem Aussterben einheimis<strong>ch</strong>er Tier- und<br />

Pflanzenarten dur<strong>ch</strong> die Erhaltung genügend grosser und vernetzter<br />

Lebensräume (Biotope) entgegenzuwirken ist. Uferberei<strong>ch</strong>en,<br />

Riedgebieten und Mooren, Hecken, Feldgehölzen,<br />

seltenen Waldgesells<strong>ch</strong>aften oder Trockenrasen, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

besonders günstige Voraussetzungen für Lebensgemeins<strong>ch</strong>aften<br />

auszei<strong>ch</strong>nen, kommt dabei besondere Aufmerksamkeit zu.<br />

Jagdbanngebiete, Wasser- und Zugvogelreservate, Ufervegetation<br />

und Waldreservate sowie sogenannte «Smaragdgebiete»<br />

(vgl. Kasten «Naturs<strong>ch</strong>utz – europaweit») sind weitere<br />

Lebensräume, die einen besonderen S<strong>ch</strong>utzstatus geniessen.<br />

Internationale Verantwortung für die<br />

biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt<br />

Der Begriff «Biodiversität» bezieht si<strong>ch</strong> auf alle Aspekte der<br />

Vielfalt der belebten Welt und umfasst die Vielfalt von Ökosystemen,<br />

die Vielfalt der Arten und die genetis<strong>ch</strong>e Vielfalt sowie deren We<strong>ch</strong>selwirkungen.<br />

Die Nutzung der Biodiversität muss na<strong>ch</strong>haltig erfolgen,<br />

sodass die Ökosysteme erhalten bleiben und deren Leistungen sowie<br />

jene der Arten und die genetis<strong>ch</strong>e Vielfalt si<strong>ch</strong>ergestellt sind. Dabei<br />

spielen au<strong>ch</strong> die vers<strong>ch</strong>iedenen Betra<strong>ch</strong>tungsräume – lokal, regional,<br />

global – eine Rolle. Das Verhalten hierzulande wirkt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur<br />

auf die einheimis<strong>ch</strong>e, sondern au<strong>ch</strong> auf die globale Biodiversität aus –<br />

sei es dur<strong>ch</strong> den Verbrau<strong>ch</strong> von Rohstoffen oder den Konsum von<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsgütern wie Fleis<strong>ch</strong>, exotis<strong>ch</strong>en Frü<strong>ch</strong>ten, S<strong>ch</strong>nittblumen<br />

oder vor allem Futtermitteln für Nutztiere. Die Erhaltung der Biodiversität<br />

erfordert deshalb au<strong>ch</strong> globales Handeln. Diesem Ziel ist<br />

die Biodiversitätskonvention gewidmet, die 1992 am Weltgipfel für<br />

Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabs<strong>ch</strong>iedet wurde.<br />

Mehr als 190 Länder haben die Konvention inzwis<strong>ch</strong>en unterzei<strong>ch</strong>net.<br />

Naturs<strong>ch</strong>utz – europaweit<br />

Mit dem «Übereinkommen zur Erhaltung der europäis<strong>ch</strong>en wildlebenden<br />

Pflanzen und Tiere sowie ihrer natürli<strong>ch</strong>en Lebensräume» streben<br />

die Staaten Europas den europaweiten S<strong>ch</strong>utz wertvoller Lebensräume<br />

sowie bedrohter Tier- und Pflanzenarten an. Die sogenannte<br />

«Berner Konvention» wurde 1979 im Rathaus Bern unterzei<strong>ch</strong>net und<br />

von 44 Ländern sowie der EU ratifiziert. Sie s<strong>ch</strong>ützt rund 600 Pflanzenarten,<br />

111 Säugetier-, 363 Vogel- und zahlrei<strong>ch</strong>e weitere Tierarten.<br />

Mit den «Smaragdgebieten» soll ein Netz wertvoller Lebensräume<br />

für europaweit gefährdete Arten ges<strong>ch</strong>affen werden. In der<br />

S<strong>ch</strong>weiz gehören 37 Gebiete dazu. Die «Berner Konvention» setzt<br />

regional viele jener Ziele um, die mit der Biodiversitätskonven tion<br />

von 1992 weltweit festgelegt sind.<br />

Der Bläuling, ein Bewohner von Magerwiesen


29 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Lebensräume von nationaler Bedeutung<br />

Der Bund hat den Auftrag, Lebensräume von nationaler Bedeutung<br />

zu bezei<strong>ch</strong>nen. Entspre<strong>ch</strong>ende Gebiete wie Ho<strong>ch</strong>und<br />

Fla<strong>ch</strong>moore, Auen, Amphibienlai<strong>ch</strong>gebiete und Trockenwiesen<br />

und -weiden hat der Bund in Bundesinventaren<br />

festgehalten. Die Kantone haben den S<strong>ch</strong>utz der inventarisierten<br />

Gebiete si<strong>ch</strong>erzustellen und dafür zu sorgen, dass diese<br />

Gebiete unterhalten werden. Zudem sind sie dafür verantwortli<strong>ch</strong>,<br />

dass au<strong>ch</strong> Biotope von regionaler und lokaler<br />

Bedeutung ges<strong>ch</strong>ützt und unterhalten werden. Darüber hinaus<br />

haben sie sowohl inner- als au<strong>ch</strong> ausserhalb von Siedlungen<br />

für ökologis<strong>ch</strong>en Ausglei<strong>ch</strong> zu sorgen, indem etwa Feldgehölze,<br />

Hecken oder andere naturnahe Vegetation angelegt<br />

werden.<br />

Wertvolle Trockenwiesen<br />

Mit dem «Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden<br />

von nationaler Bedeutung» (TWW) werden nährstoffarme<br />

Lebensräume ges<strong>ch</strong>ützt, in denen unter anderem seltene Or<strong>ch</strong>ideen<br />

gedeihen und zahlrei<strong>ch</strong>e Insekten wie S<strong>ch</strong>metterlinge<br />

und Heus<strong>ch</strong>recken leben. Das Inventar umfasst rund 3000 Gebiete<br />

mit einer Grösse von rund 21 400 Hektaren. Ausgedehnte<br />

Trockenwiesen finden si<strong>ch</strong> beispielsweise bei Sent im Unterengadin,<br />

wo si<strong>ch</strong> die wertvollen Lebensräume über Hunderte<br />

von Hektaren am ganzen Südhang des Tales erstrecken.<br />

S<strong>ch</strong>utz für Steinbock, Lu<strong>ch</strong>s, Wolf & Co.<br />

Der S<strong>ch</strong>utz freilebender Tiere und Pflanzen erfolgt zwar in<br />

erster Linie über den S<strong>ch</strong>utz ihrer Lebensräume. NHG, Jagd-<br />

Strafbestimmungen<br />

– Bundesinventar der Lands<strong>ch</strong>aften von<br />

– S<strong>ch</strong>utz der Lebensräume von Fis<strong>ch</strong>en und Krebsen<br />

von Fis<strong>ch</strong>en und Krebsen<br />

nationaler Bedeutung<br />

– Bestimmung zum S<strong>ch</strong>utz und zur Nutzung<br />

– Pärke von nationaler Bedeutung<br />

Organisation<br />

– Vollzugszuständigkeit<br />

– beratende Kommissionen<br />

– Fa<strong>ch</strong>stellen<br />

– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />

– Moorlands<strong>ch</strong>aften<br />

– Biotope von nationaler Bedeutung<br />

– Biotope von regionaler und lokaler Bedeutung<br />

Lands<strong>ch</strong>aft<br />

(BGF)<br />

Natur- und Heimats<strong>ch</strong>utzgesetz<br />

(NHG)<br />

Fis<strong>ch</strong>ereigesetz<br />

– Information, Beratung und Ausbildung<br />

Arten/Ökosysteme/<br />

Lands<strong>ch</strong>aften<br />

Jagdgesetz<br />

(JSG)<br />

–<br />

–<br />

Jagdbare<br />

ges<strong>ch</strong>ützte<br />

Arten und<br />

Säugetiere und<br />

S<strong>ch</strong>onzeiten<br />

Vögel<br />

– Wasser- und Zugvogelreservate<br />

Grundprinzipien<br />

– Erhaltungs- und S<strong>ch</strong>onungsgebot<br />

– besondere Berücksi<strong>ch</strong>tigung bei der<br />

Erfüllung von Bundesaufgaben<br />

Arten und Ökosysteme<br />

– Finanzhilfen und Abgeltungen<br />

– Jagdbanngebiete<br />

– Jagdbere<strong>ch</strong>tigung<br />

– Moore und Ufervegetation<br />

– Massnahmen zum S<strong>ch</strong>utz seltener Pflanzen und Tiere<br />

– Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t für die Ansiedelung von Pflanzen und Tieren<br />

Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />

Vom BGF, JSG und NHG<br />

erfasste Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

Enteignung<br />

Runde Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />

Gerade Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen


30 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Die Moorlands<strong>ch</strong>aft von Rothenthurm SZ<br />

(JSG) und Fis<strong>ch</strong>ereigesetz (BFG) enthalten aber au<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong>e<br />

Regelungen zum S<strong>ch</strong>utz einzelner Tier- und Pflanzenarten,<br />

beispielsweise die Mögli<strong>ch</strong>keit, Pflückverbote für<br />

seltene Pflanzen oder Fangverbote für bestimmte Fis<strong>ch</strong>arten<br />

zu erlassen. Das JSG unterstellt unter anderem alle Vögel,<br />

Raubtiere sowie weitere Tiergruppen, die ni<strong>ch</strong>t explizit für die<br />

Jagd zugelassen sind, einem generellen S<strong>ch</strong>utz. Dies betrifft<br />

insbesondere au<strong>ch</strong> Grossraubtiere wie Lu<strong>ch</strong>s, Bär und Wolf.<br />

S<strong>ch</strong>utz der S<strong>ch</strong>weizer Lands<strong>ch</strong>aften<br />

Die Lands<strong>ch</strong>aften sind in man<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t von uns<strong>ch</strong>ätzbarem<br />

Wert – in ökologis<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t als Raum für die Regeneration<br />

der natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen und der Lebensräume,<br />

in wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t für den Tourismus und als Standortfaktor,<br />

als räumli<strong>ch</strong>er Ausdruck des vielfältigen kulturellen<br />

Erbes oder ideell wi<strong>ch</strong>tiger, identitätsstiftender Teil des Heimatgefühls.<br />

Der s<strong>ch</strong>onende Umgang mit Lands<strong>ch</strong>aften ist ein<br />

zentrales Ziel des Raumplanungsgesetzes (RPG). Das NHG<br />

verpfli<strong>ch</strong>tet den Bund dazu, bei der Erfüllung seiner Aufgabe<br />

der Eigenart der jeweiligen Lands<strong>ch</strong>aft Re<strong>ch</strong>nung zu tragen.<br />

Lands<strong>ch</strong>aften von nationaler Bedeutung – wie das Rebbaugebiet<br />

Lavaux am Genfersee – erfasst der Bund zudem in einem<br />

Inventar (BLN-Inventar). Die darin verzei<strong>ch</strong>neten Lands<strong>ch</strong>aften<br />

sind in besonderem Mass unges<strong>ch</strong>mälert zu erhalten oder<br />

grösstmögli<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>onen. Einem nahezu absoluten S<strong>ch</strong>utz<br />

unterstellt sind die 89 Moorlands<strong>ch</strong>aften von besonderer<br />

S<strong>ch</strong>önheit und nationaler Bedeutung.<br />

Alles ist Lands<strong>ch</strong>aft<br />

Die Lands<strong>ch</strong>aftskonvention des Europarates wirbt für den<br />

aktiven, bewussten Umgang mit Lands<strong>ch</strong>aft, von der Erhaltung über<br />

die Lands<strong>ch</strong>aftsplanung und -aufwertung bis hin zur na<strong>ch</strong>haltigen Nutzung.<br />

Gemäss dem Lands<strong>ch</strong>aftsverständnis der Konvention ist Lands<strong>ch</strong>aft<br />

der Raum, wie er von Bewohnern und B esu<strong>ch</strong>ern wahrgenommen<br />

wird. Sie ist das Ergebnis der Einwirkungen von Natur und Mens<strong>ch</strong><br />

und verändert si<strong>ch</strong> im Lauf der Zeit. Somit betrifft die Konvention ni<strong>ch</strong>t<br />

nur aussergewöhnli<strong>ch</strong>e, wilde oder unberührte Lands<strong>ch</strong>aften, sondern<br />

ebenso alltägli<strong>ch</strong>e, städtis<strong>ch</strong>e und beeinträ<strong>ch</strong>tigte. Die Konvention ist<br />

am 1. März 2004 in Kraft getreten. 29 Staaten haben sie ratifiziert,<br />

6 weitere – darunter die S<strong>ch</strong>weiz – haben sie unterzei<strong>ch</strong>net. Zur Zeit der<br />

Drucklegung führt die S<strong>ch</strong>weiz das Ratifikationsverfahren dur<strong>ch</strong>.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> dienen au<strong>ch</strong> die Pärke von nationaler Bedeutung<br />

der Erhaltung von Gebieten mit hohen Natur- und Lands<strong>ch</strong>aftswerten.<br />

Sollen Nationalpärke in erster Linie der Tier- und<br />

Pflanzenwelt unberührte Lebensräume bieten, so dienen regionale<br />

Naturpärke au<strong>ch</strong> der Stärkung einer na<strong>ch</strong>haltig betriebenen<br />

Regionalwirts<strong>ch</strong>aft und Naturerlebnispärke – in Agglomerationsnähe<br />

– der Naturerfahrung und der Umweltbildung.


31 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Kontrollierter Umgang mit Organismen<br />

In Berei<strong>ch</strong>en wie der Landwirts<strong>ch</strong>aft, der Medizin oder der Nahrungsmittelindustrie wird die Biote<strong>ch</strong>nologie<br />

weltweit immer häufiger eingesetzt. Gelangen aber gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderte, krankheitserregende<br />

oder gebietsfremde Organismen unkontrolliert in die Umwelt, können sie Mens<strong>ch</strong>en, Tiere, Pfl anzen oder<br />

andere Organismen gefährden. Das Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG) und das Gente<strong>ch</strong>nikgesetz (GTG) stellen<br />

den si<strong>ch</strong>eren Umgang mit diesen Organismen si<strong>ch</strong>er.<br />

Si<strong>ch</strong>erheit dur<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossene Systeme<br />

Organismen zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> aus, dass sie fähig sind,<br />

si<strong>ch</strong> zu vermehren und Erbmaterial weiterzugeben. Nebst den<br />

natürli<strong>ch</strong> vorhandenen Lebewesen gehören au<strong>ch</strong> gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

veränderte Formen dazu. Beim Umgang mit Organismen gilt<br />

der Grundsatz, dass weder Mens<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Umwelt dadur<strong>ch</strong> gefährdet<br />

werden dürfen und die biologis<strong>ch</strong>e Vielfalt ni<strong>ch</strong>t beeinträ<strong>ch</strong>tigt<br />

wird. Wer mit krankheitserregenden oder gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

veränderten Organismen arbeitet, muss deshalb in ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Laborvorri<strong>ch</strong>tungen beziehungsweise Räumen arbeiten.<br />

Sollen Versu<strong>ch</strong>e mi t entspre<strong>ch</strong>enden Organismen im Freien stattfinden<br />

oder sol<strong>ch</strong>e gar in Verkehr gebra<strong>ch</strong>t werden, ist eine Bewilligung<br />

des Bundes erforderli<strong>ch</strong>. Damit diese erteilt werden<br />

darf, muss na<strong>ch</strong>gewiesen sein, dass Mens<strong>ch</strong> und Umwelt keinen<br />

S<strong>ch</strong>aden nehmen. Für den Anbau gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderter<br />

Pflanzen in der Landwirts<strong>ch</strong>aft gilt seit 2005 ein Moratorium.<br />

Strafbestimmungen<br />

Vom USG und GTG erfasste<br />

Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

Grundprinzipien<br />

– Selbstkontrolle<br />

– Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t<br />

Umgang im ges<strong>ch</strong>lossenen System<br />

– Verursa<strong>ch</strong>erprinzip<br />

Umwelts<strong>ch</strong>utzgesetz (USG)<br />

Organisation<br />

– Vollzugszuständigkeit<br />

– eidg. Kommissionen 2<br />

– Aufsi<strong>ch</strong>t und Kontrolle<br />

– Anforderungen an den Umgang mit Organismen, insbesondere pathogenen und gebietsfremden Organismen<br />

Runde Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />

Gerade Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen<br />

Organismen 1<br />

– Stufenprinzip<br />

– Risikoermittlung und -bewertung<br />

– Melde- und Bewilligungspfli<strong>ch</strong>t<br />

Vorsorge<br />

Gente<strong>ch</strong>nikgesetz (GTG)<br />

Umgang in der Umwelt (Freisetzungsversu<strong>ch</strong>e und Inverkehrbringung)<br />

– S<strong>ch</strong>utz der Produktion ohne gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderte Organismen und Wahlfreiheit der Konsumenten<br />

Ethik<br />

– A<strong>ch</strong>tung der Würde<br />

der Kreatur<br />

Haftpfli<strong>ch</strong>t<br />

Verbands- und Behördenbes<strong>ch</strong>werde<br />

– Anforderungen an den Umgang mit gente<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> veränderten Organismen<br />

1) Wald und ges<strong>ch</strong>ützte Arten (vgl. S. 23 und S. 28)<br />

2) Eidgenössis<strong>ch</strong>e Ethikkommission für die Biote<strong>ch</strong>nologie<br />

im Ausserhumanberei<strong>ch</strong> (EKAH),<br />

Eidgenössis<strong>ch</strong>e Fa<strong>ch</strong>kommission für biologis<strong>ch</strong>e<br />

Si<strong>ch</strong>erheit (EFBS)


32 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Massnahmen gegen S<strong>ch</strong>adorganismen<br />

S<strong>ch</strong>äden für die Umwelt, insbesondere für die biologis<strong>ch</strong>e<br />

Vielfalt, können au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten<br />

verursa<strong>ch</strong>t werden, die einges<strong>ch</strong>leppt oder importiert<br />

werden und hier unter anderem auf keine natürli<strong>ch</strong>en Feinde<br />

treffen. Das Drüsige Springkraut beispielsweise wurde ursprüngli<strong>ch</strong><br />

als Zier- und Futterpflanze importiert. Es verdrängt<br />

nun zunehmend einheimis<strong>ch</strong>e Arten und fördert die Erosion,<br />

insbesondere an Ufern von Fliessgewässern. Die Umweltund<br />

Gente<strong>ch</strong>nikgesetzgebung gibt Bund und Kantonen die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, besondere Massnahmen gegen S<strong>ch</strong>adorganismen<br />

zu ergreifen, die si<strong>ch</strong> in der Umwelt ausbreiten.<br />

Weltweit si<strong>ch</strong>ere Nutzung<br />

Das «Protokoll von Cartagena» soll gewährleisten, dass die<br />

mit Hilfe der modernen Biote<strong>ch</strong>nologie veränderten lebenden Organismen<br />

si<strong>ch</strong>er transportiert und genutzt werden.<br />

Fors<strong>ch</strong>ungslabor der Pharmaindustrie<br />

Chinesis<strong>ch</strong>e Laubholzbockkäfer – eine Bedrohung für<br />

S<strong>ch</strong>weizer Wälder<br />

Vegetationshalle mit genmanipuliertem Weizen


33 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren<br />

Ho<strong>ch</strong>wasser, Lawinen, Erdruts<strong>ch</strong>e und Felsstürze treten in der S<strong>ch</strong>weiz häufig auf, regelmässig au<strong>ch</strong> in<br />

grossem Ausmass. Das Wasserbaugesetz (WBG) und das Waldgesetz (WaG) regeln, wie der S<strong>ch</strong>utz vor<br />

diesen Naturgefahren si<strong>ch</strong>erzustellen ist.<br />

Gefahren erkennen<br />

Wer si<strong>ch</strong> vor einer Gefahr s<strong>ch</strong>ützen oder sie abwehren will,<br />

muss sie re<strong>ch</strong>tzeitig erkennen. Die Kantone haben deshalb die<br />

Aufgabe, Gefahrenkarten zu erstellen. Diese zeigen auf, wel<strong>ch</strong>e<br />

Gebiete dur<strong>ch</strong> die einzelnen Naturgefahren gefährdet sind. Die<br />

Erkenntnisse aus den Gefahrenkarten müssen ans<strong>ch</strong>liessend<br />

Eingang in die Ri<strong>ch</strong>t- und Nutzungsplanung finden. Frühwarndienste,<br />

die von den Kantonen aufgebaut und betrieben werden,<br />

sollen die Bevölkerung vor drohenden Naturgefahren warnen.<br />

Sie ermögli<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig in Si<strong>ch</strong>erheit zu bringen oder<br />

nötigenfalls zusätzli<strong>ch</strong>e Massnahmen zu ergreifen.<br />

Gefahrenvorsorge<br />

Der S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren ist Aufgabe der Kantone. Sie<br />

können auf die fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e und finanzielle Unterstützung des<br />

Bundes zählen. Die vers<strong>ch</strong>iedenen Massnahmen haben zum<br />

Ziel, Mens<strong>ch</strong>en und erhebli<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>werte zu s<strong>ch</strong>ützen. Den<br />

wirksamsten S<strong>ch</strong>utz bietet dabei eine angepasste Raumnutzung.<br />

Sie hat deshalb dafür zu sorgen, dass den Naturereignissen<br />

mehr Raum gelassen wird und in Gebieten, wo Gefahr<br />

droht, keine Gebäude und Infrastrukturen erstellt werden. Da<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz ein grosser Teil der Gefahrengebiete bereits<br />

überbaut ist, sind au<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Massnahmen wie<br />

Verbauungen, Eindämmungen und Korrektionen notwendig.<br />

Diese haben gewissen ökologis<strong>ch</strong>en Anforderungen zu genügen.<br />

Ihre s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Einwirkungen auf die Natur müssen zudem<br />

mögli<strong>ch</strong>st klein gehalten werden. Si<strong>ch</strong>erheit vor Lawinen,<br />

Steins<strong>ch</strong>lägen oder Ruts<strong>ch</strong>ungen bietet au<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>utzwald.<br />

Damit S<strong>ch</strong>utzbauten und -wald ihre S<strong>ch</strong>utzwirkung erfüllen<br />

können, müssen sie stets gut unterhalten und gepflegt werden.<br />

Enteignung<br />

Abgeltungen<br />

S<strong>ch</strong>utz von Mens<strong>ch</strong>en<br />

und erhebli<strong>ch</strong>en<br />

Sa<strong>ch</strong>werten<br />

Wasserbaugesetz (WBG)<br />

S<strong>ch</strong>utz vor Naturgefahren<br />

Waldgesetz (WaG)<br />

raumplaneris<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen<br />

Organisation<br />

– Vollzugszuständigkeiten<br />

– Aufsi<strong>ch</strong>t<br />

Erhalt der Abflusskapazität und des natürli<strong>ch</strong>en Verlaufs der Gewässer<br />

bauli<strong>ch</strong>e Massnahmen:<br />

S<strong>ch</strong>utzbauten<br />

– Gefahrenkarte<br />

– Frühwarndienste<br />

Grundlagen, u.a.:<br />

Vom WBG und WaG erfasste<br />

Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung<br />

S<strong>ch</strong>utzwaldpflege<br />

Runde Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sunabhängige Regelungen<br />

Enteignung<br />

Gerade Linien:<br />

Berei<strong>ch</strong>sabhängige Regelungen


34 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

> Herausforderung Klimas<strong>ch</strong>utz<br />

Weltweit hat die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e bodennahe Lufttemperatur in den vergangenen 100 Jahren um<br />

0,74 ºC zugenommen. Mit vereinten Kräften kann es gelingen, den Temperaturanstieg zu begrenzen.<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz stellt das CO 2<br />

-Gesetz das Kernelement für eine na<strong>ch</strong>haltige Klimapolitik dar.<br />

Für den vom Mens<strong>ch</strong>en verursa<strong>ch</strong>ten Klimaeffekt sind vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Treibhausgase verantwortli<strong>ch</strong>, die den natürli<strong>ch</strong>en<br />

Treibhauseffekt der Atmosphäre verstärken. Na<strong>ch</strong> dem revidierten<br />

CO 2<br />

-Gesetz, das das Parlament im Dezember 2011<br />

verabs<strong>ch</strong>iedet hat, müssen die Treibhausgasemissionen im<br />

Inland bis ins Jahr 2020 um mindestens 20 Prozent unter das<br />

Niveau von 1990 gesenkt werden. Die Reduktion erfolgt<br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in den Berei<strong>ch</strong>en «Verkehr», «Gebäude» und<br />

«Industrie», für wel<strong>ch</strong>e in den Ausführungsbestimmungen<br />

spezifis<strong>ch</strong>e Reduktionsziele festgelegt sind.<br />

CO 2<br />

-Lenkungsabgabe auf fossile Brennstoffe<br />

Eine der wi<strong>ch</strong>tigsten Massnahmen stellt die CO 2<br />

-Abgabe dar,<br />

die auf fossile Brennstoffe erhoben wird. Sie beträgt CHF 36<br />

pro Tonne CO 2<br />

und wird – soweit für die Zielerrei<strong>ch</strong>ung notwendig<br />

– s<strong>ch</strong>rittweise auf bis zu CHF 120 erhöht. Der Ertrag<br />

aus dieser Abgabe wird mehrheitli<strong>ch</strong> an Bevölkerung und<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft verteilt. Ein Teil der Einnahmen wird für die energetis<strong>ch</strong>e<br />

Sanierung von Gebäuden verwendet beziehungsweise<br />

einem Te<strong>ch</strong>nologiefonds zugeführt.<br />

Verwaltungssanktionen und Strafre<strong>ch</strong>t<br />

– Ziel: 130 g CO 2<br />

/km bis 2015 im<br />

– Pfli<strong>ch</strong>t zur Kompensation<br />

eines Teils der CO2-Emissionen<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt aller neu<br />

zugelassenen Personenwagen<br />

Emissionsziel für<br />

Kompensation<br />

bei Treibstoffen<br />

Personenwagen<br />

– Lenkungsabg. auf foss. Brennstoffen<br />

– Ertragsverwendung: Gebäude-<br />

programm, Te<strong>ch</strong>nologiefonds,<br />

Kompensation<br />

s<strong>ch</strong>en Kraftwerken<br />

Verteilung an Bevölkerung<br />

und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

CO 2<br />

-Abgabe<br />

Reduktionsziel<br />

Klima<br />

(CO 2<br />

-Gesetz)<br />

Massnahmen<br />

aus anderen<br />

Abgabebefreiung<br />

Berei<strong>ch</strong>en und frei-<br />

willige Massnahmen<br />

– Abgabebefreiung für Unternehmen,<br />

die si<strong>ch</strong> zur Verminderung der<br />

Treibhausgas-Emissionen<br />

verpfli<strong>ch</strong>ten<br />

Emissionshandel<br />

– Cap-and-Trade-System<br />

mit begrenzter Anzahl<br />

handelbarer Emissionsre<strong>ch</strong>te<br />

freiwillig für mittlere Emittenten<br />

– obligatoris<strong>ch</strong> für grosse,<br />

– Pfli<strong>ch</strong>t zur Kompensation<br />

bei fossil-thermisämtli<strong>ch</strong>er<br />

CO 2 -Emissionen<br />

– Kompensationsvertrag Staat/<br />

Kraftwerkbetreiber<br />

Konventionalstrafe<br />

– Energie-, Verkehrs-,<br />

Umwelt- und Finanzpolitik<br />

Vom CO 2<br />

-Gesetz erfasste<br />

Regelungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Übergeordnete Regelungen<br />

Vollzugssi<strong>ch</strong>erung


35 > <strong>Umweltre<strong>ch</strong>t</strong> <strong>kurz</strong> <strong>erklärt</strong><br />

Internationale Herausforderung<br />

Anlässli<strong>ch</strong> des «Erdgipfels» von 1992 in Rio de Janeiro<br />

wurde die Klimakonvention verabs<strong>ch</strong>iedet. Sie wurde bisher von<br />

165 Staaten ratifiziert. Sie hat zum Ziel, eine gefährli<strong>ch</strong>e Störung<br />

des Klimasystems zu verhindern und die mens<strong>ch</strong>verursa<strong>ch</strong>ten Treibhausgasemissionen<br />

auf einem ungefährli<strong>ch</strong>en Niveau zu stabilisieren.<br />

Das Kyoto-Protokoll von 1997 konkretisiert die globale Klimapolitik.<br />

Es legte Reduktionsziele für Industriestaaten für die Periode 2008–<br />

2012 fest. Die internationalen Verhandlungen über eine zweite Verpfli<strong>ch</strong>tungsperiode<br />

sind im Gang.<br />

Massnahmen der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Unternehmen aus energieintensiven Bran<strong>ch</strong>en haben die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> von der CO 2<br />

-Abgabe zu befreien, wenn sie<br />

si<strong>ch</strong> zur Reduktion der Treibhausgasemissionen verpfli<strong>ch</strong>ten<br />

oder am Handel mit Emissionsre<strong>ch</strong>ten teilnehmen. Unternehmen<br />

mit hohen Treibhausgasemissionen sind zur Teilnahme<br />

am Emissionshandel verpfli<strong>ch</strong>tet und damit automatis<strong>ch</strong> von<br />

der CO 2<br />

-Abgabe befreit. Die Unternehmen, die am Emissionshandel<br />

teilnehmen, müssen jedes Jahr im Umfang ihrer Treibhausgasemissionen<br />

Emissionsre<strong>ch</strong>te abgeben. Ein Teil dieser<br />

Emissionsre<strong>ch</strong>te wird ihnen kostenlos zugeteilt. Fehlende<br />

Re<strong>ch</strong>te müssen ersteigert oder von anderen Unternehmen erstanden<br />

werden.<br />

Automatis<strong>ch</strong> befreit sind au<strong>ch</strong> die Betreiber von mit Gas oder<br />

Öl betriebenen Kraftwerken. Sie sind dur<strong>ch</strong> das Gesetz dazu<br />

Niedrigwasser am Bodensee im Trockensommer 2003<br />

verpfli<strong>ch</strong>tet, die verursa<strong>ch</strong>ten Treibhausgasemissionen vollumfängli<strong>ch</strong><br />

zu kompensieren. Mindestens 50 Prozent davon<br />

müssen dur<strong>ch</strong> inländis<strong>ch</strong>e Massnahmen kompensiert werden.<br />

Zielwerte für Autos<br />

Im Verkehrsberei<strong>ch</strong> muss die Automobilbran<strong>ch</strong>e die CO 2<br />

-<br />

Emissionen der neu zugelassenen Personenwagen bis 2015<br />

auf den dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Zielwert 130 g CO 2<br />

pro Kilometer<br />

senken. Zusätzli<strong>ch</strong> müssen die Importeure von fossilen Treibstoffen<br />

einen steigenden Teil der verursa<strong>ch</strong>ten CO 2<br />

-Emissionen<br />

kompensieren.<br />

S<strong>ch</strong>äden na<strong>ch</strong> dem Hurrikan «Sandy» im November 2012<br />

Überwa<strong>ch</strong>ung von Brandherden im Waldbrandgebiet<br />

bei Visp 2011


Weiterführende Links zu dieser Bros<strong>ch</strong>üre finden si<strong>ch</strong> unter:<br />

www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/umweltre<strong>ch</strong>t-<strong>kurz</strong>-erklaert

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