Thallers Flaschenpost 2 / 2013 - Weingut Thaller

C a b e r n e t Sauvignon
Kleine Früchte - große Weine
Bei der renommierten Verkostung der Kleinen Zeitung werden Jahr für Jahr die besten Weine der Steiermark ermittelt. In der Kategorie „Gereifte
Rotweine“ ist 2013 der Cabernet Sauvignon 2008 aus dem Weingut Thaller zum besten reinsortigen Rotwein der Steiermark gekürt worden. Für
Gerald L. Guschlbauer ein genussreicher Grund sich dieser Sorte in Theorie und Praxis etwas intensiver zu widmen.
Nutznießer des Klimawandels
Wenn ich mich an die Anfänge meiner eigenen
Beschäftigung mit Wein zurückerinnere – das
liegt jetzt rund 25 Jahre zurück – dann hatte die
Fachwelt zum damaligen Zeitpunkt eine ganz
klare Meinung zu Cabernet Sauvignon: Eine Top-
Rebsorte, aber für „cool climate“ Gebiete wie Österreich
wenig geeignet, weil sie maximal in drei
von zehn Jahren die erforderliche Reife erlangen
und demnach geschmacklich wie wirtschaftlich
uninteressant bleiben würde. Diese Aussage hat
sich gleichermaßen auf die Steiermark, Niederösterreich
und das Burgenland bezogen. Heute –
25 Jahre Klimawandel später – weiß man, dass
es sehr wohl möglich ist, in Österreich (und damit
auch in der Steiermark) Klasse-Cabernets zu kreieren.
Dazu hätte es den heurigen Sommer mit
drei aufeinanderfolgenden Hitzeperioden mit bis
zu 40° Celsius gar nicht als Beweis gebraucht.
Globetrotter aus Frankreich
Cabernet Sauvignon entstammt einer natürlichen
Kreuzung von Cabernet Franc und Sauvignon
blanc. Als seine Heimat gilt Frankreich, wo er
auch am weitesten verbreitet ist. In nahezu allen
großen Bordeaux-Rotweinen ist er wichtiger Cuveèpartner,
meist mit Cabernet Franc und Merlot.
Aber überall auf der Welt, wo es genügend Sonne
und Wärme gibt, wird Cabernet Sauvignon
angebaut. Koarl Thaller – der steirische Rotweinpionier
– hat seine ersten Cabernet-Reben
bereits 1986 in der heutigen Riede „Schloßkogel“
ausgepflanzt, 1994 sind weitere Kulturen am
„Steinberg“ und noch einmal drei Jahre später in
der Ried „Gallerin“ dazugekommen. Charakteristisch
sind hier die engen Standräume mit 5.500
Reben/ha. Mit zunehmendem Alter wurzeln die
Reben bereits sehr tief im Boden, was sie für
Trockenheit weitgehend unempfindlich sein lässt,
andererseits aber Mineralität und Vielschichtigkeit
enorm begünstigt.
Pannonische Einflüsse sorgen
für ein spezielles Microklima
Cabernet Sauvignon passt sich eigentlich an jeden
Boden an, in dem er angepflanzt wird. Diese
Eigenschaft hat ihn auch zu einem echten Globetrotter
gemacht, der weltweit für Rotwein auf
hohem Niveau steht. So liebt er die fruchtbaren
lehmig-sandigen Böden, wie er sie etwa auch in
der Oststeiermark vorfindet. Gegen Trockenheit
ist er von Natur aus wenig empfindlich. Als spätreifende
Sorte braucht er aber beste Lagen mit
starker Sonneneinstrahlung, viel Handarbeit und
sensible Traubenkorrektur.
Königin der roten Rebsorten
Cabernet bildet kleine Trauben sowie Beeren mit
dicken Schalen. Typisch ist der kräftige Duft nach
schwarzen Johannisbeeren (Cassis), frisch und
würzig. Im Barrique ausgebaute Weine können
auch Geruchsnoten nach Zedernholz („Zigarrenkisterl“)
verströmen. Ist er in der Jugend im
Geschmack mitunter noch etwas rauh und ungestüm,
so reift Cabernet Sauvignon sehr gut
und entwickelt sich mit der Zeit zu einem harmonischen
Rotwein von bestechendem Charakter,
voller Tiefgang und Finesse. Sein von Natur aus
4 Flaschenpost www.weingut-thaller.at