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INSEL- IM WATTENMEER - Tourismus Nordseeküste

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Luftaufnahme von Rømø<br />

Foto: www.romo.dk<br />

Europäische Union Europäischer Fonds für<br />

regionale Entwicklung Investition in Ihre Zukunft<br />

<strong>INSEL</strong>-<br />

HÜPFEN<br />

<strong>IM</strong> <strong>WATTENMEER</strong><br />

Jahrhundertelang war das Wattenmeer die Überlebensquelle<br />

der Inselbewohner. Während sich die Frauen früher um<br />

Haushalt und Landwirtschaft kümmerten, waren die Männer<br />

mit Fischerei, Walfang und Seefahrt beschäftigt. Heute sind<br />

die zahlreichen Feriengäste, die im Sommer an den vielen<br />

schönen Stränden Badeurlaub machen, die Haupteinnahmequelle<br />

für die Inseln.<br />

Doch vom Wattenmeer umgeben zu sein, ist keine ungetrübte<br />

Idylle. Die Gezeitenunterschiede sind sehr groß, so<br />

dass sich die Menschen, die hier leben, häufig nach Ebbe<br />

und Flut richten müssen. Meist ist dies relativ unproblematisch,<br />

doch wenn sich die Nordsee von ihrer rauen Seite<br />

zeigt und Sturm mit Hochwasser einhergeht, besteht Sturmflutgefahr.<br />

Dieses Naturphänomen tritt in regelmäßigen<br />

Abständen auf und kann ernsthafte Folgen für Menschen,<br />

Gebäude und Landschaft haben – auch heutzutage.<br />

Der Gasthof Sønderho Kro aus dem Jahre 1722<br />

Von Fanø im Norden bis zu den Halligen im Süden.<br />

Kulturhistorische Highlights einer Rundreise zu fünf ausgewählten<br />

Inseln im dänischen und im deutschen Teil des Wattenmeers.<br />

Wie Perlen aufgereiht liegen die Inseln vor der Wattenmeerküste. Eine wundersame<br />

Insellandschaft, die phantastische Naturphänomene und eine dramatische Kulturgeschichte<br />

birgt. Von den großen Inseln wie Sylt und Rømø wird fast jeder schon<br />

gehört haben, doch dazwischen schmiegen sich die weniger bekannten – aber nicht<br />

minder faszinierenden – Eilande.<br />

Die meisten der Inseln sind bewohnt, mit Einwohnerzahlen von 2 bis 25.000. Allen<br />

Insulanern gemeinsam sind die ganz besonderen Lebensbedingungen – ein Alltag, geprägt<br />

vom Meer, das sie alle umgibt. Eine Art Hass-Liebe, denn einerseits lebt man<br />

vom Meer, andererseits tut man alles, um trotz des Meeres zu überleben.<br />

FANØ<br />

MANDØ<br />

RØMØ<br />

SYLT<br />

HALLIGEN<br />

Text: Marianne K. Stidsen<br />

Fanø – eine selbständige Insel<br />

mit stolzer Geschichte<br />

Die nördlichste bewohnte Wattenmeerinsel ist Fanø, ein<br />

malerisches Eiland mit ca. 3.200 Bewohnern, das heute<br />

Dänemarks kleinste Gemeinde bildet. Im Zuge der umfassenden<br />

Strukturreform in Dänemark 2005 entschieden sich<br />

die „Fanniker“ nämlich gegen eine von der Regierung vorgeschlagene<br />

Zusammenlegung mit der Esbjerg Kommune.<br />

Diese mutige Entscheidung ist wohl Ausdruck von Selbstbewusstsein<br />

und dem Wunsch nach Selbständigkeit, der<br />

tief in den stolzen Wurzeln der Insel verankert ist.<br />

Der Drang nach Selbständigkeit machte sich bereits 1741<br />

bemerkbar, als sich die Inselbewohner listig von Ribe freikauften.<br />

Der Geschichte nach sollten sie bei einer Auktion<br />

im Rathaus von Ribe für die Insel bieten. Die gewitzten<br />

Fanniker überredeten den Rathausdiener, die Uhr eine<br />

Stunde vorzustellen, so dass nur sie selbst anwesend waren,<br />

als für die Insel geboten werden sollte.<br />

Mit dem Kauf des Freiheitsbriefs erhielten sie nun auch das<br />

Recht, mit eigenen Schiffen Schiff- und Seefahrt zu betreiben.<br />

Dieses Recht bedeutete den Nährboden für die Blütezeit von<br />

Fanø. Das wachsende Frachtaufkommen zwische den europäischen<br />

Ländern bedeutete auch für die kleinen Reedereien<br />

auf Fanø Wachstum, die Bootswerften erhielten viele Aufträge,<br />

und 1860 besaß Fanø die zweitgrößte Handelsflotte Dänemarks.<br />

Nicht schlecht für eine Insel von nur 55 km²!<br />

Die beiden größten Orte, Sønderho im Süden und Nordby<br />

im Norden, spiegeln die Blütezeit Fanøs wider und sind gut<br />

erhaltene Schifferorte. Nordby ist der Hauptort der Insel und<br />

Anlegestelle der Fähre von Esbjerg. Sønderho war bis Mitte<br />

des 19. Jh. der bedeutendste Seefahrerort an der dänischen<br />

Nordseeküste. Heute leben hier nur 300 Einwohner, doch<br />

mit seinem malerischen Charme ist der Ort wirklich einen<br />

Besuch wert.<br />

18<br />

19


Robben auf der Sandbank<br />

Europäische Union Europäischer Fonds für<br />

regionale Entwicklung Investition in Ihre Zukunft<br />

Traditionelle Trachten auf Rømø<br />

„Must see“ – Die Sehenswürdigkeiten:<br />

• Fanø: Das hübsche kleine Dorf Sønderho, dessen Geschichte<br />

bis in 16. Jh. zurückreicht. www.visitfanoe.dk<br />

• Mandø: Die 20 km² große Sandbank, Koresand, die bei Ebbe<br />

erreichbar ist und Aufenthaltsort für zahlreiche Robben ist.<br />

www.mandoetourist.dk<br />

• Rømø: Kommandeurhof des Nationalmuseums in Toftum.<br />

Der Hof ist ein Prachtexemplar für den Wohlstand, den die<br />

Kapitäne der Walfänger erlangten. In der Scheune ist das<br />

Skelett eines Pottwals zu sehen, der 1996 auf Rømø strandete.<br />

www.romo.dk<br />

• Sylt: Ein Strandspaziergang nördlich von Wenningstedt, wo<br />

man das beeindruckende, 30 m hohe und mehr als 4 km lange<br />

Rote Kliff erleben kann. www.sylt.de<br />

• Hooge: Das Sturmflutkino auf der Hanswarft, wo Sie einen<br />

Kurzfilm über ein typisches „Landunter“ sehen können.<br />

www.hooge.de<br />

Weitere Informationen über die Wattenmeerinseln<br />

in der Grenzregion unter:<br />

www.visitdenmark.com/nordsee<br />

www.romo.dk<br />

www.kursus-fritidscenter.dk<br />

www.wfg-nf.de<br />

www.nordseetourismus.de<br />

Der „Leihweg“ nach Mandø<br />

Der Kommandeurhof auf Rømø<br />

Auf Warften gebaute Häuser auf der Hallig Hooge<br />

Foto: www.hooge.de<br />

Mandø – die „Insel der Männer“<br />

Südlich von Fanø liegt die kleine Wattenmeerinsel Mandø. Bei<br />

einem Besuch erhält man einen guten Eindruck, was es bedeutet,<br />

vom ewigen Wechsel zwischen Ebbe und Flut abhängig zu sein.<br />

Hier gibt es keine Fähren oder Dämme – wer die Insel besuchen<br />

möchte, muss geduldig auf Ebbe warten, denn nur dann lässt sich<br />

der angelegte Kiesweg, der sogenannte „Leihweg“ befahren. Man<br />

kann auch den Mandøbus-Bus nehmen, der eine markierte Route<br />

auf dem Meeresboden befährt.<br />

Aufgrund der etwas beschwerlichen Zugangsverhältnisse ist die<br />

Insel nahezu unberührt vom <strong>Tourismus</strong>, was sie bestimmt nicht<br />

weniger interessant macht. Trotz ihrer bescheidenen Größe von<br />

nur 8 km² hat die Insel viel zu bieten. So brüstet sie sich u.a.,<br />

„Dänemarks größte Wüste“ zum Nachbarn zu haben. Dabei<br />

handelt es sich um eine 20 km² große Sandbank namens Koresand,<br />

die bei Ebbe von Mandø aus zu erreichen ist. An einem<br />

guten Tag haben Sie von der nordöstlichen Spitze der Insel zudem<br />

die Möglichkeit, während der Setzzeit bis zu hundert Robben<br />

zu beobachten.<br />

Mandø ist die einzige dänische Wattenmeerinsel, die zum Schutz<br />

vor Sturmfluten von einem Deich umgeben ist. Und glaubt man<br />

einer alten Legende, dann hat auch der Name Mandø seinen Ursprung<br />

in einem Sturmflutereignis – nämlich der schicksalhaften<br />

Sturmflut von 1532, bei der sämtliche Bewohner der Insel ertranken,<br />

bis auf sieben Männer, die zufälligerweise auf dem Festland<br />

arbeiteten. Die sieben Männer kehrten anschließend zurück nach<br />

Fanø, suchten sich neue Frauen und bauten gemeinsam die Inselgemeinschaft<br />

wieder auf. Daher der Name Mandø („Mann-Insel“).<br />

Rømø – Reichtum durch den Walfang<br />

Rømø ist die größte und südlichste der dänischen Wattenmeerinseln.<br />

Mit jährlich bis zu 2,8 Mio. Feriengästen gehört sie zu den größten<br />

Urlaubsinseln Dänemarks. Ein Grund für die vielen Besucher ist die<br />

Festlandanbindung der Insel über den 9,2 km langen Rømø-Damm,<br />

der im Sommer von bis zu 50.000 Fahrzeugen pro Tag überquert<br />

wird. Im März 1996 war der Verkehr auf dem Rømø-Damm besonders<br />

dicht, als die Insel aufgrund 16 gestrandeter Pottwalmännchen<br />

mit einem Schlag Berühmtheit erlangte. Obwohl es noch Winter<br />

war, pilgerten Tausende Menschen auf die Insel, um die 35 Tonnen<br />

schweren Meeressäuger zu sehen. Leider fand die Strandung keinen<br />

guten Ausgang, da keiner der Pottwale gerettet werden konnte. Wie<br />

und warum sich die Tiere in den dänischen Gewässern verirrt hatten,<br />

blieb ein Rätsel, das sich merkwürdigerweise und aus unerklärlichen<br />

Gründen im Jahr darauf wiederholte, diesmal mit 13 Pottwalmännchen.<br />

Vielleicht waren diese Strandungen nur ein „Hauch“ aus der<br />

Vergangenheit – eine Erinnerung an das 18. und 19. Jh., als Rømø<br />

eine Insel stolzer Walfänger war. Die Fischerei war schon immer ein<br />

wichtiger Erwerbszweig für die Inselbewohner, doch als die tüchtigen<br />

Seefahrer das Potenzial des Walfangs erkannten, kam der Wohlstand<br />

auf die Insel. Häufig heuerten die Männer als einfache Seeleute bei<br />

ausländischen Walfangzügen in den Nordatlantik an, und mit der<br />

Zeit stiegen mehrere der Männer zu Kommandeuren, also zu Kapitänen<br />

der Schiffe, auf. Der Wohlstand jener Zeit zeigt sich heute noch<br />

in den zahlreichen Kommandeurhöfen, die über die ganze Insel<br />

verteilt liegen. Herrliche alte Gehöfte mit mehreren Gebäudeflügeln<br />

mit schön bemalten Türen und Schnitzereien. Das Interieur wird von<br />

holländischen Kacheln und bemalten Zimmerdecken geprägt. Einen<br />

guten Einblick in diesen üppigen Reichtum erhält man auf dem Kommandeurhof<br />

des Nationalmuseums in Toftum.<br />

Sylt – das Cannes Nordeuropas<br />

Von Rømø gibt es eine Fährverbindung zur<br />

größten deutschen Wattenmeerinsel, Sylt.<br />

Mit ihrem nicht weniger als 40 km langen<br />

Sandstrand ist Sylt eine äußerst beliebte<br />

Urlaubsinsel, die bereits Mitte des 19. Jh.<br />

von den ersten Badegästen besucht wurde.<br />

Mit der Zeit entstanden Hotels und Restaurants,<br />

und allmählich entwickelte sich die<br />

Insel zu einem sehr mondänen Seebad, das<br />

den Beinamen „nordeuropäisches Cannes“<br />

trug. Adelige, Minister, Künstler, Wissenschaftler<br />

und sogar einige gekrönte Häupter<br />

machten hier Urlaub. Diese Entwicklung<br />

verlief jedoch nicht ohne Widerstand seitens<br />

der Einheimischen. Die Inselbewohner, die<br />

sich jahrhundertelang von Landwirtschaft<br />

und Seefahrt ernährt hatten, fürchteten,<br />

dass die vielen Badegäste und ihre profanen<br />

Gewohnheiten einen Sittenverfall herbeiführen<br />

würden.<br />

Im Ort Westerland zog man die Konsequenzen:<br />

Der Strand wurde nach Geschlecht in<br />

zwei Abschnitte unterteilt, die von einer bewachten,<br />

2 km langen Badefreizone getrennt<br />

wurden. Niemand sollte sich an die badenden<br />

Frauen heranschleichen können!<br />

Heute gibt es hier keine Geschlechtertrennung<br />

mehr, doch sind es noch immer die<br />

Wohlbetuchten, die auf Sylt Urlaub machen.<br />

Insbesondere in den Orten Kampen und<br />

Keitum sieht man die großen Limousinen,<br />

Modeboutiquen mit schickem Design, Gourmetrestaurants,<br />

Nachtclubs und die supergepflegten<br />

Ferienhäuser.<br />

Doch trotz der vielen Urlaubsgäste findet<br />

man noch immer un-berührte Fleckchen<br />

auf Sylt. Ein Drittel der Insel steht unter<br />

Naturschutz und birgt einzigartige Naturschätze.<br />

Außerdem bietet die Insel eine Fülle<br />

von Rad- und Wanderwegen, auf denen man<br />

die Natur und die Ruhe der Insel für sich<br />

entdecken kann.<br />

Die Halligen:<br />

„Schwimmende Träume“<br />

Weiter südlich liegen die 10 friesischen Halligen,<br />

die der Dichter Theodor Storm einst<br />

„Schwimmende Träume“ nannte. Auf dem<br />

Seeweg zu den Halligen wird dem Reisenden<br />

klar, was er damit meinte. Wie in einem unwirklichen<br />

Traum scheinen die Häuser direkt<br />

auf dem Wasser zu stehen. Erst wenn man<br />

sich den Halligen nähert, sieht man, dass<br />

die Gebäude tatsächlich auf Warften gebaut<br />

sind. Warften sind künstliche Anhöhen, die<br />

schlicht und einfach lebensnotwendig sind<br />

für den Bau eines Hauses in dieser Umgebung.<br />

Eine Hallig ist nämlich eine Insel ohne<br />

Deiche, was bedeutet, dass sie mehrmals im<br />

Jahr bei rauer See überschwemmt wird. Man<br />

nennt dieses Phänomen „Landunter“, und in<br />

einer solchen Situation müssen die Inselbewohner<br />

auf den Warften eng zusammenrücken<br />

und warten, bis das Wasser wieder<br />

verschwindet und das Land wieder zum<br />

Vorschein kommt.<br />

Die meisten Halligen kann man besuchen<br />

und einen Eindruck von den besonderen<br />

Lebensbedingungen der Halligbewohner<br />

erhalten. Die meistbesuchte Hallig ist Hooge.<br />

Hier gibt es ein kleines Kino, in dem man<br />

ein „Landunter“ auf einem Großbildschirm<br />

erleben kann, ein kleines Heimatmuseum<br />

und ein schön eingerichtetes friesisches<br />

Wohnhaus aus dem 18. Jh. Es empfiehlt sich,<br />

das Auto stehen zu lassen und die Fähre von<br />

Schüttsiel nach Hooge zu nehmen. Auf der<br />

Hallig kann man Räder leihen und die Insel<br />

erkunden. Und sollten Sie das Glück haben,<br />

während Ihres Besuchs ein „Landunter“ persönlich<br />

mitzuerleben, dann haben Sie so gute<br />

Chancen, dass Ihr Auto noch da ist, wenn es<br />

wieder zurück nach Hause gehen soll.<br />

20<br />

Das Wattenmeer bei Ebbe<br />

Strandkörbe auf Sylt<br />

Foto: www.nordseetourismus.de

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