26.10.2012 Aufrufe

Polymorphie

Polymorphie

Polymorphie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Polymorphie</strong><br />

Vortrag im Rahmen des AC-Hauptseminars<br />

am 30.01.2007<br />

Kilian Bärwinkel


Gliederung<br />

➢ Definition : Was ist <strong>Polymorphie</strong><br />

➢ Einführungsbeispiel: Ritonavir<br />

➢ Erläuterung der thermodynamischen und<br />

kinetischen Faktoren<br />

➢ Beispiel: Benzamid<br />

➢ Beispiel: Schokolade


<strong>Polymorphie</strong> – was ist das<br />

➢ tritt bei kristallinen Stoffen auf<br />

➢ ein Stoff kann in verschiedenen Kristallstrukturen<br />

auftreten (Formen)<br />

➢ Die Formen können sich chemischen und<br />

physikalischen Eigenschaften unterscheiden<br />

➢ Bei reinen Elementen: Allotropie<br />

(z.B. Kohlenstoff)


➢ Zulassung 1996 (Form I)<br />

Ritonavir<br />

➢ 1998: unbekannte Kristallstruktur<br />

(Form II)<br />

➢ Form I „verschwunden“<br />

➢ Problem: wesentlich geringere Löslichkeit<br />

→ therapeutisch uninteressant<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Ritonavir


Kristallisation<br />

Warum kristallisiert eine<br />

Substanz aus Lösung?<br />

➔ Die freie Enthalpie nimmt ab


Beispiel: Aspirin<br />

Freier Enthalpie in einer übersättigten Lösung:<br />

�G = G gesättigteLösung − G übersättigte Lösung = −RT ln�<br />

� = � cübersättigteLösung �<br />

cgesättigte Lösung


Enthalpiegewinn:<br />

�G Kristall<br />

V K = Volumen der Keims<br />

V M = Molvolumen des Kristalls<br />

Kristallisation<br />

= −� VK �RT ln�<br />

VM = −� 1<br />

��<br />

VM 4<br />

�r³�RT ln�<br />

3<br />

r<br />

V K = (4/3)r³π


Entstehen einer neuen<br />

Grenzfläche:<br />

Kristallisation<br />

�G Oberfläche = O K � = 4�r² �<br />

O K =OberflächedesKeims<br />

�=Oberflächenspannung<br />

r<br />

O K = 4πr²


Kristallisation<br />

�G Keim<br />

Quelle [9], S.402<br />

= −� VK �RT ln� � OK �<br />

VM = −� 1<br />

��<br />

VM 4<br />

�r³RT ln�� � 4�r²�<br />

3<br />

r c = 2 � V M<br />

1<br />

�RT ln��


�G ∗ = �� VM �<br />

rc = 1<br />

RT ln�<br />

2<br />

�G = RT ln�<br />

Kristallisation<br />

Quelle [9], S.402


Kristallisation<br />

Die Herausforderung:<br />

➢ Keimbildung des erwünschten Polymorphs<br />

➢ Keimbildung der unerwünschten Polymorphe muss<br />

verhindern werden<br />

Quelle [9], S.402


monotrope<br />

Phasenumwandlung<br />

=<br />

irreversibel<br />

Phasenumwandlungen<br />

Kein Kreuzungspunkt<br />

→ kein Gleichgewicht<br />

Prof. Dr. J. Breu, Skript zur Vorlesung Festkörperchemie I, S. 14/16


enantiotrope<br />

Phasenumwandlung<br />

=<br />

reversibel<br />

Phasenumwandlungen<br />

Prof. Dr. J. Breu, Skript zur Vorlesung Festkörperchemie I, S. 14/16


Displaziv<br />

➢ Verschiebung<br />

struktureller Einheiten<br />

➢ Keine Veränderung<br />

der Bindungssituation<br />

Phasenumwandlungen<br />

Rekonstruktiv<br />

➢ Bindungsbruch und<br />

-Neuausbildung<br />

➢ hohe<br />

Aktivierungsenergie


Initiierung durch:<br />

● Druck<br />

● Temperatur<br />

● Existenz von<br />

Kristallkeimen<br />

Phasenumwandlungen<br />

Prof. Dr. J. Breu, Skript zur Vorlesung Festkörperchemie I, S. 14/16


Beispiel: Benzamid<br />

● 1832 erstmals von Woehler und<br />

Liebig synthetisiert<br />

● zunächst Nadeln (Form III), dann<br />

Umwandlung in Quader (Form I)<br />

● 1959: Struktur der Quader gelöst<br />

● Struktur der Nadeln ging unter<br />

● 2005: Entdeckung der Form II<br />

(auch Nadeln)


Beispiel: Benzamid<br />

Quelle [13], S.7195


ΔG *<br />

FormI<br />

ΔG *<br />

FormII<br />

ΔG *<br />

Form III<br />

ΔG Form II = RT lnσ Form II<br />

ΔG Form III = RT lnσ Form III<br />

ΔG Form I = RT lnσ Form I<br />

Beispiel: Benzamid<br />

r c, Form I<br />

r c, Form III<br />

geändert aus Quelle [9], S.402<br />

r c, Form II<br />

Form II<br />

Form III<br />

Form I<br />

Keimgröße r


Beispiel: Benzamid<br />

Wasserstoffbrückenbindung<br />

Form I Form II Form III<br />

Quelle [8], S.7


Beispiel: Benzamid<br />

π-π-Wechselwirkung<br />

Form I Form II Form III<br />

Quelle [8], S.8


Beispiel: Schokolade<br />

http://picasaweb.google.com/bluefake/Macros/photo#5086704162046662722


Beispiel: Schokolade<br />

Quelle [11], S.425


Beispiel: Schokolade<br />

Quelle [11], S.422


Form V:<br />

➢ Oberflächenglanz<br />

➢ knackige Härte<br />

➢ Schmelzen<br />

im Mund<br />

Form VI:<br />

➢ stumpfe Oberfläche<br />

➢ wachsartige Konsistenz<br />

➢sandiges Gefühl<br />

Beispiel: Schokolade<br />

Quelle [11], S.422


Route zu Form V:<br />

➢ Schmelzen bei 50°C<br />

➢ mit 1°C/min auf 22°C<br />

➢ mit 4°C/min auf 31 °C<br />

➢ abkühlen<br />

Beispiel: Schokolade<br />

http://www.keim-schokolade.de/index7c17.html?page=herstellung


Quellen<br />

● [1] Ulrich Müller, Anorganische Strukturchemie, 5. Aufl., Teubner, 2006<br />

● [2] Will Kleber, Einführung in die Kristallographie, 18. Aufl., 1998<br />

● [3] Roger Davey and John Garside, From Molecules to Crystallizers,<br />

Oxford Science Publications, 2000<br />

● [4] Joel Bernstein, Polymorphism in Molecular Crystals,<br />

Oxford Science Publications, 2002<br />

● [5] Hollemann und Wiberg, Lehrbuch der anorganischen Chemie,<br />

101. Aufl., Walter de Gruyter, 1995<br />

● [6] Prof. Dr. J. Breu, Skript zur Vorlesung Festkörperchemie I, 2007<br />

● [7] A. Baumgartner, Skript zum Praktikum Präparative Anorganische Chemie, Teil Festkörperchemie, 2007<br />

● [8] Jürgen Thun, Prof. Dr. Josef Breu, PD Dr. Robert E. Dinnebier,<br />

Neues zum 175. Jubiläum des ersten molekularen Polymorphs (1832 – 2007), Vortrag März 2007, Bonn<br />

● [9] Klaus Roth, Chem. Unserer Zeit, 2006, 40, 398 – 406<br />

● [10] Jürgen Thun, Lena Seyfarth, Jürgen Senker, Robert E. Dinnebier und Josef Breu,<br />

Angewandte Chemie, 2007, 119 6851 – 6854<br />

● [11] Klaus Roth, Chem. Unserer Zeit, 2005, 39, 416 – 428<br />

● [12] Joachim Ulrich, Matthew J. Jones, Nachrichten aus der Chemie, 2005, 53, 19 – 23<br />

● [13] W. I. F. David, K. Shankland, C. R. Pulham, N. Blagden,<br />

R. J. Davey,* and M. Song, Angew. Chem., 2005, 117, 7194 –7197<br />

● [14] N. Blagden, R. Davey, G. Dent, M. Song, W. I. F. David, C. R. Pulham, and K. Shankland<br />

● [15] Crystal Groth & Design, 2005, Vol. 5, NO. 6, 2218 -- 2224<br />

● [16] www.wikipedia.de<br />

● [17] http://www.keim-schokolade.de/index7c17.html?page=herstellung (29.01.2008)<br />

● [18] http://picasaweb.google.com/bluefake/Macros/photo#5086704162046662722 (29.01.2008)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!