Organ des mährisch-schlesischen Sudeten-Gebirgs-Wereines.
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ALTVATER<br />
<strong>Organ</strong> <strong>des</strong> <strong>mährisch</strong>-<strong>schlesischen</strong> <strong>Sudeten</strong>-<strong>Gebirgs</strong>-<strong>Wereines</strong>.<br />
Redigiert von Adolf Kettner in Freiwaldau.<br />
Für Mitglieder unentgeltlich; für Nichtmitglieder pro Jahr 1 fl. 50 kr. oder 3 Mark.<br />
Nr. 9 der neuen F olge. 12 Nummern bilden einen Band.______________________<br />
Nr. 3. ~ Freiwaldau, 1. MaT 1890. VIII. Jahrgang.<br />
<strong>Sudeten</strong>grüite.*)<br />
Drei baumgeschmückte, immergrüne Höh’n<br />
(Die eine ward Frau Hochschar zubenannt,<br />
Frau Gold-, Frau Nesselkoppe die zwei ändern)<br />
Als Schutz um eine freie Waldau steh’n;<br />
Die Au, die Höhen waren kaum bekannt,<br />
Die Wildnis nicht verlockend, hinzuwandern.<br />
Das Herz der Frauen ist aus Erz und Stein,<br />
Ein eisig kalter Wasserquell ihr Blut;<br />
So standen sie mit ihren grünen Haaren<br />
Jahrtausendlang im ewig jungen Sein<br />
Für ihre Schutzbefohl’nen auf der Hut<br />
Und wehrten trotzend aller Art Gefahren.<br />
Sie hatten viele Freude, da sie sah’n,<br />
Wie sich der Reiz der stillen Einsamkeit,<br />
Indem sie liebvoll, treu und sorgend walten,<br />
Erneut, verjüngt mit jedem Frühlingsnah’n,<br />
Wie Sommer, Herbst, ja selbst das Winterkleid<br />
Ein jed’smal ungeahnten Schmuck entfalten.<br />
Die Freude war durch Eines nur vergällt:<br />
Frau Nesselkopp’ zu Füßen lag ein Zwerg;<br />
Sein Blick streift streng die ganzen Auengründe,<br />
Sein strenger Blick auch auf die Frauen fällt;<br />
Er sei, sagt er, der Herr von Gräfenberg,<br />
Die Frau’n ihm unterth'an, was er laut künde.<br />
Darob entbrannte großer, lauter Streit,<br />
Von beiden Theilen heftig fortgeführt,<br />
Bis ihn zu schlichten kam ein hehres Wesen:<br />
Es war ein Engel der Barmherzigkeit,<br />
Der diesen Gau als Friedensstätte kürt’,<br />
An welcher Hoffnungslose noch genesen.<br />
Nun knüpften Zwerg und Frau’n ein Freundschafts-<br />
Zum Paradiese schufen sie den Gau, [band;<br />
Nachdem <strong>des</strong> Engels Bleiben war erbeten;<br />
Sie bauten Haus und Hof an Bergeswand,<br />
Dann in der freien Waldau Freiwaldau,<br />
Die schmucke Städteperle der <strong>Sudeten</strong>.<br />
*) Siehe Jahrg. VI, Nr. 8 und Jahrg. VII, Nr. 5.<br />
Verschiedene Mittheilungen.<br />
(Vom Centralvorstande.) i 03. Sitzung am<br />
26. März. Gegenwärtig: Kettner, Faschank, Klein,<br />
Dr. Schwarz und E. Wolf. Die Section Zuckmantel<br />
hat Plan und Kostenvoranschlag für die Aussichtspyramide<br />
auf der ßischofskoppe eingereicht. Nach<br />
diesem Plane würde die Pyramide 1 5’78 m hoch sein,<br />
6 Etagen enthalten und 317 fl, 25 kr. kosten. Der<br />
Centralvorstand, welcher die Nothwendigkeit <strong>des</strong> Baues<br />
der Pyramide einsieht, bedauert, außer den von der<br />
Delegiertenversammlung für den Bau bewilligten 100 fl.<br />
und den der Section Zuckmantel außerdem für 2 Jah:e<br />
bewilligten 40 fl. nur ein Drittel der Beiträge bewilligen<br />
zu können. Er sieht sich zu diesem Beschlüsse<br />
mit Rücksicht auf die dem Centralvorstande bei der<br />
Delegiertenversammlung gemachten Vorwürfe veran-<br />
anlasst. Wenn die Section Zuckmantel die Pyramide<br />
noch heuer aufstellen wolle, so möge sie inzwischen<br />
die Kosten decken und bei der Delegiertenversammlung<br />
um Bewilligung dieser Kosten einschreiten. Der<br />
Centralvorstand wird bei dieser Delegiertenversammlung<br />
die Section Zuckmantel auf das kräftigste unterstützen,<br />
weil er eben der Meinung ist, dass der Bau<br />
der Pyramide als dringende Nothwendigkeit erscheint.<br />
— Die Section Brünn hat den auf die von ihr zu er-<br />
| richtenden Studentenherbergen sich beziehenden Satz<br />
<strong>des</strong> Protokolles der Delegiertenversammlung beanstandet,<br />
indem sie betont, dass dieser Satz zu lauten<br />
hätte: „Es sei die Section Brünn zu ermächtigen, im<br />
Vereinsgebiete Studentenherbergen zur Unterstützung<br />
für Studierende, Supplenten und Unterlehrer deutscher<br />
Lehranstalten zu errichten.“ Der Centralvorstand ist<br />
nun der Ansicht, dass eine Correctur <strong>des</strong> Protokolles<br />
nur die nächste Delegiertenversammlung vornehmen<br />
könne, dass es aber einer solchen Correctur nicht bedürfe,<br />
indem es doch nur auf die Legitimation an-<br />
komme, alle jene, welche die Legitimation besitzen,<br />
die bestehenden Beneficien genießen. In einem zweiten<br />
Schreiben ersucht die Section Brünn, welche im<br />
Begriffe ist, für ihre in den <strong>Sudeten</strong> wieder zu errichtenden<br />
Studentenherbergen die Verpflegs- und<br />
Unterkunftspreise sicher zu stellen, ihren Schützlingen,<br />
welche sich als solche legitimieren, für die Benutzung<br />
eines Nachtlagers im Georgshause eine wesentliche<br />
http://rcin.org.pl