wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft
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1 Die Ausgangssituation<br />
Die Botschaft der Euro-Gruppe und des IWF im<br />
Mai 2010 sollte beruhigend wirken: Das Euromitglied<br />
<strong>Griechenland</strong> würde als Opfer der F<strong>in</strong>anz-<br />
und Wirtschaftskrise <strong>in</strong> den Jahren 2008<br />
und 2009 vorübergehend die notwendige f<strong>in</strong>anzielle<br />
Hilfen erhalten, um bald <strong>wieder</strong> auf eigenen<br />
Be<strong>in</strong>en stehen zu können. E<strong>in</strong> auf drei Jahre<br />
befristetes Hilfsprogramm mit e<strong>in</strong>em Kreditvolumen<br />
von <strong>in</strong>sgesamt 110 Mrd. Euro sollte den<br />
drohenden Staatsbankrott <strong>Griechenland</strong>s verh<strong>in</strong>dern<br />
und der griechischen Regierung ausreichend<br />
Zeit verschaffen, über E<strong>in</strong>sparungen und<br />
Strukturreformen die Krise zu meistern. Die sich<br />
abzeichnende Erholung der Weltkonjunktur sollte<br />
die Rückkehr zu e<strong>in</strong>em nachhaltigen Wachstum<br />
und e<strong>in</strong>em ausgeglichenen Staatshaushalt unterstützen.<br />
Der Verstoß gegen die No-Bailout-Klausel des<br />
Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen<br />
Union (Art. 125 AEUV) wurde als vorübergehender<br />
Kollateralschaden der <strong>Griechenland</strong>hilfe<br />
billigend <strong>in</strong> Kauf genommen. Der Beistandsartikel<br />
122 AEUV, eigentlich <strong>für</strong> außergewöhnliche<br />
Ereignisse <strong>in</strong> Gestalt von Naturkatastrophen<br />
vorgesehen, wurde als Rechtfertigung herangezogen,<br />
um den Vertragsbruch zu kaschieren und<br />
um e<strong>in</strong>e – zum<strong>in</strong>dest kle<strong>in</strong>e – Hürde <strong>für</strong> Bailout-<br />
Begehren anderer Krisenländer zu errichten.<br />
Dennoch wurden <strong>in</strong> der Folgezeit bis 2013 <strong>für</strong><br />
vier weitere Euroländer Rettungsprogramme aufgelegt<br />
und die Rettung <strong>Griechenland</strong>s entwickelte<br />
sich zu e<strong>in</strong>er unendlichen Geschichte. Doch zum<br />
Jahreswechsel 2012/13 waren aus <strong>Griechenland</strong><br />
nach e<strong>in</strong>em turbulenten Jahr 2012 ke<strong>in</strong>e Hiobsbotschaften<br />
mehr zu vernehmen. Im Gegenteil<br />
waren auch außerhalb <strong>Griechenland</strong>s Stimmen zu<br />
hören, denen zufolge das Schlimmste vorbei wäre<br />
und sich e<strong>in</strong>e Wende zum Besseren vollziehen<br />
würde. Dabei hatte das Jahr 2012 dramatisch begonnen:<br />
Ende Februar 2012 musste e<strong>in</strong> Schuldenschnitt<br />
bei den privaten Gläubigern erfolgen, um<br />
die Tragfähigkeit der griechischen Staatsverschuldung<br />
wenigstens auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß zu erhöhen.<br />
Trotzdem war im März 2012 e<strong>in</strong> zweites<br />
wirtschaftliches Anpassungsprogramm notwendig,<br />
<strong>für</strong> das Eurogruppe und IWF die Hilfskredite<br />
um zusätzliche 130 Mrd. Euro bis 2014 aufstocken<br />
mussten. E<strong>in</strong>e sich selbst tragende wirtschaftliche<br />
Erholung war zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar.<br />
E<strong>in</strong>e weitere unerledigte griechische Baustelle<br />
waren die 2010 versprochenen Strukturreformen,<br />
die nur sehr zögerlich, wenn überhaupt,<br />
e<strong>in</strong>geleitet worden waren. Die <strong>in</strong>ternationalen<br />
Kreditgeber hatten zudem begreifen müssen,<br />
dass mit der Verabschiedung von Reformgesetzen<br />
ke<strong>in</strong>esfalls automatisch die Umsetzung der<br />
beschlossenen Maßnahmen verbunden war – die<br />
griechische Staatsverwaltung erwies sich zu oft<br />
als unwillig und unfähig, Reformen umzusetzen.<br />
Das Jahr 2012 startete zudem unter <strong>für</strong> den Reformprozess<br />
sehr ungünstigen Vorzeichen: Die<br />
Übergangsregierung war politisch handlungsunfähig,<br />
der lange Wahlkampf bis zu den Parlamentswahlen<br />
im Mai war von populistischen<br />
Versprechen geprägt, durch die Wiederholung<br />
der Wahlen im Juni aufgrund e<strong>in</strong>er politischen<br />
„Patt-Situation“ und e<strong>in</strong>er schwierigen Regierungsbildung<br />
nach der Wiederholungswahl kam<br />
es fast zu e<strong>in</strong>er völligen politischen Lähmung des<br />
Landes. Erst im zweiten Halbjahr 2012 schien die<br />
neue Regierung <strong>Griechenland</strong> <strong>wieder</strong> <strong>in</strong> die Reformspur<br />
zurückzuführen. Trotz erkennbarer Reformbemühungen<br />
folgte bis zum Jahresende 2012<br />
e<strong>in</strong> Krisentreffen nach dem anderen, e<strong>in</strong>e mehrfache<br />
Verschiebung des Troika-Berichts und<br />
letztendlich e<strong>in</strong> von den <strong>in</strong>ternationalen Rettern<br />
f<strong>in</strong>anziertes Schuldenrückkaufprogramm im Dezember,<br />
bevor <strong>wieder</strong> Gelder <strong>für</strong> <strong>Griechenland</strong><br />
freigegeben wurden.<br />
Seitdem sche<strong>in</strong>t es politische Leitl<strong>in</strong>ie der<br />
Euro-Retter zu se<strong>in</strong>, das Positive an der Entwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> hervorzuheben: E<strong>in</strong>e<br />
Verlangsamung des Schrumpfungsprozesses der<br />
griechischen Wirtschaft, e<strong>in</strong> allmählicher Rückgang<br />
des Leistungsbilanzdefizits, jedes im Parlament<br />
verabschiedete Reformgesetz sowie e<strong>in</strong><br />
nicht mehr so hohes Primärdefizit im Staatshaushalt.<br />
Die Botschaft der griechischen und<br />
europäischen Politik lautete daher zum Ende des<br />
Jahres 2012, dass die schlimmste Krise <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong><br />
überwunden sei und die Regierung<br />
beim Sparen und Reformieren „geliefert“ hätte.<br />
Doch hält dieses Bild e<strong>in</strong>es genesenden <strong>Griechenland</strong>s,<br />
das wie e<strong>in</strong> „Phönix aus der Asche“