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wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

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45<br />

faltet zu haben. <strong>Griechenland</strong> braucht vielmehr<br />

private Investitionen. Die Politik könnte ihren<br />

Beitrag zu e<strong>in</strong>er von privaten Kapitalgebern getragenen<br />

Investitionsoffensive durch e<strong>in</strong>e sichtbare<br />

Verbesserung der immer noch unattraktiven<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> leisten.<br />

Nicht nur der Do<strong>in</strong>g-Bus<strong>in</strong>ess-Index der Weltbank<br />

weist auf entsprechende Optimierungspotentiale<br />

h<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Nachweis verbesserter Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

würde schon dar<strong>in</strong> bestehen, wenn<br />

das von Griechen gehaltene Auslandsvermögen,<br />

alle<strong>in</strong>e nach den Statistiken der „Bank <strong>für</strong> Internationalen<br />

Zahlungsausgleich“ (BIS) 31 Mrd.<br />

Euro ohne Berücksichtigung der Gelder <strong>in</strong> von<br />

Griechen kontrollierten Auslandsunternehmen, 39<br />

<strong>in</strong>s Land zurückfließen würde. Wenn diese „Insider“<br />

von der Werthaltigkeit e<strong>in</strong>es Investments<br />

<strong>in</strong> ihrem Heimatland überzeugt werden können,<br />

dürften sich auch ausländische Investoren an<br />

e<strong>in</strong>er solchen „Investitionsoffensive“ <strong>für</strong> mehr<br />

Wachstum gerne beteiligen.<br />

Die Dauerrettung: Wenn sich die wirtschaftlichen<br />

Rahmendaten und die Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> bis zum Auslaufen des<br />

zweiten Rettungspakets im Jahr 2014 nicht entscheidend<br />

verbessert haben, kann mit e<strong>in</strong>em<br />

dritten Rettungspaket weitere Zeit <strong>für</strong> die Krisenbewältigung<br />

gekauft werden. Be<strong>für</strong>worter<br />

dieser Rettungsverlängerung könnten anführen,<br />

dass e<strong>in</strong>e Staats<strong>in</strong>solvenz vermieden würde, der<br />

Zeitgew<strong>in</strong>n <strong>für</strong> das Erreichen e<strong>in</strong>er tragfähigen<br />

Staatsverschuldung und e<strong>in</strong>er Vollendung der<br />

Strukturreformen genutzt werden könnte und<br />

drastische Sparmaßnahmen mit der Gefahr sozialer<br />

Unruhen unterblieben. Zudem würde verh<strong>in</strong>dert,<br />

dass andere Krisenländer zu Opfern<br />

e<strong>in</strong>es Dom<strong>in</strong>oeffekts im Falle e<strong>in</strong>es Scheiterns<br />

der <strong>Griechenland</strong>rettung würden. Das Problem:<br />

Die griechische Politik würde den E<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen,<br />

dass e<strong>in</strong> Scheitern der Rettungspolitik<br />

unter allen Umständen verh<strong>in</strong>dert werden soll –<br />

entsprechend sänke der Handlungsdruck und<br />

die Bereitschaft, die politischen Kosten e<strong>in</strong>er<br />

schmerzhaften Haushaltskonsolidierung und<br />

e<strong>in</strong>es harten Strukturwandels zu tragen. Gleichzeitig<br />

entstünden <strong>für</strong> andere Krisenländer Anreize,<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e Dauerrettung zu den ge-<br />

____________________<br />

39 Vgl. BIS (2013).<br />

r<strong>in</strong>gstmöglichen eigenen Kosten anzustreben.<br />

Steigende Rettungskosten, die <strong>in</strong> die Daueralimentierung<br />

e<strong>in</strong>er wachsenden Zahl von Krisenländern<br />

münden könnten, dürften schließlich<br />

auch <strong>in</strong> den Geberländern die politischen und<br />

f<strong>in</strong>anziellen Kosten e<strong>in</strong>er solchen Politik prohibitiv<br />

erhöhen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schuldenschnitt: E<strong>in</strong>e verr<strong>in</strong>gerte<br />

Staatsverschuldung könnte <strong>Griechenland</strong> aus<br />

der Schuldenfalle befreien, die bislang die Spielräume<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gesellschaftlich akzeptable Krisenbewältigung<br />

empf<strong>in</strong>dlich e<strong>in</strong>schränkt. Schon<br />

2012 konnten nur e<strong>in</strong> Schuldenschnitt bei den<br />

privaten Gläubigern und e<strong>in</strong> Schuldenrückkauf<br />

verh<strong>in</strong>dern, dass die Schuldenquote aus dem<br />

Ruder lief und e<strong>in</strong>e mittelfristige Tragfähigkeit<br />

der Staatsverschuldung ausgeschlossen gewesen<br />

wäre. Aber auch die gegenwärtige Schuldenlast<br />

ist <strong>für</strong> <strong>Griechenland</strong> nicht beherrschbar, der benötigte<br />

Primärüberschuss im Staatshaushalt ist<br />

weit von den 5 Prozent entfernt, die als maximal<br />

erreichbar gelten. Es spricht deshalb vieles da<strong>für</strong>,<br />

dass nur e<strong>in</strong> Schuldenschnitt zu e<strong>in</strong>er tragfähigen<br />

Verschuldung führen kann. Wie hoch<br />

müsste e<strong>in</strong> solcher „Cut“ se<strong>in</strong>? Unter der Annahme<br />

e<strong>in</strong>es durchschnittlichen Wachstums von<br />

2 Prozent müsste e<strong>in</strong> Schuldenschnitt <strong>in</strong> Höhe<br />

von etwa 71 Prozent erfolgen, damit bei derzeitigem<br />

Sekundärmarktz<strong>in</strong>sniveau von 11,6 Prozent<br />

e<strong>in</strong> Primärüberschuss von 5 Prozent ausreicht.<br />

Bei optimistischeren Wachstumsannahmen<br />

s<strong>in</strong>kt entsprechend der benötigte Schuldenschnitt:<br />

Bei 4 Prozent Wachstum müsste der<br />

Schnitt „nur“ knapp 64 Prozent betragen. Die<br />

Gläubiger müssten bei e<strong>in</strong>em Schuldenschnitt <strong>in</strong><br />

jedem Fall empf<strong>in</strong>dliche Abschreibungen auf<br />

ihre Forderungen vornehmen. Das Novum: Erstmals<br />

wären auch die Steuerzahler der Euroländer<br />

und die EZB direkt betroffen, da diese mittlerweile<br />

den überwiegenden Teil der griechischen<br />

Schuldentitel halten. Damit stellt sich<br />

auch bei e<strong>in</strong>em Schuldenschnitt die Frage nach<br />

der politische Durchsetzbarkeit <strong>in</strong> den Gläubigerländern,<br />

wo bislang e<strong>in</strong> Forderungsausfall zu<br />

Lasten der Steuerzahler als Tabuthema gilt.<br />

Die EZB als weiterer großer Gläubiger hätte e<strong>in</strong><br />

grundsätzliches Problem: Bei Abschreibungen<br />

auf ihren Bestand an griechischen Schuldtiteln<br />

würde endgültig die Grenze zur monetären Staats-

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