wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft
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s<strong>in</strong>d bei näherem H<strong>in</strong>sehen weder e<strong>in</strong> Zeichen<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e stärkere Präsenz griechischer Exporteure<br />
auf den globalen Wachstumsmärkten noch<br />
<strong>für</strong> die bislang weitgehend fehlenden humanund<br />
technologie<strong>in</strong>tensiven Beiträge griechischer<br />
Unternehmen im Rahmen globaler Wertschöpfungsketten.<br />
Beim Export dom<strong>in</strong>ieren vielmehr<br />
Rohstoffgeschäfte sowie der Handel mit landwirtschaftlichen<br />
und arbeits<strong>in</strong>tensiven Produkten,<br />
die e<strong>in</strong> Spiegel der Entwicklungsdefizite der<br />
griechischen Volkswirtschaft s<strong>in</strong>d. Zudem br<strong>in</strong>gt<br />
der eigentlich als griechische Stärke geltende<br />
Dienstleistungsexport kaum Entlastungen und<br />
lässt Zukunftsperspektiven vermissen: Der Seetransport<br />
ist stark konjunkturreagibel und verspricht<br />
zudem ke<strong>in</strong>e Entlastung <strong>für</strong> den griechischen<br />
Arbeitsmarkt; im Tourismus ist mangels<br />
Investitionen der Anschluss an die Wettbewerber<br />
häufig verloren gegangen und die Beschäftigung<br />
ist schwerpunktmäßig im Niedrige<strong>in</strong>kommensbereich<br />
angesiedelt. H<strong>in</strong>gegen ist der Export<br />
von unternehmensbezogenen Dienstleistungen,<br />
<strong>für</strong> die qualifizierte Arbeit benötigt wird,<br />
unterentwickelt. Die Konsequenz: „Hightech“<br />
und humankapital<strong>in</strong>tensive Dienstleistungen<br />
„Made <strong>in</strong> Greece“ fehlen weitgehend auf den<br />
Weltmärkten.<br />
Die strukturellen Schwächen der griechischen<br />
Wirtschaft signalisieren, dass es nicht damit<br />
getan ist, im Rahmen der bisherigen Produktionsstrukturen<br />
an <strong>in</strong>ternationaler Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu gew<strong>in</strong>nen. Ohne Zweifel hilft es<br />
den griechischen Exporteuren, wenn die Lohnstückkosten<br />
s<strong>in</strong>ken, selbst wenn dies nur über<br />
s<strong>in</strong>kende Löhne und nicht über e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
der ger<strong>in</strong>gen Produktivität geschieht. Doch<br />
mit der gegenwärtigen Produktpalette bef<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>Griechenland</strong> <strong>in</strong> direkter Konkurrenz mit<br />
Niedrige<strong>in</strong>kommensländern, gegen die es e<strong>in</strong>en<br />
Lohnwettbewerb nicht gew<strong>in</strong>nen kann. Hoche<strong>in</strong>kommensländer,<br />
und zu denen wird <strong>Griechenland</strong><br />
immer noch gezählt, können ihren Wohlstandsvorsprung<br />
nicht mit Strukturen aus den<br />
sechziger und siebziger Jahren bewahren. <strong>Griechenland</strong><br />
muss vielmehr se<strong>in</strong>e totale Faktorproduktivität<br />
erhöhen, das heißt wertschöpfungsstarke<br />
Industrieprodukte und Dienstleistungen<br />
erstellen, die wie <strong>in</strong> anderen EU-Ländern e<strong>in</strong><br />
relativ hohes Lohnniveau rechtfertigen. Solche<br />
Strukturen können aber nur das Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />
Strukturwandels se<strong>in</strong>, der viele Jahre <strong>in</strong> Anspruch<br />
nimmt.<br />
Ohne e<strong>in</strong> angemessenes und stetiges Wachstum<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs auch die Tragfähigkeit der<br />
griechischen Staatsverschuldung nicht gewährleistet.<br />
Gäbe es ke<strong>in</strong>e Rettungshilfen, die nur<br />
noch bis 2014 laufen, wäre <strong>Griechenland</strong> aufgrund<br />
des aus eigener Kraft nicht mehr zu bewältigenden<br />
Schuldenbergs längst <strong>in</strong>solvent. Die<br />
jetzt bis 2022 angestrebte Schuldenquote von<br />
deutlich weniger als 110 Prozent des BIP, die<br />
von den Euro-Rettern als tragfähig angesehen<br />
wird, lässt sich aber ohne e<strong>in</strong> jährliches<br />
Wachstum im 3-Prozent-Bereich nicht erreichen.<br />
Aufgrund der Wachstumsschwäche bzw.<br />
der anhaltenden Schrumpfung der griechischen<br />
Wirtschaft seit Ausbruch der Krise mussten allerd<strong>in</strong>gs<br />
die Projektionen zur Schuldenentwicklung<br />
ständig revidiert und das Erreichen e<strong>in</strong>er<br />
tragfähigen Staatsschuld weiter <strong>in</strong> die Zukunft<br />
verschoben werden. Die zum Erreichen des<br />
Schuldenziels benötigten Primärüberschüsse im<br />
Staatshaushalt s<strong>in</strong>d jedoch unter realistischen<br />
Wachstumsannahmen schwer zu erwirtschaften<br />
– trotz bereits erfolgten Schuldenschnitts und<br />
Schuldenrückkaufs. Es ist zudem wenig wahrsche<strong>in</strong>lich,<br />
dass die geplanten Steuermehre<strong>in</strong>nahmen<br />
und Privatisierungserlöse sowie Ausgabenkürzungen<br />
im Staatssektor die notwendigen<br />
Deckungsbeiträge erbr<strong>in</strong>gen werden. Da kann es<br />
nur e<strong>in</strong> schwacher Trost se<strong>in</strong>, dass die private<br />
Verschuldung der Griechen im Vergleich zu<br />
anderen Krisenländern weniger dramatisch ist.<br />
Dennoch droht vielen Griechen die Privat<strong>in</strong>solvenz,<br />
da die privaten Kredite oftmals <strong>in</strong> den<br />
Konsum geflossen s<strong>in</strong>d und daher verwertbares<br />
Vermögen fehlt – ähnlich wie beim Schuldner<br />
„Staat“.<br />
Wege aus der Krise<br />
Die Krisenanalyse verdeutlicht, dass Strukturreformen<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>er soliden<br />
Wachstumsbasis unverzichtbar s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> angemessenes<br />
Wirtschaftswachstum wird <strong>wieder</strong>um<br />
benötigt, um e<strong>in</strong>e tragfähige Staatsverschuldung<br />
zu erreichen und e<strong>in</strong>e Erosion der sozialen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> zu verh<strong>in</strong>dern. Der<br />
ständige Druck auf die griechische Politik, die