22.12.2013 Aufrufe

wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

43<br />

s<strong>in</strong>d bei näherem H<strong>in</strong>sehen weder e<strong>in</strong> Zeichen<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e stärkere Präsenz griechischer Exporteure<br />

auf den globalen Wachstumsmärkten noch<br />

<strong>für</strong> die bislang weitgehend fehlenden humanund<br />

technologie<strong>in</strong>tensiven Beiträge griechischer<br />

Unternehmen im Rahmen globaler Wertschöpfungsketten.<br />

Beim Export dom<strong>in</strong>ieren vielmehr<br />

Rohstoffgeschäfte sowie der Handel mit landwirtschaftlichen<br />

und arbeits<strong>in</strong>tensiven Produkten,<br />

die e<strong>in</strong> Spiegel der Entwicklungsdefizite der<br />

griechischen Volkswirtschaft s<strong>in</strong>d. Zudem br<strong>in</strong>gt<br />

der eigentlich als griechische Stärke geltende<br />

Dienstleistungsexport kaum Entlastungen und<br />

lässt Zukunftsperspektiven vermissen: Der Seetransport<br />

ist stark konjunkturreagibel und verspricht<br />

zudem ke<strong>in</strong>e Entlastung <strong>für</strong> den griechischen<br />

Arbeitsmarkt; im Tourismus ist mangels<br />

Investitionen der Anschluss an die Wettbewerber<br />

häufig verloren gegangen und die Beschäftigung<br />

ist schwerpunktmäßig im Niedrige<strong>in</strong>kommensbereich<br />

angesiedelt. H<strong>in</strong>gegen ist der Export<br />

von unternehmensbezogenen Dienstleistungen,<br />

<strong>für</strong> die qualifizierte Arbeit benötigt wird,<br />

unterentwickelt. Die Konsequenz: „Hightech“<br />

und humankapital<strong>in</strong>tensive Dienstleistungen<br />

„Made <strong>in</strong> Greece“ fehlen weitgehend auf den<br />

Weltmärkten.<br />

Die strukturellen Schwächen der griechischen<br />

Wirtschaft signalisieren, dass es nicht damit<br />

getan ist, im Rahmen der bisherigen Produktionsstrukturen<br />

an <strong>in</strong>ternationaler Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. Ohne Zweifel hilft es<br />

den griechischen Exporteuren, wenn die Lohnstückkosten<br />

s<strong>in</strong>ken, selbst wenn dies nur über<br />

s<strong>in</strong>kende Löhne und nicht über e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

der ger<strong>in</strong>gen Produktivität geschieht. Doch<br />

mit der gegenwärtigen Produktpalette bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>Griechenland</strong> <strong>in</strong> direkter Konkurrenz mit<br />

Niedrige<strong>in</strong>kommensländern, gegen die es e<strong>in</strong>en<br />

Lohnwettbewerb nicht gew<strong>in</strong>nen kann. Hoche<strong>in</strong>kommensländer,<br />

und zu denen wird <strong>Griechenland</strong><br />

immer noch gezählt, können ihren Wohlstandsvorsprung<br />

nicht mit Strukturen aus den<br />

sechziger und siebziger Jahren bewahren. <strong>Griechenland</strong><br />

muss vielmehr se<strong>in</strong>e totale Faktorproduktivität<br />

erhöhen, das heißt wertschöpfungsstarke<br />

Industrieprodukte und Dienstleistungen<br />

erstellen, die wie <strong>in</strong> anderen EU-Ländern e<strong>in</strong><br />

relativ hohes Lohnniveau rechtfertigen. Solche<br />

Strukturen können aber nur das Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />

Strukturwandels se<strong>in</strong>, der viele Jahre <strong>in</strong> Anspruch<br />

nimmt.<br />

Ohne e<strong>in</strong> angemessenes und stetiges Wachstum<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs auch die Tragfähigkeit der<br />

griechischen Staatsverschuldung nicht gewährleistet.<br />

Gäbe es ke<strong>in</strong>e Rettungshilfen, die nur<br />

noch bis 2014 laufen, wäre <strong>Griechenland</strong> aufgrund<br />

des aus eigener Kraft nicht mehr zu bewältigenden<br />

Schuldenbergs längst <strong>in</strong>solvent. Die<br />

jetzt bis 2022 angestrebte Schuldenquote von<br />

deutlich weniger als 110 Prozent des BIP, die<br />

von den Euro-Rettern als tragfähig angesehen<br />

wird, lässt sich aber ohne e<strong>in</strong> jährliches<br />

Wachstum im 3-Prozent-Bereich nicht erreichen.<br />

Aufgrund der Wachstumsschwäche bzw.<br />

der anhaltenden Schrumpfung der griechischen<br />

Wirtschaft seit Ausbruch der Krise mussten allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Projektionen zur Schuldenentwicklung<br />

ständig revidiert und das Erreichen e<strong>in</strong>er<br />

tragfähigen Staatsschuld weiter <strong>in</strong> die Zukunft<br />

verschoben werden. Die zum Erreichen des<br />

Schuldenziels benötigten Primärüberschüsse im<br />

Staatshaushalt s<strong>in</strong>d jedoch unter realistischen<br />

Wachstumsannahmen schwer zu erwirtschaften<br />

– trotz bereits erfolgten Schuldenschnitts und<br />

Schuldenrückkaufs. Es ist zudem wenig wahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

dass die geplanten Steuermehre<strong>in</strong>nahmen<br />

und Privatisierungserlöse sowie Ausgabenkürzungen<br />

im Staatssektor die notwendigen<br />

Deckungsbeiträge erbr<strong>in</strong>gen werden. Da kann es<br />

nur e<strong>in</strong> schwacher Trost se<strong>in</strong>, dass die private<br />

Verschuldung der Griechen im Vergleich zu<br />

anderen Krisenländern weniger dramatisch ist.<br />

Dennoch droht vielen Griechen die Privat<strong>in</strong>solvenz,<br />

da die privaten Kredite oftmals <strong>in</strong> den<br />

Konsum geflossen s<strong>in</strong>d und daher verwertbares<br />

Vermögen fehlt – ähnlich wie beim Schuldner<br />

„Staat“.<br />

Wege aus der Krise<br />

Die Krisenanalyse verdeutlicht, dass Strukturreformen<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>er soliden<br />

Wachstumsbasis unverzichtbar s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> angemessenes<br />

Wirtschaftswachstum wird <strong>wieder</strong>um<br />

benötigt, um e<strong>in</strong>e tragfähige Staatsverschuldung<br />

zu erreichen und e<strong>in</strong>e Erosion der sozialen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> zu verh<strong>in</strong>dern. Der<br />

ständige Druck auf die griechische Politik, die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!