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wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

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6 <strong>Griechenland</strong> zwischen Krise<br />

und Neuanfang<br />

E<strong>in</strong>e Krisenbilanz<br />

Der vorliegende IfW-Krisencheck zur Wirtschaftslage<br />

<strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> stimmt weniger<br />

hoffnungsfroh als das Bild, das politische Entscheidungsträger<br />

und diverse „Experten“ <strong>in</strong> letzter<br />

Zeit vermittelt haben. Denn die griechische<br />

Wirtschaft ist nicht wie e<strong>in</strong> „Phönix aus der<br />

Asche“ auferstanden, <strong>Griechenland</strong> hat se<strong>in</strong>e<br />

Reformbaustellen nicht abgearbeitet und das<br />

Schuldenproblem ist nach wie vor erdrückend.<br />

Zudem fehlt es an e<strong>in</strong>em realistischen neuen<br />

Geschäftsmodell <strong>für</strong> <strong>Griechenland</strong>, das die<br />

Wachstumsflaute nachhaltig beenden könnte. Es<br />

mag zwar politisch opportun se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> regelmäßigen<br />

Abständen e<strong>in</strong> Ende der <strong>Griechenland</strong>krise<br />

zu erklären, doch e<strong>in</strong>e Vogel-Strauß-Politik hilft<br />

weder den krisengeschüttelten Griechen noch<br />

beruhigt sie die gar nicht so unwissenden<br />

„Märkte“.<br />

Die wirtschaftliche Talfahrt <strong>Griechenland</strong>s<br />

setzt sich auch 2013 nur wenig abgebremst fort.<br />

Das Sozialprodukt wird auch im fünften Jahr<br />

<strong>in</strong> Folge stark schrumpfen. Und das <strong>für</strong> 2014<br />

prognostizierte „M<strong>in</strong>iwachstum“ ist an so viele<br />

optimistische Annahmen geknüpft, dass man<br />

wohl weniger von Schätzungen als vielmehr von<br />

Hoffnungen sprechen sollte. Für den griechischen<br />

Arbeitsmarkt bestehen nicht e<strong>in</strong>mal solche<br />

schwache Hoffnungen: E<strong>in</strong>e Arbeitslosenquote,<br />

die auch 2014 im 25-Prozent-Bereich verharren<br />

soll, signalisiert e<strong>in</strong>e sich verfestigende Massenarbeitslosigkeit.<br />

Die Arbeitsmarktmisere wirkt<br />

noch bedrückender, wenn der Blick auf die<br />

Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit fällt, wo<br />

die Quote fast die 60-Prozent- Schwelle erreicht.<br />

Die Hoffnungen auf mehr Wachstum und<br />

Beschäftigung wären berechtigter, wenn es sich<br />

<strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> „nur“ um e<strong>in</strong>e konjunkturelle<br />

Schwächephase handeln würde. Doch das Land<br />

muss erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en über Jahrzehnte verschleppten<br />

Strukturwandel nachholen, ohne den<br />

es ke<strong>in</strong>e nachhaltige wirtschaftliche Erholung<br />

geben kann. Hier trifft e<strong>in</strong> nur langfristig zu<br />

lösendes Problem auf die hochgesteckte Erwartung,<br />

dass es <strong>in</strong> kurzer Frist e<strong>in</strong> Ende der griechischen<br />

Krise geben könnte. Es wird übersehen,<br />

dass <strong>Griechenland</strong> nicht über die Strukturen<br />

e<strong>in</strong>es hochentwickelten Industrielands verfügt,<br />

das im globalen Wettbewerb als Anbieter<br />

hochwertiger Waren und Dienstleistungen bestehen<br />

könnte. Es ist vielmehr Standort <strong>für</strong><br />

arbeits- und rohstoff<strong>in</strong>tensive Produktionen mit<br />

e<strong>in</strong>em relativ ger<strong>in</strong>gen Wertschöpfungspotenzial<br />

sowie <strong>für</strong> Dienstleistungen, die zum großen Teil<br />

<strong>in</strong> Niedrige<strong>in</strong>kommensbereichen angesiedelt s<strong>in</strong>d.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt die Dom<strong>in</strong>anz der öffentlichen<br />

Beschäftigung, die nicht nur e<strong>in</strong>en aufgeblähten<br />

öffentlichen Dienst, sondern auch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

staatlicher Produzenten und Dienstleister umfasst,<br />

die allesamt nicht zu Globalisierungsgew<strong>in</strong>nern<br />

taugen. Während die griechischen Beschäftigungsstrukturen<br />

e<strong>in</strong> relativ ger<strong>in</strong>ges Entwicklungsniveau<br />

signalisieren, steht das Pro-<br />

Kopf-E<strong>in</strong>kommen immer noch <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en im EU-<br />

Vergleich gehobenen Lebensstandard. Damit hat<br />

sich die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit<br />

sehr weit geöffnet, wodurch die politischen<br />

Kosten e<strong>in</strong>es erst e<strong>in</strong>mal schmerzlichen<br />

Strukturwandels außerordentlich hoch se<strong>in</strong><br />

dürften.<br />

Die gegenwärtigen Wirtschaftsstrukturen erlauben<br />

es nicht, dass <strong>Griechenland</strong> <strong>in</strong> kurzer<br />

Frist über den Export als neuem Geschäftsmodell<br />

aus der Krise e<strong>in</strong>fach herauswachsen<br />

kann. Das gesunkene Leistungsbilanzdefizit ist<br />

e<strong>in</strong> untauglicher Indikator <strong>für</strong> die griechische<br />

Exportkraft. Die Korrektur der außenwirtschaftliche<br />

Schieflage war vornehmlich e<strong>in</strong> Reflex der<br />

Krise: E<strong>in</strong>e passive Sanierung der Handelsbilanz<br />

durch Importschrumpfung, da die Kaufkraft <strong>für</strong><br />

das bisherige Konsumniveau fehlt, Z<strong>in</strong>sgeschenke<br />

der Euroretter sowie e<strong>in</strong> eher unfreiwilliger<br />

Schuldenschnitt zu Lasten der privaten Gläubiger.<br />

Zudem hat diese Art der Korrektur negative<br />

Begleitersche<strong>in</strong>ungen: E<strong>in</strong>e passive Sanierung<br />

steht nicht im E<strong>in</strong>klang mit der Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er stärkeren Integration der griechischen<br />

Wirtschaft <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationale Arbeitsteilung<br />

und e<strong>in</strong>e De-facto-Teil<strong>in</strong>solvenz des Staates mit<br />

empf<strong>in</strong>dlichen Forderungsausfällen versperrt<br />

den Zugang zu den <strong>in</strong>ternationalen Kapitalmärkten.<br />

Auch die zweifellos zu beobachtenden Erholungstendenzen<br />

beim griechischen Warenexport

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