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wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

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38<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die<br />

private Verschuldung nicht das primäre Schuldenproblem<br />

<strong>Griechenland</strong>s ist. Aber auch hier<br />

hat die Konsumkomponente wie schon beim<br />

Anstieg der griechischen Staatsschulden e<strong>in</strong><br />

relativ großes Gewicht. Das ist <strong>in</strong>sofern problematisch,<br />

als <strong>in</strong> Zeiten s<strong>in</strong>kender E<strong>in</strong>kommen und<br />

steigender Arbeitslosigkeit die Zahlungsfähigkeit<br />

der griechischen Haushalte auf unabsehbare<br />

Zeit leiden wird. Anders als bei Immobilien (wie<br />

<strong>in</strong> Spanien und <strong>in</strong> Portugal) hilft e<strong>in</strong>e zukünftig<br />

denkbare Erholung von Vermögenswerten <strong>in</strong><br />

<strong>Griechenland</strong> bei der Lösung des privaten<br />

Schuldenproblems nicht entscheidend weiter.<br />

Der kreditf<strong>in</strong>anzierte Konsum hat allenfalls abgeschriebene<br />

Gebrauchsgüter h<strong>in</strong>terlassen, die<br />

kaum verwertbar se<strong>in</strong> dürften. Wie schon beim<br />

Staat wird wohl nur e<strong>in</strong>e Entschuldung zu<br />

Lasten der Kreditgeber <strong>in</strong> vielen Fällen der e<strong>in</strong>zige<br />

Ausweg bleiben – das würde auf e<strong>in</strong>e größere<br />

Anzahl von Privat<strong>in</strong>solvenzen h<strong>in</strong>auslaufen.<br />

5 Mit Strukturreformen zu mehr<br />

Wettbewerbsfähigkeit?<br />

Seit dem Beg<strong>in</strong>n der 2010 begonnenen <strong>Griechenland</strong>rettung<br />

hat sich bei den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Geldgebern nach und nach die Erkenntnis<br />

durchgesetzt, dass es sich im Falle der griechischen<br />

Wirtschaftskrise nicht um e<strong>in</strong>e konjunkturelle<br />

Störung oder e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>maligen Schock<br />

handelt, wo e<strong>in</strong>e makroökonomische Stabilisierung<br />

als Problemlösung dienen könnte. Es wurde<br />

erkannt, dass die ordnungspolitischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

marktwirtschaftlicher werden<br />

müssen, damit e<strong>in</strong> grundlegender Strukturwandel<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er wettbewerbsfähigeren griechischen<br />

Volkswirtschaft gel<strong>in</strong>gen kann. Daher lag<br />

e<strong>in</strong>e Verknüpfung der Rettungshilfen mit dem<br />

Fortschritt bei den Strukturreformen nahe. Dabei<br />

geht es um die Etablierung e<strong>in</strong>er funktionstüchtigen<br />

Marktwirtschaft und die Befähigung<br />

europäische Rechtsnormen <strong>in</strong> nationales Recht<br />

umzusetzen – also um Bed<strong>in</strong>gungen, die jedes<br />

Neumitglied erfüllen muss und bei e<strong>in</strong>em langjährigen<br />

EU-Mitglied wie <strong>Griechenland</strong> eigentlich<br />

vorauszusetzen s<strong>in</strong>d.<br />

Im Jahr 2012 wurde der griechischen Politik<br />

aufgrund der unklaren politischen Kräfteverhältnisse<br />

und zunehmend populistischer Tendenzen<br />

jedoch immer weniger zugetraut, die gegenüber<br />

der Eurogruppe e<strong>in</strong>gegangenen Reformverpflichtungen<br />

zu erfüllen. So herrschte Erleichterung, als<br />

Mitte Dezember die Troika aus Vertretern der<br />

EU-Kommission, der EZB und des IWF <strong>in</strong> ihren<br />

über viele Monate h<strong>in</strong>ausgezogenen Evaluierungsbericht<br />

Entwarnung gab – das verkündete<br />

jedenfalls die um Deutungshoheit bemühte Politik.<br />

Auf dieser Grundlage be<strong>für</strong>wortete die Euro-<br />

Gruppe unter Auflagen die zweite Auszahlung<br />

von Rettungskrediten unter dem zweiten wirtschaftlichen<br />

Anpassungsprogramm <strong>für</strong> <strong>Griechenland</strong><br />

(EU-Kommission 2012b). Statt des be<strong>für</strong>chteten<br />

„Grexit“ konnten die Euro-Retter verkünden,<br />

dass <strong>Griechenland</strong> bei den Reformen<br />

„geliefert“ hätte.<br />

Diese Botschaft kam <strong>in</strong>sofern überraschend,<br />

da seit 2010 die wechselnden griechischen Regierungen<br />

zwar immer <strong>wieder</strong> Reformversprechen<br />

abgegeben hatten und das Parlament<br />

durchaus Reformvorhaben <strong>in</strong> Gesetzesform gegossen<br />

hatte, jedoch <strong>in</strong>folge mangelnder Umsetzung<br />

der erhoffte Strukturwandel <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />

ausgeblieben war. Die OECD (2011)<br />

kam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Untersuchung der griechischen M<strong>in</strong>isterialbürokratie<br />

zu dem niederschmetternden<br />

Schluss, dass die Verwaltung kaum <strong>in</strong> der Lage<br />

wäre, Gesetze und Verordnungen angemessen<br />

umzusetzen. Daran hat sich bis 2013 trotz Fortschritten<br />

bei der Reform der Staatsverwaltung<br />

nichts Entscheidendes geändert. Das jüngste<br />

Lob der „Task Force for Greece“ ist mit der<br />

Aufforderung verbunden, 2013 die entscheidenden<br />

Reformschritte zu gehen (EU-Kommission<br />

2013b: 24). Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist die<br />

Frage berechtigt, was <strong>Griechenland</strong> auf dem<br />

Feld der Strukturreformen 2012 überhaupt<br />

„liefern“ konnte.<br />

Die Analyse des Troika-Berichts vom Dezember<br />

2012 zeigt, dass die Evaluatoren ke<strong>in</strong>esfalls<br />

e<strong>in</strong>e vorwiegend positive Bewertung der Reformen<br />

abgegeben hatten. Insbesondere <strong>in</strong> ihrer Zusammenfassung<br />

(EU-Kommission 2012b: 1–6)

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