wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft
wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft
wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
21<br />
Tabelle 2:<br />
Die Außenhandelsstruktur und <strong>in</strong>ternationale Wettbewerbsfähigkeit <strong>Griechenland</strong>s nach Faktor<strong>in</strong>tensitäten a,b<br />
2006–2011<br />
Rohstoff<strong>in</strong>tensiv Arbeits<strong>in</strong>tensiv Kapital<strong>in</strong>tensiv Mobile<br />
Schumpeter-Güter<br />
Immobile<br />
Schumpeter-Güter<br />
Exporte Importe RCA Exporte Importe RCA Exporte Importe RCA Exporte Importe RCA Exporte Importe RCA<br />
2006–2008 36,2 32,1 0,12 20,9 17,2 0,19 18,3 13,0 0,34 8,6 11,1 –0,25 16,0 26,6 –0,51<br />
2009–2011 46,9 41,3 0,13 19,1 16,8 0,11 17,5 13,6 0,25 7,6 11,8 –0,45 8,9 16,5 –0,74<br />
a In Prozent der Gesamtexporte bzw. Gesamtimporte (Spezialhandel) auf Basis revidierter Daten nach Eurostat, soweit nach SITC<br />
klassifiziert; Durchschnittswerte <strong>für</strong> die Jahre 2005–2009. — b Die RCA-Werte <strong>für</strong> i Warengruppen wurden nach der folgenden Formel<br />
berechnet: RCA i = ln[(Export i : Import i ) : ∑Export i : ∑Import i )]; zu den Güterarten siehe Kasten A1 im Anhang.<br />
Quelle: Eurostat (2012); eigene Zusammenstellung und Berechnungen.<br />
europas typisch war, hat wohl <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong><br />
kaum stattgefunden. 16<br />
3.3 Die richtigen Handelspartner?<br />
Die wirtschaftliche Erholung <strong>Griechenland</strong>s aus<br />
eigener Kraft hängt entscheidend davon ab, ob<br />
das Land zukünftig <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong> wird, e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>ternational wettbewerbsfähige Produktpalette<br />
anzubieten. Nach der Analyse der sektoralen<br />
Außenhandelsstrukturen ersche<strong>in</strong>t es ausgeschlossen,<br />
dass bereits 2014/15 – das ist der von<br />
den Euro-Rettern prognostizierte Wendepunkt<br />
zu e<strong>in</strong>em Wachstum <strong>in</strong> Richtung 4 Prozent – e<strong>in</strong>e<br />
nennenswerte Zahl technologisch anspruchsvoller<br />
Erzeugnisse aus griechischer Produktion<br />
im Wettbewerb auf den Weltmärkten bestehen<br />
könnte. H<strong>in</strong>zu kommt, dass mit der „richtigen“<br />
Spezialisierung die außenwirtschaftliche Integration<br />
mit den „richtigen“ Handelspartnern eng<br />
verbunden ist. <strong>Griechenland</strong> müsste sowohl auf<br />
den Märkten der westlichen Hoche<strong>in</strong>kommensländer<br />
– das wären <strong>in</strong>sbesondere die EU-15 und<br />
Nordamerika – als auch auf den Märkten dynamisch<br />
wachsender Volkswirtschaften wie der<br />
BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien und<br />
Ch<strong>in</strong>a – und anderer wichtiger Schwellenländer<br />
Asiens und Südamerikas angemessen präsent<br />
se<strong>in</strong>. Doch dies ist bislang kaum der Fall, wie<br />
____________________<br />
16 <strong>Griechenland</strong> hat traditionell relativ wenige ausländische<br />
Direkt<strong>in</strong>vestitionen angezogen, die dem Land zu e<strong>in</strong>er<br />
modernen Industriebasis hätten verhelfen können (vgl.<br />
Laaser 1997: 132–134, 146–147).<br />
die Analyse des griechischen Außenhandels<br />
nach Partnerländern zeigt (Tabelle 3).<br />
Sowohl auf der Exportseite als auch bei den<br />
Importen spielt der Europäische B<strong>in</strong>nenmarkt<br />
<strong>für</strong> den griechischen Außenhandel die größte<br />
Rolle. Doch hat dessen Bedeutung während der<br />
Krisenjahre <strong>für</strong> <strong>Griechenland</strong> offensichtlich abgenommen:<br />
Die Anteile von Exporten und Importen<br />
s<strong>in</strong>d aus dem 60-Prozentbereich <strong>in</strong> den 40-<br />
Prozentbereich zurückgegangen. Das Schrumpfen<br />
der Exporte <strong>in</strong> die relativ wohlhabenden EU-15-<br />
Länder von e<strong>in</strong>em 40- auf e<strong>in</strong> 30-Prozentniveau<br />
ist dabei besonders bedenklich. <strong>Griechenland</strong><br />
hatte schon bisher weniger als etwa die anderen<br />
südeuropäischen Krisenländer Portugal und<br />
Spanien <strong>in</strong> die EU-15 exportiert – deren Exporte<br />
gehen zu mehr als 60 bzw. 70 Prozent <strong>in</strong> die<br />
EU-15. 17 Hier macht sich die vergleichsweise<br />
schwache Integration griechischer Produktionsstandorte<br />
<strong>in</strong> europäische Wertschöpfungsketten<br />
bemerkbar, die den Austausch hochwertiger Industriegüter<br />
befördern. Das Fehlen e<strong>in</strong>er Automobilproduktion<br />
bzw. wichtiger Zulieferer <strong>für</strong><br />
den Fahrzeugbau <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> dürfte sich <strong>in</strong><br />
dieser Beziehung besonders nachteilig auswirken.<br />
Aufgrund dieser Integrationsdefizite ist <strong>Griechenland</strong><br />
auch auf den Märkten der BRIC-<br />
Staaten, anderer wichtiger Schwellenländer und<br />
Nordamerikas nur schwach vertreten ist. Denn<br />
<strong>in</strong> der griechischen Angebotspalette fehlen moderne<br />
Investitionsgüter ebenso wie hochwertige<br />
Gebrauchs- und Konsumgüter, die auf hochent-<br />
____________________<br />
17 Vgl. dazu auch Schrader und Laaser (2012: 49–51).