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wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

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19<br />

der“ hat nicht stattgefunden, trotz zweistelliger<br />

Exportzuwächse (mit Erdölprodukten). 13 Auch<br />

die revidierten Daten legen nahe, dass <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong><br />

Erdölprodukte mit überschaubarer<br />

eigener Wertschöpfung durchgehandelt werden<br />

und den Außenhandel verzerren.<br />

Strukturelle Schwächen<br />

Aber das griechische Exportproblem liegt letztendlich<br />

nicht bei der statistischen Erfassung von<br />

Erdöl(-produkten), problematisch ist vielmehr<br />

die zu beobachtende Strukturschwäche im griechischen<br />

Exportmix <strong>in</strong>sgesamt: E<strong>in</strong> Blick auf<br />

die über die letzten Jahre relativ stabilen Top-<br />

10-Exportgüter macht deutlich, dass es <strong>in</strong><br />

<strong>Griechenland</strong> an der <strong>für</strong> e<strong>in</strong> hochentwickeltes<br />

Industrieland typischen Exportpalette mangelt<br />

(Abbildung 12). Auch wenn man die Warengruppe<br />

33 ausblendet, dom<strong>in</strong>ieren landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse sowie Industrieprodukte,<br />

bei deren Herstellung ger<strong>in</strong>g-qualifizierte Arbeitskräfte<br />

oder aber e<strong>in</strong>e relativ große Kapitalausstattung<br />

benötigt werden. Diese Exportstruktur<br />

<strong>Griechenland</strong>s vermittelt nicht den E<strong>in</strong>druck<br />

e<strong>in</strong>er Hightech-Volkswirtschaft der 2000er Jahre,<br />

sondern er<strong>in</strong>nert vielmehr an westeuropäische<br />

Volkswirtschaften der 50er und 60er Jahre. Diese<br />

Importseite wirkt dabei wie e<strong>in</strong> Spiegelbild: Die<br />

Top-10-Importgüter lassen erkennen, dass das<br />

heutige <strong>Griechenland</strong> – neben Erdöl – auf den<br />

Import technologie<strong>in</strong>tensiver Investitions- und<br />

Gebrauchsgüter angewiesen ist (Abbildung 13).<br />

E<strong>in</strong>en systematischen E<strong>in</strong>blick verschafft e<strong>in</strong>e<br />

Analyse der Exporte und Importe nach Faktor<strong>in</strong>tensitäten.<br />

E<strong>in</strong>e solche Klassifikation wird aus<br />

der Produktzyklushypothese abgeleitet. Sie besagt,<br />

dass hoch entwickelte Länder komparative<br />

Vorteile bei technologie- und humankapital<strong>in</strong>tensiven<br />

Gütern („Schumpeter-Güter“) haben,<br />

während sich weniger entwickelte Länder auf<br />

die Produktion von rohstoff<strong>in</strong>tensiven Gütern<br />

(„Ricardo-Güter“) und von arbeits- und kapital<strong>in</strong>tensiven<br />

Gütern („Heckscher-Ohl<strong>in</strong>-Güter“)<br />

spezialisieren. Bei den „Schumpeter-Gütern“<br />

kann zudem nach mobilen und immobilen Gü-<br />

____________________<br />

13 Auch die neueste Veröffentlichung von HSA mit Daten<br />

<strong>für</strong> Februar 2013 bestätigt diese E<strong>in</strong>schätzung (HSA<br />

2013c).<br />

tern differenziert werden: Selektionskriterium ist<br />

der räumliche Zusammenhang zwischen Forschung<br />

und Produktion. E<strong>in</strong>e Trennung von Forschung<br />

und Produktion ist bei den mobilen Gütern<br />

mit vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen Kosten möglich,<br />

während diese bei den immobilen Gütern<br />

aufgrund des Ausmaßes der Komplementaritäten<br />

nur schwer durchführbar ist. Das bedeutet,<br />

dass der Wissenstransfer bei den mobilen<br />

„Schumpeter-Gütern“ relativ leicht ist, diese<br />

also auch leichter zu imitieren s<strong>in</strong>d, was bei den<br />

immobilen „Schumpeter-Gütern“ schwerer fällt.<br />

Denn bei immobilen „Schumpeter-Gütern“ kann<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen nicht nur die Produktionsstätte<br />

<strong>in</strong>s Ausland verlagern. Es muss darüber h<strong>in</strong>aus<br />

zum<strong>in</strong>dest große Teile der Forschung und Entwicklung<br />

mit verlagern. Immobile „Schumpeter-<br />

Güter“ s<strong>in</strong>d daher stärker standortgebunden und<br />

besonders humankapital<strong>in</strong>tensiv (vgl. Heitger<br />

et al. 1992: 43–45). 14<br />

Während e<strong>in</strong> hochentwickeltes Industrieland,<br />

wie zum Beispiel Deutschland, se<strong>in</strong>en Exportschwerpunkt<br />

bei mobilen und <strong>in</strong>sbesondere immobilen<br />

Schumpeter-Gütern hat, lag der Schwerpunkt<br />

<strong>Griechenland</strong>s mit 36 Prozent des Gesamtexports<br />

schon vor der Krise <strong>in</strong> den Jahren 2006<br />

bis 2008 bei rohstoff<strong>in</strong>tensiven Gütern; <strong>in</strong> den<br />

Krisenjahren von 2009 bis 2011 stieg dieser Anteil<br />

sogar weiter auf fast 47 Prozent an (Tabelle<br />

2). Es folgten die Exporte arbeits- und kapital<strong>in</strong>tensiver<br />

Güter, während sich der Anteil humankapital-<br />

bzw. technologie<strong>in</strong>tensiver Güter<br />

von e<strong>in</strong>em schon sehr niedrigen Vorkrisenwert<br />

von knapp 25 Prozent – mobile und immobile<br />

Schumpeter-Güter zusammengefasst – auf weniger<br />

als 17 Prozent <strong>in</strong> den Krisenjahren weiter<br />

verr<strong>in</strong>gerte. Der deutsche „Hightech“-Anteil betrug<br />

h<strong>in</strong>gegen zum Vergleich durchschnittlich<br />

mehr als 60 Prozent. 15 Entsprechend ger<strong>in</strong>g ist<br />

die Wettbewerbsfähigkeit <strong>Griechenland</strong>s bei den<br />

beiden Schumpeter-Gütergruppen, wie deutlich<br />

negative RCA-Werte zeigen. Die relativen Stärken<br />

<strong>Griechenland</strong>s, die sich <strong>in</strong> positiven RCA-<br />

Werten widerspiegeln, liegen h<strong>in</strong>gegen bei den<br />

anderen Gütergruppen, wo Entwicklungs- und<br />

____________________<br />

14 Siehe Übersicht A1 im Anhang zu der Klassifikation<br />

des Außenhandels nach Faktor<strong>in</strong>tensitäten.<br />

15 Siehe dazu auch Schrader und Laaser (2012: 44–49).

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