wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft
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fizits bei den Vermögense<strong>in</strong>kommen aus Wertpapieranlagen:<br />
Die Z<strong>in</strong>szahlungen des griechischen<br />
Staates <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Schuldverschreibungen<br />
s<strong>in</strong>d stark zurückgegangen, wie auch die Z<strong>in</strong>szahlungen<br />
<strong>für</strong> sonstige Investitionen (Term<strong>in</strong>e<strong>in</strong>lagen,<br />
Kredite). Hier wirken sich unmittelbar<br />
der Schuldenschnitt zulasten privater Gläubiger<br />
im März 2012 und die von der Europäischen<br />
Zentralbank (EZB) gewährten Z<strong>in</strong>ssenkungen<br />
und -stundungen aus. Das heißt, die Entlastung<br />
kam nicht durch e<strong>in</strong>e gestiegene Leistungsfähigkeit<br />
auf griechischer Seite zustande, sondern<br />
resultierte aus e<strong>in</strong>em mehr oder weniger<br />
freiwilligen Forderungsverzicht der ausländischen<br />
Gläubiger.<br />
Die Übertragungsbilanz<br />
Schließlich wurde das griechische Leistungsbilanzdefizit<br />
auch durch e<strong>in</strong>e im Jahr 2012 um<br />
0,4 Prozentpunkte höhere Überschussquote <strong>in</strong> der<br />
Übertragungsbilanz verr<strong>in</strong>gert (Abbildung 7). Dah<strong>in</strong>ter<br />
verbirgt sich zum überwiegenden Teil e<strong>in</strong><br />
Anstieg der EU-Transfers an den griechischen<br />
Staat – als Indiz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Gesundung der griechischen<br />
Außenwirtschaft taugt aber auch diese Entwicklung<br />
nicht. 7<br />
Fazit<br />
Durch den Abbau des griechischen Leistungsbilanzdefizits<br />
<strong>in</strong> den Jahren nach dem Ausbruch<br />
der Krise hat sich die außenwirtschaftliche<br />
Schieflage <strong>Griechenland</strong>s zweifellos verr<strong>in</strong>gert.<br />
Doch ist das gesunkene Leistungsbilanzdefizit<br />
ke<strong>in</strong>esfalls vornehmlich e<strong>in</strong> Zeichen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
erstarkende Außenwirtschaft oder gar e<strong>in</strong> Indiz<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen exportbasierten<br />
Wachstumsmodells. Da<strong>für</strong> hätte der Export von<br />
Waren und Dienstleistungen stärker wachsen<br />
müssen. Die Stagnation des Gesamtexports 2012<br />
sendet nicht das erhoffte Aufbruchssignal. Als<br />
Hoffnungsschimmer erweist sich zweifellos die<br />
Entwicklung des Warenexports mit bislang deutlichen,<br />
wenn auch zum aktuellen Rand h<strong>in</strong> abnehmenden<br />
Zuwachsraten. H<strong>in</strong>gegen enttäuscht<br />
____________________<br />
7 Vgl. zu der Entwicklung der Zahlungsbilanz im Jahr<br />
2012 auch Bank of Greece (2013a, 2013b).<br />
der Dienstleistungsexport, der an Boden verloren<br />
hat.<br />
Der starke Rückgang der Waren- und Dienstleistungsimporte<br />
leistet zweifellos e<strong>in</strong>en signifikanten<br />
Beitrag zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits,<br />
bedeutet gleichzeitig aber auch e<strong>in</strong>en<br />
Verzicht <strong>Griechenland</strong>s auf e<strong>in</strong>e stärkere Integration<br />
<strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationale Arbeitsteilung.<br />
Denn Importe können auch die Teilhabe an<br />
<strong>in</strong>ternationalen Wertschöpfungsketten und e<strong>in</strong>e<br />
dynamische Investitionstätigkeit signalisieren.<br />
Daran mangelt es <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong>. Es bleibt e<strong>in</strong><br />
notwendiger Verzicht auf den Import von Konsum-<br />
und Gebrauchsgütern, der den Rückgang<br />
an Kaufkraft und die gesunkene Kreditwürdigkeit<br />
des Landes widerspiegelt.<br />
Auch die eher unfreiwilligen Z<strong>in</strong>sentlastungen<br />
durch ausländische Gläubiger und Euro-Retter<br />
s<strong>in</strong>d aus der Not geboren, um verme<strong>in</strong>tlich<br />
Schlimmeres zu verh<strong>in</strong>dern. Daher spiegelt sich<br />
auch <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kommensbilanz ke<strong>in</strong> neues Vertrauen<br />
<strong>in</strong> die griechische Wirtschaft, sondern nur<br />
die griechische Krise wider. Diese wird auch<br />
nicht durch höhere EU-Transfers zu lösen se<strong>in</strong>,<br />
da hier f<strong>in</strong>anzielle Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d und<br />
auch die seit Jahrzehnten zu beobachtenden<br />
Wirkungen von EU-Programmen <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong><br />
wenig verheißungsvoll ersche<strong>in</strong>en. 8 Der<br />
gestiegene Warenexport und das vorhandene<br />
Exportpotenzial im Dienstleistungsbereich mögen<br />
der Silberstreif am Horizont se<strong>in</strong>. Aber wie<br />
weit trägt diese Hoffnung?<br />
3.2 Griechische Spezialitäten<br />
H<strong>in</strong>tergründe e<strong>in</strong>es „Exportwunders“<br />
Die <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 durchgeführte Analyse der<br />
sektoralen Beschäftigungsstrukturen <strong>Griechenland</strong>s<br />
hat bereits eklatante Strukturdefizite aufgezeigt.<br />
Daher liegt es nahe, dass sich diese<br />
Schwächen auch im griechischen Außenhandel<br />
widerspiegeln und die Erwartung dämpfen, dass<br />
<strong>Griechenland</strong> <strong>in</strong> absehbarer Zeit zum Globalisierungsgew<strong>in</strong>ner<br />
mutiert. Um die (potenziellen)<br />
Spezialisierungsvorteile <strong>Griechenland</strong>s <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Arbeitsteilung zu erfassen, ist e<strong>in</strong>e<br />
____________________<br />
8 Vergleiche dazu ausführlich Laaser (1997).