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wieder gut in Griechenland? - Institut für Weltwirtschaft

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16<br />

fizits bei den Vermögense<strong>in</strong>kommen aus Wertpapieranlagen:<br />

Die Z<strong>in</strong>szahlungen des griechischen<br />

Staates <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Schuldverschreibungen<br />

s<strong>in</strong>d stark zurückgegangen, wie auch die Z<strong>in</strong>szahlungen<br />

<strong>für</strong> sonstige Investitionen (Term<strong>in</strong>e<strong>in</strong>lagen,<br />

Kredite). Hier wirken sich unmittelbar<br />

der Schuldenschnitt zulasten privater Gläubiger<br />

im März 2012 und die von der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) gewährten Z<strong>in</strong>ssenkungen<br />

und -stundungen aus. Das heißt, die Entlastung<br />

kam nicht durch e<strong>in</strong>e gestiegene Leistungsfähigkeit<br />

auf griechischer Seite zustande, sondern<br />

resultierte aus e<strong>in</strong>em mehr oder weniger<br />

freiwilligen Forderungsverzicht der ausländischen<br />

Gläubiger.<br />

Die Übertragungsbilanz<br />

Schließlich wurde das griechische Leistungsbilanzdefizit<br />

auch durch e<strong>in</strong>e im Jahr 2012 um<br />

0,4 Prozentpunkte höhere Überschussquote <strong>in</strong> der<br />

Übertragungsbilanz verr<strong>in</strong>gert (Abbildung 7). Dah<strong>in</strong>ter<br />

verbirgt sich zum überwiegenden Teil e<strong>in</strong><br />

Anstieg der EU-Transfers an den griechischen<br />

Staat – als Indiz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Gesundung der griechischen<br />

Außenwirtschaft taugt aber auch diese Entwicklung<br />

nicht. 7<br />

Fazit<br />

Durch den Abbau des griechischen Leistungsbilanzdefizits<br />

<strong>in</strong> den Jahren nach dem Ausbruch<br />

der Krise hat sich die außenwirtschaftliche<br />

Schieflage <strong>Griechenland</strong>s zweifellos verr<strong>in</strong>gert.<br />

Doch ist das gesunkene Leistungsbilanzdefizit<br />

ke<strong>in</strong>esfalls vornehmlich e<strong>in</strong> Zeichen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

erstarkende Außenwirtschaft oder gar e<strong>in</strong> Indiz<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen exportbasierten<br />

Wachstumsmodells. Da<strong>für</strong> hätte der Export von<br />

Waren und Dienstleistungen stärker wachsen<br />

müssen. Die Stagnation des Gesamtexports 2012<br />

sendet nicht das erhoffte Aufbruchssignal. Als<br />

Hoffnungsschimmer erweist sich zweifellos die<br />

Entwicklung des Warenexports mit bislang deutlichen,<br />

wenn auch zum aktuellen Rand h<strong>in</strong> abnehmenden<br />

Zuwachsraten. H<strong>in</strong>gegen enttäuscht<br />

____________________<br />

7 Vgl. zu der Entwicklung der Zahlungsbilanz im Jahr<br />

2012 auch Bank of Greece (2013a, 2013b).<br />

der Dienstleistungsexport, der an Boden verloren<br />

hat.<br />

Der starke Rückgang der Waren- und Dienstleistungsimporte<br />

leistet zweifellos e<strong>in</strong>en signifikanten<br />

Beitrag zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits,<br />

bedeutet gleichzeitig aber auch e<strong>in</strong>en<br />

Verzicht <strong>Griechenland</strong>s auf e<strong>in</strong>e stärkere Integration<br />

<strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationale Arbeitsteilung.<br />

Denn Importe können auch die Teilhabe an<br />

<strong>in</strong>ternationalen Wertschöpfungsketten und e<strong>in</strong>e<br />

dynamische Investitionstätigkeit signalisieren.<br />

Daran mangelt es <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong>. Es bleibt e<strong>in</strong><br />

notwendiger Verzicht auf den Import von Konsum-<br />

und Gebrauchsgütern, der den Rückgang<br />

an Kaufkraft und die gesunkene Kreditwürdigkeit<br />

des Landes widerspiegelt.<br />

Auch die eher unfreiwilligen Z<strong>in</strong>sentlastungen<br />

durch ausländische Gläubiger und Euro-Retter<br />

s<strong>in</strong>d aus der Not geboren, um verme<strong>in</strong>tlich<br />

Schlimmeres zu verh<strong>in</strong>dern. Daher spiegelt sich<br />

auch <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kommensbilanz ke<strong>in</strong> neues Vertrauen<br />

<strong>in</strong> die griechische Wirtschaft, sondern nur<br />

die griechische Krise wider. Diese wird auch<br />

nicht durch höhere EU-Transfers zu lösen se<strong>in</strong>,<br />

da hier f<strong>in</strong>anzielle Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d und<br />

auch die seit Jahrzehnten zu beobachtenden<br />

Wirkungen von EU-Programmen <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong><br />

wenig verheißungsvoll ersche<strong>in</strong>en. 8 Der<br />

gestiegene Warenexport und das vorhandene<br />

Exportpotenzial im Dienstleistungsbereich mögen<br />

der Silberstreif am Horizont se<strong>in</strong>. Aber wie<br />

weit trägt diese Hoffnung?<br />

3.2 Griechische Spezialitäten<br />

H<strong>in</strong>tergründe e<strong>in</strong>es „Exportwunders“<br />

Die <strong>in</strong> Abschnitt 2.2 durchgeführte Analyse der<br />

sektoralen Beschäftigungsstrukturen <strong>Griechenland</strong>s<br />

hat bereits eklatante Strukturdefizite aufgezeigt.<br />

Daher liegt es nahe, dass sich diese<br />

Schwächen auch im griechischen Außenhandel<br />

widerspiegeln und die Erwartung dämpfen, dass<br />

<strong>Griechenland</strong> <strong>in</strong> absehbarer Zeit zum Globalisierungsgew<strong>in</strong>ner<br />

mutiert. Um die (potenziellen)<br />

Spezialisierungsvorteile <strong>Griechenland</strong>s <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Arbeitsteilung zu erfassen, ist e<strong>in</strong>e<br />

____________________<br />

8 Vergleiche dazu ausführlich Laaser (1997).

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