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Ausgabe 03 | 2013<br />

Medizin,<br />

die bewegt<br />

Aufrichten Aufstreben Auftreten<br />

Eine kleine Geschichte der<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Fünf <strong>Kliniken</strong> und was sie<br />

medizinisch bewegt<br />

Fünf Chefärzte und was sie<br />

persönlich bewegt


2 Rubrik Seite<br />

« Das künstliche<br />

Kniegelenk ist das<br />

Beste, was ich je<br />

bekommen habe. »


editorial blaubuch 03<br />

Blaubuch in<br />

Bewegung<br />

editorial<br />

Die Reaktionen auf unsere zweite Ausgabe waren<br />

wirklich überwältigend. Besonders gefreut haben<br />

uns zwei Auszeichnungen. In der Rubrik « Corporate<br />

Magazine » erhielten wir den « Best of Corporate<br />

Publishing Award 2012 » in Silber, überdies den<br />

« Health Media Award ». Ansporn genug.<br />

In der nun vorliegenden dritten Edition haben<br />

wir uns an zwei der innovativsten Medizinfelder<br />

der Gegenwart herangewagt: Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie. Hintergrund dafür ist vor allem der<br />

demografische sowie der Wertewandel, der in<br />

westlichen Ländern immer deutlicher sichtbar<br />

wird.<br />

Es geht um Mobilität und Sicherheit bis ins<br />

hohe Alter. Etwa um die flächendeckende Versorgung<br />

von Unfall- und Notfallpatienten rund um<br />

die Uhr. Innerhalb von elf Minuten ist heute in<br />

Deutschland ein Notarzt am Ort des Geschehens.<br />

Des Weiteren um das Bedürfnis, bis ins hohe<br />

Alter mobil, fit und beweglich bleiben zu wollen.<br />

Beide Entwicklungen basieren auf rapide sich<br />

verändernden Bedürfnissen in der Bevölkerung.<br />

Die Medizin reagiert darauf mit Innovation und<br />

Forschung, mit neuen Methoden und Werkzeugen,<br />

die den Menschen zugutekommen.<br />

Wir haben uns in dieser Ausgabe ganz gezielt<br />

auf die Spur modernster Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

begeben. Wir waren in <strong>Kliniken</strong>, in de -<br />

nen Verletzungen und Verschleiß der wichtigsten<br />

Gelenke des menschlichen Körpers — vom Fuß<br />

über die Hüfte bis zur Wirbelsäule — mit neues -<br />

ten Me thoden behandelt werden.<br />

« Wir haben Ärzte und<br />

Patienten getroffen, die<br />

mit höchstem Einsatz<br />

und größter Beharrlichkeit<br />

außergewöhnliche Medizin<br />

leben und erleben. »<br />

Wir waren dort, wo jede Minute zählt: im Schockraum<br />

des <strong>Sana</strong>-Klinikums Remscheid, wo unterschiedlichste<br />

Ärzte gleichzeitig Unfall- und Notfallopfer<br />

behandeln. Wir haben Ärzte und Patienten getroffen,<br />

die mit höchstem Einsatz und Beharrlichkeit<br />

beste Medizin leben und erleben. Nicht nur was<br />

Medizintechnik betrifft, sondern auch die zwischenmenschliche<br />

Sorge und Versorgung.<br />

Schließlich haben wir fünf Chefärzte befragt,<br />

was sie bewegt und durch was sie bewegt werden,<br />

warum sie Ärzte wurden, welche Fortschritte es<br />

in ihrer Fachmedizin gab, was sie derzeit bewegt<br />

und wohin sich Orthopädie und Unfallchirurgie in<br />

Zukunft weiterentwickeln.<br />

Herausgekommen ist ein Blaubuch, das bewegen<br />

und bewegend sein will. Wir würden uns<br />

freuen, wenn der Leser sich davon bewegt fühlen<br />

würde.<br />

wir wünschen viel spaSS mit<br />

unserem dritten blick in<br />

die zukunft der Gesundheit.<br />

Herzlichst<br />

Ihr Dr. Michael Philippi


04 blaubuch inhalt<br />

Medizin, die bewegt<br />

Menschen und Themen 03 | 2013<br />

forschung<br />

Paralympics<br />

bewegungsfreiheit<br />

Heiko Reichel<br />

implantate<br />

exoskelett<br />

Rotatorenmanschette<br />

lähmung<br />

Yorck-Bernhard Kalke<br />

Wirbelsäulenchirurgie<br />

schulter<br />

Engpasssyndrom<br />

Richard stangl<br />

Friederike Lattig<br />

Wirbelsäule<br />

bandscheibe<br />

schmerzfrei<br />

wegbereiter<br />

skoliose<br />

hüfte<br />

Bernd Gondolph-Zink<br />

enodprothesenregister<br />

Uwe vieweg<br />

implantation<br />

Dominik Parsch<br />

spezialist<br />

arthrose<br />

Carsten Johl<br />

Andreas M. Halder<br />

knie<br />

die goldene stunde<br />

ERstversorgung<br />

meniskus<br />

Unfallchirurgie<br />

unfall<br />

Gestalter<br />

rettung<br />

Jan Krolczyk<br />

stefan Hankemeier<br />

bänderriss<br />

schockraum<br />

traumanetzwerk<br />

weltengänger<br />

matthias schürmann<br />

generalist<br />

fuss<br />

Stammzelltransplantation<br />

Sprunggelenk<br />

stefan sell<br />

Martinus Richter


inhalt blaubuch 05<br />

Inhalt<br />

editorial Blaubuch in Bewegung Seite 03 Knochen zählen Seite 50<br />

Impressum Seite 51<br />

06 Aufrecht gehen lernen<br />

Eine kleine Geschichte der Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie.<br />

10 Aufstreben<br />

12 Knochenarbeit<br />

Moderne Menschen wollen bis ins hohe Alter<br />

aktiv bleiben. Doch immer öfter streiken Gelenke an<br />

Fuß, Hüfte oder Schulter. In Rummelsberg nimmt<br />

man sich mehr Zeit für Diagnose und Therapie <strong>als</strong><br />

andernorts.<br />

18 Die goldene Stunde<br />

Achtung Unfall: In Minutenschnelle ist der Notarzt<br />

vor Ort. Im Traumazentrum Remscheid warten<br />

bereits die Experten. Die Rettungskette läuft präzise<br />

wie ein Uhrwerk. So kann der Wettlauf gegen die Zeit<br />

gewonnen werden.<br />

24 Kunst am Knie<br />

Auf das Knie wird immer mehr Belastung ausgeübt.<br />

Denn die Deutschen werden einerseits immer<br />

schwerer, andererseits immer sportlicher. In Sommerfeld<br />

ist man auf die Implantation von Knieersatzgelenken<br />

spezialisiert.<br />

28 Hips don't lie<br />

Das Hüftgelenk ist der Dreh- und Angelpunkt<br />

des menschlichen Körpers. Kein Wunder,<br />

dass die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks<br />

zur medizinischen Erfolgsstory wurde. Auch und<br />

vor allem in Stuttgart.<br />

32 Vorsprung durch Forschung<br />

Universitätsmedizin verbindet Wissenschaft und<br />

Patientenversorgung. In Ulm profitieren Patienten mit<br />

Querschnittlähmung von einem Versorgungsangebot,<br />

das das geamte Spektrum des orthopädisch<br />

Möglichen umfasst.<br />

38 Auftreten<br />

40 Kräfte herausfordern<br />

Dr. Carsten Johl ist ein Spezialist, der<br />

unerschütterlich auf beiden Facharztbeinen steht,<br />

der Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />

42 Immer auf Achse<br />

Prof. Dr. Stefan Hankemeier ist ein offener<br />

und dynamischer Arzt, der steigende<br />

Patientenbedürfnisse und das Krankenhaus<br />

der Zukunft zusammendenkt.<br />

44 Alles aus einer Hand<br />

Prof. Dr. Bernd Gondolph-Zink hat die<br />

Medizinentwicklung in der Orthopädie in den<br />

letzten Jahrzehnten hautnah miterlebt.<br />

Er ist Vorbild für viele Kollegen.<br />

46 Einfach alles<br />

Prof. Dr. Matthias Schürmann ist ein Generalist,<br />

der über den Tellerrand blickt und Qualitätsmedizin<br />

umfassend definiert.<br />

48 Bewegen und bewegt werden<br />

Prof. Dr. Stefan Sell ist ein aktiver Weltengänger<br />

zwischen klinischer Praxis und wissenschaftlicher<br />

Forschung.


06 blaubuch Orthopädie-geschichte<br />

blick zurück nach vorne<br />

Aufrecht gehen lernen<br />

Eine kleine Geschichte der Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Vor etwa fünf Millionen Jahren stellten sich unsere<br />

vierfüßigen Urahnen auf die Hinterbeine und<br />

streckten die Wirbelsäule. Niemand weiß genau,<br />

was sie dazu trieb, doch der aufrechte Gang erwies<br />

sich <strong>als</strong> grundlegend vorteilhaft: freie Hände<br />

für die Nahrungssuche, die Verteidigung und<br />

den Gebrauch von Werkzeugen, ein erweitertes<br />

Sichtfeld und eine neue Schädelform mit reichlichem<br />

Platz für das expandierende Gehirn. Dieser<br />

evolutionäre Quantensprung hat allerdings bis<br />

heute seinen Preis: Wirbelsäule, Hüfte, Knie und<br />

Füße sind seitdem extrem starken Belastungen<br />

ausgesetzt, denen sie oft nicht standhalten. Der<br />

aufrechte Gang führt den Homo sapiens zwar zu<br />

quasi grenzenloser Lernfähigkeit, aber oft auch<br />

direkt zum Orthopäden.<br />

Bis zu 80 Prozent aller Erwachsenen leiden<br />

irgendwann in ihrem Leben an Erkrankungen des<br />

Stütz- und Bewegungsapparats. Rückenschmerzen<br />

sind in Deutschland wie auch in anderen Industrieländern<br />

der häufigste Grund für den Arztbesuch<br />

und bedingen jede zweite Krankschreibung. Die<br />

Zahl der Krankenhausbehandlungen bei Knochenund<br />

Gelenkerkrankungen ist in Deutschland zwischen<br />

1994 und 2010 um 38 Prozent auf insgesamt<br />

rund 1,65 Millionen Patienten gestiegen. Das evolutionäre<br />

Erbe steckt der zivilisierten Gesellschaft<br />

offenbar mehr denn je in den Knochen.<br />

Urväter der Orthopädie<br />

Im Gegensatz zum Neuzeitmenschen musste sich<br />

die rund 5.000 Jahre alte Gletschermumie « Ötzi »<br />

kaum um ausreichend Bewegung sorgen. Nichtsdestotrotz<br />

litt der etwa 45 Jahre alte Steinzeitmann<br />

an Knorpelverschleiß des rechten Hüftgelenks,<br />

der Lendenwirbelsäule und der Kniegelenke. Auch<br />

bei mittelalterlichen Knochenfunden in England<br />

stellten Wissenschaftler in jedem zweiten Fall Arthrosen<br />

fest. Dabei handelt es sich keineswegs<br />

um Ausnahmen — Skelettbefunde aller Epochen<br />

zeigen regelmäßig, dass fast alle heute bekannten<br />

orthopädischen Erkrankungen schon seit dem<br />

Altertum verbreitet waren.<br />

Kein Wunder, dass schon Hippokrates eifrig<br />

Studien zum Knochenbau und zu orthopädischen<br />

Behandlungsmöglichkeiten betrieb. Der berühmteste<br />

Arzt der Antike schrieb gelehrte Werke über Gelenkerkrankungen,<br />

Knochenbrüche und die Be-


Orthopädie-geschichte blaubuch 07<br />

handlung des kranken Rückens. Außerdem entwickelte<br />

er martialische « Folterbänke » zur Streckung<br />

von verkrümmten Wirbelsäulen und erfand brachiale<br />

Handgriffe zur Einrenkung von ausgekugelten<br />

Schultergelenken. Während sich Hippokrates<br />

<strong>als</strong> Urvater der Orthopädie verdient machte, gilt<br />

der 500 Jahre später wirkende Galenos von Pergamon<br />

<strong>als</strong> Begründer der Sportmedizin. Als Wundarzt<br />

der Gladiatoren flickte er die großen und<br />

kleinen Blessuren der Wettkämpfer zusammen.<br />

Und <strong>als</strong> medizinischer Betreuer der Olympioniken<br />

ersann er Trainingspläne und überwachte den<br />

Gesundheitszustand seiner Schützlinge.<br />

Gesundheitsfürsorge, Prävention und Früherkennung<br />

von Störungen sind bis heute eine<br />

zentrale Aufgabe der Orthopädie. Dass sich die<br />

moderne Orthopädie hauptsächlich am Operationstisch<br />

abspielt, ist ein Irrglaube. Bei den meisten<br />

orthopädischen Erkrankungen ist der Griff zum<br />

Skalpell nur der allerletzte Schritt im Rahmen eines<br />

Therapieplans, der erst dann zum Tragen kommt,<br />

wenn nicht operative Maßnahmen keine Besserung<br />

bringen. Viele Erkrankungen des Muskel-<br />

Skelett-Systems können mit einem wohldosierten<br />

Bewegungsprogramm, Medikamenten oder physikalischen<br />

Anwendungen therapiert werden. Noch<br />

besser: Sie treten durch kluge Vorsorgemaßnahmen<br />

gar nicht erst auf. Dank der Hüftsonografie<br />

bei Säuglingen etwa, die seit 1996 routinemäßig<br />

durchgeführt wird, ist die Zahl der Patienten mit<br />

Fehlstellungen der Hüfte schon heute rückgängig<br />

und wird in den kommenden Jahrzehnten weiter<br />

sinken.<br />

« 3.000 v. Chr.: Ötzi, der 45 Jahre<br />

alte Stein zeitmann, litt an<br />

Knorpel verschleiß des rechten<br />

Hüftgelenks, der Lenden wirbelsäule<br />

und der Kniegelenke. »<br />

Streng genommen beginnt die Geschichte der Orthopädie eigentlich erst<br />

1741. Dam<strong>als</strong> prägte der französische Arzt Nicolas Andry diesen Begriff<br />

mit einem Ratgeber für Eltern: Orthopädie, oder die Kunst, bey den Kindern<br />

die Ungestaltheit des Leibes zu verhüten und zu verbessern. Das Titelbild<br />

des Buchs zeigt ein krummes Bäumchen, das mit einem Seil an einem<br />

Stab herangezogen wird — das Motiv ist noch heute international anerkanntes<br />

Symbol der Orthopäden. Neben präventiven Maßnahmen empfahl<br />

Andry, Verkrümmungen der Wirbelsäule und der Beine durch Schienen zu<br />

korrigieren — dam<strong>als</strong> ein revolutionärer Vorschlag, denn eigentlich galten<br />

Fehlbildungen <strong>als</strong> gottgegeben und nicht heilbar.<br />

Orthopädie heißt wörtlich übersetzt « gerade Kinder » (orthos + paidon).<br />

Und lange Zeit beschäftigte sich das Fachgebiet fast ausschließlich mit<br />

kindlichen Fehlbildungen wie Skoliose, Rachitis oder Klumpfuß. Auch die<br />

weltweit erste orthopädische Klinik war auf die Behandlung von körperbehinderten<br />

Kindern spezialisiert: 1770 eröffnet der Arzt und Orthopäde Jean-<br />

André Venel im schweizerischen Orbe das Spital mit angegliederter ortho-


08 blaubuch Orthopädie-geschichte<br />

« 1890: Das erste künstliche<br />

Knie gelenk implantierte der<br />

Berliner Chirurg Themistokles<br />

Gluck. Die Prothese aus<br />

Elfenbein und Nickelstahl setzte<br />

sich allerdings nicht durch. »<br />

pädischer Werkstatt. Es wurde zum Vorbild für weitere Krankhäuser in ganz<br />

Europa. Doch die Behandlung der jungen Patienten mittels Stützapparaten<br />

und Korsetts war langwierig und teuer, deshalb blieb sie ein Privileg der<br />

Wohlhabenden. Die breite Masse profitierte vorerst nicht von den Errungenschaften<br />

der Orthopädie. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts litten 36<br />

von 1.000 Kindern unter schweren Muskel- und Skeletterkrankungen. Erst<br />

1920 ermöglichte das preußische « Krüppelfürsorgegesetz » ihre kostenlose<br />

Behandlung. Dahinter steckte nicht nur Menschenliebe, sondern auch ökonomisches<br />

Kalkül: Die guten Heilerfolge brachten Einsparungen in der<br />

Armenfürsorge und verbesserten die Erwerbsfähigkeit der Bevölkerung.<br />

Lebenslange Orthopädie<br />

Dank rechtzeitiger Diagnose, wirksamer Prophylaxe und erfolgreichen Therapien<br />

leiden Kinder und Jugendliche heute nur noch selten unter schweren<br />

Körperfehlbildungen. Der mit Abstand häufigste Grund für ihre orthopädische<br />

Behandlung sind Knochenbrüche. Auch wenn die Kinderorthopädie<br />

besonders hinsichtlich ihrer präventiven Bedeutung ein wichtiges Arbeitsfeld<br />

geblieben ist, so hat sich doch der Schwerpunkt der Orthopädie auf<br />

ältere Patienten verlagert. Etwa die Hälfte aller 50- bis 70-Jährigen leidet<br />

an Arthrose, jede zweite Frau und jeder dritte Mann dieser Altersgruppe ist<br />

von Osteoporose betroffen — und dem damit verbundenen Risiko, sich bei<br />

Stürzen schwere Knochenbrüche zuzuziehen. Degenerative Muskel- und<br />

Skeletterkrankungen nehmen angesichts unserer<br />

alternden Gesellschaft beständig zu und damit<br />

auch die Zahl der Gelenkersatzoperationen. Der<br />

rasante Anstieg der Hüft- und Kniegelenkimplantationen<br />

wird in der Öffentlichkeit oft <strong>als</strong> Geschäftemacherei<br />

kritisiert, doch letztlich gewährleisten<br />

solche Eingriffe, dass ältere Menschen die Chance<br />

bekommen, beweglicher und damit auch gesünder<br />

zu bleiben.<br />

Das erste künstliche Kniegelenk wurde übrigens<br />

schon 1890 implantiert. Der Berliner Chirurg Themistokles<br />

Gluck hatte eine Prothese aus Elfenbein<br />

und Nickelstahl entwickelt, die den heutigen Implantaten<br />

recht ähnlich war, sich aber vorerst nicht<br />

bewährte. Dennoch erlebte die Orthopädie zur<br />

damaligen Zeit ihren ersten wirklich großen Durchbruch.<br />

Die Erfindung der Äthernarkose, die Begründung<br />

der Antisepsis und die Entdeckung der<br />

Röntgenstrahlen eröffneten völlig neue therapeutische<br />

und diagnostische Perspektiven. Durch die<br />

nun weniger riskanten chirurgischen Eingriffe<br />

konnten Missbildungen erfolgreich operiert und<br />

Knochenbrüche so unblutig wie exakt diagnostiziert<br />

werden. Große Fortschritte machte auch die<br />

Versorgung von Unfallopfern, nicht zuletzt durch<br />

die seit 1884 etablierte gesetzliche Unfallversicherung<br />

im Rahmen der bismarckschen Sozialgesetzgebung.<br />

Damit reagierte der Staat aber<br />

nicht auf Verkehrsunfälle, sondern vielmehr auf<br />

die zahllosen Arbeitsunfälle in den rapide wachsenden<br />

Industriebetrieben. Ebenfalls am Puls der<br />

Zeit arbeitete dam<strong>als</strong> der schwedische Arzt Gustav<br />

Zander. Er erfand die ersten Trainingsgeräte, mit<br />

denen geschwächte Patienten schneller wieder


Orthopädie-geschichte blaubuch 09<br />

auf die Beine kamen. Seine Geräte gelten <strong>als</strong><br />

Prototypen der modernen « Kraftmaschinen », die<br />

in der Rehabilitation genauso verbreitet sind wie<br />

im Freizeitsport.<br />

Orthopädie von morgen<br />

Die lebenswichtige Bedeutung des Muskel-Skelett-Systems<br />

wurde in der Medizin lange verkannt.<br />

Aber das hat sich gründlich geändert. Die jüngere<br />

Forschung hat aufgezeigt, dass das Skelett kein<br />

lebloses « Gerüst » ist, sondern ein höchst aktives<br />

Körpersystem. Im Knochengewebe laufen vielerlei<br />

komplizierte Stoffwechselvorgänge ab. In Anpassung<br />

an unterschiedliche Belastungssituationen<br />

bauen sich die Knochen permanent auf, ab und<br />

um. Und auch die Skelettmuskeln sorgen nicht<br />

nur für Beweglichkeit und Kraft, sondern schütten<br />

bei körperlicher Aktivität über 400 hormonähnliche<br />

Botenstoffe aus, die überall im Körper wirken.<br />

Unter anderem sind sie am Zuckerstoffwechsel,<br />

bei der Ausbildung von Nervensynapsen und bei<br />

der Bildung von Abwehrzellen des Immunsystems<br />

beteiligt. Ein Großteil dieser Botenstoffe ist noch<br />

unerforscht, doch die bereits bekannten Wirkmechanismen<br />

geben eindeutige Hinweise darauf,<br />

warum Bewegung uns gesund hält — und zwar<br />

rundherum.<br />

Knochensäge, Bohrer, Meißel, Zange — vor<br />

nicht allzu langer Zeit waren die Werkzeuge der<br />

orthopädischen Chirurgen eher grob. Inzwischen<br />

sind sie immer kleiner, feiner, sanfter und intelligenter<br />

geworden. Um das Muskelgewebe zu<br />

schonen und die Patienten nach der Operation<br />

frühzeitig wieder zu mobilisieren, erfolgen heute<br />

viele Eingriffe minimalinvasiv und mikrochirurgisch. Navigationsgeräte und<br />

Operationsplanungssoftware ermöglichen dem Chirurgen millimetergenaues<br />

Arbeiten und optimierten die Operationsergebnisse. Vielversprechende<br />

Fortschritte macht auch die Züchtung von Knochen- und Knorpelzellen aus<br />

körpereigenen Stammzellen, mit denen zerstörtes Gewebe ersetzt werden<br />

kann. Noch stecken diese Verfahren in den Kinderschuhen, doch in Zukunft<br />

könnten sie künstlichen Gelenkersatz vielleicht überflüssig machen. Die<br />

Orthopädie von morgen wird aber auch wieder verstärkt auf nicht operative<br />

Ansätze wie Manualmedizin, Schmerztherapie, Physiotherapie und Psychosomatik<br />

setzen — und das mit gutem Grund. Denn Erkrankungen des<br />

Muskel- und Skelettsystems haben oft vielschichtige Ursachen und Auswirkungen,<br />

die sich erst mit dem ganzheitlichen Blick auf den Patienten<br />

richtig verstehen und therapieren lassen.<br />

Der aufrechte Gang mit all seinen orthopädischen Risiken und Nebenwirkungen<br />

wird den Menschen auch weiterhin mitunter heftig in den Gliedern<br />

stecken. Gut, dass die Orthopädie und Unfallchirurgie uns mit immer besseren<br />

Erkenntnissen und Möglichkeiten in Bewegung hält.


10 Blaubuch 2013<br />

Aufstreben<br />

Verletzungen, Fehlstellungen und Verschleiß: Menschen<br />

verlieren im Laufe ihres Lebens viel an Beweglichkeit.<br />

Wir haben <strong>Kliniken</strong> besucht, die den Patienten wieder<br />

Mobilität und Lebensfreude geben.


2013 Blaubuch 11


12 Aufstreben Martinus richter / Richard stangl / Uwe vieweg<br />

fig.: Zuerst wird das Schultergelenk systematisch untersucht.


Martinus richter / Richard stangl / Uwe vieweg Aufstreben 13<br />

Diagnose und Therapie mit Präzision<br />

Knochenarbeit<br />

Immer mehr Menschen haben Probleme mit Fuß,<br />

Schulter oder Wirbelsäule. Im Krankenhaus Rummelsberg<br />

nehmen sich Spezialisten dafür viel Zeit.<br />

32 Gelenke, 28 Knochen, 19 Muskeln, 107 Sehnen und Bänder — dieses<br />

hochkomplexe biomechanische System steckt in einem einzelnen Fuß. Ein<br />

Wunderwerk der Natur? Evolutionär gesehen eher eine Fehlkonstruktion,<br />

meint Prof. Dr. med. Martinus Richter. « Für den aufrechten Gang ist der<br />

Fuß eigentlich viel zu kompliziert und fragil, deshalb treten am Fuß am<br />

häufigsten Deformitäten und andere Überlastungserscheinungen auf. »<br />

Wenn diese Probleme mit nicht operativer Behandlung nicht mehr gelin dert<br />

werden können, ist die ganze Kunstfertigkeit des Operateurs gefragt.<br />

Die Vielzahl der Gelenkverbindungen auf engstem Raum, ihre geringe<br />

Größe und die komplizierte Biomechanik machen jeden Eingriff zur Herausforderung.<br />

Um in diesem schwierigen Terrain präzise zu arbeiten, werden<br />

komplexe fußchirurgische Eingriffe in Rummelsberg mit Navigation<br />

durchgeführt. Die Klinik ist weltweit eine der wenigen, die diese Technik<br />

anbietet — zum Beispiel bei korrigierenden Gelenkversteifungen bei Deformitäten<br />

des Fußes und Sprunggelenks. Entsprechend der ebenfalls computergestützten<br />

Planung errechnet das Navigationsgerät auf ein hundertstel<br />

Grad und einen zehntel Millimeter genau, in welcher Relation die Knochen<br />

zueinander bewegt werden müssen, um das gewünschte Korrekturergebnis<br />

zu erreichen. Richter entwickelt derzeit auch ein Verfahren, mit dem<br />

Der Fuß<br />

Fundament<br />

des Körpers<br />

fig.: Füße sind der<br />

meistbelastete Körperteil,<br />

ein Viertel aller Knochen<br />

befinden sich im Fuß.<br />

fig.: Im Laufe eines<br />

Lebens legen Füße<br />

durchschnittlich vier<br />

Erdumrundungen<br />

zurück.<br />

fig.: Wegen der sensiblen<br />

Biomechanik des oberen<br />

Sprunggelenks mündet<br />

fast jeder zweite Bruch<br />

später in eine behandlungsbedürftige<br />

Arthrose.<br />

fig.: Platt- oder Senkfüße<br />

sind fast immer angeboren<br />

und werden nicht durch<br />

« f<strong>als</strong>ches Schuhwerk »<br />

beeinflusst. Deformitäten<br />

des Fußes sollten korrigiert<br />

werden, da sie zu einer<br />

Fehlbelastung der Gelenke<br />

an Fuß und Sprunggelenk<br />

führen und damit Hauptursache<br />

für Arthrose sind.<br />

fig.: Der Außenbandriss<br />

am Sprunggelenk ist die<br />

häufigste Sportverletzungen<br />

überhaupt. Schätzungen<br />

zufolge kommt es etwa<br />

1.000-mal täglich in Deutschland<br />

zu dieser Verletzung.


14 Aufstreben Martinus richter / Richard stangl / Uwe vieweg<br />

fig.: « Für den aufrechten<br />

Gang ist der Fuß eigent -<br />

lich viel zu kompliziert<br />

und fragil, deshalb<br />

treten am Fuß am häu -<br />

figsten Deformitäten und<br />

andere Überlastungs -<br />

erschei nungen auf. »<br />

erstm<strong>als</strong> die navigierte Planung und Implantation<br />

von Endoprothesen des oberen Sprunggelenks<br />

möglich wird: « Der künstliche Ersatz dieses Gelenks<br />

muss perfekt sitzen, sonst drohen vorzeitige<br />

Lockerung und Verschleiß des Implantats — ein<br />

Problem, das in der Vergangenheit relativ oft auftrat.<br />

» Mit der navigierten Prothesenimplantation<br />

wird der Gelenkersatz nicht wie üblich nur an der<br />

Schienbeinachse ausgerichtet, sondern an der<br />

gesamten Beinachse. Dieses neuartige Prinzip<br />

verspricht eine wesentlich bessere Haltbarkeit<br />

der künstli chen Sprunggelenke und könnte der<br />

bislang nur selten eingesetzten Behandlungsmethode<br />

zum Durchbruch verhelfen.<br />

Nicht auf die leichte Schulter nehmen<br />

Prof. Dr. med.<br />

Martinus Richter<br />

Chefarzt der Klinik für<br />

Fuß- und Sprunggelenkchirurgie<br />

Krankenhaus<br />

Rummelsberg<br />

Matrixassoziierte Stammzelltransplantation<br />

Wie von Geisterhand<br />

Mit einem innovativen<br />

Verfahren zum Gelenkerhalt<br />

ist die Rummelsberger<br />

Fußchirurgie der<br />

Zukunft auf der Spur.<br />

Als eine der ersten<br />

<strong>Kliniken</strong> weltweit bietet<br />

Rummelsberg die<br />

Behandlung von<br />

Knorpeldefekten der<br />

Fußgelenke durch<br />

matrixassoziierte<br />

Stammzelltransplantation<br />

an. Bei dem<br />

Eingriff wird zunächst<br />

Blut aus dem Beckenkamm<br />

entnommen<br />

und in einer Zentrifuge<br />

aufgearbeitet. Der<br />

Stammzellgehalt der<br />

verwendeten Lösung<br />

steigt damit auf die<br />

60-fache Konzentration<br />

des normalen Blutes.<br />

Diese Stammzelllösung<br />

wird auf ein Kollagengerüst<br />

aufgebracht und<br />

in den Defekt eingeklebt.<br />

Entscheidend ist,<br />

dass das Gelenk<br />

unmittelbar danach<br />

bewegt wird, denn erst<br />

durch die Bewegung in<br />

Verbindung mit einer<br />

Teilbelastung differenzieren<br />

aus den multipotenten<br />

Stammzellen<br />

letztlich die gewünschten<br />

Knorpelzellen. Die<br />

Ergebnisse dieser<br />

Stammzelltransplantation<br />

sind vielversprechend,<br />

so Richter:<br />

« Unsere Untersuchungen<br />

haben ergeben,<br />

dass durch dieses<br />

Verfahren Knorpel<br />

entsteht, der den<br />

natürlichen Strukturen<br />

stark ähnelt. Das sind<br />

die ersten Schritte in<br />

eine Zukunft, in der<br />

künstlicher Gelenkersatz<br />

vielleicht verzichtbar<br />

wird, weil Knorpel<br />

und Knochen mühelos<br />

aus Zellen nachgebaut<br />

werden können. »<br />

Akribie ist auch bei Schulterbeschwerden gefragt,<br />

obwohl Prof. Dr. med. Richard Stangl manchem<br />

Patienten schon beim Ausziehen der Jacke ansieht,<br />

welche Erkrankung er hat: « Schmerzen entstehen,<br />

wenn der Musculus supraspinatus gegen<br />

das Schulterdach drückt. »<br />

Auf diesen ersten Eindruck wird sich der Schulterspezialist<br />

aber keinesfalls verlassen, denn<br />

Schulterbeschwerden können vielerlei Ursachen<br />

haben. Das komplexe Zusammenspiel der Muskeln,<br />

Sehnen, Bänder und Gelenke im Schulterbereich<br />

macht es im Einzelfall schwierig, die<br />

genauen Ursachen für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen<br />

zu bestimmen. Manchmal<br />

stammen die Schmerzen nicht einmal von der<br />

Schulter selbst. Auch Erkrankungen der H<strong>als</strong>wirbelsäule,<br />

Bandscheibenvorfälle, Rückenmarkerkrankungen,<br />

Lungentumore, Entzündungen der<br />

Gallenblase oder Herzerkrankungen können<br />

Schulterbeschwerden auslösen.<br />

Für die klinische Untersuchung seiner Schulterpatienten<br />

nimmt sich Stangl deshalb viel Zeit.<br />

Zuerst prüft er, ob die H<strong>als</strong>wirbelsäule am Schmerz<br />

beteiligt ist, anschließend führt er verschiedene<br />

Funktionstests durch, um die aktive und passive<br />

Beweglichkeit der Schulter und die Funktion der<br />

Muskulatur zu prüfen. Dies geschieht im Seitenvergleich,<br />

die Bewegungsumfänge werden winkelgenau<br />

dokumentiert. « Wir machen uns in einem<br />

standardisierten Untersuchungsgang ein mathematisches<br />

Bild des Patienten, das in vielen Fällen<br />

bereits zur exakten Diagnose führt », erklärt Stangl.<br />

Anschließend wird der Verdacht mit bildgebenden<br />

Verfahren wie Röntgen, Ultraschall und Kern-


Martinus richter / Richard stangl / Uwe vieweg Aufstreben 15<br />

spintomografie verifiziert. Schulterbeschwerden<br />

wurden vor noch nicht allzu langer Zeit <strong>als</strong> schicksalhaft<br />

abgetan. Doch dank der differenzierten<br />

Diagnosemöglichkeiten können sie heute von<br />

erfahrenen Experten sehr deutlich voneinander<br />

unterschieden und gezielt therapiert werden. Mit<br />

arthroskopischen Operationstechniken hat sich<br />

die Schulterchirurgie rasant weiterentwickelt, sodass<br />

mittlerweile viele Schulterbeschwerden schonend<br />

behandelt werden können — vom Rotatorenmanschettenriss<br />

über Kapsellabrumablösungen<br />

bis zur Lösung der Schultersteife. Wachstumsfaktoren,<br />

Ersatzgewebetechniken (« patches ») oder<br />

Sehnentransfertechniken helfen, kritische Sehnenverhältnisse<br />

oder nicht rekonstruierbare Defekte<br />

der Rotatorenmanschette zu verschließen. Auch<br />

die Endoprothetik der Schulter hat große Fortschritte<br />

gemacht, bei Arthrose, chronischem Rotatorenmanschettendefekt<br />

und bei bestimmten Oberarmkopfbrüchen<br />

kann das Schultergelenk teilweise<br />

oder vollständig mit gutem Erfolg ersetzt werden.<br />

Doch gerade bei Schultererkrankungen muss nicht<br />

immer operiert werden, so Stangl: « Viele Beschwerden<br />

können erfolgreich konservativ behandelt<br />

werden, aber auch dafür ist das differenzierte klinische<br />

Verständnis der Schulter das A und O. »<br />

« Wir machen uns ein mathematisches<br />

Bild des Patienten,<br />

das in vielen Fällen bereits zur<br />

exakten Diagnose führt. »<br />

Prof. Dr. med. Richard Stangl<br />

Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Unfall-, Schulter- und<br />

Wiederherstellungschirurgie, Sportmedizin und Sporttraumatologie<br />

Krankenhaus Rummelsberg<br />

Die Schulter<br />

Rundum beweglich<br />

-180 °<br />

-170 °<br />

-145 °<br />

Ihre Bewegungsfreiheit<br />

verdankt die Schulter<br />

einem komplexen<br />

Zusammenspiel von<br />

Gelenken, Sehnen,<br />

Muskeln und Bändern.<br />

Entscheidend für die<br />

Stabilität des Schultergelenks<br />

ist, dass es von<br />

der umgebenden<br />

Muskulatur gestützt und<br />

geführt wird.<br />

Große Bedeutung hat<br />

dabei die Rotatorenmanschette,<br />

eine<br />

Gruppe von vier<br />

Muskeln, deren Sehnen<br />

eine Platte bilden, die<br />

das Schultergelenk<br />

wie ein Korsett umfasst<br />

und stützt. Die<br />

einzelnen Muskeln der<br />

Rotatorenmanschette<br />

zentrieren den Oberarmknochenkopf<br />

in der sehr flachen<br />

Gelenkpfanne des<br />

Schulterblattes und<br />

sind für die Innenund<br />

Außenrotation und<br />

das Abspreizen der<br />

Arme verantwortlich.<br />

An der Beweglichkeit<br />

von Schulter und<br />

Armen sind außerdem<br />

drei echte Gelenke<br />

sowie zwei Nebengelenke<br />

beteiligt.<br />

30 °<br />

Das gesunde Schultergelenk<br />

des Menschen<br />

verfügt über eine in der<br />

Natur einzigartige<br />

Balance zwischen<br />

Mobilität und Kraft.<br />

Der Preis für den<br />

großen Bewegungsspielraum<br />

ist allerdings<br />

eine relative hohe<br />

40 °<br />

Anfälligkeit der<br />

Muskeln, Sehnen und<br />

Gelenke des Schultergürtels.<br />

Besonders<br />

häufig sind Risse der<br />

Rotatorenmanschetten,<br />

etwa ein Viertel der<br />

50-Jährigen und die<br />

Hälfte aller 70-Jährigen<br />

sind davon betroffen.<br />

fig.: Das Schultergelenk<br />

ist das beweglichste aller<br />

Gelenke des menschlichen<br />

Körpers. Die Schulter kann<br />

über 1.600 Positionen<br />

einnehmen, die Arme<br />

agieren in einem vollständigen<br />

360-Grad-Winkel.<br />

45 °


16 Aufstreben Martinus richter / Richard stangl / Uwe vieweg<br />

« Die Kräftigung der gesamten<br />

Rückenmuskulatur spielt eine<br />

zentrale Rolle in der<br />

Wirbelsäulentherapie. »<br />

<br />

PD Dr. med. Uwe Vieweg<br />

Chefarzt der Klinik für operative und konservative Therapie<br />

der Wirbelsäule Krankenhaus Rummelsberg<br />

Rückenschmerzen weltweit<br />

Bundes-Leid?<br />

fig.: Die Frage<br />

« Hatten Sie in der letzten<br />

Woche Rückenschmerzen? »<br />

bejahten in …<br />

Mexiko<br />

6 %<br />

Australien<br />

8 %<br />

Thailand<br />

12 %<br />

Großbritannien<br />

16 %<br />

Deutschland<br />

37 %<br />

Schulterbeschwerden und Fehlstellungen des<br />

Fußes sind übrigens nicht selten bei Rückenschmerzen<br />

mit im Spiel — der teuersten Volkskrankheit<br />

in Deutschland. Bis zu 26 Milliarden<br />

Euro Produktivitätsverlust verbucht die Wirtschaft<br />

jährlich durch Arbeitsausfall wegen Rückenproblemen,<br />

Tendenz steigend. Wegen der alternden<br />

Bevölkerung und des Anstiegs von Übergewicht,<br />

Bewegungsmangel oder Stress sind immer mehr<br />

Patienten von degenerativen Erkrankungen der<br />

Wirbelsäule oder Rückenschmerzen betroffen.<br />

« Rückenschmerzen entstehen oft durch das Zusammenspiel<br />

mehrerer Faktoren. Deshalb beginnt<br />

die Wirbelsäulentherapie bei uns mit einer<br />

ganzheitlichen Beurteilung des Patienten », sagt<br />

PD Dr. med. Uwe Vieweg.<br />

Die Diagnose des Rummelsberger Wirbelsäulenexperten<br />

berücksichtigt neben biomechanischen<br />

Schmerzauslösern wie Fehlstellungen der Wirbelsäule,<br />

Wirbelkörperverschleiß, Bandscheibenschäden<br />

oder Muskelschwäche auch die berufliche<br />

und psychosoziale Situation des Patienten und<br />

Begleiterkrankungen. Bei der individuellen Behandlung<br />

von Rückenproblemen setzt Vieweg auf<br />

das komplette Spektrum der Wirbelsäulentherapie<br />

— von der konsequenten Anwendung konservativer<br />

Therapien über die operative Korrektur von<br />

Deformitäten bis hin zu mikrochirurgischen oder<br />

endoskopischen Operationsmethoden. Dank der<br />

kleinen Schnitte kann der Patient früher mobilisiert<br />

werden und die Wirbelsäulenmuskulatur bleibt<br />

weitgehend intakt — beides wichtige Voraussetzungen<br />

für den guten Behandlungserfolg.<br />

« Die tiefen Rückenmuskeln sorgen für eine<br />

gute Stabilität der Wirbelsäule, die kleine Rückenmuskulatur<br />

für die Feinjustierung der Wirbelkörper<br />

zueinander », erklärt der Neurochirurg. « Deshalb<br />

spielt die Kräftigung der gesamten Rückenmuskulatur<br />

eine zentrale Rolle in der Wirbelsäulentherapie.<br />

»<br />

Zukunftsträchtige Entwicklungen sieht er hingegen<br />

eher bei modernen konservativen Methoden<br />

zum gezielten Training der Rückenmuskeln — sowohl<br />

nach Operationen <strong>als</strong> auch präventiv, damit<br />

Rückenprobleme gar nicht erst entstehen.<br />

Und was kann man dem Rücken sonst noch<br />

Gutes tun? Gesunde Ernährung, regelmäßige<br />

Bewegung und ein intaktes Seelenleben, rät der<br />

Experte: « Glückliche Menschen haben seltener<br />

Rückenprobleme. »


Martinus richter / Richard stangl / Uwe vieweg Aufstreben 17<br />

Bandscheiben<br />

Wachstum im Schlaf<br />

Seltsam, aber wahr: Morgens nach dem Aufstehen<br />

ist der Mensch größer <strong>als</strong> abends.<br />

Bei Jüngeren macht der Größenunterschied bis zu drei Zentimeter aus, bei<br />

Älteren ist er kaum mehr messbar. Verantwortlich für das tägliche Schrumpfen<br />

und Wachsen sind die insgesamt 23 Bandscheiben des Menschen.<br />

Sie enthalten Flüssigkeit und wirken wie Stoßdämpfer, die verhindern,<br />

dass die knöchernen Wirbel direkt aufeinandersitzen. Außerdem tragen<br />

sie auch zur Beweglichkeit des Rückgrats bei. Im Stehen und Sitzen wirkt<br />

im Laufe des Tages ständig hoher Druck auf sie ein. Dadurch gibt die Bandscheibe<br />

Flüssigkeit ab und die Scheibendicke verringert sich. Im Liegen<br />

nimmt die Bandscheibe wieder Wasser auf und lässt uns am nächsten<br />

Morgen in voller Größe erwachen.<br />

Bandscheiben besitzen keine Blutgefäße<br />

Bandscheiben ernähren sich durch diese Flüssigkeitsdiffusion, ähnlich wie<br />

ein Schwamm, der im Wasser zusammengepresst und wieder losgelassen<br />

wird. Die Bandscheibe kann ihren Stoffwechsel <strong>als</strong>o nicht selbständig<br />

steuern, sondern ist auf den ständigen Wechsel von hohem und niedrigem<br />

Druck angewiesen. Um gesund und funktionsfähig zu bleiben, braucht die<br />

Bandscheibe einen gleichmäßigen und ausgewogenen Wechsel zwischen<br />

Stehen, Sitzen, Laufen und Liegen, <strong>als</strong>o zwischen Be- und Entlastung.<br />

fig.: Bei gesunden Menschen hält ein fester Faserring<br />

zwischen den einzelnen Wirbelkörpern den elastischen<br />

Gallertkern der Bandscheibe. Bei zu starker Belastung oder<br />

<strong>als</strong> Folge langjähriger Abnutzung kann die gallertartige<br />

Masse durch den spröde gewordenen Ring austreten und<br />

schmerzhaft auf die Nerven im Rückenmark drücken.<br />

Wirbelsäule in der Kunst<br />

Bildnis für Schönheit und Schmerz<br />

fig.: Frida Kahlo<br />

wurde nach einem<br />

Unfall mehrfach an<br />

der Wirbelsäule<br />

operiert und litt ihr<br />

ganzes Leben unter<br />

den Unfallfolgen.<br />

Ihre körperlichen und<br />

seelischen Qualen<br />

hat sie mit ihrem<br />

berühmten Bild « Die<br />

gebrochene Säule »<br />

(1944) künstlerisch<br />

verarbeitet.<br />

Ob in Harmonie, in akrobatischer<br />

Bewegung<br />

oder auch krank und<br />

verletzt: Die Wirbelsäule<br />

ist seit Jahrhunderten<br />

ein beliebtes Motiv für<br />

Maler, Bildhauer und<br />

Architekten.<br />

Von Leonardo da Vinci<br />

(1452 – 1519) stammt<br />

die erste anatomisch<br />

korrekte Darstellung der<br />

menschlichen Wirbelsäule<br />

mit ihrer typischen<br />

s-förmigen Krümmung.<br />

Der Rücken <strong>als</strong> Sinnbild<br />

für Schönheit und Erotik<br />

inspirierte Michelangelo,<br />

Rubens, Dalí und<br />

Picasso zu ihren<br />

berühmten Rückenakten.<br />

Architekten wie<br />

Antoni Gaudí und Frei<br />

Otto haben die Struktur<br />

der Wirbelsäule <strong>als</strong> perfekte<br />

Einheit von Form<br />

und Funktion in ihren<br />

Bauten aufgenommen.<br />

Weltbekannt sind<br />

die abstrakten Rückgratskulpturen<br />

zeitgenössischer<br />

Bildhauer<br />

wie Henry Moore und<br />

Anthony Cragg.


18 Aufstreben Jan Krolczyk<br />

Traumazentrum REmscheid<br />

Die goldene Stunde<br />

Bei der Versorgung von Unfallopfern entscheiden oft Sekunden<br />

über Leben oder Tod. Nur wenn die Rettungskette präzise wie ein<br />

Uhrwerk läuft, kann der Wettlauf gegen die Zeit gewonnen werden.<br />

<strong>Sana</strong>-Klinikum Remscheid, 7:42 Uhr: Peter S., 20<br />

Jahre, wird nach einem schweren Motorradunfall<br />

im Rettungswagen eingeliefert. Am Eingang der<br />

Liegendaufnahme warten bereits ein Unfallchirurg,<br />

ein Anästhesist, ein Bauchchirurg und zwei Pflegekräfte.<br />

Nur wenige Sekunden später versorgt ein<br />

achtköpfiges Ärzte- und Pflegerteam den Patienten<br />

im Schockraum — nach einem minutiös definierten<br />

Ablaufplan. Das Schockraumteam arbeitet<br />

parallel am Patienten, jeder in seinem Verantwortungsbereich:<br />

Luftweg, Atmung und Kreislauf<br />

überprüfen, Blutgruppe und andere Laborwerte<br />

bestimmen, Patienten an die Überwachungsgeräte<br />

anschließen, Notfallmedikamente geben, Blutungen<br />

stillen, Röntgengerät in Position bringen, Ultraschalluntersuchung<br />

des Bauch- und Brustraums.<br />

Dabei zeigen sich massive innere Blutungen im<br />

Bauchraum. Nach kaum fünf Minuten bricht der<br />

Leiter des Schockraumteams alle diagnostischen<br />

Maßnahmen ab und veranlasst eine Notfalloperation.<br />

Kaum eine halbe Stunde nach Einlieferung<br />

des Schwerverletzten setzt der Bauchchirurg im<br />

Operationssaal den ersten Schnitt. « Ohne unsere<br />

klar definierten Behandlungsabläufe und das darin<br />

intensiv geschulte Team hätten wir kaum in diesem<br />

Tempo eingreifen können. Der Patient hatte einen<br />

Milzriss und wäre innerhalb kurzer Zeit verstorben »,<br />

erklärt Dr. med. Jan Krolczyk, M. Sc., Chefarzt<br />

der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und<br />

Leiter des regionalen Traumazentrums im <strong>Sana</strong>-<br />

Klinikum Remscheid.<br />

Unfallopfer mit Polytrauma, <strong>als</strong>o lebensbedrohlichen<br />

Mehrfachverletzungen, haben deutlich<br />

bessere Überlebenschancen, wenn sie innerhalb<br />

Rettungsdienst Deutschland<br />

Elf Minuten, bis der Notarzt kommt<br />

Rettungsdienst und<br />

Krankentransport in<br />

Deutschland gelten<br />

international <strong>als</strong><br />

vorbildhaft und haben<br />

eine lange Tradition.<br />

Schon Ende des<br />

19. Jahrhunderts<br />

verfügten alle Großstädte<br />

über planmäßige<br />

Krankenbeförderungsdienste.<br />

Die notfallmedizinische<br />

Versorgung<br />

am Unfallort hat<br />

sich erst seit den<br />

1970er-Jahren etabliert.<br />

Heute garantiert ein<br />

flächendeckendes<br />

Netz von mehr <strong>als</strong><br />

320 Rettungsleitstellen,<br />

1.100 Notarztstützpunkten<br />

und 80 Flugrettungsdienstzentren<br />

die<br />

rasche Versorgung von<br />

Notfallpatienten rund<br />

um die Uhr.<br />

Dank des engmaschigen<br />

Rettungsdienstnetzes<br />

vergehen zwischen<br />

dem abgesetzten Notruf<br />

und dem Eintreffen des<br />

Notarztes bundesweit<br />

durchschnittlich weniger<br />

<strong>als</strong> elf Minuten.<br />

Mehr <strong>als</strong> 30.000-mal<br />

am Tag rücken<br />

Rettungsdienste zu<br />

Notfällen aus. Rettungshubschrauber<br />

fliegen<br />

85.000 Einsätze pro<br />

Jahr, bei jährlich<br />

über zwei Millionen<br />

Ein sätzen leisten<br />

Notfallmediziner<br />

professionelle Hilfe.<br />

Im Gegensatz zu<br />

anderen Ländern bietet<br />

das deutsche Rettungssystem<br />

den Vorteil<br />

der ärztlichen Versorgung<br />

von Unfallopfern<br />

bereits am Unfallort<br />

statt erst in der Klinik.


fig.: Um auf alle Verletzungen vorbereitet zu sein, müssen immer alle Spezialisten vor Ort sein.<br />

Jan Krolczyk Aufstreben 19


20 Aufstreben Jan Krolczyk<br />

fig.: Im Schockraum<br />

gilt <strong>als</strong> Grundregel:<br />

Behandle zuerst, was<br />

lebensbedrohlich ist.<br />

der ersten 60 Minuten nach dem Unfall, der sogenannten<br />

« goldenen Stunde », in einer <strong>als</strong> Traumazentrum<br />

spezialisierten Einrichtung versorgt<br />

werden. Das <strong>Sana</strong>-Klinikum Remscheid verfügt<br />

über diese Zertifizierung und ist somit Teil eines<br />

der sechs größten Traumanetzwerke Deutschlands.<br />

Als regionales Traumazentrum muss das Haus<br />

besondere Anforderungen erfüllen. Dazu gehören<br />

unter anderem umfangreiche Vorschriften bei der<br />

technischen Ausstattung des Schockraums, regelmäßige<br />

Weiterbildung des Person<strong>als</strong> und das<br />

Einhalten eines klar strukturierten Konzepts bei<br />

der Versorgung des Schwerverletzten.<br />

Sobald der Notarzt das Eintreffen eines polytraumatisierten<br />

Patienten ankündigt, setzt ein hausinterner<br />

Alarm eine ganze Kaskade von fest vorgeschriebenen<br />

Abläufen in Gang. Alle beteiligten Fachärzte<br />

werden umgehend informiert und mindestens ein<br />

Operationssaal wird freigeräumt. Auch im Schockraum<br />

bleibt nichts dem Zufall überlassen: Alle<br />

Instrumente, Medikamente und Materialien haben<br />

einen vordefinierten Platz, jeder Diagnose- und<br />

Behandlungsschritt folgt einer festgelegten Reihenfolge<br />

und jeder Handgriff ist gründlich trainiert.<br />

Dazu haben alle Ärzte des Schockraumteams die<br />

spezielle Ausbildung « Advanced Trauma Life Support<br />

(ATLS)» absolviert, einen weltweit anerkannten<br />

Intensivkurs für das Schockraummanagement von<br />

Traumapatienten.<br />

« Treat first, what kills first » lautet eine zentrale<br />

Grundregel im Schockraum. Es geht darum,<br />

bei polytraumatisierten Patienten so schnell wie<br />

möglich jene Verletzung zu erkennen und zu behandeln,<br />

die akut lebensbedrohlich ist — so wie<br />

im Fall des verunglückten Motorradfahrers. Sind<br />

die Vitalfunktionen des Patienten im Schockraum<br />

stabilisiert, schließt sich ein weiterer Untersuchungsgang<br />

an, bei dem alle Verletzungen systematisch<br />

identifiziert werden. In Remscheid steht<br />

dafür in direkter Nähe zum Schockraum ein hochmodernes<br />

Spiral-CT bereit, das innerhalb von<br />

kaum zwei Minuten den gesamten Körper des<br />

Patienten abscannt und innere Traumata wie<br />

Gehirn- oder Wirbelsäulenverletzungen, Knochenbrüche<br />

oder Gefäßverletzungen sichtbar macht.<br />

Nach der Auswertung am Monitor entscheidet<br />

Polytraumaversorgung<br />

Minutentakt, der Leben rettet<br />

Freitag, 7:10 Uhr<br />

Eingang Notruf<br />

beim Rettungsdienst<br />

Remscheid:<br />

Unfallmeldung.<br />

fig.: Erstversorgung<br />

des Unfallopfers<br />

7:12 Uhr<br />

Rettungswache schickt<br />

Rettungswagen und<br />

Notarzteinsatzfahrzeug<br />

los.<br />

7:20 Uhr<br />

Rettungsdienst<br />

und Notarzt<br />

erreichen Unfallort;<br />

Erstversorgung<br />

des Unfallopfers.<br />

7:30 Uhr<br />

Notarzt kontaktiert die<br />

Notaufnahme der Klinik:<br />

« Person mit Verdacht<br />

auf Polytrauma,<br />

Schockraum erforderlich.<br />

» Notaufnahme gibt<br />

Aufnahmezusage.<br />

Das Schockraumteam<br />

bereitet den Schockraum<br />

vor.<br />

7:42 Uhr<br />

Unfallopfer wird in der<br />

Liegendaufnahme der<br />

Klinik vom Schockraumteam<br />

übernommen.<br />

Übergabe erfolgt<br />

während des Transports<br />

in den Schockraum.


Jan Krolczyk Aufstreben 21<br />

das Ärzteteam, ob der Patient operiert werden<br />

muss oder auf die Intensivstation kommt. Für<br />

lange Diskussionen allerdings bleibt keine Zeit,<br />

so Krolczyk: « Der Leiter des Schockraumteams<br />

muss die Meinung aller beteiligten Ärzte rasch<br />

bündeln und dabei von allen unterstützt werden.<br />

Das funktioniert, wenn jeder jederzeit anstrebt,<br />

sein Bestes zu geben. »<br />

Wie hoch die Versorgungsqualität tatsächlich<br />

ist, lässt sich in Remscheid übrigens schwarz auf<br />

weiß belegen. Als Traumazentrum ist die Klinik<br />

verpflichtet, den gesamten Behandlungsablauf<br />

jedes Schwerverletzten von der Einlieferung bis<br />

zur Entlassung detailliert zu dokumentieren und<br />

in ein bundesweites Traumaregister einzupflegen.<br />

Diese Daten werden zentral ausgewertet und den<br />

Klinken mehrm<strong>als</strong> im Jahr zur Verfügung gestellt<br />

— zum Zweck der Qualitätskontrolle, auch<br />

im Vergleich mit anderen Häusern. Den braucht<br />

das Remscheider Traumazentrum nicht zu scheuen,<br />

meint Krolczyk: « Durch die straffe Organisation<br />

unserer Schwerverletztenversorgung haben<br />

wir in unserer Region nachweislich dazu beigetragen,<br />

die Überlebensrate der Unfallopfer zu<br />

steigern, dauerhafte Verletzungsfolgen zu verringern<br />

und den Patienten eine schnellere Rückkehr<br />

ins Berufsleben zu ermöglichen. » Peter S., der<br />

sich neben dem Milzriss auch eine Rippenserienfraktur,<br />

eine Dünndarmverletzung und ein<br />

schweres Schleudertrauma zugezogen hatte,<br />

wurde nach gut acht Wochen aus der Klinik entlassen<br />

— bei gutem Allgemeinzustand und ohne<br />

wesentliche gesundheitliche Unfallfolgen.<br />

« Durch eine gute Organisation<br />

wird die Überlebensrate der<br />

Unfallopfer erhöht. »<br />

<br />

Dr. med. Jan Krolczyk, M. Sc.<br />

Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

<strong>Sana</strong>-Klinikum Remscheid<br />

fig.: Von der Diagnose<br />

bis zur OP vergeht<br />

keine halbe Stunde.<br />

7:45 Uhr<br />

Blutungskontrolle<br />

und erste klinische<br />

Beurteilung durch<br />

Unfallchirurgen,<br />

Anästhesisten legen<br />

venöse Zugänge und<br />

stabilisieren Vitalparameter,<br />

Ultraschall durch<br />

Viszeralchirurgen.<br />

7:55 Uhr<br />

Entscheidung<br />

Notoperation — ja<br />

oder nein. Wenn nicht,<br />

wird Diagnose fortgesetzt:<br />

klinische<br />

Untersuchung, Blutgasanalyse,<br />

Magensonde,<br />

Ganzkörper-CT.<br />

8:05 Uhr<br />

Schockraumteam<br />

wertet Untersuchung<br />

aus, Patient wird weiter<br />

stabilisiert, erweiterte<br />

Diagnostik, Brüche<br />

werden temporär<br />

geschient.<br />

8:15 Uhr<br />

Vorbereitung des<br />

Patienten für Transport<br />

in den Operationssaal,<br />

Schockraumteam<br />

organisiert Intensivbett<br />

und dokumentiert den<br />

Notfall.<br />

8:35 Uhr<br />

Patient wird an das<br />

Operationsteam<br />

übergeben, erste<br />

operative Versorgung<br />

der schwersten<br />

Verletzungen.


22 Aufstreben Jan Krolczyk<br />

fig.: Wenn das Überleben<br />

in Gefahr ist, springt<br />

zunächst das innere<br />

Notfallsystem des<br />

Menschen an.<br />

15.050<br />

Unfallbedingter Schock<br />

Körper im Teufelskreis<br />

Unfallopfer geraten nicht nur durch schwere Verletzungen<br />

in Lebensgefahr, sondern auch durch Schock.<br />

Im medizinischen Sinn bedeutet Schock nicht seelische<br />

Erschütterung, sondern bezeichnet eine<br />

lebensbedrohliche Störung der Kreislauffunktion.<br />

Die häufigste Schockform in der Notfallmedizin<br />

ist der Volumenmangelschock. Dieses komplexe<br />

Syndrom entsteht durch einen starken Flüssigkeitsverlust,<br />

verursacht etwa durch starke Blutungen.<br />

Einen Blutverlust von bis zu einem Liter kann der<br />

Körper noch gut kompensieren, darüber besteht<br />

die Gefahr eines Schocks. Bei Beckenbrüchen<br />

zum Beispiel können bis zu fünf Liter Blut ins<br />

Gewebe versickern, auch beim Bruch der großen<br />

Röhrenknochen oder beim Riss innerer Organe<br />

kann das verminderte Blutvolumen im Kreislauf<br />

einen Schock auslösen.<br />

In der frühen Phase einer akuten Blutung verfügt<br />

der Körper noch über Strategien zum Ausgleich<br />

des Volumenmangels und zur Stabilisierung des<br />

Blutkreislaufs. Zunächst werden verstärkt Alarmhormone<br />

wie Adrenalin und Noradrenalin ausge-<br />

3.648<br />

Unfall in Zahlen<br />

fig.: Seit 1980<br />

ist die Zahl der<br />

Getöteten im<br />

Straßenverkehr<br />

um 75 Prozent<br />

gesunken. Die<br />

Zahl der Unfälle<br />

ist dabei aber<br />

gestiegen.<br />

fig.: In Deutschland<br />

geschieht alle vier<br />

Sekunden ein<br />

Unfall, das sind<br />

acht bis neun<br />

Millionen Unfälle<br />

pro Jahr.<br />

fig.: Der alte<br />

Spruch « Die<br />

meisten Unfälle<br />

passieren im<br />

Haushalt » stimmt<br />

immer noch.<br />

58 %<br />

Freizeit und<br />

Haushalt<br />

29 %<br />

Beruf<br />

10 %<br />

Verkehr


Jan Krolczyk Aufstreben 23<br />

schüttet, dadurch verengen sich die Blutgefäße<br />

in der Peripherie und die Herzfrequenz erhöht<br />

sich. Mit steigendem Blutdruck werden lebenswichtige<br />

Organe wie Herz und Gehirn besser<br />

durchblutet. Dagegen drosselt der Organismus<br />

die Blutversorgung kurzfristig weniger wichtiger<br />

Organe, etwa des Magen-Darm-Trakts oder der<br />

Niere. In der Anfangsphase des Schocks ist der<br />

Blutdruck deshalb oft noch normal.<br />

Dauert der Schockzustand aber länger an, wird<br />

das Gewebe der Körperperipherie immer schlechter<br />

durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Der<br />

Körper gerät in eine Art Teufelskreis, er antwortet<br />

darauf mit der sukzessiven Ausschüttung gefäßerweiternder<br />

Substanzen, bis schließlich im Endstadium<br />

des Schocks auch die Hirn- und Herzdurchblutung<br />

zusammenbricht. Unbehandelt führt<br />

der Schock zum tödlichen Multiorganversagen.<br />

Auch wenn Patienten mit Mehrfachverletzungen<br />

wieder stabilisiert werden können, müssen die<br />

Ärzte nach der Erstversorgung sorgfältig abwägen,<br />

welche Operationen unverzichtbar sind. Aus zahlreichen<br />

Studien ist mittlerweile bekannt, dass bei<br />

der Versorgung von Schwerverletzten weniger<br />

oft mehr ist, denn jeder zusätzliche Eingriff stellt<br />

einen weiteren Schock für den Körper dar. Während<br />

bei polytraumatisierten Patienten früher oft<br />

alle großen Verletzungen unmittelbar nach der<br />

Einlieferung operiert wurden, verfährt man heute<br />

in der Akutversorgung deshalb standardmäßig<br />

nach dem « Damage-Control-Konzept ». Operiert<br />

werden zunächst nur die lebensbedrohlichen<br />

Verletzungen, alle anderen versorgen die Ärzte<br />

nur vorübergehend und behandeln sie erst zu<br />

einem späteren Zeitpunkt endgültig.<br />

TraumaNetzwerk<br />

Organisierte Lebensversicherung<br />

Zur flächendeckenden<br />

Sicherung der Behandlungsqualität<br />

von<br />

schwerverletzten<br />

Patienten hat die<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Unfallchirurgie<br />

(DGU) 2006 das<br />

Projekt TraumaNetzwerk<br />

gegründet.<br />

Ziel ist, für jeden<br />

Schwerverletzten an<br />

jedem Ort in Deutschland<br />

zu jeder Zeit die<br />

gleichen Überlebenschancen<br />

sicherzustellen<br />

und deren schnellstmögliche<br />

Versorgung<br />

rund um die Uhr zu<br />

ermöglichen.<br />

Mittlerweile ist die<br />

gesamte Bundesrepublik<br />

flächendeckend von<br />

55 Traumanetzen mit<br />

mehr <strong>als</strong> 850 <strong>Kliniken</strong><br />

überzogen, ein Großteil<br />

ist bereits nach den<br />

Vorgaben der DGU<br />

zertifiziert und kooperiert<br />

eng untereinander,<br />

sowie mit Feuerwehren<br />

und Rettungsdiensten.<br />

Beispielsweise wird<br />

nach festgelegten<br />

Kriterien hinsichtlich der<br />

Verletzungsschwere<br />

und der Anfahrtszeit<br />

entschieden, ob ein<br />

Patient in seinem<br />

Heimatkrankenhaus,<br />

<strong>als</strong>o dem lokalen<br />

Zentrum, in einem<br />

regionalen oder<br />

überregionalen Zentrum<br />

versorgt wird. Alle<br />

fig.: 55 Traumanetzwerke<br />

mit<br />

mehr <strong>als</strong> 850<br />

<strong>Kliniken</strong> sorgen<br />

flächendeckend<br />

für bestmögliche<br />

Versorgung von<br />

Unfallopfern.<br />

behandlungsrelevanten<br />

Daten schwerverletzter<br />

Patienten<br />

werden dabei im<br />

TraumaRegister<br />

der DGU zur<br />

wissenschaftlichen<br />

Auswertung und zur<br />

Dokumentation der<br />

Behandlungsqualität<br />

gesammelt.<br />

Schwerverletzte Patienten<br />

Schwerverletzte Patienten in Deutschland …<br />

… werden durchschnittlich<br />

9 Tage<br />

künstlich beatmet.<br />

… bleiben<br />

11 Tage<br />

auf einer Intensivstation.<br />

… sind insgesamt<br />

3 Wochen<br />

im Krankenhaus.<br />

Die vollständige gesundheitliche,<br />

soziale und berufliche Rehabilitation<br />

ist durchschnittlich aber erst nach<br />

49 Wochen<br />

erreicht.


24 Aufstreben Andreas M. Halder<br />

Knieendoprothetik<br />

Kunst am Knie<br />

Die Implantation von Kniegelenkersatz<br />

wird immer gezielter und schonender.<br />

Das Ziel ist: Rasch wieder belasten.<br />

fig.: Ersetzen, wo nötig.<br />

Erhalten, wo möglich. Nur<br />

die geschädigten Teile des<br />

Gelenks werden prothetisch<br />

versorgt. Moderne<br />

Implantate passen sich dem<br />

Knochen des Patienten an<br />

und nicht umgekehrt.<br />

Mehr <strong>als</strong> 180.000 Patienten in Deutschland erhalten jährlich ein künstliches<br />

Kniegelenk, die meisten sind zwischen 60 und 70 Jahre alt, aber zunehmend<br />

werden auch jüngere Menschen operiert. Der häufigste Grund für die Implantation<br />

einer Knieendoprothese ist eine Arthrose des Kniegelenks. Weil das Knie an<br />

fast jeder Bewegung beteiligt ist, macht sich der Verschleiß bereits in einem<br />

frühen Stadium schmerzhaft bemerkbar. Anfangs können die Beschwerden<br />

noch mit Medikamenten oder Krankengymnastik eingedämmt werden. Doch<br />

irgendwann schränkt das Schmerzniveau die Mobilität und Lebensqualität so<br />

drastisch ein, dass eine Operation unvermeidbar wird. « Gerade bei jüngeren<br />

Patienten geht es dann nicht nur um einige Jahre Schmerzfreiheit, sondern<br />

um die volle Funktionalität und die Langlebigkeit des Implantats. Deshalb<br />

versorgen wir sie, wenn möglich, mit Teilendoprothesen », sagt Prof. Dr.<br />

med. Andreas M. Halder, Chefarzt der Klinik für operative Orthopädie.<br />

Der Vorteil: Ersetzt wird dabei nur der Gelenkabschnitt, der von der<br />

Arthrose betroffen ist, das übrige Gelenk bleibt erhalten. Bei fortschreitendem<br />

Verschleiß kann die endoprothetische Versorgung jederzeit erweitert<br />

werden. Auch die Kreuzbänder bleiben erhalten und damit auch der natürliche<br />

Bewegungsablauf des Kniegelenks. Außerdem ist der Hautschnitt<br />

kleiner und die Rehabilitation deutlich kürzer, das Gelenk ist sofort nach<br />

der Operation belastbar. Schon nach vier Wochen kann der Patient wieder<br />

bedenkenlos Rad fahren, und nach einem halben Jahr sind wieder alle<br />

Laufsportarten möglich.<br />

Knackpunkt Knie<br />

Jedes Jahr verletzen<br />

sich etwa 100.000<br />

Deutsche an den<br />

Kreuzbändern, und<br />

rund 300.000 Menisken<br />

werden operiert.<br />

Außerdem sind<br />

mindestens 20<br />

Millionen Menschen<br />

von Verschleißerscheinungen<br />

an den<br />

Knien betroffen.<br />

Meniskusriss<br />

Ein Meniskusriss kann<br />

die Folge eines Unfalles<br />

oder auch einer<br />

Verdrehbewegung beim<br />

Sport oder im Alltag<br />

sein. Er kann alleine<br />

oder begleitet von<br />

Knorpel- und Bandverletzungen<br />

auftreten.<br />

Je nach Art und Verlauf<br />

der Verletzung, wie<br />

lange der Unfall zurück-<br />

liegt und welcher Teil<br />

des Meniskus betroffen<br />

ist, kann der Riss<br />

genäht werden. Häufig<br />

ist das aber nicht<br />

möglich und der<br />

gerissene Teil des<br />

Meniskus muss<br />

arthroskopisch entfernt<br />

werden.<br />

Kreuzbandriss<br />

Häufig führt ein<br />

Sportunfall mit einem<br />

Verdrehtrauma des<br />

Kniegelenks zum Riss<br />

des vorderen Kreuzbandes.<br />

Bei einer Operation<br />

wird das gerissene<br />

Band vollständig<br />

entfernt und durch eine<br />

körpereigene Sehne<br />

von der Innenseite des<br />

Oberschenkels ersetzt.<br />

Ausrenkung<br />

Kommt es beim Sport<br />

zu einer Kniescheibenausrenkung,<br />

kann diese<br />

meist eingerenkt und<br />

ohne Operation durch<br />

vorübergehende<br />

Ruhigstellung behandelt<br />

werden. In einigen<br />

Fällen können bei einer<br />

frisch aufgetretenen<br />

Verletzung die Haltebänder<br />

der Kniescheibe


Andreas M. Halder Aufstreben 25<br />

fig.: Die 74-jährige Hannelore Hentschel schnürt trotz künstlichem Kniegelenk regelmäßig ihre Wanderschuhe und fährt in die Berge.<br />

genäht werden.<br />

Neigt die Kniescheibe<br />

wiederholt dazu,<br />

auszurenken, ist eine<br />

operative Bandrekonstruktion<br />

des Halteapparats<br />

der Kniescheibe<br />

möglich.<br />

Arthrose<br />

Die Behandlung ist je<br />

nach Ursache, Größe,<br />

Ausdehnung und<br />

Lokalisation des<br />

Knorpelschadens<br />

unterschiedlich. Neben<br />

nicht operativen<br />

Therapien wie Krankengymnastik<br />

oder<br />

Injektionen können<br />

Gelenkspiegelungen<br />

durchgeführt werden,<br />

bei denen der Knorpelschaden<br />

geglättet wird.<br />

Dabei kann durch das<br />

Setzen kleiner Knochenlöcher<br />

Knorpelersatzgewebe<br />

erzeugt<br />

werden (Mikrofrakturierung).<br />

Ist der<br />

Knor pelschaden zu<br />

ausgedehnt, kommen<br />

Teil- oder Totalendoprothesen<br />

zum Einsatz.<br />

Fehlstellungen<br />

Die häufigsten Fehlstellungen<br />

des Kniegelenks<br />

sind O- und<br />

X-Bein-Deformitäten,<br />

die zu einer vorzeitigen<br />

Arthrose in den<br />

unterschiedlichen<br />

Kniegelenkregionen<br />

führen können. Durch<br />

eine Umstellungsoperation<br />

mittels eines<br />

« Knochenschnitts »<br />

und der Fixierung mit<br />

einer winkelstabilen<br />

Platte können die<br />

Beinachsen korrigiert<br />

werden. Auch hier<br />

können arthroskopische<br />

Eingriffe zur Bildung<br />

von Ersatzknorpel<br />

der eigentlichen<br />

Umstellungsoperation<br />

vorangehen.


26 Aufstreben Andreas M. Halder<br />

Prof. Dr. med. Andreas M. Halder<br />

Chefarzt der Klinik für operative Orthopädie<br />

<strong>Sana</strong> <strong>Kliniken</strong> Sommerfeld<br />

Dem Operateur fordert die Implantation einer<br />

Teilendoprothese allerdings ein hohes Maß an<br />

Können und Präzision ab. Zum einen muss das<br />

Implantat wegen der kleineren Verankerungsfläche<br />

im Knochen besonders sorgfältig befestigt werden.<br />

Zum anderen muss der Teilersatz exakt ins Gelenk<br />

eingepasst werden, damit es mit dem komplexen<br />

Spiel des intakten Kapselbandapparats harmoniert. Das Kniegelenk ist<br />

wegen seiner komplexen Anatomie und seines komplizierten Roll-Gleitmechanismus<br />

übrigens viel schwieriger nachzuahmen <strong>als</strong> das Hüftgelenk.<br />

Deshalb muss während der Operation streng darauf geachtet werden, dass<br />

sowohl die Stabilität des Gelenks <strong>als</strong> auch die Streck- und Beugefähigkeit<br />

bestmöglich gewährleistet sind. « Wir legen höchsten Wert darauf, dass<br />

mit dem Abschluss der Operation wirklich die optimale Funktionalität des<br />

Kniegelenks erreicht ist. Das kann danach weder durch Heilungsprozesse<br />

noch durch Übung aufgeholt werden », erklärt Halder.<br />

Um das beste Implantationsergebnis zu erreichen, wird die Implantation<br />

der Knieendoprothesen inzwischen immer öfter durch ein Computernavigationssystem<br />

unterstützt. Der elektronische Assistent stimmt die Patientendaten<br />

während der Operation ständig mit der Planung des Operateurs<br />

ab, steuert den Ansatzwinkel der chirurgischen Instrumente und bestimmt<br />

die ideale Position des Implantats. Damit können auch kleinste Abweichungen<br />

der Prothesenausrichtung vermieden werden.<br />

Dennoch bleibt die Erfahrung des Operateurs entscheidend für den<br />

nachhaltigen Erfolg der Implantation. Die Ärzte im Klinikum Sommerfeld<br />

implantieren täglich mehrere Knieendoprothesen, sie beherrschen Standardeingriffe<br />

ebenso wie schwierige Fälle und wissen, wie sie bei Komplikationen<br />

zu handeln haben. Fast 3.000 Patienten pro Jahr werden damit<br />

nicht nur die Schmerzen genommen, sondern jene Mobilität zurückgegeben,<br />

die vor Passivität und Krankheiten bewahrt, so Halder: « Menschen, die<br />

sich viel bewegen, haben weniger Herzinfarkte, Thrombosen oder Stoffwechselerkrankungen.<br />

Deshalb erhöht der künstliche Kniegelenkersatz<br />

nicht nur die Lebensqualität der Patienten, sondern auch ihre Lebenserwartung.<br />

»<br />

So funktioniert das Knie<br />

Die Gangschaltung der Fortbewegung<br />

Das Knie ist das größte<br />

Gelenk des menschlichen<br />

Körpers. Es<br />

verbindet den Oberschenkelknochen<br />

und<br />

das Schienbein und<br />

ermöglicht das Stehen,<br />

Aufrichten und Gehen.<br />

Die Bewegung im Kniegelenk<br />

ist keine reine<br />

Scharnierbewegung,<br />

sondern eine Roll-<br />

Gleitbewegung des<br />

Oberschenkels auf dem<br />

Unterschenkel, deren<br />

Gelenkflächen genau<br />

ineinanderpassen. An<br />

den Rändern fungieren<br />

der innere und äußere<br />

Meniskus <strong>als</strong> Stoßdämpfer.<br />

In die Sehne<br />

der Oberschenkelmuskulatur<br />

ist die Kniescheibe<br />

eingebettet, die<br />

bei jeder Bewegung des<br />

Kniegelenks nach oben<br />

oder unten gleitet und<br />

das Gelenk wie ein<br />

Panzer schützt. Die<br />

Kniescheibe leitet die<br />

Kräfte der vorderen<br />

Oberschenkelmuskulatur<br />

über das Kniegelenk<br />

auf das Schienbein um.<br />

Sehne und Kniescheibe<br />

laufen dabei über den<br />

Kniescheibengleiter wie<br />

eine Art Treibriemen.<br />

Gelenkknorpel<br />

Äußeres<br />

Oberschenkelknochen<br />

Seitenband<br />

Außenmeniskus<br />

Inneres Seitenband<br />

Wadenbein Kreuzbänder<br />

Innenmeniskus<br />

Schienbein


Andreas M. Halder Aufstreben 27<br />

Künstliches Knie funktioniert seit über zehn Jahren<br />

Bergauf mit Implantat<br />

Als junge Frau zog sich Hannelore Hentschel eine Knieverletzung zu,<br />

die unversorgt blieb: der Beginn einer schleichenden Arthrose, die ihr<br />

jahrzehntelang zusetzte. Bis sie in Sommerfeld operiert wurde.<br />

Warum haben Sie sich für die Implantation<br />

des künstlichen Kniegelenks entschieden?<br />

Schon das normale Gehen und erst recht das<br />

Klettern war im Laufe der Zeit für mich immer<br />

schmerzhafter geworden und nur noch mit Medikamenten<br />

zu ertragen. Irgendwann konnte ich<br />

nicht mehr Rad fahren, und das Knie schmerzte<br />

schon nach wenigen Gehminuten. Als ich beim<br />

Beratungsgespräch in Sommerfeld erfahren habe,<br />

dass ich auch mit dem Gelenkersatz wieder sportlich<br />

aktiv sein kann, habe ich der Operation sofort<br />

zugestimmt.<br />

Wie ist es Ihnen nach der Knieoperation<br />

gegangen?<br />

Die erste Zeit war richtig harte Arbeit. Ich bin regelmäßig<br />

zur Physiotherapie gegangen und jeden<br />

Tag gelaufen — das erste Vierteljahr wie empfohlen<br />

mit Krücken. Das ist wichtig, um ein sauberes<br />

Gangbild zu entwickeln. Nach sechs Monaten<br />

bin ich zum ersten Mal wieder einen Klettersteig<br />

gegangen und nach einem Jahr habe ich die Endoprothese<br />

überhaupt nicht mehr gespürt.<br />

Gab es bis heute irgendwelche<br />

Komplikationen?<br />

Bis jetzt noch nicht. Ich habe seit mehr <strong>als</strong> zehn<br />

Jahren keinerlei Bewegungseinschränkungen oder<br />

Schmerzen, auch nicht beim Bergwandern. Arthroseschmerzen<br />

sind wirklich schlimm — und man<br />

sollte mit der Implantation eines Kunstgelenks<br />

nicht allzu lange warten, weil durch den Entlastungsgang<br />

oft auch noch das andere Kniegelenk<br />

verschleißt. Das konnte ich zum Glück vermeiden.<br />

Das künstliche Kniegelenk ist das Beste, was ich<br />

je bekommen habe.<br />

fig.: Ihre Wanderfreunde waren<br />

überrascht, dass sie bereits ein halbes<br />

Jahr nach der Operation wieder<br />

einen Klettersteig schaffte.<br />

O-beinige Starkicker gibt es in jeder Fußballepoche. Kein Zufall, haben Wissenschaftler festgestellt.<br />

TOOOOOOOOOOOOOOR!<br />

fig.: Wem gehören<br />

diese Beine? Ob Gerd<br />

Müller, Paul Breitner,<br />

Pierre Littbarski oder<br />

Kevin-Prince Boateng,<br />

die Liste der o-beinigen<br />

Starkicker ist lang.<br />

Wer Fußball spielt,<br />

bekommt O-Beine, sagt<br />

nicht nur der Volksmund,<br />

sondern auch eine<br />

Studie der Universität<br />

Gent. Die Sportmediziner<br />

haben festgestellt,<br />

dass diese Achsenfehlstellung<br />

der Beine bei<br />

Fußballern zehnmal<br />

häufiger vorkommt<br />

<strong>als</strong> bei Nicht-Kickern.<br />

Ursache für die<br />

Veränderung ist eine<br />

asymmetrische<br />

Krafteinwirkung auf die<br />

Kniegelenke.<br />

Beim Passen und<br />

Schießen trainieren<br />

Fußballer vor allem die<br />

Muskeln auf der<br />

Innenseite des Beins.<br />

Bei Überbelastung<br />

werden sie kräftiger und<br />

kürzer <strong>als</strong> bei Nicht-<br />

Spielern und ziehen die<br />

Beine in die typische<br />

Sichelform.<br />

Für das Kniegelenk ist<br />

die Fehlstellung eine<br />

Dauerbelastung, die<br />

schon in jungen Jahren<br />

zu Arthrose oder<br />

Meniskusverschleiß<br />

führen kann — vergleichbar<br />

mit der f<strong>als</strong>chen<br />

Spureinstellung beim<br />

Auto, die zu einem<br />

verstärkten einseitigen<br />

Reifenabrieb führt.<br />

Als Vorsorgemaßnahme<br />

empfehlen<br />

Sportmediziner<br />

Fußballern schon im<br />

Jugendalter regelmäßige<br />

Übungen, bei denen<br />

die inneren Oberschenkelmuskeln<br />

gedehnt und<br />

ihre äußeren Gegenspieler<br />

gestärkt werden.<br />

Im Kleinkindalter sind<br />

krumme Beine übrigens<br />

normal, sie sorgen beim<br />

Laufenlernen für einen<br />

breiteren Stand. Je<br />

gehsicherer die Kinder<br />

werden, desto mehr<br />

nehmen die Beine dann<br />

eine X-Haltung ein.<br />

Spätestens in der<br />

Pubertät pendelt sich im<br />

Normalfall eine gerade<br />

Beinstellung ein.<br />

resp.: Pierre Littbarski


28 Aufstreben Dominik Parsch<br />

Rotation<br />

50° - 0° - 40°<br />

Beugen und Strecken<br />

15° - 0° - 140°<br />

Abduktion und Adduktion<br />

45° - 0° - 30°<br />

fig: Hüftschwung ohne Leidensdruck — auch wenn man älter wird.


Dominik Parsch Aufstreben 29<br />

endoprothetik der hüfte<br />

Hips don’t lie<br />

Endlich wieder schmerzfrei, mobil und lebensfroh. Kaum<br />

ein anderer medizinischer Eingriff verläuft für die Patienten so<br />

erfolgreich wie die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks.<br />

Die Hüfte<br />

Dreh- und Angelpunkt des Körpers<br />

Das Hüftgelenk<br />

verbindet das Becken<br />

mit dem Oberschenkelknochen,<br />

dessen<br />

Ende kugelförmig ist<br />

und <strong>als</strong> Hüftkopf<br />

bezeichnet wird.<br />

Das Gegenstück ist die<br />

Hüftpfanne, die den<br />

Hüftkopf nicht komplett<br />

umschließt und somit<br />

den großen Bewegungsspielraum<br />

der<br />

Beine und des Rumpfs<br />

ermöglicht.<br />

fig.: Das Hüftgelenk ist<br />

neben dem normalen<br />

Gang auch an<br />

Bewegungen wie<br />

Bücken, Drehen,<br />

Abspreizen und<br />

Anspreizen<br />

beteiligt.<br />

Hüftkopf und Hüftpfanne<br />

sind mit einer<br />

Knorpelschicht<br />

versehen, dazwischen<br />

befindet sich eine Art<br />

Schmierflüssigkeit,<br />

welche die Gleitfähigkeit<br />

der Hüftelemente<br />

verbessert und den<br />

Knorpel ernährt. Das<br />

Hüftgelenk ist nach<br />

dem Kniegelenk das<br />

zweitgrößte Gelenk<br />

des Menschen, es ist<br />

mit dem kräftigsten<br />

Bandapparat des<br />

menschlichen Körpers<br />

versehen.<br />

Das Hüftgelenk<br />

ermöglicht neben dem<br />

aufrechten Gang alle<br />

vielfältigen Bewegungen<br />

der Beine und<br />

eine gleichmäßige<br />

Verteilung des<br />

Körpergewichtes auf<br />

die unteren Extremitäten.<br />

Dieses zentrale<br />

Bewegungsorgan<br />

unseres Körpers sagt<br />

viel über die Art und<br />

Weise aus, wie wir<br />

leben.<br />

Der Verschleiß kommt schleichend und bleibt für<br />

die Betroffenen oft jahrzehntelang unbemerkt.<br />

Verursacht durch frühere Sportverletzungen,<br />

Übergewicht, Überlastung oder angeborene Fehlstellungen<br />

der Hüfte nutzt sich die schützende<br />

Knorpelschicht an den inneren Gleitflächen des<br />

Hüftgelenks immer mehr ab. Die Knochen reiben<br />

schließlich ungeschützt aufeinander, die Gelenkflächen<br />

vergrößern und verformen sich, Entzündungen<br />

entstehen, es kommt zu Muskelverspannungen,<br />

Schwellungen, Bewegungseinschränkungen und<br />

Schmerzen. Bei fortschreiten der Arthrose lässt<br />

sich der Alltag oft nur noch mit Schmerzmitteln<br />

bewältigen, die Nacht nur noch mit Schlaftabletten,<br />

jede Bewegung wird zur Qual und die Betroffenen<br />

werden immer unbeweglicher. Das wiede rum führt<br />

zu weiterer Gewichtszunahme, Schwächung der<br />

gelenkführenden Muskulatur und zur fortschreitenden<br />

Instabilität des Hüftgelenks. Ein Teufelskreis,<br />

der ohne einen operativen Eingriff kaum<br />

zu durchbrechen ist.<br />

« Die Implantation einer Hüftendoprothese ist<br />

alles andere <strong>als</strong> medizinischer Luxus. Die Arthrose<br />

des Hüftgelenks beeinträchtigt das Leben der<br />

Patienten in vielerlei Hinsicht gravierend. Und viele<br />

fühlen sich schon wenige Tage nach dem Eingriff<br />

so gut wie Jahre zuvor nicht mehr », sagt Prof. Dr.<br />

med. Dominik Parsch, Chefarzt der Baumann-<br />

Klinik am Karl-Olga-Krankenhaus Stuttgart.<br />

Die Klinik ist eines der größeren Zentren für<br />

Endoprothetik in Süddeutschland und führt die<br />

Implantationen in vielen Fällen minimalinvasiv<br />

durch. Der Hautschnitt ist dann zwar auch etwas<br />

kürzer, doch der wichtigste Vorteil dieser sanften<br />

Operationstechnik liegt unter der Haut: Der Zugang<br />

zum Hüftgelenk erfolgt zwischen den Muskeln,<br />

ohne dass Anteile der kräftigen Muskulatur an


30 Aufstreben Dominik Parsch<br />

In vier Schritten zur neuen Hüfte<br />

Routiniert, aber keine Routine<br />

fig. 2: Die ebenfalls durch Arthrose<br />

zerstörten Knorpelflächen der<br />

Hüftpfanne werden mit einer Fräse<br />

bearbeitet und auf die Passform der<br />

künstlichen Hüftpfanne vorbereitet,<br />

die entweder eingepresst oder eingeschraubt<br />

werden kann.<br />

fig. 4: Auf den Hüftschaft wird<br />

ein Kugelkopf aufgesetzt,<br />

der die gute Beweglichkeit des<br />

Hüftgelenks im Pfanneneinsatz<br />

ermöglicht. Abschließend prüft der<br />

Operateur das neue Gelenk eingehend<br />

auf seine optimale Funktionalität<br />

und verschließt die Wunde.<br />

fig. 1: Nach dem Hautschnitt wird die<br />

erkrankte Hüftgelenkkapsel eröffnet und<br />

das Hüftgelenk freigelegt. Durch das<br />

Abtrennen des Oberschenkelh<strong>als</strong>es<br />

entfernt der Operateur den arthrotisch<br />

zerstörten Hüftkopf.<br />

fig. 3: Nun wird der Markraum<br />

des Oberschenkelknochens<br />

eröffnet und mit Spezialraspeln<br />

ein passgerechtes Lager für die<br />

entsprechende Prothesengröße<br />

geschaffen.<br />

Hüfte und Gesäß abgelöst werden müssen. Das<br />

erleichtert die frühe Rehabilitation. Die Patienten<br />

dürfen meist schon am ersten Tag nach der Operation<br />

ihr Bein belasten, sie haben wenig Schmerzen,<br />

wenig Bewegungseinschränkungen und<br />

können schnell in den Alltag zurückkehren.<br />

Auch wenn die Operation inzwischen Routine<br />

ist — sie bleibt ein komplizierter chirurgischer<br />

Eingriff, dessen Erfolg maßgeblich davon abhängt,<br />

dass der Patient in jeder Phase der Behandlung<br />

auf höchste endoprothetische Kompetenz und<br />

Erfahrung trifft. Bei der Diagnostik kommt es darauf<br />

an, mit großer Sorgfalt zu klären, welche<br />

Ursachen hinter den Hüftproblemen des Patienten<br />

stecken. Auch der Operationszeitpunkt sollte<br />

umsichtig abgewogen werden. Das Röntgenbild<br />

zeigt zwar eindeutig die Schwere der Arthrose,<br />

gibt aber nur bedingt Auskunft über den subjektiven<br />

Leidensdruck des Patienten.<br />

« In ausführlichen Gesprächen machen wir<br />

uns ein Bild davon, ob eine operative Therapie<br />

ihnen helfen kann. Doch die Entscheidung für<br />

eine Endoprothese liegt immer beim Patienten<br />

selbst », erklärt Parsch. Je nach Alter, Konstitution,<br />

Knochenzustand und Belas tungsanspruch<br />

gibt es inzwischen vielfältige Möglichkeiten des<br />

künstlichen Hüftgelenkersatzes. Bei jüngeren<br />

Patienten werden wegen des sparsameren Umgangs<br />

mit Knochenmaterial oft Endoprothesen<br />

mit kürzerem Schaft verwendet. Bei relativ guter<br />

Knochenbeschaffenheit kann der Endoprothesenschaft<br />

zementfrei eingebracht werden und mit<br />

dem Knochen verwachsen. Bei schlechterer Knochensubstanz,<br />

etwa bei Patienten mit hochgradiger<br />

Osteoporose, kann der Prothesenschaft fest<br />

einzementiert werden.<br />

Für Parsch, der bereits Tausende künstliche<br />

Hüftgelenke implantiert hat, bleibt jede Operation<br />

eine spezielle Herausforderung: « Jeder Patient<br />

ist einzigartig, sei es hinsichtlich der Anatomie,<br />

der Form der Arthrose, der knöchernen Voraussetzungen<br />

oder der persönlichen Erwartungen.<br />

Und für jede dieser individuellen Situationen streben<br />

wir die beste und sicherste Lösung an. »<br />

Qualität und Sicherheit werden in der Baumann-<br />

Klinik großgeschrieben, deshalb wird sie auch<br />

an dem für das Jahr 2013 geplanten Deutschen<br />

Endoprothesenregister teilnehmen. Ziel der gemeinsamen<br />

Initiative von Orthopäden, Krankenkassen<br />

und Medizintechnologieunternehmen ist<br />

es, wichtige Daten über Endoprothesen zu erfassen<br />

— angefangen vom Zeitpunkt des Protheseneinbaus<br />

über die Art der Prothese und ihre einzelnen<br />

Bestandteile bis hin zu ihrer Haltbarkeit.<br />

Damit schafft der umfangreiche Datenpool<br />

Transparenz hinsichtlich der Qualität von Implantaten<br />

und Operationsmethoden und dient <strong>als</strong><br />

effizientes « Frühwarnsystem », mit dem die Rate<br />

der Komplikationen und Korrektureingriffe weiter<br />

sinken soll.


Dominik Parsch Aufstreben 31<br />

Endoprothesenregister<br />

« Viele Patienten fühlen sich<br />

schon wenige Tage nach<br />

dem Eingriff so gut<br />

wie Jahre zuvor nicht mehr. »<br />

<br />

Prof. Dr. med. Dominik Parsch<br />

Chefarzt der Baumann-Klinik Orthopädie<br />

Karl-Olga-Krankenhaus Stuttgart<br />

Hüftprothesen halten<br />

durchschnittlich<br />

20 Jahre, sofern ein<br />

geeignetes und<br />

bewährtes Implantat<br />

verwendet wird, der<br />

Chirurg sein Handwerk<br />

versteht und der Patient<br />

bestimmte Verhaltensempfehlungen<br />

einhält.<br />

Das jetzt auch in<br />

Deutschland geplante<br />

Endoprothesenregister<br />

schafft nun mehr Transparenz<br />

bei Komplikationen<br />

oder vorzeitigem<br />

Verschleiß. Dafür<br />

erhalten die Implantate<br />

seitens der Hersteller<br />

einen Barcode, der bei<br />

der Operation mit einem<br />

Handscanner eingelesen<br />

wird. Zusammen mit<br />

weiteren Angaben wie<br />

dem Zeitpunkt der<br />

Operation, der Operationstechnik<br />

und einer<br />

anonymisierten Patientenkennziffer<br />

geht der<br />

Datensatz direkt an die<br />

Registrierstelle und wird<br />

dort mit den ebenfalls<br />

anonymisierten Abrechnungsdaten<br />

der Kran -<br />

kenkassen gekoppelt.<br />

Mit diesem System lässt<br />

sich die Haltbarkeit<br />

der Prothesen exakt<br />

ermitteln. Falls ein<br />

bestimmtes Modell<br />

auffällig oft vorzeitig<br />

ausgewechselt werden<br />

muss, alarmiert das<br />

Endoprothesenregister<br />

die Hersteller, Ärzte<br />

und Krankenkassen.<br />

In anderen Ländern<br />

haben sich solche<br />

Register bereits<br />

bewährt. In Schweden<br />

etwa sank die Zahl der<br />

jährlichen Wechseloperationen<br />

von<br />

Hüftendoprothesen<br />

deutlich.<br />

Erkrankungen des Hüftgelenks<br />

Schwerstarbeit der Körpermitte<br />

Eine Stunde Gehen belastet die Hüfte mit dem zwei- bis dreifachen des Körpergewichts,<br />

ein Stolpern sogar mit dem achtfachen.<br />

In vier Jahren stößt ein Hüftgelenkkopf durchschnittlich<br />

zehn Millionen Mal in die Hüftgelenkpfanne.<br />

Sind Knorpel und Muskulatur gesund, hält das<br />

Hüftgelenk große Belastungen problemlos aus.<br />

Längere Fehlbelastungen aber schädigen das Knorpelgewebe<br />

und führen zum Abbau der schützenden<br />

Knorpelschicht. Die häufigste Hüftgelenkerkrankung<br />

ist der Verschleiß des Gelenkknorpels — die<br />

Hüftarthrose, auch Coxarthrose genannt. Hierbei<br />

unterscheidet man zwischen der idiopathischen<br />

Arthrose, deren Ursachen noch weitgehend unbekannt<br />

sind, und der sekundären Arthrose, die<br />

<strong>als</strong> Folge einer Verletzung, Hüftfehlstellung, Überlastung oder Vorerkrankung<br />

auftritt. Auch Übergewicht kann zur Arthrose des Hüftgelenks führen.<br />

Etwa fünf Prozent aller über 60-Jährigen leiden an einer Hüftarthrose. Die<br />

Hüftdysplasie ist eine angeborene Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne und<br />

das häufigste kinderorthopädische Krankheitsbild bei Säuglingen. Ohne<br />

Behandlung führt die Hüftdysplasie häufig schon bei jungen Menschen zu<br />

Arthrose, was aber durch Diagnose und Therapie im Säuglingsalter heute<br />

meist verhindert wird. Durch einen Sturz oder Schlag auf die Hüfte kann es<br />

zu einer Schenkelh<strong>als</strong>fraktur kommen. Mit rund 90.000 Fällen jährlich ist<br />

sie die häufigste Fraktur bei älteren Menschen. Werden durch den Bruch<br />

Gefäße, die den Knochen mit Blut versorgen, zerstört, stirbt der Hüftkopf<br />

ab (Hüftkopfnekrose).


32 Aufstreben Heiko Reichel / Friederike Lattig / Yorck-Bernhard Kalke<br />

Orthopädische Universitätsklinik Ulm<br />

Vorsprung durch Forschung<br />

Die universitäre Orthopädie hat Zukunft. Besonders, wenn sie breit<br />

aufgestellt und intelligent organisiert ist. Ein Gespräch mit<br />

Heiko Reichel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie.<br />

Das RKU vereint Akutversorgung, Rehabilitation,<br />

Forschung und Lehre unter einem<br />

Dach. Wie profitieren die Patienten davon?<br />

Wir bieten Patienten aller Altersgruppen nicht nur<br />

das komplette Spektrum der modernsten operativen<br />

Orthopädie, sondern betreuen sie über<br />

die gesamte Behandlungskette hinweg. In der<br />

Hochschulambulanz werden die Patienten nach<br />

der Diagnose zunächst oft nicht-operativ behandelt.<br />

Diese konservative Therapie bieten viele<br />

<strong>Kliniken</strong> heute gar nicht mehr an, dabei ist sie in<br />

der Orthopädie eine unverzichtbare Behandlungsstrategie.<br />

Erst wenn auf konservativem Weg keine<br />

Besserung mehr zu erreichen ist, behandeln wir<br />

den Patienten stationär operativ. Danach geht er<br />

in unsere stationäre Rehabilitation und schließlich<br />

zur Nachbehandlung wieder in die Hochschulambulanz.<br />

Zur Wiedereingliederung ins Berufsleben<br />

kann der Patient bei uns sogar eine berufliche<br />

Rehabilitation in Anspruch nehmen, bis hin zur<br />

Ausbildung für behinderte junge Menschen. Eine<br />

solche integrierte Versorgung gibt es in kaum<br />

einer anderen Klinik in Deutschland.<br />

Welche Rolle spielen Forschung und Lehre<br />

bei der Patientenversorgung?<br />

Diese Bereiche befruchten sich gegenseitig. Die<br />

universitäre Medizin ist bei uns eng in die Patientenversorgung<br />

eingebunden. Aus der medizini -<br />

schen Praxis kommen die Fragen für die wissenschaftliche<br />

Arbeit, an der Universität werden sie<br />

interdisziplinär erforscht. Bei der Weiterentwicklung<br />

von Endoprothesen etwa können wir auf das<br />

Universitätsinstitut für Biomechanik zurückgrei -<br />

fen. Auch die Lehre profitiert qualitativ vom breit


Heiko Reichel / Friederike Lattig / Yorck-Bernhard Kalke Aufstreben 33<br />

fig.: In Deutschland<br />

erleiden jedes Jahr<br />

rund 1.500 Menschen<br />

eine Querschnittlähmung.<br />

Weltweit sind etwa drei<br />

Millionen Menschen<br />

querschnittgelähmt.<br />

« Als eine der größten orthopädischen<br />

Universitätskliniken Deutschlands bieten<br />

wir Patienten aller Altersgruppen das<br />

komplette Spektrum der operativen und<br />

konservativen Orthopädie. »<br />

Prof. Dr. med. Heiko Reichel<br />

Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik mit Querschnittgelähmtenzentrum<br />

RKU - Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm


34 Aufstreben Heiko Reichel / Friederike Lattig / Yorck-Bernhard Kalke<br />

aufgestellten Klinikbetrieb des RKU. Unsere angehenden Ärzte stehen nicht<br />

nur am Operationstisch, sondern werden mit der ganzen Bandbreite der<br />

Orthopädie vertraut gemacht — von den konservativen Methoden bis hin zu<br />

hoch spezialisierten Bereichen wie Wirbelsäulenbehandlung, Querschnittgelähmtenmedizin<br />

oder Tumororthopädie.<br />

Maximale Patientenversorgung plus Forschung und Lehre — wird<br />

das künftig noch finanzierbar sein?<br />

« Orthopädische<br />

Hochleistungsmedizin<br />

gewinnt<br />

immer mehr an<br />

Bedeutung. »<br />

Prof. Dr. med. Heiko Reichel<br />

Ärztlicher Direktor der Orthopädischen<br />

Universitätsklinik mit Querschnitt -<br />

gelähmten zentrum RKU - Universitätsund<br />

Rehabilitationskliniken Ulm<br />

In unserer alternden Gesellschaft gewinnt orthopädische Hochleistungsmedizin<br />

immer mehr an Bedeutung. Orthopädische und unfallchirurgische Erkrankungen<br />

bestimmen maßgeblich die Lebensqualität der älteren Menschen,<br />

darum müssen wir uns verstärkt kümmern. Diese Krankheiten können mit<br />

präventiven Maßnahmen in frühen Lebensjahren vermieden werden. Und<br />

auch in späteren Lebensjahren können Patienten viel für ihre Gesundheit<br />

tun, etwa durch Muskelkräftigung, Gewichtsreduktion oder gezielte Physiotherapie.<br />

Natürlich kostet Hochleistungsmedizin, wie wir sie am RKU<br />

betreiben, Geld. Unser Haus zeigt aber beispielhaft, dass universitäre Orthopädie<br />

auch in teilprivater Trägerschaft gut funktioniert. Wir haben die<br />

nötigen Freiräume für Innovationen, können rasch auf den medizinischen<br />

Fortschritt reagieren und leisten Breitenversorgung auf höchstem medizinischen<br />

Niveau.<br />

Am Horizont: Intelligente Implantate<br />

Wie kann die Oberfläche<br />

von Endoprothesen so<br />

optimiert werden, dass<br />

sie eine dauerhaft<br />

stabile Verbindung mit<br />

dem Knochen eingeht<br />

und Infektionen vorbeugt?<br />

Forscher am RKU sind<br />

Lösungen auf der Spur.<br />

« Wegen der steigenden<br />

Lebenserwartung der<br />

Bevölkerung und der<br />

Zunahme von Gelenkersatz<br />

bei jüngeren<br />

Patienten müssen<br />

Prothesen künftig<br />

deutlich länger halten<br />

und auch bei ungünstigen<br />

Knochenverhältnissen<br />

optimal einwachsen»,<br />

so Prof. Dr. med.<br />

Rolf Brenner, Leiter<br />

der Forschungssektion<br />

Biochemie der<br />

Gelenk- und Bindegewebserkrankungen<br />

der Orthopädischen<br />

Universitätsklinik am<br />

RKU. Ein Forschungsschwerpunkt<br />

ist deshalb<br />

die Entwicklung einer<br />

neuen Generation von<br />

Implantatoberflächen.<br />

Implantate wachsen<br />

besser ein, wenn sie ein<br />

Oberflächenrelief im<br />

Mikrometerbereich<br />

aufweisen. Noch<br />

bessere Ergebnisse<br />

versprechen aber<br />

Strukturen im Nanometerbereich,<br />

denn in<br />

dieser Größenordnung<br />

bewegt sich die<br />

natürliche Umgebung<br />

von Knochenzellen,<br />

die sogenannte extrazelluläre<br />

Matrix. Sie<br />

besitzt neben vielen<br />

anderen Funktionen die<br />

Fähigkeit, das Wachstum<br />

von Knochenzellen<br />

anzuregen. In Ulm<br />

werden Oberflächenreliefs<br />

erforscht, die im<br />

Nanometerbereich<br />

strukturiert sind und<br />

somit den Eigenschaften<br />

der natürlichen extrazellulären<br />

Matrix nahe-<br />

kommen. Außerdem<br />

testen die Forscher<br />

bioaktive Implantatbeschichtungen,<br />

die das<br />

Wachstum der Knochenzellen<br />

gezielt stimulieren.<br />

Ein weiteres Projekt<br />

beschäftigt sich mit<br />

der Entwicklung von<br />

Beschichtungen, die<br />

Bakterienansiedlungen<br />

auf dem Implantat<br />

verhindern und so das<br />

Infektionsrisiko eindämmen.<br />

Noch gehören<br />

fig.: Bioaktive<br />

Implantatbeschichtung:<br />

Nanostrukturen<br />

stimulieren das Wachstum<br />

der Knochenzellen.<br />

diese neuen Strategien<br />

zur Grundlagenforschung,<br />

so Brenner:<br />

« Doch künftig könnten<br />

unsere verschiedenen<br />

Ansätze zum Konzept<br />

einer multifunktionellen<br />

biologischen Oberfläche,<br />

<strong>als</strong>o zum intelligenten<br />

Implantat, vereint<br />

werden. »


Heiko Reichel / Friederike Lattig / Yorck-Bernhard Kalke Aufstreben 35<br />

Querschnittlähmung<br />

Das Leben geht weiter<br />

In Ulm werden Patienten mit Rücken markverletzungen<br />

körper lich und seelisch auf ein Leben vorbe reitet, das<br />

sie wieder weit gehend selbständig meistern können.<br />

« Fridolin » gehört zum festen Inventar des Ulmer Querschnittgelähmtenzentrums.<br />

Die Schaufensterpuppe steht im Aufenthaltsbereich und steckt<br />

in einer Art Raumanzug, der mit zwei Kompressoren aufgepumpt wird.<br />

Die NASA hatte das Therapiegerät in den 1970er-Jahren <strong>als</strong> Gehhilfe für<br />

Querschnittgelähmte entwickelt, in der Praxis hat es sich aber nicht bewährt.<br />

Durchgesetzt hingegen hat sich der dam<strong>als</strong> noch junge Behandlungsansatz,<br />

akut Querschnittgelähmte möglichst schnell in ein Spezialzentrum für<br />

Rückenmarkverletzte zu bringen. 26 solcher Zentren gibt es mittlerweile<br />

in Deutschland, und das RKU ist eine der wenigen <strong>Kliniken</strong>, die höchstgelähmte<br />

Patienten jeden Alters versorgen kann — auch solche, die dauerhaft<br />

beatmet werden müssen oder komplexe zusätzliche Erkrankungen haben.<br />

« Durch die enge Einbindung in die Universitäts- und Rehabilitationsklinik<br />

ist jedweder medizinische Fachbereich bei der Behandlung sofort verfügbar<br />

— von der Wirbelsäulenchirurgie über die Urologie, Neurologie oder<br />

Kardiologie bis hin zur Psychiatrie oder zur technischen Orthopädie », sagt<br />

Dr. med. Yorck-Bernhard Kalke, Sektionsleiter des Querschnittgelähmtenzentrums<br />

am RKU.<br />

Die Querschnittlähmung ist eine der folgenschwersten Erkrankungen,<br />

die ein Mensch erleiden kann. Die Verletzung des Rückenmarks führt nicht<br />

nur zur Lähmung der Gliedmaßen, sondern stört oft auch die Funktionen<br />

vieler anderer Organsysteme. Bei den meisten Patienten kommt es zu Darmund<br />

Blasenlähmungen, oft treten Herzrhythmus- oder Kreislaufstörungen<br />

auf, ebenso eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Thrombosen, Infarkte<br />

und Druckgeschwüre. Bei unfallbedingten Querschnittlähmungen müssen<br />

in mehr <strong>als</strong> der Hälfte aller Fälle schwere Begleitverletzungen, etwa des<br />

Schädels, des Brustkorbs, des Beckens oder des Bauchraums, versorgt<br />

werden. Breite ärztliche Expertise ist auch bei krankheitsbedingten Querschnittlähmungen<br />

nötig, die bei Patienten mit Tumoren, Bandscheibenvorfällen,<br />

Multipler Sklerose oder Wirbelsäuleninfektionen auftreten können. « Das<br />

Krankheitsbild der Querschnittlähmung ist so komplex wie kaum ein anderes<br />

— eine immense medizinische Herausforderung, die nur mit speziell<br />

geschulten Behandlungsteams und bester medizinischer Infrastruktur gemeistert<br />

werden kann », so Kalke. Hinzu kommt, dass Querschnittgelähmte<br />

die vielfachen Folgekomplikationen aufgrund ihrer gestörten Gefühlsempfindung<br />

oft gar nicht wahrnehmen.<br />

Für die Akuttherapie verfügt das Querschnittgelähmtenzentrum des RKU<br />

über 35 stationäre Behandlungsplätze. Sie dauert zwischen zwei und sechs<br />

Monaten und umfasst neben der Versorgung von Neuverletzten ein für jeden<br />

Patienten maßgeschneidertes medizinisches und soziales Rehabilitationskonzept.<br />

Querschnittgelähmte werden oft von einem Moment zum anderen<br />

mit dem Zusammenbruch aller Lebenspfeiler konfrontiert. Nicht nur die<br />

« Die Querschnittlähmung<br />

ist so<br />

komplex wie<br />

kaum ein anderes<br />

Krankheitsbild. »<br />

Dr. med. Yorck-Bernhard Kalke<br />

Sektionsleiter Querschnittgelähmtenzentrum,<br />

Orthopädische Universitätsklinik<br />

RKU - Universitäts- und Rehabilitations -<br />

kliniken Ulm<br />

Exoskelett statt<br />

Rollstuhl<br />

Eine Art Geh-Anzug<br />

für Querschnittgelähmte<br />

könnte den<br />

Rollstuhl künftig<br />

ablösen. Das Gerät<br />

besteht aus verschiedenen<br />

Bändern und<br />

einem Metallskelett,<br />

die außen am Körper<br />

angebracht werden.<br />

Damit die Patienten<br />

gehen können, ist<br />

das Gerät mit vier<br />

Elektromotoren<br />

ausgerüstet, die<br />

jeweils an Ober- und<br />

Unterschenkeln<br />

sitzen. 15 Sensoren<br />

erfassen, in welche<br />

Richtung sich der<br />

Patient bewegen will.<br />

fig.: Derzeit<br />

wird das Lauftraining<br />

mit Roboteranzügen<br />

in Rehaeinrichtungen<br />

getestet.<br />

Zwei Krücken, in<br />

denen ebenfalls<br />

Sensoren stecken,<br />

dienen zusätzlich der<br />

Stabilität. Ein Computer<br />

bildet das Rückenteil<br />

des Gerätes und<br />

steuert die Elektromotoren<br />

entsprechend<br />

den Sensoreninformationen.


36 Aufstreben Heiko Reichel / Friederike Lattig / Yorck-Bernhard Kalke<br />

Verletzungen des Rückenmarks<br />

Je höher, desto schlimmer<br />

Die Behinderung nach<br />

einer Rückenmark -<br />

ver letzung hängt von der<br />

Schwere der Verletzung<br />

und der Lage des<br />

be troffenen Rüc kenmarksegments<br />

ab<br />

C1– C4: Bei einer Schädigung<br />

des Rückenmarks<br />

oberhalb des vierten<br />

H<strong>als</strong>wirbels tritt meist eine<br />

Atemlähmung auf.<br />

C1– C7: Tetraplegie<br />

Die Verletzung der<br />

H<strong>als</strong>wirbelsäule und des<br />

zervikalen Rückenmarks<br />

führt zur Lähmung von<br />

Armen und Beinen.<br />

C7: Ist das Rückenmark<br />

bis zum sechsten H<strong>als</strong>nerven<br />

intakt, können Patienten oft<br />

noch das Ellbogengelenk<br />

beugen und die Hand im<br />

Handgelenk strecken, die<br />

Finger jedoch nicht aktiv<br />

bewegen.<br />

Th2–Th8: Paraplegie<br />

Bei einer Verletzung des<br />

Rückenmarks zwischen dem<br />

zweiten und dem achten<br />

Brustwirbel können Arme<br />

und Hände noch bewegt<br />

werden, die Rumpfkontrolle<br />

ist jedoch eingeschränkt und<br />

die Beine sind gelähmt.<br />

L1–L5: Wenn die Nerven auf<br />

Höhe des ersten bis fünften<br />

Lendenwirbels verletzt<br />

werden, ist die Kontrolle über<br />

die Beine eingeschränkt.<br />

Bei Verletzung der sakralen<br />

Nerven im Beckenbereich<br />

wird oft nur die Kraft für die<br />

Fußhebung und -senkung<br />

eingeschränkt sein.<br />

Rückenmarkverletzungen<br />

führen meistens auch<br />

zur Beeinträchtigung von<br />

Körperfunktionen wie Blase,<br />

Darm, Sexualität, Blutdruck<br />

und Temperaturregulation.<br />

sowie von der Art<br />

der beschädigten<br />

Nervenfasern. Grundsätzlich<br />

gilt, dass alle<br />

C1<br />

C2<br />

C3<br />

C4<br />

C5<br />

C6<br />

C7<br />

Th1<br />

Th2<br />

Th3<br />

Th4<br />

Th5<br />

Th6<br />

Th7<br />

Th8<br />

Th9<br />

Th10<br />

Th11<br />

Th12<br />

L1<br />

L2<br />

L5<br />

L3<br />

L4<br />

Funktionen unterhalb<br />

des Verletzungsniveaus<br />

ausfallen.<br />

H<strong>als</strong>wirbelsäule<br />

Pars cervicalis<br />

Brustwirbelsäule<br />

Pars thoracica<br />

Lendenwirbelsäule<br />

Pars lumbalis<br />

Gesundheit, auch die Arbeits-, Liebes- und Leistungsfähigkeit,<br />

die persönliche Unabhängigkeit und<br />

die Selbstverwirklichung scheinen verloren.<br />

Im Mittelpunkt der Behandlung steht deshalb<br />

die Botschaft « Das Leben geht weiter ». Speziell<br />

geschulte Physiotherapeuten trainieren gezielt<br />

die Muskulatur der Patienten und helfen ihnen<br />

während der gesamten Behandlungszeit, die eigenen<br />

Leistungsgrenzen anzuheben. Ergotherapeuten<br />

unterstützen das Wiedererlernen von<br />

alltäglichen Handgriffen wie Ankleiden oder Körperpflege.<br />

Sogar das selbständige Einsteigen vom<br />

Rollstuhl in ein behindertengerechtes Auto kann<br />

in der Tiefgarage des Zentrums geübt werden.<br />

Um die psychischen Verarbeitungsprozesse der<br />

Patienten kümmern sich Psychologen, Psychotherapeuten<br />

und Seelsorger. Hilfreich ist dabei<br />

auch der Kontakt zu anderen Querschnittgelähmten,<br />

deshalb gibt es im Querschnittgelähmtenzentrum<br />

des RKU zahlreiche Kommunikationsmöglichkeiten<br />

— vom großzügigen überdachten<br />

Lichthof über gemeinsame Sportangebote und<br />

ein jährliches Sommerfest bis hin zum Stamm -<br />

tisch, bei dem sich die Patienten mit erfahrenen<br />

Querschnittgelähmten austauschen können.<br />

Oberstes Ziel der Behandlung ist, die Patienten<br />

dabei zu unterstützen, so viel Selbständigkeit<br />

wie möglich zurückzugewinnen, egal wie schwerwiegend<br />

ihre Lähmung ist. « In 25 Prozent aller<br />

Fälle gelingt es uns sogar, die Bewegungsfähigkeit<br />

signifikant zu verbessern. Fast alle Patienten<br />

können wir nach Hause entlassen, nur wenige<br />

müssen ins Pflegeheim », sagt Kalke.<br />

Zur nachhaltigen Behandlung von Querschnittgelähmten<br />

gehört auch ihre gute Nachbetreuung<br />

weit über den stationären Aufenthalt hinaus. Viele<br />

Patienten kommen regelmäßig zu Nachsorgeterminen<br />

in das Spezialzentrum des RKU, manche<br />

absolvieren sogar eine Umschulung in der klinikeigenen<br />

beruflichen Rehabilitationseinrichtung.<br />

Noch bleiben die meisten Querschnittgelähmten<br />

auf den Rollstuhl angewiesen, trotz intensiver und<br />

zum Teil vielversprechender Forschung ist es der<br />

modernen Medizin bislang nicht gelungen, diese<br />

Krankheit zu heilen. Doch dank der Versorgung<br />

in Spezialzentren haben Querschnittgelähmte<br />

heute große Chancen, bei relativ guter Lebensqualität<br />

ein hohes Alter zu erreichen — noch vor<br />

kaum einem Jahrhundert hätten sie meist nur<br />

wenige Monate überlebt.


Heiko Reichel / Friederike Lattig / Yorck-Bernhard Kalke Aufstreben 37<br />

Skoliose<br />

Kerzengrade aufgerichtet<br />

Eine Skoliose lässt die Wirbelsäule aus dem Bauplan<br />

wachsen. In Ulm bringt eine Wirbelsäulenchirurgin<br />

den Rücken ihrer Patienten wieder ins Lot.<br />

« Die Skoliose-<br />

Operation ist das<br />

High End der<br />

Wirbelsäulenchirurgie.<br />

»<br />

Dr. med. Friederike Lattig<br />

Oberärztin der Orthopädischen Universitäts -<br />

klinik mit Querschnittgelähmtenzentrum<br />

RKU - Universitäts- und Rehabilitations -<br />

kliniken Ulm<br />

Als die sechsjährige Malak im Sommer 2012 zu Dr. med. Friederike Lattig<br />

kam, war ihr Rumpf regelrecht in sich zusammengesackt. Das Mädchen<br />

aus Libyen litt an einer doppelbogigen Skoliose, bei der die Wirbelsäule<br />

s-förmig verformt ist. « Bei Malak war die Skoliose bereits so weit fortgeschritten,<br />

dass Herz und Lunge beengt waren und das Kind beim Spielen<br />

rasch außer Atem kam », erklärt Lattig.<br />

Skoliosen können angeboren sein oder durch Erkrankungen der Muskeln<br />

oder des Bindegewebes entstehen. Meistens aber ist die Ursache unbekannt.<br />

Auch bei Malak lag eine solche sogenannte idiopathische Skoliose<br />

vor. Während leichtere Skoliosen bei Kindern oft mit einem Korsett zu<br />

korrigieren sind, half bei dieser starken Verkrümmung nur die Operation.<br />

Bei dem bis zu zehnstündigen Eingriff werden Schrauben in die Wirbel<br />

verankert und mit Metallstäben verbunden. Mit diesem Schrauben-Stab-<br />

System lassen sich die Wirbelkörper spreizen oder zusammendrücken,<br />

und damit lässt sich die Wirbelsäule in vielen Einzelschritten wieder aufrichten.<br />

Ein Prozess, der dem Operateur nicht nur ein hohes Durchhaltevermögen<br />

abverlangt, sondern auch eine gute räumliche Vorstellungskraft<br />

und sehr viel Erfahrung, erklärt Lattig: « Die Skoliose-Operation ist für mich<br />

das High End der Wirbelsäulenchirurgie. Der Eingriff erfordert Kraft ebenso<br />

wie Feingefühl und ein hohes Maß an Sorgfalt und Geschicklichkeit. »<br />

Bei Malak verlief die Operation ohne Komplikationen. Nach sechs Stunden<br />

war ihr Rumpf wieder kerzengrade. Jetzt kann das Mädchen endlich<br />

unbeschwert und ohne Atemnot herumtollen.<br />

Sir Ludwig Guttmann — Vater der Paralympics<br />

Training, Wettkampf, Sieg!<br />

Die Wiege der Paralympics<br />

steht im britischen<br />

Stoke Mandeville<br />

Hospital — dem weltweit<br />

ersten Zentrum für<br />

Wirbelsäulenverletzungen,<br />

das 1944 eröffnet<br />

wurde. Sein Leiter,<br />

Sir Ludwig Guttmann,<br />

entwickelte dort revolutionäre<br />

Behandlungsansätze<br />

für Querschnittgelähmte,<br />

die bis heute<br />

gültig sind. Guttmann<br />

wollte sich nicht mit der<br />

dam<strong>als</strong> gültigen Lehr -<br />

meinung abfinden,<br />

Querschnittgelähmte<br />

seien medizinisch nicht<br />

zu therapieren und<br />

hätten eine Lebenserwartung<br />

von maximal<br />

zwei Jahren. Bei seinem<br />

Therapiekonzept<br />

setzte der Neurologe<br />

vor allem auf körperliche<br />

Aktivitäten und<br />

psychische Mobilisierung.<br />

Guttmann unterstützte<br />

seine Patienten gemeinsam<br />

mit Therapeuten<br />

und Pflegepersonal bei<br />

der Bewältigung des<br />

Alltags und verordnete<br />

ihnen Sportarten wie<br />

Bogenschießen, Dart<br />

und Tischtennis, um<br />

Muskelkraft sowie<br />

Selbstvertrauen aufzubauen.<br />

1948 richtete<br />

er erstm<strong>als</strong> die Stoke<br />

Mandeville Games<br />

aus: 16 gelähmte<br />

Kriegsveteranen traten<br />

in verschiedenen<br />

Rollstuhl-Sportdisziplinen<br />

gegeneinander an.<br />

Seit 1960 gibt es regel -<br />

mäßig Paralympics.


38 Blaubuch auftreten


auftreten Seite Blaubuch Rubrik 39<br />

Auftreten<br />

Kein Medizinfeld hat sich in den letzten Jahren so rasant<br />

entwickelt wie die Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />

Wir haben fünf Chefärzte besucht, die auf ein bewegtes<br />

Arztleben blicken und die Zukunft fest im Blick haben.


40 auftreten Carsten Johl<br />

klinikum dahme-spreewald<br />

Kräfte herausfordern<br />

Carsten Johl ist ein medizinisches Schwergewicht. Nicht viele<br />

können mit seinen vielfältigen Medizinkompetenzen mithalten.<br />

In der Orthopädie bis hin zur physikalischen Therapie darf der<br />

Chefarzt Ärzte aus- und weiterbilden.<br />

Dr. med. Carsten Johl<br />

Chefarzt der Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie<br />

Klinikum<br />

Dahme-Spreewald<br />

Spreewaldklinik Lübben<br />

Schillerstraße 29<br />

15907 Lübben<br />

Telefon 03546 75-0<br />

www.klinikum-ds.de<br />

Immer auf den Beinen. Nicht nur im Klinikum,<br />

sondern auch in der sportlichen Freizeit ist Dr.<br />

med. Carsten Johl hochaktiv. « Sport zieht sich<br />

wie ein roter Faden durch mein Leben. » Vor allem<br />

das Boarden in jeder Form hat es ihm angetan, ob<br />

Windsurfen, Wellenreiten oder Snowboarden. « Und<br />

wenn es die Zeit erlaubt, gerne auch mit meinen<br />

neun- und siebenjährigen Jungs. » Draußen sein,<br />

mitten in der Natur, das fasziniere ihn eben.<br />

Schon <strong>als</strong> Kind begeisterten ihn Biologie und<br />

Naturbeobachtungen. « Da war es naheliegend,<br />

Arzt zu werden. » Später wurde er von einer Knieverletzung<br />

beeinflusst, die seine sportliche Karriere<br />

<strong>als</strong> Leistungsschwimmer viel zu früh beendete.<br />

« Da war die Entscheidung für mich klar,<br />

Orthopäde zu werden. » Über verschiedene Stationen,<br />

unter anderem das Unfallkrankenhaus<br />

Berlin-Marzahn oder die Orthopädische Universitätsklinik<br />

in Rostock, kam er schließlich in den<br />

Spreewald.<br />

Allseits beweglich<br />

Frühzeitig erkannte Johl, dass er beides sein müsse:<br />

ein Facharzt für Orthopädie und ein Facharzt<br />

für Chirurgie, besonders der Unfallchirurgie. « Mir<br />

war immer unklar, warum die beiden Fächer nicht<br />

zusammen bearbeitet wurden. » Heute gilt er auf<br />

beiden <strong>als</strong> ausgewiesener Experte. Was hohe<br />

Kompetenzanforderungen in einer Gesellschaft<br />

stellt, in der die Menschen bis ins hohe Alter verstärkt<br />

mobil bleiben wollen.<br />

Allseits beweglich, ob nach einem Unfall oder<br />

durch Gelenkverschleiß. Kein Wunder, dass Johls<br />

interdisziplinäre Karriere ihm und dem Krankenhaus<br />

positive Effekte beschert hat. Zahlreiche<br />

Weiterbildungsermächtigungen ebenso wie etwa<br />

die Zertifizierung zum regionalen Traumazentrum<br />

vor zwei Jahren.<br />

Erfolgsmodell Orthopädie<br />

Seine Fachmedizin habe sich viel bewegt in den<br />

letzten Jahren. Dank der Endoprothetik habe man<br />

im orthopädischen Bereich riesige Fortschritte<br />

gemacht. « Das ist das Erfolgsmodell der Orthopädie<br />

schlechthin. » Die minimalinvasive Operation<br />

am Hüftgelenk war ein Quantensprung.<br />

Längst können Patienten nach fünf bis sieben<br />

Tagen schmerzfrei entlassen werden. Beide Hüften<br />

gleichzeitig operieren gehört heute ebenfalls zum<br />

medizinischen Standard.<br />

Das bewegt Carsten Johl. Ein Spezialist, der<br />

unerschütterlich auf beiden Facharztbeinen steht,<br />

der Orthopädie und Unfallchirurgie. Sein Blick<br />

in die Zukunft: « Die Arbeit mit adulten Stammzellen<br />

wird der nächste Meilenstein der Medizin<br />

werden. »


Medizin der Zukunft<br />

« Die Arbeit mit adulten Stammzellen wird der<br />

nächste Meilenstein der Medizin werden. »<br />

Carsten Johl auftreten 41


42 auftreten Stefan Hankemeier<br />

Medizin der Zukunft<br />

« Der stationäre und ambulante Bereich werden<br />

sich immer stärker verzahnen. Die Verweildauer<br />

des Patienten wird sinken. Nachbehandlungen<br />

werden weiter optimiert. »


Stefan Hankemeier auftreten 43<br />

sana klinikum hameln-pyrmont<br />

Immer auf Achse<br />

Stefan Hankemeier ist ein dynamischer Gestalter. Nicht nur<br />

was die Patientenbedürfnisse von morgen betrifft, sondern auch<br />

das Krankenhaus der Zukunft. Am Ende des Tages steht<br />

für ihn ein zufriedener Patient — immer und überall.<br />

Er sieht seine Arbeit sportlich. Das beginnt bereits<br />

am frühen Morgen, wenn er mit dem Fahrrad in die<br />

Klinik fährt. « Ich bin leidenschaftlicher Fahrradfahrer<br />

und Läufer. Das Auto bleibt bei mir morgens<br />

stehen. » Prof. Dr. med. Stefan Hankemeier mag<br />

es, wenn im Klinikalltag viel los ist und er dynamisch<br />

unterwegs sein kann.<br />

Kein Wunder, dass ihn der Bewegungsapparat<br />

des Menschen so interessiert. Sein Herz schlägt<br />

für die Orthopädie und Unfallchirurgie. « Jeder<br />

Tag ist bewegend, wenn ich den Patienten zuverlässig<br />

helfen kann. » Der persönliche Fokus<br />

liege für ihn in der Gelenkchirurgie. « Dass Menschen<br />

wieder schmerzfrei gehen können, funktionierende<br />

Extremitäten haben, ist eine tiefe Befriedigung.<br />

Daraus schöpfe ich meinen Ansporn.<br />

»<br />

Aktive Lebensführung<br />

Die Wege dorthin haben sich medizintechnisch<br />

in den letzten Jahren rasant entwickelt. Denn die<br />

Patienten haben immer höhere Ansprüche. « Sie<br />

wollen nicht nur schmerzarm oder schmerzfrei<br />

werden, sondern aktiv sein. Gerade die älteren<br />

Patienten möchten reisen oder sportlichen Aktivitäten<br />

nachgehen. Es reicht ihnen nicht mehr,<br />

nur schmerzarm zu Hause zu sein, sie wollen<br />

aktiv ihr Leben gestalten. »<br />

Gelenkerhaltende und gelenkersetzende Chirurgie<br />

sind für ihn ein gemeinsamer medizinischer<br />

Möglichkeitsraum. « Ich habe mir auf die Fahnen<br />

geschrieben, beides miteinander zu verbinden.<br />

Meine persönliche Herausforderung liegt darin,<br />

dass man für jeden Patienten mit Gelenkproblemen<br />

individuell die beste Lösung findet. Diese liegt nicht<br />

darin, nur das eine oder das andere zu machen.<br />

Das ist eine wirklich große Herausforderung, der<br />

wir uns täglich stellen müssen. »<br />

Im Krankenhaus wohlfühlen<br />

Wie aber sieht das Krankenhaus der Zukunft aus?<br />

« Erstens werden sich der stationäre und ambulante<br />

Bereich immer stärker verzahnen. Die Verweildauer<br />

des Patienten wird sinken. Nachbehandlungen<br />

werden weiter optimiert. » Ein weiterer Trend: Patienten<br />

wollen sich im Krankenhaus wohlfühlen.<br />

Räumlichkeiten und Umgangston müssen stimmen.<br />

« Man erwartet künftig nicht mehr nur eine<br />

exzellente medizinische Behandlung, sondern auch<br />

einen entsprechenden Komfort im Krankenhaus. »<br />

Viel gelernt, so Hankemeier, habe er diesbezüglich<br />

bei zwei längeren Auslandsaufenthalten in<br />

großen Universitätskliniken in Philadelphia und<br />

Baltimore.<br />

Das bewegt Stefan Hankemeier. Ein offener<br />

und dynamischer Arzt, der steigende Patientenbedürfnisse<br />

und das Krankenhaus der Zukunft<br />

zusammendenkt. Ein wenig Sorgen bereitet ihm<br />

noch die Infektionsrate nach Operationen. « Es<br />

wäre ein Meilenstein in der ersetzenden Gelenkchirurgie,<br />

die aktuelle, relativ geringe Rate von ein<br />

bis drei Prozent noch weiter zu reduzieren. »<br />

Prof. Dr. med.<br />

Stefan Hankemeier<br />

Chefarzt der Klinik für<br />

Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie<br />

<strong>Sana</strong> Klinikum<br />

Hameln-Pyrmont<br />

Saint-Maur-Platz 1<br />

31785 Hameln<br />

Telefon 05151 97-2221<br />

www.sana-hm.de


44 auftreten Bernd Gondolph-Zink<br />

Medizin der Zukunft<br />

« Wir müssen Departments mit noch höherer<br />

Spezialisierung einrichten. Aus dem Beherrschen<br />

des Gesamten soll sich Spezialistentum<br />

entwickeln. »


Bernd Gondolph-Zink auftreten 45<br />

<strong>Sana</strong>-klinik zollernalb<br />

Alles aus einer Hand<br />

Bernd Gondolph-Zink ist ein großer Name in der orthopädischen<br />

Zunft. Er hat der minimalinvasiven Chirurgie früh zu ihrem<br />

Durchbruch verholfen. Und nie aufgehört, das Neue zu denken und<br />

zu praktizieren.<br />

Ein Blick zurück: im Kellergewölbe eines alten<br />

Schlosses im französischen Tours. Ein rauschendes<br />

Silvesterfest. Mittendrin sitzt ein junger Deutscher.<br />

Er ist begeistert von den Gesprächen mit den<br />

französischen Medizinstudenten. « So will ich auch<br />

mal werden », denkt sich Prof. Dr. med. Bernd<br />

Gondolph-Zink. Einige Jahre später ist er Leiter<br />

der Bundeswehr-Sportmedizin Deutschlands. Im<br />

bayerischen Sonthofen, oben auf der Burg. Dort<br />

fällt auch die Entscheidung, Orthopäde zu werden.<br />

Gleichzeitig beflügelt durch eine Balletttänzerin,<br />

die er kennenlernt und heiratet. « Ballett, Körperbewegung<br />

und das Training begannen, mich zu<br />

interessieren. » Bald keimt der Wunsch, in eine<br />

größere Stadt zu wechseln, in der seine Frau<br />

ans Theater und er an eine Klinik gehen kann.<br />

So ziehen sie nach Frankfurt.<br />

1984 beschließt das Ehepaar, sich weiter in<br />

den Süden zu bewegen. Gondolph-Zink wird Oberarzt<br />

an der Universitätsklinik Ulm. Dort habilitiert<br />

er und wird leitender Oberarzt. Schließlich landet<br />

er in Albstadt, einer schwäbischen Stadt mit 50.000<br />

Einwohnern. Das Ehepaar schätzt bis heute die<br />

kurzen Anfahrtswege, das Wohnen direkt an der<br />

Klinik sowie den hohen Freizeitwert. « Es ist nur<br />

eine knappe Stunde nach Stuttgart, wo man jederzeit<br />

ins Ballett und Theater gehen kann. »<br />

Gondolph-Zink ist ein Wegbereiter der minimalinvasiven<br />

Chirurgie in Deutschland. Anfang<br />

der 1980er-Jahre etabliert er in Frankfurt die<br />

Arthroskopie.<br />

Die Gelenkspiegelung ist dam<strong>als</strong> neu und nicht<br />

unumstritten. « Ich kann mich an Konferenzen<br />

erinnern, wo wir jungen Ärzte mit den Worten<br />

‹ So ein Quatsch › beschimpft wurden. » Gondolph-Zink<br />

lässt sich indes nicht aufhalten. Nach<br />

Knie und Schulter arthroskopiert er <strong>als</strong> einer der<br />

weltweit ersten Chirurgen Hüften. Auch in der<br />

minimalinvasiven Gelenkersatzchirurgie wird er<br />

ein Vorkämpfer. Eine weitere medizinische Spezialbehandlung<br />

ist das Zementaufspritzen bei osteoporotisch<br />

gebrochenen Wirbelkörpern. « Viele<br />

alte Menschen kommen mit heftigsten Schmerzen<br />

nach einem Sturz oder durch Spontanfraktur. Mit<br />

zwei Einstichen rechts und links der Wirbelsäule<br />

wird über einen Ballonkatheter der Wirbel wieder<br />

angehoben und eine Höhle geschaffen. Dort wird<br />

Zement eingespritzt. Der Patient ist in der Regel<br />

sofort beschwerdefrei. »<br />

In Albstadt arbeitet Gondolph-Zink bereits am<br />

Krankenhaus der Zukunft. « Wir decken das gesamte<br />

Spektrum der orthopädischen Chirurgie<br />

und konservativen Orthopädie in einem Hause<br />

ab. Deshalb sind wir gleichzeitig Akutklinik und<br />

Rehamedizineinrichtung. » Sein nächstes Ziel:<br />

Departments mit noch höherer Spezialisierung<br />

einrichten. Gemäß dem Motto: « Aus dem Beherrschen<br />

des Gesamten soll sich Spezialistentum<br />

entwickeln. »<br />

Das bewegt Bernd Gondolph-Zink. Ein Wegbereiter<br />

der Orthopädie in Deutschland. Wenn er<br />

in die Zukunft blickt, ist er mit gleicher Begeisterung<br />

dabei: « Ich habe immer noch viel Kontakt mit<br />

ehemaligen Ober- und Assistenzärzten. Sie rufen<br />

mich beratend zu OPs hinzu. Auf Wunsch werde<br />

ich das weiter gerne tun. »<br />

Prof. Dr. med.<br />

Bernd Gondolph-Zink<br />

Ärztlicher Direktor und<br />

Chefarzt des Zentrums für<br />

Orthopädie, Wirbelsäulen -<br />

chi rurgie und Traumatologie<br />

<strong>Sana</strong>-Klinik Zollernalb<br />

Robert-Koch-Straße 26<br />

72461 Albstadt<br />

Telefon 07432 169-2001<br />

www.sana-klinik-zollernalb.de


46 auftreten Matthias Schürmann<br />

sana klinikum hof<br />

Einfach alles<br />

Matthias Schürmann ist leidenschaftlicher Generalist. Neben<br />

modernster OP-Technik setzt er auf konservative Behandlungsmethoden.<br />

Denn in einem großen Schwerpunktkrankenhaus<br />

wie Hof muss man das gesamte Medizinspektrum beherrschen.<br />

Prof. Dr. med.<br />

Matthias Schürmann<br />

Ärztlicher Direktor und<br />

Chefarzt der Chirurgischen<br />

Klinik – Unfallchirurgie,<br />

Orthopädische Chirurgie und<br />

Handchirurgie<br />

<strong>Sana</strong> Klinikum Hof<br />

Eppenreuther Straße 9<br />

95032 Hof<br />

Telefon 09281 98-2236<br />

www.sana-klinikum-hof.de<br />

Manchmal sieht man Prof. Dr. med. Matthias<br />

Schürmann noch um 22 Uhr laufen. Training am<br />

späten Abend. Der Chefarzt der Unfallchirurgie<br />

und Orthopädischen Chirurgie im <strong>Sana</strong> Klinikum<br />

Hof ist ein ambitionierter Langstreckenläufer. Dafür<br />

braucht man Disziplin, besonders nach einem<br />

13-stündigen Arbeitstag. « Für mich ist Sport der<br />

wichtigste Ausgleich für die intensive Tätigkeit »,<br />

sagt Schürmann, der seit zehn Jahren im Oberfränkischen<br />

lebt und arbeitet.<br />

Dabei wollte er auf Anhieb gar nicht Arzt werden.<br />

« Das war eher Zufall. » Zunächst hatte er<br />

Physik studiert, dann gewechselt und später am<br />

Münchner Uniklinikum Großhadern vom Arzt im<br />

Praktikum bis hin zum Oberarzt Karriere gemacht.<br />

Unmittelbar richtig handeln<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie faszinieren ihn<br />

bis heute. Beides fordere ihn täglich aufs Neue.<br />

« Die Faszination der Unfallchirurgie besteht in<br />

ihrer Unmittelbarkeit. Von jetzt auf gleich eine<br />

Situation beurteilen, beherrschen und richtig handeln.<br />

Das ist stressig, aufreibend, aber es bringt<br />

große Befriedigung. Vor allem die Verantwortung<br />

annehmen und sich in seinem Metier sicher fühlen.<br />

» In der Unfallchirurgie war er übrigens einer<br />

der ersten Ärzte hierzulande, die minimalinvasiv<br />

Wirbelfrakturen behandelt haben.<br />

Das breite Medizinspektrum verlangt er auch<br />

von seinen Ärzten. « In den Einstellungsgesprächen<br />

frage ich zuerst: ‹ Was wollen Sie werden? › Wenn<br />

einer anfängt, sich nur für die Schulter zu interessieren,<br />

antworte ich: ‹ Das können Sie in sechs<br />

Jahren sagen. Erst dann können Sie Schulterspezialist<br />

werden. ›»<br />

Das Thema bewegt ihn auch in anderer Richtung.<br />

« Wir müssen hier den Spagat zwischen elektiver<br />

orthopädischer Chirurgie und Unfallchirurgie<br />

schaffen. » Damit meint er das komplizierte Zusammenspiel<br />

zwischen akuter Notfallversorgung<br />

und vorausplanendem OP-Zeitmanagement. Eine<br />

Herausforderung, der sich viele « Fach »-<strong>Kliniken</strong><br />

nicht mehr stellen. Dort spezialisiere man sich nur<br />

noch auf kommerziell erfolgreiche Operationen,<br />

so Schürmann. « Es zählt nur noch: Wer ist der<br />

Beste bei der OP des rechten Sprunggelenks?!<br />

Ich würde mir mal eine Focus-Liste wünschen<br />

mit der Frage nach der besten Klinik, die junge<br />

Ärzte zu guten und breit ausgebildeten Chirurgen<br />

macht. »<br />

Das bewegt Matthias Schürmann. Ein Generalist,<br />

der über den Tellerrand blickt und Qualitätsmedizin<br />

umfassend definiert. Sein Rat für die<br />

Zukunft: « Der Bewegungsapparat darf nicht zur<br />

operativen Spielwiese werden — die Chirurgie sollte<br />

versuchen, einen Teil ihrer konservativen Behandlungskompetenz<br />

wieder zurückzugewinnen. »


Matthias Schürmann auftreten 47<br />

Medizin der Zukunft<br />

« Wir müssen den Spagat zwischen elektiver<br />

orthopädischer Chirurgie und Unfallchirurgie<br />

schaffen. Damit meine ich das komplizierte<br />

Zusammenspiel zwischen akuter Notfallversorgung<br />

und vorausplanendem OP-Zeitmanagement. »


48 auftreten Stefan Sell<br />

<strong>Sana</strong> <strong>Kliniken</strong> Bad Wildbad / sana gelenk- und rheumazentrum baden-württemberg<br />

Bewegen und bewegt werden<br />

Stefan Sell ist Arzt und Forscher. In der Klinik kümmert er sich um<br />

die schnelle Erholung seiner Patienten nach Operationen. An seinem<br />

neuen Lehrstuhl forscht er, wie Menschen ein Leben lang beweglich<br />

bleiben können. Beide Welten profitieren voneinander.<br />

Prof. Dr. med. Stefan Sell<br />

Chefarzt der Klinik für<br />

Endoprothetik und<br />

Gelenkchirurgie<br />

<strong>Sana</strong> <strong>Kliniken</strong> Bad Wildbad /<br />

<strong>Sana</strong> Gelenk- und Rheumazentrum<br />

Baden-Württemberg<br />

König-Karl-Straße 5<br />

75323 Bad Wildbad<br />

Telefon 07081 179-561<br />

www.sana-wildbad.de<br />

In seinen Vorträgen fragt er oft das Publikum,<br />

wer seine Brötchen am Sonntagmorgen noch zu<br />

Fuß hole. Prof. Dr. med. Stefan Sell schmunzelt:<br />

« Kaum einer meldet sich. Denn 99 Prozent holen<br />

sie mit dem Auto. » Auf der anderen Seite steige<br />

die Zahl der 30- bis 50-Jährigen, die sich mehr<br />

bewegen und etwas für sich tun wollen. « Sie sind<br />

allerdings die Minderheit. » Sportlich aktive Menschen<br />

liegen Sell seit jeher am Herzen. Nicht nur,<br />

weil er in jungen Jahren selbst hochaktiv war,<br />

sondern auch aus der frühen Bekanntschaft mit<br />

Prof. Heinrich Heß heraus, dem langjährigen Arzt<br />

der Fußballnationalmannschaft.<br />

Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der<br />

Rheu maorthopädie. Nach einer klinischen und<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit an der Orthopädischen<br />

Universitätsklinik in Tübingen ist er vor zehn Jahren<br />

nach Bad Wildbad gewechselt. Soeben ist<br />

eine neue Aufgabe dazugekommen: « Seit Ja nuar<br />

2013 habe ich einen Lehrstuhl für Sportorthopädie<br />

an der Universität Karlsruhe. Das ist eine<br />

wunderbare Symbiose zwischen ganz praktischem<br />

Arbeiten in einer Klinik und wissenschaftlicher<br />

Aufarbeitung an einer Universität. »<br />

In den letzten 30 Jahren hat er akribisch den<br />

orthopädischen Fortschritt verfolgen können. Sein<br />

Fazit: Die Operationstechniken sind heute viel<br />

feiner, sensibler und schonender. « Als ich 1984<br />

begonnen habe, gab es drei Größen bei Knieprothesen.<br />

Heute haben wir alle zwei Millimeter eine<br />

neue Knieprothese. Damit können wir viel feiner<br />

ausbalancieren. » Und was die Nachbehandlung<br />

betrifft, hat sich die Medizinwelt ebenfalls gedreht.<br />

Rapid Recovery, schnelle Erholung, lautet das<br />

Motto heute. « Dahinter steht die Erkenntnis: Je<br />

früher man Patienten nach der OP bewegt, desto<br />

weniger Ärger und Komplikationen entstehen. Sie<br />

werden bereits am OP-Tag bewegt und können<br />

aufstehen. Je schneller sie fit werden, desto besser<br />

das Ergebnis. »<br />

Zwischen Praxis und Forschung<br />

Bewegung ist alles. An seinem neuen Lehrstuhl will<br />

Sell deshalb auch ein Arthroseforschungszentrum<br />

etablieren. Ein Schwerpunkt: « Was kann man<br />

mit Bewegung erreichen? » Auch im Hinblick auf<br />

ältere Patienten, die sich noch topfit fühlen und<br />

bewegungsaktiv bleiben wollen. « Wie kriegt man<br />

sie an den Punkt, dass sie wieder Sport treiben<br />

können? »<br />

In Zukunft glaubt Sell vor allem an einen Sprung<br />

bei den Zelltransplantationen. « Wenn man beispielsweise<br />

künftig einen Knorpeldefekt am Kniegelenk<br />

hat, werden Knorpelzellen entnommen,<br />

in einem externen Labor gezüchtet, vermehrt und<br />

schließlich in hoher Zahl wieder transplantiert.<br />

Da werden wir uns weiter perfektionieren. » Immer<br />

nur, um die Menschen möglichst lebenslang in<br />

Bewegung zu halten.<br />

Das bewegt Stefan Sell. Ein Weltengänger<br />

zwischen klinischer Praxis und wissenschaftlicher<br />

Forschung. Sein Blick in die Zukunft: Krankenhäuser<br />

<strong>als</strong> Netzwerkknoten der Prävention, Operation<br />

und Nachbehandlung.


Stefan Sell auftreten 49<br />

Medizin der Zukunft<br />

« Die Menschen möglichst lebenslang in Bewegung<br />

halten. Krankenhäuser sind diesbezüglich<br />

Netzwerkknoten der Prävention, Operation und<br />

Nachbehandlung. »


50 Blaubuch über uns<br />

Weiche und harte Fakten<br />

Knochen zählen<br />

fig.: Messungen ergaben,<br />

dass die Apollo-<br />

Astronauten in der<br />

Schwerelosigkeit des<br />

Weltraums vier Gramm<br />

Knochen pro Monat<br />

verloren.<br />

fig.: Der kleinste<br />

Knochen ist nur<br />

3 mm lang —<br />

der Steigbügel<br />

im Mittelohr.<br />

fig.: Beim<br />

Kopfnicken sind<br />

35 Knochen in<br />

Bewegung.<br />

fig.: Beim<br />

Achselzucken<br />

sind vom<br />

Schlüsselbein<br />

bis zum<br />

kleinen Finger<br />

64 Knochen<br />

in Bewegung.<br />

fig.: Ein freundliches<br />

Lächeln<br />

erfordert nur 2<br />

Muskeln.<br />

Säuglinge haben<br />

ungefähr 350 Knochen<br />

und Knorpel, die<br />

zum Teil später<br />

zusammenwachsen.<br />

Im Verhältnis zu<br />

ihrem Gewicht sind<br />

Knochen so kräftig wie<br />

Stahl, aber sie halten<br />

viermal so viel aus<br />

wie die gleiche Menge<br />

Stahlbeton.<br />

fig.: Zum Stützund<br />

Bewegungsapparat<br />

gehören<br />

außerdem<br />

656 Muskeln,<br />

100 Gelenke<br />

und zahlreiche<br />

Sehnen und<br />

Bänder.<br />

fig.: Das<br />

menschliche<br />

Skelett macht<br />

nur etwa 12<br />

bis 20 Prozent<br />

des gesamten<br />

Körpergewichtes<br />

aus, die Muskeln<br />

(insgesamt 656)<br />

hingegen<br />

40 Prozent.<br />

fig.: Der<br />

Mensch hat<br />

206 Knochen,<br />

die Hälfte davon<br />

an Händen<br />

und Füßen.<br />

fig.: Der größte<br />

Knochen ist mit<br />

durchschnittlich<br />

46 cm der<br />

Oberschenkelknochen,<br />

er kann ein<br />

Gewicht von<br />

1,65 Tonnen<br />

tragen.<br />

fig.: Bei einem<br />

einzelnen Schritt<br />

sind 61 Knochen<br />

in Bewegung.<br />

Katzen haben ca.<br />

40 Knochen mehr<br />

<strong>als</strong> Menschen. Dafür<br />

hat der Mensch doppelt<br />

so viele Knochen<br />

wie eine Giraffe.<br />

Wenn Knochen viel<br />

bewegt werden,<br />

wachsen sie und<br />

verstärken sich. Ohne<br />

Belastung werden sie<br />

hingegen leichter.


Seite Rubrik 51<br />

Blaubuch im Dialog<br />

Wie beweglich ist das Krankenhaus der Zukunft?<br />

Diskutieren Sie mit!<br />

Impressum<br />

Hier endet die dritte Ausgabe des Blaubuchs.<br />

Doch die Reise geht weiter.<br />

Wir freuen uns sehr auf Ihre Meinung,<br />

Leserbriefe, Reaktionen, Lob und Kritik.<br />

Themenvorschläge richten Sie bitte an<br />

blaubuch@sana.de<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Sana</strong> <strong>Kliniken</strong> <strong>AG</strong><br />

Oskar-Messter-<br />

Straße 24<br />

85737 Ismaning<br />

Leitung<br />

(verantwortlich):<br />

Dr. Michael Philippi<br />

Susanne Heintzmann<br />

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Magazinentwicklung,<br />

Redaktion und Autoren:<br />

Dr. Peter Felixberger<br />

Gundula Englisch<br />

Assistenz:<br />

Christina Bunge<br />

Herstellung und<br />

Koordination:<br />

Amedick & Sommer,<br />

Stuttgart<br />

Art Direction:<br />

Christoph Schulz-<br />

Hamparian<br />

Foto/Illustration:<br />

Darius Ramazani,<br />

Katrin Stangl,<br />

Bernhard Kahrmann,<br />

Evelina Pezer,<br />

Christoph Schulz-<br />

Hamparian<br />

S. 1, 28: Plainpicture;<br />

S. 10, 11, 13, 17, 38,<br />

39, 50: Thinkstock;<br />

S. 13: iStockphoto;<br />

S. 17: akg-images /<br />

Banco de México Diego<br />

Rivera Frida Kahlo Museums<br />

Trust / VG Bild-Kunst,<br />

Bonn 2013;<br />

S. 23: Fotolia;<br />

S. 24: DePuy<br />

Orthopaedics Germany;<br />

S. 27: imago /<br />

Norbert Schmidt;<br />

S. 34: Forschungsabteilung<br />

RKU;<br />

S. 35: Ekso Bionics;<br />

S. 37: Getty Images;<br />

S. 42: <strong>Sana</strong>;<br />

S. 50: Nasa / Wikimedia<br />

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Die <strong>Sana</strong> <strong>Kliniken</strong> wurden 1976 gegründet und werden von 31 privaten<br />

Krankenversicherungen getragen. Wir behandeln sowohl gesetzlich wie privat<br />

versicherte Patienten.


aufrichten<br />

« Früher Knochensäge,<br />

Bohrer, Meißel,<br />

Zange — heute sind<br />

die Werkzeuge kleiner,<br />

feiner, sanfter und<br />

intelligenter. »<br />

aufstreben<br />

« … Am Eingang der<br />

Liegendaufnahme<br />

warten ein Unfallchirurg,<br />

ein Anästhesist, ein<br />

Bauchchirurg und<br />

zwei Pflegekräfte auf<br />

Peter S. … »<br />

auftreten<br />

« Die Faszination<br />

der Unfallchirurgie<br />

besteht in ihrer<br />

Unmittelbarkeit. Von<br />

jetzt auf gleich eine<br />

Situation beurteilen,<br />

beherrschen und<br />

richtig handeln. »<br />

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