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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

Durchschnittsalter der Grundschüler führt dazu, dass auch <strong>im</strong> europäischen Vergleich deutsche<br />

Schulanfänger deutlich älter sind. Gleichzeitig wächst in der Gesellschaft die Erwartung, dass<br />

alle Kinder gemeinsam ihre wohnortnahe Grundschule besuchen können. Dazu gehört, dass Behinderte<br />

nicht länger ausgesondert werden. Diese Tendenz verschärft die bereits bestehende<br />

Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen Forderung nach Integration aller Kinder in der<br />

Schule und der tatsächlich praktizierten Selektion be<strong>im</strong> Schuleintritt. Daher scheint eine Veränderung<br />

<strong>des</strong> Einschulungsverfahrens wie auch der Organisationsstruktur der Grundschule geboten.<br />

Ziel der Veränderung sollte es sein, die Grundschule so weiterzuentwickeln, dass sie<br />

Schulfähigkeit nicht mehr voraussetzt, sondern durch entsprechende Förderung selbst entwickelt.<br />

Weiter sind Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Aussonderung von Kindern vermeiden"<br />

(NIEDERSÄCHSISCHER LANDTAG 1995b, Drucksache 13 / 1023, 1f).<br />

Diese Veränderung sollte zunächst, so der Beschluss, an einer begrenzten Zahl Voller Halbtagsschulen<br />

erprobt werden, die bereit sind, sich am <strong>Modellversuch</strong> zu beteiligen. Insgesamt<br />

beantragten 10 Schulen die Teilnahme. Eine hatte bereits vorher nämlich <strong>im</strong> Schuljahr 1994 /<br />

95 Modellstatus, eine weitere begann <strong>im</strong> Schuljahr 1995 / 96, sieben Schulen 1996 / 97 und eine<br />

1997 / 98. Den Diskussionsprozess, den die Ausschreibung an einigen Schulen auslöste,<br />

konnte ich persönlich in einer meiner Kooperationsschulen verfolgen. In diesem Fall entschied<br />

sich das Kollegium <strong>des</strong>halb gegen einen Antrag, weil die Ausstattung <strong>des</strong> <strong>Modellversuch</strong>s als<br />

un<strong>zur</strong>eichend eingeschätzt wurde. Ein Jahr später bereute das Kollegium die Entscheidung,<br />

nachdem einige Projekterfolge in der Zeitschrift Beispiele 09 / 97 veröffentlicht worden waren.<br />

So mag es auch anderen Schulen ergangen sein. Die Zurückhaltung spiegelt sich in den Antragszahlen.<br />

Es ist mir nicht bekannt, dass ein Antrag einer Schule durch das Ministerium abgelehnt<br />

worden wäre. Die Erprobungsphase so der Landtagsbeschluss sollte min<strong>des</strong>tens fünf Jahre dauern.<br />

Folgende Zielsetzungen wurden festgelegt:<br />

• Verzicht auf Zurückstellungen und Aufnahme aller Kinder eines Schuljahrgangs<br />

ohne Schulfähigkeitsprüfung<br />

• Entwicklung der Schulfähigkeit in der Grundschule und Verbesserung der<br />

Kindfähigkeit der Schule<br />

• Individuelle Verweildauer in den ersten beiden Schuljahren von ein bis drei Jahren<br />

• Individualisierung und Differenzierung bei gleichzeitiger Integration<br />

• Einrichtung einer jahrgangsübergreifenden Schulanfangsklasse<br />

• Integration von Sozialpädagogen in die Schuleingangsphase<br />

• Rhythmisierung <strong>des</strong> Schulvormittags und verlässliche Öffnungszeiten<br />

(Volle Halbtagsschule)252<br />

Indem er jahrgangsübergreifende Klassen und gemeinsamen Unterricht aller Kinder beinhaltet,<br />

ist der niedersächsische <strong>Modellversuch</strong> derzeit der am weitesten gehende. Es gab keine Vorgabe,<br />

wie die "Erprobung" hinsichtlich ihrer Fragestellung oder Methodik ausgestaltet werden<br />

sollte und zunächst auch nur eine punktuelle wissenschaftliche Begleitung einzelner Schulen<br />

durch drei WissenschaftlerInnen (BÖNSCH{ XE "BÖNSCH" }, CARLE{ XE "CARLE" } und<br />

NAUCK{ XE "NAUCK" }253). So sah die Vorgehensweise der einzelnen Schulen unterschiedlich<br />

252 Dahinter steht die Vorstellung der Einheit von Unterricht und Schulleben in der Vollen Halbtagsschule in<br />

Verbund mit den jahrgangsübergreifenden Klassen. Die Kombination mit der flexiblen Durchlaufzeit <strong>im</strong> Sinne<br />

eines Stammgruppenmodells sowie die Vorgabe, auch Kinder mit Behinderungen aufzunehmen, legt nahe, dass<br />

hierfür Peter-Petersens{ XE "Petersen, Peter" } Jena-Plan Modell gewesen sein könnte.<br />

253 Nauck{ XE "Nauck" } hat seine Begleitforschungsarbeit veröffentlicht (1999a). Die Herangehensweise ist<br />

für den <strong>Modellversuch</strong> nicht zielführend, da die Schulversuche explorativ angelegt sind, hier aber Detailprobleme<br />

testdiagnostisch untersucht werden, statt die Schule in ihrem Entwicklungsprozess zu unterstützen. Vorgenommene<br />

Parallelisierungen von Vergleichsgruppen aus anderen Schulen sind nicht nachvollziehbar beschrieben,<br />

dabei wurde jedoch sicher die Schulversuchssituation (die zum Untersuchungszeitpunkt an der Schu-<br />

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