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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

das Sozialverhalten). Auch hierfür und für andere Vorzüge <strong>des</strong> Lernens unter Bedingungen <strong>des</strong><br />

neustrukturierten Schulanfangs fehlen geeignete Messinstrumente.<br />

Schließlich zeigen die meisten Berichte, dass in den Schulen nicht alle Lehrerinnen und<br />

Lehrer von Anfang an hinter dem <strong>Modellversuch</strong> stehen, ein Anzeichen dafür, dass die Projekte<br />

noch nicht in die Schule integriert sind. WEICK{ XE "WEICK" } (1995) beschreibt dies als typisches<br />

Phänomen der Abkapselung von <strong>Modellversuch</strong>en in der eigenen Institution, wodurch<br />

diese sich vor Veränderung schützt. Was noch fehlt, ist eine Strategie, konstruktiv mit dieser<br />

ambivalenten Situation umzugehen. In Kapitel 10 ('Projektperspektive') werde ich versuchen,<br />

hierfür <strong>im</strong> reichen Schatz der Projektgestaltungsmethodik ein geeignete Vorgehensweise zu finden.<br />

Insgesamt ist erstaunlich, wie grundlegend einige Schulen ihre pädagogisch-didaktische Arbeitsweise<br />

und die Organisation der Schuleingangsphase <strong>im</strong> Laufe der ersten zwei bis drei Projektjahre<br />

geändert haben. Dies , obwohl <strong>im</strong> niedersächsischen <strong>Modellversuch</strong> nur eine sehr geringe<br />

Ausstattung <strong>zur</strong> Verfügung stand. Erschwert wurde die Entwicklung durch zwei Faktoren.<br />

Erstens vollzog sich der bisherige Innovations-, Wissens- und Kompetenzzuwachs in den Schulen<br />

überwiegend <strong>im</strong> Rahmen <strong>des</strong> herkömmlichen, schulpraktischen Lernens und der engeren<br />

schulartgegebenen, methodischen Tradition. Kooperation und Lernen mit Anderen - gar mit<br />

schulfremden Einrichtungen und Kompetenzfeldern - fehlt in diesem Modell weitgehend. Zweitens<br />

mangelte es den meisten Reformschulen be<strong>im</strong> notwendigen methodischen Exper<strong>im</strong>entieren<br />

und Erfahrungslernen unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen sowohl an ausreichender<br />

Zeit wie auch an praxisrelevanten Modellen, Methoden und Medien.<br />

Diese grundlegende Mangelsituation wird den Reformschulen und den betreffenden Ämtern<br />

erst <strong>im</strong> Laufe der Durchführung bewusst. Beide Seiten suchten nach diesen neuen <strong>Erfahrungen</strong><br />

und Hilfen. Die nötigen Ressourcen für die Entwicklungsarbeit mussten jedoch von den einzelnen<br />

Lehrpersonen zusätzlich aufgebracht werden. Hinzu kommt der für Reformstarts typische<br />

Enthusiasmus, der die Beteiligten auch noch unter zusätzlichen Zeit- und Erfolgsdruck setzt. Unter<br />

diesen Umständen fiel es den Projektverantwortlichen oft schwer, weitere Lehrpersonen zu<br />

begeistern und so das Projekt auf die ganze Schule auszuweiten.<br />

7.6 Konsequenzen für die wissenschaftliche Begleitung künftiger<br />

<strong>Modellversuch</strong>e mit ähnlicher Zielsetzung<br />

Eine wissenschaftliche Begleitung von komplexen <strong>Modellversuch</strong>en sollte die Intentionen <strong>des</strong><br />

Projekts stützen, um nicht zusätzlich zu den bereits vorhandenen Anforderungen neue Belastungen<br />

zu erzeugen. Die erforderliche zielgerichtete, planvolle Entwicklungsarbeit an den Schulen,<br />

deren Dokumentation und Evaluation sowie die Aufbereitung der entwickelten Produkte können<br />

zugleich der Reflexion wie der Auswertung <strong>des</strong> <strong>Modellversuch</strong>s dienen. Eine klare Struktur <strong>des</strong><br />

Begleitungsprozesses ist die Voraussetzung für seine Handhabbarkeit. Entsprechende personelle<br />

Ressourcen müssen sowohl für die Unterstützung <strong>des</strong> Schulentwicklungsprozesses als auch<br />

für die wissenschaftliche Erhebung eingeplant werden. Nur wenn beide zusammenarbeiten kann<br />

der <strong>Modellversuch</strong> durch eine solche Flankierung von außen positive Impulse erhalten.<br />

Da nun bereits aus mehreren <strong>Modellversuch</strong>en <strong>zur</strong> <strong>Neustrukturierung</strong> <strong>des</strong> Schulanfangs Ergebnisse<br />

vorliegen, sollte in künftigen <strong>Modellversuch</strong>en vor allem auf die Verbreitung der Entwicklungen<br />

aus den Schulen Wert gelegt werden. Dass einzelne Schulen den Anforderungen eines<br />

solchen <strong>Modellversuch</strong>s prinzipiell genügen können, ist bekannt, es fehlt jedoch auch international<br />

an Strategien, die Ergebnisse der innovativen Schulen breit gestreut weiteren Schulen<br />

für deren Entwicklung dienstbar zu machen (HARGREAVES{ XE "HARGREAVES" } 1998; vgl.<br />

Kapitel 2).<br />

Die wissenschaftliche Begleitung eines schulübergreifenden, kooperativen Entwicklungsprozesses<br />

kann nicht in Form einer quasi-exper<strong>im</strong>entellen Vorher-Nachher-Untersuchung erfolgen.<br />

Auch Vergleiche mit modellversuchsfremden Kontrollklassen versprechen in der derzeiti-<br />

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