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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

HAMEYER{ XE "HAMEYER" } hat die Selbsterneuerungsfähigkeit von Grundschulen in vier<br />

Nationen untersucht und fand heraus, dass schulpraktische Versiertheit und pädagogische Phantasie<br />

eine unverzichtbare Voraussetzung für Selbsterneuerung waren (HAMEYER{ XE<br />

"HAMEYER" } 1995, 154). Die meisten <strong>Modellversuch</strong>sberichte der Projekte <strong>zur</strong> <strong>Neustrukturierung</strong><br />

<strong>des</strong> Schulanfangs bieten vielfältige Beispiele, wie mit pädagogischer Phantasie auch<br />

schwierige Probleme gelöst wurden. Eine Unterstützung der pädagogischen Phantasie führt<br />

offensichtlich zu Verbesserungen. Ohne lebendige Vorbilder sind gravierendere Veränderungen<br />

kaum vorstellbar. Auch hierfür benötigen die Schulen Anregungen von außen, Kontaktvermittlung<br />

und vor allem viel mehr Zeit.<br />

Einige Schulversuche, in denen nicht gerade eine zeitweise Lähmung durch Überforderung<br />

den Entwicklungsprozeß behinderte, sorgten selbst dafür, dass die unterrichtspraktische Kompetenz<br />

durch systematisches Verändern auf ein reflektierteres Niveau kam. Die Analyse aller<br />

Berichte, auch derjenigen aus den anderen Bun<strong>des</strong>ländern, lässt zwei wesentliche Unterschiede<br />

erkennen. Einige Schulen stellen vor allem die organisatorischen Veränderungen dar und berichten<br />

nicht über die Lernprozesse selbst. Hier bleibt der Prozeß selbst einer weiteren Analyse<br />

ohne zusätzliche Erhebung verschlossen. Andere beschreiben eine kontinuierliche Reflexion<br />

und das systematische Bemühen um die Steigerung der Effizienz der eigenen Arbeit. Eine solche<br />

Exper<strong>im</strong>entierhaltung setzt sich kritisch mit dem Veränderungsprozeß auseinander und<br />

blickt nicht nur auf das Ziel. Gerade die Reflexion <strong>des</strong> Prozesses ist Voraussetzung dafür, sich<br />

bewältigbare und dennoch herausfordernde neue Aufgaben zu stellen, deren Lösung dann<br />

wieder neue <strong>Erfahrungen</strong> mit sich bringt.<br />

Die beruflichen Lerneffekte aus der fortwährenden reflektierten Auseinandersetzung mit den<br />

Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler und der Qualität der eigenen Serviceleistungen<br />

sind eine Möglichkeit <strong>zur</strong> Erweiterung schulpädagogischer Kompetenz - die Bedingung für professionelle<br />

Entwicklung. Auch dafür bieten die Berichte Beispiele. Es scheint eine sich selbst<br />

verstärkende Sogwirkung zu entstehen: Systematisches Vorgehen schafft Transparenz, macht<br />

damit den Blick auf den gerade entscheidenden Engpaß frei, der mit pädagogischer Phantasie<br />

und geschickter Kooperation überwunden werden kann. Damit wird die pädagogische Wirksamkeit<br />

als herstellbar erlebt, eine Voraussetzung für jenen motivationalen Kick, den<br />

CSIKSZENTMIHALY{ XE "CSIKSZENTMIHALY" } als Flowerlebnis bezeichnet. Wo sich dieser Erfolgssog<br />

noch nicht eingestellt hatte, war der Anfang sehr schwer und führte die Kollegien offenbar<br />

an die Grenze der Belastbarkeit: "Am Ende <strong>des</strong> ersten Versuchsjahres best<strong>im</strong>mten intensive<br />

Diskussionen und Planungen zum schuljahrgangsübergreifenden Unterricht ebenso die Arbeit<br />

<strong>im</strong> Kollegium wie Fördermöglichkeiten einzelner Kinder. Zeitweilig hatten sowohl die<br />

Lehrkräfte selbst, als auch der Beobachter von außen den Eindruck, das Kollegium habe sich zu<br />

viel vorgenommen. Die Reibungsverluste waren recht hoch" (KÖPKE{ XE "KÖPKE" } 1997,<br />

52).<br />

Am Anfang ist der Weg der kleinen Schritte noch so weit vom Ziel entfernt, dass nicht klar<br />

ist, ob er überhaupt je zum Ziel führen wird. Grundvoraussetzungen fehlen, um die hinter den<br />

offensichtlichen Symptomen liegenden Engpässe, die für das Stocken der Entwicklung gerade<br />

verantwortlich sind, überhaupt als solche zu erkennen, angemessen zu interpretieren und als ü-<br />

berwindbar einzuschätzen. Vom Standpunkt eines Außenstehenden aus, stellt sich die Situation<br />

so dar, als sei die Lehrperson oder das Kollegium wenig motiviert, nicht lernbereit oder uneinig,<br />

sich mit den anstehenden Problemen intensiv auseinanderzusetzen und die Verantwortung<br />

für das Gelingen <strong>des</strong> Reformprozesses zu übernehmen.<br />

Aus der Innenperspektive <strong>des</strong> Kollegiums werden beispielsweise Verhaltensauffälligkeiten<br />

eines Kin<strong>des</strong> nicht als eine best<strong>im</strong>mte Strategie seines Umgangs mit seiner aktuellen Situation<br />

interpretiert, sondern als Regelverstöße und dementsprechend mit speziellen Interventionen zu<br />

ihrer Beseitigung geahndet. Man meint, alles Erdenkliche getan zu haben. Vermeintliche Hilfen<br />

setzen aber aber gerade <strong>des</strong>wegen falsch an, weil die vorangegangene Diagnose mangels ausreichender<br />

Erfahrung mit dem spezifischen Problem nicht gelingen kann und das Anliegen <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong> gar nicht in den Blick kommt. Bei diesen Überlegungen wird deutlich, dass eine Meta-<br />

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