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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

(Gemeinde, Kooperationspartner, Ministerium etc.) und nach innen (Eltern, Lehrpersonen,<br />

Schülerinnen und Schüler). Vor allem die organisatorischen Aufgaben und die Vermittlung zwischen<br />

verschiedenen Interessen wachsen. In einigen Schulen hat die Schulleitung offenbar viele<br />

Entscheidungen in die Projektteams verlagert. Auf solche Aufgaben sind die Schulleitungen und<br />

die Projektteams nicht besonders vorbereitet. Hier wird Beachtliches ohne zusätzliche Ausbildung<br />

geleistet. Unterstützung könnte sicherlich anders benötigte Kräfte sparen.<br />

Besonderer Mangel herrscht meines Erachtens an Methoden <strong>zur</strong> Bewusstmachung <strong>des</strong> schulischen<br />

Entwicklungsprozesses, an Projektmanagementmethoden, die <strong>zur</strong> Umstrukturierung der<br />

schulischen Abläufe ohne unnötige Überforderungen erforderlich wären sowie an Methoden der<br />

Entwicklung von Kooperation und Teamarbeit. Zudem war <strong>im</strong> niedersächsischen <strong>Modellversuch</strong><br />

m. E. zu wenig Planungsvorlauf für einige Schulen und zu wenig Unterstützung bei der Planung<br />

vorhanden. Die Folge war z.B., dass sich Fehler aus dem ersten Versuchsjahr an einigen<br />

Schulen <strong>im</strong> zweiten Versuchsjahr wiederholten (z.B. ein zu knapper Zeitplan), dass zu viel<br />

Kraft in Umwege investiert wurde (z.B. dass <strong>im</strong> ersten Jahr durchweg ohne Jahrgangsmischung<br />

begonnen wurde mit der Folge viel zu häufiger Verhaltensprobleme) oder dass die Kooperation<br />

aus welchen Gründen auch <strong>im</strong>mer einzelne Beteiligte zeitlich in unzumutbarem Ausmaß belastete.<br />

Schließlich fällt auf, dass <strong>im</strong> niedersächsischen <strong>Modellversuch</strong> die Kooperation mit dem<br />

Kindergarten nur in vier Schulen besonders erwähnt wird: Nur von zwei Schulen (LF401,<br />

LF501) wird eine positive Zusammenarbeit mit der vorschulischen Institution beschrieben.<br />

In einem weiteren Fall wird von Interessenskonflikten (LF701) gesprochen. Eine Schule beklagt,<br />

dass in ihrem Einzugsgebiet 11 Vorschuleinrichtungen liegen, wodurch die Kooperation<br />

äußerst schwierig zu organisieren sei (LF101). Dies ist nur ein augenfälliges Beispiel dafür,<br />

wie schwer es ist, alte Strukturen überhaupt wahrzunehmen und zu verändern. Gerade ein <strong>Modellversuch</strong>,<br />

der den Elementar- und den Pr<strong>im</strong>arbereich betrifft, müsste eigentlich die Kooperation<br />

zwischen beiden als zentral betrachten. Die Veränderungsarbeit sollte meines Erachtens<br />

neben der weiterhin zu gewährleistenden Unterrichtsqualität als eigene Größe betrachtet werden,<br />

für die andere Kompetenzen als für den Schulalltag erforderlich sind. Diese Kompetenzen<br />

sind nicht von selbst vorhanden, sondern müssen erst eine Ausbildung erfahren. Hierfür sollten<br />

Ressourcen von vorne herein eingeplant werden. Das folgende Unterkapitel geht zusammenfassend<br />

auf die Frage ein, was den Schulversuchen auf ihrem schwierigen Weg helfen könnte.<br />

7.5 Was könnte Schulen auf dem Weg <strong>zur</strong> <strong>Neustrukturierung</strong> <strong>des</strong><br />

Schulanfangs unterstützen?<br />

Letztlich bildeten in allen Schulen die kleinen Verbesserungsschritte <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer neben<br />

den veränderten schulischen Organisationsstrukturen das Fundament der Innovation. Bei einer<br />

näheren Untersuchung der Praxisberichte wird deutlich, dass Schulen bei geringerer Erfahrung<br />

mit förderdiagnostisch begründeter Differenzierung und mit der Kooperation mehrerer Fachleute<br />

<strong>im</strong> Unterricht eine schwierigere Ausgangsbasis haben als andere. Andererseits gab es<br />

auch Beispiele dafür, dass traditionell sonderpädagogische Verhaltensweisen264, die auf spezifische<br />

Art mit traditioneller Grundschularbeit harmonieren, in die Schulversuche <strong>im</strong>plementiert<br />

wurden, dadurch aber das Zusammenspiel von individueller Förderung und Integration der<br />

Klasse oder Schule <strong>zur</strong> Lerngemeinschaft empfindlich gestört wurde.<br />

Das Wissen über integrationspädagogische Diskurse schien mir an den Schulen sehr gering<br />

zu sein. Das fiel mir nicht nur bei meinem Besuch <strong>des</strong> Treffens der Schulversuche auf, sondern<br />

spricht auch aus den meisten Berichten. Eine stärkere Reflexion der Widersprüche zwischen<br />

Auslesefunktion und Bildungsfunktion der Schule ist in der hochbelasteten Alltagssituation<br />

sicherlich nur mit Anregungen von außen zu schaffen.<br />

264 Defizitorientierte Diagnostik, kleinschrittige Förderung, Therapie am Detail passt zu fehlerorientierter<br />

Bewertung, kleinschrittigen Arbeitsblättern, Zusatzübungen für Leistungsschwächere<br />

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