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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

• Welche Lernwege schlägt das Kind ein?<br />

• Wodurch kann man dem Kind bei der Bewältigung persönlicher Probleme helfen?<br />

• Für welche Lerninhalte ist das Kind gerade besonders empfänglich?<br />

• Welche Materialien könnten dem Kind <strong>zur</strong> Vertiefung, Erweiterung, zum Transfer<br />

dienen?263<br />

Im Prinzip entstehen diese Beobachtungsaufgaben überall dort, wo die Lerntätigkeit der Kinder<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt steht, nicht nur in einer Schule mit dem "Fachraumprinzip". Aber hier wird sie<br />

fokussiert, weil sich die Lehrperson auf einen Lernbereich konzentrieren kann. Zwischen den<br />

Zeilen wird in allen Berichten der Schulversuche deutlich, dass die Lehrperson Spezialistin für<br />

Materialangebote sein muss. Wer mit vorbereiteten Umgebungen arbeitet, kann die Kinder nur<br />

sinnvoll unterstützen,<br />

• wenn das richtige Material bereitgestellt ist, nämlich solches, das für die einzelnen<br />

Kinder auf ihren unterschiedlichen Lernwegen eine Unterstützung bietet<br />

• wenn die Lehrperson die Materialien hinsichtlich der in ihnen steckenden<br />

Anforderungen kennt<br />

• wenn sie zwischen Lerninteressen, Lernwegen der Kinder und dem vorhandenen<br />

Material vermitteln kann<br />

• wenn sie die Kinder bei der Beschaffung oder Herstellung eigener Materialien<br />

unterstützen kann<br />

Mit einer entwicklungsorientierten Didaktik ergibt sich die Notwendigkeit einer veränderten<br />

Evaluation <strong>des</strong> Lernprozesses der Kinder. Bei der Arbeit mit dem Schulbuch wurde aus dem<br />

Vorankommen <strong>im</strong> Lehrgang vermeintlich deutlich, was das Kind gelernt hat. Da es sich hier um<br />

einen durch das Buch klar definierten Stoff handelte, war die Klassenarbeit ein geeignetes<br />

Messinstrument. Lernen Kinder jedoch in vorbereiteten Umgebungen und Projekten entlang ihren<br />

eigenen Interessen und zu selbstgewählten Zeiten, dann wird das Instrument Klassenarbeit<br />

unpassend, misst es doch etwas, was gar nicht mehr intendiert ist. Als Instrument <strong>zur</strong> Erhebung<br />

von Lernvoraussetzungen, wie es die Lehrerinnen und Lehrer häufig interpretieren (vgl. Kapitel<br />

5), ist die Klassenarbeit nun ebenfalls nicht mehr geeignet.<br />

Um den Überblick zu behalten und den Kindern geeignete weiterführende Anregungen bereitstellen<br />

zu können, ist bei individualisiertem Unterricht ein Protokollsystem notwendig. In<br />

Klixbüll, das ist die vorgestellte Schule mit dem Fachraumsystem, vermerken die Lehrerinnen<br />

und Lehrer die Anwesenheit der Kinder in den Fachräumen auf persönlichen Karteikarten der<br />

Kinder und sehen dadurch, ob ein Kind ein Fach vernachlässigt. Zusätzlich wird dort die<br />

geleistete Arbeit je<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> täglich protokolliert. Nach dem Unterricht werden die Beobachtungen<br />

<strong>des</strong> Vormittags ausgewertet und Material für den nächsten Tag vorbereitet. Das gleiche<br />

System lässt sich auf Wochenplanarbeit anwenden.<br />

Ein neues didaktisches Konzept stellt die Lehrerinnen und Lehrer, das haben die Ausführungen<br />

gezeigt, vor neue Aufgaben. Nun könnte man kurzschlüssig annehmen, man müsse sich<br />

nur über die Didaktik klar werden, die man verwirklichen wolle und schon sei die Veränderung<br />

<strong>des</strong> Unterrichts die Folge. Praktisch stellt sich der Veränderungsprozess jedoch erheblich<br />

schwieriger dar, denn in den Schulversuchen scheiterte die schnelle Umsetzung <strong>des</strong> Konzepts<br />

nicht am guten Willen, sondern vor allem an der mangelnden Erfahrung mit dem Neuen, vielleicht<br />

auch an der mangelnden Transparenz alter, zu überwindender Routinen. Der Einfluss der<br />

Lehrerinnen und Lehrer auf die Veränderung ihres Unterrichts ist in der Realität längst<br />

263 Vgl. den Überblick über Ergebnisse empirischer Studien für den Mathematikbereich (Selter{ XE "Selter" }<br />

1998, 85)<br />

264

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