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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

B: "Als junge Lehrerin hatte ich nicht das Instrumentarium, das ich heute habe. Man ist da<br />

noch unsicher und auf dem Weg. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sich auch weiterentwickelt.<br />

Von ehemaligen Kommilitoninnen, die mein Alter haben, höre ich häufig, dass sie<br />

sagen: ich hatte in der Referendarzeit einen tollen Ausbilder, von der Zeit zehre ich heute noch,<br />

das ist 30 Jahre her. Da frage ich mich, was ist in den 30 Jahren passiert, sind die Leute <strong>im</strong> Alter<br />

von 25 stehengeblieben? Also eine Grundvoraussetzung war für uns <strong>im</strong>mer, dass man sich<br />

selber öffnet und ständig weiter sucht und sich weiter entwickelt... Ich war schon <strong>im</strong>mer interessiert<br />

daran, mehr zu erfahren und in der Literatur up to date zu sein. Als ich aus dem Schuldienst<br />

raus musste für ein paar Jahre wegen der Kinder, da hatte ich auch sofort das Gefühl, du<br />

musst jetzt irgend etwas machen, um das was du noch kannst, nicht zu verlernen. Ich habe <strong>im</strong>mer<br />

das Gefühl gehabt schon in der Referendarzeit, jetzt müsstest du eigentlich noch mal <strong>zur</strong> Hochschule<br />

und dieses oder jenes nochmal belegen, womit du <strong>im</strong> Studium noch nicht viel anfangen<br />

konntest. Also ich habe mir auch <strong>im</strong>mer sehr viel an Literatur angeschafft. Und dann als die<br />

Kinder so einigermaßen aus dem gröbsten raus waren, dann bin ich ja gleich wieder <strong>zur</strong> Hochschule<br />

gegangen" (LF1010, 7).<br />

Interviewerin: "Ihr habt euch auch relativ früh gefunden und hattet dann einen Diskussionszusammenhang,<br />

oder wie war das?"<br />

B: "Also, unsere Schule haben wir ja gemeinsam entwickelt, eben mit dem, was wir uns<br />

vorstellten unter Schule. Denn früher war ja an unserer kleinen Grundschule in reformpädagogischer<br />

Hinsicht auch wegen der vorgegebenen Strukturen älterer Kollegen nicht viel gelaufen.<br />

Und dann waren ja natürlich die äußeren Notwendigkeiten passend, wir waren ja nur noch zu<br />

zweit an der Schule. Um diese Situation zu erreichen, hatten wir ja auch fast ein Jahr lang dafür<br />

gekämpft, dass ich überhaupt an diese Schule versetzt wurde. Und jetzt war die Gelegenheit gekommen,<br />

die Schule so zu gestalten wie uns das eben schon seit dem Studium vorgeschwebt<br />

hatte. Wir hatten uns <strong>im</strong>mer schon mit den Ideen Peter PETERSENS{ XE "PETERSEN, PETER" }<br />

auseinandergesetzt. Das war unser Vorbild" (LF1010, 8).<br />

Doch dieses Vorbild war nicht die einzige treibende Kraft. Hinzu kam - motiviert durch<br />

persönliche <strong>Erfahrungen</strong> - das langjährige Engagement in einer Gruppe, die gemeinsamen Unterricht<br />

für alle Kinder forderte, die Auseinandersetzung mit Fachliteratur, der Besuch zahlreicher<br />

Fortbildungen und das permanente Weiterstudium an der Hochschule.<br />

Der <strong>Modellversuch</strong>santrag dieser Schule war zweifach begründet, einerseits vom zwischenzeitlich<br />

schriftlich fixierten und teilweise schon umgesetzten pädagogischen Konzept her<br />

in Anlehnung an den Kleinen Jenaplan und andererseits von der Schulgröße her, indem für die<br />

Erhaltung einer kleinen Grundschule <strong>im</strong> ländlichen Raum plädiert wurde. Als die Schule mit<br />

dem Schulversuch begann, war die Arbeit in jahrgangsgemischten Klassen für die Lehrerinnen<br />

nichts neues mehr. Es stand in der Schule bereits ein organisatorisches Gerüst, das andere Modellschulen<br />

sich erst noch erarbeiten mussten: Der 45-Minutentakt war in den beiden ersten<br />

Stunden durch fächerübergreifende Arbeitseinheiten ersetzt worden, von denen 3-4 pro Jahr als<br />

schulübergreifende Projekte angelegt sind. Tagesplan, Wochenplan und Freiarbeit waren bereits<br />

zentrale Arbeitsformen, auch wenn Deutsch und Mathematik noch einige Stunden in der<br />

Woche in Form von Abteilungsunterricht stattfanden, in dem sich Stillarbeitsphasen und Frontalunterricht<br />

abwechselten (Antrag v. 28.3.94, LF1001, 4).<br />

Die Woche beginnt in Brockdorf mit einem gemeinsamen Gespräch, Austausch von Erlebnissen<br />

und dem Vorstellen der Wochenthemen. Sie endet mit einer gemeinsamen Wochenabschlussfeier,<br />

auf der alle Klassen ihre Arbeitsergebnisse einander präsentieren. Auch jeder Tag<br />

beginnt und endet in den Klassen mit einem Kreis, in dem die Tagesarbeit besprochen wird,<br />

Teilergebnisse vorgestellt werden und über Schwierigkeiten bei der Arbeit reflektiert wird.<br />

Die Klassen sind als "Lernwerkstatt" gestaltet, indem sie in verschiedene Arbeitsbereiche mit<br />

unterschiedlichen Materialien aufgeteilt sind. Arbeitsergebnisse werden <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer<br />

ausgestellt. Zugleich versteht sich die Schule als Nachbarschaftsschule, bezieht also die Umwelt<br />

der Kinder in den Unterricht ein und gestaltet das dörfliche Gemeinschaftsleben mit. Der<br />

Antrag auf Genehmigung <strong>des</strong> Schulversuchs richtete sich auf vier Aspekte:<br />

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