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Erfahrungen im Modellversuch zur Neustrukturierung des ...

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B Voraussetzungen und Verläufe<br />

7 <strong>Modellversuch</strong> Schulanfang<br />

den alten Grundschulstrukturen schlug das Pendel der Veränderungstendenzen stark in eine Sonderpädagogisierung<br />

<strong>des</strong> Schulalltags aus. Das Problem der noch geringen integrativen Wirkung<br />

<strong>des</strong> <strong>Modellversuch</strong>s wurde erkannt. Dennoch scheint der Weg, in der Auseinandersetzung zwischen<br />

grundschulpädagogischen und sonderpädagogischen Vorerfahrungen kooperativ auf ein<br />

höheres Tätigkeitsniveau zu gelangen, welches beide zu einer neuen Qualität integrativer Arbeit<br />

vereint, noch weit zu sein.<br />

Beispiel 2: Notlösungen eröffnen andere Erfahrungsräume als geplant258<br />

Die zweite Schule, die - wie die meisten - einen eher vorsichtigen Anfang wagte, geriet zudem<br />

gleich zu Beginn durch personelle Wechsel in Bedrängnis. Zwei von vier Lehrerinnen, die in<br />

der neustrukturierten Eingangsphase arbeiten wollten, hatten gute Gründe, nun doch nicht <strong>zur</strong><br />

Verfügung zu stehen. Zudem wuchs die Zahl der Erstklässler um mehr als 40% durch Ausnahmegenehmigungen,<br />

Zuzüge und Kann-Kinder. Die Personalversorgung der zwei- bis dreizügigen<br />

Grundschule war hierdurch zu Anfang so ungünstig, dass praktisch keine Doppelbesetzungen<br />

möglich waren. Zudem blieb die Zuweisung der Sonder- und Sozialpädagogikstunden für den<br />

Schulversuch aus. Diese Schule hatte vorher keine schulversuchsrelevanten Vorerfahrungen,<br />

war also weder Volle Halbtagsschule noch hatte sie eine Integrationsklasse.<br />

Die Planung der Neuerung begann sehr frühzeitig unter Einbezug der Eltern und der acht<br />

Kindergärten. Darin lag offensichtlich eine Stärke <strong>des</strong> Vorgehens. Allen Beteiligten war die geplante<br />

Veränderung rechtzeitig bekannt. Ziel war es zunächst, möglichst frühzeitig Einblick in<br />

die individuellen Ausgangslagen der Kinder zu bekommen (LF501, 9). Daraus entwickelte sich<br />

eine echte Kooperation durch die Einrichtung eines Arbeitskreises aus Erzieherinnen und LehrerInnen,<br />

der sich seither bei regelmäßigen Treffen mit verbindenden Themenbereichen - teils<br />

mit Fachleuten als Referenten - auseinandersetzt. Solche Themen waren vor und <strong>im</strong> ersten<br />

Schulversuchsjahr: Kommunikative und kooperative Spiele, Psychomotorik, Stille-Übungen,<br />

Frühlesen / Frühschreiben, Sprachdefizite / Sprachauffälligkleiten, projektartiges und situationsgebundenes<br />

Lernen <strong>im</strong> Kindergarten.<br />

In den drei ersten noch nicht jahrgangsübergreifenden Klassen <strong>des</strong> <strong>Modellversuch</strong>s arbeiteten<br />

jeweils zwei Lehrpersonen zusammen, wobei eine den Schwerpunkt Deutsch / Sachunterricht<br />

und die andere den Schwerpunkt Mathematik abdeckte. Auf eine Schulfähigkeitsüberprüfung<br />

der schulpflichtigen Kinder wurde verzichtet. Ziel in diesem ersten Versuchsjahr war es,<br />

weitgehend offen und fächerübergreifend zu unterrichten, wozu sich diese "Teams" absprechen<br />

sollten. Von der geplanten didaktisch-methodischen Veränderung wurde jedoch relativ wenig<br />

umgesetzt, weil die dafür als notwendig erachteten Doppelbesetzungen fehlten und zu wenig<br />

Zeit <strong>zur</strong> Verfügung stand (keine Volle Halbtagsschule). Der Unterricht folgte eher altbekannten<br />

Mustern, oft unter großem Zeitdruck. Hinzu kamen Disziplinprobleme, deren Bewältigung den<br />

Teams anfänglich grosse Schwierigkeiten bereitete. In einer der Gruppen störten "vier verhaltensauffällige<br />

Kinder den Unterricht derart, dass teilweise ein Unterrichten kaum möglich war"<br />

(LF501, 4). In einer weiteren Gruppe gestaltete sich der Unterricht ebenfalls "problematisch.<br />

Eine angemessene Betreuung für das Kind mit Verhaltensauffälligkeiten war nicht gegeben. Dadurch<br />

war die Gruppe zusätzlichen Belastungen ausgesetzt" (LF501, 5).<br />

Zwar erprobten die Lehrerinnen in den Anfangsklassen <strong>im</strong> ersten Jahr <strong>des</strong> Versuchs keine<br />

neuen Unterrichtsmethoden. Statt <strong>des</strong>sen lernten sie aber kooperieren. Sie trafen sich regelmäßig,<br />

um den Unterricht in der jeweiligen Klasse abzusprechen. Zusätzlich tauschten die Fachkolleginnen<br />

(Deutsch bzw. Mathematik) ihre <strong>Erfahrungen</strong> aus. Alle zusammen entwickelten<br />

schließlich ein Konzept für den Antrag auf Einrichtung der Vollen Halbtagsschule, um mehr Zeit<br />

und eine bessere Personalausstattung zu erhalten. Auch der hier ausgewertete <strong>Modellversuch</strong>sbericht<br />

wurde kooperativ erstellt. Die Außendarstellung <strong>des</strong> <strong>Modellversuch</strong>s wurde gemeinsam<br />

258 Dem Beispiel liegt die Analyse <strong>des</strong> <strong>Modellversuch</strong>-Zwischenberichts <strong>des</strong> ersten und <strong>des</strong> beginnenden zweiten<br />

Schulversuchsjahres zugrunde<br />

251

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