Beratung und Kooperation im Kontext von häuslicher ... - ifb - Bayern
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Entwicklung basaler Sicherheitsstrategien. In aller Regel kann erst nach dieser <strong>Beratung</strong>sphase<br />
an der Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung weiter reichender neuer Strategien <strong>im</strong> Umgang mit<br />
der Gewalt gearbeitet werden. In der fallbezogenen Zusammenarbeit mit anderen Professionen<br />
<strong>und</strong> Stellen, die mit der Gewaltbearbeitung befasst sind, gilt es bei Klientinnen mit einer<br />
ambivalenten Bindung an den Täter besonders häufig, das Verständnis für ein professionelles<br />
Handeln zu schärfen. So sollte allen beteiligten Fachkräften bewusst sein, dass Interventionen<br />
wie Platzverweis oder Wohnungszuweisung oft mehrfach ausgesprochen werden<br />
müssen, bevor die Betroffenen dazu in der Lage sind, stabile Entscheidungen zur eigenen<br />
Sicherheit zu treffen. Werden Interventionen wiederholt abgerufen, kommt es bei jedem einzelnen<br />
Mal darauf an, sie sorgfältig <strong>und</strong> entschieden durchzuführen.<br />
Nach Einschätzung <strong>von</strong> Expertinnen wird die Fachberatung besonders häufig <strong>von</strong> Klientinnen<br />
genutzt, die sich in der Phase der „Fortgeschrittenen Trennung“ oder der „Ambivalenten<br />
Bindung“ befinden (Helfferich et al. 2004: 50).<br />
3. Die inhaltliche Gestaltung der <strong>Beratung</strong><br />
Der Fachberatung <strong>von</strong> Opfern häuslicher Gewalt <strong>und</strong> Nachstellungen liegen unterschiedliche<br />
Konzepte zugr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> entsprechend unterschiedlich sind die konkreten <strong>Beratung</strong>ssettings<br />
(s. I Kap. 4 u. II Kap. 1.3). Doch unabhängig da<strong>von</strong>, ob eine Einrichtung sich pr<strong>im</strong>är als<br />
erste Anlaufstelle zur Krisenintervention versteht oder eine umfassende psychosoziale Begleitung<br />
anbietet, ob die <strong>Beratung</strong> telefonisch, als face-to-face Kontakt oder als Gruppenangebot<br />
gestaltet ist: In der Fachberatung spielen Themen, wie z. B. die Ermittlung der Gefährdungslage<br />
oder die Entwicklung <strong>von</strong> Sicherheitsstrategien, eine zentrale Rolle. In den<br />
folgenden Abschnitten wird ein Überblick über diese Themen sowie Empfehlungen für die<br />
Gestaltung der <strong>Beratung</strong> gegeben (s. II Kap. 3.2). Da die <strong>Beratung</strong> zu juristischen Schritten<br />
ein Schwerpunkt der vorliegenden Handreichung ist, wird auf entsprechende Inhalte in einem<br />
eigenen Abschnitt vertiefend eingegangen (s. II Kap. 3.3). Ein weiteres Kapitel widmet<br />
sich den Anforderungen, die sich bei der <strong>Beratung</strong> <strong>von</strong> Betroffenen in besonderen Konstellationen<br />
stellen (s. II Kap. 3.4). Die Erwartungen der Fachkräfte, der Klient(inn)en sowie der<br />
Vertreter(innen) kooperierender Stellen an die <strong>Beratung</strong> spielen eine wichtige Rolle bei der<br />
Bewertung der geleisteten Arbeit. Es wird daher zunächst auf die gr<strong>und</strong>sätzlichen Anforderungen<br />
der <strong>Beratung</strong>sarbeit sowie auf die Frage eingegangen, woran Erfolge in der Opferberatung<br />
gemessen werden können (s. II Kap. 3.1).<br />
3.1 Inhaltliche Anforderungen <strong>und</strong> Erwartungen an die <strong>Beratung</strong><br />
An die <strong>Beratung</strong> knüpfen sich hohe Erwartungen. Dies betrifft nicht nur die Hoffnungen der<br />
Klient(inn)en selbst, sondern auch die Erwartungen <strong>von</strong> Vertreter(inne)n kooperierender Institutionen.<br />
Besonders in Fällen, in denen wiederholt polizeiliche oder gerichtliche Interventionen<br />
angefordert wurden, hoffen beteiligte Fachkräfte anderer Professionen häufig, die<br />
Betroffenen mögen mit Hilfe der <strong>Beratung</strong> endlich stabile Entscheidungen zu Gunsten der<br />
eigenen Sicherheit treffen oder zumindest die damit betrauten öffentlichen Institutionen<br />
nicht mehr beanspruchen. Beratende benötigen eine klare Vorstellung über Chancen <strong>und</strong><br />
Grenzen des eigenen Hilfsangebots, die sie sowohl gegenüber den Klient(inn)en als auch<br />
den Beteiligten anderer Professionen vertreten können. Voraussetzung hierfür ist jedoch,<br />
dass sich die Fachkräfte der besonderen inhaltlichen Anforderungen <strong>und</strong> Erfolgskriterien<br />
der <strong>Beratung</strong>sarbeit bewusst sind.<br />
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